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Die Geschichte der Ritterinnen - Neue Visionen Filmverleih

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Synopsis<br />

Sie sind sieben. Links, radikal, anarchistisch. Sie<br />

haben eine Vision und wollen die Revolution. Sie<br />

wollen alles ohne Männer machen und wohnen in<br />

einer Kreuzberger Fabrik, die Ritterhof heißt. Sie<br />

sind „<strong>Die</strong> <strong>Ritterinnen</strong>“.<br />

Der 1. Mai 1987 verän<strong>der</strong>t die Stimmung in <strong>der</strong><br />

linksradikalen Szene in Berlin. Der legendäre<br />

„Volksaufstand“ macht Kreuzberg für eine Nacht<br />

zum „befreiten Gebiet“. Es ist ein Fest, das zum<br />

Aufbruch werden soll. Es gilt, die IWF-Tagung zu<br />

verhin<strong>der</strong>n und ihre Teilnehmer aus <strong>der</strong> Stadt zu<br />

jagen. Bonnie, erst kurz zuvor aus <strong>der</strong> Provinz<br />

nach Berlin gezogen, ist nun mittendrin.<br />

Zusammen mit den an<strong>der</strong>en „<strong>Ritterinnen</strong>“ will sie<br />

in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>sten Reihe kämpfen. Sie verliebt<br />

sich, doch <strong>der</strong> politische Kampf steht im<br />

Vor<strong>der</strong>grund und bezieht alles Private mit ein.<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Ritterinnen</strong>“ wollen keine Kompromisse<br />

mehr eingehen und fangen an, ihren<br />

revolutionären Traum zu leben. Als erstes werfen<br />

sie die Männer aus ihrer Wohngemeinschaft...<br />

Barbara Teufel schaut zurück auf eine Zeit, in <strong>der</strong><br />

vieles möglich schien, und gewährt uns einen<br />

authentischen Einblick in das Innere <strong>der</strong> autonomen<br />

Szene. Der Film erzählt die <strong>Geschichte</strong><br />

einer Gruppe von sieben Frauen, die 1987 ihre<br />

Frauenwohngemeinschaft gründeten, erzählt von<br />

ihrem alltäglichen Leben in <strong>der</strong> Kommune, ihrer<br />

Freundschaft und Liebe, von ihrer politischen<br />

Arbeit, ihren Diskussionen und ihren Wi<strong>der</strong>sprüchen.<br />

In diesen Spielfilm eingefügt sind die Erinnerungen<br />

<strong>der</strong> „echten“ <strong>Ritterinnen</strong>, die in Interviews<br />

ihre Motive erklären und ihre Ansprüche reflektieren.<br />

Archivmaterial, Bil<strong>der</strong> von Straßenkämpfen<br />

in Kreuzberg und Rest-West-Berlin, von<br />

Demonstrationen und Aktionen gegen den IWF-<br />

Gipfel 1988 rekonstruieren die Atmosphäre in<br />

einer Stadt nahe dem Ausnahmezustand.<br />

Ein Gruppen- und Generationsportrait, ein Stück<br />

linke deutsche Zeitgeschichte. Spannend, eigenwillig<br />

und mit intelligentem Witz erzählt.


Kurzinhalt<br />

Bonnie kommt aus einer Kleinstadt im Schwarzwald<br />

nach Berlin, um ihre beste Freundin Eva zu<br />

besuchen. Eva wohnt seit einiger Zeit in einer WG<br />

in Berlin-Kreuzberg. Sie sind Punks, Autonome,<br />

radikal. Und obwohl die Arroganz <strong>der</strong> Berliner<br />

Autonomen berüchtigt ist, hat sich Bonnie fest<br />

vorgenommen, sich von ihnen nicht einschüchtern<br />

zu lassen.<br />

Auf dem Autonomen Straßenfest zum 1. Mai<br />

kommt es dann zu den legendären Straßenschlachten<br />

mit <strong>der</strong> Polizei. Für eine Nacht ist<br />

Kreuzberg „befreites“ Gebiet und Bonnie mittendrin.<br />

Danach wandelt sich die Stimmung in <strong>der</strong><br />

Autonomen Szene: <strong>Die</strong> Revolution scheint zum<br />

Greifen nahe. Bonnie wähnt sich zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort und zieht in die WG mit<br />

ein. Sie hat sich verliebt – in Kreuzberg, in die<br />

Revolte und in Nick, einen autonomen streetfighter,<br />

den sie in jener Mainacht kennengelernt hat.<br />

Doch solche Liebegeschichten sind in <strong>der</strong> Autonomen<br />

Szene höchstens als Nebenschauplatz<br />

akzeptiert, wenn überhaupt. „Liebe gibt’s nicht“<br />

und ist nur „ein bürgerliches Konstrukt zur Verschleierung<br />

<strong>der</strong> Geschlechterverhältnisse“. Das<br />

macht die Beziehung zwischen Bonnie und Nick<br />

nicht einfacher.<br />

Autonome Politik ist nach Bonnies Verständnis<br />

ein Rund-um-die-Uhr-Job. Der IWF-Gipfel steht<br />

vor <strong>der</strong> Tür, und die Anti-IWF-Kampagne läuft<br />

auf vollen Touren. Bonnie, Eva und die Frauen<br />

<strong>der</strong> WG in <strong>der</strong> Ritterstraße gründen ihre eigene<br />

Gruppe. Sie sind sieben, und in <strong>der</strong> Szene heißen<br />

sie fortan „<strong>Die</strong> <strong>Ritterinnen</strong>“.<br />

Als Ergebnis des alles beherrschenden<br />

antipatriarchalen Diskurses ist ihnen schnell klar,<br />

dass es ohne die Befreiung <strong>der</strong> Frauen keine<br />

Revolution geben kann. Deshalb fangen sie sofort<br />

damit an. Sie sind entschlossen zum radikalen<br />

Bruch mit <strong>der</strong> Männerwelt. Sie gründen ein<br />

eigenes IWF-Frauen-Plenum und vertreiben die<br />

Männer aus ihrer WG.<br />

Es ist <strong>der</strong> Beginn einer großen, ganz beson<strong>der</strong>en<br />

Liebesgeschichte, getragen von <strong>der</strong> Energie und<br />

<strong>der</strong> Gewissheit, gemeinsam die Welt aus den<br />

Angeln heben zu können<br />

Als erstes lösen sie ihre Girokonten auf und<br />

eröffnen ein einziges gemeinsames. Alles gehört<br />

jetzt allen: das Geld, <strong>der</strong> Haushalt,, die Bücher,<br />

die Klamotten, alles. Klauen gehört zum<br />

alltäglichen Klassenkampf, und auch die<br />

Lohnarbeit wird gerecht aufgeteilt. <strong>Die</strong><br />

revolutionäre Ökonomie schafft den Rahmen,<br />

doch im Zentrum des kollektiven Lebens steht<br />

die Politik.<br />

Und <strong>der</strong> politische Kampf hat erst begonnen...


<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Ritterinnen</strong><br />

Historischer Hintergrund<br />

Nach mehreren schweren Nie<strong>der</strong>lagen des Wi<strong>der</strong>standes<br />

in den 80er Jahren (Häuserkampf, Anti-<br />

AKW-Bewegung, Startbahn West, NATO-Aufrüstung)<br />

hat <strong>der</strong> 1. Mai 1987, die legendären Kiez-<br />

Randale in Kreuzberg, die politische Stimmung in<br />

<strong>der</strong> linksradikalen Szene Berlins gedreht. Nachdem<br />

die Polizei aus unergründlichem Anlass versucht<br />

hatte, ein Straßenfest gewaltsam aufzulösen,<br />

kam es in jener Mainacht zu einem spontanen<br />

„Volksaufstand“ in einem bis dahin einzigartigem<br />

Bündnis: Kreuzberger Normalbürger neben<br />

Autonomen, Alte neben Jungen, Türken neben<br />

Deutschen. Es gelang ihnen, die Polizei für Stunden<br />

in die Flucht zu schlagen. Ein Supermarkt<br />

wurde bis zum letzten Krümel geplün<strong>der</strong>t und<br />

später angezündet.<br />

Kreuzberg war<br />

„befreites Gebiet“, es<br />

war ein spontanes<br />

Fest <strong>der</strong> Anarchie.<br />

Politiker und Polizeiführung<br />

waren<br />

zutiefst verstört und<br />

schoben Aufstandsbekämpfungsprogramme<br />

an. Schließlich<br />

feierte Berlin in<br />

diesem Jahr 750.<br />

Geburtstag. Der amerikanische<br />

Präsident,<br />

die Queen und <strong>der</strong><br />

IWF/WELTBANK-<br />

Gipfel standen vor<br />

<strong>der</strong> Tür. Ihr zunächst<br />

heimlicher Wunsch,<br />

ganz Kreuzberg bei<br />

solchen Anlässen einfach einzusperren, um<br />

weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, wurde beim<br />

Besuch von Ronald Reagan prompt umgesetzt.<br />

Sie wähnten sich am Rande des Bürgerkriegs. Im<br />

linken Lager dagegen herrschte<br />

Aufbruchstimmung.<br />

In diesem Klima beginnt die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Ritterinnen</strong>.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ritterinnen</strong>, damals eine lose Gruppe,<br />

tummelten sich mit großem Eifer in <strong>der</strong><br />

autonomen Szene. Neben vielen aktuellen<br />

Aktionen und Demonstrationen waren sie im<br />

wesentlichen damit beschäftigt, eine<br />

großangelegte Kampagne gegen die IWF-Tagung<br />

zu organisieren.<br />

Im Vorbereitungsplenum dazu diskutierte man<br />

die gesellschaftlichen Machtverhältnisse weltweit,<br />

und zunehmend jenes zwischen den Geschlechtern.<br />

Den meisten war schnell klar, dass<br />

<strong>der</strong> Kampf gegen das Patriarchat praktisch an die<br />

erste Stelle <strong>der</strong> Hauptwi<strong>der</strong>sprüche gehört, denn:<br />

„Ohne die Befreiung <strong>der</strong> Frauen gibt es keine<br />

Revolution!“<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ritterinnen</strong> hatten also keine Zeit zu verlieren:<br />

als erstes befreiten sie sich von den Männern<br />

des IWF-Plenums und gründeten ein eigenes.<br />

Dann vertrieben sie ihre Mitbewohner aus <strong>der</strong><br />

Wohngemeinschaft,<br />

um für den Rest<br />

ihrer Frauengruppe<br />

Platz zu schaffen.<br />

Und schließlich verabschiedeten<br />

sie sich<br />

sogar von ihren „Hetero-Beziehungen“.<br />

Zumindest versuchsweise.<br />

„Ich<br />

muss zugeben, dass<br />

diese Patriarchatsdebatte<br />

damals sehr<br />

schnell ging. Aber<br />

wir waren eben ganz<br />

ungeduldig in unseren<br />

Gedanken, Ideen<br />

und wollten, dass die<br />

gesellschaftlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen sich<br />

von heute auf<br />

morgen vollziehen...“ (Ira, Ex-Ritterin)<br />

Sie waren mehr als Freundinnen, mehr als ein gut<br />

eingespieltes Team: sie verstanden sich als<br />

Kollektiv, als „Wahlfamilie“. Ihr ökonomisches<br />

Konzept hatte wahrhaft revolutionäre Züge: sie<br />

glichen die sozialen Ungleichheiten<br />

untereinan<strong>der</strong> aus, so dass je<strong>der</strong> die gleichen<br />

Freiräume und Möglichkeiten zur Verfügung<br />

standen.<br />

Sie hatten sich viel vorgenommen.


Produktionsnotizen<br />

von Barbara Teufel<br />

Am Anfang stand das Gedicht „wir waren sieben“,<br />

das ich 1995, 4 Jahre nach dem Auszug aus <strong>der</strong><br />

Ritterstraße, schrieb. Ich lebte zu <strong>der</strong> Zeit in<br />

Paris und hatte den Eindruck, dass linke Politik<br />

und <strong>Geschichte</strong> im wie<strong>der</strong>vereinigten Deutschland<br />

nach und nach weggespült werden, verschwinden.<br />

Nicht nur aus meinem Leben, son<strong>der</strong>n<br />

überhaupt. Ich hatte den Wunsch, etwas dagegen<br />

zu tun mit den Mitteln, die mir zur Verfügung<br />

stehen. Ein Stückchen dieser <strong>Geschichte</strong> könnte<br />

ich aufzeichnen, sichtbar, unauslöschbar machen.<br />

Aus Liebe und mit <strong>der</strong> kritischen Distanz <strong>der</strong><br />

Jahre.<br />

Das Gedicht und die Idee, daraus einen Film zu<br />

machen, stieß auf Neugier und Interesse, und so<br />

hatte ich bald einen Drehbuchvertrag mit dem<br />

WDR in <strong>der</strong> Tasche. Ich suchte zunächst nach<br />

einer Produzentin, die mir helfen sollte, das<br />

Projekt auf den Weg zu bringen. Ich fand eine,<br />

die viel, viel mehr konnte: kreative<br />

Weggefährtin, Freundin, Kritikerin, Hebamme,<br />

Coach, ein coup de coeur... Annedore von Donop.<br />

<strong>Die</strong> Recherche und die Arbeit am Drehbuch<br />

dauerten dann drei Jahre. Als das Buch endlich<br />

fertig war, hatten wir relativ schnell eine<br />

Patchworkfinanzierung von 1 Million DM<br />

zusammen, eigentlich viel zu wenig für ein so<br />

umfangreiches Projekt, das zwei komplette Filme<br />

enthält.<br />

Ich stand deshalb vor <strong>der</strong> Alternative: entwe<strong>der</strong><br />

unabsehbar lange auf mehr Geld zu warten, o<strong>der</strong><br />

Szenen-Kürzungen in Kauf zu nehmen und sofort<br />

zu drehen.<br />

“Take the money and run!“, riet mir Bela Tarr,<br />

<strong>der</strong> ungarische Regisseur, von dem ich viel gelernt<br />

habe und den ich sehr bewun<strong>der</strong>e. Ich entschied<br />

mich fürs Drehen.<br />

Dass das aus Kostengründen nur auf DV möglich<br />

ist, war längst entschieden. Ich wollte mich bei<br />

den Interviews nicht an den laufenden Metern<br />

orientieren müssen und hatte vor, die Spielszenen<br />

in Improvisationen zu entwickeln. Da<br />

braucht man genügend Material, einen möglichst<br />

großen Spielraum und ein möglichst kleines,<br />

flexibles Team. Mit Film ist so etwas schwierig.<br />

Inzwischen hatte ich mit meinen Ex-Kommunardinnen<br />

über meine Filmidee gesprochen, und alle<br />

waren bereit, etwas dazu beizutragen. Selbst die<br />

Männer...<br />

Wir begannen die Dreharbeiten mit dem dokumentarischen<br />

Teil. Tatsächlich waren alle gekommen:<br />

aus Afrika, aus Spanien und dem Bayrischen<br />

Wald. Das war aufregend und einer <strong>der</strong><br />

schönsten Effekte des Films, dass wir so zum<br />

ersten Mal wie<strong>der</strong> etwas Gemeinsames zu siebent<br />

machten. Wir fanden uns sofort wie<strong>der</strong> und ha-<br />

ben es sehr genossen. Am Ende kam immer wie<strong>der</strong><br />

die leise Frage: Warum haben wir uns eigentlich<br />

getrennt?<br />

Das Casting für den Spielfilm entwickelte sich<br />

über mehr als ein halbes Jahr. Formationen und<br />

Rollen wechselten, bis ich die für mich beste<br />

Konstellation <strong>der</strong> RITTERINNEN und ihrer Entourage<br />

gefunden hatte. Ich wollte junge, unbekannte<br />

Gesichter und fand die meisten in den<br />

Schauspielklassen <strong>der</strong> HdK/UdK Berlin. <strong>Die</strong> wenigsten<br />

hatten je vor einer Filmkamera gestanden.<br />

Als allerletzte habe ich Jana Straulino als<br />

„Bonnie“ gefunden. Ich suchte lange nach einer,<br />

die mir ähnlich ist, und konnte sie nirgendwo<br />

entdecken. Beim Casting mit Jana war sofort<br />

klar: Sie ist ganz an<strong>der</strong>s. Aber sie hatte etwas in<br />

ihrem Spiel, was mich sehr anzog und neugierig<br />

machte. Dann kamen die Bedenken: Sie ist zu<br />

schön, zu ebenmäßig, sieht zu „mo<strong>der</strong>n“ aus. Wir<br />

machten ein weiteres Casting, verkleideten sie,<br />

aber sie blieb auch in Lumpen ein engelhaftes<br />

Geschöpf. Das faszinierte mich, und mich reizte<br />

<strong>der</strong> Gedanke, dem Klischee von autonomen und<br />

lesbischen Frauen einen Streich zu spielen.<br />

Ich komme vom Dokumentarfilm, und so bin ich<br />

auch an die Inszenierung <strong>der</strong> Spielszenen herangegangen.<br />

Zur Vorbereitung <strong>der</strong> SchauspielerInnen<br />

gehörten neben <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

dem IWF auch kleine öffentliche Aktionen. Ich<br />

wollte, dass sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn<br />

man sich als kleine Gruppe in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

bewegt und die Leute von etwas überzeugen will.<br />

Auch auf <strong>der</strong> „Revolutionären Maidemo“...<br />

Als Hauptdrehort wählte ich eine leerstehende<br />

Fabriketage am Erckelenzdamm in Kreuzberg,<br />

wenige Schritte von <strong>der</strong> „Ritter“ entfernt. Lage,<br />

Architektur und <strong>der</strong> bauliche Zustand <strong>der</strong> Etage<br />

passten perfekt. <strong>Die</strong> Aufteilung des Raumes mit<br />

allen wesentlichen Elementen (gläserne Schlafzimmer,<br />

türloses Badklo, Zentrum Küchentisch,<br />

gemeinsame Klei<strong>der</strong>kammer etc.) wurde dem<br />

Original entsprechend nachgebaut.<br />

Im Team und unter den Schauspielerinnen wirkte<br />

<strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> RITTERINNEN ansteckend. Immer<br />

mehr erschienen in Punk-Klamotten am Set,<br />

einige ließen sich die Haare färben, Iros rasieren,<br />

übernachteten in <strong>der</strong> Etage, verbrachten selbst<br />

die drehfreien Tage zusammen... ein Kollektiv<br />

entstand für einen Sommer, mit allem, was dazu<br />

gehört...


Zur Erzählform<br />

Aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> äußeren und persönlichen Ereignisse<br />

jener Jahre einige zu extrahieren, aus<br />

an<strong>der</strong>en Konzentrate herzustellen, das war das<br />

schwierigste.<br />

Es bedeutete ja, die <strong>Geschichte</strong> zu verän<strong>der</strong>n und<br />

sie neu zusammen zu fügen, ohne wichtiges<br />

unterwegs zu verlieren. Was ist wichtig? Das ist<br />

subjektiv, meine Auswahl, meine Version. Jede<br />

an<strong>der</strong>e würde es an<strong>der</strong>s erzählen.<br />

Vom reinen Dokumentarkonzept über den reinen<br />

Spielfilmentwurf kam ich schließlich bei <strong>der</strong> Form<br />

an, die <strong>der</strong> Film jetzt hat.<br />

Es kristallisierte sich sehr bald heraus, dass dieser<br />

Film ein kompliziertes Geflecht aus zwei Filmen<br />

wird, das einen eigenen dritten ergibt. Auf <strong>der</strong><br />

einen Seite die Interviews mit den realen<br />

Personen, die von realen Ereignissen berichten,<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Figuren und Handlungen<br />

des Spielfilms.<br />

<strong>Die</strong> Figuren leben natürlich von Anleihen <strong>der</strong><br />

realen Personen, klar, aber keine Spielfilmfigur<br />

ist identisch mit einer realen Person. Es hat mir<br />

großen Spaß gemacht, die beiden Filme an-,<br />

gegenein- und wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong> zu fahren.<br />

Damit entstand genau die <strong>Geschichte</strong>, die ich<br />

erzählen wollte, und die keines <strong>der</strong> Einzelteile<br />

einlösen kann. So funktioniert „Erinnerung“.<br />

Da ich nun 14 Hauptdarstellerinnen hatte, war<br />

klar, ich brauche eine o<strong>der</strong> zwei, die durch den<br />

Film führen. So entstand „Bonnie“, die ich mit<br />

vielen Elementen meiner eigenen <strong>Geschichte</strong><br />

ausstattete (die kannte ich am besten), und <strong>der</strong><br />

ich meine „Ich“-Stimme lieh.<br />

Ich betrachtete DIE RITTERINNEN immer als Geschichtsprojekt,<br />

hatte aber auch große Lust, das<br />

Lebensgefühl sinnlicher zu transportieren und<br />

freier zu interpretieren als es durch Interviews<br />

möglich ist. Also musste ich die Balance finden<br />

zwischen historischer Wahrheit und spielerischer<br />

Interpretation. So entstanden meine beiden „Paralleluniversen“.<br />

Während in den Interviews ein Teil unserer tatsächlichen<br />

<strong>Geschichte</strong> als Gruppe erzählt wird,<br />

fließen in den Spielfilm auch Erfahrungen ein,<br />

die an<strong>der</strong>e Leute an an<strong>der</strong>en Orten zu einer an<strong>der</strong>en<br />

Zeit gemacht haben. Und da öffnet sich eine<br />

Pforte zwischen „uns“ und dem Begriff „Generation“.<br />

Zur Montage<br />

Das gedrehte Material bot Stoff für bestimmt<br />

zehn komplett verschiedene Filme. Lange Zeit<br />

dachte ich, dass ich unmöglich unter einer Filmzeit<br />

von drei Stunden bleiben kann. Aus diesem<br />

Berg, <strong>der</strong> ein wahrer Schatz ist, das herauszufinden,<br />

was mein Film werden sollte, dauerte ein<br />

gutes Jahr.<br />

<strong>Die</strong> Ästhetik <strong>der</strong> Montage lehnt sich an den Inhalt<br />

an. Ruppig manchmal, sprunghaft, assoziativ,<br />

oft gegen die Regeln <strong>der</strong> Sehgewohnheit.<br />

<strong>Die</strong>se Regelverstöße sind allerdings nicht Selbstzweck,<br />

son<strong>der</strong>n in jedem Fall durch eine inhaltliche<br />

Entscheidung bedingt. Wenn bei mir ein<br />

Interviewbild springt, dann, weil ich bei diesem<br />

Gesicht bleiben will, ohne Weichmacher dazwischen.<br />

Sieht nicht immer schön aus, macht aber<br />

Sinn. Es geht um Prioritäten. Selbst in diesen<br />

kleinen Dingen.


<strong>Die</strong> Filmemacherin<br />

Barbara Teufel<br />

„Meine eigene <strong>Geschichte</strong> ist <strong>der</strong> Ursprung des Films, das stimmt, und ich<br />

führe als Ich-Erzählerin durch die Handlung. Dennoch bleibt dieses „Ich“<br />

stets ein artifizielles, eine erzählerische Konstruktion. <strong>Die</strong> dokumentarischen<br />

und die Spielfilmelelemente müssen als zwei Paralleluniversen<br />

begriffen werden. Es gibt punktuell gesetzte Überschneidungen, aber das<br />

eine bildet niemals das an<strong>der</strong>e ab.“<br />

„Nichts bleibt genau so, wie es war, aber alles ist so, wie es hätte gewesen<br />

sein können...“<br />

Geboren und aufgewachsen ist Barbara Teufel in einem kleinen Dorf in<br />

Schwaben. Nach dem Abitur in Tübingen folgten diverse Maßnahmen für<br />

arbeitslose Jugendliche und die Gründung eines Frauen-Kultur-Cafés. Sie<br />

studierte allgemeine Rhetorik und empirische Kulturwissenschaften in<br />

Tübingen, anschließend in Berlin. Filmstudium an <strong>der</strong> dffb, drei Jahre<br />

Gaststudium an <strong>der</strong> FEMIS Paris.<br />

Seit 1995 freie Filmemacherin.<br />

Filmographie (Auswahl)<br />

1990 ENGEL!<br />

1991 ZEITGEISTER<br />

1995 MÄNNER IN ÖL<br />

1996 STROH ZU GOLD<br />

1997 PÜNKTCHEN<br />

2003 DIE RITTERINNEN


<strong>Die</strong> Schauspieler<br />

Jana Straulino<br />

Jana Straulino wurde 1978 geboren. Erste Schauspielerfahrungen sammelte sie<br />

am Jugendtheater des Schauspielhauses Hamburg. In den letzten Jahren spielte<br />

sie in zahlreichen Fernsehfilmen mit. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre<br />

Rollen in den Kinofilmen Crazy von Hans-Christian Schmidt und St. Pauli Nacht<br />

von Sönke Wortmann.<br />

Filmographie (Auswahl)<br />

2002 SEVENTEEN von Hans Jörg Thun, Fernsehfilm<br />

VOLL KORREKTE JUNGS von Rolf Silber, Fernsehfilm<br />

2000 PAS DE DEUX von Florian Baxsmeyer, Fernsehfilm<br />

CRAZY von Hans - Christian Schmidt, Kinofilm<br />

1998 ST. PAULI NACHT von Sönke Wortmann, Kinofilm<br />

Ulla Renneke<br />

Ursula Renneke wurde 1975 in Hannover geboren. Sie studierte Schauspiel an<br />

<strong>der</strong> HdK Berlin und arbeitet seit 1999 als freie Schauspielerin. Vor ihrer ersten<br />

Filmrolle in „<strong>Die</strong> <strong>Ritterinnen</strong>“ spielte sie vor allem Theater, unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong><br />

Einar Schleef Inszenierung von „Verratenes Volk“ am Deutschen Theater Berlin.<br />

Sie ist Mitglied <strong>der</strong> Theater-Company LUBRICAT/Sophiensäle Berlin.<br />

Katja Danowski<br />

Katja Danowski wurde 1974 in Hemer geboren und studierte an <strong>der</strong> UdK Berlin<br />

Schauspiel. In den letzten Jahren hat sie in verschiedenen Inszenierungen am<br />

Berliner Ensemble und am Staatstheater Stuttgart gespielt und dort unter<br />

an<strong>der</strong>en mit Claus Peymann und Lean<strong>der</strong> Haussmann gearbeitet. Im Oktober<br />

2003 wird sie auch in dem neuen Lean<strong>der</strong> Haussmann Film „Herr Lehmann“ zu<br />

sehen sein.<br />

2002 HERR LEHMANN von Lean<strong>der</strong> Hausmann, Kinostart: 10/2003<br />

Mieke Schymura und Bärbel Schwarz<br />

Sind Schauspielschülerinnen an <strong>der</strong> UdK. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Dreharbeiten waren<br />

sie im ersten Studienjahr und standen erstmals vor <strong>der</strong> Kamera.<br />

Tilla Kratochwil<br />

Studierte Schauspiel an <strong>der</strong> Ernst Busch und spielte zwei Jahre am Theater in<br />

Jena.<br />

Ursina Lardi<br />

Ursina Lardi hat in den letzten Jahren vor allem Theater gespielt. Am<br />

Hamburger Schauspielhaus hatte sie letztes Jahr Premiere mit Elfriede Jelineks<br />

„Prinzessinnendramen. Der Tod und das Mädchen I-III“. Ihre erste Kinorolle<br />

spielte sie in Angela Schanelecs „Mein langsames Leben“.<br />

2000 MEIN LANGSAMES LEBEN von Angela Schanelec, Kinofilm<br />

Nic Romm<br />

Geboren 1974, studierte Nic Romm an <strong>der</strong> staatlichen Hochschule für Musik und<br />

Theater in Hannover.<br />

2002 NORTHERN STAR von Felix Randau, Kinofilm<br />

DEMON´s PLAY von Tyrell Woodfork, Kinofilm<br />

NOWHERE WEST von Michael Krause, Kinofilm<br />

2001 IN SEARCH OF AN IMPOTENT MAN von John C. Hen<strong>der</strong>son,<br />

Kinofilm


Produktionsdaten<br />

Filmtitel (deutsch): <strong>Die</strong> <strong>Ritterinnen</strong><br />

Filmtitel (englisch): Gallant Girls<br />

Produktionsjahr: 2003<br />

Fertigstellung: Februar 2003<br />

Drehzeit Dokteil: 04.06.2001-16.06.2001<br />

Drehzeit Spielteil: 23.07.2001-18.08.2001<br />

Drehtage: 31 Tage<br />

Drehort: Berlin<br />

Länge: 96 Min.<br />

Kopie: 35mm, Farbe<br />

Drehformat: DV Cam 500 und ARRI S16 Highspeed<br />

Film geför<strong>der</strong>t von: Filmstiftung NRW<br />

Produzent: Jörg Rothe Mediopolis GmbH<br />

und Annedore v. Donop<br />

Co-Produktion: WDR, SWR, HR<br />

Verleih: <strong>Neue</strong> <strong>Visionen</strong> <strong>Filmverleih</strong><br />

Kontakt: Mediopolis Köln GmbH<br />

C/o Mediopolis Berlin GmbH<br />

Bülowstraße 66<br />

10783 Berlin<br />

Tel: 030-235560-0<br />

Fax: 030-235560-66<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Visionen</strong> <strong>Filmverleih</strong><br />

Schliemannstraße 5<br />

10437 Berlin<br />

Tel: 030-44008844<br />

Fax: 030-44008845


Stab<br />

Besetzung<br />

Regie Barbara Teufel<br />

Buch Barbara Teufel<br />

Produzent Annedore v. Donop, Jörg Rothe<br />

Redaktion Andrea Hanke WDR<br />

Sabine Holtgreve SWR<br />

Frank Hertweck SWR<br />

Liane Jessen HR<br />

Dramaturgin Annedore v. Donop<br />

Herstellungsleitung Jörg Rothe<br />

Produktionsleitung Sonja Kirch<br />

Produktionsassistent Florian Rühl<br />

Kamera Ralph Netzer<br />

Kameraassistenz Conny Wie<strong>der</strong>hold<br />

Schnitt Barbara Teufel<br />

Regieassistenz Julia Rose<br />

Script/Continuity Anja Däbritz<br />

Aufnahmeleitung Juri Maric<br />

Set-Aufnahmeleitung Nicole Martens<br />

Oberbeleuchter Michael <strong>Die</strong>tze<br />

Beleuchter Karsten Stern, Tobias Vogel<br />

Ton Ivonne Gärber<br />

Musik daily terror, the wipers u.v.a.<br />

Ausstattung Hubert Saier, Petja Bülow<br />

Requisite Andrea Hollmann, Anja Werner<br />

Kostüm Carmen Stahlhoven, Heike Schulz-Fademrecht<br />

Es spielen: Bonnie Jana Straulino<br />

Eva Ulla Renneke<br />

Carolin Katja Danowski<br />

Diana Mieke Schymura<br />

Franzi Bärbel Schwarz<br />

Anke Tilla Kratochwil<br />

Gaya Ursina Lardi<br />

Cat Frédérique Desfossez<br />

Cleo Theresa Berlage<br />

Radioredakteurin Nadja Berlinghoff<br />

Nick Nic Romm<br />

Evas lover Thomas Helmut Schwarz<br />

Thomas Niels Bormann<br />

Ingo Christoph Glaubacker<br />

Micha Ben Bela Böhm<br />

Hannes Thomas Helmut Schwarz<br />

Atze Freddy Schwarzmüller<br />

Rainer Benjamin Kradolfer<br />

Ernie Steffen Roll<br />

Schmitti Karim Cherif<br />

Markus Alessandro Calabrese<br />

Zivilpolizist Godehard Giese<br />

Interviewt werden<br />

Birgit Tegtmeyer<br />

Ira Vonnegut<br />

Yola Kroier<br />

Ute Braunsteffer<br />

Ernestine Gabriel<br />

Jule Wocke<br />

Stefan Tschöpe<br />

Tobias Burkhardt<br />

Wolf Müller<br />

Eine Produktion <strong>der</strong> Mediopolis GmbH Köln<br />

in Koproduktion mit dem WDR, SWR und HR<br />

geför<strong>der</strong>t durch die Filmstiftung Nordrhein – Westfalen<br />

mit Unterstützung von VCC Perfect Pictures Berlin und optical art hamburg<br />

Verliehen durch <strong>Neue</strong> <strong>Visionen</strong> <strong>Filmverleih</strong> Berlin<br />

© Mediopolis GmbH Köln 2003


Schliemannstraße 5<br />

10437 Berlin<br />

tel.: ++49 (0)30 – 44 00 88 44<br />

fax: ++49 (0)30 – 44 00 88 45<br />

e-mail: neuevisionen@gmx.de<br />

internet: www.neuevisionen.de

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