sportFACHHANDEL 10_2017 Leseprobe

10 | TITEL | Nachhaltigkeit 10.2017
GORE-TEX
Bei der Qualität werden wir
keine Abstriche machen“
Von verschiedenen Seiten ist der Marktführer bei Wetterschutz, Membranen & Co. hinsichtlich der
Umweltverträglichkeit seiner Produkte unter Druck geraten. sportFACHHANDEL sprach mit Gore-Tex-
Nachhaltigkeitschef Bernhard Kiel über den aktuellen Stand der Diskussion sowie Pläne, Ziele und Zwänge
des Zulieferers, dessen Produkte für die gesamte Sport- und Outdoorbranche bedeutend sind.
Interview: Andreas Mayer
Je länger ein
Produkt
getragen wird, desto
besser ist das für
die Umwelt.«
Bernhard Kiel
sportFACHHANDEL: Bernhard Kiehl, wie ist denn
der aktuelle Stand in der PFC-Frage?
Bernhard Kiehl: Wir haben im Februar diesen
Jahres spezifische Ziele veröffentlicht, wann
sämtliche ökologisch bedenkliche PFC aus unseren
Consumer Produkten entfernt werden. Dazu haben
wir ein Innovationsprogramm gestartet mit dem
Ziel, unsere Laminate für rund 85 Prozent der
Endprodukte bis 2020 und den Rest bis 2023 umzustellen.
Das gilt sowohl für die Ausrüstung, also die
DWR, als auch die Membran.
Um dieses sehr ambitionierte Ziel zu erreichen,
müssen wir natürlich mehrere Entwicklungspfade
parallel vorantreiben. Der erste Schritt ist, dass
wir bereits für den Herbst/Winter 2018 eine neue
Ausrüstung anbieten, deren DWR komplett frei von
ökologisch bedenklichen PFC ist. Diese Produkte
sind für den alltäglichen Gebrauch eines normalen
Konsumenten gedacht, zum Beispiel für Tages-
Wanderungen oder Alpin-Skifahren mit dem
Lift. Es ist ja immer die Kombination aus Wasserdichtigkeit,
Atmungsaktivität, Leichtigkeit und
Robustheit, die passen muss. Wichtig ist uns,
dass alles, was wir auf den Markt bringen, die
gewohnte Gore-Tex- Qualität hat, sprich
„Guaranteed to keep you dry“ ist. Gerade
bei der Qualität werden wir keine Abstriche
machen, die Produkte müssen
immer „fit for use“ sein.
Was verstehen Sie unter ökologisch
bedenklichen PFCs? Gibt es demnach
aus ökologisch unbedenkliche?
Was ja für Verwirrung im Markt
gesorgt hat, ist, dass die Gruppe
der PFCs häufig als Ganzes
diskutiert wird. Die Gruppe der
PFCs besteht aber aus hunderten
verschiedenen Substanzen,
die alle ganz unterschiedliche
Eigenschaften haben. Manche
sind harmlos für den Träger und
für die Gesellschaft sehr nützlich, aber es gibt eben
auch Stoffe, die in der Umwelt mobil sind und in
entfernte Gegenden oder Gewässer getragen
werden können. Substanzen mit dieser besorgniserregenden
Eigenschaft haben wir gemeinsam
mit Greenpeace als „ökologisch bedenkliche“ PFCs
definiert, die wir schrittweise eliminieren werden.
Damit schaffen wir Klarheit im Markt, welche
Substanzen für künftige Produktentwicklungen
vermieden und welche verwendet werden sollten.
Wie haben Partner und Zulieferer bisher reagiert?
Wir haben direkt nachdem wir die Ziele veröffentlich
haben, sehr schnell sehr positive Reaktionen
bekommen. Jeder in der Branche hat diese Unsicherheit
gespürt: Um welche PFCs handelt es
sich? Was wird genau erwartet? Hier haben wir
Orientierung gegeben: Wir haben klare Ziele
gesetzt und einen Fahrplan veröffentlicht, wie wir
diese erreichen möchten. Damit haben wir unseren
Partnern eine Roadmap geliefert, wie unsere zu
ihren Vorstellungen passen könnten. Unser
gemeinsames Ziel ist, Outdoor-Produkte mit der
optimalen Kombination aus hoher technischer
Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit anzubieten.
Hundert Prozent PFC-frei war auf der vergangenen
OutDoor an vielen Ständen sichtbar. Wie beurteilen
Sie die Schritte der Konkurrenz? Man muss anerkennen,
dass es verschiedene Lösungen für
verschiedene Endanwendungen geben wird. Wir
glauben, dass wir mit die schnellstmögliche Lösung
für die Endanwendungen anbieten, die besonders
fordernd sind. Wichtig zu wissen ist, dass das Membranmaterial
PTFE selbst nicht zu den ökologisch
bedenklichen PFCs gehört. Derzeit braucht es aber
für die Herstellung von PTFE noch ökologisch
bedenkliche PFCs. Das werden wir künftig ebenfalls
ändern. Nach unserem derzeitigen technischen
Verständnis ist PTFE aufgrund seiner einzigartigen
Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit für viele, aber
insbesondere für anspruchsvolle Endanwendun-
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