KulturFenster Nr. 02|2017 - April 2017

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•Büchertisch• Reinhold Stecher Wer ist dieser Mensch? Gedanken zu Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Das Leiden und Sterben Jesu ist die zentrale Erzählung der Evangelien und hat in allen Jahrhunderten Dichter und Künstler, Mystiker und Theologen inspiriert. In seinen Betrachtungen über diese Ereignisse will der Bibeltheologe Reinhold Stecher, wie er einleitend schreibt, „nicht so sehr der Fantasie und der frommen Einbildungskraft folgen, sondern in nüchterner Weise das vor Augen stellen, was wir von seiner Zeit, den Verhältnissen, den Orten, den damaligen Spannungen und Problemen wissen.“ Wie in einem Kriminalroman beschreibt Reinhold Stecher in seiner unnachahmlichen bildhaften Sprache die Akteure des Strafprozesses um Jesus Christus, die Hohepriester und die Pharisäer, die jüdischen Freiheitskämpfer und die römischen Besatzer, und macht am Beispiel der Predigt des Apostels Paulus in Athen deutlich, dass es die Botschaft von der Auferstehung zu jeder Zeit schwer hatte. Die Betrachtungen von Bischof Reinhold Stecher auf diesem Hörbuch hat Radio Vatikan in der Karwoche des Jahres 2002 ausgestrahlt. Sie werden musikalisch von Christian Ladurner umrahmt. Er interpretiert Stücke der Barockkomponisten John Jenkins, A. Scherle und William Young auf der Viola da Gamba. Der Autor: Reinhold Stecher (1921–2013) war über dreißig Jahre in der Jugendseelsorge und als Religionspädagoge tätig; von 1981 bis 1997 war er Bischof der Diözese Innsbruck, zudem erfolgreicher Autor, Zeichner und Maler, Träger zahlreicher Preise, u.a. Ökumenischer Predigtpreis 2010 für sein Lebenswerk (Bonn). Reinhold Stecher: Wer ist dieser Mensch? Gedanken zu Leiden, Tod und Auferstehung Jesu; Herausgegeben von Paul Ladurner mit Bildern von Reinhold Stecher; 122 Seiten, 10 farb. Abb., 11 x 18 cm; gebunden; Tyrolia- Verlag, Innsbruck-Wien 2017; 14,95 Euro. Die Leidensgeschichte hautnah nachempfunden Nüchtern – verständlich – berührend Reinhold Stecher liest aus seinen Texten, eingespielt von Peter Jungmann. Mit Barockmusik interpr. von Christian Ladurner auf der Viola da Gamba. Hg. von Paul Ladurner u.d. Bischof-Stecher-Gedächtnisverein; 50:40 Minuten; 1 Audio-CD; Tyrolia-Verlag; Innsbruck-Wien 2017; 14,95 Euro (unverbindlich empfohlener Verkaufspreis) 30 KulturFenster
Heimatpflege Chrisoph Gufler Südtirol unter Strom Der Ausbau der Wasserkraft in Südtirol von der k. u. k Zeit bis heute Standardwerk zur Südtiroler Stromgeschichte Kein anderes vergleichbares Land im Alpenraum weist so viele Stauseen und Kraftwerke auf wie Südtirol. In rund 1000 Kraftwerken werden jedes Jahr zwischen fünf und sechs Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Damit ist Südtirol bis heute der größte Stromlieferant Italiens. Etwa 12 Prozent der aus Wasserkraft erzeugten elektrischen Energie Italiens kommt aus dieser Provinz. Den Großteil davon liefern 30 Großkraftwerke, von denen die meisten aus der Zeit der faschistischen Diktatur stammen. Die damaligen Machthaber wollten einen größtmöglichen Nutzen aus der nach dem 1. Weltkrieg annektierten Provinz ziehen. Da sie weder auf die Bevölkerung noch auf die Landschaft Rücksicht nehmen mussten, wurden überall dort, wo es irgend möglich war, Stauseen und Kraftwerke errichtet. Diese Politik der Ausbeutung wurde auch nach dem 2. Weltkrieg fortgesetzt. Dabei spielte es keine Rolle, dass ganze Dörfer und zahlreiche Höfe den Interessen des Staates geopfert wurden. Der gewonnene Strom wurde in die aus politischen Gründen errichtete Industriezone von Bozen und in die Poebene transportiert. Die Höfe neben den großen Stauseen hatten noch Jahrzehnte später keinen Stromanschluss. Es ist kein Zufall, dass die Sprengstoffanschläge in der Herz-Jesu-Nacht 1961 den Hochspannungsmasten als Symbolen des staatlichen Imperialismus galten. So ist die Stromgewinnung in Südtirol auf das Engste mit der politischen Entwicklung unseres Landes verbunden. Einblick in diese Ereignisse gibt das Buch „Südtirol unter Strom. Der Ausbau der Wasserkraft in Südtirol von der k. und k. Zeit bis heute“. Der Autor Christoph Gufler erzählt darin in 50 Kapiteln die Geschichte der Stromproduktion von der späten Kaiserzeit bis zum SEL-Skandal. Schon die Überschriften der einzelnen Abschnitte („Wie den Südtirolern ein Licht aufging“ , „Die Geburt der Etschwerke“, „Auf Stromes Flügeln“, „Wasser-Schlösser, Strom-Burgen“, „Die Tragödie von Reschen“, „Strom-Krieg“, usw.) lassen erkennen, dass es sich dabei nicht um eine trockene Aufzählung von Fakten handelt. Diese sind vielmehr eingebettet in höchst lebendige Portraits der jeweiligen Zeit. So wird der Bau des ersten Kraftwerkes auf der Töll vor dem Hintergrund des kometenhaften Aufstieges von Meran und Bozen-Gries zu Weltkurorten dargestellt. Die Nutzung der neuen Energie für die Mobilität (Eisen-, Tram-, und Seilbahnbau) und im Gewerbe (erste Fabriken) ergibt ein faszinierendes Bild des österreichischen Kronlandes Tirol vor dem 1. Weltkrieg. Der Bau der Großkraftwerke ist eingebettet in die Politik der Entnationalisierung während der „Era fascista“. Der Angriff auf die Bergtäler als Wasserspeicher (Reschen, Ulten, Sarntal, Schnals, Wiesen – Pfitsch, Pustertal, usw.) dokumentiert die Fortsetzung der imperialen Politik des Staates nach dem 2. Weltkrieg, gegen die sich die Sprengstoffanschläge in den 1950er und 1960er Jahren richten („Herz- Jesu-Nacht 1961“). Der Übergang der Großwasserkonzessionen im Jahre 1999 vom Staat an das Land Südtirol und der SEL-Skandal mit seinen Folgen ergibt eine höchst aktuelle Momentaufnahme der heutigen autonomen Provinz Südtirol. So stellt das Buch „Südtirol unter Strom“ ein bislang schmerzlich vermisstes Standardwerk zur Stromgeschichte dieses Landes dar. Darüber hinaus zeichnet es auch ein lebendiges Bild der Landesgeschichte der letzten hundert Jahre. Chrisoph Gufler: Südtirol unter Strom – Der Ausbau der Wasserkraft in Südtirol von der k. u. k Zeit bis heute. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2015, 159 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; 16,90 Euro. Nr. 02 | April 2017 31
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