Amtsblatt Nr. 01 vom 07.01.2009 - Sömmerda
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* <strong>Amtsblatt</strong> * Stadt <strong>Sömmerda</strong> * <strong>Nr</strong>. <strong>01</strong> / 07.<strong>01</strong>.2009 * S. 10<br />
150 Jahre städtischer Friedhof<br />
in <strong>Sömmerda</strong><br />
von Frank Boblenz, November 2008<br />
Fotos: Archiv Pressestelle<br />
Im Bereich der Stadt <strong>Sömmerda</strong> mit seinen Ortsteilen existieren<br />
mehrere Friedhöfe, die heute noch genutzt werden. Zentrale<br />
Bedeutung kommt dabei dem Friedhof an der Kölledaer Straße<br />
zu, der die wichtigste Stätte des persönlichen und kollektiven<br />
Gedenkens in der Kreisstadt sowie für die Hinterbliebenen der<br />
hier Beerdigten ist. Diesem wurde, beginnend im vorigen Jahr,<br />
auch mit der Ausschilderung bestimmter Objekte im Rahmen<br />
des Projektes "GeDenkZeichen" für das Denkmalensemble<br />
Friedhof <strong>Sömmerda</strong> Rechnung getragen. Seit seiner Einweihung<br />
vor 150 Jahren bis heute wurden dort nach bisherigen<br />
Berechnungen rund 20000 Verstorbene beigesetzt. Dabei künden<br />
die noch vorhandenen Gräber von den Möglichkeiten sowie<br />
Vorstellungen der Beerdigten bzw. ihrer Angehörigen, aber auch<br />
der Stadt im Rahmen der Erinnerungskultur. Dazu gehört seit<br />
jüngster Zeit, dass inzwischen auf dem <strong>Sömmerda</strong>er Friedhof<br />
auch anonyme Bestattungen vorgenommen werden. Neben den<br />
privaten Grabanlagen - die Denkmäler wurden in der Regel von<br />
Firmen aus der Region angefertigt - besitzt eine Anzahl von<br />
Objekten auf Grund ihrer Unterschutzstellung als Denkmal im<br />
Jahr 1995 besonderen Wert für die Geschichte der Stadt. Auf<br />
diese Weise wird sowohl das Andenken an bestimmte bedeutende<br />
Persönlichkeiten (u. a. Industrielle, Bürgermeister, Ehrenbürger)<br />
und Familien wie auch an Ereignisse und Tote wachgehalten<br />
und darüber hinaus kunsthistorischen Aspekten ein Tribut<br />
gezollt. Hinzu kommen gartengestalterische Gesichtspunkte,<br />
weshalb der städtische Friedhof heute neben den anderen relevanten<br />
kommunalen Anlagen mit seinem Bewuchs als vierter<br />
und zugleich ältester öffentlicher Park von <strong>Sömmerda</strong> Beachtung<br />
verdient.<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts existierten zwei Beerdigungsplätze in<br />
<strong>Sömmerda</strong> - der Friedhof um die Petri-Kirche in der Oberstadt<br />
und der Friedhof für die zahlenmäßig stärkere Bonifatius-<br />
Gemeinde im Rämen für die Unterstadt. Bedingt durch die industrielle<br />
Entwicklung <strong>Sömmerda</strong>s kam es zu einem starken Bevölkerungswachstum,<br />
wodurch die Aufnahmekapazität der Friedhöfe<br />
begrenzt war. Gleichzeitig wurde die Hygiene nach strengeren<br />
Maßstäben gehandhabt. Da die Bonifatiusgemeinde Mitte der<br />
1850er Jahre keine Möglichkeiten zur Einrichtung eines neuen<br />
Friedhofs hatte, kaufte die Stadt 1856 in der Flur an der damaligen<br />
Frohndorfer Straße ein entsprechendes Areal. Einhergehend<br />
mit der räumlichen Gestaltung der Fläche wurde am 30.<br />
Dezember 1856 ein Statut - auf dessen Grundlage die<br />
Benutzung des Friedhofs gehandhabt werden sollte - erstellt und<br />
Anfang 1857 durch die Regierung in Erfurt genehmigt. Dem Zeitgeschmack<br />
folgend, war der Friedhof anfänglich in vier gleichgroße<br />
Parzellen aufgeteilt und mit einem geraden Wegenetz versehen<br />
worden. Im 20. Jahrhundert erfolgte eine teilweise Neugliederung<br />
und Erweiterung des Friedhofs, so dass heute 12<br />
Grabfelder existieren. Ferner erfolgten 1856 die Anpflanzung<br />
von Linden sowie einer Hecke und das Aufstellen eines Holzzaunes<br />
als äußere Eingrenzung. 1857 wurde die Straße zum Friedhof<br />
gepflastert, und 1861 stellte die Stadt schließlich an zentraler<br />
Stelle noch ein eisernes Grabkreuz auf, das aus den gräflich<br />
einsiedelschen Eisenwerken in Lauchhammer stammte.<br />
Grabmal der Familie Martini am Hauptweg<br />
Nachdem im Herbst 1858 keine weitere Belegung des Friedhofs<br />
der Bonifatiusgemeinde mehr möglich war, erfolgte am 14.<br />
November 1858 die Beisetzung von Auguste Beck (gest.<br />
10.11.1858) auf dem neuen Areal, was mit einer feierlichen Einweihung<br />
der Gesamtanlage gekoppelt wurde (siehe die Schilderung<br />
in der Chronik von Hesse, S. 134). Die Nutzung des Friedhofs<br />
erfolgte danach vorerst nur durch die Bonifatiusgemeinde<br />
und nicht, wie bisherige Veröffentlichungen glauben machen,<br />
auch durch die Petri-Gemeinde. Bis 1873 bestanden so für die<br />
Verstorbenen der beiden Kirchgemeinden separate Bestattungsplätze<br />
fort. Erst im genannten Jahr wurde auch der Friedhof um<br />
die Petri-Kirche geschlossen, wo von 1863 bis zum April 1873<br />
noch 289 Beerdigungen (seit Ende 1858 ca. 390) vorgenommen<br />
wurden.<br />
Ursprünglich erfolgten nur Erdbestattungen, wozu im 20. Jahrhundert<br />
(wahrscheinlich im Dezember 1929) auch die Urnenbeisetzungen<br />
kamen. Die Benutzung der Beerdigungs- und Erinnerungsstätte<br />
regelt seit 1856 die immer wieder modifizierte Friedhofsordnung.<br />
Von Anbeginn erfolgte danach die Beisetzung in<br />
verschiedenen Kategorien. Dominierend waren die Reihengräber,<br />
wobei in der Regel bis nach Kriegsende (1945) zwischen<br />
Gräbern für Erwachsene sowie Kinder unterschieden wurde. Die<br />
Begräbnisplätze für Kinder gliederten sich noch in solche im<br />
Alter bis zu 4 Jahren und zwischen 4 und 14 Jahren. An dieser<br />
Stelle sei angemerkt, dass von den bis zum Sommer 1913 hier<br />
beerdigten ca. 6250 Verstorbenen rund 53 % nicht älter als 14<br />
Jahre waren, was gleichzeitig von der hohen Kindersterblichkeit<br />
in <strong>Sömmerda</strong> kündet. Die Vergabe der Reihengräber war für 20<br />
Jahre vorgesehen, woraus sich auch erklärt, weshalb faktisch<br />
keine älteren Begräbnisstätten dieser Kategorie heute noch vorhanden<br />
sind. Daneben gab es Erbbegräbnisse, die meist zur<br />
Bestattung von einer Person oder von mehreren Familienangehörigen<br />
dienten, auf 40 Jahre vergeben wurden und bei denen