Institut für Evangelische Aszetik - Augustana-Hochschule ...
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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Informationen aus <strong>Hochschule</strong>, Stiftung und dem Förderkreis der Freundinnen und Freunde<br />
G R Ü S S G O T T A U G U S T A N A I N T E R N<br />
„Theologie im Dialog“ ist der Slogan, den unser neuer Imagefilm<br />
kommuniziert. Wir, die Dozierenden stehen im ständigen<br />
Dialog mit den Fachkolleginnen und Kollegen, der Welt<br />
außerhalb der <strong>Hochschule</strong> und den Studierenden. An der<br />
augustana-<strong>Hochschule</strong> geschieht dies in einer ganz besonderen<br />
Weise. Denn Leben, Lehre und Arbeiten sind hier besonders<br />
verschränkt. Ich freue mich, Ihnen diesen neuen<br />
Film präsentieren zu können, erzählt er doch bildreich und<br />
lebhaft davon, was unseren Campus ausmacht: ein fröhliches, weltoffenes,<br />
sinnstiftendes und verbindliches Arbeiten <strong>für</strong> Forschung und Lehre.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Betrachten des Films und beim Lesen<br />
des Newsletters und hoffe, wir sehen uns an der augustana-<strong>Hochschule</strong>.<br />
Ihre<br />
Prof. Dr. Renate Jost, Rektorin<br />
AUSGABE NR.1.2010<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Aszetik</strong><br />
Mit dem 2007 gegründeten „<strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Aszetik</strong>“ arbeitet an<br />
der augustana-<strong>Hochschule</strong> das einzige<br />
Spezialinstitut an einer deutschen<br />
evangelischen Theologischen Fakultät<br />
bzw. Kirchlichen <strong>Hochschule</strong>, das sich<br />
der Erforschung der evangelischen Frömmigkeit<br />
und ihrer Praxis widmet. „Neben<br />
<strong>Institut</strong>sdirektor Prof. Dr. Klaus Raschzok<br />
1.2010<br />
1
A U G U S T A N A I N T E R N<br />
und Seniordirektor Prof. em. Dr. Manfred<br />
Seitz, nehmen Professorin Dr. Christel<br />
Keller-Wentorf, Pfarrer Dr. Gerhard<br />
Knodt und Professor Reinhard Thöle<br />
D.D. gemeinsam die wissenschaftliche<br />
Leitung wahr. Frau Dr. Keller-Wentorf<br />
lehrte früher am Theologischen Seminar<br />
Friedberg/Hessen, sowie an der Mainzer<br />
Evangelisch-Theologischen Fakultät,<br />
während Professor Thöle als Ostkirchenkundler<br />
am Konfessionskundlichen <strong>Institut</strong><br />
Bensheim tätig war.<br />
Die Mitglieder der wissenschaftlichen<br />
Leitung des <strong>Institut</strong>s haben ein modellhaftes<br />
Grundlagenstudium zur christlichen<br />
Frömmigkeit erarbeitet und dessen<br />
K O L L O Q U I U M<br />
Theorie der Exegese<br />
Vom 5.-7. März 2010 traf sich eine internationale Runde alttestamentlicher<br />
Exegetinnen und Exegeten (u.a. Teilnehmende und<br />
Referenten aus Israel, Österreich, der Schweiz und Ungarn) zum<br />
14. Kolloquium „Theorie der Exegese“, das unter dem Thema<br />
„Mose am Gottesberg und vor dem Pharao (Ex 3–6)“ stand. Das<br />
Kolloquium war auch Bestandteil eines durch die „Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft“ (DFG) geförderten Kooperationsprojektes<br />
zwischen der augustana-<strong>Hochschule</strong> Neuendettelsau<br />
und der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen,<br />
vertreten durch Prof. Dr. Utzschneider und apl. Prof. Dr.<br />
Oswald. Ziel des Projekts ist die Kommentierung von Exodus<br />
1–15 im Rahmen der neuen Kommentarreihe „Internationaler<br />
Exegetischer Kommentar zum Alten Testament“ (IEKAT) des<br />
Kohlhammer-Verlages, die sich die Verbindung „synchroner“<br />
und „diachroner“ Methodiken zum Ziel gesetzt hat.<br />
2 1.2010<br />
ersten Teil bereits in einer Lehrveranstaltung<br />
im vergangenen Wintersemester<br />
an der augustana-<strong>Hochschule</strong> erprobt.<br />
Der zweite Abschnitt schließt sich im<br />
Sommersemester 2010 an. Das auf zwei<br />
Semester angelegte Grundlagenstudium<br />
bietet eine Einführung in die evangelische<br />
<strong>Aszetik</strong> als derjenigen Teildisziplin<br />
der akademischen Theologie, die sich<br />
Das Leitungsteam des <strong>Aszetik</strong>-<strong>Institut</strong> bei der Lehrveranstaltung im Wintersemester von<br />
links nach rechts: Dr. Gerhard Knodt, Prof. Dr. Christel Keller-Wentorf, Prof. Dr. Manfred<br />
Seitz, Prof. Dr. Klaus Raschzok und Prof. Reinhard Thöle D.D.<br />
mit der Gestalt des persönlich gelebten<br />
Glaubens beschäftigt. Hinzu kommt eine<br />
„Praxiswoche evangelische Spiritualität“<br />
im Kloster Volkenroda/Thüringen während<br />
der vorlesungsfreien Zeit, welche<br />
die wissenschaftliche Annäherung um<br />
die Dimension der persönlichen Übung<br />
ergänzt. In beiden Lehrveranstaltungen<br />
werden grundlegende Inhalte, Methoden<br />
und Fragestellungen eines geistlichen<br />
Lebens in evangelischer Perspektive vorgestellt<br />
und die Studierenden auf persönlicher<br />
wie fachwissenschaftlicher Ebene<br />
mit Geschichte und Gegenwart christlicher<br />
Frömmigkeit vertraut gemacht. Unterstützt<br />
werden die <strong>Institut</strong>smitglieder<br />
dabei durch die an der Hebräischen Universität<br />
Jerusalem lehrende Patristikerin<br />
Professorin Dr. Petra Heldt und Pfarrer<br />
Dr. Roland Fritsch aus München.<br />
Vom 12. bis 21. September 2010<br />
bietet das <strong>Institut</strong> durch die beiden Professorinnen<br />
Dr. Christel Keller-Wentorf<br />
und Dr. Petra Heldt eine Studienwoche<br />
in Jersualem zum Thema „’Bereite dich,<br />
vor deinen Gott zu treten!’ Jom Kippur,<br />
der große Versöhnungstag Israels, in<br />
Verständnis und Vollzug der frühen Christen“<br />
an. Anhand der Homilien des Origenes<br />
(185-254) wird das christliche Verständnis<br />
des großen Versöhnungstages<br />
studiert und begleitend seine aktuelle<br />
jüdische Feierpraxis vor Ort erlebt.<br />
Zweiter von links: Prof. Dr. Frank Polak (Tel Aviv / Israel)
S T U D I U M M E I N U N G<br />
Modularisierung an der AHS<br />
Seit einigen Jahren werden in Deutschland<br />
die Studiengänge reformiert.<br />
Auch die <strong>Evangelische</strong> Theologie kann<br />
sich dem Druck der Politik,sich neu zu<br />
strukturieren, nicht entziehen. Zwar<br />
gibt es keinen „Bachelor of Theology“,<br />
aber das Studium wird „modularisiert“.<br />
Was heißt das?<br />
■ Mehrere Lehrveranstaltungen bilden<br />
ein „Modul“.<br />
■ Jede Lehrveranstaltung gibt „Leistungspunkte“<br />
(LP). Im gesamten<br />
Studium müssen 360 LP erworben<br />
werden.<br />
„Pfarrverwalter, die gibt‘s doch gar nicht<br />
mehr!“ Erstaunlich, wie nachhaltig alte<br />
Erinnerungen sitzen und wie langsam<br />
neue Entwicklungen bewusst werden:<br />
Pfarrverwalter gibt es wieder!<br />
Wobei: Neu ist sie längst nicht mehr,<br />
die neue Pfarrverwalterausbildung an<br />
der augustana. Genau genommen erfreut<br />
sie sie sich seit über zehn Jahren,<br />
wenn auch in kleiner Zahl, eines ausgesprochen<br />
vitalen Daseins.<br />
Jahr <strong>für</strong> Jahr werden berufserfahrene<br />
Personen zwischen 26 und 40 Jahren,<br />
die sich in einem Auswahlverfahren als<br />
geeignet erwiesen haben, in diesen Studiengang<br />
aufgenommen, der in acht Semestern<br />
zum Vorbereitungsdienst führt.<br />
Für Menschen, die nach einer theologischen<br />
Ausbildung mindestens zehn<br />
■ Die Regelungen gelten <strong>für</strong> alle, die<br />
ihr Studium mit dem WS 2009/10 begonnen<br />
haben.<br />
Eine Umfrage des AStA an der augustana<br />
ergab, dass immerhin 25%<br />
der Betroffenen sich aufgrund der<br />
Neuerungen überfordert fühlen. Inklusive<br />
Sprachkursen beträgt die<br />
durchschnittliche Zahl der Präsenzstunden<br />
in Lehrveranstaltungen immerhin<br />
21.<br />
Tobias Jammerthal,<br />
Senior des AStA<br />
Pfarrverwalter - das war gestern?<br />
Jahre im kirchlichen Dienst als Prediger,<br />
Diakon, Religionspädagoge ... standen<br />
und nicht älter als 44 Jahre sind, gibt<br />
es einen eigenen Weg, ebenfalls an der<br />
<strong>Hochschule</strong>.<br />
Weil sich das noch längst nicht überall<br />
herumgesprochen hat, ist es wichtig,<br />
Personen, <strong>für</strong> die ein solcher Weg in<br />
Frage kommen könnte, darauf anzusprechen.<br />
Infos gibt es auf der AHS-Home-<br />
O-Töne von<br />
Studenten<br />
zur Modularisierung<br />
an der<br />
AHS<br />
■ „Gibt es wohl jetzt Veranstaltungen,<br />
die seit der Modularisierung<br />
anders gehalten werden?“<br />
■ „Überfordert fühle ich mich<br />
nicht mit dem Lernstoff, allerdings<br />
durch die Regelungen der<br />
Modularisierung!“<br />
■ „Durch viele pflichtmäßig zu<br />
belegende Veranstaltungen wird<br />
vieles nur ‚abgehakt‘“<br />
■ „Meiner Meinung nach wird<br />
die Modularisierung hier an der<br />
augustana vorbildlich umgesetzt,<br />
wenn man sie mit anderen und<br />
größeren Fakultäten vergleicht.“<br />
page unter „Pfarrverwalter“und beim<br />
Dozenten am Studienseminar Pfarrverwalterinnen-<br />
und Pfarrverwalterausbildung,<br />
PD Dr. Christian Eyselein:<br />
pfarrverwalter@augustana.de.<br />
Das Pfarrverwalterkolloquium am<br />
Hesselberg im Dezember 2008<br />
1.2010<br />
3
N A C H G E F R A G T<br />
Interview mit Professor Dr. Richard Riess<br />
Prof. Dipl.-Psych. Dr. Richard Riess, ge-<br />
boren 1937, ist emeritierter Professor <strong>für</strong><br />
Praktische Theologie an der augustana-<br />
<strong>Hochschule</strong> Neuendettelsau. Er widmet<br />
sich insbesondere der Beziehung der<br />
Theologie zur Medizin und den Humanwis-<br />
senschaften, zur zeitgenössischen Litera-<br />
tur, zur bildenden Kunst und zur Spiritualität<br />
in der modernen Welt. Richard Riess ist<br />
Autor zahlreicher Veröffentlichungen und<br />
lebt in Erlangen.<br />
4 1.2010<br />
augustana: Herr Prof. Riess, ich begrüße Sie sehr herzlich zu diesem Interview mit<br />
dem augustana Newsletter. Sie haben 1963 das 1.Examen abgelegt, haben Diakoniewissenschaften<br />
studiert, eine pastoralpsychologische Ausbildung und dann eine<br />
Lehranalyse gemacht. Von 1979 bis 2003 lehrten Sie als Professor an der augustana.<br />
Eine Generation von Theologen wurde von Ihnen als Professor <strong>für</strong> Praktische Theologie<br />
begleitet. Wenn Sie an die Zeit an der augustana zurückblicken, was kommt<br />
Ihnen dann vor Augen?<br />
Riess: Eine sehr intensive Zeit mit all den Möglichkeiten, die eine Campushochschule<br />
bietet. Ich denke, der Schlüssel ist es, Kommunikation einzuüben, zu erlernen, zu<br />
verbessern und sich zu vergewissern, warum man Theologie studiert und welche<br />
Vision man mit diesem Beruf im Blick hat. Mir ist immer mehr deutlich geworden,<br />
dass wir Menschen stark sprachliche Wesen sind und einerseits die verbale Sprache<br />
brauchen, aber auch das nonverbale Moment ausbilden sollten.<br />
augustana: Sie haben zum Thema Pfarrberuf viel geforscht und viele Studierende<br />
begleitet. Was war Ihnen wichtig?<br />
Riess: Nach einem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten leistete ich zunächst Gemeindedienst<br />
in München. Angeregt durch junge Leute, die sehr lebendig in der<br />
Gemeinde mitarbeiteten, habe ich damals die ersten modernen Gottesdienste mitveranstaltet.<br />
Mein Hauptmotiv war, das Pfarrerbild in Richtung eines bestimmten Berufsstandes<br />
zu formen. Ich verstand mich als „Facilitator“, also als ein „Ermöglicher“<br />
der Anstöße aufnimmmt und auch selbst vermittelt.<br />
augustana: Im Moment ist es aber doch leider so, dass man meint feststellen zu<br />
müssen, dass der „Burn-out“ im Pfarrberuf wieder zunehme.<br />
Riess: Ich denke, alles was mit strukturellen Veränderungen zusammenhängt geht<br />
zulasten der Pfarrerinnen und Pfarrer. Man kann eigentlich nicht sagen, dass ähnlich<br />
wie in den USA, Entlastungsmechanismen eingeführt wurden. Im Gegenteil wurde<br />
immer mehr Last auf die Schultern der Pfarrerinnen und Pfarrer gelegt: Von außen her<br />
hat man die Rolle nicht erleichtert sondern -vielleicht auch notgedrungen angesichts<br />
der finanziellen Situation- eher erschwert. Ich denke, dass viele Pfarrer sich hier auch<br />
alleingelassen fühlen, weil vieles wegbricht, was man früher unter dem Stichwort<br />
geistliche Vergewisserung kannte. Außerdem denke ich, dass viele Pfarrerinnen und<br />
Pfarrer in einen gewissen Kompetenzdruck geraten sind. An allen Ecken und Enden<br />
werden Idealbilder aufgebaut: der ideale Religionspädagoge, der ideale Seelsorger,<br />
der ideale Prediger. Überall will man den Spezialisten, aber die Tätigkeit die Pfarrerinnen<br />
und Pfarrer Tag <strong>für</strong> Tag verrichten, wird weitestgehend unterschätzt. Nur die<br />
großen Schreier werden gewürdigt. Es wird sehr viel Erwartungshaltung auf Pfarrer<br />
projiziert, im Sinne des idealen Berufes. Durch diesen –wie die Analyse sagt- „Überich-Druck“<br />
wird viel Müdigkeit bis hin zum Burn-out erzeugt. Ich glaube die „burn-out“<br />
Geschichte hängt stark daran, dass viele sich nicht mehr persönlich beachtet fühlen.<br />
augustana: Sie haben ein Buch mit dem Titel „Haus in der Zeit“ herausgegeben.<br />
Wenn man neu in die Gemeinde kommt, stellen Menschen oft wohlwollend fest,<br />
dass im Pfarrhaus wieder Licht brennt. Pfarrhäuser haben in der Wahrnehmung der<br />
Gemeinden einen besonderen Stellenwert. Hat sich das verändert?
Riess: Dies war Ausdruck der Präsenz des Pfarrhauses in der Gesellschaft. In der Tat<br />
war das Pfarrhaus über Jahrhunderte hinweg ein Symbol <strong>für</strong> Solidarität, Mitmenschlichkeit<br />
und Anteilnahme in den Krisen des Lebens. Dies galt auch in den Hochzeiten<br />
der Aufklärung, in denen Pfarrer als Gebildete sehr viel <strong>für</strong> die Kultur in der Gesellschaft<br />
getan haben. Das Pfarrhaus ist ein Haus, in dem das Buch und die Musik zuhause<br />
sind und in dem das Wort eine hohe Bedeutung hat. Wichtig bleibt, dass hier<br />
Präsenz symbolisiert wird. Eine Tür an die man jederzeit anklopfen kann, auch wenn<br />
viele dieser Funktionen inzwischen ausgewandert sind. Trotzdem bleibt es ein Ort, an<br />
dem man bei persönlicher Not und Sprachlosigkeit jederzeit ein offenes Ohr findet.<br />
augustana: Sie haben viel im Bereich der Seelsorge gearbeitet. Ist diese immer noch<br />
Mittelpunkt des Pfarrberufes?<br />
Riess: Ich bin in dieser Hinsicht befangen. Wir waren selbst im Krieg Opfer der Bombardierung.<br />
Der Bauernhof auf dem ich aufgewachsen bin, wurde zerstört. Wir haben<br />
in Kellern Schutz gesucht und sind von dort herausgekrochen. Dies hat mich bewegt,<br />
einen Beruf zu erlernen, in dem man vermitteln kann, was es heißt: ‚In wie viel Not<br />
hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet.‘ Das war mein Hauptmotiv. Für<br />
mich ist die seelsorgerliche Perspektive auf jeden Fall die wichtigste. Menschen spüren<br />
zutiefst, ob jemand seelsorgerlich eingestellt ist, oder ob er dies nur professionell<br />
über die Bühne bringt. Es muss tiefer verankert sein, sonst wird es zum Abspulen<br />
von Rollen. Wenn ein Pfarrer oder eine Pfarrerin einen Menschen zum Geburtstag<br />
besucht, dann lässt sich das nicht durch das Verteilen von Blättchen ersetzen. Persönlicher<br />
Kontakt ist unersetzlich.<br />
augustana: Welchen Gedanken aus Ihrer Arbeit wünschen Sie sich weitergeführt<br />
oder intensiviert?<br />
Riess: Mir war es immer wichtig im Praktisch-Theologischen Bereich unterschiedliche<br />
Impulse weiterzugeben. Als Diplom-Psychologe war ich im Rahmen des Medizinisch-<br />
Theologischen Symposiums immer mit der Medizin im Dialog. Über 18 Jahre arbeitete<br />
ich mit Prof. Gallmeyer und seinem Stab intensiv zusammen. Mir wäre besonders<br />
wichtig, dass die augustana-<strong>Hochschule</strong> um ihren besonderen Wert weiß. Hier wird<br />
Geisteswissenschaft betrieben, die im Gespräch mit den Naturwissenschaften von<br />
großer Bedeutung sein kann.<br />
augustana: Herr Professor Riess, bitte vervollständigen Sie den Satz: „Für die Gemeinden<br />
wünsche ich mir <strong>für</strong> die Zukunft….“<br />
Riess: … dass sie ihre Möglichkeit erkennen öffentliches Leben aktiv mitzugestalten.<br />
Wir brauchen eine „organische Gemeinde“.<br />
augustana: Sehr geehrter Herr Professor Riess, ich danke Ihnen sehr herzlich <strong>für</strong> das<br />
Gespräch.<br />
Das Interview führte Ulrich Bauer-Marks<br />
D A S G E I S T L I C H E W O R T<br />
Das Vaterunser<br />
Man sagt mitunter<br />
es sei der größte<br />
Märtyrer gewesen<br />
auf Erden<br />
das Vaterunser<br />
Und doch haben sie es<br />
geflüstert und<br />
gestammelt und<br />
gesungen<br />
aus tiefster Not<br />
das Vaterunser<br />
die Könige und die Bauern<br />
die Reisenden und die Gebärenden<br />
die Knechte und die Priester<br />
die Gefangenen und die Sterbenden<br />
Auf stürmischer See und in Kriegen<br />
in Katakomben und in Schlössern<br />
in Burgverliesen und in Kathedralen<br />
in Krankenhäusern und in<br />
rauchenden Ruinen<br />
haben sie es gebetet<br />
das Vaterunser<br />
Und ist doch<br />
der größte Märtyrer<br />
gewesen auf Erden<br />
sagt man<br />
das Vaterunser<br />
Ich aber senke<br />
in Ehrfurcht<br />
mein Haupt<br />
vor ihm<br />
und gebe ihm<br />
Einlass in<br />
mein Haus<br />
dem schönsten<br />
Gebet das es je gab<br />
auf dieser Erde<br />
das Vaterunser<br />
Richard Riess<br />
1.2010<br />
5
J U B I L Ä U M<br />
Goldene Immatrikulation<br />
“Fratres et sorores, venite ad<br />
completorium!“<br />
Der Ruf des Cardinals erschallte nach<br />
50 Jahren wieder an die ehemaligen Studierenden.<br />
Zum augustana-Tag 2009<br />
wurden die Jahrgänge, die vor 50 Jahren<br />
schon da waren, eingeladen und viele<br />
kamen der Einladung nach. Nach Begrüßung<br />
durch die Rektorin – Frau Prof. Dr.<br />
Renate Jost und durch die Vorsitzende<br />
der Hochschulstiftung – Frau Prof. Dr.<br />
Gury Schneider-Ludorff – erinnerte Pfarrer<br />
i.R. Hartmut Langner an jene Zeit.<br />
Als Consenior im Jahr 1959 erzählte er<br />
von den damaligen Studienverhältnissen.<br />
„Erinnerung ist <strong>für</strong> uns der Blick<br />
zurück.“ Die alten Hebräer dagegen sahen<br />
„das Vergangene immer vor sich“,<br />
wußte Langner und zeichnete das Bild<br />
der strengen Jahre um 59. „Wir waren<br />
eine fast klösterliche Gemeinschaft, Heimatbesuch<br />
war nur einmal im Quartal erlaubt.“<br />
Und doch ist die <strong>Hochschule</strong> ein<br />
6 1.2010<br />
Ort der tiefen Verwurzelung geworden.<br />
„Wir wurden hier <strong>für</strong> ein langes Pfarrersleben<br />
geprägt – mit der Liebe zum Wort<br />
und der Treue zur Gemeinde und zum<br />
Herrn dieser Kirche. … Diese erste Prägung<br />
blieb die entscheidende.“<br />
Den Reden folgten eindrückliche Bilder<br />
von Edda Lechner, geb. Groth, einer<br />
ehemaligen Studentin aus jener Zeit. Die<br />
goldenen Immatrikulanten trugen sich in<br />
das Gästebuch der <strong>Hochschule</strong> ein und<br />
gingen in einen lockeren Austausch mit<br />
den anwesenden Studierenden und Dozierenden<br />
über. Die Veranstaltung wird<br />
im kommenden Jahr am augustana-Tag<br />
wieder durchgeführt.<br />
Viele der 50iger-Jubilare waren der<br />
Einladung zum augustana-Tag 2009<br />
gefolgt und konnten so manches Wieder-<br />
sehen feiern.<br />
F R E U N D I N N E N U N D F R E U N D E<br />
augustana-Tag<br />
Nach seinem Zusammenschluss mit<br />
der augustana-Hochschul-Stiftung konstituierte<br />
sich der Förderkreis der Freundinnen<br />
und Freunde der augustana-<strong>Hochschule</strong><br />
auf seiner Mitgliederversammlung<br />
am augustana-Tag 2009 endgültig neu.<br />
Prof. Alfred Seiferlein wurde als Vertreter<br />
der „Freundinnen und Freunde“ ins<br />
Kuratorium berufen, Dr. Stefan Seiler als<br />
Sprecher in den Stiftungsvorstand. Pfr.<br />
Günter Gastner wurde zum Stellvertreter<br />
des Sprechers gewählt.<br />
Die Mitglieder beschlossen außerdem,<br />
zwei Projekte zu unterstützen: Zum einen<br />
soll der Eingangsbereichs unserer Kapelle<br />
neu gestaltet werden. Die Regale und<br />
Kommoden, in denen die <strong>für</strong> die Gottesdienste<br />
und Gruppen benötigten Materialien<br />
untergebracht sind, passen nicht zu<br />
dem Gebäude und müssen seit langem<br />
erneuert werden. Die Gesamtkosten belaufen<br />
sich auf mindestens 5000 Euro.<br />
Der Förderkreis hat hier<strong>für</strong> 1000 Euro zur<br />
Verfügung gestellt. Ferner wurden 300<br />
Euro als Zuschuss zu den Mietkosten<br />
<strong>für</strong> den Luthersaal gewährt, in dem am<br />
augustana-Tag der Ball der Studierendenschaft<br />
stattfand.<br />
Der Förderkreis hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, „kleinere Projekte“ zu<br />
unterstützen. Sie betreffen das geistliche<br />
und soziale Leben an der <strong>Hochschule</strong><br />
(z.B. Förderung einer familienfreundlichen<br />
<strong>Hochschule</strong>), aber auch Forschung<br />
und Lehre (z.B. wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />
oder Exkursionen).<br />
Wir würden uns freuen, wenn wir Sie<br />
als Mitglied unseres Förderkreises gewinnen<br />
könnten! Mit einem vergleichsweise<br />
niedrigen Jahresbeitrag (ab 15<br />
Euro; Studierende ab 5 Euro) würden Sie<br />
das Forschen, Lehren, Lernen und Zusammenleben<br />
an der augustana-<strong>Hochschule</strong><br />
nachhaltig unterstützen! Wenn<br />
Sie unserem Förderkreis beitreten wollen,<br />
wenden Sie sich bitte an:<br />
Frau Andrea Siebert,<br />
Waldstraße 11, 91564 Neuendettelsau,<br />
Email: andrea.siebert@augustana.de; Tel.<br />
09874 / 509-280.
I M F O C U S<br />
Exkursion zum Trinity College in Bristol<br />
Variety – dieses Wort beschreibt wohl am treffendsten die<br />
Erlebnisse und Eindrücke der vierzehnköpfigen Gruppe aus<br />
Studierendenschaft und Kollegium, welche vom 14. bis zum<br />
19. März 2010 die Städte Bristol und London besuchte. Diese<br />
Englandexkursion wurde dankenswerterweise durch Zuschüsse<br />
aus Studierendenbeiträgen, der Hochschulstiftung und<br />
des Ökumenereferats der bayerischen Landeskirche finanziell<br />
unterstützt. Während die abschließenden Tage in der Hauptstadt<br />
der Besichtigung wichtiger anglikanischer Kirchen und<br />
Einrichtungen gewidmet waren und sich durch eine günstige<br />
Fügung sogar – nach der Matutin in der Westminster Abbey –<br />
eine höchst informative und anregende Begegnung mit dem<br />
königlich ernannten „Canon Theologian“ der Kirche, Dr. Nicholas<br />
Sagovsky, ergab, ging die Fahrt zunächst nach Bristol, zum<br />
dortigen Trinity College.<br />
Drei intensive Tage waren dort sowohl mit einem dichten<br />
Programm von Lehrveranstaltungen, Diskussionsrunden, Besichtigungstouren<br />
und Pub-Crawls, als auch mit gemeinsamen<br />
Andachten, vielen persönlichen Begegnungen und Gesprächen<br />
gefüllt. Dabei ergaben sich nicht nur viele Einblicke in die jahrhundertealte<br />
Geschichte der bedeutenden Hafenstadt Bristol<br />
und ihrer Kirche. Ein besonderer Schwerpunkt lag außerdem<br />
darauf, das Lernen und Leben der anglikanischen Theologiestudierenden<br />
am College näher kennenzulernen. Der Besuch<br />
in einer dem College benachbarten Gemeinde führte zudem<br />
vor Augen, wo heute die lebendigen Aufgaben anglikanischer<br />
Mission im eigenen Land liegen.<br />
Überraschend war zunächst das deutlich höhere Alter der<br />
englischen Kommiliton/innen (durchschnittlich um 35-40<br />
Jahre), die sich mehrheitlich erst nach einer langjährigen Berufstätigkeit<br />
außerhalb der Kirche <strong>für</strong> das Pfarramtsstudium<br />
entschieden haben. Folgerichtig ist ihr Curriculum sehr viel praxisorientierter<br />
als in Deutschland: In einem zweijährigen Training<br />
im College werden die Grundlagen christlichen Glaubens,<br />
Theologie, Geschichte und Kultur vermittelt, anschließend folgt<br />
ein vierjähriger Vorbereitungsdienst in einer Gemeinde. Jeder<br />
Studierende ist mit Beginn des Studiums über sogenannte<br />
Context Groups in eine Gemeinde oder ein Praxisprojekt eingebunden<br />
und lernt, theoretisches Wissen mit Erfahrungen in der<br />
kirchlichen Praxis zu verbinden.<br />
Beeindruckend wirkte bei alledem, wie ernsthaft die Studierenden,<br />
die nicht selten erst seit kurzem überhaupt zur Religion<br />
gefunden hatten, von ihrem call sprachen, ihrer Berufung zum<br />
christlichen Glauben und zum Dienst in der Gemeinde. Das<br />
geistliche Leben am Trinity College, das sich selbst als evangelikal<br />
beschreibt, spiegelt dabei die große Vielfalt der Spiritualität<br />
und Frömmigkeitsformen innerhalb der anglikanischen<br />
Kirche: Folgte die Andacht am ersten Tag liturgisch dem noch<br />
heute in der weltweiten Anglican Church maßgeblichen Book<br />
of common prayer aus dem 17. Jahrhundert, so war diejenige<br />
am zweiten Tag von Charismatical Flavour geprägt. Die von<br />
Martina Bachmeier, Mona Böhm und Susanne Munzert gestaltete<br />
Andacht am dritten Tag öffnete dann noch den Blick auf<br />
lutherische Traditionen.<br />
Ein herzlicher Dank und Segenswunsch gelten allen<br />
Gastgebern am Trinity College:<br />
■ <strong>für</strong> die vielen anregenden, informativen und inspirierenden<br />
Begegnungen,<br />
■ <strong>für</strong> die <strong>für</strong>sorgliche Gastfreundschaft, mit der wir<br />
im Gästehaus, in der Mensa (thanks for the incredible<br />
Brownies!) und privat aufgenommen wurden,<br />
■ <strong>für</strong> die Gemeinschaft in Studium und Glauben, durch<br />
die wir in dem, was uns unterscheidet, so vielfältige Gemeinsamkeiten<br />
entdecken durften,<br />
■ <strong>für</strong> die Partnerschaft, in der wir auch in den kommenden<br />
Jahren die Verbindung zwischen beiden <strong>Hochschule</strong>n<br />
weiter zu gestalten hoffen.<br />
Ein ganz besonderer Dank geht an die Spenderinnen<br />
und Spender, die mit ihren Gaben diese Fahrt wesentlich<br />
unterstützt haben.<br />
1.2010<br />
7
D A U E R S T I F T E R K A M P A G N E<br />
Liebe Ehemalige,<br />
„Theologie im Dialog“– die augustana bietet<br />
ein besonders dichtes Netz dialogischer<br />
Strukturen. Ich bin überzeugt, dass unsere<br />
Studierenden davon in einem besonderen<br />
Maße profitieren. Es ist ein hervorragendes<br />
Arbeiten, Gewinn bringend <strong>für</strong> alle.<br />
Wir brauchen <strong>für</strong> die Zukunft weiterhin<br />
dialogfähige, hervorragend ausgebildete<br />
Theologinnen und Theologen. An unserer<br />
<strong>Hochschule</strong> können Studierende ihren<br />
Studieneingang absolvieren, um sich dann<br />
theologischen Schwerpunkten zuwenden<br />
T E R M I N E<br />
12.-16.05.2010 Ökumenischer Kirchentag München: Stand der augustana-<br />
<strong>Hochschule</strong> in der Messehalle A 6 – Nr K 33 A<br />
15.05.2010 14.00 Uhr Sektempfang am ÖKT Stand der augustana-<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> alle ehemaligen Studierenden<br />
08.06.2010: Festakt 60. Geburtstag von Prof. Dr. Becker<br />
11.00 Uhr im grossen Hörsaal.<br />
16.06.2010 Begegnungstag mit der Theol. Fakultät der Kath. Universität<br />
Eichstätt, dem Collegium Willibaldinum und dem Collegium<br />
Orientale Eichstätt in Neuendettelsau<br />
21.06.2010 „Schelling-Tag“ der Internationalen Schelling-Gesellschaft<br />
an der augustana-<strong>Hochschule</strong><br />
Thema: Schellings philosophische Theologie<br />
Veranstalter: Kooperation der Internationalen Schelling-<br />
Gesellschaft und der augustana-<strong>Hochschule</strong><br />
Veranstalter am Ort: Prof. Dr. M. Buntfuß (Systematische<br />
Theologie) und Prof. Dr. P.L. Oesterreich (Philosophie)<br />
21.07.2010 Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch (Bayerisches<br />
Staatsministerium <strong>für</strong> Wissenschaft, Forschung und Kunst)<br />
besucht die AHS (Gespräch mit Dozierenden und<br />
Studierenden)<br />
8 1.2010<br />
zu können. Wir wollen diese Situation erhalten<br />
und weiter qualifizieren.<br />
Daher wenden wir uns an Sie, als unsere<br />
Ehemaligen. Denn die Weiterentwicklung<br />
der augustana-<strong>Hochschule</strong> braucht<br />
Fördererinnen und Förderer, Unterstützerinnen<br />
und Unterstützer, wie Sie! So entwickeln<br />
wir derzeit Konzepte <strong>für</strong> den Aufbau<br />
des Stiftungsvermögens, <strong>für</strong> ideele<br />
Unterstützung aber auch Spendenprojekte<br />
und die Alumniarbeit.<br />
In diesem Jahr werden wir mit einer<br />
Dauerstifterkampagne beginnen, bei der<br />
wir 500 Personen finden wollen, die <strong>für</strong><br />
den begrenzten Zeitraum von einem Jahr<br />
zwölfmal 20 Euro stiften. Wir bitten Sie,<br />
unsere Kampagne zu unterstützen. (Bankverbindung:<br />
Sparkasse Neuendettelsau<br />
Kto.-Nr. 361 527, BLZ: 765 500 00)<br />
Theologie braucht Dialog, Dialog aber<br />
muss gefördert werden.<br />
Ich grüße Sie sehr herzlich, Ihre<br />
Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff<br />
S T A T E M E N T<br />
„Ich bin überzeugt, dass die augustana<br />
<strong>Hochschule</strong> in Neuendettelsau gute<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> das Theologiestudium<br />
bietet. Einmal bietet sie die Möglichkeit,<br />
Gemeinschaft zu pflegen und<br />
zu erleben. Dies ist an den großen Universitäten<br />
mit ihrem Massenbetrieb sehr<br />
viel weniger möglich. Die Theologie in<br />
Neuendettelsau ist anerkannt von hoher<br />
wissenschaftlicher Qualität, und gerade<br />
<strong>für</strong> ein ernsthaftes Lernen sind die Ablenkungen<br />
kleiner als in einer Stadt wie<br />
München.“<br />
Dr. Günther Beckstein<br />
Mitglied der Landessynode<br />
Ehem. Bayerischer Ministerpräsident<br />
I M P E S S U M<br />
Herausgeber:<br />
augustana-<strong>Hochschule</strong>, Waldstraße 11,<br />
91564 Neuendettelsau, Tel. 0 98 74 / 509-640,<br />
E-Mail: information@augustana.de,<br />
www.augustana.de,<br />
Bankverbindung: Sparkasse Neuendettelsau<br />
Kto.-Nr. 361 527, BLZ: 765 500 00<br />
Redaktion und V.i.S.d.P.: Ulrich Bauer-Marks,<br />
Layout: matheis werbung & design/Pleinfeld,<br />
Fotos: www.studiopfleiderer.de, augustana-<br />
<strong>Hochschule</strong>