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23. August 2003 Ambraser Schlosskonzerte 8. Juli - 5 ... - Amras

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KUNSTHISTORISCHES MUSEUM<br />

und später kaiserlicher<br />

Diener erhielt er<br />

neben Aufträgen und<br />

Anerkennung auch<br />

Privilegien, wie beispielsweiseSteuerfreiheit.<br />

Objekte aus<br />

dem kulturellen Umfeld,<br />

aus dem Werkstätten-<br />

und Alltagsbereich<br />

und Archivalien<br />

sollen einen möglichst<br />

plastischen Eindruck<br />

vom Leben dieses<br />

Handwerkers geben.<br />

Viola da Gamba; In den Jahren 1668/69<br />

Absam, 17. Jhdt. wurde Stainers Leben<br />

von einem Häresieprozess<br />

überschattet, den übereifrige<br />

Geistliche gegen ihn angezettelt hatten.<br />

In seinem Besitz wurden Bücher<br />

gefunden, die auf dem Index standen,<br />

worauf er nach einem längeren Verfahren<br />

in Haft gesetzt wurde. Im Zuge der<br />

Recherchen für die Ausstellung wurde ein<br />

bisher unbekannter Bestand von ca.<br />

120 Schriftstücken entdeckt. Diese neue<br />

und wesentliche Quelle in der Erforschung<br />

von Stainers Lebensumständen<br />

wird in der Ausstellung und im Katalog<br />

erstmals präsentiert.<br />

Jacob Stainer blieb „ohne Mannserben<br />

oder Lerner … die Kunst dahero mit<br />

ihm absterben wird”, wodurch seine<br />

Geigen höher bewertet würden. Der<br />

Chronist wusste, wovon er sprach: Eine<br />

Stainer - Geige war im 1<strong>8.</strong> Jahrhundert<br />

zehnmal teurer als eine von Antonio<br />

Stradivari und ist heute noch ein Vermögen<br />

wert (ca. 200.000 Euro pro Geige; Violoncelli<br />

und Gamben liegen noch über diesem<br />

Wert). Im Mittelpunkt dieser musikhistorischen<br />

Schau steht eine repräsentative,<br />

ca. 20 Stück umfassende Auswahl<br />

dieser wertvollen Instrumente, darunter<br />

zwei vollständige Streichquartette<br />

sowie drei Viole da gamba. Das instrumentenkundlich<br />

wichtigste Objekt ist<br />

eine vollkommen unveränderte Violine aus<br />

dem Jahr 166<strong>8.</strong> Dies ist eine absolute Rarität,<br />

existieren doch weltweit nur noch zwei<br />

Instrumente, welche nie Modernisierungen<br />

unterzogen worden sind und sich<br />

noch im Originalzustand befinden.<br />

Trotzdem sich Jacob Stainer weigerte,<br />

Lehrlinge oder Schüler in das Geheimnis<br />

seiner Kunst einzuweihen, wirkten<br />

seine herausragenden Instrumente stilbildend<br />

auf nachfolgende Geigenbauer,<br />

wie in der Ausstellung ebenfalls an-<br />

schaulich gezeigt wird. Mehr als 25 Vergleichsinstrumente,<br />

die in den wichtigsten<br />

Geigenbauzentren Europas im 1<strong>8.</strong><br />

Jahrhundert entstanden sind, dokumentieren<br />

den eminenten Einfluss, den<br />

Stainer auf die Nachwelt ausgeübt hat.<br />

Nicht verschwiegen wird in diesem Zusammenhang,<br />

dass Stainers Geigen<br />

mehrfach auch in Fälschungsabsicht<br />

nachgeahmt worden sind.<br />

Die Wertschätzung von Stainers Instrumenten<br />

einerseits und der Mangel an biografischen<br />

Fakten andererseits führten<br />

schon sehr bald zu einer Mythisierung ,<br />

die ihren Ausdruck in der Literatur fand.<br />

Diese teilweise ideologisch gefärbten<br />

Phantasieprodukte haben das Bild, das<br />

sich die Nachwelt vom Absamer Geigenbauer<br />

macht, nachhaltig geprägt.<br />

Auch dieser Aspekt wird in der Ausstellung<br />

thematisiert. Daneben werden die<br />

Musik und das kulturelle Umfeld des Innsbrucker<br />

Hofes im 17. Jahrhundert dargestellt.<br />

Unter dem Tiroler Landesfürsten<br />

Ferdinand Karl (1628-62) wirkten Musiker<br />

von europäischem Rang, wie der<br />

italienische Opernkomponist Antonio<br />

Cesti und der englische Gambist William<br />

Young, in Innsbruck.<br />

Eine Schauwerkstatt zeigt Einrichtung<br />

und Werkzeuge, wie sie in einer Werkstätte<br />

des 17. Jh. anzutreffen waren und demonstriert<br />

die Herstellungsschritte<br />

einer Geige. Im Juni<br />

und während der Innsbrucker<br />

Festwochen im <strong>August</strong> werden<br />

Studierende und Absolventen<br />

der HTL für Musikinstrumentenbau<br />

Hallstatt in dieser Werkstätte<br />

arbeiten, Herstellungsschritte<br />

demonstrieren und für<br />

Anfragen zur Verfügung stehen.<br />

Den Abschluss der Ausstellung<br />

bildet ein Bereich, der der<br />

Dokumentation von Streichinstrumenten<br />

gewidmet ist. Dabei<br />

werden traditionelle Techniken<br />

modernsten Untersuchungsmethoden<br />

gegenübergestellt.<br />

Erstmals kann durch eine laservibrometrische<br />

Analyse das<br />

Schwingungsverhalten einer<br />

modernen, mit Stahlsaiten bezogenen<br />

Violine mit dem einer<br />

im Originalzustand befindlichen<br />

verglichen werden. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut für<br />

Wiener Klangstil werden Klangvergleiche<br />

dieser beiden In-<br />

Gitarre, Venedig<br />

1. Hälfte 17. Jhdt.<br />

strumente akustisch und visuell dargestellt.<br />

Die Ausstellung wurde von Dr. Rudolf<br />

Hopfner, Direktor der Sammlung Alter Musikinstrumente<br />

im Kunsthistorischen Museum<br />

in Wien, kuratiert. Neben Objekten<br />

aus österreichischen Museen werden<br />

Leihgaben aus dem Musée de la Musique<br />

in Paris und aus dem National Music<br />

Museum of America in South Dakota<br />

gezeigt. Besonders rare Exponate<br />

wurden von privaten Leihgebern aus<br />

Amerika, Deutschland und Österreich<br />

zur Verfügung gestellt. Zur Ausstellung<br />

wird ein Audio-guide - auch in englischer<br />

und italienischer Sprachmutation<br />

- angeboten, der nicht nur Informationen<br />

sondern auch Klangbeispiele von Stainers<br />

Instrumenten vermittelt. Ein reich bebildeter<br />

Katalog bietet vertiefende musikhistorische<br />

Einblicke.<br />

Stainers Instrumente erfreuten sich vor<br />

allem während der vergangenen Jahrzehnte<br />

dank der Wiederbelebung der Alten<br />

Musik zunehmenden Interesses. Viele<br />

seiner Instrumente wurden rebarockisiert<br />

und werden von führenden<br />

Musikern der „Originalklangszene” gespielt.<br />

Zur Ausstellung erscheint eine<br />

CD, bei der vier Stainer - Instrumente (2<br />

Violinen, Viola da Gamba, Violoncello) einen<br />

Eindruck von der originalen Klanggestalt<br />

geben. Es spielen die international<br />

berühmten und dem lokalen Publikum<br />

durch die Innsbrucker Festwochen<br />

bekannten Interpreten A.<br />

Mitterer, M. Kubizek, C. Coin, M.<br />

Bölli, G. Murray. Diese Musiker<br />

werden anläßlich eines Festkonzerts<br />

am 9. September im<br />

Spanischen Saal des <strong>Ambraser</strong><br />

Schlosses den unvergleichlichen<br />

Zauber von Stainers Instrumenten<br />

live dem Publikum<br />

näher bringen. Musikalisch begleitet<br />

wird auch die Eröffnungsveranstaltung<br />

der Ausstellung<br />

am 2. Juni.<br />

Die Ausstellung ist vom 4. Juni<br />

bis 31. Oktober <strong>2003</strong> täglich<br />

von 10:00 bis 17:00 Uhr<br />

geöffnet<br />

Information: Kunsthistorisches<br />

Museum Schloss<br />

Ambras, Tel. 0043-01-52524-<br />

745 oder -746, Fax -750,<br />

Kurator: Rudolf Hopfner -470,<br />

Presseinfo: Margot Rauch -742<br />

E-M@IL:<br />

schloss.ambras@khm.at<br />

ONLINE:<br />

www.khm.at/ambras<br />

2 AMRASER BOTE <strong>2003</strong>

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