lass fallen anker - Ausgabe 2017
„lass fallen anker - Blätter der Deutschen Seemannsmission“ - Zeitschrift über die Arbeit der Seemannsmission.
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AM WASSER<br />
BERICHT AUS GRIECHENLAND<br />
„Wo soll’s denn hingehen?“<br />
In den Hafen von Piräus laufen nach schwierigen Jahren wieder mehr Schiffe<br />
ein. Das wirkt sich auf die Arbeit der Seemannsmission aus<br />
Auf Landgang in<br />
Piräus: Zwei<br />
Seeleute zeigen<br />
auf ihr blaues<br />
Containerschiff<br />
im Hafen<br />
Die politische Situation hier<br />
ist aus den Medien bekannt:<br />
Wurde das Land früher mit<br />
Urlaub, Strand und Sonne in Verbindung<br />
gebracht, so denkt man heute<br />
wohl eher an Chaos, Drama und<br />
Tragödie – allesamt Worte, die griechischen<br />
Ursprungs sind. Das aber<br />
müssen Banken und Politiker klären.<br />
Etwa 800 Frauen und Männer<br />
arbeiten weltweit haupt- und<br />
ehrenamtlich für die<br />
Deutsche Seemannsmission. Sie<br />
setzen sich mit ihrer Persönlichkeit,<br />
durch ihr Wirken<br />
und ihren Glauben für ein<br />
menschenwürdiges Leben<br />
von Seeleuten ein.<br />
„Wo soll’s denn hingehen?“ – kann ich<br />
Seeleute vermehrt wieder fragen, die<br />
mit ihren Schiffen in den Häfen von<br />
Piräus liegen. Glücklicherweise, denn<br />
Piräus entwickelt sich derzeit zum wichtigen<br />
Knotenpunkt zwischen Asien und<br />
dem östlichen Mittelmeer. Nach unruhigen,<br />
von Arbeitskampf geprägten Zeiten<br />
laufen hier wieder viele Schiffe an,<br />
und die Tendenz ist steigend. Für unsere<br />
kleine Station, die übrigens die einzige<br />
Seemannsmission in ganz Griechenland<br />
ist, bedeutet das viel Arbeit, die<br />
uns gleichzeitig Freude macht.<br />
Im Mittelpunkt steht das Gespräch:<br />
Wir betreuen Seeleute und deren Angehörige<br />
nicht nur an Bord der Schiffe,<br />
sondern besuchen sie notfalls auch im<br />
Gefängnis oder Krankenhaus. In den<br />
letzten Jahren mussten wir uns aufgrund<br />
der wirtschaftlichen Situation<br />
in der Seeschifffahrt besonders intensiv<br />
um Besatzungsmitglieder aufgelegter<br />
und aufgegebener Schiffe kümmern.<br />
Wir bieten Möglichkeiten zur Kommunikation<br />
mit der Familie durch Internet<br />
und Telefon, wir vermitteln Nachrichten<br />
und Zeitungen. Ob Nähzeug, Babykleidung<br />
oder Laptop – wir besorgen<br />
fast alles. Alternativ organisieren wir<br />
Einkaufsfahrten in die Stadt oder zum<br />
nächsten Supermarkt. Besonders eindrucksvoll<br />
und „berüchtigt“ sind meine<br />
Sightseeing-Tours zu antiken Stätten –<br />
an dieser Stelle meine Entschuldigung<br />
an all die Seeleute, die ich in sommerlicher<br />
Hitze durch die Anhäufung von<br />
alten Steinen geschleppt habe.<br />
So manch ein Gast hat schon auf<br />
der Dachterrasse unserer Mission in der<br />
sechsten Etage der Botasi-Straße den<br />
Sonnenuntergang genossen und wirklich<br />
entspannen können. Wer auch den<br />
Sonnenaufgang bewundern will, kann<br />
bei uns übernachten.<br />
Und unser Fazit? Wir sind hier nicht<br />
viele, aber machen viel. Wir kommen<br />
gern an Bord, aber haben die Seeleute<br />
auch gern bei uns. „Wo soll’s denn hingehen?“<br />
– zur Seemannsmission nach<br />
Piräus!<br />
Reinhild Dehning,<br />
Stationsleiterin DSM Piräus<br />
Foto: DSM Piräus<br />
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LASS FALLEN ANKER