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„leiWANDeR|<br />
SCHNee“|<br />
zu interessieren. Er macht sich aus den<br />
angezuckerten Gipfelregionen auf, um<br />
den Läufern einen Besuch abzustatten.<br />
Das kündigt sich mit verträumt wirkenden<br />
Nebelfetzen an, die wie Spinnenweben<br />
in den Seitenschluchten hängen,<br />
verdichtet sich aber recht schnell zu<br />
einer milchig grauen Wolkendecke, aus<br />
der auch noch Schnee zu fallen beginnt.<br />
Langsam kriecht auch der Tag aus seinem<br />
Bett und schickt die ersten Sonnenstrahlen<br />
als Vorboten für einen sonnigen<br />
Vormittag. Es zahlt sich aus. Denn bei<br />
schönem Wetter und guter Fernsicht<br />
kann man hier hinter martialisch wirkenden<br />
Lawinenverbauungen vom Karwendelgebirge<br />
über die Zillertaler Alpen<br />
und die Berge des Gschnitztales bis hin<br />
zu den Gletschern rund ums Zuckerhütl<br />
eine Kulisse bestaunen, die einem den<br />
Atem raubt. Für Letzteres könnte aber<br />
auch das sich wild aufwölbende Terrain<br />
verantwortlich sein. Denn erst nach<br />
der Starkenburger Hütte verlassen wir<br />
die 2.000er-Region wieder und nähern<br />
uns in einem knapp 1.000 Höhenmeter-„Sturzflug“<br />
dem Halbzeit-Ort<br />
Neustift im Stubaital.<br />
Kurzes Intermezzo<br />
Hier wechseln wir das Ufer. Auf der<br />
Ostseite des Tals führt die Route weiter.<br />
Abgesehen von kurzen Rampen ebnet<br />
sich die Strecke ab hier für einen Trailrun<br />
mit über 5.000 Aufstiegshöhenmetern<br />
fast überraschend wieder ein. So bekommen<br />
aber auch die Starter beim Basictrail<br />
(28,6 km, 2.500 Höhenmeter, Start in<br />
Neustift) die Möglichkeit, sich auf das<br />
vorzubereiten, was noch kommt. Was da<br />
noch kommt, scheint auch den Winter<br />
STUBAI<br />
ULTRATRAIL<br />
Der Stubai Ultratrail<br />
fand unter dem<br />
Motto „Urban2Glacier“<br />
am 30. Juni/1.<br />
Juli zum ersten Mal<br />
statt. Start in der<br />
Tiroler Hauptstadt<br />
Innsbruck, Ziel am<br />
Stubaier Gletscher.<br />
Furioses Finale<br />
Das macht’s für die Läufer nicht gerade<br />
einfacher. Vor allem, weil es hinter dem<br />
„Wilde Wasser Weg“ entlang der Reutz<br />
und vorbei am breitesten Wasserfall der<br />
Ostalpen ab der Tschangelair Alm bei<br />
Kilometer 50 so richtig hochalpin zur<br />
Sache geht. Wir lassen die 2.000-Meter-Seehöhengrenze<br />
wieder hinter uns,<br />
ein ungestümer Gletscherbach donnert<br />
unter uns Richtung Tal und vor uns<br />
kriechen die engen Serpentinen das Eisgratl<br />
hinauf zur Dresdnerhütte.<br />
Jetzt zeigt der Berg, was er kann. Steine,<br />
Schneefelder, Eis, Gletscherteich und<br />
Temperaturen, die nicht wirklich an Anfang<br />
Juli erinnern. In dieser Kulisse warten<br />
noch einmal 800 Höhenmeter auf<br />
den letzten 18 Kilometern. Aber oben<br />
zwingt einen das Panorama zur Einsicht,<br />
dass Wolfgang Ambros doch recht hatte:<br />
„ein leiwander Schnee“ – und eine der<br />
spektakulärsten Zielankünfte der Alpen.<br />
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