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Nr. 18 (II-2017) - Osnabrücker Wissen

Nr. 18 (II-2017) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de

Nr. 18 (II-2017) - Osnabrücker Wissen

Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de

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<strong>Nr</strong>. <strong>18</strong> · kostenlos · Ausgabe <strong>II</strong> / <strong>2017</strong><br />

Juli · August · September<br />

AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />

KOSTENLOS!<br />

28<br />

HINTER DEN KULISSEN<br />

Wo entspannen Brötchen vor dem Frühstück?<br />

32<br />

STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

Seit wann wird Osnabrück elektrisch beleuchtet?<br />

Drohnen über Osnabrück<br />

Wird's im Luftraum zu eng?<br />

Seite 4<br />

41<br />

ESSEN & TRINKEN<br />

Wie macht man aus Erdbeeren Ketchup?<br />

44<br />

SPORT & GESUNDHEIT<br />

Wie lernen Fußgänger fliegen?


IMPRESSUM<br />

<strong>18</strong><br />

<strong>Nr</strong>.<br />

INHALT<br />

Welche Fragen zur <strong>Osnabrücker</strong> Region<br />

beantworten wir in dieser Ausgabe?<br />

EDITORIAL<br />

AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />

Ein Medienprojekt der<br />

Medienagentur KreativKompass GmbH<br />

Geschäftsführer: Stephan Buchholz<br />

Im Hamme 7<br />

49205 Hasbergen<br />

Telefon: +49 5405 / 80 83 216<br />

E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />

Internet: www.kreativkompass.de<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteur:<br />

Dr. Thorsten Stegemann<br />

Weitere Redaktionsmitglieder<br />

dieser Ausgabe:<br />

Ebba Ehrnsberger<br />

Yvonne Loggen<br />

Tom Herter<br />

Eike Eifler<br />

Yörn Kreib<br />

Carsten Neyer<br />

Werner Beermann<br />

Heiko Schulze<br />

Dr. Jessica Stegemann<br />

Sina-Christin Wilk<br />

Redaktionsbeiträge<br />

Gastbeiträge in dieser Ausgabe:<br />

Margret Baumann<br />

Museum Industriekultur Osnabrück<br />

Jessica Löscher<br />

Diözesanmuseum Osnabrück<br />

Judith Franzen<br />

Stadt- und Kreisarchäologie<br />

Sabine Böhme<br />

TERRA.vita<br />

Svenja Vortmann<br />

Zoo Osnabrück<br />

Beatrice le Coutre-Bick<br />

Literaturbüro Westniedersachsen / Osnabrück<br />

Carina Sander<br />

Schüler-Forschungs-Zentrum Osnabrück<br />

Christiane Matz<br />

Museum und Park Kalkriese<br />

Lisa Mammitzsch<br />

Museum am Schölerberg<br />

Leitung Vermarktung & Mediengestaltung<br />

Stephan Buchholz<br />

Mediengestaltung<br />

Laura Fromm, Hannah Ruthemeyer<br />

Projektmanagement & Vermarktung<br />

Igor Hafner<br />

Projektmanagement & Distribution<br />

Sebastian Buchholz<br />

BILDMATERIAL<br />

Jana Lange · www.jana-fotografiert.de<br />

Oliver Schratz · www.blendeneffekte.de<br />

sowie siehe Bildnachweise.<br />

Grundmotiv: Drohne mit Paket © Mopic; Drohne weiß ©<br />

Oleksandr Delyk; Drohne unten Vordergrund © Jag_cz;<br />

Hintergrund © OSNA-Copter - Collage Medienagentur<br />

KreativKompass<br />

DRUCK & PRODUKTION<br />

Levien-Druck GmbH<br />

Eduard-Pestel-Straße 16<br />

49080 Osnabrueck<br />

Telefon: +49 5 41 / 9 59 29-0<br />

Internet: www.levien.de<br />

REDAKTIONSSCHLUSS:<br />

Juli <strong>2017</strong><br />

COPYRIGHT<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Veröffentlichung im<br />

Internet oder Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach<br />

vorheriger schriftlicher Genehmigung der Medienagentur<br />

KreativKompass GmbH. Trotz sorgfältiger Prüfung keine<br />

Gewähr für eventuelle Druckfehler. Unsere Redaktion ist<br />

selbstverständlich bemüht, alle Ansprüche im Bereich der<br />

Urheberrechte (insbesondere der Bildrechte) vor Drucklegung<br />

zu klären und zu berücksichtigen. Sollte uns trotzdem einmal ein<br />

unbeabsichtigter Fehler unterlaufen, wenden Sie sich bitte direkt<br />

an: redaktion@osnabruecker-wissen.de, damit wir schnell eine<br />

einvernehmliche Lösung finden.<br />

TOPTHEMA<br />

Was lassen <strong>Osnabrücker</strong> fliegen? 4<br />

NATUR & UMWELT<br />

Was ist ein Siegelbaum? 9<br />

Was hat der Belmerbutterstein mit dem<br />

Kölner Dom gemeinsam? 10<br />

Wer wuselt durch Wasser und Büsche? 12<br />

Wer lag in Sprockhoff 923? 13<br />

WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />

Wie wurde Roheisen & Stahl in Georgsmarienhütte erzeugt? 14<br />

Sehen Sie jetzt besser oder schlechter? 16<br />

Wie viele Spaghetti kann die Sonne kochen? 17<br />

Wie vermarktet man gute Ideen? <strong>18</strong><br />

AUSBILDUNG & KARRIERE<br />

Wo findet Chemie im Alltag statt? 21<br />

LEBEN & GESELLSCHAFT<br />

Was sind unsere Thesen heute? 22<br />

Was hat Playmobil im Diözesanmuseum zu suchen? 23<br />

Wie überwinde ich meinen inneren Schweinehund? 24<br />

MOMENTAUFNAHMEN<br />

Wie lange lädt ein E-Kart? 26<br />

HINTER DEN KULISSEN<br />

Wo entspannen Brötchen vor dem Frühstück? 28<br />

STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

Was geschah im Riemsloher Wald? 30<br />

Warum dauert restaurieren so lange? 31<br />

Seit wann wird Osnabrück (nur noch) elektrisch beleuchtet? 32<br />

Wie wurde ein Grundbesitzer aus Loxten<br />

preußischer Minister? 34<br />

Welches Schloss dient als Zeitstrahl? 35<br />

Wie kommt der Stein ins Rollen? 36<br />

Wieso gibt es einen "Gesellenweg" Teil 2 38<br />

FAMILIE & SOZIALES<br />

Urlaub gleich nebenan? 40<br />

ESSEN & TRINKEN<br />

Die besten Lebensmittel der Region:<br />

Wie macht man aus Erdbeeren Ketchup? 41<br />

SPORT & GESUNDHEIT<br />

Wer mobilisiert Menschen mit Altersfrakturen? 42<br />

Wie lernen Fußgänger fliegen? 44<br />

KUNST & KULTUR<br />

Welcher Häftling schrieb sich frei? 46<br />

Wo laufen die Klassiker? 47<br />

SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />

Hallo, wie geht‘s? 48<br />

Wer trug sich ins Goldene Buch ein? 48<br />

HANDGEZEICHNET<br />

Wohin führt die Kreislaufwirtschaft? 49<br />

RÄTSELN & GEWINNEN<br />

Wie viel <strong>Wissen</strong> steckt in Ihnen? Kreuzworträtsel 50<br />

Was gibt es zu gewinnen? Preisübersicht 51<br />

Foto © Paul Stegemann<br />

seit Jahren bewegen sich über unseren Köpfen nicht nur Wolken, Flugzeuge<br />

und Vögel. Auch Drohnen haben den Luftraum erobert. Über ihre<br />

militärische Nutzung sprechen wir in dieser Ausgabe nur am Rande,<br />

denn schon die zivile wirft eine Fülle technischer, rechtlicher, ja sogar<br />

moralischer Fragen auf. Auch in unserer Region - lesen Sie dazu unser<br />

aktuelles Topthema.<br />

Daneben gibt es in der <strong>18</strong>. Ausgabe von „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ aber<br />

noch viele andere verblüffende Antworten auf faszinierende Fragen.<br />

Wie viele Spaghetti kann die Sonne kochen? Wie lauten, 500 Jahre nach<br />

Martin Luthers mutmaßlichem „Anschlag“ auf die Schlosskirche von<br />

Wittenberg, denn nun unsere Thesen zu Kirche und Gesellschaft? Was<br />

ist ein Siegelbaum – und wer lag eigentlich in „Sprockhoff 923“?<br />

Ab sofort können wir überdies einen neuen Kooperationspartner<br />

begrüßen: Den Natur- und Geopark TERRA.vita. Zum Auftakt der<br />

zukünftigen Zusammenarbeit wollten wir wissen, was der Belmer<br />

Butterstein mit dem Kölner Dom gemeinsam hat.<br />

Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß beim Lesen und Entdecken, einen<br />

sonnigen Sommer und erholsame Urlaubstage.<br />

Dr. Thorsten Stegemann<br />

Chefredakteur<br />

„Das einzig Gefährliche<br />

am Fliegen ist die Erde.“<br />

Wilbur Wright (<strong>18</strong>67-1912), amerikanischer Flugzeugbauer<br />

Stephan Buchholz<br />

Herausgeber<br />

Jetzt auch online noch mehr Fragen zur Region entdecken!<br />

Einfach „liken“ und regelmäßig weitere spannende Antworten finden:<br />

www.osnabruecker-wissen.de/facebook<br />

Wer bringt Licht ins Dunkel?<br />

Informieren Sie unterhaltsam & lehrreich über Ihre<br />

Produkte & Dienstleistungen im smarten<br />

Redaktionsumfeld von „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“!<br />

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Exklusive Beilagen<br />

(Gesamtauflage oder Postzustellung)<br />

[...]<br />

<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> ist ein Magazin der<br />

Medienagentur KreativKompass GmbH<br />

Im Hamme 7 · 49205 Hasbergen<br />

Ansprechpartner: Stephan Buchholz<br />

Telefon: +49 5405 / 80 83 216<br />

E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />

www.osnabruecker-wissen.de


TOPTHEMA<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

WIE FUNKTIONIERT<br />

EINE DROHNE?<br />

Der notwendige Auf- und Vortrieb<br />

wird durch mehrere unabhängig<br />

steuerbare Motoren<br />

ermöglicht. Da die manuelle<br />

Kontrolle der einzelnen Motoren<br />

über ein Steuergerät nicht ausreicht,<br />

um einen stabilen Flug<br />

zu gewährleisten, sind Drohnen<br />

mit einer Art Bordcomputer, dem<br />

„Flight-Controller“ ausgestattet.<br />

GPS-Ausstattung zur Steuerung<br />

ist weitestgehend Standard.<br />

Für den nötigen Antrieb<br />

der Motoren sorgen wiederaufladbare<br />

Lithium-Polymer Akkus.<br />

Nick-Achse<br />

Roll-Achse<br />

Gier-Achse<br />

Bei einem Quadrocopter laufen die<br />

sich jeweils gegenüberliegenden<br />

Rotoren in die gleiche Richtung,<br />

das eine Paar nach links, das andere<br />

nach rechts. Die am Rumpf enstehenden<br />

Giermomente heben sich<br />

vollständig auf.<br />

Mikromechanischer<br />

Sensor<br />

Tritt Wind auf, wird<br />

die nun entstehende<br />

Drehbewegung mit<br />

mikromechanischen<br />

Sensoren mit der<br />

Genauigkeit vom<br />

Durchmesser eines<br />

Siliziumatomas erfasst.<br />

Die Elektronik<br />

sorgt dafür, dass die<br />

Rotoren sich unterschiedlich<br />

schnell<br />

drehen und ein gezieltes<br />

Drehmoment<br />

am Drohnen-Rumpf<br />

erzeugen.<br />

Bild links © OSNA-Copter // Drohne links © sssheina; Chip © Wuttichai; Drohne Hochzeitspaar © Halfpoint; fotolia.de // Luftbild rechts © Fa. Hartman-Hilter Filmproduktion Osnabrück // Drohne mit Paket © Mopic; Drohne weiß © Oleksandr Delyk<br />

Drohnen über Osnabrück<br />

Wird's im Luftraum zu eng?<br />

Rund 400.000 privat und gewerblich genutzte Drohnen gibt es in Deutschland, schätzt die DFS<br />

Deutsche Flugsicherung GmbH. Diese Zahl wird sich bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich<br />

verdreifachen. Bereits jetzt häufen sich Fälle, bei denen Drohnen der bemannten Luftfahrt<br />

gefährlich nahekommen. Bald auch eine Plage am Himmel über Osnabrück?<br />

Standbild aus dem Film „Der Kupferschatz von Osnabrück“, Fundstelle Lüstringen am Nordrand des Hasetals<br />

Was ist eine Drohne?<br />

Eine Drohne ist ein unbemanntes Luftfahrzeug.<br />

Sie fliegt ohne einen Piloten an<br />

Bord. Der Pilot befindet sich vielmehr am<br />

Boden und steuert die Drohne mittels einer<br />

Steuerungseinheit (Fernbedienung).<br />

Eine Drohne kann aber auch autark über<br />

einen Computer gesteuert werden. Angetrieben<br />

werden die Drohnen über mehrere<br />

Motoren bzw. Propeller (z.B. Quadrocopter<br />

mit vier Motoren/Propellern).<br />

Die Niedersächsische Landesbehörde für<br />

Straßenbau und Verkehr versteht unter<br />

einer Drohne „unbemannte Luftfahrtsysteme<br />

und Flugmodelle.“ Unter ersteres<br />

fallen alle „unbemannten Fluggeräte,<br />

die nicht zu Zwecken des Sports oder der<br />

Freizeitgestaltung betrieben werden.“<br />

Gemeint sind der gewerbliche Einsatz,<br />

in der Forschung, unentgeltliche Beauftragung<br />

durch Dritte sowie sogenannte<br />

Nachbarschafts- bzw. Freundschaftsdienste.<br />

Bei Nutzung zu Zwecken des<br />

Sports oder der Freizeitgestaltung handelt<br />

es sich demnach um Flugmodelle.<br />

Wer entwickelte Drohnen?<br />

Sie dienten zunächst als Augen, dann als<br />

Waffen, schreiben die Journalisten Kai<br />

Biermann und Thomas Wiegold in ihrem<br />

lesenswerten Standardwerk „Drohnen.<br />

Chancen und Gefahren einer neuen Technik.“<br />

Treibende Kraft bei der Entwicklung<br />

von Drohnen war das Militär. Die ersten<br />

Vorläufer der Drohne, unbemannte<br />

Fesselballons mit einer Sprengladung,<br />

wurden bereits <strong>18</strong>49 beim Angriff der<br />

Österreicher auf die Stadt Venedig eingesetzt.<br />

Der Wind trieb sie allerdings<br />

in die falsche Richtung. In der Folge<br />

wurde nicht nur nach fliegenden Verbesserungen<br />

gesucht, sondern auch<br />

unter Wasser witterte das Militär<br />

zahlreiche Einsatzmöglichkeiten.<br />

Anfang des 20.Jahrhunderts sah man<br />

sich allerdings mit einem riesigen Kommunikationsproblem<br />

zwischen Drohne<br />

und Steuermann konfrontiert. So waren<br />

ferngelenkte Boote zunächst noch durch<br />

einen 20 Kilometer langen Kupferdraht<br />

mit der Steuerstation an Land verbunden.<br />

Weitere Einsatzmöglichkeit einer Drohne: Fotoshootings<br />

Können Drohnen sehen?<br />

Die Entwicklung entsprechender Kameras<br />

und Übertragungsmöglichkeiten ab den<br />

60er Jahren brachte den Durchbruch. Aber<br />

erst durch die Miniaturisierung, Digitalisierung<br />

und Satellitennavigation avancierten<br />

Drohnen zu selbstverständlichen<br />

militärischen Aufklärungswerkzeugen.<br />

Ausspähen und zielgenaues Schießen wird<br />

dank hochkomplexer Programmierung<br />

möglich, das Militär ist begeistert.<br />

Doch „Drohnen sind fliegende, fahrende<br />

oder schwimmende Computer in einer<br />

windschnittigen Hülle. (..) und werden deshalb<br />

von den gleichen Problemen geplagt<br />

wie jeder Rechner. Daten können manipuliert,<br />

Programme gehackt werden“, geben<br />

Biermann und Wiegold zu bedenken.<br />

Drohnenabstürze sind deshalb durchaus<br />

keine Seltenheit.<br />

5


Die neue Drohnen-Verordnung<br />

Ratgeber zum Drohnen-Kauf<br />

Wertvolle Hinweise & Tipps vom Experten<br />

Darauf sollte beim Kauf semiprofessionell<br />

genutzter (Foto- & Film-) Drohnen geachtet werden:<br />

• Drohnengewicht: unter 5 kg<br />

• Flugzeit: Mindestens 20 Minuten<br />

• Quadro- (4), Hexa- (6) oder Octo-Copter (8)?<br />

-> je mehr Rotoren, desto stabiler der Flug!<br />

• Landegestell sollte möglichst verstellbar sein<br />

• 4K-Kamera-Weitwinkel<br />

• Separate Fernsteuerung mit Ruder (keine Tab-Steuerung)<br />

• möglichst integrierte Coming-Home-Funktion<br />

• Kamerapufferung<br />

• an Ersatzakkus denken!<br />

• Bildspeicher mindestens 4GB oder mehr<br />

• Sendereichweite: ca. 200 - 300m reicht ... mehr wäre<br />

schön, ist aber grenzwertig (Sichtflug in Deutschland)<br />

• Direktbildübertragung auf Smartphone oder Tablet<br />

Erweiterte, spezielle Ausstattungsmerkmale:<br />

• Drohnen sollten mit Gyroscope-Sensoren und einem GPSgestützten<br />

Flugsystem ausgestattet sein sowie die gesamten<br />

Bilddaten (Höhe, Breite und Länge in Grad) speichern.<br />

Wünschenswert ist ein Radarsystem (Sichtsystem) zur<br />

Abstandskontrolle in alle Richtungen - auch nach unten!<br />

Reichweite sollte am besten 15 - 30 Meter betragen.<br />

• Der sogenannt Gimbal, der die Kamera in waagerechte<br />

Ausrichtung niviliert, sollte als 3-Achsgimbal ausgelegt sein<br />

• Geschwindigkeiten über 36 km/h mögen zwar schön sein,<br />

sind aber auch sehr gefährlich und erfordern Erfahrung!<br />

• Intelligente Flugzeitberechnung – Akkupower sollte der<br />

Flugentfernung und dem Wind angepasst werden<br />

• Infrarot-Hinderniserfassung im Kurzbereich<br />

• FPV-Übertragung auf Brille<br />

Stefan Schmidt<br />

Inhaber Osna-Copter<br />

Der 49-Jährige nutzt Drohnen mit<br />

seinem Team bereits seit Jahren für professionelle<br />

Film- & Fotoaufnahmen<br />

aus der Luft. Einsatzgebiete sind u.a.<br />

Landvermessungen, Werbeprojekte,<br />

Baufortschrittsdokumentationen oder<br />

auch technische Inspektionen.<br />

Schmidt hat, neben seinem Know how<br />

über Drohnen, auch einen Großteil des<br />

Bildmaterials in diesem Artikel zur Verfügung<br />

gestellt. Vielen Dank!<br />

Droht Gefahr vom <strong>Osnabrücker</strong> Himmel?<br />

Inzwischen entdecken auch immer mehr Privatleute das<br />

Einsatzpotenzial von Drohnen. In den Onlineshops bekannter<br />

Elektronikhändler gehören Drohnen nebst Zubehör<br />

zu Preisen zwischen 50 und 2.000 Euro längst zum<br />

Standardsortiment. Insbesondere die vorher nicht mögliche<br />

Produktion von Fotos und Filmen aus großen Höhen fasziniert<br />

auch die <strong>Osnabrücker</strong>. Augen über Osnabrück, ein Grund zur<br />

Besorgnis?<br />

„Bisher spielen Drohnen in der <strong>Osnabrücker</strong> Polizeiarbeit eine<br />

marginale Rolle“, sagt Marco Ellermann, Pressesprecher der<br />

Polizeidirektion Osnabrück. „Es gab im Jahr 2016 vier Polizeieinsätze<br />

im Stadtgebiet von Osnabrück im Zusammenhang<br />

mit Drohnen.“ Ab und an hätten beunruhigte Bürger der<br />

Polizei gemeldet, dass eine Drohne über ihr Grundstück fliege<br />

bzw. im Standflug verweile. Derartige Fälle hätte es 2016 auch<br />

im Stadtgebiet von Osnabrück gegeben. Dahinter steht u.a. die<br />

Befürchtung, dass Filmaufnahmen gemacht werden, beispielsweise<br />

für Vorbereitungshandlungen zu Einbruchdiebstählen.<br />

In Wallenhorst sei es zu einem gefährlichen Eingriff in den<br />

Straßenverkehr gekommen, weil der „Pilot“ die Kontrolle<br />

über seine Drohne verlor und diese über der Fahrbahn einer<br />

Bundesstraße (B 68) schwebte, sodass Fahrzeugführer stark<br />

abbremsen bzw. ausweichen mussten. Ellermann rechnet aber<br />

damit, dass derartige Fälle angesichts des Drohnenbooms zukünftig<br />

häufiger auftreten werden. So wurden nach Auskunft<br />

der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und<br />

Verkehr allein im Jahr 2016 in Niedersachsen 1.<strong>18</strong>5 Anträge<br />

auf eine Aufstiegserlaubnis genehmigt.<br />

Gefährden Drohnen den<br />

Flugverkehr am FMO?<br />

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2016 registrierte die<br />

DFS 61 Fälle, bei denen Drohnen den regulären Flugverkehr<br />

behindert haben. In der gleichen Zeitspanne des Vorjahres<br />

hatte es erst zwölf solcher Vorfälle gegeben. „Bislang gab es<br />

solche Zwischenfälle an unserem Flughafen noch nicht“, betont<br />

Detlef Dobberthien, Pressesprecher der FMO Flughafen<br />

Münster/Osnabrück GmbH. Er verweist dazu auf die Vorgaben<br />

der Behörden. Danach sei ein unkontrollierter Aufstieg<br />

einer Drohne in der Kontrollzone eines Flughafens streng verboten.<br />

Selbst professionelle Drohnenpiloten benötigten dafür<br />

eine schriftliche Aufstiegsgenehmigung. Den Einsatz eigener<br />

Drohnen am FMO, speziell im Hinblick auf die Überwachung<br />

sensibler Bereiche, schließt er für die Zukunft jedoch nicht aus.<br />

Tower am Flughafen Münster/Osnabrück<br />

Drohne links, Luftaufnahme Windrad, Portrait © OSNA-Copter // Drohen Gewächshaus © Detlef Heese // Flughafentower © DFS Deutsche Flugsicherung GmbH<br />

Welche Regeln müssen<br />

beachtet werden?<br />

Die Stadt Osnabrück hat angesichts des<br />

Drohnentrends entsprechende Regeln und<br />

Hinweise im Internet zusammengestellt.<br />

Drohnenpiloten dürfen z.B. ihre Fluggeräte<br />

danach in keinem Fall über Menschenansammlungen,<br />

Unglücksorten, polizeilichen<br />

Einsatzorten, militärischen Anlagen,<br />

Kraftwerken und Luftsperrgebieten fliegen<br />

lassen. Für Start und Landung sowie das<br />

Überfliegen ist die Zustimmung der jeweiligen<br />

Grundstückseigentümer zwingend<br />

vorgeschrieben. Ab einem Gewicht von<br />

0,25 kg gilt für Drohnen ab dem 1. Oktober<br />

<strong>2017</strong> eine Kennzeichnungspflicht mit<br />

Name und Anschrift des Betreibers. Da<br />

von Drohnen verursachte Unfälle in aller<br />

Regel nicht über die Privathaftpflichtversicherung<br />

abgedeckt sind, wird eine Halter-<br />

Haftpflichtversicherung vorgeschrieben.<br />

Eine vollständige Liste gibt's online unter<br />

www.osnabrueck.de/drohnen.html<br />

Was beobachten<br />

Drohnen in Lüstringen?<br />

Für unbemannte Luftfahrtgeräte ist eine<br />

maximale Aufstiegshöhe von 100 Metern<br />

vorgeschrieben. Für eine normale zivile<br />

Nutzung aber ist diese Höhe vollkommen<br />

TOPTHEMA<br />

Maryam Fadami mit Drohne im Gewächshaus<br />

ausreichend. So auch bei den Einsätzen für<br />

die Archäologie. Bodo Zehm, bis Ende Mai<br />

Leiter der Stadt- und Kreisarchäologie, ist<br />

von den Vorzügen des Drohneneinsatzes<br />

überzeugt: „Für die Archäologie bedeutet<br />

die Möglichkeit des Drohneneinsatzes eine<br />

erhebliche Verbesserung der Dokumentations-,<br />

Darstellungs- und Rekonstruktionsmöglichkeiten.<br />

Während früher mit<br />

Fesselballons, Lenkdrachen und Feuerwehrleitern<br />

verschiedene sehr aufwändige,<br />

aber vom Ergebnis her nur halbwegs befriedigende<br />

Möglichkeiten zur Erfassung<br />

von größeren Grabungsflächen zur Verfügung<br />

standen, kann jetzt mit der Drohne<br />

wesentlich effektiver, wirkungsvoller und<br />

vor allem flexibler gearbeitet werden.“<br />

Bisher konnten bei drei sehr unterschiedlichen<br />

Projekten erste Erfahrungen im<br />

Drohneneinsatz gesammelt werden: Bei<br />

der Ausgrabung am Carolinum, der Entdeckung<br />

des Kupferschatzes in Lüstringen<br />

und am Megalithgrab „Sloopsteine“ in<br />

Westerkappeln. „Für die Zukunft dürfte<br />

zumindest bei Großgrabungen der Einsatz<br />

einer Drohne unverzichtbar sein,<br />

insbesondere bei der Dokumentation von<br />

dreidimensionalen Befundsituationen,<br />

wenn es um Baubefunde, Geländestrukturen<br />

u. ä. geht“, prognostiziert Zehm.<br />

Die Behörde verfügt über keine eigenen<br />

Drohnen. Sie beauftragt deshalb Fachfirmen,<br />

die sich auf die filmische oder<br />

fotografische Dokumentation von Landschafts-<br />

oder Industrieanlagen spezialisiert<br />

haben - in Lüstringen z.B. die Hartman-Hilter<br />

Filmproduktion.<br />

Was fliegt unter Glas?<br />

Die Einsatzmöglichkeiten scheinen unendlich.<br />

Neben der Fotografie, Filmwirtschaft<br />

und Logistik experimentiert längst auch<br />

die Landwirtschaft mit dem Einsatz von<br />

Drohnen im Freiland. In einem Gewächshaus<br />

der Hochschule Osnabrück lässt<br />

Maryam Fadami, Doktorandin im Labor<br />

für Biosystemtechnik (BLab), Drohnen<br />

auch im Gewächshaus fliegen und betritt<br />

damit echtes wissenschaftliches Neuland.<br />

Maryam Fadami mit Drohne im Gewächshaus<br />

Mit Drohnen können Betreiber ihre Windräder in<br />

großer Höhe einfach für Wartungen voruntersuchen<br />

Infos im Internet: www.osna-copter.de<br />

7


TOPTHEMA<br />

NATUR & UMWELT<br />

Die neue Drohnen-Verordnung<br />

1<br />

ERLAUBNISPFLICHT<br />

ab 0,25 kg<br />

2<br />

KENNZEICHNUNGS-<br />

PFLICHT<br />

KENNTNIS-<br />

NACHWEIS<br />

ab 2 kg<br />

KENNTNISNACHWEIS<br />

Ab 100 m Flughöhe<br />

Unter 100 m gelten für Drohnen und Modellflugzeuge die gleichen Regeln<br />

Generell dürfen<br />

Flugobjekte nur<br />

in Sichtweite<br />

geflogen werden<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

gewichtsunabhängig<br />

Auf ihrer Suche nach der optimalen Flughöhe<br />

stellten sie und ihre Mitarbeiter u.a.<br />

fest, dass sich die von fliegenden Drohnen<br />

ausgelösten Luftturbulenzen auf das<br />

Wachstum der Pflanzen auswirken. Wie<br />

lässt sich deshalb das Gewicht der Drohnen<br />

weiter reduzieren? Wie lassen sich Drohnen<br />

an einem Ort, dem Gewächshaus,<br />

steuern, an dem es keinen GPS-Empfang<br />

gibt? Diese und andere Grundsatzfragen<br />

müssen noch geklärt werden, bevor sich<br />

der Drohneneinsatz in Gewächshäusern<br />

in der Praxis durchsetzen wird. Mancher<br />

1) Dokumentation mit einer<br />

Drohne: Die Umrüstung der 65<br />

Meter hohen Leuchtreklame von<br />

IKEA an der A30 auf Backlight-Module.<br />

2) Berg Schledehausen erwacht<br />

aus dem Dornröschenschlaf<br />

- immer mehr Immobilien<br />

werden wegen der faszinierenden<br />

Perspektiven mit Film- oder<br />

Fotoaufnahmen per Drohne in<br />

Szene gesetzt.<br />

3) Panorama über den Dächern<br />

von Osnabrück - gerade bei<br />

solchen städtischen Aufnahmen<br />

ist aus rechtlichen Gründen<br />

zukünftig Vorsicht geboten!<br />

ab 5 kg<br />

3<br />

ERLAUBNIS-<br />

PFLICHT<br />

Modellflugplatz<br />

Mit Ausnahme der<br />

Kennzeichnungspflicht<br />

von den Neuregelungen<br />

unberührt<br />

Erdbeeranbauer aus der Region würde<br />

sich bestimmt freuen, wenn er das zeitaufwendige<br />

Ausbringen z.B. von Nutzinsekten<br />

gegen Schädlingsbefall endlich einer<br />

Drohne überlassen könnte. Noch viel zu<br />

tun, aber Fadami ist von den Vorzügen des<br />

Gewächshauseinsatzes der Drohnen überzeugt.<br />

| Yörn Kreib<br />

Drohnen-Infos<br />

Stadt Osnabrück:<br />

www.osnabrueck.de/drohnen.html<br />

Infos zur Gesetzeslage und Download der<br />

Genehmigungsanträge bei der Niedersächsischen<br />

Landesbehörde für Straßenbau<br />

und Verkehr in Hannover unter:<br />

www.strassenbau.niedersachsen.de<br />

DFS Deutsche Flugsicherung GmbH:<br />

www.dfs.de<br />

Internetforen (kleine Auswahl):<br />

www.kopterforum.de<br />

www.drohnen-journal.de<br />

Labor für Biosystemtechnik der Hochschule<br />

Osnabrück: www.blab-osnabrueck.de<br />

Buchtipp:<br />

Kai Biermann / Thomas Wiegold,<br />

Drohnen. Chancen und<br />

Gefahren einer neuen<br />

Technik.<br />

Ch. Links Verlag,<br />

ISBN 978-3-86153-8<strong>18</strong>-<strong>18</strong><br />

Kontrollzonen von Flugplätzen<br />

Wohngrundstücke<br />

Menschenansammlungen<br />

Verfassungsorgane, Bundesoder<br />

Landesbehörden<br />

Naturschutzgebiete<br />

Industrieanlagen<br />

Einsatzorte der Polizei<br />

und Rettungskräfte<br />

FLUGVERBOT<br />

Drohnenverordnung © BMVI // Luftaufnahmen links © OSNA-Copter<br />

Sigillaria-Rekonstruktion nach Stewart & Rothwell 1999 (unten) © Museum am Schölerberg // Bild oben © Museums am Schölerberg, Angelika Leipner<br />

Geschichte(n) aus dem<br />

Was ist ein Siegelbaum?<br />

Vor etwa 300 Millionen Jahren – zur Zeit des Karbon – lag Deutschland in der Nähe des Äquators.<br />

Die Gebiete der heutigen nördlichen Hemisphäre glichen weiten, sumpfigen Flächen, bedeckt von<br />

großen Wäldern.<br />

In diesen sogenannten Steinkohlewäldern<br />

dominierten vor allem Baumfarne,<br />

Schachtelhalme und Bärlappgewächse.<br />

Allerdings waren sie keine klassischen<br />

Tropenwälder im heutigen Sinne, da Blüten<br />

und blütenbesuchende Insekten sowie<br />

Früchte und früchtefressende Vögel noch<br />

nicht existierten.<br />

Ein Vertreter der Bärlappgewächse<br />

ist der<br />

sogenannte Siegelbaum<br />

(wissenschaftlich:<br />

Sigillaria). Er<br />

sah zwar aus wie ein<br />

Baum, aber in Wirklichkeit<br />

handelte es<br />

sich hierbei um eine<br />

krautige Pflanze.<br />

Begünstigt durch<br />

das vorherrschende<br />

tropisch-warme Klima<br />

konnte er eine<br />

Höhe von bis zu 20<br />

Metern erreichen.<br />

Sein Stamm war allerdings nur wenig verholzt,<br />

sodass das Dickenwachstum lediglich<br />

durch seine mächtige Rinde erfolgte.<br />

Wie ein Schopf saßen die etwa ein Meter<br />

langen und sehr schmalen Blätter am Ende<br />

des Stammes. Beim Abfallen hinterließen<br />

sie ein charakteristisches Narbenmuster<br />

auf der Rinde, das den Siegelbäumen ihren<br />

Namen verleiht.<br />

Wurzeln wie man sie von heutigen Bäumen<br />

kennt, besaßen Sigillarien nicht.<br />

Stattdessen bildeten sie am unteren Teil<br />

ihres Stammes sogenannte Wurzelträger<br />

aus, die flach nach allen Seiten wuchsen<br />

und sich verzweigten. Für den weichen<br />

Sumpfboden, auf dem die Siegelbäume<br />

wuchsen, war dies eine ideale Anpassung.<br />

Starben die Pflanzen der Karbonwälder<br />

ab, bildeten sie die Grundlage für die<br />

Entstehung von Steinkohle. Über mehrere<br />

Millionen Jahre entstand so über Torf<br />

zunächst Braunkohle und schließlich<br />

Steinkohle. Heute kann man fragmentarische<br />

Überreste dieser Pflanzen finden. So<br />

wurde <strong>18</strong>86 während des Kohleabbaus im<br />

Piesberg der Wurzelstock eines 300 Millionen<br />

Jahre alten versteinerten Siegelbaumes<br />

entdeckt. Heute ist es möglich, diesen<br />

Zeitzeugen der Erdgeschichte im Eingang<br />

des Museums am Schölerberg näher zu betrachten.<br />

| Lisa Mammitzsch<br />

Museum am Schölerberg<br />

Natur & Umwelt - Planetarium -<br />

Umweltbildungszentrum<br />

Klaus-Strick-Weg 10<br />

49082 Osnabrück<br />

Telefon: 0541 56003-0<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag: geschlossen · Dienstag: 9 bis 20 Uhr<br />

Mittwoch bis Freitag: 9 bis <strong>18</strong> Uhr<br />

Samstag: 14 bis <strong>18</strong> Uhr · Sonntag: 10 bis <strong>18</strong> Uhr<br />

www.museum-am-schoelerberg.de<br />

« Rekonstruktion nach Stewart und Rothwell 1999<br />

9<br />

Quelle: BMVI


NATUR & UMWELT<br />

Weitblick in den Natur- und Geopark<br />

von der Steinegge in Dissen<br />

Klare Sache: Sie sind Sehenswürdigkeiten; auch wenn der Butterstein und das Naturschutzgebiet<br />

Steinernes Meer keine 20.000 Besucher pro Tag verkraften müssen wie die berühmte<br />

Kathedrale. Beide zählen jedoch für die UNESCO zu herausragenden Orten; wobei der Kölner<br />

Dom seit 1996 als Weltkulturerbe gilt und der Butterstein nur ein vergleichsweise kleiner Teil<br />

einer ganzen Landschaft ist, die 2015 als UNESCO Global Geopark ausgezeichnet wurde: Der<br />

Natur- und Geopark TERRA.vita!<br />

Damit hatte der Teufel nicht gerechnet, als er sich verkleidet<br />

auf den Weg machte, um noch schnell Butter für sein Festmahl<br />

zu besorgen: Er geriet an eine resolute Bauersfrau, die ihn mit<br />

dem Knüppel traktierte, statt über den Preis<br />

für ihre goldgelbe Butter zu feilschen. Der<br />

Teufel in seiner Not und Wut verfluchte<br />

die arme Frau. Nun liegt<br />

sie mit ihrer Butter seit ewigen<br />

Zeiten zu Stein erstarrt und ist<br />

eine der Sehenswürdigkeiten<br />

im Natur- und Geopark<br />

TERRA.vita. So erklärt eine<br />

alte Volkssage den 70 Tonnen<br />

schweren Butterstein nahe<br />

Belm. Andere sehen darin<br />

einen besonders großen<br />

Findling, den<br />

die letzte<br />

Eiszeit vor 200.000 Jahren aus Skandinavien hierher verfrachtet<br />

hat. Solche Findlinge sind nur ein jüngerer Teil der Erdgeschichte,<br />

die überall lebendig wird. Hier treten 300 Millionen Jahre<br />

Geschichte in Gesteinsarchiven fast lückenlos an die Oberfläche.<br />

Wer sich auf die Suche begibt, kann in Steinbrüchen und<br />

Sandgruben, auf Felsformationen, in Wäldern oder Mooren die<br />

spannenden Spuren längst vergangener Zeiten entdecken.<br />

Bereits seit 2004 ist TERRA.vita nicht mehr „nur“ Naturpark,<br />

sondern auch Geopark und schon länger aktives Mitglied im<br />

Globalen Geopark Netzwerk, das von der UNESCO unterstützt<br />

wurde. Eine gute Dekade später, am 17. November 2015,<br />

beschlossen die 195 Mitgliedsstaaten der UNESCO auf ihrer<br />

Vollversammlung in Paris eine neue weltweite Auszeichnung für<br />

Regionen, die ein außergewöhnliches erdgeschichtliches Erbe<br />

von internationaler Bedeutung aufweisen: Die UNESCO Global<br />

Geoparks. Dabei wurde TERRA.vita als einer von nur sechs<br />

deutschen Geoparks ausgezeichnet. Erstmals seit mehr als 40<br />

Jahren hat die UNESCO neben den Welterbestätten und den<br />

UNESCO Biosphärenreservaten eine neue Flächenkategorie ins<br />

Leben gerufen; eine Einmaligkeit, die sich so kaum wiederholen<br />

wird. Eine große Auszeichung für unsere Region, denn<br />

UNESCO Global Geoparks sind kommunal getragen<br />

und aus regionalen Initiativen entstanden. Anders<br />

Bilder © TERRA.vita<br />

als UNESCO Welterbestätten, die eine<br />

universelle Einmaligkeit aufweisen oder<br />

UNESCO Biosphärenreservate, die eine<br />

eigene gesetzliche Schutzkategorie darstellen,<br />

sind Geoparks Vorbildlandschaften<br />

in denen Menschen arbeiten,<br />

leben, lernen, sich erholen und ihr<br />

besonderes geologisches Erbe schützen<br />

und wertschätzen.<br />

Dabei ist die UNESCO-Anerkennung<br />

nicht nur eine Auszeichnung, sondern<br />

auch Verpflichtung. Alle vier Jahre werden<br />

UNESCO Geoparks einem Revalidierungsverfahren<br />

unterzogen. Auch für<br />

TERRA.vita bedeutet das, in Bereichen<br />

des Managements und in der Konzeption<br />

von Bildung, Schutz und nachhaltiger<br />

(wirtschaftlicher) Entwicklung stets<br />

qualitätssteigernd zu agieren.<br />

Direkt vor der Haustür! Es ist die 1.500km²<br />

große Fläche des Wiehengebirges, des<br />

nördlichen Teutoburger Waldes und des<br />

<strong>Osnabrücker</strong> Landes und erstreckt sich<br />

über die Bundesländer Niedersachsen<br />

und Nordrhein-Westfalen. Mit weit über<br />

100 Naturdenkmalen und geologischen<br />

Phänomenen, zahlreichen Naturschutzgebieten<br />

und 28 NATURA 2000 Gebieten,<br />

die zu den europäischen Premiumschutzgebieten<br />

gehören, bietet TERRA.vita<br />

intensive Naturerlebnisse von still bis spektakulär.<br />

TERRA.vita hat keinen Zaun, nur<br />

natürliche Grenzen, kostet keinen Eintritt<br />

und bietet unzählige Freizeit,- Ausflugsund<br />

Erholungsmöglichkeiten. Also dann:<br />

Ausprobieren, mitmachen, staunen und<br />

genießen und weitersagen! | Sabine Böhme<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

ERDGESCHICHTLICHE HIGH-<br />

LIGHTS DIREKT VOR DER<br />

HAUSTÜR<br />

· der Piesberg in Osnabrück<br />

· die Hexenküche in<br />

Tecklenburg<br />

· die Saurierfährten<br />

von Barkhausen<br />

· der Weserdurchbruch<br />

an der Porta Westfalica<br />

· die Dörenther Klippen<br />

bei Ibbenbüren<br />

· die Riesenammoniten<br />

bei Borgholzhausen<br />

· die Haifischzähne aus<br />

Bippen<br />

· die Kalksinterterrassen<br />

bei Dissen<br />

· die Erdfallseen bei Recke<br />

· die Vehrter Schwarzkreidegrube<br />

· das Besucherbergwerk<br />

Kleinenbremen<br />

· der Silberseestollen am<br />

Hüggel in Hasbergen<br />

· die Eiszeitlandschaft am<br />

Wacholderhain in<br />

Plaggenschale<br />

· das Museum Industriekultur<br />

in Osnabrück sowie<br />

· das Museum am<br />

Schölerberg in Osnabrück<br />

mit der versteinerten Sigilaria<br />

Riesenwurzel und der<br />

zentralen Ausstellung<br />

TERRA.vision<br />

Das Jura vor 150 Mio. Jahren ist das Zeitalter<br />

der Dinosaurier. So kann es damals in Bad<br />

Essen-Barkhausen ausgesehen haben<br />

11


NATUR & UMWELT<br />

NATUR & UMWELT<br />

Wer wuselt durch Wasser und Büsche?<br />

Flink und elegant toben die asiatischen Zwergotter durch den <strong>Osnabrücker</strong> Zoo. Wer die possierlichen<br />

Tiere beobachten will, muss gut aufpassen, denn bei den sechs Ottern geht es mitunter<br />

recht wuselig zu. Im Gegensatz zu anderen Otterarten sind die asiatischen Zwergotter<br />

nämlich besonders gesellig.<br />

Großsteingrab<br />

Wer lag in Sprockhoff 923?<br />

Opferstein<br />

Wie der Name schon erahnen lässt, sind<br />

asiatische Zwergotter mit rund 70 bis<br />

90 Zentimetern von der Nase bis zur<br />

Schwanzspitze die kleinste Otterart weltweit.<br />

In der Wildbahn leben die Otter in<br />

Südostasien, das Verbreitungsgebiet erstreckt<br />

sich dort von Indien bis Südchina.<br />

Sie halten sich besonders gerne in der Nähe<br />

von Wasser auf, zum Beispiel in Flüssen<br />

und Flussmündungen. Dort können sie in<br />

der dichten Vegetation am Ufer verschwinden,<br />

wenn Gefahr droht.<br />

Was ist an den Pfoten der<br />

Zwergotter so besonders?<br />

Die Pfoten der asiatischen Zwergotter ähneln<br />

ein bisschen den Händen von Menschen.<br />

Sie haben erkennbare Finger mit<br />

kleinen, kurzen Krallen, die aber nicht<br />

über die Fingerkuppe hinaus ragen – deshalb<br />

werden sie auch Kurzkrallen-Otter<br />

genannt. Auch die Schwimmhäute zwischen<br />

den einzelnen Fingern sind deutlich<br />

weniger ausgeprägt als bei anderen<br />

Ottern. So sind die einzelnen Finger<br />

beweglicher und ermöglichen dem<br />

Zwergotter, seine Beute mit den Pfoten<br />

festzuhalten. Das kann der Besucher<br />

im Zoo gut bei den Fütterungen beobachten,<br />

wenn die Tiere ihre Nahrung<br />

zwischen den Pfoten halten, um davon<br />

abzubeißen.<br />

Niedlich und ungefährlich?<br />

Auch wenn die Zwergotter niedlich<br />

aussehen, sie sind nicht ungefährlich –<br />

schließlich sind sie Raubtiere. Wer bei<br />

der Fütterung genau hinschaut, sieht die<br />

kleinen, sehr spitzen Zähne, mit denen<br />

sie ihre Nahrung zerkleinern. Zwergotter<br />

ernähren sich von Muscheln,<br />

Krebsen und Fischen, aber auch von<br />

Würmern und anderen Weichtieren.<br />

Otter sind also waschechte Fleischfresser.<br />

Ambu, Haima und ihre Jungtiere<br />

mögen besonders gerne Rinder- und<br />

Hackfleisch. Auch wenn die Otter gerne<br />

fressen: Auf die Waage bringen sie dennoch<br />

nur ein bis fünf Kilogramm.<br />

Wo fühlen sich die<br />

Zwergotter besonders wohl?<br />

Am liebsten toben die kleinen Tiere im<br />

Wasser. Deshalb ist das Fell der Otter mit<br />

rund 1.000 Haaren pro Quadratmillimeter<br />

extrem dicht und schützt die Tiere nicht<br />

nur vor Kälte, sondern auch vor Wasser.<br />

Auf ihren Tauchgängen können sie bis zu<br />

fünf Minuten die Luft anhalten. Mit etwas<br />

Glück können die Besucher im <strong>Osnabrücker</strong><br />

Zoo auch beobachten, wie sich Ambu,<br />

Haima und ihre vier Jungtiere im und unter<br />

Wasser bewegen, wenn sie nicht gerade<br />

über die Anlage wuseln. | Svenja Vortmann<br />

Otter oben © Zoo Osnabrück // Otter unten © Yuval Helfman , fotolia.de<br />

Bilder © Thorsten Stegemann<br />

Megalithgräber gehören zu den ältesten baulichen Zeugnissen in Europa. Ein ebenso sehenswertes wie schwer<br />

zu findendes und weitgehend unbekanntes findet sich bei Grambergen und Deitinghausen, zwei kleinen Bauerschaften<br />

in der Gemeinde Bissendorf.<br />

Vor rund 5.500 Jahren wurden unsere Vorfahren<br />

sesshaft. Die Jäger und Sammler bauten<br />

Pflanzen an, züchteten Vieh und gründeten<br />

die ersten Siedlungen in der Region.<br />

Im Zuge dieser „Neolithischen Revolution“<br />

änderte sich auch das Verhältnis zum Ende<br />

des menschlichen Lebens. Die steinzeitlichen<br />

Bauern errichteten für ihre Toten monumentale<br />

Gräber aus Findlingen (s. auch<br />

Seite 30/31 in dieser Ausgabe). Rund 400 sind<br />

in Niedersachsen wenigstens teilweise erhalten<br />

– ihre Gesamtzahl wird auf etwa 4.000<br />

geschätzt.<br />

Das Großsteingrab bei Grambergen und<br />

Deitinghausen wurde von dem Archäologen<br />

Ernst Sprockhoff (<strong>18</strong>92-1967) unter der<br />

Nummer 923 in den „Atlas der Megalithgräber<br />

Deutschlands“ aufgenommen. Er schätzte<br />

die Ausmaße der Grabkammer auf eine<br />

Länge von 8,7 m und eine Breite von 1,1 m.<br />

Laut einer „Statistik der im Königreiche<br />

Hannover vorhandenen heidnischen Denkmäler“<br />

aus dem Jahr <strong>18</strong>41 sollen hier noch<br />

drei weitere Hünengräber gestanden haben.<br />

Heute sind in der Umgebung nur noch einzelne<br />

Findlinge zu sehen, zwei von ihnen haben<br />

allerdings imposante Ausmaße.<br />

Das gilt auch für den sogenannten „Opferstein“,<br />

der einige hundert Meter in nordwestlicher<br />

Richtung unter hohen Tannen<br />

versteckt ist. Der vier Meter lange Findling<br />

aus Granit hat allerlei unheimliche Geschichten<br />

inspiriert. Die Hobby-Historikerin<br />

Annette Panhorst geht in ihrem Buch „Wo<br />

war Varus?“ davon aus, dass hier Römer von<br />

Germanen getötet und den Göttern geopfert<br />

wurden. Schließlich habe man in dem Waldstück<br />

schon im 19. Jahrhundert Knochenreste<br />

und Beile sowie Kohle und Keramiken<br />

gefunden. Auch Sicht der <strong>Wissen</strong>schaft ist<br />

das freilich Spekulation. Archäologen konzentrieren<br />

sich bei den Untersuchungen der<br />

uralten Stätten darauf, Aussagen über die<br />

Lebensweise der Menschen, ihre Bau- und<br />

Handwerkstechniken, Ernährungsgewohnheiten<br />

oder Totenrituale zu rekonstruieren.<br />

Summa summarum sind Dichtung<br />

und Wahrheit heute kaum mehr zu trennen.<br />

Und auch auf unsere Eingangsfrage<br />

fehlt eine verlässliche Antwort. Doch das<br />

hat auch einen Vorteil: Der Phantasie der<br />

Nachwelt sind (fast) keine Grenzen gesetzt.<br />

| Thorsten Stegemann<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

DER WEG<br />

Vom Deitinghauser Weg (Bissendorf)<br />

biegt man links in den Roten<br />

Teichweg ein. Nach gut 300 Metern<br />

befindet sich eine kleine Brücke,<br />

dahinter führt linkerhand ein<br />

Weg in den Wald. Nach weiteren<br />

300 Metern hat der Besucher die<br />

Wahl: Links geht es zum Megalithgrab,<br />

rechts zum Opferstein. Beide<br />

Objekte sind ausgeschildert.<br />

Der „Opferstein“<br />

13


WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />

Dritter und letzter Teil unserer Reihe über den Hüggel, der eine zentrale Rolle in der Bergbaugeschichte<br />

des <strong>Osnabrücker</strong> Landes spielte. Carsten Neyer und Werner Beermann, Autoren<br />

des Bildbandes „Vom Hüggelerz zum Hüttenstahl“, klären diesmal die Frage, durch welche<br />

technischen Schritte Roheisen und Stahl in Georgsmarienhütte erzeugt wurden.<br />

Die vom Hüggel zum Hüttenwerk transportierten<br />

Eisenerze und erzhaltigen<br />

Kalksteine sowie die vom Ruhrgebiet und<br />

Borgloh-Wellendorf kommende Kohle<br />

wurden auf den östlich der Hochofenanlage<br />

gelegenen Lagerplätzen abgeladen.<br />

Den größten Teil der angelieferten Kohle<br />

verwendete man zur Herstellung von Koks.<br />

Die von verschiedenen Kohlengruben<br />

kommende Kohle wurde gemischt und<br />

teilweise gewaschen. Große Mengen<br />

wurden aber auch zur Beheizung der zahlreichen<br />

Dampfkessel benötigt, welche die<br />

Antriebsenergie für die im Hüttenwerk<br />

aufgestellten Dampfmaschinen lieferten.<br />

Wie funktionierte der Hochofen?<br />

Die möglichst etwa faustgroßen Eisenerzbrocken,<br />

der Kalkstein und der zum<br />

Beheizen nötige Koks wurden schichtweise<br />

von oben in den Hochofen eingefüllt.<br />

Ein Hochofen älterer Bauart<br />

bestand, einfach beschrieben, aus einem<br />

etwa 15 Meter hohen runden Schacht, der<br />

innen mit feuerfesten Steinen ausgemauert<br />

war. Im unteren Bereich waren mehrere<br />

Wie wurde Roheisen und Stahl<br />

in Georgsmarienhutte erzeugt?<br />

düsenförmige Rohre angebracht, durch<br />

die zuvor auf etwa 500 Grad erhitzte Luft<br />

in den Hochofen eingeblasen wurde. Der<br />

verbrannte Koks brachte Erz und Kalkstein<br />

zum Schmelzen. Bei dem dadurch<br />

ausgelösten chemischen Prozess verband<br />

sich der Sauerstoff im Eisenerz mit<br />

dem Kohlenstoff des Kokses zu Kohlenmonoxid.<br />

Die mineralischen Anteile und<br />

weitere nicht eisenhaltige Stoffe bildeten<br />

mit dem eingebrachten Kalkstein die<br />

Schlacke. Das so gewonnene, etwa 1.450<br />

Grad Celsius heiße Roheisen sammelte<br />

sich am Boden des Hochofens, während<br />

die leichtere Schlacke auf der Eisenschmelze<br />

schwamm und von Zeit zu Zeit<br />

durch ein höher angebrachtes „Schlackenloch“<br />

abgezogen wurde. Der Roheisenabstich<br />

erfolgte etwa alle vier Stunden.<br />

Das mit einem Lehmpfropfen verschlossene<br />

Abstichloch wurde mit einem Pressluftmeißel<br />

durchstoßen und das glühende<br />

Roheisen floß in vorbereitete Sandbetten,<br />

wo es in Barrenformen erstarrte,<br />

oder es wurde in großen Pfannen aufgefangen<br />

und zur Weiterverarbeitung<br />

ab 1908 ins Stahlwerk I transportiert.<br />

Die in großen Mengen<br />

anfallende Hochofenschlacke wurde<br />

entweder auf der Schlackenhalde abgekippt<br />

oder in Wasserbecken granuliert<br />

und zur Herstellung von Hüttenschlackensteinen<br />

und Zement verwendet.<br />

Wozu wurde das im Huttenwerk<br />

erzeugte Roheisen verwendet?<br />

Von <strong>18</strong>60 bis <strong>18</strong>75 wurde ein Großteil des<br />

Roheisens an die Firma Krupp in Essen<br />

verkauft, die es nach dem sogenannten<br />

Bessemer-Verfahren zu Stahl verarbeitete.<br />

Das sehr phosphor- und schwefelarme<br />

Roheisen des Werkes eignete sich besonders<br />

gut für das Stahlerzeugungsverfahren<br />

und war deshalb heiß begehrt.<br />

Es erzielte sehr hohe Verkaufspreise, da<br />

es kaum andere Hüttenwerke gab, die<br />

größere Mengen derart hochwertigen<br />

Roheisens anbieten konnten. Besonders<br />

in den Jahren einer Hochkonjunktur<br />

in Deutschland um <strong>18</strong>70 erzielte der<br />

Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-<br />

Verein, kurz GMBHV genannt, aus<br />

dem Verkauf seines Qualitätsroheisens<br />

sagenhaft hohe Gewinne, die nie wieder<br />

erreicht wurden. Später war das<br />

Bilder © Archiv Carsten Neyer; Werner Beermann<br />

<strong>18</strong>70 in Betrieb genommene Stahlwerk Osnabrück, das ebenfalls<br />

nach dem Bessemer-Verfahren Stahl produzierte und<br />

daraus Eisenbahnschienen und –räder sowie alle Arten von<br />

Schmiede- und Gussteilen für den Maschinenbau herstellte,<br />

der Hauptabnehmer. Nach 50 Jahren der reinen Roheisenproduktion<br />

in Georgsmarienhütte erbaute man von 1906 bis<br />

1908 das Siemens-Martin-Stahlwerk I und ein Walzwerk, um<br />

selbst die lukrative Weiterverarbeitung des Roheisens zu Stahl<br />

aufzunehmen. Das Stahlwerk Osnabrück, das <strong>18</strong>85 mit dem<br />

Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein, fusionierte,<br />

wurde aber weiter mit Roheisen von der Hütte beliefert.<br />

Der nach dem Siemens-Martin-Stahlerzeugungsverfahren<br />

in den gleichnamigen fünf 60-Tonnen-Öfen aus Schrott und<br />

Roheisen erschmolzene Stahl wurde nach rund sechs Stunden<br />

Schmelzzeit zu vier Tonnen schweren Blöcken in Kokillen<br />

abgegossen und nach teilweisem Erstarren in Tieföfen gleichmäßig<br />

auf ca. 1.200 Grad erwärmt. Drei unterschiedlich große<br />

Walzstraßen verformten den Stahl zu Quadrat-, Rund- und<br />

Flachstahl-Formaten. Ab 1923 kam noch die Produktion von<br />

Eisenbahn-Oberbau-Material dazu, das vordem im Stahlwerk<br />

Osnabrück hergestellt worden war.<br />

Wie wird heute Stahl erzeugt?<br />

Nach 136 Jahren Hochofengeschichte endete am 25. Mai<br />

1994 die Produktion von Roheisen in Georgsmarienhütte.<br />

Der Hochofen und sämtliche für den Hochofenbetrieb vorhandenen<br />

Anlagen wurden im Laufe der folgenden sechs<br />

Jahre abgerissen, was für einige spektakuläre Sprengungen<br />

sorgte. Dabei verschwanden auch der 85 Meter hohe Gasometer<br />

und die 60 Meter hohe Hochofenbegichtungsbrücke,<br />

die jahrzehntelang das Erscheinungsbild des Hüttenwerkes<br />

prägten. Am 7. September 1994 ging der hochmoderne Gleichstrom-<br />

Lichtbogenofen in Betrieb, mit dem ohne den Einsatz<br />

von Roheisen aus Stahlschrott hochwertiger Edelstahl produziert<br />

wird. Für eine Tagesproduktion von rund 3.300 Tonnen<br />

werden etwa 3.500 Tonnen Schrott benötigt, der zu 90 Prozent<br />

vom <strong>Osnabrücker</strong> Kanalhafen kommend mit der Deutschen<br />

Bahn zum Bahnhof Hasbergen transportiert und von dort<br />

auf der Hütten-Eisenbahn zur Georgsmarienhütte gebracht<br />

wird. Die Hütten-Eisenbahn ist somit 147 Jahre nach ihrer<br />

Erbauung noch immer eine „Lebensader“ des Hüttenwerkes.<br />

| Carsten Neyer / Werner Beermann<br />

Postadresse: Bierstraße 17/<strong>18</strong> 49074 Osnabrück<br />

Tel.<br />

0541-750 23 40 Fax 0541-20 20 622<br />

zeitseeing@osnanet.de<br />

www.osnabrueck-stadtfuehrungen.d e<br />

Inh. Renate Frankenberg<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

WORIN BESTEHT DER UNTER-<br />

SCHIED ZWISCHEN ROHEISEN<br />

UND STAHL?<br />

Roheisen lässt sich weder kalt noch<br />

glühend verformen. Grund ist der<br />

Gehalt an Kohlenstoff von ca.<br />

fünf Prozent. Als Stahl bezeichnet<br />

man kurz ausgedrückt: schmiedbares<br />

Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt<br />

von bis zu zwei Prozent.<br />

Hochofenanlage um 1960<br />

14<br />

15


WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />

WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />

Sehen Sie jetzt<br />

besser oder schlechter ?<br />

Optikerkasten<br />

Ein neues Exponat aus dem Depot des Museums Industriekultur: Mit den unterschiedlichen Brillengläsern aus<br />

diesem „Probiergläserkasten“ (frz. "coffret de réfraction") führte der Optiker oder Augenarzt eine subjektive<br />

Refraktionsbestimmung durch, um den Grad der Fehlsichtigkeit festzustellen.<br />

Wie viele Spaghetti<br />

Die meisten Menschen kennen diese<br />

Untersuchung. Man schaut auf eine<br />

Tafel mit Buchstaben und Zahlen verschiedener<br />

Größen. Dabei werden einem<br />

systematisch verschiedene Brillengläser<br />

vor die Augen gehalten und nach einer<br />

Verbesserung oder Verschlechterung des<br />

Sehempfindens gefragt: “Ist der Seheindruck<br />

jetzt besser oder schlechter?”, lautete<br />

auch schon früher die<br />

Frage des Augenoptikers<br />

oder Augenarztes.<br />

Die Untersuchung<br />

wird so lange<br />

durchgeführt, bis<br />

keine weitere subjektive<br />

Verbesserung der Sehschärfe<br />

festzustellen ist. Dieser Refraktionskasten<br />

stammt aus der „Stiftung Handwerksmuseum<br />

Wielens“ im Museum Industriekultur<br />

Osnabrück. Prof. Dr. Hans Wielens<br />

sammelte Handwerkszeug aus den<br />

unterschiedlichsten Gewerken. Die an<br />

das Museum gestiftete Sammlung enthält<br />

über 2.000 Exponate, darunter auch diesen<br />

Optikerkasten. Er<br />

besteht aus<br />

einer Sammlung verschiedenster Linsen<br />

zur Feststellung der Fehlsichtigkeit.<br />

Es gibt konvex und konkav geschliffene<br />

Gläser, die nach außen oder nach innen<br />

gewölbt sind, für Weit- bzw. Kurzsichtige.<br />

Tönungsgläser zur Kontraststeigerung<br />

und als Sonnenschutz und eine Messbrille.<br />

Der Kasten stammt aus der Zeit um 1900.<br />

Der römische Philosoph Seneca erwähnte<br />

in Aufzeichnungen<br />

aus dem<br />

ersten Jahrhundert,<br />

dass<br />

kleine und undeutliche<br />

Schriftzeichen<br />

schärfer und<br />

größer erscheinen, wenn man sie durch<br />

eine mit Wasser gefüllte Kugel betrachtet.<br />

Und die vergrößernde Wirkung<br />

einer halben Kugel aus Glas beschrieb<br />

Alhazen, ein arabischer Gelehrter in<br />

seinem Werk „Schatz der Optik“ im<br />

11. Jahrhundert. Das Buch wurde etwas<br />

später ins Lateinische übersetzt und die<br />

Idee der vergrößernden Linse von italienischen<br />

Mönchen aufgegriffen. Sie<br />

schliffen aus dem Halbedelstein Beryll,<br />

einen Lesestein, den man "Brill" nannte.<br />

Daraus entwickelte sich unser heutiges<br />

Wort "Brille". Für die weitere Entwicklung<br />

und qualitative Verbesserung der<br />

Brille spielten die heute noch bekannten<br />

Glashütten von Murano in Venedig eine<br />

wichtige Rolle. Die dortigen Glasbläser<br />

waren im 13. Jahrhundert die einzigen,<br />

die das bessere weiße Glas herstellen<br />

und schleifen konnten. Die Brille hat ihr<br />

Aussehen immer wieder verändert. Die<br />

ersten Fassungen waren noch aus Rinderknochen,<br />

Holz oder Leder gefertigt,<br />

später verwendete man auch kostbare<br />

Materialien wie Gold, Silber oder Schildpatt.<br />

Es gab Nietbrillen, Bügelbrillen, das<br />

Monokel und den Zwicker oder Kneifer,<br />

der einfach auf der Nase festgekniffen<br />

wurde. Handwerker nutzten die Fadenbrille,<br />

ein Gestell, das mit Hilfe von<br />

Fäden hinter den Ohren befestigt wurde.<br />

So hatte man beide Hände für die Arbeit<br />

frei. Die erste Ohrenbrille mit beweglichen<br />

seitlichen Bügeln – so wie wir sie<br />

heute kennen - entstand erst Anfang des<br />

<strong>18</strong>. Jahrhunderts. | Margret Baumann<br />

Bilder © Museum Industriekultur Osnabrück<br />

Bilder © Stadt Osnabrück // Spaghetti © magdal3na // Solar oben © electriceye // Solar unten © wichientep; fotolai.de<br />

kann die Sonne kochen?<br />

Hausbesitzer = Energieproduzent. Diese Rechnung geht für immer mehr <strong>Osnabrücker</strong> auf - zumal<br />

sich die Kraft der Sonne nun auch noch flexibel speichern lässt. Öffentliche Einrichtungen setzen<br />

ebenfalls verstärkt auf Solarenergie. So produziert die Städtische Kindertagesstätte Lüstringen<br />

fast die Hälfte ihres Strombedarfs durch die hauseigene Photovoltaikanlage.<br />

Wer auf Solarenergie setzt, kann die technischen<br />

Details getrost den Fachleuten<br />

überlassen. Denn die Stadtwerke Osnabrück<br />

übernehmen gegen eine konstante<br />

Monatsgebühr nicht nur den Einbau,<br />

sondern auch die Betriebsführung und<br />

Wartung der Anlagen. Das gleiche Komplettangebot<br />

gilt für die Speichergeräte, die<br />

seit kurzem auf dem Markt sind. Sie sorgen<br />

dafür, dass Strom, der gerade nicht gebraucht<br />

wird und sonst in das allgemeine<br />

Netz eingespeist würde, zu einem späteren<br />

Zeitpunkt genutzt werden kann. „Durch<br />

die EEG-Umlage war es vor einigen Jahren<br />

noch lukrativ, Strom, der nicht selbst gebraucht<br />

wurde, weiterzuleiten. Für neuere<br />

Anlagen lohnt sich das nicht mehr, weil die<br />

Vergütung dafür sehr gering ist“, erklärt<br />

Sven Kiesow, Energiedienstleistungs-Experte<br />

bei den Stadtwerken. Außerdem<br />

hätten Haushalte nun die Möglichkeit, bis<br />

zu 80% ihres Strombedarfs selbst zu produzieren.<br />

Das Beispiel der Kita in Lüstringen, die in<br />

zwei Gebäuden rund 120 Kinder betreut,<br />

zeigt, wie Photovoltaikanlage und Stromspeicher<br />

an einem schönen Sommertag<br />

zusammenarbeiten:<br />

Energie-Tagesprotokoll Kita Lüstringen<br />

07.00 Uhr: Für heißes Wasser wird erstmals<br />

Energie verbraucht, kurze Zeit später<br />

scheint die Sonne.<br />

09.30 Uhr: Die Anlage produziert exakt so<br />

viel Strom wie gerade benötigt wird.<br />

10.00 Uhr: Es wird sonnig, der Speicher lädt.<br />

12.00 Uhr: Mittagessen. Es gibt Spaghetti.<br />

Um 500 Gramm zu kochen, wird eine Kilowattstunde<br />

gebraucht.<br />

13.00 Uhr: Hände waschen! Auch der<br />

Elektro-Durchlauferhitzer benötigt Strom.<br />

14.00 Uhr: Die Kinder schlafen, die Sonne<br />

scheint weiter. Der Speicher lädt wieder.<br />

16.30 Uhr: Der Speicher ist voll.<br />

17.00 Uhr: Die Reinigung steht an. Für<br />

das heiße Wasser wird noch einmal Energie<br />

benötigt.<br />

<strong>18</strong>.00 Uhr: Feierabend! Der Speicher sorgt<br />

fast die gesamte Nacht dafür, dass Kühlschrank,<br />

Lüftung, EDV und Außenbeleuchtung<br />

nicht der Strom ausgeht.<br />

Die beiden Kita-Gebäude in Lüstringen<br />

verbrauchen rund 15.000 Kilowattstunden<br />

im Jahr, 48% werden durch die selbst<br />

erzeugte Solarenergie gedeckt. Mit einer<br />

einzigen Kilowattstunde könnten die Mitarbeiter<br />

500 Gramm Spaghetti kochen. Im<br />

Jahr käme man so (7.200 x 500 Gramm)<br />

auf stattliche 3.600 Kilo. Mit der erzeugten<br />

Strommenge könnte man aber auch<br />

957.600 Scheiben Brot toasten oder 7.200<br />

Hefekuchen backen. | Redaktion<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

WER WIRD SEIN EIGENER<br />

ENERGIEPRODUZENT?<br />

Für wen lohnt sich eine Photovoltaikanlage<br />

und/oder Stromspeicher<br />

und wie viel kostet es<br />

am Ende? Antworten gibt es<br />

nach wenigen Klicks auf den<br />

Internetseiten<br />

www.swo.de/solarkomplett<br />

oder<br />

www.swo.de/solarspeicher<br />

16<br />

Photovoltaikanlage auf dem Dach<br />

der Kita in Osnabrück-Lüstringen<br />

17


WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />

Wie vermarktet man gute Ideen?<br />

„VIELES HABEN GRÜNDERPERSÖNLICHKEITEN IM KOPF, OFTMALS SIND ABER DIE GEDANKEN UNSORTIERT UND MANCH-<br />

MAL SOGAR WIDERSPRÜCHLICH“, SAGT REINHARD HOFFMANN VOM GRÜNDUNGSSERVICE DER OSNABRÜCKER HOCH-<br />

SCHULEN. EINE HERVORRAGENDE MÖGLICHKEIT, SEINEN GRÜNDUNGSGEDANKEN EINE STRUKTUR ZU GEBEN UND SICH<br />

AUF DIE SCHLÜSSELFAKTOREN ZU KONZENTRIEREN, BIETET DIE METHODE BUSINESS MODEL CANVAS (BMC).<br />

Der BMC fordert die Gründer auf, marktund<br />

nicht nur produktorientiert zu denken.<br />

Gleichzeitig öffnet dieser Ansatz<br />

den Blick auf Einnahmequellen und die<br />

Kostenstrukturen. Im Mittelpunkt dieses<br />

Ansatzes steht die Geschäftslogik,<br />

deshalb werden zunächs die folgenden<br />

neun Schlüsselfaktoren dargestellt:<br />

Wertangebote, Kundensegmente, Kanäle,<br />

Kundenbeziehungen, Einnahmequellen,<br />

Schlüsselressourcen, Schlüsselaktivitäten,<br />

Schlüsselpartner und Kostenstruktur.<br />

Für eine<br />

übersichtliche Gestaltung<br />

des Geschäftsmodells<br />

benötigt man<br />

ein weiteres Blatt Papier<br />

und zeichnet darauf die Felder mit den<br />

Schlüsselfaktoren ein. Anschließend notiert<br />

man auf Klebezetteln, die später eventuell<br />

getauscht werden können, die wichtigsten<br />

Kernaussagen in Stichworten und<br />

klebt sie in das entsprechende Feld. In Diskussionen,<br />

am besten in einem interdisziplinären<br />

Team, werden die Inhalte immer<br />

wieder reflektiert. Die neuen Erkenntnisse<br />

führen dazu, dass andere oder ergänzende<br />

Kerninhalte das Geschäftsmodell optimieren.<br />

Bei der Erarbeitung eines Geschäftsmodells<br />

wird die Gründungsidee<br />

auf Marktakzeptanz überprüft. Hierbei<br />

geht es um die Beantwortung der Frage,<br />

ob ein Kundenproblem gelöst oder ein<br />

Kundenbedürfnis erfüllt werden kann.<br />

<strong>18</strong><br />

Was ist innovativ, welche zusätzlichen<br />

Merkmale und Eigenschaften kann das<br />

Produkt / die Dienstleistung dem Markt<br />

bieten? Gibt es Möglichkeiten, sich bei<br />

vergleichbaren Angeboten im Service vom<br />

Wettbewerb abzuheben? Wer genau gehört<br />

zur Zielgruppe oder ist Anwender?<br />

Gleichzeitig wendet das Geschäftsmodell<br />

auch den Blick ins Unternehmen. Welche<br />

Aktivitäten bringen dem Unternehmen<br />

Erfolg und welche Ressourcen sind an Zeit,<br />

Geld, <strong>Wissen</strong> und Ausstattung notwendig,<br />

damit die Schlüsselaktivitäten durchgeführt<br />

werden können? Durch die visuelle<br />

Darstellung erkennt man, ob Schlüsselpartner<br />

benötigt werden, wenn Zeit, Geld<br />

oder <strong>Wissen</strong> fehlt.<br />

Kontakt<br />

Anforderungen oder Probleme von<br />

Kunden müssen am Ende so lange diskutiert<br />

werden, bis eine wettbewerbsüberlegene<br />

und kundenorientierte Lösung<br />

gefunden ist, die auch vermarktet werden<br />

kann. | Redaktion<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.wtt-os.de/gruendungsservice<br />

ICO InnovationsCentrum Osnabrück GmbH<br />

Albert-Einstein-Straße 1<br />

49076 Osnabrück<br />

fon +49 541 202 80 - 0<br />

info@innovationscentrum-osnabrueck.de<br />

www.innovationscentrum-osnabrueck.de<br />

Bilder © Gründungsservice der <strong>Osnabrücker</strong> Hochschulen //<br />

Glühlampe oben © Delux, fotolia.de<br />

Das Karrieremagazin für Osnabrück Stadt & Land | Juni bis August <strong>2017</strong> | N o 01 www.job-insider.de<br />

Titelfoto © Carolin Stangenberg<br />

Gute Aussichten:<br />

Job-Boom<br />

in Osnabrück!<br />

Im Fokus:<br />

Coworking<br />

in Osnabrück<br />

Gehalts-Check:<br />

Maschinenbauer<br />

und Müllwerker<br />

Soft Skills:<br />

Fachwissen alleine<br />

reicht nicht aus<br />

neu &<br />

gratis!<br />

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Wir sind bester Arbeitgeber Deutschlands<br />

* In der Größenkateg<br />

Wieso, weshalb, warum erfährst Du unter www.dein-job-ist-top.d


AUSBILDUNG & KARRIERE<br />

Das selbst hergestellte Papier<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

Für kleine Entdecker<br />

Im Stadtwerke Wimmelbuch streifen Amelie, Paul und ihre<br />

Freunde durch Osnabrück. Das Buch ist erhältlich im<br />

Servicezentrum am Nikolaiort 3/4 und im Mobilitätszentrum<br />

am Neumarkt 10. Kaufpreis: 12 Euro. Davon gehen 2 Euro<br />

Spende an soziale Projekte für Kinder in Osnabrück.<br />

www.stadtwerke-osnabrueck.de/wimmelbuch<br />

Bilder © Carina Sander, SFZ Osnabrück // Kolben © sirastock; fotolia.de<br />

Wo findet Chemie im Alltag statt?<br />

Mit dieser und anderen Fragen beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler im Angebot „Lust<br />

auf Chemie“ des Schüler-Forschungs-Zentrums (SFZ) Osnabrück im Chemieraum des Gymnasiums<br />

Oesede. Durch den Kurs des SFZ hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit<br />

praxisnah zu forschen, zu experimentieren und selbstständig zu arbeiten. Dabei beschäftigten<br />

sie sich mit einem breiten Themenspektrum und forschten unter anderem an Lebensmitteln,<br />

Hygieneartikeln und Energien.<br />

Wie wird Papier hergestellt?<br />

Auch in der heutigen digitalen Welt lässt<br />

sich Papier nicht wegdenken. Doch wie<br />

wird es überhaupt hergestellt? Um dies zu<br />

erfahren, stellten die Schülerinnen und<br />

Schüler aus Altpapier eigenes Papier her.<br />

Die Papiermasse wurde aus kleinen Stückchen<br />

Zeitungspapier, Wasser und farbigen<br />

Servietten zusammengemischt und solange<br />

püriert bis eine geeignete Suspension<br />

entstand. Aus dieser sogenannten Pulpe<br />

schöpften die Schülerinnen und Schüler<br />

mit einem Schöpfsieb Papier- das erforderte<br />

etwas Geschick und Übung.<br />

Das selbst hergestellte Papier<br />

untersuchten die Schüler anschließend<br />

in verschiedenen<br />

chemischen Experimenten.<br />

So wurden die Brennbarkeit<br />

und der Aschegehalt von verschiedenen<br />

Papieren analysiert<br />

und Versuche zum<br />

Deinking durchgeführt,<br />

also zum Entfernen der<br />

Druckfarben. Bei einer<br />

Exkursion zur Felix<br />

Schoeller Group in<br />

Osnabrück lernten die Schülerinnen und<br />

Schüler die industrielle Papierherstellung<br />

kennen. Die Schritte der Papierherstellung<br />

laufen grundsätzlich genauso ab: Zunächst<br />

wird in großen Tanks der Zellstoffbrei<br />

angemischt, dieser wird dann aber nicht<br />

wie im manuellen Verfahren in einzelnen<br />

Bögen geschöpft, sondern in einer sehr<br />

großen Papiermaschine mit verschiedenen<br />

Walzen in eine endlose Papierbahn<br />

verarbeitet.<br />

Wie baut man eine Grätzelzelle?<br />

Erneuerbare Energien sind ein wichtiges<br />

Thema mit dem sich auch die Schülerinnen<br />

und Schüler des Kurses „Lust auf<br />

Chemie“ beschäftigten. Dazu bauten sie<br />

eine eigene Solarzelle, die sogenannte<br />

Grätzelzelle. Mit dieser wird nicht wie bei<br />

normalen Solarzellen mithilfe von Silizium<br />

Strom erzeugt, sondern auf der Basis<br />

von Farbstoffen. Somit orientiert sich die<br />

Funktionsweise der Grätzelzelle an der<br />

Photosynthese: Der Farbstoff absorbiert<br />

das Licht, es werden Elektronen freigesetzt,<br />

die über einen Elektrolyten zur<br />

Anode geleitet werden. Die Grätzelzel-<br />

len lassen sich zwar vergleichsweise einfach<br />

herstellen – die Schüler arbeiteten<br />

mit Anthocyanen aus Hibiskustee - und<br />

sind preiswerter als Siliziumzellen, allerdings<br />

ist ihr Wirkungsgrad noch geringer<br />

und sie sind nicht auf lange Zeit stabil.<br />

| Carina Sander<br />

21


LEBEN & GESELLSCHAFT<br />

LEBEN & GESELLSCHAFT<br />

Was sind unsere Thesen heute?<br />

Vor 500 Jahren waren Martin Luthers 95 Thesen der Auftakt für<br />

eine fundamentale Veränderung von Kirche und Gesellschaft.<br />

Doch welche Erneuerung brauchen wir heute? „<strong>Osnabrücker</strong><br />

<strong>Wissen</strong>“ hat einen Blick auf die Thesen geworfen, die Bürgerinnen<br />

und Bürger unter www.<strong>2017</strong>osnabrueck.de formuliert haben.<br />

THESEN<br />

„Wir müssen in der globalisierten Welt<br />

auf den solidarischen Zusammenhalt der<br />

Gesellschaft und die Würde des Einzelnen<br />

achten. Dies prägt auch unser Miteinander<br />

in der Friedensstadt.“ (Wolfgang Griesert,<br />

Oberbürgermeister Osnabrück)<br />

„Leben ist kompliziert. Viele folgen simp-<br />

Wer hat mitgemacht?<br />

Unter den Autoren dieser neuen Thesen<br />

waren sowohl Einzelpersonen als auch<br />

Schulklassen und ein Seniorenkreis.<br />

Insgesamt sind 92 Thesen entstanden,<br />

von denen der Großteil von Lehrern, Professoren<br />

und <strong>Wissen</strong>schaftlern (24,4%)<br />

sowie Pastoren, Priestern und sonstigen<br />

Angestellten der Kirche (19,8%) verfasst<br />

wurden. Außerdem beteiligten sich 12<br />

SchülerInnen und Studierende an der<br />

Umfrage. Die höchste Beteiligungsrate<br />

war unter den 50-59-Jährigen (32,9% der<br />

Teilnehmer) und Menschen im Rentenalter<br />

(20,7% der Teilnehmer) zu finden.<br />

Repräsentativ für die<br />

<strong>Osnabrücker</strong> Gesellschaft<br />

sind die Thesen<br />

damit nicht. Trotzdem<br />

geben sie einen<br />

Eindruck davon, was<br />

Menschen heute von<br />

Kirche erwarten.<br />

Was sind die<br />

Hauptthemen?<br />

Auffällig oft ist die<br />

Rede von Liebe,<br />

Nächstenliebe, Offenheit<br />

und Toleranz. Dass diese Forderung<br />

nicht völlig neu ist, verdeutlicht<br />

die These von Tosho Todorovic, dem<br />

bekannten <strong>Osnabrücker</strong> Musiker: „Meine<br />

These ist alt, uralt sogar. Aber sie gilt<br />

immer noch: Liebe deinenNächsten wie<br />

dich selbst!“ Ähnlich drückt es eine junge<br />

Studentin aus: „Eine Zukunft, in der wir<br />

Hand in Hand gehen, … das wünsche ich<br />

mir.” In den Thesen wird allerdings auch<br />

deutlich, dass die Kirchen selbst in ihren<br />

eigenen Institutionen Vorreiter in Sachen<br />

Offenheit, Toleranz und Nächstenliebe<br />

sein sollen. Außerdem fordern die Einsender,<br />

dass sich die Kirchen ihrem eigenen<br />

Profil und ihrer Grundlage bewusst<br />

sein und diese in den gesellschaftlichen<br />

Dialog einbringen sollen. So heißt es zum<br />

Beispiel: „Die Kirche hat Zukunft, weil<br />

ihr Zentrum Jesus Christus ist. Dieses<br />

Zentrum hat sie in zeitgemäßer Sprache<br />

und Form zu verkündigen und in Taten<br />

der Liebe zu leben.“<br />

Welche konkreten Veränderungsvorschläge<br />

gibt es?<br />

Neben den o.g. Hauptthemen werden<br />

auch politische Forderungen laut, wie<br />

etwa die nach einem Grundrecht auf<br />

sauberes Trinkwasser oder nach Rahmenbedingungen,<br />

die dafür sorgen, dass<br />

alle Menschen Kirche und Gesellschaft<br />

aktiv mitgestalten können. Auch die Abschaffung<br />

der Kirchensteuer wird vereinzelt<br />

gefordert - zugunsten einer Kultursteuer<br />

für soziale und kulturelle<br />

Einrichtungen. | Eike Eifler / Tom Herter<br />

len Antworten, auch wenn diese sachlich<br />

falsch sind. Wir haben aber die Pflicht,<br />

uns der komplexen Welt zu stellen, egal<br />

wie schwer es ist.“ (Urs von Wulfen, Social<br />

Media Redakteur)<br />

„Nach 500 Jahren einer leidvollen Spaltung<br />

und eines neuen Miteinanders gehen wir gemeinsam<br />

dem Glauben auf den Grund, der<br />

Jesus Christus ist. Wir sind in der Wurzel<br />

geeint!“ (Bischof Dr. Franz-Josef Bode)<br />

„Um Gottes Willen den Menschen achten.<br />

Um des Menschen Willen Gott achten.”<br />

(Dr. Birgit Klostermeier, Landessuperintendentin<br />

im Sprengel Osnabrück)<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

FOTO-WETTBEWERB:<br />

FOTOSINDTHESEN<br />

Auf www.<strong>2017</strong>osnabrueck.de<br />

wurden Thesen gesucht, nun<br />

kommen Fotos hinzu. Bei dem<br />

Wettbewerb geht es um Motive<br />

zu ausgewählten Thesen, die in<br />

einerOnline-Galerie erscheinen.<br />

Die 12 beliebtesten gibt es später<br />

als Kartenset. Informationen<br />

und Teilnahmebedingungen ab<br />

Anfang Juni auf:<br />

www.<strong>2017</strong>osnabruck.de/<br />

Thesen/Fotowettbewerb<br />

Einsendeschluss ist der<br />

30.09.<strong>2017</strong>.<br />

Bilder © Brigitte Neuhaus // Pergamentrolle © cookamoto, fotolia.de<br />

Bilder © Angela von Brill<br />

Was hat PLAYMOBIL im<br />

Diözesanmuseum zu suchen?<br />

Dass man durch Spielen lernt, ist keine neue Weisheit, erst recht nicht im Museum. Als außerschulische Lernorte<br />

sind Museen gefordert, auf ungewöhnliche Methoden zurückzugreifen und Dinge anschaulich zu machen. Das<br />

Diözesanmuseum Osnabrück unternimmt derzeit einen spannenden Versuch mit 7,5 cm großen Plastikfiguren,<br />

die schon so manche Kindheit versüßt haben.<br />

Mit „Mit Karl dem Großen durch die<br />

Zeit. PLAYMOBIL erzählt Geschichte(n)“<br />

ist im Haus am Dom erstmals<br />

eine Ausstellung zu sehen, die<br />

sich explizit an junge Besucher<br />

richtet. Mit Hilfe der<br />

kleinen Figuren, die<br />

direkt in den Vitrinen<br />

den hauseigenen<br />

Exponaten<br />

zugeordnet<br />

werden,<br />

wird Geschichte anschaulich<br />

– und macht auch noch<br />

richtig Spaß. PLAYMO-<br />

BIL liefert wegen des hohen<br />

Realitätsbezugs der Figuren<br />

und Objekte die besten Voraussetzungen.<br />

Zum Sortiment gehören eine<br />

Kirche (samt Brautpaar), Noahs Arche<br />

und die Weihnachtskrippe. Im Diözesanmuseum<br />

begrüßt gleich zu Beginn ein<br />

König die Besucher und führt sie<br />

ein in das Geschehen rund um die<br />

Bistumsgründung durch Karl den<br />

Großen. Ein Nonnenkonvent zeigt<br />

Klosterkultur im <strong>Osnabrücker</strong> Raum<br />

und der Heilige Martin begleitet die<br />

Skulpturen des <strong>Osnabrücker</strong> Meisters und<br />

zeigt, dass Heiligenverehrung gar nicht so<br />

gestrig ist wie angenommen.<br />

Wie gefällt<br />

PLAYMOBIL die Idee?<br />

Das Konzept stammt aus dem Domschatz<br />

Essen, wo schon zwei Mal rund um Weihnachten<br />

eine PLAYMOBIL-Ausstellung<br />

gezeigt wurde. Das Diözesanmuseum<br />

Osnabrück griff die Idee auf und übersetzte<br />

sie für das eigene Haus. Entstanden<br />

ist eine Zeitreise durch 12 Jahrhunderte,<br />

die augenzwinkernd die Geschichte<br />

des Bistums und religiöses Grundwissen<br />

vermittelt. Natürlich muss PLAYMOBIL<br />

sein Einverständnis für eine solche Ausstellung<br />

geben. Besonders wichtig ist den<br />

Zirndorfern, dass die Figuren aus dem<br />

Bestand nicht verändert werden, denn<br />

Kinder sollen diese wiedererkennen können.<br />

Das ist den <strong>Osnabrücker</strong>n gelungen<br />

und mehr noch: Für das Begleitheft, das<br />

zur Ausstellung erschienen ist (4 €), gab es<br />

sogar ein besonderes Kompliment: Man<br />

habe richtig viel über Osnabrück gelernt!<br />

| Jessica Löscher<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

AUSSTELLUNG<br />

Die Ausstellung „Mit Karl dem<br />

Großen durch die Zeit. PLAY-<br />

MOBIL erzählt Geschichte(n)“ ist<br />

noch bis zum 6. August <strong>2017</strong><br />

zu sehen.<br />

22


LEBEN & GESELLSCHAFT<br />

Persönlichkeits-Ratgeber | Teil 3<br />

Wie überwinde ich meinen<br />

inneren Schweinehund?<br />

Oder: Gibt es vielleicht einen leichteren Weg zur Veränderung?<br />

Leider NEIN! Das will Ihnen die Werbung zwar gerne vermitteln, aber um auf Dauer etwas zu<br />

verändern, braucht es gutes Training über einen längeren Zeitraum. Wenn das Training aber zur<br />

neuen Gewohnheit geworden ist, geht es fast von allein.<br />

· Eröffnung<br />

September <strong>2017</strong><br />

· Jetzt Mitglied<br />

werden!<br />

Also, was können wir tun?<br />

Haben Sie schon einmal ein Kind beim<br />

Laufen lernen beobachtet? Aufstehen, hinfallen,<br />

aufstehen, hinfallen, aufstehen, erster<br />

Schritt mit Hilfe, mehrere Schritte mit<br />

Hilfe, erste Schritte alleine usw.<br />

Was lernen wir daraus?<br />

1. Loslegen. 2. Hilfe in Anspruch nehmen.<br />

3. Regelmäßig üben. 4. Nicht aufgeben!<br />

Wenn wir etwas wirklich wollen, sind wir<br />

bereit für das Ergebnis zu kämpfen und<br />

wagen den ersten Schritt. Allerdings gibt<br />

es ein Problem - wir haben immer weniger<br />

Zeit - deshalb ist es gut zu wissen, wie wir<br />

effektiv trainieren, um in kurzer Zeit einen<br />

möglichst großen Effekt zu erzielen.<br />

Wie sieht effektives<br />

Training aus?<br />

Beim Sport spüren wir es, wenn der Muskel<br />

anfängt weh zu tun. In Ihrem Leben<br />

ist das genauso. Wenn es unbequem wird,<br />

fängt das Training an.<br />

Beispiel: Sie sitzen im Auto und vor Ihnen<br />

staut sich der Verkehr, der Fahrer hinter<br />

Ihnen fährt fast auf und drängelt, obwohl<br />

Sie nirgends hinkönnen. Sie fluchen! Für<br />

Sie ist es bequem den Anderen für Ihre<br />

schlechte Laune die Schuld zu geben. Aber<br />

ist das so? Zwingt Sie jemand dazu? Nein!<br />

Also aus Ihrer Komfortzone zu gehen bedeutet<br />

VERÄNDERUNG.<br />

Eine Alternative wäre: „Ich bin dankbar,<br />

dass ich früh genug bremsen konnte.<br />

24<br />

Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert.<br />

Der Fahrer hinter mir scheint es sehr eilig<br />

zu haben, gut das ich nicht so gestresst<br />

bin.“<br />

Wichtig ist - der unbedingte Wille zur<br />

Veränderung. Mit der Priorität steigt auch<br />

Ihre Einsatzbereitschaft.<br />

Wenn Sie schon einen Schlaganfall oder<br />

Herzinfarkt hatten, werden Sie sich viel<br />

stärker anstrengen ruhig zu bleiben, bei<br />

Bluthochdruck vielleicht etwas und wenn<br />

Sie sonst gechillt sind, dann ist das für Sie<br />

unwichtig.<br />

Deshalb: Erst wenn der Wille groß genug<br />

ist, werden Sie etwas ändern!<br />

Wie starte ich richtig?<br />

- Legen Sie Ihr Ziel fest!<br />

- Kommen Sie aus Ihrer Komfortzone!<br />

- Trainieren Sie regelmäßig!<br />

- Überfordern Sie sich nicht!<br />

Wir wachsen nicht während des Trainings,<br />

sondern in der Erholungsphase über uns<br />

hinaus.<br />

Aber, wie vieles im Leben ist das leichter<br />

gesagt als getan und wie beim Laufen lernen,<br />

ist es oft gerade am Anfang wichtig,<br />

sich Unterstützung zu suchen. Das kann<br />

ein Freund sein, ein Trainer, ein Vorbild,<br />

ein Arzt, je nachdem was Sie verändern<br />

möchten. Deshalb suchen Sie sich die richtige<br />

Unterstützung. Ihre Intuition wird Sie<br />

leiten, da bin ich mir sicher.<br />

Wenn Sie Lust haben, tiefer in diese<br />

Thematik einzusteigen, besuchen Sie<br />

meinen Vortrag auf der „Redner-Nacht“<br />

am 17. Oktober <strong>2017</strong> in Osnabrück<br />

(Scharfe Hegge 35). Preis: 49,- Euro pro<br />

Person, Anmeldung einfach unter:<br />

www.facebook.com/y.loggen.<br />

Herzlichst, Ihre<br />

Yvonne Loggen<br />

Quid agis* GmbH<br />

Scharfe Hegge 35 · 49086 Osnabrück<br />

E-Mail: info@quid-agis.de<br />

Telefon: 05 41 / 58 05 78-10<br />

www.danielabensaid.com<br />

Schweinehund Grafik © obbecomics.de, fotolia.de // Bilder Loggen © Yvonne Loggem<br />

Wir verlosen<br />

3x 1 Ticket<br />

im Wert von je<br />

49,- € für die<br />

Redner-Nacht<br />

am 13. Oktober <strong>2017</strong>.<br />

Mehr beim Gewinnspiel<br />

auf Seite 51.<br />

Quid agis* Akademie<br />

Der Beitrag von Yvonne Loggen setzt unsere<br />

Kooperation mit der Quid agis-Akademie fort.<br />

Loggen ist Expertin für Motivation, Teamentwicklung,<br />

Verkauf und Selbstfindung. Als<br />

ehemalige Tänzerin und Fitnessclubbesitzerin<br />

zeigt sie Wege auf, wie Sie mit Hilfe des<br />

richtigen Trainings durch Ihr Leben tanzen.<br />

25<br />

Vorverkauf<br />

läuft!<br />

Unschlagbar günstig ab:<br />

<strong>18</strong>,99 €<br />

im Monat (Gültig bis: 30.08.<strong>2017</strong>)<br />

Berghoffstraße 7 • 49090 Osnabrück<br />

Telefon: 05 41.7500 7600<br />

www.the-gym-os.de


MOMENTAUFNAHMEN<br />

Wie lange lädt<br />

ein E-Kart?<br />

Keine Abgase, kein Benzingeruch,<br />

kein Motorenlärm: Im Nettedrom,<br />

das unser Fotograf Oliver Schratz hier<br />

in Szene gesetzt hat, sind Autorennen<br />

grün. Dabei entspricht die Ladezeit<br />

der Elektro-Karts exakt der Fahrtdauer.<br />

War ein Wagen zehn Minuten<br />

unterwegs, wird er in zehn Minuten<br />

wieder aufgeladen. Und auch dieser<br />

Prozess ist umweltfreundlich, denn 70<br />

% des benötigten Stroms wird durch<br />

die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach<br />

der Halle produziert.<br />

Im Nettedrom gibt es insgesamt 30<br />

E-Karts (+ 1 TwinKart). 15 können auf<br />

der Strecke gleichzeitig genutzt werden,<br />

sodass immer ein kompletter Fahrzug<br />

zur Verfügung steht. | Redaktion<br />

Foto © Blendeneffekte.de,<br />

Oliver Schratz<br />

27


HINTER DEN KULISSEN<br />

Handarbeit in der Snackproduktion<br />

Wo entspannen Brötchen<br />

vor dem Frühstück?<br />

Frisches Brot und Brötchen von früh morgens bis spät abends sind für uns zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden. Knusprig und lecker müssen sie sein – egal ob zum Frühstück, zum<br />

mittäglichen Snack oder zum Feierabend. Welche Arbeit und Logistik jedoch notwendig ist, um<br />

die Wünsche der hungrigen Kunden zu erfüllen, ist den meisten nicht bewusst. „<strong>Osnabrücker</strong><br />

<strong>Wissen</strong>“ durfte jetzt hinter die Kulissen der Bäckerei Brinkhege blicken.<br />

Wohin führt Heikes Powerrutsche?<br />

Um 21.00 Uhr ist Beginn der Nachtschicht bei Brinkhege in Bissendorf.<br />

Wer mit hektischem Treiben in der Backstube des 1929<br />

von Theodor Brinkhege in einem Keller in Borgloh gegründeten<br />

Familienbetriebs gerechnet hat, sieht sich getäuscht. In aller<br />

Ruhe gehen die etwa 40 Mitarbeiter ihren Tätigkeiten<br />

nach. Sie lassen sich auch nicht aus der Ruhe bringen,<br />

als wir über „Heikes Powerrutsche“ aus dem<br />

ersten Stock in die Backstube gelangen. Eine Idee<br />

der Geschäftsführerin<br />

Heike<br />

Brinkhege. Auch<br />

für Kinder, die<br />

zu Führungen<br />

in die Bäckerei<br />

kommen, ist sie<br />

ein absolutes<br />

Highlight.<br />

Team eines Brinkege Fachgeschäftes<br />

Wie wird das Brot in Form gebracht?<br />

Mit dem Hebekipper wird der Brotteig in den Trichter der<br />

Brotanlage transportiert. Der Portionierer teilt den Brotteig in<br />

die gewünschte Stückgröße. Diese Teigstücke werden über das<br />

Förderband in den Kegelrundwirker verbracht. Durch die Schneckenform<br />

wird der Brotteig rundgewirkt und fällt anschließend<br />

in die gewünschten Saaten bzw. Mehl oder direkt auf ein bemehltes<br />

Blech. Ein Mitarbeiter legt die Teigstücke in Brotformen oder<br />

Brotkästen. Bevor die Brote ihren Weg in den Backofen antreten<br />

entspannen sie im Garschrank.<br />

Welcher Klaus hat 12 Etagen?<br />

„Klaus“ heißt der haushohe Etagen-Backofen mit 12 völlig<br />

unabhängig voneinander zu beheizenden Backetagen. Über<br />

einen Lader wird das Backgut zur gewünschten Etage hochgefahren,<br />

hinein geschoben und nach dem Backen auch wieder<br />

heraus- und runtergeholt. Fast alle Maschinen und Räumlichkeiten<br />

sind mit Namen versehen und erinnern an Mitglieder<br />

und Mitarbeiter der Familie Brinkhege. So übernahm Klaus die<br />

Team Foto; Schweineohren; Brötchen; Portrait Heike Brinkhege © Brinkhege // Backofen, Kuchen herstellung © Stephn Buchholz,<br />

Tafel Hintergrund © Stillfx // Mehl © dule964 // Kürbiskerne © womue, fotolia.de<br />

Bäckerei 1968 in zweiter Generation und<br />

baute sie mit seiner Frau Marianne bis zu<br />

seinem plötzlichen Tod 1993 kontinuierlich<br />

aus.<br />

Was wird nachts produziert?<br />

Neben einer umfangreichen Palette unterschiedlichster<br />

Brot- und Brötchensorten<br />

wie Brinkis, Kürbiskernbrötchen, Gartenzwergen,<br />

Bauernstuten, Kornkanten,<br />

Mühlenbrote etc. werden hier auch Torten,<br />

Kuchen und Snacks produziert. Sowohl<br />

Konditorei als auch Snackabteilung verfügen<br />

über jeweils eigene Lager- und Kühlräume<br />

und wickeln ihre Rohstoffbestellung<br />

und Abrechnung separat ab. Die<br />

unterschiedlichen Abläufe in den<br />

verschiedenen Abteilungen<br />

erfordern es,<br />

diese räumlich und<br />

auch organisatorisch<br />

zu trennen.<br />

Was geht<br />

nicht von Hand?<br />

Wenn auch viele Arbeitsschritte immer<br />

noch per Hand erfolgen, ist eine Bäckerei<br />

dieser Größenordnung ohne den Einsatz<br />

von Technik gar nicht denkbar. Die technischen<br />

Hilfen reichen von Förderbändern,<br />

Knetbehältern, Kühlräumen bis hin zu einer<br />

Computersoftware, die beispielsweise<br />

die jeweiligen Rohstoff- und Teigmengen<br />

berechnet. Besonderer Hingucker ist eine<br />

Schokoraspelmaschine, die einen großen<br />

Kuvertüreblock zu hauchdünnen Raspeln<br />

verarbeitet. Per Hand sei das sehr anstrengende<br />

Arbeit, erklärt Kreke. Stolz weist er<br />

zudem auf die elektronische Waage unter<br />

den drei Mehlsilos hin. Damit kann der<br />

jeweilige Inhalt bis aufs Gramm genau<br />

Im Etagen-Backofen „Klaus“ landen nicht nur Brote ...<br />

angezeigt werden. Kreke kann sich noch<br />

an die frü-<br />

here Arbeit im<br />

eige-<br />

nen Familienbetrieb<br />

erinnern: „Da bin ich mit einem<br />

Gummihammer außen am Silo hoch,<br />

habe dagegen geschlagen und so versucht,<br />

anhand der Klopfgeräusche, die Mehlmenge<br />

im Inneren zu schätzen“.<br />

Was machen Brinkis nachts?<br />

Sie ruhen – und das ist für ihre Qualität<br />

ganz entscheidend. „Wir praktizieren Slow<br />

Baking“, betont Kreke. Etwa 24 Stunden<br />

vor ihrem Auftritt in einer der 42 Brinkhege-Fachgeschäfte<br />

entstehen bereits<br />

die Teiglinge. Nach dem Aufenthalt<br />

in einem warmen Gärschrank<br />

können sie sich in Gesellschaft<br />

vieler anderer<br />

Brötchen im<br />

Kühlraum bei etwa<br />

12 Grad entspannen.<br />

Vor dem Transport<br />

werden sie weiter<br />

herunter gekühlt, damit sie den Transport<br />

in die einzelnen Geschäfte unbeschadet<br />

überstehen. Mit Hilfe einer Schablone können<br />

die Mitarbeiter in den Fachgeschäften<br />

erkennen, wann ein Brötchenteigling reif<br />

für den Backofen ist.<br />

Wann wird in<br />

der Bäckerei gearbeitet?<br />

„Es wird 22 Stunden pro Tag produziert –<br />

und das an 7 Tagen in der Woche“, stellt<br />

Kreke klar. Um 3.30 Uhr verlässt die erste<br />

Auslieferungstour den Firmensitz und um<br />

ca. 5.30 Uhr startet die zweite Tour, um die<br />

Geschäfte mit Backwaren zu bestücken.<br />

In der Produktion haben die Mitarbeiter<br />

die Wahl zwischen Tag- und<br />

Nachtschicht.<br />

... sondern auch Kuchen wird hier gebacken.<br />

<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> ist ab sofort Ausgabe<br />

für Ausgabe nun auch in vielen Brinkhege-<br />

Fachgeschäften kostenlos zu haben!<br />

Wechselschichten gibt es aber aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht. So haben<br />

Brinkheges Mitarbeiter die Möglickeit,<br />

Beruf und Familien zu vereinbaren.<br />

Viele Mitarbeiter blicken auf eine lange<br />

Betriebszugehörigkeit zurück, erzählt uns<br />

Kreke. Er selber kann sich andere Arbeitszeiten<br />

überhaupt nicht vorstellen.<br />

| Yörn Kreib<br />

Weiter geht´s in der nächsten Ausgabe!<br />

Auch zukünftig werfen wir spannende<br />

Blicke hinter die Kulissen der Bäckerei<br />

Brinkhege. Freuen Sie sich auf den nächsten<br />

Teil (erscheint ab Oktober <strong>2017</strong>) in dem es<br />

um das Thema Nachhaltigkeit gehen wird.<br />

Bäckerei Brinkhege GmbH & Co. KG<br />

Mindener Straße 8 | 49143 Bissendorf<br />

Tel.: 05402 - 608090 | Fax: -<strong>18</strong><br />

E-Mail: info@brinki.de | www.brinki.de<br />

Namenspatronin der „Powerröhre“ am Eingang der Backstube ist<br />

auf Wunsch der Mitarbeiter/innen Geschäftsführerin Heike Brinkhege<br />

29


STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

Orte in Stadt und Land (11)<br />

Was geschah im Riemsloher Wald?<br />

Einen Drachen erschlug der Held Dietrich bei Riemsloh. So steht es in einer altnordischen Sage.<br />

Ein Ort namens Rimeslo wurde 1160 erstmals urkundlich erwähnt. Wie mag er zu seinem Namen<br />

gekommen sein?<br />

Bereits Ende der letzten Eiszeit sollen die<br />

ersten Menschen auf dem heutigen Gebiet<br />

von Riemsloh gelebt und gejagt haben. Archäologische<br />

Grabungen legen nahe, dass<br />

es sich um die Ahrensburger Rentierjäger<br />

handelte. Sie lebten in kleinen Gruppen<br />

und hatten noch keine festen Siedlungen.<br />

Nordöstlich des heutigen Dorfes zeugen<br />

mächtige Erdwälle noch immer davon,<br />

dass Menschen eine natürliche Anhöhe<br />

befestigt haben. Dort soll im Mittelalter<br />

die Hünenburg ihren Platz gehabt haben.<br />

Sie lag an der „via regia“, der Handelsstraße<br />

von Herford nach Osnabrück. Heute<br />

steht der Name Hünenburg für eine Kinder-<br />

und Jugendhilfeeinrichtung, deren<br />

Gebäude nur hundert Meter von der Anhöhe<br />

entfernt stehen.<br />

Wer nach Riemsloh kommt, dem fällt als<br />

erstes die katholische Johanniskirche ins<br />

Auge, die mit der Geschichte des Ortes eng<br />

verbunden ist. Riemsloh war ursprünglich<br />

keine Gemeinde mit eigenem Grund und<br />

Boden. Die beiden Ursiedlungen Döhren<br />

und Krukum grenzten aneinander. In der<br />

Mitte lag Rimeslo mit einer Eigenkirche.<br />

Die Menschen dort wussten oft nicht, ob<br />

sie nun zu Krukum oder Döhren gehörten.<br />

Bis heute gibt es verschiedene Sagen und<br />

Erzählungen rund um den Riemsloher<br />

Wald. In der anfangs erwähnten nordischen<br />

Islandsaga wird „rimi-loh“ mit dem<br />

Riemsloher Wald gleichgesetzt. Mit Blick<br />

auf die heidnische Vergangenheit sei „rimi-loh“<br />

ein den Göttern geweihter Hain<br />

gewesen. So schrieb es der Meller Heimatschriftsteller<br />

Wilhelm Fredemann. Nach<br />

Meinung der Sprachwissenschaftlerin<br />

Kirsten Casemir lässt sich dieser Zusammenhang<br />

jedoch nicht belegen.<br />

In der Meller Chronik gibt der Historiker<br />

Ernst Förstemann den Hinweis auf „rim<br />

des Elsetales“, was soviel wie der Rand<br />

oder die Grenze zum Elsefluss bedeutet.<br />

Da Melle im Elsetal liegt, wäre hier immerhin<br />

ein Bezug festzustellen.<br />

Günther Wrede, der ehemalige Staatsarchivdirektor<br />

von Osnabrück, liefert eine<br />

weitere Theorie für die Entstehung des<br />

Ortsnamens: „Rimeslo“ wird bereits 1160<br />

genannt. 1277 taucht die Bezeichnung<br />

„Sutrimeslo“ auf. Wobei „sut“ anzeigt,<br />

dass es sich hierbei um eine südliche Lage<br />

handelt. 1312 wird die Ortsbezeichnung<br />

„Westrimeslo“ verwendet. Auch hierbei ist<br />

die Angabe der Himmelsrichtung offensichtlich.<br />

Beide Namen verwendet Wrede<br />

später gleichbedeutend für Döhren und<br />

Westendorf im heutigen Stadtgebiet<br />

von Melle. Da Döhren südlich vom<br />

jetzigen Riemsloh und Westendorf westlich<br />

davon liegt, besteht hier ein realistischer<br />

Bezug.<br />

Der endgültige Name entstand aber erst<br />

nahezu 500 Jahre später. Aus „Rymesloe“<br />

(1442), „Rimeßlo“ (1593) und „Rimschloh“<br />

(17<strong>18</strong>) wurde schließlich „Riemsloh“<br />

(<strong>18</strong>08)<br />

Sicher ist, dass das Grundwort „loh“ auf<br />

eine Hecke oder einen Wald hindeutet.<br />

Noch heute liegt Riemsloh in einem zusammenhängenden<br />

Waldgebiet. Das „s“<br />

am Ende der ersten Silbe weist auf eine<br />

Genitivform hin. Daher kann man für<br />

das Bestimmungswort „riem“ von einem<br />

Personennamen ausgehen. In den Besitzbüchern<br />

des Klosters Corvey taucht tatsächlich<br />

ein Mann mit dem Namen Rim<br />

auf. Es spricht daher einiges dafür, dass<br />

die noch heute gebräuchliche Schreibweise<br />

Riemsloh auf ihn oder einen Namensvetter<br />

zurückgeht. Leider wissen<br />

wir nicht, mit welcher segensreichen Tat<br />

er sich um den Ort verdient gemacht hat.<br />

| Ebba Ehrnsberger<br />

Bilder © Ebba Ehrnsberger<br />

Warum dauert Restaurieren so lange?<br />

Seit Beginn der Archäologischen Forschungen in Kalkriese werden bei Feldbegehungen und<br />

Ausgrabungen immer wieder neue Funde geborgen. Erst im März wurden bei einer Prospektion<br />

219 römische Silbermünzen entdeckt.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte gelangte<br />

alles Mögliche in den Boden. Da sind zum<br />

einen die bekannten Hinterlassenschaften<br />

der Varusschlacht, wie die Maske eines<br />

Reiterhelmes, aber auch eine große Anzahl<br />

neuzeitlicher Münzen, Schnallen, Knöpfe<br />

und nicht zuletzt Schrott. In dem um Kalkriese<br />

vorkommenden sandigen Boden<br />

erhalten sich vor allem Metalle wie Eisen,<br />

Kupferlegierungen, Silber und Gold. Aber<br />

auch Glas und Keramikscherben überdauern<br />

die Jahrhunderte.<br />

Was passiert nach der<br />

Bergung mit den Objekten?<br />

Restauratoren für Archäologisches Kulturgut<br />

kümmern sich um sämtliche Objekte,<br />

die im Boden gelegen haben. Das<br />

umfasst alle jemals von Menschenhand<br />

hergestellten Dinge. Und es umfasst sämtliche<br />

Werkstoffgruppen aus denen Werkzeuge,<br />

Waffen, Schmuck und<br />

30<br />

31<br />

Bilder © Varusschlacht im <strong>Osnabrücker</strong> Land<br />

Alltagsgegenstände hergestellt wurden.<br />

Die Lagerung im Boden hat den Objekten<br />

stark zugesetzt: Sie sind zerbrochen,<br />

korrodiert und mit Schmutzschichten<br />

umhüllt. Oft ist auf den ersten Blick nicht<br />

zu erkennen, was unter diesen Schichten<br />

steckt. So erwartet einen manchmal eine<br />

Überraschung wie bei der Restaurierung<br />

der Gesichtsmaske eines römischen Reiterhelms.<br />

Bei Ausgrabungen auf dem Varus-Schlachtfeld<br />

gefunden, glich diese vor<br />

der Freilegung eher einem Fußball aus<br />

Rost. Die Aufgabe der Restauratoren ist<br />

es, Schicht um Schicht die Auflagerungen<br />

abzutragen und die originale Oberfläche<br />

freizulegen. Je nach Erhaltungszustand<br />

nimmt das unterschiedlich viel<br />

Zeit in Anspruch. Die Restaurierung<br />

einer Münze kann beispielsweise einen<br />

Tag oder aber auch bis zu vier Tage dauern<br />

– jedes Objekt braucht seine ganz eigene<br />

Zeit. Die restaurierten Gegenstände<br />

sollen aber nicht aussehen wie<br />

neu, sondern ihre Patina behalten<br />

und uns damit ihre<br />

ganze Geschichte erzählen –<br />

und die Lagerung im Boden<br />

ist Teil dieser Geschichte. Die<br />

« Der Rostklumpen zeigt die Maske<br />

vor der Restaurierung<br />

Restaurierungsarbeit geschieht manuell,<br />

immer mit größter Sorgfalt, um alle Informationen<br />

zu sichern, die das Objekt freigibt.<br />

Dabei kann es sich z. B. um Bearbeitungsspuren<br />

handeln oder um anhaftende<br />

Textilfasern.<br />

Diese Sorgfalt ist nötig, und die Restauratoren<br />

sind sich ihrer Verantwortung<br />

bewusst. Deshalb widmen sie sich, mit<br />

Ruhe und vor allem ganz viel Geduld, den<br />

manchmal tausende Jahre alten Objekten,<br />

um sie und die Informationen, die sie uns<br />

über unsere Vergangenheit liefern, für die<br />

Zukunft zu bewahren. Das dauert eben<br />

manchmal etwas länger... | Christiane Matz<br />

Museum und Park Kalkriese<br />

Venner Str. 69 | 49565 Bramsche<br />

Telefon: 05468 / 92 040<br />

www.kalkriese-varusschlacht.de


«<br />

STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

Schlagzeilen<br />

des Jahres 1969<br />

9. Mai<br />

Der Deutsche Bundestag verabschiedet zentrale<br />

Bestandteile einer umfassenden Strafrechtsreform.<br />

Ehebruch und Homosexualität sind ab dem<br />

1. September 1969 straffrei, zum 1. April 1970<br />

wird die Zuchthausstrafe abgeschafft.<br />

präsentiert: Osnabrück in den 50er und 60er Jahren<br />

Seit wann wird Osnabrück (nur noch) elektrisch beleuchtet?<br />

Selbst als das Licht ausging, stand das Wirtschaftswunder nicht im Dunkeln. Denn Ersatz für die<br />

letzte Gaslaterne, die am 28. November 1969 gelöscht wurde, gab es längst. Fortan erhellten<br />

8.409 elektrische Leuchten die Straßen Osnabrücks.<br />

Die Monteure der Stadtwerke hatten ihre<br />

Schutzhelme mit einem Trauerflor dekoriert,<br />

um den Abschied von der Gasbeleuchtung<br />

am Liszthof standesgemäß zu<br />

begehen. Tatsächlich endete an diesem<br />

Abend eine Ära, die über 100 Jahre früher<br />

begonnen hatte.<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die<br />

<strong>Osnabrücker</strong> der Tran- und Petroleumlampen<br />

überdrüssig und beschlossen den<br />

Bau einer städtischen Gasanstalt. Sie nahm<br />

am 10. Januar <strong>18</strong>58 ihren Betrieb auf und<br />

konnte pro Tag bis zu 1.250 m3 produzieren.<br />

Die für die Gaserzeugung benötigte<br />

Kohle sollte ursprünglich vom Piesberg<br />

und aus dem <strong>Osnabrücker</strong> Land kommen.<br />

Doch die einheimische Kohle war nicht<br />

sehr ergiebig, sodass nach kurzer Zeit<br />

nur noch Kohle aus dem Ruhrgebiet Verwendung<br />

fand. Die nagelneue Straßenbeleuchtung<br />

erfreute sich großer Beliebtheit,<br />

bekam jedoch schnell Konkurrenz. Schon<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten<br />

auch elektrische Leuchten für gute Lichtverhältnisse.<br />

Die Gaslaterne konnte sich<br />

trotzdem lange behaupten, auch nachdem<br />

die Versorgung gegen Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs vorübergehend zusammengebrochen<br />

war. 1960 gab es in Osnabrück<br />

noch gut 2.600 Gaslaternen, erst dann<br />

begann sich die elektrische Variante, die<br />

mehr Wirtschaftlichkeit und einen höheren<br />

technischen Komfort versprach, immer<br />

mehr durchzusetzen.<br />

Das Ende der Gas-Beleuchtung erzeugte,<br />

trotz des Trauerflors am Helm der Mon-<br />

Bilder Gaslaternen rechts © Stadtwerke Osnabrück // Wohnzimmer © arcona LIVING // Bild Gaslaterne links © pureshot, fotola.de<br />

teure, denn auch bei vielen Zeitgenossen<br />

eher Aufbruchsstimmung<br />

als Abschiedsschmerz. Der Berichterstatter<br />

der „Neuen <strong>Osnabrücker</strong><br />

Zeitung“, die zwei Jahre zuvor aus<br />

einer Fusion des „<strong>Osnabrücker</strong> Tageblatts“<br />

und der „Neuen Tagespost“ entstanden<br />

war, stellte das Ereignis am Liszthof<br />

gar in einen universalen Kontext. „Im<br />

gleichen Jahr, in dem mit der Eroberung des<br />

Mondes ein neues Zeitalter begann, nahm<br />

Osnabrück Abschied von der über 100jährigen<br />

Geschichte seiner Gasleuchten“,<br />

schrieb Hans Wolfgang Kindervater<br />

damals.<br />

Wie leuchtet Osnabrück heute?<br />

Die Stadtwerke- Netztochter SWO Netz<br />

GmbH betreibt im Stadtgebiet mehr als<br />

23.000 Leuchten. 2016 verbrauchten sie<br />

insgesamt 5,2 Mio. Kilowattstunden<br />

Strom. Im Vergleich zu 2010 konnte der<br />

Energieverbrauch um ca. 27 Prozent gesenkt<br />

werden. Die Kosten für den Betrieb<br />

der gesamten Straßenbeleuchtung belaufen<br />

sich pro Jahr auf etwa 3 Millionen<br />

Euro. Gemäß dem städtischen „Masterplan<br />

Beleuchtung“ werden die Anlagen<br />

kontinuierlich modernisiert, neu installierte<br />

Leuchten müssen energieeffizient,<br />

wartungsarm und möglichst langlebig<br />

sein. | Thorsten Stegemann<br />

Gaslaterne vor der Marienkirche<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

DAS DURCHSCHNITTSENTGELT<br />

STEIGT<br />

Das Wirtschaftswunder machte<br />

sich vor allem auch im Geldbeutel<br />

der Bürgerinnen und Bürger<br />

bemerkbar. Ihre finanziellen Möglichkeiten<br />

verbesserten sich im<br />

Laufe der 1960er Jahre spürbar<br />

und kontinuierlich. Das offizielle<br />

Durchschnittsentgelt belief sich<br />

1969 auf 11.839 Deutsche Mark<br />

pro Jahr und lag damit fast doppelt<br />

so hoch wie 1960 (6.101 DM).<br />

21. Juli<br />

Um 3.56 Uhr MEZ betritt Neil Armstrong als erster<br />

Mensch den Mond.<br />

15.-17. August<br />

Zum „Woodstock Music and Art Festival“ pilgern<br />

rund 400.00 Besucher, um „3 Days of Peace and<br />

Music” zu feiern. Mit dabei sind Super-Stars wie<br />

Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Who, Joan Baez<br />

oder Joe Cocker.<br />

September<br />

In der Stahlbranche kommt es zum bis dato größten<br />

Arbeitskampf der Bundesrepublik. Auch die<br />

Beschäftigten der Klöckner-Werke in Osnabrück<br />

treten zu Tausenden in den Streik. Am Ende bekommen<br />

die deutschen Kumpel deutliche Lohnerhöhungen.<br />

1. Oktober<br />

Das französische Flugzeug „Concorde“ überschreitet<br />

„Mach 1“ und durchbricht die Schallmauer.<br />

21. Oktober<br />

Mit den Stimmen von SPD und FDP wird Willy<br />

Brandt zum neuen Bundeskanzler gewählt.<br />

Gaslaternen in der Katharinenstraße<br />

Gaslaterne am Marktplatz<br />

32<br />

Das "Wohnzimmer" im <strong>Osnabrücker</strong> acrona LIVING,<br />

eingerichtet im original Stil der Wirtschaftswunderzeit.


STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

Wie wurde ein Grundbesitzer<br />

aus Loxten preußischer Minister?<br />

Als Preußen <strong>18</strong>66 das Königreich Hannover besetzte und zur<br />

Provinz degradierte, hing seine politische Karriere am seidenen<br />

Faden. Doch Ernst Georg Freiherr von Hammerstein-Loxten<br />

überwand die Abneigung gegen das neue Machtzentrum und<br />

bekleidete schließlich selbst eine bedeutende Position in der<br />

preußischen Regierung.<br />

Die Apfelsorte „Minister von Hammerstein“<br />

Der Freiherr wurde <strong>18</strong>27 in Loxten im Artland<br />

geboren, studierte Rechtswissenschaften<br />

in Göttingen und wurde schließlich<br />

Referent im Innenministerium des Königreichs<br />

Hannover. Nach der Flucht seines<br />

Monarchen blieb Hammerstein-Loxten<br />

der alten Ordnung treu, kümmerte sich<br />

nun aber vor allem um die Bewirtschaftung<br />

seiner Güter. Doch im Laufe der Jahre<br />

passte sich der Landwirtschaftsexperte den<br />

EssEn wiE bEi<br />

gutEn FrEundEn<br />

Genießen Sie den Sommer auf unserer Terrasse.<br />

Die kulinarische Vielfalt und entspannte Atmosphäre<br />

laden zum Verweilen ein. Wir begrüßen Sie täglich!<br />

Reservierung unter Tel. +49 541 6096-628<br />

im Steigenberger Hotel Remarque<br />

Natruper-Tor-Wall 1 . 49076 Osnabrück<br />

Tel. +49 541 6096-628<br />

Öffnungszeiten: tägl. 6.30 bis 23.00 Uhr<br />

www.osnabrueck.steigenberger.de<br />

veränderten Verhältnissen an. Er wurde<br />

Mitglied des Preußischen Staats- und des<br />

Preußischen Volkswirtschaftsrats sowie<br />

1. Vorsitzender des Deutschen Landwirtschaftsrates.<br />

Mitte der <strong>18</strong>80er Jahre nahm<br />

seine politische Laufbahn wieder Fahrt<br />

auf. Vom Landratsamt des Kreises Bersenbrück<br />

führte sein Weg an die Spitze der<br />

Landesdirektion der Provinz Hannover.<br />

Als Hammerstein-Loxten sich schließlich<br />

sogar bereitfand,<br />

zwischen Kaiser<br />

Wilhelm <strong>II</strong>. und<br />

den entmachteten<br />

Welfen zu vermitteln,<br />

kamen<br />

höhere Aufgaben<br />

in Betracht. Unter<br />

Reichskanzler<br />

Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst<br />

wurde er<br />

<strong>18</strong>94 preußischer<br />

Landwirtschaftsminister.<br />

Als erzkonservativer<br />

Vertreter der<br />

Großgrundbesitzer<br />

setzte er alles<br />

daran, die heimischen<br />

Märkte zu<br />

schützen, kämpfte<br />

energisch gegen<br />

die aufstrebende<br />

Sozialdemokratie,<br />

brachte aber auch<br />

wegweisende<br />

Entscheidungen<br />

im<br />

Bereich Seuchenschutz<br />

und Lebensmittelschutz<br />

auf den<br />

Weg. So fiel in seine<br />

Amtszeit unter anderem die Verabschiedung<br />

des Fleischbeschaugesetzes vom 3.<br />

Juni 1900.<br />

Als es den „Kanalrebellen“ 1901 gelang,<br />

den Bau des Mittellandkanals (vorerst)<br />

zu stoppen, trat Ernst Georg Freiherr von<br />

Hammerstein-Loxten zurück. Er starb<br />

1914 in seinem Heimatort.<br />

Wie schmeckt der<br />

„Minister von Hammerstein“?<br />

<strong>18</strong>89 wurde Ernst Georg Freiherr von<br />

Hammerstein-Loxten zum Ehrenbürger<br />

von Quakenbrück ernannt, doch auf den<br />

blaublütigen Grundbesitzer wartete noch<br />

eine viel passendere Ehrung. Ein saftiger,<br />

aromatischer Winterapfel, der in den<br />

<strong>18</strong>80er Jahren in Geisenheim am Rhein<br />

gezüchtet wurde, ging als „Minister von<br />

Hammerstein“ in die Obstgeschichte ein.<br />

Er fungierte wiederum als Namensgeber<br />

einer Kreativagentur für Design und Markenführung,<br />

die in Stuttgart zuhause ist.<br />

| Thorsten Stegemann<br />

Portrait © wikipedia.org // Äpfel © commons.wikimedia.org<br />

Bilder © Marlen Rasche ; www.mara-fotografie.jimdo.com // Hintergrund © foxysgraphic, fotolia.de<br />

Welches Schloss dient als Zeitstrahl?<br />

Vom erstmals 1362 urkundlich erwähnten Hof nahe Ankum ist nichts geblieben. Das ursprüngliche<br />

Anwesen, das 1583 zum Rittersitz erhoben wurde, ist einer barocken Schlossanlage<br />

gewichen, die im Laufe der Zeit vergrößert und durch Gebäude anderer Epochen ergänzt wurde.<br />

Diese Kombination authentischer Zeitzeugnisse ist es, die Schloss Eggermühlen heute zu einem<br />

authentischen Zeitstrahl mit dokumentarischem Mehrwert macht.<br />

Eng verbunden hiermit ist auch die Geschichte<br />

der Freiherren von Boeselager,<br />

die bereits seit dem 16. Jahrhundert im Besitz<br />

von Schloss Eggermühlen sind und<br />

seitdem für Forst- und Landwirtschaft<br />

(Felder und Milchvieh) zuständig sind.<br />

Unter ihrer Aufsicht wurde <strong>18</strong>69 die neugotische<br />

Familienkapelle errichtet, die einen<br />

Rokoko-Altar von 1755 beherbergt.<br />

Heute zählen auch die Verwaltung von Ferienwohnungen<br />

und das angebotene Kulturprogramm<br />

zu den Aufgaben der Familie.<br />

Wer sorgt für die<br />

Restaurierung des Schlosses?<br />

Die bewegte (Familien-)Geschichte hat<br />

ihre Spuren hinterlassen, weshalb die<br />

Restaurierungspläne verstärkt vorangetrieben<br />

werden. Der Zweite Weltkrieg, in<br />

dem das Herrenhaus als Lazarett genutzt<br />

wurde, hat besonders an der Bausubstanz der<br />

Gebäude genagt. Der erste Antrag auf Fördermittel<br />

gegen Ende der 80er Jahre wurde kurzfristig<br />

durch die überraschende Wende<br />

der deutsch-deutschen Geschichte und die<br />

damit entstandenen Kosten auf Eis gelegt.<br />

Doch dank des für 2016 vom Bund verabschiedeten<br />

Förderplans für den Denkmalschutz<br />

ist auch Schloss Eggermühlen für<br />

einen Zuschuss fokussiert. Wenngleich noch<br />

nichts Konkretes entschieden ist, rückt die<br />

Instandsetzung nach und nach in greifbare<br />

Nähe. „Der Antrag ist gestellt und die ersten<br />

Gutachten sind eingeholt. Wir sind also optimistisch“,<br />

versichert Freiherr von Boeselager,<br />

während er über das weitläufige Gelände<br />

führt. Die Restaurierung des Herrenhauses<br />

und vorrangig des Festsaals sollen den<br />

historischen Dokumentationswert erhalten<br />

und die Erinnerungskultur wiederbeleben.<br />

| Sina-Christin Wilk<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

KULTUR IM SCHLOSS<br />

Zeitgenössischer Kultur ist<br />

Schloss Eggermühlen ebenso<br />

aufgeschlossen. Bis vor<br />

kurzem diente die 1754 vom<br />

Barockarchitekten Johann<br />

Conrad Schlaun errichtete<br />

Orangerie als Galerie. Diesen<br />

Juli heißen die Freiherren von<br />

Boeselager zahlreiche Besucher<br />

willkommen:<br />

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe<br />

„Sommerflimmern<br />

– Kino auf dem Lande“,<br />

organisiert vom Landschaftsverband<br />

<strong>Osnabrücker</strong> Land,<br />

wird der Schlossgarten erstmalig<br />

zum Open Air Kino umfunktioniert.<br />

Sommerflimmern auf dem<br />

Schloss Eggermühlen:<br />

29.07.<strong>2017</strong><br />

www.sommerflimmern.de<br />

34 35


STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

Wie kommt der Stein ins Rollen?<br />

Im <strong>Osnabrücker</strong> Land sind sie zahlreich zu finden: Großsteingräber wie die Karlsteine am Piesberg<br />

oder das alte „Hünengrab“ in Jeggen sind beeindruckende Zeugnisse der Megalithkultur.<br />

Der Begriff Megalith leitet sich aus dem griechischen mega = groß und lithos = Stein ab. Die<br />

über 5.000 Jahre alten Grabanlagen sind Monumente aus der Jungsteinzeit und damit älter als<br />

die Pyramiden in Ägypten! Doch wie waren die Menschen damals in der Lage, tonnenschwere<br />

Findlinge über weite Strecken zu transportieren? Ein Rätsel, das uns bis heute fasziniert.<br />

Die Findlinge wurden während der Saale-Eiszeit<br />

vor etwa 200.000 Jahren von<br />

Skandinavien ins <strong>Osnabrücker</strong> Land befördert.<br />

Als die Gletscher abschmolzen,<br />

blieben die Steine liegen und wurden zum<br />

Bau der Grabanlagen in der Jungsteinzeit<br />

genutzt. Über die Erbauer ist wenig<br />

bekannt. In Norddeutschland, den Niederlanden,<br />

Dänemark und Schweden<br />

gehörten sie zur sogenannten Trichterbecherkultur.<br />

Der Name verweist auf eine<br />

besondere Keramikform, eine für diese<br />

Region und Zeit typische Grabbeigabe.<br />

Wer hat’s erfunden?<br />

Die Existenz der Bauwerke blieb lange Zeit<br />

unerklärlich. Alte Sagen und Legenden<br />

machen oft magische Wesen oder sogar<br />

den Teufel verantwortlich. Die volkstümliche<br />

Bezeichnung "Hünengräber" verweist<br />

auf die früher weit verbreitete Vorstellung,<br />

Riesen hätten diese Grabanlagen erbaut.<br />

Man konnte sich einfach nicht vorstellen,<br />

dass Menschen von durchschnittlicher<br />

Größe diese Steine transportieren und aufrichten<br />

konnten. Über die Jahrhunderte<br />

Schüler der Oberschule am Sonnensee ziehen einen Findling<br />

beim archäologischen Experiment am 30. April in Jeggen<br />

suchten Forscher nach Erklärungen. Der<br />

Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus<br />

(*1150-†1220) vertrat die Hünentheorie,<br />

dagegen war der Mediziner Ole Worm<br />

(*1588-†1654) überzeugt, die Gräber seien<br />

von Menschenhand errichtet. Er deutete<br />

diese allerdings als Opferaltäre der Götter<br />

oder Thingplätze, an denen Recht gesprochen<br />

wurde. Der Theologe Johan Picardt<br />

(*1600 - †1670) war überzeugt die „Steindenkmäler<br />

[wurden] nicht vom Menschen<br />

unserer Gestalt (…) errichtet. Diese besaßen<br />

nicht die Kraft und die Handfertig-<br />

Schüler ziehen Stein © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück // Bild oben rechts © Johan Picardt, Korte beschryvinge van eenige vergetene en verborgene Antiquiteten der<br />

Provintien en Landen, fol. 33, 1660<br />

keit,<br />

solche<br />

Prachtbauten zu errichten, auch hatten sie<br />

keine Maschinen oder Instrumente, um<br />

solche schweren Steine von weither durch<br />

unwegsames Gelände zu transportieren<br />

und schließlich übereinander zu stapeln.<br />

(…) Es ist somit eine unumstößliche Tatsache,<br />

dass (…) unsere Steindenkmäler<br />

ein Werk der Riesen sind (…).“ Erst mit<br />

Entwicklung der modernen <strong>Wissen</strong>schaft<br />

verschwinden diese phantasievollen Hypothesen<br />

allmählich.<br />

Wie errichtet man<br />

ein Großsteingrab?<br />

Auch dazu gibt es teils sehr eigenwillige<br />

Vermutungen. Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

besichtigte der Reiseschriftsteller Johann<br />

Georg Kohl die Steindenkmäler im Giers-<br />

feld bei Westerholte (<strong>Osnabrücker</strong> Nordkreis).<br />

Dort traf er den Bauern Grumfeld,<br />

der überzeugt war, dass unsere in der<br />

Mechanik so unkundigen Vorfahren die<br />

Steine im Winter über eine Schnee- und<br />

Eisbahn befördert hätten. Ebenso bietet<br />

die Errichtung der berühmten Anlage Stonehenge<br />

in England stets Anlass für Spekulationen.<br />

Eine humorvolle Anleitung,<br />

im Stile eines uns wohlbekannten schwedischen<br />

Einrichtungshauses (http://www.<br />

thepoke.co.uk/2011/03/23/ikea-instructions-for-stonehenge),<br />

zeigt Merlin als Erbauer<br />

des UNESCO Weltkulturerbes. Angesichts<br />

des komplizierten Aufbaus wird<br />

der Zauberer zu Hilfe gerufen, unterstützt<br />

von zwei Riesen, die beim Aufrichten der<br />

Steine helfen. Welche Methoden genau<br />

angewandt wurden, bleibt ungewiss. Versuche<br />

aus der experimentellen Archäologie<br />

zeigen, dass es weniger eine Frage der Kraft<br />

ist, sondern vielmehr auf die richtige Zugund<br />

Hebeltechnik ankommt. Heute geht<br />

man davon aus, dass die bis zu 50 Tonnen<br />

schweren Steine mit einfachen Mitteln wie<br />

hölzernen Rollen, Hebeln, Tauwerk und<br />

Zugtieren bewegt werden konnten. Hochrechnungen<br />

ergaben, dass 100 Arbeiter bei<br />

einem 10-Stunden-Tag ein Megalithgrab<br />

in ca. 3 ½ Monaten errichteten. Eine beachtliche<br />

Arbeitsleistung, vergleicht man<br />

die Werkzeuge des Neolithikums mit den<br />

schweren Maschinen von heute.<br />

Wie viele Tonnen bewegten<br />

<strong>Osnabrücker</strong> im Frühjahr <strong>2017</strong>?<br />

Dem Transporträtsel auf der Spur wagten<br />

die <strong>Osnabrücker</strong> Archäologen in diesem<br />

Frühjahr ein Experiment. Gemeinsam mit<br />

Schülern ist es erstmals im <strong>Osnabrücker</strong><br />

Land gelungen einen ca. 2,5 t schweren<br />

Findling nach steinzeitlichen Methoden,<br />

nur mittels Zug- und Hebelkraft, zu bewegen.<br />

Dennoch sind noch längst nicht<br />

alle Geheimnisse zum Bau der beeindruckenden<br />

Monumente entschlüsselt.<br />

| Judith Franzen<br />

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36 37


STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

üblich, die Verzehrkosten den Meistern<br />

aufzuerlegen. Die <strong>Osnabrücker</strong> Wandergesellen<br />

wussten, dass dies bei erfolgreichen<br />

Streiks klappte. Erlitten sie eine<br />

Niederlage, mussten sie die Verzehrkosten<br />

selbst aus der gemeinsamen Kasse<br />

begleichen.<br />

"den Schimpf" über Osnabrück zu verhängen.<br />

Alle Wanderbrüder, die sie fortan<br />

trafen, sollten wissen, dass Osnabrück ein<br />

übles gesellenfeindliches "Kaff" sei, das man<br />

lieber nicht betreten sollte. Dadurch<br />

drohte, so die Angst der Oberen, Unheil<br />

für die gesamte städtische Wirtschaft.<br />

Am Standort Haster Weg in Richtung Dodesheide,<br />

Höhe ehemaliges Forsthaus, steht die Tafel<br />

Wieso gibt es einen „Gesellenweg“?<br />

Bilder Tafel, Straßenschild © Thorsten Stegemann // Hintergrund © releon8211, fotolia.de<br />

Was trieben<br />

Bürgermeister, Rat und Militär?<br />

Arbeitsverweigerung, später "Streik"<br />

genannt, galt für Herrschende als unerhört<br />

und ungebührlich. Handwerksmeister<br />

klagten über leere Werkstätten<br />

und wegfallende Aufträge. Besonders erbost<br />

waren die Stadtoberen, dass die Gesellen<br />

in der Gartlage ihnen damit drohten,<br />

Kompromissvorschläge des damaligen<br />

Bürgermeisters Heinrich David Stüve<br />

schlugen fehl. Er suchte deshalb Stadtkommandeur<br />

General von Issendorff im<br />

hiesigen Schloss auf. Stüve bat um militärische<br />

Hilfe, damit die Arbeitsverweigerer<br />

unverzüglich wieder in ihre<br />

Betriebe zurückkehrten.<br />

Heinrich David Stüve<br />

Warum gab es Schulterklopfen?<br />

Schnell bekamen die Schuhmachergesellen solidarische Unterstützung<br />

von Handwerksbrüdern anderer Gewerke. Als Gesellen<br />

aller Handwerke durch die Straßen der Stadt zogen, ernteten sie<br />

auch dort jede Menge Schulterklopfen. Einfache Menschen jener Zeit<br />

besaßen kaum Rechte auf Mitsprache im politischen Geschehen -<br />

und Ratsherren galten vielfach nur als Vertreter der Oberschicht.<br />

In der Tat waren die sozialen Unterschiede gewaltig: Ein<br />

Bürgermeister brauchte wie andere Stadtobere keine Steuern<br />

zu zahlen und verdiente beinahe das Zwanzigfache eines einfachen<br />

Gesellen. Es war deswegen für viele <strong>Osnabrücker</strong> keine<br />

Frage, sich zeitgleich mit den Soldaten ebenfalls in die Gartlage<br />

zu begeben, um Solidarität mit den Streikenden auszudrücken.<br />

| Heiko Schulze<br />

In der letzten Ausgabe kündigten wir es bereits an: Im Juni wurde in der Gartlage, jenem Waldabschnitt<br />

zwischen Schinkel und Dodesheide, direkt am Haster Weg eine Informationstafel aufgestellt.<br />

Sie erinnert an den blutig verlaufenen "<strong>Osnabrücker</strong> Gesellenaufstand" von <strong>18</strong>01. Heiko<br />

Schulze, Autor des all dies darstellenden Romans "Geplatzte Kragen", geht im 2. Teil seiner<br />

Abhandlung der Frage nach, was bei diesem Aufstand konkret geschah, weshalb der Streik<br />

entstand und was die Beweggründe der einzelnen Konfliktparteien ausmachte.<br />

Lesen Sie im 3. Teil, wie sich das blutige Kampfgeschehen in der Gartlage<br />

entwickelte und weshalb das Ereignis bis heute einen wichtigen Platz in der<br />

Stadtgeschichte besitzt.<br />

Was schürte die Unzufriedenheit?<br />

Am 24. Juni <strong>18</strong>01 grummelte es im Versammlungsraum<br />

in der Herberge der<br />

Schuhmachergesellen. Anlässlich der feierlichen<br />

"Morgensprache", in deren Verlauf<br />

neue Wandergesellen begrüßt und Fortziehende<br />

verabschiedet werden sollten,<br />

hatte sich Streit entwickelt. Anlass des<br />

Disputs bildete die Weigerung von "Aufrührern",<br />

am offenkundig heißen Junitag<br />

ihren obersten Rockkragen zu schließen.<br />

Es folgte das Gerangel mit einem Mit-<br />

gesellen, der seine Brüder danach bei den<br />

Gildemeistern "verpetzte". Diese stürmten<br />

in die Herberge und verhängten<br />

wutschnaubend Entlassungen wie hohe<br />

Bußgelder. Die Strafen betrafen offenkundig<br />

sogar solche, die gar nicht an der Rangelei<br />

beteiligt gewesen waren.<br />

Was steigerte die Gesellen-Wut?<br />

Das Unerhörte am Geschehen war aus<br />

Sicht der Gesellen die Tatsache, dass sich<br />

Meister in interne Angelegenheit der Gesellenbrüder<br />

eingemischt hatten. Zumal<br />

sich die jungen Handwerker schon lange<br />

Zeit zuvor mühsam die eigene "Gerechtsame"<br />

erkämpft hatten, war es Meistern<br />

landauf, landab strikt verboten, sich in interne<br />

Gesellenstreitigkeiten einzumischen.<br />

Wie sah ein Streik anno <strong>18</strong>01 aus?<br />

Wie auch andernorts üblich, machten die<br />

Gesellen ihre Herberge zum Streiklokal.<br />

Weil sie für die Dauer des Arbeitskampfes<br />

keinen Lohn bekamen, war es damals<br />

39


Der Buchtipp für<br />

Ausflugsziele wird<br />

präsentiert vom<br />

FAMILIE & SOZIALES<br />

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zum Entdecken<br />

Emsland und die<br />

Grafschaft Bentheim<br />

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ESSEN & TRINKEN<br />

Titel Ortschaft<br />

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Bemerkungen:<br />

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Emsland<br />

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im westlichen Niedersachsen<br />

(Deutschland).<br />

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ISBN 978-3-8392-XXXX-X € 14,99 / 15,50 [A]<br />

Warum in die Ferne schweifen, wenn direkt vor der Haustür eine Region voller faszinierender<br />

Überraschungen wartet? Der in Osnabrück lebende Christoph Beyer hat im Emsland und in<br />

der Grafschaft Bentheim viele lohnende Ausflugsziele entdeckt.<br />

präsentiert von<br />

Vor allem auch für Familien bietet sich ein<br />

wahres Füllhorn an überaus lohnenswerten<br />

Ausflugszielen und Aktivitäten. Liebhaber<br />

von Kunst und Kultur kommen hier<br />

ebenso auf ihre Kosten wie Naturfans oder<br />

kulinarische Genießer. Höhepunkte wie<br />

die Papenburger Kreuzfahrtriesen, barocke<br />

Sternenpracht im Hümmling oder ein<br />

Mammut im Moor lassen Langeweile gar<br />

nicht erst aufkommen. Ob Wanderer, Radfahrer<br />

oder Freizeitkapitän – hier kommt<br />

jeder auf seine Kosten und entdeckt seine<br />

ganz persönlichen Lieblingsplätze.<br />

Hier eine Auswahl der besonders familienfreundlichen<br />

Ausflugsziele in der<br />

Grafschaft Bentheim aus „Lieblingsplätze<br />

Emsland“:<br />

· Das große Nordhorner Textilmuseum<br />

als Bestandteil des Stadtmuseums im<br />

denkmalgeschützten Nino-Hochbau (u. a.<br />

mit eigener Boutique früherer Mode zum<br />

anprobieren).<br />

· Fahrt mit den solarbetriebenen Vechtebooten<br />

durch das Nordhorner Wasserstraßennetz<br />

in der Innenstadt.<br />

· Tierpark Nordhorn, sehr familienfreundlich<br />

und mit vielen Freigehegen.<br />

· Bronzezeithof bei Uelsen, (20 Kilometer<br />

nordwestlich von Nordhorn), viele Programmpunkte<br />

in der Saison.<br />

· Eine Besichtigung der Burg Bentheim<br />

ist ein echtes Highlight, vor allem für Familien<br />

(es werden auch versch. Führungen<br />

angeboten).<br />

Und das Ausland ist ganz nah: Drei Tipps<br />

zu grenzüberschreitenden Ausflügen ins<br />

Nachbarland (im Buch finden sich insgesamt<br />

11 Ausflugsziele in den Niederlanden):<br />

· Das sehr schöne Naturgebiet "Lutterzand"<br />

mit seinen eiszeitlichen Sandklippen<br />

und den Bademöglichkeiten im Fluss.<br />

· Das Arboretum "Poort Bulten", eine der<br />

größten Baum- und Sträuchersammlungen<br />

der Niederlande, die als wunderschöne<br />

Parkanlage mit neuem, großem Café<br />

gestaltet ist.<br />

· Das Landgut Singraven bei Denekamp,<br />

mit zugänglichem Park und einem idyllischen<br />

Restaurant direkt an der historischen<br />

Wassermühle.<br />

Von den zahlreichen Ausflugstipps, die<br />

das Buch zum Emsland empfiehlt, seien<br />

hier als Appetitmacher das Kulturnetzwerk<br />

Koppelschleuse in Meppen mit dem<br />

Emsland Archäologie Museum sowie<br />

das Emsland-Moormuseum in Geeste<br />

erwähnt.<br />

Aber schmökern Sie ganz in Ruhe, genießen<br />

Sie die Vorfreude und lassen Sie sich<br />

inspirieren zu erlebnisreichen Touren,<br />

bei denen Sie ein einzigartiges Paradies<br />

direkt vor der Haustür entdecken.<br />

| Beatrice le Coutre-Bick<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

DER AUTOR<br />

Christoph Beyer, geboren<br />

1976 in Rheine, lebt seit dem<br />

Studium der Politik- und Erziehungswissenschaften<br />

in Osnabrück.<br />

Seit seiner Kindheit<br />

ist der Politikwissenschaftler,<br />

Journalist, Krimiautor und Musiker<br />

immer wieder begeistert<br />

auf Entdeckungstouren im<br />

Emsland und der Grafschaft<br />

Bentheim, die ihn zu seinem<br />

lebendigen kulturhistorischen<br />

Reiseführer inspirierten. Das<br />

Buch erschien am 5. Juli <strong>2017</strong>.<br />

<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> verlost 3x 1 Buch.<br />

Mehr zum Gewinnspiel auf Seite 51.<br />

Portrait © Christoph Beyer // Hintergrund © lily, fotolia.de<br />

Erdbeeren oben © Böckmann // Zubereitung © Sina-Christin Wilk // Chilli © Rynio Productions, fotolia.de<br />

www.dransmann.com<br />

Wie macht man aus Erdbeeren Ketchup?<br />

Obwohl in Europa beheimatet und kultiviert, hat erst Ende des 17. Jahrhunderts eine holländische<br />

Kreuzung zweier Arten aus Amerika die Herzen aller Europäer erobert: Die Ananas-Erdbeere ist<br />

seitdem nicht mehr vom Speiseplan wegzudenken. Bereits in der Antike stand die Erdbeere symbolisch<br />

für Sinnlichkeit und Verführung. Eine kleine Sünde, die tatsächlich gar keine ist.<br />

Die Früchtchen zählen zur Gattung der Rosengewächse<br />

und sind daher kein klassisches Obst.<br />

Ein geringer Kaloriengehalt von 40 kcal auf 100<br />

g, viel Kalium, Kalzium und Magnesium und<br />

ein höherer Vitamin C-Gehalt als Orangen<br />

und Zitronen zeichnen Erdbeeren als gesunde<br />

Alleskönner aus. Geschmacklich überzeugen<br />

sie genauso wie durch ihre Inhaltsstoffe. Von<br />

Juni bis September zählen Erdbeeren auch im<br />

<strong>Osnabrücker</strong> Land sowohl im Supermarkt als<br />

auch über den Direktvertrieb zu den beliebtesten<br />

saisonalen Lebensmitteln. Böckmann,<br />

der größte Betreiber heimischer Erdbeerfelder,<br />

feiert gerade 40jähriges Jubiläum - und sorgt<br />

im Landkreis mit inzwischen 26 Ständen für<br />

Erdbeernachschub. Der Trend der letzten<br />

Jahre zeigt, dass die Nachfrage kontinuierlich<br />

steigt. Ca. 270.000 Tonnen Erdbeeren werden<br />

in Deutschland jährlich verspeist. Interesse<br />

besteht vor allem an regionalem Anbau<br />

mit täglicher Ernte und Lieferung. Kurze<br />

Transportwege sind auch für den Genuss<br />

von Vorteil. Denn die empfindlichen Beeren<br />

bestehen zu 90 % aus Wasser und neigen<br />

nach kurzer Zeit zu Druckstellen, die nicht<br />

nur das saftige Aroma beeinträchtigen – die<br />

Erdbeeren verderben dann auch schneller.<br />

Die Selbstpflückfelder, auf denen man nach<br />

Lust und Laune naschen und zum vergünstigten<br />

Preis ernten darf, erfreuen sich ebenfalls<br />

großer Beliebtheit. Nicht nur pur oder in<br />

Form von Süßspeisen lässt sich die Erdbeere<br />

genießen. Herzhaft kombiniert sorgt sie für<br />

kulinarische Überraschungen und bereichert<br />

– mit unserem Rezept - auch so manchen<br />

Grillabend. | Sina-Christin Wilk<br />

Einkaufsliste<br />

3 Schalotten<br />

750 g Erdbeeren<br />

1 Chilischote<br />

2 EL Öl<br />

3 EL Zucker<br />

1 TL Currypulver<br />

1 Sternanis<br />

3 Gewürznelken<br />

2 Lorbeerblätter<br />

Salz, Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

„Ketchup aus Erdbeeren“<br />

1)Schalotten und Erdbeeren kleinschneiden.<br />

Chili entkernen und kleinhacken.<br />

2)Schalotten in 2 EL Öl andünsten, Erd<br />

beeren und Chili dazugeben. Mit Zucker<br />

bestreuen und karamellisieren lassen.<br />

3)Die Gewürze hinzufügen und alles bei<br />

mittlerer Hitze unter Rühren 40 Min. einkochen<br />

lassen.<br />

4)Nelken, Anis und Lorbeer entfernen<br />

und den Ketchup fein pürieren. In<br />

40 Min. dickflüssig einkochen lassen.<br />

Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Noch<br />

heiß in eine sauber ausgekochte<br />

Flasche füllen.<br />

Wir wünschen Guten Appetit!<br />

40<br />

41


SPORT & GESUNDHEIT<br />

- Anzeigensonderseite -<br />

Wer mobilisiert<br />

Menschen mit Altersfrakturen?<br />

Im Mai 2015 eröffnete das Klinikum Osnabrück eine Abteilung, die es in<br />

der Region bislang nicht gab. Patienten, die nach "Altersfrakturen" wie<br />

Oberschenkelhals-, Handgelenks- oder Wirbelbrüchen schnell wieder<br />

in ihr normales Leben zurückkehren wollen, kann im "Zentrum<br />

für Alterstraumatologie" individuell geholfen werden.<br />

Die Lebenserwartung stieg allein in<br />

den letzten 50 Jahren weltweit um<br />

20 Lebensjahre. Das ist höchst erfreulich,<br />

stellt die moderne Medizin aber<br />

auch vor völlig neue Herausforderungen.<br />

Denn mit den Lebensjahren steigt die Zahl<br />

der altersbedingten Erkrankungen. Vor allem<br />

Knochenbrüche nach eigentlich einfachen Stürzen<br />

oder Unfällen machen vielen älteren Patienten zu<br />

schaffen, weil der Heilungsprozess oft lange Zeit in<br />

Anspruch nimmt.<br />

Im "Zentrum für Alterstraumatologie" arbeitet ein<br />

interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegern und<br />

Teambild © Klinikum Osnabrück // Titelbild © Robert Kneschke // Mann auf Medizinball © Africa Studio; Bertungsgespräch Frau und Arzt © Rido; Arzt und Mann im Gespräch © Wavebreak-<br />

MediaMicro; Fraktur © TANABOON; fotolia.de<br />

Therapeuten daran, die Betroffenen möglichst<br />

schnell zu mobilisieren und ihnen<br />

die Rückkehr in die gewohnte häusliche<br />

Umgebung zu erleichtern. "Wir erzielen<br />

mit unserem Behandlungskonzept wirklich<br />

gute Erfolge, indem wir beispielsweise<br />

eine Bettlägrigkeit der Patienten vermeiden<br />

können", berichtet Bettina Gilhaus,<br />

die das Zentrum als Fachärztin für Innere<br />

Medizin und Geriatrie leitet. "In Einzelfällen<br />

gelingt es sogar, den Zustand der Patienten<br />

zu verbessern."<br />

Wie das funktioniert, erklärt der Unfallchirurg<br />

Philipp Steinke: "Bei uns wird<br />

nach Möglichkeit schon am ersten Tag<br />

nach einer Bruchoperation mit der Mobilisierung<br />

begonnen. Anders als es im regulären<br />

Krankenhausbetrieb möglich ist,<br />

setzen wir alle geeigneten Therapieformen<br />

ein und behandeln parallel auch Begleiterkrankungen."<br />

Wie arbeiten Patienten<br />

und Personal zusammen?<br />

Der Erfolg der Behandlung hängt entscheidend<br />

von der Mitwirkung der Patienten<br />

ab. Deshalb erstellen die Mediziner<br />

mit jedem einen individuellen Behandlungsplan.<br />

Darin sind Zielvereinbarungen<br />

enthalten, auf die in<br />

der Krankengymnastik<br />

und bei allen<br />

anderen Therapien<br />

hingearbeitet wird. "Die Zielvereinbarungen<br />

überprüfen wir jede Woche im Gespräch<br />

mit den Patienten und legen dabei<br />

auch 'kleinere' Etappen fest: Etwa beim<br />

Üben des Laufens erst einmal den Weg<br />

aus dem Zimmer bis in den Gruppenraum<br />

zu schaffen", erläutert Steinke.<br />

In diesem Raum können die Patienten<br />

ihre Mahlzeiten einnehmen und diverse<br />

Freizeitangebote nutzen. Er hat aber auch<br />

noch eine andere Funktion. "Die Patienten<br />

sollen möglichst viel Zeit in Gruppen<br />

verbringen, da wir sie auch 'geistig mobilisieren'<br />

wollen", so Steinke.<br />

Pfleger und Therapeuten nehmen ebenfalls<br />

aktiv an diesem Prozess teil. "Es geht<br />

uns darum, eine sehr persönliche Behandlung<br />

und Betreuung durchzuführen<br />

- fast schon wie bei einem Personal Trainer",<br />

sagen Martina Otte und Jan-Oliver<br />

Kutza vom Pflegeteam des Zentrums für<br />

Alterstraumatologie. | Redaktion<br />

Klinikum Osnabrück GmbH<br />

Am Finkenhügel 1 · 49076 Osnabrück<br />

Telefon: : 0541 405 0 · Fax: 0541 405 4997<br />

E-Mail: info@klinikum-os.de<br />

www.klinikum-os.de<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

EIN SELTENES ERFOLGSMODELL<br />

Das "Zentrum für Alterstraumatologie"<br />

wurde 2015 mit vier<br />

Betten eröffnet, mittlerweile beherbergt<br />

die Abteilung 22. Trotz<br />

des erkennbar großen Bedarfs ist<br />

die Einrichtung bundesweit eine<br />

Rarität. Seit dem Start der Initiative<br />

im Jahr 2014 sind 59 Zentren<br />

als AltersTraumaZentrum DGU<br />

in Deutschland und der Schweiz<br />

zertifiziert. 20 weitere Zentren<br />

befinden sich in Vorbereitung<br />

auf die Zertifizierung.<br />

42 43


SPORT & GESUNDHEIT<br />

Wi e lernen<br />

Fußgänger fliegen?<br />

Das 4er RW-Team "Fantastic Funnel Four"<br />

verlässt gelinkt das Flugzeug, um anschließend<br />

verschiedene Formationen zu fliegen.<br />

Ein Videospringer begleitet das Team.<br />

Während der Schirmfahrt kann man<br />

die Welt von oben betrachten<br />

In der AFF-Ausbildung wird man von zwei<br />

erfahrenen Sprunglehrern begleitet und öffnet<br />

selbstständig seinen Fallschirm<br />

Tandemsprung: Der freie Fall dauert ca. 40 sek.<br />

bis der Tandemmaster den Schirm öffnet<br />

Der Traum vom Fliegen – für den Menschen ist er längst Realität<br />

geworden. Im Flugzeug kann es jeder, doch manch einer<br />

setzt noch individuellere Maßstäbe. Fallschirmspringer erobern<br />

tatsächlich die Lüfte und erfahren am eigenen Leib, wie grenzenlos<br />

Freiheit sein kann.<br />

Bereits seit 40 Jahren bietet der Fallschirmsportclub<br />

Rheine e.V. die notwendige Infrastruktur<br />

für Springer in der Region<br />

und bildet den Nachwuchs aus. Zudem<br />

sind auch Tandemsprünge buchbar. Sie<br />

werden durch einen erfahrenen Springer,<br />

den Tandempiloten, begleitet und können<br />

per Kamera als Erinnerung festgehalten<br />

werden. Während bei Tandems standardisiertes<br />

„Leihgerät“ zum Einsatz kommt,<br />

kann Ausrüstung für den Eigenbedarf<br />

(Schirm, Gurtzeug, Anzug) ab 3.000 Euro<br />

gebraucht oder maßgefertigt um die 8.000<br />

Euro erworben werden.<br />

Häufig ist ein Tandemsprung der Einstieg<br />

in den Sport: „Wer sich einmal überwunden<br />

hat das Flugzeug zu verlassen, will den<br />

Adrenalinkick und die Aussicht immer<br />

wieder erleben“, versichern die Springer<br />

Laura Fromm und Christian Kielhorn.<br />

Neben dem Vereinsbeitrag zahlen die<br />

Sportspringer die Flüge je nach Höhe<br />

zusätzlich. Sprünge aus 3.500–4.000 m<br />

liegen bei etwa 30 Euro pro Lift für Vereinsmitglieder.<br />

Ein Tandemsprung kann<br />

für 195 Euro gebucht werden.<br />

Wie kommt es<br />

z um Höhenflug?<br />

Für Tandemsprünge gibt es kein Mindestalter.<br />

Allerdings darf eine Lizenzprüfung<br />

erst mit 16 Jahren abgelegt werden.<br />

Voraussetzung für den Erwerb einer<br />

unbefristet gültigen Lizenz durch den<br />

Deutschen Fallschirmverband (DFV)<br />

sind weiterhin ein Gesundheitszeugnis<br />

und eine Ausbildung – die konventionelle<br />

Ausbildung oder die sog. AFF Methode<br />

(Accelerated Freefall: beschleunigte Freifallausbildung).<br />

Einsteigen kann man jederzeit, denn<br />

pro Jahr werden sechs Grundkurse<br />

beim FSC Rheine angeboten. In verschiedenen<br />

Ausbildungsstufen (hier<br />

als Beispiel die AFF-Methode) sind 21<br />

Sprünge als Pflichtstunden vorgesehen,<br />

um die Erlaubnis für die Ablegung der<br />

beiden Prüfungssprünge zu erhalten.<br />

Der erste erfolgt aus einer Höhe von<br />

3.500-4.000 m, der zweite aus 1.500 m.<br />

In beiden Fällen muss der Prüfling im vereinbarten<br />

Zielradius von etwa 50 m landen.<br />

Zudem gibt es noch eine Theorieprüfung<br />

die bestanden werden muss. Die so<br />

genannten Absetzhöhen werden mittels<br />

der vereinseigenen Cessna <strong>18</strong>2 erreicht, in<br />

der neben dem Piloten vier Springer Platz<br />

finden.<br />

Was prüft der Rigger?<br />

Fallschirmspringen zählt zu den Extremsportarten,<br />

birgt aber weniger Verletzungsrisiko<br />

als manch „gewöhnlichere“<br />

Sportart. Sicherheit ist ein entscheidender<br />

Faktor, weshalb auch in<br />

Rheine größter Wert<br />

auf gründliche<br />

Vorbereitung<br />

gelegt wird.<br />

Teil jeder Ausbildung<br />

sind<br />

Trockenübungen<br />

wie die korrekte<br />

Freifallhaltung, Erken-<br />

Bidler links © Archiv FSC Rheine / Bild 4er RW Team © Georg Kotzolt // Fallschirmspringer weiß © Arrows, fotolia.de<br />

nen und Vermeiden von Risiken sowie der<br />

korrekte Umgang mit dem Höhenmesser,<br />

den jeder Springer am Handgelenk trägt,<br />

sowie dem Fallschirmsystem. Materialkunde<br />

ist ebenfalls verpflichtend, da Materialeigenschaften<br />

erheblichen Einfluss auf<br />

das Flugverhalten der Ausrüstung haben.<br />

Zudem erfolgt an jedem Sprungtag eine<br />

Orts- und Wettereinweisung und es gilt<br />

striktes Alkoholverbot. Da jeder Springer<br />

die Verantwortung für die eigene Ausrüstung<br />

trägt, ist die Prüfung des ganzen<br />

Systems (Gurtzeug, Haupt- und Reserveschirm)<br />

und das korrekte Packen lebenswichtig.<br />

Die gesamte Ausrüstung wird<br />

jährlich einer Art "TÜV Prüfung" durch<br />

einen Fallschirmwart („Rigger“) unterzogen:<br />

Neben möglichen Beschädigungen<br />

wird die Einhaltung der Altersbeschränkung<br />

durch den Hersteller geprüft.<br />

Gibt es Sportspringer<br />

mit Höhenangst?<br />

Tatsächlich gibt es Springer mit Höhenangst.<br />

Erst einmal in der Luft, verliert sich<br />

der Höhenbezug, berichtet ein betroffener<br />

Springer. Nach dem Absprung aus dem<br />

Lift kommt es für ca. 10 Sek. zur Beschleunigung,<br />

bis sich die Endgeschwindigkeit<br />

nach 200-300 m stabilisiert und die<br />

Springer für 40-50 Sek. in den konstanten<br />

Freifall wechseln. Bei ca. 1.000-1.500<br />

m Höhe wird der Fallschirm geöffnet.<br />

Während der 5-8minütigen Schirmfahrt<br />

kann die Aussicht genossen werden, bis<br />

der Gleitflug in einer Landung am Boden<br />

endet. Sportspringer springen häufig<br />

Formationen als Team und zeichnen<br />

ihre Sprünge für Trainingsanalysen und<br />

Jurybewertungen bei Wettbewerben mit<br />

der Kamera auf. Der Kappenflug gilt als<br />

eine der Königsdisziplinen: Hier werden<br />

die Schirmkappen bewusst für Figuren<br />

eingesetzt – eine riskante Herausforderung<br />

selbst für erfahrenste Springer. |<br />

Sina-Christin Wilk<br />

Fallschirmsportclub Rheine e.V.<br />

Tel.: 05971 / 991234 · www.fscrheine.de<br />

Luftsportverein Eschendorf e. V.<br />

Tel.: 05971 / 70530 · www.edxe.de<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

DER FLUGPLATZ<br />

Der Flugplatz Rheine-Eschendorf<br />

(EDXE) wird von Motorund<br />

Segelfliegern des Luftsportvereins<br />

Eschendorf und<br />

den Fallschirmspringern des<br />

Fallschirmsportclubs Rheine<br />

e.V. genutzt. EDXE ist ein<br />

beliebtes Ausflugsziel mit Anbindung<br />

an Fahrradrouten<br />

und Wanderwege. Während<br />

der Saison (April bis Okt.)<br />

können<br />

Tandemsprünge<br />

gebucht werden. Für Tandemgäste<br />

gilt eine Grenze<br />

von 90 kg / 190 cm. Die Vereinsspringer<br />

sind ganzjährig<br />

am Platz, um nach Absprache<br />

zu trainieren und zu springen.<br />

<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> verlost einen<br />

Tandemfallschirmsprung für eine Person!<br />

Mehr zum Gewinnspiel auf Seite 51.<br />

« Nach der Ausbildung können größere Formationen<br />

gesprungen und verschiedene Disziplinen wie Freefly oder<br />

das RW-Springen erlernt werden<br />

45


KUNST & KULTUR<br />

KUNST & KULTUR<br />

Vergessene Bücher (6): Henry Jaegers Roman „Die Festung“<br />

Welcher Häftling schrieb sich frei?<br />

Seine Helden kamen von ganz unten: Henry Jaeger machte sich zum Anwalt der Menschen, die das<br />

Wirtschaftswunder vergessen und die Wohlstandsgesellschaft ausgestoßen hatte. Der Sohn eines Kupferschmieds<br />

wusste, von wem er schrieb.<br />

Mitte der 1950er<br />

Jahre hatte Henry<br />

Jaeger das Vorhaben,<br />

Medizin zu<br />

studieren endgültig<br />

aufgegeben und<br />

als Anführer der<br />

„Jaeger-Bande“<br />

eine Reihe Aufsehen<br />

erregender<br />

Raubüberfälle begangen.<br />

Er wurde<br />

zu zwölf Jahren<br />

Zuchthaus verurteilt<br />

und ausgerechnet<br />

hier<br />

erwachten Jaegers fast schon vergessene literarischen<br />

Ambitionen wieder zum Leben.<br />

Auf Zetteln und Toilettenpapier begann er zu<br />

schreiben – der Anstaltspfarrer schmuggelte<br />

die Texte nach draußen und ließ sie dem Verleger<br />

Kurt Dresch zukommen. So entstand<br />

Jaegers erster Roman „Die Festung“, der 1962<br />

erschien und zum internationalen Bestseller<br />

avancierte.<br />

Das Buch erzählt die Geschichte des<br />

Kriegs-Heimkehrers Hugo Starosta, der mit<br />

seiner Familie aus Ostpreußen geflohen ist.<br />

In einem Auffanglager versucht er, sein Le-<br />

ben wieder zu ordnen. Doch<br />

mit Bauernschläue ist im<br />

aufstrebenden Nachkriegsdeutschland<br />

nichts mehr zu<br />

gewinnen. Hugos „Transportunternehmen“<br />

trudelt schon<br />

bald einem traurigen Ende<br />

entgegen und die knallbunten Lebensträume<br />

seiner Kinder enden zwischen Erziehungsheim,<br />

Saisonarbeit und Straßenstrich.<br />

Ein halbes Jahrhundert später diskutiert<br />

Deutschland noch immer über Parallelgesellschaften<br />

und soziale Ausgrenzung.<br />

Trotzdem scheiterten bislang alle Versuche,<br />

wieder ein größeres Publikum für „Die Festung“<br />

zu begeistern. Dabei liefern Jaegers<br />

plastische Charaktere und Beschreibungen<br />

spannende Antworten auf die Frage, wie die<br />

Spaltung einer Gesellschaft entstehen und<br />

sich immer weiter verfestigen kann.<br />

Für den Autor selbst markierte der Roman<br />

jedoch eine der vielen Kehrtwenden seines<br />

ereignisreichen Lebens. Schon 1964 wurde<br />

„Die Festung“ unter dem reißerischen Titel<br />

„Verdammt zur Sünde“ mit Hildegard<br />

Knef und Martin Held<br />

verfilmt. Inzwischen hatte sich<br />

sogar der baden-württembergische<br />

Ministerpräsident und spätere<br />

Bundeskanzler Kurt Georg<br />

Kiesinger für die vorzeitige Entlassung<br />

des Inhaftierten eingesetzt. Er „hoffe<br />

und wünsche, daß dieser Gnadenerweis<br />

dem Menschen und dem Autor Karl-Heinz<br />

Jaeger zum Glück gerät“, gab Kiesinger<br />

zu Protokoll. Tatsächlich ging es nun<br />

steil bergauf.<br />

Der „Festung“ folgten zahlreiche<br />

Kurzgeschichten und eine Reihe weiterer<br />

erfolgreicher Romane, so etwa<br />

Der Autor: Henry Jaeger<br />

„Rebellion der Verlorenen“ (1963), „Die bestrafte<br />

Zeit“ (1964) oder „Das Freudenhaus“<br />

(1966).<br />

Jaeger kam auf legalem Weg zu Reichtum, zog<br />

in die Schweiz und befreundete sich hier unter<br />

anderem mit dem Schriftsteller-Kollegen<br />

Erich Maria Remarque. Doch den Mechanismen<br />

des Literaturgeschäfts entkam er nicht.<br />

Die Kritiker, die einst seinen sozialkritischen<br />

Ansatz und den lakonischen Stil gefeiert hatten,<br />

tauschten ihre hymnischen Besprechungen<br />

immer häufiger gegen das Etikett „Trivialliteratur“.<br />

1995 erschien Jaegers letzter Roman<br />

„Schnee“, private Probleme, Alkohol und<br />

Spielsucht zehrten den Rest seines Vermögens<br />

auf. Am 4. Februar 2000 starb Henry Jaeger<br />

völlig verarmt in Ascona. | Thorsten Stegemann<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

JAEGER LESEN<br />

2012 erschien „Die Festung“, in<br />

einer schön gestalteten Neuauflage<br />

im B3-Verlag. Diese Fassung<br />

ist weiterhin lieferbar, außerdem<br />

gibt es bei B3 noch Restexemplare<br />

des Romans „Das Freudenhaus“.<br />

Alle anderen Werke von Henry<br />

Jaeger sind nur noch antiquarisch<br />

lieferbar – in der Unibibliothek<br />

Osnabrück können allerdings<br />

zahlreiche Titel, u.a. auch „Die<br />

Festung“ ausgeliehen werden.<br />

Bidler © B3-Verlag<br />

-Anzeigensonderseite-<br />

Plakate © Filmpassage Osnabrück // Kamera © fergregory // Kinosessel © peych_p; fotolia.de<br />

Wo laufen<br />

die Klassiker?<br />

An jedem letzten Donnerstag im Monat lässt die Filmpassage die Meisterwerke großer Filmregisseure wieder<br />

lebendig werden. So auch im Juli und August, wenn „Forrest Gump“ und „Scarface“ auf dem Programm stehen.<br />

Dazu gibt es die 3D-Premiere eines runderneuerten Kultfilms von James Cameron.<br />

27.07.<br />

Wann wurde das Narbengesicht<br />

in Deutschland salonfähig?<br />

Brian de Palmas Klassiker „Scarface“ war seit<br />

seinem Start am 9. März 1984 in Deutschland<br />

nur in einer um 15 Minuten gekürzten<br />

Version zu sehen. Die Szenen des amerikanischen<br />

Originals galten als zu brutal, dem Film<br />

haftete außerdem der Ruf an, das Gangstertum<br />

zu glorifizieren. Düster, krude und<br />

gewaltbesessen, urteilte auch das „Lexikon<br />

des internationalen Films“ – sehr zum Unwillen<br />

der „Scarface“-Fans in aller Welt.Erst<br />

2011 wurde der Film vom Index gestrichen<br />

und durfte seitdem in der Originalfassung<br />

(mit Freigabe ab <strong>18</strong> Jahren) ausgestrahlt und<br />

vertrieben werden.<br />

Filmpassage<br />

Osnabrück<br />

Malte Gertje<br />

(Betriebsleitungsassistent)<br />

Johannisstraße 112-113<br />

49074 Osnabrück<br />

Hotline: 03871 – 211 40 40<br />

www.filmpassage.de<br />

31.08.<br />

Wie ging es mit<br />

Forrest Gump weiter?<br />

Für den amerikanischen Schriftsteller Winston<br />

Groom war die Verfilmung seines 1986<br />

erschienenen Romans „Forrest Gump“ eine<br />

der viel zitierten Schachteln Pralinen, bei<br />

denen niemand weiß, was drinsteckt. Zwar<br />

katapultierte der erfolgreiche Film das Buch<br />

- acht Jahre nach seinem Erscheinen - in die<br />

Bestseller-Liste der „New York Times“. Allerdings<br />

bekam der Autor von den Einspielergebnissen<br />

des Films wegen ungünstiger Verträge<br />

nicht allzu viel ab. 1995 schrieb Groom<br />

den Roman „Gump & Co.“, der die Lebensgeschichte<br />

von Forrest fortsetzt. Paramount<br />

kaufte die Rechte, Drehbuchautor Eric Roth<br />

und Regisseur Robert Zemecki saßen schon<br />

über dem Drehbuch und doch wurde aus Teil<br />

<strong>II</strong> nichts – bisher …<br />

Jeden letzten<br />

Donnerstag im<br />

Monat | 20.30 Uhr<br />

Eintritt:<br />

6 €<br />

Special: Dienstag,<br />

29.08.<br />

Wo kämpft T-800 in 3D?<br />

Das Original spielte 1991 mehr als 500<br />

Millionen Dollar ein und wurde mit vier<br />

Oscars ausgezeichnet. Doch Perfektionist<br />

James Cameron wollte mehr und ging ein<br />

Vierteljahrhundert später daran, „Terminator<br />

2“ in die vielleicht beste 3D-Konvertierung<br />

aller Zeiten zu verwandeln.<br />

Cameron hatte in dem 13-minütigen Terminator-Ableger<br />

“T2 3-D: Battle Across Time”<br />

(1996) erstmals mit der neuen Technik<br />

experimentiert. Nun verspricht der Kult-<br />

Regisseur allen Fans „ein komplett neues,<br />

aufregendes und intensives Seherlebnis!“<br />

| Jessica Stegemann<br />

Vorverkaufsstart ab<br />

01.08.17<br />

Kinoerlebnis in<br />

3D<br />

47


SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />

Hallo, wie geht‘s?“<br />

"<br />

GRÜSSE AUS DER REGION!<br />

Wohin führt die<br />

Kreislaufwirtschaft?<br />

HANDGEZEICHNET<br />

Ein Diplom-Chemiker aus Münster bekam im Mai 1961 diese Postkarte aus Bad<br />

Rothenfelde. Sie beginnt mit der Anrede „Mein lieber Junge!“, aber ob hier tatsächlich<br />

die Frau Mama schrieb, lässt sich leider nicht mehr entziffern. Dass es<br />

den Absendern im <strong>Osnabrücker</strong> Land gefiel, ist allerdings offensichtlich. Man<br />

habe sogar schon zugenommen, heißt es im eng geschriebenen Kartentext. Auf<br />

der Vorderseite ist das „idyllische Cafe-Restaurant zum Forstgarten“ zu sehen.<br />

Das 1910 erbaute, zunächst von Heinrich Noltmann betriebene Haus war über<br />

mehrere Jahrzehnte ein beliebtes und häufig gebrauchtes Postkartenmotiv. Auf<br />

dieser Variante sehen wir, in zeittypischem Schwarz-Weiß, das Café und Gesellschaftszimmer<br />

(oben) sowie das Weinzimmer. Wie sich das heutige „Cafe Hotel<br />

Garni Forstgarten“ darstellt, erfährt man vor Ort – oder auch auch im Internet:<br />

www.forstgarten.jimdo.com | Thorsten Stegemann<br />

Bild Kohl © commons.wikimedia.org // Unterschrift © Thorsten Stegemann | Postkarte: Privatarchiv<br />

Karikatur © Marcus Wolf, www.Fritz-Wolf.de<br />

Seit Anfang der 1990er Jahre wird über ihn gestritten: Leistet der Grüne<br />

Punkt einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz? Oder ist diese Art der<br />

Mülltrennung einfach nur umständlich, teuer und obendrein noch ökologisch<br />

überholt? Das Unternehmen selbst sieht sich gern als „Vordenker der<br />

Kreislaufwirtschaft“. Fritz Wolf hatte auf den ersten Blick etwas Ähnliches –<br />

auf den zweiten aber doch wieder etwas ganz Anderes im Sinn, als er 1993 seine<br />

Version von gesicherter Entsorgung zu Papier brachte. | Thorsten Stegemann<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

KARIKATURIST FRITZ WOLF<br />

Fritz Wolf wurde 19<strong>18</strong> in Mülheim<br />

an der Ruhr geboren.<br />

Er starb am 23. Dezember 2001<br />

in Bad Rothenfelde. Im Vorfeld<br />

seines 100. Geburtstages erinnert<br />

„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ in<br />

jeder Ausgabe an den großen<br />

Karikaturisten.<br />

Wer trug sich ins<br />

Goldene Buch ein?<br />

Teil <strong>18</strong>: Helmut Kohl<br />

6.500 hörten – 500 störten, notierte der Berichterstatter der „Neuen <strong>Osnabrücker</strong><br />

Zeitung“, dessen Sympathien im Juni 1984 erkennbar nicht<br />

auf Seiten der „jugendlichen Störenfriede“ lagen. Helmut Kohl hatte im<br />

Vorfeld der Europawahl eine Rede auf dem Marktplatz gehalten und<br />

war von den lautstarken Gegendemonstranten ebenfalls wenig begeistert.<br />

„Was uns ins Haus steht, wenn dieser Pöbel die Macht in unserem<br />

Staat erringt, das wird uns hier vor Augen geführt“, schimpfte der konfrontationsbereite<br />

Bundeskanzler.<br />

Gleichwohl fand Kohl, der am 16. Juli <strong>2017</strong> im Alter von 87 Jahren verstarb,<br />

auch versöhnliche Worte. Man habe aus der Geschichte gelernt,<br />

dass es nie wieder einen Krieg in Europa geben dürfe. Anlässlich dieses<br />

Besuches trug sich der der spätere „Kanzler der Einheit“ ins Goldene<br />

Buch der Stadt ein. Im Laufe der Jahre absolvierte er insgesamt sechs<br />

Helmut Kohl<br />

© TRÄGERGEMEINSCHAFT „500 JAHRE REFORMATION – OSNABRÜCK“<br />

<strong>2017</strong><br />

?<br />

WAS IST<br />

2016 <strong>2017</strong><br />

Wahlkampfauftritte in Osnabrück. | Thorsten Stegemann<br />

500 JAHRE REFORMATION | REGION OSNABRÜCK<br />

www.<strong>2017</strong>osnabrueck.de<br />

48<br />

49


Bemerkungen:<br />

Motiv vom Autor<br />

Hüvener Mühle<br />

(Deutschland).<br />

AUTOR<br />

ISBN 978-3-8392- XXX-X € 14,99 / 15,50 [A]<br />

AUTOR<br />

Wie viel <strong>Wissen</strong><br />

steckt in Ihnen?<br />

Mit dem Flugzeug<br />

reisen<br />

Ein Ereignis, dass<br />

unbeabsichtigt<br />

geschieht<br />

& Schaden<br />

anrichtet<br />

Erste<br />

Mahlzeit des<br />

Tages<br />

Was wurde in<br />

Georgsmarienhütte<br />

erzeugt?<br />

Personen<br />

die in<br />

einem Betrieb<br />

beschäftigt<br />

sind<br />

13<br />

Lösungswort:<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Bitte Kontaktdaten nicht vergessen ...<br />

Auch dieses Mal können Sie mit dem<br />

regionalen Kreuzworträtsel Ihr (vielleicht<br />

gerade erst neu gelerntes?) <strong>Wissen</strong> testen und<br />

unter Beweis stellen. Mit etwas Glück gewinnen<br />

Sie sogar einen der attraktiven Preise, die<br />

wir mit freundlicher Unterstützung einiger<br />

unserer Partner verlosen (siehe rechte Seite).<br />

50<br />

Transport von<br />

Personen oder<br />

Gütern durch<br />

die Erdatmosphäre<br />

"Spielzeug" im<br />

Diözesanmuseum<br />

Fallschirmsprung<br />

zu<br />

zweit<br />

12<br />

der gepolsterte<br />

Sitz,<br />

auf dem ein<br />

Reiter sitzt<br />

Anderes<br />

Wort für<br />

Freund<br />

10<br />

11<br />

2<br />

den inneren …<br />

überwinden<br />

Teil des<br />

Mittelmeeres<br />

zwischen<br />

Balkan und<br />

Italien<br />

3<br />

Sehnlichster<br />

Wunsch, etwas<br />

zu besitzen<br />

6<br />

Zu<br />

beweisende<br />

Behauptungen<br />

Was wird<br />

Praxisnah im<br />

Gymnasiums<br />

Oesede<br />

unterrichtet<br />

Bezeichnung<br />

für<br />

verschiedene<br />

Schnittkäse<br />

Wir haben etwas<br />

gegen Schmerzen!<br />

Was verursacht<br />

das Pochen des<br />

Blutes an den<br />

Gefäßwänden<br />

Einsendeschluss: 28. September <strong>2017</strong><br />

Die Gewinner werden benachrichtigt. Sollten<br />

mehr richtige Antworten eingehen als Preise<br />

zur Verfügung stehen, entscheidet das Los.<br />

Das Redaktionsteam wünscht viel Erfolg!<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine Auszahlung der Preise in bar.<br />

Mitarbeiter und Angehörige der teilnehmenden Unternehmen sind<br />

von der Verlosung ausgeschlossen.<br />

AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />

14<br />

15 1<br />

PRIVATPRAXIS<br />

Dr. med. Wilhelm Kurz<br />

Ärztehaus am Marienhospital<br />

Bischofsstr. 30 · 49074 Osnabrück<br />

Tel.: 05 41 / 99 89 777<br />

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8<br />

5<br />

Körper eines<br />

Menschen<br />

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12 13<br />

Gefrorenes<br />

Wasser zum<br />

verzehr<br />

Ferngesteuertes<br />

Flugobjekt<br />

7<br />

Sprengstoff<br />

wenn man<br />

vorsäztlich<br />

angelogen<br />

wurde, wurde<br />

man...<br />

Was wurde<br />

bei der Varusschlacht<br />

bei einer<br />

Prospektion<br />

gefunden?<br />

Dem Menschen<br />

nahe<br />

verwandtes<br />

Säugetier<br />

Anderes Wort<br />

für Geburt<br />

Schicken Sie uns einfach das Lösungswort<br />

sowie Ihre Kontaktdaten per E-Mail an:<br />

gewinnspiel@osnabruecker-wissen.de<br />

Alternativ auch gerne per Post:<br />

Medienagentur KreativKompass GmbH<br />

Stichwort OsWi-Gewinnspiel<br />

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51<br />

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