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Freies Kurdistan Buch

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Obwohl die irakische Regierung dem Einsatz der UNO in der Schutzzone bzw. der<br />

Durchführung der humanitären Hilfsmaßnahmen dort zähneknirschend zustimmt, versucht sie<br />

die Funktionäre und Mitarbeiter der UNO sowie der NGOs ständig mit verschiedenen Mitteln an<br />

der Erfüllung ihrer Aufgaben zu hindern. Der UNO ist zudem nicht erlaubt frei oder im ganzen<br />

Lande tätig zu sein. Den Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) sind verschiedene<br />

Einschränkungen aufgezwungen. Neben der Ablehnung des sogenannten „food for oil“-<br />

Arrangements kommt die irakische Regierung ihren monatlichen Pflichtzahlungen für das UN-<br />

Hilfsprogramm selten nach. 1992 berichtet der UN-Sonderberichterstatter (UN-Special<br />

Rapporteur), Max van der Stoel, dass die irakische Regierung in den vergangenen vierzehn<br />

Monaten lediglich drei Monatsbeiträge gezahlt hat. 1 Zudem kritisiert er die irakische Regierung<br />

in mehreren Berichten scharf wegen ihrer bewussten ungleichmäßigen Verteilung der<br />

Ressourcen; die Regierung bevorzugt dabei die Loyalisten bzw. Anhänger der Baath-Partei, die<br />

Militärs und die Regierungsbeamten, während sie Strafmaßnahmen diesbezüglich im Norden<br />

sowie im Süden des Landes ergreift. Außerdem erleben die Mitarbeiter der UNO und anderer<br />

Hilfsorganisationen eine lange Reihe von Angriffen, Bedrängnissen und Schikanen. Die meisten<br />

der Vorfälle ereignen sich in den von der Regierung kontrollierten Gebieten, und zwar manchmal<br />

in Anwesenheit der Sicherheitskräfte, die nicht dagegen intervenieren. In einem Fall wird eine<br />

magnetische Bombe an einem UN-Fahrzeug angebracht, während es durch einen Regierungs-<br />

„Checkpoint“ fährt. Später berichtet der UN-Sonderberichterstatter für Irak von über 100 solcher<br />

Vorfälle; sie betreffen: Drohungen, Durchsuchungen, Verhörungen, Abhaltungen bzw.<br />

Hinderungen, Gelderpressungen, Angriffe auf und Beschlagnahmen von Eigentum einschließlich<br />

Fahrzeuge, körperliche Misshandlungen, Beschießungen und Granatenattacken sogar durch<br />

Raketenwerfer. 2<br />

In dieser Zeit, in der die irakische Regierung die Lage in der Schutzzone mit allen Mitteln zu<br />

destabilisieren versucht, sorgen auch die türkische und die iranische Regierung aktiv für die<br />

Instabilität der Schutzzone. Anfang August 1991 marschiert die türkische Armee unter dem<br />

Schutz ihrer Luftwaffe in die Region ein. Barzani und Talabani protestieren scharf dagegen; der<br />

Kommandant der alliierten Schutztruppe hat „keinen Kommentar“ dazu! Die türkische<br />

Regierung fordert sogar von der UNO, diese „Aktion“ bzw. Invasion zu akzeptieren, da sie<br />

angeblich „für die innere Sicherheit der Türkei lebenswichtig“ sei. 3 Die Angriffe bzw.<br />

Provokationen der türkischen Armee werden im September und Oktober fortgesetzt. Die Proteste<br />

1 Siehe UN Doc. A /47/367/Add. 1, S.12, in : Cook, 1995, S.62.<br />

2 Vgl. Cook, 1995, S.62-63.<br />

3 Schmidt, 1994, S.212.<br />

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