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Freies Kurdistan Buch

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Die Vertreter der kurdischen Widerstandsbewegung bzw. <strong>Kurdistan</strong>-Front erklären kurz nach<br />

dem Beginn der ersten Runde der Verhandlungen, sie seien mit der Regierung Saddams zu einem<br />

„grundsätzlichen Übereinkommen“ gelangt: Die Vereinbarung vom März 1970 zu verwirklichen;<br />

die Einzelheiten müssten allerdings nach Angaben von Jalal Talabani – Generalsekretär der<br />

PUK, der die kurdische Delegation bei der ersten Runde der Verhandlungen (18. – 24. April)<br />

leitet, noch festgelegt werden. Talabani erklärt dann:<br />

„effectively Saddam Hussein had agreed to the end of his dictatorship … There would be<br />

free elections for all Parties and … multiparty life in Iraq … The Arabization of Iraqi<br />

<strong>Kurdistan</strong> ended.“ 1<br />

Die Delegation der <strong>Kurdistan</strong>-Front bei der zweiten Runde (6. – 18. Mai) wird von dem<br />

Vorsitzenden der KDP, Massoud Barzani, geleitet. Auf kurdischer Seite nehmen Repräsentanten<br />

von vier Parteien der <strong>Kurdistan</strong>-Front an den Verhandlungen teil (KDP, PUK, KSP und KPDP).<br />

Auf der Seite der irakischen Baath-Regierung nehmen, neben dem Stellvertreter des „RCC“,<br />

Izzat Ibrahim al-Duri, und dem Stellvertreter des Premierministers, Tariq Aziz, Innenminister Ali<br />

Hassan al-Majid („Ali kimyawi“ – Leiter der Anfal-Kampagne) teil.<br />

Die Führung der <strong>Kurdistan</strong>-Front versucht von Anfang an internationale Garantien für die<br />

Übereinkunft mit Saddam Hussein zu erlangen, und zwar bevor sich die alliierten Truppen von<br />

der Schutzzone zurückziehen. 2 Saddam Hussein lehnt dies jedoch kategorisch ab, da er lediglich<br />

manövrieren will. Ein Sprecher der KDP beteuert:<br />

„international guarantees for an autonomy agreement remain the greatest problem. [...]<br />

we have had bitter experience with how those in power in Baghdad keep agreements.“ 3<br />

Obwohl die Resolution 688 einen Dialog zur Sicherstellung der Achtung der politischen und<br />

Menschen-Rechte aller Bürger Iraks – einschließlich der Kurden – vorsieht, wird kein ernsthafter<br />

Versuch von der Staatengemeinschaft bzw. der UNO in diesem Zusammenhang unternommen<br />

und die Kurden erhalten bei den Friedensverhandlungen mit Bagdad keine Rückendeckung der<br />

Vereinten Nationen.<br />

Von Anfang an ist aber klar, dass die militärische Intervention der Alliierten – der erste Schritt –<br />

eine befriedigende Regelung für den Kern des Konflikts zur Folge haben soll. Der zweite Schritt,<br />

d.h. die humanitären Hilfsmaßnahmen, kann daher nur der Ausgangspunkt des dritten Schritts,<br />

nämlich einer dauerhaften und gerechten politischen Lösung der Kurdenfrage in Irakisch-<br />

<strong>Kurdistan</strong> sein, und zwar mit Einwirkung der UNO und der Gewährung gewisser internationaler<br />

1 Zitiert nach Gunter, 1992, S.60.<br />

2 Hottinger, 1991, S.21; vgl. auch Ibrahim, Mai 1991, S.108, und Cook, 1995, S.51.<br />

3 Zitiert nach Gunter, 1992, S.61.<br />

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