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Freies Kurdistan Buch

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knapp überholt, bekommt die PUK die absolute Mehrheit im Wahlbezirk Kirkuk mit 60,3% und<br />

sie überholt die KDP in Sulaimaniya deutlich mit 59,5% zu 26,6 %. Dennoch kann die KDP im<br />

Wahlbezirk Kirkuk 27,9 %. und in Sulaimaniya 26,6 % der abgegebenen Stimmen erhalten.<br />

Auch die PUK bekommt in der Provinz Duhok immerhin 7,7 % der abgegebenen Stimmen. Zwar<br />

sind die Stammesstrukturen im Norden Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>s – besonders in Duhok – stärker als<br />

im Süden – besonders in Sulaimaniya, doch während viele Bauern, Arbeiter, Händler, Beamten<br />

und Intellektuelle in Sulaimaniya und Arbil ihre Stimme für die PUK abgeben, stimmen genauso<br />

viele oder viel mehr Angehörige dieser Bevölkerungsschichten in Duhok und Arbil für die KDP.<br />

Die Euphorie der Bevölkerung ist einen Tag nach der Wahl fast vorbei. Viele Bürger sind<br />

enttäuscht und traurig, alle machen sich Sorgen um die Folgen der Wahlergebnisse und haben<br />

Angstgefühle aufgrund einer latenten Gefahr. Die Lage ist gespannt. 1 Die Hochkommission der<br />

Wahlen verzögert die Bekanntmachung der Wahlergebnisse. Sie befürchtet negative Reaktionen<br />

der PUK und etwaige Zusammenstöße zwischen den bewaffneten Einheiten beider großen<br />

Parteien. Offensichtlich ist die Führung der PUK mit dem Wahlergebnis nicht zufrieden, und sie<br />

ist nicht bereit – wie vor den Wahlen dreimal vereinbart worden ist – die Wahlergebnisse bzw.<br />

den Wahlverlust – und die zweite Position auf der politischen Bühne nach der KDP –<br />

anzunehmen. 2 Sie versucht daher Zugeständnisse oder einen Ausgleich mit der Führung der KDP<br />

zu erzielen. 3<br />

Das Verhalten der Führung der PUK verstößt offensichtlich gegen die Prinzipien der freien<br />

demokratischen Wahlen bzw. Grundsätz der Demokratie, weil sie dabei die Wählerstimmen und<br />

den Volkswillen schlechthin ignoriert, und der jungen kurdischen Demokratie bei ihrer Geburt<br />

einen schweren Schlag versetzt. Darüber hinaus riskiert die Führung der PUK damit eben die<br />

einmalige Gelegenheit für das kurdische Volk zum Schutz und zur Selbständigkeit aus der Hand<br />

zu geben. Damit stellt sie ihr Verantwortungsbewusstsein dem kurdischen Volk gegenüber<br />

tatsächlich zur Frage. Außerdem bricht sie offenkundig drei schriftliche Vereinbarungen und alle<br />

Versprechungen hinsichtlich der Beachtung und Annahme der Wahlergebnisse, und damit setzt<br />

sie ihre Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit aufs Spiel.<br />

Gleich nach den Wahlen schlägt der Vorsitzende der KDP Massoud Barzani der Führung der<br />

<strong>Kurdistan</strong>-Front vor, von der 7%-Hürde abzusehen, um den Eintritt anderer Parteien der<br />

<strong>Kurdistan</strong>-Front ins Parlament verhältnismäßig – entsprechend der erhaltenen Prozentsätze – zu<br />

ermöglichen. Sein Vorschlag wird jedoch von der Führung der PUK abgelehnt. Auch die kleinen<br />

1 Gohary, 1992, S.97; vgl. auch Schmidt, 1994, S.101.<br />

2 „Birayeti“ vom 16. April 1998, in Habeeb, 1998, S.150-152.<br />

3 KDP, 1995, S.5.<br />

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