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Freies Kurdistan Buch

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Parteien wollen in diesem Augenblick (trotz der vorherigen Bedenken) das Wahlgesetz einhalten<br />

und die Hürde nicht übergehen, um negative Auswirkungen innerhalb sowie außerhalb<br />

<strong>Kurdistan</strong>s zu vermeiden. 1<br />

Nach einem mehrstündigen Treffen der Führungen beider Parteien (KDP und PUK) in<br />

Shaqlawe wird eine „Sondervereinbarung“ zwischen ihnen unterschrieben. Die KDP erklärt<br />

später: Sie ist zur Konzession genötigt worden, weil sie die bewaffnete Auseinandersetzung mit<br />

der PUK und die daraus resultierenden verhängnisvollen Konsequenzen vermeiden musste. 2<br />

Anscheinend hat sich die Führung der PUK für „Sieg oder Krieg“ entschieden und einen<br />

Ausgleich mit der Führung der KDP auf Kosten der Demokratie und des Friedens erreicht.<br />

In der gemeinsamen Übereinkunft einigen sich beide Parteien drei Tage nach den Wahlen (am<br />

22. Mai) auf die Aufteilung der Parlamentssitze sowie die Vorsitze der beiden Institutionen<br />

(Legislativrat und Exekutivrat) und die Ministerposten (Kabinettsressourcen) bzw. die Macht auf<br />

der Basis einer fifty:fifty-Regelung. Die KDP verzichtet damit – widerwillig – auf den Wahlsieg<br />

und zu Gunsten der PUK auf einen Parlamentssitz, um die Parlamentssitze und die Kabinettsliste<br />

laut der „Sondervereinbarung“ zwischen den beiden Parteien halbe-halbe (50:50) aufzuteilen.<br />

Außerdem wird vereinbart, dass der Vorsitz des Parlaments von der KDP und der Vorsitz des<br />

Ministerrats von der PUK und die Stellvertretung beider Ämter umgekehrt von der anderen<br />

Partei übernommen werden. Es wird aber auch vereinbart, das tatsächliche Wahlergebnis parallel<br />

dazu verkünden zu lassen (Punkt Nr. 10), die nächste Parlamentswahl in etwa sechs Monaten<br />

(am 15. Oktober 1992) und die Wahl des „Leaders“ in zwei Monaten durchführen zu lassen, kein<br />

Bündnis gegeneinander zu schließen (Punkt Nr. 7) und alle Entscheidungen im Parlament mit der<br />

Zustimmung beider Fraktionen zu treffen. 3<br />

Offenbar steht die Führung der KDP unter großem Druck der Führung der PUK und trifft diese<br />

Vereinbarung mit ihr verantwortungsbewusst – in Erkennung der gefährlichen Lage, um den<br />

Frieden, die Einheit des Volkes und diese einmalige Errungenschaft für die kurdische Nation zu<br />

bewahren, trotzdem ist der Verzicht der Führung der KDP auf einen Sitz und die Aufopferung<br />

des Wahlsieges ihrer Partei dem höheren bereits erwähnten Zweck nicht gesetzlich und stimmt<br />

mit den Regeln der demokratischen Wahlen nicht überein. Dennoch ist dies zu diesem Zeitpunkt<br />

um einen internen Krieg und dessen Konsequenzen zu verhindern nach Überzeugung der<br />

Führung der KDP nicht vermeidbar.<br />

Am Abend desselben Tages (22. Mai 92) wird aber neben der Erklärung der Aufteilung der<br />

1 Vgl. Gohary, 1992, S.124.<br />

2 Vgl. Habib, 1998, S.157-158.<br />

3 Siehe das Sitzungsprotokoll der „Sondervereinbarung“, in Habeeb, 1998, S.58; vgl. auch Hoff u.a., 1994, S.72.<br />

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