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Freies Kurdistan Buch

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KPDP) außerhalb des Parlaments. Hier hat sowohl die PUK als auch die TPK eine kluge Taktik<br />

verfolgt und die anderen Parteien offensichtlich damit überholt. Hätten sich auch die KDPnahestehenden<br />

Parteien (KSP, PASOK und KPDP) auf eine gemeinsame Liste mit der KDP<br />

geeinigt, hätten auch sie den Eintritt ins Parlament geschafft. Außerdem hätte diese gemeinsame<br />

Liste etwa 48,86% der abgegebenen Stimmen bzw. 49 Parlamentssitze erhalten (die PUK/TPK-<br />

Liste erhielt 43.81% bzw. 44 Sitze) und deren Kandidat zum „Führer der Befreiungsbewegung“<br />

(Barzani) wäre eben auf mindestens 50,52 % der abgegebenen Stimmen gekommen.<br />

Laut der „Sondervereinbarung“ erhalten dann die KDP (die gelbe Fraktion) und die PUK/TPK<br />

(die grüne Fraktion) jeweils 50 Parlamentssitze. Die Partei der Werktätigen (TPK) erhält laut<br />

einer Vereinbarung mit der PUK, innerhalb der grünen Fraktion vier Sitze im Parlament. 2<br />

Die Christen oder Assyrer und Chaldäer (der lila Fraktion) bekommen 5 Sitze. Ein Abgeordneter<br />

der Vereinigten Christlichen Liste oder der Lila-Fraktion (Sargis Aghajan) gehört aber<br />

gleichzeitig der KDP an (er ist Mitglied sowie Peshmerga der KDP).<br />

Den Vorsitz des Parlaments übernimmt (wie vereinbart) ein Abgeordneter der KDP (Jawhar<br />

Namiq).<br />

Die Durchführung der Wahlen hat das irakische Baath-Regime in Bagdad beunruhigt und<br />

wiederum Befürchtungen in den Nachbarstaaten im Hinblick auf die Gründung eines kurdischen<br />

Staates neue Nahrung gegeben. Das Baath-Regime denunziert die demokratischen Wahlen in<br />

<strong>Kurdistan</strong> als „Hochverrat und Komplott gegen den Irak [und] seine territoriale Integrität“. 3<br />

Gleich am Wahltag erklärt die türkische Regierung, sie werde keiner Lösung, die eine<br />

Veränderung der irakischen Staatsgrenzen mit sich bringen könne, zustimmen oder auch nur<br />

tatenlos zusehen! Zudem hatte es an drei Tagen vor den Wahlen (am 14. sowie am 15. und 16.<br />

Mai) erneute türkische Luftangriffe auf Dörfer in den Grenzbezirken Sidekan und Shiladize in<br />

Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> gegeben, angeblich zur Verfolgung der PKK. Außerdem wurde ausländischen<br />

Wahlbeobachtern und Parlamentariern die Einreise in die Schutzzone über die Türkei oder das<br />

Telefonieren von der türkischen Grenzstation zwar nicht verweigert, aber erheblich erschwert.<br />

Am Wahltag waren jedoch alle Telefonleitungen der Grenzregion gekappt. 4<br />

Auch die Regierungen in Teheran und Damaskus sind nicht für die Durchführung der Wahlen<br />

gewesen. Die syrische Regierung hat sogar die kurdischen Parteien aus dem Irak kurz vor der<br />

Durchführung der Wahlen aufgefordert, ihre Büros von Damaskus nach Beirut (Libanon) zu<br />

1 Vgl. McDowall, 1997, S.280; vgl. auch Gohary, 1992, S.165.<br />

2 Leukefeld, 1996, S.121-122.<br />

3 „Baghdad Alif Ba’ ” 27. Mai 1992 in: Gunter, 1992, S.93.<br />

4 Schmidt, 1994, S.100.<br />

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