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Freies Kurdistan Buch

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Namen. 1836 griff General Rashid Pascha auch die Hauptstadt von Botan (Cizre) an und nahm<br />

sie nach langer Belagerung bzw. monatelangen Kämpfen ein. 1<br />

Nach der Niederlage der Osmanen durch die ägyptischen Truppen unter Ibrahim Pascha im Jahre<br />

1839 hatte Badr Khan Beg seine Truppen reorganisiert und es gelang ihm 1845, sich der<br />

benachbarten kurdischen Emirate Hakari und Bitlis zu bemächtigen. Er verwandelte sein Emirat,<br />

wo früher Räuberei und Banditentum herrschten, in ein sicheres Gebiet. 1847 wurde aber gegen<br />

ihn ein großer Feldzug von einer starken Osmanischen Armee begonnen, welcher ihn Ende Juli<br />

zur Aufgabe gezwungen hatte. Er und alle seine Verwandten wurden zunächst nach Istanbul<br />

deportiert, dann wurde er ins Exil nach Kreta verbannt. Nach Ansicht von Jemal Nebez strebte<br />

Badr Khan Beg die Einheit ganz <strong>Kurdistan</strong>s an. 2 Nach Auffassung von Günter Behrendt<br />

versuchte er lediglich sein Fürstentum bzw. Herrschaftsgebiet zu vergrößern. 3 Nach Meinung<br />

von Nader Entessar war Badr Khan Beg der erste kurdische Ethno-Nationalist. 4<br />

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war das Emirat offenbar die vorherrschende politische Ordnung in<br />

<strong>Kurdistan</strong>.<br />

Die kurdische Nationalbewegung begann eigentlich Ende des 19. Jahrhunderts, und zwar mit<br />

dem Aufstand von Sheikh Ubaidulla Nehri im Jahre 1880, er versuchte große Gebiete von beiden<br />

Teilen <strong>Kurdistan</strong>s zu befreien und zu vereinen. 5 In diesem Jahrhundert ermutigten kurdische<br />

Dichter die Kurden zur Einigkeit und Selbständigkeit; sie versuchten durch ihre Gedichte den<br />

Nationalgedanken „Biri Kurdayeti“ zu verbreiten und ihm einem Massencharakter zu verleihen.<br />

Hier sollte insbesondere die Rolle des berühmten Dichters Haji Qadir-i Koyi (1815–1897)<br />

hervorgehoben werden, er kritisierte die damalige kurdische Elite sehr scharf wegen der<br />

Verwendung der türkischen oder persischen statt ihrer eigenen kurdischen Sprache. Er erinnerte<br />

die Kurden an die verlorenen selbständigen Fürstentümer und rief sie zur Einigkeit auf. 6<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts versuchten kurdische Organisationen, wie Ta’awun u Tereqqi<br />

<strong>Kurdistan</strong> Jam’iati (Gesellschaft der Zusammenarbeit und des Fortschritts <strong>Kurdistan</strong>s), Hévi<br />

(Hoffnung), <strong>Kurdistan</strong> Ta’ali Jem’iati (Gesellschaft zur Erhebung <strong>Kurdistan</strong>s), Teshkilati<br />

1 Behrendt, 1993, S.153.<br />

2 Nebez, 1987, S.44.<br />

3 Behrendt, 1993,S.170. Wenn Mir Mohammed oder Badr Khan Beg es geschafft hätten, sich der anderen kurdischen<br />

Emirate zu bemächtigen bzw. mehrere dieser Emirate zu vereinen, hätten sie vielleicht auf diese Weise doch die<br />

Einheit und dann sogar die Unabhängigkeit des Großteils von <strong>Kurdistan</strong> erreichen können.<br />

Deutschland wurde ca. drei Jahrzehnte später von Otto von Bismarck (militärisch) vereint. Er war kein deutscher<br />

Nationalist - im heutigen Sinne des Wortes, sondern ein „Promoter“ von Preußen, vgl. dazu Elie Kedourie, 1960,<br />

S.99.<br />

4 Entessar, 1992, S.49.<br />

5 Vgl. Nebez, 1987, S.10-14 und Bruinessen,1989, S.236-242. Für mehr Details über Mir Mohammed und Emirat<br />

Soran siehe Jamal Nebez: „Der kurdische Fürst Mir Muhammad –i- Rawandizi [...],Hamburg 1970.<br />

6 Vgl. Koyi, 1956, S.185-265 (bearbeitet und interpretiert von Miran und Sharaza).<br />

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