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Freies Kurdistan Buch

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andererseits eine wichtige Bedingung zum Beitritt in die EU schaffen. Und sie könnte<br />

sich auch dadurch einen künftigen Konflikt mit irakischen Kurden bzw. ein weiteres<br />

Ärgernis mit der internationalen Gemeinschaft sparen.<br />

Die türkische Regierung darf und kann sich mit dieser Doppelmoral gegen das kurdische<br />

Volk (in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>) keinesfalls durchsetzen. Und sie kann sicher die kurdische<br />

Frage in der Türkei nicht mehr durch Ignoranz und Gewalt oder durch Bekämpfung<br />

legitimer Bestrebungen der Kurden in anderen Teilen <strong>Kurdistan</strong>s bzw. in den<br />

Nachbarländern lösen. 1<br />

Die Türkei und die anderen Teilungsstaaten, die sich bislang weigern die kurdische Frage<br />

in ihren eigenen Ländern zu lösen, versuchen die Lösung der kurdischen Frage auch im<br />

Irak durch den Druck sowohl auf die irakischen Kurden als auch auf die irakischen<br />

Regierungen und durch ständige Drohungen und Interventionen zu verhindern. Deshalb<br />

ist eine regionale Lösung der kurdischen Frage zur Sicherung des Friedens und der<br />

Stabilität in diesen Ländern bzw. im gesamten Mittleren Osten unerlässlich.<br />

In diesem Zusammenhang stellen Ronald Ofteringer und Ralf Bäcker fest, dass es jetzt<br />

höchste Zeit ist, eine völkerrechtliche Anerkennung kurdischer Rechte sowohl im Irak als<br />

auch in der Türkei durchzusetzen, um einen Ausweg aus dem Kreislauf von Krise,<br />

Massenflucht und Unterdrückung zu finden – zum Wohl der Kurden und zur<br />

Ermöglichung eines demokratischen, souveränen Neubeginns im Irak und in der Türkei. 2<br />

Dasselbe gilt sicher auch für den Iran und Syrien.<br />

• Die Stabilität der „National- bzw. Teilungsstaaten“ im Mittleren Osten und das Bestehen<br />

der Staatengemeinschaft auf den Status quo in der Region wird auch häufig als Grund<br />

gegen die Unabhängigkeit <strong>Kurdistan</strong>s bzw. den eigenen Staat für die Kurden<br />

hervorgebracht. Dazu schreibt Nader Entessar:<br />

„[…] the Kurdish struggle for independence will have to compete with the territorial<br />

integrity and national security imperatives of these three nation-states [Turkey, Iran and<br />

Iraq]. Given the primacy of the nation-state system in international affairs and the desire<br />

for maintaining stability and security in the region on the part of major outside powers,<br />

1 Anscheinend haben die kemalistischen Türken bis jetzt die Bemerkung bzw. die Frage von Jawaharlal Nehru über<br />

ihr Beharren auf ewige Unterdrückung der Kurden nicht begriffen. Er schrieb dazu: „Wie aber kann man ein ganzes<br />

Volk unterdrücken, das auf seiner Freiheit besteht und bereit ist, den höchsten Preis dafür zu zahlen?“, Nehru,<br />

(Copyright) 1957, S.824.<br />

2 Ofteringer und Bäcker, 1995, S.40.<br />

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