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Freies Kurdistan Buch

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Lehre dafür.<br />

Föderalistische Aktionen und Institutionen könnten für die demokratische Entwicklung<br />

im Irak – und in den anderen Teilungsstaaten nicht nur fördernd, sondern auch<br />

lebenswichtig sein.<br />

Der „Staat als Nation“ des neunzehnten Jahrhunderts – „one state, one culture“ – kann<br />

keine Lösung für die ethnischen Konflikte in den Vielvölkerstaaten bzw. für die<br />

Anerkennung unterschiedlicher Kulturen innerhalb eines einzigen Staatenverbundes<br />

bieten. Die geschichtliche Entwicklung des belgischen Föderalismus ist ein gutes Beispiel<br />

dafür, dass ein Einheitsstaat, der einer kleineren Ethnie bzw. einer „Minderheit“<br />

aufgezwungen wird, auf Dauer nicht lebensfähig ist. 1<br />

Der – demokratische – Föderalismus scheint das einzige Mittel zu sein, um den<br />

Staatsverbund – mit der Anerkennung und dem Schutz der Rechte der Minderheiten –<br />

aufrechtzuerhalten, um Einheit und Verschiedenheit miteinander zu versöhnen, um<br />

„Gleichgewicht zwischen der Macht der zentralen Autorität und dem freien<br />

Entscheidungsrecht der gleichberechtigten Bestandteile institutionell zu gestalten“. 2<br />

Der Föderalismus entspricht, nach Auffassung von M.V. Polak, auch der Natur des<br />

Menschen: „das Bedürfnis, sich zusammenzuschließen, ohne seine Eigenart und seinen<br />

Charakter aufzugeben“. 3<br />

• Nach Auffassung des österrichischen Völkerrechtlers Fried Esterbauer steht jedem Volk<br />

das Recht auf Selbstverwirklichung durch Eigenstaatlichkeit bzw. durch<br />

Volksabstimmung über seine staatliche Zugehörigkeit zu. 4<br />

Nach Ansicht der deutschen Völkerrechtler Norman Paech und Gerhard Stuby erhalten<br />

Völker politisch und rechtlich ihre Vollwertigkeit erst als Staaten. 5<br />

• Nach Auffassung von Christian Scherrer scheint nicht nur die uneingeschränkte<br />

Forderung nach einem souveränen <strong>Kurdistan</strong> berechtigt, sondern auch die Forderung der<br />

betroffenen Bevölkerung nach einem international überwachten Referendum zu Form und<br />

Inhalt künftiger Staatlichkeit und demokratischen Mitwirkungsrechten in <strong>Kurdistan</strong> 6 – im<br />

1 ders., 1995, S.54.<br />

2 Mast, 1961-62, S.2329, in: Alen, 1995, S.54<br />

3 Polak, 1966, S.11, in: Alen, 1995, S.54.<br />

4 Vgl. Esterbauer, 1997, S.251-280.<br />

5 Paech / Stuby, 1994, S.286.<br />

6 Vgl. Scherrer, 1997, S.266-267.<br />

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