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Freies Kurdistan Buch

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oder sie ernsthaft an der Macht zu beteiligen.<br />

Nach Auffassung von Vanly ist die Baath-Partei während der Übergangszeit kein loyaler<br />

Verhandlungspartner der kurdischen Widerstandsbewegung gewesen. Daher ist Barzani nichts<br />

anders übrig geblieben, als die Beziehungen zum Iran auszubessern. Vanly stellt fest, dass die<br />

kurdische Bewegung angesichts der umfangreichen Arabisierungsstrategie des Baath-Regimes<br />

hinzukommen auch die unzähligen Einschüchterungsmaßnahmen und Terroranschläge – keine<br />

andere Wahl hatte. 1<br />

Außer all diesen eindeutigen Tatsachen hat das Baath-Regime in dieser Zeit offenbare<br />

militärische Vorbereitungen für einen Krieg in <strong>Kurdistan</strong> getroffen. 2 Anscheinend versuchte<br />

Saddam Hussein die kurdische Widerstandsbewegung mit allen Mitteln zu erpressen, um sie zur<br />

unbedingten Unterwerfung (wie die ICP und die kurdischen Abtrünnigen bzw.<br />

Marionettengruppierungen) im Rahmen der sogenannten „Progressiven Nationalfront“ – die wie<br />

eine Falle fungierte – zu zwingen.<br />

Die bereits erwähnten Ereignisse und Tatsachen zeigen deutlich, dass sich die Führung der<br />

kurdischen Widerstandsbewegung ernsthaft um friedliche Beilegung der Krise bemühte und alle<br />

Mittel zu einem fairen Kompromiss ausschöpfte. 3 Ganz im Gegensatz zu ihr blieb die Baath-<br />

Regierung in ihrer kompromisslosen Haltung hartnäckig. Das Hauptproblem lag in der Tat im<br />

Widerspruch zwischen Demokratie und Diktatur. Wenn das Baath-Regime in Bagdad den<br />

Kurden echte Autonomie in <strong>Kurdistan</strong> gewährt hätte, müsste es auch der Bevölkerung im<br />

arabischen Teil Iraks Demokratie einräumen. Daher war das Regime erneut entschlossen, die<br />

kurdische Frage doch mit Gewalt – nicht demokratisch – zu lösen bzw. die kurdische<br />

Widerstandsbewegung endlich militärisch, d.h. durch einen heftigen Krieg, zu vernichten. Sonst<br />

hätte die kurdische Bewegung keine militärische Unterstützung in einem Krieg, zu dem sie<br />

wirklich gezwungen war, von Iran oder den USA gebraucht. Und genau deshalb provozierte die<br />

Baath-Regierung das kurdische Volk mit ihrer einseitigen Verkündung des „Autonomiegesetzes“<br />

am 11. März 1974, welches die Mehrheit der Kurden als falsche Autonomie zurückwies. Und aus<br />

Protest dagegen machten sich Tausende von Kurden auf den Weg in die Berge zu den<br />

Widerstandskämpfern und schlossen sich ihnen an. Vanly stellt fest, dass die Baath-Regierung<br />

während der letzten Phase der Verhandlungen offensichtlich unter allen Umständen, und wie<br />

1 Vanly, 1984, Bd.1 S.310.<br />

Majid Khadduri war in den 60er und 70er Jahren Direktor des „Centre for Middle East Studies at the School of<br />

Advanced International Studies – Johns Hopkins University“ in den USA und hat ein Dutzend Studien über den<br />

Irak, den Islam und die arabische Welt veröffentlicht.<br />

2 Ibrahim, 1983, S. 609.<br />

3 Vgl. dazu auch Sahin, 1991, S.33.<br />

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