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Freies Kurdistan Buch

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KDP zu diskreditieren und andererseits sich sowohl als “die Front aller Strömungen der<br />

kurdischen Nationalbewegung in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>“ als auch als „eine moderne und linke<br />

Organisation“ zu präsentieren bzw. zu etablieren. 1 Überdies versucht sie stets die Reorganisation<br />

der KDP mit allen Mitteln – auch durch die Anwendung von Gewalt – zu verhindern. 2 Dabei<br />

spielt der gegenseitige Hass wegen der alten Feindschaft zwischen den Anhängern von Talabani<br />

und den Anhängern von Barzani eine wichtige Rolle. Der Kampf um die Vorherrschaft innerhalb<br />

der kurdischen Nationalbewegung ist aber erneut der wirkliche Grund der Rivalität. Dadurch<br />

versucht die PUK offensichtlich die Vorherrschaft innerhalb der neuen kurdischen<br />

Widerstandsbewegung in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> zu erlangen.<br />

Um diese Zeit ergreift das irakische Regime verschiedene Repressalien gegen die Kurden, z.B.<br />

werden 138 bzw. 92 kurdische politische Gefangene in den Jahren 1977 bzw. 1978 in den<br />

Gefängnissen von Mosul, Kirkuk, Sulaimaniya und Arbil hingerichtet, 3 1978 / 1979 liegen ai die<br />

Namen von 760 kurdischen [politischen] Gefangenen vor. 4 Zudem wird ein Attentat auf<br />

Massoud Barzani durch Agenten des irakischen Geheimdiensts am 17. Januar 1979 in Wien<br />

verübt, das allerdings – dank des Eingreifens der österreichischen Sicherheitskräfte – knapp<br />

fehlschlägt. 5<br />

Nachdem er ein halbes Jahrhundert lang für sein Volk gekämpft hatte, ist Mustafa Barzani am<br />

1. März 1979 in einer Klinik der Washingtoner Georgetown Universität im Exil im Alter von 76<br />

Jahren gestorben. 6 Am 5. März wird sein Leichnam mit der Zustimmung der islamischen<br />

Regierung Irans – laut seines Testaments – in Schno (Ushnavieh) in Iranisch-<strong>Kurdistan</strong><br />

beigesetzt. Mehr als 10.000 Kurden aus allen Teilen <strong>Kurdistan</strong>s erweisen ihm die letzte Ehre. 7<br />

Mitte Juli 1979 ist Saddam Hussein al-Tikriti durch einen internen coup d’état der mächtigste<br />

Mann des irakischen Baath-Regimes geworden – nachdem er Präsident al-Bakr kaltgestellt hat<br />

und fast die gesamte Führung der Baath-Partei und die meisten Kabinettsmitglieder (Minister)<br />

1 Vgl. Ibrahim, 1991, S.100-104; Sahin, 1991, S.39; Vanly, 1986, Bd.2 S.229; Hariri, 1995, S.19-20.<br />

2 Vgl. dazu Liga der Werktätigen <strong>Kurdistan</strong>s-Komele [Dissidenten], 1985, S.24-26; vgl. auch Hariri, 1995, S.60-61<br />

und Sayyid Kaka, 1997, S.158 u. 226-227.<br />

3 (ILA), 1984, S.114 -126.<br />

4 (ai), 1989, S.2.<br />

5 Sitte, 1980, S.72; vgl. auch Hennerbichler, 1986, S.49.<br />

6 „Die Presse“, 3.- 4. März 1979, in: Khalil, 1985, 163; vgl. auch Deschner, 1983, S.18.<br />

7 Vgl. „Tehran Journal“ vom 7. März 1979.<br />

Der Kampf Mustafa Barzanis und seine Treue für das kurdische Volk werden ihm von vielen Autoren und<br />

politischen Beobachtern hochgeachtet. Hans Hauser sagt: „Mulla Mustafa Barzani wurde wegen seines lebenslangen<br />

Engagements für die kurdische Sache zum Symbol aller Kurden im Irak, aber auch in Persien und der Türkei, und<br />

er ist einer der letzten ganz großen Freiheitshelden unserer Zeit gewesen.“, Hauser, 1979, S.11. Issam Sharif<br />

schreibt dazu: „Als militärisches Oberhaupt und Symbol für den Kampf der Kurden gegen die Unterdrückung galt<br />

Barzani als der unbestrittene Führer im Gebiet der Revolution.“, Sharif, 1991, S.97. Michael Gunter schreibt:<br />

„Mulla Mustafa Barzani was the greatest hero of the twentieth century. [...] Born a traditional tribal chief, Barzani<br />

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