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Freies Kurdistan Buch

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Dialog mit seiner Regierung sucht.“ 1<br />

Im dritten Jahr des irakisch-iranischen Krieges, im Frühjahr 1983, erobern iranische Truppen das<br />

Grenzgebiet Haji Omeran, dabei werden sie von Peshmergas der KDP unterstützt. Die Gegend<br />

hat strategische Bedeutung auch für die KDP. 2<br />

Am 31. Juli 1983 greifen irakische Truppen die Sammellager „Mujama’at“ der Barzani-Stämme<br />

an verschiedenen Orten der Provinz Arbil (Qush Tapa, Harir und Diana) an und nehmen mehrere<br />

Tausend (schätzungsweise 8000) männliche Personen – Erwachsene und Jugendliche im Alter<br />

zwischen 12 und 80 Jahren – fest. Sie werden verschleppt und bleiben bis heute verschollen. 3 In<br />

einem Gespräch am 12. September 1983 mit Spendern (für den Krieg gegen Iran) aus der Provinz<br />

Arbil gibt Saddam Hussein jedoch ihre Liquidierung zynisch zu und sagt:<br />

„[...] die sogenannten Barzanis haben ihre harte Strafe erhalten und sind in die Hölle<br />

gegangen.“ 4<br />

Diese Äußerung des irakischen Diktators ist in der Tat ein deutliches Geständnis bzw. ein<br />

wichtiger Beweis des Massen- bzw. Völkermordes an den Kurden.<br />

Ende 1983 nimmt die Führung der PUK Verhandlungen mit der irakischen Regierung in<br />

Bagdad im Alleingang – ohne Zustimmung anderer Parteien der kurdischen<br />

Widerstandsbewegung – auf und vereinbart einen Waffenstillstand. Der Hintergrund dieser<br />

Verhandlungen ist allerdings die kritische Lage (zwischen drei Fronten), in die sich die PUK<br />

gebracht hat; da sie um diese Zeit gegen die anderen Parteien der kurdischen<br />

Widerstandsbewegung in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> bzw. Parteien der DPFI (KDP, KSP, PASOK und<br />

ICP-Sektion <strong>Kurdistan</strong>) im „Bruderkrieg“ verwickelt ist, außerdem kämpft sie auch an der Seite<br />

der iranischen Kurden (KDP-Iran und Komele) – die vom irakischen Regime unterstützt werden<br />

– gegen das iranische Regime. Daher verhandelt sie aus einer Position der Schwäche. „Mit<br />

Saddam Hussein kann man immerhin diskutieren“, sagen die Verantwortlichen der PUK,<br />

„während Khomeini nicht einmal die Existenz der Nationalitäten anerkennt.“ 5<br />

Trotz der Verhandlungen mit der PUK nehmen die Repressalien des irakischen Regimes gegen<br />

die Bevölkerung <strong>Kurdistan</strong>s im Jahre 1984 offensichtlich zu; während einer<br />

Protestdemonstration der Schüler gegen den „Sommerdienst“ bei der Miliz des Baath-Regimes<br />

„Volksarmee“ in Sulaimaniya (z.B.) schießen die Sicherheitskräfte des Regimes auf die<br />

1 Ibrahim, 1991, S.103; vgl. auch Bruinessen, 1986, S.19, in: Ibrahim, Mai 1991, S.109.<br />

2 Vgl. McDowall, 1997, S.348.<br />

3 Vgl. Nebez, 1987, S.96; Felser, 1991, S.59; Mella, 1987 in: Gunter, 1992, S.47; vgl. auch die Presseerklärung der<br />

(GfbV) am 2.2.1988.<br />

4 Zitiert nach al-Barrak, 1989, S.260 [eigene Übersetzung aus dem Arabischen].<br />

5 Zitiert nach Kutschera in: „Le Monde“ vom 3./4.November 1985, in: Vanly, 1986 Bd.2 S.229.<br />

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