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Freies Kurdistan Buch

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Hauptverbindungsstraße zwischen den Städten Zakho und Kani Masi. Die Menschen, die es nicht<br />

mehr schaffen, über die Grenze zu fliehen, geraten in eine Falle. Einen Tag nach diesen<br />

Einsätzen seien ungefähr 2000 irakische Soldaten mit Gasmasken durch die Gegend gezogen und<br />

hätten die zum Teil noch lebenden Opfer mit Kerosin übergossen und anschließend angezündet.<br />

Manche fliehen in die Berge und versuchen sich in Höhlen zu verstecken. Ende August fliegen<br />

irakische Bomber Einsätze auch gegen kurdische und assyrische Flüchtlinge im Bazeh-Tal; 430<br />

Familien sind betroffen, wenige von ihnen überleben das Bombardement. Viele Menschen<br />

sterben durch die andauernden Bombardierungen; andere werden festgenommen, einige von<br />

ihnen werden sofort ermordet oder ins Gefängnis der Geheimpolizei von Duhok geschickt –<br />

besonders junge Männer und über 14 Jahre alte Jugendliche; wie zum Beispiel im Dorf Koreme,<br />

wo 33 Männer und Jugendliche am 28. August 1988 von einem Exekutionskommando der<br />

irakischen Armee erschossen und nicht beerdigt werden – 6 von ihnen überleben die Gräueltat,<br />

wie durch ein Wunder, da sie dabei nur verwundet werden. Die anderen – alte Männer, Frauen<br />

und Kinder – werden entweder nach Behırke in der Nähe von Arbil oder mit unbekanntem Ziel<br />

abtransportiert. 1 Auch in der achten Anfal-Operation bleibt das Schicksal von zahlreichen<br />

Männern unbekannt. Nach Angaben der irakischen Armee selbst wurden in dieser Operation<br />

knapp über 3.000 Männer, darunter auch „Saboteure“, d.h. Widerstandskämpfer, festgenommen.<br />

Irakischen Quellen zufolge sind alleine im Gebiet von Badinan während der letzten Anfal-<br />

Operation 13395 Menschen festgenommen worden. Darüber hinaus sollen die Truppen des<br />

Regimes am 28. August 1300 Kurden (Männer, Frauen und Kinder), die durch chemische<br />

Waffen verletzt wurden, in der Nähe von Duhok verhaftet, umgebracht und in Massengräbern<br />

verscharrt haben, um den Einsatz chemischer Waffen zu vertuschen. 2<br />

Als Hintergrund der Kampagne wird von manchen Autoren die damalige Kooperation zwischen<br />

der kurdischen Widerstandsbewegung und dem Iran gegen das Baath-Regime angesehen. 3 Dieser<br />

Feldzug wird jedoch von Vertretern des Baath-Regimes als kollektive Bestrafung der<br />

Zivilbevölkerung bzw. des kurdischen Volkes wegen der Sympathie und Solidarität mit der<br />

Widerstandsbewegung gerechtfertigt. 4 Die irakische Luftwaffe und die Bodentruppen greifen<br />

viele Dörfer mit chemischen Waffen an, die sehr weit von der Grenze zu Iran liegen und nichts<br />

mit dem irakisch-iranischen Krieg zu tun haben wie z.B. Sheikh Wesan, Melekan, Asker, Kani<br />

1 (MEW) and (PfHR), 1993, S. 45-47.<br />

2 „taz“, vom 03. September 1988; vgl. auch (ai), 15. Juli 1989, S.3.<br />

3 Vgl. Leukefeld, 1996, S.80.<br />

4 Der damalige Bezirkssekretär der Baath-Partei in Arbil, Subhi Ali al-Khalef, war, wie er selbst sagte, bei Anfal-<br />

Offensiven dabei. Er leugnete zwar den Einsatz von Giftgas, gab aber ganz offen zu, dass die Bevölkerung, die zu<br />

den von ihm als „Saboteure“ bezeichneten Widerstandskämpfern gehalten hat, als Feind behandelt und bekämpft<br />

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