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Freies Kurdistan Buch

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Hunderttausend Kurden vor den Giftgasangriffen des Baath-Regimes in die Türkei und in den<br />

Iran fliehen müssen, verhalten sich sowohl der Westen als auch die Staaten des ehemaligen<br />

Ostblocks, die das irakische Regime während des irakisch-iranischen Krieges massiv unterstützt<br />

hatten, nicht nur zurückhaltend, sondern sie enthalten sich auch sogar dringend notwendiger<br />

humanitärer Hilfe für die Flüchtlinge. 1<br />

Bemerkenswert ist die hilflose Reaktion des UN-Generalsekretärs Pérez de Cuéllar. Auf einer<br />

Pressekonferenz Anfang September 1988 in Den Haag erklärt er, er werde im Rahmen seiner<br />

„begrenzten Möglichkeiten“ alles tun, um das Schicksal der Kurden zu erleichtern. 2<br />

Der Versuch der UNO, eine Kommission zur Untersuchung der C-Waffeneinsätze in den Irak zu<br />

entsenden, stieß wie immer auf heftige Ablehnung der irakischen Regierung. Dabei erhielt das<br />

irakische Regime – wie immer – massive Rückendeckung durch die Arabische Liga. Eine<br />

Untersuchungskommission, erklärt der Botschafter der Liga bei den Vereinten Nationen Klofis<br />

Maksoud, dürfe keinesfalls entsandt werden. Er behauptet, dass dies einen „bösen Präzedenzfall“<br />

schaffen würde, weil der Einsatz von chemischen Waffen nach der Genfer Konvention – seiner<br />

Meinung nach – nur gegen „äußere Feinde“ verboten sei, nicht aber deren Einsatz im Inneren.<br />

Die deutsche Zeitung „Die Welt“ kommentiert diese Haltung und schreibt dazu:<br />

„Maksoud beansprucht im Namen der ganzen arabischen Welt, dass jedes Land das<br />

Recht und die Freiheit habe, politische Gegner oder unerwünschte Gruppen mit Giftgas<br />

auszurotten. Die übrige Welt habe stumm wegzusehen“. 3<br />

Um diese Zeit weigert sich die irakische Regierung, eine UN-Kommission zur Untersuchung der<br />

Vorwürfe in das Land zu lassen. Der irakische Verteidigungsminister Adnan Khairalla (ein<br />

Cousin von Saddam Hussein und sein Schwager) begründet die Haltung seiner Regierung<br />

zynisch, indem er sagt:<br />

„Die Kurden sind Iraker und dies ist eine interne Angelegenheit. Was sollte die Rolle der<br />

UN in diesem Fall sein? Ich werde mit einem bestimmten Teil meiner Bevölkerung in der<br />

Weise umgehen, wie ich möchte.“ 4<br />

Die Kriegsverbrechen des irakischen Baath-Regimes in seinem Feldzug gegen das kurdische<br />

Volk in Irakisch <strong>Kurdistan</strong>, die auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind und einen klaren<br />

Verstoß gegen die Genfer Konvention zum Verbot chemischer Waffen darstellen, werden von<br />

der Weltgemeinschaft einfach hingenommen.<br />

1 Vgl. Ibrahim, 1991, S.137-39.<br />

2 „Frankfurter Rundschau“ vom 9. September 1998, in: Ludwig, 1991, S.80.<br />

3 „Die Welt“ vom 17. September 1988 in: Wellmann, 1988, S.160.<br />

4 Zitiert nach Werte in: „blätter iz 3w, Nr.154. Dezember 88 / Januar 89, S.19.<br />

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