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GenussWandern_BernerOberland_1A_11

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Spezialwanderführer<br />

Fredy Joss, Sabine Joss <strong>GenussWandern</strong><br />

Region Berner<br />

Oberland


Fredy und Sabine Joss<br />

<strong>GenussWandern</strong>


Fredy und Sabine Joss<br />

<strong>GenussWandern</strong><br />

Region Berner Oberland


Titelbild: Die Jungfrau und das Silberhorn, Sicht vom Weg<br />

zwischen Männlichen und Alpiglen<br />

Fontispiz: Der Staubbachfall im Lauterbrunnental<br />

Fredy und Sabine Joss<br />

<strong>GenussWandern</strong><br />

Region Berner Oberland<br />

ISBN 978-3-7225-0<strong>11</strong>9-2<br />

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet<br />

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

1. Auflage 20<strong>11</strong><br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

© 20<strong>11</strong> hep verlag ag, Bern<br />

Gesamtherstellung: Kösel, Krugzell<br />

Alle Fotos von Sabine und Fredy Joss<br />

Kartenausschnitte: Schweizer Wanderwege, Bern<br />

hep verlag ag<br />

Brunngasse 36<br />

CH-30<strong>11</strong> Bern<br />

www.ott-verlag.ch


INHALTSVERZEICHNIS<br />

VORWORT 7<br />

WANDER-TIPPS 8<br />

ÜBERSICHTSKARTE 10<br />

WANDERUNGEN<br />

1 Hohe Wispile – Gsteig <strong>11</strong><br />

2 Lauenen – Lauenensee – Lauenen 17<br />

3 Schönried – Zweisimmen 23<br />

4 Jaunpass – Sparenmoos 29<br />

5 Simmenfälle – Siebenbrunnen – Lenk 35<br />

6 Chrindi – Oberstockensee – Chrindi 41<br />

7 Nüegg – Oey 47<br />

8 Tregel – Adelboden 53<br />

9 Frutigen – Hostalde – Frutigen 59<br />

10 Selden – Eggenschwand 65<br />

<strong>11</strong> Kandersteg – Mitholz 71<br />

12 Griesalp – Kiental 77<br />

13 Suld – Pochtenfall – Aeschiried 83


14 Schwanden – Blueme – Goldiwil 89<br />

15 Interlaken – Beatenbucht 95<br />

16 Niederhorn – Beatenberg 101<br />

17 Allmendhubel – Gimmelwald 107<br />

18 Stechelberg – Lauterbrunnen <strong>11</strong>3<br />

19 Männlichen – Alpiglen <strong>11</strong>9<br />

20 First – Waldspitz 125<br />

21 Niederried – Interlaken 129<br />

22 Giessbach – Iseltwald 135<br />

23 Grosse Scheidegg – Rosenlaui 141<br />

24 Käserstatt – Gibel – Bidmi 147<br />

25 Grimsel Hospiz – Handegg 153<br />

ORTSVERZEICHNIS 159


VORWORT<br />

Auch das gebirgige Berner Oberland kann genussvoll auf kurzen Wanderungen<br />

von maximal drei Stunden und geringen Höhendifferenzen<br />

erlebt werden. Selbstverständlich geht es in einer Bergregion jedoch<br />

etwas mehr auf und ab als im Flachland, und auf einigen Wanderungen<br />

ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig. Trotzdem weisen etliche<br />

Wanderungen, etwa entlang von Seeufern, kaum Höhenunterschiede<br />

auf. Andere Routen gehen fast nur abwärts oder aufwärts, je nach Wanderrichtung,<br />

die man bevorzugt. Die Routen folgen markierten Wegen,<br />

sodass die Orientierung besonders einfach ist. Die Ausgangs- und Endpunkte<br />

sind gut mit Bahn und Bus erreichbar, und auf allen Wanderungen<br />

bieten sich Möglichkeiten zur gemütlichen Einkehr.<br />

Einige Wanderungen sind auch im Winter machbar. Zum Teil werden<br />

auf ähnlichen Routen auch Winterwanderwege gespurt. Mehrere Regionen<br />

wie Grimsel- oder Sustenpass sind im Winter jedoch nicht zugänglich.<br />

Hingegen können flache Wanderungen in schneearmen Lagen<br />

gerade auch im Winter mit besonderen Wetterstimmungen und milder<br />

Sonne zu unvergesslichen Erlebnissen führen.<br />

Obwohl selbst im Berner Oberland zu Hause, haben wir beim Rekognoszieren<br />

und Fotografieren oft überraschende und uns unbekannte<br />

Ecken entdeckt. Wir freuten uns auch über viele schöne Begegnungen<br />

und Erlebnisse unterwegs. Wir hoffen, dass es Ihnen als Wanderinnen<br />

und Wanderern ebenso ergeht und dass Sie viele schöne Erinnerungen<br />

mit nach Hause nehmen.<br />

Wir danken dem ott verlag für die gute Unterstützung sowie den<br />

Schweizer Wanderwegen und ihren kantonalen Sektionen, welche mit<br />

der Instandhaltung und Markierung der Wanderwege eine sehr wichtige<br />

Arbeit leisten.<br />

Sabine und Fredy Joss<br />

VORWORT 7


WANDER-TIPPS<br />

Ausrüstung<br />

Für die Wanderungen in diesem Buch reicht eine normale Wanderausrüstung.<br />

Neben bequemen Kleidern sind vor allem gute Schuhe wichtig.<br />

Auch für einfache Wanderungen sind stabile Trekkingschuhe angenehmer<br />

als beispielsweise weiche Turnschuhe.<br />

Ersatzkleider, die man nach dem Schwitzen oder nach einem überraschenden<br />

Regenschauer anziehen kann, sind eine Wohltat.<br />

Dazu gehört immer Sonnenschutz (Hut, Brille, Sonnencrème) und bei<br />

unsicheren Wetterprognosen ein Regenschutz. Oft genügt ein kleiner<br />

Regenschirm.<br />

Orientierungshilfen<br />

Die Wanderungen folgen immer ausgeschilderten Wanderwegen, die auf<br />

den Wanderkarten von swisstopo im Massstab 1 : 50 000 eingezeichnet<br />

sind. Oft kommt es vor, dass Wanderwegabschnitte verlegt werden, z. B.<br />

wenn ein Weg auf längerer Strecke asphaltiert wird und somit als<br />

Wanderweg nicht mehr geeignet ist. Deshalb kann es sein, dass ältere<br />

Karten oder Neuausgaben nicht genau den Karten und Beschreibungen<br />

in diesem Buch entsprechen. Da mit neuen Wanderwegen auch die<br />

Wegweiser angepasst werden, sollten sich durch kleine Abweichungen<br />

keine Orientierungsprobleme ergeben.<br />

Schwierigkeiten<br />

Da diese Genusswanderungen in der Regel gut gepflegten Wegen folgen,<br />

weisen wir nur in Einzelfällen auf Schwierigkeiten hin. Bei Nässe,<br />

Schnee und Eis erfordern allerdings auch leichte Wanderungen besondere<br />

Vorsicht wegen der Rutschgefahr. Im Winter beschränkt man sich<br />

besser auf flache Wanderungen in schneearmen Lagen. Sonst muss man<br />

sich mit den besonderen Anforderungen von Wintertouren auseinandersetzen<br />

(Wandern mit Schneeschuhen, Einschätzen der Lawinengefahr<br />

usw.). Gemäss der Schwierigkeitsskala des SAC würden fast alle Wanderungen<br />

mit dem untersten Grad T1 und T2 bewertet.<br />

Verpflegung<br />

Regelmässige Verpflegungs- und Trinkpausen sind auch auf kürzeren<br />

Wanderungen wichtig. Nehmen Sie etwas Picknick und mindestens einen<br />

Liter zu trinken mit, bei kühlem Wetter am besten etwas Heisses in der<br />

Thermosflasche. Oft entspricht das Durstgefühl nicht dem Flüssigkeitsbedarf<br />

des Körpers. Deshalb lohnt es sich, etwas «über den Durst» zu<br />

trinken.<br />

Wetter<br />

Wanderungen sind nicht nur bei Sonnenschein schön. Auch Wolken,<br />

Nebel, Schnee oder sogar leichter Regen lassen besondere Stimmun gen<br />

entstehen. Gewitter hingegen können gerade in den Alpen gefährlich<br />

sein, wo sie oft heftig auftreten. Wetterbericht: Telefon 162, vom Ausland<br />

+ 41 162, www.meteoschweiz.ch, www.meteotest.ch.<br />

8<br />

Ausrüstung WANDER-TIPPS


Notfälle<br />

Auch auf leichten Wanderungen sollte man vorsichtig sein. Misstritte,<br />

Stürze, eine Unvorsichtigkeit mit dem Sackmesser, Verbrennungen beim<br />

Grillen usw. können leider überall passieren. Deshalb empfiehlt es sich,<br />

eine kleine Rucksackapotheke mit genügend Verbandsmaterial mitzunehmen.<br />

In Notfällen: Sanitäts-Notruf: Tel. 144. Rega-Notruf: Tel.<br />

14 14. Informationen zur Rega-Gönnermitgliedschaft: www.rega.ch,<br />

Tel. 0844 834 844.<br />

Reise<br />

Alle Wanderungen in diesem Buch sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

erreichbar. Mit der Benützung von Bahn und Bus leistet man einen<br />

persönlichen Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase und zur<br />

Verbesse rung der Luftqualität. Allein der Freizeitverkehr in der Schweiz<br />

macht mit über 60 Milliarden Kilometern mehr als die Hälfte des gesamten<br />

Verkehrs aus. Die Benutzung des öffentlichen Verkehrs bietet zudem<br />

viele Vorteile. Unter anderem muss man nicht immer an den gleichen<br />

Ausgangspunkt zurückkehren und kann sich nach einer Wanderung<br />

staufrei und entspannt nach Hause chauffieren lassen. Fahrplan im<br />

Internet: www.sbb.ch.<br />

Abfälle<br />

Bitte nehmen Sie alle Abfälle wieder mit. Seien Sie sich nicht zu schade,<br />

auch einmal störenden Abfall von anderen mitzunehmen. In einem<br />

zusätzlichen Plastiksack verpackt, machen Abfälle Ihren Rucksack auch<br />

nicht schmutzig. So wie Sie saubere Wege schätzen, werden Ihnen<br />

andere dankbar sein.<br />

Hunde<br />

Wenn Wildtiere in der Nähe sind, nehmen Sie Ihren Hund im Zweifelsfall<br />

sofort an die Leine. Von wildernden Hunden werden jährlich Tausende<br />

von Wildtieren verletzt, und viele gehen danach qualvoll zu -<br />

grunde. Bitte beachten Sie, dass in Naturschutzgebieten strikter<br />

Leinenzwang gilt. Lassen Sie zudem Ihren Hund nicht in Brunnentrögen<br />

baden. Dies verunreinigt das Trinkwasser für die Kühe.<br />

Pflanzen<br />

Blumen sind am schönsten in der Natur, bitte lassen Sie sie stehen. Wer<br />

nach Ihnen vorbeiwandert, kann sich so auch noch an den Blüten am<br />

Wegrand freuen. Für viele Pflanzenarten ist es zur Vermehrung sehr<br />

wichtig, dass sie absamen können und nicht vorher gepflückt werden.<br />

WANDER-TIPPS VORWORT 9


10


HOHE WISPILE –GSTEIG<br />

1<br />

Route<br />

Höhi Wispile –Krinnen Tritt –Krinnenpass –<br />

Gsteig<br />

Anreise<br />

Mit dem Zug bis Gstaad. Umsteigen auf das<br />

Postauto (Richtung Gsteig, Col du Pillon) bis<br />

«Gstaad, Wispile». Von dort mit der Gondelbahn<br />

bis zur Bergstation «Höhi Wispile».<br />

Rückreise<br />

Von Gsteig (Haltestelle «Gsteig bei Gstaad,<br />

Post») mit dem Postauto bis Gstaad, Bahnhof.<br />

Wanderzeit<br />

2Std. 30Min.<br />

Karte<br />

Wanderkarte 1:50000 263T Wildstrubel<br />

Einkehren/Übernachten<br />

Hotels und Restaurants in Gsteig und Gstaad,<br />

Restaurants in Feutersoey.<br />

Berghaus «Wispile» (mit Zimmern, Massenlager<br />

und «Schlafen im Stroh») bei der Bergstation<br />

«Höhi Wispile»: Tel. 0337489632.<br />

Alpbeizli bei der Vordere Höhi Wispile.<br />

Varianten<br />

Die steilere Passage zwischen Krinnen Tritt und<br />

Krinnenpass kann man umgehen, indem man<br />

von Krinnen Tritt den Weg nach rechts<br />

(Südwesten) wählt. Auf dem Wegweiser ist<br />

ebenfalls Gsteig verzeichnet. Unterhalb des<br />

Krinnenpasses trifft man wieder auf die Hauptroute.<br />

Unwesentlich kürzer als die Hauptroute.<br />

Von Krinnen Tritt über Satteleggli nach Feutersoey<br />

(Postauto, Restaurant). Etwa gleich weit<br />

wie nach Gsteig.<br />

Vom Krinnenpass Abstieg nach Lauenen 1Std.<br />

Dort übernachten und anderntags zum<br />

Lauenensee wandern (siehe Seite 17).<br />

Verschiedene Möglichkeiten, in der nahen<br />

Umgebung von Gsteig durch die Moorlandschaften<br />

zu streifen.<br />

Informationen<br />

Tourismusbüro Gsteig: Tel. 0337558181,<br />

www.gstaad.ch, www.gsteig.ch.<br />

Gstaad Saanenland Tourismus:<br />

Tel. 0337488181, www.gstaad.ch.<br />

Hinweis<br />

HOHE AufWISPILE der Hohen –GSTEIG Wispile<strong>11</strong> werden imWinter <strong>11</strong><br />

auch Winterwanderwege gespurt.


HOHE WISPILE – GSTEIG<br />

Über einen sonnigen Bergrücken ins südlichste Berner Oberland<br />

Auf der sonnigen Höhe beim<br />

Berghaus «Wispile» beginnt<br />

die Wanderung.<br />

Zwischen den beiden Tälern von Gsteig und Lauenen erhebt sich der<br />

lange Bergrücken der Hohen Wispile, auf den Karten und Wegweisern<br />

meist in Mundart mit «Höhi Wispile» angegeben. Dieser Kamm ist wie<br />

gemacht für sonnige, aussichtsreiche Wanderungen, und zwar zu allen<br />

Jahreszeiten. Im Winter gibt es Winterwander- und Schlittelwege, im<br />

Sommer neben den gewöhnlichen Wanderwegen auch Themenpfade mit<br />

Informationstafeln.<br />

Unsere Wanderung beginnt bei der Bergstation der Gondelbahn<br />

«Höhi Wispile». Das Berghaus verführt vor dem Aufbruch zu einer ersten<br />

Stärkung auf der Sonnenterrasse. Gleich daneben gibt es einen<br />

kleinen Tierpark mit Lamas, Schweinen, Bergziegen und anderen Tieren.<br />

Gerade für Familien ist dies ein erster Höhepunkt. Im Berghaus<br />

sind sogar Futtersäcklein erhältlich. Wer zur Alpzeit unterwegs ist,<br />

wird auf der Wanderung bestimmt noch anderen Tieren begegnen. Mit<br />

Sicherheit trifft man Kühe an, insbesondere das Simmentaler Fleckvieh.<br />

Diese gesunde, robuste und anpassungsfähige Rinderrasse, die ihren<br />

12<br />

Über einen sonnigen Bergrücken ins südlichste Berner Oberland


Ursprung – wie der Name sagt – im benachbarten Simmental hat, ist bei<br />

Züchtern und Landwirten auf der ganzen Welt beliebt und begehrt. Vielleicht<br />

begegnet man auch grossen weissen Ziegen. Dann handelt es sich<br />

bestimmt um Saanen-Geissen. Auch diese Tiere haben ihren Ursprung<br />

in der Region und wurden wegen ihrer Grösse und hohen Milchleistung<br />

ebenfalls schon in alle Welt exportiert. Sie gelten als anspruchsvolle<br />

Esser mit Vorliebe für Alpkräuter. Die Saanen-Geiss ist ein Wahrzeichen<br />

des Saanenlandes, und auf vielen lokalen Produkten ist das Saanen-<br />

Geiss-Logo aufgedruckt.<br />

Auf der Wanderung in Richtung Gsteig folgt man zunächst den Wegweisern<br />

in Richtung Krinnenpass. Den Anfang des Wegs teilt man sich<br />

mit dem Meteopfad. Dies ist ein Rundweg auf der Hohen Wispile, auf<br />

dem anhand von Informationstafeln verschiedene Wetterphänomene<br />

erklärt werden, zum Beispiel Wolkenarten, die Entstehung von Gewittern,<br />

der Wasserkreislauf zwischen Erdoberfläche und Atmosphäre und<br />

vieles mehr.<br />

Besonders zu Beginn gibt es verschiedene Wegspuren. Auch wenn<br />

man den offiziellen Weg verpasst, ist das kein Problem. Man bleibt einfach<br />

auf der Höhe, so trifft man sicher wieder auf den richtigen Weg.<br />

Den Meteopfad, der wieder zurück zur Gondelbahnstation geht, lassen<br />

wir hinter uns und wandern weiter über den Kamm, immer mit prächtiger<br />

Aussicht in alle Richtungen und in die Täler beidseits der Wispile.<br />

Der Blick schweift über grüne Berge des Saanenlands, aber auch auf<br />

Infotafeln des Meteopfades,<br />

dahinter Sanetschhorn (links)<br />

und Oldenhorn<br />

HOHE WISPILE – GSTEIG 13


Die Kühe auf der Hohen Wispile<br />

trotten neugierig zum Zaun.<br />

Der Wanderweg im lichten Bergwald<br />

auf der Hohen Wispile


Ein Blick vom Krinnenpass ins<br />

Lauenental mit dem Giferspitz<br />

(links) und dem Lauenenhorn<br />

kantige Felsgipfel und vergletscherte Gebirge der Diablerets- und Wildhorn-Region.<br />

Der Weg führt auch an mehreren Alpen vorbei, und bei der<br />

Vorderen Höhi Wispile gibt es sogar ein kleines Alpbeizli.<br />

Am Ende des Wispile-Rückens gelangt man zum Krinnen Tritt. Gegen<br />

links geht es im Zickzack hinunter zum Krinnenpass. Der Abstieg ist<br />

schön, aber es sind ein paar steile Kehren zu bewältigen. Etwas weniger<br />

steil ist der Weg vom Krinnen Tritt nach rechts. Auf dieser Variante<br />

trifft man etwas unterhalb des Krinnenpasses wieder auf den Hauptweg.<br />

Wer auf diesem absteigt, könnte vom Krinnenpass auch nach Lauenen<br />

wandern und den Lauenensee besuchen (siehe Variante). Unser Weg<br />

geht nun aber nach Gsteig hinunter. Der Wanderweg folgt im oberen<br />

Abschnitt einem befahrbaren Kiesweg, im unteren Abschnitt geht er<br />

über zum Teil frisch erstellte Pfade, die durch Magerwiesen und Moorgebiete<br />

führen oder auch mal einem kleinen Bachlauf folgen. Kurz vor<br />

Gsteig kann man zwischen mehreren Möglichkeiten wählen. Neben dem<br />

direkten Weg ins Dorf gibt es verschiedene Wege, die noch etwas<br />

länger durch die Moorlandschaften führen, bevor sie zum Dorf leiten.<br />

Man kann die Wegweiser beachten und je nach Lust und Laune einen<br />

HOHE WISPILE – GSTEIG 15


kürzeren oder längeren Weg nach Gsteig wählen. Das Dorf im äussersten<br />

Südwesten des Kantons Bern liegt am Fuss der Pässe Sanetsch und<br />

Col du Pillon. Daher kommt wohl auch der Name des Dorfs. Er soll auf<br />

das althochdeutsche «staiga» zurückgehen, was so viel wie Anstieg<br />

bedeutet. Zu Säumerzeiten waren wahrscheinlich beide Übergänge<br />

wichtige Verbindungen ins Wallis. Seit dem Strassenbau über den Col du<br />

Pillon – der erste Fahrweg entstand 1885 – hat der Sanetsch für den<br />

Verkehr jedoch keine Bedeutung mehr.<br />

Ein Rundgang durch das unter Heimatschutz stehende Dorf ist ein<br />

lohnender Abschluss der Wanderung. Viele Bauernhäuser stammen aus<br />

dem 17. Jahrhundert. Die verzierten und bemalten Fassaden sind sehr<br />

gut erhalten. Das älteste Bauernhaus mit nachweisbarem Baujahr<br />

stammt sogar aus dem Jahr 1557.<br />

Die Kirche von Gsteig,<br />

ein wichtiges Element des<br />

geschützten Dorfbilds<br />

16<br />

Über einen sonnigen Bergrücken ins südlichste Berner Oberland


LAUENEN – LAUENENSEE – LAUENEN 2<br />

Route<br />

Lauenen – Rohr – Lauenensee – Hinterem See –<br />

Lauenen<br />

Anreise<br />

Mit dem Zug bis Gstaad. Umsteigen auf das<br />

Postauto bis «Lauenen bei Gstaad, Geltenhorn»<br />

(Endstation).<br />

Rückreise<br />

Von «Lauenen bei Gstaad, Geltenhorn» wieder<br />

mit dem Postauto nach Gstaad.<br />

Wanderzeit<br />

2 Std. 30 Min.<br />

Karte<br />

Wanderkarte 1:50 000 263T Wildstrubel<br />

Einkehren/Übernachten<br />

Mehrere Hotels und Restaurants in Lauenen.<br />

Restaurant «Lauenensee»: Tel. 033 765 30 62.<br />

Varianten<br />

Wanderung nur bis zum Lauenensee und von<br />

dort mit dem Postauto zurück nach Lauenen.<br />

1 Std. 15 Min.<br />

Mit dem Postauto bis Lauenensee (bei<br />

«Lauenen bei Gstaad, Geltenhorn» umsteigen)<br />

und nur die Seeumrundung: ca. 1 Std.<br />

Kutschenfahrten um den Lauenensee:<br />

Kutscherei Reichenbach, Tel. 033 765 30 34,<br />

www.kutscherei-reichenbach.ch.<br />

Informationen<br />

Tourismusbüro Lauenen: Tel. 033 765 91 81,<br />

www.gstaad.ch, www.lauenen.ch.<br />

Hinweis<br />

Postauto fährt im Winter nur bis Lauenen. Um<br />

den Lauenensee werden aber Winterwanderwege<br />

gespurt.<br />

LAUENEN – LAUENENSEE – LAUENEN 17 17


LAUENEN – LAUENENSEE – LAUENEN<br />

Ein See für Romantikerinnen und Romantiker<br />

Spätestens seit die Berner Mundartrockband Span mit ihrem Lied<br />

«Louenesee» im Jahr 1983 einen Hit gelandet hat, kennen alle den Lauenensee<br />

zumindest vom Hörensagen. Noch immer gehört das Lied zum<br />

festen Musikprogramm der Radios, und wer hat in einer verträumten<br />

Stunde nicht schon den Refrain mitgeträllert: «I gloube i gange no<br />

meh – a Louenesee». Das klingt wie ein Ruf, dem man folgen muss,<br />

nicht nur für diejenigen, die noch nie dort gewesen sind. Ein Besuch<br />

des Lauenensees ist immer wieder ein Erlebnis.<br />

Man könnte mit dem Postauto gleich bis zum See fahren und sich<br />

dort in die Sonne setzen oder nur eine kleine See-Rundwanderung<br />

unternehmen. Unser Vorschlag ist jedoch eine Rundwanderung von Lauenen<br />

aus. Das Dorf Lauenen ist ein ursprüngliches und gut erhaltenes<br />

Dorf mit alten Holzhäusern und einer schönen Kirche. Auch die Gasthäuser<br />

fehlen nicht. Eines liegt gleich neben der Postautohaltestelle.<br />

Die Wanderung geht zuerst auf der Strasse hinunter zur Rohrbachbrücke.<br />

Auf der anderen Seite der Brücke zweigt man gleich links ab in<br />

Richtung «Rohr/Lauenensee». Der Weg führt hinter dem Gasthof durch<br />

und folgt dem Ufer des Louwibachs. Rohr ist der Flurname eines ausgedehnten,<br />

unter Naturschutz stehenden Feuchtgebiets im Tal von Lauenen.<br />

Der Name Rohr findet sich oft bei Moor- und Sumpfgebieten und<br />

Verträumte Landschaft<br />

am Louwibach


ezieht sich auf die typischen, schilfartigen Pflanzenarten solcher<br />

Lebensräume, die mit Röhricht umschrieben werden. Der Weg durchquert<br />

denn auch auf längeren Strecken dichte Schilfbestände oder folgt<br />

dem Ufer des Louwibachs. Der Bach schlängelt sich ohne Kanalisierungen<br />

oder Uferverbauungen durch dieses Gebiet. Seine Ufer bilden<br />

manchmal kleine Kiesstrände, aber auch unterspülte Ufer sind zu sehen,<br />

auf denen man sich nicht zu weit hinauswagen sollte.<br />

Später führt der Weg in den Wald hinein. Schon bald wird man am<br />

Wegrand von geschnitzten Holztieren begleitet. Förster und Forstwarte<br />

haben mit ihren Motorsägen aus Baumstümpfen und Wurzeln kunstvolle<br />

und verspielte Tierfiguren geschaffen und damit einen veritablen Skulpturenweg<br />

errichtet. Da sitzt ein Rotmilan auf seiner Warte, ein junger<br />

Fuchs versteckt sich im Gebüsch, ein Hase sitzt ganz nahe am Wegrand,<br />

sogar ein kleiner Bär klettert einen Baumstamm hinauf. Der Skulpturenweg<br />

führt nach einer Verzweigung, wo man gegen rechts weitergeht, im<br />

Zickzack in die Höhe. Immer wieder muss man nach Holztieren Ausschau<br />

halten, einige sind nicht so leicht zu entdecken. Dort, wo der<br />

Weg unter einer hohen Felswand entlangführt, sollte man auch in die<br />

Höhe schauen. Weit oben in einer Felsnische sitzt ein geschnitzter<br />

Bartgeier in seinem Nest.<br />

In eine Bilderbuchlandschaft eingebettet liegt der Lauenensee.<br />

Dahinter Hahnenschritthorn (Mitte) und Niesenhorn (links), dazwischen der Tungelschuss


Der Lauenensee, ein<br />

Platz zum Nachdenken<br />

und Ausspannen<br />

Tritt man oben aus dem Wald, blickt man unvermittelt auf den Lauenensee.<br />

Eingebettet in ein Moorgebiet, liegt der Lauenensee, der eigentlich<br />

aus zwei Seen besteht, die durch einen Streifen Sumpfland getrennt<br />

sind. Umgeben von Wollgras, Schilf und einzelnen Fichten, im weiteren<br />

Umkreis von dunklem Bergwald und felsigen Gipfeln, ist der See eine<br />

zauberhafte Erscheinung, wirklich ein Platz zum Träumen und Ausspannen.<br />

Der Lauenensee ist aber auch ein wichtiger Ort für die Natur. Er ist<br />

beispielsweise einer der höchstgelegenen Brutplätze der Alpen für<br />

Stockenten, Reiherenten und Blässhühner. Zudem ist er ein wichtiger<br />

Aufenthaltsort für Zugvögel und somit auch ein bedeutungsvoller Teil<br />

eines europa- oder fast eurasisch-afrikanischen Gewässernetzes. Am<br />

hinteren Ende des Sees steht ein Restaurant etwas erhöht am Hang. Auf<br />

dessen Terrasse könnte man lange Zeit in die Sonne blinzeln oder die<br />

Umgebung betrachten. Imposant ist auch der Wasserfall unter dem Follhorn,<br />

der Tungelschuss. Falls die Zeit wie im Flug vergeht, kann man das<br />

Postauto für den Rückweg nehmen. Die Haltestelle liegt nur zehn Minuten<br />

vom Restaurant entfernt. Wer noch wandern mag, der umrundet den<br />

Lauenensee und wandert auf dem oberen Weg via Hinterem See zurück<br />

nach Lauenen. Irgendwann später wird man sich bestimmt wieder an<br />

die Worte in Spans Lied erinnern: «Immer wenn i wieder dra dänke, a<br />

das Gfüeuh dert am Ufer vom See, de merk i wie guet dass’s mer ta het,<br />

i gloube i gange no meh».<br />

20<br />

Ein See für Romantikerinnen und Romantiker


Die Figuren auf dem<br />

Skulpturenweg erfreuen<br />

Jung und Alt.<br />

Ein Feld voller Wollgras am<br />

Ufer des Lauenensees


Im Restaurant «Lauenensee» gesellt sich zum landschaftlichen<br />

noch der kulinarische Genuss.<br />

DAS NATURSCHUTZGEBIET GELTEN-IFFIGEN<br />

Im Gelten-Tal, dem hinteren Teil des Lauenentals, begann man schon 1957 mit dem<br />

Naturschutz. Damals sollte das Wasser des Geltenbachs in den Sanetsch-Stausee umgeleitet<br />

werden. Doch die Bevölkerung von Lauenen wehrte sich erfolgreich für ihren Bach<br />

und den ungestümen Wasserfall namens Geltenschuss. In den 1970er-Jahren wurde<br />

auch die weitere Umgebung unter Schutz gestellt. Heute umfasst das Naturschutzgebiet<br />

Gelten-Iffigen ein rund 43 Quadratkilometer grosses Gebiet mit zahlreichen Wasserfällen,<br />

Bergseen, Moorgebieten und besonders vielfältigen Blumenwiesen und Waldgesellschaften.<br />

Es erstreckt sich vom Lauenensee bis ins Iffigtal bei der Lenk und ist das<br />

zweitgrösste Naturschutzgebiet des Kantons Bern. (Das grösste ist das Grimsel-Naturschutzgebiet<br />

mit 100 Quadratkilometern.) Ein kostbares Stück Natur konnte so vor ausufernden<br />

Bauten und Erschliessungen verschont werden. Während in grossen Teilen des<br />

Reservats die Alpweiden weiterhin bestossen werden, gilt in gewissen Zonen jedoch<br />

vollständiger Schutz.<br />

22<br />

Ein See für Romantikerinnen und Romantiker

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