Wirtschaftszeitung_21082017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Branchen &Betriebe: Omas<br />
Rezept gab den Anstoß<br />
Seite 8/9<br />
Geld &Geschäft: Zertifikate –<br />
die Chance auf mehr Seite 17<br />
Wissen &Leben: Touristen<br />
unter Tage? Seite 28/29<br />
DIEWIRTSCHAFT<br />
Münster |Münsterland<br />
Mit Sonderbeilage<br />
ABFALLWIRTSCHAFT &<br />
FACILITYMANAGEMENT<br />
www.agravis.de<br />
Aschendorf<br />
f Verlag GmbH &Co. KG<br />
Soester Straße 13, 48155 Münster<br />
ZKZ 88690 PVST<br />
Ausgabe 5/17<br />
www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />
Preis: 3,50 Euro<br />
Wo bleibt die Mobilität?<br />
Industrie, Handel und Handwerk machen sich angesichts der aufgeheizten Debatte umDieselmotoren<br />
und mögliche Fahrverbote in Innenstädten Sorgen um die Erreichbarkeit und die Fuhrparkkosten.<br />
Organisationen wie die Deutsche<br />
Umwelthilfe, wegen ihrer Abmahnpraxis<br />
und Klagewut selbst massiv in<br />
derKritik, wollen nichtlockerlassen.<br />
Sie gehennachauch demersten Diesel-Gipfel<br />
davon aus, dass sie größere<br />
Städte dazu bringen werden, ab<br />
dem Herbst Fahrverbote für Fahrzeuge<br />
mit Dieselmotor zu erlassen.<br />
Nicht nur eine Horrorvorstellung für<br />
all jene, die als Privatperson auf die<br />
Nutzung ihres Kfz angewiesen sind.<br />
Auch Industrie, Handel und Handwerk<br />
laufen Sturm gegen solche<br />
massiven Einschnitte. Sie machen<br />
sich große Sorgen um die Erreichbarkeit<br />
und fürchten unter anderem<br />
hohe Kosten für den Fuhrpark.<br />
ImHandwerk, daraufwies kürzlich<br />
Hans Hund als Präsident der<br />
Handwerkskammer Münster hin,<br />
bestehe der Fuhrpark aktuell zu<br />
rund 80 Prozent aus Dieselfahrzeugen.<br />
Verschiedene Nutzfahrzeuge<br />
hätten sogar fastausschließlich einen solchen<br />
Antrieb,darunterauch Spezialfahrzeuge,<br />
die kaum Kilometer auf den Tacho<br />
bekommen, aber für die Leistungen des<br />
Handwerks unbedingt erforderlich sind.<br />
„Es ergibt wirtschaftlich und ökologisch<br />
keinen Sinn, Dieselfahrzeuge von heute<br />
auf morgen zuersetzen“, erklärt Hans<br />
Hund, dessen Monteure im familiären<br />
Fachbetrieb für Gebäudetechnik mit 35<br />
Fahrzeugen unterwegs sind –natürlich<br />
auch in vielen Stadtkernen. „Auf keinen<br />
Fall darf eszuFahrverboten kommen.<br />
Unsere Handwerksbetriebe sind darauf<br />
angewiesen, mit ihren Fahrzeugen die Innenstädtezuerreichen“,<br />
betont der Kammerpräsident.<br />
► Fortsetzung Seite 2<br />
Foto: imago<br />
OFFEN GESAGT<br />
Viel dicke Luft<br />
Der Diesel wird gejagt, als<br />
hinge vom ihm unsere<br />
Luftqualität ab. Eine schon an<br />
Faktengrenzen stoßende Debatte<br />
über diesen Antriebstyp hat<br />
die Republik erfasst –wesentlich<br />
ausgelöst von den Tricksereien<br />
vieler Fahrzeughersteller,<br />
die meinten, sich mit technischen<br />
Schummeleien vor strengen<br />
Abgastests schützen zu<br />
können. Aus dem Gemauschel<br />
inklusive krimineller Verbraucher-Irreführung<br />
und der Debatte<br />
über ungesunde Stadtluft<br />
ist eine explosive Mischung<br />
entstanden. Am Ende stehen in<br />
jedem Fall Milliardenkosten,<br />
garantiert ein gewaltiger<br />
Imageverlust und womöglich<br />
empfindliche Einschränkungen<br />
bei der Nutzung vieler Innenstädte<br />
mit dem Dieselantrieb.<br />
Münster und das Münsterland<br />
sind nicht ausgenommen. Viele<br />
Unternehmen und zahllose<br />
Pendler sind weit über die<br />
Grenzen der Region hinaus<br />
unterwegs und stoßen dort<br />
morgen eventuell schon auf<br />
erste Sperrzonen.<br />
Diesel müssen sauberer werden,<br />
aber sie dürfen nicht vom<br />
Markt verschwinden. Denn der<br />
Ruf nach E-Mobilität lässt oft<br />
einen Punkt außer Acht: Woher<br />
kommt eigentlich der<br />
Strom? Wirklich sauber ist so<br />
ein Antrieb nur, wenn die Versorgung<br />
allein mit Ökostrom<br />
sichergestellt wird. Zurzeit<br />
werden Millionen Tonnen Kohle<br />
in Kraftwerken verstromt.<br />
Der Kohleanteil an der Stromversorgung<br />
liegt noch bei über<br />
47 Prozent. Also auch viel dicke<br />
Luft. Oder?<br />
wk<br />
Finanzierung fällt leicht<br />
Analyse des DIHK: Betriebe sind seltener als früher auf Kredite angewiesen.<br />
Unternehmen in Deutschland<br />
kommen im Moment besonders<br />
leicht an Investitionskredite oder<br />
andere Finanzierungen. Das geht<br />
aus einer Analyse des Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertags<br />
(DIHK) hervor, indie Einschätzungen<br />
von rund 20 000 Betrieben<br />
eingefl<br />
ossen sind.<br />
4 198869 003501<br />
2 0 0 3 4<br />
Danach bewerten deutlich<br />
mehr als die Hälfte<br />
(59 Prozent) der Unternehmen<br />
ihre Finanzierungsbedingungen<br />
als<br />
gut, während nur noch elf Prozent<br />
fehlende oder schwierige Kreditvergaben<br />
als Risiko für ihr Geschäft betrachten.<br />
Hier mangelte esbesonders<br />
häufig an den notwendigen Sicherheiten.<br />
Fast nur für Großunternehmen seien<br />
Schuldschein- und Unternehmensanleihen<br />
eine echte Finanzierungsalternative.<br />
Ein knappes Drittel aller<br />
Unternehmen sei der Umfrage zufolge<br />
überhaupt nicht auf Fremdkapital<br />
angewiesen und könne seine Investitionen<br />
aus eigener Kraft stemmen.<br />
Die größten Probleme bei der Finanzierung<br />
haben erwartungsgemäß<br />
kleine Unternehmen, heißt es. Sie seien<br />
in aller Regel auf Kredite ihrer<br />
Hausbanken angewiesen. DIHK-Chefvolkswirt<br />
Volker Treier spricht sich in<br />
diesem Zusammenhang dafür aus,<br />
die Intensität der Aufsicht und Regulierung<br />
bei den kleineren Instituten<br />
nicht zu übertreiben. Die Prüfungen<br />
müssten sich an den eingegangenen<br />
Risiken orientieren.<br />
Die Finanzmarktregulierung sollte<br />
nach Einschätzung des DIHK so ausgestaltet<br />
sein, dass das bewährte Modell<br />
auch dann leistungsfähig sei,<br />
wenn sich die Konjunktur abschwächen<br />
sollte. Das „insgesamt eher entspannte<br />
Finanzierungsumfeld zeigt,<br />
dass höhere Zinsen der EZB möglich<br />
sind, zumal auch Preise und Löhne<br />
wieder steigen“, erläuterte Treier.<br />
Die insgesamt relativ positiv eingeschätzten<br />
Finanzierungsbedingungen<br />
seien aber auch Ausdruck einer noch<br />
immer nicht richtig in Schwung gekommenen<br />
Investitionstätigkeit, gab<br />
der Expertezubedenken. Zudem seien<br />
viele Betriebe dank ihrer gestiegenen<br />
Selbstfinanzierungskraft nicht<br />
mehr in dem Maße auf Kredite angewiesen<br />
wie früher. dpa/pd<br />
Mitten im Grünen<br />
DAS TAGUNGSHOTEL<br />
IM MÜNSTERLAND<br />
Das ***-Sterne-<br />
Hotel-Restaurant Münnich<br />
Heeremansweg 13 ·48167 Münster<br />
Telefon (02 51) 61 87-0<br />
Telefax (02 51) 61 87-199<br />
E-Mail: info@hotelmuennich.de<br />
www.hotelmuennich.de
2 MACHER &MÄRKTE<br />
„Wir haft<br />
en nicht für<br />
die Versäumnisse“<br />
Unternehmer fordern in einem Positionspapier Gegenmaßnahmen<br />
Handwerker sind wegen der Dieseldebatte alarmiert, denn sie<br />
müssen Baustellen inder Stadt erreichen können.<br />
Bisher konnten Kommunen selbst darüber entscheiden, zu welchen<br />
Zwecken sie bestimmte Fahrzeuge im Zentrum zulassen. Foto: dpa<br />
IMPRESSUM<br />
DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG, Geschäftsbereich:<br />
Media &Sales, Soester Str. 13,<br />
48155 Münster, Telefon: 0251 690-0,<br />
Telefax: 0251 690-804801<br />
Redaktion: Claudia Bakker (verantw.)<br />
Anzeigen<br />
Anzeigenleitung: Herbert Eick,<br />
E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft-muensterland.de<br />
Objektkoordination: Frank Micheel, Lars Normann,<br />
Telefon: 0251 690-916162, Telefax: 0251 690-804801<br />
Gestaltung/Layout: Lisa Stetzkamp<br />
Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG, Ander Hansalinie 1.<br />
48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax: 0251 690-215; Auflage:<br />
17.000 Exemplare<br />
www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />
Handwerkskammerpräsident<br />
Hans Hund sieht in<br />
der optimierten Motorsteuerung<br />
und Nachrüstung<br />
einen Beitrag zum<br />
Verringern der Stickoxid-Emissionen:<br />
„Bereits die Maßnahmen der laufenden<br />
Rückrufaktionen der Automobilhersteller<br />
dürften die Werte anden Messstationen<br />
verbessern.“ Bei weitergehenden<br />
Nachrüstaktionen vonFahrzeugen müssten<br />
diese für Handwerksbetriebe kostenneutral<br />
sein. „Wir haften nicht für Versäumnisse<br />
der Automobilindustrie und<br />
der Politik“, stellte Hund klar.<br />
Die Hersteller seien in einem weiteren<br />
Punkt in der Pfl<br />
icht:„Im Nutzfahrzeugbereich<br />
stehen bislang kaum Elektrofahrzeuge<br />
zur Verfügung. Wir brauchen praxistaugliche<br />
Modelle, die den Anforderungen<br />
unserer Betriebe gerecht werden.“<br />
Deren Entwicklung müsse stärker<br />
vorangetrieben werden. Zugleich spricht<br />
Hans Hund sich dafür aus, Betrieben den<br />
Umstieg auf Elektrofahrzeugedurch verbesserte<br />
Förderbedingungenzuerleichtern.<br />
„Wir<br />
„Die Kosten dürfen inkeinem<br />
Fall den Millionen Fahrzeughaltern<br />
aufgebürdet werden.“ einen stärke-<br />
brauchen jetzt<br />
ZDK-Präsident Jürgen Karpinski<br />
ren Schub für<br />
die Elektromobilität,<br />
weil<br />
sie viele Vorteile<br />
bringt. Ich halte aber nichts davon,<br />
andere bewährte Antriebstechniken wie<br />
den Diesel gleich abzuschaffen.“<br />
Vor solchem Aktionismus warnen auch<br />
Experten aus anderen Kammern: „In<br />
Städten wie Köln könnte die Feuerwehr<br />
nicht mehr ausrücken und der Müll würde<br />
nicht mehr abgeholt.“<br />
Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs,<br />
Anreize zum Kauf schadstoffarmer<br />
Fahrzeuge und eine Optimierung<br />
des Verkehrsfl<br />
usses gehören aus<br />
In Stuttgart kennt man das Thema Feinstaub-Alarm schon länger. Gemessen wird am<br />
Bereich „Am Neckarto“, wo der Luftaustausch besonders schwach ist. Foto: dpa/Bernd Weissbrod<br />
Sicht der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Nord Westfalen zu den geeigneten<br />
Maßnahmen, um zukünftig erhöhte<br />
Stickstoffdioxid-Konzentrationen in Innenstädten<br />
zu verhindern. Auf Fahrverbote<br />
für Dieselfahrzeuge hingegen sollte<br />
allerdings „soweit irgend möglich“ verzichtet<br />
werden, heißt es in einem Positionspapier,<br />
das die IHK-Vollversammlung<br />
Anfang Juli in Münster verabschiedet<br />
hat.<br />
Nachdrücklich empfehlen darin die hiesigen<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
der Fahrzeugindustrie, Diesel-Neufahrzeuge<br />
„konsequenter als bisher mit<br />
hocheffizienter AdBlue-Technologie auszustatten<br />
und verstärkt an der Marktfähigkeit<br />
alternativer Antriebe zu arbeiten“.<br />
Für die Besitzer von Dieselfahrzeugen,<br />
dieheutenoch nicht mit der aktuellen<br />
AdBlue-Technologie ausgerüstet<br />
sind, sollten nach IHK-Meinung finanzielle<br />
Anreize zum Einbau entsprechender<br />
Nachrüstsätze geschaffen werden.<br />
Die IHK rechnetfür den Fall vonFahrverboten<br />
mit starken Einschränkungen der<br />
Mobilität von Mitarbeitern, Kunden und<br />
Unternehmern. Lokale oder regionale<br />
Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, die<br />
nicht die Euro-6-Norm erfüllen, würden<br />
im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region<br />
Besitzer von insgesamt rund<br />
390 000 Pkw (85 Prozent aller Diesel-<br />
Pkw) und rund 70 000 Nutzfahrzeugen<br />
(93 Prozent aller zugelassenenNutzfahrzeuge)<br />
treffen. „Pauschale oder streckenbezogene<br />
Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge<br />
haben erhebliche gesamtwirtschaftliche<br />
Auswirkungen“, resümierte<br />
IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer.<br />
„Angesichts der oft geringen jährlichen<br />
Laufl<br />
eistung der im Stadtverkehr eingesetzten<br />
Fahrzeuge sind kurzfristige Flottenerneuerungen<br />
insbesondere für kleine<br />
und mittelständische Betriebe wirtschaftlich<br />
nur schwer verkraftbar“, heißt<br />
es in dem IHK-Positionspapier. Auch<br />
wenn die Gerichtsentscheidungen Fahrverbotegrundsätzlich<br />
ermöglichten, sollten<br />
sie daher von den Städten nur als<br />
„letztes Mittel“ in Betracht gezogen werden,<br />
fordert die Vollversammlung. Fahrverbote<br />
und die hiermit erzielbare Minderung<br />
der Stickoxidbelastung müssten<br />
in einem angemessenen Verhältnis zu<br />
den hiermit verbundenen Auswirkungen<br />
für die jeweiligen Unternehmen stehen.<br />
Soweit Fahrverboteunumgänglich seien,<br />
müssten Ausnahmetatbestände für die<br />
Ver- und Entsorgung definiert sowie ausreichende<br />
Übergangsfristen für betroffene<br />
Unternehmen eingeräumt werden.<br />
In dem Positionspapier sind weitereMaßnahmen<br />
aufgezählt, mit denen die<br />
Schadstoffemissionen nachhaltig gesenkt<br />
werden könnten, ohne die Mobilität<br />
der Unternehmen, Beschäftigten und<br />
Kunden durch Fahrverbotegrundsätzlich<br />
einzuschränken. Dazu gehören auch eine<br />
engere Taktung der erfolgreichen regionalen<br />
Schnellbus-Linien sowie eine attraktive<br />
Infrastruktur für Berufspendler,<br />
um ihnen den Umstieg vom Pkw auf das<br />
Rad oder E-Bike zuerleichtern.<br />
Insgesamt beklagt wird die allgemeine<br />
Verunsicherung, die bei diesem Thema<br />
seit Monaten herrsche. Das Handwerk in<br />
der von dem jüngsten Gerichtsentscheid<br />
betroffenen Region Stuttgart sprach von<br />
einer „unsäglichen Hängepartie“, denn<br />
auch nach dem Urteil sei völlig unklar,<br />
welche Fahrzeuge genau nach am 1. Januar<br />
2018 noch in die baden-württembergische<br />
Landeshauptstadt fahren können.<br />
Vertreter des Kfz-Handwerks bewahren<br />
nach außen derzeit noch Ruhe. Der Präsident<br />
des Deutschen Kraftfahrzeugs-Gewerbe,<br />
Jürgen Karpinski, warnte davor,<br />
dieUmrüstungskosten auf die Autofahrer<br />
abzuwälzen. „Die Kosten dürfen inkeinem<br />
Fall den Millionen Fahrzeughaltern<br />
aufgebürdet werden. Denn die haben im<br />
besten Glauben ein modernes, verbrauchsarmes<br />
Fahrzeug gekauft“ so Karpinski.<br />
Der ZDK-Präsident hält den Einbau<br />
von zusätzlichen Katalysatoren, wie<br />
SCR-Anlagen, für notwendig um die vorgeschriebenen<br />
Grenzwerte auch auf der<br />
Straße einzuhalten: „Mit Software-Updates<br />
alleine geht das sicherlich nicht.“<br />
In einem Interview mit der Deutschen<br />
Handwerkszeitung erklärteder ZDK-Präsident<br />
unter anderem: „In jedem Fall ist<br />
der Diesel eine echteOption. Es gibt nicht<br />
die allein seligmachendeAntriebslösung.<br />
Wirmüssen verschiedene Strategien fahren.<br />
Wir brauchen Verbrennungsmotoren<br />
mit möglichst wenig Abgasen, Elektromotoren<br />
für die Innenstädte, wir brauchen<br />
Hybrid für längere Strecken. Auch<br />
Wasserstoff ist eine Option.“ wk<br />
Unser guter Name und unser Konzept –für Ihren<br />
Erfolg, denn Zeitarbeit ist Vertrauenssache.<br />
Verfürth Zeitarbeit hat durch jahrzehntelange Erfahrung<br />
bei Kunden und Mitarbeitern Vertrauen<br />
geschaffen. Wir setzen auf unsere Mitarbeiter,<br />
deren Qualifikation, Motivation und deren Fähigkeiten<br />
im Interesse unserer Kunden.<br />
Als Familienunternehmen mit langjährigen Angestellten<br />
stehen wir für den persönlichen Kontakt<br />
und garantieren effiziente und zuverlässige Personaldienstleistungen.<br />
Verfürth Zeitarbeit GmbH &Co. KG<br />
Hafenweg 13<br />
48155 Münster<br />
T: +49 251 68 66 15-0<br />
F: +49 251 68 66 15-20<br />
www.verfuerth-zeitarbeit.de<br />
hallo@verfuerth-zeitarbeit.de<br />
Die Identifikation aller unserer Mitarbeiter mit<br />
unserem Unternehmen und für den jeweiligen<br />
Kunden wird durch eine faire, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
erreicht und wirkt sich so unmittelbar<br />
im Arbeitsalltag aus.
MACHER &MÄRKTE 3<br />
(Weiter-)Bildung erhält<br />
ein attraktives Zuhause<br />
Die IHK Nord Westfalen stellt am7.September bei ihrem Jahresempfang der Öffentlichkeit das neue<br />
zentrale Bildungszentrum vor. Das Haus soll auch einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten.<br />
Das neue IHK-Bildungszentrum ist in direkter Nachbarschaft zur Zentrale der Industrie- und Handelskammer am Sentmaringer Weg entstanden.<br />
Foto: IHK Nord Westfalen<br />
Der Faktor Weiterbildung wird für<br />
Fachkräftesicherung und Wettbewerbsfähigkeit<br />
immer bedeutender.<br />
Die Unternehmen in Deutschland haben<br />
dies erkannt. Das zeigen unter<br />
anderem Daten, die das Institut für<br />
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
der Bundesagentur für Arbeit in<br />
Nürnberg bei einer Befragung von<br />
rund 16 000 Betrieben erhoben hat.<br />
Demnach haben 53 Prozent der<br />
Unternehmen im ersten Halbjahr<br />
2016 die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter<br />
unterstützt. Tendenz: steigend.<br />
Die Industrie- und Handelskammer(IHK)<br />
Nord Westfalen ist dafür<br />
gerüstet. Am 7. September stellt<br />
sie bei ihrem Jahresempfang ihr neues<br />
IHK-Bildungszentrum am Standort<br />
Münster vor.<br />
Laut Konjunkturumfrage der<br />
IHK Nord Westfalen aus dem<br />
Spätsommer des vergangenen<br />
Jahres wollen 55 Prozent der<br />
Betriebe dem erwarteten<br />
Fachkräftebedarf mit verstärkter Weiterbildung<br />
begegnen –weil sie wissen, dass<br />
die Qualifikation der Mitarbeiter darüber<br />
mitentscheidet, wie die Wettbewerbsposition<br />
der nord-westfälischen Wirtschaft<br />
in einer alternden Gesellschaft<br />
aussehen wird, und weil sieals Arbeitgeber<br />
noch attraktiver werden wollen. In<br />
Münster bekommt die (Weiter-)Bildung<br />
nun das entsprechende Zuhause. In unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zur IHK-Zentrale<br />
am Sentmaringer Weg ist ein optisch<br />
ansprechender, vielseitig für die<br />
verschiedenen Nutzungen ausgelegter<br />
sowie technisch hochmoderner Gebäudekomplex<br />
entstanden, der als neuer<br />
Lern- und Lehrstandort zweifellos schnell<br />
einen guten Ruf genießen wird.<br />
„Die Art und Weise, zu lernen und zu lehren,<br />
hat sich in den vergangenen Jahren<br />
erheblich verändert.Und diesem Wandel<br />
haben wir mit der Konzeption und Ausstattung<br />
des Bildungszentrums Rechnung<br />
getragen“, erklärt Norbert Steinig.<br />
„Jetzt sind nicht nur unsereDozenten auf<br />
dem neuesten Stand“, freut er sich. Als<br />
Leiter der IHK-Weiterbildung zeichnete<br />
er zugleich für den Bau des Bildungszentrums<br />
verantwortlich.<br />
Alle Facetten des modernen integrierten<br />
Lernens, bei dem traditionelle Präsenzveranstaltungen<br />
mit den Möglichkeiten<br />
des E-Learnings verknüpft werden, wurden<br />
bedacht. Die Raumakustik ist optimiert,<br />
die Raumgröße mit wenigen<br />
Handgriffen veränderbar. Die Teilnehmer<br />
haben via WLAN freien Zugang zum<br />
Internet. Moderne Haus- und Belüftungstechnik<br />
machen den Aufenthalt angenehm.<br />
Besondere Großzügigkeit strahlt<br />
ein 20 Meter hohes Atrium aus. „Lernerfolg<br />
ist eben auch davon abhängig, ob<br />
ich mich wohlfühle“, sagt der Leiter der<br />
IHK-Weiterbildung.<br />
„Mehr Freude am Lernen heißt letztendlich<br />
auch: MehrLeute,die sich weiterbilden“,<br />
ist IHK-Präsident Dr.Benedikt Hüfferüberzeugt.<br />
Weiterbildung sei eine der<br />
wichtigsten Maßnahmen zur Fachkräftesicherung<br />
und gehöre in jedem Betrieb<br />
auf die Tagesordnung. Die Unternehmen<br />
müssten zukünftig mit spürbar älteren<br />
Belegschaften arbeiten und sich dennoch<br />
im internationalen Wettbewerb behaupten.<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich<br />
Schulte-Uebbing nennt den Neubau<br />
„einen Stein gewordenen Beitrag zur<br />
Fachkräftesicherung“. Für ihn ist das Bildungszentrum<br />
zugleich „Ausdruck des<br />
neuen Selbstbewusstseins der betrieblichen<br />
Aus- und Weiterbildung“.<br />
Dieser Ansatz wird auch beim Jahresempfangimneuen<br />
IHK-Bildungszentrum<br />
zur Sprache kommen. Die Bundesministerin<br />
für Bildung und Forschung, Prof. Dr.<br />
Johanna Wanka, stellt sich bei der Eröffnung<br />
in einem Interviewden Fragen zum<br />
wichtigen Themenfeld. Sie selbst hat<br />
schon vorzweiJahren bei der Vorstellung<br />
des Bundesbildungsberichts erklärt: „Wir<br />
müssen die gesellschaftliche Wertschätzung<br />
der dualen Ausbildung wieder erhöhen.<br />
Die Gleichwertigkeit vonberufl<br />
icher<br />
und akademischer Bildung muss in den<br />
Köpfen ankommen.“ Aussagen dazu werden<br />
auch von Ministerpräsident Armin<br />
Laschet erwartet, der anlässlich der Eröffnung<br />
in Münster zu Gast ist und beim<br />
Empfang sprechen wird.<br />
Dasideale<br />
Umfeld.<br />
Unternehmer im ecopark wissen:<br />
Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen,da<br />
leisten sie gute Arbeit. Investieren<br />
auch Sie in ein gutes Umfeld–fürIhre<br />
Mitarbeiter und fürIhr Unternehmen.<br />
Im ecopark an der Hansalinie A1.<br />
ecopark –der Qualitätsstandort.
4 MACHER &<br />
„Wenn Sie nicht<br />
Mehr als 300 Unternehmerinnen haben den Unternehme<br />
für Gründung und Wachstum überzeugt –wie Nadine Vi<br />
„Nur“ einhundert Prozent zu geben,<br />
reicht im Modeatelier von Nadine<br />
Vieker nicht:„Im Moment schlafe ich<br />
vier Stunden pro Nacht“, gesteht die<br />
Gründerin des Labels „Kleinkariert“.<br />
Volle Leidenschaftfür die Schneiderkunst.<br />
Sozialkontakte liegen dadurch<br />
unfreiwillig auf Eis, noch beim<br />
Einschlafen sprudeln der Wahl-Nottulnerin<br />
die Ideen für neue Hüte und<br />
Tellerröcke aus dem kreativen Geist.<br />
„Auf dem Nachttisch liegt ganz oldschool-mäßig<br />
ein Block, wo ich sofort<br />
Notizen mache“, schildert Vieker,<br />
wie sie ihr Schöpfertum in Bahnen<br />
lenkt.<br />
Nähen, Onlineshop, Hüte und Schmuck kreieren –selbst das Verpacken der Bestellungen übernimmt Nadine Vieker.<br />
Foto: M.Harhues<br />
ANGeBotNur für GewerBetreiBeNde<br />
citroëN spAcetourer<br />
MAkecoNNectioNs<br />
Was sich fastnach baldigerDiagnose<br />
Burnout<br />
anhört, ist die Kreativzelle<br />
frischer, farbenfroher<br />
Lebenslust im<br />
Vintage-Look.Gegründet auf einen Businessplan,<br />
der im März die Jurydes Unternehmerinnenbriefes<br />
NRW mehr als nur<br />
überzeugt hat. „Wenn Sie keine Unternehmerin<br />
sind, wer dann?“, wurde Viekervon<br />
Bankern, Unternehmern der<br />
Region, Experten der Kammern<br />
und Vertreterinnen von Frauen<br />
und Beruf Münster e.V.als motivierendes<br />
Statement nach<br />
ihrer Unternehmenspräsentation<br />
mit auf den weiteren geschäftlichen<br />
Weg gegeben.<br />
Denn angefangen hat Viekers<br />
Traum vom eigenen Modelabel<br />
nicht erst in diesem Frühjahr, sondern<br />
im Nebenerwerb vor sieben Jahren.<br />
„Dass ich langsam wachsen konnte<br />
und Schritt für Schritt zunächst auf<br />
Märkten und Online-Plattformen verkauft<br />
habe, finanziell<br />
abgesichert<br />
durch meinen<br />
Hauptberuf, hat<br />
mein unternehmerisches<br />
Selbstvertrauen<br />
stetig<br />
wachsen lassen“,<br />
Nadine Vieker<br />
beschreibt die<br />
Modemacherin<br />
den langen Weg<br />
zur Gründung. Jetzt entwirft und schneidert<br />
Vieker fulltime im eigenen Atelier<br />
und verkauft ihreRetro-Modeimeigenen<br />
„Natürlich bin ich froh, dass es so<br />
gut läuft. Und für die Festivals<br />
und Messen am Wochenende habe<br />
ich eine Aushilfe eingestellt.“<br />
Im Atelier von „Kleinkariert“ näht N<br />
Online-Shop sowie auf<br />
Messen und Rock-and-Roll-<br />
Festivals. Doch die Unternehmerin<br />
will sich neue Vertriebswege erschließen:<br />
„Ich möchte meine Mode im<br />
Einzelhandel anbieten. Die Stoffe muss<br />
man fühlen und<br />
die Röcke anprobieren<br />
können.<br />
Dieses sinnliche<br />
Einkaufserlebnis<br />
ist online nicht<br />
möglich“, gibt<br />
Vieker zu bedenken.<br />
Doch wie die<br />
Gründerin sich<br />
die Wege in den<br />
Einzelhandel öffnet, weiß sie noch nicht<br />
so genau. AufHilfestellung hofft die Nottulnerin<br />
durch einen Patenaus der Textilbranch<br />
und ei<br />
Verleih<br />
nenbri<br />
attrakt<br />
ist die<br />
nen fü<br />
Fragen<br />
Branch<br />
Pate<br />
kreisen<br />
jahr an<br />
Die Pa<br />
nale Pr<br />
briefes<br />
der M<br />
Untern<br />
eigene<br />
Projek<br />
view)<br />
citroëN spAcetourer Business Lounge M<br />
BLueHDi 150 s&s 110 kW<br />
mtl. Leasingrate<br />
netto<br />
zzgl. 689,- €Überführungskosten<br />
299,– € 1<br />
0,– €ANzAHluNG<br />
zzgl.<br />
MwSt.<br />
1<br />
Ein Kilometer-Leasingangebot der PSA Bank Deutschland GmbH, Siemensstr. 10, 63263 Neu-Isenburg, für Gewerbetreibende für den cItroëN<br />
SPAcEtourEr Business Lounge MBlueHDi 150 S&S 110kw, Laufzeit 48 Monate, 10.000 km/Jahr Laufleistung, gültig bis 31.08.2017 bzw. bis auf widerruf. Angebot zzgl. MwSt.,<br />
zzgl. Überführungskosten von netto 689,- €. Abb. zeigt evtl. Sonderausstattung /höherwertige Ausstattung.<br />
kraft<br />
stoff<br />
fverbrauch l/100 km innerortr s: 5,9; außerortr s: 4,9; kombiniert<br />
:5,3; co 2<br />
-emissionen kombiniert<br />
:139g/<br />
km; effi<br />
zienzklasse A+ ((eG) Nr. 715/2007).<br />
46325 Borken (H)<br />
Königsberger Str. 1<br />
tel. 02861/94 38-0<br />
46395 Bocholt (H)<br />
Industriestr. 40<br />
tel. 02871/25 59-0<br />
SIcHt-PAKEt (rEGENSENSor, LIcHtSENSor,<br />
INNENSPIEGEL ABBLENDEN, XENoN-ScHEINwErfEr<br />
BErGANfAHrHILfE<br />
GEScHwINDIGKEItSrEGLEr- uND BEGrENzEr<br />
HEAD-uP DISPLA<br />
y<br />
rÜcKfAHrKAK MErA<br />
MIt EINPArKHILfE<br />
cItroëN coNNEct NAVDAB<br />
NAVIGAtIoNSSyStEM<br />
BLuEtootH ®<br />
AuSSENSPIEGEL ELEKt<br />
rIScH VErStELL-, BEHEIz- uND ANKLA<br />
PPBAr<br />
KLIMAAutoMAtIK MIt SEPArA<br />
tEr EINStELLuNG<br />
48683 Ahaus (H) • BlekerAutoforum<br />
Ahaus • Von-Braun-Str. 62-64<br />
tel. 02561/93 52-0<br />
48163 Münster-<br />
Amelsbüren (V)<br />
AutoforumMünster • Kölner Str.1<br />
tel. 02501/97 38-100<br />
48249 dülmen (H)<br />
Münsterstr. 135<br />
tel. 02594/7 82 08-0<br />
Autohaus Bleker GmbH<br />
www.citroen-bleker.de<br />
info@bleker.org<br />
OFFEN GESAGT<br />
Patenschaft ungeheuer wichtig<br />
Sie bekommen Brief und Siegel drauf: Die Gründerinnen, die mit dem Unternehmerinnenbrief<br />
ausgezeichnet werden, haben eine Hürde überwunden.<br />
Denn ihr Businessplan wurde auf Herz und Nieren geprüft und ihre Geschäftsidee<br />
als tragfähig eingeschätzt. Dazu noch die Auszeichnung mit einem Label,<br />
das sich als Marketinginstrument einsetzen lässt –für den Sprung in die Selbstständigkeit<br />
ist das ein guter Start. Doch Papier ist geduldig. Ob damit aber auch<br />
das Ziel erreicht wird, dauerhaft die eigene wirtschaftliche Existenz zu sichern,<br />
zeigt sich erst später.<br />
Zum nachhaltigen Erfolg tragen erst die Mentoren bei. Der eigentliche Wert des<br />
Unternehmerinnenbriefs besteht deshalb darin, dass sich Paten ihre Mission zu<br />
eigen machen: den gegenseitigen Austausch, von dem „Schülerin“ wie Trainer<br />
profitieren. Doch offensichtlich ist die Bereitschaft, diese Rolle für den „Nachwuchs“<br />
zu übernehmen, noch deutlich ausbaufähig.<br />
Schade. Denn wer auf seinem Markt reüssiert hat, sollte andere anseinen Erfahrungen<br />
teilhaben lassen –und neue Impulse für sein Metier womöglich gleich<br />
mitgeliefert bekommen. Erst wenn dieses Modell trägt, entsteht eine Win-win-Situation.<br />
Davon ist die Praxis aber oftmals noch entfernt, in der Paten dringend<br />
gesucht, aber rar sind.<br />
Maike Harhues
MÄRKTE 5<br />
Unternehmerin sind, wer dann?“<br />
rinnenbrief NRW bislang erhalten. Sie haben mit ihren Konzepten<br />
eker aus Nottuln und Dr. Bettina Althaus aus Warendorf.<br />
adine Vieker individuelle Röcke imRetro-Look.<br />
e. Denn nicht nur die Urkunde<br />
nen Blumenstrauß gibt esbei der<br />
ung des Unternehmerinefes<br />
NRW. Besonders<br />
iv für Gründerinnen<br />
ewerbung, weil ihr<br />
viele konkrete<br />
ein sich in der<br />
e auskennender<br />
aus Unternehmerim<br />
ersten Firmendie<br />
Seitegestellt wird.<br />
tensuche ist für das regioojektbürodes<br />
Unternehmerinnenin<br />
Münster nicht immer einfach,<br />
entorenjob ist ehrenamtlich, und<br />
ehmer haben bekanntlich in der<br />
nFirma auch genug zu tun. Doch<br />
tleiterin Dorothée Klar (s. Interist<br />
zuversichtlich: „Bisher haben<br />
Foto: Rosanna Terberger<br />
wir für jedemit demUnternehmerinnenbrief<br />
ausgezeichneteGründerin einen Patenoder<br />
eine Patin gefunden, wenn<br />
auch nichtimmer kurz nach der<br />
Verleihung der Urkunde.“<br />
Obschon noch nicht durch<br />
einen Paten zur Eruierung<br />
neuerVertriebswegeunterstützt,<br />
so ist das Arbeitsaufkommen<br />
im Atelier allein<br />
kaum mehr zu schultern. „Natürlich<br />
bin ich froh, dass es so<br />
gut läuft. Und für die Festivals und<br />
Messen am Wochenende habe ich eine<br />
Aushilfe eingestellt“, berichtet Vieker.<br />
Auch mit Blick auf das gesamte Geschäftsmodell<br />
ist die Unternehmerin an<br />
einem Punkt, wo sie sich vorstellen könnte,<br />
eine feste Mitarbeiterin einzustellen<br />
und das Nähen der Kleinserien auszulagern.<br />
„Dann wäreich nur noch für<br />
die Entwürfe,Marketing und das<br />
Onlinegeschäft zuständig“, erklärt<br />
die studierte Soziologin.<br />
Ihren Job als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin der Uni Osnabrück<br />
hat sie an den Nagelgehängt. Vieker<br />
macht sich die (Mode-)Welt,<br />
wie sie ihr gefällt, und setzt in<br />
ihrem Atelier „Kleinkariert“<br />
großzügig<br />
weibliche Akzente.„Zu<br />
sehen, wie<br />
eine Kundin<br />
nach vielen<br />
rocklosen Jahren<br />
sich in einem<br />
meiner Tellerröcke<br />
vor dem<br />
Spiegel dreht, sich<br />
selbst gefällt und innerlich<br />
wächst, ist mein schönster Lohn“, erklärt<br />
die Modemacherin aus Nottuln.<br />
Zwischen inspirierenden Flamingos, Zitronen,<br />
Melonen und Hibiskusblüten auf<br />
dem Stoff kreiert die 37-Jährige auch<br />
Grundmotive selbst: Die fröhlichen Totenköpfeeines<br />
der wichtigsten mexikanischen<br />
Feiertagelächeln vomRock „Dia de<br />
muertos“. Passend zu Ohrringen und<br />
Kopfputz.Und schon ist das nächsteProjekt<br />
geboren: selbst die Stoffe entwerfen<br />
für noch mehr Exklusivität. Denn: „Meine<br />
Röcke gibt es jeweils nur 20 Mal. Ich<br />
beziehe meine Stoffe allerdings von drei<br />
Großhändlern. Und ich will Teile meiner<br />
Röckeeigentlich nicht irgendwoals Hose<br />
sehen.“<br />
Auf Einzigartigkeit ihrer Kundenwünsche<br />
zielt auch Dr. Bettina Althaus mit<br />
ihrem Onlineshop „Versandstoff.de“:<br />
„Wir leben in einer Welt, in der alles<br />
schon da ist,wir brauchen es nur zu kaufen.<br />
Gleichzeitig empfinden wir unseren<br />
Alltag oft als schnell und flüchtig. Beim<br />
Nähen bleibt die Zeit stehen. Wirerschaffen<br />
mit unserem Kopf und unseren Händen<br />
ein einmaliges Werk –etwas, das<br />
bleibt, das wir mit allen Sinnen erfassen<br />
können.“ Die Gründerin arbeitete15Jahre<br />
im E-Commerce des Online-Buchhandels,<br />
bevor sie mit Anfang 50 mit ihrer<br />
Do-it-yourself-Leidenschaft als Hobby-<br />
Näherin den Schritt in die Selbstständigkeit<br />
wagte: „Wer einmal ,an der Nadel<br />
hängt‘, kommt nicht mehr los –Nähen<br />
Kunden lieben Persönlichkeit: Durch ihren Blog und die Präsenz<br />
in Social Media bleibt Dr. Bettina Althaus trotz Onlineshop „greifbar“.<br />
Foto: Versandstoff<br />
macht süchtig“, ist Althaus sich sicher.<br />
Die Warendorferin vertreibt Kinder-, Designer-<br />
und Biostoffe, aber auch Bündchen,<br />
Schnittmuster und Nähzubehör.<br />
Wichtig ist der Unternehmerin, trotz Onlineshop<br />
eine Nähe zur Kundin zu erzeugen,<br />
persönlich zu sein: „Gerade Frauen“,<br />
weiß Althaus aus ihrer gut vernetzten<br />
Community, „gefällt es<br />
zudem, wenn der Shop<br />
nicht so anonym ist. Deshalb<br />
bin ich immer mit<br />
meinen Kundinnen in<br />
Kontakt und über den<br />
Blog selbst als Person<br />
greifb<br />
ar.“<br />
Mit ihrem Unternehmenskonzept<br />
„Setze<br />
Dein Nähprojekt mit nur<br />
einer Bestellung um!“<br />
wurde Althaus im Dezember<br />
vergangenen<br />
Jahres mit dem Unternehmerinnenbrief<br />
NRW<br />
ausgezeichnet. „Ohne<br />
den Unternehmerinnenbrief<br />
stände ich heute<br />
nicht da, wo ich jetzt stehe“,<br />
blickt die Gründerinauf dieAnforderungen<br />
während der Bewerbungsphase<br />
und bei der Präsentation des Businessplans<br />
zurück. „Bei den Gesprächen mit<br />
den Banken und als ich noch einmal<br />
nachfinanzieren musste, hat mir die Auszeichnung<br />
sehr geholfen.“<br />
Maike Harhues<br />
Mit einem auffälligen Messestand wirbt Nadine Vieker um Kunden.<br />
Foto: Kleinkariert<br />
Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ·Steuerberatungsgesellschaft<br />
Mit derzeit 16 Berufsträgern (davon 4Wirtschaftsprüfer, 2Rechtsanwälte und<br />
16 Steuerberater) und insgesamt 50 Mitarbeitern sind wir eine der führenden<br />
Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien in Westfalen.<br />
Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen insbesondere<br />
für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der Einkommensteuererklärung<br />
über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und<br />
Konzernabschlussprüfung. Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts<br />
–insbesondere im Bereich des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen<br />
Steuerrechts und der Unternehmensnachfolge. Zu unserem Dienstleistungsspektrum<br />
zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung. Jeder Mandant hat<br />
bei uns einen persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen langjährig<br />
betreut. Über unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten und Rheine<br />
hinaus kooperieren wir im Rahmen der CW &Smit anderen Praxen und sind<br />
Mitglied des internationalen Verbundes von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern<br />
„AGN“, um auch überregional und grenzüberschreitend unsere Mandanten<br />
betreuen zu können.<br />
CW&S<br />
Cooperation von<br />
Wirtschaftsprüfern &Steuerberatern<br />
www.cw-s.de<br />
Neubrückenstraße 4<br />
48282 Emsdetten<br />
Telefon (0 2572) 40 85<br />
Telefax (0 2572) 85647<br />
Stolze-Diers@stodibe.de<br />
Timmermanufer 142<br />
48429 Rheine<br />
Telefon (0 59 71) 80822-6<br />
Telefax (0 59 71) 80822-75<br />
info@stodibe.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />
Dr. Philipp Diers<br />
Dr. Marie-Theres Stolze<br />
Heinz Stolze<br />
Wilfried Beermann<br />
Johannes Fink<br />
Mitglied im Verbund<br />
der agn International
6 MACHER &MÄRKTE<br />
„Frauen gründen vorsichtiger“<br />
Dorothée Klar weiß, was vor sich geht, wenn Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die gute Idee und<br />
die Leidenschaft für ein Projekt sind genauso wichtig wie ein durchdachter Businessplan.<br />
Erfahrene Unternehmer vernetzen<br />
sich mit neuen Impulsgeberinnen<br />
– darin besteht<br />
eine zentrale Komponente<br />
des Unternehmerinnenbriefs.<br />
Gründerinnen, die diese Auszeichnung<br />
eingeheimst haben, verbuchen<br />
langfristig eine höhere Erfolgsquote,resümiert<br />
Dorothée Klar,Projektleiterin<br />
bei Frauen und Beruf Münster e.V., im<br />
Gespräch mit unserer Autorin MaikeHarhues.<br />
Frauen gründenwesentlich seltener<br />
als Männer. Haben weibliche Gründerinnen<br />
es schwererals ihre männlichen<br />
Kollegen –und wenn ja, inwiefern?<br />
Dorothée Klar: Frauen sind mit 28,7<br />
Prozent an den Gründungen vongewerblichen<br />
Einzelunternehmen beteiligt. Hinzu<br />
kommen die Gründungen im Nebenerwerb,<br />
in denen Frauen mit gut 42 Prozent<br />
stark vertreten sind. So stellt es das<br />
IfM<br />
für das Jahr 2015 dar.Hinzu kommen<br />
in diesem Zusammenhang die Frauen,<br />
die in freien Berufen gründen. Das zeigt,<br />
dass die Selbstständigkeit für Frauen ein<br />
interessantes Erwerbsmodell ist. Wasden<br />
Rückgang der Gründungen von Frauen<br />
betrifft, so kann dies nur im Zusammenhang<br />
mit dem Arbeitsmarkt insgesamt<br />
gesehen werden, weil durchdessen positive<br />
Entwicklung die Zahlen der Unternehmensgründungen<br />
deutschlandweit<br />
sinken. Allerdings ist es immer noch so,<br />
dass Frauen vorsichtiger gründen, denn<br />
sie möchten häufig kein großes finanzielles<br />
Risiko eingehen. Außerdem verfügen<br />
sie oft über ein geringeres Startkapital<br />
und können dadurch eben nur kleinere<br />
KrediteinAnspruchnehmen, wasdurchaus<br />
zu großen finanziellen Engpässen<br />
oder sogar zum Scheitern in der Gründungsphase<br />
führen kann. Des Weiteren<br />
ist der Kinderwunschein Thema, das die<br />
Gründungsabsicht dann doch zum Teil<br />
hintanstellt. Kinder sind schwer einzuplanen,<br />
wenn man Selbstständigkeit als<br />
selbst und ständig versteht, und die Männer<br />
übernehmen ja selten die Kinderbetreuung,<br />
wenn es darum geht, dass<br />
Unternehmen der Frau zu unterstützen.<br />
Dieses Thema erfordert eine gute Vorbereitung<br />
und professionelles unternehmerisches<br />
Planen, bereits im Vorfeld.<br />
Wenn Frauen dann doch den Schritt<br />
in die Selbstständigkeit wagen, wobei<br />
kann der Unternehmerinnenbrief<br />
NRW ihnen konkret helfen?<br />
Klar: Der Unternehmerinnenbrief NRW<br />
ist unter anderem ein Marketinginstrument<br />
für die Gründerinnen. Durch den<br />
Pressebericht und die Veröffentlichung<br />
auf der Website bekommen die Frauen<br />
Dorothée Klar, Projektleiterin bei Frauen und Beruf Münster e.V.<br />
mit ihrem Unternehmen eine größereÖffentlichkeit.<br />
Darüber hinaus können die<br />
Frauen mit dem Logo als U-Brief-ausgezeichnete<br />
Unternehmerin werben. Die<br />
Rückmeldung des Expertenteams ist von<br />
besonderer Bedeutung für die Frauen.<br />
Der wohlwollende Blick kompetenter<br />
Fachleute von außen auf das Unternehmen<br />
hebt das Potenzial der jeweiligen<br />
Gründung hervor und macht gegebenenfalls<br />
aufmerksam auf eventuelle Risiken,<br />
die frühzeitig überdacht werden sollten.<br />
Die Gründerin wird also darin bestärkt,<br />
selbstbewusst und gut refl<br />
ektiert am<br />
Markt aufzutreten und sich zu profilieren.<br />
Was ist für ein erfolgreiches Startup<br />
am wichtigsten: die gute Idee,<br />
die Leidenschaft für sein Projekt<br />
oder der Businessplan?<br />
Klar: Diese drei Voraussetzungen für<br />
eine Unternehmensgründung sind unmittelbar<br />
miteinander verbunden. Die<br />
guteIdee entsteht nicht ohne Inspiration<br />
und Leidenschaft zueinem Thema, und<br />
sie kann auch ohne einen Businessplan<br />
nicht tragfähig umgesetzt werden. Alle<br />
drei Aspekte sind also voneinander abhängig,<br />
und nur im Zusammenspiel funktioniert<br />
eine solide Gründung.<br />
Foto: privat<br />
Mit der Verleihung des Unternehmerinnenbriefes<br />
geht eine einjährige<br />
Patenschaft durch einen Firmengründer<br />
mit langj<br />
ähriger unternehmerischerErfahrung<br />
einher.Inwelchem<br />
Punkt profitieren dieGründerinnen<br />
am meisten von dieser Mentorenschaft<br />
und worin besteht die<br />
Motivation der ehrenamtlichen Paten?<br />
Klar: Erfolg trifft neue Ideen –diesbringt<br />
es auf den Punkt, glaube ich. Die Patinnen<br />
und Paten sind selbst erfahrene<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
und wissen, wie schwer eine Gründung in<br />
den ersten Jahren sein kann. Sie stehen<br />
ehrenamtlich zur Verfügung und helfen<br />
mit ihrer langjährigen Erfahrung, der<br />
Gründerin den Wegindie Selbstständigkeit<br />
zu ebnen. Gleichzeitig ist es eine sich<br />
gegenseitig bereichernde Patenschaft,<br />
denn oft treffen hier spezifische Fragestellungen<br />
und neue Ideen auf erfolgreiche<br />
Unternehmer und Unternehmerinnen,<br />
was für beide Seiten inspirierend<br />
wirken kann.Für die Patinnen undPaten<br />
ist sicherlich die Öffentlichkeitsarbeit im<br />
Hinblick auf die ehrenamtliche Unterstützung<br />
von Neugründungen ein willkommener<br />
Aspekt dieser Tätigkeit. Wie<br />
nachhaltig die Auszeichnung mit dem<br />
Unternehmerinnenbrief ist, zeigen einfach<br />
die Zahlen. Von den 48 ausgezeichneten<br />
Frauen der vergangenen zehn Jahre<br />
sind noch 34 am Markt. Das ist überproportional<br />
viel. Hinzu kommt, dass<br />
sich inzwischen Unternehmerinnen mit<br />
INFOS<br />
Der Gründergeist schwindet: Frauen in den Münsterland-Kreisen<br />
und der Stadt Münster gründeten in 2016<br />
gegenüber dem Vorjahr um über zehn Prozent seltener,<br />
trauriger Spitzenreiter ist der Kreis Borken mit minus<br />
14 Prozent. Einzig der Kreis Warendorf schreibt Gründerinnen-Erfolgsgeschichte,<br />
konnte die Zahl der Gründungen<br />
durch Frauen zum Vorjahr um gut zwei Prozent<br />
steigern. Dafür nahm allerdings die Zahl der Gründungen<br />
durch Männer dort um16,8 Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahr ab, während die Veränderung bei den Gründungen<br />
durch Männer ansonsten inder Region im Jahr<br />
2016 zwischen minus einem Prozent (Kreis Borken) und<br />
plus 5,3 Prozent (Kreis Steinfurt) pendelt.<br />
Förderung tut not angesichts der Tatsache, dass Frauen<br />
im Vergleich zu Männern im Münsterland um bis zu<br />
zwei Drittel (Kreis Steinfurt, Kreis Borken, Stadt Münster)<br />
seltener den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit<br />
wagen. Im Kreis Coesfeld (Neugründungen 2016:<br />
404 Frauen zu 924 Männern) und im Kreis Warendorf<br />
(Neugründungen 2016: 530 Frauen zu 1022 Männern)<br />
waren die Zahlen im vergangenen Jahr relativ ausgeglichen.<br />
Dies ergibt ein Blick in die Statistik der Gewerbeanmeldungen,<br />
die von IT-NRW geführt wird. Dahinter<br />
verbergen sich ebenso Ich-AGs, bei denen das Hobby<br />
zum Beruf gemacht wird, wie konzertierte Start-ups, an<br />
denen Frauen beteiligt sein können. Um den Gründergeist<br />
beim weiblichen Entrepreneur anzufachen, wurde<br />
auf Initiative der Landesregierung der Unternehmerinnenbrief<br />
ins Leben gerufen. Um diesen Titel kann sich<br />
jede Gründerin bewerben, deren Planungsphase bereits<br />
abgeschlossen ist. Beteiligen können sich auch Unternehmerinnen,<br />
die bereits einen Wachstumskurs einschlagen<br />
und dafür Unterstützung erhalten wollen. Die<br />
Auszeichnung umfasst Beratung durch Experten aus<br />
Kammern oder Banken und einjährige Begleitung durch<br />
einen Mentor aus einer ähnlichen Branche. Das Land<br />
NRW ist in acht Regionen unterteilt worden, in denen<br />
jeweils Unternehmerinnenbriefe vergeben werden. Wer<br />
seinen Hut in den Ring werfen will: Die Bewerbungsfristen<br />
imMünsterland enden am 6. September beziehungsweise<br />
15. November.<br />
einem Wachstumswunschbewerben, die<br />
bereits in der Gründungsphase den<br />
Unternehmerinnenbrief erhalten haben.<br />
Was steuert ein Gründerinnen-<br />
Netzwerk für diejenigen bei, die sich<br />
ihre eigene berufl<br />
iche Existenz aufbauen<br />
wollen?<br />
Klar: So ein Netzwerk, wie es zum Beispiel<br />
die Wirtschaftsförderung des Kreises<br />
Steinfurt zur Verfügung stellt, dient<br />
natürlich dem Austausch über Themen<br />
wie Finanzierung, Kundenakquise, Marketing,<br />
Unternehmensprofil, Zeitmanagement<br />
und so weiter. Zwei U-Brief-<br />
Empfängerinnen, Nina Eckhardt und Mareike<br />
Knue, haben sogar selbst ein Netzwerk<br />
gegründet, weil sie neben den bestehenden<br />
Netzwerken eines suchten,<br />
das optimal ihren Vorstellungen entspricht.<br />
So entstand beispielsweise das<br />
Netzwerk Ui! Rheine.<br />
KHOffice-Service
MACHER &MÄRKTE 7<br />
„Weit mehr als das<br />
Flip-Chart imPausenraum“<br />
Im Wirtschaftsleben reicht es nicht, Ideen nur zu entwickeln, sie müssen auch umgesetzt werden.<br />
Zum Beispiel im„IdeenNetz“ von Hans-Rüdiger Munzke –und dort gemeinsam mit Partnern.<br />
Auf der weltgrößten Industriemesse<br />
in Hannover kamen im April etwa<br />
120 Unternehmer und leitende Mitarbeiter<br />
von Konzernen und mittelständischen<br />
Betrieben zusammen,<br />
um beim „Tag der Ideen- und Innovationsmanager“<br />
branchenübergreifend<br />
Erfahrungen auszutauschen.<br />
Hans-Rüdiger Munzke aus Lengerich<br />
hatte diesen Tag vor 6Jahren initiiert<br />
–und war zunächst auf Skepsis<br />
gestoßen. Inzwischen hat sich die<br />
Veranstaltung etabliert und ist stets<br />
ausgebucht. Für 2018 gibt es bereits<br />
Voranmeldungen.<br />
Wie kommt man auf die<br />
Idee für einensolchen<br />
Tag? „Aus den Erfahrungen<br />
meiner beruflichen<br />
Tätigkeit“, sagt<br />
Munzke. Der Diplom-Ingenieur ist gelernter<br />
Schlosser, hat auf dem 2. Bildungsweg<br />
das Abitur gemacht und Maschinenbau<br />
studiert. Sein berufl<br />
icher<br />
Wegführteinzunächst bei einem großen<br />
Unternehmen in die Konstruktion, anschließend<br />
in das betriebliche Vorschlagswesen<br />
und 2002 in die Selbstständigkeit.<br />
Sein Anspruch: „Ich wollte das<br />
Ideenmanagement, wie es in großen<br />
Unternehmen praktiziert wird, für mittelständische<br />
Betriebe alltagstauglich<br />
machen.“ Anders formuliert: Weniger<br />
Bürokratie, mehr machen.<br />
Der Weg begann mit einer Idee, nämlich<br />
mit dem Namen: „IdeenNetz“. Und dieses<br />
Netz bewährte sich bereits beim erstenAuftrag.<br />
Ein aus Mitteln der Europäischen<br />
Union (EU) gefördertes Verbundprojekt,<br />
das zwei Handwerksbetriebe<br />
und einen Industriebetrieb bei der Einführung<br />
von Ideen-Managementsystemen<br />
unterstützt. Dabei ging es eigentlich<br />
„Ideen-Management ist mehr als das Flip-Chart imPausenraum“,<br />
sagt Hans-Rüdiger Munzke –aber einsetzen darf man den Tafelschreibblock<br />
immer noch.<br />
Im Meisterteam sind auch Handwerksbetriebe aus dem Münsterland aktiv. Die Verbundgruppe beteiligte sich zum ersten Mal am„Tagder Ideen- und Innovationsmanager“<br />
auf der Hannover Messe Industrie.<br />
Hubertus Kost<br />
„um ganz einfache Dinge“, die aber erst<br />
einmal bewusst gemacht werden mussten.<br />
Zum Beispiel um die Beteiligung von<br />
Mitarbeitern bei der Lösung von Problemen.<br />
Munzke nennt ein einfaches Beispiel: In<br />
einem Betrieb gab esProbleme bei Montage-Einsätzen.<br />
Manchmal fehlten vor<br />
Ortdie notwendigen Werkzeuge, manchmal<br />
gab esLeerfahrten, für die sich aber<br />
keiner verantwortlich zeigte. Ein Gespräch<br />
mit allen Mitarbeitern führte dazu,<br />
dass ein Logistik-System erarbeitet<br />
wurde und vorjedem Einsatz eine Checkliste<br />
darüber erstellt und auch überprüft<br />
wird, was bei der Ausführung des Auftrags<br />
notwendig ist. „Gespräche sind<br />
ganz wichtig,“ sagt Munzke. Das hört sich<br />
einfach an, aber „der Chef muss bereit<br />
sein, solche Gespräche zu führen, mit den<br />
Mitarbeitern zu diskutieren und Ideen,<br />
die sich dabei entwickeln, auch umzusetzen.“<br />
Ein Ideen-Management sei nicht<br />
nur das, was der Chef sich vorstelle, und<br />
mehr als „das Flip-Chart im Pausenraum“.<br />
GuteUnternehmensentwicklung ist nach<br />
Munzkes Erfahrung immer auch Personalentwicklung.<br />
Und daran fehle es vielen<br />
Firmen, denn: „Nur etwa 50Prozent<br />
der Unternehmen machensystematische<br />
Personalentwicklung.“ Gerade angesichts<br />
der demografischen Entwicklung<br />
und dem auch damit verbundenen Fachkräftemangel<br />
werde der Personalentwicklung<br />
zu wenigBeachtung geschenkt,<br />
betont Hans-Rüdiger Munzke, der sich<br />
auch zum Demografie-Berater qualifizierte<br />
und entsprechende Dienstleistungen<br />
anbietet.<br />
Im „IdeenNetz“ arbeitet der Diplom-Ingenieur<br />
mit etwa einem Dutzend Partnern<br />
aus unterschiedlichen Dienstleistungsbereichen<br />
zusammen. Juristen gehören<br />
zum Beispiel dazu, auch Steuerberater.Das<br />
macht ein Netzwerk aus: Jeder<br />
bringt Kenntnisse und Erfahrungen ein –<br />
und berichtet auch darüber.<br />
Hier lässt sich der Bogen zum „Tag der<br />
Ideen- und Innovationsmanager“ auf der<br />
Industriemesse in Hannover schlagen.<br />
Diese Informationsveranstaltung rege<br />
branchenübergreifend die Diskussion<br />
über Strategien, Prozesse und Methoden<br />
im Ideen- und Innovationsmanagement<br />
an, heißt es in der Beschreibung für diesen<br />
Tag, der vonder Industrie- und Handelskammer<br />
Hannover in Kooperation<br />
mit der Deutschen Messe, der NBank,<br />
dem Zentrum Ideenmanagement und<br />
dem IdeenNetz aus Lengerich durchgeführt<br />
wird. An Thementischen wird<br />
außerdem der Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
mit Fach- und Führungskräften<br />
gefördert. Dabei sind nicht nur<br />
große Industrie-Unternehmen anwesend,auchmittelständische<br />
Betriebe und<br />
Verbundgruppen machen inzwischen<br />
mit. So war zum Beispiel das Meisterteam<br />
zum ersten Mal dabei. Zu der Verbundgruppe<br />
gehören Handwerksbetriebe<br />
aus den Branchen Holz, Metall und<br />
Glas, darunter Betriebe aus dem Münsterland,<br />
die Interessenten aus der Industrie<br />
die Leistungen des Meisterteams(darunter<br />
Einkauf, Marketing und Leistungen<br />
aus einer Hand) vorstellten.<br />
„Miteinander ins Gespräch kommen,<br />
Ideen entwickeln und umsetzen“, das ist<br />
für Hans-Rüdiger Munzke ein wesentlicher<br />
Teil seiner Beratungsarbeit –auf der<br />
„großen Ebene“ in Hannover ebenso wie<br />
in den Arbeitskreisen mit Unternehmen<br />
im Münsterland. Hubertus Kost<br />
VOLL AUFSENDUNG.<br />
Direktwerbung? Mailings?Fulfillment? Adressmanagement?<br />
Rechnungsdruck und -versand? Newsletter? Digitaldruck?<br />
Wirmachen’s. Mehr erfahren? www.westermann-lettershop.de
8 MACHER &MÄRKTE<br />
In die Schulen gehören<br />
mehr Wirtschaftsthemen<br />
Der Präsident der nordrhein-westfälischen Arbeitgeber, Arndt Kirchhoff, knüpft viele Erwartungen an<br />
die neue Landesregierung –und wünscht sich für die Unternehmen mehr Planungssicherheit.<br />
FürArndt Kirchhoffist in Nordrhein-<br />
Westfalen nicht alles schlecht. Im<br />
Gegenteil: Der Präsident von UnternehmerNRW<br />
sieht „viele Pfunde, mit<br />
denen wir wuchern können“. Hidden<br />
Champions gebe es zuhauf, eine<br />
ausgezeichnete Hochschullandschaft<br />
und selbst die Infrastruktur<br />
sei grundsätzlich gut ausgebaut,<br />
wenn auch dringend reparaturbedürftig.<br />
Arndt Kirchhoff, Präsident von Unternehmer<br />
NRW<br />
Foto: Gunnar A. Pier<br />
Nach dem Regierungswechsel<br />
in Düsseldorf fordert<br />
Kirchhoff eine Aufb<br />
ruchstimmung.<br />
„Die Bürger in<br />
NRW haben die Sehnsucht,<br />
dass das Land endlich besser<br />
wird“, glaubt Kirchhoff. Dabei gebe es vor<br />
allem zwei große Herausforderungen:<br />
Neben dem Ausbau des Straßennetzes<br />
und der digitalen Infrastruktur müsse in<br />
Sachen Bildung mehr getanwerden. Der<br />
vorherigen Landesregierung habe ein<br />
Masterplan gefehlt, um ihre in Teilen<br />
richtigen Ansätze umzusetzen.<br />
Schwarz-Gelb bekommt von Kirchhoff<br />
hingegen schon ersteguteNoten: Die Pläne<br />
der neuen schwarz-gelben Koalition,<br />
bis 2025 fl<br />
ächendeckend Gigabit-Netze<br />
mit Datenraten von 1000 Megabyte pro<br />
Sekunde aufzubauen, findet der Arbeitgeberpräsident<br />
lobenswert: „Das Ziel ist<br />
richtig.“<br />
Auch im Straßenbau erwartet Kirchhoff<br />
einen schnellen Umbruch. „Sollte esin<br />
den Landesbehörden an Planungskapazitäten<br />
mangeln,kann man die auch zukaufen–etw<br />
ainIngenieurbüros“,soder Verbandspräsident.<br />
Und: „Was Unternehmer<br />
vor allem brauchen, ist Planungssicherheit.“<br />
Daran habe es unter der rot-grünen<br />
Landesregierung von Hannelore Kraft<br />
immer gemangelt.<br />
Um das Problem fehlender Nachwuchskräfte<br />
inder Wirtschaft zu lösen, nimmt<br />
Kirchhoff auch die Schulen in die Pfl<br />
icht:<br />
Die Themen Digitalisierung und Wirtschaft<br />
gehören für den Unternehmerpräsidenten<br />
vermehrt in den Unterricht. Dazu<br />
müssten sich zunächst die Lehrer weiterbilden.<br />
Kirchhoff: „Geschiehtdas nicht<br />
freiwillig, muss man den Lehrern auch<br />
mal Druck machen.“<br />
Auch Jugendliche ohne Schulabschluss<br />
hält Kirchhoff durchaus für ausbildungsfähig.<br />
„Da können Unternehmen Programme<br />
für diese jungen Menschen machen,<br />
die funktionieren.“<br />
Als geschäftsführender Gesellschafter<br />
des Automobilzulieferers Kirchhoff-Holding<br />
ist der Präsident von Unternehmer<br />
NRW auch mit internationalen Themen<br />
vertraut. Beispiel Donald Trump: Sein<br />
Unternehmen mit Standorten in den<br />
USA, Kanada und Mexikokönne zwar fl<br />
e-<br />
xibel auf die unkonventionelle Wirtschaftspolitik<br />
des US-Präsidenten reagieren.<br />
Doch ist Kirchhoffs Urteil dennoch<br />
glasklar: „Von Politik hat Trump offensichtlich<br />
wenig Ahnung.“<br />
In Konkurrenz zum US-Markt sieht der<br />
Unternehmer aus dem Sauerland die<br />
deutsche Wirtschaft ohnehin bestens aufgestellt.<br />
Für das Internet der Dingesei die<br />
deutsche Industrie gegenüber dem Silicon<br />
Valley, derIT-Region in den USA, im<br />
Vorteil. „Wir gewinnen diesen Kampf“, ist<br />
sich der Verbandspräsident sicher. Auch<br />
in Sachen E-Mobilität erwartet Kirchhoff<br />
einen Boom, sprich ein schnelles Umdenken<br />
der deutschen Autofahrer. „2025<br />
werden 25 Prozent der Neuzulassungen<br />
Elektroautos sein“, prognostiziert Kirchhoff.<br />
Jürgen Stilling<br />
Unternehmer NRW<br />
Die Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen<br />
e.V. (Unternehmer NRW) mit Sitz in Düsseldorf<br />
ist die Gesamtvertretung der Wirtschafts- und<br />
Arbeitgeberverbände in Nordrhein-Westfalen mit 129 Mitgliedsverbänden<br />
in über 80 000 Betrieben mit über drei<br />
Millionen Beschäftigten. Zu den Mitgliedern gehören landesweite<br />
Fachverbände, Wirtschaftsverbände sowie regionale<br />
Arbeitgeberverbände. Als Verband von Verbänden<br />
bündelt Unternehmer NRW die Erfahrungen, Auffassungen<br />
und Ziele der Unternehmer in NRW.<br />
AirportPark FMO<br />
Ihr Erfolg. Unser Standort.<br />
AirportPark FMO –optimaler<br />
Absatz- und Vertriebsstandort<br />
für Nordwesteuropa.<br />
Udo Schröer, Geschäftsführer<br />
© AirportPark FMO GmbH<br />
reserviert<br />
reserviert<br />
reserviert<br />
reserviert<br />
Im Juni 2014 hat Schumacher Packaging seine Betriebsstätte im AirportPark FMO in Betrieb genommen –<br />
ein Jahr früher als geplant werden 30 Mio. Euro inden Ausbau investiert.<br />
Bild: AirportPark FMO<br />
Neues Planungsrecht für Logistik und Gewerbe auf ca.<br />
110.000 m² –90% reserviert! Foto u. Grafik: AirportPark FMO GmbH<br />
Regio-Logistik, Dream Tec,<br />
Schumacher Packaging:<br />
erfolgreich und expansiv!<br />
Regio-Logistik vertreibt Pakete per Express-Dienst<br />
an über 800 Gewerbekunden<br />
in der Region. Dream Tecmit IT-Handelund<br />
Medizintechnik ist vor kurzem in seinen<br />
attraktiven Büro- und Hallenkomplex umgezogen<br />
und Schumacher Packaging expandiert<br />
kräftig. Der Verpackungsspezialist<br />
verdoppelt mit einer 30-Millionen-Euro-<br />
Investition seine Fertigungs- und Lagerkapazitäten<br />
in sein erst 2014 eröffnetes Werk<br />
und schafft 80 zusätzliche Arbeitsplätze.<br />
Insgesamt werden 2018 dann 200 Mitarbeiter<br />
im neuen Werk arbeiten – die<br />
meisten im Drei-Schicht-Betrieb. Die<br />
Schumacher Group nutzt die optimale<br />
Infrastruktur am Flughafen Münster/Osnabrück<br />
für die Expansion in Nordwesteuropa.<br />
Namhafte Neukunden stützen den Erfolg.<br />
Schumacher Packaging<br />
und AirportPark FMO:<br />
das passt!<br />
Mit der erheblichen Vergrößerung des Werkes<br />
im AirportPark FMO unterstreicht der<br />
Verpackungsspezialist die strategische Bedeutung<br />
des Standorts: von hier aus kann<br />
Schumacher Packaging seine Kunden in<br />
Nord- und Westdeutschland sowie in den<br />
Benelux-Ländern sehr schnell mit allen<br />
gängigen Wellpappeverpackungen beliefern.<br />
Im Juni 2014 war das hochmoderne<br />
Wellpappenwerk in den Produktivbetrieb<br />
gegangen. „Inzwischen ist unsere Produktion<br />
im Werk Greven aber schon voll dreischichtig<br />
ausgelastet“, erklärt Björn Schumacher,<br />
Geschäftsführer der Schumacher<br />
Group.Weitere Ausbaustufen sollen folgen.<br />
Das geplante Wachstum ist auf mehr als<br />
40.000 m² Erweiterungsfläche im Airport-<br />
Park FMO für Schumacher gesichert.<br />
90 Prozent der neuen<br />
Gewerbe-/Logistikgrundstücke<br />
reserviert!<br />
Direkt an der A1 vor dem Flughafen Münster/<br />
Osnabrück bietet der AirportPark FMO Ihrem<br />
Unternehmen beste Standortbedingungen<br />
– ein optimales Verkehrsnetz, effiziente<br />
Grundstücke, 24/7-Betrieb, leistungsstarke<br />
Glasfaser, lukrative Fernwärme und vieles<br />
mehr. 110.000 m²Bauland haben wir für<br />
gewerblich-logistische Nutzungen neu im<br />
Angebot. Davon sind schon 90 Prozent für<br />
namhafte Unternehmen reserviert bzw. stehen<br />
kurz vor dem Verkauf!<br />
Gerne überzeugen wir auch Sie!<br />
Telefon 0 2571 / 9447 80<br />
www.airportparkfmo.de<br />
Überzeugendes Standortpaket<br />
✔ Direkter Autobahnanschluss<br />
an die A1 Hamburg–Köln<br />
✔ Linienflugverkehr u. a. an die Drehkreuze<br />
Frankfurt und München<br />
✔ 24/7-Betrieb<br />
✔ Effiziente Grundstückszuschnitte<br />
mit Erweiterungsoption<br />
✔ Leistungsstarker Breitbandanschluss<br />
via Glasfaser<br />
✔ Lukrative Fernwärmeversorgung<br />
zusätzlich zum Gasanschluss<br />
✔ Kosten sparende Versickerung<br />
des Regenwassers<br />
✔ LED-Straßenbeleuchtung
BRANCHEN &BETRIEBE 9<br />
Omas Rezept gab den Anstoß<br />
Der Hofladen Austermann in Warendorf produziert inzwischen Gemüse im großen Stil und liefert pro Jahr<br />
über 300 000 Gläser in die EU. Von Juni bis September dreht sich alles umdie Gurke.<br />
Zigtausend Einmachgläser verlassen Woche für Woche die Industrieküche des Hofladens Austermann in Warendorf.<br />
Fotos: Austermann<br />
Plötzlich ist er einfach da, steigt in<br />
die Nase mit leisem Kribbeln und<br />
einem Hauch saurer Schärfe. Auch<br />
wenn der Besucher auf dem Hof Austermann<br />
noch einige Meter von der<br />
Produktionskücheentfernt ist,steigt<br />
der Geruch von eingemachten Gurken<br />
in die Nase. Und er weckt spontan<br />
Erinnerungen – an jene Kindheitstage,<br />
als die Oma noch die<br />
Weckgläser in einem riesigen Einmach-Topf<br />
eingekocht hat und die<br />
saure Schärfe sich tagelang in der<br />
Küche breitmachte. Nicht zu vergessen,<br />
die Erinnerung anden Moment,<br />
wenn das rote Gummiband am Weck-<br />
Glas gezogen wird, und die leckeren<br />
Einmachgurken freigegeben werden<br />
für einen deftigen Genuss.<br />
Mit solch einem deftigen<br />
Genuss fing die Erfolgsgeschichte<br />
des Hofl<br />
a-<br />
dens Austermann in<br />
Neuwarendorf (Warendorf)<br />
im Jahr 2000 an.„UnsereOma<br />
hatte immer wahnsinnig leckere Gurken<br />
eingekocht, die wollte ich so gerne einfach<br />
mal wieder essen“, erinnert sich Robert<br />
Austermann. Die Oma hatte das al-<br />
Teileweise werden die Produkte des Hofes unter Folie gepflanzt.<br />
Rund 100 Hektar werden bewirtschaftet.<br />
lerdings stets nach der guten alten Hausfrauen-Methode<br />
ohne Rezept gemacht.<br />
„Deshalbhat meine Frau Ulla damals lange<br />
probiert und experimentiert“, erzählt<br />
Austermann. Und dann hatte sie’s plötzlich.<br />
„Die Gurken schmeckten genau wie<br />
bei Oma“, sagt Austermann.<br />
Damals wurde auf Austermanns Hof<br />
noch Spargel verkauft und Gattin Ulla<br />
produzierte einfach mal 100 Gläser von<br />
den leckeren Einmach-Gurken für die<br />
Spargel-Kunden. Und die waren begeistert.<br />
Der Warendorfer Edeka-Markt-Inhaber<br />
Paul Buller bezog zu dieser Zeit seinen<br />
Spargel von dem Hof Austermann<br />
und bestellte aus Neugierde 500 Gläser<br />
„Feiner Gurkentopf“. „Es war ein Experiment<br />
für Buller, doch die Gläser waren<br />
nach kurzer Zeit verkauft“, erinnert sich<br />
Robert Austermann und zieht trocken Bilanz:<br />
„Das wardie Geburtsstunde des Feinen<br />
Gurkentopfes“. Der Feine Gurkentopf<br />
ist noch immer der Renner auf der<br />
Produktionsliste des Hofes, aber Küchenchefin<br />
Ulla Austermann warüber die Jahre<br />
äußerst kreativ: Ananas-Gurken,<br />
Scharfe Früchtchen, Gurken mit Knoblauch,<br />
mit Paprika, Zwiebel oder Kurkuma.<br />
Gurken-Relish oder Chili Jalapeno?<br />
Einfach mal kosten.Und für den ganz feinen<br />
Gaumen gibt es die Zuckergurken,<br />
die Schnibbelgurken oder die Senfgurken.<br />
„Ulla ist die Küchen-Chefin“, sagt ihr<br />
Mann. Sie liebt es, immer wieder neue<br />
Rezepte auszuprobieren. „Nicht alles<br />
wird zum Erfolgsschlager“, gibt Robert<br />
Austermann zu. Aber die Geschmäcker<br />
sind eben verschieden, und so wurde der<br />
„Saure Gurkentopf“ zum Erfolgshit, obwohl<br />
das Rezept eigentlich in Austermanns<br />
Gurkenküche nur kreiert wurde,<br />
um einen Freund abzuschrecken. „Mich<br />
hätte man damit jagen können, doch<br />
unseren Freunden schmeckten diese sauren<br />
Gurken vorzüglich“, so Austermann.<br />
Und nicht nur ihnen. Der Saure Gurkentopf<br />
ist mittlerweile beliebt unter den<br />
Kunden. Fragt man Austermann, wie viele<br />
Gläser Gurken heute indem Betrieb<br />
produziert werden, wiegt er nachdenklich<br />
den Kopf. „Es sind viele, viele Gläser“,<br />
sagt er nur.<br />
► Fortsetzung Seite 10<br />
Volle Ladung Leistung:die Qualitätsversprechen<br />
für Junge Sterne Transporter.<br />
Junge Sterne Transporter. So Mercedes wie am ersten Tag.<br />
24 MonateFahrzeuggarantie* HU-Siegel jünger als 3Monate<br />
12 MonateMobilitätsgarantie*<br />
Garantierte Kilometerlaufleistung<br />
AttraktiveFinanzierungs-, Leasing- und<br />
Versicherungsangebote<br />
Inzahlungnahme<br />
Ihres Fahrzeugs möglich<br />
*Die Garantiebedingungen finden Sie unter www.junge-sterne-transporter.de<br />
Beresa GmbH &Co. KG<br />
•Kein Vertragspartner<br />
Blume haller Weg 55 ·49078 Osnabrück<br />
E-Mail: ·Tel.:0541-9411-0 ·Fax:0541-9411-2911<br />
http://www.beresa.de<br />
Wartungsfreiheit für6Monate<br />
(bis 7.500 km)<br />
10 Tage Umtauschrecht<br />
Probefahrtmeist innerhalb von<br />
24 Stunden möglich<br />
Beresa GmbH &Co. KG<br />
AutorisierterMercedes-Benz Verkauf und Service<br />
Am Dorn 2,48308 Senden-Bösensell<br />
Tel.: 0800 7788505 (kostenfrei), www.beresa.de
10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
21 Meter misst der sogenannte Gurkenflieger, der bei der Ernte mit bis zu 24 Pflückern über das Feld gefahren wird. Fotos: Monika Vornhusen<br />
Ziert sich die Gurke, ist Rote Beete dran<br />
Auf dem Hof Austermann spielt die Automatisierung inzwischen eine wichtige Rolle.<br />
Nachdem Ulla Austermann<br />
mit einem kleinen Team<br />
die ersten Jahre die Gurken<br />
in einer ehemaligen<br />
Partytenne eingekocht<br />
hat, wurde 2004 die ersteIndustrieküche<br />
auf dem Hof gebaut. Im ersten Jahr wurden<br />
sofort 15 000 Gläser produziert. „Wir<br />
wollten immer der Nachfrage gerecht<br />
werden undhatten in den Jahren enorme<br />
Steigerungsraten“, erklärt Austermann.<br />
Bald waren es50000 Gläser, die durch<br />
die Produktion liefen. Mit einer neuen<br />
Produktionsanlage wurde 2009 noch<br />
einmal ein großer Schritt in Richtung<br />
Automatisierung unternommen – 300<br />
000 Gläser im Jahr und mehr sind mit<br />
den eigens für die Gurken- und Gemüseproduktion<br />
auf dem Hof zugeschnittenen<br />
Maschinen schaffbf ar. Die Kreativität der<br />
Chefin kenntdabei keine Grenzen und so<br />
haben sich zu dem Klassiker „FeinerGurkentopf“<br />
noch viele andere Leckereien<br />
AUSTERMANN<br />
-Größe: Mais- und Getreideanbau auf ca. 80 Hektar, Gurken-<br />
und Gemüseanbau auf weiteren 20 Hektar Fläche<br />
-Mitarbeiter: Über 70 Erntehelfer reisen zur Saison an,<br />
-zwölf feste Mitarbeiter und 20 Aushilfen arbeiten im Betrieb<br />
-Produkte: Neben eingemachten Gurken und Rote Beete,<br />
die bundesweit und ineinigen EU-Ländern vertrieben werden,<br />
gibt es im Hofladen viele eigene Einmach-Kreation sowie<br />
Obst und Gemüse aus eigenem Anbau, weitestgehend<br />
frei von Pflanzenschutzmitteln<br />
-Historie: Der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Hof<br />
Austermann lässt sich bis indas Jahr 1365 zurückverfolgen<br />
Schiebetore<br />
Sicherheit kann so elegant sein<br />
INOVA ®<br />
Schiebetore sorgen für zuverlässige<br />
Sicherheit und integrieren sich dabei hervorragend<br />
in die optische Gestaltung Ihres Unternehmens.<br />
Langlebigkeit und ein wartungsarmer Betrieb<br />
machen INOVA ®<br />
Schiebetore für Sie zu einer<br />
sicheren Investition.<br />
Fordern Sie gleich weitere Informationen an.<br />
Berlemann Torbau GmbH . Ulmenstraße 3 . 48485 Neuenkirchen<br />
Tel. +49 5973 9481-0 . info@berlemann.de . ww<br />
w w.berlemann.de<br />
Auch an Spendenaktionen beteiligen sich Ulla und Robert Austermann.<br />
mittlerweile ins Weck-Glas gesellt –<br />
Pfl<br />
aumen, Brombeeren und Himbeeren<br />
in Rotwein, Paprika, Saucen, Dips und<br />
Marmeladen und noch vieles mehr.<br />
Zwischen dem 20. Juni und AnfangSeptember<br />
bestimmen die Gurken die Taktung:<br />
Wenn das ersteLicht dasTages anbricht,<br />
dann beginnt auf dem Hof Austermann<br />
auch schon die Arbeit. 5.30 Uhr<br />
rollt der 21 MeterbreiteGurkenfl<br />
ieger in<br />
gemächlichem Tempo über den Acker –<br />
mit bis zu 24 Pfl<br />
ückern an Bord, die in<br />
Liegeposition auf einer weichen Matratze<br />
die frischen Gürkchen fein säuberlich von<br />
der Pfl<br />
anze trennen. Das Schichtsystem<br />
ist Routine; drei Mannschaften wechseln<br />
sich alle vier Stunden abmit dem Ernteeinsatz,<br />
damit die Schultern schön geschmeidig<br />
bleiben. Die zarten Cornichons<br />
werden auf diese Weise obendrein<br />
geschont, denn die Gurkeist zart besaitet<br />
Druck und Medien GmbH<br />
und stellt Ansprüche. Außentemperaturen<br />
von 25 Grad befl<br />
ügeln sie zu einem<br />
guten Wachstum; allerdings darfesauch<br />
nicht zu nass und nicht zu trocken sein.<br />
Da ist die Gurkepenibel. Deshalbwirdsie<br />
auf den Neuwarendorfer Ackerfl<br />
ächen<br />
auch unter einer Folie gepfl<br />
anzt, die zudem<br />
noch einen darunterliegenden<br />
Tropfschlauch für die passende Bewässerungermöglicht.<br />
Für das ideale Mikroklima<br />
sorgt ein Vlies, das über der Folie<br />
liegt und vor Wildverbiss-Schäden<br />
schützt.<br />
Alle zwei Tage wird auf dem Gurken-<br />
Acker die Ernte eingefahren. Und sollte<br />
es doch mal zu kalt sein und die Gurken<br />
sind nicht in Wachstums-Form, dann ist<br />
auf dem Gemüsehof die Rote Beetedran.<br />
„Die Küche muss unter Volllast laufen,<br />
deshalb wirdein gurkenfreies Zeitfenster<br />
sofort genutzt, um die Rote Beete einzumachen“,<br />
erläutert Robert Austermann.<br />
Zu lange sollten die Gurken sich aber<br />
nicht zieren, wenn es kalt ist oder es einfach<br />
nicht regnen will, denn dann wird<br />
Robert Austermann grantig. Dann kann<br />
nur noch eine Auszeit auf dem Trecker<br />
helfen oder er widmet sich seinem ganz<br />
eigenen Experimentier-Hobby: Der Anbau<br />
von neuen, genau genommen alten<br />
Gemüsesorten und Obst macht ihm einfach<br />
Spaß.<br />
Ulla Austermanns Herz geht in der Gemüseküche<br />
auf. Mittlerweile hat sie, im<br />
Gegensatz zur Oma, ihre einzigartigen<br />
Gurkenrezepte dokumentiert. Aber, von<br />
Hand wird hier nichts mehr portioniert.<br />
Die Feinwaagen haben alles bis auf das<br />
letzte Gramm präzise einprogrammiert.<br />
In knackigemGrün, direkt vomErntewagen<br />
und nach entsprechender Wäsche,<br />
werden die Cornichons eingekocht. Vier<br />
Wochen müssen sie lagern, dann geht es<br />
für die grünen Minis hinaus in die Verkaufsregale<br />
der Lebensmittelvollsortimenter,<br />
der Hofl<br />
äden, der Raiffeisenmärkte<br />
und Marktbeschicker in ganz<br />
Deutschland. Und für viele Gurkengläser<br />
geht es sogar noch weiter: Auch in Österreich,<br />
Holland und Frankreich findendie<br />
Menschen mittlerweile Geschmack an<br />
den Gurkenleckereien aus Neuwarendorf.<br />
„In diesen EU-Ländern verkaufen<br />
wir aber nur an Eigenlabler –der Vertrieb<br />
unseres eigenen Labels wäredort zu teuer“,<br />
erklärt der Landwirt, der neben dem<br />
Gemüseanbau auch noch eine Schweinemast,<br />
Ferkelzucht und Getreideanbau betreibt.<br />
„Nach einem Jahr im Glas schmecken<br />
die Gurken am besten. Ihren Biss behalten<br />
sie aber auch<br />
nur, weil sie bei uns<br />
eben so schnell wie<br />
möglich ins Glas<br />
kommen“, verrät<br />
Austermann.<br />
Zukunftspläne gibt es<br />
auf dem Hof immer,<br />
zumal zwei der drei<br />
erwachsenen Kinder,<br />
nämlich Tochter Johanna<br />
und Sohn Felix,<br />
im Betrieb mitarbeiten.<br />
Ob neue Rezepte,<br />
neue Lagerhallen<br />
oder –und das ist<br />
der jüngstePlan –ein<br />
neuer Hofl<br />
aden inklusive<br />
einer gläsernen<br />
Produktionsküche.<br />
Dann werden<br />
vermutlich<br />
noch<br />
mehr Besuchergruppen<br />
auf den Hof strömen.<br />
Und sie werden<br />
in der laufenden Produktion<br />
in der Küche<br />
die Weck-Gläser klirren<br />
hören, wenn diese<br />
über die Rollbänder<br />
fahren, Und ihnen<br />
wird die süße<br />
Schärfe in die Nase<br />
steigen, die verführt<br />
an „Omas Zeiten“ zurückzudenken.<br />
Monika Vornhusen
BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />
Endstation Recycling-Anlage<br />
Der Emsdettener Entsorger Enviprotect zerlegt im Laufe eines Jahres bis zu 35 000 ausrangierte Kühlschränke in<br />
alle Einzelteile. Am meisten Arbeit machen die Gase und die Flüssigkeiten.<br />
Aus Luken in der Hallenwand ragen<br />
Förderbänder und lassen Stahl, Aluminium<br />
und Kunststoffstücke in<br />
Container rieseln. Das also bleibt<br />
von alten Kühlschränken: Rohstoffe.<br />
Wo Müll entsteht, soll so viel wie<br />
möglich wiederverwertet werden –<br />
und das ist bei kaum einem Gerät so<br />
kompliziert wie beim Kühlschrank.<br />
In Emsdetten steht eine der modernsten<br />
Recycling-Anlagen Europas.<br />
Bis zu 120 Geräte werden hier<br />
entsorgt –pro Stunde.<br />
Während andere Elektrogeräte<br />
einfach verschrottet<br />
und die Bestandteile<br />
anschließend<br />
auseinandersortiert<br />
werden können,stellen Kühlschränke<br />
und Truhen die Entsorger vor besondere<br />
Herausforderungen. Hauptgrund:<br />
die enthaltenen Flüssigkeiten und Gase,<br />
zum Teil hochgiftig, häufig zumindest<br />
klimaschädlich. Sie dürfenalso nicht einfach<br />
weggekippt oder in die Luft geblasen<br />
werden, sondern müssen zurückgewonnen<br />
und weiterverarbeitet werden.<br />
Ein Montag im Mai, die Sonne knallt vom<br />
Himmel. Auf der Laderampe hinter der<br />
unscheinbaren Halle der Firma Enviprotect<br />
im Gewerbegebiet zwischen Emsdetten<br />
und Greven stehen vier Container<br />
randvoll mit Kühlschränken und Gefriergeräten.<br />
Mitarbeiter nehmen jeden Neuankömmling<br />
erst mal unter die Lupe: Ist<br />
FCKW enthalten oder das modernere<br />
Penthan? Ist das technische Herzstück,<br />
der Kompressor, noch im Gerät? Ist der<br />
Gaskreislauf noch intakt oder das Gas bereits<br />
entwichen?<br />
Enviprotect muss das alles wissen. Wenn<br />
die Menge der ordnungsgemäß entsorgtenFlüssigkeiten<br />
nicht zur Anzahlder angekommenen<br />
Kühlschränke passt, ist<br />
eine Erklärung nötig: Die Aufl<br />
agen sind<br />
streng. Jeder Arbeitsschritt wird mehrmals<br />
im Jahr kontrolliert<br />
Auftraggeber der Firma sind Hersteller<br />
von Kühlschränken, die je nach aktuellem<br />
Marktanteil für die Entsorgung der<br />
Altgeräte aufk<br />
ommen müssen. Das Elektro-Altgeräte-Register<br />
in Nürnberg teilt<br />
den Herstellern und damit den vonihnen<br />
beauftragten Entsorgern den Schrott<br />
containerweise zu. „Das macht es für uns<br />
manchmal schwierig“, sagt Enviprotect-<br />
Geschäftsführerin Iris Ann Lohmann: Das<br />
Aufk<br />
ommen lässt sich kaum voraussehen<br />
oder gar einteilen. 35 Container pro Tag<br />
brauchen sie in Emsdetten, um die Anlage<br />
auszulasten. Rund 350 000 Gerätepro<br />
Jahr zerlegen sie.<br />
Der letzteWeg beginnt für die Kühlgeräte<br />
mit echter Handarbeit: Arbeiter zapfen<br />
Flüssigkeiten und Gase ab. Etwa 100<br />
Gramm Öl enthalten die meisten Kompressoren,<br />
klimaschädliches Gas steckt<br />
im Kühlkreislauf und in der aufgeschäumten<br />
Isolierung. Alles muss raus.<br />
Die nächsten Schrittelaufen automatisch<br />
ab –mit Gewalt: Die Geräte verschwinden<br />
per Fließband in einer Maschine, die<br />
sie in wenige Zentimeter kleine Teile<br />
schneidet.<br />
Diese werden auseinandersortiert mit<br />
In kleine Teile werden die Schränke während der Verarbeitung<br />
zerlegt.<br />
Pro Stunde werden in der Firma Enviprotect in Emsdetten 120 Kühlschränke verwertet. In einem ersten Schritt werden Kompressoren ausgebaut und Flüssigkeiten<br />
abgelassen.<br />
Fotos: Gunnar A. Pier<br />
KÜHLSCHRANK<br />
Wenn Kühlgeräte verschrottet werden,<br />
bleiben verschiedene Bestandteile<br />
übrig, die unterschiedlich weitergenutzt<br />
werden:<br />
-Stahl wird per Magnet herausgefischt.<br />
Er wird anein Stahlwerk in<br />
der Nähe geliefert.<br />
-Kompressoren werden ausgebaut,<br />
das Öl wird abgelassen. Sie werden<br />
verkauft an Firmen, die sie wiederum<br />
zerlegen, um beispielsweise<br />
das Material der Kupferspule zu<br />
vermarkten.<br />
-Kunststoffe werden nicht voneinander<br />
getrennt. Doch für das Gemisch<br />
von geschredderten Kunststoffsorten<br />
finden sich meistens Abnehmer,<br />
die daraus wiederum<br />
Kunststoffprodukte herstellen.<br />
-Ölaus den Kompressoren wird<br />
wieder benutzt. Es ist in der Regel<br />
wie neu und nicht verschmutzt.<br />
-Gas aus dem Kühlkreislauf und<br />
aus der aufgeschäumten Isolierung<br />
wie FCKW wird aufwendig herausgearbeitet<br />
und verflüssigt, dann wird<br />
es so heiß verbrannt, dass es zerstört<br />
ist und das Klima nicht mehr<br />
gefährdet.<br />
gap<br />
lauter Tricks, die versteht, werimPhysikunterricht<br />
aufgepasst hat. Magnete fischen<br />
Eisen heraus, Kunststoff und Alu<br />
fl<br />
iegen dank gezielt eingesetzter statischer<br />
Aufl<br />
adung in unterschiedlichem<br />
Bogen vom Fließband. So bleiben ziemlich<br />
reiner Stahl, Aluminium und Kunststoffe.<br />
Für fast alles gibt es wieder einen<br />
Markt, die Materialien können verkauft<br />
werden.<br />
Das gelingt unterschiedlich gut: Als im<br />
vergangenen Jahr der Ölpreis im Keller<br />
war, fandensich kaum Abnehmer für den<br />
Recycling-Kunststoff. „Er war im Vergleich<br />
zu teuer“, sagt Iris Ann Lohmann.<br />
Das drückteden Preis. So manche Tonne<br />
Kunststoff, die zu der Zeit aus der Luke<br />
in der Hallenwand rieselte, fand zunächst<br />
keinen Abnehmer.<br />
Gunnar A. Pier<br />
www.stadtwerke-muenster.de<br />
Natürlich Ökostrom!<br />
Ihr Beitrag für Münsters Zukunft.<br />
Münster:natürlich<br />
Das Öko-Strompaket mit Heimvorteil
12 BRANCHEN<br />
„Aber auch wir mu<br />
Die Schöppinger Strumpffabrik Krechting hat inden Jahren der Textil<br />
gehalten. Seitdem ist das Unternehmen mit einer Funktionssocke erfo<br />
Mit einem Tischföhn lassen sich die Strickschläuche in einzelne Strümpfe trennen.<br />
Handarbeit: Fein säuberlich werden die Sockenpaare geglättet<br />
und gefaltet. Fotos: Susanne Menzel<br />
„Ich habe mich gefragt: Was mache ich<br />
mit den ganzen Maschinen, wie kann<br />
ich sie auslasten? Herausgekommen ist<br />
die Entwicklung einer Funktionssocke.“<br />
Roland Krechting<br />
In dritter Generation führt Roland Krechting die Strumpffabrik.<br />
Egal ob nun die fauleoder die alteSocke<br />
–die Attribute habenbeide einen<br />
faden Beigeschmack. Die Beinlinge<br />
fristen in der Regel ein eher tristes,<br />
selten beachtetes Dasein. Nur im<br />
Urlaub, beispielsweise, wenn die<br />
Männerfraktion in weißen Tennissocken<br />
und offenen Sandalen an der<br />
südlichen Promenade entlangfl<br />
a-<br />
niert, fallen sie sofort ins Auge. Ansonsten<br />
heißteswohl eher: Schublade<br />
auf, ohne genau hinzuschauen zu<br />
einem der unzähligen schwarzen<br />
Paare gegriffen, Schublade wieder<br />
zu.Dabei sind Socken mehr als<br />
nur ein notwendiges Beiwerk“<br />
– behauptet einer,<br />
der es wissen muss. Roland<br />
Krechting, in dritter Generation<br />
verantwortlich für die<br />
gleichnamige Schöppinger<br />
Strumpffabrik. Und der<br />
Chef tritt umgehend den<br />
Beweis an: Das Accessoire<br />
an seinenFüßen erstrahlt<br />
in leuchtendem Feuerwehrrot.<br />
Und reicht<br />
nicht nur bis zu den<br />
Knöcheln, es verdeckt<br />
als Kniestrumpf das<br />
ganze Bein. Da ist die<br />
(barfüßige) Betrachterin<br />
sprichwörtlich<br />
selbst von den Socken.<br />
Wortspielerei hin,<br />
Wortspielerei her: Im<br />
Münsterland, einst<br />
eine Textilhochburg,<br />
haben nur wenige<br />
Hersteller bis<br />
heute überlebt. Die<br />
Manufaktur in der kleinen<br />
Vechtegemeinde ist<br />
eine davon. „Aber auch wir<br />
mussten uns neu aufstellen“,<br />
gibt Roland Krechting zu. Gegründet<br />
1913 von seinem Großvater Josef<br />
Krechting, 1957 vonVater Georgübernommen,<br />
wurde der Staffelstab 1992 an<br />
Roland Krechting weitergegeben. Zu<br />
einer Zeit, als nach der Wehrmacht im<br />
vergangenen Jahrhundert die heutige<br />
Bundeswehr noch zu den Hauptauftraggebern<br />
zählte.DickeStrümpfefür lange<br />
Märsche wurden hier überwiegend auf<br />
den 120 Maschinen gestrickt. Auch die<br />
Polizeibeamten wurden damit ausgestattet.<br />
„Wir waren damals weitestgehend<br />
von öffentlichen Aufträgen abhängig“,<br />
120 Strickmaschinen produzie<br />
blickt der Firmenchef zurück<br />
len dann plötzlich weg, als<br />
ausgeschrieben werden mus<br />
Bulgaren oder Rumänen k<br />
nicht mithalten. Die warenin<br />
tion einfach billiger“, sagt Kr<br />
packen und aufgeben? Oder<br />
Herausforderungen und M<br />
chen? Der Schöppingerentsc<br />
die zweite Variante: „Ich ha<br />
mich in der Situation gefra<br />
Wasmache ich mit den ganz<br />
Maschinen, wie kann ich<br />
auslasten? Herausgekomm<br />
ist die Entwicklung ein<br />
Funktionssocke“, hat sich d<br />
53-Jährigeauf einenalterna<br />
ven Weg gemacht.<br />
Funktionssocke–dahinter v<br />
birgt sich im normalen Jarg<br />
Berufs- und funktionale B<br />
kleidung. Ein Kleidungsstüc<br />
das je nach Bedarf Feucht<br />
keit transportieren oder au<br />
nehmen soll. Das den Fuß<br />
Stiefel oder Arbeitsschuh tr<br />
cken und warm hält. Auf d<br />
Baustelle, auf der Ölplattfor<br />
im Hygiene- und Lebensmitt<br />
Bereich, aber auchinder Lan<br />
wirtschaft oder auf der Jag<br />
„Diesen Einstieghaben wir v<br />
15 Jahren gewagt –und si<br />
inzwischen in diesem Segme<br />
Von Rammstein<br />
bis zum Stutzen<br />
Bergeweise Socken lagern nach der Produktion im Schöppinger Unternehmen.<br />
Socken als täglicher Gebrauchsgegenstand<br />
– klar,<br />
das ist bekannt. Socken als<br />
Werbeträger? Eher weniger.<br />
„Socken lassen sich überall<br />
einsetzen“, betont Roland Krechting.<br />
Egal, ob für den Handwerksbetrieb oder<br />
eine Versicherung: „Viele Berufszweige<br />
lassen ihr Logo einarbeiten oder einen<br />
Spruch einsticken und verschenken die<br />
Socken dann an Kunden und/oder Mitarbeiter“,<br />
erzählt der Schöppinger Unternehmer.Auch<br />
die Musikbranche hat diesen<br />
Bereich als Franchise-Zweig erkannt:<br />
„Bands wie Unheilig oder Rammsteinhaben<br />
auch Socken vonuns im Sortiment“,<br />
lacht Roland Krechting.<br />
Überhaupt rücken Sockeund Strümpfe–<br />
ebenso wie Strumpfh<br />
osen für den Herrn<br />
–immer mehr in den modischen Fokus.<br />
Schuhhersteller kombinieren gerne das<br />
Drüber und Drunter, Socken-Vermieter<br />
haben hier ebenfalls eine Nische entdeckt.<br />
Socken im Abo? Kein Problem. Sogar<br />
farblich auf das Outfit abgestimmt.<br />
Stützstrümpfe, Stopper-, grobe Trachtensocken<br />
oder Fußballstutzen –auch hier<br />
ist der Schöppinger dabei.<br />
Und während Deutschlandbeim Beinling<br />
noch überwiegend schwarz-weiß sieht,<br />
sind Länder wie Italien oder die Niederlande<br />
auch hier bereits einen Schritt voraus:<br />
„Holland liebt es bunt. In Italien tragenfast<br />
90 Prozent der Männer nicht Socken,<br />
sondern Kniestrümpfe.“<br />
Susanne Menzel
BETRIEBE 13<br />
ssten uns neu aufstellen“<br />
rise nicht aufgegeben, sondern nach neuen Herausforderungen und Märkten Ausschau<br />
lgreich, beliefert die Industrie und große Textilketten.<br />
ren täglich bis zu 10 000 Strumpf- und Sockenpaare.<br />
.Und die fieeuropaweit<br />
ste. „Mit den<br />
onnten wir<br />
der Produkechting.<br />
Einnach<br />
neuen<br />
ärkten suhied<br />
sich für<br />
be<br />
t:<br />
en<br />
ie<br />
en<br />
er<br />
er<br />
ti-<br />
zu Hause“, sagt Roland Krechting. Den<br />
Hauptumsatz macht die Strumpffabrik<br />
derweil mit Industriekunden, der Textil-<br />
Einzelhandel läuft nebenher. Allein eine<br />
halbe Million Sockenpaare pro Jahr hat<br />
in der Vergangenheit der Bergbau geordert.<br />
„Damit ist aber bald Schluss“, weiß<br />
Roland Krechting. Auch hier stehen dann<br />
wieder Veränderungen an, die Suche<br />
nach neuen Absatzmärkten ist gefragt.<br />
Allerdings ist das Unternehmen mittlerweile<br />
so gut aufgestellt, dass die dauerratternden<br />
Maschinen 10 000 Paar Socken<br />
und Strümpfe täglich stricken können.<br />
Und da stelle man sich bitte nicht<br />
Omas Muster „zwei rechts, zwei links,<br />
eine fallen lassen“ vor. Ununterbrochen<br />
arbeiten die Nadeln, ziehen das Garn meterweise<br />
von großen Spulen. Heraus<br />
kommen Schläuche, die in bestimmten<br />
Abständen immer vonbesondersauffälligen,<br />
durchsichtigen Reihen unterbrochen<br />
sind. „An diesen Stellen werden die<br />
Schlauchteile mit einem Fön voneinander<br />
getrennt. Das Ergebnis ist der – an<br />
derSpitze noch offene –Strumpf“, erklärt<br />
der Fachmann. Vieles, was nun folgt, ist<br />
ein Mix aus Hand- und maschineller<br />
Arbeit. Die dünnen Socken werden elektronisch<br />
gekettelt („Ohne, dass eine Naht<br />
drückt.“), die dicken per Hand. Die Produkte<br />
werden vorgewaschen, getrocknet<br />
und wieder geformt. Überfl<br />
üssige Nähte<br />
per Hand abgeschnitten, dann die Paare<br />
etikettiert und für die Kunden speziell<br />
verpackt. „Die großen Textilketten lassen<br />
bei uns ihre Eigenmarken fertigen“, ist<br />
Roland Krechting stolz. Auch der Internet-Versandhandel<br />
steht in seinem Verteiler:<br />
„Da kaufen dann Schöppinger<br />
über Berlin in Schöppingen ein“,<br />
schmunzelt der Geschäftsmann. Beim<br />
täglichen Lagerverkauf (8 bis 17 Uhr)<br />
vorbeizuschauen, wäre eigentlich der<br />
kürzere Weg.<br />
Nun, da die Strumpffabrik mit ihrer Marke<br />
Nordpol-Strümpfe europaweit vertreten<br />
ist, spielen diese Distanzen kaum<br />
mehr eine Rolle. Skandinavien, Schweden<br />
und die Benelux-Länder zählen zu<br />
den hauptsächlichen Zielen der Schöppinger<br />
Produkte. „Es ist vor allem die<br />
hochwertige Ware, die hier gefragt ist“,<br />
sagt Roland Krechting. „Billigsockensind<br />
nicht mein Metier. Wir produzieren in<br />
Deutschland vernünftige Qualität. Diese<br />
hat halt eben ihren Preis.“<br />
Um diese Leistung zu halten, „muss man<br />
sich als Unternehmer ständigden Fragen<br />
stellen: Wo kann man noch etwas verbessern?<br />
Wo muss man vielleicht etwas ändern?“,<br />
ist sich der Unternehmer bewusst.<br />
„Schnellschüsse sind dabei aber<br />
nicht gefragt. Wirmüssen uns den Anforderungen<br />
stellen, die der Markt an uns<br />
richtet.“ Viele seiner „Marktbegleiter“<br />
haben vor den schnellen Entwicklungen<br />
kapituliert. „Es gibt in Deutschland vielleicht<br />
noch eine Handvoll Strumpffabriken.<br />
Und da tummelt sich dann jeder in<br />
seinem Segment.“<br />
Susanne Menzel<br />
INFOS<br />
Gelernte Textiltechniker –eine Ausbildung,<br />
die auch Roland Krechting<br />
durchlaufen hat -,gibt es aktuell<br />
nur noch sehr wenige. Auch Krechting<br />
bildet nicht aus. Der Grund: „Es<br />
gab keine geeignete Berufsschule<br />
für diesen Zweig.“ Der Verband hat<br />
deshalb nun eine eigene Textilberufsschule<br />
errichtet. Roland Krechting<br />
greift bei seinem Personal (40<br />
Festangestellte sind es derzeit)<br />
überwiegend auf Mitarbeiter aus<br />
anderen Berufen, vorzugsweise aus<br />
dem Handwerk zurück. Seine Erfahrung<br />
dabei: „Wer Interesse hat,<br />
kann alles lernen.“<br />
r-<br />
on<br />
e-<br />
k,<br />
igfim<br />
o-<br />
er<br />
m,<br />
eldd.<br />
or<br />
nd<br />
nt<br />
FOLIENLÖSUNGEN<br />
INDUSTRIE-<br />
VERPACKUNGEN<br />
TECHNISCHE<br />
FOLIEN<br />
KONSUM-<br />
VERPACKUNGEN<br />
WIE ENTSTEHEN MODERNE<br />
VERPACKUNGSLÖSUNGEN BEI B+K?<br />
EXTRUDIEREN, DRUCKEN, KASCHIEREN,<br />
KONFEKTIONIEREN…<br />
LERNEN SIE DIE PRODUKTION KENNEN, DIE<br />
MENSCHEN, DIE HIER ARBEITEN UND AUCH<br />
DIE KARRIEREMÖGLICHKEITEN IN EINEM<br />
FAMILIENUNTERNEHMEN.<br />
FREUEN SIE SICH AUF SPANNENDE EINBLICKE.<br />
TAG DER OFFENEN TÜR<br />
125 JAHRE BISCHOF + KLEIN<br />
SAMSTAG, DEN<br />
2. SEPTEMBER 2017<br />
10.00 – 16.00 UHR.<br />
www.bk-international.com
14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Klein gestartet –groß geworden<br />
Das münsterische Unternehmen Pinolino lässt inzwischen weltweit produzieren und verkauft 1500 Artikel.<br />
In einer Scheune auf einem Bauernhof<br />
in Münster fing alles an. Dr.Martin<br />
Funcke begann dort vor 20 Jahren<br />
damit, Kindermöbel, Accessoires<br />
und Spielwaren zu fertigen und zu<br />
vertreiben. Heute hat Pinolino in<br />
Münster rund 85 Mitarbeiter, lässt<br />
weltweit produzieren und verkauft<br />
1500 verschiedene Artikel.<br />
Mit solchen Einfällen –einem Doppelliegestuhl –überrascht Pinolino die Kunden.<br />
Eine starkeKombination für<br />
einenstarken Wirtschaftsraum<br />
Mit der Wirtschaftskombi<br />
auf direktem Weg zu<br />
Ihrer Zielgruppe in<br />
Nordwestdeutschland<br />
Bis zu<br />
179.000 Exemplare<br />
(Gesamtauflage)<br />
Beratung:<br />
Frank Micheel<br />
Tel. 0251/690-916161<br />
Lars Normann<br />
Tel. 0251/690-916162<br />
Papenburg<br />
Meppen<br />
Lingen<br />
Wangerooge<br />
OLDENBURG<br />
Delmenhorst<br />
BREMERHAVEN<br />
FLENSBURG<br />
BREMEN<br />
Verden<br />
KIEL<br />
SCHLESWIG-<br />
HOLSTEIN<br />
HAMBURG<br />
NIEDERSACHSEN<br />
LÜBECK<br />
LÜNEBURG<br />
SCHWERIN<br />
Allein von der Kindersitzgarnitur<br />
„Nicki“ verkauft Pinolino<br />
jedes Jahr rund 40 000<br />
Stück, sagt Dr. Martin Func<br />
Erhat noch mehr gute Ake.<br />
„Pferde“ im Stall: das Schaukelpferd als<br />
der Klassiker unter den Spielwaren, der<br />
Liegestuhl„Linus“oder die immer gefragteren<br />
Laufräder.<br />
Der 50-jährige Dr. Martin Funcke<br />
ist geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Pinolino Kinderträume<br />
GmbH an der Sprakeler Straße,<br />
die vonAnfanganFamilien als<br />
Kunden im Fokus hat. Dabei ist das<br />
Unternehmens mit seinenjetzt 20<br />
Jahren den Kinderschuhen entwachsen<br />
–aber seinem Sortiment<br />
und dem Standort seit<br />
1997 treu geblieben.<br />
„Münster ist gesetzt und ein<br />
attraktiver<br />
Standort für die Mitarbeiter.“<br />
Gern hätte Funcke<br />
das „Pinolino-Geschehen“ in<br />
Münster-Kinderhaus konzentriert unter<br />
einem Dach, doch der Platz reichte dort<br />
nicht mehr aus. Rund 1500 verschiedene<br />
Produkte umfasst heute das Sortiment,<br />
wobei bei vielen Artikeln zusätzlich noch<br />
unterschiedliche Größen und Farben<br />
eine Rollespielen. Die Bettenlängen variieren<br />
beispielsweise, die Laufrädchen-<br />
Flotte wächst und reicht von gemütlich<br />
bis cool.<br />
Die Lagerfl<br />
äche von Pinolino, Spezialist<br />
für Kindermöbel, Spielzeug und Accessoires,<br />
beträgt bereits 12 500 Quadratmeter,trotzdem<br />
müssen Hallen angemietet<br />
werden.<br />
Rund 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet<br />
Pinolino als Großhändler,erklärt<br />
der Chef. Funckes Unternehmen hat seine<br />
Produkte jahrelang in Rumänien<br />
arbeiten lassen, sich aber im vergangenen<br />
Jahr von der Fabrik getrennt. Heute<br />
lässt Funcke,der in Münster rund 85 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, weltweit produzieren.<br />
Größter Absatzmarkt ist nach eigenen<br />
Angaben mit 80 Prozent Deutschland,<br />
gefolgt von den Beneluxländern,<br />
der Schweiz und Frankreich. Verkauft<br />
wird auch nach China.<br />
Dr. Martin Funcke persönlich gründete<br />
die Firma in einer Scheune. Als BWL-Student<br />
handelte ermit Oldtimern und verkaufteauf<br />
dem Flohmarkt. „Ich hättemir<br />
nie vorstellen können, Schraubenzuverkauften“,<br />
sagt der 50-Jährige. Er habe<br />
einfach Spaß an allem Schönen und<br />
Kreativen, betont Funcke. Um Standards<br />
Vor 20Jahren gründete Dr. Martin Funcke inMünster seine Firma<br />
Pinolino.<br />
zu halten, setzt er auf Entwicklungen im<br />
eigenen Haus. Allein sechs Mitarbeiter<br />
sind demnach fürs Marketing und die<br />
Produktentwicklung zuständig.<br />
Rund ein Jahr dauereein solcher Prozess,<br />
klärt Funcke auf, erst dann sei ein Produkt<br />
reif für den Markt. Dabei spielten<br />
Stimmungen und Farbwelten eine Rolle,<br />
aber auch Qualität und Stabilität müssten<br />
passen. Die Küchenindustrie setze<br />
farblich meistens den ersten Trend, der<br />
sich gerade im Bereich von weißen Möbelnbewegen<br />
würde. Aber auchein skandinavischer<br />
Einfl<br />
uss nehme zu.<br />
„Wir wollen kein Billigheimer sein“, zeigt<br />
Funcke Grenzen auf. Eine tatsächliche<br />
Grenze gibt es für ihn. Der 50-Jährige<br />
denkt nicht daran, an den amerikanischen<br />
Markt zu gehen und dort Familien<br />
als Kunden zu gewinnen. Das sei ihm zu<br />
risikoreich, erklärt er und blickt auf die<br />
extra dafür abzuschließenden Versicherungen,<br />
die ihn allein schon ein Vermögen<br />
kosten würden.<br />
Aktuellarbeitet das Unternehmen Pinolino<br />
an einer eigenen Stoffkf ollektion und<br />
möchtesich im Bereich vonTextilien und<br />
Accessoires stärker aufstellen.<br />
Pinolino präsentiert sich Anfang September<br />
auf der Gartenmesse „Spogafa“ in<br />
Köln und bereitet sich aktuell ebenso auf<br />
die Spielwarenmesse in Nürnberg vor.<br />
Funckeist überzeugt: „Der Markt wächst.<br />
Heute sind esdie Großeltern, die in ihre<br />
Enkel investieren.“ Und der 50-Jährige,<br />
der gerne reist, bringt stets neue Ideen<br />
mit –sowie zum Beispiel den Doppelliegestuhl,<br />
den er beim Skifahren entdeckt<br />
habe.<br />
Gabriele Hillmoth<br />
Nordhorn<br />
Rheine<br />
Coesfeld<br />
OSNABRÜCK<br />
Minden<br />
BIELEFELD<br />
MÜNSTER<br />
Hameln<br />
HANNOVER<br />
WOLFSBURG<br />
BRAUNSCHWEIG<br />
NORDRHEIN-<br />
WESTFALEN<br />
Einbeck<br />
GÖTTINGEN<br />
Ohne Streuverluste ·Überregional ·Vorteilhafte Konditionen<br />
Ganz in Weiß kommt das Kinderzimmer daher. Das Unternehmen orientiert sich dabei an<br />
den Trendfarben.<br />
Fotos: Pinolino
BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />
Made in Nottuln für das<br />
MoMA inNew York<br />
Das Nottulner Unternehmen ERPA feiert mit einem klassischen Treteimer Erfolge und lieferte jetzt<br />
gleich 90 Exemplare an das weltberühmte Museum ofModern Art.<br />
„Na ja, ich hatte daletztens eine<br />
Anfrage aus Tokio.“<br />
Jörg Sachse<br />
Es warimMärz, als die Mail aus New<br />
York im Postfach war. „Aber da hab<br />
ich erstmal nicht drauf reagiert“, erinnert<br />
sich Jörg Sachse schmunzelnd.<br />
Dabei kam die Mail nicht von<br />
irgendwem. Sie kam aus New York<br />
vom berühmten Museum of Modern<br />
Art. Das MoMA wollte 90 der klassischen<br />
Treteimer ordern, die Jörg<br />
Sachse in seinerFirma, der ERPAMetallverarbeitung<br />
in Nottuln, herstellt.Na<br />
ja“, lacht Sachse schelmisch.<br />
„Da kamen dann<br />
noch ein paar Mails. Und<br />
irgendwann hab ich halt<br />
doch geantwortet.“ Inzwischen<br />
haben die 90 Tretmülleimer ihre<br />
Reise aus der quietschgelb angestrichenen<br />
Halle in die USA angetreten.<br />
Die Firma ERPA und Jörg Sachse –das<br />
war irgendwie Schicksal. Sachse ist mit<br />
den Gründern der Firmaverwandt. „Aber<br />
es ist echt großer Zufall und war überhaupt<br />
nicht abzusehen, dass ich den Betrieb<br />
mal führen<br />
werde.“ Gegründet<br />
wurde ERPA<br />
1928 von Josef<br />
Rhode. Das Gründungsprodukt<br />
war die sogenannte<br />
Rhode-<br />
Patrone, in der<br />
der infektiöse Hustenauswurfvon Tuberkulosekranken<br />
gesammelt und hygienisch<br />
entsorgt werden konnte. Dieser<br />
Mülleimer hat einen Tretmechanismus<br />
und einen dicht schließenden Deckel.<br />
Anfang der 50er Jahre übergab Josef<br />
Rhode das Geschäft an seine Söhne Fritz<br />
und Ernst, die es mit den Abfallsammlern<br />
für den Sanitär- undGastronomiebereich<br />
ausweiteten. Fritzstieg aus dem Geschäft<br />
aus, Ernst führte esweiter. Eben dieser<br />
Ernst Rhode war der Onkel von Sachse.<br />
Doch bevor der gelernte Maschinenschlosser<br />
ERPA übernahm, gingen noch<br />
viele Jahreins Land.1988kam JörgSachse<br />
in den Betrieb, machte seinen Meister<br />
Alles Handarbeit: Bis zu 45 Treteimer entstehen pro Woche im<br />
Nottulner Metallbetrieb.<br />
Großauftrag: In Jörg Sachses Betrieb in Nottuln wurden jetzt 90 Treteimer für das Museum of Modern Art hergestellt<br />
in Metall. Am 1. Januar 1997 trat er in die<br />
Fußspuren seines Onkels Ernst und ging<br />
mit der Produktion von Treteimern zurück<br />
zu den Wurzeln.<br />
Damit begann seine Erfolgsgeschichte.<br />
VomZulieferbetrieb wurde die ERPAwieder<br />
zum Produktionsbetrieb für die klassischen<br />
Tretmülleimer,die allerdings nun<br />
eher in Haushalten Einzug hielten und<br />
hier als stylish gelten.<br />
Gefertigt werden die Eimer noch genauso<br />
wie seinerzeit bei den Gründervätern: Jedes<br />
Stück ist Handarbeit, gemacht aus<br />
Blech, Scharnieren, Gummischnüren,<br />
Schrauben und Farbe. Etwa eine gute<br />
Stunde dauert es, bis so ein Stück fertig<br />
ist. „Wir machen so etwa40bis 45 in der<br />
Woche“, erklärt Sachse.<br />
Als ein Segen stelltesich für die Firma das<br />
Internet heraus. Sachse bekam Kontakt<br />
zum Warenhausbetreiber und Onlineshop<br />
Manufactum, der die hochwertigen<br />
und klassischen Treteimer insein Sortiment<br />
aufnahm. Auch eine eigene Homepagehat<br />
das Unternehmen, über die Treteimer<br />
geordert werden können.<br />
Beim MoMA-Auftrag war Sachse zunächst<br />
skeptisch: „Ich dachte, dass ich<br />
mich damit verhebe.“ Schließlich sei er ja<br />
nur eine „kleine Klitsche“ im Münsterland,<br />
stapelt er tief –mit fünf Mitarbeitern:Susanne<br />
Potthast und Ehefrau Anja<br />
im Büro, sein Schwiegervater Paul Thesing<br />
und dessen Freund Erich Boor in der<br />
Werkstatt. Aber: Sie sind ein eingespieltes<br />
Team.<br />
Wie kommt nun das MoMA dazu, ERPA-<br />
Treteimer zu ordern? „So genau kann<br />
man das nicht mehr nachvollziehen“,<br />
meint Jörg Sachse. Da sei viel Mundpropaganda<br />
im Spiel gewesen. Über eine<br />
Messe in Paris sei ein Kunde darauf aufmerksam<br />
geworden, der Kontakte zum<br />
MoMA hatte. Und so entwickele sich eine<br />
solche Geschichte eben. Ganz einfach.<br />
Ja, ganz einfach. Vorein paar Tagen traten<br />
die 90 Treteimer, penibel verpackt,<br />
die Reise über den großen Teich nach<br />
NewYork an. Und waskommt als Nächstes?<br />
„Naja, ich hattedaletztens eine Anfrage<br />
aus Tokio.“ Ein breites Lächeln<br />
huscht über Jörg Sachses Gesicht.<br />
Iris Bergmann<br />
Ein wetterfestes Angebot.<br />
SichernSie sich einenJungen Sterninklusive Sommer-oder Winterrädern.<br />
Biszum 30.11.2017 erhalten Sie beim Kaufeiner gebrauchtenC-oderE-Klasse 1 einen Satz<br />
Sommer-oder Winterräder gratis dazu.<br />
24 MonateFahrzeuggarantie, 12 Monate Mobilitätsgarantie, garantierte Kilometerlaufleistung<br />
undviele weitereJungeSterne Vorteile 2<br />
Inkl. Gratissatz<br />
Räder<br />
1<br />
Gültig für ausgewählte Modelle der C- und E-Klasse Limousine und T-Modell (W/S205, S212und W/S213).<br />
2<br />
Die Garantiebedingungen finden Sie unter www.mercedes-benz.de/junge-sterne.<br />
Fotos: Iris Bergmann<br />
Beresa GmbH &Co. KG<br />
AutorisierterMercedes-Benz Verkauf und Service<br />
Egbert-Snoek-Str. 2,48155 Münster<br />
Tel.: 0800 7788505 (kostenfrei), www.beresa.de
16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Führender Anbieter imMarkt<br />
Bischof +Klein in Lengerich wird 125 Jahre alt und investiert auch im Jubiläumsjahr in die Zukunft.<br />
Bischof +Klein wächst. Im 125. Jahr<br />
seines Bestehens erweitert das Familienunternehmen<br />
erneut seine Kapazitäten<br />
zurHerstellung von fl<br />
exiblen<br />
Verpackungen und technischen Folien.Allein<br />
im Stammwerk Lengerich<br />
(1300 Mitarbeiter) investiert der Folien-<br />
und Verpackungsspezialist<br />
2017 unter anderem in zwei neue<br />
Blasfolienanlagen,eine davon in der<br />
gerade vergrößerten Reinraumfabrik,<br />
sowie ineine moderne Extrusionsbeschichtungsanlage<br />
und in<br />
eine neue Tiefdruckanlage. „Wir<br />
sind gut aufgestellt und wollen unsere<br />
Positionweiterausbauen“, so Vorstand<br />
Dr. Volker Pfennig.<br />
Die B+K-GRUPPE (Jahresumsatz<br />
2016: 562 Mio.<br />
Euro) produziert mit insgesamt<br />
rund 2600 Mitarbeitern<br />
fl<br />
exible Verpackungen<br />
sowie technische Folien aus<br />
Kunststoff und Kunststoffvf erbunden an<br />
sechs Produktionsstandorten in Deutschland,<br />
Frankreich, Großbritannien, Polen<br />
und Saudi-Arabien. Die 4. und 5. Generation<br />
der Nachkommen von Unternehmensgründer<br />
Alwin Klein lenken die Geschicke<br />
des Unternehmens als Gesellschafter<br />
und Mitglieder des Aufsichtsrates.<br />
Zusammen mit Hermann Bischof gründete<br />
Alwin Klein 1892 die „Papierfabrik<br />
und Prägeanstalt Bischof &Klein“. 1922<br />
nahm das Unternehmen die Herstellung<br />
von Papiersäcken auf. 1950 wurde die<br />
Produktion von Konsumverpackungen<br />
verstärkt. Anfang der 60er Jahregehörte<br />
B+K zu den Pionieren in der Kunststoffverarbeitung.<br />
In den 1980er Jahren forcierte<br />
das Unternehmen die Herstellung<br />
von fl<br />
exiblen Konsumverpackungen aus<br />
Kunststoff und stieg in den Markt der<br />
technischen Folien ein. In allen Sparten<br />
gilt Bischof +Klein seit Langem als einer<br />
der führenden Anbieter in Europa.<br />
Weltweit werden Industrieverpackungen<br />
vonB+K eingesetzt. Zu den Kunden gehören<br />
die großen Unternehmen der Branchen<br />
Chemie und Pharma, Aground Garten,<br />
Bau und Haus sowie Nahrungs- und<br />
Genussmittel. Die zunehmende Nachfrage<br />
nach hochreinen Verpackungslösungen<br />
wird mit einer speziellen Produktlinie<br />
aus der separaten Reinraumfertigung<br />
bedient. Im Konsumbereich bietet B+K<br />
hochveredelte Verpackungen für namhafte<br />
Markenartikler in den Branchen<br />
Agro und Garten, Bau und Haus, Hygiene,<br />
Nahrungs- und Genussmittel, Tiernahrung,<br />
Wasch- und Reinigungsmittel<br />
an. Schwerpunkte bei den Technischen<br />
Folien sind die Fertigung von Oberfl<br />
ä-<br />
chenschutzfolien und technischen Verbundfolien<br />
bzw. Kaschierfolien.<br />
So vielfältig wie die Produkte sind auch<br />
die Produktionsmöglichkeiten. Techniker<br />
und Entwicklungsingenieure finden<br />
im Stammwerk in Lengerich ein einzigartiges<br />
Spektrum an Produktionsmöglichkeiten.<br />
Die Gründe für die ungewöhnlich<br />
langeErfolgsgeschichtesieht Dr.Volker<br />
Pfennig in der nachhaltigen Ausrichtung<br />
der Unternehmenspolitik von Bischof<br />
+ Klein. Das Nachhaltigkeitsmanagement<br />
stellt die ökologischen, sozialen<br />
und ökonomischen Herausforderungen<br />
auf eine Ebene. Vor über 30 Jahren<br />
Beeindruckend groß ist das Stammwerk von Bischof +Klein in Lengerich (Kreis Steinfurt).<br />
warB+K eines der ersten Unternehmen in<br />
Deutschland, das den Umweltschutz in<br />
der Unternehmenspolitik verankerteund<br />
Wirtschaftlichkeit mit Umweltschutz<br />
koppelte. Seit 1987 veröffentlicht das<br />
Unternehmen jährlich eine Umwelterklärung.<br />
Seit 2011 ist sie Bestandteil des<br />
jährlichen GRI-Nachhaltigkeitsberichtes<br />
auf der Grundlage der internationalen<br />
Global Reporting Initiative. 2014 wurde<br />
B+K für sein umfassendes Engagement<br />
mit dem CSR-Preis der Bundesregierung<br />
ausgezeichnet.<br />
Einen Schwerpunkt setzt B+Kauch auf<br />
Ausbildung. Mit seinen deutschen Standorten<br />
zählt der Folien- und Verpackungshersteller<br />
laut einer aktuellen Studie des<br />
Wirtschaftsmagazins Focus Money zu<br />
Deutschlands besten Ausbildungsbetrieben.<br />
Das Unternehmen beschäftigt in<br />
Deutschland mehr als 2000 Mitarbeiter<br />
und bildet ca. 120Auszubildende in über<br />
zehn verschiedenen Berufen aus.<br />
Dr.VolkerPfennig: „Motivierteund kompetente<br />
Mitarbeiter sind unser großes<br />
Plus. Mit Know-howund moderner Technologie<br />
entwickeln wir unsere Produkte<br />
immer weiter und fördern so die Bemühungen<br />
unserer Kunden um Nachhaltigkeit.<br />
Wirsehen in fl<br />
exiblen Kunststoffvf erpackungen<br />
die größten Chancen im gesamten<br />
Verpackungsmarkt.“<br />
Foto: B+K
GELD &GESCHÄFT 17<br />
Die Chance auf mehr<br />
Nur wenige Bundesbürger partizipieren an den Kursbewegungen am Aktienmarkt –Zertifikate bieten<br />
eine Möglichkeit, anden Gewinnen teilzuhaben, ohne eine enormes Risiko einzugehen<br />
Bär und Bulle stehen an der Börse für unterschiedliche Gemüter –für Pessimisten und Optimisten. Auch Zertifikate setzen auf dieses Spannungsverhältnis.<br />
Foto: colourbox.de<br />
OFFEN GESAGT<br />
Qual der Wahl<br />
InZeiten eines Dauerzinstiefs haben<br />
Sparer grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />
Sie resignieren –und verzichten<br />
auf längere Sicht auf nennenswerte<br />
Zinserträge –oder sie schauen sich<br />
nach alternativen, lukrativeren Finanzprodukten<br />
um.<br />
Zertifikate können dann für Kleinanleger<br />
eine interessante, wenn auch risikobehaftete<br />
Variante zum Tagesgeld<br />
oder Sparbuch sein. Vor allem Bonus-<br />
Zertifikate kommen mit ihrer recht hohen<br />
Sicherheitspräferenz den Wünschen<br />
vieler traditioneller Sparer nahe.<br />
Wenn auch der direkte Aktienkauf bei<br />
einer längeren Spar-Perspektive wohl<br />
die gewinnversprechendste Anlagevariante<br />
ist, sind Zertifikate ebenfalls ein<br />
Weg, auch mit kleinem Geld am großen<br />
Finanzmarkt mitzuverdienen.<br />
Wie bei allen Überlegungen zur Vermögensbildung<br />
darf auch bei Zertifikaten<br />
nicht der Hinweis fehlen, dass eine<br />
möglichst breite Streuung der Geldanlage<br />
sinnvoll ist.<br />
Die jahrelange Nullzinspolitik der<br />
Europäischen Zentralbank verführt viele<br />
Anleger zu mehr Kreativität, sollte<br />
sie allerdings nicht zu höchst riskanten<br />
Sparformen verleiten. Jürgen Stilling<br />
Wer anBörsengeschäften teilhaben<br />
will, ohne direkt Aktien oder Anleihen<br />
zukaufen, greift in Deutschland<br />
immer öfter zuZertifikaten. Auf diese<br />
Weise bekommt der Anlegerkeine<br />
feste Verzinsung, partizipiert aber<br />
an der Wertentwicklung anderer Finanzprodukte.<br />
Zertifikate sind sehr unterschiedlich<br />
ausgestaltet. Hier<br />
einige beliebte Varianten:<br />
►Discount-Zertifikate<br />
Discount-Zertifikate sind die<br />
bei deutschen Anlegern beliebtesten Produkte<br />
dieser Wertpapierklasse: Sie machen<br />
hierzulande eine der größten Gruppen<br />
unter den Anlagezertifikaten aus. Besonders<br />
attraktiv sind sie durch den Rabatt,<br />
den sie im Vergleich zu einem Direktkaufdes<br />
Basiswerts aufw<br />
eisen. Doch<br />
dieser Nachlass der hat seinen Preis.<br />
Der Sparer muss einen sogenannten<br />
„Cap“ in Kauf nehmen. Dieser begrenzt<br />
die Gewinnchancen nach oben. Konkret:<br />
Notiert der Basiswert, etwa eine bestimmte<br />
Aktie aus dem Standardwerte-<br />
Index Dax, zum Laufzeitende unter dem<br />
Cap, erhalten Besitzer des Discount-Zertifikats<br />
entweder den Basiswert selbst angedient<br />
oder einen Barausgleich, dessen<br />
Höhe dem Kurs des Basiswerts zum Fälligkeitstermin<br />
entspricht. Notiert der Basiswert<br />
zum Laufzeitende des Discount-<br />
Zertifikats allerdings genauauf oder über<br />
dem Cap, erhalten die Anleger einen zuvor<br />
festgelegten Maximalbetrag ausgezahlt.<br />
Dieser entspricht der Höhe des<br />
Caps. Sie erzielen somit zwar den bei diesem<br />
Zertifikat größtmöglichen Gewinn,<br />
dieser kann jedoch kleiner sein als bei<br />
einem Direktinvestment in die Aktie.<br />
Denn der ausbezahlte Maximalbetrag ist<br />
immer gleich, egal ob der Basiswert genauauf<br />
demCap oder auch weit darüber<br />
liegt. Für Anleger, die stark steigende<br />
Kurse erwarten, sind Discount-Zertifikate<br />
somit kein optimales Produkt.<br />
►Index-Zertifikate<br />
Index-Zertifikate bilden einen bestimmten<br />
Index, etwa den wichtigsten deutschen<br />
Börsenindex Dax, nach und ermöglichen<br />
es somit mit lediglich einer Transaktion,<br />
an der Wertentwicklung zu partizipieren.<br />
Index-Zertifikatewerden in der<br />
Regel mit einem bestimmten Bezugsverhältnis<br />
ausgegeben. Dieses weist aus, wie<br />
der Wert des Zertifikats im Verhältnis<br />
zum Indexstand ist. Index-Zertifikate<br />
gibt es in zwei Varianten: mit einer festen<br />
Laufzeit oder als „Endlos“-Variante. Ein<br />
Vorteil dieserZertifikateist, dass sie börsentäglich<br />
zu den offiziellen Handelszeiten<br />
und zu einem direkt am Indexstand<br />
orientierten Preis ge- oder verkauft werden<br />
können. Das Risiko ist geringer als<br />
bei einer direkten Aktienanlage, weil die<br />
Streuung auf die im Index enthaltenen<br />
Aktien das GesamtrisikoinGrenzen hält.<br />
►Bonus-Zertifikate<br />
Bonus-Zertifikate bieten unter allen Zertifikaten<br />
die höchste Sicherheit. Grundsätzlich<br />
funktionieren sie wie andereZertifikate<br />
auch: Es gibt einen Bezug auf<br />
einen Basiswert, der beispielsweise eine<br />
Aktie oder ein Index sein kann. Eingezogen<br />
wird beim Bonus-Zertifikat immer<br />
eine Sicherheitsschwelle und ein Bonus-<br />
Level. Ein Beispiel: Angenommen der Anleger<br />
entscheidet sich für ein Bonus-Zertifikat<br />
mit einer Aktie als Basiswert, derenKursderzeit<br />
100Eurobeträgt.Die Sicherheitsschwelle<br />
könntebei diesem Zertifikat<br />
bei 80 Euro liegen, während der<br />
Bonus-Levelbei 120Euroangesiedelt ist.<br />
In der FolgegibtesdreimöglicheSzenarien,<br />
wie sich der Kurs des Basiswertes<br />
verhalten könnteund welche Auswirkungen<br />
dies auf das Bonus-Zertifikat hätte.<br />
Unterschreitet der Aktienkurs beispielsweise<br />
während der gesamten Laufzeit<br />
des Zertifikats nicht die Sicherheitsschwelle<br />
von80Euro, so erhält der Anleger<br />
amLaufzeitende auf jeden Fall eine<br />
Auszahlung in Höhe des Bonus-Levels,<br />
also 120 Euro. Fällt der Aktienkurs jedoch<br />
unter die Sicherheitsschwelle, so<br />
greift diese nicht mehr. Indiesem Fall<br />
würde der Anleger am Laufzeitende den<br />
Kurs erhalten, zu dem die Aktie dann notiert.<br />
Ein anderes mögliches Szenario<br />
könnte darin bestehen, dass der Aktienkurs<br />
am Ende der Laufzeit oberhalb des<br />
Bonus-Levels notiert. In diesemFall würde<br />
der Anleger den jeweiligen Kurs ausgezahlt<br />
bekommen. Jürgen Stilling<br />
Stephan Dröge,<br />
Freiberuflerbetreuer,<br />
Sparkasse Münsterland Ost.<br />
Dr. med. Jens Quakernack,<br />
GYNMÜNSTER<br />
Operative Gynäkologie,<br />
Münster.<br />
Einfach<br />
verstanden.<br />
sparkasse-mslo.de<br />
Wirverstehen,was Siebewegt.<br />
Weil wirinIhrer Branche zu Hause<br />
sind.Mit Erfahrung und Know-how,<br />
wieesnur Spezialisten haben.<br />
Wissen isteinfach wertvoll.<br />
Wenn’s um Geld geht
BERÜHRT HERZ UND VERSTAND<br />
DerneueVWArteon<br />
18 GELD &GESCHÄFT<br />
Heizen mit<br />
dem Rechner<br />
Ein Dresdner Start-up vermarktet Server-Wärme<br />
Es gibt klassische Limousinen.<br />
Und es gibt Sportwagen.<br />
Die einen bieten viel Raum und hohen Komfort,<br />
die anderen scharfes Design und pure Dynamik.<br />
Mit dem Arteon hat Volkswagen ein neues<br />
Modell auf den Markt gebracht, das diese beiden<br />
automobilen Welten verbindet. Ein sportlicher<br />
Gran Turismo, avantgardistisch designt, ausgestattet<br />
mit sehr viel Platz und den Assistenzsystemen<br />
einer neuen Generation, interaktiv<br />
vernetzt und somit „always on“, effizient und<br />
stark motorisiert, auffallend fahraktiv und doch<br />
komfortabel wie eine Oberklasselimousine<br />
abgestimmt.<br />
Dabei bietet der Arteon reichlich Raum. Dank des<br />
langen Radstands von 2,84 Meter bei einer Länge<br />
von 4,86 Meter sitzen Fahrer und Beifahrer im für<br />
die Langstrecke zugeschnittenen FastbackModell<br />
sehr bequem und bietet bis zu drei Erwachsenen<br />
im Fond Beinfreiheit, die an Oberklassen<br />
Limousinen erinnert. Im Gegensatz zu einer<br />
klassischen Limousine ist der Arteon mit einem<br />
variablen Kofferraum ausgestattet. Dank großer<br />
Heckklappe und der 1/3 zu 2/3 klappbaren<br />
Rücksitzlehne bietet er einen Stauraum, der das<br />
Niveau eines SUV erreicht.<br />
Zu den wichtigsten DesignElementen des mit<br />
ausgesprochen dynamischen Proportionen ausgestatteten<br />
Arteon gehört die neu entwickelte Frontpartie.<br />
Kennzeichen: eine weit nach vorn und bis<br />
über beide Kotflügel reichende Motorhaube und<br />
ein Kühlergrill, der die gesamte Fahrzeugbreite<br />
einnimmt. Die LEDScheinwerfer, Tagfahrlichter<br />
und Blinker verschmelzen dabei mit den verchromten<br />
Querspangen des Kühlergrills und der<br />
Motorhaube. So entsteht ein Frontpartiedesign,<br />
das selbst hochkarätigen Sportwagen zur Ehre<br />
gereichen würde.<br />
Zum avantgardistischen Gesamtkonzept des<br />
Arteon passen seine innovativen Assistenzsysteme.<br />
Volkswagen wird den Gran Turismo<br />
europaweit in drei Ausstattungsversionen<br />
anbieten: „Arteon“, „Elegance“ und „RLine“.<br />
Großcomputer in Unternehmen produzieren<br />
Hitze –und müssenfür viel<br />
Geld gekühlt werden. Dresdner Tüftler<br />
haben dieses Problem in einen<br />
Vorteil verwandelt. Ihre Server-<br />
Schränke können nicht nur rechnen,<br />
sondern auch Häuser beheizen.<br />
Das soll eine Heizung sein?<br />
Nicht-Eingeweihtewürden<br />
hier wohl einen gewöhnlichen<br />
Server-Schrank sehen<br />
–einen mannshohen<br />
schwarzen Computer-Kasten mit ein paar<br />
grünenLichtern hinter einer Glasscheibe.<br />
Doch dieser Kasten kann auch Wasser auf<br />
60 Grad erhitzen und damit ganze Gebäude<br />
beheizen.<br />
Der Server steht in der Werkstatt des<br />
Dresdner Start-ups Cloud&Heat. Mittlerweilehaben<br />
die Tüftler das Konzept einigen<br />
namhaften Kunden schmackhaft gemacht.<br />
Ihre Idee: ein typisches Problem<br />
von Rechenzentren in einen Vorteil verwandeln.<br />
Normalerweise müssen Server mit viel<br />
Energieaufw<br />
and gekühlt werden, damit<br />
sie funktionstüchtig bleiben. Die Wärme<br />
verpufft dabei meist als Abfallprodukt.<br />
Die Dresdner Server-Heizung hingegen<br />
nutzt sie. Eine seiner Cyber-Heizungen<br />
kann drei energieeffizient gebauteEinfamilienhäuser<br />
mit Wärme und Warmwasser<br />
versorgen, wie Nicolas Röhrs, Geschäftsführer<br />
des Start-ups, vorrechnet.<br />
Dazu wird Wasser durch den Server-<br />
Schrank geleitet –durch feine Kanälchen<br />
ganz dicht an den heißen Prozessoren<br />
entlang. Das Wasser erhitzt sich. Ein Wärmetauscher<br />
speist schließlich die Hitze in<br />
einen Pufferspeicher ein, der bei Bedarf<br />
warmes Wasser bereitstellt.<br />
Werstellt sich so etwas auf? „Kunden, die<br />
ohnehin ein Rechenzentrum brauchen,<br />
etwa zum Betrieb einer eigenen Cloud“,<br />
erklärt Röhrs – vom mittelständischen<br />
Unternehmen bis zum internationalen<br />
Konzern. Gerade hat zum Beispiel der<br />
Energiekonzern Innogy drei Server-<br />
Schränkegekauft, um mit ihnen „einfach<br />
und effizient“ Gebäude zu beheizen.<br />
Auch im Eurotheum, dem ehemaligen<br />
Sitz der Europäischen<br />
Zentralbank<br />
(EZB) in<br />
Frankfurt, sollen<br />
ab September<br />
Cloud&Heat-Server<br />
vor sich hinarbeiten<br />
und den<br />
„Die Anschaffung ist etwas<br />
teurer als eine Rechenanlage<br />
mit 0815-Luftkühlung.“<br />
Nicolas Röhrs<br />
Turm mitheizen.<br />
Und ein ganzer<br />
Container voller Schränke soll demnächst<br />
nach Norwegen verschifft werden.<br />
Abnehmer: ein dortiger „grüner“ Rechenzentrums-Anbieter.<br />
Ein Schrank mit der Wasserkühlung koste<br />
25 000 bis 250 000 Euro, je nach Ausstattung,<br />
sagt Röhrs: „Die Anschaffung<br />
ist etwas teurer als eine Rechenanlage<br />
mit 0815-Luftkühlung.“ Die Mehrkosten<br />
seien aber in wenigen Monaten ausgeglichen.<br />
Denn mit dem System werde die<br />
Hälfte der Ausgaben gespart, die sonst<br />
mit klassischer Luftkühlung anfallen.<br />
Wasdie Kunden mit den Rechnerkapazitäten<br />
dann machen, bleibt ihnen überlassen.<br />
Entweder sie nutzen sie selbst, oder<br />
aber sie vertreiben die Prozessorleistung<br />
weiter – zum Beispiel an Leute, die<br />
Cloud-Speicherplatz brauchen. So will es<br />
Innogy machen.<br />
Ob diese Idee zukunftweisend ist? „Die<br />
Nachfragenach Rechenleistung wirdauf<br />
jeden Fall immer größer“, sagt Uwe Kluge,<br />
Mitarbeiter der Sächsischen Energie-<br />
Agentur.Damit würden auch die Rechenzentren<br />
größer. Deren Abwärme wiederum<br />
werdeweltweit immer mehr genutzt<br />
–aus Kostengründen. „Das macht mehr<br />
Große Rechenzentren müssen aufwendig gekühlt werden. Dabei<br />
könnte man die Abwärme gut nutzen. Foto: dpa, Susanne Lindholm<br />
Sinn, als solche riesigen Wärmemengen<br />
in die Umwelt zu blasen.“<br />
Und tatsächlich liebäugeln viele Betreiber<br />
von Rechenzentren mit der Abwärme-Nutzung.<br />
Einer Befragung des Berliner<br />
Borderstep-Instituts zufolge glaubt<br />
die Hälfteder Betreiber,damit viel Energie<br />
sparen zu können. 30 Prozent versuchten<br />
das schon –aber meist nur in<br />
sehr geringem Umfang, teilt Ralph Hintemann<br />
mit, IT-Experte des Instituts.<br />
Er schätzt, dass in Deutschland rund<br />
50 000 Rechenzentren stehen. Eine offizielle<br />
Statistik darüber gebe es nicht. Alles<br />
sei dabei –vom firmeneigenen Server-<br />
Schrank bis zum Mega-Rechenzentrum<br />
auf einer Fläche mehrerer Fußballfelder.<br />
Zwischen 2011 und2016sei die Gesamtfl<br />
äche der deutschen Rechenzentren um<br />
15 Prozent gestiegen.<br />
Trends wie Cloud Computing, Big Data<br />
und künstliche Intelligenz befeuern die<br />
Nachfrage nach hochwertigen Rechenzentren<br />
noch weiter, sagt Christian Herzog,<br />
Bereichsleiter für IT-Infrastruktur<br />
und Kommunikationstechnologien beim<br />
Branchenverband Bitkom. Effizienz werde<br />
dabei für die Betreiber immer wichtiger.<br />
„In dieses Muster fügt sich die Idee<br />
des Dresdner Start-ups nahtlos ein, sie<br />
könnteeinen weiteren Beitrag zum „grünen<br />
Rechenzentrum“ leisten.“<br />
Noch ist Cloud&Heat nach eigenen Angaben<br />
nicht rentabel. Aber bis 2020 will<br />
man schwarze Zahlen schreiben. Im laufenden<br />
Jahr werde wohl ein Umsatz von<br />
drei Millionen Euro erzielt, schätzt<br />
Röhrs. Im kommenden Jahr rechnet er<br />
mit doppelt so viel.<br />
Dass bald auch systematisch Wohnhäuser<br />
mit Servern beheizt werden, ist aber<br />
eher unwahrscheinlich. Mit dieser Idee<br />
warCloud&Heat zunächst angetreten. 80<br />
Häuser seien in Deutschland mit den<br />
Schränken bestückt worden, sagt Röhrs.<br />
Doch das jungeUnternehmensei auf deren<br />
Rechenleistung sitzengeblieben.<br />
Cloud-Platzhirsche wie Amazon und<br />
Google waren zustark. „Ich glaube, wir<br />
waren einfach viel zufrüh dran“, sagt<br />
Röhrs.<br />
dpa
GELD &GESCHÄFT 19<br />
++ TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE ++<br />
6. September 2017: Informationsveranstaltung für Existenzgründer,<br />
9bis 12.30 Uhr, wfc Wirtschaftsförderung<br />
Kreis Coesfeld, Burg Lüdinghausen, Amthaus 14, Lüdinghausen<br />
8./9. September 2017: Leckerland-Hausmesse, Messe- und<br />
Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />
20. September 2017: Lab Supply, Fachmesse für Labortechnik,<br />
9.30 bis 15.30 Uhr, Messe- und Congresszentrum<br />
Halle Münsterland, Münster<br />
21. September 2017: Zeitenwende im Datenschutz: Die<br />
Datenschutz-Grundverordnung, 17 bis 19 Uhr, wfc Wirtschaftsförderung<br />
Kreis Coesfeld, Fehrbelliner Platz 11,<br />
Dülmen<br />
21./22. September 2017: vocatium Münsterland, Fachmesse<br />
für Ausbildung und Studium, jeweils 8.30 bis 14.45<br />
Uhr, Messe- und Congresszentrum Halle Münsterland,<br />
Münster<br />
25./26. September 2017: Landesfachtagung Nordrhein-<br />
Westfalen des Verbandes Kommunaler Unternehmen e.V.<br />
und Abfallwirtschaft und Stadtreinigung VKS, Messe- und<br />
Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />
26. September 2017: Forum VIA für Auszubildende und<br />
Berufsanfänger des Event- und Hotelbereichs, 9.15 bis 17<br />
Uhr, Messe- und Congresszentrum Halle Münsterland,<br />
Münster<br />
27. September 2017: Auftaktveranstaltung „Predictive<br />
Maintenance“, 14.30 Uhr, Wirtschaftsförderungs- und<br />
Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH, Availon GmbH,<br />
Daimlerstraße 40, 48429 Rheine<br />
27./28. September 2017: Agravis-Ordermesse, Messe- und<br />
Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />
29. September 2017: Gründungs-Summit der Gesellschaft<br />
für Wirtschaftsförderung Kreis Warendorf, 15.30 Uhr,<br />
Sparkassen-Forum, Freckenhorster Str. 65, Warendorf<br />
Netzwerken am<br />
Smoker-Buffet<br />
Erstes E-Commerce-BBQ am 1. September in Bielefeld<br />
Der E-Commerce-Markt in Deutschland<br />
boomt –doch damit wächst auch<br />
im Onlinehandel der Wettbewerb.<br />
Ständige Optimierung lautet deshalb<br />
eine Devise. Die Online-Marketing-<br />
Agentur qualitytraffic GmbH, die in<br />
Münster am Hafenweg 8und in Bielefeld<br />
ansässig ist, veranstaltet am 1.<br />
September ab 11 Uhr gemeinsam mit<br />
B+S Logistik in Bielefeld ein erstes E-<br />
Commerce-BBQ.<br />
„Wir wollen nicht nur nützliche<br />
Informationen vermitteln, sondern<br />
auch einen Rahmen zum Netzwerken<br />
schaffen.“<br />
Impulsvorträge und praxisnahe<br />
Workshops gehören ebenso zu den<br />
Zutaten wie Netw<br />
orking bei einer<br />
großen Barbecue-Party<br />
mit Smoker-<br />
Buffet und Cocktail-Lounge. Thorsten<br />
Piening, Geschäftsführer<br />
der<br />
quality<br />
traffic<br />
GmbH: „Wir wollen<br />
nicht nur nützliche<br />
Informationen<br />
vermitteln,<br />
sondern auch<br />
Thorsten Piening, qualitytraffic GmbH<br />
einen Rahmen<br />
zum Netzwerken<br />
schaffen. Wie<br />
überall ist es auch imOnlinehandel von<br />
großem Vorteil, wenn man gute Kontakte<br />
hat und bei Fragen und Problemen weiß,<br />
wen man ansprechen kann.“<br />
Die Teilnehmer aus ganz Westfalen können<br />
in Bielefeld einen ganzheitlichen Blick<br />
auf das Geschäftsmodell Onlinehandel<br />
werfen undselbst erfahren, wo versteckte<br />
Potenzialeliege. „Wir haben die Erfahrung<br />
gemacht, dass viele Onlinehändlerzentralen<br />
Elementen ihres Geschäftes wie der Logistiknicht<br />
genug Aufmerksamkeit schenken.<br />
Dabei schlummert hier viel Optimierungs-<br />
und Verbesserungspotenzial“, sagt<br />
Stefan Brinkmann, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der B+S Logistik GmbH.<br />
Interessante Vorträge garantieren Experten<br />
von Unternehmen wie Lucky Bike,<br />
Coureon Logistics und HDNET. InWorkshops<br />
geht es um Themen wie Google-<br />
Shopping und effektives Controlling im E-<br />
Commerce.<br />
Anschließend haben die Teilnehmer Gelegenheit,<br />
sich mit Gleichgesinnten und Experten<br />
über ihre Erfahrungen und Fragen<br />
zum Thema auszutauschen.<br />
Laut einerPrognose des Handelsverbands<br />
Deutschland wird<br />
der Onlinehandel<br />
hierzulande in<br />
diesem Jahr 48,8<br />
Milliarden Euro<br />
umsetzen und damit<br />
rund elf Prozent<br />
mehr als<br />
2016.Damit steht<br />
der Onlinehandel<br />
kurz davor, zehn<br />
Prozent des Umsatzes im deutschen Einzelhandel<br />
(493Milliarden Euro) zu erwirtschaften.<br />
Abgesehen davonsorgt die Branche<br />
für 50 Prozent des Wachstums im Einzelhandel<br />
und ist einer der bedeutendsten<br />
Wachstumstreiber in Deutschland. Dies<br />
wiederumhat zur Folge, dass immermehr<br />
Unternehmen in den Markt drängen und<br />
der Wettbewerb sich weiter verschärft<br />
Karten unter ww<br />
w w.e-commerce-bbq.de.
UNTERNEHMEN<br />
Ein guter Busin<br />
ist die Grundlag<br />
Existenzgründer sollten strukturiert arbeiten /Frühzeitig<br />
Volker Bock Foto: Klöcker, Knippenberg &Partner<br />
Ruven Klöcker<br />
Wer ein Unternehmen gründen möchte, muss viele Details beachten. Die Fin<br />
gründlich durchdenken sollten.<br />
Wer erfolgreich ein Unternehmen<br />
gründen möchte, sollte von Beginn<br />
an strukturiert arbeiten. Wichtig dabei:<br />
ein guter Business-Plan.<br />
Dieser ist die Grundlage“, erklärt<br />
Volker Bock, Steuerberater<br />
und Diplomkaufmann<br />
inder Kanzlei Klöcker,<br />
Knippenberg &Partner<br />
mit Sitz in Münster und Ladbergen.<br />
Wiesieht die Marktsituation aus? Welche<br />
Wettbewerber gibt es? Welche Produkte<br />
sollen angeboten werden? Antworten auf<br />
diese und weitere Fragen sollten zunächst<br />
niedergeschrieben werden. Ein<br />
durchdachter Plan, der Schritt für Schritt<br />
abgearbeitet werden kann, ist in der<br />
Gründungsphase Gold wert. „Dabei fallen<br />
oftmals Sachen auf, bei denen nachgebessert<br />
werden sollte“, ist sich Ruven<br />
Klöcker, Master of Science und Financial<br />
Advisor bei Klöcker, Kippenberg &Partner,sicher.„Es<br />
ist schön, wenn manoptimistisch<br />
ist. Es macht aber Sinn, mögliche<br />
Szenarien zu durchdenken und im<br />
Vorfeld zu überlegen, wie man dann reagiert“,<br />
gibt Volker Bock allen zukünftigen<br />
Existenzgründern mit auf den Weg.<br />
Die meisten Businesspläneseien ausbaufähig,<br />
so seine Erfahrung: „Ich erlebe beispielsweise<br />
häufig, dass man sich bei der<br />
Analyse des Marktes zu wenig Gedanken<br />
macht.“<br />
Über den Erfolg oder Misserfolg des<br />
Unternehmens kann mitunter auch der<br />
Standort entscheiden. Deshalb solltediese<br />
Frage frühzeitig beantwortet werden.<br />
Wenn beispielsweise eine hohe Kundenfrequenz<br />
nötigist, eignet sich ein anderer<br />
Standort als wenn die Anbindung zur<br />
Autobahn sinnvoll ist.<br />
Über die Finanzierung sollten Gründungswillige<br />
sich möglichst frühzeitig<br />
Gedanken machen. Gibt es Investoren?<br />
Unterstützt die Familie? Ist Eigenkapital<br />
vorhanden? Welche Fördermöglichkeitengibtes?<br />
Realistische Gedankendarüber,<br />
wie die Vorlaufzeit überbrückt werdenkann,<br />
sind wichtig. Schließlichwisse<br />
man n<br />
Klöcke<br />
durchg<br />
Auch w<br />
an eine<br />
der Ha<br />
Selbsts<br />
führe e<br />
Erfolg<br />
Klöcke<br />
die ma<br />
wolle.<br />
einen<br />
wissen<br />
die Sit<br />
Alleine<br />
Schritt<br />
der Fa<br />
unters<br />
von E<br />
Nicht<br />
weiter<br />
sind S<br />
Wirtsc<br />
bieten<br />
Alleine oder im Team gründen?<br />
Gründungen können sowohl imTeam als auch alleine erfolgreich sein. Es werde aber schwieriger, alle<br />
benötigten Eigenschaften in einer Person zu vereinen. „Meistens ist es sinnvoll, dass man mit mehreren<br />
gründet“, hat Volker Bock, Steuerberater und Diplomkaufmann bei „Klöcker, Knippenberg &<br />
Partner“, in den vergangenen Jahren bei seinen Beratungen festgestellt. Denn: Die Gründungen werden<br />
komplexer, es müssen immer mehr –auch rechtliche –Hintergründe beachtet werden. „Auch der<br />
Prozess des Gründens selbst wird komplizierter“, soRuven Klöcker, Master of Science und Financial<br />
Advisor. Nicht nur rechtliche und fachspezifische Einzelheiten müssen bekannt sein, sondern auch<br />
verschiede persönliche Eigenschaften seien von Vorteil. Wer gründet, muss zu Beginn mit Rückschlägen<br />
rechnen. Die Arbeitsbelastung ist zudem hoch –inder Regel höher als in einem Angestelltenverhältnis.<br />
„Damit muss man klar kommen“, so Volker Bock. Zudem zahle sich<br />
Hartnäckigkeit auf lange Sicht meistens aus. Mit Niederlagen solle man<br />
außerdem umgehen können. Branchenerfahrungen und Kontaktfreude seien<br />
darüber hinaus ebenso wichtige Eigenschaften. „Ich muss aktiv auf andere<br />
Menschen zugehen. Wenn man<br />
Vertriebstalent hat, ist das sicherlich<br />
gut“, soRuven Klöcker: „Als<br />
Gründer muss ich anderen Menschen<br />
eine Arbeit und eine Struktur<br />
geben. Ich muss eine ungewisse<br />
Zukunft für mich selbst<br />
einplanen“, gibt der Experte<br />
Foto: Colourbox.com<br />
in diesem Zusammenhang zu<br />
Bedenken.<br />
jeh
SGRÜNDUNG 20<br />
Anzeigensonderveröffentlichung<br />
ess-Plan<br />
e<br />
Gedanken über die Finanzierung machen<br />
anzierung, der Standort und die Branche sind nur einige Beispiele, die Existenzgründer vorher<br />
Foto: Colourbox.com<br />
icht, wann der Erfolg eintrete, so<br />
r. Dieser Zeitraum müsse aber<br />
estanden werden können.<br />
enn das Thema Geld von Anfang<br />
Rolle spiele, sollteesjedoch nicht<br />
uptbeweggrund zum Schritt in die<br />
tändigkeit sein. Denn in dem Fall<br />
sschnell zur Frustration, falls der<br />
nicht schnell kommt, so Ruven<br />
r. Vielmehrgehe es um die Idee, an<br />
nglaube und die man umsetzen<br />
„Man muss bereit sein, durch<br />
langen Tunnel zu gehen ohne zu<br />
,wodieser endet“, beschreibt er<br />
uation zuBeginn der Gründung.<br />
muss jedoch niemand diesen<br />
ins Unbekannte wagen. Neben<br />
milie, die das Projekt imIdealfall<br />
tützt, kann die professionelle Hilfe<br />
xperten die Arbeit erleichtern.<br />
nur zu Beginn, sondern auch im<br />
en Verlauf der Selbstständigkeit<br />
teuerberater, Rechtsanwälte und<br />
haftsprüfer hilfreiche Stütze. Sie<br />
Gründungscoaching an, kümmern<br />
sich um die erforderlichen Papiere, verschicken<br />
Zahlungsvereinbarungen und<br />
helfen zu einem strukturierten Start.<br />
Einen Tipp geben Ruven Klöcker und VolkerBockindiesem<br />
Zusammenhang allen<br />
zukünftigen Existenzgrünernmit auf den<br />
Weg: „Wir sind dankbar, wenn sie frühzeitig<br />
zu uns kommen.“ Denn dann kann<br />
von Anfang an ein professioneller Business-Plan<br />
erstellt werden –ein Garant für<br />
den Erfolg. Jenny Hagedorn<br />
Fördermöglichkeiten<br />
„Es gibt viel mehr Förderprogramme als man<br />
meint“, so Volker Bock. Doch die richtige Finanzierungsstruktur<br />
zu finden, sei eine Herausforderung.<br />
Um Fördermöglichkeiten solle man sich jedoch<br />
möglich rechtzeitig kümmern, daviele Programme<br />
bereits vor dem Start des Unternehmens beantragt<br />
werden müssen. Die Experten von „Klöcker, Knippenberg<br />
&Partner“ helfen Existenzgründern durch<br />
diesen Dschungel an Fördermöglichkeiten. jeh<br />
Rechtzeitig um die<br />
Nachfolge kümmern<br />
Mit einem Familienpool kann Vermögen in die nächste Generation übertragen werden<br />
Wer ein Unternehmen gegründet<br />
undjahrelang geführthat, dermöchte,<br />
dass auch nach dem eigenen Ausscheiden<br />
die Geschäfte reibungslos<br />
weiterlaufen. Das aufgebaute Vermögen<br />
soll darüber hinaus in die<br />
nächste Generation vererbt werden.<br />
Rechtzeitig sollte dieser Schritt angegangen<br />
werden, empfiehltDr. Ansgar<br />
Beckervordersandfort von der<br />
gleichnamigen Kanzlei. Beispielsweise<br />
mit einem Familienpool kann<br />
das Vermögen und das Unternehmen<br />
langfristig und nachhaltig gesichert<br />
werden.<br />
Durch den geschickten Einsatz<br />
eines Familienpools<br />
kann die Vermögensnachfolge<br />
optimal gesteuert<br />
und gesichert werden“, ergänzt<br />
er. Ziel dabei ist es, das vielleicht<br />
über Generationen erarbeiteteVermögen<br />
zu erhalten. Der Familienpool verhindert<br />
Streitigkeiten und steuert die Vermögensnachfolge<br />
optimal. Ohne Streuverluste,<br />
ohne Zersplitterung von Werten –<br />
eine Gesellschaftsgründung mit zwischenmenschlicher<br />
Note.<br />
Er erklärt ein Fallbeispiel für den Familienpool:<br />
Die Eheleute Müller haben zwei<br />
Kinder und sechs Enkelkinder. Sie sind<br />
Miteigentümer von zwei vermieteten<br />
Mehrfamilienhäusern mit einem Verkehrswert<br />
von jeweils 2Millionen Euro<br />
sowie eines selbst bewohnten Einfamilienhauses<br />
im Wert von 1Million Euro.<br />
Zudem verfügen sie über ein Aktiendepot<br />
mit einem Kurswert von 2 Millionen<br />
Euro. Für jedes Enkelkind zahlen sie monatlich<br />
einen Betrag in Höhe von 600<br />
Euro ineinen Aktienfonds ein.<br />
Das Vermögen soll steueroptimiert auf<br />
die Kinder und Enkelkinder übertragen<br />
werden, wobei die Eheleute Müller die<br />
größtmögliche Flexibilität behalten wollen.<br />
Insbesonderewollensie sich im Alter<br />
nicht finanziell einschränken müssen.<br />
„Es bietet sich die Einbringung der beiden<br />
Mehrfamilienhäuser und des Wertpapierdepots<br />
in einen Familienpool in<br />
der Form einer Kommanditgesellschaft<br />
an“, schlägt Dr. Ansgar Beckervordersandfort<br />
vor. Die EheleuteMüller werden<br />
die Komplementäreund übernehmen daher<br />
in der Gesellschaft die Geschäftsführung.<br />
Die beiden Kinder werden als Kommanditisten<br />
in Höhe der noch nicht ausgenutzten<br />
Schenkungsteuerfreibeträge<br />
von zurzeit jeweils 400 000 Euro pro<br />
Kind und Elternteil beteiligt. Auf diese<br />
Weise kann bereits Vermögenssubstanz<br />
in Höhe von 1,6 Millionen Euro auf die<br />
nächste Generation übertragen werden.<br />
Zudem übertragen die Eheleute Müller<br />
Kommanditanteile auf die sechs Enkelkinder.<br />
Dajedes Enkelkind einen Freibetrag<br />
in Höhe von200 000 Europro Großelternteil<br />
hat, können so weitere2,4 Millionen<br />
Euro steuerfrei übertragen werden.<br />
Durch eine entsprechende Ausgestaltung<br />
vonRücktrittsrechten kann eine<br />
zielgenaue „Störfallvorsorge“imVerhältnis<br />
zu den jeweiligen Enkelkindern erreicht<br />
werden. So kann verhindert werden,<br />
dass minderjährigeKommanditisten<br />
mit Erreichen der Volljährigkeit über die<br />
Ausübung des Sonderkündigungsrechts<br />
gemäß §1629a Abs. 4BGB Vermögenswerte<br />
„ungeschützt“ erhalten. Die Rücktrittsrechte<br />
können auch an die jeweiligen<br />
Eltern der Enkelkinder abgetreten<br />
werden.<br />
Erbrecht |Nachfolge |Vermögen<br />
Foto: Colourbox.com<br />
Dr.Ansgar Beckervordersandfort LL.M., EMBA<br />
Rechtsanwalt und Notar, Mediator,<br />
Fachanwalt für Erbrecht,<br />
Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht<br />
Cathrin Beckervordersandfort<br />
Rechtsanwältin<br />
Fachanwältin für Erbrecht<br />
Klaus Weiduschat<br />
Rechtsanwalt und Notar a. D.<br />
Mediator<br />
Andreas Sielker LL.M.<br />
Rechtsanwalt<br />
Fachanwalt für Erbrecht<br />
www.bvds-partner.de<br />
Telefon 0251/49 09 32-10<br />
TOP<br />
RECHTSANWALT<br />
2016<br />
ERBRECHT<br />
DEUTSCHLANDS<br />
GROSSE<br />
ANWALTSLISTE
22 GELD &GESCHÄFT<br />
Platz für die Siebensachen<br />
Moderne Self-Storage-Anlagen liegen immer mehr im Trend. In Münster gab es zu Beginn vor allem<br />
einen Run auf die größeren Garagenabteile –für Band-Equipment, Boot und Oldtimer.<br />
Platz für Privatleute und Unternehmen: In Münster hat ein Hamburger Unternehmen diese große Self-Storage-Anlage errichtet.<br />
Foto: Michael Dedeke<br />
Der Mensch ist heute beweglicherals<br />
seine Siebensachen, die Quadratmeterpreise<br />
im Zentrum Münsters sind<br />
nicht geeignet, die Segelyacht oder<br />
das Wohnmobil neben der Familienkarosse<br />
einzuparken. Einfamilienhäuser<br />
werden ohne Keller gebaut<br />
und die Dachböden der Mietshäuser<br />
zu Wohnungen umgenutzt. Self Storage<br />
ist der Trend, der davon profitiert.Das<br />
Selbsteinlagern vonHab<br />
und Gut durch Unternehmer<br />
und Privatleute inabgeschlossen,<br />
sicheren,<br />
sichtgeschützten und bequem<br />
zugänglichen Mieteinheiten ist ein<br />
Bedürfnis, das das HamburgerUnternehmen<br />
Aves Storage seit April befriedigt:<br />
Für drei Millionen Euro hat Aves an den<br />
Kesslerweg eine Drive-up-Self-Storage-<br />
Anlage 4.0 in Highline-Ausführung gesetzt,<br />
die sich vomWellblechhütten- und<br />
Containerpark oder Miet-Kabuffs bei<br />
Umzugsunternehmern der ersten Storage-Generation<br />
krasser kaum unterscheidenkann:<br />
„Selbst in unserer kleinsten<br />
Einheit XS von gut acht Quadratmetern<br />
kann ein Internetzugang und eine<br />
Infrarotheizung optional dazu gebucht<br />
werden“, erläutert Ingo Schmidt.<br />
Der Aves-Storage-Projektmanager weiß,<br />
dass Unternehmer gern gleich am Warenlager<br />
digital ihre Lagerlogistik abarbeiten.<br />
Er verwaltet selbst 2800 Quadratmeter<br />
Lagerboxen und Garagen in 165<br />
Einheiten. Sieben verschiedene Größenordnungen<br />
zwischen acht und 29 Quadratmetern<br />
stehen zur Verfügung.<br />
„Den größten Run gabesgleich nach der<br />
Eröffnung auf die größten Garagen. Für<br />
Band-Equipment, Boot und Oldtimer<br />
sind gut gesicherte und geräumige Stellplätze<br />
in Münster rar“, schlussfolgert der<br />
42-Jährige. Gut die Hälftedes Gesamtangebotes<br />
konnte der Hanseat bereits vermieten.<br />
Denn gerade das Sicherheitskonzept<br />
des Unternehmens habe für viele<br />
Neumieter den Ausschlag gegeben, einiges,<br />
wasihnen lieb und teuer ist, am Kesslerweg<br />
einzulagern – auch kurzfristig,<br />
denn die Kündigungsfrist beträgt nur<br />
drei Monate.<br />
Das Gelände rundumdas in massiver Betonbauweise<br />
errichtete Lagergebäude ist<br />
hoch eingezäunt, abDämmerung durchgehend<br />
hell erleuchtet und videoüberwacht.<br />
Anders als im klassischen Self-Storage-<br />
Bereich, in dem auch Kleinsteinheiten<br />
voneinem Quadratmeter vorwiegend an<br />
einen privaten Kundenstamm angeboten<br />
werden, richtet Aves sein Angebot auch<br />
an Gewerbetreibende: „Ein Unternehmer<br />
hat zwei nebeneinanderliegende Einheiten<br />
gemietet, weil die Kapazitäten auf<br />
seinem Firmengelände ausgeschöpft<br />
sind“, erläutert Schmidt.<br />
Mit acht Europro Quadratmeter zahlt der<br />
Aves-Kunde für die Lagerfl<br />
äche genauso<br />
viel wie durchschnittlich für einen Quadratmeter<br />
einer 100-Quadratmeter-Mietwohnung.<br />
Im Aves-Storage gibt es noch<br />
nicht einmal eine Toilette. Bewusst, wie<br />
Schmidt verrät: „Die Mieter sollen hier ja<br />
nicht wohnen, sich auchnicht allzu lange<br />
aufh<br />
alten. Es ist beispielsweise trotz der<br />
Garagengröße der Lagereinheiten nicht<br />
erlaubt, hier eine mehr oder minder private<br />
Autowerkstatt zu betreiben, schon<br />
allein der Umweltaufl<br />
agen wegen.“<br />
Bis auf das fehlende stille Örtchen hat<br />
Schmidt in der Konzeption desParks großen<br />
Stellenwert auf Kunden-Komfort gelegt:Via<br />
Fernsteuerung öffnet der Gewerbetreibende<br />
das blaue Garagentor,andas<br />
er ebenerdig mit seinem Lieferwagenheranfahren<br />
kann. Rund um die Uhr, denn<br />
das automatische Stahlzugangstor öffnet<br />
der Mieter mit einer Chipkarte. Etwas<br />
selbst die Treppe hochschleppen, muss<br />
hier niemand: Der Lastenaufzug ins obere<br />
Stockwerk zu den kleineren Lagerboxen<br />
schafft 500 Kilogramm.<br />
Der Hausherr setzt auf vollautomatischen<br />
Selfservice,einen Bedarffür einen<br />
direkten Ansprechpartner vor Ort sieht<br />
Schmidtnicht; und wenn,dann nur temporär.<br />
Der 42-jährige Hanseat ist zweimal<br />
die Woche am Objekt, meist mit Doggenwelpe<br />
Henri im Gepäck, auch um<br />
potenziellen Mietern die Lagerboxen und<br />
das Gelände zu zeigen. Und er geht davon<br />
aus, bis Ende des Jahres alle Einheiten<br />
vermietet zu haben.<br />
„Auf Dauer werden wir einen Facility-Manager<br />
auf Stundenbasis einstellen, der<br />
dann auch per Telefon erreichbar ist,<br />
wenn der Mieter vor Ort ein Problem<br />
hat“, verspricht Schmidt.<br />
► Fortsetzung Seite 23<br />
IHREWERBUNG RICHTIG PLATZIERT<br />
TRIFFT DIREKT DIE ENTSCHEIDER<br />
MEDIADATEN UNDBERATUNG<br />
FrankMicheel Tel. 0251/690-9161 61 |frank.micheel@aschendorff.de<br />
LarsNormann Tel. 0251 /690-916162|lars.normann@aschendorff.de<br />
WWWDIE . -WIRTSCHAFT- MUENSTERLAND.<br />
DE<br />
< DIREKT< BUSINESSTOBUSINESS<br />
>ZIELGENAU ><br />
MÜNSTER<br />
MÜNSTERLAND<br />
DASIDEALEWERBEMEDIUM 2017.JETZT BUCHEN!<br />
NÄCHSTE AUSGABE<br />
26.9.2017<br />
Der<br />
Anzeigenschluss<br />
ist am 8.9.2017
GELD &GESCHÄFT 23<br />
Für Investoren<br />
interessant<br />
Prof. Dr. Vallée sieht die Self-Storage-Zukunft sehr positiv<br />
Self Storage 4.0: Aves-Projektmanager Ingo Schmidt bedient die Tore der Lagerboxen via<br />
Fernsteuerung.<br />
Foto: Maike Harhues<br />
Gute Lage ist<br />
das Aund O<br />
Große Anlagen bieten bis zu 1000 Mieteinheiten.<br />
Storage-Parks bis zu 300 Einheiten<br />
sind gut digital zu managen,<br />
auch die Einheiten<br />
werden mittlerweile online<br />
gebucht“, erläutert Christian<br />
Lohmann. Der Hamburger ist Vorsitzender<br />
des Verbandes Deutscher Self-Storage-Unternehmen<br />
e.V. und Geschäftsführer<br />
eines der bundesweit führenden<br />
Selfstorage-Betreiber mit 22 Parks in<br />
Deutschland. „Wir haben aber auch Self-<br />
Storage-Einrichtungen mit 1000 Einheiten,<br />
das klappt vom Handling gar nicht<br />
ohne einen Mitarbeiter vorOrt“, schildert<br />
er.Die Betreiber von117 Standorten von<br />
bundesweit 200 Storage-Parks sind in<br />
Lohmanns Verband: „Die anderenwollen<br />
nicht oder haben bei einer Qualitätsprüfung<br />
vor Ort unseren hohen Standard<br />
nicht erfüllt“, erklärt der Verbandsvorsitzende.<br />
Zusammen mit seinen Verbandskollegen<br />
hat Lohmann ein Self-Storage-Gütesiegel<br />
entwickelt, das Qualitätsmerkmale wie<br />
Sauberkeit, Sicherheit, Trockenheit und<br />
Frostfreiheit, räumliche Nähe zum Kunden<br />
sowie fl<br />
exible Miet- und Zugangszeitengarantiert.<br />
Mit besonderem Fokus auf<br />
Sicherheit: „Es ist schon gut, wenn ein Sicherheitsdienst<br />
beauftragt ist, den Park<br />
im Auge zu behalten, und es einen Einbruchmelder<br />
gibt.“ Denn aus Erfahrung<br />
weiß Lohmann: „Die Kunden vertrauen<br />
uns nicht nur Dingevon monetärem Wert<br />
an,manchmal ist der ideelle Wert dessen,<br />
was sie einlagern, viel höher“, resümiert<br />
der Unternehmer.Und plaudert aus dem<br />
Nähkästchen: „Eine 92-jährigeDame hat<br />
ihre gesamte Box für das Lagern von bestickten<br />
Tischdecken und Bettwäsche genutzt,<br />
die sie auf der Flucht aus Ostpreußen<br />
retten konnte.“<br />
Letztendlich sei aber auch die Lage, wenn<br />
vor allem Privatleute die Kunden bilden,<br />
das Aund O: „Ganz wichtig ist uns, die<br />
Self-Storage-Anlage höchstens drei, vier<br />
Kilometer vom Wohngebiet und nicht in<br />
irgendeinem Gewerbegebiet jwd zu errichten.<br />
Mittlerweile ist es ganz schön<br />
schwer,guteGrundstückezufinden“, berichtet<br />
Lohmann. Denn im Storage-Bereich<br />
sieht der Verbandsvorsitzendenoch<br />
längst keine Marktsättigung.<br />
Und auch Aves expandiert: Den nächsten<br />
Drive-up-Storage-Park baut das Hamburger<br />
Unternehmen in Dresden, zwei bis<br />
drei weitere pro Jahr sind deutschlandweit<br />
geplant. Maike Harhues<br />
Die Self-Storage-Branche erlebt<br />
kräftige Zuwachsraten,<br />
weil in Deutschland<br />
der Bedarf steigt, resümiert<br />
Prof. Dr. Franz Vallée,<br />
Sprecher des Vorstands beim Institut<br />
für Prozessmanagement und Digitale<br />
Transformation(IPD) der Fachhochschule<br />
Münster, Leiter des dortigen Masterstudiengangs<br />
Logistik sowie Gründer<br />
und Gesellschafter VuP GmbH –Vallée<br />
und Partner, Beratung für Logistik und<br />
IT,imGespräch mit unserer Autorin Maike<br />
Harhues.Dadie Baukosten niedrig liegen,<br />
sich aber trotzdem relativ hohe Mietenerzielen<br />
lassen, sind Self- Storage-Anlagen<br />
auch für Investoren interessant, erklärt<br />
der Experte.<br />
Der Anteil deutscher Self-Storage-<br />
Standorte am europäischen Gesamtvolumen<br />
soll laut Angaben des<br />
Branchen-Verbandes bei lediglich<br />
5,5 Prozent liegen, obwohl Deutschland<br />
von der Wirtschaftskraft und<br />
Demografie her ganz weit vorne<br />
liegt in Europa. Ist Deutschland<br />
trotz Zuwachsraten in den letzten<br />
Jahren auf diesem Gebiet noch ein<br />
Entwicklungsland?<br />
Franz Vallée: Im Self-Storage-Kontext<br />
hat Deutschland in der TatnochNachholbedarf.<br />
Als das Konzept vorgut 30 Jahren<br />
aus den USAnach Europa kam, hat es zunächst<br />
in Ländern wie Großbritannien,<br />
Frankreich oder Niederlanden Anklang<br />
gefunden. Im europäischen Vergleich<br />
holt Deutschland jetzt allerdings stark<br />
auf, da für die Anzahl deutscher Self-Storage-Einrichtungen<br />
ein jährliches Wachstum<br />
von 25Prozent prognostiziert wird.<br />
Wie sieht die Kapazitätsauslastung<br />
deutscher Self-Storage-Anbieter<br />
aus?<br />
Vallée: EinGroßteil der um die 100Self-<br />
Storage-Anlagen in Deutschland ist bereitsvoll<br />
ausgelastet. Bei neu errichteten<br />
Anlagen dauert es nur drei bis vier Jahre,<br />
bis 90 Prozent der Lagerfl<br />
äche vermietet<br />
sind. Daraus resultiert auchdie hohe Anzahl<br />
an neu erbauten Anlagen.<br />
Wielässt sich die ansteigende Nachfrage<br />
nach fl<br />
exiblen und ständig<br />
verfügbaren Lagerkapazitäten erklären,<br />
die beispielsweise Umzugsunternehmen<br />
und Speditionen<br />
schon seit Langem anbieten?<br />
Vallée: Zunächst einmal ist das auf die<br />
steigende Mobilität insbesondere der<br />
jungen Bevölkerung zurückzuführen, die<br />
dadurch selbst in<br />
Partnerschaften<br />
mehrere Hausstände<br />
aufb<br />
aut. Außerdem<br />
führt die voranschreitende<br />
Urbanisierung, gekoppelt<br />
mit hohen<br />
Mietpreisen in<br />
Großstädten wie<br />
München oder<br />
Hamburg, dazu,<br />
dass sich Mieter<br />
durchschnittlich Prof. Dr. Franz Vallée<br />
weniger Quadratmeter<br />
leisten können als vorher.<br />
Richtetsich Self Storage im Schwerpunkt<br />
an Privatleute, die Puffer-<br />
Flächen benötigen, oder fragen<br />
auch Unternehmen diesen Service<br />
nach?<br />
Vallée: Unternehmen machen ungefähr<br />
ein Drittel des Umsatzes von Self-Storage-Anlagen<br />
aus. Dabei handelt es sich<br />
meist um Kleinunternehmer, die kein<br />
eigenes Lager betreiben oder nur über geringe<br />
Lagerkapazitäten verfügen. Typische<br />
Kunden sind beispielsweise Unternehmen,<br />
die ihre Saisonware einlagern.<br />
Auch die Lagerung vonAkten ist ein typischer<br />
Anwendungsfall. Bei komplexen<br />
Logistikanforderungen, z.B. bei der Lagerung<br />
vonGefahrstoffen oder vonLebensmitteln,<br />
müssen allerdings andereLösungen<br />
gefunden werden.<br />
Wasmachtesfür institutionelle Anleger<br />
attraktiv, inSelf-Storage-Liegenschaften<br />
zuinvestieren?<br />
Vallée: Im Vergleich zu anderen Gewerbeimmobilien<br />
sind die Baukosten sehr<br />
gering und es können trotzdem beachtliche<br />
Mieten vonumdie 10 Europro Quadratmeter<br />
erzielt werden, in Großstädten<br />
sogar mehr.Das Modell scheint so attraktiv<br />
zu sein, dass sogar Kleinanleger in<br />
Self-Storage-Anlagen investieren.<br />
Worauf müssen Kunden achten,<br />
wenn sie sich vertraglich aneinen<br />
Self-Storage-Anbieter binden?<br />
Vallée: Bei langfristigen Verträgen mit<br />
einem Self-Storage-Anbieter sollte man<br />
auf kurze Kündigungsfristen achten. Das<br />
ist beim Self Storage aber eher die Regel<br />
als die Ausnahme. Bei langen Vertragsverhältnissen<br />
ist es dann immer eine Abwägung<br />
zwischen Kostenvorteilen und<br />
der nötigen Flexibilität. Außerdem ist es<br />
wichtig, sich im Vorhinein bezüglich des<br />
Versicherungsschutzes zuinformieren.<br />
Zweckmäßig? Repräsentativ? Ausgeklügelt.<br />
Ihr Gebäude muss gut aussehen und auf<br />
lange Sicht allen Anforderungen Ihrer Betriebsabläufe<br />
gerecht werden. Ob Energiekosten,<br />
Entwässerung oder zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten<br />
–wir planen von Anfang an die<br />
Zukunft ein. Gut, wenn jemand mitdenkt.<br />
Zweifacher Sieg<br />
im Hoch- und Tiefbau<br />
Hamm IRömerstraße 113<br />
T. 02381.79900<br />
www.heckmann-bau.de<br />
GEWERBEBAU für alle Branchen
24 GELD &GESCHÄFT<br />
„Wir leben von der Substanz“<br />
Mittelstandspräsident Mario Ohoven über Steuerentlastungen, Trump und innovative Unternehmen<br />
Freundlich, verbindlich, aber<br />
glasklar in den Forderungen –<br />
so präsentiert sich Mario OhovenimInterviewmit<br />
unserem<br />
Redakteur Martin Ellerich. Im<br />
Handelsstreit mit den USA setzt der Präsident<br />
des Bundesverbandes mittelständische<br />
Wirtschaft (BVMW) auf die<br />
„unternehmerische Vernunft“ von Präsident<br />
Donald Trump, in der Steuerpolitik<br />
pocht der Düsseldorfer auf Entlastungen.<br />
Die Auftragsbücher sind voll, die<br />
Unternehmer allen Umfragen nach<br />
zuversichtlich, die Arbeitslosenzahlen<br />
niedrig –was ist unser Problem<br />
in Deutschland?<br />
Mario Ohoven: Es sieht auf den ersten<br />
Blick gut aus, aber wir leben von der<br />
Substanz: Wirsind bei einer Investitionsquote<br />
von 1,5 Prozent. Zu viele Maschinen<br />
laufen auf Verschleiß. Wir Deutsche<br />
investieren wenig bei uns, aber viel im<br />
Ausland, weil die Rahmenbedingungen<br />
hier nicht stimmen.<br />
Wirsind eine Exportnation. Wasbedeutet<br />
die isolationistische Politik<br />
von US-Präsident Trump für den<br />
deutschen Mittelstand?<br />
Ohoven: DieAmerikaner sind mit einem<br />
Handelsvolumen von 165 Milliarden €<br />
unser drittwichtigster Handelspartner –<br />
nach China undnach Frankreich. Die USA<br />
sind unserExportmarkt Nummer eins mit<br />
einem Volumenvon knapp 110Milliarden<br />
€. Wie Herr Trump Deutschland sieht,<br />
lässt sich daran ablesen, dass wir ein halbes<br />
Jahr nach Regierungsantritt immer<br />
noch keinen US-Botschafter in Berlin haben.<br />
Wirbrauchenein neuesFreihandelsabkommen,<br />
obwohl Trump gesagt hat:<br />
„TTIP ist tot.“ EU und Bundesregierung<br />
müssen auf die USA zugehen. Ziel muss<br />
ein Abbau der Zölle sein.<br />
Ist das denn mit Trump zu machen?<br />
Er droht mit hohen Einfuhrzöllen.<br />
Ohoven: Ja! Ich bin davon überzeugt.<br />
Mit hohen Einfuhrzöllen würde Trump in<br />
erster Linie seinem eigenen Land schaden.<br />
Deutschland wickelt über 60 Prozent<br />
seines Handels mit EU-Ländern ab.<br />
Das heißt: Deutschland hat Alternativen.<br />
Die EU ist mit 500 Millionen Menschen<br />
die größteFreihandelszone der Welt.Die<br />
Mario Ohoven ist seit 1998 Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW).<br />
USAkönnen sich keinen Protektionismus<br />
leisten –und keinen Handelskrieg. Da<br />
wird eszueiner Einigung kommen.<br />
Trump verweist auf die hohen deutschen<br />
Exporte und geringen Importe.<br />
Stichwort: kaum Chevrolets auf<br />
deutschen Straßen.<br />
Ohoven: Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss<br />
ist den erfolgreichen deutschen<br />
Unternehmern zu verdanken. Von<br />
den global 2700 „Hidden Champions“,<br />
den heimlichen Weltmarktführern, sind<br />
1300 deutsche Mittelständler. Wenn die<br />
Amerikaner bessere Autos bauen würden,<br />
dann würden die auch gekauft ...<br />
Das Chevrolet-Problem ist ein amerikanisches,<br />
kein deutsches?<br />
Ohoven: Genau! „Made in Germany“<br />
steht eben weltweit für Innovation und<br />
Qualität.<br />
Auf allen Gipfeltreffen seit Trumps<br />
Amtsantritt haben die USA sich dem<br />
üblichen Bekenntnis zum Freihandel<br />
verweigert. Muss uns das nicht<br />
Sorgen machen?<br />
Ohoven: Ich bin davon überzeugt, dass<br />
es nicht so heiß gegessen wirdwie es gekocht<br />
wird. Herr Trump muss Rücksicht<br />
auf seine Wähler nehmen. Ich setze auf<br />
die unternehmerische Vernunft von<br />
Herrn Trump. Er ist ein erfolgreicher<br />
Unternehmer. Die Einigung zwischen<br />
Bundeskanzlerin Merkel und Trump<br />
beim G7-Gipfel, eine Arbeitsgruppe zum<br />
Handelsstreit einzurichten, ist ein erster,<br />
wichtiger Schritt. Im Übrigen: Trumps<br />
Vorwurf, Deutschland würde den Euro<br />
künstlich niedrig halten, um seine Exporte<br />
zu fördern, ist absurd. Der Euro wird<br />
nicht von uns, sondern von der Europäischen<br />
Zentralbank niedrig gehalten. Und<br />
die EZB ist unabhängig. Wo Trump aber<br />
rechthat:Die Bundesregierung muss ihre<br />
Bemühungen intensivieren, die EZB zu<br />
Foto: Olaf Janke<br />
einer Wende in ihrer Niedrigzinspolitik<br />
zu bewegen. Über Jahrhundertehat man<br />
Zinsen bekommen, wenn man Geld verliehen<br />
hat. Heutesoll man dafür noch bezahlen.<br />
Das ist doch wirtschaftlich pervers!<br />
Im September sind Wahlen: Was<br />
halten Sie vonden Steuerplänen der<br />
Parteien? Das der SPD dürfte Sie<br />
nicht begeistern ...<br />
Ohoven: (lacht) Freundlich formuliert.<br />
Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes<br />
träfe gerade die Mittelständler: 80 Prozent<br />
von ihnen sind Personenunternehmen,<br />
die unter die Einkommensteuer fallen.<br />
Das entzieht Kapital, hemmt Investitionen<br />
und kostet Arbeitsplätze. Die SPD<br />
will Besserverdiener stärker belasten.<br />
Aber 20 Prozent der Leistungsträger bringenschon<br />
heute70Prozent der Steuern<br />
auf. Das SPD-Konzept ist eine soziale Mogelpackung<br />
zulasten der mittelständischen<br />
Unternehmen.<br />
Typisch Ford: bewegt die Wirtscha<br />
ohne<br />
Anzahlung!<br />
Transit Courier<br />
mtl. Leasingrateab<br />
€ 1,5<br />
119,-<br />
Transit Connect<br />
mtl. Leasingrateab<br />
€ 1,4<br />
129,-<br />
Transit Kasten<br />
mtl. Leasingrateab<br />
€ 1,2<br />
229,-<br />
Transit Custom<br />
mtl. Leasingrate ab<br />
€ 1,3<br />
219,-<br />
AndreasSchöpker<br />
Raesfelder Str. 22<br />
46325 Borken<br />
Tel.:02861/980 68 -24<br />
Mobil: 0171/880 52 53<br />
Heinz Richters<br />
Im Königsesch11<br />
46395Bocholt<br />
Tel.:02871/2464-20<br />
Mobil: 0151/46 75 95 91<br />
Michael Rüskamp<br />
Dahlweg 121<br />
48153 Münster<br />
Tel.:0251/700 19-75<br />
Mobil:0177/200 19 53<br />
Max Hoffmann<br />
Friedrich-Ebert-Str. 71-91<br />
48153 Münster<br />
Tel.:0251/700 19-39<br />
Mobil:0176/307 855 25<br />
¹Ein Leasingangebot der Ford Bank, Josef-Lammering-Allee 24-34, 50933 Köln, ²Angebot gilt für einen Ford Transit Kasten Basis FT290L2, 2,0TDCI 77Kw(105PS), Nettopreis €27.650, Anzahlung €0,-, Frachtkosten €880, ³Angebot gilt für einen Ford Transit Custom Kasten City-Light270L1, 2.0 TDCI,<br />
77Kw(105PS), Nettopreis €24.250, Anzahlung€0,-, Frachtkosten €880,4Angebot gilt für einen Ford TransitConnect Kasten, Basis L1 1,5 TDCI 55Kw(75PS), Nettopreis €15.520, Anzahlung€0,- Frachtkosten €680,5Angebot gilt für einen Ford TransitCourier Kasten, Basis,1,5 TDCI 55KW(75PS), Nettopreis €<br />
13.365, Anzahlung €0,- Frachtkosten €680. Frachtkosten sind nichtimLeasingangebot enthalten und werden gesondertinRechnung gestellt.Zulassungspaket €160.Alle Angaben zzgl.MwSt
LEBEN &WISSEN 25<br />
Wer bin ich und was<br />
kann aus mir werden?<br />
Zum Ende der Schulzeit kommen die Berufsberater ins Spiel und helfen mit einer Potenzialanalyse<br />
allen Untenschlossenen weiter. Talente, Neigungen, Interessen und Wünsche kommen auf den Tisch.<br />
Viele Möglichkeiten haben junge Menschen nach dem Schulabschluss: Doch wo soll die Reise hingehen, wenn man zu wenig über seine eigenen Talente und Interessen weiß.<br />
Foto: colourbox<br />
Was kommt nun? Wer den Schulabschluss<br />
inder Tasche hat, dem stehen<br />
alle Wege offen. Doch wohin<br />
geht die Reise? Ist ein Studium sinnvoll<br />
oder wäre eine Ausbildung die<br />
bessere Alternative? Was ist mit<br />
einem Auslands-Jahr? Wann ist dafür<br />
die beste Zeit? Wer auf diese Fragen<br />
keine konkreten Antworten<br />
weiß, dem helfen Berufsberater weiter.<br />
Sie geben intensive Entscheidungshilfe.<br />
Die Gedanken sind in ihrem<br />
Büro frei. Ohne jegliche<br />
Bewertung fordert Martina<br />
Reske zum Nachdenken<br />
auf. Das, was Eltern sich<br />
von ihren Kindern wünschen und erhoffen,<br />
was Freunde cool finden oder die<br />
Lehrer mit dem Abschluss-Zeugnis empfohlen<br />
haben: All das sollen die Jugendlichen<br />
für eine Weile ausblenden. Stattdessen<br />
wird nachgedacht. Über persönliche<br />
Talente und Neigungen, über Interessen<br />
und Wünsche an die Zukunft. So intensiv,<br />
dass manchem der Kopf am Ende<br />
schwirrt. „Darüber habe ich noch nie<br />
nachgedacht“ –Martina Reske hat Seufzer<br />
dieser Art schon oft gehört.<br />
Doch um wilde Gedankenspiele und Fantasiereisen<br />
geht es der Personalberaterin<br />
und Gründerin der Agentur Tiroconsult<br />
Hilft jungen Menschen, ihre Stärken und Talente zuentdecken:<br />
Martina Reske<br />
Foto: Wilfried Gerharz<br />
GmbH bei ihrer Potenzialanalyse für<br />
Schulabsolventen und junge Menschen<br />
nicht. Wervis-à-vis vonihr sitzt, der wird<br />
eingeladen, verschiedene Tests mitzumachen.<br />
Sie sind handwerklich orientiert,<br />
mal geht es um eine schriftliche Ausführung,<br />
mal darf angekreuzt werden. Und<br />
es werden Fragen gestellt. Viele. Personalberater<br />
wie Martina Reske gehen ans<br />
Eingemachte und haken immer tiefer<br />
nach.<br />
Wassich vernünftiganhört, ist in der Umsetzung<br />
alles andereals einfach. „Jungen<br />
Menschen fällt es zunehmend schwerer,<br />
sich festzulegen, wenn es um ihre Zukunft<br />
und ihren Beruf geht“, hat die<br />
Grevenerin beobachtet. Seit fast zehn<br />
Jahren schmiedet die Personalberaterin<br />
und frühere Gymnasiallehrerin an Karrieren<br />
und steht bei der Planung von Berufslaufbf<br />
ahnen zur Seite. Sie bietet das<br />
als Dienstleistung an, was Eltern grundsätzlich<br />
auch übernehmen könnten.<br />
Wenn diedenn objektiv bleiben, ihr Kind<br />
so nehmen, wie es ist, und keineeigenen<br />
Lebensträume auf den Nachwuchs projizieren.<br />
Und die Kinder? Die müssten natürlich<br />
auch den Rat der Eltern annehmen<br />
wollen, damit die Familien-Beratung<br />
funktioniert. ..<br />
Dass jungen Leuten heutzutage die Welt<br />
offensteht, wird gern suggeriert. Grenzenlose<br />
Freiheit bei der Job-Wahl –dafür<br />
sorgen schon eine Vielzahl von Ausbildungsberufen<br />
und noch viel mehr Studiengänge.<br />
Doch was macht man mit<br />
welchem Abschluss? Wo geht die Reise<br />
mit Bachelor und Master hin? Für wenist<br />
eine Ausbildung sinnvoll, und welcher<br />
Studiengang kann später angeschlossen<br />
werden? Fragen, die Schulabgänger lieber<br />
nicht auf die lange Bank schieben<br />
sollten, betonen Berufsberater.<br />
Der Arbeitgeber verzeihe keine Lücken<br />
im Lebenslauf. Ganz im Gegenteil –ersei<br />
anspruchsvoll, urteilt Martina Reske. Das<br />
Traumprofil: Mit 25 Jahren bereits Bachelor<br />
und Master in der Tasche plus<br />
Berufserfahrung. Angesichts solcher Erwartungen<br />
zucken auch die Experten oft<br />
nur die Schultern und erklären: „Das ist<br />
schon verrückt.“<br />
►Fortsetzung Seite 26<br />
INDIVIDUELLE FIRMENKLEIDUNG<br />
FÜR JEDE BRANCHE DAS PASSENDE<br />
PORTA<br />
MÖBEL BOSS<br />
BRUNS&DEBRAY GMBH // BERUFSBEKLEIDUNG<br />
Sie wollen individuelle Firmenkleidung?<br />
Die den Ansprüchen Ihres Berufs gerecht<br />
werden? Ihr Logo und Ihre „Hausfarben“<br />
sollen sichtbar werden? Wir verhelfen<br />
Ihnen zu einem guten Werbeträger. Unsere<br />
Sonderanfertigungenermöglichen<br />
es Ihnen, Farben, Schnitte und Gewebe<br />
oder auch besondere Details individuell<br />
auszuwählen.<br />
HELLEGRABEN 7//48231 WARENDORF //02581-9359-0 //WWW.BRUNS-DEBRAY.DE // WWW.SHOP-BRUNS.DE<br />
PLURAL<br />
BEQUEM<br />
ONLINE<br />
BESTELLEN<br />
GORACON
26 LEBEN &WISSEN<br />
Berufsfrage nicht zu lange vertagen<br />
Berater wissen, dass eine Au-pair-Zeit oder ein FSJ das eigentliche Problem nicht lösen<br />
Trotzdem mahnen sie: Es ist<br />
wichtig, die Zukunft zu planen<br />
–und nichtinsie hineinzustolpern.<br />
Und dies nicht<br />
nur wegen des Zeitfensters,<br />
in dem aus Schülern und Abiturienten<br />
motivierte Kräfte für den Arbeitsmarkt<br />
werden sollen. „Es gibt viel zu viele Studienabbrecher“,<br />
bedauert Martina Reske<br />
und weiß,dass dies nicht nur Frust für die<br />
Betroffenen bedeutet, manchmal auch<br />
einen Verlust von Selbstwertgefühl. „Es<br />
ist auch teuer, wenn ich nach vier,fünfSemestern<br />
feststelle, dass der Studiengang<br />
nichts für mich ist.“ Da lassen sich Kosten<br />
für eine individuelle Berufsberatung<br />
schon gegenrechnen.<br />
Also ist Planung besser. Doch die mögen<br />
viele Jugendliche nicht. Jedenfalls nicht<br />
mit Weitsicht. Sie konzentrieren sich erst<br />
einmal auf Schule und Abschluss. „Das<br />
mag daran liegen, dass Jugendliche heute<br />
weniger selbstständig sind als noch vor<br />
ein paar Jahren“, mutmaßt Martina Reske.<br />
Dabei zoomt die Grevenerin gern<br />
Mütter und Väter heran. Die redeten oft<br />
und gern bei ihren Kindern mit –und mischen<br />
sich in den Schulalltag viel intensiverein<br />
als noch frühereEltern-Generationen.<br />
Erst mit dem Reifezeugnis in der Hand<br />
denken viele Abiturienten über das nach,<br />
was nun kommen soll. „Das ist häufig zu<br />
spät“, bedauert die Expertin<br />
und akzeptiert den Einwand vieler Eltern<br />
nicht, ihreKinder seien bedingt durch G8<br />
noch jung. Sie empfiehlt, ein bis zwei<br />
Jahre vor dem Abschluss das Berufsthema<br />
anzugehen. „Viele wollen als Au-pair<br />
ins Ausland oder ein freiwilliges soziales<br />
Jahr absolvieren“, beobachtet Martina<br />
Reske. Solche Aktivitäten findet sie in<br />
Ordnung. Häufig werde die Frage nach<br />
der Berufswahl aber durch eine solche<br />
Auszeit einfach nur vertagt. „Abtauchen<br />
ist schön, löst aber nicht das Problem,<br />
dass ich mich entscheiden muss“, sagt<br />
Martina Reske.<br />
Sie findet esohnehin sinnvoller, AufenthalteimAusland<br />
an ein späteres Studium<br />
oder eine Ausbildung anzudocken: „Wer<br />
Archäologie studieren möchte, muss<br />
nicht zwingend als Au-pair ins Ausland:<br />
Es gibt auch Arbeitseinsätze, die später<br />
fürs Studium genutzt werden können.“<br />
Bei der persönlichen Potenzialanalyse<br />
beschäftigten sich die Schülerinnen und<br />
Schüler gelenkt mit sich selbst. Ohne<br />
Drängeln und Druck, allerdings vonmorgens<br />
bis abends. Harte Arbeit sei das<br />
schon, gibt Martina Reske zu. Die kostet<br />
Energie –plus einige Hundert Euro. Wer<br />
das Bürospät am Abend verlässt, hat den<br />
Kopf voll –mit Gedanken. Die sind immer<br />
noch frei –aber jetzt strukturiert und<br />
konkret, mit Anregungen fürs Studium<br />
und die Berufswelt. Doerthe Rayen<br />
Verkaufen, beraten, planen, kochen, fotografieren? Die ernorme Vielfat der Berufe macht es alles andere als einfach, sich für einen Weg zuentscheiden.<br />
Foto: colourbox<br />
WHAT´S MEBOT<br />
STUDIFINDER.DE<br />
Was für Möglichkeiten haben Studieninteressierte in Nordrhein-Westfalen?<br />
Antworten lassen sich auf der Seite<br />
www.studifinder.de finden. Die Internet-Plattform will dabei<br />
helfen, sich in dem breit gefächerten Angebot an Studiengängen<br />
zurechtzufinden. Dabei geht es nicht darum,<br />
Besucher der Seite zu bestimmten Studiengängen zu drängen.<br />
Studifinder will eine Unterstützung sein, um in<br />
Beratungsgesprächen gezielt Fragen zu den in die engere<br />
Wahl kommenden Studiengängen stellen zu können. Darüber<br />
hinaus ermöglicht das Tool Studieninteressierten, ihr<br />
Wissen in den Bereichen „Mathematik“ und „Sprach- und<br />
Textverständnis“ zu überprüfen. Es umfasst Angebote etwa<br />
zur Verbesserung der Vorkenntnisse sowie zur Vorbereitung<br />
auf den Studienbeginn. Der Studifinder ist ein Angebot der<br />
öffentlich-rechtlichen Universitäten und Fachhochschulen<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Ministeriums<br />
für Innovation, Wissenschaft und Forschung. dra<br />
Deine Schwester hat deinen Laptop geklaut und sich eingeschlossen.<br />
Was machst du nun? Mit dieser Frage startet ein<br />
Test der Bundesagentur für Arbeit. Er heißt What‘s MeBot<br />
und soll Jugendliche dazu motivieren, sich mit ihrer Zukunft<br />
und einem möglichen Job zu beschäftigen. Werbung<br />
dafür macht Julian Bam. Er ist derzeit einer der angesagtesten<br />
YouTuber. Das öffnet dem Test die Türen, vor allem<br />
natürlich die Ohren und Augen bei Jugendlichen. Die melden<br />
sich bei dem What‘sMeBot über die Seite „Dasbringtmichweiter.de“<br />
an – und bekommen anschließend acht<br />
Fragen aufs Handy geschickt. Natürlich ist weder Julian<br />
Bam noch ein anderer Mensch im Chat, sondern nur ein<br />
Bot, also ein Automat für Texte und Antworten. Das Ganze<br />
ist ein lässiges Spiel – ohne ernste Ergebnisse. Immerhin:<br />
Es weckt das Job-Interesse. dra<br />
Anregung zur Selbstreflexion:<br />
Wo gibt es überall Beratungen?<br />
Dass sie sich mit dem Thema<br />
Ausbildung, Studium und<br />
Beruf beschäftigen sollten,<br />
wissen Jugendliche. Dafür<br />
sorgt auch die Schule –mit<br />
Praktika, Berufsfelderkundungstagen<br />
und Tagen der Berufsorientierung. Wer<br />
tiefer einsteigen möchte, hat verschiedene<br />
Möglichkeiten, die Initiativezuergreifen.<br />
Zum Beispiel über die Arbeitsagenturen:<br />
Die meisten bieten vor Ort Workshops<br />
und Beratungsgespräche für Schulabgänger<br />
an. Zumeist werden diese im Berufsinformationszentrum<br />
BIZ organisiert.<br />
Da die Arbeitsagenturen inzwischen<br />
kein Beratungsmonopol mehr besitzen,<br />
haben sich viele Coaches und Berufsberater<br />
selbstständig gemacht und<br />
bieten ihre Tätigkeit als Dienstleistung<br />
an. Einigevon ihnen sind im Verband für<br />
Bildungs- und Berufsberater organisiert.<br />
Dort treffen Interessenten auf Berater,<br />
die bei einer Arbeitsagentur tätig sind.<br />
Dazu gehört Thomas Röser, der obendrein<br />
im Vorstand des Verbandes mitarbeitet.<br />
Ob staatlicheoderprivate Beratung:<br />
Ziel sei immer, dem Jugendlichen<br />
Hilfe zur Selbsthilfe zuleisten. „Bei den<br />
Gesprächen geht es darum, zur Selbstrefl<br />
exion anzuregen“, so Röser. Die sei<br />
eigentlich immer hilfreich und werde<br />
dankbar angenommen.„DerBerater hört<br />
zu und zeigt auf, wieerden Jugendlichen<br />
sieht.“ Dieses Bild, Röser nennt es Fremdbild,<br />
falle oft anders aus als das, was die<br />
Schülerinnen und Schüler vonEltern und<br />
Freunden gespiegelt bekommen.<br />
Freie Berater,soschätzt Röser ein, hätten<br />
oft mehr Zeit für ihreKunden. Die zahlen<br />
für die Beratung bis zu 1000 Euro und<br />
mehr.<br />
Bei der staatlichen (kostenlosen) Beratung<br />
habe das Individuelle dafür Grenzen.<br />
Wichtig findet Röser es aber, dass<br />
sich jungeMenschen überhaupt mit dem<br />
Thema beschäftigen. „Die Beratung ist<br />
ein Schritt auf dem Weg, klarer für die<br />
Entscheidung zu werden.“ dra<br />
Auf der Seite des Verbandes finden sich<br />
u.a. Tipps, wie ein guter Berater gefunden<br />
werden kann.<br />
ww<br />
w w.dvb-fachverband.de<br />
AUSWAHLTEST<br />
Viele Ausbildungsbetriebe setzen bei der Wahl neuer<br />
Azubis auf Auswahlprüfungen und Einstellungstests.<br />
Im Wesentlichen müssen Jugendliche mit zwei Arten<br />
von Aufgaben rechnen, informiert die Bundesarbeitsagentur.<br />
Erstens mit klassischen Tests, die<br />
Schul- und Allgemeinwissen abfragen. Dazu zählen<br />
je nach Ausbildungsfach zum Beispiel Rechtschreibfähigkeiten<br />
und Rechenkünste. Auf diese Fragen<br />
können sich angehende Azubis gut vorbereiten. Weniger<br />
leicht ist die Vorbereitung auf psychologische<br />
Fähigkeitstests. Damit will der Arbeitgeber prüfen,<br />
ob der Bewerber Informationen gut verarbeiten oder<br />
schnell und sorgfältig arbeiten kann. Eine Auswahl<br />
solcher Fragen hat die Bundesagentur in einer neuen<br />
Broschüre zusammengestellt. Sie steht auf Planet-Beruf.de<br />
kostenlos zum Download bereit.
LEBEN &WISSEN 27<br />
„Nur keine Bilderrätsel!“<br />
Der Karikaturist Horst Haitzinger hat sich noch nie an anderen Meinungen orientiert –mit Erfolg.<br />
München ist offenbar ein<br />
gutes Pfl<br />
aster für Satire.<br />
Die „Lach- und<br />
Schießgesellschaft“ sowie<br />
die Kabarett-Szene<br />
um den verstorbenen Dieter Hildebrandt<br />
spöttelte dort über Jahrzehnte. Ebenso<br />
langezeichnetder Wahl-MünchnerHorst<br />
Haitzinger dort schon seine Karikaturen,<br />
die seit den 60er Jahren bundesweit in<br />
zig Zeitungen erscheinen. „Stramm auf<br />
die 80“ geht er nun zu –und legt die<br />
Spottfeder noch immer nicht beiseite. Im<br />
Gespräch mit unseremMitarbeiter Arndt<br />
Zinkant verrät er seinen Blick auf den<br />
Wahlkampf, sein Handwerk und das Wesen<br />
der Satire.<br />
Seit Jahrzehnten zählen Sie hierzulande<br />
zu den führenden Zeitungskarikaturisten<br />
–aber wählen immer<br />
noch in Österreich?<br />
Horst Haitzinger: Ja, stimmt.<br />
Dann begleiten Sie ja jeden deutschen<br />
Wahlkampf quasi aus der<br />
Außenperspektive.<br />
Haitzinger: Ich muss ehrlich sagen, dass<br />
mich die österreichische Innenpolitik<br />
nicht besonders „peitscht“. Die deutsche<br />
interessiert mich einfach mehr.<br />
Die politische Karikatur peitschte<br />
Sie aber schon früh. Waswar die Initialzündung?<br />
Haitzinger: Der Prozess geschah etwas<br />
schleichend. Ich kam1957auf die Akademie<br />
in München. Schon ein Jahr später<br />
trug ich quasi tonnenweise Karikaturen<br />
in die Redaktion des „Simplizissimus“.<br />
Das war der Anfang meiner Berufslaufbahn.<br />
Als jemand, der unter Adenaueranfing<br />
und fast alle Wahlkämpfe begleitet<br />
hat –mit welchen Gefühlen<br />
blicken Sie auf den Bundestagswahlkampf?<br />
Haitzinger: Mit gelassenen. Ich gehe ja<br />
mittlerweile stramm auf die 80 zu, und<br />
wenn man das so lange macht, bringt es<br />
einen gewissen Gewöhnungseffekt mit<br />
sich. Wassoll an diesem Wahlkampf denn<br />
so gravierend anders sein? Ich halte die<br />
Frau Merkel für eine guteBundeskanzlerin<br />
–und glaube auch, dass der Schulz<br />
das genauso gut könnte. Sich in einen<br />
hysterischen Lagerwahlkampf hineinzusteigern,<br />
halte ich für unsinnig. Hoffentlich<br />
wirke ich bei diesem Gespräch nicht<br />
allzu altersmilde –aber ich bin froh, dass<br />
diesen Job des Spitzenpolitikers überhaupt<br />
noch jemand machen will –weil<br />
ich den grauenhaft finde.<br />
Horst Haitzinger<br />
Foto: Roland Eckl<br />
Macht-Erotik, die unsereiner gar<br />
nicht verstehen kann.<br />
Haitzinger: Daran wird eswohl liegen.<br />
Wie stark soll man als Zeichner die<br />
eigene Meinung „pushen“ -oder ist<br />
da meist der strenge Chefredakteur<br />
vor?<br />
Haitzinger: Nein, eskommt überhaupt<br />
nichts Anderes in Frage! Die eigene Überzeugung<br />
ist doch der Antrieb, aus dem<br />
ich das Ganze überhaupt mache. Da hat<br />
mir noch nie irgendeinen Redakteur hineingepfuscht.<br />
Wenn er das, was ich da<br />
produziere, nicht druckt, dann kann ich<br />
eben nichts machen. Aber ganz ehrlich:<br />
Ich habe mich noch nie nach anderen<br />
Meinungen orientiert.<br />
Hatten Sie bei manchen Karikaturen<br />
Bauchschmerzen oder hätten<br />
Sie sie gerne zurückgenommen?<br />
Haitzinger: Dashat’s natürlich öfter mal<br />
gegeben –dass man nach ein, zwei Tagen<br />
sagt: „Da habe ich mich aber vergaloppiert.“<br />
Ich kann aber beim besten Willen<br />
jetzt kein konkretes Beispiel nennen.<br />
Manchmal hat man Wut imBauch oder<br />
ganz einfach eine falsche Bewertung. Irgendeinen<br />
Kabarettisten habe ich sagen<br />
hören: „Geschmack hat in der Satire<br />
nichts zu suchen.“ Da bin ich völlig andererMeinung,<br />
Geschmack sollteüberall zu<br />
Hause sein. Nehmen wir das Beispiel<br />
„Charlie Hebdo“. Selbstverständlich<br />
muss man seine Meinung sagen dürfen,<br />
ohne an Leib und Leben gefährdet zu<br />
sein. Aber was die gemacht haben, war<br />
ebenfalls geschmacklos. Ich erinnere<br />
mich noch an ein „Turban-Gesicht“ mit<br />
Penis als Nase. Da dachte ich: „Was soll<br />
denn das transportieren? Oder sind die<br />
noch in der Pubertät?“<br />
Charlie Hebdo ist allgemein religionsfeindlich,<br />
was aber auch mit<br />
dem traditionellen Säkularismus in<br />
Frankreich zutun hat. Aber an das<br />
ThemaIslam traut sich seitdemniemand<br />
mehr heran.<br />
Haitzinger: Leider Gottes war eskeine<br />
guteKritikamIslam. Die bitter nötig wäre.<br />
Die politische Karikatur ist ja in<br />
Deutschland eindeutig links, wie<br />
das Kabarett auch. Sogar die FAZ<br />
oder Focus drucken linke Karikaturen.<br />
Haitzinger: Wissen Sie, ich habe ein halbes<br />
Leben gedacht, ichmüssteparteipolitisch<br />
irgendwodazugehören. WasInnenoder<br />
Sicherheitspolitik betrifft, bin ich<br />
erzkonservativ.Andererseits unterstützte<br />
ich die Politik Willy Brandts mit glühender<br />
Begeisterung. An meinen Karikaturen<br />
kann man erkennen, wo ich bei den<br />
jeweiligen Problemen stehe. Unterm<br />
Strich muss ich sagen: Ich bin meine eigene<br />
Partei.<br />
Ihr Kollege Hanitzsch sagte einmal:<br />
„Der Haitzinger ist ein echter Grüner.“<br />
Haitzinger: Bei deren Gründung dachte<br />
ich seinerzeit, ich hättedameine Heimat<br />
gefunden, weil ich immer sehr im Naturschutz<br />
engagiert war. Die Grünen wurden<br />
mir aber schnell durch die Jutta-Ditfurth-Richtung<br />
vergrault. Vom Umweltthema<br />
haben sie sich dann immer mehr<br />
entfernt, bis es irgendwann nur noch um<br />
Multikulti und dergleichen ging. Dafür<br />
kann ich mich nur dosiert begeistern.<br />
Es gibtjaimSpektrum noch die meinungslose<br />
lllustrations-Karikatur –<br />
von jenen Zeichnern, die in möglichst<br />
vielen Zeitungen erscheinen<br />
wollen.<br />
Haitzinger: Ich bin froh, dass ich meine<br />
Meinung ausdrücken kann, allerdings<br />
kann man natürlich nicht jeden TagWeltanschauung<br />
produzieren. Deshalb<br />
braucht es ab und zu durchaus etwas Illustratives.<br />
Aber ausschließlich …?<br />
Alsjemand, der mit Wehner,Strauß<br />
und Kohl groß geworden ist: Empfinden<br />
Sie die Politikervon heuteals<br />
zu glatt?<br />
Haitzinger: Glatt? Nein –esmuss jemand<br />
nur lange genug im Geschäft sein,<br />
dann wird erseiner eigenen Karikatur<br />
immer ähnlicher (lacht). Und diesem<br />
Strauß-Wehner-Gepöbel trauere ich absolut<br />
nicht nach. Das warkeineswegs immer<br />
geistreich, sondern oft nur plump<br />
und kindisch. Nehmen Sie den Spruch<br />
von Wehner, der den Jürgen Todenhöfer<br />
mal „Hodentöter“ geschimpft hat –ich<br />
bitte Sie! Gut, dass so was nicht mehr<br />
möglich ist. Mit Todenhöfer habe ich<br />
mich in den letzten drei Jahren mehrmals<br />
getroffen. Ein interessanter und mutiger<br />
Typ–obwohl ich ihm nicht überall recht<br />
geben kann.<br />
Wie stehen Sie zu Cartoon-Elementen?<br />
Kollege Stuttmann zeichnet<br />
Donald Trump öfters mit Entenschnabel,<br />
wie Donald Duck.<br />
Haitzinger: Ähnliches habe ich auch<br />
schon gemacht. Das finde ich absolut legitim.<br />
Karikatur sollte immer verständlich<br />
sein und einen halbwegs intelligenten<br />
Gedanken transportieren. Nur keine<br />
Bilderrätsel!<br />
Darin liegt aber auch eine Art von<br />
www.lindschulte.de<br />
Gesamtplanungen im Industriebau<br />
Gewerbe |Produktion |Logistik...<br />
Lean Construction, 3D-Planung im BIM-Modell<br />
LINDSCHULTE<br />
Ingenieure+Architekten<br />
Seilerbahn 7<br />
48529 Nordhorn<br />
Telefon 05921 8844-0<br />
Telefax 05921 8844-22<br />
info@lindschulte.de<br />
Standorte: Nordhorn, Aurich, Düsseldorf, Erfurt, Hannover, Krefeld, Lingen, Meppen, Münster, Rostock<br />
Hochbau, Industriebau, Gewerbebau |Infrastruktur, Außenanlagen |Technische Gebäudeplanung
Glück auf, die Touristen komm<br />
28 LEBEN &<br />
Das Trainingsbergwerk in Recklinghausen ist Ausbildungsanlage für Kumpel, Filmkulisse und demnächst wohl auch ei<br />
Die schwarze Wand vor den dicken<br />
Stacheln glitzert,wenn Uwe Reichelt<br />
den Kegel seiner Grubenlampe darüberfahren<br />
lässt: Kohle. Ein Knopfdruck.<br />
Ein Signalton heult auf,<br />
schwillt an und ab. Ratternd setzt<br />
sich die KetteamBodeninBewegung<br />
–jedes Glied so dick wie der Oberarm<br />
eines trainierten Bergmanns. Was<br />
für ein Lärm. Die Walze an dem gelben<br />
Ungetüm beginnt sich zu drehen.<br />
Ihre Stacheln fahren nur Zentimeter<br />
vor der Kohle vorbei.<br />
Schwere Technik wie dieser Hobel kommt auch im Trainingsbergwerk in<br />
Recklinghausen zum Einsatz.<br />
„Westfalen-Lippe<br />
Die Kohle hat damals ein<br />
französisches Filmteam<br />
hier angebracht“, sagt Reichelt.<br />
Aber der Rest ist<br />
echt: Der Walzenlader<br />
„EDW 300 L2 W2“ hat sich in<br />
vielen deutschen<br />
Zechen<br />
gedreht –mit demsel-<br />
hier<br />
ben Lärm wie<br />
unten. Die Platten<br />
und Hy-<br />
draulikstempel<br />
des Schildaus-<br />
baus rechts sehen<br />
so aus, wie die im<br />
Anthrazit-Bergwerk<br />
in Ibbenbü-<br />
dort<br />
ren. Nur, dass sie<br />
1500 Meter Gestein<br />
über den Kumpeln abstüt-<br />
17 Meter.<br />
zen, hier nur etwa<br />
„Acht Meter pro Minute“ würdedieWal<br />
die Walze<br />
fahren, dabei tonnenweise Kohle aus<br />
der Wand brechen –wenn die Wand tatsächlich<br />
aus Kohle bestünde und nicht<br />
nur damit verkleidet wäre. Denn Reichelts<br />
Reich ist zwar ein echtes Bergwerk,<br />
aber eines, in dem Wissen gefördert wird,<br />
nicht Brennstoff. Reichelt ist Fachleiter<br />
im Trainingsbergwerk des Kohlekonzerns<br />
RAG inRecklinghausen.<br />
Tausende Bergleutehaben hier unten seit<br />
1975 die Kniffe ihres Jobs gelernt. Grubenwehr-Helferhaben<br />
hier geübt, verunglückte<br />
Kumpel zu retten. „Unter vollem<br />
Atemschutz und mit fünf Zentimetern<br />
Sicht müssen die eine Schleifk<br />
orbtrage<br />
attraktiver machen.“<br />
Seit dem 1. August gilt derWestfalenTarif für Bus- und Bahnfahrten auch im<br />
Münsterland. Im Interviewblickt Matthias Hehl,Geschäftsführer der<br />
WestfalenTarifGmbH,auf dieersten Wochen mitdem neuenTarif zurück<br />
Wie sind Sie mit der Einführung und dem<br />
bisherigen Betrieb des WestfalenTarifszufrieden?<br />
Wir sind mit der Einführung des WestfalenTarifs<br />
im Großen und Ganzen zufrieden. Eine der großen<br />
Herausforderungen war es, die Verkaufssysteme<br />
wie Fahrscheinautomaten und Bordrechner auf<br />
den neuen Tarif umzustellen und sämtliche neue<br />
Relationen in einer Datenbank abzubilden. Hier<br />
haben wir noch einige Probleme zu beheben. Dank<br />
des Einsatzes, den alle Mitwirkenden bislang<br />
gezeigt haben, sind wir aber zuversichtlich, dass<br />
wir die anstehenden Aufgaben meistern werden.<br />
Welche Chancensehen Sie für die wirtschaftliche<br />
und standortpolitische Lage Westfalen-Lippes<br />
und des Münsterlands?<br />
Einerseits erleichtert der WestfalenTarif die Mobilität<br />
von Menschen und Dienstleistungen. Er bietet<br />
die Chance, die Akzeptanz des öffentlichen<br />
Nahverkehrs zu steigern. Andererseits verbessert<br />
Westfalen-Lippe im Wettbewerb um private und<br />
öffentliche Investitionen seine Ausgangslage,<br />
wenn die Region geschlossen auftritt und gegenüber<br />
Politik und Wirtschaft aneinem Strang zieht.<br />
Da Standortpolitik und Wirtschaftsförderung<br />
immer auch im Zusammenhang mit Verkehr und<br />
Mobilität stehen, ist eine stärkere Integration<br />
verschiedener Partner für einen schlagkräftigen<br />
Auftritt innerhalb von Nordrhein-Westfalen und<br />
Deutschland notwendig. Mit dem WestfalenTarif<br />
haben wir nun eine einheitliche Plattform fürraumweite<br />
Fragestellungen. Daneben erhält die Stimme<br />
Westfalens bei verkehrspolitischen Themen mehr<br />
Gewicht und durch seine Größe auch eine stärkere<br />
underläutert dessen Vorteile fürdie Region.<br />
„Mit dem<br />
WestfalenTarif<br />
entsteht ein<br />
Gemeinschaftstarif<br />
fürBusseund<br />
Bahnen, derdas erfolgreiche<br />
Ticketsortiment<br />
derbisherigen<br />
Tarifräume übernimmt<br />
undfür einen deutlich<br />
größeren Raum öffnet. Wir<br />
hoffen,dassunsereFahrgästedas<br />
Angebotzunehmend nutzen.“<br />
Matthias Hehl<br />
Geschäftsführer derWestfalenTarifGmbH<br />
-Anzeige-<br />
Bedeutung. Die politische Ebene Westfalens wird<br />
sich im Hinblick auf die Landesebene besser aufstellen<br />
können.<br />
Welche weiteren Arbeiten stehen in den<br />
kommenden Wochen fürSie und das gesamte<br />
WestfalenTarif-Team an?<br />
Die Basis ist gelegt. Und dennoch ist noch einiges<br />
zu tun. Wir möchten es den Kunden leichter machen,<br />
den Nahverkehr zu benutzen. Jetzt kommt<br />
es darauf an, den Tarif weiterzuentwickeln, den<br />
Vertrieb zu verbessern und einen Ticket-Online-<br />
Shop bzw. eine Kauffunktion per App für einen<br />
einfachen Fahrkartenkauf bereit zu stellen.<br />
hier durchbugsieren“, erklärt Reichelt. Er<br />
zeigt auf eine Metallkisteinder Ecke: die<br />
Nebelmaschine. Teile der Strecken und<br />
Strebe lassen sich vernebeln.<br />
Tief gebückt geht es weiter.Heiß ist es. Es<br />
riecht nach trockenem Staub.<br />
Immer wieder prallt der<br />
Helm oben an die<br />
schweren Metallschilde.<br />
Verdammt eng<br />
hier – vor Kohle.<br />
Oder: Da wo sonst<br />
Kohle wäre: unter<br />
dem Schildausbau<br />
im nachgebauten<br />
Kohlestreb.<br />
Kein<br />
Wunder, dass<br />
Richard Lubanski hier<br />
bei der ersten Schicht<br />
nach der Rückkehr aus der<br />
Kriegsgefangenschaft der Angst-<br />
schweiß ausgebrochen ist. Na ja: Der<br />
Schweiß stand allenfalls auf der Stirn des<br />
Schauspielers Peter Lohmeyer und war<br />
wohl ebenso wenig echt wie dieses Bergwerk,<br />
in dem die Unter-Tage-Szenen aus<br />
dem Film „Das Wunder von Bern“ entstanden.<br />
Reichelt erinnert sich noch genauanden<br />
Regisseur SönkeWortmann –<br />
„eine coole Socke“ –und an das Pferd.<br />
Denn das Tier wollte hier unten partout<br />
nicht um eine Ecke inder<br />
Strecke laufen, wie es das<br />
Drehbuch vorsah. „Das hat<br />
zwei Tage gedauert, den<br />
Zossen da durchzukriegen.<br />
Mit waswir den alles bestochen<br />
haben: Karotten und<br />
was weiß ich ...“Zwei Tage<br />
tierische Überredungskunst<br />
für vielleicht fünf Sekunden<br />
Film. Es waren<br />
wohl die Schienen am Boden,<br />
die das Pferd irritierten.<br />
Schienen, auf denen<br />
Reichelt mal eben demonstriert,<br />
dass sich unter Tage<br />
bequem Rad fahren lässt:<br />
auf einer Draisine. Vier Räder,<br />
zwei Kurbeln, zwei<br />
Sitzplätze und ein Gepäckträger<br />
für die Werkzeugtasche der Bergmechaniker.<br />
Auch Szenen aus die „Wilden Hühner“,<br />
„Balko“, „Alarm für Cobra 11“ und „Der<br />
letzte Bulle“ sind hier gedreht worden.<br />
Der Grund: Methangasprobleme gibt es<br />
hier nicht –anders als in echten Bergwerken.<br />
Also gibt es auch nicht die Gefahr<br />
von Schlagwetterexplosionen. Muss<br />
sonst jedes elektronische Gerät –vom<br />
Handy über die Uhr bis zu Kamera –vor<br />
derGrubenfahrt abgegeben werden, darf<br />
Die St<br />
ten, S<br />
hier a<br />
eine G<br />
Grub<br />
durch<br />
geht<br />
Torh<br />
Halde<br />
Bergw<br />
„Klär<br />
Recklinghäuser sagte<br />
Im Zweiten Weltkrieg<br />
te Tunnel in diese Hal<br />
als Schutzraum für K<br />
und die Patienten des<br />
Elisabeth. „Hier unten<br />
Uwe Reichelt demonstriert den Einsatz eines schweren Bohrers unter Tage.<br />
Schwere Arbeit vor Ort: ImTrainingsbergwerk des Kohlekonzerns RAG kommen die üblichen Maschinen des Bergba
WISSEN 29<br />
en<br />
nPublikumsmagnet.<br />
Dunkelheit, Hitze, Lärm und Staub auf 1200 Metern: In Reckling-<br />
hausen lässt sich der Bergbau hautnah erleben.<br />
recken des Trainingsbergwerks sind voll ausgestattet: Rundbögen als Stützen, Versorgungsleitungen an den Seichienen<br />
am Boden für die Loren und der Decke für die Hängebahn.<br />
lles mit hinein. In<br />
rube, die garkeine<br />
e ist. Statt hinab<br />
einen Schacht,<br />
es hier durch ein<br />
inein –hinein in die<br />
des einstigen<br />
erks Clerget oder<br />
chen“, wie die<br />
n.<br />
haben die Bergleude<br />
hineingetrieben<br />
umpel, Anwohner<br />
Krankenhauses St.<br />
warein Hospital“,<br />
us zum Einsatz.<br />
sagt Reichelt. Nach dem Krieg wurden<br />
die Tunnel verschlossen und „die Schlüssel<br />
weggeschmissen.“ Die Gerüchte brodelten,<br />
wassich in den Gängen unter der<br />
Halde verbarg: „Beutekunst, Nazi-Gold.<br />
Flugbenzin, das Bernsteinzimmer ...“<br />
Alsdie Tore endlich<br />
aufgebrochen wurden<br />
fand sich:<br />
„Wir können hier den gesamten<br />
Prozess der Steinkohleförderung<br />
darstellen.“<br />
nichts – außer<br />
einem hervorragenden<br />
Ort, um<br />
Bergleute zu trainieren.<br />
Uwe Reichelt, RAG-Fachleiter<br />
Azubis lernten in<br />
der Halde, weitere<br />
Strecken voranzutreiben. „Bergleute sagen<br />
nicht Tunnel, sondern Strecke“, erklärt<br />
Reichelt, der selbst über Jahrzehnte<br />
unter Tage gearbeitet hat. Heute findet<br />
sich auf 1200 Metern Strecke ein komplettes<br />
Bergwerk: Kohlehobel, Bewetterung<br />
und Kühlung, Bohrhämmer wie sie<br />
zur Vorbereitung von Sprengungenbeim<br />
Streckenvortriebeingesetzt werden.<br />
Eine „Katze“, eine Gru-<br />
hängt von der<br />
benbahn,<br />
abgerundeten Decke.<br />
In einer Eckeist geraeine<br />
Schulklasse<br />
de<br />
beider Arbeit. Rei-<br />
dürfen die<br />
hum<br />
Jungs und Mäd-<br />
den Radla-<br />
chenauf<br />
der<br />
klettern und Ab-<br />
raum<br />
aus dem „Stre-<br />
hin und<br />
ckenvortrieb“<br />
her schaufeln. Konzent-<br />
und strah-<br />
rierte Gesichter<br />
lende Augen sind<br />
unter den roten<br />
Helmen zu sehen.<br />
So real sind die Bedingungen, dass Experten<br />
der RWTH Aachen hier ein Kollisionssystem<br />
für Bergbau-Fahrzeuge entwickelt<br />
haben. Das Deutsche Zentrumfür<br />
Luft- und Raumfahrt schickte eine Drohne<br />
durch die Stollen. „Vorarbeiten für ein<br />
Hightech-Schachtinspektionssystem und<br />
für künftige Mars-Missionen“, erklärt<br />
Reichelt.<br />
6000 Besucher kommen Jahr für Jahr ins<br />
Trainingsbergwerk. „Der bislang älteste<br />
war 93Jahre alt“, erinnert sich Reichelt.<br />
„Der ist ganz munter hier durchgeklettert.“<br />
Strenge Altersobergrenzen wie sie<br />
in echten Zechen gelten, sind nicht nötig.<br />
Geht es nach dem Kohlekonzern RAG,<br />
dem NRW-Wirtschaftsministerium<br />
und der<br />
Stadt Recklinghausen,<br />
dann<br />
könnte dieses<br />
Bergwerk noch<br />
arbeiten, wenn<br />
Ende 2018<br />
Schicht im<br />
Schacht der letzten deutschen Steinkohlezechen<br />
ist.Die Idee:Das Trainingsbergwerk<br />
soll zur Touristenattraktion werden<br />
und zum Schaufenster für Bergbau-Zulieferer.<br />
Aktuell sind die Beteiligten in<br />
Gesprächen. Klar ist: Die RAGunterstützt<br />
das Projekt, kann die Anlage aber nicht<br />
über 2018 hinaus betreiben. Das müssten<br />
andere übernehmen. Klar ist aber auch:<br />
Hier unten könntenoch Wissen gefördert<br />
werden, wenn die Steinkohleförderung<br />
hierzulande längst Geschichte ist.<br />
Martin Ellerich<br />
INFOS<br />
Im Trainingszentrum Bergbau Recklinghausen,<br />
Wanner Straße 30, werden<br />
zwar keine Azubis mehr ausgebildet,<br />
aber es laufen noch Weiterbildungsmaßnahmen<br />
für RAG-Kumpel.<br />
Besucher (Mindestalter: zehn<br />
Jahre bzw. 4.Schuljahr) sind werktags<br />
willkommen –nach Terminvereinbarung.<br />
Allerdings ist der Andrang<br />
groß. Einzelbesucher können<br />
sich –nach Absprache –einer<br />
Gruppe anschließen. Wer echte<br />
Bergbau-Gefühle auf 61 500 Quadratmetern<br />
erleben will, sollte sich<br />
an Uwe Reichelt von der RAG wenden<br />
unter: uwe.reichelt@rag.de<br />
oder Telefon 02361/308-281.
30 LEBEN &WISSEN<br />
Der unbekannte Verkehrsknoten<br />
Der Stadthafen in Gelsenkirchen ist mit sechs Millionen Tonnen Umschlag einer der größten Kanalhafenanlagen<br />
in Deutschland. Rund 60 verschiedene Firmen mit über 2000 Mitarbeitern sind dort ansässig.<br />
Blick auf das Lager der Transtank: Von hier aus werden Tankstellen verschiedener Marken wie Aral, BPund Jet beliefert. 500 Tanklastzüge steuern pro Tag das Tanklager an.<br />
Fotos: Wilfried Gerharz<br />
www.studi-info.de<br />
Info<br />
Azubisund<br />
duale Studis<br />
gesucht?!<br />
Hier<br />
sind Sie<br />
richtig!<br />
In STUDI-Infoerreichen Sie die Abiturienten<br />
genau in ihrer beruflichen Entscheidungsphase.<br />
Zeigen Sie Ihr attraktives Ausbildungsangebot.<br />
Wirinformieren Siegerne! Telefon0251. 690-916121<br />
Beinahe versteckt liegt erinSchalke-Nord.<br />
Erreichen kann man ihn<br />
nur über eine Seitenstraße. Deswegen<br />
kennen wohl auch nur die wenigsten<br />
Gelsenkirchener ihren Stadthafen<br />
am Rhein-Herne-Kanal. Sie<br />
fahren an ihm vorbei, ohne zu wissen,<br />
dass es ihn gibt.Dabei haben die<br />
meisten Gelsenkirchener täglich mit<br />
ihrem Hafen zu tun – zumindest<br />
wenn sie ein Auto fahren, hin und<br />
wieder einen Kuchen backen, Reis<br />
essen und gernemal ein Bier trinken.<br />
Über 18 Kilometer lang ist das Gleisnetz,<br />
das sich durch den Stadthafen Gelsenkirchen<br />
zieht.<br />
Rangierarbeit imStadthafen: Auch wenn es ein wenig nach Pause<br />
aussieht –Lokführer und Rangierer müssen konzentriert zuWerke<br />
gehen, damit die Fracht sicher ihren Weg durch den Hafen findet.<br />
Wer das Hafengelände<br />
betritt, kommt in eine<br />
eigene kleine Stadt.<br />
Eine rein gewerbliche<br />
Stadt, die vielfältiger<br />
nicht sein könnte. SchickeNeubauten liegenhierneben<br />
Lagerhallen mit eher rostbraunen<br />
als weißen Wänden. Eine 103-<br />
jährigeEisenbahnstreckeneben Silos voll<br />
mit frischem Reis. Eine Firma reiht sich<br />
hier an die andere. Immer wieder hört<br />
man Maschinenlärm, sieht Kräne, die etwasverladen,<br />
und Lkw,die vorbeifahren.<br />
Die Branchen reichen von Chemie über<br />
Stahl weiter zu Schrott und bis zu<br />
Lebensmitteln. „Müller’s Mühle“ –einer<br />
der größten Reis-Veredler in Europa –<br />
hat ihren Sitz direkt neben einem Tanklager,<br />
das unter anderem Jet, Aral und BP<br />
bedient. Einige Meter weiter wird Biermalz<br />
hergestellt, etwas weiter Mehl gemahlen,<br />
während auf der gegenüberliegenden<br />
Hafenseite Schrott aufb<br />
ereitet<br />
wird.<br />
In Zahlen sind das rund 60 Firmen mit<br />
gesamt über 2000 Mitarbeitern. Das alles<br />
auf einer Fläche von 1,2 Millionen Quadratmeter.<br />
Mit verschiedensten Gütern,<br />
die auf vier Wegen kommen und gehen:<br />
zu Wasser, mit der Eisenbahn, durch die<br />
Pipeline und per Lkw über die Straße.<br />
Rund sechs Millionen Tonnen –die Pipeline<br />
ausgenommen –kommen so jährlich<br />
zusammen. Am Umschlag gemessen ist<br />
der Stadthafen damit einer der größten<br />
Kanalhäfen Deutschlands.<br />
Davonsieht man nichts, wenn manindie<br />
Hafenstraße hineinfährt. Obwohl die<br />
Sonne scheint, ist das Gebiet leer.Nur hin<br />
und wieder laufen Arbeiter vorbei. Tatsächlich<br />
sind die wenigstenBesucher des<br />
Hafens tatsächlich Besucher.Für viele ist<br />
der Hafen in erster Linie: der Arbeitsplatz.<br />
Der Arbeitsplatz auf einem Gebiet, das<br />
nie stillsteht. Der Hafen ist 365 Tage, 24<br />
Stunden geöffnet. Für Franz-Josef Grefrath<br />
(61) bedeutet das, immer in Rufb<br />
e-<br />
reitschaft zu sein. Fallsesinseinem großen<br />
Reich mal Probleme gibt.<br />
►Fortsetzung Seite 31
LEBEN &WISSEN 31<br />
Rund 60 Firmen sind im Hafen zu Hause. Dazu gehört auch der Reis-Veredler und Hülsenfrüchteexperte „Müller‘s Mühle“. Seit 1893 hat das Unternehmen seinen<br />
Stammsitz in Gelsenkirchen am Binnenhafen.<br />
Fotos: Wilfried Gerharz<br />
HAFEN GELSENKIRCHEN<br />
Der Hafen Gelsenkirchen ist das<br />
führende Verkehrszentrum der Emscher-Lippe-Region<br />
–inZahlen ausgedrückt<br />
heißt dies:<br />
-Hafengebiet: 1,2 Mio. Quadratmeter<br />
-Wasserfläche: 117 800 Quadratmeter<br />
-Zwei Hafenbecken:<br />
Industriehafen: ca. 900 mal 60 Meter<br />
Handelshafen: ca. 500 mal 75 Meter<br />
-Wassertiefe: 3,75 Meter<br />
-Abladetiefe: 2,80 Meter<br />
-rund 2800 Meter für den Umschlag<br />
ausgebautes Ufer<br />
-Siloraum: ca. 72 360 Quadratmeter<br />
Fläche<br />
-18,4 Kilometer Gleisnetz<br />
-Bahnhof Gelsenkirchen-Hafen<br />
-Freilagerflächen: 148 500 Quadratmeter<br />
-gedeckte Lagerfläche: 93 090<br />
Quadratmeter<br />
-Tankraum: 280.000 Kubikmeter<br />
-sonstige bebaute Flächen: 271 000<br />
Quadratmeter<br />
Wie eine eigene<br />
kleine Stadt<br />
Im Binnenhafen in Schalke-Nord gibt esdrei Themen: Politik, Arbeit, S04.<br />
Grefrath ist Mitarbeiter seit<br />
1979. Erkennt jeden Winkel,<br />
jede Ecke, jeden Firmenchef.<br />
Der Hafen ist<br />
sein zweites Zuhause. Bevor<br />
Grefrath seine Arbeit dort anfing,<br />
kannte er nicht einmal den Hafen. „Ich<br />
bin ständig die Straße entlanggefahren<br />
ohne zu wissen, was sich dahinter verbirgt“,<br />
sagt er.Heutedreht er mindestens<br />
einmal am Tagmit seinem Auto eine Runde<br />
durch den Hafen und überprüft, dass<br />
alles läuft. Um zu Fußzugehen, fehlt ihm<br />
meist die Zeit. „Dafür haben wir einen<br />
Hafenmeister“, sagt Grefrath.<br />
Am Hafen selbst hat sich in diesen 38<br />
Jahren nicht viel verändert. Mal ging<br />
eine Firma, mal kam eine andere hinzu.<br />
Mal wurde neu gebaut, mal abgerissen,<br />
mal erneuert, mal mussten eine Grünfl<br />
ä-<br />
che oder das Strandbad weichen. Heute<br />
darfimHafen nicht mehr geschwommen<br />
werden –trotzdem hat sich die DLRG<br />
dort niedergelassen. Falls doch mal jemand<br />
von der anderen Seite ins Wasser<br />
springt und gerettet werden muss.<br />
Einen Container-Terminal gibt es trotz<br />
der großen Umschlagszahl bis heute<br />
nicht. Der Grund: Der Platz reicht nicht<br />
mehr. „Wir sind voll“, sagt Grefrath.<br />
Der Grundriss ist geblieben, trotzdem ist<br />
am Hafen immer wasimGange. Als einer<br />
der ersten Häfen in Deutschland wurde<br />
der Gelsenkirchener Hafen komplett mit<br />
Glasfaser ausgestattet.<br />
Im Gegensatz dazu steht die 103 Jahre<br />
alte Eisenbahnstrecke. Die Lokomotive<br />
fährt noch. Ihre Schiene verläuft quer<br />
durchs Hafengebiet. Sven Neunzig (36)<br />
fing im Jahr 2014 als Lokführer im Hafen<br />
an –genau 100 Jahre nach der Eröffnung.<br />
Vorher warerals „normaler“ Lokomotivführer<br />
bundesweit unterwegs. „Die<br />
Deutschlandreise war nicht mehr so<br />
meins. Ich wollte feste Zeiten und einen<br />
festen Standort“, sagt er.<br />
Heute transportiert Neunzig Waggons<br />
„die letzteMeile“ zum Hafen und andersherum<br />
nach Gelsenkirchen-Bismarck –<br />
mit einer Geschwindigkeit von24km/h.<br />
„Das sind circa 30 Kilometer pro<br />
Schicht“, schätzt er.Langweilig findet er<br />
das nicht. „Kein Tagist wie der andere.<br />
Es gibt auch oft Störungen.“ Gearbeitet<br />
wird imDuo: Einer steuert die Lok, der<br />
andere ist Rangierer. Das Verhältnis ist<br />
gut. „Das ist eine eigene kleine Familie.“<br />
Auf dem hinteren Fenster der Eisenbahn<br />
klebt ein Sticker des Fußballvereins FC<br />
Schalke.<br />
Für die meisten Mitarbeiterist das Ausleben<br />
der Liebe zum Fußball-Verein ein<br />
Muss. Nicht für Neunzig. „Ich habe mehr<br />
Durchblick bei Strickmustern“, sagt er<br />
und lacht. Er schaut seiner Frau dabei oft<br />
zu. Wenn es um Fußball und den FC<br />
Schalkegeht, klinkt er sich lieber aus. „Ich<br />
halte einfach den Kopf aus dem Fenster.“<br />
In den knapp drei Jahren, die Neunzigim<br />
Hafen arbeitet, hat sich nur eins verändert:<br />
„der Betreiber des Imbisses“. Es ist<br />
die einzigeGastronomie am Hafen –mehr<br />
braucht es auch nicht. Kaffee und wechselnder<br />
Mittagstisch für die Mitarbeiter.<br />
Andere Besucher verirren sich eh kaum<br />
hierher. Im Oktober haben Wiebke<br />
Sönnichsen (50) und ihr Lebensgefährte<br />
den „Hafenimbiss“ übernommen. „Mein<br />
Lebensgefährteist früherselbsthieressen<br />
gegangen“, erzählt sie. Nachdem die früherenBesitzer<br />
in Rentegingen, übernahmen<br />
sie das kleine Häuschen zentral im<br />
Hafengebiet.<br />
Ihre Kunden sind die Mitarbeiter der Firmen.<br />
Viele gehen schon jahrelang im<br />
„Hafenimbiss“ ein und aus. Man duzt<br />
sich. „Vom Aufnehmen her hat das nicht<br />
langegedauert“, sagt Sönnichsen.Hauptthemensind<br />
hier: Politik, die Arbeit –und<br />
natürlich der FC Schalke 04.<br />
Eigentlich öffnet der Imbiss erst um 6Uhr,<br />
um 5.15 Uhr stehen jedoch die ersten<br />
Stammgästevor der Tür,umihren ersten<br />
Kaffee noch vorArbeitsbeginn zu bekommen.<br />
„Kaffee ist ein Menschenrecht hier“,<br />
sagt Sönnichsen. Und wenn dasKleingeld<br />
ihrer Kunden mal nicht reicht, „habe ich<br />
einen geduldigen Kugelschreiber“.<br />
Christina Schreur<br />
Bei Arsol-Aromatics werden chemikalische Grundstoffe hergestellt,<br />
die für die Medizin und Farbherstellung nötig sind.<br />
www.trans-acta.de<br />
trans-acta –Datenschutz und IT<br />
„Weprotect and serve“<br />
Egbert-Snoek-Straße 1, 48155 Münster Telefon 0251 70 38 990
IHRE WERBUNG<br />
RICHTIG PLATZIERT<br />
TRIFFTDIREKTDIE ENTSCHEIDER<br />
Wirtschaftskompetenz aus der Region<br />
und für die Region!<br />
–Relevanteregionale Wirtschaftsthemen<br />
–Reportagen, Interviews<br />
–Hintergrundberichteund Portraits<br />
–Standpunkteund Stimmen aus der Wirtschaft<br />
– Themenschwerpunkte:<br />
Macher &Märkte<br />
Branchen &Betriebe<br />
Geld &Geschäft<br />
Leben &Wissen<br />
–Für Firmenlenker und Führungskräfte<br />
–WennSie mit Ihrem Unternehmen<br />
etwasbewegen wollen<br />
–8×jährlichpersonalisiertan17.000<br />
UnternehmenimMünsterland<br />
–Anspruchsvolles Umfeld für Ihre<br />
Kundenansprache<br />
–Mehrwissen –besserentscheiden –<br />
erfolgreichwerben<br />
Branchen & Betriebe: Teststrecke<br />
für Hoteliers Seite 14<br />
Geld & Geschäft: Indexpolicen<br />
stehen hoch im Kurs Seite 17<br />
DIE WIRTSCHAFT<br />
Im Bann der Abschotter<br />
Die USA und Großbritannien verweigern sich zunehmend dem globalen Handel. Präsidentenwechsel<br />
und Brexit drohen auch die Unternehmen im Münsterland in Mitleidenschaft zu ziehen.<br />
Der neue DonaldTrumpbautHan-<br />
die britische<br />
US-Präsident<br />
delsmauern, Regierungbereitett<br />
den Brexit vor, und die<br />
wird<br />
türkische unberechenbarer.<br />
Politik zunehmend die<br />
UnternehmenimMüns-<br />
immer<br />
Auch terland stärker die Auswirkungen<br />
globaler Turbulenzen<br />
auf ihr Geschäft.<br />
Es geht um<br />
mehrere Mil-<br />
liarden Euro<br />
Auslandsumsatz.<br />
Allein in<br />
USA,<br />
spüren die drei Großbritannien und Tür-<br />
kei, die alle in politischen<br />
Turbulenzen stecken, ex-<br />
Unternehmenn<br />
Länder portieren aus dem Bezirk der In-<br />
und Handels-<br />
dustrie- Nord<br />
kammer in Münster<br />
(IHK) Westfalen Waren tungen im Wert von über<br />
3,6 Milliarden Euro. Wie<br />
Prof. Dr. Bodo Risch,<br />
stellvertretender IHK-Hauptgeschäfts-<br />
Hauptgeschäftsführer,<br />
dieser Zeitung erklärte, erreicht<br />
allein der Export von rund 500 Betrieben<br />
aus dem Münsterland und der Emscher-<br />
Lippe-Region in das Brexit-Land Großbritannien<br />
ein jährliches Volumen von 1,6<br />
MilliardenEuro. In denUSA, woder neue<br />
Präsident Donald Trump täglich für neue<br />
wirtschaftspolitische Unruhe sorgt, erreichte<br />
der Wert der Geschäfte aus der<br />
und Dienstleis-<br />
Münster | Münsterland<br />
Region im vergangenen Jahr einen Wert<br />
von 1,5 Milliarden Euro.<br />
Allerdings spiele bei den münsterländischen<br />
Ausfuhren in die USA der Maschinenbau<br />
eine große Rolle, so Risch. „Diese<br />
Branche steht bei der Abschottungspolitik<br />
Trumps nicht so im Fokus.“ Der stellvertretende<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
sieht in dieser Branche vor allem auch<br />
deshalb einen Zwang zum Einkauf ländischen Know-hows, „weil der USaus-<br />
Maschinenbau antiquiert ist“.<br />
Hinzu kommen für die heimischen Exporteure<br />
politischen Unsicherheiten in<br />
einigen europäischen Nachbarländern –<br />
etwa in Frankreich und den Niederlanden,<br />
wo rechte Kandidaten bei den Präsidenten-<br />
bzw. Parlamentswahlen eine be-<br />
Ihre Ansprechpartner:<br />
Frank Micheel Tel. 0251/690-916161|frank.micheel@aschendorff.de<br />
LarsNormann Tel. 0251/690-916162|lars.normann@aschendorff.de<br />
AschendorffVerlag GmbH &Co. KG ·Media &Sales ·Soester Straße 13 ·48155 Münster<br />
< DIREKT < BUSINESS TO BUSINESS > ZIELGENAU ><br />
MÜNSTER<br />
MÜNSTERLAND<br />
DASIDEALE WERBEMEDIUM 2017.JETZT BUCHEN!<br />
eilage<br />
MODERNE LOGISTIK<br />
IMUNTERNEHMEN<br />
Ausgabe 1/2017<br />
„Ein dynamisches Jahr“<br />
Statistisches Bundesamt bewertet die Wirtschaftsleistung positiv<br />
DiedeutscheWirtschafthatEnde<br />
2016zualtemSchwungzurückgefunden.NacheinerDelleimSommer<br />
zog die Wirtschaftsleistung<br />
vonOktoberbisDezemberum0,4<br />
Prozent gegenüberdemdritten<br />
Quartalan, wie das Statistische<br />
Bundesamt jetzt in Wiesbaden<br />
mitteilte.<br />
Befl<br />
vom Konsum<br />
und größte<br />
fügelt vom Bauboom<br />
wuchs Volkswirtschaftdamitso<br />
stark wie der Euroraum<br />
insgesamt.ImdrittenQuartalwardas<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich<br />
Europas 4 198869 002009<br />
2 0 0 0 8<br />
Aschendorf<br />
f Verlag GmbH & Co. KG<br />
SoesterStraße13,48155Münster<br />
ZKZ88690PVST<br />
www.die-wirtschaft-muensterland.de Preis: 2,00 Euro<br />
um0,1Prozentgestiegen.ImGesamtjahrstandeinkräftigesPlusvon1,9<br />
Prozent. Es wardasstärksteWachs-<br />
tumseitfünfJahren.FürdiesesJahr<br />
sindÖkonomenzuversichtlich,siesehenallerdingsgroßepolitischeUnsicherheiten.<br />
„Das gute vierte Quartal setzt den<br />
Schlusspunkthintereindynamisches<br />
Jahr 2016. Deutschlandistspürbar<br />
schnellergewachsenalsimlangfristigen<br />
Durchschnitt“, erklärte KfW<br />
-<br />
Chefv<br />
olkswirt Jörg Zeuner. Viele<br />
internationaleTurbulenzenseienwegen<br />
der starken Binnenwirtschaft<br />
kaumaufDeutschlanddurchgeschlagen.<br />
AbgehängtwurdeEuropasKonjunk-<br />
turlokomotivezumJahresendeunter<br />
anderemvonSpanien (plus0,7Pro-<br />
zent)unddenNiederlanden(plus0,5<br />
Prozent). Im Gesamtjahrwuchsdas<br />
BIP in denNiederlandenkräftigum<br />
2,1Prozent.DieRegierungkanngute<br />
NachrichtenrundvierWochenvor<br />
derParlamentswahlgebrauchen.Die<br />
französischeWirtschaftgewannvor<br />
demWahljahrebenfallsanSchwung<br />
undlegteEnde2016um0,4Prozent<br />
zu.<br />
InDeutschlandtrugennachvorläufigenDatenderStatistikerdieKaufl<br />
fust<br />
derBundesbürgerunddieAusgaben<br />
desStaatesmaßgeblichzumWachs-<br />
tum Ende 2016 bei. Der habe<br />
seine Konsumausgabendeutlicher-<br />
höht, erklärtedieBehörde.<br />
ImVorjahresvergleichlegtedaspreisbereinigteBIPvonOktoberbisDezemberum1,2Prozentzu.Fürdieses<br />
JahrhatdiedeutscheWirtschaftnach<br />
AngabenderStatistikerbereitsein<br />
Plusvon0,5Prozentsicher.<br />
dpa<br />
NÄCHSTE AUSGABE<br />
26.9.2017<br />
Der<br />
Anzeigenschluss<br />
ist am 8.9. 2017<br />
OFFEN GESAGT<br />
Vielfalt kann<br />
schützen<br />
drohlich starke Zustimmung erwarten<br />
können. Das trifft dann sogar das münsterländische<br />
Handwerk: Es gebe vor allem<br />
enge geschäftliche Kontakte in die<br />
Niederlande, berichtete der Pressesprecher<br />
der Handwerkskammer Münster,<br />
Michael Hoffmann.<br />
►Fortsetzung auf Seite 2<br />
uch<br />
A en die politischen Turbu-<br />
Ideen alleine verändern nichts.<br />
Sondern der Mut, sie umzusetzen.<br />
Der neue Panamera.<br />
Erfahren Sie mehr bei uns im<br />
Porsche Zentrum Münster.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.<br />
am Münsterland gelenzen<br />
in wichtigen Handelsnationen<br />
wie den USA und Großbritannien<br />
nicht vorbei. Milliardenschwere<br />
Exportvolumina<br />
verbinden die Region mit den<br />
Krisenländern.<br />
Doch im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Gegenden Deutschlands<br />
hat das Münsterland<br />
einen gewaltigen Vorteil: Die<br />
Hidden Champions, die es in<br />
der Region in großes Zahl gibt,<br />
sind auf dem Weltmarkt in<br />
ihren Sparten überlegen.<br />
Auch US-Präsident Trump dürfte<br />
seinem Land diese Waren<br />
nicht vorenthalten wollen und<br />
deshalb hier von Zöllen absehen.<br />
Außerdem steht China als alternativer<br />
Markt zur Verfügung.<br />
Auch wenn die dortige<br />
Wirtschaft nicht mehr ganz so<br />
stark wächst wie in der Vergangenheit,<br />
wird sich die<br />
Volksrepublik – vor allem auch<br />
wegen Trumps Abschottungspolitik<br />
– zunehmend zur führenden<br />
ökonomischen Macht<br />
der Welt entwickeln.<br />
Die Wirtschaft im Münsterland<br />
hat in der Vergangenheit immer<br />
wieder ihre hohe Flexibilität<br />
unter Beweis gestellt. Basis<br />
für diese schnelle Reaktionsfähigkeit<br />
ist vor allem die mittelständische<br />
Struktur der regionalen<br />
Betriebe. Großkonzerne<br />
erweisen sich hingegen in der<br />
Regel als schwerer lenkbare<br />
Kolosse – können sich somit<br />
auch auf politische Umbrüche<br />
nur verspätet einstellen.<br />
Jürgen Stilling<br />
Porsche Zentrum Münster<br />
PZ MünsterKnubelGmbH & Co. KG<br />
WeselerStraße693<br />
48163Münster<br />
Tel.: + 49 251 97109-0 · Fax: -14<br />
www.porsche-muenster.de