22.08.2017 Aufrufe

Wirtschaftszeitung_21082017

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Branchen &Betriebe: Omas<br />

Rezept gab den Anstoß<br />

Seite 8/9<br />

Geld &Geschäft: Zertifikate –<br />

die Chance auf mehr Seite 17<br />

Wissen &Leben: Touristen<br />

unter Tage? Seite 28/29<br />

DIEWIRTSCHAFT<br />

Münster |Münsterland<br />

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Ausgabe 5/17<br />

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Wo bleibt die Mobilität?<br />

Industrie, Handel und Handwerk machen sich angesichts der aufgeheizten Debatte umDieselmotoren<br />

und mögliche Fahrverbote in Innenstädten Sorgen um die Erreichbarkeit und die Fuhrparkkosten.<br />

Organisationen wie die Deutsche<br />

Umwelthilfe, wegen ihrer Abmahnpraxis<br />

und Klagewut selbst massiv in<br />

derKritik, wollen nichtlockerlassen.<br />

Sie gehennachauch demersten Diesel-Gipfel<br />

davon aus, dass sie größere<br />

Städte dazu bringen werden, ab<br />

dem Herbst Fahrverbote für Fahrzeuge<br />

mit Dieselmotor zu erlassen.<br />

Nicht nur eine Horrorvorstellung für<br />

all jene, die als Privatperson auf die<br />

Nutzung ihres Kfz angewiesen sind.<br />

Auch Industrie, Handel und Handwerk<br />

laufen Sturm gegen solche<br />

massiven Einschnitte. Sie machen<br />

sich große Sorgen um die Erreichbarkeit<br />

und fürchten unter anderem<br />

hohe Kosten für den Fuhrpark.<br />

ImHandwerk, daraufwies kürzlich<br />

Hans Hund als Präsident der<br />

Handwerkskammer Münster hin,<br />

bestehe der Fuhrpark aktuell zu<br />

rund 80 Prozent aus Dieselfahrzeugen.<br />

Verschiedene Nutzfahrzeuge<br />

hätten sogar fastausschließlich einen solchen<br />

Antrieb,darunterauch Spezialfahrzeuge,<br />

die kaum Kilometer auf den Tacho<br />

bekommen, aber für die Leistungen des<br />

Handwerks unbedingt erforderlich sind.<br />

„Es ergibt wirtschaftlich und ökologisch<br />

keinen Sinn, Dieselfahrzeuge von heute<br />

auf morgen zuersetzen“, erklärt Hans<br />

Hund, dessen Monteure im familiären<br />

Fachbetrieb für Gebäudetechnik mit 35<br />

Fahrzeugen unterwegs sind –natürlich<br />

auch in vielen Stadtkernen. „Auf keinen<br />

Fall darf eszuFahrverboten kommen.<br />

Unsere Handwerksbetriebe sind darauf<br />

angewiesen, mit ihren Fahrzeugen die Innenstädtezuerreichen“,<br />

betont der Kammerpräsident.<br />

► Fortsetzung Seite 2<br />

Foto: imago<br />

OFFEN GESAGT<br />

Viel dicke Luft<br />

Der Diesel wird gejagt, als<br />

hinge vom ihm unsere<br />

Luftqualität ab. Eine schon an<br />

Faktengrenzen stoßende Debatte<br />

über diesen Antriebstyp hat<br />

die Republik erfasst –wesentlich<br />

ausgelöst von den Tricksereien<br />

vieler Fahrzeughersteller,<br />

die meinten, sich mit technischen<br />

Schummeleien vor strengen<br />

Abgastests schützen zu<br />

können. Aus dem Gemauschel<br />

inklusive krimineller Verbraucher-Irreführung<br />

und der Debatte<br />

über ungesunde Stadtluft<br />

ist eine explosive Mischung<br />

entstanden. Am Ende stehen in<br />

jedem Fall Milliardenkosten,<br />

garantiert ein gewaltiger<br />

Imageverlust und womöglich<br />

empfindliche Einschränkungen<br />

bei der Nutzung vieler Innenstädte<br />

mit dem Dieselantrieb.<br />

Münster und das Münsterland<br />

sind nicht ausgenommen. Viele<br />

Unternehmen und zahllose<br />

Pendler sind weit über die<br />

Grenzen der Region hinaus<br />

unterwegs und stoßen dort<br />

morgen eventuell schon auf<br />

erste Sperrzonen.<br />

Diesel müssen sauberer werden,<br />

aber sie dürfen nicht vom<br />

Markt verschwinden. Denn der<br />

Ruf nach E-Mobilität lässt oft<br />

einen Punkt außer Acht: Woher<br />

kommt eigentlich der<br />

Strom? Wirklich sauber ist so<br />

ein Antrieb nur, wenn die Versorgung<br />

allein mit Ökostrom<br />

sichergestellt wird. Zurzeit<br />

werden Millionen Tonnen Kohle<br />

in Kraftwerken verstromt.<br />

Der Kohleanteil an der Stromversorgung<br />

liegt noch bei über<br />

47 Prozent. Also auch viel dicke<br />

Luft. Oder?<br />

wk<br />

Finanzierung fällt leicht<br />

Analyse des DIHK: Betriebe sind seltener als früher auf Kredite angewiesen.<br />

Unternehmen in Deutschland<br />

kommen im Moment besonders<br />

leicht an Investitionskredite oder<br />

andere Finanzierungen. Das geht<br />

aus einer Analyse des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertags<br />

(DIHK) hervor, indie Einschätzungen<br />

von rund 20 000 Betrieben<br />

eingefl<br />

ossen sind.<br />

4 198869 003501<br />

2 0 0 3 4<br />

Danach bewerten deutlich<br />

mehr als die Hälfte<br />

(59 Prozent) der Unternehmen<br />

ihre Finanzierungsbedingungen<br />

als<br />

gut, während nur noch elf Prozent<br />

fehlende oder schwierige Kreditvergaben<br />

als Risiko für ihr Geschäft betrachten.<br />

Hier mangelte esbesonders<br />

häufig an den notwendigen Sicherheiten.<br />

Fast nur für Großunternehmen seien<br />

Schuldschein- und Unternehmensanleihen<br />

eine echte Finanzierungsalternative.<br />

Ein knappes Drittel aller<br />

Unternehmen sei der Umfrage zufolge<br />

überhaupt nicht auf Fremdkapital<br />

angewiesen und könne seine Investitionen<br />

aus eigener Kraft stemmen.<br />

Die größten Probleme bei der Finanzierung<br />

haben erwartungsgemäß<br />

kleine Unternehmen, heißt es. Sie seien<br />

in aller Regel auf Kredite ihrer<br />

Hausbanken angewiesen. DIHK-Chefvolkswirt<br />

Volker Treier spricht sich in<br />

diesem Zusammenhang dafür aus,<br />

die Intensität der Aufsicht und Regulierung<br />

bei den kleineren Instituten<br />

nicht zu übertreiben. Die Prüfungen<br />

müssten sich an den eingegangenen<br />

Risiken orientieren.<br />

Die Finanzmarktregulierung sollte<br />

nach Einschätzung des DIHK so ausgestaltet<br />

sein, dass das bewährte Modell<br />

auch dann leistungsfähig sei,<br />

wenn sich die Konjunktur abschwächen<br />

sollte. Das „insgesamt eher entspannte<br />

Finanzierungsumfeld zeigt,<br />

dass höhere Zinsen der EZB möglich<br />

sind, zumal auch Preise und Löhne<br />

wieder steigen“, erläuterte Treier.<br />

Die insgesamt relativ positiv eingeschätzten<br />

Finanzierungsbedingungen<br />

seien aber auch Ausdruck einer noch<br />

immer nicht richtig in Schwung gekommenen<br />

Investitionstätigkeit, gab<br />

der Expertezubedenken. Zudem seien<br />

viele Betriebe dank ihrer gestiegenen<br />

Selbstfinanzierungskraft nicht<br />

mehr in dem Maße auf Kredite angewiesen<br />

wie früher. dpa/pd<br />

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2 MACHER &MÄRKTE<br />

„Wir haft<br />

en nicht für<br />

die Versäumnisse“<br />

Unternehmer fordern in einem Positionspapier Gegenmaßnahmen<br />

Handwerker sind wegen der Dieseldebatte alarmiert, denn sie<br />

müssen Baustellen inder Stadt erreichen können.<br />

Bisher konnten Kommunen selbst darüber entscheiden, zu welchen<br />

Zwecken sie bestimmte Fahrzeuge im Zentrum zulassen. Foto: dpa<br />

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DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG, Geschäftsbereich:<br />

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Redaktion: Claudia Bakker (verantw.)<br />

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Anzeigenleitung: Herbert Eick,<br />

E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft-muensterland.de<br />

Objektkoordination: Frank Micheel, Lars Normann,<br />

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Gestaltung/Layout: Lisa Stetzkamp<br />

Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG, Ander Hansalinie 1.<br />

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Handwerkskammerpräsident<br />

Hans Hund sieht in<br />

der optimierten Motorsteuerung<br />

und Nachrüstung<br />

einen Beitrag zum<br />

Verringern der Stickoxid-Emissionen:<br />

„Bereits die Maßnahmen der laufenden<br />

Rückrufaktionen der Automobilhersteller<br />

dürften die Werte anden Messstationen<br />

verbessern.“ Bei weitergehenden<br />

Nachrüstaktionen vonFahrzeugen müssten<br />

diese für Handwerksbetriebe kostenneutral<br />

sein. „Wir haften nicht für Versäumnisse<br />

der Automobilindustrie und<br />

der Politik“, stellte Hund klar.<br />

Die Hersteller seien in einem weiteren<br />

Punkt in der Pfl<br />

icht:„Im Nutzfahrzeugbereich<br />

stehen bislang kaum Elektrofahrzeuge<br />

zur Verfügung. Wir brauchen praxistaugliche<br />

Modelle, die den Anforderungen<br />

unserer Betriebe gerecht werden.“<br />

Deren Entwicklung müsse stärker<br />

vorangetrieben werden. Zugleich spricht<br />

Hans Hund sich dafür aus, Betrieben den<br />

Umstieg auf Elektrofahrzeugedurch verbesserte<br />

Förderbedingungenzuerleichtern.<br />

„Wir<br />

„Die Kosten dürfen inkeinem<br />

Fall den Millionen Fahrzeughaltern<br />

aufgebürdet werden.“ einen stärke-<br />

brauchen jetzt<br />

ZDK-Präsident Jürgen Karpinski<br />

ren Schub für<br />

die Elektromobilität,<br />

weil<br />

sie viele Vorteile<br />

bringt. Ich halte aber nichts davon,<br />

andere bewährte Antriebstechniken wie<br />

den Diesel gleich abzuschaffen.“<br />

Vor solchem Aktionismus warnen auch<br />

Experten aus anderen Kammern: „In<br />

Städten wie Köln könnte die Feuerwehr<br />

nicht mehr ausrücken und der Müll würde<br />

nicht mehr abgeholt.“<br />

Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs,<br />

Anreize zum Kauf schadstoffarmer<br />

Fahrzeuge und eine Optimierung<br />

des Verkehrsfl<br />

usses gehören aus<br />

In Stuttgart kennt man das Thema Feinstaub-Alarm schon länger. Gemessen wird am<br />

Bereich „Am Neckarto“, wo der Luftaustausch besonders schwach ist. Foto: dpa/Bernd Weissbrod<br />

Sicht der Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) Nord Westfalen zu den geeigneten<br />

Maßnahmen, um zukünftig erhöhte<br />

Stickstoffdioxid-Konzentrationen in Innenstädten<br />

zu verhindern. Auf Fahrverbote<br />

für Dieselfahrzeuge hingegen sollte<br />

allerdings „soweit irgend möglich“ verzichtet<br />

werden, heißt es in einem Positionspapier,<br />

das die IHK-Vollversammlung<br />

Anfang Juli in Münster verabschiedet<br />

hat.<br />

Nachdrücklich empfehlen darin die hiesigen<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

der Fahrzeugindustrie, Diesel-Neufahrzeuge<br />

„konsequenter als bisher mit<br />

hocheffizienter AdBlue-Technologie auszustatten<br />

und verstärkt an der Marktfähigkeit<br />

alternativer Antriebe zu arbeiten“.<br />

Für die Besitzer von Dieselfahrzeugen,<br />

dieheutenoch nicht mit der aktuellen<br />

AdBlue-Technologie ausgerüstet<br />

sind, sollten nach IHK-Meinung finanzielle<br />

Anreize zum Einbau entsprechender<br />

Nachrüstsätze geschaffen werden.<br />

Die IHK rechnetfür den Fall vonFahrverboten<br />

mit starken Einschränkungen der<br />

Mobilität von Mitarbeitern, Kunden und<br />

Unternehmern. Lokale oder regionale<br />

Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, die<br />

nicht die Euro-6-Norm erfüllen, würden<br />

im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region<br />

Besitzer von insgesamt rund<br />

390 000 Pkw (85 Prozent aller Diesel-<br />

Pkw) und rund 70 000 Nutzfahrzeugen<br />

(93 Prozent aller zugelassenenNutzfahrzeuge)<br />

treffen. „Pauschale oder streckenbezogene<br />

Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge<br />

haben erhebliche gesamtwirtschaftliche<br />

Auswirkungen“, resümierte<br />

IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer.<br />

„Angesichts der oft geringen jährlichen<br />

Laufl<br />

eistung der im Stadtverkehr eingesetzten<br />

Fahrzeuge sind kurzfristige Flottenerneuerungen<br />

insbesondere für kleine<br />

und mittelständische Betriebe wirtschaftlich<br />

nur schwer verkraftbar“, heißt<br />

es in dem IHK-Positionspapier. Auch<br />

wenn die Gerichtsentscheidungen Fahrverbotegrundsätzlich<br />

ermöglichten, sollten<br />

sie daher von den Städten nur als<br />

„letztes Mittel“ in Betracht gezogen werden,<br />

fordert die Vollversammlung. Fahrverbote<br />

und die hiermit erzielbare Minderung<br />

der Stickoxidbelastung müssten<br />

in einem angemessenen Verhältnis zu<br />

den hiermit verbundenen Auswirkungen<br />

für die jeweiligen Unternehmen stehen.<br />

Soweit Fahrverboteunumgänglich seien,<br />

müssten Ausnahmetatbestände für die<br />

Ver- und Entsorgung definiert sowie ausreichende<br />

Übergangsfristen für betroffene<br />

Unternehmen eingeräumt werden.<br />

In dem Positionspapier sind weitereMaßnahmen<br />

aufgezählt, mit denen die<br />

Schadstoffemissionen nachhaltig gesenkt<br />

werden könnten, ohne die Mobilität<br />

der Unternehmen, Beschäftigten und<br />

Kunden durch Fahrverbotegrundsätzlich<br />

einzuschränken. Dazu gehören auch eine<br />

engere Taktung der erfolgreichen regionalen<br />

Schnellbus-Linien sowie eine attraktive<br />

Infrastruktur für Berufspendler,<br />

um ihnen den Umstieg vom Pkw auf das<br />

Rad oder E-Bike zuerleichtern.<br />

Insgesamt beklagt wird die allgemeine<br />

Verunsicherung, die bei diesem Thema<br />

seit Monaten herrsche. Das Handwerk in<br />

der von dem jüngsten Gerichtsentscheid<br />

betroffenen Region Stuttgart sprach von<br />

einer „unsäglichen Hängepartie“, denn<br />

auch nach dem Urteil sei völlig unklar,<br />

welche Fahrzeuge genau nach am 1. Januar<br />

2018 noch in die baden-württembergische<br />

Landeshauptstadt fahren können.<br />

Vertreter des Kfz-Handwerks bewahren<br />

nach außen derzeit noch Ruhe. Der Präsident<br />

des Deutschen Kraftfahrzeugs-Gewerbe,<br />

Jürgen Karpinski, warnte davor,<br />

dieUmrüstungskosten auf die Autofahrer<br />

abzuwälzen. „Die Kosten dürfen inkeinem<br />

Fall den Millionen Fahrzeughaltern<br />

aufgebürdet werden. Denn die haben im<br />

besten Glauben ein modernes, verbrauchsarmes<br />

Fahrzeug gekauft“ so Karpinski.<br />

Der ZDK-Präsident hält den Einbau<br />

von zusätzlichen Katalysatoren, wie<br />

SCR-Anlagen, für notwendig um die vorgeschriebenen<br />

Grenzwerte auch auf der<br />

Straße einzuhalten: „Mit Software-Updates<br />

alleine geht das sicherlich nicht.“<br />

In einem Interview mit der Deutschen<br />

Handwerkszeitung erklärteder ZDK-Präsident<br />

unter anderem: „In jedem Fall ist<br />

der Diesel eine echteOption. Es gibt nicht<br />

die allein seligmachendeAntriebslösung.<br />

Wirmüssen verschiedene Strategien fahren.<br />

Wir brauchen Verbrennungsmotoren<br />

mit möglichst wenig Abgasen, Elektromotoren<br />

für die Innenstädte, wir brauchen<br />

Hybrid für längere Strecken. Auch<br />

Wasserstoff ist eine Option.“ wk<br />

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MACHER &MÄRKTE 3<br />

(Weiter-)Bildung erhält<br />

ein attraktives Zuhause<br />

Die IHK Nord Westfalen stellt am7.September bei ihrem Jahresempfang der Öffentlichkeit das neue<br />

zentrale Bildungszentrum vor. Das Haus soll auch einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten.<br />

Das neue IHK-Bildungszentrum ist in direkter Nachbarschaft zur Zentrale der Industrie- und Handelskammer am Sentmaringer Weg entstanden.<br />

Foto: IHK Nord Westfalen<br />

Der Faktor Weiterbildung wird für<br />

Fachkräftesicherung und Wettbewerbsfähigkeit<br />

immer bedeutender.<br />

Die Unternehmen in Deutschland haben<br />

dies erkannt. Das zeigen unter<br />

anderem Daten, die das Institut für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

der Bundesagentur für Arbeit in<br />

Nürnberg bei einer Befragung von<br />

rund 16 000 Betrieben erhoben hat.<br />

Demnach haben 53 Prozent der<br />

Unternehmen im ersten Halbjahr<br />

2016 die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter<br />

unterstützt. Tendenz: steigend.<br />

Die Industrie- und Handelskammer(IHK)<br />

Nord Westfalen ist dafür<br />

gerüstet. Am 7. September stellt<br />

sie bei ihrem Jahresempfang ihr neues<br />

IHK-Bildungszentrum am Standort<br />

Münster vor.<br />

Laut Konjunkturumfrage der<br />

IHK Nord Westfalen aus dem<br />

Spätsommer des vergangenen<br />

Jahres wollen 55 Prozent der<br />

Betriebe dem erwarteten<br />

Fachkräftebedarf mit verstärkter Weiterbildung<br />

begegnen –weil sie wissen, dass<br />

die Qualifikation der Mitarbeiter darüber<br />

mitentscheidet, wie die Wettbewerbsposition<br />

der nord-westfälischen Wirtschaft<br />

in einer alternden Gesellschaft<br />

aussehen wird, und weil sieals Arbeitgeber<br />

noch attraktiver werden wollen. In<br />

Münster bekommt die (Weiter-)Bildung<br />

nun das entsprechende Zuhause. In unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zur IHK-Zentrale<br />

am Sentmaringer Weg ist ein optisch<br />

ansprechender, vielseitig für die<br />

verschiedenen Nutzungen ausgelegter<br />

sowie technisch hochmoderner Gebäudekomplex<br />

entstanden, der als neuer<br />

Lern- und Lehrstandort zweifellos schnell<br />

einen guten Ruf genießen wird.<br />

„Die Art und Weise, zu lernen und zu lehren,<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

erheblich verändert.Und diesem Wandel<br />

haben wir mit der Konzeption und Ausstattung<br />

des Bildungszentrums Rechnung<br />

getragen“, erklärt Norbert Steinig.<br />

„Jetzt sind nicht nur unsereDozenten auf<br />

dem neuesten Stand“, freut er sich. Als<br />

Leiter der IHK-Weiterbildung zeichnete<br />

er zugleich für den Bau des Bildungszentrums<br />

verantwortlich.<br />

Alle Facetten des modernen integrierten<br />

Lernens, bei dem traditionelle Präsenzveranstaltungen<br />

mit den Möglichkeiten<br />

des E-Learnings verknüpft werden, wurden<br />

bedacht. Die Raumakustik ist optimiert,<br />

die Raumgröße mit wenigen<br />

Handgriffen veränderbar. Die Teilnehmer<br />

haben via WLAN freien Zugang zum<br />

Internet. Moderne Haus- und Belüftungstechnik<br />

machen den Aufenthalt angenehm.<br />

Besondere Großzügigkeit strahlt<br />

ein 20 Meter hohes Atrium aus. „Lernerfolg<br />

ist eben auch davon abhängig, ob<br />

ich mich wohlfühle“, sagt der Leiter der<br />

IHK-Weiterbildung.<br />

„Mehr Freude am Lernen heißt letztendlich<br />

auch: MehrLeute,die sich weiterbilden“,<br />

ist IHK-Präsident Dr.Benedikt Hüfferüberzeugt.<br />

Weiterbildung sei eine der<br />

wichtigsten Maßnahmen zur Fachkräftesicherung<br />

und gehöre in jedem Betrieb<br />

auf die Tagesordnung. Die Unternehmen<br />

müssten zukünftig mit spürbar älteren<br />

Belegschaften arbeiten und sich dennoch<br />

im internationalen Wettbewerb behaupten.<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich<br />

Schulte-Uebbing nennt den Neubau<br />

„einen Stein gewordenen Beitrag zur<br />

Fachkräftesicherung“. Für ihn ist das Bildungszentrum<br />

zugleich „Ausdruck des<br />

neuen Selbstbewusstseins der betrieblichen<br />

Aus- und Weiterbildung“.<br />

Dieser Ansatz wird auch beim Jahresempfangimneuen<br />

IHK-Bildungszentrum<br />

zur Sprache kommen. Die Bundesministerin<br />

für Bildung und Forschung, Prof. Dr.<br />

Johanna Wanka, stellt sich bei der Eröffnung<br />

in einem Interviewden Fragen zum<br />

wichtigen Themenfeld. Sie selbst hat<br />

schon vorzweiJahren bei der Vorstellung<br />

des Bundesbildungsberichts erklärt: „Wir<br />

müssen die gesellschaftliche Wertschätzung<br />

der dualen Ausbildung wieder erhöhen.<br />

Die Gleichwertigkeit vonberufl<br />

icher<br />

und akademischer Bildung muss in den<br />

Köpfen ankommen.“ Aussagen dazu werden<br />

auch von Ministerpräsident Armin<br />

Laschet erwartet, der anlässlich der Eröffnung<br />

in Münster zu Gast ist und beim<br />

Empfang sprechen wird.<br />

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4 MACHER &<br />

„Wenn Sie nicht<br />

Mehr als 300 Unternehmerinnen haben den Unternehme<br />

für Gründung und Wachstum überzeugt –wie Nadine Vi<br />

„Nur“ einhundert Prozent zu geben,<br />

reicht im Modeatelier von Nadine<br />

Vieker nicht:„Im Moment schlafe ich<br />

vier Stunden pro Nacht“, gesteht die<br />

Gründerin des Labels „Kleinkariert“.<br />

Volle Leidenschaftfür die Schneiderkunst.<br />

Sozialkontakte liegen dadurch<br />

unfreiwillig auf Eis, noch beim<br />

Einschlafen sprudeln der Wahl-Nottulnerin<br />

die Ideen für neue Hüte und<br />

Tellerröcke aus dem kreativen Geist.<br />

„Auf dem Nachttisch liegt ganz oldschool-mäßig<br />

ein Block, wo ich sofort<br />

Notizen mache“, schildert Vieker,<br />

wie sie ihr Schöpfertum in Bahnen<br />

lenkt.<br />

Nähen, Onlineshop, Hüte und Schmuck kreieren –selbst das Verpacken der Bestellungen übernimmt Nadine Vieker.<br />

Foto: M.Harhues<br />

ANGeBotNur für GewerBetreiBeNde<br />

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MAkecoNNectioNs<br />

Was sich fastnach baldigerDiagnose<br />

Burnout<br />

anhört, ist die Kreativzelle<br />

frischer, farbenfroher<br />

Lebenslust im<br />

Vintage-Look.Gegründet auf einen Businessplan,<br />

der im März die Jurydes Unternehmerinnenbriefes<br />

NRW mehr als nur<br />

überzeugt hat. „Wenn Sie keine Unternehmerin<br />

sind, wer dann?“, wurde Viekervon<br />

Bankern, Unternehmern der<br />

Region, Experten der Kammern<br />

und Vertreterinnen von Frauen<br />

und Beruf Münster e.V.als motivierendes<br />

Statement nach<br />

ihrer Unternehmenspräsentation<br />

mit auf den weiteren geschäftlichen<br />

Weg gegeben.<br />

Denn angefangen hat Viekers<br />

Traum vom eigenen Modelabel<br />

nicht erst in diesem Frühjahr, sondern<br />

im Nebenerwerb vor sieben Jahren.<br />

„Dass ich langsam wachsen konnte<br />

und Schritt für Schritt zunächst auf<br />

Märkten und Online-Plattformen verkauft<br />

habe, finanziell<br />

abgesichert<br />

durch meinen<br />

Hauptberuf, hat<br />

mein unternehmerisches<br />

Selbstvertrauen<br />

stetig<br />

wachsen lassen“,<br />

Nadine Vieker<br />

beschreibt die<br />

Modemacherin<br />

den langen Weg<br />

zur Gründung. Jetzt entwirft und schneidert<br />

Vieker fulltime im eigenen Atelier<br />

und verkauft ihreRetro-Modeimeigenen<br />

„Natürlich bin ich froh, dass es so<br />

gut läuft. Und für die Festivals<br />

und Messen am Wochenende habe<br />

ich eine Aushilfe eingestellt.“<br />

Im Atelier von „Kleinkariert“ näht N<br />

Online-Shop sowie auf<br />

Messen und Rock-and-Roll-<br />

Festivals. Doch die Unternehmerin<br />

will sich neue Vertriebswege erschließen:<br />

„Ich möchte meine Mode im<br />

Einzelhandel anbieten. Die Stoffe muss<br />

man fühlen und<br />

die Röcke anprobieren<br />

können.<br />

Dieses sinnliche<br />

Einkaufserlebnis<br />

ist online nicht<br />

möglich“, gibt<br />

Vieker zu bedenken.<br />

Doch wie die<br />

Gründerin sich<br />

die Wege in den<br />

Einzelhandel öffnet, weiß sie noch nicht<br />

so genau. AufHilfestellung hofft die Nottulnerin<br />

durch einen Patenaus der Textilbranch<br />

und ei<br />

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:5,3; co 2<br />

-emissionen kombiniert<br />

:139g/<br />

km; effi<br />

zienzklasse A+ ((eG) Nr. 715/2007).<br />

46325 Borken (H)<br />

Königsberger Str. 1<br />

tel. 02861/94 38-0<br />

46395 Bocholt (H)<br />

Industriestr. 40<br />

tel. 02871/25 59-0<br />

SIcHt-PAKEt (rEGENSENSor, LIcHtSENSor,<br />

INNENSPIEGEL ABBLENDEN, XENoN-ScHEINwErfEr<br />

BErGANfAHrHILfE<br />

GEScHwINDIGKEItSrEGLEr- uND BEGrENzEr<br />

HEAD-uP DISPLA<br />

y<br />

rÜcKfAHrKAK MErA<br />

MIt EINPArKHILfE<br />

cItroëN coNNEct NAVDAB<br />

NAVIGAtIoNSSyStEM<br />

BLuEtootH ®<br />

AuSSENSPIEGEL ELEKt<br />

rIScH VErStELL-, BEHEIz- uND ANKLA<br />

PPBAr<br />

KLIMAAutoMAtIK MIt SEPArA<br />

tEr EINStELLuNG<br />

48683 Ahaus (H) • BlekerAutoforum<br />

Ahaus • Von-Braun-Str. 62-64<br />

tel. 02561/93 52-0<br />

48163 Münster-<br />

Amelsbüren (V)<br />

AutoforumMünster • Kölner Str.1<br />

tel. 02501/97 38-100<br />

48249 dülmen (H)<br />

Münsterstr. 135<br />

tel. 02594/7 82 08-0<br />

Autohaus Bleker GmbH<br />

www.citroen-bleker.de<br />

info@bleker.org<br />

OFFEN GESAGT<br />

Patenschaft ungeheuer wichtig<br />

Sie bekommen Brief und Siegel drauf: Die Gründerinnen, die mit dem Unternehmerinnenbrief<br />

ausgezeichnet werden, haben eine Hürde überwunden.<br />

Denn ihr Businessplan wurde auf Herz und Nieren geprüft und ihre Geschäftsidee<br />

als tragfähig eingeschätzt. Dazu noch die Auszeichnung mit einem Label,<br />

das sich als Marketinginstrument einsetzen lässt –für den Sprung in die Selbstständigkeit<br />

ist das ein guter Start. Doch Papier ist geduldig. Ob damit aber auch<br />

das Ziel erreicht wird, dauerhaft die eigene wirtschaftliche Existenz zu sichern,<br />

zeigt sich erst später.<br />

Zum nachhaltigen Erfolg tragen erst die Mentoren bei. Der eigentliche Wert des<br />

Unternehmerinnenbriefs besteht deshalb darin, dass sich Paten ihre Mission zu<br />

eigen machen: den gegenseitigen Austausch, von dem „Schülerin“ wie Trainer<br />

profitieren. Doch offensichtlich ist die Bereitschaft, diese Rolle für den „Nachwuchs“<br />

zu übernehmen, noch deutlich ausbaufähig.<br />

Schade. Denn wer auf seinem Markt reüssiert hat, sollte andere anseinen Erfahrungen<br />

teilhaben lassen –und neue Impulse für sein Metier womöglich gleich<br />

mitgeliefert bekommen. Erst wenn dieses Modell trägt, entsteht eine Win-win-Situation.<br />

Davon ist die Praxis aber oftmals noch entfernt, in der Paten dringend<br />

gesucht, aber rar sind.<br />

Maike Harhues


MÄRKTE 5<br />

Unternehmerin sind, wer dann?“<br />

rinnenbrief NRW bislang erhalten. Sie haben mit ihren Konzepten<br />

eker aus Nottuln und Dr. Bettina Althaus aus Warendorf.<br />

adine Vieker individuelle Röcke imRetro-Look.<br />

e. Denn nicht nur die Urkunde<br />

nen Blumenstrauß gibt esbei der<br />

ung des Unternehmerinefes<br />

NRW. Besonders<br />

iv für Gründerinnen<br />

ewerbung, weil ihr<br />

viele konkrete<br />

ein sich in der<br />

e auskennender<br />

aus Unternehmerim<br />

ersten Firmendie<br />

Seitegestellt wird.<br />

tensuche ist für das regioojektbürodes<br />

Unternehmerinnenin<br />

Münster nicht immer einfach,<br />

entorenjob ist ehrenamtlich, und<br />

ehmer haben bekanntlich in der<br />

nFirma auch genug zu tun. Doch<br />

tleiterin Dorothée Klar (s. Interist<br />

zuversichtlich: „Bisher haben<br />

Foto: Rosanna Terberger<br />

wir für jedemit demUnternehmerinnenbrief<br />

ausgezeichneteGründerin einen Patenoder<br />

eine Patin gefunden, wenn<br />

auch nichtimmer kurz nach der<br />

Verleihung der Urkunde.“<br />

Obschon noch nicht durch<br />

einen Paten zur Eruierung<br />

neuerVertriebswegeunterstützt,<br />

so ist das Arbeitsaufkommen<br />

im Atelier allein<br />

kaum mehr zu schultern. „Natürlich<br />

bin ich froh, dass es so<br />

gut läuft. Und für die Festivals und<br />

Messen am Wochenende habe ich eine<br />

Aushilfe eingestellt“, berichtet Vieker.<br />

Auch mit Blick auf das gesamte Geschäftsmodell<br />

ist die Unternehmerin an<br />

einem Punkt, wo sie sich vorstellen könnte,<br />

eine feste Mitarbeiterin einzustellen<br />

und das Nähen der Kleinserien auszulagern.<br />

„Dann wäreich nur noch für<br />

die Entwürfe,Marketing und das<br />

Onlinegeschäft zuständig“, erklärt<br />

die studierte Soziologin.<br />

Ihren Job als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin der Uni Osnabrück<br />

hat sie an den Nagelgehängt. Vieker<br />

macht sich die (Mode-)Welt,<br />

wie sie ihr gefällt, und setzt in<br />

ihrem Atelier „Kleinkariert“<br />

großzügig<br />

weibliche Akzente.„Zu<br />

sehen, wie<br />

eine Kundin<br />

nach vielen<br />

rocklosen Jahren<br />

sich in einem<br />

meiner Tellerröcke<br />

vor dem<br />

Spiegel dreht, sich<br />

selbst gefällt und innerlich<br />

wächst, ist mein schönster Lohn“, erklärt<br />

die Modemacherin aus Nottuln.<br />

Zwischen inspirierenden Flamingos, Zitronen,<br />

Melonen und Hibiskusblüten auf<br />

dem Stoff kreiert die 37-Jährige auch<br />

Grundmotive selbst: Die fröhlichen Totenköpfeeines<br />

der wichtigsten mexikanischen<br />

Feiertagelächeln vomRock „Dia de<br />

muertos“. Passend zu Ohrringen und<br />

Kopfputz.Und schon ist das nächsteProjekt<br />

geboren: selbst die Stoffe entwerfen<br />

für noch mehr Exklusivität. Denn: „Meine<br />

Röcke gibt es jeweils nur 20 Mal. Ich<br />

beziehe meine Stoffe allerdings von drei<br />

Großhändlern. Und ich will Teile meiner<br />

Röckeeigentlich nicht irgendwoals Hose<br />

sehen.“<br />

Auf Einzigartigkeit ihrer Kundenwünsche<br />

zielt auch Dr. Bettina Althaus mit<br />

ihrem Onlineshop „Versandstoff.de“:<br />

„Wir leben in einer Welt, in der alles<br />

schon da ist,wir brauchen es nur zu kaufen.<br />

Gleichzeitig empfinden wir unseren<br />

Alltag oft als schnell und flüchtig. Beim<br />

Nähen bleibt die Zeit stehen. Wirerschaffen<br />

mit unserem Kopf und unseren Händen<br />

ein einmaliges Werk –etwas, das<br />

bleibt, das wir mit allen Sinnen erfassen<br />

können.“ Die Gründerin arbeitete15Jahre<br />

im E-Commerce des Online-Buchhandels,<br />

bevor sie mit Anfang 50 mit ihrer<br />

Do-it-yourself-Leidenschaft als Hobby-<br />

Näherin den Schritt in die Selbstständigkeit<br />

wagte: „Wer einmal ,an der Nadel<br />

hängt‘, kommt nicht mehr los –Nähen<br />

Kunden lieben Persönlichkeit: Durch ihren Blog und die Präsenz<br />

in Social Media bleibt Dr. Bettina Althaus trotz Onlineshop „greifbar“.<br />

Foto: Versandstoff<br />

macht süchtig“, ist Althaus sich sicher.<br />

Die Warendorferin vertreibt Kinder-, Designer-<br />

und Biostoffe, aber auch Bündchen,<br />

Schnittmuster und Nähzubehör.<br />

Wichtig ist der Unternehmerin, trotz Onlineshop<br />

eine Nähe zur Kundin zu erzeugen,<br />

persönlich zu sein: „Gerade Frauen“,<br />

weiß Althaus aus ihrer gut vernetzten<br />

Community, „gefällt es<br />

zudem, wenn der Shop<br />

nicht so anonym ist. Deshalb<br />

bin ich immer mit<br />

meinen Kundinnen in<br />

Kontakt und über den<br />

Blog selbst als Person<br />

greifb<br />

ar.“<br />

Mit ihrem Unternehmenskonzept<br />

„Setze<br />

Dein Nähprojekt mit nur<br />

einer Bestellung um!“<br />

wurde Althaus im Dezember<br />

vergangenen<br />

Jahres mit dem Unternehmerinnenbrief<br />

NRW<br />

ausgezeichnet. „Ohne<br />

den Unternehmerinnenbrief<br />

stände ich heute<br />

nicht da, wo ich jetzt stehe“,<br />

blickt die Gründerinauf dieAnforderungen<br />

während der Bewerbungsphase<br />

und bei der Präsentation des Businessplans<br />

zurück. „Bei den Gesprächen mit<br />

den Banken und als ich noch einmal<br />

nachfinanzieren musste, hat mir die Auszeichnung<br />

sehr geholfen.“<br />

Maike Harhues<br />

Mit einem auffälligen Messestand wirbt Nadine Vieker um Kunden.<br />

Foto: Kleinkariert<br />

Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ·Steuerberatungsgesellschaft<br />

Mit derzeit 16 Berufsträgern (davon 4Wirtschaftsprüfer, 2Rechtsanwälte und<br />

16 Steuerberater) und insgesamt 50 Mitarbeitern sind wir eine der führenden<br />

Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien in Westfalen.<br />

Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen insbesondere<br />

für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der Einkommensteuererklärung<br />

über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und<br />

Konzernabschlussprüfung. Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts<br />

–insbesondere im Bereich des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen<br />

Steuerrechts und der Unternehmensnachfolge. Zu unserem Dienstleistungsspektrum<br />

zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung. Jeder Mandant hat<br />

bei uns einen persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen langjährig<br />

betreut. Über unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten und Rheine<br />

hinaus kooperieren wir im Rahmen der CW &Smit anderen Praxen und sind<br />

Mitglied des internationalen Verbundes von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern<br />

„AGN“, um auch überregional und grenzüberschreitend unsere Mandanten<br />

betreuen zu können.<br />

CW&S<br />

Cooperation von<br />

Wirtschaftsprüfern &Steuerberatern<br />

www.cw-s.de<br />

Neubrückenstraße 4<br />

48282 Emsdetten<br />

Telefon (0 2572) 40 85<br />

Telefax (0 2572) 85647<br />

Stolze-Diers@stodibe.de<br />

Timmermanufer 142<br />

48429 Rheine<br />

Telefon (0 59 71) 80822-6<br />

Telefax (0 59 71) 80822-75<br />

info@stodibe.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />

Dr. Philipp Diers<br />

Dr. Marie-Theres Stolze<br />

Heinz Stolze<br />

Wilfried Beermann<br />

Johannes Fink<br />

Mitglied im Verbund<br />

der agn International


6 MACHER &MÄRKTE<br />

„Frauen gründen vorsichtiger“<br />

Dorothée Klar weiß, was vor sich geht, wenn Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die gute Idee und<br />

die Leidenschaft für ein Projekt sind genauso wichtig wie ein durchdachter Businessplan.<br />

Erfahrene Unternehmer vernetzen<br />

sich mit neuen Impulsgeberinnen<br />

– darin besteht<br />

eine zentrale Komponente<br />

des Unternehmerinnenbriefs.<br />

Gründerinnen, die diese Auszeichnung<br />

eingeheimst haben, verbuchen<br />

langfristig eine höhere Erfolgsquote,resümiert<br />

Dorothée Klar,Projektleiterin<br />

bei Frauen und Beruf Münster e.V., im<br />

Gespräch mit unserer Autorin MaikeHarhues.<br />

Frauen gründenwesentlich seltener<br />

als Männer. Haben weibliche Gründerinnen<br />

es schwererals ihre männlichen<br />

Kollegen –und wenn ja, inwiefern?<br />

Dorothée Klar: Frauen sind mit 28,7<br />

Prozent an den Gründungen vongewerblichen<br />

Einzelunternehmen beteiligt. Hinzu<br />

kommen die Gründungen im Nebenerwerb,<br />

in denen Frauen mit gut 42 Prozent<br />

stark vertreten sind. So stellt es das<br />

IfM<br />

für das Jahr 2015 dar.Hinzu kommen<br />

in diesem Zusammenhang die Frauen,<br />

die in freien Berufen gründen. Das zeigt,<br />

dass die Selbstständigkeit für Frauen ein<br />

interessantes Erwerbsmodell ist. Wasden<br />

Rückgang der Gründungen von Frauen<br />

betrifft, so kann dies nur im Zusammenhang<br />

mit dem Arbeitsmarkt insgesamt<br />

gesehen werden, weil durchdessen positive<br />

Entwicklung die Zahlen der Unternehmensgründungen<br />

deutschlandweit<br />

sinken. Allerdings ist es immer noch so,<br />

dass Frauen vorsichtiger gründen, denn<br />

sie möchten häufig kein großes finanzielles<br />

Risiko eingehen. Außerdem verfügen<br />

sie oft über ein geringeres Startkapital<br />

und können dadurch eben nur kleinere<br />

KrediteinAnspruchnehmen, wasdurchaus<br />

zu großen finanziellen Engpässen<br />

oder sogar zum Scheitern in der Gründungsphase<br />

führen kann. Des Weiteren<br />

ist der Kinderwunschein Thema, das die<br />

Gründungsabsicht dann doch zum Teil<br />

hintanstellt. Kinder sind schwer einzuplanen,<br />

wenn man Selbstständigkeit als<br />

selbst und ständig versteht, und die Männer<br />

übernehmen ja selten die Kinderbetreuung,<br />

wenn es darum geht, dass<br />

Unternehmen der Frau zu unterstützen.<br />

Dieses Thema erfordert eine gute Vorbereitung<br />

und professionelles unternehmerisches<br />

Planen, bereits im Vorfeld.<br />

Wenn Frauen dann doch den Schritt<br />

in die Selbstständigkeit wagen, wobei<br />

kann der Unternehmerinnenbrief<br />

NRW ihnen konkret helfen?<br />

Klar: Der Unternehmerinnenbrief NRW<br />

ist unter anderem ein Marketinginstrument<br />

für die Gründerinnen. Durch den<br />

Pressebericht und die Veröffentlichung<br />

auf der Website bekommen die Frauen<br />

Dorothée Klar, Projektleiterin bei Frauen und Beruf Münster e.V.<br />

mit ihrem Unternehmen eine größereÖffentlichkeit.<br />

Darüber hinaus können die<br />

Frauen mit dem Logo als U-Brief-ausgezeichnete<br />

Unternehmerin werben. Die<br />

Rückmeldung des Expertenteams ist von<br />

besonderer Bedeutung für die Frauen.<br />

Der wohlwollende Blick kompetenter<br />

Fachleute von außen auf das Unternehmen<br />

hebt das Potenzial der jeweiligen<br />

Gründung hervor und macht gegebenenfalls<br />

aufmerksam auf eventuelle Risiken,<br />

die frühzeitig überdacht werden sollten.<br />

Die Gründerin wird also darin bestärkt,<br />

selbstbewusst und gut refl<br />

ektiert am<br />

Markt aufzutreten und sich zu profilieren.<br />

Was ist für ein erfolgreiches Startup<br />

am wichtigsten: die gute Idee,<br />

die Leidenschaft für sein Projekt<br />

oder der Businessplan?<br />

Klar: Diese drei Voraussetzungen für<br />

eine Unternehmensgründung sind unmittelbar<br />

miteinander verbunden. Die<br />

guteIdee entsteht nicht ohne Inspiration<br />

und Leidenschaft zueinem Thema, und<br />

sie kann auch ohne einen Businessplan<br />

nicht tragfähig umgesetzt werden. Alle<br />

drei Aspekte sind also voneinander abhängig,<br />

und nur im Zusammenspiel funktioniert<br />

eine solide Gründung.<br />

Foto: privat<br />

Mit der Verleihung des Unternehmerinnenbriefes<br />

geht eine einjährige<br />

Patenschaft durch einen Firmengründer<br />

mit langj<br />

ähriger unternehmerischerErfahrung<br />

einher.Inwelchem<br />

Punkt profitieren dieGründerinnen<br />

am meisten von dieser Mentorenschaft<br />

und worin besteht die<br />

Motivation der ehrenamtlichen Paten?<br />

Klar: Erfolg trifft neue Ideen –diesbringt<br />

es auf den Punkt, glaube ich. Die Patinnen<br />

und Paten sind selbst erfahrene<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

und wissen, wie schwer eine Gründung in<br />

den ersten Jahren sein kann. Sie stehen<br />

ehrenamtlich zur Verfügung und helfen<br />

mit ihrer langjährigen Erfahrung, der<br />

Gründerin den Wegindie Selbstständigkeit<br />

zu ebnen. Gleichzeitig ist es eine sich<br />

gegenseitig bereichernde Patenschaft,<br />

denn oft treffen hier spezifische Fragestellungen<br />

und neue Ideen auf erfolgreiche<br />

Unternehmer und Unternehmerinnen,<br />

was für beide Seiten inspirierend<br />

wirken kann.Für die Patinnen undPaten<br />

ist sicherlich die Öffentlichkeitsarbeit im<br />

Hinblick auf die ehrenamtliche Unterstützung<br />

von Neugründungen ein willkommener<br />

Aspekt dieser Tätigkeit. Wie<br />

nachhaltig die Auszeichnung mit dem<br />

Unternehmerinnenbrief ist, zeigen einfach<br />

die Zahlen. Von den 48 ausgezeichneten<br />

Frauen der vergangenen zehn Jahre<br />

sind noch 34 am Markt. Das ist überproportional<br />

viel. Hinzu kommt, dass<br />

sich inzwischen Unternehmerinnen mit<br />

INFOS<br />

Der Gründergeist schwindet: Frauen in den Münsterland-Kreisen<br />

und der Stadt Münster gründeten in 2016<br />

gegenüber dem Vorjahr um über zehn Prozent seltener,<br />

trauriger Spitzenreiter ist der Kreis Borken mit minus<br />

14 Prozent. Einzig der Kreis Warendorf schreibt Gründerinnen-Erfolgsgeschichte,<br />

konnte die Zahl der Gründungen<br />

durch Frauen zum Vorjahr um gut zwei Prozent<br />

steigern. Dafür nahm allerdings die Zahl der Gründungen<br />

durch Männer dort um16,8 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr ab, während die Veränderung bei den Gründungen<br />

durch Männer ansonsten inder Region im Jahr<br />

2016 zwischen minus einem Prozent (Kreis Borken) und<br />

plus 5,3 Prozent (Kreis Steinfurt) pendelt.<br />

Förderung tut not angesichts der Tatsache, dass Frauen<br />

im Vergleich zu Männern im Münsterland um bis zu<br />

zwei Drittel (Kreis Steinfurt, Kreis Borken, Stadt Münster)<br />

seltener den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit<br />

wagen. Im Kreis Coesfeld (Neugründungen 2016:<br />

404 Frauen zu 924 Männern) und im Kreis Warendorf<br />

(Neugründungen 2016: 530 Frauen zu 1022 Männern)<br />

waren die Zahlen im vergangenen Jahr relativ ausgeglichen.<br />

Dies ergibt ein Blick in die Statistik der Gewerbeanmeldungen,<br />

die von IT-NRW geführt wird. Dahinter<br />

verbergen sich ebenso Ich-AGs, bei denen das Hobby<br />

zum Beruf gemacht wird, wie konzertierte Start-ups, an<br />

denen Frauen beteiligt sein können. Um den Gründergeist<br />

beim weiblichen Entrepreneur anzufachen, wurde<br />

auf Initiative der Landesregierung der Unternehmerinnenbrief<br />

ins Leben gerufen. Um diesen Titel kann sich<br />

jede Gründerin bewerben, deren Planungsphase bereits<br />

abgeschlossen ist. Beteiligen können sich auch Unternehmerinnen,<br />

die bereits einen Wachstumskurs einschlagen<br />

und dafür Unterstützung erhalten wollen. Die<br />

Auszeichnung umfasst Beratung durch Experten aus<br />

Kammern oder Banken und einjährige Begleitung durch<br />

einen Mentor aus einer ähnlichen Branche. Das Land<br />

NRW ist in acht Regionen unterteilt worden, in denen<br />

jeweils Unternehmerinnenbriefe vergeben werden. Wer<br />

seinen Hut in den Ring werfen will: Die Bewerbungsfristen<br />

imMünsterland enden am 6. September beziehungsweise<br />

15. November.<br />

einem Wachstumswunschbewerben, die<br />

bereits in der Gründungsphase den<br />

Unternehmerinnenbrief erhalten haben.<br />

Was steuert ein Gründerinnen-<br />

Netzwerk für diejenigen bei, die sich<br />

ihre eigene berufl<br />

iche Existenz aufbauen<br />

wollen?<br />

Klar: So ein Netzwerk, wie es zum Beispiel<br />

die Wirtschaftsförderung des Kreises<br />

Steinfurt zur Verfügung stellt, dient<br />

natürlich dem Austausch über Themen<br />

wie Finanzierung, Kundenakquise, Marketing,<br />

Unternehmensprofil, Zeitmanagement<br />

und so weiter. Zwei U-Brief-<br />

Empfängerinnen, Nina Eckhardt und Mareike<br />

Knue, haben sogar selbst ein Netzwerk<br />

gegründet, weil sie neben den bestehenden<br />

Netzwerken eines suchten,<br />

das optimal ihren Vorstellungen entspricht.<br />

So entstand beispielsweise das<br />

Netzwerk Ui! Rheine.<br />

KHOffice-Service


MACHER &MÄRKTE 7<br />

„Weit mehr als das<br />

Flip-Chart imPausenraum“<br />

Im Wirtschaftsleben reicht es nicht, Ideen nur zu entwickeln, sie müssen auch umgesetzt werden.<br />

Zum Beispiel im„IdeenNetz“ von Hans-Rüdiger Munzke –und dort gemeinsam mit Partnern.<br />

Auf der weltgrößten Industriemesse<br />

in Hannover kamen im April etwa<br />

120 Unternehmer und leitende Mitarbeiter<br />

von Konzernen und mittelständischen<br />

Betrieben zusammen,<br />

um beim „Tag der Ideen- und Innovationsmanager“<br />

branchenübergreifend<br />

Erfahrungen auszutauschen.<br />

Hans-Rüdiger Munzke aus Lengerich<br />

hatte diesen Tag vor 6Jahren initiiert<br />

–und war zunächst auf Skepsis<br />

gestoßen. Inzwischen hat sich die<br />

Veranstaltung etabliert und ist stets<br />

ausgebucht. Für 2018 gibt es bereits<br />

Voranmeldungen.<br />

Wie kommt man auf die<br />

Idee für einensolchen<br />

Tag? „Aus den Erfahrungen<br />

meiner beruflichen<br />

Tätigkeit“, sagt<br />

Munzke. Der Diplom-Ingenieur ist gelernter<br />

Schlosser, hat auf dem 2. Bildungsweg<br />

das Abitur gemacht und Maschinenbau<br />

studiert. Sein berufl<br />

icher<br />

Wegführteinzunächst bei einem großen<br />

Unternehmen in die Konstruktion, anschließend<br />

in das betriebliche Vorschlagswesen<br />

und 2002 in die Selbstständigkeit.<br />

Sein Anspruch: „Ich wollte das<br />

Ideenmanagement, wie es in großen<br />

Unternehmen praktiziert wird, für mittelständische<br />

Betriebe alltagstauglich<br />

machen.“ Anders formuliert: Weniger<br />

Bürokratie, mehr machen.<br />

Der Weg begann mit einer Idee, nämlich<br />

mit dem Namen: „IdeenNetz“. Und dieses<br />

Netz bewährte sich bereits beim erstenAuftrag.<br />

Ein aus Mitteln der Europäischen<br />

Union (EU) gefördertes Verbundprojekt,<br />

das zwei Handwerksbetriebe<br />

und einen Industriebetrieb bei der Einführung<br />

von Ideen-Managementsystemen<br />

unterstützt. Dabei ging es eigentlich<br />

„Ideen-Management ist mehr als das Flip-Chart imPausenraum“,<br />

sagt Hans-Rüdiger Munzke –aber einsetzen darf man den Tafelschreibblock<br />

immer noch.<br />

Im Meisterteam sind auch Handwerksbetriebe aus dem Münsterland aktiv. Die Verbundgruppe beteiligte sich zum ersten Mal am„Tagder Ideen- und Innovationsmanager“<br />

auf der Hannover Messe Industrie.<br />

Hubertus Kost<br />

„um ganz einfache Dinge“, die aber erst<br />

einmal bewusst gemacht werden mussten.<br />

Zum Beispiel um die Beteiligung von<br />

Mitarbeitern bei der Lösung von Problemen.<br />

Munzke nennt ein einfaches Beispiel: In<br />

einem Betrieb gab esProbleme bei Montage-Einsätzen.<br />

Manchmal fehlten vor<br />

Ortdie notwendigen Werkzeuge, manchmal<br />

gab esLeerfahrten, für die sich aber<br />

keiner verantwortlich zeigte. Ein Gespräch<br />

mit allen Mitarbeitern führte dazu,<br />

dass ein Logistik-System erarbeitet<br />

wurde und vorjedem Einsatz eine Checkliste<br />

darüber erstellt und auch überprüft<br />

wird, was bei der Ausführung des Auftrags<br />

notwendig ist. „Gespräche sind<br />

ganz wichtig,“ sagt Munzke. Das hört sich<br />

einfach an, aber „der Chef muss bereit<br />

sein, solche Gespräche zu führen, mit den<br />

Mitarbeitern zu diskutieren und Ideen,<br />

die sich dabei entwickeln, auch umzusetzen.“<br />

Ein Ideen-Management sei nicht<br />

nur das, was der Chef sich vorstelle, und<br />

mehr als „das Flip-Chart im Pausenraum“.<br />

GuteUnternehmensentwicklung ist nach<br />

Munzkes Erfahrung immer auch Personalentwicklung.<br />

Und daran fehle es vielen<br />

Firmen, denn: „Nur etwa 50Prozent<br />

der Unternehmen machensystematische<br />

Personalentwicklung.“ Gerade angesichts<br />

der demografischen Entwicklung<br />

und dem auch damit verbundenen Fachkräftemangel<br />

werde der Personalentwicklung<br />

zu wenigBeachtung geschenkt,<br />

betont Hans-Rüdiger Munzke, der sich<br />

auch zum Demografie-Berater qualifizierte<br />

und entsprechende Dienstleistungen<br />

anbietet.<br />

Im „IdeenNetz“ arbeitet der Diplom-Ingenieur<br />

mit etwa einem Dutzend Partnern<br />

aus unterschiedlichen Dienstleistungsbereichen<br />

zusammen. Juristen gehören<br />

zum Beispiel dazu, auch Steuerberater.Das<br />

macht ein Netzwerk aus: Jeder<br />

bringt Kenntnisse und Erfahrungen ein –<br />

und berichtet auch darüber.<br />

Hier lässt sich der Bogen zum „Tag der<br />

Ideen- und Innovationsmanager“ auf der<br />

Industriemesse in Hannover schlagen.<br />

Diese Informationsveranstaltung rege<br />

branchenübergreifend die Diskussion<br />

über Strategien, Prozesse und Methoden<br />

im Ideen- und Innovationsmanagement<br />

an, heißt es in der Beschreibung für diesen<br />

Tag, der vonder Industrie- und Handelskammer<br />

Hannover in Kooperation<br />

mit der Deutschen Messe, der NBank,<br />

dem Zentrum Ideenmanagement und<br />

dem IdeenNetz aus Lengerich durchgeführt<br />

wird. An Thementischen wird<br />

außerdem der Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

mit Fach- und Führungskräften<br />

gefördert. Dabei sind nicht nur<br />

große Industrie-Unternehmen anwesend,auchmittelständische<br />

Betriebe und<br />

Verbundgruppen machen inzwischen<br />

mit. So war zum Beispiel das Meisterteam<br />

zum ersten Mal dabei. Zu der Verbundgruppe<br />

gehören Handwerksbetriebe<br />

aus den Branchen Holz, Metall und<br />

Glas, darunter Betriebe aus dem Münsterland,<br />

die Interessenten aus der Industrie<br />

die Leistungen des Meisterteams(darunter<br />

Einkauf, Marketing und Leistungen<br />

aus einer Hand) vorstellten.<br />

„Miteinander ins Gespräch kommen,<br />

Ideen entwickeln und umsetzen“, das ist<br />

für Hans-Rüdiger Munzke ein wesentlicher<br />

Teil seiner Beratungsarbeit –auf der<br />

„großen Ebene“ in Hannover ebenso wie<br />

in den Arbeitskreisen mit Unternehmen<br />

im Münsterland. Hubertus Kost<br />

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8 MACHER &MÄRKTE<br />

In die Schulen gehören<br />

mehr Wirtschaftsthemen<br />

Der Präsident der nordrhein-westfälischen Arbeitgeber, Arndt Kirchhoff, knüpft viele Erwartungen an<br />

die neue Landesregierung –und wünscht sich für die Unternehmen mehr Planungssicherheit.<br />

FürArndt Kirchhoffist in Nordrhein-<br />

Westfalen nicht alles schlecht. Im<br />

Gegenteil: Der Präsident von UnternehmerNRW<br />

sieht „viele Pfunde, mit<br />

denen wir wuchern können“. Hidden<br />

Champions gebe es zuhauf, eine<br />

ausgezeichnete Hochschullandschaft<br />

und selbst die Infrastruktur<br />

sei grundsätzlich gut ausgebaut,<br />

wenn auch dringend reparaturbedürftig.<br />

Arndt Kirchhoff, Präsident von Unternehmer<br />

NRW<br />

Foto: Gunnar A. Pier<br />

Nach dem Regierungswechsel<br />

in Düsseldorf fordert<br />

Kirchhoff eine Aufb<br />

ruchstimmung.<br />

„Die Bürger in<br />

NRW haben die Sehnsucht,<br />

dass das Land endlich besser<br />

wird“, glaubt Kirchhoff. Dabei gebe es vor<br />

allem zwei große Herausforderungen:<br />

Neben dem Ausbau des Straßennetzes<br />

und der digitalen Infrastruktur müsse in<br />

Sachen Bildung mehr getanwerden. Der<br />

vorherigen Landesregierung habe ein<br />

Masterplan gefehlt, um ihre in Teilen<br />

richtigen Ansätze umzusetzen.<br />

Schwarz-Gelb bekommt von Kirchhoff<br />

hingegen schon ersteguteNoten: Die Pläne<br />

der neuen schwarz-gelben Koalition,<br />

bis 2025 fl<br />

ächendeckend Gigabit-Netze<br />

mit Datenraten von 1000 Megabyte pro<br />

Sekunde aufzubauen, findet der Arbeitgeberpräsident<br />

lobenswert: „Das Ziel ist<br />

richtig.“<br />

Auch im Straßenbau erwartet Kirchhoff<br />

einen schnellen Umbruch. „Sollte esin<br />

den Landesbehörden an Planungskapazitäten<br />

mangeln,kann man die auch zukaufen–etw<br />

ainIngenieurbüros“,soder Verbandspräsident.<br />

Und: „Was Unternehmer<br />

vor allem brauchen, ist Planungssicherheit.“<br />

Daran habe es unter der rot-grünen<br />

Landesregierung von Hannelore Kraft<br />

immer gemangelt.<br />

Um das Problem fehlender Nachwuchskräfte<br />

inder Wirtschaft zu lösen, nimmt<br />

Kirchhoff auch die Schulen in die Pfl<br />

icht:<br />

Die Themen Digitalisierung und Wirtschaft<br />

gehören für den Unternehmerpräsidenten<br />

vermehrt in den Unterricht. Dazu<br />

müssten sich zunächst die Lehrer weiterbilden.<br />

Kirchhoff: „Geschiehtdas nicht<br />

freiwillig, muss man den Lehrern auch<br />

mal Druck machen.“<br />

Auch Jugendliche ohne Schulabschluss<br />

hält Kirchhoff durchaus für ausbildungsfähig.<br />

„Da können Unternehmen Programme<br />

für diese jungen Menschen machen,<br />

die funktionieren.“<br />

Als geschäftsführender Gesellschafter<br />

des Automobilzulieferers Kirchhoff-Holding<br />

ist der Präsident von Unternehmer<br />

NRW auch mit internationalen Themen<br />

vertraut. Beispiel Donald Trump: Sein<br />

Unternehmen mit Standorten in den<br />

USA, Kanada und Mexikokönne zwar fl<br />

e-<br />

xibel auf die unkonventionelle Wirtschaftspolitik<br />

des US-Präsidenten reagieren.<br />

Doch ist Kirchhoffs Urteil dennoch<br />

glasklar: „Von Politik hat Trump offensichtlich<br />

wenig Ahnung.“<br />

In Konkurrenz zum US-Markt sieht der<br />

Unternehmer aus dem Sauerland die<br />

deutsche Wirtschaft ohnehin bestens aufgestellt.<br />

Für das Internet der Dingesei die<br />

deutsche Industrie gegenüber dem Silicon<br />

Valley, derIT-Region in den USA, im<br />

Vorteil. „Wir gewinnen diesen Kampf“, ist<br />

sich der Verbandspräsident sicher. Auch<br />

in Sachen E-Mobilität erwartet Kirchhoff<br />

einen Boom, sprich ein schnelles Umdenken<br />

der deutschen Autofahrer. „2025<br />

werden 25 Prozent der Neuzulassungen<br />

Elektroautos sein“, prognostiziert Kirchhoff.<br />

Jürgen Stilling<br />

Unternehmer NRW<br />

Die Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen<br />

e.V. (Unternehmer NRW) mit Sitz in Düsseldorf<br />

ist die Gesamtvertretung der Wirtschafts- und<br />

Arbeitgeberverbände in Nordrhein-Westfalen mit 129 Mitgliedsverbänden<br />

in über 80 000 Betrieben mit über drei<br />

Millionen Beschäftigten. Zu den Mitgliedern gehören landesweite<br />

Fachverbände, Wirtschaftsverbände sowie regionale<br />

Arbeitgeberverbände. Als Verband von Verbänden<br />

bündelt Unternehmer NRW die Erfahrungen, Auffassungen<br />

und Ziele der Unternehmer in NRW.<br />

AirportPark FMO<br />

Ihr Erfolg. Unser Standort.<br />

AirportPark FMO –optimaler<br />

Absatz- und Vertriebsstandort<br />

für Nordwesteuropa.<br />

Udo Schröer, Geschäftsführer<br />

© AirportPark FMO GmbH<br />

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Im Juni 2014 hat Schumacher Packaging seine Betriebsstätte im AirportPark FMO in Betrieb genommen –<br />

ein Jahr früher als geplant werden 30 Mio. Euro inden Ausbau investiert.<br />

Bild: AirportPark FMO<br />

Neues Planungsrecht für Logistik und Gewerbe auf ca.<br />

110.000 m² –90% reserviert! Foto u. Grafik: AirportPark FMO GmbH<br />

Regio-Logistik, Dream Tec,<br />

Schumacher Packaging:<br />

erfolgreich und expansiv!<br />

Regio-Logistik vertreibt Pakete per Express-Dienst<br />

an über 800 Gewerbekunden<br />

in der Region. Dream Tecmit IT-Handelund<br />

Medizintechnik ist vor kurzem in seinen<br />

attraktiven Büro- und Hallenkomplex umgezogen<br />

und Schumacher Packaging expandiert<br />

kräftig. Der Verpackungsspezialist<br />

verdoppelt mit einer 30-Millionen-Euro-<br />

Investition seine Fertigungs- und Lagerkapazitäten<br />

in sein erst 2014 eröffnetes Werk<br />

und schafft 80 zusätzliche Arbeitsplätze.<br />

Insgesamt werden 2018 dann 200 Mitarbeiter<br />

im neuen Werk arbeiten – die<br />

meisten im Drei-Schicht-Betrieb. Die<br />

Schumacher Group nutzt die optimale<br />

Infrastruktur am Flughafen Münster/Osnabrück<br />

für die Expansion in Nordwesteuropa.<br />

Namhafte Neukunden stützen den Erfolg.<br />

Schumacher Packaging<br />

und AirportPark FMO:<br />

das passt!<br />

Mit der erheblichen Vergrößerung des Werkes<br />

im AirportPark FMO unterstreicht der<br />

Verpackungsspezialist die strategische Bedeutung<br />

des Standorts: von hier aus kann<br />

Schumacher Packaging seine Kunden in<br />

Nord- und Westdeutschland sowie in den<br />

Benelux-Ländern sehr schnell mit allen<br />

gängigen Wellpappeverpackungen beliefern.<br />

Im Juni 2014 war das hochmoderne<br />

Wellpappenwerk in den Produktivbetrieb<br />

gegangen. „Inzwischen ist unsere Produktion<br />

im Werk Greven aber schon voll dreischichtig<br />

ausgelastet“, erklärt Björn Schumacher,<br />

Geschäftsführer der Schumacher<br />

Group.Weitere Ausbaustufen sollen folgen.<br />

Das geplante Wachstum ist auf mehr als<br />

40.000 m² Erweiterungsfläche im Airport-<br />

Park FMO für Schumacher gesichert.<br />

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BRANCHEN &BETRIEBE 9<br />

Omas Rezept gab den Anstoß<br />

Der Hofladen Austermann in Warendorf produziert inzwischen Gemüse im großen Stil und liefert pro Jahr<br />

über 300 000 Gläser in die EU. Von Juni bis September dreht sich alles umdie Gurke.<br />

Zigtausend Einmachgläser verlassen Woche für Woche die Industrieküche des Hofladens Austermann in Warendorf.<br />

Fotos: Austermann<br />

Plötzlich ist er einfach da, steigt in<br />

die Nase mit leisem Kribbeln und<br />

einem Hauch saurer Schärfe. Auch<br />

wenn der Besucher auf dem Hof Austermann<br />

noch einige Meter von der<br />

Produktionskücheentfernt ist,steigt<br />

der Geruch von eingemachten Gurken<br />

in die Nase. Und er weckt spontan<br />

Erinnerungen – an jene Kindheitstage,<br />

als die Oma noch die<br />

Weckgläser in einem riesigen Einmach-Topf<br />

eingekocht hat und die<br />

saure Schärfe sich tagelang in der<br />

Küche breitmachte. Nicht zu vergessen,<br />

die Erinnerung anden Moment,<br />

wenn das rote Gummiband am Weck-<br />

Glas gezogen wird, und die leckeren<br />

Einmachgurken freigegeben werden<br />

für einen deftigen Genuss.<br />

Mit solch einem deftigen<br />

Genuss fing die Erfolgsgeschichte<br />

des Hofl<br />

a-<br />

dens Austermann in<br />

Neuwarendorf (Warendorf)<br />

im Jahr 2000 an.„UnsereOma<br />

hatte immer wahnsinnig leckere Gurken<br />

eingekocht, die wollte ich so gerne einfach<br />

mal wieder essen“, erinnert sich Robert<br />

Austermann. Die Oma hatte das al-<br />

Teileweise werden die Produkte des Hofes unter Folie gepflanzt.<br />

Rund 100 Hektar werden bewirtschaftet.<br />

lerdings stets nach der guten alten Hausfrauen-Methode<br />

ohne Rezept gemacht.<br />

„Deshalbhat meine Frau Ulla damals lange<br />

probiert und experimentiert“, erzählt<br />

Austermann. Und dann hatte sie’s plötzlich.<br />

„Die Gurken schmeckten genau wie<br />

bei Oma“, sagt Austermann.<br />

Damals wurde auf Austermanns Hof<br />

noch Spargel verkauft und Gattin Ulla<br />

produzierte einfach mal 100 Gläser von<br />

den leckeren Einmach-Gurken für die<br />

Spargel-Kunden. Und die waren begeistert.<br />

Der Warendorfer Edeka-Markt-Inhaber<br />

Paul Buller bezog zu dieser Zeit seinen<br />

Spargel von dem Hof Austermann<br />

und bestellte aus Neugierde 500 Gläser<br />

„Feiner Gurkentopf“. „Es war ein Experiment<br />

für Buller, doch die Gläser waren<br />

nach kurzer Zeit verkauft“, erinnert sich<br />

Robert Austermann und zieht trocken Bilanz:<br />

„Das wardie Geburtsstunde des Feinen<br />

Gurkentopfes“. Der Feine Gurkentopf<br />

ist noch immer der Renner auf der<br />

Produktionsliste des Hofes, aber Küchenchefin<br />

Ulla Austermann warüber die Jahre<br />

äußerst kreativ: Ananas-Gurken,<br />

Scharfe Früchtchen, Gurken mit Knoblauch,<br />

mit Paprika, Zwiebel oder Kurkuma.<br />

Gurken-Relish oder Chili Jalapeno?<br />

Einfach mal kosten.Und für den ganz feinen<br />

Gaumen gibt es die Zuckergurken,<br />

die Schnibbelgurken oder die Senfgurken.<br />

„Ulla ist die Küchen-Chefin“, sagt ihr<br />

Mann. Sie liebt es, immer wieder neue<br />

Rezepte auszuprobieren. „Nicht alles<br />

wird zum Erfolgsschlager“, gibt Robert<br />

Austermann zu. Aber die Geschmäcker<br />

sind eben verschieden, und so wurde der<br />

„Saure Gurkentopf“ zum Erfolgshit, obwohl<br />

das Rezept eigentlich in Austermanns<br />

Gurkenküche nur kreiert wurde,<br />

um einen Freund abzuschrecken. „Mich<br />

hätte man damit jagen können, doch<br />

unseren Freunden schmeckten diese sauren<br />

Gurken vorzüglich“, so Austermann.<br />

Und nicht nur ihnen. Der Saure Gurkentopf<br />

ist mittlerweile beliebt unter den<br />

Kunden. Fragt man Austermann, wie viele<br />

Gläser Gurken heute indem Betrieb<br />

produziert werden, wiegt er nachdenklich<br />

den Kopf. „Es sind viele, viele Gläser“,<br />

sagt er nur.<br />

► Fortsetzung Seite 10<br />

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10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

21 Meter misst der sogenannte Gurkenflieger, der bei der Ernte mit bis zu 24 Pflückern über das Feld gefahren wird. Fotos: Monika Vornhusen<br />

Ziert sich die Gurke, ist Rote Beete dran<br />

Auf dem Hof Austermann spielt die Automatisierung inzwischen eine wichtige Rolle.<br />

Nachdem Ulla Austermann<br />

mit einem kleinen Team<br />

die ersten Jahre die Gurken<br />

in einer ehemaligen<br />

Partytenne eingekocht<br />

hat, wurde 2004 die ersteIndustrieküche<br />

auf dem Hof gebaut. Im ersten Jahr wurden<br />

sofort 15 000 Gläser produziert. „Wir<br />

wollten immer der Nachfrage gerecht<br />

werden undhatten in den Jahren enorme<br />

Steigerungsraten“, erklärt Austermann.<br />

Bald waren es50000 Gläser, die durch<br />

die Produktion liefen. Mit einer neuen<br />

Produktionsanlage wurde 2009 noch<br />

einmal ein großer Schritt in Richtung<br />

Automatisierung unternommen – 300<br />

000 Gläser im Jahr und mehr sind mit<br />

den eigens für die Gurken- und Gemüseproduktion<br />

auf dem Hof zugeschnittenen<br />

Maschinen schaffbf ar. Die Kreativität der<br />

Chefin kenntdabei keine Grenzen und so<br />

haben sich zu dem Klassiker „FeinerGurkentopf“<br />

noch viele andere Leckereien<br />

AUSTERMANN<br />

-Größe: Mais- und Getreideanbau auf ca. 80 Hektar, Gurken-<br />

und Gemüseanbau auf weiteren 20 Hektar Fläche<br />

-Mitarbeiter: Über 70 Erntehelfer reisen zur Saison an,<br />

-zwölf feste Mitarbeiter und 20 Aushilfen arbeiten im Betrieb<br />

-Produkte: Neben eingemachten Gurken und Rote Beete,<br />

die bundesweit und ineinigen EU-Ländern vertrieben werden,<br />

gibt es im Hofladen viele eigene Einmach-Kreation sowie<br />

Obst und Gemüse aus eigenem Anbau, weitestgehend<br />

frei von Pflanzenschutzmitteln<br />

-Historie: Der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Hof<br />

Austermann lässt sich bis indas Jahr 1365 zurückverfolgen<br />

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Auch an Spendenaktionen beteiligen sich Ulla und Robert Austermann.<br />

mittlerweile ins Weck-Glas gesellt –<br />

Pfl<br />

aumen, Brombeeren und Himbeeren<br />

in Rotwein, Paprika, Saucen, Dips und<br />

Marmeladen und noch vieles mehr.<br />

Zwischen dem 20. Juni und AnfangSeptember<br />

bestimmen die Gurken die Taktung:<br />

Wenn das ersteLicht dasTages anbricht,<br />

dann beginnt auf dem Hof Austermann<br />

auch schon die Arbeit. 5.30 Uhr<br />

rollt der 21 MeterbreiteGurkenfl<br />

ieger in<br />

gemächlichem Tempo über den Acker –<br />

mit bis zu 24 Pfl<br />

ückern an Bord, die in<br />

Liegeposition auf einer weichen Matratze<br />

die frischen Gürkchen fein säuberlich von<br />

der Pfl<br />

anze trennen. Das Schichtsystem<br />

ist Routine; drei Mannschaften wechseln<br />

sich alle vier Stunden abmit dem Ernteeinsatz,<br />

damit die Schultern schön geschmeidig<br />

bleiben. Die zarten Cornichons<br />

werden auf diese Weise obendrein<br />

geschont, denn die Gurkeist zart besaitet<br />

Druck und Medien GmbH<br />

und stellt Ansprüche. Außentemperaturen<br />

von 25 Grad befl<br />

ügeln sie zu einem<br />

guten Wachstum; allerdings darfesauch<br />

nicht zu nass und nicht zu trocken sein.<br />

Da ist die Gurkepenibel. Deshalbwirdsie<br />

auf den Neuwarendorfer Ackerfl<br />

ächen<br />

auch unter einer Folie gepfl<br />

anzt, die zudem<br />

noch einen darunterliegenden<br />

Tropfschlauch für die passende Bewässerungermöglicht.<br />

Für das ideale Mikroklima<br />

sorgt ein Vlies, das über der Folie<br />

liegt und vor Wildverbiss-Schäden<br />

schützt.<br />

Alle zwei Tage wird auf dem Gurken-<br />

Acker die Ernte eingefahren. Und sollte<br />

es doch mal zu kalt sein und die Gurken<br />

sind nicht in Wachstums-Form, dann ist<br />

auf dem Gemüsehof die Rote Beetedran.<br />

„Die Küche muss unter Volllast laufen,<br />

deshalb wirdein gurkenfreies Zeitfenster<br />

sofort genutzt, um die Rote Beete einzumachen“,<br />

erläutert Robert Austermann.<br />

Zu lange sollten die Gurken sich aber<br />

nicht zieren, wenn es kalt ist oder es einfach<br />

nicht regnen will, denn dann wird<br />

Robert Austermann grantig. Dann kann<br />

nur noch eine Auszeit auf dem Trecker<br />

helfen oder er widmet sich seinem ganz<br />

eigenen Experimentier-Hobby: Der Anbau<br />

von neuen, genau genommen alten<br />

Gemüsesorten und Obst macht ihm einfach<br />

Spaß.<br />

Ulla Austermanns Herz geht in der Gemüseküche<br />

auf. Mittlerweile hat sie, im<br />

Gegensatz zur Oma, ihre einzigartigen<br />

Gurkenrezepte dokumentiert. Aber, von<br />

Hand wird hier nichts mehr portioniert.<br />

Die Feinwaagen haben alles bis auf das<br />

letzte Gramm präzise einprogrammiert.<br />

In knackigemGrün, direkt vomErntewagen<br />

und nach entsprechender Wäsche,<br />

werden die Cornichons eingekocht. Vier<br />

Wochen müssen sie lagern, dann geht es<br />

für die grünen Minis hinaus in die Verkaufsregale<br />

der Lebensmittelvollsortimenter,<br />

der Hofl<br />

äden, der Raiffeisenmärkte<br />

und Marktbeschicker in ganz<br />

Deutschland. Und für viele Gurkengläser<br />

geht es sogar noch weiter: Auch in Österreich,<br />

Holland und Frankreich findendie<br />

Menschen mittlerweile Geschmack an<br />

den Gurkenleckereien aus Neuwarendorf.<br />

„In diesen EU-Ländern verkaufen<br />

wir aber nur an Eigenlabler –der Vertrieb<br />

unseres eigenen Labels wäredort zu teuer“,<br />

erklärt der Landwirt, der neben dem<br />

Gemüseanbau auch noch eine Schweinemast,<br />

Ferkelzucht und Getreideanbau betreibt.<br />

„Nach einem Jahr im Glas schmecken<br />

die Gurken am besten. Ihren Biss behalten<br />

sie aber auch<br />

nur, weil sie bei uns<br />

eben so schnell wie<br />

möglich ins Glas<br />

kommen“, verrät<br />

Austermann.<br />

Zukunftspläne gibt es<br />

auf dem Hof immer,<br />

zumal zwei der drei<br />

erwachsenen Kinder,<br />

nämlich Tochter Johanna<br />

und Sohn Felix,<br />

im Betrieb mitarbeiten.<br />

Ob neue Rezepte,<br />

neue Lagerhallen<br />

oder –und das ist<br />

der jüngstePlan –ein<br />

neuer Hofl<br />

aden inklusive<br />

einer gläsernen<br />

Produktionsküche.<br />

Dann werden<br />

vermutlich<br />

noch<br />

mehr Besuchergruppen<br />

auf den Hof strömen.<br />

Und sie werden<br />

in der laufenden Produktion<br />

in der Küche<br />

die Weck-Gläser klirren<br />

hören, wenn diese<br />

über die Rollbänder<br />

fahren, Und ihnen<br />

wird die süße<br />

Schärfe in die Nase<br />

steigen, die verführt<br />

an „Omas Zeiten“ zurückzudenken.<br />

Monika Vornhusen


BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />

Endstation Recycling-Anlage<br />

Der Emsdettener Entsorger Enviprotect zerlegt im Laufe eines Jahres bis zu 35 000 ausrangierte Kühlschränke in<br />

alle Einzelteile. Am meisten Arbeit machen die Gase und die Flüssigkeiten.<br />

Aus Luken in der Hallenwand ragen<br />

Förderbänder und lassen Stahl, Aluminium<br />

und Kunststoffstücke in<br />

Container rieseln. Das also bleibt<br />

von alten Kühlschränken: Rohstoffe.<br />

Wo Müll entsteht, soll so viel wie<br />

möglich wiederverwertet werden –<br />

und das ist bei kaum einem Gerät so<br />

kompliziert wie beim Kühlschrank.<br />

In Emsdetten steht eine der modernsten<br />

Recycling-Anlagen Europas.<br />

Bis zu 120 Geräte werden hier<br />

entsorgt –pro Stunde.<br />

Während andere Elektrogeräte<br />

einfach verschrottet<br />

und die Bestandteile<br />

anschließend<br />

auseinandersortiert<br />

werden können,stellen Kühlschränke<br />

und Truhen die Entsorger vor besondere<br />

Herausforderungen. Hauptgrund:<br />

die enthaltenen Flüssigkeiten und Gase,<br />

zum Teil hochgiftig, häufig zumindest<br />

klimaschädlich. Sie dürfenalso nicht einfach<br />

weggekippt oder in die Luft geblasen<br />

werden, sondern müssen zurückgewonnen<br />

und weiterverarbeitet werden.<br />

Ein Montag im Mai, die Sonne knallt vom<br />

Himmel. Auf der Laderampe hinter der<br />

unscheinbaren Halle der Firma Enviprotect<br />

im Gewerbegebiet zwischen Emsdetten<br />

und Greven stehen vier Container<br />

randvoll mit Kühlschränken und Gefriergeräten.<br />

Mitarbeiter nehmen jeden Neuankömmling<br />

erst mal unter die Lupe: Ist<br />

FCKW enthalten oder das modernere<br />

Penthan? Ist das technische Herzstück,<br />

der Kompressor, noch im Gerät? Ist der<br />

Gaskreislauf noch intakt oder das Gas bereits<br />

entwichen?<br />

Enviprotect muss das alles wissen. Wenn<br />

die Menge der ordnungsgemäß entsorgtenFlüssigkeiten<br />

nicht zur Anzahlder angekommenen<br />

Kühlschränke passt, ist<br />

eine Erklärung nötig: Die Aufl<br />

agen sind<br />

streng. Jeder Arbeitsschritt wird mehrmals<br />

im Jahr kontrolliert<br />

Auftraggeber der Firma sind Hersteller<br />

von Kühlschränken, die je nach aktuellem<br />

Marktanteil für die Entsorgung der<br />

Altgeräte aufk<br />

ommen müssen. Das Elektro-Altgeräte-Register<br />

in Nürnberg teilt<br />

den Herstellern und damit den vonihnen<br />

beauftragten Entsorgern den Schrott<br />

containerweise zu. „Das macht es für uns<br />

manchmal schwierig“, sagt Enviprotect-<br />

Geschäftsführerin Iris Ann Lohmann: Das<br />

Aufk<br />

ommen lässt sich kaum voraussehen<br />

oder gar einteilen. 35 Container pro Tag<br />

brauchen sie in Emsdetten, um die Anlage<br />

auszulasten. Rund 350 000 Gerätepro<br />

Jahr zerlegen sie.<br />

Der letzteWeg beginnt für die Kühlgeräte<br />

mit echter Handarbeit: Arbeiter zapfen<br />

Flüssigkeiten und Gase ab. Etwa 100<br />

Gramm Öl enthalten die meisten Kompressoren,<br />

klimaschädliches Gas steckt<br />

im Kühlkreislauf und in der aufgeschäumten<br />

Isolierung. Alles muss raus.<br />

Die nächsten Schrittelaufen automatisch<br />

ab –mit Gewalt: Die Geräte verschwinden<br />

per Fließband in einer Maschine, die<br />

sie in wenige Zentimeter kleine Teile<br />

schneidet.<br />

Diese werden auseinandersortiert mit<br />

In kleine Teile werden die Schränke während der Verarbeitung<br />

zerlegt.<br />

Pro Stunde werden in der Firma Enviprotect in Emsdetten 120 Kühlschränke verwertet. In einem ersten Schritt werden Kompressoren ausgebaut und Flüssigkeiten<br />

abgelassen.<br />

Fotos: Gunnar A. Pier<br />

KÜHLSCHRANK<br />

Wenn Kühlgeräte verschrottet werden,<br />

bleiben verschiedene Bestandteile<br />

übrig, die unterschiedlich weitergenutzt<br />

werden:<br />

-Stahl wird per Magnet herausgefischt.<br />

Er wird anein Stahlwerk in<br />

der Nähe geliefert.<br />

-Kompressoren werden ausgebaut,<br />

das Öl wird abgelassen. Sie werden<br />

verkauft an Firmen, die sie wiederum<br />

zerlegen, um beispielsweise<br />

das Material der Kupferspule zu<br />

vermarkten.<br />

-Kunststoffe werden nicht voneinander<br />

getrennt. Doch für das Gemisch<br />

von geschredderten Kunststoffsorten<br />

finden sich meistens Abnehmer,<br />

die daraus wiederum<br />

Kunststoffprodukte herstellen.<br />

-Ölaus den Kompressoren wird<br />

wieder benutzt. Es ist in der Regel<br />

wie neu und nicht verschmutzt.<br />

-Gas aus dem Kühlkreislauf und<br />

aus der aufgeschäumten Isolierung<br />

wie FCKW wird aufwendig herausgearbeitet<br />

und verflüssigt, dann wird<br />

es so heiß verbrannt, dass es zerstört<br />

ist und das Klima nicht mehr<br />

gefährdet.<br />

gap<br />

lauter Tricks, die versteht, werimPhysikunterricht<br />

aufgepasst hat. Magnete fischen<br />

Eisen heraus, Kunststoff und Alu<br />

fl<br />

iegen dank gezielt eingesetzter statischer<br />

Aufl<br />

adung in unterschiedlichem<br />

Bogen vom Fließband. So bleiben ziemlich<br />

reiner Stahl, Aluminium und Kunststoffe.<br />

Für fast alles gibt es wieder einen<br />

Markt, die Materialien können verkauft<br />

werden.<br />

Das gelingt unterschiedlich gut: Als im<br />

vergangenen Jahr der Ölpreis im Keller<br />

war, fandensich kaum Abnehmer für den<br />

Recycling-Kunststoff. „Er war im Vergleich<br />

zu teuer“, sagt Iris Ann Lohmann.<br />

Das drückteden Preis. So manche Tonne<br />

Kunststoff, die zu der Zeit aus der Luke<br />

in der Hallenwand rieselte, fand zunächst<br />

keinen Abnehmer.<br />

Gunnar A. Pier<br />

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12 BRANCHEN<br />

„Aber auch wir mu<br />

Die Schöppinger Strumpffabrik Krechting hat inden Jahren der Textil<br />

gehalten. Seitdem ist das Unternehmen mit einer Funktionssocke erfo<br />

Mit einem Tischföhn lassen sich die Strickschläuche in einzelne Strümpfe trennen.<br />

Handarbeit: Fein säuberlich werden die Sockenpaare geglättet<br />

und gefaltet. Fotos: Susanne Menzel<br />

„Ich habe mich gefragt: Was mache ich<br />

mit den ganzen Maschinen, wie kann<br />

ich sie auslasten? Herausgekommen ist<br />

die Entwicklung einer Funktionssocke.“<br />

Roland Krechting<br />

In dritter Generation führt Roland Krechting die Strumpffabrik.<br />

Egal ob nun die fauleoder die alteSocke<br />

–die Attribute habenbeide einen<br />

faden Beigeschmack. Die Beinlinge<br />

fristen in der Regel ein eher tristes,<br />

selten beachtetes Dasein. Nur im<br />

Urlaub, beispielsweise, wenn die<br />

Männerfraktion in weißen Tennissocken<br />

und offenen Sandalen an der<br />

südlichen Promenade entlangfl<br />

a-<br />

niert, fallen sie sofort ins Auge. Ansonsten<br />

heißteswohl eher: Schublade<br />

auf, ohne genau hinzuschauen zu<br />

einem der unzähligen schwarzen<br />

Paare gegriffen, Schublade wieder<br />

zu.Dabei sind Socken mehr als<br />

nur ein notwendiges Beiwerk“<br />

– behauptet einer,<br />

der es wissen muss. Roland<br />

Krechting, in dritter Generation<br />

verantwortlich für die<br />

gleichnamige Schöppinger<br />

Strumpffabrik. Und der<br />

Chef tritt umgehend den<br />

Beweis an: Das Accessoire<br />

an seinenFüßen erstrahlt<br />

in leuchtendem Feuerwehrrot.<br />

Und reicht<br />

nicht nur bis zu den<br />

Knöcheln, es verdeckt<br />

als Kniestrumpf das<br />

ganze Bein. Da ist die<br />

(barfüßige) Betrachterin<br />

sprichwörtlich<br />

selbst von den Socken.<br />

Wortspielerei hin,<br />

Wortspielerei her: Im<br />

Münsterland, einst<br />

eine Textilhochburg,<br />

haben nur wenige<br />

Hersteller bis<br />

heute überlebt. Die<br />

Manufaktur in der kleinen<br />

Vechtegemeinde ist<br />

eine davon. „Aber auch wir<br />

mussten uns neu aufstellen“,<br />

gibt Roland Krechting zu. Gegründet<br />

1913 von seinem Großvater Josef<br />

Krechting, 1957 vonVater Georgübernommen,<br />

wurde der Staffelstab 1992 an<br />

Roland Krechting weitergegeben. Zu<br />

einer Zeit, als nach der Wehrmacht im<br />

vergangenen Jahrhundert die heutige<br />

Bundeswehr noch zu den Hauptauftraggebern<br />

zählte.DickeStrümpfefür lange<br />

Märsche wurden hier überwiegend auf<br />

den 120 Maschinen gestrickt. Auch die<br />

Polizeibeamten wurden damit ausgestattet.<br />

„Wir waren damals weitestgehend<br />

von öffentlichen Aufträgen abhängig“,<br />

120 Strickmaschinen produzie<br />

blickt der Firmenchef zurück<br />

len dann plötzlich weg, als<br />

ausgeschrieben werden mus<br />

Bulgaren oder Rumänen k<br />

nicht mithalten. Die warenin<br />

tion einfach billiger“, sagt Kr<br />

packen und aufgeben? Oder<br />

Herausforderungen und M<br />

chen? Der Schöppingerentsc<br />

die zweite Variante: „Ich ha<br />

mich in der Situation gefra<br />

Wasmache ich mit den ganz<br />

Maschinen, wie kann ich<br />

auslasten? Herausgekomm<br />

ist die Entwicklung ein<br />

Funktionssocke“, hat sich d<br />

53-Jährigeauf einenalterna<br />

ven Weg gemacht.<br />

Funktionssocke–dahinter v<br />

birgt sich im normalen Jarg<br />

Berufs- und funktionale B<br />

kleidung. Ein Kleidungsstüc<br />

das je nach Bedarf Feucht<br />

keit transportieren oder au<br />

nehmen soll. Das den Fuß<br />

Stiefel oder Arbeitsschuh tr<br />

cken und warm hält. Auf d<br />

Baustelle, auf der Ölplattfor<br />

im Hygiene- und Lebensmitt<br />

Bereich, aber auchinder Lan<br />

wirtschaft oder auf der Jag<br />

„Diesen Einstieghaben wir v<br />

15 Jahren gewagt –und si<br />

inzwischen in diesem Segme<br />

Von Rammstein<br />

bis zum Stutzen<br />

Bergeweise Socken lagern nach der Produktion im Schöppinger Unternehmen.<br />

Socken als täglicher Gebrauchsgegenstand<br />

– klar,<br />

das ist bekannt. Socken als<br />

Werbeträger? Eher weniger.<br />

„Socken lassen sich überall<br />

einsetzen“, betont Roland Krechting.<br />

Egal, ob für den Handwerksbetrieb oder<br />

eine Versicherung: „Viele Berufszweige<br />

lassen ihr Logo einarbeiten oder einen<br />

Spruch einsticken und verschenken die<br />

Socken dann an Kunden und/oder Mitarbeiter“,<br />

erzählt der Schöppinger Unternehmer.Auch<br />

die Musikbranche hat diesen<br />

Bereich als Franchise-Zweig erkannt:<br />

„Bands wie Unheilig oder Rammsteinhaben<br />

auch Socken vonuns im Sortiment“,<br />

lacht Roland Krechting.<br />

Überhaupt rücken Sockeund Strümpfe–<br />

ebenso wie Strumpfh<br />

osen für den Herrn<br />

–immer mehr in den modischen Fokus.<br />

Schuhhersteller kombinieren gerne das<br />

Drüber und Drunter, Socken-Vermieter<br />

haben hier ebenfalls eine Nische entdeckt.<br />

Socken im Abo? Kein Problem. Sogar<br />

farblich auf das Outfit abgestimmt.<br />

Stützstrümpfe, Stopper-, grobe Trachtensocken<br />

oder Fußballstutzen –auch hier<br />

ist der Schöppinger dabei.<br />

Und während Deutschlandbeim Beinling<br />

noch überwiegend schwarz-weiß sieht,<br />

sind Länder wie Italien oder die Niederlande<br />

auch hier bereits einen Schritt voraus:<br />

„Holland liebt es bunt. In Italien tragenfast<br />

90 Prozent der Männer nicht Socken,<br />

sondern Kniestrümpfe.“<br />

Susanne Menzel


BETRIEBE 13<br />

ssten uns neu aufstellen“<br />

rise nicht aufgegeben, sondern nach neuen Herausforderungen und Märkten Ausschau<br />

lgreich, beliefert die Industrie und große Textilketten.<br />

ren täglich bis zu 10 000 Strumpf- und Sockenpaare.<br />

.Und die fieeuropaweit<br />

ste. „Mit den<br />

onnten wir<br />

der Produkechting.<br />

Einnach<br />

neuen<br />

ärkten suhied<br />

sich für<br />

be<br />

t:<br />

en<br />

ie<br />

en<br />

er<br />

er<br />

ti-<br />

zu Hause“, sagt Roland Krechting. Den<br />

Hauptumsatz macht die Strumpffabrik<br />

derweil mit Industriekunden, der Textil-<br />

Einzelhandel läuft nebenher. Allein eine<br />

halbe Million Sockenpaare pro Jahr hat<br />

in der Vergangenheit der Bergbau geordert.<br />

„Damit ist aber bald Schluss“, weiß<br />

Roland Krechting. Auch hier stehen dann<br />

wieder Veränderungen an, die Suche<br />

nach neuen Absatzmärkten ist gefragt.<br />

Allerdings ist das Unternehmen mittlerweile<br />

so gut aufgestellt, dass die dauerratternden<br />

Maschinen 10 000 Paar Socken<br />

und Strümpfe täglich stricken können.<br />

Und da stelle man sich bitte nicht<br />

Omas Muster „zwei rechts, zwei links,<br />

eine fallen lassen“ vor. Ununterbrochen<br />

arbeiten die Nadeln, ziehen das Garn meterweise<br />

von großen Spulen. Heraus<br />

kommen Schläuche, die in bestimmten<br />

Abständen immer vonbesondersauffälligen,<br />

durchsichtigen Reihen unterbrochen<br />

sind. „An diesen Stellen werden die<br />

Schlauchteile mit einem Fön voneinander<br />

getrennt. Das Ergebnis ist der – an<br />

derSpitze noch offene –Strumpf“, erklärt<br />

der Fachmann. Vieles, was nun folgt, ist<br />

ein Mix aus Hand- und maschineller<br />

Arbeit. Die dünnen Socken werden elektronisch<br />

gekettelt („Ohne, dass eine Naht<br />

drückt.“), die dicken per Hand. Die Produkte<br />

werden vorgewaschen, getrocknet<br />

und wieder geformt. Überfl<br />

üssige Nähte<br />

per Hand abgeschnitten, dann die Paare<br />

etikettiert und für die Kunden speziell<br />

verpackt. „Die großen Textilketten lassen<br />

bei uns ihre Eigenmarken fertigen“, ist<br />

Roland Krechting stolz. Auch der Internet-Versandhandel<br />

steht in seinem Verteiler:<br />

„Da kaufen dann Schöppinger<br />

über Berlin in Schöppingen ein“,<br />

schmunzelt der Geschäftsmann. Beim<br />

täglichen Lagerverkauf (8 bis 17 Uhr)<br />

vorbeizuschauen, wäre eigentlich der<br />

kürzere Weg.<br />

Nun, da die Strumpffabrik mit ihrer Marke<br />

Nordpol-Strümpfe europaweit vertreten<br />

ist, spielen diese Distanzen kaum<br />

mehr eine Rolle. Skandinavien, Schweden<br />

und die Benelux-Länder zählen zu<br />

den hauptsächlichen Zielen der Schöppinger<br />

Produkte. „Es ist vor allem die<br />

hochwertige Ware, die hier gefragt ist“,<br />

sagt Roland Krechting. „Billigsockensind<br />

nicht mein Metier. Wir produzieren in<br />

Deutschland vernünftige Qualität. Diese<br />

hat halt eben ihren Preis.“<br />

Um diese Leistung zu halten, „muss man<br />

sich als Unternehmer ständigden Fragen<br />

stellen: Wo kann man noch etwas verbessern?<br />

Wo muss man vielleicht etwas ändern?“,<br />

ist sich der Unternehmer bewusst.<br />

„Schnellschüsse sind dabei aber<br />

nicht gefragt. Wirmüssen uns den Anforderungen<br />

stellen, die der Markt an uns<br />

richtet.“ Viele seiner „Marktbegleiter“<br />

haben vor den schnellen Entwicklungen<br />

kapituliert. „Es gibt in Deutschland vielleicht<br />

noch eine Handvoll Strumpffabriken.<br />

Und da tummelt sich dann jeder in<br />

seinem Segment.“<br />

Susanne Menzel<br />

INFOS<br />

Gelernte Textiltechniker –eine Ausbildung,<br />

die auch Roland Krechting<br />

durchlaufen hat -,gibt es aktuell<br />

nur noch sehr wenige. Auch Krechting<br />

bildet nicht aus. Der Grund: „Es<br />

gab keine geeignete Berufsschule<br />

für diesen Zweig.“ Der Verband hat<br />

deshalb nun eine eigene Textilberufsschule<br />

errichtet. Roland Krechting<br />

greift bei seinem Personal (40<br />

Festangestellte sind es derzeit)<br />

überwiegend auf Mitarbeiter aus<br />

anderen Berufen, vorzugsweise aus<br />

dem Handwerk zurück. Seine Erfahrung<br />

dabei: „Wer Interesse hat,<br />

kann alles lernen.“<br />

r-<br />

on<br />

e-<br />

k,<br />

igfim<br />

o-<br />

er<br />

m,<br />

eldd.<br />

or<br />

nd<br />

nt<br />

FOLIENLÖSUNGEN<br />

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14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Klein gestartet –groß geworden<br />

Das münsterische Unternehmen Pinolino lässt inzwischen weltweit produzieren und verkauft 1500 Artikel.<br />

In einer Scheune auf einem Bauernhof<br />

in Münster fing alles an. Dr.Martin<br />

Funcke begann dort vor 20 Jahren<br />

damit, Kindermöbel, Accessoires<br />

und Spielwaren zu fertigen und zu<br />

vertreiben. Heute hat Pinolino in<br />

Münster rund 85 Mitarbeiter, lässt<br />

weltweit produzieren und verkauft<br />

1500 verschiedene Artikel.<br />

Mit solchen Einfällen –einem Doppelliegestuhl –überrascht Pinolino die Kunden.<br />

Eine starkeKombination für<br />

einenstarken Wirtschaftsraum<br />

Mit der Wirtschaftskombi<br />

auf direktem Weg zu<br />

Ihrer Zielgruppe in<br />

Nordwestdeutschland<br />

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Papenburg<br />

Meppen<br />

Lingen<br />

Wangerooge<br />

OLDENBURG<br />

Delmenhorst<br />

BREMERHAVEN<br />

FLENSBURG<br />

BREMEN<br />

Verden<br />

KIEL<br />

SCHLESWIG-<br />

HOLSTEIN<br />

HAMBURG<br />

NIEDERSACHSEN<br />

LÜBECK<br />

LÜNEBURG<br />

SCHWERIN<br />

Allein von der Kindersitzgarnitur<br />

„Nicki“ verkauft Pinolino<br />

jedes Jahr rund 40 000<br />

Stück, sagt Dr. Martin Func<br />

Erhat noch mehr gute Ake.<br />

„Pferde“ im Stall: das Schaukelpferd als<br />

der Klassiker unter den Spielwaren, der<br />

Liegestuhl„Linus“oder die immer gefragteren<br />

Laufräder.<br />

Der 50-jährige Dr. Martin Funcke<br />

ist geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Pinolino Kinderträume<br />

GmbH an der Sprakeler Straße,<br />

die vonAnfanganFamilien als<br />

Kunden im Fokus hat. Dabei ist das<br />

Unternehmens mit seinenjetzt 20<br />

Jahren den Kinderschuhen entwachsen<br />

–aber seinem Sortiment<br />

und dem Standort seit<br />

1997 treu geblieben.<br />

„Münster ist gesetzt und ein<br />

attraktiver<br />

Standort für die Mitarbeiter.“<br />

Gern hätte Funcke<br />

das „Pinolino-Geschehen“ in<br />

Münster-Kinderhaus konzentriert unter<br />

einem Dach, doch der Platz reichte dort<br />

nicht mehr aus. Rund 1500 verschiedene<br />

Produkte umfasst heute das Sortiment,<br />

wobei bei vielen Artikeln zusätzlich noch<br />

unterschiedliche Größen und Farben<br />

eine Rollespielen. Die Bettenlängen variieren<br />

beispielsweise, die Laufrädchen-<br />

Flotte wächst und reicht von gemütlich<br />

bis cool.<br />

Die Lagerfl<br />

äche von Pinolino, Spezialist<br />

für Kindermöbel, Spielzeug und Accessoires,<br />

beträgt bereits 12 500 Quadratmeter,trotzdem<br />

müssen Hallen angemietet<br />

werden.<br />

Rund 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet<br />

Pinolino als Großhändler,erklärt<br />

der Chef. Funckes Unternehmen hat seine<br />

Produkte jahrelang in Rumänien<br />

arbeiten lassen, sich aber im vergangenen<br />

Jahr von der Fabrik getrennt. Heute<br />

lässt Funcke,der in Münster rund 85 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, weltweit produzieren.<br />

Größter Absatzmarkt ist nach eigenen<br />

Angaben mit 80 Prozent Deutschland,<br />

gefolgt von den Beneluxländern,<br />

der Schweiz und Frankreich. Verkauft<br />

wird auch nach China.<br />

Dr. Martin Funcke persönlich gründete<br />

die Firma in einer Scheune. Als BWL-Student<br />

handelte ermit Oldtimern und verkaufteauf<br />

dem Flohmarkt. „Ich hättemir<br />

nie vorstellen können, Schraubenzuverkauften“,<br />

sagt der 50-Jährige. Er habe<br />

einfach Spaß an allem Schönen und<br />

Kreativen, betont Funcke. Um Standards<br />

Vor 20Jahren gründete Dr. Martin Funcke inMünster seine Firma<br />

Pinolino.<br />

zu halten, setzt er auf Entwicklungen im<br />

eigenen Haus. Allein sechs Mitarbeiter<br />

sind demnach fürs Marketing und die<br />

Produktentwicklung zuständig.<br />

Rund ein Jahr dauereein solcher Prozess,<br />

klärt Funcke auf, erst dann sei ein Produkt<br />

reif für den Markt. Dabei spielten<br />

Stimmungen und Farbwelten eine Rolle,<br />

aber auch Qualität und Stabilität müssten<br />

passen. Die Küchenindustrie setze<br />

farblich meistens den ersten Trend, der<br />

sich gerade im Bereich von weißen Möbelnbewegen<br />

würde. Aber auchein skandinavischer<br />

Einfl<br />

uss nehme zu.<br />

„Wir wollen kein Billigheimer sein“, zeigt<br />

Funcke Grenzen auf. Eine tatsächliche<br />

Grenze gibt es für ihn. Der 50-Jährige<br />

denkt nicht daran, an den amerikanischen<br />

Markt zu gehen und dort Familien<br />

als Kunden zu gewinnen. Das sei ihm zu<br />

risikoreich, erklärt er und blickt auf die<br />

extra dafür abzuschließenden Versicherungen,<br />

die ihn allein schon ein Vermögen<br />

kosten würden.<br />

Aktuellarbeitet das Unternehmen Pinolino<br />

an einer eigenen Stoffkf ollektion und<br />

möchtesich im Bereich vonTextilien und<br />

Accessoires stärker aufstellen.<br />

Pinolino präsentiert sich Anfang September<br />

auf der Gartenmesse „Spogafa“ in<br />

Köln und bereitet sich aktuell ebenso auf<br />

die Spielwarenmesse in Nürnberg vor.<br />

Funckeist überzeugt: „Der Markt wächst.<br />

Heute sind esdie Großeltern, die in ihre<br />

Enkel investieren.“ Und der 50-Jährige,<br />

der gerne reist, bringt stets neue Ideen<br />

mit –sowie zum Beispiel den Doppelliegestuhl,<br />

den er beim Skifahren entdeckt<br />

habe.<br />

Gabriele Hillmoth<br />

Nordhorn<br />

Rheine<br />

Coesfeld<br />

OSNABRÜCK<br />

Minden<br />

BIELEFELD<br />

MÜNSTER<br />

Hameln<br />

HANNOVER<br />

WOLFSBURG<br />

BRAUNSCHWEIG<br />

NORDRHEIN-<br />

WESTFALEN<br />

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GÖTTINGEN<br />

Ohne Streuverluste ·Überregional ·Vorteilhafte Konditionen<br />

Ganz in Weiß kommt das Kinderzimmer daher. Das Unternehmen orientiert sich dabei an<br />

den Trendfarben.<br />

Fotos: Pinolino


BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />

Made in Nottuln für das<br />

MoMA inNew York<br />

Das Nottulner Unternehmen ERPA feiert mit einem klassischen Treteimer Erfolge und lieferte jetzt<br />

gleich 90 Exemplare an das weltberühmte Museum ofModern Art.<br />

„Na ja, ich hatte daletztens eine<br />

Anfrage aus Tokio.“<br />

Jörg Sachse<br />

Es warimMärz, als die Mail aus New<br />

York im Postfach war. „Aber da hab<br />

ich erstmal nicht drauf reagiert“, erinnert<br />

sich Jörg Sachse schmunzelnd.<br />

Dabei kam die Mail nicht von<br />

irgendwem. Sie kam aus New York<br />

vom berühmten Museum of Modern<br />

Art. Das MoMA wollte 90 der klassischen<br />

Treteimer ordern, die Jörg<br />

Sachse in seinerFirma, der ERPAMetallverarbeitung<br />

in Nottuln, herstellt.Na<br />

ja“, lacht Sachse schelmisch.<br />

„Da kamen dann<br />

noch ein paar Mails. Und<br />

irgendwann hab ich halt<br />

doch geantwortet.“ Inzwischen<br />

haben die 90 Tretmülleimer ihre<br />

Reise aus der quietschgelb angestrichenen<br />

Halle in die USA angetreten.<br />

Die Firma ERPA und Jörg Sachse –das<br />

war irgendwie Schicksal. Sachse ist mit<br />

den Gründern der Firmaverwandt. „Aber<br />

es ist echt großer Zufall und war überhaupt<br />

nicht abzusehen, dass ich den Betrieb<br />

mal führen<br />

werde.“ Gegründet<br />

wurde ERPA<br />

1928 von Josef<br />

Rhode. Das Gründungsprodukt<br />

war die sogenannte<br />

Rhode-<br />

Patrone, in der<br />

der infektiöse Hustenauswurfvon Tuberkulosekranken<br />

gesammelt und hygienisch<br />

entsorgt werden konnte. Dieser<br />

Mülleimer hat einen Tretmechanismus<br />

und einen dicht schließenden Deckel.<br />

Anfang der 50er Jahre übergab Josef<br />

Rhode das Geschäft an seine Söhne Fritz<br />

und Ernst, die es mit den Abfallsammlern<br />

für den Sanitär- undGastronomiebereich<br />

ausweiteten. Fritzstieg aus dem Geschäft<br />

aus, Ernst führte esweiter. Eben dieser<br />

Ernst Rhode war der Onkel von Sachse.<br />

Doch bevor der gelernte Maschinenschlosser<br />

ERPA übernahm, gingen noch<br />

viele Jahreins Land.1988kam JörgSachse<br />

in den Betrieb, machte seinen Meister<br />

Alles Handarbeit: Bis zu 45 Treteimer entstehen pro Woche im<br />

Nottulner Metallbetrieb.<br />

Großauftrag: In Jörg Sachses Betrieb in Nottuln wurden jetzt 90 Treteimer für das Museum of Modern Art hergestellt<br />

in Metall. Am 1. Januar 1997 trat er in die<br />

Fußspuren seines Onkels Ernst und ging<br />

mit der Produktion von Treteimern zurück<br />

zu den Wurzeln.<br />

Damit begann seine Erfolgsgeschichte.<br />

VomZulieferbetrieb wurde die ERPAwieder<br />

zum Produktionsbetrieb für die klassischen<br />

Tretmülleimer,die allerdings nun<br />

eher in Haushalten Einzug hielten und<br />

hier als stylish gelten.<br />

Gefertigt werden die Eimer noch genauso<br />

wie seinerzeit bei den Gründervätern: Jedes<br />

Stück ist Handarbeit, gemacht aus<br />

Blech, Scharnieren, Gummischnüren,<br />

Schrauben und Farbe. Etwa eine gute<br />

Stunde dauert es, bis so ein Stück fertig<br />

ist. „Wir machen so etwa40bis 45 in der<br />

Woche“, erklärt Sachse.<br />

Als ein Segen stelltesich für die Firma das<br />

Internet heraus. Sachse bekam Kontakt<br />

zum Warenhausbetreiber und Onlineshop<br />

Manufactum, der die hochwertigen<br />

und klassischen Treteimer insein Sortiment<br />

aufnahm. Auch eine eigene Homepagehat<br />

das Unternehmen, über die Treteimer<br />

geordert werden können.<br />

Beim MoMA-Auftrag war Sachse zunächst<br />

skeptisch: „Ich dachte, dass ich<br />

mich damit verhebe.“ Schließlich sei er ja<br />

nur eine „kleine Klitsche“ im Münsterland,<br />

stapelt er tief –mit fünf Mitarbeitern:Susanne<br />

Potthast und Ehefrau Anja<br />

im Büro, sein Schwiegervater Paul Thesing<br />

und dessen Freund Erich Boor in der<br />

Werkstatt. Aber: Sie sind ein eingespieltes<br />

Team.<br />

Wie kommt nun das MoMA dazu, ERPA-<br />

Treteimer zu ordern? „So genau kann<br />

man das nicht mehr nachvollziehen“,<br />

meint Jörg Sachse. Da sei viel Mundpropaganda<br />

im Spiel gewesen. Über eine<br />

Messe in Paris sei ein Kunde darauf aufmerksam<br />

geworden, der Kontakte zum<br />

MoMA hatte. Und so entwickele sich eine<br />

solche Geschichte eben. Ganz einfach.<br />

Ja, ganz einfach. Vorein paar Tagen traten<br />

die 90 Treteimer, penibel verpackt,<br />

die Reise über den großen Teich nach<br />

NewYork an. Und waskommt als Nächstes?<br />

„Naja, ich hattedaletztens eine Anfrage<br />

aus Tokio.“ Ein breites Lächeln<br />

huscht über Jörg Sachses Gesicht.<br />

Iris Bergmann<br />

Ein wetterfestes Angebot.<br />

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16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Führender Anbieter imMarkt<br />

Bischof +Klein in Lengerich wird 125 Jahre alt und investiert auch im Jubiläumsjahr in die Zukunft.<br />

Bischof +Klein wächst. Im 125. Jahr<br />

seines Bestehens erweitert das Familienunternehmen<br />

erneut seine Kapazitäten<br />

zurHerstellung von fl<br />

exiblen<br />

Verpackungen und technischen Folien.Allein<br />

im Stammwerk Lengerich<br />

(1300 Mitarbeiter) investiert der Folien-<br />

und Verpackungsspezialist<br />

2017 unter anderem in zwei neue<br />

Blasfolienanlagen,eine davon in der<br />

gerade vergrößerten Reinraumfabrik,<br />

sowie ineine moderne Extrusionsbeschichtungsanlage<br />

und in<br />

eine neue Tiefdruckanlage. „Wir<br />

sind gut aufgestellt und wollen unsere<br />

Positionweiterausbauen“, so Vorstand<br />

Dr. Volker Pfennig.<br />

Die B+K-GRUPPE (Jahresumsatz<br />

2016: 562 Mio.<br />

Euro) produziert mit insgesamt<br />

rund 2600 Mitarbeitern<br />

fl<br />

exible Verpackungen<br />

sowie technische Folien aus<br />

Kunststoff und Kunststoffvf erbunden an<br />

sechs Produktionsstandorten in Deutschland,<br />

Frankreich, Großbritannien, Polen<br />

und Saudi-Arabien. Die 4. und 5. Generation<br />

der Nachkommen von Unternehmensgründer<br />

Alwin Klein lenken die Geschicke<br />

des Unternehmens als Gesellschafter<br />

und Mitglieder des Aufsichtsrates.<br />

Zusammen mit Hermann Bischof gründete<br />

Alwin Klein 1892 die „Papierfabrik<br />

und Prägeanstalt Bischof &Klein“. 1922<br />

nahm das Unternehmen die Herstellung<br />

von Papiersäcken auf. 1950 wurde die<br />

Produktion von Konsumverpackungen<br />

verstärkt. Anfang der 60er Jahregehörte<br />

B+K zu den Pionieren in der Kunststoffverarbeitung.<br />

In den 1980er Jahren forcierte<br />

das Unternehmen die Herstellung<br />

von fl<br />

exiblen Konsumverpackungen aus<br />

Kunststoff und stieg in den Markt der<br />

technischen Folien ein. In allen Sparten<br />

gilt Bischof +Klein seit Langem als einer<br />

der führenden Anbieter in Europa.<br />

Weltweit werden Industrieverpackungen<br />

vonB+K eingesetzt. Zu den Kunden gehören<br />

die großen Unternehmen der Branchen<br />

Chemie und Pharma, Aground Garten,<br />

Bau und Haus sowie Nahrungs- und<br />

Genussmittel. Die zunehmende Nachfrage<br />

nach hochreinen Verpackungslösungen<br />

wird mit einer speziellen Produktlinie<br />

aus der separaten Reinraumfertigung<br />

bedient. Im Konsumbereich bietet B+K<br />

hochveredelte Verpackungen für namhafte<br />

Markenartikler in den Branchen<br />

Agro und Garten, Bau und Haus, Hygiene,<br />

Nahrungs- und Genussmittel, Tiernahrung,<br />

Wasch- und Reinigungsmittel<br />

an. Schwerpunkte bei den Technischen<br />

Folien sind die Fertigung von Oberfl<br />

ä-<br />

chenschutzfolien und technischen Verbundfolien<br />

bzw. Kaschierfolien.<br />

So vielfältig wie die Produkte sind auch<br />

die Produktionsmöglichkeiten. Techniker<br />

und Entwicklungsingenieure finden<br />

im Stammwerk in Lengerich ein einzigartiges<br />

Spektrum an Produktionsmöglichkeiten.<br />

Die Gründe für die ungewöhnlich<br />

langeErfolgsgeschichtesieht Dr.Volker<br />

Pfennig in der nachhaltigen Ausrichtung<br />

der Unternehmenspolitik von Bischof<br />

+ Klein. Das Nachhaltigkeitsmanagement<br />

stellt die ökologischen, sozialen<br />

und ökonomischen Herausforderungen<br />

auf eine Ebene. Vor über 30 Jahren<br />

Beeindruckend groß ist das Stammwerk von Bischof +Klein in Lengerich (Kreis Steinfurt).<br />

warB+K eines der ersten Unternehmen in<br />

Deutschland, das den Umweltschutz in<br />

der Unternehmenspolitik verankerteund<br />

Wirtschaftlichkeit mit Umweltschutz<br />

koppelte. Seit 1987 veröffentlicht das<br />

Unternehmen jährlich eine Umwelterklärung.<br />

Seit 2011 ist sie Bestandteil des<br />

jährlichen GRI-Nachhaltigkeitsberichtes<br />

auf der Grundlage der internationalen<br />

Global Reporting Initiative. 2014 wurde<br />

B+K für sein umfassendes Engagement<br />

mit dem CSR-Preis der Bundesregierung<br />

ausgezeichnet.<br />

Einen Schwerpunkt setzt B+Kauch auf<br />

Ausbildung. Mit seinen deutschen Standorten<br />

zählt der Folien- und Verpackungshersteller<br />

laut einer aktuellen Studie des<br />

Wirtschaftsmagazins Focus Money zu<br />

Deutschlands besten Ausbildungsbetrieben.<br />

Das Unternehmen beschäftigt in<br />

Deutschland mehr als 2000 Mitarbeiter<br />

und bildet ca. 120Auszubildende in über<br />

zehn verschiedenen Berufen aus.<br />

Dr.VolkerPfennig: „Motivierteund kompetente<br />

Mitarbeiter sind unser großes<br />

Plus. Mit Know-howund moderner Technologie<br />

entwickeln wir unsere Produkte<br />

immer weiter und fördern so die Bemühungen<br />

unserer Kunden um Nachhaltigkeit.<br />

Wirsehen in fl<br />

exiblen Kunststoffvf erpackungen<br />

die größten Chancen im gesamten<br />

Verpackungsmarkt.“<br />

Foto: B+K


GELD &GESCHÄFT 17<br />

Die Chance auf mehr<br />

Nur wenige Bundesbürger partizipieren an den Kursbewegungen am Aktienmarkt –Zertifikate bieten<br />

eine Möglichkeit, anden Gewinnen teilzuhaben, ohne eine enormes Risiko einzugehen<br />

Bär und Bulle stehen an der Börse für unterschiedliche Gemüter –für Pessimisten und Optimisten. Auch Zertifikate setzen auf dieses Spannungsverhältnis.<br />

Foto: colourbox.de<br />

OFFEN GESAGT<br />

Qual der Wahl<br />

InZeiten eines Dauerzinstiefs haben<br />

Sparer grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />

Sie resignieren –und verzichten<br />

auf längere Sicht auf nennenswerte<br />

Zinserträge –oder sie schauen sich<br />

nach alternativen, lukrativeren Finanzprodukten<br />

um.<br />

Zertifikate können dann für Kleinanleger<br />

eine interessante, wenn auch risikobehaftete<br />

Variante zum Tagesgeld<br />

oder Sparbuch sein. Vor allem Bonus-<br />

Zertifikate kommen mit ihrer recht hohen<br />

Sicherheitspräferenz den Wünschen<br />

vieler traditioneller Sparer nahe.<br />

Wenn auch der direkte Aktienkauf bei<br />

einer längeren Spar-Perspektive wohl<br />

die gewinnversprechendste Anlagevariante<br />

ist, sind Zertifikate ebenfalls ein<br />

Weg, auch mit kleinem Geld am großen<br />

Finanzmarkt mitzuverdienen.<br />

Wie bei allen Überlegungen zur Vermögensbildung<br />

darf auch bei Zertifikaten<br />

nicht der Hinweis fehlen, dass eine<br />

möglichst breite Streuung der Geldanlage<br />

sinnvoll ist.<br />

Die jahrelange Nullzinspolitik der<br />

Europäischen Zentralbank verführt viele<br />

Anleger zu mehr Kreativität, sollte<br />

sie allerdings nicht zu höchst riskanten<br />

Sparformen verleiten. Jürgen Stilling<br />

Wer anBörsengeschäften teilhaben<br />

will, ohne direkt Aktien oder Anleihen<br />

zukaufen, greift in Deutschland<br />

immer öfter zuZertifikaten. Auf diese<br />

Weise bekommt der Anlegerkeine<br />

feste Verzinsung, partizipiert aber<br />

an der Wertentwicklung anderer Finanzprodukte.<br />

Zertifikate sind sehr unterschiedlich<br />

ausgestaltet. Hier<br />

einige beliebte Varianten:<br />

►Discount-Zertifikate<br />

Discount-Zertifikate sind die<br />

bei deutschen Anlegern beliebtesten Produkte<br />

dieser Wertpapierklasse: Sie machen<br />

hierzulande eine der größten Gruppen<br />

unter den Anlagezertifikaten aus. Besonders<br />

attraktiv sind sie durch den Rabatt,<br />

den sie im Vergleich zu einem Direktkaufdes<br />

Basiswerts aufw<br />

eisen. Doch<br />

dieser Nachlass der hat seinen Preis.<br />

Der Sparer muss einen sogenannten<br />

„Cap“ in Kauf nehmen. Dieser begrenzt<br />

die Gewinnchancen nach oben. Konkret:<br />

Notiert der Basiswert, etwa eine bestimmte<br />

Aktie aus dem Standardwerte-<br />

Index Dax, zum Laufzeitende unter dem<br />

Cap, erhalten Besitzer des Discount-Zertifikats<br />

entweder den Basiswert selbst angedient<br />

oder einen Barausgleich, dessen<br />

Höhe dem Kurs des Basiswerts zum Fälligkeitstermin<br />

entspricht. Notiert der Basiswert<br />

zum Laufzeitende des Discount-<br />

Zertifikats allerdings genauauf oder über<br />

dem Cap, erhalten die Anleger einen zuvor<br />

festgelegten Maximalbetrag ausgezahlt.<br />

Dieser entspricht der Höhe des<br />

Caps. Sie erzielen somit zwar den bei diesem<br />

Zertifikat größtmöglichen Gewinn,<br />

dieser kann jedoch kleiner sein als bei<br />

einem Direktinvestment in die Aktie.<br />

Denn der ausbezahlte Maximalbetrag ist<br />

immer gleich, egal ob der Basiswert genauauf<br />

demCap oder auch weit darüber<br />

liegt. Für Anleger, die stark steigende<br />

Kurse erwarten, sind Discount-Zertifikate<br />

somit kein optimales Produkt.<br />

►Index-Zertifikate<br />

Index-Zertifikate bilden einen bestimmten<br />

Index, etwa den wichtigsten deutschen<br />

Börsenindex Dax, nach und ermöglichen<br />

es somit mit lediglich einer Transaktion,<br />

an der Wertentwicklung zu partizipieren.<br />

Index-Zertifikatewerden in der<br />

Regel mit einem bestimmten Bezugsverhältnis<br />

ausgegeben. Dieses weist aus, wie<br />

der Wert des Zertifikats im Verhältnis<br />

zum Indexstand ist. Index-Zertifikate<br />

gibt es in zwei Varianten: mit einer festen<br />

Laufzeit oder als „Endlos“-Variante. Ein<br />

Vorteil dieserZertifikateist, dass sie börsentäglich<br />

zu den offiziellen Handelszeiten<br />

und zu einem direkt am Indexstand<br />

orientierten Preis ge- oder verkauft werden<br />

können. Das Risiko ist geringer als<br />

bei einer direkten Aktienanlage, weil die<br />

Streuung auf die im Index enthaltenen<br />

Aktien das GesamtrisikoinGrenzen hält.<br />

►Bonus-Zertifikate<br />

Bonus-Zertifikate bieten unter allen Zertifikaten<br />

die höchste Sicherheit. Grundsätzlich<br />

funktionieren sie wie andereZertifikate<br />

auch: Es gibt einen Bezug auf<br />

einen Basiswert, der beispielsweise eine<br />

Aktie oder ein Index sein kann. Eingezogen<br />

wird beim Bonus-Zertifikat immer<br />

eine Sicherheitsschwelle und ein Bonus-<br />

Level. Ein Beispiel: Angenommen der Anleger<br />

entscheidet sich für ein Bonus-Zertifikat<br />

mit einer Aktie als Basiswert, derenKursderzeit<br />

100Eurobeträgt.Die Sicherheitsschwelle<br />

könntebei diesem Zertifikat<br />

bei 80 Euro liegen, während der<br />

Bonus-Levelbei 120Euroangesiedelt ist.<br />

In der FolgegibtesdreimöglicheSzenarien,<br />

wie sich der Kurs des Basiswertes<br />

verhalten könnteund welche Auswirkungen<br />

dies auf das Bonus-Zertifikat hätte.<br />

Unterschreitet der Aktienkurs beispielsweise<br />

während der gesamten Laufzeit<br />

des Zertifikats nicht die Sicherheitsschwelle<br />

von80Euro, so erhält der Anleger<br />

amLaufzeitende auf jeden Fall eine<br />

Auszahlung in Höhe des Bonus-Levels,<br />

also 120 Euro. Fällt der Aktienkurs jedoch<br />

unter die Sicherheitsschwelle, so<br />

greift diese nicht mehr. Indiesem Fall<br />

würde der Anleger am Laufzeitende den<br />

Kurs erhalten, zu dem die Aktie dann notiert.<br />

Ein anderes mögliches Szenario<br />

könnte darin bestehen, dass der Aktienkurs<br />

am Ende der Laufzeit oberhalb des<br />

Bonus-Levels notiert. In diesemFall würde<br />

der Anleger den jeweiligen Kurs ausgezahlt<br />

bekommen. Jürgen Stilling<br />

Stephan Dröge,<br />

Freiberuflerbetreuer,<br />

Sparkasse Münsterland Ost.<br />

Dr. med. Jens Quakernack,<br />

GYNMÜNSTER<br />

Operative Gynäkologie,<br />

Münster.<br />

Einfach<br />

verstanden.<br />

sparkasse-mslo.de<br />

Wirverstehen,was Siebewegt.<br />

Weil wirinIhrer Branche zu Hause<br />

sind.Mit Erfahrung und Know-how,<br />

wieesnur Spezialisten haben.<br />

Wissen isteinfach wertvoll.<br />

Wenn’s um Geld geht


BERÜHRT HERZ UND VERSTAND<br />

DerneueVWArteon<br />

18 GELD &GESCHÄFT<br />

Heizen mit<br />

dem Rechner<br />

Ein Dresdner Start-up vermarktet Server-Wärme<br />

Es gibt klassische Limousinen.<br />

Und es gibt Sportwagen.<br />

Die einen bieten viel Raum und hohen Komfort,<br />

die anderen scharfes Design und pure Dynamik.<br />

Mit dem Arteon hat Volkswagen ein neues<br />

Modell auf den Markt gebracht, das diese beiden<br />

automobilen Welten verbindet. Ein sportlicher<br />

Gran Turismo, avantgardistisch designt, ausgestattet<br />

mit sehr viel Platz und den Assistenzsystemen<br />

einer neuen Generation, interaktiv<br />

vernetzt und somit „always on“, effizient und<br />

stark motorisiert, auffallend fahraktiv und doch<br />

komfortabel wie eine Oberklasselimousine<br />

abgestimmt.<br />

Dabei bietet der Arteon reichlich Raum. Dank des<br />

langen Radstands von 2,84 Meter bei einer Länge<br />

von 4,86 Meter sitzen Fahrer und Beifahrer im für<br />

die Langstrecke zugeschnittenen Fastback­Modell<br />

sehr bequem und bietet bis zu drei Erwachsenen<br />

im Fond Beinfreiheit, die an Oberklassen­<br />

Limousinen erinnert. Im Gegensatz zu einer<br />

klassischen Limousine ist der Arteon mit einem<br />

variablen Kofferraum ausgestattet. Dank großer<br />

Heckklappe und der 1/3 zu 2/3 klappbaren<br />

Rücksitzlehne bietet er einen Stauraum, der das<br />

Niveau eines SUV erreicht.<br />

Zu den wichtigsten Design­Elementen des mit<br />

ausgesprochen dynamischen Proportionen ausgestatteten<br />

Arteon gehört die neu entwickelte Frontpartie.<br />

Kennzeichen: eine weit nach vorn und bis<br />

über beide Kotflügel reichende Motorhaube und<br />

ein Kühlergrill, der die gesamte Fahrzeugbreite<br />

einnimmt. Die LED­Scheinwerfer, ­Tagfahrlichter<br />

und Blinker verschmelzen dabei mit den verchromten<br />

Querspangen des Kühlergrills und der<br />

Motorhaube. So entsteht ein Frontpartiedesign,<br />

das selbst hochkarätigen Sportwagen zur Ehre<br />

gereichen würde.<br />

Zum avantgardistischen Gesamtkonzept des<br />

Arteon passen seine innovativen Assistenzsysteme.<br />

Volkswagen wird den Gran Turismo<br />

europaweit in drei Ausstattungsversionen<br />

anbieten: „Arteon“, „Elegance“ und „R­Line“.<br />

Großcomputer in Unternehmen produzieren<br />

Hitze –und müssenfür viel<br />

Geld gekühlt werden. Dresdner Tüftler<br />

haben dieses Problem in einen<br />

Vorteil verwandelt. Ihre Server-<br />

Schränke können nicht nur rechnen,<br />

sondern auch Häuser beheizen.<br />

Das soll eine Heizung sein?<br />

Nicht-Eingeweihtewürden<br />

hier wohl einen gewöhnlichen<br />

Server-Schrank sehen<br />

–einen mannshohen<br />

schwarzen Computer-Kasten mit ein paar<br />

grünenLichtern hinter einer Glasscheibe.<br />

Doch dieser Kasten kann auch Wasser auf<br />

60 Grad erhitzen und damit ganze Gebäude<br />

beheizen.<br />

Der Server steht in der Werkstatt des<br />

Dresdner Start-ups Cloud&Heat. Mittlerweilehaben<br />

die Tüftler das Konzept einigen<br />

namhaften Kunden schmackhaft gemacht.<br />

Ihre Idee: ein typisches Problem<br />

von Rechenzentren in einen Vorteil verwandeln.<br />

Normalerweise müssen Server mit viel<br />

Energieaufw<br />

and gekühlt werden, damit<br />

sie funktionstüchtig bleiben. Die Wärme<br />

verpufft dabei meist als Abfallprodukt.<br />

Die Dresdner Server-Heizung hingegen<br />

nutzt sie. Eine seiner Cyber-Heizungen<br />

kann drei energieeffizient gebauteEinfamilienhäuser<br />

mit Wärme und Warmwasser<br />

versorgen, wie Nicolas Röhrs, Geschäftsführer<br />

des Start-ups, vorrechnet.<br />

Dazu wird Wasser durch den Server-<br />

Schrank geleitet –durch feine Kanälchen<br />

ganz dicht an den heißen Prozessoren<br />

entlang. Das Wasser erhitzt sich. Ein Wärmetauscher<br />

speist schließlich die Hitze in<br />

einen Pufferspeicher ein, der bei Bedarf<br />

warmes Wasser bereitstellt.<br />

Werstellt sich so etwas auf? „Kunden, die<br />

ohnehin ein Rechenzentrum brauchen,<br />

etwa zum Betrieb einer eigenen Cloud“,<br />

erklärt Röhrs – vom mittelständischen<br />

Unternehmen bis zum internationalen<br />

Konzern. Gerade hat zum Beispiel der<br />

Energiekonzern Innogy drei Server-<br />

Schränkegekauft, um mit ihnen „einfach<br />

und effizient“ Gebäude zu beheizen.<br />

Auch im Eurotheum, dem ehemaligen<br />

Sitz der Europäischen<br />

Zentralbank<br />

(EZB) in<br />

Frankfurt, sollen<br />

ab September<br />

Cloud&Heat-Server<br />

vor sich hinarbeiten<br />

und den<br />

„Die Anschaffung ist etwas<br />

teurer als eine Rechenanlage<br />

mit 0815-Luftkühlung.“<br />

Nicolas Röhrs<br />

Turm mitheizen.<br />

Und ein ganzer<br />

Container voller Schränke soll demnächst<br />

nach Norwegen verschifft werden.<br />

Abnehmer: ein dortiger „grüner“ Rechenzentrums-Anbieter.<br />

Ein Schrank mit der Wasserkühlung koste<br />

25 000 bis 250 000 Euro, je nach Ausstattung,<br />

sagt Röhrs: „Die Anschaffung<br />

ist etwas teurer als eine Rechenanlage<br />

mit 0815-Luftkühlung.“ Die Mehrkosten<br />

seien aber in wenigen Monaten ausgeglichen.<br />

Denn mit dem System werde die<br />

Hälfte der Ausgaben gespart, die sonst<br />

mit klassischer Luftkühlung anfallen.<br />

Wasdie Kunden mit den Rechnerkapazitäten<br />

dann machen, bleibt ihnen überlassen.<br />

Entweder sie nutzen sie selbst, oder<br />

aber sie vertreiben die Prozessorleistung<br />

weiter – zum Beispiel an Leute, die<br />

Cloud-Speicherplatz brauchen. So will es<br />

Innogy machen.<br />

Ob diese Idee zukunftweisend ist? „Die<br />

Nachfragenach Rechenleistung wirdauf<br />

jeden Fall immer größer“, sagt Uwe Kluge,<br />

Mitarbeiter der Sächsischen Energie-<br />

Agentur.Damit würden auch die Rechenzentren<br />

größer. Deren Abwärme wiederum<br />

werdeweltweit immer mehr genutzt<br />

–aus Kostengründen. „Das macht mehr<br />

Große Rechenzentren müssen aufwendig gekühlt werden. Dabei<br />

könnte man die Abwärme gut nutzen. Foto: dpa, Susanne Lindholm<br />

Sinn, als solche riesigen Wärmemengen<br />

in die Umwelt zu blasen.“<br />

Und tatsächlich liebäugeln viele Betreiber<br />

von Rechenzentren mit der Abwärme-Nutzung.<br />

Einer Befragung des Berliner<br />

Borderstep-Instituts zufolge glaubt<br />

die Hälfteder Betreiber,damit viel Energie<br />

sparen zu können. 30 Prozent versuchten<br />

das schon –aber meist nur in<br />

sehr geringem Umfang, teilt Ralph Hintemann<br />

mit, IT-Experte des Instituts.<br />

Er schätzt, dass in Deutschland rund<br />

50 000 Rechenzentren stehen. Eine offizielle<br />

Statistik darüber gebe es nicht. Alles<br />

sei dabei –vom firmeneigenen Server-<br />

Schrank bis zum Mega-Rechenzentrum<br />

auf einer Fläche mehrerer Fußballfelder.<br />

Zwischen 2011 und2016sei die Gesamtfl<br />

äche der deutschen Rechenzentren um<br />

15 Prozent gestiegen.<br />

Trends wie Cloud Computing, Big Data<br />

und künstliche Intelligenz befeuern die<br />

Nachfrage nach hochwertigen Rechenzentren<br />

noch weiter, sagt Christian Herzog,<br />

Bereichsleiter für IT-Infrastruktur<br />

und Kommunikationstechnologien beim<br />

Branchenverband Bitkom. Effizienz werde<br />

dabei für die Betreiber immer wichtiger.<br />

„In dieses Muster fügt sich die Idee<br />

des Dresdner Start-ups nahtlos ein, sie<br />

könnteeinen weiteren Beitrag zum „grünen<br />

Rechenzentrum“ leisten.“<br />

Noch ist Cloud&Heat nach eigenen Angaben<br />

nicht rentabel. Aber bis 2020 will<br />

man schwarze Zahlen schreiben. Im laufenden<br />

Jahr werde wohl ein Umsatz von<br />

drei Millionen Euro erzielt, schätzt<br />

Röhrs. Im kommenden Jahr rechnet er<br />

mit doppelt so viel.<br />

Dass bald auch systematisch Wohnhäuser<br />

mit Servern beheizt werden, ist aber<br />

eher unwahrscheinlich. Mit dieser Idee<br />

warCloud&Heat zunächst angetreten. 80<br />

Häuser seien in Deutschland mit den<br />

Schränken bestückt worden, sagt Röhrs.<br />

Doch das jungeUnternehmensei auf deren<br />

Rechenleistung sitzengeblieben.<br />

Cloud-Platzhirsche wie Amazon und<br />

Google waren zustark. „Ich glaube, wir<br />

waren einfach viel zufrüh dran“, sagt<br />

Röhrs.<br />

dpa


GELD &GESCHÄFT 19<br />

++ TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE ++<br />

6. September 2017: Informationsveranstaltung für Existenzgründer,<br />

9bis 12.30 Uhr, wfc Wirtschaftsförderung<br />

Kreis Coesfeld, Burg Lüdinghausen, Amthaus 14, Lüdinghausen<br />

8./9. September 2017: Leckerland-Hausmesse, Messe- und<br />

Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />

20. September 2017: Lab Supply, Fachmesse für Labortechnik,<br />

9.30 bis 15.30 Uhr, Messe- und Congresszentrum<br />

Halle Münsterland, Münster<br />

21. September 2017: Zeitenwende im Datenschutz: Die<br />

Datenschutz-Grundverordnung, 17 bis 19 Uhr, wfc Wirtschaftsförderung<br />

Kreis Coesfeld, Fehrbelliner Platz 11,<br />

Dülmen<br />

21./22. September 2017: vocatium Münsterland, Fachmesse<br />

für Ausbildung und Studium, jeweils 8.30 bis 14.45<br />

Uhr, Messe- und Congresszentrum Halle Münsterland,<br />

Münster<br />

25./26. September 2017: Landesfachtagung Nordrhein-<br />

Westfalen des Verbandes Kommunaler Unternehmen e.V.<br />

und Abfallwirtschaft und Stadtreinigung VKS, Messe- und<br />

Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />

26. September 2017: Forum VIA für Auszubildende und<br />

Berufsanfänger des Event- und Hotelbereichs, 9.15 bis 17<br />

Uhr, Messe- und Congresszentrum Halle Münsterland,<br />

Münster<br />

27. September 2017: Auftaktveranstaltung „Predictive<br />

Maintenance“, 14.30 Uhr, Wirtschaftsförderungs- und<br />

Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH, Availon GmbH,<br />

Daimlerstraße 40, 48429 Rheine<br />

27./28. September 2017: Agravis-Ordermesse, Messe- und<br />

Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />

29. September 2017: Gründungs-Summit der Gesellschaft<br />

für Wirtschaftsförderung Kreis Warendorf, 15.30 Uhr,<br />

Sparkassen-Forum, Freckenhorster Str. 65, Warendorf<br />

Netzwerken am<br />

Smoker-Buffet<br />

Erstes E-Commerce-BBQ am 1. September in Bielefeld<br />

Der E-Commerce-Markt in Deutschland<br />

boomt –doch damit wächst auch<br />

im Onlinehandel der Wettbewerb.<br />

Ständige Optimierung lautet deshalb<br />

eine Devise. Die Online-Marketing-<br />

Agentur qualitytraffic GmbH, die in<br />

Münster am Hafenweg 8und in Bielefeld<br />

ansässig ist, veranstaltet am 1.<br />

September ab 11 Uhr gemeinsam mit<br />

B+S Logistik in Bielefeld ein erstes E-<br />

Commerce-BBQ.<br />

„Wir wollen nicht nur nützliche<br />

Informationen vermitteln, sondern<br />

auch einen Rahmen zum Netzwerken<br />

schaffen.“<br />

Impulsvorträge und praxisnahe<br />

Workshops gehören ebenso zu den<br />

Zutaten wie Netw<br />

orking bei einer<br />

großen Barbecue-Party<br />

mit Smoker-<br />

Buffet und Cocktail-Lounge. Thorsten<br />

Piening, Geschäftsführer<br />

der<br />

quality<br />

traffic<br />

GmbH: „Wir wollen<br />

nicht nur nützliche<br />

Informationen<br />

vermitteln,<br />

sondern auch<br />

Thorsten Piening, qualitytraffic GmbH<br />

einen Rahmen<br />

zum Netzwerken<br />

schaffen. Wie<br />

überall ist es auch imOnlinehandel von<br />

großem Vorteil, wenn man gute Kontakte<br />

hat und bei Fragen und Problemen weiß,<br />

wen man ansprechen kann.“<br />

Die Teilnehmer aus ganz Westfalen können<br />

in Bielefeld einen ganzheitlichen Blick<br />

auf das Geschäftsmodell Onlinehandel<br />

werfen undselbst erfahren, wo versteckte<br />

Potenzialeliege. „Wir haben die Erfahrung<br />

gemacht, dass viele Onlinehändlerzentralen<br />

Elementen ihres Geschäftes wie der Logistiknicht<br />

genug Aufmerksamkeit schenken.<br />

Dabei schlummert hier viel Optimierungs-<br />

und Verbesserungspotenzial“, sagt<br />

Stefan Brinkmann, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der B+S Logistik GmbH.<br />

Interessante Vorträge garantieren Experten<br />

von Unternehmen wie Lucky Bike,<br />

Coureon Logistics und HDNET. InWorkshops<br />

geht es um Themen wie Google-<br />

Shopping und effektives Controlling im E-<br />

Commerce.<br />

Anschließend haben die Teilnehmer Gelegenheit,<br />

sich mit Gleichgesinnten und Experten<br />

über ihre Erfahrungen und Fragen<br />

zum Thema auszutauschen.<br />

Laut einerPrognose des Handelsverbands<br />

Deutschland wird<br />

der Onlinehandel<br />

hierzulande in<br />

diesem Jahr 48,8<br />

Milliarden Euro<br />

umsetzen und damit<br />

rund elf Prozent<br />

mehr als<br />

2016.Damit steht<br />

der Onlinehandel<br />

kurz davor, zehn<br />

Prozent des Umsatzes im deutschen Einzelhandel<br />

(493Milliarden Euro) zu erwirtschaften.<br />

Abgesehen davonsorgt die Branche<br />

für 50 Prozent des Wachstums im Einzelhandel<br />

und ist einer der bedeutendsten<br />

Wachstumstreiber in Deutschland. Dies<br />

wiederumhat zur Folge, dass immermehr<br />

Unternehmen in den Markt drängen und<br />

der Wettbewerb sich weiter verschärft<br />

Karten unter ww<br />

w w.e-commerce-bbq.de.


UNTERNEHMEN<br />

Ein guter Busin<br />

ist die Grundlag<br />

Existenzgründer sollten strukturiert arbeiten /Frühzeitig<br />

Volker Bock Foto: Klöcker, Knippenberg &Partner<br />

Ruven Klöcker<br />

Wer ein Unternehmen gründen möchte, muss viele Details beachten. Die Fin<br />

gründlich durchdenken sollten.<br />

Wer erfolgreich ein Unternehmen<br />

gründen möchte, sollte von Beginn<br />

an strukturiert arbeiten. Wichtig dabei:<br />

ein guter Business-Plan.<br />

Dieser ist die Grundlage“, erklärt<br />

Volker Bock, Steuerberater<br />

und Diplomkaufmann<br />

inder Kanzlei Klöcker,<br />

Knippenberg &Partner<br />

mit Sitz in Münster und Ladbergen.<br />

Wiesieht die Marktsituation aus? Welche<br />

Wettbewerber gibt es? Welche Produkte<br />

sollen angeboten werden? Antworten auf<br />

diese und weitere Fragen sollten zunächst<br />

niedergeschrieben werden. Ein<br />

durchdachter Plan, der Schritt für Schritt<br />

abgearbeitet werden kann, ist in der<br />

Gründungsphase Gold wert. „Dabei fallen<br />

oftmals Sachen auf, bei denen nachgebessert<br />

werden sollte“, ist sich Ruven<br />

Klöcker, Master of Science und Financial<br />

Advisor bei Klöcker, Kippenberg &Partner,sicher.„Es<br />

ist schön, wenn manoptimistisch<br />

ist. Es macht aber Sinn, mögliche<br />

Szenarien zu durchdenken und im<br />

Vorfeld zu überlegen, wie man dann reagiert“,<br />

gibt Volker Bock allen zukünftigen<br />

Existenzgründern mit auf den Weg.<br />

Die meisten Businesspläneseien ausbaufähig,<br />

so seine Erfahrung: „Ich erlebe beispielsweise<br />

häufig, dass man sich bei der<br />

Analyse des Marktes zu wenig Gedanken<br />

macht.“<br />

Über den Erfolg oder Misserfolg des<br />

Unternehmens kann mitunter auch der<br />

Standort entscheiden. Deshalb solltediese<br />

Frage frühzeitig beantwortet werden.<br />

Wenn beispielsweise eine hohe Kundenfrequenz<br />

nötigist, eignet sich ein anderer<br />

Standort als wenn die Anbindung zur<br />

Autobahn sinnvoll ist.<br />

Über die Finanzierung sollten Gründungswillige<br />

sich möglichst frühzeitig<br />

Gedanken machen. Gibt es Investoren?<br />

Unterstützt die Familie? Ist Eigenkapital<br />

vorhanden? Welche Fördermöglichkeitengibtes?<br />

Realistische Gedankendarüber,<br />

wie die Vorlaufzeit überbrückt werdenkann,<br />

sind wichtig. Schließlichwisse<br />

man n<br />

Klöcke<br />

durchg<br />

Auch w<br />

an eine<br />

der Ha<br />

Selbsts<br />

führe e<br />

Erfolg<br />

Klöcke<br />

die ma<br />

wolle.<br />

einen<br />

wissen<br />

die Sit<br />

Alleine<br />

Schritt<br />

der Fa<br />

unters<br />

von E<br />

Nicht<br />

weiter<br />

sind S<br />

Wirtsc<br />

bieten<br />

Alleine oder im Team gründen?<br />

Gründungen können sowohl imTeam als auch alleine erfolgreich sein. Es werde aber schwieriger, alle<br />

benötigten Eigenschaften in einer Person zu vereinen. „Meistens ist es sinnvoll, dass man mit mehreren<br />

gründet“, hat Volker Bock, Steuerberater und Diplomkaufmann bei „Klöcker, Knippenberg &<br />

Partner“, in den vergangenen Jahren bei seinen Beratungen festgestellt. Denn: Die Gründungen werden<br />

komplexer, es müssen immer mehr –auch rechtliche –Hintergründe beachtet werden. „Auch der<br />

Prozess des Gründens selbst wird komplizierter“, soRuven Klöcker, Master of Science und Financial<br />

Advisor. Nicht nur rechtliche und fachspezifische Einzelheiten müssen bekannt sein, sondern auch<br />

verschiede persönliche Eigenschaften seien von Vorteil. Wer gründet, muss zu Beginn mit Rückschlägen<br />

rechnen. Die Arbeitsbelastung ist zudem hoch –inder Regel höher als in einem Angestelltenverhältnis.<br />

„Damit muss man klar kommen“, so Volker Bock. Zudem zahle sich<br />

Hartnäckigkeit auf lange Sicht meistens aus. Mit Niederlagen solle man<br />

außerdem umgehen können. Branchenerfahrungen und Kontaktfreude seien<br />

darüber hinaus ebenso wichtige Eigenschaften. „Ich muss aktiv auf andere<br />

Menschen zugehen. Wenn man<br />

Vertriebstalent hat, ist das sicherlich<br />

gut“, soRuven Klöcker: „Als<br />

Gründer muss ich anderen Menschen<br />

eine Arbeit und eine Struktur<br />

geben. Ich muss eine ungewisse<br />

Zukunft für mich selbst<br />

einplanen“, gibt der Experte<br />

Foto: Colourbox.com<br />

in diesem Zusammenhang zu<br />

Bedenken.<br />

jeh


SGRÜNDUNG 20<br />

Anzeigensonderveröffentlichung<br />

ess-Plan<br />

e<br />

Gedanken über die Finanzierung machen<br />

anzierung, der Standort und die Branche sind nur einige Beispiele, die Existenzgründer vorher<br />

Foto: Colourbox.com<br />

icht, wann der Erfolg eintrete, so<br />

r. Dieser Zeitraum müsse aber<br />

estanden werden können.<br />

enn das Thema Geld von Anfang<br />

Rolle spiele, sollteesjedoch nicht<br />

uptbeweggrund zum Schritt in die<br />

tändigkeit sein. Denn in dem Fall<br />

sschnell zur Frustration, falls der<br />

nicht schnell kommt, so Ruven<br />

r. Vielmehrgehe es um die Idee, an<br />

nglaube und die man umsetzen<br />

„Man muss bereit sein, durch<br />

langen Tunnel zu gehen ohne zu<br />

,wodieser endet“, beschreibt er<br />

uation zuBeginn der Gründung.<br />

muss jedoch niemand diesen<br />

ins Unbekannte wagen. Neben<br />

milie, die das Projekt imIdealfall<br />

tützt, kann die professionelle Hilfe<br />

xperten die Arbeit erleichtern.<br />

nur zu Beginn, sondern auch im<br />

en Verlauf der Selbstständigkeit<br />

teuerberater, Rechtsanwälte und<br />

haftsprüfer hilfreiche Stütze. Sie<br />

Gründungscoaching an, kümmern<br />

sich um die erforderlichen Papiere, verschicken<br />

Zahlungsvereinbarungen und<br />

helfen zu einem strukturierten Start.<br />

Einen Tipp geben Ruven Klöcker und VolkerBockindiesem<br />

Zusammenhang allen<br />

zukünftigen Existenzgrünernmit auf den<br />

Weg: „Wir sind dankbar, wenn sie frühzeitig<br />

zu uns kommen.“ Denn dann kann<br />

von Anfang an ein professioneller Business-Plan<br />

erstellt werden –ein Garant für<br />

den Erfolg. Jenny Hagedorn<br />

Fördermöglichkeiten<br />

„Es gibt viel mehr Förderprogramme als man<br />

meint“, so Volker Bock. Doch die richtige Finanzierungsstruktur<br />

zu finden, sei eine Herausforderung.<br />

Um Fördermöglichkeiten solle man sich jedoch<br />

möglich rechtzeitig kümmern, daviele Programme<br />

bereits vor dem Start des Unternehmens beantragt<br />

werden müssen. Die Experten von „Klöcker, Knippenberg<br />

&Partner“ helfen Existenzgründern durch<br />

diesen Dschungel an Fördermöglichkeiten. jeh<br />

Rechtzeitig um die<br />

Nachfolge kümmern<br />

Mit einem Familienpool kann Vermögen in die nächste Generation übertragen werden<br />

Wer ein Unternehmen gegründet<br />

undjahrelang geführthat, dermöchte,<br />

dass auch nach dem eigenen Ausscheiden<br />

die Geschäfte reibungslos<br />

weiterlaufen. Das aufgebaute Vermögen<br />

soll darüber hinaus in die<br />

nächste Generation vererbt werden.<br />

Rechtzeitig sollte dieser Schritt angegangen<br />

werden, empfiehltDr. Ansgar<br />

Beckervordersandfort von der<br />

gleichnamigen Kanzlei. Beispielsweise<br />

mit einem Familienpool kann<br />

das Vermögen und das Unternehmen<br />

langfristig und nachhaltig gesichert<br />

werden.<br />

Durch den geschickten Einsatz<br />

eines Familienpools<br />

kann die Vermögensnachfolge<br />

optimal gesteuert<br />

und gesichert werden“, ergänzt<br />

er. Ziel dabei ist es, das vielleicht<br />

über Generationen erarbeiteteVermögen<br />

zu erhalten. Der Familienpool verhindert<br />

Streitigkeiten und steuert die Vermögensnachfolge<br />

optimal. Ohne Streuverluste,<br />

ohne Zersplitterung von Werten –<br />

eine Gesellschaftsgründung mit zwischenmenschlicher<br />

Note.<br />

Er erklärt ein Fallbeispiel für den Familienpool:<br />

Die Eheleute Müller haben zwei<br />

Kinder und sechs Enkelkinder. Sie sind<br />

Miteigentümer von zwei vermieteten<br />

Mehrfamilienhäusern mit einem Verkehrswert<br />

von jeweils 2Millionen Euro<br />

sowie eines selbst bewohnten Einfamilienhauses<br />

im Wert von 1Million Euro.<br />

Zudem verfügen sie über ein Aktiendepot<br />

mit einem Kurswert von 2 Millionen<br />

Euro. Für jedes Enkelkind zahlen sie monatlich<br />

einen Betrag in Höhe von 600<br />

Euro ineinen Aktienfonds ein.<br />

Das Vermögen soll steueroptimiert auf<br />

die Kinder und Enkelkinder übertragen<br />

werden, wobei die Eheleute Müller die<br />

größtmögliche Flexibilität behalten wollen.<br />

Insbesonderewollensie sich im Alter<br />

nicht finanziell einschränken müssen.<br />

„Es bietet sich die Einbringung der beiden<br />

Mehrfamilienhäuser und des Wertpapierdepots<br />

in einen Familienpool in<br />

der Form einer Kommanditgesellschaft<br />

an“, schlägt Dr. Ansgar Beckervordersandfort<br />

vor. Die EheleuteMüller werden<br />

die Komplementäreund übernehmen daher<br />

in der Gesellschaft die Geschäftsführung.<br />

Die beiden Kinder werden als Kommanditisten<br />

in Höhe der noch nicht ausgenutzten<br />

Schenkungsteuerfreibeträge<br />

von zurzeit jeweils 400 000 Euro pro<br />

Kind und Elternteil beteiligt. Auf diese<br />

Weise kann bereits Vermögenssubstanz<br />

in Höhe von 1,6 Millionen Euro auf die<br />

nächste Generation übertragen werden.<br />

Zudem übertragen die Eheleute Müller<br />

Kommanditanteile auf die sechs Enkelkinder.<br />

Dajedes Enkelkind einen Freibetrag<br />

in Höhe von200 000 Europro Großelternteil<br />

hat, können so weitere2,4 Millionen<br />

Euro steuerfrei übertragen werden.<br />

Durch eine entsprechende Ausgestaltung<br />

vonRücktrittsrechten kann eine<br />

zielgenaue „Störfallvorsorge“imVerhältnis<br />

zu den jeweiligen Enkelkindern erreicht<br />

werden. So kann verhindert werden,<br />

dass minderjährigeKommanditisten<br />

mit Erreichen der Volljährigkeit über die<br />

Ausübung des Sonderkündigungsrechts<br />

gemäß §1629a Abs. 4BGB Vermögenswerte<br />

„ungeschützt“ erhalten. Die Rücktrittsrechte<br />

können auch an die jeweiligen<br />

Eltern der Enkelkinder abgetreten<br />

werden.<br />

Erbrecht |Nachfolge |Vermögen<br />

Foto: Colourbox.com<br />

Dr.Ansgar Beckervordersandfort LL.M., EMBA<br />

Rechtsanwalt und Notar, Mediator,<br />

Fachanwalt für Erbrecht,<br />

Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht<br />

Cathrin Beckervordersandfort<br />

Rechtsanwältin<br />

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Klaus Weiduschat<br />

Rechtsanwalt und Notar a. D.<br />

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Andreas Sielker LL.M.<br />

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22 GELD &GESCHÄFT<br />

Platz für die Siebensachen<br />

Moderne Self-Storage-Anlagen liegen immer mehr im Trend. In Münster gab es zu Beginn vor allem<br />

einen Run auf die größeren Garagenabteile –für Band-Equipment, Boot und Oldtimer.<br />

Platz für Privatleute und Unternehmen: In Münster hat ein Hamburger Unternehmen diese große Self-Storage-Anlage errichtet.<br />

Foto: Michael Dedeke<br />

Der Mensch ist heute beweglicherals<br />

seine Siebensachen, die Quadratmeterpreise<br />

im Zentrum Münsters sind<br />

nicht geeignet, die Segelyacht oder<br />

das Wohnmobil neben der Familienkarosse<br />

einzuparken. Einfamilienhäuser<br />

werden ohne Keller gebaut<br />

und die Dachböden der Mietshäuser<br />

zu Wohnungen umgenutzt. Self Storage<br />

ist der Trend, der davon profitiert.Das<br />

Selbsteinlagern vonHab<br />

und Gut durch Unternehmer<br />

und Privatleute inabgeschlossen,<br />

sicheren,<br />

sichtgeschützten und bequem<br />

zugänglichen Mieteinheiten ist ein<br />

Bedürfnis, das das HamburgerUnternehmen<br />

Aves Storage seit April befriedigt:<br />

Für drei Millionen Euro hat Aves an den<br />

Kesslerweg eine Drive-up-Self-Storage-<br />

Anlage 4.0 in Highline-Ausführung gesetzt,<br />

die sich vomWellblechhütten- und<br />

Containerpark oder Miet-Kabuffs bei<br />

Umzugsunternehmern der ersten Storage-Generation<br />

krasser kaum unterscheidenkann:<br />

„Selbst in unserer kleinsten<br />

Einheit XS von gut acht Quadratmetern<br />

kann ein Internetzugang und eine<br />

Infrarotheizung optional dazu gebucht<br />

werden“, erläutert Ingo Schmidt.<br />

Der Aves-Storage-Projektmanager weiß,<br />

dass Unternehmer gern gleich am Warenlager<br />

digital ihre Lagerlogistik abarbeiten.<br />

Er verwaltet selbst 2800 Quadratmeter<br />

Lagerboxen und Garagen in 165<br />

Einheiten. Sieben verschiedene Größenordnungen<br />

zwischen acht und 29 Quadratmetern<br />

stehen zur Verfügung.<br />

„Den größten Run gabesgleich nach der<br />

Eröffnung auf die größten Garagen. Für<br />

Band-Equipment, Boot und Oldtimer<br />

sind gut gesicherte und geräumige Stellplätze<br />

in Münster rar“, schlussfolgert der<br />

42-Jährige. Gut die Hälftedes Gesamtangebotes<br />

konnte der Hanseat bereits vermieten.<br />

Denn gerade das Sicherheitskonzept<br />

des Unternehmens habe für viele<br />

Neumieter den Ausschlag gegeben, einiges,<br />

wasihnen lieb und teuer ist, am Kesslerweg<br />

einzulagern – auch kurzfristig,<br />

denn die Kündigungsfrist beträgt nur<br />

drei Monate.<br />

Das Gelände rundumdas in massiver Betonbauweise<br />

errichtete Lagergebäude ist<br />

hoch eingezäunt, abDämmerung durchgehend<br />

hell erleuchtet und videoüberwacht.<br />

Anders als im klassischen Self-Storage-<br />

Bereich, in dem auch Kleinsteinheiten<br />

voneinem Quadratmeter vorwiegend an<br />

einen privaten Kundenstamm angeboten<br />

werden, richtet Aves sein Angebot auch<br />

an Gewerbetreibende: „Ein Unternehmer<br />

hat zwei nebeneinanderliegende Einheiten<br />

gemietet, weil die Kapazitäten auf<br />

seinem Firmengelände ausgeschöpft<br />

sind“, erläutert Schmidt.<br />

Mit acht Europro Quadratmeter zahlt der<br />

Aves-Kunde für die Lagerfl<br />

äche genauso<br />

viel wie durchschnittlich für einen Quadratmeter<br />

einer 100-Quadratmeter-Mietwohnung.<br />

Im Aves-Storage gibt es noch<br />

nicht einmal eine Toilette. Bewusst, wie<br />

Schmidt verrät: „Die Mieter sollen hier ja<br />

nicht wohnen, sich auchnicht allzu lange<br />

aufh<br />

alten. Es ist beispielsweise trotz der<br />

Garagengröße der Lagereinheiten nicht<br />

erlaubt, hier eine mehr oder minder private<br />

Autowerkstatt zu betreiben, schon<br />

allein der Umweltaufl<br />

agen wegen.“<br />

Bis auf das fehlende stille Örtchen hat<br />

Schmidt in der Konzeption desParks großen<br />

Stellenwert auf Kunden-Komfort gelegt:Via<br />

Fernsteuerung öffnet der Gewerbetreibende<br />

das blaue Garagentor,andas<br />

er ebenerdig mit seinem Lieferwagenheranfahren<br />

kann. Rund um die Uhr, denn<br />

das automatische Stahlzugangstor öffnet<br />

der Mieter mit einer Chipkarte. Etwas<br />

selbst die Treppe hochschleppen, muss<br />

hier niemand: Der Lastenaufzug ins obere<br />

Stockwerk zu den kleineren Lagerboxen<br />

schafft 500 Kilogramm.<br />

Der Hausherr setzt auf vollautomatischen<br />

Selfservice,einen Bedarffür einen<br />

direkten Ansprechpartner vor Ort sieht<br />

Schmidtnicht; und wenn,dann nur temporär.<br />

Der 42-jährige Hanseat ist zweimal<br />

die Woche am Objekt, meist mit Doggenwelpe<br />

Henri im Gepäck, auch um<br />

potenziellen Mietern die Lagerboxen und<br />

das Gelände zu zeigen. Und er geht davon<br />

aus, bis Ende des Jahres alle Einheiten<br />

vermietet zu haben.<br />

„Auf Dauer werden wir einen Facility-Manager<br />

auf Stundenbasis einstellen, der<br />

dann auch per Telefon erreichbar ist,<br />

wenn der Mieter vor Ort ein Problem<br />

hat“, verspricht Schmidt.<br />

► Fortsetzung Seite 23<br />

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26.9.2017<br />

Der<br />

Anzeigenschluss<br />

ist am 8.9.2017


GELD &GESCHÄFT 23<br />

Für Investoren<br />

interessant<br />

Prof. Dr. Vallée sieht die Self-Storage-Zukunft sehr positiv<br />

Self Storage 4.0: Aves-Projektmanager Ingo Schmidt bedient die Tore der Lagerboxen via<br />

Fernsteuerung.<br />

Foto: Maike Harhues<br />

Gute Lage ist<br />

das Aund O<br />

Große Anlagen bieten bis zu 1000 Mieteinheiten.<br />

Storage-Parks bis zu 300 Einheiten<br />

sind gut digital zu managen,<br />

auch die Einheiten<br />

werden mittlerweile online<br />

gebucht“, erläutert Christian<br />

Lohmann. Der Hamburger ist Vorsitzender<br />

des Verbandes Deutscher Self-Storage-Unternehmen<br />

e.V. und Geschäftsführer<br />

eines der bundesweit führenden<br />

Selfstorage-Betreiber mit 22 Parks in<br />

Deutschland. „Wir haben aber auch Self-<br />

Storage-Einrichtungen mit 1000 Einheiten,<br />

das klappt vom Handling gar nicht<br />

ohne einen Mitarbeiter vorOrt“, schildert<br />

er.Die Betreiber von117 Standorten von<br />

bundesweit 200 Storage-Parks sind in<br />

Lohmanns Verband: „Die anderenwollen<br />

nicht oder haben bei einer Qualitätsprüfung<br />

vor Ort unseren hohen Standard<br />

nicht erfüllt“, erklärt der Verbandsvorsitzende.<br />

Zusammen mit seinen Verbandskollegen<br />

hat Lohmann ein Self-Storage-Gütesiegel<br />

entwickelt, das Qualitätsmerkmale wie<br />

Sauberkeit, Sicherheit, Trockenheit und<br />

Frostfreiheit, räumliche Nähe zum Kunden<br />

sowie fl<br />

exible Miet- und Zugangszeitengarantiert.<br />

Mit besonderem Fokus auf<br />

Sicherheit: „Es ist schon gut, wenn ein Sicherheitsdienst<br />

beauftragt ist, den Park<br />

im Auge zu behalten, und es einen Einbruchmelder<br />

gibt.“ Denn aus Erfahrung<br />

weiß Lohmann: „Die Kunden vertrauen<br />

uns nicht nur Dingevon monetärem Wert<br />

an,manchmal ist der ideelle Wert dessen,<br />

was sie einlagern, viel höher“, resümiert<br />

der Unternehmer.Und plaudert aus dem<br />

Nähkästchen: „Eine 92-jährigeDame hat<br />

ihre gesamte Box für das Lagern von bestickten<br />

Tischdecken und Bettwäsche genutzt,<br />

die sie auf der Flucht aus Ostpreußen<br />

retten konnte.“<br />

Letztendlich sei aber auch die Lage, wenn<br />

vor allem Privatleute die Kunden bilden,<br />

das Aund O: „Ganz wichtig ist uns, die<br />

Self-Storage-Anlage höchstens drei, vier<br />

Kilometer vom Wohngebiet und nicht in<br />

irgendeinem Gewerbegebiet jwd zu errichten.<br />

Mittlerweile ist es ganz schön<br />

schwer,guteGrundstückezufinden“, berichtet<br />

Lohmann. Denn im Storage-Bereich<br />

sieht der Verbandsvorsitzendenoch<br />

längst keine Marktsättigung.<br />

Und auch Aves expandiert: Den nächsten<br />

Drive-up-Storage-Park baut das Hamburger<br />

Unternehmen in Dresden, zwei bis<br />

drei weitere pro Jahr sind deutschlandweit<br />

geplant. Maike Harhues<br />

Die Self-Storage-Branche erlebt<br />

kräftige Zuwachsraten,<br />

weil in Deutschland<br />

der Bedarf steigt, resümiert<br />

Prof. Dr. Franz Vallée,<br />

Sprecher des Vorstands beim Institut<br />

für Prozessmanagement und Digitale<br />

Transformation(IPD) der Fachhochschule<br />

Münster, Leiter des dortigen Masterstudiengangs<br />

Logistik sowie Gründer<br />

und Gesellschafter VuP GmbH –Vallée<br />

und Partner, Beratung für Logistik und<br />

IT,imGespräch mit unserer Autorin Maike<br />

Harhues.Dadie Baukosten niedrig liegen,<br />

sich aber trotzdem relativ hohe Mietenerzielen<br />

lassen, sind Self- Storage-Anlagen<br />

auch für Investoren interessant, erklärt<br />

der Experte.<br />

Der Anteil deutscher Self-Storage-<br />

Standorte am europäischen Gesamtvolumen<br />

soll laut Angaben des<br />

Branchen-Verbandes bei lediglich<br />

5,5 Prozent liegen, obwohl Deutschland<br />

von der Wirtschaftskraft und<br />

Demografie her ganz weit vorne<br />

liegt in Europa. Ist Deutschland<br />

trotz Zuwachsraten in den letzten<br />

Jahren auf diesem Gebiet noch ein<br />

Entwicklungsland?<br />

Franz Vallée: Im Self-Storage-Kontext<br />

hat Deutschland in der TatnochNachholbedarf.<br />

Als das Konzept vorgut 30 Jahren<br />

aus den USAnach Europa kam, hat es zunächst<br />

in Ländern wie Großbritannien,<br />

Frankreich oder Niederlanden Anklang<br />

gefunden. Im europäischen Vergleich<br />

holt Deutschland jetzt allerdings stark<br />

auf, da für die Anzahl deutscher Self-Storage-Einrichtungen<br />

ein jährliches Wachstum<br />

von 25Prozent prognostiziert wird.<br />

Wie sieht die Kapazitätsauslastung<br />

deutscher Self-Storage-Anbieter<br />

aus?<br />

Vallée: EinGroßteil der um die 100Self-<br />

Storage-Anlagen in Deutschland ist bereitsvoll<br />

ausgelastet. Bei neu errichteten<br />

Anlagen dauert es nur drei bis vier Jahre,<br />

bis 90 Prozent der Lagerfl<br />

äche vermietet<br />

sind. Daraus resultiert auchdie hohe Anzahl<br />

an neu erbauten Anlagen.<br />

Wielässt sich die ansteigende Nachfrage<br />

nach fl<br />

exiblen und ständig<br />

verfügbaren Lagerkapazitäten erklären,<br />

die beispielsweise Umzugsunternehmen<br />

und Speditionen<br />

schon seit Langem anbieten?<br />

Vallée: Zunächst einmal ist das auf die<br />

steigende Mobilität insbesondere der<br />

jungen Bevölkerung zurückzuführen, die<br />

dadurch selbst in<br />

Partnerschaften<br />

mehrere Hausstände<br />

aufb<br />

aut. Außerdem<br />

führt die voranschreitende<br />

Urbanisierung, gekoppelt<br />

mit hohen<br />

Mietpreisen in<br />

Großstädten wie<br />

München oder<br />

Hamburg, dazu,<br />

dass sich Mieter<br />

durchschnittlich Prof. Dr. Franz Vallée<br />

weniger Quadratmeter<br />

leisten können als vorher.<br />

Richtetsich Self Storage im Schwerpunkt<br />

an Privatleute, die Puffer-<br />

Flächen benötigen, oder fragen<br />

auch Unternehmen diesen Service<br />

nach?<br />

Vallée: Unternehmen machen ungefähr<br />

ein Drittel des Umsatzes von Self-Storage-Anlagen<br />

aus. Dabei handelt es sich<br />

meist um Kleinunternehmer, die kein<br />

eigenes Lager betreiben oder nur über geringe<br />

Lagerkapazitäten verfügen. Typische<br />

Kunden sind beispielsweise Unternehmen,<br />

die ihre Saisonware einlagern.<br />

Auch die Lagerung vonAkten ist ein typischer<br />

Anwendungsfall. Bei komplexen<br />

Logistikanforderungen, z.B. bei der Lagerung<br />

vonGefahrstoffen oder vonLebensmitteln,<br />

müssen allerdings andereLösungen<br />

gefunden werden.<br />

Wasmachtesfür institutionelle Anleger<br />

attraktiv, inSelf-Storage-Liegenschaften<br />

zuinvestieren?<br />

Vallée: Im Vergleich zu anderen Gewerbeimmobilien<br />

sind die Baukosten sehr<br />

gering und es können trotzdem beachtliche<br />

Mieten vonumdie 10 Europro Quadratmeter<br />

erzielt werden, in Großstädten<br />

sogar mehr.Das Modell scheint so attraktiv<br />

zu sein, dass sogar Kleinanleger in<br />

Self-Storage-Anlagen investieren.<br />

Worauf müssen Kunden achten,<br />

wenn sie sich vertraglich aneinen<br />

Self-Storage-Anbieter binden?<br />

Vallée: Bei langfristigen Verträgen mit<br />

einem Self-Storage-Anbieter sollte man<br />

auf kurze Kündigungsfristen achten. Das<br />

ist beim Self Storage aber eher die Regel<br />

als die Ausnahme. Bei langen Vertragsverhältnissen<br />

ist es dann immer eine Abwägung<br />

zwischen Kostenvorteilen und<br />

der nötigen Flexibilität. Außerdem ist es<br />

wichtig, sich im Vorhinein bezüglich des<br />

Versicherungsschutzes zuinformieren.<br />

Zweckmäßig? Repräsentativ? Ausgeklügelt.<br />

Ihr Gebäude muss gut aussehen und auf<br />

lange Sicht allen Anforderungen Ihrer Betriebsabläufe<br />

gerecht werden. Ob Energiekosten,<br />

Entwässerung oder zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten<br />

–wir planen von Anfang an die<br />

Zukunft ein. Gut, wenn jemand mitdenkt.<br />

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24 GELD &GESCHÄFT<br />

„Wir leben von der Substanz“<br />

Mittelstandspräsident Mario Ohoven über Steuerentlastungen, Trump und innovative Unternehmen<br />

Freundlich, verbindlich, aber<br />

glasklar in den Forderungen –<br />

so präsentiert sich Mario OhovenimInterviewmit<br />

unserem<br />

Redakteur Martin Ellerich. Im<br />

Handelsstreit mit den USA setzt der Präsident<br />

des Bundesverbandes mittelständische<br />

Wirtschaft (BVMW) auf die<br />

„unternehmerische Vernunft“ von Präsident<br />

Donald Trump, in der Steuerpolitik<br />

pocht der Düsseldorfer auf Entlastungen.<br />

Die Auftragsbücher sind voll, die<br />

Unternehmer allen Umfragen nach<br />

zuversichtlich, die Arbeitslosenzahlen<br />

niedrig –was ist unser Problem<br />

in Deutschland?<br />

Mario Ohoven: Es sieht auf den ersten<br />

Blick gut aus, aber wir leben von der<br />

Substanz: Wirsind bei einer Investitionsquote<br />

von 1,5 Prozent. Zu viele Maschinen<br />

laufen auf Verschleiß. Wir Deutsche<br />

investieren wenig bei uns, aber viel im<br />

Ausland, weil die Rahmenbedingungen<br />

hier nicht stimmen.<br />

Wirsind eine Exportnation. Wasbedeutet<br />

die isolationistische Politik<br />

von US-Präsident Trump für den<br />

deutschen Mittelstand?<br />

Ohoven: DieAmerikaner sind mit einem<br />

Handelsvolumen von 165 Milliarden €<br />

unser drittwichtigster Handelspartner –<br />

nach China undnach Frankreich. Die USA<br />

sind unserExportmarkt Nummer eins mit<br />

einem Volumenvon knapp 110Milliarden<br />

€. Wie Herr Trump Deutschland sieht,<br />

lässt sich daran ablesen, dass wir ein halbes<br />

Jahr nach Regierungsantritt immer<br />

noch keinen US-Botschafter in Berlin haben.<br />

Wirbrauchenein neuesFreihandelsabkommen,<br />

obwohl Trump gesagt hat:<br />

„TTIP ist tot.“ EU und Bundesregierung<br />

müssen auf die USA zugehen. Ziel muss<br />

ein Abbau der Zölle sein.<br />

Ist das denn mit Trump zu machen?<br />

Er droht mit hohen Einfuhrzöllen.<br />

Ohoven: Ja! Ich bin davon überzeugt.<br />

Mit hohen Einfuhrzöllen würde Trump in<br />

erster Linie seinem eigenen Land schaden.<br />

Deutschland wickelt über 60 Prozent<br />

seines Handels mit EU-Ländern ab.<br />

Das heißt: Deutschland hat Alternativen.<br />

Die EU ist mit 500 Millionen Menschen<br />

die größteFreihandelszone der Welt.Die<br />

Mario Ohoven ist seit 1998 Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW).<br />

USAkönnen sich keinen Protektionismus<br />

leisten –und keinen Handelskrieg. Da<br />

wird eszueiner Einigung kommen.<br />

Trump verweist auf die hohen deutschen<br />

Exporte und geringen Importe.<br />

Stichwort: kaum Chevrolets auf<br />

deutschen Straßen.<br />

Ohoven: Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss<br />

ist den erfolgreichen deutschen<br />

Unternehmern zu verdanken. Von<br />

den global 2700 „Hidden Champions“,<br />

den heimlichen Weltmarktführern, sind<br />

1300 deutsche Mittelständler. Wenn die<br />

Amerikaner bessere Autos bauen würden,<br />

dann würden die auch gekauft ...<br />

Das Chevrolet-Problem ist ein amerikanisches,<br />

kein deutsches?<br />

Ohoven: Genau! „Made in Germany“<br />

steht eben weltweit für Innovation und<br />

Qualität.<br />

Auf allen Gipfeltreffen seit Trumps<br />

Amtsantritt haben die USA sich dem<br />

üblichen Bekenntnis zum Freihandel<br />

verweigert. Muss uns das nicht<br />

Sorgen machen?<br />

Ohoven: Ich bin davon überzeugt, dass<br />

es nicht so heiß gegessen wirdwie es gekocht<br />

wird. Herr Trump muss Rücksicht<br />

auf seine Wähler nehmen. Ich setze auf<br />

die unternehmerische Vernunft von<br />

Herrn Trump. Er ist ein erfolgreicher<br />

Unternehmer. Die Einigung zwischen<br />

Bundeskanzlerin Merkel und Trump<br />

beim G7-Gipfel, eine Arbeitsgruppe zum<br />

Handelsstreit einzurichten, ist ein erster,<br />

wichtiger Schritt. Im Übrigen: Trumps<br />

Vorwurf, Deutschland würde den Euro<br />

künstlich niedrig halten, um seine Exporte<br />

zu fördern, ist absurd. Der Euro wird<br />

nicht von uns, sondern von der Europäischen<br />

Zentralbank niedrig gehalten. Und<br />

die EZB ist unabhängig. Wo Trump aber<br />

rechthat:Die Bundesregierung muss ihre<br />

Bemühungen intensivieren, die EZB zu<br />

Foto: Olaf Janke<br />

einer Wende in ihrer Niedrigzinspolitik<br />

zu bewegen. Über Jahrhundertehat man<br />

Zinsen bekommen, wenn man Geld verliehen<br />

hat. Heutesoll man dafür noch bezahlen.<br />

Das ist doch wirtschaftlich pervers!<br />

Im September sind Wahlen: Was<br />

halten Sie vonden Steuerplänen der<br />

Parteien? Das der SPD dürfte Sie<br />

nicht begeistern ...<br />

Ohoven: (lacht) Freundlich formuliert.<br />

Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes<br />

träfe gerade die Mittelständler: 80 Prozent<br />

von ihnen sind Personenunternehmen,<br />

die unter die Einkommensteuer fallen.<br />

Das entzieht Kapital, hemmt Investitionen<br />

und kostet Arbeitsplätze. Die SPD<br />

will Besserverdiener stärker belasten.<br />

Aber 20 Prozent der Leistungsträger bringenschon<br />

heute70Prozent der Steuern<br />

auf. Das SPD-Konzept ist eine soziale Mogelpackung<br />

zulasten der mittelständischen<br />

Unternehmen.<br />

Typisch Ford: bewegt die Wirtscha<br />

ohne<br />

Anzahlung!<br />

Transit Courier<br />

mtl. Leasingrateab<br />

€ 1,5<br />

119,-<br />

Transit Connect<br />

mtl. Leasingrateab<br />

€ 1,4<br />

129,-<br />

Transit Kasten<br />

mtl. Leasingrateab<br />

€ 1,2<br />

229,-<br />

Transit Custom<br />

mtl. Leasingrate ab<br />

€ 1,3<br />

219,-<br />

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Tel.:02871/2464-20<br />

Mobil: 0151/46 75 95 91<br />

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Dahlweg 121<br />

48153 Münster<br />

Tel.:0251/700 19-75<br />

Mobil:0177/200 19 53<br />

Max Hoffmann<br />

Friedrich-Ebert-Str. 71-91<br />

48153 Münster<br />

Tel.:0251/700 19-39<br />

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LEBEN &WISSEN 25<br />

Wer bin ich und was<br />

kann aus mir werden?<br />

Zum Ende der Schulzeit kommen die Berufsberater ins Spiel und helfen mit einer Potenzialanalyse<br />

allen Untenschlossenen weiter. Talente, Neigungen, Interessen und Wünsche kommen auf den Tisch.<br />

Viele Möglichkeiten haben junge Menschen nach dem Schulabschluss: Doch wo soll die Reise hingehen, wenn man zu wenig über seine eigenen Talente und Interessen weiß.<br />

Foto: colourbox<br />

Was kommt nun? Wer den Schulabschluss<br />

inder Tasche hat, dem stehen<br />

alle Wege offen. Doch wohin<br />

geht die Reise? Ist ein Studium sinnvoll<br />

oder wäre eine Ausbildung die<br />

bessere Alternative? Was ist mit<br />

einem Auslands-Jahr? Wann ist dafür<br />

die beste Zeit? Wer auf diese Fragen<br />

keine konkreten Antworten<br />

weiß, dem helfen Berufsberater weiter.<br />

Sie geben intensive Entscheidungshilfe.<br />

Die Gedanken sind in ihrem<br />

Büro frei. Ohne jegliche<br />

Bewertung fordert Martina<br />

Reske zum Nachdenken<br />

auf. Das, was Eltern sich<br />

von ihren Kindern wünschen und erhoffen,<br />

was Freunde cool finden oder die<br />

Lehrer mit dem Abschluss-Zeugnis empfohlen<br />

haben: All das sollen die Jugendlichen<br />

für eine Weile ausblenden. Stattdessen<br />

wird nachgedacht. Über persönliche<br />

Talente und Neigungen, über Interessen<br />

und Wünsche an die Zukunft. So intensiv,<br />

dass manchem der Kopf am Ende<br />

schwirrt. „Darüber habe ich noch nie<br />

nachgedacht“ –Martina Reske hat Seufzer<br />

dieser Art schon oft gehört.<br />

Doch um wilde Gedankenspiele und Fantasiereisen<br />

geht es der Personalberaterin<br />

und Gründerin der Agentur Tiroconsult<br />

Hilft jungen Menschen, ihre Stärken und Talente zuentdecken:<br />

Martina Reske<br />

Foto: Wilfried Gerharz<br />

GmbH bei ihrer Potenzialanalyse für<br />

Schulabsolventen und junge Menschen<br />

nicht. Wervis-à-vis vonihr sitzt, der wird<br />

eingeladen, verschiedene Tests mitzumachen.<br />

Sie sind handwerklich orientiert,<br />

mal geht es um eine schriftliche Ausführung,<br />

mal darf angekreuzt werden. Und<br />

es werden Fragen gestellt. Viele. Personalberater<br />

wie Martina Reske gehen ans<br />

Eingemachte und haken immer tiefer<br />

nach.<br />

Wassich vernünftiganhört, ist in der Umsetzung<br />

alles andereals einfach. „Jungen<br />

Menschen fällt es zunehmend schwerer,<br />

sich festzulegen, wenn es um ihre Zukunft<br />

und ihren Beruf geht“, hat die<br />

Grevenerin beobachtet. Seit fast zehn<br />

Jahren schmiedet die Personalberaterin<br />

und frühere Gymnasiallehrerin an Karrieren<br />

und steht bei der Planung von Berufslaufbf<br />

ahnen zur Seite. Sie bietet das<br />

als Dienstleistung an, was Eltern grundsätzlich<br />

auch übernehmen könnten.<br />

Wenn diedenn objektiv bleiben, ihr Kind<br />

so nehmen, wie es ist, und keineeigenen<br />

Lebensträume auf den Nachwuchs projizieren.<br />

Und die Kinder? Die müssten natürlich<br />

auch den Rat der Eltern annehmen<br />

wollen, damit die Familien-Beratung<br />

funktioniert. ..<br />

Dass jungen Leuten heutzutage die Welt<br />

offensteht, wird gern suggeriert. Grenzenlose<br />

Freiheit bei der Job-Wahl –dafür<br />

sorgen schon eine Vielzahl von Ausbildungsberufen<br />

und noch viel mehr Studiengänge.<br />

Doch was macht man mit<br />

welchem Abschluss? Wo geht die Reise<br />

mit Bachelor und Master hin? Für wenist<br />

eine Ausbildung sinnvoll, und welcher<br />

Studiengang kann später angeschlossen<br />

werden? Fragen, die Schulabgänger lieber<br />

nicht auf die lange Bank schieben<br />

sollten, betonen Berufsberater.<br />

Der Arbeitgeber verzeihe keine Lücken<br />

im Lebenslauf. Ganz im Gegenteil –ersei<br />

anspruchsvoll, urteilt Martina Reske. Das<br />

Traumprofil: Mit 25 Jahren bereits Bachelor<br />

und Master in der Tasche plus<br />

Berufserfahrung. Angesichts solcher Erwartungen<br />

zucken auch die Experten oft<br />

nur die Schultern und erklären: „Das ist<br />

schon verrückt.“<br />

►Fortsetzung Seite 26<br />

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26 LEBEN &WISSEN<br />

Berufsfrage nicht zu lange vertagen<br />

Berater wissen, dass eine Au-pair-Zeit oder ein FSJ das eigentliche Problem nicht lösen<br />

Trotzdem mahnen sie: Es ist<br />

wichtig, die Zukunft zu planen<br />

–und nichtinsie hineinzustolpern.<br />

Und dies nicht<br />

nur wegen des Zeitfensters,<br />

in dem aus Schülern und Abiturienten<br />

motivierte Kräfte für den Arbeitsmarkt<br />

werden sollen. „Es gibt viel zu viele Studienabbrecher“,<br />

bedauert Martina Reske<br />

und weiß,dass dies nicht nur Frust für die<br />

Betroffenen bedeutet, manchmal auch<br />

einen Verlust von Selbstwertgefühl. „Es<br />

ist auch teuer, wenn ich nach vier,fünfSemestern<br />

feststelle, dass der Studiengang<br />

nichts für mich ist.“ Da lassen sich Kosten<br />

für eine individuelle Berufsberatung<br />

schon gegenrechnen.<br />

Also ist Planung besser. Doch die mögen<br />

viele Jugendliche nicht. Jedenfalls nicht<br />

mit Weitsicht. Sie konzentrieren sich erst<br />

einmal auf Schule und Abschluss. „Das<br />

mag daran liegen, dass Jugendliche heute<br />

weniger selbstständig sind als noch vor<br />

ein paar Jahren“, mutmaßt Martina Reske.<br />

Dabei zoomt die Grevenerin gern<br />

Mütter und Väter heran. Die redeten oft<br />

und gern bei ihren Kindern mit –und mischen<br />

sich in den Schulalltag viel intensiverein<br />

als noch frühereEltern-Generationen.<br />

Erst mit dem Reifezeugnis in der Hand<br />

denken viele Abiturienten über das nach,<br />

was nun kommen soll. „Das ist häufig zu<br />

spät“, bedauert die Expertin<br />

und akzeptiert den Einwand vieler Eltern<br />

nicht, ihreKinder seien bedingt durch G8<br />

noch jung. Sie empfiehlt, ein bis zwei<br />

Jahre vor dem Abschluss das Berufsthema<br />

anzugehen. „Viele wollen als Au-pair<br />

ins Ausland oder ein freiwilliges soziales<br />

Jahr absolvieren“, beobachtet Martina<br />

Reske. Solche Aktivitäten findet sie in<br />

Ordnung. Häufig werde die Frage nach<br />

der Berufswahl aber durch eine solche<br />

Auszeit einfach nur vertagt. „Abtauchen<br />

ist schön, löst aber nicht das Problem,<br />

dass ich mich entscheiden muss“, sagt<br />

Martina Reske.<br />

Sie findet esohnehin sinnvoller, AufenthalteimAusland<br />

an ein späteres Studium<br />

oder eine Ausbildung anzudocken: „Wer<br />

Archäologie studieren möchte, muss<br />

nicht zwingend als Au-pair ins Ausland:<br />

Es gibt auch Arbeitseinsätze, die später<br />

fürs Studium genutzt werden können.“<br />

Bei der persönlichen Potenzialanalyse<br />

beschäftigten sich die Schülerinnen und<br />

Schüler gelenkt mit sich selbst. Ohne<br />

Drängeln und Druck, allerdings vonmorgens<br />

bis abends. Harte Arbeit sei das<br />

schon, gibt Martina Reske zu. Die kostet<br />

Energie –plus einige Hundert Euro. Wer<br />

das Bürospät am Abend verlässt, hat den<br />

Kopf voll –mit Gedanken. Die sind immer<br />

noch frei –aber jetzt strukturiert und<br />

konkret, mit Anregungen fürs Studium<br />

und die Berufswelt. Doerthe Rayen<br />

Verkaufen, beraten, planen, kochen, fotografieren? Die ernorme Vielfat der Berufe macht es alles andere als einfach, sich für einen Weg zuentscheiden.<br />

Foto: colourbox<br />

WHAT´S MEBOT<br />

STUDIFINDER.DE<br />

Was für Möglichkeiten haben Studieninteressierte in Nordrhein-Westfalen?<br />

Antworten lassen sich auf der Seite<br />

www.studifinder.de finden. Die Internet-Plattform will dabei<br />

helfen, sich in dem breit gefächerten Angebot an Studiengängen<br />

zurechtzufinden. Dabei geht es nicht darum,<br />

Besucher der Seite zu bestimmten Studiengängen zu drängen.<br />

Studifinder will eine Unterstützung sein, um in<br />

Beratungsgesprächen gezielt Fragen zu den in die engere<br />

Wahl kommenden Studiengängen stellen zu können. Darüber<br />

hinaus ermöglicht das Tool Studieninteressierten, ihr<br />

Wissen in den Bereichen „Mathematik“ und „Sprach- und<br />

Textverständnis“ zu überprüfen. Es umfasst Angebote etwa<br />

zur Verbesserung der Vorkenntnisse sowie zur Vorbereitung<br />

auf den Studienbeginn. Der Studifinder ist ein Angebot der<br />

öffentlich-rechtlichen Universitäten und Fachhochschulen<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Ministeriums<br />

für Innovation, Wissenschaft und Forschung. dra<br />

Deine Schwester hat deinen Laptop geklaut und sich eingeschlossen.<br />

Was machst du nun? Mit dieser Frage startet ein<br />

Test der Bundesagentur für Arbeit. Er heißt What‘s MeBot<br />

und soll Jugendliche dazu motivieren, sich mit ihrer Zukunft<br />

und einem möglichen Job zu beschäftigen. Werbung<br />

dafür macht Julian Bam. Er ist derzeit einer der angesagtesten<br />

YouTuber. Das öffnet dem Test die Türen, vor allem<br />

natürlich die Ohren und Augen bei Jugendlichen. Die melden<br />

sich bei dem What‘sMeBot über die Seite „Dasbringtmichweiter.de“<br />

an – und bekommen anschließend acht<br />

Fragen aufs Handy geschickt. Natürlich ist weder Julian<br />

Bam noch ein anderer Mensch im Chat, sondern nur ein<br />

Bot, also ein Automat für Texte und Antworten. Das Ganze<br />

ist ein lässiges Spiel – ohne ernste Ergebnisse. Immerhin:<br />

Es weckt das Job-Interesse. dra<br />

Anregung zur Selbstreflexion:<br />

Wo gibt es überall Beratungen?<br />

Dass sie sich mit dem Thema<br />

Ausbildung, Studium und<br />

Beruf beschäftigen sollten,<br />

wissen Jugendliche. Dafür<br />

sorgt auch die Schule –mit<br />

Praktika, Berufsfelderkundungstagen<br />

und Tagen der Berufsorientierung. Wer<br />

tiefer einsteigen möchte, hat verschiedene<br />

Möglichkeiten, die Initiativezuergreifen.<br />

Zum Beispiel über die Arbeitsagenturen:<br />

Die meisten bieten vor Ort Workshops<br />

und Beratungsgespräche für Schulabgänger<br />

an. Zumeist werden diese im Berufsinformationszentrum<br />

BIZ organisiert.<br />

Da die Arbeitsagenturen inzwischen<br />

kein Beratungsmonopol mehr besitzen,<br />

haben sich viele Coaches und Berufsberater<br />

selbstständig gemacht und<br />

bieten ihre Tätigkeit als Dienstleistung<br />

an. Einigevon ihnen sind im Verband für<br />

Bildungs- und Berufsberater organisiert.<br />

Dort treffen Interessenten auf Berater,<br />

die bei einer Arbeitsagentur tätig sind.<br />

Dazu gehört Thomas Röser, der obendrein<br />

im Vorstand des Verbandes mitarbeitet.<br />

Ob staatlicheoderprivate Beratung:<br />

Ziel sei immer, dem Jugendlichen<br />

Hilfe zur Selbsthilfe zuleisten. „Bei den<br />

Gesprächen geht es darum, zur Selbstrefl<br />

exion anzuregen“, so Röser. Die sei<br />

eigentlich immer hilfreich und werde<br />

dankbar angenommen.„DerBerater hört<br />

zu und zeigt auf, wieerden Jugendlichen<br />

sieht.“ Dieses Bild, Röser nennt es Fremdbild,<br />

falle oft anders aus als das, was die<br />

Schülerinnen und Schüler vonEltern und<br />

Freunden gespiegelt bekommen.<br />

Freie Berater,soschätzt Röser ein, hätten<br />

oft mehr Zeit für ihreKunden. Die zahlen<br />

für die Beratung bis zu 1000 Euro und<br />

mehr.<br />

Bei der staatlichen (kostenlosen) Beratung<br />

habe das Individuelle dafür Grenzen.<br />

Wichtig findet Röser es aber, dass<br />

sich jungeMenschen überhaupt mit dem<br />

Thema beschäftigen. „Die Beratung ist<br />

ein Schritt auf dem Weg, klarer für die<br />

Entscheidung zu werden.“ dra<br />

Auf der Seite des Verbandes finden sich<br />

u.a. Tipps, wie ein guter Berater gefunden<br />

werden kann.<br />

ww<br />

w w.dvb-fachverband.de<br />

AUSWAHLTEST<br />

Viele Ausbildungsbetriebe setzen bei der Wahl neuer<br />

Azubis auf Auswahlprüfungen und Einstellungstests.<br />

Im Wesentlichen müssen Jugendliche mit zwei Arten<br />

von Aufgaben rechnen, informiert die Bundesarbeitsagentur.<br />

Erstens mit klassischen Tests, die<br />

Schul- und Allgemeinwissen abfragen. Dazu zählen<br />

je nach Ausbildungsfach zum Beispiel Rechtschreibfähigkeiten<br />

und Rechenkünste. Auf diese Fragen<br />

können sich angehende Azubis gut vorbereiten. Weniger<br />

leicht ist die Vorbereitung auf psychologische<br />

Fähigkeitstests. Damit will der Arbeitgeber prüfen,<br />

ob der Bewerber Informationen gut verarbeiten oder<br />

schnell und sorgfältig arbeiten kann. Eine Auswahl<br />

solcher Fragen hat die Bundesagentur in einer neuen<br />

Broschüre zusammengestellt. Sie steht auf Planet-Beruf.de<br />

kostenlos zum Download bereit.


LEBEN &WISSEN 27<br />

„Nur keine Bilderrätsel!“<br />

Der Karikaturist Horst Haitzinger hat sich noch nie an anderen Meinungen orientiert –mit Erfolg.<br />

München ist offenbar ein<br />

gutes Pfl<br />

aster für Satire.<br />

Die „Lach- und<br />

Schießgesellschaft“ sowie<br />

die Kabarett-Szene<br />

um den verstorbenen Dieter Hildebrandt<br />

spöttelte dort über Jahrzehnte. Ebenso<br />

langezeichnetder Wahl-MünchnerHorst<br />

Haitzinger dort schon seine Karikaturen,<br />

die seit den 60er Jahren bundesweit in<br />

zig Zeitungen erscheinen. „Stramm auf<br />

die 80“ geht er nun zu –und legt die<br />

Spottfeder noch immer nicht beiseite. Im<br />

Gespräch mit unseremMitarbeiter Arndt<br />

Zinkant verrät er seinen Blick auf den<br />

Wahlkampf, sein Handwerk und das Wesen<br />

der Satire.<br />

Seit Jahrzehnten zählen Sie hierzulande<br />

zu den führenden Zeitungskarikaturisten<br />

–aber wählen immer<br />

noch in Österreich?<br />

Horst Haitzinger: Ja, stimmt.<br />

Dann begleiten Sie ja jeden deutschen<br />

Wahlkampf quasi aus der<br />

Außenperspektive.<br />

Haitzinger: Ich muss ehrlich sagen, dass<br />

mich die österreichische Innenpolitik<br />

nicht besonders „peitscht“. Die deutsche<br />

interessiert mich einfach mehr.<br />

Die politische Karikatur peitschte<br />

Sie aber schon früh. Waswar die Initialzündung?<br />

Haitzinger: Der Prozess geschah etwas<br />

schleichend. Ich kam1957auf die Akademie<br />

in München. Schon ein Jahr später<br />

trug ich quasi tonnenweise Karikaturen<br />

in die Redaktion des „Simplizissimus“.<br />

Das war der Anfang meiner Berufslaufbahn.<br />

Als jemand, der unter Adenaueranfing<br />

und fast alle Wahlkämpfe begleitet<br />

hat –mit welchen Gefühlen<br />

blicken Sie auf den Bundestagswahlkampf?<br />

Haitzinger: Mit gelassenen. Ich gehe ja<br />

mittlerweile stramm auf die 80 zu, und<br />

wenn man das so lange macht, bringt es<br />

einen gewissen Gewöhnungseffekt mit<br />

sich. Wassoll an diesem Wahlkampf denn<br />

so gravierend anders sein? Ich halte die<br />

Frau Merkel für eine guteBundeskanzlerin<br />

–und glaube auch, dass der Schulz<br />

das genauso gut könnte. Sich in einen<br />

hysterischen Lagerwahlkampf hineinzusteigern,<br />

halte ich für unsinnig. Hoffentlich<br />

wirke ich bei diesem Gespräch nicht<br />

allzu altersmilde –aber ich bin froh, dass<br />

diesen Job des Spitzenpolitikers überhaupt<br />

noch jemand machen will –weil<br />

ich den grauenhaft finde.<br />

Horst Haitzinger<br />

Foto: Roland Eckl<br />

Macht-Erotik, die unsereiner gar<br />

nicht verstehen kann.<br />

Haitzinger: Daran wird eswohl liegen.<br />

Wie stark soll man als Zeichner die<br />

eigene Meinung „pushen“ -oder ist<br />

da meist der strenge Chefredakteur<br />

vor?<br />

Haitzinger: Nein, eskommt überhaupt<br />

nichts Anderes in Frage! Die eigene Überzeugung<br />

ist doch der Antrieb, aus dem<br />

ich das Ganze überhaupt mache. Da hat<br />

mir noch nie irgendeinen Redakteur hineingepfuscht.<br />

Wenn er das, was ich da<br />

produziere, nicht druckt, dann kann ich<br />

eben nichts machen. Aber ganz ehrlich:<br />

Ich habe mich noch nie nach anderen<br />

Meinungen orientiert.<br />

Hatten Sie bei manchen Karikaturen<br />

Bauchschmerzen oder hätten<br />

Sie sie gerne zurückgenommen?<br />

Haitzinger: Dashat’s natürlich öfter mal<br />

gegeben –dass man nach ein, zwei Tagen<br />

sagt: „Da habe ich mich aber vergaloppiert.“<br />

Ich kann aber beim besten Willen<br />

jetzt kein konkretes Beispiel nennen.<br />

Manchmal hat man Wut imBauch oder<br />

ganz einfach eine falsche Bewertung. Irgendeinen<br />

Kabarettisten habe ich sagen<br />

hören: „Geschmack hat in der Satire<br />

nichts zu suchen.“ Da bin ich völlig andererMeinung,<br />

Geschmack sollteüberall zu<br />

Hause sein. Nehmen wir das Beispiel<br />

„Charlie Hebdo“. Selbstverständlich<br />

muss man seine Meinung sagen dürfen,<br />

ohne an Leib und Leben gefährdet zu<br />

sein. Aber was die gemacht haben, war<br />

ebenfalls geschmacklos. Ich erinnere<br />

mich noch an ein „Turban-Gesicht“ mit<br />

Penis als Nase. Da dachte ich: „Was soll<br />

denn das transportieren? Oder sind die<br />

noch in der Pubertät?“<br />

Charlie Hebdo ist allgemein religionsfeindlich,<br />

was aber auch mit<br />

dem traditionellen Säkularismus in<br />

Frankreich zutun hat. Aber an das<br />

ThemaIslam traut sich seitdemniemand<br />

mehr heran.<br />

Haitzinger: Leider Gottes war eskeine<br />

guteKritikamIslam. Die bitter nötig wäre.<br />

Die politische Karikatur ist ja in<br />

Deutschland eindeutig links, wie<br />

das Kabarett auch. Sogar die FAZ<br />

oder Focus drucken linke Karikaturen.<br />

Haitzinger: Wissen Sie, ich habe ein halbes<br />

Leben gedacht, ichmüssteparteipolitisch<br />

irgendwodazugehören. WasInnenoder<br />

Sicherheitspolitik betrifft, bin ich<br />

erzkonservativ.Andererseits unterstützte<br />

ich die Politik Willy Brandts mit glühender<br />

Begeisterung. An meinen Karikaturen<br />

kann man erkennen, wo ich bei den<br />

jeweiligen Problemen stehe. Unterm<br />

Strich muss ich sagen: Ich bin meine eigene<br />

Partei.<br />

Ihr Kollege Hanitzsch sagte einmal:<br />

„Der Haitzinger ist ein echter Grüner.“<br />

Haitzinger: Bei deren Gründung dachte<br />

ich seinerzeit, ich hättedameine Heimat<br />

gefunden, weil ich immer sehr im Naturschutz<br />

engagiert war. Die Grünen wurden<br />

mir aber schnell durch die Jutta-Ditfurth-Richtung<br />

vergrault. Vom Umweltthema<br />

haben sie sich dann immer mehr<br />

entfernt, bis es irgendwann nur noch um<br />

Multikulti und dergleichen ging. Dafür<br />

kann ich mich nur dosiert begeistern.<br />

Es gibtjaimSpektrum noch die meinungslose<br />

lllustrations-Karikatur –<br />

von jenen Zeichnern, die in möglichst<br />

vielen Zeitungen erscheinen<br />

wollen.<br />

Haitzinger: Ich bin froh, dass ich meine<br />

Meinung ausdrücken kann, allerdings<br />

kann man natürlich nicht jeden TagWeltanschauung<br />

produzieren. Deshalb<br />

braucht es ab und zu durchaus etwas Illustratives.<br />

Aber ausschließlich …?<br />

Alsjemand, der mit Wehner,Strauß<br />

und Kohl groß geworden ist: Empfinden<br />

Sie die Politikervon heuteals<br />

zu glatt?<br />

Haitzinger: Glatt? Nein –esmuss jemand<br />

nur lange genug im Geschäft sein,<br />

dann wird erseiner eigenen Karikatur<br />

immer ähnlicher (lacht). Und diesem<br />

Strauß-Wehner-Gepöbel trauere ich absolut<br />

nicht nach. Das warkeineswegs immer<br />

geistreich, sondern oft nur plump<br />

und kindisch. Nehmen Sie den Spruch<br />

von Wehner, der den Jürgen Todenhöfer<br />

mal „Hodentöter“ geschimpft hat –ich<br />

bitte Sie! Gut, dass so was nicht mehr<br />

möglich ist. Mit Todenhöfer habe ich<br />

mich in den letzten drei Jahren mehrmals<br />

getroffen. Ein interessanter und mutiger<br />

Typ–obwohl ich ihm nicht überall recht<br />

geben kann.<br />

Wie stehen Sie zu Cartoon-Elementen?<br />

Kollege Stuttmann zeichnet<br />

Donald Trump öfters mit Entenschnabel,<br />

wie Donald Duck.<br />

Haitzinger: Ähnliches habe ich auch<br />

schon gemacht. Das finde ich absolut legitim.<br />

Karikatur sollte immer verständlich<br />

sein und einen halbwegs intelligenten<br />

Gedanken transportieren. Nur keine<br />

Bilderrätsel!<br />

Darin liegt aber auch eine Art von<br />

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Glück auf, die Touristen komm<br />

28 LEBEN &<br />

Das Trainingsbergwerk in Recklinghausen ist Ausbildungsanlage für Kumpel, Filmkulisse und demnächst wohl auch ei<br />

Die schwarze Wand vor den dicken<br />

Stacheln glitzert,wenn Uwe Reichelt<br />

den Kegel seiner Grubenlampe darüberfahren<br />

lässt: Kohle. Ein Knopfdruck.<br />

Ein Signalton heult auf,<br />

schwillt an und ab. Ratternd setzt<br />

sich die KetteamBodeninBewegung<br />

–jedes Glied so dick wie der Oberarm<br />

eines trainierten Bergmanns. Was<br />

für ein Lärm. Die Walze an dem gelben<br />

Ungetüm beginnt sich zu drehen.<br />

Ihre Stacheln fahren nur Zentimeter<br />

vor der Kohle vorbei.<br />

Schwere Technik wie dieser Hobel kommt auch im Trainingsbergwerk in<br />

Recklinghausen zum Einsatz.<br />

„Westfalen-Lippe<br />

Die Kohle hat damals ein<br />

französisches Filmteam<br />

hier angebracht“, sagt Reichelt.<br />

Aber der Rest ist<br />

echt: Der Walzenlader<br />

„EDW 300 L2 W2“ hat sich in<br />

vielen deutschen<br />

Zechen<br />

gedreht –mit demsel-<br />

hier<br />

ben Lärm wie<br />

unten. Die Platten<br />

und Hy-<br />

draulikstempel<br />

des Schildaus-<br />

baus rechts sehen<br />

so aus, wie die im<br />

Anthrazit-Bergwerk<br />

in Ibbenbü-<br />

dort<br />

ren. Nur, dass sie<br />

1500 Meter Gestein<br />

über den Kumpeln abstüt-<br />

17 Meter.<br />

zen, hier nur etwa<br />

„Acht Meter pro Minute“ würdedieWal<br />

die Walze<br />

fahren, dabei tonnenweise Kohle aus<br />

der Wand brechen –wenn die Wand tatsächlich<br />

aus Kohle bestünde und nicht<br />

nur damit verkleidet wäre. Denn Reichelts<br />

Reich ist zwar ein echtes Bergwerk,<br />

aber eines, in dem Wissen gefördert wird,<br />

nicht Brennstoff. Reichelt ist Fachleiter<br />

im Trainingsbergwerk des Kohlekonzerns<br />

RAG inRecklinghausen.<br />

Tausende Bergleutehaben hier unten seit<br />

1975 die Kniffe ihres Jobs gelernt. Grubenwehr-Helferhaben<br />

hier geübt, verunglückte<br />

Kumpel zu retten. „Unter vollem<br />

Atemschutz und mit fünf Zentimetern<br />

Sicht müssen die eine Schleifk<br />

orbtrage<br />

attraktiver machen.“<br />

Seit dem 1. August gilt derWestfalenTarif für Bus- und Bahnfahrten auch im<br />

Münsterland. Im Interviewblickt Matthias Hehl,Geschäftsführer der<br />

WestfalenTarifGmbH,auf dieersten Wochen mitdem neuenTarif zurück<br />

Wie sind Sie mit der Einführung und dem<br />

bisherigen Betrieb des WestfalenTarifszufrieden?<br />

Wir sind mit der Einführung des WestfalenTarifs<br />

im Großen und Ganzen zufrieden. Eine der großen<br />

Herausforderungen war es, die Verkaufssysteme<br />

wie Fahrscheinautomaten und Bordrechner auf<br />

den neuen Tarif umzustellen und sämtliche neue<br />

Relationen in einer Datenbank abzubilden. Hier<br />

haben wir noch einige Probleme zu beheben. Dank<br />

des Einsatzes, den alle Mitwirkenden bislang<br />

gezeigt haben, sind wir aber zuversichtlich, dass<br />

wir die anstehenden Aufgaben meistern werden.<br />

Welche Chancensehen Sie für die wirtschaftliche<br />

und standortpolitische Lage Westfalen-Lippes<br />

und des Münsterlands?<br />

Einerseits erleichtert der WestfalenTarif die Mobilität<br />

von Menschen und Dienstleistungen. Er bietet<br />

die Chance, die Akzeptanz des öffentlichen<br />

Nahverkehrs zu steigern. Andererseits verbessert<br />

Westfalen-Lippe im Wettbewerb um private und<br />

öffentliche Investitionen seine Ausgangslage,<br />

wenn die Region geschlossen auftritt und gegenüber<br />

Politik und Wirtschaft aneinem Strang zieht.<br />

Da Standortpolitik und Wirtschaftsförderung<br />

immer auch im Zusammenhang mit Verkehr und<br />

Mobilität stehen, ist eine stärkere Integration<br />

verschiedener Partner für einen schlagkräftigen<br />

Auftritt innerhalb von Nordrhein-Westfalen und<br />

Deutschland notwendig. Mit dem WestfalenTarif<br />

haben wir nun eine einheitliche Plattform fürraumweite<br />

Fragestellungen. Daneben erhält die Stimme<br />

Westfalens bei verkehrspolitischen Themen mehr<br />

Gewicht und durch seine Größe auch eine stärkere<br />

underläutert dessen Vorteile fürdie Region.<br />

„Mit dem<br />

WestfalenTarif<br />

entsteht ein<br />

Gemeinschaftstarif<br />

fürBusseund<br />

Bahnen, derdas erfolgreiche<br />

Ticketsortiment<br />

derbisherigen<br />

Tarifräume übernimmt<br />

undfür einen deutlich<br />

größeren Raum öffnet. Wir<br />

hoffen,dassunsereFahrgästedas<br />

Angebotzunehmend nutzen.“<br />

Matthias Hehl<br />

Geschäftsführer derWestfalenTarifGmbH<br />

-Anzeige-<br />

Bedeutung. Die politische Ebene Westfalens wird<br />

sich im Hinblick auf die Landesebene besser aufstellen<br />

können.<br />

Welche weiteren Arbeiten stehen in den<br />

kommenden Wochen fürSie und das gesamte<br />

WestfalenTarif-Team an?<br />

Die Basis ist gelegt. Und dennoch ist noch einiges<br />

zu tun. Wir möchten es den Kunden leichter machen,<br />

den Nahverkehr zu benutzen. Jetzt kommt<br />

es darauf an, den Tarif weiterzuentwickeln, den<br />

Vertrieb zu verbessern und einen Ticket-Online-<br />

Shop bzw. eine Kauffunktion per App für einen<br />

einfachen Fahrkartenkauf bereit zu stellen.<br />

hier durchbugsieren“, erklärt Reichelt. Er<br />

zeigt auf eine Metallkisteinder Ecke: die<br />

Nebelmaschine. Teile der Strecken und<br />

Strebe lassen sich vernebeln.<br />

Tief gebückt geht es weiter.Heiß ist es. Es<br />

riecht nach trockenem Staub.<br />

Immer wieder prallt der<br />

Helm oben an die<br />

schweren Metallschilde.<br />

Verdammt eng<br />

hier – vor Kohle.<br />

Oder: Da wo sonst<br />

Kohle wäre: unter<br />

dem Schildausbau<br />

im nachgebauten<br />

Kohlestreb.<br />

Kein<br />

Wunder, dass<br />

Richard Lubanski hier<br />

bei der ersten Schicht<br />

nach der Rückkehr aus der<br />

Kriegsgefangenschaft der Angst-<br />

schweiß ausgebrochen ist. Na ja: Der<br />

Schweiß stand allenfalls auf der Stirn des<br />

Schauspielers Peter Lohmeyer und war<br />

wohl ebenso wenig echt wie dieses Bergwerk,<br />

in dem die Unter-Tage-Szenen aus<br />

dem Film „Das Wunder von Bern“ entstanden.<br />

Reichelt erinnert sich noch genauanden<br />

Regisseur SönkeWortmann –<br />

„eine coole Socke“ –und an das Pferd.<br />

Denn das Tier wollte hier unten partout<br />

nicht um eine Ecke inder<br />

Strecke laufen, wie es das<br />

Drehbuch vorsah. „Das hat<br />

zwei Tage gedauert, den<br />

Zossen da durchzukriegen.<br />

Mit waswir den alles bestochen<br />

haben: Karotten und<br />

was weiß ich ...“Zwei Tage<br />

tierische Überredungskunst<br />

für vielleicht fünf Sekunden<br />

Film. Es waren<br />

wohl die Schienen am Boden,<br />

die das Pferd irritierten.<br />

Schienen, auf denen<br />

Reichelt mal eben demonstriert,<br />

dass sich unter Tage<br />

bequem Rad fahren lässt:<br />

auf einer Draisine. Vier Räder,<br />

zwei Kurbeln, zwei<br />

Sitzplätze und ein Gepäckträger<br />

für die Werkzeugtasche der Bergmechaniker.<br />

Auch Szenen aus die „Wilden Hühner“,<br />

„Balko“, „Alarm für Cobra 11“ und „Der<br />

letzte Bulle“ sind hier gedreht worden.<br />

Der Grund: Methangasprobleme gibt es<br />

hier nicht –anders als in echten Bergwerken.<br />

Also gibt es auch nicht die Gefahr<br />

von Schlagwetterexplosionen. Muss<br />

sonst jedes elektronische Gerät –vom<br />

Handy über die Uhr bis zu Kamera –vor<br />

derGrubenfahrt abgegeben werden, darf<br />

Die St<br />

ten, S<br />

hier a<br />

eine G<br />

Grub<br />

durch<br />

geht<br />

Torh<br />

Halde<br />

Bergw<br />

„Klär<br />

Recklinghäuser sagte<br />

Im Zweiten Weltkrieg<br />

te Tunnel in diese Hal<br />

als Schutzraum für K<br />

und die Patienten des<br />

Elisabeth. „Hier unten<br />

Uwe Reichelt demonstriert den Einsatz eines schweren Bohrers unter Tage.<br />

Schwere Arbeit vor Ort: ImTrainingsbergwerk des Kohlekonzerns RAG kommen die üblichen Maschinen des Bergba


WISSEN 29<br />

en<br />

nPublikumsmagnet.<br />

Dunkelheit, Hitze, Lärm und Staub auf 1200 Metern: In Reckling-<br />

hausen lässt sich der Bergbau hautnah erleben.<br />

recken des Trainingsbergwerks sind voll ausgestattet: Rundbögen als Stützen, Versorgungsleitungen an den Seichienen<br />

am Boden für die Loren und der Decke für die Hängebahn.<br />

lles mit hinein. In<br />

rube, die garkeine<br />

e ist. Statt hinab<br />

einen Schacht,<br />

es hier durch ein<br />

inein –hinein in die<br />

des einstigen<br />

erks Clerget oder<br />

chen“, wie die<br />

n.<br />

haben die Bergleude<br />

hineingetrieben<br />

umpel, Anwohner<br />

Krankenhauses St.<br />

warein Hospital“,<br />

us zum Einsatz.<br />

sagt Reichelt. Nach dem Krieg wurden<br />

die Tunnel verschlossen und „die Schlüssel<br />

weggeschmissen.“ Die Gerüchte brodelten,<br />

wassich in den Gängen unter der<br />

Halde verbarg: „Beutekunst, Nazi-Gold.<br />

Flugbenzin, das Bernsteinzimmer ...“<br />

Alsdie Tore endlich<br />

aufgebrochen wurden<br />

fand sich:<br />

„Wir können hier den gesamten<br />

Prozess der Steinkohleförderung<br />

darstellen.“<br />

nichts – außer<br />

einem hervorragenden<br />

Ort, um<br />

Bergleute zu trainieren.<br />

Uwe Reichelt, RAG-Fachleiter<br />

Azubis lernten in<br />

der Halde, weitere<br />

Strecken voranzutreiben. „Bergleute sagen<br />

nicht Tunnel, sondern Strecke“, erklärt<br />

Reichelt, der selbst über Jahrzehnte<br />

unter Tage gearbeitet hat. Heute findet<br />

sich auf 1200 Metern Strecke ein komplettes<br />

Bergwerk: Kohlehobel, Bewetterung<br />

und Kühlung, Bohrhämmer wie sie<br />

zur Vorbereitung von Sprengungenbeim<br />

Streckenvortriebeingesetzt werden.<br />

Eine „Katze“, eine Gru-<br />

hängt von der<br />

benbahn,<br />

abgerundeten Decke.<br />

In einer Eckeist geraeine<br />

Schulklasse<br />

de<br />

beider Arbeit. Rei-<br />

dürfen die<br />

hum<br />

Jungs und Mäd-<br />

den Radla-<br />

chenauf<br />

der<br />

klettern und Ab-<br />

raum<br />

aus dem „Stre-<br />

hin und<br />

ckenvortrieb“<br />

her schaufeln. Konzent-<br />

und strah-<br />

rierte Gesichter<br />

lende Augen sind<br />

unter den roten<br />

Helmen zu sehen.<br />

So real sind die Bedingungen, dass Experten<br />

der RWTH Aachen hier ein Kollisionssystem<br />

für Bergbau-Fahrzeuge entwickelt<br />

haben. Das Deutsche Zentrumfür<br />

Luft- und Raumfahrt schickte eine Drohne<br />

durch die Stollen. „Vorarbeiten für ein<br />

Hightech-Schachtinspektionssystem und<br />

für künftige Mars-Missionen“, erklärt<br />

Reichelt.<br />

6000 Besucher kommen Jahr für Jahr ins<br />

Trainingsbergwerk. „Der bislang älteste<br />

war 93Jahre alt“, erinnert sich Reichelt.<br />

„Der ist ganz munter hier durchgeklettert.“<br />

Strenge Altersobergrenzen wie sie<br />

in echten Zechen gelten, sind nicht nötig.<br />

Geht es nach dem Kohlekonzern RAG,<br />

dem NRW-Wirtschaftsministerium<br />

und der<br />

Stadt Recklinghausen,<br />

dann<br />

könnte dieses<br />

Bergwerk noch<br />

arbeiten, wenn<br />

Ende 2018<br />

Schicht im<br />

Schacht der letzten deutschen Steinkohlezechen<br />

ist.Die Idee:Das Trainingsbergwerk<br />

soll zur Touristenattraktion werden<br />

und zum Schaufenster für Bergbau-Zulieferer.<br />

Aktuell sind die Beteiligten in<br />

Gesprächen. Klar ist: Die RAGunterstützt<br />

das Projekt, kann die Anlage aber nicht<br />

über 2018 hinaus betreiben. Das müssten<br />

andere übernehmen. Klar ist aber auch:<br />

Hier unten könntenoch Wissen gefördert<br />

werden, wenn die Steinkohleförderung<br />

hierzulande längst Geschichte ist.<br />

Martin Ellerich<br />

INFOS<br />

Im Trainingszentrum Bergbau Recklinghausen,<br />

Wanner Straße 30, werden<br />

zwar keine Azubis mehr ausgebildet,<br />

aber es laufen noch Weiterbildungsmaßnahmen<br />

für RAG-Kumpel.<br />

Besucher (Mindestalter: zehn<br />

Jahre bzw. 4.Schuljahr) sind werktags<br />

willkommen –nach Terminvereinbarung.<br />

Allerdings ist der Andrang<br />

groß. Einzelbesucher können<br />

sich –nach Absprache –einer<br />

Gruppe anschließen. Wer echte<br />

Bergbau-Gefühle auf 61 500 Quadratmetern<br />

erleben will, sollte sich<br />

an Uwe Reichelt von der RAG wenden<br />

unter: uwe.reichelt@rag.de<br />

oder Telefon 02361/308-281.


30 LEBEN &WISSEN<br />

Der unbekannte Verkehrsknoten<br />

Der Stadthafen in Gelsenkirchen ist mit sechs Millionen Tonnen Umschlag einer der größten Kanalhafenanlagen<br />

in Deutschland. Rund 60 verschiedene Firmen mit über 2000 Mitarbeitern sind dort ansässig.<br />

Blick auf das Lager der Transtank: Von hier aus werden Tankstellen verschiedener Marken wie Aral, BPund Jet beliefert. 500 Tanklastzüge steuern pro Tag das Tanklager an.<br />

Fotos: Wilfried Gerharz<br />

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Beinahe versteckt liegt erinSchalke-Nord.<br />

Erreichen kann man ihn<br />

nur über eine Seitenstraße. Deswegen<br />

kennen wohl auch nur die wenigsten<br />

Gelsenkirchener ihren Stadthafen<br />

am Rhein-Herne-Kanal. Sie<br />

fahren an ihm vorbei, ohne zu wissen,<br />

dass es ihn gibt.Dabei haben die<br />

meisten Gelsenkirchener täglich mit<br />

ihrem Hafen zu tun – zumindest<br />

wenn sie ein Auto fahren, hin und<br />

wieder einen Kuchen backen, Reis<br />

essen und gernemal ein Bier trinken.<br />

Über 18 Kilometer lang ist das Gleisnetz,<br />

das sich durch den Stadthafen Gelsenkirchen<br />

zieht.<br />

Rangierarbeit imStadthafen: Auch wenn es ein wenig nach Pause<br />

aussieht –Lokführer und Rangierer müssen konzentriert zuWerke<br />

gehen, damit die Fracht sicher ihren Weg durch den Hafen findet.<br />

Wer das Hafengelände<br />

betritt, kommt in eine<br />

eigene kleine Stadt.<br />

Eine rein gewerbliche<br />

Stadt, die vielfältiger<br />

nicht sein könnte. SchickeNeubauten liegenhierneben<br />

Lagerhallen mit eher rostbraunen<br />

als weißen Wänden. Eine 103-<br />

jährigeEisenbahnstreckeneben Silos voll<br />

mit frischem Reis. Eine Firma reiht sich<br />

hier an die andere. Immer wieder hört<br />

man Maschinenlärm, sieht Kräne, die etwasverladen,<br />

und Lkw,die vorbeifahren.<br />

Die Branchen reichen von Chemie über<br />

Stahl weiter zu Schrott und bis zu<br />

Lebensmitteln. „Müller’s Mühle“ –einer<br />

der größten Reis-Veredler in Europa –<br />

hat ihren Sitz direkt neben einem Tanklager,<br />

das unter anderem Jet, Aral und BP<br />

bedient. Einige Meter weiter wird Biermalz<br />

hergestellt, etwas weiter Mehl gemahlen,<br />

während auf der gegenüberliegenden<br />

Hafenseite Schrott aufb<br />

ereitet<br />

wird.<br />

In Zahlen sind das rund 60 Firmen mit<br />

gesamt über 2000 Mitarbeitern. Das alles<br />

auf einer Fläche von 1,2 Millionen Quadratmeter.<br />

Mit verschiedensten Gütern,<br />

die auf vier Wegen kommen und gehen:<br />

zu Wasser, mit der Eisenbahn, durch die<br />

Pipeline und per Lkw über die Straße.<br />

Rund sechs Millionen Tonnen –die Pipeline<br />

ausgenommen –kommen so jährlich<br />

zusammen. Am Umschlag gemessen ist<br />

der Stadthafen damit einer der größten<br />

Kanalhäfen Deutschlands.<br />

Davonsieht man nichts, wenn manindie<br />

Hafenstraße hineinfährt. Obwohl die<br />

Sonne scheint, ist das Gebiet leer.Nur hin<br />

und wieder laufen Arbeiter vorbei. Tatsächlich<br />

sind die wenigstenBesucher des<br />

Hafens tatsächlich Besucher.Für viele ist<br />

der Hafen in erster Linie: der Arbeitsplatz.<br />

Der Arbeitsplatz auf einem Gebiet, das<br />

nie stillsteht. Der Hafen ist 365 Tage, 24<br />

Stunden geöffnet. Für Franz-Josef Grefrath<br />

(61) bedeutet das, immer in Rufb<br />

e-<br />

reitschaft zu sein. Fallsesinseinem großen<br />

Reich mal Probleme gibt.<br />

►Fortsetzung Seite 31


LEBEN &WISSEN 31<br />

Rund 60 Firmen sind im Hafen zu Hause. Dazu gehört auch der Reis-Veredler und Hülsenfrüchteexperte „Müller‘s Mühle“. Seit 1893 hat das Unternehmen seinen<br />

Stammsitz in Gelsenkirchen am Binnenhafen.<br />

Fotos: Wilfried Gerharz<br />

HAFEN GELSENKIRCHEN<br />

Der Hafen Gelsenkirchen ist das<br />

führende Verkehrszentrum der Emscher-Lippe-Region<br />

–inZahlen ausgedrückt<br />

heißt dies:<br />

-Hafengebiet: 1,2 Mio. Quadratmeter<br />

-Wasserfläche: 117 800 Quadratmeter<br />

-Zwei Hafenbecken:<br />

Industriehafen: ca. 900 mal 60 Meter<br />

Handelshafen: ca. 500 mal 75 Meter<br />

-Wassertiefe: 3,75 Meter<br />

-Abladetiefe: 2,80 Meter<br />

-rund 2800 Meter für den Umschlag<br />

ausgebautes Ufer<br />

-Siloraum: ca. 72 360 Quadratmeter<br />

Fläche<br />

-18,4 Kilometer Gleisnetz<br />

-Bahnhof Gelsenkirchen-Hafen<br />

-Freilagerflächen: 148 500 Quadratmeter<br />

-gedeckte Lagerfläche: 93 090<br />

Quadratmeter<br />

-Tankraum: 280.000 Kubikmeter<br />

-sonstige bebaute Flächen: 271 000<br />

Quadratmeter<br />

Wie eine eigene<br />

kleine Stadt<br />

Im Binnenhafen in Schalke-Nord gibt esdrei Themen: Politik, Arbeit, S04.<br />

Grefrath ist Mitarbeiter seit<br />

1979. Erkennt jeden Winkel,<br />

jede Ecke, jeden Firmenchef.<br />

Der Hafen ist<br />

sein zweites Zuhause. Bevor<br />

Grefrath seine Arbeit dort anfing,<br />

kannte er nicht einmal den Hafen. „Ich<br />

bin ständig die Straße entlanggefahren<br />

ohne zu wissen, was sich dahinter verbirgt“,<br />

sagt er.Heutedreht er mindestens<br />

einmal am Tagmit seinem Auto eine Runde<br />

durch den Hafen und überprüft, dass<br />

alles läuft. Um zu Fußzugehen, fehlt ihm<br />

meist die Zeit. „Dafür haben wir einen<br />

Hafenmeister“, sagt Grefrath.<br />

Am Hafen selbst hat sich in diesen 38<br />

Jahren nicht viel verändert. Mal ging<br />

eine Firma, mal kam eine andere hinzu.<br />

Mal wurde neu gebaut, mal abgerissen,<br />

mal erneuert, mal mussten eine Grünfl<br />

ä-<br />

che oder das Strandbad weichen. Heute<br />

darfimHafen nicht mehr geschwommen<br />

werden –trotzdem hat sich die DLRG<br />

dort niedergelassen. Falls doch mal jemand<br />

von der anderen Seite ins Wasser<br />

springt und gerettet werden muss.<br />

Einen Container-Terminal gibt es trotz<br />

der großen Umschlagszahl bis heute<br />

nicht. Der Grund: Der Platz reicht nicht<br />

mehr. „Wir sind voll“, sagt Grefrath.<br />

Der Grundriss ist geblieben, trotzdem ist<br />

am Hafen immer wasimGange. Als einer<br />

der ersten Häfen in Deutschland wurde<br />

der Gelsenkirchener Hafen komplett mit<br />

Glasfaser ausgestattet.<br />

Im Gegensatz dazu steht die 103 Jahre<br />

alte Eisenbahnstrecke. Die Lokomotive<br />

fährt noch. Ihre Schiene verläuft quer<br />

durchs Hafengebiet. Sven Neunzig (36)<br />

fing im Jahr 2014 als Lokführer im Hafen<br />

an –genau 100 Jahre nach der Eröffnung.<br />

Vorher warerals „normaler“ Lokomotivführer<br />

bundesweit unterwegs. „Die<br />

Deutschlandreise war nicht mehr so<br />

meins. Ich wollte feste Zeiten und einen<br />

festen Standort“, sagt er.<br />

Heute transportiert Neunzig Waggons<br />

„die letzteMeile“ zum Hafen und andersherum<br />

nach Gelsenkirchen-Bismarck –<br />

mit einer Geschwindigkeit von24km/h.<br />

„Das sind circa 30 Kilometer pro<br />

Schicht“, schätzt er.Langweilig findet er<br />

das nicht. „Kein Tagist wie der andere.<br />

Es gibt auch oft Störungen.“ Gearbeitet<br />

wird imDuo: Einer steuert die Lok, der<br />

andere ist Rangierer. Das Verhältnis ist<br />

gut. „Das ist eine eigene kleine Familie.“<br />

Auf dem hinteren Fenster der Eisenbahn<br />

klebt ein Sticker des Fußballvereins FC<br />

Schalke.<br />

Für die meisten Mitarbeiterist das Ausleben<br />

der Liebe zum Fußball-Verein ein<br />

Muss. Nicht für Neunzig. „Ich habe mehr<br />

Durchblick bei Strickmustern“, sagt er<br />

und lacht. Er schaut seiner Frau dabei oft<br />

zu. Wenn es um Fußball und den FC<br />

Schalkegeht, klinkt er sich lieber aus. „Ich<br />

halte einfach den Kopf aus dem Fenster.“<br />

In den knapp drei Jahren, die Neunzigim<br />

Hafen arbeitet, hat sich nur eins verändert:<br />

„der Betreiber des Imbisses“. Es ist<br />

die einzigeGastronomie am Hafen –mehr<br />

braucht es auch nicht. Kaffee und wechselnder<br />

Mittagstisch für die Mitarbeiter.<br />

Andere Besucher verirren sich eh kaum<br />

hierher. Im Oktober haben Wiebke<br />

Sönnichsen (50) und ihr Lebensgefährte<br />

den „Hafenimbiss“ übernommen. „Mein<br />

Lebensgefährteist früherselbsthieressen<br />

gegangen“, erzählt sie. Nachdem die früherenBesitzer<br />

in Rentegingen, übernahmen<br />

sie das kleine Häuschen zentral im<br />

Hafengebiet.<br />

Ihre Kunden sind die Mitarbeiter der Firmen.<br />

Viele gehen schon jahrelang im<br />

„Hafenimbiss“ ein und aus. Man duzt<br />

sich. „Vom Aufnehmen her hat das nicht<br />

langegedauert“, sagt Sönnichsen.Hauptthemensind<br />

hier: Politik, die Arbeit –und<br />

natürlich der FC Schalke 04.<br />

Eigentlich öffnet der Imbiss erst um 6Uhr,<br />

um 5.15 Uhr stehen jedoch die ersten<br />

Stammgästevor der Tür,umihren ersten<br />

Kaffee noch vorArbeitsbeginn zu bekommen.<br />

„Kaffee ist ein Menschenrecht hier“,<br />

sagt Sönnichsen. Und wenn dasKleingeld<br />

ihrer Kunden mal nicht reicht, „habe ich<br />

einen geduldigen Kugelschreiber“.<br />

Christina Schreur<br />

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Geld & Geschäft: Indexpolicen<br />

stehen hoch im Kurs Seite 17<br />

DIE WIRTSCHAFT<br />

Im Bann der Abschotter<br />

Die USA und Großbritannien verweigern sich zunehmend dem globalen Handel. Präsidentenwechsel<br />

und Brexit drohen auch die Unternehmen im Münsterland in Mitleidenschaft zu ziehen.<br />

Der neue DonaldTrumpbautHan-<br />

die britische<br />

US-Präsident<br />

delsmauern, Regierungbereitett<br />

den Brexit vor, und die<br />

wird<br />

türkische unberechenbarer.<br />

Politik zunehmend die<br />

UnternehmenimMüns-<br />

immer<br />

Auch terland stärker die Auswirkungen<br />

globaler Turbulenzen<br />

auf ihr Geschäft.<br />

Es geht um<br />

mehrere Mil-<br />

liarden Euro<br />

Auslandsumsatz.<br />

Allein in<br />

USA,<br />

spüren die drei Großbritannien und Tür-<br />

kei, die alle in politischen<br />

Turbulenzen stecken, ex-<br />

Unternehmenn<br />

Länder portieren aus dem Bezirk der In-<br />

und Handels-<br />

dustrie- Nord<br />

kammer in Münster<br />

(IHK) Westfalen Waren tungen im Wert von über<br />

3,6 Milliarden Euro. Wie<br />

Prof. Dr. Bodo Risch,<br />

stellvertretender IHK-Hauptgeschäfts-<br />

Hauptgeschäftsführer,<br />

dieser Zeitung erklärte, erreicht<br />

allein der Export von rund 500 Betrieben<br />

aus dem Münsterland und der Emscher-<br />

Lippe-Region in das Brexit-Land Großbritannien<br />

ein jährliches Volumen von 1,6<br />

MilliardenEuro. In denUSA, woder neue<br />

Präsident Donald Trump täglich für neue<br />

wirtschaftspolitische Unruhe sorgt, erreichte<br />

der Wert der Geschäfte aus der<br />

und Dienstleis-<br />

Münster | Münsterland<br />

Region im vergangenen Jahr einen Wert<br />

von 1,5 Milliarden Euro.<br />

Allerdings spiele bei den münsterländischen<br />

Ausfuhren in die USA der Maschinenbau<br />

eine große Rolle, so Risch. „Diese<br />

Branche steht bei der Abschottungspolitik<br />

Trumps nicht so im Fokus.“ Der stellvertretende<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

sieht in dieser Branche vor allem auch<br />

deshalb einen Zwang zum Einkauf ländischen Know-hows, „weil der USaus-<br />

Maschinenbau antiquiert ist“.<br />

Hinzu kommen für die heimischen Exporteure<br />

politischen Unsicherheiten in<br />

einigen europäischen Nachbarländern –<br />

etwa in Frankreich und den Niederlanden,<br />

wo rechte Kandidaten bei den Präsidenten-<br />

bzw. Parlamentswahlen eine be-<br />

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Ausgabe 1/2017<br />

„Ein dynamisches Jahr“<br />

Statistisches Bundesamt bewertet die Wirtschaftsleistung positiv<br />

DiedeutscheWirtschafthatEnde<br />

2016zualtemSchwungzurückgefunden.NacheinerDelleimSommer<br />

zog die Wirtschaftsleistung<br />

vonOktoberbisDezemberum0,4<br />

Prozent gegenüberdemdritten<br />

Quartalan, wie das Statistische<br />

Bundesamt jetzt in Wiesbaden<br />

mitteilte.<br />

Befl<br />

vom Konsum<br />

und größte<br />

fügelt vom Bauboom<br />

wuchs Volkswirtschaftdamitso<br />

stark wie der Euroraum<br />

insgesamt.ImdrittenQuartalwardas<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich<br />

Europas 4 198869 002009<br />

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um0,1Prozentgestiegen.ImGesamtjahrstandeinkräftigesPlusvon1,9<br />

Prozent. Es wardasstärksteWachs-<br />

tumseitfünfJahren.FürdiesesJahr<br />

sindÖkonomenzuversichtlich,siesehenallerdingsgroßepolitischeUnsicherheiten.<br />

„Das gute vierte Quartal setzt den<br />

Schlusspunkthintereindynamisches<br />

Jahr 2016. Deutschlandistspürbar<br />

schnellergewachsenalsimlangfristigen<br />

Durchschnitt“, erklärte KfW<br />

-<br />

Chefv<br />

olkswirt Jörg Zeuner. Viele<br />

internationaleTurbulenzenseienwegen<br />

der starken Binnenwirtschaft<br />

kaumaufDeutschlanddurchgeschlagen.<br />

AbgehängtwurdeEuropasKonjunk-<br />

turlokomotivezumJahresendeunter<br />

anderemvonSpanien (plus0,7Pro-<br />

zent)unddenNiederlanden(plus0,5<br />

Prozent). Im Gesamtjahrwuchsdas<br />

BIP in denNiederlandenkräftigum<br />

2,1Prozent.DieRegierungkanngute<br />

NachrichtenrundvierWochenvor<br />

derParlamentswahlgebrauchen.Die<br />

französischeWirtschaftgewannvor<br />

demWahljahrebenfallsanSchwung<br />

undlegteEnde2016um0,4Prozent<br />

zu.<br />

InDeutschlandtrugennachvorläufigenDatenderStatistikerdieKaufl<br />

fust<br />

derBundesbürgerunddieAusgaben<br />

desStaatesmaßgeblichzumWachs-<br />

tum Ende 2016 bei. Der habe<br />

seine Konsumausgabendeutlicher-<br />

höht, erklärtedieBehörde.<br />

ImVorjahresvergleichlegtedaspreisbereinigteBIPvonOktoberbisDezemberum1,2Prozentzu.Fürdieses<br />

JahrhatdiedeutscheWirtschaftnach<br />

AngabenderStatistikerbereitsein<br />

Plusvon0,5Prozentsicher.<br />

dpa<br />

NÄCHSTE AUSGABE<br />

26.9.2017<br />

Der<br />

Anzeigenschluss<br />

ist am 8.9. 2017<br />

OFFEN GESAGT<br />

Vielfalt kann<br />

schützen<br />

drohlich starke Zustimmung erwarten<br />

können. Das trifft dann sogar das münsterländische<br />

Handwerk: Es gebe vor allem<br />

enge geschäftliche Kontakte in die<br />

Niederlande, berichtete der Pressesprecher<br />

der Handwerkskammer Münster,<br />

Michael Hoffmann.<br />

►Fortsetzung auf Seite 2<br />

uch<br />

A en die politischen Turbu-<br />

Ideen alleine verändern nichts.<br />

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am Münsterland gelenzen<br />

in wichtigen Handelsnationen<br />

wie den USA und Großbritannien<br />

nicht vorbei. Milliardenschwere<br />

Exportvolumina<br />

verbinden die Region mit den<br />

Krisenländern.<br />

Doch im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Gegenden Deutschlands<br />

hat das Münsterland<br />

einen gewaltigen Vorteil: Die<br />

Hidden Champions, die es in<br />

der Region in großes Zahl gibt,<br />

sind auf dem Weltmarkt in<br />

ihren Sparten überlegen.<br />

Auch US-Präsident Trump dürfte<br />

seinem Land diese Waren<br />

nicht vorenthalten wollen und<br />

deshalb hier von Zöllen absehen.<br />

Außerdem steht China als alternativer<br />

Markt zur Verfügung.<br />

Auch wenn die dortige<br />

Wirtschaft nicht mehr ganz so<br />

stark wächst wie in der Vergangenheit,<br />

wird sich die<br />

Volksrepublik – vor allem auch<br />

wegen Trumps Abschottungspolitik<br />

– zunehmend zur führenden<br />

ökonomischen Macht<br />

der Welt entwickeln.<br />

Die Wirtschaft im Münsterland<br />

hat in der Vergangenheit immer<br />

wieder ihre hohe Flexibilität<br />

unter Beweis gestellt. Basis<br />

für diese schnelle Reaktionsfähigkeit<br />

ist vor allem die mittelständische<br />

Struktur der regionalen<br />

Betriebe. Großkonzerne<br />

erweisen sich hingegen in der<br />

Regel als schwerer lenkbare<br />

Kolosse – können sich somit<br />

auch auf politische Umbrüche<br />

nur verspätet einstellen.<br />

Jürgen Stilling<br />

Porsche Zentrum Münster<br />

PZ MünsterKnubelGmbH & Co. KG<br />

WeselerStraße693<br />

48163Münster<br />

Tel.: + 49 251 97109-0 · Fax: -14<br />

www.porsche-muenster.de

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