Altlandkreis Ausgabe September/Oktober2017 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
Der Höhlenforscher von Wurmansau - Max Kriesmair auf der Roten Couch: ein Leben für die Blasmusik - Rosstag in Burggen - Konstanter Mitgliederzuwachs beim Alpenverein - Auerberg Klassik: das legendäre Auerbergrennen wird wiederbelebt - Deutschlands älteste Binnensee-Segelschule - Flugtag in Paterzell - Peitinger Polizist berichtet vom G-20-Gipfel in Hamburg - Geigen und Celli aus Peißenberg für die besten Musiker der Welt - Bulldogwallfahrt auf den Hohen Peißenberg - Ralf Bornheber, der Flugzeug-Prüfer - Theorie und Praxis beim Kutschenführerschein - Valentin Üffing: Balletttänzer aus Leidenschaft - Flüchtlinge in der Handwerksausbildung u.v.m.
Der Höhlenforscher von Wurmansau - Max Kriesmair auf der Roten Couch: ein Leben für die Blasmusik - Rosstag in Burggen - Konstanter Mitgliederzuwachs beim Alpenverein - Auerberg Klassik: das legendäre Auerbergrennen wird wiederbelebt - Deutschlands älteste Binnensee-Segelschule - Flugtag in Paterzell - Peitinger Polizist berichtet vom G-20-Gipfel in Hamburg - Geigen und Celli aus Peißenberg für die besten Musiker der Welt - Bulldogwallfahrt auf den Hohen Peißenberg - Ralf Bornheber, der Flugzeug-Prüfer - Theorie und Praxis beim Kutschenführerschein - Valentin Üffing: Balletttänzer aus Leidenschaft - Flüchtlinge in der Handwerksausbildung u.v.m.
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<strong>für</strong> die Stimmung der Geigen und<br />
Celli zuständig ist, während sich<br />
Peter Moes verstärkt um die langwierigen<br />
Hobel- und Stecharbeiten<br />
am edlen Holz kümmert.<br />
Yo-Yo Ma und Hilary Hahn, mit die<br />
berühmtesten und preisgekröntesten<br />
Streicher der Welt, sind nur<br />
zwei Stars der Szene, die unter<br />
anderem mit Cello und Geige von<br />
Peter und Wendela Moes Konzerte<br />
spielen und bestsellerverdächtige<br />
CDs aufgenommen haben. Weil<br />
„Moes & Moes“, so der offizielle<br />
Firmenname, tatsächlich jedes<br />
Instrument komplett von Hand fertigen,<br />
ist jedes Werk ein absolutes<br />
Unikat. Laut Wendela Moes müsse<br />
das auch so sein.<br />
200 Arbeitsstun<strong>den</strong><br />
pro Instrument<br />
Allein des Materials wegen könne<br />
man nicht strikt nach einem bestimmten,<br />
immer wiederkehren<strong>den</strong><br />
Rezept vorgehen. Sie spricht<br />
von unterschiedlicher Dichte und<br />
Struktur des aus Südtirol oder<br />
Bosnien bezogenen Holzes, das<br />
sich unterschiedlich bearbeiten<br />
und biegen lässt, demnach auch<br />
unterschiedlich klingt.<br />
Doch bis zum Klang ist es ein langer<br />
Weg: Rund 200 Arbeitsstun<strong>den</strong><br />
pro Instrument, aufgeteilt in<br />
derart viele Arbeitsschritte, dass<br />
sich das Ehepaar schwer tut, eine<br />
konkrete Zahl zu nennen. Grob<br />
betrachtet bringen sie in zwölf<br />
Schritten rund 70 Teile in Einklang,<br />
bis Geige oder Cello spielbereit<br />
sind. Zunächst wird gezeichnet<br />
und konstruiert. Anschließend ein<br />
Formbrett hergestellt, um das die<br />
nur ein Millimeter dünnen Seitenwände<br />
angeschmiegt wer<strong>den</strong>.<br />
Fixiert wer<strong>den</strong> diese mittels Leim<br />
an stabileren Holzklötzen. Parallel<br />
wird der Zargenkranz gefertigt,<br />
der Mittelbogen angeleimt, ehe<br />
es an die gewölbten Teile, Bo<strong>den</strong><br />
und Decke, geht. Die wer<strong>den</strong><br />
aus zunächst dickeren Holzpatten<br />
durch sogenanntes Stechen (eine<br />
Art Meißeln) immer<br />
dünner gemacht<br />
und abschließend<br />
glattgehobelt. Zwischendrin<br />
wird die<br />
Schnecke, der Kopf<br />
der Geige, produziert,<br />
es wer<strong>den</strong><br />
Einlagen zur Zierde<br />
eingearbeitet,<br />
F-Löcher <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Klang aus der Decke<br />
herausgeschnitten,<br />
das komplette<br />
Instrument lackiert<br />
und – wenn alle<br />
anderen Feinheiten<br />
vollbracht sind – das<br />
Instrument mit Saiten<br />
bespannt und<br />
gestimmt. „Unsere<br />
Instrumente zeichnet<br />
aus, dass sie<br />
sehr breitbandig<br />
und ausdrucksstark<br />
gespielt wer<strong>den</strong> können“, sagt<br />
Wendela Moes. <strong>Das</strong> funktioniere<br />
nur mit größter Erfahrung, ausgesprochenem<br />
handwerklichen<br />
Geschick und eben perfektem Musikgehör.<br />
„Sogar das Lackieren ist<br />
ganz entschei<strong>den</strong>d <strong>für</strong> <strong>den</strong> Klang“,<br />
sagt Wendela Moes, die auch immer<br />
wieder mal Besuch von renommierten<br />
Geigern aus bekannten<br />
Philharmonien wie München,<br />
Berlin oder der Schweiz bekommt,<br />
um deren oft Jahrhunderte alten<br />
Instrumente klanglich wieder in<br />
Form zu bringen.<br />
„Nichts wisst ihr,<br />
weniger als nichts“<br />
Alte, edle Geigen und Celli wieder<br />
auf Vordermann bringen war<br />
viele Jahre das Kerngeschäft von<br />
Peter und Wendela Moes, die nach<br />
ihrer Ausbildung in Mittenwald bei<br />
einem der besten Geigen-Restauratoren<br />
überhaupt anfangen<br />
durften – Hans Weisser, der seine<br />
Werkstätte mitten in Hollywood<br />
hatte. Seine ersten Worte an das<br />
damals junge Ehepaar: „Glaubt<br />
Jung und erfolgreich: Peter und Wendela Moes<br />
in ihrem damaligen New Yorker Geschäft.<br />
nicht, weil ihr in Mittenwald wart,<br />
dass ihr irgendwas wisst. Nichts<br />
wisst ihr, weniger als nichts. Ihr<br />
müsst viel vergessen.“ Trotzdem<br />
erkannte ihr Lehrmeister vom ersten<br />
Tag das herausragende Talent<br />
der bei<strong>den</strong>, die sich rasch zu <strong>den</strong><br />
Stärksten ihres Faches entwickelten<br />
und in der Folge ein eigenes<br />
Geschäft mitten in New York aufmachten.<br />
Der Rummel dort war<br />
groß, zum Restaurieren und Geigenbau<br />
kam ein Instrumentenvertrieb<br />
hinzu. „Irgendwann war<br />
uns das alles zu viel, wir haben<br />
kaum noch Zeit gefun<strong>den</strong>, unserer<br />
eigentlichen Lei<strong>den</strong>schaft,<br />
Geigen bauen und restaurieren,<br />
nachzukommen“, sagt Wendela<br />
Moes, die gemeinsam mit ihrem<br />
Ehemann die grenzenlose Stille in<br />
ihrem Peißenberger Bauernhaus<br />
umso mehr zu schätzen weiß. Und<br />
auch die kommen<strong>den</strong> Jahre die<br />
mit wertvollsten Geigen und Celli<br />
dieser Welt herstellen möchten.<br />
„Denn der Beruf des Geigenbauers<br />
ist eine Berufung ohne Altersbegrenzung“,<br />
sind sich die bei<strong>den</strong><br />
einig.<br />
Js<br />
september / oktober 2017 | 45