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WIRTSCHAFT+MARKT 05/2017

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28. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

THÜRINGEN +<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

BUNDESTAGSSERIE<br />

Wie engagiert war<br />

Ihr Abgeordneter?<br />

EXKLUSIV<br />

Stanislaw Tillich erklärt<br />

den Investitionsboom<br />

REPORT<br />

Neue Regelungen<br />

für Leiharbeit<br />

IMMOBILIENMARKT<br />

Höhere Mieten,<br />

weniger Leerstand<br />

AUTO<br />

Die Lieblinge der<br />

Dienstwagenfahrer<br />

Merkels Bilanz<br />

1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0<br />

4<br />

0 5 >


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EDITORIAL | 3<br />

Die<br />

wichtigste Wahl<br />

des Jahres<br />

Ihr Unternehmen.<br />

Ihre Zukunft.<br />

Ihr Magazin.<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

kh@wirtschaft-markt.de<br />

Foto: Torsten George, Titelfotos: egorkeon/Shutterstock.com, shekularaz/fotolia.com<br />

Am 24. September werden die politischen<br />

Weichen in Deutschland<br />

für die kommenden vier Jahre<br />

neu gestellt. Alle wahlberechtigten Bundesbürger<br />

sind an diesem Tag aufgerufen,<br />

einen neuen Bundestag zu wählen.<br />

Im Vorfeld des wichtigsten Urnengangs<br />

dieses Jahres stellen sich viele Fragen:<br />

Bleibt Angela Merkel (CDU) unangefochten<br />

Deutschlands Kanzlerin? Oder gibt es<br />

noch einen unerwartet erfolgreichen Endspurt<br />

des über Monate glücklosen SPD-<br />

Herausforderers Martin Schulz? Bleibt es<br />

nach der Wahl bei einer Großen Koalition?<br />

Oder schaffen die Liberalen ein doppeltes<br />

Comeback – den Wiedereinzug in den<br />

Bundestag und gleichzeitig die Rückkehr<br />

in die Bundesregierung? Für viele Menschen<br />

in Ostdeutschland sind allerdings<br />

nicht nur die großen bundespolitischen<br />

Rochaden von Interesse. Sie wollen wissen:<br />

Wie wird sich die neue Bundesregierung<br />

um die neuen Bundesländer kümmern?<br />

Wird es auch künftig die dringend<br />

notwendigen Impulse aus Berlin geben,<br />

die eine schrittweise Angleichung der Lebensverhältnisse<br />

in Ost und West ermöglichen?<br />

Verlässliche Antworten kann es<br />

erst nach der Wahl am 24. September<br />

geben.<br />

Dennoch lassen sich Tendenzen schon<br />

heute erkennen, denn eine Vielzahl der<br />

politischen Akteure, die für den 19. Deutschen<br />

Bundestag kandidieren, trug und<br />

trägt bereits in der zu Ende gehenden Legislaturperiode<br />

Verantwortung. Sollten<br />

Sie eine Orientierung benötigen, lesen<br />

Sie bitte den vierten Teil unserer Bundestagsbilanz-Serie<br />

(ab Seite 42) und die Berichterstattung<br />

in unseren drei vorausgegangenen<br />

Ausgaben. Seit Februar <strong>2017</strong><br />

hat das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

die Arbeit der ostdeutschen Bundestagsabgeordneten<br />

auf den Prüfstand gestellt.<br />

Wir fragten: „Was haben Sie konkret für<br />

die regionale Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis<br />

in der zu Ende gehenden Wahlperiode<br />

geleistet?“ 145 der insgesamt 160<br />

Parlamentarier legten in unserem Magazin<br />

ihre persönliche Bilanz dar. Die Lektüre<br />

lohnt sich, denn es ist höchst interessant,<br />

wie facetten- und einfallsreich viele<br />

Volksvertreter bei der Lösung von wirtschaftlichen<br />

und Infrastrukturproblemen<br />

vor Ort mit angepackt haben.<br />

Auch die Titelgeschichte der vorliegenden<br />

Ausgabe (ab Seite 28) bewegt sich<br />

bewusst auf den Wahltag zu. Wir analysieren,<br />

wie sich die Wirtschaftspolitik<br />

der scheidenden Bundesregierung<br />

auf die neuen Bundesländer ausgewirkt<br />

hat. Dazu stellen Unternehmer sowie<br />

Präsidenten und Geschäftsführer von<br />

Unternehmer- und Wirtschaftsverbänden<br />

der Merkel-Regierung ein Arbeitszeugnis<br />

aus.<br />

Am 24. September sind Sie dann an der<br />

Reihe: Entscheiden Sie mit darüber, wer<br />

künftig auf Bundesebene das Sagen hat.<br />

Eine hohe Wahlbeteiligung in den neuen<br />

Ländern dürfte als Signal verstanden<br />

werden, dass auch die nächste Bundesregierung<br />

eine besondere Verantwortung<br />

gegenüber Ostdeutschland hat.<br />

W+M<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAG AZIN<br />

wirtschaft-markt.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Merkels Bilanz..................................28<br />

W+M AKTUELL<br />

Nachrichten............................................................... 6<br />

W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />

Umfrage: Nach Trumps Klima-Ausstieg und vor<br />

der Bundestagswahl: Welche Zukunft hat die<br />

Energiewende in Deutschland? ..............................10<br />

enviaM-Vorstandschef Tim Hartmann<br />

im Interview.............................................................14<br />

W+M SCHWERPUNKT SACHSEN<br />

Report: Erzgebirge ist wieder Erzabbaugebirge......16<br />

Interview: Ministerpräsident Stanislaw Tillich<br />

spricht über milliardenschwere Ansiedlungen,<br />

Pegida und die Bedeutung der Braunkohle.............18<br />

Ostdeutsches Spitzenprodukt:<br />

Sigma Medizin-Technik aus Gelenau...................... 22<br />

28<br />

Titelthema<br />

Zeugnis für Merkels „Ostpolitik“<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Ostdeutschland: Immobilienmarkt –<br />

höhere Mieten, weniger Leerstand........................ 24<br />

Ostdeutschland:<br />

Neue Regelungen für Leiharbeit............................. 26<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Report: Aufschwung Ost für Merkel...................... 28<br />

Zeugnis für die Bundesregierung ........................... 30<br />

Kommentar: Vier Jahre Große Koalition.<br />

Was hat sie für Ostdeutschland gebracht? ............ 32<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 5/<strong>2017</strong><br />

Redaktionsschluss: 14.08.<strong>2017</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-00<br />

Fax: 030 5<strong>05</strong>638-21<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-55<br />

fn@wirtschaft-markt.de<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-86, kh@wirtschaft-markt.de<br />

18<br />

Im Interview<br />

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich<br />

über milliardenschwere Ansiedlungen,<br />

Pegida und die Bedeutung der Braunkohle<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-89,<br />

jp@wirtschaft-markt.de<br />

Autoren: Dr. Hans-Ulrich Conrad, Katrin Kleeberg,<br />

Harald Lachmann, Rudolf Miethig, Matthias Salm<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung: Christiane Schattner,<br />

Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-74, cs@wirtschaft-markt.de<br />

Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />

Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-72, kw@wirtschaft-markt.de<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />

Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />

(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />

(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional, W+M<br />

Exklusiv und dem Online-Magazin W+M Kompakt)<br />

60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: Matthias Rietschel/Sächsische Staatskanzlei (oben), W+M (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


W+M INHALT | 5<br />

Digitalisierung: Stau auf der ostdeutschen<br />

Datenautobahn ....................................................... 34<br />

W+M POLITIK<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum: Warum die<br />

Digitalisierung alternativlos ist. Debattenbeiträge<br />

der OWF.Partner Estland, Hasso-Plattner-Institut<br />

und Investitionsbank des Landes Brandenburg ..... 38<br />

24<br />

Länderreport<br />

Immobilienmarkt – höhere Mieten, weniger Leerstand<br />

W+M Serie: Bundestagsbilanz – Wie haben sich die<br />

Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

um Unternehmen und Jobs bemüht?..................... 42<br />

W+M RATGEBER<br />

Recht: Urteile für Unternehmer ............................. 49<br />

Management: Überleben im Hamsterrad .............. 50<br />

Auto: Kombi – Liebling der Dienstwagenfahrer ..... 52<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur ........................................... 54<br />

W+M NETZWERK<br />

Schloss Wackerbarth: Portugiesische Romantik<br />

in Sächsischen Weinbergen ................................... 55<br />

Warnemünde: Beach Polo am Ostseestrand ........ 56<br />

Fotos: Stadt Rostock/Angelika Heim (oben), BMW AG (Mitte), pure-life-pictures/fotolia.com (unten)<br />

Lifestyle<br />

DIE GROSSE<br />

W+M<br />

BUNDESTAGS<br />

BILANZ<br />

52<br />

Kombis – weit mehr als nur eine große (Heck-)Klappe<br />

42<br />

W+M-Bundestagsserie<br />

Die Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen ziehen Bilanz<br />

Potsdam: Brandenburgischer Sommerabend –<br />

ein Fest der Sinne .................................................. 57<br />

Potsdam: Investitionsbank feiert<br />

ein Vierteljahrhundert ............................................. 58<br />

Fleesensee: Unternehmergolf mit Barbecue ......... 59<br />

Rostock: Hanse Sail Business Forum .................... 60<br />

Leipzig: Sächsisches Fachkräftesymposium ......... 61<br />

Berlin: Zu Gast bei der HTW .................................. 61<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 62<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden ................ 64<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister .............................. 66<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial .................................................................... 3<br />

Impressum .............................................................. 4<br />

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen eine Beilage<br />

der Stadt Dessau-Roßlau sowie in Teilen des Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforums <strong>2017</strong> bei. Wir bitten um Ihre<br />

Aufmerksamkeit.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


6 | W+M AKTUELL<br />

APPLE KAUFT TELTOWER FIRMA<br />

Potsdam. Apple hat das in Teltow ansässige<br />

Technologieunternehmen SensoMotoric<br />

Instruments (SMI) übernommen. SMI<br />

wurde Anfang der 90er-Jahre gegründet<br />

und entwickelt Anwendungen für das<br />

computergestützte Sehen, sogenannte<br />

Eye-Tracking-Systeme. Apple könnte<br />

die Technologie im iPhone sowie in Notebooks<br />

und Bildschirmen einsetzen.<br />

SALEG NEUE IB-TOCHTER<br />

Magdeburg. Bereits zum Jahreswechsel<br />

hat die Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />

(IB) die mehrheitlichen Anteile an der<br />

Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft<br />

mbH (SALEG) erworben.<br />

Ende Juni tagte der Aufsichtsrat in<br />

neuer Konstellation. Erneut wurde Finanz-<br />

Staatssekretär Dr. Klaus Klang zum Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

gewählt, zum Stellvertreter<br />

IB-Chef Manfred Maas. Die Förderbank<br />

des Landes hält nunmehr knapp<br />

68 Prozent an der Landesentwicklungsgesellschaft<br />

und hat damit die Anteile<br />

der NORD/LB und des Sparkassenbeteiligungsverbands<br />

Sachsen-Anhalt übernommen.<br />

Die SALEG unterstützt sowohl private<br />

als auch öffentliche Bauherren und Stif-<br />

Grundsteinlegung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem Daimler-Vorstandsvorsitzenden<br />

Dieter Zetsche (2. v. l.), dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (M.) sowie<br />

Mercedes-Benz-Bereichsvorstand Markus Schäfer (l.) und ACCUmotive-Geschäftsführer<br />

Frank Blome (r.).<br />

DAIMLER BAUT BATTERIEFABRIK<br />

tungen sowie Städte und Gemeinden bei<br />

der Entwicklung und Gestaltung der gebauten<br />

und ungebauten Umwelt.<br />

SACHSEN BRAUCHT 1.000 NEUE CHEFS<br />

Dresden. Sächsische Unternehmer tun sich<br />

schwer mit der Frage, wann der geeignete<br />

Zeitpunkt für eine Betriebsnachfolge ist.<br />

Das geht aus einer aktuellen Studie hervor,<br />

die Industrie- und Handelskammern sowie<br />

Handwerkskammern des Freistaates und<br />

des Landesverbandes der Freien Berufe in<br />

Kamenz. Die Daimler AG errichtet in<br />

Kamenz ihre zweite Produktionsstätte<br />

für Lithium-Ionen-Batterien, die mit<br />

modernsten Anlagen und Technologien<br />

im Bereich Industrie 4.0 Maßstäbe<br />

setzen soll. Neben Batterien für E-<br />

und Plug-in-Hybridfahrzeuge werden<br />

Batterien für die stationären Mercedes-Benz-Energiespeicher<br />

sowie für<br />

48-Volt-Systeme produziert.<br />

Auftrag gegeben hatten. Laut der Erhebung<br />

haben 72 Prozent der hierzu befragten Firmeninhaber<br />

noch keine konkreten Pläne für<br />

ihre Nachfolge – und das, obwohl ein Drittel<br />

schon jenseits der 65 Jahre ist. Insgesamt<br />

hatten sich im Herbst 2016 und in diesem<br />

Frühjahr 2.764 sächsische Seniorunternehmer<br />

an der Studie beteiligt. 28 Prozent von<br />

ihnen sehen es dabei „als große Herausforderung,<br />

den Richtigen für die Übernahme<br />

des eigenen Betriebs zu finden“. Ein<br />

Drittel der Chefs hofft, dass die Firma früher<br />

oder später familienintern weitergeführt<br />

Berlin Capital Club<br />

NETZWERK IN MOSKAU<br />

Der Moscow Capital Club im<br />

Central House of Literators.<br />

Der Berlin Capital Club gehört dem weltweiten<br />

IAC-Netzwerk an, welches den<br />

Mitgliedern Zutritt zu fast 250 Clubs in<br />

den schönsten Metropolen bietet, wie<br />

auch seit neustem zum Moscow Capital<br />

Club.<br />

Als Räumlichkeit für den exklusiven Club<br />

wurde das Central House of Literators<br />

in Moskau gewählt. Die Villa blickt auf<br />

130 Jahre bewegte Geschichte zurück<br />

und überdauerte mehrere Epochen, Generationen<br />

und wechselnde Staatsoberhäupter.<br />

Im April <strong>2017</strong> wurde der Moscow Capital<br />

Club mit der Grand Opening Gala, welcher<br />

mehr als 400 Mitglieder und Gäste<br />

aus Entscheidern der russischen Wirtschaft<br />

und Politik als auch Künstler und<br />

Wissenschaftler beiwohnten, eröffnet.<br />

Für die kulinarischen Genüsse im Club<br />

ist Spitzenkoch Anatoly Komm, der einzige<br />

russische Küchenchef, dessen Restaurant<br />

im Guide Michelin gelistet ist, verantwortlich.<br />

Die CCA International, ehemaliger Betreiber<br />

des erfolgreichen Monolith Family<br />

City Club in Moskau, wurde als Management-Gesellschaft<br />

verpflichtet. Zahlreiche<br />

Mitglieder des Berlin Capital Club<br />

nutzten bereits die Gelegenheit, den Club<br />

sowohl geschäftlich als auch privat zu besuchen.<br />

www.berlincapitalclub.de<br />

www.moscowcapitalclub.com<br />

Foto: Deutsche ACCUmotive GmbH & Co. KG (oben), Moscow Capital Club (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 7<br />

Foto: VW<br />

wird, knapp jeder Vierte will extern auf die<br />

Suche gehen. Laut Hans-Joachim Kraatz,<br />

Präsident des Landesverbandes der Freien<br />

Berufe, scheitert dies unter anderem daran,<br />

dass die möglichen Nachfolger zu selten zu<br />

den freien Unternehmen passen. Überdies<br />

sieht er bei potenziellen Jungunternehmern<br />

ein Mentalitätsproblem bezüglich der Work-<br />

Life-Balance. Laut der Erhebung stehen in<br />

Sachsen jährlich 1.000 Betriebe aus Altersgründen<br />

vor einem Stabwechsel.<br />

BOTSCHAFTER FÜRS ERZGEBIRGE<br />

Annaberg-Buchholz. Drei weitere Unternehmer<br />

wurden Ende Juni im Rahmen<br />

der „Summer Lounge der Wirtschaft“ von<br />

Landrat Frank Vogel (CDU) und dem Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />

GmbH Matthias Lißke zu „Botschaftern<br />

des Erzgebirges“ ernannt. Es handelt<br />

sich um Dirk Klädtke, Geschäftsführer der<br />

Metallverarbeitung Klädtke GmbH in Hohndorf,<br />

Benjamin Unger, Geschäftsführender<br />

15-MILLIONSTER<br />

VW-MOTOR<br />

Chemnitz. Der 15-millionste in Sachsen<br />

gefertigte VW-Motor seit dem Produktionsstart<br />

1988 ist am 19. Juni in<br />

Chemnitz vom Band gelaufen. Es handelte<br />

sich um einen Erdgasmotor für<br />

den eco up! Etwa 1.650 Mitarbeiter<br />

stellen täglich rund 3.200 Motoren sowie<br />

4.000 Satz Ausgleichswellen und<br />

weitere Komponenten für Volkswagen,<br />

Audi, Škoda und Seat her.<br />

Gesellschafter des Hotels „Blauer Engel“<br />

und Küchenchef der Restaurants „St. Andreas“<br />

und „Tausendgüldenstube“ in Aue,<br />

sowie Gunter Bindemann, Geschäftsführer<br />

der VSM GmbH Maschinen- und Anlagenbau<br />

und der LaTeBi Lasertechnologie Bindemann<br />

GmbH in Großrückerswalde. Das<br />

Der 15-millionste VW-Motor wird<br />

im Chemnitzer Werk gefertigt.<br />

Trio reiht sich damit ein in den Kreis von<br />

112 engagierten Persönlichkeiten, die offiziell<br />

als Botschafter der Region gewürdigt<br />

werden. Sie alle wirken mit ihren außergewöhnlichen<br />

Leistungen und ihrem Engagement<br />

für das Erzgebirge als Multiplikatoren<br />

und damit als Fürsprecher für die Region.<br />

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8 | W+M AKTUELL<br />

FRAUNHOFER STARK IM OSTEN<br />

Rostock/Potsdam. Für die Fraunhofer-<br />

Gesellschaft gibt es laut Präsident Reimund<br />

Neugebauer „keine Unterschiede<br />

zwischen Ost und West“. Längst habe<br />

eine ganze Reihe der rund 100 Institutsleiter<br />

ihre Wurzeln im Osten: „Die Herkunft<br />

spielt keine Rolle“, versichert Neugebauer,<br />

der selbst Thüringer ist. Fraunhofer<br />

sei „so etwas wie ein Benchmark<br />

für Ost-West-Integration – im Austausch<br />

von Wissen, Führungskräften, Projekten,<br />

Kompetenzen oder Mitarbeitern“.<br />

So eröffnet die Gesellschaft noch dieses<br />

Jahr ein neues Institut in Rostock<br />

und hebt eine Potsdamer Einrichtung<br />

in den Rang eines Instituts. In Erfurt<br />

entsteht ein Projektzentrum für Mikroelektronik,<br />

das eng mit der regionalen<br />

Wirtschaft zusammenarbeiten wird.<br />

Auch in Sachsen plant Fraunhofer noch<br />

<strong>2017</strong> Investitionen von rund 100 Millionen<br />

Euro allein in Mikroelektronik-Labore.<br />

So baut die Gesellschaft in Dresden<br />

ein Institut zu cyber-physischen Systemen<br />

auf und in Leipzig installiert sie<br />

eine Forschungseinrichtung zum Thema<br />

Cybersicherheit. Mit 21 Einrichtungen<br />

– darunter acht Instituten – startete die<br />

Organisation 1992 ihr Engagement in<br />

Ostdeutschland. Seither verdoppelte<br />

sich die Zahl der Institute und Einrichtungen,<br />

und die Mitarbeiterzahl wuchs<br />

auf das Vierfache. Bei Fraunhofer resultieren<br />

70 Prozent der Erträge aus der<br />

Auftragsforschung für die Wirtschaft<br />

und öffentlich finanzierten Forschungsprojekten.<br />

STABILISATOR BÜRGSCHAFTSBANK<br />

Hamburg. Das Institut für Finanzdienstleistungen<br />

(iff) hat die Wirkung der Arbeit<br />

der Bürgschaftsbanken in den neuen<br />

Bundesländern untersucht und kommt<br />

zu einem deutlichen Fazit: Bürgschaftsbanken<br />

stabilisieren die Wirtschaft, verbessern<br />

die ökonomische Situation von<br />

mittelständischen Unternehmen, schaffen<br />

Arbeitsplätze und steigern den volkswirtschaftlichen<br />

Nutzen. Das iff analysierte<br />

für seine Studie interne Statistiken der<br />

Bürgschaftsbanken Berlin, Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen aus den Jahren 1991<br />

bis 2015. Die Ergebnisse wurden nun<br />

erstmalig veröffentlicht. Seit Aufnahme<br />

ihrer Tätigkeit 1991 hätten die fünf untersuchten<br />

Banken etwa 40.000 Kredite<br />

für 32.000 Unternehmen abgesichert<br />

und dadurch Kredite in Höhe von neun<br />

Milliarden Euro ermöglicht. Dadurch wurden<br />

175.000 Arbeitsplätze geschaffen sowie<br />

eine halbe Million Arbeitsplätze gesichert.<br />

ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im Juli <strong>2017</strong><br />

OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT WEITER IM HÖHENFLUG<br />

Nachdem im letzten Monat ein neues Allzeithoch erreicht<br />

wurde, blieb die Stimmung der ostdeutschen Unternehmer<br />

im Juli annähernd auf gleichem Niveau. Der Geschäftsklimaindex<br />

für die gewerbliche Wirtschaft* in Ostdeutschland ging<br />

von 114,7 auf 114,5 Punkte zurück und tendierte damit seitwärts.<br />

Die Befragungsteilnehmer waren mit ihren laufenden Geschäften<br />

zwar nicht mehr ganz so zufrieden wie im Vormonat. Mit Blick auf<br />

die kommenden sechs Monate äußerten sich die Unternehmer<br />

aber etwas zuversichtlicher.<br />

Die Beschäftigungserwartungen der ostdeutschen Unternehmer<br />

stiegen indes spürbar an. Die Betriebe des ostdeutschen Verarbeitenden<br />

Gewerbes erwarteten eine sehr kräftige Ausweitung<br />

der Beschäftigung. Auch im Baugewerbe und im Einzelhandel<br />

hoben die Befragungsteilnehmer ihre Beschäftigungserwartungen<br />

leicht an. Nur im Großhandel ging das Beschäftigungsbarometer<br />

etwas zurück.<br />

Der Geschäftsklimaindex der gewerblichen Wirtschaft in Ostdeutschland<br />

tendierte im Juli auf hohem Niveau seitwärts. Im<br />

Verarbeitenden Gewerbe erreichte die Stimmung ein neues Allzeithoch.<br />

Die befragten Industriebetriebe beurteilten ihre laufenden<br />

Geschäfte so gut wie nie zuvor und ihre Geschäftserwartungen<br />

legten spürbar zu. Im ostdeutschen Baugewerbe sank das<br />

Geschäftsklima dagegen spürbar. Insbesondere die Lageeinschätzungen<br />

der Bauunternehmer gingen im Juli sehr deutlich zurück.<br />

Im ostdeutschen Handel kühlte die Stimmung ebenfalls etwas ab.<br />

Während die Geschäftslage im Großhandel sehr deutlich zurückging,<br />

waren die Geschäftserwartungen der Einzelhändler spürbar<br />

weniger zuversichtlich.<br />

Jannik A. Nauerth und Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

ifo Geschäftsklima<br />

Vormonat 21,4 Juli 21,0<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

Vormonat 3,0 Juli 5,6<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Vormonat 27,3 Juli 30,8<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Vormonat 17,2 Juli 13,3<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Vormonat 11,6 Juli 6,0<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


Freude am Fahren<br />

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Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

1<br />

Business Package mit BMW Navigationssystem Business oder BMW Navigationspaket ConnectedDrive optional erhältlich. 2 Angebot betrifft das BMW Service Inclusive Paket<br />

3 Jahre/40.000 km und gilt nur für Gewerbetreibende, Selbständige und Freiberufler bei Abschluss eines Leasingvertrags für einen BMW 3er Touring zwischen dem 01.07.<strong>2017</strong> und<br />

dem 30.09.<strong>2017</strong>. Betrag inkl. MwSt. und zusätzlich zur monatlichen Leasingrate. Weitere Einzelheiten zu Konditionen sowie Umfang unter www.bmw.de/serviceinclusive.


10 | W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />

Welche Zukunft hat die<br />

Energiewende in Deutschland?<br />

Das Ostdeutsche Energieforum ist<br />

die wichtigste Denkfabrik zur Energiewende<br />

in den neuen Bundesländern.<br />

Alljährlich treffen sich unter Federführung<br />

der Interessengemeinschaft der<br />

Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie der Industrie- und Handelskammer<br />

Leipzig über 350 Teilnehmer<br />

aus Politik, Energiewirtschaft, Wissenschaft<br />

und ostdeutschem Mittelstand,<br />

um über die Umsetzung der Energiewende<br />

zu diskutieren.<br />

Viele drängende Fragen sollen im Rahmen<br />

des Forums, das am 28. und 29. August<br />

<strong>2017</strong> in Leipzig stattfindet, diskutiert werden:<br />

Wie gelingt die Energiewende? Welche<br />

Voraussetzungen müssen geschaffen<br />

werden und wie können die Lasten gerecht<br />

verteilt werden? Welche Aufgaben müssen<br />

gelöst werden, um das deutsche Stromsystem<br />

fit für die Zukunft zu machen?<br />

Im Vorfeld der Veranstaltung bat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> einige Referenten<br />

des Forums um eine Stellungnahme<br />

zu folgender Fragestellung: Nach Trumps<br />

Klima-Ausstieg und vor der Bundestagswahl.<br />

Welche Zukunft hat die Energiewende<br />

in Deutschland?<br />

Hartmut Bunsen<br />

Sprecher der Interessengemeinschaft der<br />

Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie Präsident des<br />

Unternehmerverbandes Sachsen e. V.<br />

Der Ausstieg der USA aus dem Weltklimaabkommen ist ein<br />

furchtbares Signal für die internationale Klimapolitik. Wir<br />

können nur hoffen, dass sich dem Beispiel keine weiteren<br />

Staaten anschließen. Umso wichtiger ist es, dass wir den eingeschlagenen<br />

Weg der Energiewende weiter verfolgen.<br />

Dies muss aber mit Augenmaß<br />

geschehen und darf die kleinen und<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

nicht überfordern. Wir brauchen<br />

Versorgungs- und Planungssicherheit<br />

sowie Energiepreise,<br />

die keine Nachteile im nationalen<br />

und internationalen Wettbewerb<br />

bringen. Eine ökologische<br />

und ökonomische Balance<br />

muss bei allen Maßnahmen<br />

gewahrt bleiben. Dass wir ein<br />

erstes Ziel mit der deutschlandweiten<br />

Angleichung der<br />

Netzentgelte durch unsere beharrliche<br />

Forderung auf dem<br />

Ostdeutschen Energieforum<br />

geschafft haben, ist ein erster<br />

Schritt. Nun gilt es, die weiteren<br />

Probleme wie die kostendeckende Energiespeicherung voranzutreiben.<br />

Die Energiewende in<br />

Deutschland steht für<br />

einen tiefgreifenden<br />

gesellschaftlichen Prozess,<br />

der über reine energiepolitische<br />

und -wirtschaftliche Dimensionen<br />

hinausgeht. Als<br />

eine der leistungsfähigsten<br />

Volkswirtschaften stehen wir<br />

dabei besonders im Fokus.<br />

Haben wir Erfolg, werden unser<br />

Know-how und die dazu<br />

passenden Technologien ein<br />

weltweit nachgefragtes Exportgut.<br />

So hat die Energiewende<br />

schon heute vielen<br />

(jungen) Unternehmen eine<br />

Kristian Kirpal<br />

Präsident der Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) zu Leipzig und Sprecher<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft der<br />

Industrie- und Handelskammern im<br />

Freistaat Sachsen<br />

neue Geschäftsgrundlage gegeben. Fakt ist aber auch, dass etlichen<br />

Firmen die Basis ihres Geschäftsmodells recht schnell entzogen<br />

wurde. Beispielsweise ist der Kraftwerksbau in Deutschland<br />

vollkommen zum Erliegen gekommen. Deshalb muss die<br />

Energiewende gemeinsam mit der Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />

vollzogen werden. Plattformen wie das Ostdeutsche<br />

Energieforum sind daher immens wichtig, um miteinander Erfolgsfaktoren<br />

herauszuarbeiten, Entwicklungspfade festzulegen<br />

und Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.<br />

Fotos: Claudia Koslowski (u. l.), Lutz Zimmermann (u. r.)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


KÖPFE | 11<br />

Fotos: LEAG (links), 50hertz (rechts)<br />

Dr. Helmar Rendez<br />

Vorstandsvorsitzender der Lausitz<br />

Energie Bergbau AG (LEAG)<br />

Sieben Jahre nach<br />

Verabschiedung der<br />

energie- und klimapolitischen<br />

Ziele des „Energiekonzepts<br />

2010“ geht die<br />

Schere zwischen Erwartung<br />

und Wirklichkeit immer<br />

weiter auseinander.<br />

Wir werden einen Großteil<br />

der 2020er-Ziele verfehlen.<br />

Das Ziel einer gleichermaßen<br />

umweltfreundlichen<br />

wie sicheren und bezahlbaren<br />

Energieversorgung<br />

rückt in immer weitere Ferne.<br />

Es ist höchste Zeit, die<br />

realen Entwicklungen nicht<br />

mehr weiter zu ignorieren, sondern die energie- und klimapolitischen<br />

Ziele neu zu bewerten und an diese geänderten Realitäten<br />

anzupassen. Andernfalls werden die immer stärker zu Tage tretenden<br />

negativen Auswirkungen die Akzeptanz für die Energiewende<br />

als Solche gefährden. Es sollte daher die vordringlichste Aufgabe<br />

der neuen Bundesregierung sein, Fehlentwicklungen offen<br />

anzusprechen und die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />

zu schließen – mit Vernunft und Augenmaß.<br />

Die Energiewende bleibt eine der großen Herausforderungen<br />

für Politik und Gesellschaft – auch in der neuen Legislaturperiode.<br />

Ein Blick auf die letzten Jahre zeigt aber auch eine<br />

Erfolgsstory: Erneuerbare Energien sind mit einem Anteil von 30<br />

Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland<br />

längst kein Nischenprodukt mehr. Und in<br />

Ostdeutschland, dem Netzgebiet von<br />

50Hertz, decken die Erneuerbaren<br />

schon zur Hälfte den Verbrauch.<br />

Auch beim Netzausbau kommen<br />

wir voran – weil wir Bürger früh<br />

beteiligen und den meisten Menschen<br />

inzwischen klar ist, dass<br />

Energiewende nicht ohne Netzausbau<br />

zu haben ist. In der kommenden<br />

Wahlperiode wird es vor<br />

allem darum gehen, die Themen<br />

Sektorkopplung und Markt- beziehungsweise<br />

Systemintegration<br />

Boris Schucht<br />

der Erneuerbaren weiter voran-<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

zutreiben. Und bei alldem wird 50Hertz Transmission GmbH<br />

die Politik die Kosten der Energiewende<br />

weiter im Blick behalten müssen. Denn eines ist klar: Die<br />

Akzeptanz der Bevölkerung bleibt nur dann so hoch, wenn die<br />

Kosten nicht aus dem Ruder laufen.<br />

Gewinne können<br />

auch wachsen,<br />

ohne dass die<br />

Natur eingeht. Anzeige<br />

IHK Leipzig<br />

Erstansprechpartner<br />

für Unternehmen zu<br />

Innovation und Umwelt:<br />

• Einstiegsberatung und Information zu<br />

betrieblicher Energieeffizienz, erneuerbaren<br />

Energien, verfügbaren Förderungen<br />

und Finanzierungshilfen<br />

• Unterstützung bei allen abfall- und<br />

immissionsschutzrechtlichen Fragestellungen<br />

• Vermittlung von Beratern und Sachverständigen<br />

• Förderung des Technologietransfers<br />

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft<br />

• Interessenvertretung der Unternehmen<br />

bei innovations-, energie- und umweltpolitischen<br />

Themen<br />

Wie, weiß die<br />

Als Partner der „Mittelstandsinitiative Energiewende<br />

und Klimaschutz“ bietet die IHK zu Leipzig<br />

Informationen und Produkte für mehr Energieeffizienz<br />

und zeigt die nächsten Schritte auf dem Weg<br />

zur persönlichen Energiewende.<br />

wirtschaft-bewegen.de/innovation-umwelt<br />

Weitere Informationen:<br />

www.mittelstand-energiewende.de


12 | W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />

Dr. Frank Büchner<br />

Leitung Energy Management<br />

bei Siemens Deutschland<br />

Eine zuverlässige, finanziell<br />

tragbare Energieversorgung<br />

ist unverzichtbar für<br />

die gesellschaftliche Entwicklung<br />

und den Wohlstand überall<br />

auf der Welt. Viele Nationen<br />

haben darüber hinaus die<br />

Notwendigkeit erkannt, Klimawandel<br />

und Ressourcenverknappung<br />

mit eigenen Maßnahmen zu<br />

begegnen. Wie wir den Umbau unseres<br />

Energiesystems angehen,<br />

wird vom Ausland deshalb genau<br />

beobachtet. Für den Erfolg der Energiewende<br />

ist einerseits ein stabiler<br />

Regulierungsrahmen notwendig,<br />

und ich bin sicher, dass sich auch künftige energiepolitische<br />

Entscheidungen an den langfristigen Klimazielen Deutschlands<br />

orientieren. Andererseits braucht es erhebliche technologische<br />

Fortschritte und Innovationen in allen Bereichen der Energielandschaft,<br />

von der Erzeugung über die Speicherung und Übertragung<br />

bis hin zur Energieeffizienz. Daran arbeiten wir. Siemens<br />

tritt für langfristige, ambitionierte Ziele in der Energiepolitik ein.<br />

Wir respektieren jedoch die politischen Entscheidungen der Regierungen.<br />

Tilo Hacke<br />

Mitglied des Vorstands der<br />

Deutschen Kreditbank AG (DKB)<br />

Die Energiewende ist<br />

die logische Konsequenz<br />

des Klimawandels.<br />

Aufgrund des<br />

klaren Bekenntnisses der<br />

Bundesregierung und aller<br />

im Bundestag vertretenen<br />

Parteien zu den Zielen<br />

des Pariser Klimaabkommens,<br />

gehen wir fest davon<br />

aus, dass die Energiewende<br />

Bestand hat. In Deutschland<br />

ist in den vergangenen Jahren<br />

schon sehr viel passiert.<br />

Daran hat auch die DKB einen<br />

Anteil, die Finanzierungen von<br />

Wind-, Solar-, Wasserkraft- und Biomasseanlagen im Volumen<br />

von mehr als elf Milliarden Euro bereitgestellt hat. Aber auch die<br />

Ziele für die Zukunft sind ambitioniert: Bis zum Jahr 2035 sollen<br />

55 bis 60 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs aus Erneuerbaren<br />

Energien erzeugt werden. Das wichtigste Instrument<br />

dafür ist aus unserer Sicht die Förderung durch das EEG. Wenn<br />

diese bestehen bleibt, werden die deutsche Energiewirtschaft<br />

und die Banken dafür sorgen, dass wir unsere hochgesteckten<br />

Ziele erreichen.<br />

Jahrelang stand die Energiewende unter dem Generalverdacht,<br />

den Standort Deutschland zu gefährden. Inzwischen<br />

wissen wir, dass Klimaschutz die Wirtschaft nicht<br />

bedroht, sondern beflügelt: Kilowattstunden aus neuen Windund<br />

Solarparks sind schon für fünf bis sechs Cent zu haben, im<br />

Sonnengürtel der Erde sogar für nicht mehr als zwei Cent. Es<br />

stimmt zwar, die Förderung von Wind- und Solarstrom war teuer;<br />

aber sie hat die neuen Energien billig gemacht, rund um den<br />

Globus. Deshalb wird jetzt weltweit mehr in erneuerbare als<br />

in fossile Energieanlagen investiert –<br />

ein riesiges Geschäftsfeld auch<br />

für deutsche Unternehmen,<br />

die bei der Integration fluktuierender<br />

Strommengen<br />

ins Netz Erfahrungsvorsprünge<br />

haben. Für die<br />

zweite Phase der Energiewende<br />

gilt: Sie ist<br />

umweltverträglich, wirtschaftlich,<br />

sicher und<br />

europäisch. Die Chance<br />

gilt es zu nutzen –<br />

statt rückwärtsgewandte<br />

Debatten-Rituale zu<br />

pflegen!<br />

Donald Trumps Klima-Ausstieg hat die globale Klimadiskussion<br />

stark geprägt. Gleich welche Bundesregierung<br />

im Herbst gewählt wird: Deutschland wird in Europa noch<br />

mehr Verantwortung für Klimaschutz übernehmen müssen. Damit<br />

bleibt die Energiewende im Fokus!<br />

Der Energieträger Gas hat dabei viele Vorteile: Er punktet durch<br />

deutlich weniger CO 2<br />

- und Feinstaubemissionen gegenüber<br />

seinen fossilen Konkurrenten. Gas kann sogar grün, ist günstig<br />

und sicher verfügbar. Mit Gas lassen sich<br />

die deutschen Klimaschutzziele und<br />

das Erreichen weiterer Zielmarken<br />

auf dem Weg der Dekarbonisierung<br />

erreichen. Und das, ohne<br />

einen Cent für neue Infrastruktur<br />

zu investieren. Ob<br />

wir langfristig sichere Speicher<br />

für volatile Erneuerbare<br />

Energien brauchen oder klimaneutral<br />

Wärme im städtischen<br />

Raum erzeugen wollen:<br />

Gas bringt die dafür<br />

nötige Infrastruktur über<br />

Netze und Speicher schon<br />

mit. Kurzum: Gas kann<br />

Energiewende!<br />

Dr. Patrick Graichen<br />

Direktor Agora Energiewende<br />

Ulf Heitmüller<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

Verbundnetz Gas AG (VNG)<br />

Fotos: Siemens, Agora Energiewende (oben), DKB AG, VNG (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


ADVERTORIAL | 13<br />

Maßgeschneidert und zukunftsfähig<br />

Die Energielösungen der Leipziger Stadtwerke<br />

Foto: Stadtwerke Leipzig<br />

Die Energiewende stellt Unternehmer<br />

vor neue Herausforderungen. Energieeffizienz<br />

ist dabei ein Faktor mit<br />

wachsender Bedeutung – im Hinblick auf<br />

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Die<br />

Energielösungen der Leipziger Stadtwerke<br />

setzen genau dort an:<br />

Ob Energiebilanz verbessern oder Prozesse<br />

und Anlagen optimieren, ob Energielieferung,<br />

Metering, Energieeffizienz<br />

und dezentrale Erzeugung: Die Leipziger<br />

Stadtwerke haben maßgeschneiderte<br />

und intelligente Energielösungen im Programm.<br />

Alle Lösungen haben eines gemeinsam:<br />

Sie senken Energieverbrauch<br />

und -kosten, schonen dank optimierter<br />

CO 2<br />

-Bilanz die Umwelt und ermöglichen<br />

Einspareffekte für viele Jahre.<br />

360°-Lösungsansatz für jeden Bedarf<br />

Das Portfolio reicht von der Analyse über<br />

die Optimierung von Heizungs-, Klimaund<br />

Beleuchtungsanlagen bis zur Energieerzeugung,<br />

-beschaffung und -lieferung.<br />

Egal, für welche Lösung ein Auftraggeber<br />

sich entscheidet: Bei den Leipziger<br />

Stadtwerken erhält man sämtliche<br />

Leistungen aus einer Hand, mit einem<br />

persönlichen Ansprechpartner für alles<br />

– von der ersten Analyse über die Entwicklung<br />

der passenden Lösung bis zur<br />

laufenden Betreuung. Ein Spezialistenteam<br />

aus Ingenieuren und Projektmanagern<br />

begleitet den gesamten Energiemanagementprozess.<br />

Die Zauberformel<br />

heißt: sinnvoll delegieren – an erfahrene<br />

Experten.<br />

Die wachsende Effizienz zahlt sich aus:<br />

Mit sinkendem Energieverbrauch steigt<br />

die Wettbewerbsfähigkeit. Umweltfreundliche<br />

Prozesse steigern die Re putation am<br />

Markt und in der Öffentlichkeit. Wann<br />

starten Sie in die Energiezukunft?<br />

Wir machen<br />

Sie stärker.<br />

Energielösungen für<br />

nachhaltigen Erfolg<br />

Wir sorgen dafür, dass Sie sich in Energiefragen zukunftssicher aufstellen. Denn als Ihr<br />

starker Energiepartner haben wir schon heute die Anforderungen der digital vernetzten<br />

Energiewelten von morgen im Blick. Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir die passenden<br />

Lösungen und sind als Impulsgeber gern an Ihrer Seite – heute und in Zukunft.<br />

www.L.de/stadtwerke


14 | W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />

enviaM-Vorstandsvorsitzender Tim Hartmann:<br />

„Wir brauchen das Internet der Energie”<br />

Die Energiewende in Deutschland ist – so scheint es – schon seit Längerem ins Stocken geraten. Im gerade<br />

beginnenden Bundestagswahlkampf steht sie als Thema für Wahlkampfreden nicht gerade auf Platz eins der<br />

Parteien. Und das aus gutem Grund: Die Energieverbraucher klagen über die hohen Kosten. Und auch die<br />

Energieversorger und Netzbetreiber zeigen sich unzufrieden. Sie vermissen ein klares Konzept. Die enviaM-<br />

Gruppe als größter regionaler Energiedienstleister in Ostdeutschland will jetzt das Heft des Handelns in<br />

die Hand nehmen. Das Unternehmen hat ganz konkrete Vorstellungen, wie eine gelungene Energiewende<br />

aussehen muss, wie der enviaM-Vorstandsvorsitzende Tim Hartmann im W+M-Interview betont.<br />

W+M: Herr Hartmann, wo liegen aus Ihrer<br />

Sicht die größten Versäumnisse bei<br />

der bisherigen Umsetzung der Energiewende?<br />

Tim Hartmann: Es gibt zwei große Versäumnisse.<br />

Zum einen sind die Kosten<br />

der Energiewende aus dem Ruder gelaufen.<br />

Die Verbraucher in Deutschland zahlen<br />

allein für die Förderung der Erneuerbaren<br />

Energien jährlich rund 25 Milliarden<br />

Euro. Zum anderen ist die Energiewende<br />

bisher eine reine Stromwende. Der<br />

Wärme- und Verkehrssektor wird sträflich<br />

vernachlässigt. Fest steht aber, dass<br />

die Energiewende ohne Veränderungen<br />

in diesen Bereichen und ohne eine Gesamtbetrachtung<br />

von Strom, Wärme und<br />

Verkehr nicht gelingen wird.<br />

W+M: Können Sie das bitte erläutern?<br />

Tim Hartmann: Die Zahlen sprechen<br />

eine deutliche Sprache: Rund 32 Prozent<br />

des Stromverbrauchs wird in Deutschland<br />

bereits durch Erneuerbare Ener gien<br />

abgedeckt. In unserem Netzgebiet sind<br />

es rein rechnerisch sogar schon mehr als<br />

85 Prozent. Dagegen sind es im Wärmesektor<br />

nur etwa 13 Prozent. Und auch<br />

der Verkehrssektor hinkt mit gerade<br />

einmal fünf Prozent weit hinterher.<br />

Noch deutlicher wird es,<br />

wenn wir uns vergegenwärtigen,<br />

dass es das ursprüngliche<br />

Ziel der Energiewende<br />

enviaM-Vorstandsvorsitzender<br />

Tim Hartmann.<br />

war, den CO 2<br />

-Ausstoß in Größenordnungen<br />

zu senken. Bereits daran sieht man,<br />

dass eine Stromwende allein keine Energiewende<br />

ist, denn von 100 Prozent CO 2<br />

-<br />

Ausstoß in Deutschland entfallen nur 25<br />

Prozent auf den Strom- und 75 Prozent<br />

auf den Wärme- und Verkehrsbereich.<br />

Das heißt: Wir brauchen ein Umdenken.<br />

Wollen wir unsere Klimaschutzzusagen<br />

einhalten, müssen wir künftig verstärkt<br />

mit Strom aus Erneuerbaren Energien<br />

heizen und fahren. Ich bin davon überzeugt,<br />

dass im Jahr 2030 alle Neufahrzeuge<br />

Elektrofahrzeuge sein werden.<br />

Und damit bin ich bei einer weiteren<br />

Notwendigkeit, die wir angehen müssen,<br />

wenn die Energiewende gelingen<br />

soll: Wir müssen Wege finden, um Angebot<br />

und Nachfrage bei den Erneuerbaren<br />

Energien ins Gleichgewicht zu bringen.<br />

Und wir müssen dafür sorgen, dass<br />

diese möglichst dort verbraucht, wo sie<br />

erzeugt werden.<br />

W+M: Wie kann es gelingen, dieses<br />

Gleichgewicht herzustellen?<br />

Tim Hartmann: Mit dem Internet der<br />

Energie, das wir gerade gemeinsam mit<br />

Partnern aus der Region entwickeln. Es<br />

verbindet Energieverbraucher und Energieerzeuger<br />

miteinander und koppelt den<br />

Strom- mit dem Wärme- und Verkehrssektor.<br />

Voraussetzung für das Internet<br />

der Energie sind Daten, die uns Energieerzeuger<br />

und -verbraucher zur Verfügung<br />

stellen. In der Praxis sieht dies am Ende<br />

so aus, dass der Kunde eine App nutzt,<br />

mit der beispielsweise der Ladevorgang<br />

seines Elektrofahrzeugs, das Aufheizen<br />

seines Warmwasserspeichers oder die<br />

Inbetriebnahme seiner elektrischen<br />

Geräte intelligent und kostengünstig<br />

durch seinen<br />

Energieversorger gemanagt<br />

werden.<br />

W+M: Sind die so<br />

genannten intelligenten<br />

Stromzähler,<br />

die ab diesem<br />

Jahr zu den Kun-<br />

Foto: Guido Werner<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


INTERVIEW | 15<br />

Foto: W+M<br />

INTERNET DER ENERGIE<br />

Die Energiewende führt zu einem Wandel<br />

von einer zentralen hin zu einer dezentralen<br />

Energieversorgung. Millionen<br />

von Energieverbrauchern stehen Millionen<br />

von kleinen und kleinsten Energieerzeugern<br />

gegenüber. Das Internet der<br />

Energie verknüpft beide Seiten miteinander<br />

und koppelt zudem den Strommit<br />

dem Wärme- und Verkehrssektor.<br />

Grundlage dafür sind die Daten von<br />

Energieerzeugern und Energieverbrauchern.<br />

Sie werden miteinander verbunden<br />

und ermöglichen so eine intelligente<br />

Steuerung der Energiesysteme. Das<br />

Ergebnis ist eine sichere, wirtschaftliche<br />

und umweltfreundliche Energieversorgung.<br />

Die enviaM-Gruppe entwickelt<br />

gemeinsam mit Partnern aus der<br />

Region das Internet der Energie in Ostdeutschland.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.wir-im-osten.info.<br />

den kommen, ein erster Schritt auf diesem<br />

Weg?<br />

Tim Hartmann: Ja, aber wirklich nur ein<br />

allererster Schritt. Sie legen praktisch den<br />

Grundstein für den Ausbau der Digitalisierung<br />

der Energieversorgung. Das setzt<br />

allerdings voraus, dass sie in der Tat „intelligent“<br />

sind. Ein Stromzähler, der statt<br />

der analogen künftig eine digitale Anzeige<br />

hat, bringt weder den Kunden noch<br />

uns nennenswert voran. Was wir brauchen,<br />

sind durchgängig intelligente Messsysteme,<br />

die – anders als ihre Vorgänger<br />

– kommunizieren können. Sie übertragen<br />

Verbrauchsdaten vom Stromkunden<br />

an den zuständigen Netzbetreiber<br />

und Stromversorger. Das hilft uns, Angebot<br />

und Nachfrage besser zu steuern<br />

und es hilft dem Kunden, seinen Energieverbrauch<br />

einfacher zu kontrollieren.<br />

Mit dem Einbau derartiger intelligenter<br />

Messsysteme werden wir voraussichtlich<br />

in 2018 beginnen.<br />

W+M: Sie sprachen davon, dass Sie derzeit<br />

das Internet der Energie gemeinsam<br />

mit Partnern entwickeln. Wer sind diese<br />

Partner?<br />

Tim Hartmann: Momentan arbeiten wir<br />

vor allem mit Hochschulen und Unternehmen<br />

zusammen. Ihre Zahl<br />

steigt stetig. Das freut uns<br />

sehr. Zu den Unternehmen<br />

zählt etwa die Kiwigrid<br />

GmbH aus Dresden,<br />

die zu den Pionieren der<br />

Digitalisierung der Energiewirtschaft<br />

gehört. Aber<br />

auch andere Energieversorger<br />

sind mit an Bord.<br />

Ein Beispiel ist unsere Anwendergemeinschaft<br />

für<br />

intelligente Messsysteme.<br />

Hier bereiten wir uns<br />

mit mehr als 50 Netzbetreibern<br />

aus Ostdeutschland,<br />

darunter zahlreichen Stadtwerken,<br />

auf die Einführung vor.<br />

W+M: Lassen Sie uns noch einmal kurz<br />

zum Thema Elektromobilität kommen.<br />

Was genau leistet die enviaM-Gruppe<br />

auf diesem Gebiet?<br />

Tim Hartmann: Neben der schrittweisen<br />

Umstellung unserer eigenen Fahrzeugflotte<br />

auf Elektrofahrzeuge ist vor allem die<br />

Ladeinfrastruktur unser Thema. Hier sind<br />

wir dabei, ein eigenes öffentlich zugängliches<br />

Ladeinfrastrukturnetz an all unseren<br />

Standorten zu schaffen. Zudem übernehmen<br />

wir im Rahmen des Bundesprogrammes<br />

zum Aufbau einer flächendeckenden<br />

Ladeinfrastruktur die Antragstellung für<br />

Ladesäulen für inte ressierte Unternehmen,<br />

Kommunen und Stadtwerke aus der<br />

Metropolregion Mitteldeutschland.<br />

W+M: Werden all diese Themen, die wir<br />

jetzt besprochen haben, auch Diskussionsgegenstand<br />

des diesjährigen enviaM-<br />

Energiekonvents im Herbst sein?<br />

Tim Hartmann: Ja, natürlich. Wir werden<br />

uns beim Energiekonvent am 23. Oktober<br />

ausführlich mit dem Internet der Energie<br />

und der Sektorkopplung beschäftigen. Die<br />

Verknüpfung von Strom, Wärme und Verkehr<br />

zu einer ganzheitlichen Energiewende<br />

und die dafür notwendigen Voraussetzungen<br />

werden die Diskussion an diesem<br />

Abend bestimmen. Dazu gehört neben<br />

dem Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren<br />

Energien für den Wärme- und<br />

Verkehrssektor auch die Neuregelung der<br />

Tim Hartmann im Gespräch mit W+M-Autorin Katrin Kleeberg<br />

und W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.).<br />

Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte<br />

für Strom. Sie ist notwendig, um<br />

den Kostenanstieg für die Verbraucher zu<br />

dämpfen und Strom gegenüber anderen<br />

Energieträgern für den Wärme- und Verkehrsbereich<br />

wettbewerbsfähig zu machen.<br />

Wir wollen aber auch über die Rolle<br />

der Verteilnetzbetreiber reden. Über 90<br />

Prozent der Anlagen zur Stromerzeugung<br />

aus Erneuerbaren Energien sind an die<br />

Verteilnetze angeschlossen. Sie spielen<br />

daher eine bedeutende Rolle für das Gelingen<br />

der Sektorkopplung und der Energiewende<br />

insgesamt.<br />

Interview: Frank Nehring<br />

und Katrin Kleeberg<br />

ENVIAM-GRUPPE IN ZAHLEN<br />

Die enviaM-Gruppe ist der führende<br />

regionale Energiedienstleister in Ostdeutschland.<br />

Der Unternehmensverbund<br />

versorgt hier rund 1,4 Millionen<br />

Kunden mit Strom, Gas, Wärme und<br />

Energiedienstleistungen. Im Geschäftsjahr<br />

2016 blieb der Umsatz mit 4,99 Milliarden<br />

Euro im Vergleich zum Vorjahr<br />

konstant. Die Stromabgabe stieg auf<br />

21.111 Gigawattstunden (2015: 19.596).<br />

Die Gasabgabe erhöhte sich auf 17.550<br />

Gigawattstunden (2015: 17.468). 194,6<br />

Millionen Euro, und damit rund zehn<br />

Millionen Euro mehr als im Vorjahr, investierte<br />

der Unternehmensverbund in<br />

2016 – ein Großteil davon floss in den<br />

Ausbau Erneuerbarer Energien. Bei der<br />

enviaM-Gruppe waren 2016 insgesamt<br />

3.513 Mitarbeiter beschäftigt, etwa 40<br />

mehr als im Vorjahr.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


16 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Bereits seit 2013 werden im Bergwerk<br />

Niederschlag bei Oberwiesenthal<br />

mineralische Rohstoffe gewonnen.<br />

Erzgebirge ist wieder<br />

Erzabbaugebirge<br />

Dort, wo in Sachsens Süden einst über Jahrhunderte der Abbau von Silber und anderen Erzen<br />

für Prosperität und Arbeit sorgte, ertönt inzwischen ein neues „Berggeschrey“. Das sächsische<br />

Oberbergamt in Freiberg vergab für das Erzgebirge bereits 18 Erkundungslizenzen. In drei Fällen liegt<br />

auch schon eine Abbaubewilligung vor. Vor allem Zinn, Wolfram, Fluss- und Schwerspat, aber auch<br />

Indium und Lithium werden womöglich bald gehoben. Steigende Weltmarktpreise lohnen den Aufwand.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Das Erzgebirge ist wieder Erzabbaugebirge.<br />

Seit die Preise für Rohstoffe<br />

Jahr um Jahr steigen, lohnt es<br />

auch erneut, diese zu heben. So investierte<br />

bereits 2012 die Deutsche Rohstoff AG<br />

drei Millionen Euro in Bohrtests, um frühere<br />

Zinnerkundungen der DDR zu bestätigen.<br />

Denn womöglich birgt der Gottesberg<br />

im sächsischen Vogtland das größte<br />

Zinnerzvorkommen der Welt. Im Jahr darauf<br />

eröffnete nach 40 Jahren Pause wieder<br />

die Grube Niederschlag bei Oberwiesenthal.<br />

Hier baut nun die Erzgebirgische<br />

Fluss- und Schwerspatwerke GmbH (EFS)<br />

die beiden namensgebenden Minerale ab.<br />

Sie dienen als Grundstoff vor allem in der<br />

chemischen Industrie, finden aber auch<br />

bei der Metallverhüttung oder in der Glas-<br />

und optischen Industrie Verwendung. So<br />

werden aus Flussspat (Fluorit) Agrochemikalien<br />

oder Kunststoffe wie Teflon hergestellt.<br />

Schwerspat (Baryt) benötigt man<br />

zur Erzeugung von Farben, Bremsbelägen,<br />

Bodenbelägen oder auch als Schallschutzmasse.<br />

Und nach dieser Initialzündung geht es<br />

nun Schlag auf Schlag. Inzwischen vergab<br />

das sächsische Oberbergamt in Freiberg<br />

bereits 18 Lizenzen zur Erkundung<br />

potenzieller Vorkommen vor allem im Erzgebirge.<br />

In drei Fällen liegt auch schon<br />

eine Abbaubewilligung vor. Die Basis dafür<br />

bilden Steckbriefe zu 139 Bergbaurevieren,<br />

die das sächsische Wirtschaftsministerium<br />

in Auftrag gegeben hatte. Denn<br />

Sachsen wolle einen „profitablen Bergbau<br />

vor allem bei der Gewinnung von Erzen,<br />

Spaten, Zinn, Wolfram und Lithium<br />

etablieren“, versichert Oberberghauptmann<br />

Bernhard Cramer.<br />

Mit jenen Steckbriefen erhalten Interessenten<br />

detailliert Auskunft zur vorhandenen<br />

Infrastruktur, zu Lage, Vorräten und<br />

Geologie. Das erlaubt ihnen damit auch<br />

erste Aussagen zur Wirtschaftlichkeit einer<br />

möglichen Förderung. An der Technischen<br />

Universität (TU) Bergakademie<br />

Freiberg geht man inzwischen aber von<br />

lohnenden Perspektiven aus. Immerhin<br />

war die DDR laut Helmut Mischo – er ist<br />

Professor für Rohstoffabbau und Spezialverfahren<br />

unter Tage am hiesigen Institut<br />

Foto: EFS/Zimmermann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


SACHSEN | 17<br />

für Bergbau und Spezialtiefbau – das „am<br />

besten erkundete Land der Welt“. Diese<br />

Daten habe man nun neu bewertet.<br />

Hinzu kommen die international steigende<br />

Nachfrage nach Bodenschätzen<br />

sowie hohe, wenn auch immer mal<br />

schwankende Weltmarktpreise. Zudem<br />

etablierten sich neue Abbautechniken,<br />

die die Förderung rentabler machen. Zu<br />

den Vorreitern gehört diesbezüglich auch<br />

die Saxony Minerals and Exploration AG<br />

(SME) in Halsbrücke bei Freiberg. Sie<br />

startete im Dezember bei Pöhla die Suche<br />

vor allem nach Wolfram und Zinn.<br />

Gegenwärtig treibt sie einen senkrechten<br />

Erkundungsschacht ins Erdreich. Im<br />

Verlauf des Frühjahrs wurde auch ein<br />

Förderturm für die Hebeanlagen errichtet.<br />

SME will so in einem rund 1.000 Fußballfelder<br />

großen Abbaugebiet drei Erzlager<br />

erschließen, um ab 2019 zunächst<br />

Wolframerz und danach auch Zinnerz zu<br />

heben.<br />

Dass dieses Revier einiges verspricht,<br />

belegen noch Unterlagen der Wismut:<br />

Sie förderte hier allein zwischen 1984<br />

und 1988 rund 8.000 Tonnen Wolframerz<br />

und 4.100 Tonnen Zinnerz. SME plant die<br />

Erzgewinnung nun bereits bis 2037. Denn<br />

die Probebohrungen ab 2014 prognostizieren<br />

hier nicht weniger als 18.000 Tonnen<br />

Wolfram, 30.000 Tonnen Zinn sowie<br />

auch 250 Tonnen des seltenen und deshalb<br />

besonders teuren Metalls Indium. Es<br />

findet sich heute in nahezu jeder LED-Anzeige,<br />

jedem Computer, Handy oder digitalen<br />

Fotoapparat.<br />

auch andere nationale und internationale<br />

Unternehmen Interesse an den Erz- und<br />

Spatvorkommen in Sachsen. So streckt<br />

inzwischen auch im idyllischen Köhlerdorf<br />

Sosa zu Füßen des Auersbergs ein<br />

australisches Miningunternehmen seine<br />

Fühler in die Tiefe aus. Erst zu Jahresbeginn<br />

hatte die Teutonic Exploration PTY,<br />

Ltd. aus Perth vom Oberbergamt die Erlaubnis<br />

für eigene Erkundungen erhalten.<br />

Nicht weniger als 13 verschiedenen Rohstoffen<br />

gilt ihr Begehr – neben Zinn und<br />

Wolfram zum Beispiel auch den Metallen<br />

Molybdän und Zink. Vertreten werden die<br />

Australier durch die ebenfalls in Freiberg<br />

angesiedelte Consultingfirma Beak Consultants<br />

GmbH.<br />

Die Aufsuchungserlaubnis, die sich über<br />

eine Fläche von 121 Quadratkilometern<br />

erstreckt, tangiert damit auch Orte wie<br />

Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt<br />

oder Eibenstock, also ein Gebiet, in dem<br />

vom Mittelalter bis in die 1960er-Jahre hinein<br />

der Bergbau den wichtigsten Broterwerb<br />

gesichert hatte. Nunmehr sollen<br />

hier in fünf bis sieben ausgewählten Bereichen<br />

500 Probebohrungen bis in Tiefen<br />

von 400 Metern erfolgen. Dabei wolle<br />

man erkunden, ob „das, was damals<br />

oberflächennah abgebaut wurde, auch<br />

tiefer liegt“, verrät Beak-Prokurist Thomas<br />

Hertwig.<br />

Auch die Solarworld AG, die in Freiberg<br />

sowie im thüringischen Arnstadt ihre<br />

größten Fertigungsanlagen betreibt,<br />

könnte womöglich <strong>2017</strong> mit dem Abbau<br />

starten. Bereits seit 2011 erkundet sie gemeinsam<br />

mit Experten der TU Bergakademie<br />

die Lithiumvorräte bei Zinnwald im<br />

Osterzgebirge.<br />

Damit sind inzwischen wieder 5.000<br />

Menschen in Sachsen direkt im aktiven<br />

Bergbau beschäftigt – allerdings nicht<br />

nur im Erzgebirge. Das Gros arbeitet<br />

nach wie vor in den Segmenten Braunkohle,<br />

Kaoline, Steine und Erden. Insgesamt<br />

400 Betriebe stehen damit unter<br />

Aufsicht des Oberbergamtes. Von ihnen<br />

sind 210 unmittelbare Produzenten von<br />

Rohstoffen – und zusammen holen sie<br />

jährlich rund 80 Millionen Tonnen aus der<br />

Erde. So bietet nun auch das Berufliche<br />

Schulzentrum „Julius Weisbach“ in Freiberg<br />

ab dem Jahrgang <strong>2017</strong>/18 wieder<br />

die Ausbildung zum staatlich geprüften<br />

Techniker in der Fachrichtung Bergbautechnik<br />

an.<br />

W+M<br />

Für die Förderung kalkuliert das sächsische<br />

Unternehmen derzeit mit rund<br />

25 Millionen Euro. Mit Abbaubeginn im<br />

Jahre 2019 sollen so bis zu 150 neue Arbeitsplätze<br />

im Bergbaubereich entstehen.<br />

Doch eben hier sieht SME-Vorstand<br />

Andreas Reissner auch eines der bisher<br />

noch größten Probleme: Seit einer Generation<br />

sei hier „der Beruf des Bergmanns<br />

fast ausgestorben“.<br />

Foto: Harald Lachmann<br />

Da der Weltmarktpreis für eine Tonne<br />

Zinn – ebenfalls begehrt in der Elektronikindustrie<br />

– allein 2016 um gut 7.000 auf<br />

über 21.000 US-Dollar schnellte, zeigen<br />

Relikte einer einst großen Zeit im Bergwerksort Pöhla, die zugleich für eine neue Zukunft stehen.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


18 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU):<br />

„Wir haben viel dafür getan, die klugen<br />

Menschen im Land zu halten“<br />

W+M: Herr Tillich, Sachsen kann sich auf<br />

milliardenschwere Investitionen freuen.<br />

Der chinesische Automobilzulieferer Beijing<br />

WKW Automotive will in Rothenburg<br />

in der Oberlausitz ein Fahrzeugwerk für<br />

Premium-Elektroautos bauen. 1,13 Milliarden<br />

Euro sollen investiert werden und<br />

1.000 neue Jobs entstehen. Wie weit ist<br />

die Planung dieses Projektes inzwischen<br />

vorangeschritten?<br />

Stanislaw Tillich: Eigentlich ist die übliche<br />

Praxis, dass wir über bevorstehende<br />

Investitionen so lange nicht reden, bevor<br />

sie nicht tatsächlich entschieden sind.<br />

Hier hat der chinesische Investor selbst<br />

einen anderen Weg gewählt und die Öffentlichkeit<br />

über sein Investitionsvorhaben<br />

informiert. Wir haben Gespräche auf<br />

der Ebene der Staatsregierung und des<br />

Landkreises. Und ich kann Ihnen nur sagen,<br />

die chinesischen Investoren meinen<br />

es sehr ernst. Sie sind gegenwärtig dabei,<br />

die notwendigen Flächen nicht nur zu<br />

erwerben, sondern gemeinsam mit dem<br />

Landkreis auch die Voraussetzungen für<br />

die Flächenerschließung zu schaffen.<br />

W+M: Welche Bedeutung hätte solch ein<br />

Werk für die Lausitz?<br />

Stanislaw Tillich: Es ist kein Geheimnis,<br />

dass allein schon die Investition an sich<br />

eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes<br />

Lausitz bedeutet. In einer bisher monostrukturellen<br />

Energieregion werden mehr<br />

und neue Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

eröffnet. Wir haben bisher ein großes Unternehmen<br />

in der Lausitz – die BASF in<br />

Schwarzheide. Jetzt kommt der chinesische<br />

Investor dazu. Es ist davon auszugehen,<br />

dass sich um dieses Automobilwerk<br />

herum weitere Zulieferer ansiedeln werden,<br />

so dass das für die Lausitz und den<br />

Automobilstandort Sachsen<br />

eine weitere Stärkung bedeutet<br />

und den Menschen in der<br />

Region – in Sachsen und Brandenburg<br />

– neue berufliche Perspektiven<br />

eröffnet.<br />

W+M: Es gab offenbar<br />

auch andere<br />

deutsche Bewerber<br />

um diese Investition.<br />

Warum hat am<br />

Ende Rothenburg<br />

die Nase vorn<br />

gehabt?<br />

Stanislaw Tillich:<br />

Das lag sicher an der<br />

grundsätzlichen Wirtschaftsfreundlichkeit,<br />

die in unserem<br />

Land herrscht. Jeder<br />

Investor, der<br />

bei uns anklopft,<br />

wird als potenzieller<br />

Investor empfangen.<br />

Wir haben eine Wirtschaftsfördergesellschaft,<br />

die sich intensiv<br />

um Unternehmen kümmert<br />

und potenzielle Investoren<br />

so lange begleitet,<br />

bis die Investition<br />

in trockenen Tüchern<br />

ist. Darüber hinaus haben<br />

wir eine Automobilkompetenz<br />

und eine hoch entwickelte<br />

Zulieferindustrie<br />

in Sachsen, die es jedem<br />

Investor einfacher macht,<br />

Sachsens<br />

Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich.<br />

sich für unser Land zu entscheiden.<br />

Nüchtern muss man sagen, andere<br />

Automobilstandorte in Deutschland<br />

sind deutlich teurer, nicht nur<br />

im Bereich der Arbeitskräfte, sondern<br />

auch in Bezug auf verfügbare<br />

Flächen. Einen<br />

Punkt möchte ich nicht<br />

unerwähnt lassen: In<br />

den Gesprächen haben<br />

uns die chinesischen<br />

Investoren<br />

gesagt, dass<br />

unsere Verwaltung<br />

wesentlich<br />

schneller<br />

arbeitet als anderenorts<br />

– auch<br />

mit verbindlichen Zusagen.<br />

Da geht es nicht<br />

um Fördermittel, sondern<br />

um die zügige Planung<br />

und Realisierung<br />

einer Investition.<br />

W+M: Der internationale<br />

Tabakkonzern Philip<br />

Morris will seine Präsenz<br />

in Sachsen ausbauen<br />

und bis 2019 für<br />

320 Millionen US-Dollar<br />

in Dresden ein Hightechwerk<br />

errichten, das dann<br />

Tabaksticks für elektronische<br />

Tabakerhitzer produzieren<br />

wird. Wie kam es zu<br />

diesem Investment?<br />

Stanislaw Tillich: Da Philip<br />

Morris bereits vor Jahren<br />

die Produktion der Zigarettenmarke<br />

„F6“ in<br />

Dresden übernommen hatte,<br />

hatte das Unternehmen<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


SACHSEN | 19<br />

Erfahrungen, was den Standort Sachsen,<br />

die Kompetenz der Mitarbeiter und das<br />

politische Umfeld betrifft. Sachsen hat<br />

sich über die Jahre immer zur „F6“ und<br />

der Zigarettenproduktion bekannt und<br />

sich somit als stabiler Partner für diesen,<br />

in Teilen der Gesellschaft nicht unumstrittenen<br />

Industriezweig erwiesen. Wir haben<br />

uns dafür stark gemacht, dass auch<br />

das neue Produkt in Deutschland einen<br />

Markt bekommt. Das wird mitentscheidend<br />

dafür gewesen sein, dass sich das<br />

Unternehmen letztlich für Dresden entschieden<br />

hat. Wir sind stolz, denn es ist<br />

die größte Investition in der Unternehmensgeschichte<br />

von Philip Morris. Und<br />

die wird nicht in den USA oder Großbritannien<br />

realisiert, sondern in Dresden.<br />

Foto: W+M<br />

W+M: Es gibt weitere große Investments:<br />

Daimler baut demnächst eine moderne<br />

Batteriefabrik in Ihrer Heimatstadt Kamenz,<br />

Bosch errichtet in Dresden eine<br />

Halbleiterfabrik. Verfügt Ihre Regierung<br />

über spezielle wirtschaftliche „Lockstoffe“<br />

oder Fördermöglichkeiten, die es Ihnen<br />

ermöglichen, besonders erfolgreich<br />

Investoren ins Land zu holen?<br />

Stanislaw Tillich: All diese Investitionen<br />

und Ansiedlungen sind ein Ergebnis<br />

von mehr als 25 Jahren kontinuierlicher<br />

Arbeit im Interesse der Wirtschaft.<br />

Wirtschaftspolitik hat in Sachsen immer<br />

Priorität. Weil wir gesagt haben, es gibt<br />

nichts Sozialeres als Arbeit. Wer Arbeit<br />

hat, hat ein Einkommen, kann die Familie<br />

ZUR PERSON<br />

Stanislaw Tillich wurde am 10. April<br />

1959 in Neudörfel bei Kamenz geboren.<br />

An der Technischen Universität Dresden<br />

studierte er Konstruktion und Getriebetechnik.<br />

Bereits zu DDR-Zeiten<br />

trat er der CDU bei. Seine politische<br />

Karriere im geeinten Deutschland startete<br />

Tillich in Brüssel – bis 1994 arbeitete<br />

er als Beobachter im Europaparlament,<br />

danach bis 1999 als Abgeordneter.<br />

Ab 1999 bekleidete er in Sachsen<br />

verschiedene Ministerposten. Seit<br />

2008 ist Stanislaw Tillich sächsischer<br />

Ministerpräsident. Er ist verheiratet, Vater<br />

zweier Kinder und lebt in Dresden.<br />

Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und W+M-<br />

Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.) in der Sächsischen Staatskanzlei.<br />

versorgen, sich um die Kinder kümmern<br />

und auch den Schwachen in der Gesellschaft<br />

helfen. Für mich kann ich sagen,<br />

dass ich als Ministerpräsident jederzeit<br />

ein offenes Ohr für Investoren hatte und<br />

habe und offensiv um neue Investoren<br />

werbe. Ein weiterer wichtiger Punkt ist,<br />

dass wir seit 1990 viel dafür getan haben,<br />

die klugen Menschen im Land zu<br />

halten. Wir haben eine Forschungslandschaft<br />

aufgebaut, die in Ostdeutschland<br />

ihresgleichen sucht. Mit ihr können wir<br />

uns in Deutschland und Europa messen.<br />

Die Unternehmen wissen, dass sie darauf<br />

zurückgreifen können. Insgesamt basiert<br />

unser wirtschaftlicher Erfolg sicher<br />

auch auf unserer Mentalität – dieser Neugier<br />

der Sachsen, dieses Nicht-satt-sein.<br />

W+M: Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise<br />

gab es gerade in Ihrem Land<br />

diverse ausländerfeindliche Aktivitäten.<br />

Seinerzeit gab es auch in der sächsischen<br />

Landespolitik erhebliche Befürchtungen,<br />

dass Pegida und Co. potenzielle Investoren<br />

abschrecken könnten. Wie sieht die<br />

Situation heute aus?<br />

Stanislaw Tillich: Dieser dunkle Fleck<br />

ist immer noch da. Nach wie vor ist Pegida<br />

ein Thema in Deutschland und für<br />

uns auch. Wir tun als Land viel dafür, um<br />

aufzuklären, den Dialog zu führen und die<br />

politische Bildung zu verstärken. Ich bin<br />

stolz darauf, dass diese laute Minderheit<br />

von den Vernünftigen und der großen<br />

Mehrheit der Sachsen immer mehr<br />

isoliert wird.<br />

W+M: Ihr Kabinett hat sich jüngst mit<br />

der Brandenburger Landesregierung in<br />

Großräschen zu gemeinsamen Beratungen<br />

getroffen. Im Mittelpunkt stand<br />

dabei die sogenannte Lausitzstrategie.<br />

Brandenburg und Sachsen fordern vom<br />

Bund für den Zeitraum 2019 bis 2024 zusätzlich<br />

mindestens 1,2 Milliarden Euro,<br />

um die finanziellen Folgen des Ausstiegs<br />

des Lausitzer Energieversorgers LEAG<br />

auszugleichen. Wie optimistisch sind Sie,<br />

dass der Bund tatsächlich zahlt?<br />

Stanislaw Tillich: Es ist ein großer Erfolg,<br />

dass es uns gemeinsam mit meinem<br />

Brandenburger Amtskollegen Dietmar<br />

Woidke gelungen ist, beim „Klimaprogramm<br />

2<strong>05</strong>0“ des Bundes eine<br />

Reihenfolge durchzusetzen, in der ver­<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


20 | W+M SCHWERPUNKT SACHSEN<br />

merkt ist, dass Strukturentwicklung erfolgen<br />

muss, bevor man aus der Braunkohle<br />

aussteigt. Wir brauchen erst einmal<br />

eine Perspektive für die Menschen<br />

in dieser Region. Die Größenordnung von<br />

1,2 Milliarden Euro orientiert sich am Auftragsvolumen,<br />

das die LEAG aktuell pro<br />

Jahr an die mittelständische Wirtschaft<br />

in der Region vergibt. Wenn das wegfällt,<br />

benötigen wir eine Kompensation.<br />

Wir brauchen daher einen Lausitzplan,<br />

um jetzt schon festzulegen, was benötigt<br />

die Lausitz an Infrastruktur, an öffentlichen<br />

Einrichtungen, um so attraktiv zu<br />

sein, dass sich künftig Investoren, aber<br />

auch Familien dort ansiedeln. Da ist die<br />

Region mit Tourismus allein nicht abzuspeisen.<br />

Sie braucht auch interessante<br />

Industriearbeitsplätze.<br />

W+M: Wie lange wird die Braunkohle Ihrer<br />

Einschätzung nach noch ein unverzichtbarer<br />

Rohstoff für den Energiemix<br />

in Deutschland sein?<br />

Stanislaw Tillich: Länger, als manch einer<br />

im Moment glaubt. Eine Volkswirtschaft<br />

wie Deutschland kann und wird<br />

es sich nicht leisten können, sich in die<br />

Abhängigkeit von Wind und Sonne zu begeben.<br />

Wir brauchen technische Lösungen,<br />

die eine grundlastfähige Stromversorgung<br />

in hoher Qualität und an 365 Tagen<br />

im Jahr gewährleisten. Ich glaube<br />

nicht, dass es das Privileg allein großer<br />

Unternehmen sein sollte, eigene Stromerzeugungsanlagen<br />

zu haben, während<br />

auf der anderen Seite die Mittelständler<br />

mit Stromausfällen traktiert werden.<br />

Das würde die Gesellschaft nicht akzeptieren.<br />

Wenn man will, dass<br />

die Lasten der Energieversorgung<br />

von allen solidarisch<br />

getragen werden, dann<br />

muss man auch dafür sorgen,<br />

dass alle von einer kontinuierlichen<br />

Stromversorgung<br />

profitieren. Die immer weiter<br />

voranschreitende Technisierung<br />

unserer Wirtschaft ist<br />

darauf angewiesen, dass es<br />

keinerlei Stromschwankungen<br />

oder gar Stromausfälle<br />

gibt. Der Anspruch an die<br />

Qualität des Stroms wird immer<br />

höher werden. Und um diese Qualität<br />

sicherzustellen, werden wir noch<br />

lange auch auf fossile Brennstoffe angewiesen<br />

sein. Ich will nicht ausschließen,<br />

dass es in 20 Jahren noch Leute gibt, die<br />

klüger sind, und die zulassen, dass neue<br />

Tagebaue eröffnet werden.<br />

W+M: Der Brandenburger Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke hat sich jüngst klar<br />

dafür eingesetzt, dass es auch nach der<br />

Bundestagswahl wieder einen Ostbeauftragten<br />

in der Bundesregierung gibt. Die<br />

Bundeskanzlerin scheint diesem Wunsch<br />

aktuell nicht besonders aufgeschlossen<br />

gegenüber zu stehen. Wie ist Ihre Position<br />

zum künftigen Ostbeauftragten?<br />

Stanislaw Tillich: Ich bin eher skeptisch<br />

in Bezug auf einen eigenen Ostbeauftragten.<br />

Wenn wir Fortschritt wollen,<br />

brauchen wir einen Minister, der über ein<br />

eigenes Budget und über Entscheidungsmöglichkeiten<br />

verfügt. Jemand, der lediglich<br />

als Torso dasitzt, sei es als Staatssekretär<br />

im Bundeswirtschaftsministerium<br />

oder sonst wo und einige wenige<br />

kleine Programme verantwortet, hilft da<br />

wenig. Aus meiner Sicht ist es wichtig,<br />

dass sich die Bundesregierung an ihre<br />

Versprechen hält: Dass sie Bundeseinrichtungen<br />

auch im Osten ansiedelt, dass<br />

es weiterhin Strukturentwicklung geben<br />

muss und dass die neuen Länder eine<br />

Unterstützung bei Forschung und Entwicklung<br />

bekommen, die unsere kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen<br />

selbst nicht leisten können.<br />

W+M: Vor einigen Monaten gab es ein<br />

denkwürdiges Treffen dreier ostdeutscher<br />

Ministerpräsidenten in der Andreaskirche<br />

zu Eisleben – der Protestant Dietmar<br />

Woidke führte seine Amtskollegen<br />

Stanislaw Tillich und Reiner Haseloff –<br />

beide katholisch – durch das evangelische<br />

Gotteshaus. Welche Beziehung haben<br />

Sie zu Luther und dem Luther-Gedenkjahr?<br />

Stanislaw Tillich: Ich komme aus einer<br />

Gegend, in der Lessing die Ringparabel<br />

geschrieben hat. Ich weiß, dass Christen<br />

im Osten in der Minderheit sind. Von<br />

daher ist es nichts außergewöhnliches,<br />

wenn man sich als Katholik für das Lutherjahr<br />

engagiert. Für mich ist es besonders<br />

wichtig, in Erinnerung zu rufen,<br />

welch maßgeblichen Einfluss Luther auf<br />

die Entwicklung im europäischen Raum<br />

hatte. Die Trennung von Staat und Kirche<br />

etwa geht auf Luther zurück.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


Netze für<br />

neue Energie<br />

E.DIS investiert seit vielen Jahren in moderne<br />

und leistungsstarke Energienetze in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern. So sichern wir<br />

eine zuverlässige und umweltfreundliche<br />

Energieversorgung in der Region. 2016 ist viel<br />

mehr Grünstrom ins E.DIS-Netz aufgenommen<br />

worden, als hier insgesamt verbraucht wurde.<br />

www.e-dis.de


22 | W+M SCHWERPUNKT SACHSEN<br />

Hightech für<br />

Nervenkliniken<br />

Testgerät zur Diagnose der<br />

elektrischen Aktivität in<br />

Nervensträngen und Muskeln.<br />

Der einzige deutsche Hersteller für klinische<br />

Spezialgeräte zur Funktionsmessung menschlicher<br />

Muskel- und Nervenaktivitäten sitzt im Erzgebirge<br />

– die Sigma Medizin-Technik GmbH in Gelenau.<br />

Ihr Chef Dr. Jochen Schwind entwickelt die<br />

Apparaturen selbst. Von Harald Lachmann<br />

Wenn jemand als blitzgescheit gilt,<br />

hat das einen gewissen Doppelsinn.<br />

Denn was durch unser Gehirn<br />

und ganz allgemein die Nerven zuckt,<br />

sind gewissermaßen Blitze, nämlich elektrische<br />

Impulse. Und deren Aktivität lässt<br />

sich messen. Indes ist die Technik hierfür<br />

so komplex und kompliziert, dass nur<br />

ein einziges deutsches Unternehmen solche<br />

Geräte entwickelt und fertigt – und<br />

das sitzt im Erzgebirge. Hier, am Rande<br />

von Gelenau, ist die Sigma Medizin-Technik<br />

GmbH zu Hause. Nutzer und Insider<br />

kennen den Spezialisten für Instrumente<br />

und Zubehör zur neurologischen Diagnostik<br />

unter der Marke Neurowerk. Mit ihren<br />

Geschäftsführer Dr. Jochen Schwind.<br />

OST<br />

DEUTSCHE<br />

SPITZEN<br />

PRODUKTE<br />

klinischen<br />

Elektroenzephalografen<br />

(EEG) und Elektromyographen<br />

(EMG) können Neurologen<br />

beispielsweise die<br />

elektrische Aktivität in ausgewählten Nervensträngen<br />

und Muskeln analysieren sowie<br />

anhand der Ergebnisse deren Funktion<br />

beurteilen.<br />

Bereits seit 1995 behauptet sich das Team<br />

um Firmengründer und Geschäftsführer<br />

Dr. Jochen Schwind erfolgreich gegenüber<br />

internationalen Mitbewerbern. Der<br />

Unternehmer arbeitete nach dem Medizintechnikstudium<br />

zunächst zehn Jahre in<br />

einem neurologischen Labor an der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena. Von dort aus<br />

wechselte er 1987 in das Klinikum Aue,<br />

wo er maßgeblich am Aufbau einer neurologischen<br />

Abteilung beteiligt war und<br />

auch erste Messungen zur Diagnose von<br />

Erkrankungen des Nervensystems durchführte.<br />

Die Wende brachte auch für ihn<br />

zunächst einen Bruch: Schwind gründete<br />

ein Handelsunternehmen für neurologische<br />

Medizintechnik. Doch schnell merkte<br />

er, wie ihm auch hier seine fachliche Erfahrung<br />

beim Beraten des Klinikpersonals<br />

zugutekam und wo noch manches besser<br />

zu machen wäre. So gründete er dann<br />

mit einem Partner die heutige Firma und<br />

begann, eigene Diagnosetechnik zu entwickeln.<br />

Damit steigerte der Erzgebirgler<br />

so nachhaltig den Bekanntheitsgrad seiner<br />

Marke Neurowerk, dass das Unternehmen<br />

seit Jahren<br />

kontinuierlich wächst.<br />

Schwind beschäftigt heute<br />

24 Mitarbeiter.<br />

Als Erfolgsgarant hierfür verweist<br />

er auf ihre konsequente Kundenorientierung.<br />

„Dafür haben wir eine verhältnismäßig<br />

große Serviceabteilung“, erzählt<br />

er. „Zudem sind wir durch verschiedene<br />

Standorte und geschulte Partner in jeder<br />

Ecke Deutschlands vertreten, können also<br />

nah am Kunden agieren.“ Ziel sei es, jederzeit<br />

zügig für ihre Abnehmer erreichbar<br />

zu sein. Daneben organisiere man für<br />

die Nutzer ihrer anspruchsvollen Technik<br />

regelmäßige Schulungen. Inzwischen ist<br />

Sigma Medizin-Technik mit seiner Diagnosetechnik<br />

nicht nur flächendeckend in<br />

Deutschland präsent, sondern liefert ein<br />

Drittel der Produkte in gut 40 weitere Länder.<br />

Neben dem arabischen Raum gehören<br />

Vietnam, China und mehrere Staaten<br />

Osteuropas zu den Abnehmern.<br />

Während die Sachsen die Kerntechnik<br />

im eigenen Haus entwickeln und konfektionieren,<br />

lassen sie einzelne Hard- und<br />

Softwareelemente nach ihren Vorgaben<br />

bei Partnern herstellen. „Wir haben einen<br />

hohen Qualitätsanspruch, weshalb wir diese<br />

Komponenten konsequent in Deutschland<br />

fertigen lassen“, so der Experte. Unterm<br />

Strich wären ihre Hightech-Apparaturen<br />

eben deshalb „robust, einfach zu<br />

bedienen sowie für unsere Kunden absolut<br />

alltagstauglich“, versichert Dr. Jochen<br />

Schwind.<br />

W+M<br />

Fotos: Sigma Medizin-Technik GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


WIR WIRIM IM IMOSTEN<br />

WIR<br />

entwickeln entwickeln WIR IM OSTEN IMdie:<br />

die: OSTEN die:<br />

entwickeln entwickeln die: die:<br />

DIGITALE<br />

REVOLUTIONS<br />

REVOLUTIONS<br />

ENERGIE<br />

ZUKUNFTS<br />

ENTWICKLUNGS<br />

ENTWICKLUNGS<br />

PLATTFORM<br />

…<br />

oder oder<br />

kurz kurz<br />

gesagt:<br />

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… oder … oder kurz kurz gesagt: gesagt:<br />

DAS DAS<br />

INTERNET INTERNET<br />

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ENERGIE.<br />

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Mit Mit der der Energiewende wird wird<br />

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die die Stromversorgung dezentraler<br />

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24 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Höhere Mieten,<br />

weniger Leerstand<br />

In Rostock sind vor allem Gewerbeflächen<br />

im Zentrum und in Uni-Nähe gefragt.<br />

In Berlin werden Büroflächen immer knapper. Wer eine<br />

repräsentative Adresse in Mitte sucht oder urbanes Flair in<br />

Kreuzberg genießen möchte, muss tief in die Tasche greifen.<br />

Doch auch in anderen ostdeutschen Städten ziehen die<br />

Immobilienmärkte an. Von Matthias Salm<br />

Markts: „Ein geringer Leerstand von unter<br />

3,5 Prozent, historisch niedrige Fertigstellungsvolumina<br />

von Büroflächen und<br />

ein kräftiges Wachstum der Bürobeschäftigten<br />

führen auch zukünftig zu einem<br />

überdurchschnittlichen Mietwachstum.“<br />

Wenn in früheren Jahren der ICE<br />

in Berlins Hauptbahnhof einrollte,<br />

wähnte sich der Reisende<br />

eher im Niemandsland, denn in einer<br />

pulsierenden Hauptstadt. Kein Wunder,<br />

schließlich wurde Berlins zentrale Empfangsstation<br />

auf einem brachliegenden<br />

Areal fern der beiden Stadtzentren errichtet.<br />

Doch nun schließt sich Lücke<br />

um Lücke auf den einstigen Freiflächen.<br />

Die Europa-City im Norden des Bahnhofs<br />

wächst beständig. Gerade erst hat<br />

die OVG Real Estate den Startschuss für<br />

das „Grand Central Berlin“ gegeben. Ein<br />

Hightech-Bürogebäude, in dem 26 Firmen<br />

mit bis zu 1.300 Mitarbeitern direkt<br />

in Sichtweite des Bahnhofsgebäudes einziehen<br />

werden.<br />

Doch der Platz für solche ambitionierten<br />

Bauprojekte an der Spree ist mittlerweile<br />

rar gesät. Deshalb gestaltet sich die<br />

Suche nach Büroflächen in Berlin denn<br />

auch zunehmend mühselig. Laut einer<br />

aktuellen Studie der TLG Immobilien AG<br />

wächst die Zahl der Bürobeschäftigten<br />

in Berlin weiter – bis 2020 um 8,7 Prozent.<br />

Dementsprechend, so rechnen die<br />

TLG-Experten hoch, steigt der Büroflächenbedarf<br />

um zusätzliche 1,6 Millionen<br />

Quadratmeter.<br />

Teure Zeiten für Firmengründer<br />

Es sind vor allem Digitalunternehmen und<br />

Start-ups, die die Nachfrage treiben. Niclas<br />

Karoff, Vorstand der TLG Immobilien<br />

AG, benennt das Dilemma des Berliner<br />

Das bestätigt auch eine Standortstudie<br />

der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank<br />

AG (DG HYP). Demnach stiegen<br />

im vergangenen Jahr die Spitzenmieten<br />

um 16 Prozent – in den zurückliegenden<br />

fünf Jahren gar um 30 Prozent. Vom<br />

einstigen Billigheimer reifte Berlin hinter<br />

München und Frankfurt zum drittteuersten<br />

Markt für Büros.<br />

Wenig freundlicher sieht es auf dem<br />

Markt der Handelsimmobilien aus. Hier<br />

explodierten die Mieten mit einem Zuwachs<br />

von über 40 Prozent in den letzten<br />

fünf Jahren. Auch die Preise für Industrie-<br />

und Logistikflächen haben in Berlin<br />

deutlich angezogen. Da mag es nicht<br />

verwundern, dass in der Hauptstadt laut<br />

TLG 2015 so viele Gewerbeimmobilien<br />

wie noch nie in einer deutschen Stadt<br />

Foto: Stadt Rostock/Angelika Heim<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 25<br />

gehandelt wurden. Und <strong>2017</strong> zeichnet<br />

sich ein neuer Rekord ab. Bei Gewerbeflächen<br />

erfreuen sich besonders die innerstädtischen<br />

Bezirke innerhalb des S-<br />

Bahn-Rings und entlang der Stadtautobahn<br />

einer Nachfrage, die das Angebot<br />

übersteigt.<br />

Im hippen Berlin-Mitte müssen Unternehmen<br />

Spitzenmieten einkalkulieren.<br />

Auch Kreuzberg, die City-West, Media-<br />

Spree, Europa-City oder der Technologiepark<br />

Adlershof sind gefragte Adressen.<br />

Noch bezahlbare Ausweichmöglichkeiten:<br />

Lagen außerhalb des S-Bahn-Rings<br />

wie Spandau, Treptow oder Niederschöneweide.<br />

Oder man setzt auf flexible und<br />

zeitlich begrenzte Coworking-Lösungen.<br />

Auch hier ist Berlin mit über 100 Anbietern<br />

Trendsetter.<br />

Potsdamer Markt profitiert von Berlin<br />

Wer ins benachbarte Potsdam ausweichen<br />

möchte, muss sich ebenfalls sputen.<br />

In der ersten Jahreshälfte <strong>2017</strong> wurden<br />

in der brandenburgischen Landeshauptstadt<br />

bereits 25.000 Quadratmeter<br />

Bürofläche neu vermietet, meldet<br />

der Immobilien-Vermittler Engel & Völkers.<br />

Die Spitzenmieten steigen auch im<br />

Schatten von Schloss Sanssouci spürbar.<br />

Zwar liegt bei Büroflächen die Spitzenmiete<br />

(14,50 Euro/Quadratmeter) weit<br />

unter den in Berlin gehandelten Preisen<br />

(27,50 Euro/Quadratmeter). Doch bei einem<br />

Leerstand von nur noch 3,8 Prozent<br />

fällt das Angebot in Potsdam weitaus<br />

schmaler aus als etwa in Leipzig, Magdeburg<br />

oder Rostock.<br />

Aktuell fehlt es in Potsdam insbesondere<br />

an kleineren Büroflächen zwischen<br />

120 und 250 Quadratmetern, warnen die<br />

Analysten von Engel & Völkers. Doch außerhalb<br />

des Zentrums entstehen neue<br />

Gewerbeflächen, vor allem im Wissenschaftspark<br />

Potsdam-Golm, den die<br />

Stadt und private Investoren drastisch<br />

ausbauen wollen.<br />

Massiver Abbau von Leerstand<br />

In Dresden, Leipzig, Rostock oder Erfurt<br />

werden gegenwärtig vorrangig leerstehende<br />

Büroflächen abgebaut, die im allzu<br />

optimistischen Bauboom der frühen<br />

1990er-Jahre aus dem Boden gestampft<br />

worden waren. Zeitweilig lag der Leerstand<br />

in einigen ostdeutschen Städten<br />

bei 20 Prozent. Mittlerweile stehen in<br />

Rostock und Dresden weit weniger als<br />

zehn Prozent der Büroflächen leer – Tendenz<br />

weiter fallend. In Leipzig und Dresden<br />

liegen die Spitzenmieten heute auf<br />

einem ähnlichen Niveau wie zum Beispiel<br />

in Mainz. In Thüringen müssen sich vor<br />

allem in Jena junge Firmen mit einem<br />

knappen Angebot an Geschäftsräumen<br />

plagen.<br />

Bei den Durchschnittsmieten liegt Potsdam<br />

in Ostdeutschland (ohne Berlin) mit<br />

11,50 Euro pro Quadratmeter für Büros<br />

in der Innenstadtlage an der Spitze der<br />

ostdeutschen Zentren. Zum Vergleich: In<br />

Randlagen in Rostock, Dresden oder Erfurt<br />

lassen sich für im Schnitt sechs Euro<br />

pro Quadratmeter noch echte Schnäppchen<br />

anmieten.<br />

Wachsende Bevölkerungszahlen verzeichnete<br />

zuletzt vor allem Leipzig. Das<br />

spiegelt sich nicht nur auf dem Wohnungsmarkt,<br />

sondern auch bei den Gewerbeimmobilien<br />

wider. Dienstleister<br />

und IT-Firmen, vor allem auch junge<br />

Unternehmen, stellen in Leipzig die<br />

stärksten Nachfrager für Büro- und Gewerbeimmobilien.<br />

Weil angesichts hoher<br />

Leerstände lange Zeit nur sehr zurückhaltend<br />

investierte wurde, mangelt<br />

es in Leipzig vor allem an modernen Geschäftsräumen.<br />

Auch bei Handelsimmobilien<br />

bleibt die Nachfrage an der Pleiße<br />

hoch, weil laut der Berliner AENGEVELT<br />

IMMOBILIEN GmbH & Co. KG zahlreiche<br />

Filialisten, internationale Ketten und<br />

Marken den Nachfragedruck in der sächsischen<br />

Metropole hoch halten.<br />

Beim Angebot an Gewerbeflächen ruhen<br />

die Hoffnungen auf dem gegenwärtigen<br />

Leipziger Bauboom. So soll in Nähe des<br />

Bayerischen Bahnhofs ein neues Viertel<br />

mit Gewerbeflächen entstehen. Ohnehin<br />

setzen die Leipziger nicht nur auf Gewerbeflächen<br />

auf der grünen Wiese, sondern<br />

wollen diese auch zentrumsnah entwickeln.<br />

Der Leipziger Projektentwickler<br />

CG-Gruppe etwa investiert in dreistelligem<br />

Millionenbereich im einstigen Industriequartier<br />

Plagwitz. <br />

W+M<br />

Foto: TLG Immobilien AG<br />

Auch am Berliner Alexanderplatz sind<br />

Büroflächen gefragter denn je.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


26 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Das Leipziger BMW-Werk übernahm zum<br />

1. Mai 400 Leiharbeiter, die zuvor per<br />

Werkvertrag beschäftigt waren, in eine<br />

Festanstellung mit entsprechend höherer<br />

Entlohnung. Viele arbeiteten zuvor schon<br />

jahrelang für den Automobilkonzern.<br />

Neue Regelungen<br />

für Leiharbeit<br />

Um den Missbrauch von Personaldienstleistungen zu verhindern,<br />

wurden im Frühjahr entsprechende Gesetze für Werkverträge und<br />

die Überlassungsfristen von Zeitbeschäftigten verschärft. Allerdings<br />

findet die Branche der Arbeitnehmerüberlassung selbst im Osten<br />

immer weniger geeigneten Nachwuchs. Von Harald Lachmann<br />

Ganz im Zeichen der Gewinnung neuer<br />

Mitarbeiter stand der Landeskongress<br />

Ost des Interessenverbandes<br />

Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ)<br />

am 10. Mai in Erfurt. Hierzu eingeladen<br />

hatten die iGZ-Landesbeauftragten Ulrike<br />

Kücker (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen),<br />

Oliver Nazareth (Berlin, Brandenburg,<br />

Schleswig-Holstein) und Karsten Wellnitz<br />

(Mecklenburg-Vorpommern). Das war<br />

umso bemerkenswerter, als jene Personaldienstleister<br />

ja eigentlich entstanden waren,<br />

um wie ein Joker temporär fehlende<br />

Stellen in der Wirtschaft schließen zu helfen.<br />

So soll etwa in Sachsen nach Vorstellung<br />

der Landesarbeitsagentur in Chemnitz<br />

jede dritte der momentan 33.500 freien<br />

Arbeitsstellen durch Arbeitnehmerüberlassung<br />

besetzt werden.<br />

Doch obwohl die 2.279 Betriebsstätten,<br />

die Personaldienstleister im Freistaat unterhalten,<br />

zu Beginn dieses Jahres 1.100<br />

Frauen und Männer mehr beschäftigten<br />

als ein Jahr zuvor – und Sachsen mit einem<br />

Zeitarbeiteranteil von 3,2 Prozent bundesweit<br />

auf Platz drei nach Niedersachsen<br />

(4,7) und Thüringen (4,0) liegt –, mangelt<br />

es ihnen zunehmend selbst an Personal.<br />

Auch bei der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt/Thüringen<br />

in Halle beklagt man, dass<br />

es derzeit im Schnitt 13 Wochen dauert,<br />

ehe eine offene Leiharbeiterstelle wieder<br />

besetzt ist. Noch 2015 wären es gerade<br />

einmal drei Wochen gewesen. Doch inzwischen<br />

kämen fast 40 Prozent aller regionalen<br />

Stellenangebote aus dem Zeitarbeitsbereich.<br />

Engpässe bestehen laut Arbeitsagentur<br />

inzwischen querbeet: von Elektrikern,<br />

Schweißern, Kältetechnikern und<br />

Mechatronikern, über Ingenieure bis zu<br />

Kranken- und Altenpflegern.<br />

Eine Ursache für diesen Nachfrageknick<br />

mag darin liegen, dass der Sektor der Arbeitnehmerüberlassung<br />

traditionell an einer<br />

hohen Fluktuation laboriert. Eine andere<br />

besteht darin, dass inzwischen auch im<br />

Osten die meisten Branchen händeringend<br />

Beschäftigte suchen. So bewerben sich Arbeitslose<br />

gleich direkt hier, statt sich minderbezahlt<br />

bei einem Personaldienstleister<br />

zu verdingen. Denn während hier der Medianlohn<br />

des vollzeitbeschäftigten Leiharbeiters<br />

beispielsweise in Sachsen bei monatlich<br />

1.623 Euro liegt, erreicht er sonst<br />

– über alle Branchen und Berufe hinweg<br />

– deutlich höhere 2.323 Euro. Da in Ostdeutschland<br />

jedoch die Löhne niedriger<br />

sind als im Westen, sei hier der Abstand<br />

immer noch nicht ganz so groß, beobachtet<br />

die Zwickauer Bundestagsabgeordnete<br />

Sabine Zimmermann (Die Linke).<br />

Beim Erfurter iGZ-Kongress verwiesen die<br />

ostdeutschen Landesbeauftragten zwar<br />

darauf, dass „keine andere Branche so umfassende<br />

Erfahrungen in der Akquise von<br />

Mitarbeitern“ habe wie ihre. Doch zugleich<br />

musste man einräumen, dass angesichts<br />

„eines knapper werdenden Erwerbspersonenpotenzials“<br />

die bisher oft reichlich<br />

vorhandenen Personen „in der benötigten<br />

Kombination an Erfahrungen und Fertigkeiten<br />

auf dem Markt schlicht nicht mehr verfügbar“<br />

wären. Also müsse man das Augenmerk<br />

nun verstärkt darauf legen, „Talente<br />

zu identifizieren und diese zu qualifizieren“.<br />

Hierbei gerieten laut Patrick List<br />

von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung<br />

(ThAFF) nun auch Flüchtlinge<br />

verstärkt in den Fokus, um den „Arbeitskräftemangel<br />

in Ostdeutschland zu lösen“.<br />

Dass Personaldienstleister beim Schließen<br />

offener Stellen dennoch überdurchschnittlich<br />

erfolgreich sein können, beweisen gerade<br />

jetzt die steigenden Zahlen von Zeitarbeitern<br />

in den Neubundesländern. In Sachsen-Anhalt,<br />

wo 2016 gut 26.000 von ihnen<br />

an Firmen ausgeliehen wurden, damit<br />

diese flexibel auf Arbeitsspitzen reagieren<br />

können, erhöhte sich ihr Anteil binnen eines<br />

Jahres um 900. Leiharbeiter machen<br />

Foto: BMW<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 27<br />

damit in Sachsen-Anhalt etwa drei Prozent<br />

aller Beschäftigten aus. Besonders häufig<br />

würden sie in den Bereichen Logistik und<br />

Verkehr sowie im Metallbau geordert, so<br />

Landesarbeitsagentur-Chef Kay Senius.<br />

In den drei mitteldeutschen Ländern zusammen<br />

genommen, sind derzeit knapp<br />

125.000 Leiharbeiter beschäftigt – Tendenz<br />

steigend. Rund die Hälfte von ihnen<br />

ist ein Jahr und länger beim selben Verleihbetrieb.<br />

Doch die Kehrseiten dieser Arbeitsmarktflexibilität<br />

sind auch bestens bekannt.<br />

Eine besteht eben darin, dass Leiharbeiter<br />

bis zu 1.300 Euro weniger verdienen<br />

als Festangestellte, womit sie für<br />

Sabine Zimmermann „immer Beschäftigte<br />

zweiter Klasse“ bleiben. Gerade in der Automobilzulieferindustrie<br />

bilden große Gruppen<br />

von Leiharbeitern fast schon die Norm.<br />

Und zum anderen scheint es für eine Reihe<br />

Unternehmer fast schon zum Geschäftsmodell<br />

geworden zu sein, Leiharbeiter für<br />

Lohndumping und Tarifdruck gegenüber<br />

der festangestellten Belegschaft zu instrumentalisieren.<br />

Doch hier gelten seit<br />

April verschärfte Regelungen, um solchem<br />

„Missbrauch bei Leiharbeit und<br />

Werkverträgen einen Riegel vorzuschieben“,<br />

begründet dies Bundesarbeitsministerin<br />

Andrea Nahles (SPD). Ziel sei es,<br />

„die Leiharbeit auf ihre Kernfunktion zurückzuführen“.<br />

Das beinhalte auch, dass<br />

Leiharbeitsbeschäftigte nunmehr schon<br />

nach neun Monaten „genauso bezahlt<br />

werden müssen wie die Stammbelegschaft“.<br />

Abgewichen dürfe davon nur werden,<br />

wenn sich die Tarifpartner einig seien.<br />

Auch eine Höchstüberlassungsdauer<br />

von maximal 18 Monaten, wie sie nun seit<br />

April gilt, soll laut Nahles „missbräuchliche<br />

Leiharbeit als Dauerzustand verhindern“.<br />

Nach dieser Frisst müssten verliehene Beschäftigte<br />

im Einsatzbetrieb übernommen<br />

werden. Aber auch hier sind Ausnahmen<br />

möglich, wenn es die Tarifpartner gemeinsam<br />

vereinbaren. Und solche gibt es in inzwischen<br />

auch. So einigte sich kürzlich die<br />

IG Metall mit den Arbeitgebern der Metallund<br />

Elektroindustrie, dass Leiharbeiter bis<br />

zu vier Jahre beschäftigt werden können.<br />

Indes dürfen Leiharbeiter nicht mehr gezielt<br />

als Streikbrecher dienen, um damit<br />

Tarifverhandlungen zugunsten der Arbeitgeber<br />

zu beeinflussen. Streikt also ein Beschäftigter,<br />

darf seinen Job für diese Zeit<br />

kein externer Mitarbeiter übernehmen. Zudem<br />

wurden nun klarere Regeln für Werkverträge<br />

für Leiharbeiter festgezurrt. Damit<br />

solle verhindert werden, heißt es hierzu<br />

beim Deutschen Gewerkschaftsbund<br />

(DGB), dass über solche Vereinbarungen<br />

Stammbelegschaften gegen niedriger bezahlte<br />

Leihbeschäftigte ausgetauscht oder<br />

Teile der Fertigung fremd vergeben werden.<br />

So sei es in mancher Branche zuletzt<br />

schon Usus gewesen, „ganze Nachtschichten<br />

durch Werkvertragsarbeitnehmer<br />

zu ersetzen“, rügt der Gewerkschaftsbund.<br />

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28 | W+M TITEL<br />

Aufschwung Ost<br />

für Merkel<br />

Harmonisches<br />

Treffen: Angela<br />

Merkel im April<br />

<strong>2017</strong> im Kreise der<br />

Ost-Länderchefs.<br />

Die ostdeutsche Wirtschaft brummt. Geht es rein nach den wirtschaftlichen Zahlen, blickt<br />

Ostdeutschland auf eine erfolgreiche Regierungszeit der Großen Koalition zurück. Doch nicht immer<br />

entscheiden Fakten Wahlen. Von Matthias Salm<br />

Die Hauptstadt macht Pause: Bevor<br />

der Bundestagswahlkampf in seine<br />

heiße Phase startet, hat sich das politische<br />

Berlin erst einmal in die Sommerferien<br />

verabschiedet. Was Ostdeutschland<br />

betrifft, konnte Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel dabei sorgenfrei mit leichtem<br />

Gepäck in die Südtiroler Berge reisen. Denn<br />

an guten wirtschaftlichen Nachrichten aus<br />

dem Osten der Republik mangelt es der<br />

Bundeskanzlerin in ihrem derzeitigen Umfragehoch<br />

nicht.<br />

Zuletzt meldete der ostdeutsche Maschinen-<br />

und Anlagenbau, dass sich der Aufwärtstrend<br />

der Branche im zweiten Quartal<br />

<strong>2017</strong> fortgesetzt habe. Die ostdeutschen<br />

Maschinenbauer investieren wieder mehr<br />

in Maschinen, Forschung und Entwicklung.<br />

„Aufgrund der anhaltenden politischen Krisen<br />

und außenwirtschaftlichen Unsicherheiten<br />

war diese gute Entwicklung nicht unbedingt<br />

zu erwarten”, zeigte sich selbst der<br />

Geschäftsführer des VDMA Ost Reinhard<br />

Pätz überrascht.<br />

Und die Maschinenbauer zwischen Ostsee<br />

und Erzgebirge stehen mit ihrem Optimismus<br />

nicht allein da. Die ostdeutsche Wirtschaft<br />

expandierte laut Leibniz-Institut für<br />

Wirtschaftsforschung Halle im Jahr 2016<br />

um 2,1 Prozent. Damit gelang den Unternehmen<br />

in den neuen Ländern sogar ein leichter<br />

Aufholprozess gegenüber dem Westen.<br />

Arbeitslosenzahlen im Sinkflug<br />

Das spiegelt sich auch in den Arbeitslosenzahlen<br />

wider. Seit der letzten Bundestagswahl<br />

sank die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland<br />

kontinuierlich. Sie lag in allen<br />

Ost-Ländern im Juni <strong>2017</strong> zwischen zwei<br />

bis vier Prozentpunkte unter dem jährlichen<br />

Durchschnitt des Jahres 2013. Die gute<br />

Konjunktur, die laut Prognose der Bundesbank<br />

dank der anhaltend hohen Nachfrage<br />

des Staates, der ausgiebigen Bautätigkeit,<br />

steigender Investitionen der Unternehmen<br />

und der guten Exportzahlen auch bis 2019<br />

anhalten dürfte, spielen der Regierung Merkel<br />

auf dem Arbeitsmarkt in die Karten.<br />

Es profitierten allerdings nicht alle ostdeutschen<br />

Arbeitnehmer. Für die Langzeitarbeitslosen<br />

und Ungelernten auf dem<br />

ostdeutschen Arbeitsmarkt fand die Bundesregierung<br />

auch in den zurückliegenden<br />

vier Jahren keine zufriedenstellende<br />

Lösung. Nach Zahlen der Bundesagentur<br />

für Arbeit lag die Arbeitslosenquote unter<br />

Ungelernten in Ostdeutschland mit 31,7<br />

Prozent im Jahr 2016 deutlich über der in<br />

Westdeutschland mit 18,4 Prozent. Hinzu<br />

kommt, dass die demografische Entwicklung<br />

die ostdeutschen Bundesländer besonders<br />

belastet: Durch den deutlichen<br />

Rückgang an Schulabgängern, Berufsausbildungs-<br />

und Hochschulabsolventen droht<br />

dem Osten ein gravierenderer Facharbeitermangel<br />

als dem Westen.<br />

Foto: Matthias Rietschel/Sächsische Staatskanzlei<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


MERKELS BILANZ | 29<br />

Quelle Grafik: Bundesagentur für Arbeit<br />

Kein Einbruch durch<br />

Mindestlohn<br />

Der positiven Entwicklung<br />

auf dem Arbeitsmarkt<br />

konnte selbst die Einführung<br />

des Mindestlohns –<br />

wie ehedem von einigen<br />

Ost-Parlamentariern befürchtet – keine<br />

ernsthaften Schrammen zufügen. Der lange<br />

von Ökonomen, Wirtschaftsvertretern<br />

und der CDU selbst bekämpfte Mindestlohn<br />

dürfte wohl als das profilierteste Projekt<br />

der Großen Koalition in der abgelaufenen<br />

Legislaturperiode gelten.<br />

DIE<br />

TITEL-<br />

STORY<br />

Doch die SPD, die den Mindestlohn in den<br />

Koalitionsvertrag einbrachte und deren Arbeitsministerin<br />

Andrea Nahles ihre Agenda<br />

besonders emsig abarbeitete, wird hieraus<br />

nur schwerlich einen Wahlkampfschlager<br />

im Osten komponieren können. Obwohl<br />

die Zahlen positiv ausfallen: Seit der Einführung<br />

des Mindestlohns im Januar 2015<br />

sind in den betroffenen Branchen mehr sozialversicherungspflichtige<br />

Jobs entstanden<br />

als in anderen Wirtschaftsbereichen,<br />

meldete jüngst die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen<br />

der Bundesagentur<br />

für Arbeit.<br />

Die Zahl der Minijobs sei demnach bei<br />

Wach- und Sicherheitsdiensten, Callcentern,<br />

Post-Kurierdiensten, in Gastronomie,<br />

Einzelhandel und bei Reinigungsdiensten<br />

deutlich zurückgegangen. Viele Arbeitgeber<br />

hätten Minijobs in sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsverträge umgewandelt,<br />

bei anderen seien Nebenjobs<br />

entstanden. Bei den ostdeutschen<br />

Mittelständlern dürfte<br />

der Mindestlohn allerdings<br />

nicht nur wegen der höheren<br />

Kosten, sondern auch wegen<br />

des enormen bürokratischen<br />

Aufwands auch weiterhin keine Jubelstürme<br />

auslösen.<br />

Abwanderung gestoppt<br />

Selbst das jahrelang drängendste Pro blem<br />

Ostdeutschlands, die Abwanderung vor<br />

allem junger Menschen in den Westen,<br />

hat sich in der letzten Legislaturperiode<br />

deutlich entschärft. Die ostdeutschen Metropolen<br />

Berlin, Jena, Potsdam, Leipzig<br />

oder Dresden üben inzwischen eine große<br />

Strahlkraft auch auf Zuwanderer aus<br />

den westdeutschen Bundesländern aus.<br />

Die Ostbeauftragte der Bundesregierung<br />

Iris Gleicke (SPD) sieht darin „einen Erfolg<br />

der Städtebauförderung und der Investitionen<br />

in den Hochschulstandort Ostdeutschland”.<br />

Doch auch diese Medaille hat eine Kehrseite:<br />

Während die wirtschaftsstarken<br />

Städte den Prognosen zufolge auch in den<br />

kommenden Jahren weiter wachsen, blutet<br />

der Osten in den ländlichen Regionen<br />

nun umso stärker aus. Zumal jenseits der<br />

Zentren auch die Infrastruktur zu wünschen<br />

übrig lässt. Beim Ausbau der Versorgung<br />

mit schnellen Internetverbindungen<br />

etwa hinkt der Osten weiter hinterher<br />

(siehe auch Seite 34).<br />

Arbeitslosenquoten in Ostdeutschland<br />

SCHERE ZUM WESTEN SCHLIESST SICH WIEDER<br />

Auf dem Höhepunkt der ostdeutschen Arbeitslosigkeit lagen mehr als zehn Prozentpunkte<br />

zwischen den Arbeitslosenquoten in West und Ost. Nun schließt sich<br />

die Schere langsam wieder.<br />

2013 2014 2015 2016 <strong>2017</strong><br />

Berlin 11,7 11,1 10,7 9,8 8,8<br />

Brandenburg 9,9 9,4 8,7 8,0 6,7<br />

Mecklenburg-Vorpommern 11,7 11,2 10,4 9,7 8,0<br />

Sachsen 9,4 8,8 8,2 7,5 6,4<br />

Sachsen-Anhalt 11,2 10,7 10,2 9,6 8,1<br />

Thüringen 8,2 7,8 7,4 6,7 5,8<br />

2013-2016: jährlicher Durchschnitt, <strong>2017</strong>: Stand Juni <strong>2017</strong><br />

Fragezeichen ab 2019<br />

Das traditionelle Treffen der Bundeskanzlerin<br />

mit den Ost-Ministerpräsidenten in<br />

Bad Muskau im April <strong>2017</strong> gehörte dennoch<br />

wohl zu den vergleichsweise angenehmeren<br />

Terminen, die Angela Merkel in<br />

diesem Jahr bisher zu absolvieren hatte.<br />

Dort warf Merkel schon einen Blick ins Jahr<br />

2019, wenn der Solidarpakt II ausläuft, und<br />

brachte ein 150-Millionen-Euro-Programm<br />

zur Innovationsförderung auf die Tagesordnung.<br />

Die Mittel sollen bis zum Auslaufen<br />

des Solidarpakts in Kooperationen zwischen<br />

Hochschulen und Forschungsinstituten<br />

mit kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

(KMU) fließen.<br />

Denn das weiß auch Wahlkämpferin Merkel:<br />

Eine endgültige Angleichung der Wirtschaftskraft<br />

zwischen Ost und West findet<br />

aufgrund der Kleinteiligkeit der ostdeutschen<br />

Wirtschaft und der fehlenden<br />

Großkonzerne auch in den kommenden<br />

vier Jahren nicht statt. Forschungsförderung<br />

bleibt ein Ansatz, um die viel zu geringen<br />

Ausgaben ostdeutscher Unternehmen<br />

für Forschung und Entwicklung und damit<br />

für zukunftsfähige Produkte anzukurbeln.<br />

Fakten und Stimmungen<br />

Ob die Einsicht in die Mühen des Angleichungsprozesses<br />

allerdings bei allen Wählern<br />

vorhanden ist, darauf kann sich Angela<br />

Merkel nicht verlassen. Zur Bilanz ihrer<br />

Regierung gehört auch das Erstarken populistischer<br />

Bewegungen und des politischen<br />

Emporkömmlings AfD rechts von<br />

der Union. Beide Phänomene fanden im<br />

Osten besonderen Zulauf. Dies hatte zwar<br />

in der Flüchtlingskrise einen unmittelbaren<br />

Auslöser, aber stieß auf ein bereits offenbar<br />

weit verbreitetes Gefühl der Unzufriedenheit<br />

mit den Entwicklungen in Ostdeutschland.<br />

Und manchmal entscheiden eben auch<br />

Stimmungen die Wahl. Das wissen die<br />

Sozialdemokraten am besten – schließlich<br />

bewahrte die Flutkatastrophe an der Elbe<br />

ihren Kanzler Gerhard Schröder einst vor<br />

einer fast sicheren Niederlage. Auf eine<br />

solche Schützenhilfe aus dem Osten kann<br />

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz diesmal<br />

aber wohl kaum hoffen – trotz des dauerverregneten<br />

Sommers. W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


30 | W+M TITEL<br />

Durchwachsenes Zeugnis für<br />

Merkels Regierung<br />

Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in den neuen Bundesländern und darüber hinaus in ganz<br />

Deutschland verfolgen die Politik der Bundesregierung erfahrungsgemäß besonders aufmerksam. Schließlich<br />

sind sie es, die die Auswirkungen von Gesetzen und Verordnungen als Erste spüren. Kurz vor der Bundestagswahl<br />

bat <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> ausgewählte Unternehmer sowie Präsidenten und Geschäftsführer von<br />

Wirtschafts- und Unternehmerverbänden um ein Arbeitszeugnis für Merkels Kabinett. Die konkrete Fragestellung<br />

lautete: Wie bewerten Sie die Wirtschaftspolitik der scheidenden Bundesregierung und deren Auswirkungen auf<br />

den ostdeutschen Mittelstand und den Wirtschaftsstandort Ostdeutschland?<br />

Dr. Michael Ermrich<br />

Geschäftsführender Präsident des<br />

Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV)<br />

Unter dem Strich bin ich mit der Arbeit der<br />

Bundesregierung zufrieden. Als Ergebnis<br />

ihrer guten Wirtschaftspolitik ist die Arbeitslosigkeit<br />

deutlich zurückgegangen. Zukünftig<br />

erforderlich ist aber, dass die Voraussetzungen für<br />

Investitionen erleichtert werden. Hierbei denke ich vor allem<br />

an die Genehmigungsverfahren für Infrastrukturmaßnahmen.<br />

Aus Sicht der Sparkassen gibt es in der Europapolitik<br />

der Bundesregierung gute Ansätze. Zukünftig sollte sie<br />

jedoch noch energischer in Brüssel das Geschäftsmodell der<br />

lokal engagierten Kreditinstitute vertreten.<br />

Martin Bergner<br />

Vorstandssprecher der<br />

Zentralkonsum eG<br />

Die Bundesregierung bekennt sich<br />

zum Mittelstand als Rückgrat der<br />

Wirtschaft. Oft wird unter dem Deckmantel<br />

von Gerechtigkeit und Arbeitsplatzsicherung<br />

gegen den Mittelstand und<br />

freien Wettbewerb entschieden. Bürokratieabbau wurde nicht<br />

nachhaltig betrieben, dem stehen immer neue Einschränkungen<br />

des unternehmerischen Handelns entgegen. Für Genossenschaften<br />

wünsche ich mir mehr Mut der Regierung, überholte<br />

Gesetzesnormen abzuschaffen und die Zwangsmitgliedschaft<br />

in einem Prüfungsverband aufzuheben.<br />

<br />

Note:<br />

<br />

Note:<br />

Udo Marin<br />

Geschäftsführer des Verbandes Berliner<br />

Kaufleute und Industrieller e. V. (VBKI)<br />

Dr. Burkhardt Greiff<br />

Präsident des Unternehmerverbandes<br />

Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Tatsache ist, dass die Maßnahmen dieser<br />

Bundesregierung die deutsche Wirtschaft<br />

insgesamt eher be- und nicht entlastet haben.<br />

Zu den Belastungen gehört die Einführung der<br />

Rente mit 63, die für viele qualifizierte Fachkräfte den Anreiz<br />

gegeben hat, sich frühzeitig pensionieren zu lassen. Vor allem<br />

in strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands stellt das<br />

eine große Herausforderung dar. Auch der Mindestlohn birgt<br />

das Risiko, bei schlechterer Konjunkturentwicklung für diese<br />

Regionen zu einem großen Problem zu werden.<br />

Note:<br />

(Ost-)Deutschland profitierte vor<br />

allem von früheren Arbeitsmarktreformen<br />

und moderaten Gewerkschaften.<br />

Indessen werden bürokratische Hürden<br />

und Steuern des Bundes immer mehr zu Wachstumshemmnissen.<br />

Eine hohe Belastung für unsere Unternehmen<br />

war die Ungleichheit der Energiepreise, die nun schrittweise<br />

beseitigt wird. Mit der überstürzten Energiewende ist die<br />

Bundesregierung ihrer Verantwortung, den Strukturwandel<br />

in Südbrandenburg zu unterstützen und zu fördern, nur unzureichend<br />

nachgekommen.<br />

Note:<br />

Fotos: OSV, VBKI, Torsten George, UVBB (v. o. l. n. u. r.)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


MERKELS BILANZ | 31<br />

Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsführer und Vizepräsident des<br />

Unternehmerverbandes Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Mike Klaus Barke<br />

Vizepräsident des Unternehmerverbandes<br />

Sachsen e. V.<br />

Fotos: BME Dr. Golbs und Partner GmbH, Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V., Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e. V. (links v. o.), Claudia Koslowski/UV Sachsen, WITO GmbH, Thomas Imo (rechts v. o.)<br />

Die Bundesregierung hat Prozesse angestoßen,<br />

die grundsätzlich positive Wirkung<br />

zeigen. Die verbesserte Beschäftigungssituation<br />

wirkt sich positiv auf Kaufkraft<br />

und Konsumbereitschaft aus. Ohne die spezifischen<br />

Rahmenbedingungen im Osten zu berücksichtigen ist die Bürokratisierung<br />

weiter fortgeschritten. Man redet über Mittelstand,<br />

ohne die Probleme in der Steuerpolitik und anderen<br />

Bereichen, zu lösen. Entscheidungen, wie die Embargopolitik<br />

gegenüber Russland, haben zusätzlich Probleme geschaffen,<br />

ohne dass wirksam politisch gegengesteuert wurde.<br />

Note:<br />

Frank Haacker<br />

Präsident des Unternehmerverbandes<br />

Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V.<br />

Der Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

ist im europäischen Vergleich stark. Die<br />

Zahl der Beschäftigten ist so hoch wie<br />

nie. Trotz vieler positiver Nachrichten müssen<br />

zentrale gesellschaftliche Herausforderungen<br />

mit großem Einfluss auf die Wirtschaft bewältigt werden: Demografische<br />

Entwicklung, In frastruktur und Energieversorgung,<br />

Bildung – sind nur wenige Beispiele. Die wirtschaftliche<br />

Entwicklung Ostdeutschlands muss stärker im Fokus der<br />

Bundesregierung sein: Noch immer liegt die Wirtschaftskraft<br />

je Einwohner hier weit unter dem Niveau der alten Länder.<br />

Noch schlimmer die Aussage von Wirtschaftsspezialisten –<br />

der Aufholprozess sei ins Stocken geraten.<br />

Note:<br />

Rolf Paukstat<br />

Präsident des Unternehmerverbandes<br />

Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Die Entscheidungen der Bundesregierung<br />

in der letzten Legislaturperiode haben<br />

die Interessen der Wirtschaft für ganz<br />

Deutschland berücksichtigt. Ausdruck ist die<br />

erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung in vielen Teilen der Bundesrepublik.<br />

Die besonderen Bedingungen in Ostdeutschland,<br />

die durch einen hohen Anteil kleiner Mittelständler geprägt<br />

sind, müssen aber stärkere Beachtung in der Wirtschaftspolitik<br />

der Bundesregierung finden. Nur so kann der<br />

nach wie vor nötige Aufholprozess in Ostdeutschland beschleunigt<br />

werden.<br />

Note:<br />

Resümierend über die letzten vier Jahre<br />

muss man die Arbeit der Großen Koalition<br />

positiv bewerten. Die wirtschaftliche<br />

Entwicklung in Deutschland geht trotz aller<br />

weltpolitischen Wirren bergauf und dies ist nicht<br />

zuletzt ein Verdienst der Bundesregierung. Ostdeutschland<br />

stand dabei nicht immer im Fokus und so gilt es,<br />

beständig die strukturellen Schwächen abzubauen. Die<br />

Sanktionen gegen Russland waren dabei wenig hilfreich.<br />

Die ungeplante Flüchtlingspolitik hat den Gesamteindruck<br />

getrübt.<br />

Note:<br />

Rüdiger Thunemann<br />

Geschäftsführer der WITO Wirtschafts- und<br />

Tourismusentwicklungsgesellschaft mbH Barnim<br />

Die Wirtschaft in Ostbrandenburg boomt.<br />

Die Arbeitslosigkeit ist fundamental zurückgegangen,<br />

die Steuern sprudeln. Doch<br />

steht der Staat den vielen KMU hilfreich zur<br />

Seite? Die Unternehmer der Region sehen das kritisch.<br />

Hohe Energiepreise durch die republikweit höchsten<br />

Netzentgelte, Defizite beim Bürokratieabbau und in der Steuerpolitik<br />

werden genannt. Die Firmen sorgen sich um die infrastrukturelle<br />

Erschießung in den Berlin-fernen Regionen,<br />

um sie für junge Leute und damit die Fachkräfte der Zukunft<br />

attraktiv zu halten. Viel zu lange fehlten Konzepte des Bundes<br />

für die Breitbandversorgung und auch den Umgang mit<br />

Geflüchteten.<br />

Note:<br />

<br />

Mario Ohoven<br />

Präsident des Bundesverbandes mittelständische<br />

Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands e. V.<br />

Die schwarz-rote Bilanz für Ostdeutschland<br />

fällt aus Sicht des Mittelstands enttäuschend<br />

aus. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist vorrangig<br />

der Demografie geschuldet. Selbst starke Ostregionen erreichen<br />

teilweise nur das Niveau schwacher Westregionen. Das<br />

vergleichsweise gute Abschneiden in der Bildung ist der Landespolitik<br />

zu verdanken. Bei den Russland-Sanktionen, unter<br />

denen die ostdeutsche Wirtschaft besonders leidet, blieb die<br />

Bundesregierung untätig.<br />

Note:<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


32 | W+M<br />

TITEL MERKELS BILANZ<br />

RAGNITZ KOMMENTIERT<br />

Was hat die<br />

Große Koalition<br />

für Ostdeutschland gebracht?<br />

Deutschlands Zukunft gestalten“ –<br />

mit diesem Anspruch ist die Große<br />

Koalition im Jahr 2013 gestartet.<br />

Ob dies gelungen ist, wird die Geschichte<br />

weisen; mit Blick auf die gesteckten<br />

Ziele für die weitere wirtschaftliche Entwicklung<br />

in Ostdeutschland ist die Bilanz<br />

allerdings bescheiden: Der entsprechende<br />

Abschnitt im Koalitionsvertrag<br />

2013 war mit einer Seite<br />

(von insgesamt 121<br />

Textseiten) schon äußerst<br />

knapp bemessen,<br />

die dort angekündigten<br />

Vorhaben<br />

gingen über reine<br />

Willenserklärungen<br />

(„wir wollen …“)<br />

nicht hinaus und erschöpften<br />

sich zumeist<br />

in allgemeinen<br />

Floskeln („Die<br />

Erfolgsgeschichte<br />

… wollen wir fortschreiben“).<br />

Und<br />

liest man den damaligen<br />

Koalitionsvertrag aus heutiger<br />

Sicht, so fällt vor allem ins Auge, was alles<br />

nicht umgesetzt wurde. Hat die Koalition<br />

also wirklich nichts für Ostdeutschland<br />

erreicht?<br />

So kritisch muss man nicht sein, denn<br />

eine Bundesregierung muss naturgemäß<br />

das Wohl des gesamten Landes im Blick<br />

haben; für die regionale Wirtschaftsentwicklung<br />

sind primär die Bundesländer<br />

zuständig. Und einige der Baustellen,<br />

bei denen auch im Rahmen gesamtdeutscher<br />

Politik die besonderen Belange der<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Stellvertretender Leiter<br />

des ifo-Instituts Dresden.<br />

ostdeutschen Länder zu berücksichtigen<br />

waren, hat die Bundesregierung ja auch<br />

erfolgreich abgeräumt: Der bundesstaatliche<br />

Finanzausgleich wurde nicht zuletzt<br />

zum Wohle der ostdeutschen Länder neu<br />

geregelt, für die Angleichung der Ostrenten<br />

immerhin ein Zeitplan festgeschrieben,<br />

die Verteilung der Lasten der Energiewende<br />

zumindest in Angriff genommen.<br />

Auch von der Einführung<br />

des Mindestlohns<br />

und der Senkung des<br />

Renteneintrittsalters,<br />

wenngleich nicht unkritisch<br />

zu sehen,<br />

haben vor allem die<br />

Menschen in Ostdeutschland<br />

profitiert.<br />

Es sind zwar<br />

nicht immer die allerbesten<br />

Lösungen, die<br />

dabei gefunden wurden,<br />

aber in einer Koalitionsregierung<br />

zwischen<br />

sehr unterschiedlichen Partnern<br />

ist dies ja auch nicht unbedingt zu erwarten.<br />

Insoweit ist der größte Vorteil<br />

der zu Ende gehenden Legislaturperiode<br />

darin zu sehen, dass für eine Reihe<br />

vormals offener Fragen nunmehr Planungssicherheit<br />

für die Beteiligten geschaffen<br />

wurde – denn kaum etwas ist<br />

schädlicher für eine günstigere Entwicklung<br />

als Unsicherheit über den zukünftigen<br />

Rechtsrahmen, die Investoren lähmt<br />

und zu Ausweichreaktionen Anlass gibt.<br />

Da darf man auch nicht enttäuscht sein,<br />

dass die „Angleichung der Lebensverhältnisse“,<br />

kaum weiter vorangekommen<br />

ist. Dass die fortbestehenden Strukturschwächen<br />

der ostdeutschen Wirtschaft<br />

durch die Politik ohnehin nicht behoben<br />

werden können, sollte ja inzwischen jedem<br />

offensichtlich sein; immerhin ist<br />

auch ein weiteres Zurückfallen bislang<br />

erfolgreich vermieden worden.<br />

Viel wichtiger ist es, nunmehr die kommende<br />

Legislaturperiode in den Blick<br />

zu nehmen und Lösungen für die noch<br />

drängenden Zukunftsprobleme zu finden,<br />

die gerade auch die Entwicklung in<br />

Ostdeutschland behindern können: Maßnahmen<br />

gegen den sich ausbreitenden<br />

Fachkräftemangel, die Bekämpfung von<br />

drohender Altersarmut, die Schaffung lebenswerter<br />

Strukturen auch in den Entleerungsgebieten<br />

der ostdeutschen Provinz,<br />

die Konzipierung einer gesamtdeutschen<br />

Förderpolitik, die auch über 2020<br />

hinaus trägt, die Sicherung der Energieversorgung<br />

auch bei Verzicht auf klimaschädliche<br />

Energieträger und anderes<br />

mehr. Diese Probleme müssen von der<br />

folgenden Bundesregierung in Angriff<br />

genommen werden, unabhängig davon,<br />

welche Parteien sie bilden werden. Um<br />

hier zu Lösungen zu kommen, die auch<br />

im Interesse des Ostens liegen, braucht<br />

der Osten nichts mehr als lautstarke<br />

Fürsprecher – und eine hohe Wahlbeteiligung!<br />

Ansonsten besteht die Gefahr,<br />

dass Ostdeutschland im politischen Prozess<br />

künftig noch mehr als eine zurückgebliebene,<br />

aber ansonsten nicht weiter bedeutsame<br />

Region wahrgenommen wird.<br />

Und das wäre wirklich schade.<br />

<br />

W+M<br />

Foto: ifo Dresden (Mitte)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


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34 | W+M TITEL<br />

Der Bund fördert den Ausbau der Breitband-Infrastruktur.<br />

Stau auf der Datenautobahn<br />

42 Prozent der deutschen Unternehmen planen laut einer Studie der KfW Bankengruppe für die<br />

kommenden zwei Jahre Digitalisierungsvorhaben im eigenen Betrieb. Doch vielerorts fehlt es für die<br />

digitale Revolution an ausreichender Internetgeschwindigkeit. Das trifft vor allem den ostdeutschen<br />

Mittelstand. Von Matthias Salm<br />

Ruhig und zuverlässig dreht „Olli“ auf<br />

dem Berliner EUREF-Campus seine<br />

Runden. Manch Besucher muss<br />

denn auch zwei Mal hinschauen, bevor er<br />

erkennt, warum das etwas skurril anmutende<br />

kleine Gefährt hier auf<br />

dem eigentlich eher fußläufigen<br />

Gelände von Haltestelle<br />

zu Haltestelle rollt. Der Elektro-Kleinbus<br />

transportiert seine<br />

Passagiere fahrerlos über<br />

den Forschungscampus – der<br />

hierzulande erste autonom fahrende<br />

Bus im Linienbetrieb.<br />

Getestet wird die „On-demand-Mobilität“,<br />

eine zukünftige<br />

Variante des Öffentlichen<br />

Nahverkehrs.<br />

„Olli“ ist nur ein Beispiel, wie die digitale<br />

Revolution alle Branchen in den kommenden<br />

Jahren erfassen wird – mit neuen Fertigungsprozessen,<br />

Produkten, Services<br />

und Geschäftsmodellen. Und innovative<br />

ostdeutsche Unternehmen setzen dabei<br />

jetzt schon Trends: In Berlin etwa hat die<br />

junge Firma KIWI GmbH schlüssellose<br />

Türöffner für Mehrfamilienhäuser<br />

entwickelt. Per<br />

App können Zugangsberechtigungen,<br />

etwa für die Müllabfuhr<br />

oder die Post, vergeben<br />

werden – ein digitaler Service,<br />

mit dem die Unternehmen der<br />

Wohnungswirtschaft die Attraktivität<br />

ihrer Immobilien steigern<br />

können.<br />

In Dresden hilft das Start-up<br />

„fodjan“ Landwirten, mit einer<br />

cloudbasierten Software jederzeit ortsunabhängig<br />

die besten Futterrationen für<br />

ihre Nutztiere zu ermitteln. Und im brandenburgischen<br />

Wildau hat die Oculyze<br />

GmbH ein Smartphone-Mikroskop entwickelt,<br />

das Flüssigkeiten analysiert und<br />

per Bildanalyse Zellen und Mikroben zählt<br />

– erstes Einsatzgebiet ist die Messung<br />

der Hefekonzentration in Brauereien.<br />

Bei digitalen Innovationen sind ostdeutsche<br />

Unternehmen bereits jetzt vorn dabei.<br />

Sie folgen der Devise „Wer nicht<br />

komplett digitalisiert, verliert“, die jüngst<br />

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt<br />

propagiert hat. Der CSU-Minister,<br />

verantwortlich für die digitale Infrastruktur<br />

im Lande, hat damit zumindest die<br />

Zeichen der Zeit erkannt.<br />

Bedarf zu spät erkannt<br />

Das war nicht immer so in der deutschen<br />

Politik. Als der jüngst verstorbene Alt-<br />

Foto: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


MERKELS BILANZ | 35<br />

kanzler Helmut Kohl 1994 in einer TV-<br />

Sendung gefragt wurde, was er für den<br />

Ausbau der Datenautobahn zu tun gedenke,<br />

beklagte dieser noch das Stop-andgo<br />

auf den hiesigen Straßen. Mag das<br />

Fremdeln der Politik mit dem Internet in<br />

dessen Frühzeit noch verständlich gewesen<br />

sein, so bremst heute der über Jahre<br />

verschleppte Ausbau der Infrastruktur die<br />

digitale Transformation des Mittelstands.<br />

Denn bei Versorgung mit schnellem Internet<br />

ist Deutschland nur internationales<br />

Mittelmaß.<br />

Auch in dieser Legislaturperiode gewinnt<br />

das Thema erst auf der Zielgeraden an<br />

Dynamik. In einem ersten Schritt sollen<br />

bis Ende 2018 alle Haushalte in Deutschland<br />

mit mindestens 50 Mbit/s im Download<br />

ausgestattet sein, in Gewerbegebieten<br />

sind 100 Mbit/s das Ziel. Dann sollen<br />

Hochgeschwindigkeitsnetze vor allem<br />

für Industrie, Telemedizin und autonomes<br />

Fahren geschaffen werden. Bis zum Jahr<br />

2025 will der Bund 100 Milliarden Euro<br />

in den Gigabit-Breitband-Bereich investieren.<br />

Breitband: Ostdeutschland hinkt hinterher<br />

Breitbandversorgung über alle Technologien (Ende 2016)<br />

Mehr als 30 Mbit/s Mehr als 50 Mbit/s<br />

Hamburg 97,5 94,6<br />

Bremen 96,3 93,6<br />

Berlin 95,4 90,2<br />

Nordrhein-Westfalen 87,4 82,2<br />

Hessen 86,3 78,3<br />

Bayern 84,1 72,1<br />

Baden-Württemberg 84,0 77,3<br />

Schleswig-Holstein 83,5 80,0<br />

Rheinland-Pfalz 83,4 75,5<br />

Saarland 83,1 76,5<br />

Niedersachsen 82,6 76,4<br />

Brandenburg 75,2 62,3<br />

Thüringen 69,5 59,4<br />

Sachsen 67,4 57,6<br />

Mecklenburg-Vorpommern 64,8 57,4<br />

Sachsen-Anhalt 57,2 48,4<br />

Dass das erste Ziel erreicht wird, bezweifelt<br />

der Bundesverband Breitbandkommunikation<br />

(BREKO). Noch entscheidender<br />

dürfte sich allerdings auswirken, dass<br />

sich das im Festnetz übertragene Datenvolumen<br />

laut einer BREKO-Studie von<br />

Advertorial<br />

Das mobile Büro<br />

Das Modell IDOL 4 PRO<br />

von Alcatel in Gold.<br />

Quelle Grafik: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

Die Arbeitswelt ist im Wandel: Daten<br />

und Prozesse sind zunehmend<br />

digital; die Anforderungen<br />

an einen mobilen Arbeitsplatz wachsen.<br />

Teams an unterschiedlichen Standorten<br />

rücken zusammen und eine Kommunikation<br />

in Echtzeit wird über Länder hinaus nötig.<br />

Die Digitalisierung macht’s möglich.<br />

Mit dem Smartphone Alcatel IDOL 4<br />

PRO erhalten Business-Nutzer ein zuverlässiges<br />

Gerät, das im Geschäftsumfeld<br />

eine Top-Figur macht. Mit Windows<br />

10 steckt in dem Smartphone ein leistungsstarkes<br />

Betriebssystem, welches<br />

das Arbeiten noch effektiver und flexibler<br />

gestaltet. Mit umfangreichen Business-Features<br />

und mit Cortana verfügt<br />

das Gerät über eine digitale Assistentin,<br />

die aktive Geschäftsleute bei den täglichen<br />

Aufgaben zur Seite steht: egal ob<br />

beim Versenden von E-Mails oder der<br />

Beantwortung von Fragen.<br />

Mit seinem schlanken Design<br />

und dem Fokus auf<br />

maximaler Produktivität ist<br />

es der ideale Begleiter im<br />

Berufsalltag: edle Materialien<br />

und Konzentration<br />

auf optimale Nutzbarkeit.<br />

Continuum – Arbeiten<br />

wie am PC<br />

Diese Funktionen zaubern<br />

ein Lächeln aufs Gesicht:<br />

Office-Anwendungen wie Word<br />

und Excel können mittels Continuum<br />

und einem Display Dock auf einem größeren<br />

Bildschirm dargestellt werden,<br />

während das Telefon wie gewohnt für<br />

Gespräche und Nachrichten nutzbar<br />

bleibt. Mit den entsprechenden Eingabegeräten<br />

mutiert das Alcatel IDOL 4<br />

PRO damit blitzschnell zu einem<br />

vollwertigen PC.<br />

Das Smartphone steht ab sofort<br />

exklusiv bei KOMSA zur<br />

Verfügung. Die KOMSA-Gruppe<br />

mit Sitz im sächsischen Hartmannsdorf<br />

ist bei Umsatz und<br />

Kundenzahl der größte deutsche<br />

Telekommunikationsdistributor.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit<br />

konnte KOMSA Alcatel aktiv bei<br />

der Steigerung des Marktauftritts<br />

und der Produktverfügbarkeit im deutschen<br />

Mobilfunkhandel unterstützen.<br />

Ein breiter Marktzugang, Vertrauen und<br />

Zuverlässigkeit machen es möglich. Lernen<br />

Sie KOMSA, einen der führenden<br />

Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />

unter<br />

www.komsa.com kennen.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


36 | W+M TITEL<br />

DIE WICHTIGSTEN HEMMNISSE BEI DIGITALISIERUNGSVORHABEN<br />

Nahezu 28 Prozent der Unternehmen in Deutschland bemängeln laut einer aktuellen<br />

Studie der KfW Bankengruppe die Qualität ihrer Internetverbindung.<br />

Mangelnde<br />

IT-Kompetenzen/<br />

Verfügbarkeit von<br />

IT-Fachkräften<br />

33,4 %<br />

Schwierigkeiten bei der<br />

Anpassung der<br />

Unternehmens- und<br />

Arbeits organisation<br />

31,1 %<br />

28,2 %<br />

Mangelnde Qualität<br />

der Internetverbindung<br />

Anforderungen an<br />

Datensicherheit<br />

und Datenschutz<br />

27,8 %<br />

Mehrfachnennungen möglich.<br />

9,5 Milliarden Gigabyte 2014 auf 11,5 Milliarden<br />

Gigabyte in 2016 erhöht hat. Diese<br />

Werte würden sich bis 2020 fast vervierfachen.<br />

Angesichts der Visionen von<br />

„Industrie 4.0“, des komplett digitalisierten<br />

Unternehmens, und der rasch ansteigenden<br />

Datenmengen wirken die jetzigen<br />

Ausbaupläne des Bundes so bereits<br />

überholt.<br />

Ostdeutschland wird abgehängt<br />

Den ostdeutschen Mittelstand treffen die<br />

Versäumnisse der Vergangenheit besonders<br />

schwer. Denn Ende 2016 lagen die<br />

ostdeutschen Haushalte bei der Versorgung<br />

mit schnellen Internetverbindungen<br />

geschlossen am Ende des Rankings aller<br />

Bundesländer. Nur in Berlin freuen sich 90<br />

Prozent der Haushalte über Übertragungsgeschwindigkeiten<br />

von mehr als 50Mbit/s.<br />

Dementsprechend klagt die Wirtschaft.<br />

Im thüringischen Ilm-Kreis etwa fühlen<br />

sich 22 Prozent der Unternehmen<br />

Digitalisierung<br />

leicht gemacht<br />

Unite-Oberfläche von Mercateo.<br />

Advertorial<br />

Um für den stetig wachsenden digitalen<br />

B2B-Handel optimal aufgestellt<br />

zu sein, stehen vor allem<br />

kleine und mittelständische Unternehmen<br />

vor großen Herausforderungen.<br />

Denn häufig läuft das klassische Geschäft<br />

noch gut, daher herrscht vor allem<br />

im Mittelstand, sowohl auf Anbieter-<br />

als auch auf Einkäuferseite, eine<br />

Kultur des aktiven Nichtauseinandersetzens<br />

mit der Digitalisierung im B2B-<br />

Handel. Der weite Blick nach vorne fehlt<br />

und selten ist eine entsprechende Strategie<br />

in den Unternehmen vorhanden.<br />

Die Gründe für diese Zurückhaltung<br />

sind vielschichtig: Der hohe finanzieller<br />

Aufwand eines eigenen Shop-Projekts,<br />

ein möglicher Verlust der Kundenbeziehung,<br />

Bedenken gegenüber der<br />

Preistransparenz, Verhandelbarkeit der<br />

Konditionen sowie die Angst vor der<br />

Einmischung der Plattformbetreiber in<br />

die 1:1-Beziehung mit dem Kunden.<br />

Damit auch kleine und mittlere Unternehmen<br />

in Zukunft im B2B-Handel<br />

steigende Umsätze erzielen, Bestandskunden<br />

halten und neue Zielgruppen<br />

erschließen können, hat Mercateo,<br />

seit 1999 Betreiber von Europas<br />

führender Beschaffungsplattform,<br />

die B2B-Vernetzungsplattform Unite<br />

(www.unite.eu) ins Leben gerufen. Hier<br />

erhalten Mittelständler einfachsten Zugang<br />

zur Digitalisierung, absolut neutral<br />

und unter Erhaltung der so wichtigen<br />

direkten Beziehung mit dem Kunden.<br />

Über einheitliche Oberflächen und<br />

Prozesse und ohne großen finanziellen<br />

und technischen Aufwand für die Nutzer<br />

können Anbieter und Einkäufer bestehende<br />

Geschäftsbeziehungen digital<br />

pflegen und neue generieren. Der Zugang<br />

zu dieser Plattform ist für alle Unternehmen<br />

möglich, unabhängig davon,<br />

wie stark sie bereits digitalisiert sind.<br />

Foto: Mercateo, Quelle Grafik: KfW Bankengruppe<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


MERKELS BILANZ | 37<br />

durch niedrige Übertragungsgeschwindigkeiten<br />

im Geschäftsprozess behindert,<br />

ergab eine Umfrage der Industrieund<br />

Handelskammer (IHK) Südthüringen.<br />

„Heutige Angebote mit<br />

Übertragungsgeschwindigkeiten<br />

im unteren Mbit/s-Bereich<br />

sind für den vernetzten<br />

Haushalt vielleicht noch passend,<br />

aber für die Wirtschaft<br />

sind sie veraltet und existenzbedrohend“,<br />

warnt Dr. Ralf Pieterwas,<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

der IHK Südthüringen. Lediglich<br />

zwölf Prozent der Firmen<br />

im Ilm-Kreis verfügen bereits<br />

über einen modernen Internetanschluss<br />

im Gigabit-Bereich.<br />

Mittlerweile erhöht deshalb auch der Freistaat<br />

die Schlagzahl beim Breitbandausbau.<br />

Nahezu alle thüringischen Kommunen<br />

haben Fördermittel des Bundes beantragt,<br />

um künftig mindestens 50 Mbit/s<br />

anbieten zu können. Nicht jedes Unternehmen<br />

wird diese Nachricht beglücken.<br />

Im Ilm-Kreis etwa beanspruchen 33 Prozent<br />

der Unternehmen 500 Mbit/s als Minimum<br />

für ihre Zwecke.<br />

Frankfurt (Oder) rüstet auf<br />

Auch an der östlichen Landesgrenze,<br />

in Frankfurt (Oder), stellten<br />

die Stadtoberen in einer Studie<br />

im Herbst letzten Jahres ernüchtert<br />

fest, dass die Haushalte<br />

und Gewerbetreibenden in der<br />

Oderstadt mit Übertragungsgeschwindigkeiten<br />

von 30 Mbit/s<br />

durchs Internet schleichen. Darunter<br />

litten beispielsweise die<br />

Unternehmen im Technologiepark<br />

rund um das „Business and Innovation<br />

Center“ der Stadt. Nun investieren<br />

die Frankfurter 10,1 Millionen Euro in den<br />

Netzausbau, davon fördern je zur Hälfte<br />

Bund und Land insgesamt 8,8 Millionen<br />

Euro.<br />

Brandenburg liegt zwar im ostdeutschen<br />

Vergleich beim schnellen Internet an der<br />

Spitze, doch weit hinter Ländern wie<br />

Schleswig-Holstein oder dem Saarland.<br />

Gegenwärtig investiert das Land 43 Millionen<br />

Euro in den Breitbandausbau in<br />

Elbe-Elster, Oberhavel, Oberspreewald-<br />

Lausitz, Ostprignitz-Ruppin, der Uckermark<br />

und in Frankfurt (Oder) als Kofinanzierung<br />

zur Förderung des Bundes. Das<br />

bundesweite Schlusslicht bildet seit langem<br />

Sachsen-Anhalt. Mittlerweile reicht<br />

die Landesregierung in Magdeburg fast<br />

im Wochentakt Förderbescheide an Kommunen<br />

aus, die mangels wirtschaftlichen<br />

Interesses der Netzbetreiber an<br />

einem Ausbau auf Fördermittel angewiesen<br />

sind. Dafür stehen in Sachsen-<br />

Anhalt etwa 200 Millionen Euro zur Verfügung.<br />

Dass das selbst gesteckte Ziel,<br />

flächendeckend bis Ende 2018 allen Bürgern<br />

50Mbit/s anbieten zu können, zu halten<br />

sei, bezweifelt allerdings mittlerweile<br />

auch die Landesregierung. W+M<br />

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38 | W+M POLITIK<br />

Facettenreiches Zauberwort<br />

Digitalisierung – zentrales Thema beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum <strong>2017</strong><br />

Digitalisierung findet allerorten statt,<br />

mancher kann es schon nicht mehr<br />

hören, wird es doch mal als Drohung,<br />

mal als Chance verkündet.<br />

Es gibt mittlerweile mehr<br />

Keynotespeaker, die sich<br />

als „Digitalisierungserschrecker“<br />

profilieren,<br />

als die ewigen<br />

Motivationsgurus,<br />

die über viele Jahre<br />

mit positivem<br />

Denken und Tschaka-Ausrufen<br />

punkten<br />

konnten. Doch<br />

all jenen, die darauf<br />

hoffen, dass<br />

Frank Nehring ist Sprecher der Initiative<br />

Wirtschaft.Wachstum.Zukunft<br />

und Herausgeber von W+M.<br />

die Digitalisierung<br />

irgendwie an ihnen<br />

vorbeigeht, sollte<br />

schon ein Blick auf<br />

das eigene Smartphone<br />

genügen, um zu verstehen, dass es<br />

sich hier um mehr handelt, als eine Mode,<br />

ein neues Projekt oder ähnliches.<br />

Der Begriff Digitalisierung bezeichnet laut<br />

Wikipedia allgemein die Veränderungen<br />

von Prozessen, Objekten und Ereignissen,<br />

die bei einer zunehmenden Nutzung digitaler<br />

Geräte erfolgt. Und das wiederum<br />

hat zur Folge, dass Online-Plattformbetreiber<br />

wie Google, Facebook oder Ebay<br />

zu den wertvollsten Unternehmen werden,<br />

sich rasant entwickeln und maximale<br />

Gewinne einfahren. Die klassischen<br />

Hersteller werden zu Zulieferern und einem<br />

enormen Preisdruck ausgesetzt. Big<br />

Data ermöglicht völlig neue Formen der<br />

Erfassung der Kundeninteressen und vieles<br />

andere mehr. Die Digitalisierung verändert<br />

die Gesellschaft, sie macht nicht vor<br />

einzelnen Branchen oder Bereichen halt,<br />

sie erfasst sie alle. Und das ist für manchen<br />

und manches Unternehmen bedrohlich,<br />

aber es ist zugleich eine unglaubliche<br />

Chance für die Wirtschaft, für Wachstum<br />

und Zukunft.<br />

Wirtschaft.Wachstum.Zukunft lautet der<br />

Name unserer Initiative, die das Ostdeutsche<br />

Wirtschaftsforum veranstaltet. Die<br />

Partner und Teilnehmer stehen mit ihrem<br />

Namen und ihrem Tun dafür.<br />

Deshalb ist das Ostdeutsche<br />

Wirtschaftsforum<br />

mehr als nur das<br />

„Davos des Ostens”,<br />

bei dem sich jährlich<br />

im Herbst namhafte<br />

Vertreter aus Politik,<br />

Wirtschaft und<br />

Wissenschaft treffen,<br />

um über Zukunftsthemen<br />

zu sprechen.<br />

Das OWF.ZUKUNFT<br />

ist eine Plattform für<br />

alle strategisch Interessierten,<br />

die Ideen<br />

einbringen, aber auch<br />

über die Ideen und<br />

Ergebnisse unserer Arbeit informiert<br />

sein wollen.<br />

Wir sind die Initiative Wirtschaft.<br />

Wachstum.Zukunft, die vom Magazin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> begründet wurde,<br />

einen Think-tank betreibt und das<br />

Thema Ostdeutschlands Wirtschaft in<br />

der Zukunft über Länder- und Parteigrenzen<br />

hinweg auf die Agenda bringt.<br />

Im Folgenden stellen sich drei unterschiedliche<br />

Partner des OWF.ZUKUNFT<br />

dem Thema Digitalisierung. Mehr davon<br />

gibt es am 9. und 10. November <strong>2017</strong> in<br />

Bad Saarow.<br />

<br />

Frank Nehring<br />

Bildung in der digitalen Zeit<br />

Die Digitalisierung stellt unsere Gesellschaft<br />

vor große Herausforderungen.<br />

Wissen verändert sich in unserer Zeit<br />

so rasant, dass die klassische schulische<br />

Bildung nicht mehr ausreicht, um die notwendigen<br />

Kompetenzen für ein nachhaltig<br />

erfolgreiches Berufsleben zu erwerben.<br />

Bildung muss sich in der heutigen<br />

Zeit der Lebens- und Arbeitswelt der<br />

Menschen anpassen, die zunehmend<br />

von der Nutzung digitaler Technologien<br />

geprägt sind. Daher sollte der kompetente<br />

und sichere Umgang mit digitalen<br />

Technologien bereits im Schulunterricht<br />

erlernt werden. Digitale Kompetenz<br />

wird zur Schlüsselkompetenz für die Aneignung<br />

neuen Wissens in der Zukunft.<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel ist<br />

Wissenschaftlicher Institutsdirektor und<br />

CEO des Hasso-Plattner-Instituts.<br />

Zugleich stellt die Ausstattung deutscher<br />

Schulen mit technischer Infrastruktur<br />

Bund, Länder und Kommunen<br />

vor unüberwindbare Schwierigkeiten,<br />

da meist keine ausreichenden Ressourcen<br />

zur Verfügung stehen, um Computerkabinette<br />

oder Schularbeitsplätze<br />

mit hochwertiger und gut gewarteter<br />

Technik auszustatten. Beispiele aus<br />

der Wirtschaft haben gezeigt, dass die<br />

Nutzung von Cloud-Services einen Ausweg<br />

aus dem Fachkräftemangel im IT-<br />

Sektor und den Ausstattungsengpässen<br />

bietet, da Server nicht mehr vor Ort bereitgestellt<br />

und gewartet werden müssen,<br />

sondern nur noch „gemietet“ und<br />

beliebig erweitert werden können. Daher<br />

entwickelt das Hasso-Plattner-Ins-<br />

Fotos: W+M (oben), HPI/Kay Herschelmann (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


POLITIK | 39<br />

Kreativer Hochschulalltag am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.<br />

Fotos: HPI/Kay Herschelmann (oben), ILB/Sabine Engels (unten)<br />

titut seit 2016 in enger Kooperation<br />

mit dem Exzellenznetzwerk<br />

MINT EC und dem Bundesministerium<br />

für Bildung und<br />

Forschung eine „Schul-Cloud“<br />

für Deutschland.<br />

Die Grundidee der Schul-Cloud<br />

besteht darin, Lehrinhalte webbasiert<br />

allen und von überall<br />

aus über verteilte Server in<br />

Rechenzentren verfügbar zu<br />

machen. Dadurch werden der<br />

Zugriff von jedem Ort und der sinnvolle<br />

OWF.PARTNER<br />

HASSO-PLATTNER-INSTITUT (HPI)<br />

Das HPI in Potsdam ist Deutschlands universitäres<br />

Exzellenz-Zentrum für Digital<br />

Engineering. Die gemeinsam mit der Universität<br />

Potsdam gegründete Digital-Engineering-Fakultät<br />

bietet mit dem Bachelorund<br />

Master-Studiengang „IT-Systems Engineering“<br />

ein deutschlandweit einmaliges<br />

und praxisnahes ingenieurwissenschaftliches<br />

Informatikstudium an, das von derzeit<br />

circa 500 Studenten genutzt wird. Bei den<br />

CHE-Hochschulrankings belegt das HPI<br />

Spitzenplätze. Die HPI School of Design<br />

Thinking ist Europas erste Innovationsschule<br />

und bietet jährlich 240 Plätze für ein<br />

Zusatzstudium an. Das HPI ist international<br />

über Forschungsaußenstellen in den USA,<br />

China, Israel und Südafrika vernetzt.<br />

Einsatz im Unterricht erleichtert.<br />

Auf den Anzeigegeräten<br />

der Lehrer und Schüler muss<br />

dann keine Software mehr installiert<br />

und digitale Lerninhalte<br />

können dann so einfach in den<br />

Unterricht eingebaut werden,<br />

wie man eine Smartphone-<br />

App nutzt. Seit <strong>2017</strong> wird die<br />

Schul-Cloud an bundesweit<br />

26 Pilotschulen erprobt. Das<br />

Schul-Cloud-Projekt dient als<br />

Referenzmarke für die Zukunft<br />

digitaler Bildung in Deutschland.<br />

Von der Entwicklung der<br />

Schul-Cloud können<br />

nicht nur deutsche<br />

Schulen profitieren,<br />

sondern auch weitere<br />

Bildungseinrichtungen.<br />

Um lebenslanges<br />

Lernen neben<br />

Beruf und Familie organisieren<br />

zu können,<br />

wird es notwendig<br />

sein, dezentrale und<br />

flexible Bildungsmodelle<br />

zu entwickeln.<br />

Open Educational<br />

Resources (OER)<br />

und EdTechs (Educational Technology)<br />

bieten bereits Bildungsangebote, um sich<br />

in jeder Lebensphase, die notwendigen<br />

Kompetenzen für den beruflichen Erfolg<br />

anzueignen. Ähnlich wie bei der Schul-<br />

Cloud könnten sämtliche digitalen Lernangebote<br />

webbasiert über eine deutschlandweite<br />

qualitätsgesicherte „Bildungscloud“<br />

angeboten werden.<br />

Christoph Meinel<br />

Digitalisierung in<br />

Brandenburg<br />

Tillmann Stenger ist Vorstandsvorsitzender<br />

der Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg (ILB).<br />

Der Beginn des digitalen Informationszeitalters<br />

stellt eine der einschneidendsten<br />

Veränderungen für unsere heutige<br />

Gesellschaft dar. Er betrifft nicht nur<br />

die Art und Weise, wie wir<br />

zum Beispiel Fotos aufnehmen,<br />

Medien rezipieren,<br />

Informationen<br />

teilen, Musik hören,<br />

sondern auch wie<br />

unsere Unternehmen<br />

Produkte produzieren,<br />

Dienstleistungen<br />

anbieten und<br />

Bedarfe erfassen. In<br />

der Konsequenz bietet<br />

die Digitalisierung<br />

in ihren vielfältigen<br />

Ausprägungen<br />

die aktuell größten<br />

Chancen für die Weiterentwicklung<br />

unserer Wirtschaft, stellt<br />

gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung<br />

im Rahmen der Wettbewerbsfähigkeit<br />

dar.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


40 | W+M POLITIK<br />

Estland treibt Digitalisierung<br />

in Europa voran<br />

Estlands Ruf als digitale Gesellschaft hat<br />

sich im allgemeinen Bewusstsein fest<br />

verankert. Wahr ist, dass Estland gerade<br />

im Bereich der e-Verwaltung und digitaler<br />

Dienstleistungen eine Vorreiterrolle<br />

beanspruchen darf, denn diese bedeuten<br />

für die Esten nicht nur eine Alternative zu<br />

den traditionellen Lösungen, sondern bilden<br />

eine Norm für sie.<br />

Estland ist Vorreiter bei der Digitalisierung.<br />

Die Landesregierung Brandenburgs hat daher<br />

im März <strong>2017</strong> den Startschuss für die<br />

Entwicklung einer Strategie zur Digitalisierung<br />

der Brandenburger Wirtschaft gegeben.<br />

Gemeinsam mit den Industrie-<br />

und Handelskammern sowie<br />

den Handwerkskammern des<br />

Landes haben auch bereits erste<br />

Digitalisierungsdialoge stattgefunden,<br />

bei denen sich Unternehmen<br />

aktiv an der Erarbeitung<br />

der Strategie beteiligen konnten.<br />

Einer aktuellen Studie zum Thema<br />

Wirtschaft 4.0 in Brandenburg<br />

zufolge sehen 77 Prozent<br />

der Firmen die notwendigen Investitionen<br />

als größte Herausforderung<br />

bei der Anpassung an die<br />

digitalen Erfordernisse an. Genau dort können<br />

wir als Förderbank des Landes die Unternehmen<br />

zielgerichtet unterstützen.<br />

OWF.PARTNER INVESTITIONSBANK<br />

DES LANDES BRANDENBURG (ILB)<br />

Die ILB ist die Förderbank des Landes<br />

Brandenburg. Ihr Kerngeschäft ist die Förderung<br />

öffentlicher und privater Investitionsvorhaben<br />

in den Bereichen Wirtschaft,<br />

Arbeit, Infrastruktur und Wohnungsbau.<br />

Die ILB gewährt Zuschüsse, zinsgünstige<br />

Darlehen sowie Risiko- und Beteiligungskapital<br />

aus Mitteln des Landes, des Bundes,<br />

der Europäischen Union sowie aus Eigenmitteln.<br />

Mit einem bisherigen Fördervolumen<br />

von knapp 38 Milliarden Euro hat<br />

die ILB Investitionen in Höhe von 76 Milliarden<br />

Euro angeschoben und damit einen<br />

bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen<br />

und sozialen Entwicklung Brandenburgs<br />

geleistet.<br />

So wurde vor Kurzem beispielsweise der<br />

Brandenburgische Innovationsgutschein<br />

neu aufgelegt. Mit diesem Programm<br />

können wir jetzt auch die Vorbereitung<br />

und Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen<br />

mit insgesamt<br />

bis zu 600.000 Euro bezuschussen.<br />

Auch unser Brandenburg-Kredit<br />

innovativ mit<br />

Haftungsfreistellung kann mittlerweile<br />

für die Finanzierung von<br />

Digitalisierungsprojekten genutzt<br />

werden. Personelle Ressourcen<br />

werden häufig als weiteres<br />

Hemmnis bei Digitalisierungsmaßnahmen<br />

angeführt.<br />

Mit dem Programm Brandenburger<br />

Innovationsfachkräfte<br />

können Innovationsassistenten in Unternehmen<br />

beschäftigt werden, wobei bis zu<br />

1.560 Euro an monatlichen Lohnkostenzuschüssen<br />

möglich sind.<br />

Unsere Verantwortung endet aber nicht<br />

bei den Unternehmen. Als modernes Förderinstitut<br />

müssen wir uns auch selbst an<br />

die neuen Erfordernisse anpassen. Daher<br />

haben wir unsere internen Prozesse mittlerweile<br />

konsequent auf die elektronische<br />

Förderakte umgestellt, um das papierlose<br />

Büro voranzutreiben. Außerdem ermöglichen<br />

wir unseren Kunden eine Online-Antragstellung,<br />

die im Laufe dieses Jahres<br />

weiter optimiert und noch benutzerfreundlicher<br />

werden soll. So möchten wir, Hand<br />

in Hand mit den Brandenburger Unternehmen,<br />

die vielfältigen Chancen der Digitalisierung<br />

voll ausnutzen, um das Land noch<br />

wettbewerbsfähiger zu machen und in der<br />

Folge auch die Lebensqualität zu erhöhen.<br />

Tillmann Stenger<br />

Heute kann sich keiner in Estland mehr<br />

vorstellen, für die wichtigen Dinge des<br />

Alltags Zeit, Nerven, Geld oder Papier zu<br />

verschwenden. Das umfangreiche Angebot<br />

an digitalen Dienstleistungen, zusammen<br />

mit der einzigen e-Identität der<br />

Welt, die eine digitale Unterschrift mit<br />

der eigenhändigen gleichsetzt, womit<br />

sich jeder in der e-Verwaltung authentifizieren<br />

kann, macht es möglich. Gerade<br />

weil es so einfach ist und einwandfrei<br />

funktioniert, reicht der Este zum Beispiel<br />

seine Steuererklärung online ein, bewertet<br />

die Schulnoten seiner Kinder in der<br />

e-Schule und nimmt an den e-Wahlen<br />

teil.<br />

Ein digitaler Staat ist aber nie vollkommen<br />

fertig und muss kontinuierlich weiterentwickelt<br />

werden. So hat unser Land<br />

vor ein paar Jahren etwas Einzigartiges<br />

auf den Weg gebracht – es bietet für alle,<br />

die von der bürokratiearmen Verwaltung<br />

in Estland profitieren möchten, die Möglichkeit<br />

an, sich für die e-Residency zu bewerben.<br />

Mit einer e-Residency-Karte ist<br />

man in Estland immer online, ganz gleich,<br />

wo man sich auch befindet. Man kann<br />

zum Beispiel aus jedem Winkel der Welt<br />

Verträge in Estland unterzeichnen, ein<br />

Unternehmen digital gründen und eine<br />

entsprechende Berichterstattung digital<br />

einreichen.<br />

Andererseits ist man in Estland gerade<br />

dabei, proaktive Dienstleistungen für estnische<br />

Staatsbürger zu entwickeln – bekommt<br />

etwa ein Bürger das Anrecht auf<br />

eine Leistung des Staates, muss er selbst<br />

keinen Antrag stellen, denn der Staat informiert<br />

ihn digital über seine Rechte und<br />

Möglichkeiten.<br />

Foto: Botschaft der Republik Estland<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


POLITIK | 41<br />

Foto: Botschaft der Republik Estland<br />

Ab und zu sagen andere<br />

Länder, dass<br />

das alles zwar interessant,<br />

aber ohne<br />

eine flächendeckende<br />

digitale Infrastruktur<br />

nicht realisierbar<br />

sei. Zu der Zeit, als<br />

Estland anfing, die<br />

Informationsgesellschaft<br />

aufzubauen – also vor zwei Jahrzehnten<br />

– gab es kaum Internet und fast<br />

keine Geräte, um das Internet anzuwenden.<br />

Der erste Schritt in Richtung Digitalisierung<br />

war das Online-Banking. Also<br />

ist es durchaus möglich, die unterschiedlichen<br />

Dimensionen parallel auszubauen.<br />

William Mart Laanemäe ist Botschafter<br />

der Republik Estland in Deutschland.<br />

In Estland ist man der Meinung, dass digitale<br />

Lösungen in allen Bereichen hilfreich<br />

sind und eine freie UND geschützte digitale<br />

Welt möglich ist. Estland steht in der<br />

EU an erster Stelle im Bereich von Cybersecurity<br />

und ist zugleich weltführend in Internetfreiheit.<br />

Europa<br />

braucht Mut zur<br />

Digitalisierung, um<br />

mit dem technologischen<br />

Fortschritt<br />

mitzuhalten, der den<br />

Wandel des täglichen<br />

Lebens von Einwohnern,<br />

Unternehmen<br />

und Staaten prägt.<br />

Im zweiten Halbjahr <strong>2017</strong> hat Estland<br />

den Vorsitz im Rat der Europäischen Union<br />

inne und das Land will sein Bestes tun,<br />

um digitale Themen in der Europäischen<br />

Union voranzutreiben.<br />

Auf der EU-Ebene sind insbesondere Themen<br />

aktuell wie der Ausbau des grenzüberschreitenden<br />

digitalen Handels und<br />

der digitalen Dienstleistungen für Verbraucher,<br />

Hersteller und Unternehmen. Im Fokus<br />

stehen auch eine moderne, zugängliche<br />

und sichere europaweite elektronische<br />

Kommunikation, ein Umfeld für das<br />

Anbieten von neuen innovativen Dienstleistungen<br />

sowie grenzüberschreitende<br />

öffentliche digitale Dienstleistungen zur<br />

Erleichterung des alltäglichen Lebens.<br />

William Mart Laanemäe<br />

OWF.PARTNER ESTLAND<br />

Estland ist ein europäisches Land an der<br />

Ostseeküste, das an Lettland und Russland<br />

grenzt und eine Seegrenze mit Schweden<br />

und Finnland besitzt. Von der Fläche her<br />

ist es etwas kleiner als Niedersachsen und<br />

zählt mit 1,3 Millionen Einwohnern etwa so<br />

viele wie München. Die Landessprache ist<br />

Estnisch, welche zu den finno-ugrischen<br />

Sprachen gehört. Die Republik Estland feiert<br />

im kommenden Jahr ihren 100. Geburtstag<br />

und hat sich weltweit einen Namen als<br />

digitaler Vorreiter gemacht. Im Bereich<br />

der Entwicklung von öffentlichen elektronischen<br />

Dienstleistungen steht Estland an<br />

der Weltspitze.<br />

Unser netz verbindet<br />

Zukunft mit Nach haltigkeit.<br />

50Hertz sorgt für sicheren Anschluss an neue Energie.<br />

Wir versorgen über unser Höchstspannungsnetz rund 18 Millionen Menschen im Norden<br />

und Osten Deutschlands sicher und zuverlässig mit Strom. Immer mehr davon stammt aus<br />

erneuerbaren Quellen, die das Klima nicht belasten. Für diese umweltfreundliche Energie<br />

bauen wir unser Stromnetz aus. Dabei nehmen wir Rücksicht auf die Menschen und<br />

minimieren Eingriffe in die Natur durch ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.<br />

www.50hertz.com<br />

© Jan Pauls


42 | W+M POLITIK<br />

Wie haben sich die Abgeordneten aus<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen um<br />

Unternehmen und Jobs gekümmert?<br />

DIE GROSSE<br />

W+M<br />

BUNDESTAGS<br />

BILANZ<br />

Der Wahltag rückt näher: Am 24. September<br />

<strong>2017</strong> entscheiden die Bundesbürger<br />

darüber, wer in den kommenden<br />

vier Jahren Deutschland führen<br />

wird. Sie sind aufgerufen, ihre Stimmen<br />

für den 19. Bundestag abzugeben. Zum<br />

achten Mal seit 1990 können sich auch<br />

die Ostdeutschen an der Bundestagswahl<br />

beteiligen. Aktuell vertreten 130 der insgesamt<br />

630 Bundestagsabgeordneten die<br />

neuen Bundesländer und Berlin im höchsten<br />

deutschen Parlament.<br />

Das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

zieht seit Jahresbeginn Bilanz. Dazu haben<br />

wir allen Abgeordneten aus Ostdeutschland<br />

und Berlin eine Frage gestellt:<br />

Was haben Sie konkret für die regionale<br />

Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis in<br />

der <strong>2017</strong> zu Ende gehenden Wahlperiode<br />

geleistet?<br />

Lesen Sie im vierten und letzten Teil unserer<br />

Serie, wie sich die Volksvertreter<br />

aus Sachsen-Anhalt und Thüringen um<br />

Unternehmen, Infrastruktur und Jobs in<br />

den insgesamt 17 Wahlkreisen gekümmert<br />

haben.<br />

<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Fotos: pure-life-pictures (oben),<br />

arborpulchra (unten), beide fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ SACHSEN-ANHALT | 43<br />

Manfred Behrens, 60<br />

Börde – Jerichower Land<br />

Heike Brehmer, 54<br />

Harz<br />

Roland Claus, 62<br />

Burgenland – Saalekreis<br />

Fotos: Deutscher Bundestag/Renate Blank, Foto-Objekt-Design Koglin, Bundestagsfraktion Die Linke, Bundestagsfraktion CDU/CSU, Susie Knoll, Bundestagsfraktion Die Linke (v. o. l. n. u. r.)<br />

Eine moderne und bedarfsorientierte Infrastruktur<br />

ist in meinem Flächenwahlkreis<br />

die Basis für eine florierende Wirtschaft.<br />

Die Unterstützung der Region beim zügigen<br />

flächendeckenden Breitbandausbau,<br />

die Baufreigabe für die B71n, die B188<br />

oder der Weiterbau der A14 sind einige<br />

Beispiele, wie ich durch die Schaffung<br />

neuer und Verbesserung bestehender Infrastruktur<br />

die Rahmenbedingungen für<br />

die lokale Wirtschaft verbessert habe. So<br />

konnten bestehende Unternehmen ihre<br />

Wirtschaftlichkeit verbessern und neue<br />

Unternehmen ansiedeln.<br />

Kees de Vries, 61<br />

Anhalt<br />

Ich habe mich wiederholt deutlich für die<br />

Durchführung von Maßnahmen zur weiteren<br />

Schiffbarkeit der Saale ausgesprochen<br />

und bei verschiedenen Stellen für<br />

deren Planung und Umsetzung geworben.<br />

Erste Schritte werden mit der grundhaften<br />

Sanierung von Schleusen in meinem<br />

Wahlkreis nun unternommen. Die<br />

durch Ihr Medium gemachte Beschränkung<br />

der Zeichen macht eine sachliche<br />

Beantwortung der Frage unmöglich. Für<br />

meinen Wahlkreis wurden im Rahmen<br />

von ZIM und IGF 1,8 Millionen Bundesmittel<br />

bereitgestellt.<br />

Meine Unterstützung gilt zahlreichen<br />

lokalen Projekten und Anliegen, darunter<br />

wichtige Verkehrsprojekte im Harzund<br />

Salzlandkreis, Förderung des Breitbandausbaus,<br />

Maßnahmen zur Fachkräftesicherung,<br />

Bürokratieabbau, Erhalt und<br />

Ausbau des Bundeswehrstandorts, Förderung<br />

von Bildungs- und Forschungsprojekten,<br />

Förderung von Kitas zur Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf sowie<br />

Förderung von Denkmalsanierung und<br />

aktive Werbung für unsere Reiseregion<br />

zur Stärkung des wichtigen Wirtschaftszweigs<br />

Tourismus.<br />

Dr. Karamba Diaby, 55<br />

Halle<br />

Als Sozialdemokrat halte ich die Einführung<br />

des Mindestlohns für eine wesentliche<br />

Errungenschaft dieser Legislaturperiode.<br />

Gut bezahlte Mitarbeiter arbeiten<br />

dauerhaft produktiv und schützen effektiv<br />

vor Konkurrenzdruck durch Lohndumping.<br />

Zugunsten der Unternehmen in meinem<br />

Wahlkreis habe ich mich zudem für<br />

die Aufstockung des Zentralen Innovationsprogramms<br />

Mittelstand (ZIM) um<br />

fünf Millionen Euro stark gemacht. Gerade<br />

forschungsintensive Unternehmen<br />

in der Region wie SONOTEC profitieren<br />

davon.<br />

Meine Unterstützung für die regionale<br />

Wirtschaft erfolgte vor allem durch die Arbeit<br />

als Obmann im Haushaltsausschuss.<br />

Hier habe ich mich eingesetzt für: ein Güterverteilzentrum<br />

chemischer Produkte<br />

aus Leuna, den Bau der Ortsumgehungsstraßen<br />

der B91 bei Zeitz, die Förderung<br />

von Südzucker in Zeitz, eine günstige Fernbahnanbindung<br />

von Naumburg, Weißenfels<br />

und Merseburg nach Fertigstellung der<br />

ICE-Trasse und der Erhaltung des Bahnhofs<br />

Weißenfels in kommunaler Hand, die Förderung<br />

des Weinbaus an Saale und Unstrut,<br />

den Zementstandort Karsdorf.<br />

Dr. Rosemarie Hein, 64<br />

Magdeburg<br />

Leider bekommen Vorschläge der Opposition<br />

fast nie die Zustimmung der Koalitionsfraktionen.<br />

Als Bildungspolitikerin<br />

habe ich mich um die bessere Ausbildung<br />

von Fachkräften gekümmert und<br />

für den Erfolg der Assistierten Ausbildung<br />

gekämpft. Dazu wurden mehrere<br />

Gespräche in meinem Wahlkreis mit der<br />

Bundesagentur für Arbeit und der Handwerkskammer<br />

geführt. Ich setzte mich in<br />

Anträgen auch für ihre Verstetigung ein.<br />

Ein zweiter Punkt war die bessere Forschungsförderung<br />

für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


44 | W+M POLITIK<br />

Jörg Hellmuth, 59<br />

Altmark<br />

Marina Kermer, 57<br />

Altmark<br />

Jan Korte, 40<br />

Anhalt<br />

Das wichtigste Vorhaben in dieser Wahlperiode<br />

war für mich die Aufnahme der<br />

A14 in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegplanes.<br />

Damit ist die Finanzierung<br />

der Fortführung des Baus gesichert.<br />

Da sich die Landesregierung und<br />

der BUND e. V. auf einen Vergleich einigten<br />

und der BUND seine Klage beim Bundesverwaltungsgericht<br />

zurücknahm, steht<br />

nun einem zügigen Weiterbau nichts mehr<br />

im Wege. Dadurch wird nicht nur die heimische<br />

Wirtschaft gestärkt, sondern auch<br />

neue Investoren gewonnen.<br />

BUNDESTAGSWAHLKREISE<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

66 Altmark<br />

67 Börde – Jerichower<br />

Land<br />

68 Harz<br />

69 Magdeburg<br />

68<br />

67<br />

66<br />

69<br />

71<br />

74 72<br />

73<br />

70 Dessau –<br />

Wittenberg<br />

71 Anhalt<br />

72 Halle<br />

73 Burgenland-<br />

Saalekreis<br />

74 Mansfeld<br />

70<br />

Die Förderung von Unternehmen und<br />

der Erhalt von Arbeitsplätzen sind wichtige<br />

Ziele meiner Arbeit. Dafür braucht<br />

es eine gute Infrastruktur. Einerseits auf<br />

Straße und Schiene, wofür ich mich im<br />

Bundesverkehrswegeplan 2030 erfolgreich<br />

eingesetzt habe, als auch den gezielten<br />

Breitbandausbau. Überdies setze<br />

ich mich gegen Lohndumping ein. Der<br />

Mindestlohn war ein entscheidender<br />

Schritt in diese Richtung und ich stehe<br />

für faire Energiepreise, etwa durch die<br />

Fortführung der atypischen Netznutzung.<br />

Katrin Kunert, 53<br />

Altmark<br />

Einem Landwirt aus meiner Region habe<br />

ich im Bundestag Gehör verschafft und<br />

die Lösung seines Problems – die nicht<br />

gerechtfertigte steuerliche Einstufung<br />

von Futtermischfahrzeugen – angestoßen.<br />

CDU/CSU und SPD gaben zu,<br />

dass es hier Probleme gibt. Sie folgten<br />

zwar nicht meinem konkreten Vorschlag<br />

zur Änderung des Kfz-Steuergesetzes,<br />

schlugen aber vor, für diese Fahrzeuge<br />

eine andere Fahrzeugklasse zu schaffen,<br />

die sich entsprechend auf die Steuer<br />

auswirke. Damit wäre vielen Landwirten<br />

geholfen.<br />

Als Mitglied im BVMW-Kreisverband<br />

Dessau-Roßlau/Anhalt-Bitterfeld tausche<br />

ich mich regelmäßig über die wirtschaftliche<br />

Lage in der Region aus. Konkret<br />

setze ich mich mit meiner Fraktion<br />

DIE LINKE gegen die Sanktionen gegen<br />

Russland ein, unter denen vor allem Unternehmen<br />

in Ostdeutschland leiden. Erfolglos<br />

waren wir leider in dem Bestreben,<br />

die von der schwarz-roten Bundesregierung<br />

für <strong>2017</strong> angesetzten Kürzungen<br />

bei den Mitteln der Beauftragten für<br />

die neuen Bundesländer zu verhindern.<br />

Steffi Lemke, 49<br />

Dessau – Wittenberg<br />

Die von der Firma KD Elektroniksysteme<br />

GmbH in Zerbst entwickelte dimm-<br />

Light Technologie für Straßenbeleuchtung<br />

senkt die finanziellen Kosten für<br />

Kommunen, reduziert den Energieverbrauch<br />

und spart darüber CO 2<br />

ein. Diese<br />

dimmbare Straßenleuchte verbindet<br />

ökonomische und ökologische Innovation.<br />

Bisher wird diese Technologie nicht<br />

von der Bundesregierung unterstützt. Ich<br />

setze mich dafür ein, dass dimmLight als<br />

Klimaschutztechnologie von der Bundesregierung<br />

anerkannt wird und finanzielle<br />

Unterstützung erhält.<br />

Fotos: Laurence Chaperon, Benno Kraehahn, Bundestagsfraktion Die Linke (2), Bundestagsfraktion Bündnis '90/Die Grünen (v. o. l. n. u. r.), Quelle Schaubild: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ SACHSEN-ANHALT | 45<br />

Fotos: Susie Knoll, Bundestagsfraktion CDU/CSU, Bundestagsfraktion Die Linke, Laurence Chaperon, pure-life-pictures, arborpulchra, beide fotolia.com (v. o. l. n. u. r.), Quelle Schaubilder: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (links), Der Bundeswahlleiter (rechts)<br />

Burkhard Lischka, 52<br />

Magdeburg<br />

Ein Unternehmen für Fahrzeugtechnik<br />

aus meinem Wahlkreis hatte Schwierigkeiten,<br />

zwei syrische Flüchtlinge als Kfz-<br />

Elektriker einzustellen. Erst von der Arbeitsagentur<br />

in das Unternehmen vermittelt,<br />

sollten sie sodann ins Erstaufnahmeland<br />

Bulgarien abgeschoben werden.<br />

Einheimische Facharbeiter fand die Firma<br />

nicht, Aufträge blieben liegen. Durch<br />

Nachfragen und Vermittlung bei Arbeitsamt<br />

und Ausländerbehörde konnte ich<br />

dazu beitragen, dass die beiden Syrer<br />

doch in der Firma anfangen konnten.<br />

Tino Sorge, 42<br />

Magdeburg<br />

Als Wahlkreisabgeordneter bin ich Botschafter<br />

für die regionale Wirtschaft. Dabei<br />

liegt mir die Vernetzung von Wirtschaft<br />

und Wissenschaft am Herzen. Ich habe<br />

mich persönlich dafür eingesetzt, dass<br />

der Magdeburger Forschungscampus<br />

STIMULATE für innovative Medizintechnik<br />

eine Förderung von 30 Millionen Euro aus<br />

Bundesmitteln erhält. Zusätzliche Mittel<br />

konnten für den Breitbandausbau in Höhe<br />

von sieben Millionen Euro erstritten werden.<br />

Mit den Pflegegesetzen verbessern<br />

wir das Leben vieler Menschen und stärken<br />

die regionale Gesundheitswirtschaft.<br />

Ulrich Petzold, 65<br />

Dessau – Wittenberg<br />

Über mein Engagement im Ausschuss für<br />

Kultur und Medien konnte ich dazu beitragen,<br />

dass wir für das Reformationsjubiläum<br />

<strong>2017</strong> Investitionen in Millionenhöhe in<br />

die Infrastruktur in Wittenberg, aber auch<br />

in Dessau tätigen konnten. Das fängt beim<br />

Umbau des Hauptbahnhofs an und reicht bis<br />

zu den historischen Bauten in beiden Städten.<br />

Dies wird dieses Jahr viele hunderttausend<br />

Besucher in die Region locken und die<br />

kulturelle Vielfalt Mitteldeutschlands präsentieren.<br />

Das schafft und sichert viele Arbeitsplätze,<br />

auf die wir stolz sein können.<br />

ERGEBNIS DER<br />

BUNDESTAGSWAHL 2013<br />

FÜR SACHSEN-ANHALT<br />

CDU 41,2<br />

DIE LINKE 23,9<br />

SPD 18,2<br />

AFD 4,2<br />

GRÜNE 4,0<br />

FDP 2,6<br />

ANDERE 5,8<br />

Dr. Petra Sitte, 56<br />

Halle<br />

Ich unterstützte seit langem das Technologie-<br />

und Gründerzentrum „Weinberg-<br />

Campus“ in Halle und war dort bis 2014<br />

im Aufsichtsrat tätig. Gemeinsam mit dem<br />

Verband Innovativer Unternehmen (VIU)<br />

konnten wir zudem erreichen, dass das für<br />

KMU in Ostdeutschland wichtige Förderprogramm<br />

INNO-KOM-Ost erhalten und<br />

aufgestockt wird. Seit 2015 begleite ich<br />

als Mitglied des Senats die neu gegründete<br />

Zuse-Gesellschaft, in der sich gemeinnützige<br />

Industrieforschungseinrichtungen<br />

– auch aus Halle – organisieren.<br />

ERGEBNIS DER<br />

BUNDESTAGSWAHL 2013<br />

FÜR THÜRINGEN<br />

CDU 38,8<br />

DIE LINKE 23,4<br />

SPD 16,1<br />

GRÜNE 4,9<br />

FDP 2,6<br />

ANDERE 14,2<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


46 | W+M POLITIK<br />

Iris Gleicke, 52<br />

Suhl – Schmalkalden-Meiningen –<br />

Hildburghausen<br />

Katrin Göring-Eckardt, 50<br />

Gotha – Ilm-Kreis<br />

Mark Hauptmann, 32<br />

Suhl – Schmalkalden-Meiningen –<br />

Hildburghausen<br />

Ich habe mich unter anderem für den<br />

Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die<br />

Verbesserung der Breitbandversorgung<br />

eingesetzt. Als Ost- und Mittelstandsbeauftragte<br />

der Bundesregierung habe<br />

ich viele Unternehmen besucht und bei<br />

zahlreichen Terminen, unter anderem bei<br />

Veranstaltungen an der Fachhochschule<br />

Schmalkalden und bei der IHK Suhl, über<br />

Fördermöglichkeiten informiert und für<br />

Investitionen, Innovationen und Internationalisierung<br />

geworben, um dem Aufholprozess<br />

der ostdeutschen Wirtschaft<br />

neue Impulse zu verleihen.<br />

Christian Hirte, 40<br />

Eisenach – Wartburgkreis<br />

– Unstrut-Hainich-Kreis II<br />

Konkret für Unternehmen meiner Heimat war<br />

besonders wichtig der Weiterbau der Ortsumfahrung<br />

Bad Salzungen (B62). Außerdem<br />

bin ich froh, dass wir Förderprogramme speziell<br />

für kleinere und mittlere Unternehmen<br />

immer weiter ausgebaut haben. Allein in meinem<br />

Wahlkreis haben in den letzten Jahren<br />

über 300 Projekte profitiert, für die knapp<br />

18 Millionen Euro geflossen sind. Außerdem<br />

habe ich mich für eine Beteiligung des Bundes<br />

für das Reformationsjubiläum eingesetzt<br />

– am Ende 42 Millionen Euro. Dieses Geld<br />

war und ist gerade in der Wartburgregion ein<br />

Impuls für die Tourismuswirtschaft.<br />

Thüringen und mein Wahlkreis Gotha<br />

haben von der Windkraftenergie deutlich<br />

profitiert. Grüne Technologien sind<br />

die Zukunft und schaffen Arbeitsplätze.<br />

Deren Ausbau habe ich als Grüne-Fraktionsvorsitzende<br />

von Anfang gefördert.<br />

Für die Zukunft braucht es eine ökologische<br />

Modernisierung der Wirtschaft. Wir<br />

müssen heute schon an morgen denken.<br />

Deshalb hat meine Fraktion Erleichterungen<br />

bei den Unternehmensgründungen,<br />

Investitionen in Breitbandausbau und Bürokratieabbau<br />

durch E-Government beantragt.<br />

Steffen-Claudio Lemme, 52<br />

Kyffäuserkreis – Sömmerda<br />

– Weimarer Land I<br />

Als Hauptberichterstatter für das Umwelt-<br />

und Bauministerium habe ich im<br />

Haushaltsausschuss in den vergangenen<br />

Jahren viele Millionen Euro an Fördermitteln<br />

nach Thüringen holen können.<br />

Beispielsweise sind jüngst insgesamt<br />

acht Millionen Euro in die Sanierung<br />

des Sportzentrums „Am Göldner“<br />

in Sondershausen und das Kyffhäuser-<br />

Gymnasium Bad Frankenhausen geflossen.<br />

Die Gelder kommen unmittelbar der<br />

regionalen Wirtschaft zugute. Vor allem<br />

Handwerk und Einzelhandel profitieren<br />

von diesem Geld.<br />

Durch meine Mittelstandstour stehe ich in<br />

ständigem Austausch mit meiner heimischen<br />

Wirtschaft. Um Innovation und technologischen<br />

Fortschritt zu fördern, habe<br />

ich einen Unternehmerdialog „Digitalisierung<br />

in der Produktion“ initiiert. Von dem<br />

Austausch über digitale Lösungen und Automatisierungsstrategien<br />

kann vor allem<br />

der Mittelstand profitieren, indem neue<br />

Wege zur Effizienzsteigerung aufgezeigt<br />

werden. Zudem unterstütze ich die Unternehmen<br />

bei der Internationalisierung,<br />

durch die neue Arbeitsplätze geschaffen<br />

und Absatzmärkte erschlossen werden.<br />

Ralph Lenkert, 50<br />

Gera – Jena – Saale-Holzland-Kreis<br />

Gute Infrastruktur bringt Arbeit und stärkt<br />

die Wirtschaft. Gemeinsam mit dem<br />

Fernverkehrsbündnis Jena überzeugte<br />

ich die DB AG davon, mit neuen IC-<br />

Linien die ab 2023 wegfallenden ICE in<br />

Ostthüringen halbwegs zu ersetzen. Mit<br />

der Thüringer Landesregierung und geschickten<br />

Anträgen im Bundestag setzten<br />

wir 200 Millionen Euro mehr Regionalisierungsmittel<br />

für Ostdeutschland<br />

durch. Zusammen mit den Haushältern<br />

aller Fraktionen zwangen wir das Wirtschaftsministerium<br />

zur Aufstockung des<br />

Förderprogramms ZIM.<br />

Fotos: spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Bundestagsfraktion Bündnis '90/Die Grünen, Laurence Chaperon, Bundestagsfraktion CDU/CSU, Susie Knoll, Bundestagsfraktion Die Linke (v. o. l. n. u.)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ THÜRINGEN | 47<br />

Martina Renner, 50<br />

Gotha – Ilm-Kreis<br />

Tankred Schipanski, 40<br />

Gotha – Ilm-Kreis<br />

Carsten Schneider, 41<br />

Erfurt – Weimar – Weimarer Land II<br />

Fotos: Bundestagsfraktion Die Linke, Michael Reichel, Benno Kraehahn, Deutscher Bundestag/H. J. Müller (v. o. l. n. u.), Quelle Schaubild: www.wahlen.thueringen.de<br />

Als Politikerin habe ich die Beschäftigten<br />

von Bosch Solar und Schmitz Cargo<br />

Bull bei ihren arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen<br />

begleitet. Bei Besuchen<br />

in Berufsschulen erfuhr ich von den beruflichen<br />

Visionen der SchülerInnen, die<br />

ich in Gesprächen den Angestellten der<br />

Agenturen für Arbeit in meinem Wahlkreis<br />

vermittelte. Unter anderem habe<br />

ich den Unternehmen „Brandt“ und<br />

„Oettinger“ meine Unterstützung zugesichert.<br />

Weiteres Augenmerk gilt außerdem<br />

den innovativen Projekten der Technischen<br />

Universität Ilmenau.<br />

Johannes Selle, 61<br />

Kyffhäuserkreis – Sömmerda<br />

– Weimarer Land I<br />

Regelmäßig lade ich mit dem Landrat und<br />

dem Landtagsabgeordneten zum Unternehmerfrühstück<br />

ein. Über dieses Netzwerk<br />

etablierte sich ein reger Austausch<br />

zwischen Politik und Wirtschaft. Es geht<br />

um Verbesserungen der Kinderbetreuung,<br />

der öffentlichen Verkehrsanbindung, der<br />

Nachwuchsgewinnung. Als Mitglied des<br />

Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung war es mir ein Anliegen,<br />

regionale Unternehmen mit afrikanischen<br />

Partnern ins Gespräch zu bringen.<br />

Unternehmen habe ich auf Fördermöglichkeiten<br />

der KfW hingewiesen und vermittelt.<br />

Als Forschungspolitiker engagiere ich mich<br />

für die auskömmliche Finanzierung meiner<br />

Heimatuniversität, der Technischen Universität<br />

Ilmenau sowie für mittelständische<br />

Forschungsförderprogramme wie ZIM,<br />

INNO-KOM-Ost, Unternehmen Region oder<br />

KMU innovativ, von denen viele Unternehmen<br />

in meinem Wahlkreis profitieren. Zudem finanziert<br />

der Bund in Ilmenau ein Kompetenzzentrum<br />

Industrie 4.0, wo unsere Unternehmen<br />

künftig praxisnahe Unterstützung erhalten. Im<br />

Digitalausschuss habe ich mich unter anderem<br />

erfolgreich für einen besseren Zugang zu<br />

Wagniskapital für Start-ups eingesetzt.<br />

BUNDESTAGSWAHLKREISE THÜRINGEN (2013)<br />

189 Eichsfeld – Nordhausen –<br />

Unstrut-Hainich-Kreis I<br />

190 Eisenach – Wartburgkreis –<br />

Unstrut-Hainich-Kreis II<br />

190<br />

189<br />

197<br />

192<br />

193<br />

191<br />

196<br />

Die Thüringer Wirtschaft hat sich sehr<br />

gut entwickelt. Allerdings: Die geringe<br />

Quote für Forschung und Entwicklung<br />

sowie die Digitalisierung stellen enorme<br />

Herausforderungen dar. Mein persönliches<br />

Highlight der Legislaturperiode<br />

ist daher, dass es mir mit großem<br />

Aufwand gelungen ist, das Institut für<br />

Big und Smart Data des Deutschen Zentrums<br />

für Luft- und Raumfahrt in Jena<br />

anzusiedeln. Ein Institut mit bis zu 160<br />

Forschungsarbeitsplätzen, welches viele<br />

Entwicklungspotenziale für die Thüringer<br />

Wirtschaft bietet.<br />

191 Kyffhäuserkreis – Sömmerda –<br />

Weimarer Land I<br />

192 Gotha – Ilm-Kreis<br />

193 Erfurt – Weimar – Weimarer Land II<br />

194 Gera – Jena – Saale-Holzland-Kreis<br />

195 Greiz – Altenburger Land<br />

196 Sonneberg – Saalfeld-Rudolstadt –<br />

Saale-Orla-Kreis<br />

197 Suhl – Schmalkalden-Meiningen –<br />

Hildburghausen<br />

194<br />

195<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


48 | W+M POLITIK BUNDESTAGSBILANZ THÜRINGEN<br />

Kersten Steinke, 58<br />

Kyffhäuserkreis – Sömmerda<br />

– Weimarer Land I<br />

Frank Tempel, 48<br />

Greiz – Altenburger Land<br />

Antje Tillmann, 52<br />

Erfurt – Weimar – Weimarer Land II<br />

Als Vorsitzende des Petitionsausschusses<br />

und als Mitglied der Fraktion der Linken<br />

habe ich vorrangig mit den Sorgen<br />

und Nöten der Bürgerinnen und Bürger<br />

zu tun. Im Wahlkreis unterstütze ich vor<br />

allem soziale, kulturelle sowie ehrenamtliche<br />

Projekte und Einrichtungen, wovon<br />

auch die Wirtschaft in meiner Region profitiert.<br />

In diesem Jahr besuchte ich in meinem<br />

Wahlkreis landwirtschaftliche Betriebe.<br />

Dabei zeigte sich, dass die Novellierung<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />

für eine Agrargenossenschaft ein besonderes<br />

Problem darstellte. Die Betreibung<br />

der genossenschaftseigenen Biogasanlagen<br />

sollte stark eingeschränkt werden.<br />

Diese Informationen aus der Praxis halfen,<br />

in den weiteren Beratungen die Gesetzesvorlage<br />

zu verändern. Nun ist für<br />

die nächsten fünf Jahre der Weiterbetrieb<br />

auch älterer Biogasanlagen gesichert.<br />

Wir verbessern die Eigenkapitalbasis junger<br />

innovativer Unternehmen – in Thüringen<br />

etwa 100 – durch eine für Kapitalgeber<br />

bessere Verlustnutzung. Arbeitsplätze<br />

sichern wir auch durch die mittelständische<br />

Forschungsförderung, von der in<br />

meinem Wahlkreis bisher 400 Firmen<br />

profitiert haben. Wir stellen nun jährlich<br />

85 Millionen Euro mehr bereit als noch<br />

2013. Mit der Neutralisierung der kalten<br />

Progression und der Erhöhung von<br />

Grund- und Kinderfreibetrag entlasten wir<br />

die Steuerzahler zudem mit 25 Milliarden<br />

Euro bis 2018.<br />

Diese Abgeordneten haben<br />

sich nicht geäußert<br />

Dr. Christoph Bergner, 68<br />

CDU, Halle<br />

Volkmar Vogel, 58<br />

Greiz – Altenburger Land<br />

Als Baupolitiker aus Ostthüringen setze<br />

ich mich für lebenswerte Städte und<br />

Gemeinden ein. Das zentrale Instrument<br />

zur Gestaltung dieser attraktiven Wohnund<br />

Arbeitsstätten ist die Städtebauförderung.<br />

Satte 790 Millionen Euro stellt<br />

der Bund <strong>2017</strong> dafür bereit. Allein 75 Millionen<br />

Euro fließen davon in nationale Projekte.<br />

Auch Thüringen profitiert enorm. In<br />

meinem Wahlkreis gehören vor allem Altenburg<br />

und Greiz zu den Hauptbegünstigten<br />

der vom Staat geförderten Stadtplanung.<br />

Dr. Albert Weiler, 51<br />

Gera – Jena – Saale-Holzland-Kreis<br />

Ich bringe Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

mit Regierungsmitgliedern zum Austausch<br />

über arbeitsmarktpolitische Belange<br />

zusammen. Ich schaffe Arbeitsplätze,<br />

indem ich für die Wirtschaft in meinem<br />

Wahlkreis mein weltweit sehr gutes<br />

Netzwerk nutze und so zielgerichtet wirtschaftliche<br />

Kooperationen anstoße und<br />

fördere. Ferner sind durch mein engagiertes<br />

Zutun zum Beispiel Fördermittel des<br />

Bundes über 180 Millionen Euro direkt<br />

und indirekt in die Wirtschaft geflossen,<br />

was unter anderem zu neuen Arbeitsplätzen<br />

führte.<br />

Manfred Grund, 61<br />

CDU, Eichsfeld – Nordhausen –<br />

Unstrut-Hainich-Kreis I<br />

Uda Heller, 65<br />

CDU, Mansfeld<br />

Sigrid Hupach, 48<br />

Die Linke, Eichsfeld – Nordhausen –<br />

Unstrut-Hainich-Kreis I<br />

Carola Stauche, 65<br />

CDU, Sonneberg – Saalfeld-<br />

Rudolstadt – Saale-Orla-Kreis<br />

Dieter Stier, 52<br />

CDU, Burgenland – Saalekreis<br />

Waltraud Wolff, 61<br />

SPD, Börde – Jerichower Land<br />

Fotos: Bundestagsfraktion Die Linke (2), Michael Voigt, Leif Erichsen, Laurence Chaperon (v. o. l. n. u. r.)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


RATGEBER RECHT | 49<br />

Foto: AllebaziB/fotolia.com, Quelle: www.kostenlose-urteile.de<br />

Urteile für Unternehmer<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat wichtige Urteile<br />

für Sie zusammengestellt<br />

Marketing<br />

Werbeanzeigen müssen fundierte<br />

Informationen über Anbieter enthalten<br />

Eine Werbeanzeige für Produkte muss Informationen<br />

über deren Anbieter beinhalten,<br />

die eine fundierte Kaufentscheidung<br />

ermöglichen. Dies geht aus einer Entscheidung<br />

des Gerichtshofs der Europäischen<br />

Union (EuGH) hervor.<br />

Im vorliegenden Fall klagte der Verband<br />

Sozialer Wettbewerb (dem vor allem Versandhändler<br />

und Elektronikgeschäfte angehören)<br />

gegen DHL auf Unterlassung der<br />

Veröffentlichung von Werbeanzeigen zum<br />

Erwerb von Produkten über die Verkaufsplattform<br />

von DHL Paket, ohne dabei Firma<br />

und Anschrift des tatsächlichen Anbieters<br />

der Produkte anzugeben. DHL Paket<br />

bot in der Bild am Sonntag Produkte zum<br />

Verkauf an und verwies dabei auf die eigens<br />

betriebene Online-Verkaufsplattform<br />

„MeinPaket.de”. Dort fand der Leser der<br />

Anzeige die Produkte und kam über weitere<br />

Klicks zu deren eigentlichen Anbietern.<br />

Nach der EU-Richtlinie über unlautere<br />

Geschäftspraktiken von 20<strong>05</strong> müssen<br />

dem Verbraucher wesentliche Informationen<br />

zur Verfügung gestellt werden, die er<br />

benötigt, um eine fundierte Kaufentscheidung<br />

treffen zu können. Hierzu gehören<br />

auch Identität und Anschrift des Anbieters.<br />

Der Bundesgerichtshof (BGH) legte dem<br />

EuGH daher die Frage vor, ob diese generell<br />

schon in der Zeitungswerbung angegeben<br />

werden müssen, wenn die Informationen<br />

über den tatsächlichen Händler<br />

auf der dort angegebenen Website zu finden<br />

sind. Der EuGH stellte fest, dass eine<br />

Zeitungsanzeige wie die von DHL Paket<br />

unter Berücksichtigung aller Umstände<br />

(wie etwa Beschränkungen der Anzeigengröße)<br />

grundsätzlich die Informationspflichten<br />

erfüllen kann. Der Bundesgerichtshof<br />

habe im Einzelfall zu prüfen,<br />

ob die jeweiligen Umstände zu einer befriedigenden<br />

Informationserteilung führen.<br />

EuGH, C-146/16<br />

Arbeitsunfähigkeit<br />

Arbeitnehmer muss Wiedererlangung<br />

der Arbeitsfähigkeit beweisen<br />

Nach Ablauf von sechs Wochen hat ein<br />

Arbeitnehmer gemäß § 3 Abs. 1 des Entgeltfortzahlungsgesetzes<br />

(EFZG) kein Anspruch<br />

auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.<br />

Zwar entsteht der Anspruch neu,<br />

wenn der Arbeitnehmer die Arbeitsfähigkeit<br />

wiederlangt hatte und nunmehr erneut<br />

erkrankt ist, dies gilt aber nicht für eine<br />

Fortsetzungserkrankung.<br />

Ein Rohrnetzmonteur litt zum Ende seines<br />

Arbeitsverhältnisses unter diversen gesundheitlichen<br />

Einschränkungen. Er war<br />

bereits über mehrere Monate arbeitsunfähig<br />

krankgeschrieben, als seine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

an einem Freitag<br />

endete. Eine erneute Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

stellte der Hausarzt erst<br />

am Montag aus. Der Rohrnetzmonteur<br />

führte an, dass die erneute Krankschreibung<br />

auf einer neuen Erkrankung beruhe<br />

und verlangte daher ab dem Montag eine<br />

Entgeltfortzahlung. Das Arbeitsgericht<br />

(AG) Siegburg ging davon aus, dass keine<br />

Fortsetzungserkrankung vorgelegen habe.<br />

Das Landesarbeitsgericht (LAG) Köln hingegen<br />

entschied zu Gunsten der Arbeitgeberin<br />

und hob die Vorentscheidung auf.<br />

Dem Arbeitnehmer stehe kein Anspruch<br />

auf Entgeltfortzahlung für den Krankheitsfall<br />

zu, da er an besagtem Montag schon<br />

länger als sechs Wochen krankgeschrieben<br />

gewesen sei. Das Risiko, nicht mehr<br />

feststellen zu können, ob die Arbeitsunfähigkeit<br />

infolge einer bestimmten Krankheit<br />

erst ab dem vom behandelnden Arzt attestierten<br />

Zeitpunkt bestanden habe oder<br />

schon während einer unmittelbar vorangegangenen<br />

sechswöchigen Arbeitsunfähigkeit<br />

aufgrund einer anderen Krankheit<br />

eingetreten sei, treffe den Arbeitnehmer.<br />

LAG Köln, 12 Sa 453/16<br />

Umsatzsteuer<br />

Kopie von Rechnungskopie bei<br />

Umsatzsteuer-Vergütung ausreichend<br />

Die Kopie einer Rechnungskopie ist eine<br />

Kopie der Rechnung. Dies hat der Bundesfinanzhof<br />

(BFH) in seiner Entscheidung<br />

bekanntgegeben. Die Entscheidung betrifft<br />

das sogenannte Vergütungsverfahren,<br />

nach dem im Ausland ansässige Unternehmer<br />

ihre im Inland abziehbaren Vorsteuerbeträge<br />

vergütet erhalten.<br />

Nach einer Neuregelung im Jahr 2010<br />

muss der erforderliche Antrag auf elektronischem<br />

Weg gestellt werden. Diese Form<br />

soll das Verfahren vereinfachen, macht<br />

aber die bis dahin erforderliche Übersendung<br />

von Originalunterlagen unmöglich.<br />

Seit 2010 hat der Antragsteller daher die<br />

Rechnungen, aus denen sich die zu vergütenden<br />

Vorsteuerbeträge ergeben, „auf<br />

elektronischem Weg” in Kopie zu übermitteln.<br />

Im vorliegenden Streitfall hatte<br />

die Klägerin die auf elektronischem Weg<br />

einzureichenden Rechnungskopien nicht<br />

vom Original der Rechnung, sondern von<br />

einer Rechnungskopie, die mit dem Zusatz<br />

„Copy 1” versehen war, angefertigt. Das<br />

Bundeszentralamt für Steuern versagte<br />

deshalb den Vorsteuerabzug. Der hiergegen<br />

eingereichten Klage gab das Finanzgericht<br />

statt. Der BFH bestätigte die Entscheidung<br />

der Vorinstanz. Nach seinem<br />

Urteil handelt es sich bei der Kopie einer<br />

Kopie des Originals mittelbar um eine Kopie<br />

des Originals und damit um eine originalgetreue<br />

Reproduktion. Für ein Erfordernis,<br />

die elektronische Kopie von einer Originalurkunde<br />

anzufertigen, sei kein Sachgrund<br />

ersichtlich. Zu beachten ist, dass<br />

sich die Rechtslage ab 2015 wiederum<br />

geändert hat. Nach dem heute geltenden<br />

Recht müssen eingescannte Originale eingereicht<br />

werden.<br />

BFH, V R 54/16<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


50 | W+M RATGEBER<br />

Eine (Geschäfts-)Reise<br />

in den Burnout und wieder hinaus<br />

Menschen, die Dinge voranbringen<br />

und sich engagieren, die<br />

für ein Projekt, die eigene Firma<br />

oder den ganz eigenen Traum brennen,<br />

sind „Unternehmer/brennende Hamster“<br />

im besten Wortsinne. Sie werfen<br />

sich mit Elan und Enthusiasmus ins tägliche<br />

Hamsterrad und lassen sich nicht<br />

von ihrem Weg abbringen. Erfolgreiche<br />

Menschen, könnte man meinen. Jedoch<br />

geht dieses Engagement oft zu Lasten<br />

der seelischen oder körperlichen Verfassung.<br />

In der Regel nicht sofort. Es passiert<br />

eher schleichend, zunächst oft unbemerkt.<br />

Wie schnell aus Brennen Verbrennen<br />

werden kann, mussten in den<br />

letzten Jahren immer mehr Menschen<br />

erfahren – nicht selten auch die Gruppe<br />

der Selbstständigen und Unternehmer.<br />

Was ist ein Burnout?<br />

Und ist er so plötzlich auf der Bildfläche<br />

erschienen wie der berühmte Springclown<br />

aus der Box? Nein, beileibe nicht.<br />

Das Phänomen permanenter Erschöpfungszustände,<br />

verminderter Leistungsfähigkeit<br />

und depressiver Stimmung<br />

ist bekannt, seitdem Menschen sich mit<br />

der strukturierten Erfassung von Krankheiten<br />

befassen. Bis in die 1970er-Jahre<br />

wurde dieser Zustand, oft begleitet<br />

durch Muskelbeschwerden, Schwindelgefühle,<br />

Kopfschmerzen, Schlafstörungen,<br />

Entspannungsunvermögen,<br />

Reizbarkeit und Verdauungsbeschwerden,<br />

depressive Stimmungslage und<br />

Angstsymptomatik unter dem Namen<br />

Neurasthenie geführt. Wenn man diagnostische<br />

Spitzfindigkeiten und historische<br />

Zusammenhänge beiseitelässt und<br />

sich anschaut, was ein Burnout beim<br />

einzelnen Betroffenen bewirkt, so ist<br />

es wohl am griffigsten, wenn man ihn<br />

als „Entzündung der Seele“ beschreibt,<br />

die sich auf den ganzen Körper auswirkt.<br />

Der Weg in den Burnout<br />

Ein Burnout entsteht durch (unbewältigten)<br />

Stress, garniert mit einer ordentlichen<br />

Prise Frust. Einmaliger Stress ist<br />

dabei kein Problem. Selbst kurzfristiger<br />

hoher Stress ist für Menschen noch gut<br />

zu ertragen. Man reagiert gelegentlich<br />

„gereizt“, kokelt vielleicht etwas, kann<br />

sich in der Regel aber relativ schnell wieder<br />

regenerieren. Fortwährender, sich<br />

selbst potenzierender Stress aber ist<br />

Gift für eine sich im Hamsterrad befindliche<br />

Person. Wenn keine Verarbeitung<br />

(beispielsweise durch regelmäßige Pausen<br />

und andere Ausgleichmechanismen)<br />

stattfindet, kann auch keine Heilung erfolgen.<br />

Findet keine Heilung statt, beginnt<br />

sich das Hamsterrad immer schneller<br />

zu drehen. Irgendwann ist dann die<br />

nächste, die eine stressige Situation, der<br />

Tropfen, der das Fass zum Überlaufen,<br />

das System aus dem Gleichgewicht, den<br />

„Hamster” zum (Aus-)Brennen bringt.<br />

Foto: opticaltech/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


MANAGEMENT | 51<br />

Axel Berger hat zusammen mit Thorsten<br />

Thews das Buch „Die brennenden Hamster“<br />

(schardt Verlag, 19,80 €) veröffentlicht.<br />

Das 270-seitige Werk enthält unterhaltsame<br />

Tipps und Geschichten zum Thema Burnout<br />

aus der Praxis, inklusive Selbsttest und<br />

interessante „Wachmacher“.<br />

Skype, Telefon, et cetera), auf die im Nu<br />

reagiert werden muss. Das Fatale: Man<br />

ist zumindest gezwungen zu entscheiden,<br />

ob man darauf reagieren will oder<br />

nicht. Selbst während man also (nicht)<br />

handelt, muss man sich bereits gedanklich<br />

mit weiteren möglichen Handlungssträngen<br />

beschäftigen. Das Hier und<br />

Jetzt gerät dabei aus dem Fokus, Überforderung<br />

und Stress drohen. Der erste<br />

Tipp lautet daher:<br />

Warnzeichen erkennen!<br />

Achtsamkeit lernen. Sich immer wieder<br />

fragen: Wie geht es mir eigentlich gerade?<br />

Denn, rührt man Stress mit Frust<br />

zusammen und lässt diese langsam köcheln,<br />

dann entsteht ein höllisches Gebräu.<br />

Kocht es über, bricht alles zusammen.<br />

Der Mensch, das Unternehmen<br />

und das erschaffene Lebensgebäude.<br />

Wenn ein (anstehender oder erlebter)<br />

Burnout das Leben verändert hat, ist<br />

da ran nichts mehr zu ändern. Klar ist: Es<br />

wird nie wieder, wie es einmal war. Aber<br />

als achtsamer und aufgeklärter Betroffener<br />

kann man gestärkter, klüger und<br />

weiser den weiteren Unternehmer- und<br />

Lebensweg beschreiten und so das<br />

Schlimmste abwenden.<br />

Axel Berger<br />

8 Tipps gegen Burnout<br />

Foto: privat<br />

Eine einfache Kausalkette – keine große<br />

Wissenschaft.<br />

Der Weg hinaus<br />

Der erste Schritt: Die Akzeptanz und<br />

die Wahrnehmung, dass da etwas nicht<br />

stimmt und sich in eine „falsche” Richtung<br />

entwickelt. Der zweite Schritt: der<br />

Wille zur Veränderung. Logisch: Man<br />

kann nicht ernsthaft andere Ergebnisse<br />

erwarten, wenn man immer weiter so<br />

handelt, wie man es immer schon getan<br />

hat. Erst eine Veränderung bringt<br />

auch veränderte Ergebnisse. Und nur<br />

eine gewollte und zielgerichtete Veränderung<br />

bringt erwünschte, erleichternde,<br />

erstrebenswerte Ergebnisse, wie zum<br />

Beispiel Gesundheit, Freiheit und Spaß<br />

am Leben. Wichtig: Es kann nur dem geholfen<br />

werden, dem geholfen werden<br />

will. Die gute Nachricht lautet: So wie<br />

es war, wird es nicht mehr! Veränderung<br />

ist allgegenwärtig, Veränderung ist natürlich<br />

und Veränderungen sind gestaltbar.<br />

Die eigentliche Arbeit aber kann man<br />

niemandem abnehmen, man kann sich<br />

aber Unterstützung von Freunden, Bekannten<br />

oder einem Therapeuten holen.<br />

In der heutigen Zeit kommen eine Unzahl<br />

an Reizen/Einflüssen auf einen zu<br />

(zum Beispiel E-Mails, SMS, WhatsApp,<br />

Diese kurze Liste kann Impulse<br />

geben, sich auf dem Weg aus<br />

dem Hamsterrad nicht zu verlaufen:<br />

1. Nehmen Sie sich und Ihren<br />

Körper wahr. Hören Sie in sich<br />

hinein, und seien Sie ehrlich.<br />

Was stresst Sie?<br />

2. Prüfen Sie, was Sie (un)glücklich<br />

macht. Arbeit? Beziehung?<br />

Privates? Tipp: Love it or<br />

leave it!<br />

3. Schalten Sie zwei Gänge<br />

zurück. Engagieren Sie sich in<br />

dem einen oder anderen<br />

(mühsamen oder ungeliebten)<br />

Bereich etwas weniger.<br />

4. Gehen Sie unter Leute. Sich<br />

isolieren ist nicht die Lösung.<br />

Genießen Sie Zeit mit<br />

Menschen, die Ihnen guttun.<br />

Meiden Sie Arschlöcher und<br />

Energievampire!<br />

5. Perfektionist, Übervater oder<br />

Herbergsmutter?<br />

Machen Sie sich klar: Sie sind<br />

nicht für alles zuständig und<br />

verantwortlich. Sie müssen<br />

nicht alles selber machen.<br />

Lernen Sie, „Nein!“ zu sagen.<br />

6. Was ist Ihnen wirklich wichtig?<br />

Prüfen Sie Ihre Werte.<br />

(Ja, damit kann auch Besitz<br />

gemeint sein. Drei Häuser und<br />

zehn Oldtimer zu unterhalten,<br />

zu pflegen und zu versichern,<br />

kann auch Druck erzeugen.<br />

Eigentum verpflichtet.)<br />

7. Kümmern Sie sich um Ihren<br />

Körper. Essen Sie gesund und<br />

ausgewogen. Treiben Sie Sport,<br />

gehen Sie regelmäßig zum Arzt<br />

und trinken Sie viel Wasser.<br />

8. Nicht so viel grübeln. Lösen<br />

Sie das Problem und nicht die<br />

Schuldfrage! Lächeln Sie dem<br />

Ärger ins Gesicht, und nehmen<br />

Sie alles und sich selber nicht<br />

zu ernst.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


52 | W+M RATGEBER<br />

Vertrautes Design: der<br />

5er Touring von BMW.<br />

Kombis<br />

Mehr als nur eine große (Heck-)Klappe<br />

Der Begriff Kombi ist die umgangssprachliche<br />

Abkürzung des korrekten<br />

Begriffs „Kombinationskraftwagen“:<br />

Eine Karosseriebauform für Pkw mit<br />

großem Laderaum, die sowohl Personen<br />

wie Lasten transportieren können. Eines<br />

haben alle Kombis gemeinsam: eine große<br />

Heckklappe, die das Be- und Entladen<br />

vereinfacht. Und eine Rückbank, die sich<br />

umklappen lässt, damit eine noch größere,<br />

flache Ladefläche entsteht.<br />

Nirgendwo auf der Welt sind Kombis so beliebt<br />

wie in Deutschland. Seit 2010 entscheiden<br />

sich zwischen 600.000 und 700.000<br />

Kunden pro Jahr für einen neuen Kombi.<br />

Damit ist Deutschland der stärkste Kombimarkt<br />

im internationalen Vergleich. Von diesem<br />

Trend profitieren besonders Hersteller<br />

mit einem umfassenden Angebot an Kombis<br />

in den unterschiedlichen Klassen.<br />

Der erste „Kombinationskraftwagen“ wurde<br />

übrigens vor 101 Jahren in den USA gebaut.<br />

Die Firma Hatfield fertigte den Station<br />

Wagon „Suburban“, der laut offiziellem<br />

Verkaufsprospekt seinerzeit an einen<br />

vierrädrigen Vorgänger anknüpfte – ein von<br />

Pferden gezogener „Station Wagon“, der<br />

durch hochgezogene Seitenwände auffiel<br />

und über ein Dach als Wetterschutz für<br />

Menschen und Waren verfügte.<br />

Liebling der Dienstwagenfahrer<br />

Bei BMW ist man kein Freund von gewagten<br />

Experimenten. So hat auch der aktuelle<br />

5er Touring das vertraute Design. Die<br />

BMW-Kunden schätzen das offensichtlich,<br />

60 Prozent der Käufer der 5er-Reihe in<br />

Deutschland entscheiden sich für den Kombi,<br />

da er als Geschäftswagen ebenso überzeugt<br />

wie als Familienauto. Das Gepäckabteil<br />

bietet Raum für 570 Liter. Die dreigeteilte<br />

Rücksitzbank lässt sich mit zwei im<br />

Kofferraum angebrachten Hebeln elektrisch<br />

umklappen. Dadurch erweitert sich das Ladevolumen<br />

auf 1.700 Liter. In Sachen Automatisierung<br />

stecken im 5er Touring all jene<br />

Assistenzsysteme, die auch die Limousine<br />

Sichtbar aufgefrischt: der Škoda Octavia Combi.<br />

Kombi im Gelände-Outfit: E-Klasse All-Terrain von Mercedes-Benz.<br />

Fotos: BMW AG (oben), Škoda, Daimler AG (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


AUTO | 53<br />

Mit vielen Extras: Mazda 6 Nakama Intense.<br />

bietet: Spurhalteassistent, Querverkehrsund<br />

Vorfahrtswarnung sowie eine aktive<br />

Geschwindigkeitsregelung. Vier Motorisierungen<br />

sind im Angebot, je zwei Benziner<br />

und Diesel und jeweils ein Vierzylinder- und<br />

ein Reihensechszylinder. Die Leistungspalette<br />

reicht von 190 bis 340 PS.<br />

Preis: ab 47.700 Euro<br />

Offroad-Luxuslaster<br />

Mercedes hat sich <strong>2017</strong> auf eine eher ungewöhnliche<br />

Liaison eingelassen. Die E-<br />

Klasse All-Terrain ist ein eleganter Kombi<br />

im Gelände-Outfit. Der Allradantrieb<br />

kommt mit einem speziellen Offroad-<br />

Fahrprogramm. Ziel von Mercedes ist<br />

es, mit der E-Klasse All-Terrain die Lücke<br />

zwischen dem klassischen Kombi<br />

und dem GLE zu füllen. Für die Front gab<br />

es ein wenig Offroad-Schminke im Stil<br />

des GLC inklusive eines Kühlergrills mit<br />

zwei Lamellen und eingebettetem Stern.<br />

Ebenso gibt es einen neuen dreigeteilten<br />

Frontstoßfänger sowie eine Verkleidung<br />

im Unterfahrschutz-Look. In der Seitenansicht<br />

fallen Kotflügelverbreiterungen<br />

aus schwarzem Kunststoff ins Auge. Im<br />

Vergleich zum herkömmlichen T-Modell<br />

steht die E-Klasse All-Terrain im Normalfahrniveau<br />

um 29 Millimeter höher – 14<br />

durch die Reifen, 15 durch die Luftfederung.<br />

Der All-Terrain wurde zum Marktstart<br />

zunächst als E 220 d mit 194-PS-<br />

Vierzylinder-Diesel angeboten. Später<br />

soll ein Sechszylinder-Diesel folgen.<br />

Preis: ab 58.102 Euro<br />

können von der D-<br />

Säule aus fernentriegelt<br />

werden. Der<br />

Mittelplatz kann<br />

nunmehr auch als<br />

solcher genutzt<br />

werden, auch<br />

wenn Porsche seinen<br />

Sport Turismo<br />

als Vier-plus-Eins-Sitzer klassifiziert hat.<br />

Der Laderaum bietet ein Volumen von<br />

515 Litern, das sich auf 1.390 Liter erweitern<br />

lässt. Fünf Motorisierungen stehen<br />

zur Auswahl, vom Drei-Liter-V6-Turbo mit<br />

330 PS bis zum Plug-In-Hybrid mit einer<br />

Systemleistung von 462 PS.<br />

Preis: ab 97.557 Euro<br />

Markantes Vier-Augen-Gesicht<br />

Seit März <strong>2017</strong> ist der spürbar aufgefrischte<br />

Škoda Octavia Combi auf dem<br />

Markt. Besonders markant ist die neue<br />

Frontpartie mit nunmehr vier Scheinwerfern.<br />

Das Vier-Augen-Gesicht gibt es optional<br />

auch mit LED-Scheinwerfern. Neu<br />

ist zudem der Kühlergrill mit breiter Mittelstrebe.<br />

Im aktuellen Modell bietet der<br />

Octavia einen Anhänger-Rangierassistent<br />

und einen vorausschauenden Fußgängerschutz.<br />

Der Parklenkassistent verfügt<br />

über ein Heckradar. Ebenso neu ist<br />

ein personalisierbarer Schlüssel, auf dem<br />

verschiedene Nutzer individuelle Fahrzeugeinstellungen<br />

abspeichern können.<br />

Im Innenraum sorgen neue Bezugsmaterialien,<br />

modifizierte Dekorblenden sowie<br />

ein überarbeitetes Kombiinstrument<br />

für höhere Wertigkeit. Die Motorisierung<br />

beginnt beim 1.2-TSI-Benziner mit 86 PS<br />

und reicht bis zum 2.0-TDI mit bis zu 184<br />

PS (Allradantrieb).<br />

Preis: ab 18.150 Euro<br />

Zuverlässiger Gefährte<br />

„Nakama“ nennen die Japaner einen<br />

besonders zuverlässigen Gefährten, der<br />

sich gerne großzügig zeigt. Diese Eigenschaften<br />

finden sich im Mazda 6 Nakama<br />

Intense zweifellos wieder. In diesem<br />

Sondermodell gibt es nahezu kein Extra,<br />

das es nicht gibt. Vom LED-Licht über Abstandstempomat<br />

und Spurhalteassistent<br />

bis zur Lederausstattung ist einfach alles<br />

an Bord. Dazu kommt geballte Elek tronik<br />

wie etwa ein Head-up-Display, eine Bose-Anlage<br />

mit elf Lautsprechern sowie<br />

eine Navigations- und Infotainmenteinheit,<br />

die per Bluetooth Lieder vom eigenen<br />

Smartphone abspielt. Das aktuelle<br />

Modell weist eine absolute Neuerung<br />

auf, es ist mit „G-Vectoring Control“ ausgerüstet,<br />

einer Technik, die den Wagen<br />

noch rasanter in die Kurve gehen lässt.<br />

Lenkt der Fahrer forsch ein, wird kurz<br />

das Motordrehmoment zurückgenommen.<br />

Dadurch verlagert sich mehr Gewicht<br />

auf die Vorderräder und sie können<br />

höhere Lenkkräfte übertragen.<br />

Preis: ab 39.090 Euro<br />

Karsten Hintzmann<br />

Fotos: Mazda (oben), Porsche AG (unten)<br />

Edel und praktisch zugleich<br />

Beim Panamera Sport Turismo zeigt sich<br />

Porsche – eher ungewohnt – von der praktischen<br />

Seite. Ab Oktober <strong>2017</strong> wird es<br />

den edlen Kombi-Porsche bei den Händlern<br />

geben. Er ist 5,<strong>05</strong> Meter lang, die Ladekante<br />

ist um 143 Millimeter niedriger<br />

als bei der Fließheck-Variante. Die Rücksitzlehnen<br />

sind dreigeteilt umklappbar und<br />

Praktisch und dynamisch: Porsches Panamera Sport Turismo.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


54 | W+M RATGEBER LITERATUR<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

4<br />

Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />

W+M aus den Verkaufszahlen 59 großer<br />

Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />

6<br />

5<br />

JETZT NEU<br />

MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />

Beteiligt haben sich:<br />

Thalia-Filialen in<br />

Bautzen<br />

Berlin (7x)<br />

Bernburg<br />

Brandenburg<br />

Chemnitz (3x)<br />

Cottbus<br />

Dallgow-Döberitz<br />

Leuna<br />

Löbau<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Magdeburg (2x)<br />

Meißen<br />

Neubrandenburg<br />

Pirna<br />

Dessau<br />

Plauen<br />

Dresden (7x)<br />

Radebeul<br />

Eisenach<br />

Riesa<br />

Eisleben<br />

Röhrsdorf<br />

Freital<br />

Rostock (2x)<br />

Gera<br />

Rudolstadt<br />

7<br />

Görlitz<br />

Gotha<br />

Saalfeld<br />

Schwedt/Oder<br />

Großenhain<br />

Weimar<br />

8<br />

Halle<br />

Hoyerswerda<br />

Jena (2x)<br />

Wildau<br />

Zittau<br />

Zwickau<br />

9<br />

Leipzig (2x)<br />

(www.thalia.de)<br />

sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in<br />

Frankfurt (Oder) (www.hutten-ffo.de).<br />

10<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine<br />

E-Mail an jp@wirtschaft-markt.de.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


NETZWERK GESELLSCHAFT | 55<br />

13. Sommernachtsball auf Schloss Wackerbarth<br />

Portugiesische Romantik in Sächsischen Weinbergen<br />

Klassische<br />

Roben unter<br />

freiem Himmel<br />

– das ist der<br />

Sommernachtsball<br />

auf Schloss<br />

Wackerbarth.<br />

80 Schüler des Gymnasiums Luisenstift in Radebeul zeigten hochwertigen Service.<br />

Fotos: Schloss Wackerbarth<br />

Radebeul. Am 17. Juni lud Schloss Wackerbarth<br />

gemeinsam mit den Landesbühnen<br />

Sachsen und der Elbland Philharmonie<br />

Sachsen zum alljährlichen Sommernachtsball.<br />

Ganz nach dem Motto<br />

„Portugal romântico“ erlebten mehr als<br />

600 Gäste bei traumhaftem Wetter einen<br />

romantischen Abend in den Radebeuler<br />

Weinbergen. Mit gefühlvoller Musik und<br />

feinster Kulinarik brachten die Gastgeber<br />

ihnen das besondere Lebensgefühl der<br />

Seefahrernation näher. Die Veranstaltung<br />

unter der Schirmherrschaft<br />

des Sächsischen<br />

Ministerpräsidenten<br />

Stanislaw Tillich<br />

findet bereits seit<br />

mehr als zehn<br />

Jahren statt.<br />

Jedes Jahr erleben<br />

die Gäste<br />

eine genussvolle<br />

Entdeckungsreise<br />

durch ein<br />

ausgesuchtes Land.<br />

<br />

W+M<br />

Der Chor der<br />

Landesbühnen<br />

Sachsen begrüßte<br />

die Gäste mit<br />

portugiesischen<br />

Volksweisen.<br />

Das Ballett der<br />

Landesbühnen<br />

Sachsen eröffnete<br />

den Ball.<br />

Mehr als 600 Gäste folgten in diesem Jahr der Einladung zum<br />

Sommernachtsball auf Schloss Wackerbarth.<br />

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56 | W+M NETZWERK<br />

Auch in diesem Jahr verfolgten zahlreiche<br />

Zuschauer das Geschehen mitten am<br />

Strand und dem Alten Strom.<br />

Anmutige Pferde und eine Menge Action: die Ferrari Berlin Beach Polo Masters in Warnemünde.<br />

Ferrari Berlin Beach Polo Masters Warnemünde<br />

Spannender Pferdesport am Ostseestrand<br />

Warnemünde. Das seit Jahren von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> unterstützte<br />

Beach-Polo-Turnier unter der Organisation<br />

von Matthias Ludwig fand nun<br />

schon zum dritten Mal am Warnemünder<br />

Strand statt. Jährlich wächst das<br />

Turnier, das <strong>2017</strong> offiziell Ferrari Berlin<br />

Beach Polo Masters Warnemünde hieß.<br />

Sechs Teams mit insgesamt 18 Spielern<br />

aus sechs Ländern und 56 Polopferden<br />

waren am Start und fanden bei den Zuschauern<br />

rund um das Feld großes Interesse.<br />

Das bewährte Moderatorenteam<br />

mit Jan-Erik Franck, dem unterhaltsamen<br />

Poloexperten, der auch von den großen<br />

Turnieren in St. Moritz, Kitzbühl und Sylt<br />

bekannt ist, und n-tv-Moderatorin Rommy<br />

Arndt sorgten für eine unterhaltsame<br />

Abrundung des sportlichen Ereignisses.<br />

W+M<br />

n-tv-Moderatorin Rommy<br />

Arndt mit Rostocks<br />

Oberbürgermeister<br />

Roland Methling.<br />

Moderator Jan-Erik<br />

Franck kommentierte<br />

das Turnier.<br />

Fotos: Stefan Weidner Fotografie/Holger Martens<br />

W+M-Verleger Frank Nehring mit dem Botschafter Argentiniens in Deutschland S. E. Luis María<br />

Kreckler und dem Veranstalter des Turniers Matthias Ludwig von Polo Riviera (v. l.).<br />

Sechs Teams mit 18 Spielern aus sechs<br />

Ländern traten gegeneinander an.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


GESELLSCHAFT | 57<br />

18. Brandenburgischer Sommerabend<br />

Ein Fest der Sinne<br />

Die Gastgeber Martin Gorholt (l.),<br />

Dr. Dietmar Woidke (M.) und<br />

Dr. Miloš Stefanović (r.)<br />

mit Schauspielern der<br />

Uckermärkischen Bühnen.<br />

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

begrüßte die Gäste.<br />

Das traditionelle<br />

Feuerwerk.<br />

Fotos: CHL PhotoDesign/Christian Lietzmann<br />

Potsdam. Unter dem Motto „Ein Fest<br />

der Sinne“ fand in diesem Jahr Ende<br />

Juni der traditionelle 18. Brandenburgische<br />

Sommerabend in der Schiffbauergasse<br />

Potsdam statt. Die Gastgeber<br />

Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident<br />

Brandenburgs, Dr. Miloš Stefanović, Präsident<br />

des WirtschaftsForums Brandenburg,<br />

und Martin Gorholt, Bevollmächtigter<br />

des Landes Brandenburg beim Bund,<br />

erlebten mit den etwa 3.000 Besuchern<br />

einen entspannten Sommerabend bei<br />

bestem Wetter und in festlichem Ambiente<br />

am Potsdamer Tiefen See. Zur Begrüßung<br />

erhielten die geladenen Gäste<br />

aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft,<br />

Sport und Kultur saure Spreewaldgurken,<br />

überreicht von rbb-Moderator Attila<br />

Weidmann.<br />

W+M<br />

Die Trommler des Fanfarenzugs Potsdam<br />

gaben während ihres Auftritts den Ton an.<br />

Rund 3.000 Gäste folgten der Einladung<br />

zum 18. Brandenburgischen Sommerabend.<br />

Beim Brandenburgischen Sommerabend würdigte Ministerpräsident Dietmar Woidke (8. v. l.)<br />

die Arbeit der vielen Brandenburgischen Ehrenamtler und warb für die Ehrenamtskarte.<br />

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58 | W+M NETZWERK<br />

Das diesjährige<br />

Sommerfest der ILB<br />

fand im Neubau in<br />

der Babelsberger<br />

Straße in Potsdam<br />

statt.<br />

Brandenburgs<br />

Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke<br />

würdigte die<br />

Arbeit der ILB in<br />

den vergangenen<br />

25 Jahren.<br />

Sommerfest der ILB<br />

Jubiläum an neuem Standort<br />

Potsdam. Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dr. Dietmar Woidke (SPD) und Finanzminister<br />

Christian Görke (SPD) haben die<br />

Verdienste der Investitionsbank des Landes<br />

Brandenburg (ILB) um den Aufbau<br />

des Landes gewürdigt. „Die ILB hat viele<br />

maßgebliche Projekte in den Bereichen<br />

Wirtschaft, Arbeit, Infrastruktur und Wohnungsbau<br />

gefördert und damit die Entwicklung<br />

des Landes stark geprägt“, sagte<br />

Woi d ke beim Sommerfest des Förderinstituts<br />

vor über 400 Gästen am neuen Standort<br />

in der Babelsberger Straße in Potsdam.<br />

Damit feierte die Einrichtung ihr 25-jähriges<br />

Bestehen. Görke, Vorsitzender des<br />

ILB-Verwaltungsrates, betonte, dass die<br />

Bank in den vergangenen 25 Jahren den<br />

Strukturwandel unterstützt habe. W+M<br />

Musikalische Begleitung der Feier.<br />

Die Vorstandsmitglieder der ILB Jacqueline Tag (2. v. l.) und Tillmann<br />

Stenger (r.) sowie Ministerpräsident Dietmar Woidke (3. v. r.)<br />

und Landtagspräsidentin Britta Stark (2. v. r.) schnitten die Torte an.<br />

Das Sommerfest diente auch dem Netzwerken unter den mehr als<br />

400 Gästen.<br />

Fotos: ILB<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


GESELLSCHAFT | 59<br />

6. UV-Business Challenge<br />

Unternehmergolf am Fleesensee<br />

Fleesensee. Die 6. UV-Business Challenge<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlins auf dem Golfplatz Fleesensee<br />

weckte unter den Golfern und den<br />

Teilnehmern des Schupperkurses Ehrgeiz:<br />

Trotz nicht gerade einfacher Wetterbedingungen<br />

wurde um die Plätze und Preise<br />

gekämpft. Am Ende gab es viele zufriedene<br />

Gesichter und einen geselligen Abschluss<br />

mit Siegerehrung beim Barbecue<br />

im Restaurant des Golfclubs Fleesensee.<br />

Bruttosieger wurden Axel Hoffmeister aus<br />

Rostock bei den Herren und Ute Steglich<br />

aus Leipzig bei den Damen. Den ersten<br />

Platz unter den Nettosiegern belegte Karl-<br />

Heinz Garbe vom Unternehmerverband<br />

Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin.<br />

<br />

W+M<br />

Lars Schaller, Manuela Balan, Ute Steglich und Pamela Buggenhagen (v. l.).<br />

Angelika Graf,<br />

Gunnar Baldamus<br />

und Bruttosiegerin<br />

der Damen Ute<br />

Steglich (v. l.).<br />

Bruttosieger der Herren Axel<br />

Hoffmeister mit Manuela Balan<br />

und Pamela Buggenhagen (v. l.).<br />

Fotos: UV Schwerin<br />

Karl-Heinz Garbe und<br />

Wolfgang Schröder (r.)<br />

vom Unternehmerverband<br />

Norddeutschland Mecklenburg-<br />

Schwerin.<br />

Mario Gellert und Sascha Braunstein (r.)<br />

mit Spaß am schönen Spiel.<br />

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60 | W+M NETZWERK<br />

Diskussionsrunde mit Richard Kühnel, Susanna Masson-Wawer,<br />

Dr. Claudia Conen, Holger Schwannecke, Andreas Ebel und Helmut<br />

Scholz (v. l.).<br />

Angeregte Gespräche unter<br />

den Gästen.<br />

17. Hanse Sail Business Forum<br />

Europa im Wandel<br />

Rostock. Mehr als 200 Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />

waren am 10. August der Einladung des Initiativkreises der Wirtschaft,<br />

bestehend aus IHK zu Rostock, der Handwerkskammer<br />

Ostmecklenburg-Vorpommern, dem Enterprise Europe Network<br />

M-V und dem Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg,<br />

zum 17. Hanse Sail Business Forum gefolgt. Die Hanse Sail<br />

zog fast 200 Traditionssegler und mehr als eine Million Gäste aus<br />

aller Welt an, da lag es nahe, sich beim Wirtschaftsforum dem<br />

Thema „Europa im Wandel – Was für die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />

auf dem Spiel steht“ zu widmen. Nach einem<br />

Grußwort von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling folgten<br />

Impulsreferate von Helmut Scholz, Mitglied des Europaparlaments,<br />

Dr. Claudia Conen, Bereichsleiterin Fördergeschäft und<br />

Finanzierung beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands<br />

(VÖB), Susanna Masson-Wawer, Unternehmerin und Vizepräsidentin<br />

der IHK zu Rostock, sowie Richard Kühnel, Leiter der<br />

Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland. W+M<br />

Die Referenten und Veranstalter des 17. Hanse Sail Business Forum<br />

in Rostock.<br />

Mehr als 200 Gäste aus Wirtschaft und Wissenschaft kamen zum<br />

Wirtschaftsforum.<br />

Fotos: Angelika Heim<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


GESELLSCHAFT | 61<br />

2. Sächsisches Fachkräftesymposium<br />

Erfolgsfaktor Personal<br />

Sorgten für<br />

spannende<br />

Impulse: Dr.-Ing.<br />

Andreas Schlegel,<br />

Stefan Kunze,<br />

Prof. Jörg Klukas,<br />

Dr. Iris Henkel,<br />

Prof. Dr. Bernd<br />

Okun und Tim<br />

Feige (v. l.).<br />

Leipzig. Das 2. Sächsische Fachkräftesymposium<br />

„Menschen in Bewegung<br />

– Erfolgsfaktor Personal" rückte Mitte Juni<br />

das Thema Logistik in den Mittelpunkt.<br />

Dabei stellten im Leipziger Kubus des<br />

Helmholtz-Zen trums für Umweltforschung<br />

regionale Logistikunternehmen und Personalexperten<br />

Praxisbeispiele und Lösungen<br />

zur Fachkräftegewinnung vor. Neben<br />

Impulsreferaten bot die gemeinsame Veranstaltung<br />

des Unternehmerverbandes<br />

Sachsen, VEMASinnovativ – Innovationsverbund<br />

Maschinenbau Sachsen und des<br />

Verbandes der Sächsischen Bildungsinstitute<br />

auch sechs von Experten geleitete<br />

Praxisrunden.<br />

W+M<br />

Leitete die Praxisrunde unter blauem<br />

Himmel: Dr. Iris Henkel.<br />

Sommer-Spezial des UV Berlin<br />

Zu Gast bei der HTW<br />

Gastgeber, Referenten und Moderatoren<br />

der Veranstaltung.<br />

Netzwerken an der Spree.<br />

Fotos: Claudia Koslowski (oben), UV Berlin (unten)<br />

Berlin. Zum diesjährigen Sommer-Spezial<br />

des Unternehmerverbands Berlin empfing<br />

Prof. Dr. Klaus Semlinger von der Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft (HTW)<br />

die Teilnehmer gewissermaßen bei sich<br />

zu Hause. Das geschichtsträchtige Gelände<br />

der HTW bot den idealen Rahmen<br />

für das Motto der Veranstaltung: „Nur<br />

für Großunternehmen!? – Die HTW als<br />

Nachwuchsschmiede<br />

und Innovationspartner<br />

für kleine und mittlere<br />

Unternehmen“. Trotz<br />

des recht wechselhaften Wetters<br />

folgten zahlreiche Mitglieder des<br />

Verbands der Einladung nach Oberschöneweide<br />

auf das Gelände der Hochschule,<br />

nahmen an einer Führung über den<br />

Campus teil und konnten<br />

sich über das breite<br />

Angebot informieren,<br />

wie beispielsweise das Institut<br />

für angewandte Forschung<br />

(IFAF), an welches sich Unternehmen<br />

wenden können, um Unterstützung bei<br />

der Lösung betriebsinterner Herausforderungen<br />

zu finden.<br />

W+M<br />

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62 | W+M NETZWERK<br />

Realität: Triebkopfhaube aus GFK.<br />

Prototyp aus Alu-Schaum-Sandwiches.<br />

Innovative Lösungen aus<br />

Aluminiumschaum<br />

Die Triebkopfhaube des ICE könnte aus selbsttragenden Alu miniumschaum-Sandwiches<br />

gefertigt werden. Diese sind formstabil, und<br />

die bei Bauteilen aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) üblichen<br />

Verstrebungen würden entfallen. Das erfuhren die Teilnehmer einer<br />

Exkursion des VBIW bei der Havel metal foam GmbH in Kirchmöser,<br />

einem Ortsteil von Brandenburg an der Havel. Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Kirchmöser. Freundlich wurden die Teilnehmer<br />

der Exkursion von Geschäftsführer<br />

Friedrich Schuller empfangen. Von ihm<br />

erfuhren sie von einem neuen Werkstoff:<br />

Schaum aus Aluminium. Das schon leichte<br />

Aluminium wird durch die beim Schäumen<br />

entstehenden Gaseinschlüsse noch leichter.<br />

Schon seit den 1960er-Jahren experimentierten<br />

Forschungsinstitute mit Metallschäumen,<br />

die Havel metal foam GmbH<br />

wagte jetzt den Schritt in die Serienproduktion.<br />

Aluschaum-Sandwich.<br />

Ausgangsmaterial für den Aluschaum ist<br />

Aluminiumpulver, das andernorts durch<br />

mechanisches Zerkleinern von Aluminium<br />

in Stampfmaschinen, Kugelmühlen oder<br />

Schwingmühlen erzeugt wurde. Das Pulver<br />

wird mit geringen Teilen von Titandihydrid<br />

vermischt, das gewissermaßen als<br />

„Backpulver“ dient. Die Mischung wird in<br />

Infrarot-Öfen geschmolzen. Dabei setzt<br />

das Titandihydrid gasförmigen Wasserstoff<br />

frei, der das Gemenge aufschäumt.<br />

Der Schaum geht eine metallische Bindung<br />

mit den Deckblechen aus Aluminium<br />

oder Stahl ein, Klebstoffe werden nicht<br />

eingesetzt. Die Deckbleche können geschweißt,<br />

gebogen, gebohrt, gefräst oder<br />

beschichtet werden.<br />

Sandwiches aus Metallplatten und Aluminiumschaum<br />

sind formstabil, die Bauteile<br />

weisen eine hohe Crash-Absorption auf,<br />

also Eigenschaften, die sie vor allem für<br />

den Schienenfahrzeug- und Automobilbau<br />

prädestinieren. Eine echte Alternative zu<br />

Faserverbundwerkstoffen, reinem Aluminium,<br />

Stahl und anderen Werkstoffen.<br />

Noch steht der Betrieb am Beginn einer<br />

vermutlich weitergehenden Entwicklung.<br />

Aus Schaum fertigt er zurzeit Lautsprechergehäuse,<br />

Verkleidungen zur Schalldämmung,<br />

Formteile für den Automobilbau.<br />

Dabei könnte er noch mehr. Im Rahmen<br />

einer Projektstudie mit dem Fraunhofer-Institut<br />

für Werkzeugmaschinen<br />

und Umformtechnik IWU sowie anderen<br />

Partnern entstand der Prototyp einer<br />

Triebkopfhaube. Gegenüber der jetzt<br />

angewandten Faserverbundtechnik können<br />

dabei die Verstrebungen im Inneren<br />

der Haube entfallen, da das als Sandwich<br />

gestaltete Teil formstabil ist. Warum die<br />

Bahnindustrie das noch nicht einsetzt?<br />

Geschäftsführer Schuller mutmaßt, die<br />

Bahnindustrie habe viel in die Produktionsmittel<br />

für Faserverbundstoffe investiert.<br />

Diese Investitionen müssten sich<br />

erst einmal amortisieren.<br />

Auch für Bodenplatten und Seitenwände<br />

würden die Sandwichplatten geeignet<br />

sein, schlussfolgerten die Teilnehmer.<br />

Schuller nannte noch weitere Anwendungsgebiete:<br />

den Zivilschutz (die<br />

Sandwiches können Energie aufnehmen,<br />

vor Explosionen und Beschuss<br />

schützen), den Automobilbau (Längsträger,<br />

Aufprallschutz, Stoßstange, Crash-<br />

Absorber), Kühlummantelungen mit eingearbeiteten<br />

Kanälen für Batterien von<br />

Elektroautos, die gleichzeitig vor Steinschlag<br />

schützen, und umgekehrt auch<br />

Anwendungen, bei denen Heizelemente<br />

eingelegt werden. Die Teilnehmer der<br />

Exkursion waren sich einig: Nach einiger<br />

Zeit wollen sie wieder schauen, wohin<br />

diese interessante Entwicklung geführt<br />

hat.<br />

Fotos: Wikimedia Commons/Urmelbeauftragter (oben links), Rudolf Miethig (VBIW, oben rechts), Havel metal foam GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


VBIW | 63<br />

Vom Rechenbrett zum Megachip<br />

Von Konrad Zuses Sohn Horst nachgebaute Rechenmaschine Z3.<br />

arbeitende Rechenanlage. Er gründete<br />

den Zuse-Apparatebau, ein Ingenieurbüro,<br />

und 1949 die Zuse KG. Gut 15 Jahre<br />

federführend im europäischen Computerbau,<br />

produzierte sie 250 Computer<br />

im Wert von mehr als 100 Millionen D-<br />

Mark. Ausgehend von Zuses bahnbrechender<br />

Erfindung nahm die Entwicklung<br />

von Computern ihren Lauf.<br />

Ich erinnere mich gut an den Vortrag von<br />

Dr. Horst Zuse, dem Sohn des Computer-Vaters<br />

Konrad Zuse, im Jahr 20<strong>05</strong> zur<br />

Jahreshauptversammlung des VBIW unter<br />

dem Titel „Computer – Anfänge und<br />

Blick in die Zukunft“. Horst Zuse hatte<br />

die von seinem Vater konstruierte Z3 originalgetreu<br />

nachgebaut, sie ist seit 2010<br />

im Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld<br />

(Landkreis Fulda) ausgestellt.<br />

Jutta Scheer (VBIW)<br />

Fotos: Wikimedia Commons/Dksen (oben), Wikimedia Commons/Mellebga (unten)<br />

Hoyerswerda. Eine Meldung über die<br />

Neueröffnung des Zuse-Computer-Museums<br />

in Hoyerswerda machte mich<br />

neugierig. Ich folgte der Besichtigungstour<br />

entlang der blauen Linie. „So kommen<br />

Sie an allen herausragenden Exponaten<br />

der Sammlung vorbei“, meinte die<br />

Kuratorin der Ausstellung Juliane Thar.<br />

Im Fokus stehen die schöpferischen<br />

Leistungen des Computervaters Konrad<br />

Zuse und die Entwicklung der Informationstechnologie.<br />

Erstaunt blieb ich vor den Zuse-Rechnern<br />

stehen und erhaschte einen Blick<br />

„Wenn die Computer zu<br />

mächtig werden, dann<br />

zieht den Stecker aus<br />

der Steckdose.“<br />

Konrad Zuse (1910-1995)<br />

in das Innenleben<br />

der Großcomputer.<br />

An den Medienstationen<br />

erfuhr<br />

ich interessante<br />

Details zu<br />

den ausgestellten<br />

Exponaten: Beispielsweise zum Robotron<br />

4201, der die riesigen Abraumförderbrücken,<br />

die Giganten des Lausitzer<br />

Tagebaus, steuerte und zähmte. Großer<br />

Anziehungspunkt war auch eine Mikroskopkamera,<br />

die den Blick auf die 3.510<br />

Transistoren eines aufgebohrten Mikrochips<br />

ermöglicht, dessen Architektur am<br />

ehesten mit einer modernen Großstadt<br />

vergleichbar ist. Man kann dabei Hannelore<br />

Zuses Vortrag über ihren Vater Konrad<br />

Zuse folgen.<br />

Konrad Zuse, geboren am 22. Juni 1910<br />

in Berlin, aufgewachsen in Ostpreußen,<br />

legte sein Abitur 1928 in Hoyerswerda<br />

ab. Er studierte bis 1934 an der Technischen<br />

Hochschule zu Berlin zunächst<br />

Maschinenbau, später Architektur,<br />

schließlich Bauingenieurwesen. Er kündigte<br />

1935 seine aussichtsreiche Stelle<br />

bei den Henschel-Flugzeugwerken in<br />

Berlin und teilte seinen verblüfften Eltern<br />

mit, dass er nun das Wohnzimmer benötige,<br />

um eine vollautomatische Rechenmaschine<br />

zu bauen.<br />

Die Ursache<br />

für seinen spontanen<br />

Beschluss<br />

war nach seiner<br />

eigenen humorvollen<br />

Aussage, dass<br />

er zu faul zum Rechnen war.<br />

Z1, seine erste Konstruktion, ist die erste<br />

programmgesteuerte Rechenmaschine<br />

der Welt, basierend auf der binären<br />

Schaltungslogik und dem binären Gleitkommasystem.<br />

1941 stellte Zuse die<br />

Rechenmaschine Z3 fertig. Er erschuf<br />

hiermit die erste vollautomatische, programmgesteuerte,<br />

frei programmierbare<br />

und in binärer Gleitpunktrechnung<br />

Bildnis Konrad Zuses auf einem<br />

Trafohäuschen in der Berliner Bundesallee.<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder)<br />

Tel.: 0170 9856578<br />

E-Mail: vbiw-ev@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

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64 | W+M NETZWERK<br />

UV Vorpommern<br />

Usedom braucht Außenhafen<br />

Ende Juni lud der UV Vorpommern zum Wirtschaftsgespräch auf das Segelschiff „Weisse Düne“.<br />

Wolgast. Ende Juni gingen im Hafen Wolgast<br />

50 Unternehmer an Bord des Segelschiffes<br />

„Weisse Düne“. Der Präsident<br />

des Unternehmerverbandes Vorpommern<br />

e. V. Gerold Jürgens hatte Unternehmer<br />

und Politiker der Region sowie die Präsidenten<br />

und Vizepräsidenten der Partnerverbände<br />

aus Schwerin und Rostock zum<br />

Wirtschaftsgespräch mit Stefan Rudolph,<br />

Staatssekretär im Wirtschaftsministerium<br />

des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />

geladen. Die Fahrt auf dem Achterwasser<br />

bei herrlichem Sonnenschein rückte fast<br />

zwangsläufig den Angel- und Segeltourismus<br />

in den Fokus. Beides bereitet derzeit<br />

Sorgen. Die von der EU für Freizeitfischer<br />

festgelegte Fangquote für Dorsch zeige<br />

bereits Auswirkungen. Kutterausfahrten<br />

würden von Anglern weniger nachgefragt.<br />

Gerold Jürgens brachte es auf den Punkt:<br />

„Fünf Dorsche pro Person sind absolut zu<br />

wenig, da sucht sich der Angeltourist andere<br />

Fangparadiese. Das schadet unserem<br />

Tourismus.“ Das Problem sei erkannt,<br />

bestätigte Staatssekretär Rudolph. Er sei<br />

gerade in Brüssel gewesen und habe sich<br />

dafür eingesetzt, das Limit zu überdenken.<br />

Vor allem in der Vor- und Nachsaison<br />

seien Angeltouristen beliebte Gäste,<br />

auf die niemand verzichten möchte. Außerdem<br />

gelte es, die identitätsstiftende<br />

Strandfischerei an der Ostseeküste zu erhalten.<br />

„Unsere Alleinstellungsmerkmale<br />

dürfen nicht abgeschafft, sondern müssen<br />

bewahrt und ausgebaut werden“, so<br />

Rudolph.<br />

Das Problem eines fehlenden Außenhafens<br />

für die Segeltouristen sollte von<br />

den Ostseegemeinden gemeinsam angepackt<br />

und gelöst werden. „Wir brauchen<br />

dringend einen Außenhafen für<br />

Usedom, dann sind wir auch für Segelfans<br />

aus Skandinavien und Polen attraktiv“,<br />

fasste Präsident Jürgens zusammen.<br />

Spätestens 2020 müsse mit dem Bau begonnen<br />

werden.<br />

UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

Fit für 4.0<br />

Schwerin. Mit dem JOBSTARTER-Projekt<br />

„Fit für 4.0“ wollen das Schweriner<br />

Aus- und Weiterbildungszentrum (saz)<br />

und der Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin<br />

e. V. die kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen in Westmecklenburg im<br />

Themenfeld Ausbildung für Wirtschaft<br />

und Industrie 4.0 kompetent unterstützen.<br />

Basis ist die Vernetzung in einem regionalen<br />

branchenbezogenen Netzwerk<br />

zum Thema Aus- und Weiterbildung in der<br />

Wirtschaft 4.0. Im Netzwerk erfolgt auch<br />

die Identifikation des Unterstützungsbedarfs<br />

hinsichtlich veränderter Anforderungen<br />

an die betriebliche Aus- und Weiterbildung.<br />

Die Ergebnisse bilden die Grundlage<br />

für die Entwicklung und Erprobung<br />

geeigneter Beratungsangebote zu Ausbildungsfragen<br />

wie die Gestaltung des<br />

Ausbildungsportfolios im Kontext Industrie<br />

4.0. Sie sind auch Ausgangspunkt für<br />

die Angebote zum Ausbildungsmarketing<br />

und zur Bewerbersuche und -auswahl. Ein<br />

weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung<br />

des ausbildenden Fachpersonals<br />

und der Auszubildenden. Eingebettet in<br />

die Verbundausbildung des saz wird den<br />

Auszubildenden unter anderem mit der<br />

Zusatzqualifikation „4.0 – 4U“ die Förderung<br />

der Kompetenz zum selbst gesteuerten<br />

Lernen im Kontext der Digitalisierung<br />

ermöglicht. Außerdem wird das ausbildende<br />

Fachpersonal hinsichtlich der Anforderungen<br />

der Digitalisierung informiert<br />

und qualifiziert. Das JOBSTARTER-plus-<br />

Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung und<br />

des Europäischen Sozialfonds gefördert.<br />

Foto: UV Vorpommern<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

Berliner Gespräche im Konzerthaus<br />

Berlin. Die „Berliner Gespräche“ Anfang<br />

Juli standen dieses Mal ganz im Zeichen<br />

von Musik und Kultur. Der Berliner Repräsentant<br />

des Unternehmerverbands Brandenburg-Berlin,<br />

Rechtsanwalt Friedrich<br />

von Löbbecke, organisierte<br />

einen Besuch<br />

im Konzerthaus am<br />

Gendarmenmarkt. Bereits<br />

vor dem Konzert<br />

empfing der geschäftsführende<br />

Direktor Dr.<br />

Raphael von Hoensbroech<br />

die Verbandsmitglieder<br />

ganz exklusiv<br />

in der Intendantensuite.<br />

Lebhaft und anschaulich<br />

berichtete er<br />

aus der wechselvollen<br />

Geschichte des Konzerthauses<br />

und gab<br />

eine Einführung in das<br />

UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

bevorstehende Konzert. Zu hören gab<br />

es Werke der russischen Komponisten<br />

Igor Strawinsky, Pjotr Tschaikowski und<br />

Dmitri Schostakowitsch bei ausverkauftem<br />

Haus.<br />

Anfang Juli besuchten Mitglieder des UV Brandenburg-Berlin das<br />

Konzerthaus am Gendarmenmarkt.<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18<strong>05</strong>5 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Sommerfest im miniland<br />

Göldenitz. Das traditionelle Sommerfest<br />

des Unternehmerverbandes Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V. fand in<br />

diesem Jahr im miniland M-V in Göldenitz<br />

statt. Entgegen der meterologischen Ankündigen<br />

konnte die bezaubernde Miniaturwelt<br />

ideale Voraussetzungen für eine<br />

lockere Atmosphäre, gute Laune sowie<br />

Tanz- und Gaumenfreuden bieten. Neben<br />

der Möglichkeit wie Gulliver im Park<br />

durch Mecklenburg-Vorpommern zu reisen,<br />

konnten sich die Gäste unter anderem<br />

auf der „Fitness-Insel“ Rügen Tipps<br />

für ihren Alltag holen, einen Smoothie erradeln<br />

oder sich am Infopavillon zum Rostocker<br />

Stadtjubiläum informieren.<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Fotos: UVBB (oben), UV Rostock (unten)<br />

Das Sommerfest des UV Rostock fand in diesem Jahr im miniland M-V in Göldenitz statt.<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Ostdeutschland auf dem Sprung in die digitale Zukunft<br />

In der Titelgeschichte<br />

befassen wir uns umfassend<br />

mit dem Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum<br />

(OWF), das am 9. und 10. November<br />

<strong>2017</strong> in Bad Saarow<br />

stattfindet. Der von der Initiative<br />

Wirtschaft.Wachstum.<br />

Zukunft unter der Federführung von<br />

unserem Magazin initiierte Gipfel<br />

der ostdeutschen Wirtschaftselite<br />

findet bereits zum zweiten Mal<br />

statt. Im Mittelpunkt der Debatten<br />

stehen die drängendsten Zukunftsfragen,<br />

welche die neuen Bundesländer<br />

umtreiben. Im Vorfeld des<br />

OWF führen wir Interviews mit<br />

allen sechs ostdeutschen Wirtschaftsministern.<br />

Sie sprechen über perspektivreiche<br />

Branchen in ihren Ländern, Pläne zum<br />

Breitbandausbau, Ansätze zur Lösung des<br />

Fachkräfteproblems und Wege zur besseren<br />

Vernetzung von Hochschulen mit kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen. Neben<br />

dem finalen Tagungsprogramm des „Davos<br />

des Ostens“ blicken wir noch einmal zurück<br />

auf die OWF-Premiere im Oktober 2016 –<br />

damals kamen neben den meisten ostdeutschen<br />

Ministerpräsidenten auch der damalige<br />

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel<br />

(SPD), Bundesforschungsministerin Johanna<br />

Wanka (CDU) und die Ostbeauftragte<br />

der Bundesregierung Iris Gleicke (SPD) nach<br />

Bad Saarow.<br />

Im Rahmen eines Länderschwerpunktes<br />

über Thüringen treffen wir uns mit Ministerpräsident<br />

Bodo Ramelow (Die Linke).<br />

Wir reden mit ihm über Investitionen<br />

im Freistaat, Sorgen der heimischen<br />

Automobilwirtschaft und seine Beziehung<br />

zum Vermächtnis von Martin Luther.<br />

Wie gewohnt offerieren wir Ihnen aktuelle<br />

Nachrichten und Reportagen aus den neuen<br />

Ländern, einen umfangreichen Ratgeberteil<br />

und aus aktuellem Anlass eine erste Bewertung<br />

der Ergebnisse der Bundestagswahl.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

WIRTSCHAFT+ MARKT erscheint am<br />

17. Oktober <strong>2017</strong>.<br />

PERSONENREGISTER<br />

Arndt, Rommy 56<br />

Balan, Manuela 59<br />

Baldamus, Gunnar 59<br />

Barke, Mike Klaus 31<br />

Behrens, Manfred 43<br />

Berger, Axel 50/51<br />

Bergner, Christoph 48<br />

Bergner, Martin 30<br />

Bindemann, Gunter 7<br />

Blome, Frank 6<br />

Braunstein, Sascha 59<br />

Brehmer, Heike 43<br />

Büchner, Frank 12<br />

Buggenhagen, Pamela 59<br />

Bunsen, Hartmut 10<br />

Claus, Roland 43<br />

Cramer, Bernhard 16<br />

Conen, Claudia 60<br />

de Vries, Kees 43<br />

Diaby, Karamba 43<br />

Dobelli, Rolf 54<br />

Dobrindt, Alexander 34<br />

Ebel, Andreas 60<br />

Ermrich, Michael 30<br />

Feige, Tim 61<br />

Ferriss, Timothy 54<br />

Franck, Jan-Erik 56<br />

Friedrich, Marc 54<br />

Gabriel, Sigmar 66<br />

Garbe, Karl-Heinz 59<br />

Gellert, Mario 59<br />

Gleicke, Iris 29, 46, 66<br />

Golbs, Andreas 31<br />

Gorholt, Martin 57<br />

Göring-Eckardt, Katrin 46<br />

Görke, Christian 58<br />

Graf, Angelika 59<br />

Graichen, Patrick 12<br />

Greiff, Burkhardt 30<br />

Grund, Manfred 48<br />

Haacker, Frank 31<br />

Hacke, Tilo 12<br />

Hartmann, Tim 14/15<br />

Haseloff, Reiner 20<br />

Hauptmann, Mark 46<br />

Hein, Rosemarie 43<br />

Heitmüller, Ulf 12<br />

Heller, Uda 48<br />

Hellmuth, Jörg 44<br />

Henkel, Iris 61<br />

Hertwig, Thomas 17<br />

Hirte, Christian 46<br />

Hoffmeister, Axel 59<br />

Hupach, Sigrid 48<br />

Jürgens, Gerold 64<br />

Kahnemann, Daniel 54<br />

Kermer, Marina 44<br />

Karoff, Niklas 24<br />

Kirpal, Kristian 10<br />

Kitz, Volker 54<br />

Kiyosaki, Robert T. 54<br />

Klädtke, Dirk 7<br />

Klang, Klaus 6<br />

Klukas, Jörg 61<br />

Kohl, Helmut 34<br />

Komm, Anatoly 6<br />

Korte, Jan 44<br />

Kraatz, Hans-Joachim 7<br />

Kreckler, Luis María 56<br />

Kücker, Ulrike 26<br />

Kühnel, Richard 60<br />

Kunert, Katrin 44<br />

Kunze, Stefan 61<br />

Laanemäe, William Mart 40/41<br />

Lemke, Steffi 44<br />

Lemme, Steffen-Claudio 46<br />

Lenkert, Ralph 46<br />

Lischka, Burkhard 45<br />

Lißke, Matthias 7<br />

List, Patrick 26<br />

Ludwig, Matthias 56<br />

Maas, Manfred 6<br />

Marin, Udo 30<br />

Masson-Wawer, Susanna 60<br />

Meinel, Christoph 38/39<br />

Merkel, Angela 3, 6, 28/29, 30<br />

Methling, Roland 56, 60<br />

Miller, Markus 54<br />

Mischo, Helmut 16<br />

Nahles, Andrea 27, 29<br />

Nauerth, Jannik A. 8<br />

Nazareth, Oliver 26<br />

Neugebauer, Reimund 8<br />

Ohoven, Mario 31<br />

Okun, Bernd 61<br />

Pätz, Reinhard 28<br />

Paukstat, Rolf 31<br />

Petzold, Ulrich 45<br />

Pieterwas, Ralf 37<br />

Ragnitz, Joachim 8, 32<br />

Ramelow, Bodo 66<br />

Reissner, Andreas 17<br />

Rendez, Helmar 11<br />

Renner, Martina 47<br />

Rudolph, Stefan 64<br />

Schäfer, Bodo 54<br />

Schäfer, Markus 6<br />

Schaller, Lars 59<br />

Schipanski, Tankred 47<br />

Scheer, Jutta 63<br />

Schlegel, Andreas 61<br />

Schneider, Carsten 47<br />

Scholz, Helmut 60<br />

Schröder, Gerhard 29<br />

Schröder, Wolfgang 59<br />

Schucht, Boris 11<br />

Schuller, Friedrich 62<br />

Schulz, Martin 3, 29<br />

Schwannecke, Holger 60<br />

Schwind, Jochen 22<br />

Selle, Johannes 47<br />

Semlinger, Klaus 61<br />

Senius, Kay 27<br />

Sitte, Petra 45<br />

Sorge, Tino 45<br />

Stark, Britta 58<br />

Stauche, Carola 48<br />

Stefanović, Miloš 57<br />

Steglich, Ute 59<br />

Steinke, Kersten 48<br />

Stenger, Tillmann 39/40, 58<br />

Stier, Dieter 48<br />

Strelecky, John 54<br />

Tag, Jacqueline 58<br />

Tempel, Frank 48<br />

Thar, Juliane 63<br />

Thews, Thorsten 51<br />

Thunemann, Rüdiger 31<br />

Tillich, Stanislaw 6, 18-20, 55<br />

Tillmann, Antje 48<br />

Trump, Donald 10, 12<br />

Unger, Benjamin 7<br />

Vogel, Frank 7<br />

Vogel, Volkmar 48<br />

von Hoensbroech, Raphael 65<br />

von Löbbecke, Friedrich 65<br />

Wagenknecht, Sahra 54<br />

Wanka, Johanna 66<br />

Weidmann, Attila 57<br />

Weik, Matthias 54<br />

Weiler, Albert 48<br />

Wellnitz, Karsten 26<br />

Werner, Götz W. 54<br />

Woidke, Dietmar 19/20, 57, 58<br />

Wolff, Waltraud 48<br />

Zetsche, Dieter 6<br />

Zimmermann, Sabine 26/27<br />

Zuse, Hannelore 63<br />

Zuse, Horst 63<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>


Foto: .shock, Fotolia<br />

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