WIRTSCHAFT+MARKT 05/2017
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28. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
THÜRINGEN +<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
BUNDESTAGSSERIE<br />
Wie engagiert war<br />
Ihr Abgeordneter?<br />
EXKLUSIV<br />
Stanislaw Tillich erklärt<br />
den Investitionsboom<br />
REPORT<br />
Neue Regelungen<br />
für Leiharbeit<br />
IMMOBILIENMARKT<br />
Höhere Mieten,<br />
weniger Leerstand<br />
AUTO<br />
Die Lieblinge der<br />
Dienstwagenfahrer<br />
Merkels Bilanz<br />
1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0<br />
4<br />
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EDITORIAL | 3<br />
Die<br />
wichtigste Wahl<br />
des Jahres<br />
Ihr Unternehmen.<br />
Ihre Zukunft.<br />
Ihr Magazin.<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
kh@wirtschaft-markt.de<br />
Foto: Torsten George, Titelfotos: egorkeon/Shutterstock.com, shekularaz/fotolia.com<br />
Am 24. September werden die politischen<br />
Weichen in Deutschland<br />
für die kommenden vier Jahre<br />
neu gestellt. Alle wahlberechtigten Bundesbürger<br />
sind an diesem Tag aufgerufen,<br />
einen neuen Bundestag zu wählen.<br />
Im Vorfeld des wichtigsten Urnengangs<br />
dieses Jahres stellen sich viele Fragen:<br />
Bleibt Angela Merkel (CDU) unangefochten<br />
Deutschlands Kanzlerin? Oder gibt es<br />
noch einen unerwartet erfolgreichen Endspurt<br />
des über Monate glücklosen SPD-<br />
Herausforderers Martin Schulz? Bleibt es<br />
nach der Wahl bei einer Großen Koalition?<br />
Oder schaffen die Liberalen ein doppeltes<br />
Comeback – den Wiedereinzug in den<br />
Bundestag und gleichzeitig die Rückkehr<br />
in die Bundesregierung? Für viele Menschen<br />
in Ostdeutschland sind allerdings<br />
nicht nur die großen bundespolitischen<br />
Rochaden von Interesse. Sie wollen wissen:<br />
Wie wird sich die neue Bundesregierung<br />
um die neuen Bundesländer kümmern?<br />
Wird es auch künftig die dringend<br />
notwendigen Impulse aus Berlin geben,<br />
die eine schrittweise Angleichung der Lebensverhältnisse<br />
in Ost und West ermöglichen?<br />
Verlässliche Antworten kann es<br />
erst nach der Wahl am 24. September<br />
geben.<br />
Dennoch lassen sich Tendenzen schon<br />
heute erkennen, denn eine Vielzahl der<br />
politischen Akteure, die für den 19. Deutschen<br />
Bundestag kandidieren, trug und<br />
trägt bereits in der zu Ende gehenden Legislaturperiode<br />
Verantwortung. Sollten<br />
Sie eine Orientierung benötigen, lesen<br />
Sie bitte den vierten Teil unserer Bundestagsbilanz-Serie<br />
(ab Seite 42) und die Berichterstattung<br />
in unseren drei vorausgegangenen<br />
Ausgaben. Seit Februar <strong>2017</strong><br />
hat das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
die Arbeit der ostdeutschen Bundestagsabgeordneten<br />
auf den Prüfstand gestellt.<br />
Wir fragten: „Was haben Sie konkret für<br />
die regionale Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis<br />
in der zu Ende gehenden Wahlperiode<br />
geleistet?“ 145 der insgesamt 160<br />
Parlamentarier legten in unserem Magazin<br />
ihre persönliche Bilanz dar. Die Lektüre<br />
lohnt sich, denn es ist höchst interessant,<br />
wie facetten- und einfallsreich viele<br />
Volksvertreter bei der Lösung von wirtschaftlichen<br />
und Infrastrukturproblemen<br />
vor Ort mit angepackt haben.<br />
Auch die Titelgeschichte der vorliegenden<br />
Ausgabe (ab Seite 28) bewegt sich<br />
bewusst auf den Wahltag zu. Wir analysieren,<br />
wie sich die Wirtschaftspolitik<br />
der scheidenden Bundesregierung<br />
auf die neuen Bundesländer ausgewirkt<br />
hat. Dazu stellen Unternehmer sowie<br />
Präsidenten und Geschäftsführer von<br />
Unternehmer- und Wirtschaftsverbänden<br />
der Merkel-Regierung ein Arbeitszeugnis<br />
aus.<br />
Am 24. September sind Sie dann an der<br />
Reihe: Entscheiden Sie mit darüber, wer<br />
künftig auf Bundesebene das Sagen hat.<br />
Eine hohe Wahlbeteiligung in den neuen<br />
Ländern dürfte als Signal verstanden<br />
werden, dass auch die nächste Bundesregierung<br />
eine besondere Verantwortung<br />
gegenüber Ostdeutschland hat.<br />
W+M<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAG AZIN<br />
wirtschaft-markt.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
4 | W+M INHALT<br />
W+M TITELTHEMA<br />
Merkels Bilanz..................................28<br />
W+M AKTUELL<br />
Nachrichten............................................................... 6<br />
W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />
Umfrage: Nach Trumps Klima-Ausstieg und vor<br />
der Bundestagswahl: Welche Zukunft hat die<br />
Energiewende in Deutschland? ..............................10<br />
enviaM-Vorstandschef Tim Hartmann<br />
im Interview.............................................................14<br />
W+M SCHWERPUNKT SACHSEN<br />
Report: Erzgebirge ist wieder Erzabbaugebirge......16<br />
Interview: Ministerpräsident Stanislaw Tillich<br />
spricht über milliardenschwere Ansiedlungen,<br />
Pegida und die Bedeutung der Braunkohle.............18<br />
Ostdeutsches Spitzenprodukt:<br />
Sigma Medizin-Technik aus Gelenau...................... 22<br />
28<br />
Titelthema<br />
Zeugnis für Merkels „Ostpolitik“<br />
W+M LÄNDERREPORTS<br />
Ostdeutschland: Immobilienmarkt –<br />
höhere Mieten, weniger Leerstand........................ 24<br />
Ostdeutschland:<br />
Neue Regelungen für Leiharbeit............................. 26<br />
W+M TITELTHEMA<br />
Report: Aufschwung Ost für Merkel...................... 28<br />
Zeugnis für die Bundesregierung ........................... 30<br />
Kommentar: Vier Jahre Große Koalition.<br />
Was hat sie für Ostdeutschland gebracht? ............ 32<br />
Impressum<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe: 5/<strong>2017</strong><br />
Redaktionsschluss: 14.08.<strong>2017</strong><br />
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-00<br />
Fax: 030 5<strong>05</strong>638-21<br />
www.wirtschaft-markt.de<br />
Herausgeber/Geschäftsführer:<br />
Frank Nehring, Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-55<br />
fn@wirtschaft-markt.de<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />
Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-86, kh@wirtschaft-markt.de<br />
18<br />
Im Interview<br />
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich<br />
über milliardenschwere Ansiedlungen,<br />
Pegida und die Bedeutung der Braunkohle<br />
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-89,<br />
jp@wirtschaft-markt.de<br />
Autoren: Dr. Hans-Ulrich Conrad, Katrin Kleeberg,<br />
Harald Lachmann, Rudolf Miethig, Matthias Salm<br />
Abo- und Anzeigenverwaltung: Christiane Schattner,<br />
Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-74, cs@wirtschaft-markt.de<br />
Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />
Tel.: 030 5<strong>05</strong>638-72, kw@wirtschaft-markt.de<br />
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />
Abonnementpreis:<br />
Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />
Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />
(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />
(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional, W+M<br />
Exklusiv und dem Online-Magazin W+M Kompakt)<br />
60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />
Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />
www.moeller-mediengruppe.de<br />
Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />
Fotos: Matthias Rietschel/Sächsische Staatskanzlei (oben), W+M (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
W+M INHALT | 5<br />
Digitalisierung: Stau auf der ostdeutschen<br />
Datenautobahn ....................................................... 34<br />
W+M POLITIK<br />
Ostdeutsches Wirtschaftsforum: Warum die<br />
Digitalisierung alternativlos ist. Debattenbeiträge<br />
der OWF.Partner Estland, Hasso-Plattner-Institut<br />
und Investitionsbank des Landes Brandenburg ..... 38<br />
24<br />
Länderreport<br />
Immobilienmarkt – höhere Mieten, weniger Leerstand<br />
W+M Serie: Bundestagsbilanz – Wie haben sich die<br />
Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
um Unternehmen und Jobs bemüht?..................... 42<br />
W+M RATGEBER<br />
Recht: Urteile für Unternehmer ............................. 49<br />
Management: Überleben im Hamsterrad .............. 50<br />
Auto: Kombi – Liebling der Dienstwagenfahrer ..... 52<br />
Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />
für Wirtschaftsliteratur ........................................... 54<br />
W+M NETZWERK<br />
Schloss Wackerbarth: Portugiesische Romantik<br />
in Sächsischen Weinbergen ................................... 55<br />
Warnemünde: Beach Polo am Ostseestrand ........ 56<br />
Fotos: Stadt Rostock/Angelika Heim (oben), BMW AG (Mitte), pure-life-pictures/fotolia.com (unten)<br />
Lifestyle<br />
DIE GROSSE<br />
W+M<br />
BUNDESTAGS<br />
BILANZ<br />
52<br />
Kombis – weit mehr als nur eine große (Heck-)Klappe<br />
42<br />
W+M-Bundestagsserie<br />
Die Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen ziehen Bilanz<br />
Potsdam: Brandenburgischer Sommerabend –<br />
ein Fest der Sinne .................................................. 57<br />
Potsdam: Investitionsbank feiert<br />
ein Vierteljahrhundert ............................................. 58<br />
Fleesensee: Unternehmergolf mit Barbecue ......... 59<br />
Rostock: Hanse Sail Business Forum .................... 60<br />
Leipzig: Sächsisches Fachkräftesymposium ......... 61<br />
Berlin: Zu Gast bei der HTW .................................. 61<br />
VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 62<br />
Neues aus den Unternehmerverbänden ................ 64<br />
W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick und Personenregister .............................. 66<br />
W+M WEITERE BEITRÄGE<br />
Editorial .................................................................... 3<br />
Impressum .............................................................. 4<br />
Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen eine Beilage<br />
der Stadt Dessau-Roßlau sowie in Teilen des Ostdeutschen<br />
Wirtschaftsforums <strong>2017</strong> bei. Wir bitten um Ihre<br />
Aufmerksamkeit.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
6 | W+M AKTUELL<br />
APPLE KAUFT TELTOWER FIRMA<br />
Potsdam. Apple hat das in Teltow ansässige<br />
Technologieunternehmen SensoMotoric<br />
Instruments (SMI) übernommen. SMI<br />
wurde Anfang der 90er-Jahre gegründet<br />
und entwickelt Anwendungen für das<br />
computergestützte Sehen, sogenannte<br />
Eye-Tracking-Systeme. Apple könnte<br />
die Technologie im iPhone sowie in Notebooks<br />
und Bildschirmen einsetzen.<br />
SALEG NEUE IB-TOCHTER<br />
Magdeburg. Bereits zum Jahreswechsel<br />
hat die Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />
(IB) die mehrheitlichen Anteile an der<br />
Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft<br />
mbH (SALEG) erworben.<br />
Ende Juni tagte der Aufsichtsrat in<br />
neuer Konstellation. Erneut wurde Finanz-<br />
Staatssekretär Dr. Klaus Klang zum Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
gewählt, zum Stellvertreter<br />
IB-Chef Manfred Maas. Die Förderbank<br />
des Landes hält nunmehr knapp<br />
68 Prozent an der Landesentwicklungsgesellschaft<br />
und hat damit die Anteile<br />
der NORD/LB und des Sparkassenbeteiligungsverbands<br />
Sachsen-Anhalt übernommen.<br />
Die SALEG unterstützt sowohl private<br />
als auch öffentliche Bauherren und Stif-<br />
Grundsteinlegung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem Daimler-Vorstandsvorsitzenden<br />
Dieter Zetsche (2. v. l.), dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (M.) sowie<br />
Mercedes-Benz-Bereichsvorstand Markus Schäfer (l.) und ACCUmotive-Geschäftsführer<br />
Frank Blome (r.).<br />
DAIMLER BAUT BATTERIEFABRIK<br />
tungen sowie Städte und Gemeinden bei<br />
der Entwicklung und Gestaltung der gebauten<br />
und ungebauten Umwelt.<br />
SACHSEN BRAUCHT 1.000 NEUE CHEFS<br />
Dresden. Sächsische Unternehmer tun sich<br />
schwer mit der Frage, wann der geeignete<br />
Zeitpunkt für eine Betriebsnachfolge ist.<br />
Das geht aus einer aktuellen Studie hervor,<br />
die Industrie- und Handelskammern sowie<br />
Handwerkskammern des Freistaates und<br />
des Landesverbandes der Freien Berufe in<br />
Kamenz. Die Daimler AG errichtet in<br />
Kamenz ihre zweite Produktionsstätte<br />
für Lithium-Ionen-Batterien, die mit<br />
modernsten Anlagen und Technologien<br />
im Bereich Industrie 4.0 Maßstäbe<br />
setzen soll. Neben Batterien für E-<br />
und Plug-in-Hybridfahrzeuge werden<br />
Batterien für die stationären Mercedes-Benz-Energiespeicher<br />
sowie für<br />
48-Volt-Systeme produziert.<br />
Auftrag gegeben hatten. Laut der Erhebung<br />
haben 72 Prozent der hierzu befragten Firmeninhaber<br />
noch keine konkreten Pläne für<br />
ihre Nachfolge – und das, obwohl ein Drittel<br />
schon jenseits der 65 Jahre ist. Insgesamt<br />
hatten sich im Herbst 2016 und in diesem<br />
Frühjahr 2.764 sächsische Seniorunternehmer<br />
an der Studie beteiligt. 28 Prozent von<br />
ihnen sehen es dabei „als große Herausforderung,<br />
den Richtigen für die Übernahme<br />
des eigenen Betriebs zu finden“. Ein<br />
Drittel der Chefs hofft, dass die Firma früher<br />
oder später familienintern weitergeführt<br />
Berlin Capital Club<br />
NETZWERK IN MOSKAU<br />
Der Moscow Capital Club im<br />
Central House of Literators.<br />
Der Berlin Capital Club gehört dem weltweiten<br />
IAC-Netzwerk an, welches den<br />
Mitgliedern Zutritt zu fast 250 Clubs in<br />
den schönsten Metropolen bietet, wie<br />
auch seit neustem zum Moscow Capital<br />
Club.<br />
Als Räumlichkeit für den exklusiven Club<br />
wurde das Central House of Literators<br />
in Moskau gewählt. Die Villa blickt auf<br />
130 Jahre bewegte Geschichte zurück<br />
und überdauerte mehrere Epochen, Generationen<br />
und wechselnde Staatsoberhäupter.<br />
Im April <strong>2017</strong> wurde der Moscow Capital<br />
Club mit der Grand Opening Gala, welcher<br />
mehr als 400 Mitglieder und Gäste<br />
aus Entscheidern der russischen Wirtschaft<br />
und Politik als auch Künstler und<br />
Wissenschaftler beiwohnten, eröffnet.<br />
Für die kulinarischen Genüsse im Club<br />
ist Spitzenkoch Anatoly Komm, der einzige<br />
russische Küchenchef, dessen Restaurant<br />
im Guide Michelin gelistet ist, verantwortlich.<br />
Die CCA International, ehemaliger Betreiber<br />
des erfolgreichen Monolith Family<br />
City Club in Moskau, wurde als Management-Gesellschaft<br />
verpflichtet. Zahlreiche<br />
Mitglieder des Berlin Capital Club<br />
nutzten bereits die Gelegenheit, den Club<br />
sowohl geschäftlich als auch privat zu besuchen.<br />
www.berlincapitalclub.de<br />
www.moscowcapitalclub.com<br />
Foto: Deutsche ACCUmotive GmbH & Co. KG (oben), Moscow Capital Club (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
W+M AKTUELL | 7<br />
Foto: VW<br />
wird, knapp jeder Vierte will extern auf die<br />
Suche gehen. Laut Hans-Joachim Kraatz,<br />
Präsident des Landesverbandes der Freien<br />
Berufe, scheitert dies unter anderem daran,<br />
dass die möglichen Nachfolger zu selten zu<br />
den freien Unternehmen passen. Überdies<br />
sieht er bei potenziellen Jungunternehmern<br />
ein Mentalitätsproblem bezüglich der Work-<br />
Life-Balance. Laut der Erhebung stehen in<br />
Sachsen jährlich 1.000 Betriebe aus Altersgründen<br />
vor einem Stabwechsel.<br />
BOTSCHAFTER FÜRS ERZGEBIRGE<br />
Annaberg-Buchholz. Drei weitere Unternehmer<br />
wurden Ende Juni im Rahmen<br />
der „Summer Lounge der Wirtschaft“ von<br />
Landrat Frank Vogel (CDU) und dem Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />
GmbH Matthias Lißke zu „Botschaftern<br />
des Erzgebirges“ ernannt. Es handelt<br />
sich um Dirk Klädtke, Geschäftsführer der<br />
Metallverarbeitung Klädtke GmbH in Hohndorf,<br />
Benjamin Unger, Geschäftsführender<br />
15-MILLIONSTER<br />
VW-MOTOR<br />
Chemnitz. Der 15-millionste in Sachsen<br />
gefertigte VW-Motor seit dem Produktionsstart<br />
1988 ist am 19. Juni in<br />
Chemnitz vom Band gelaufen. Es handelte<br />
sich um einen Erdgasmotor für<br />
den eco up! Etwa 1.650 Mitarbeiter<br />
stellen täglich rund 3.200 Motoren sowie<br />
4.000 Satz Ausgleichswellen und<br />
weitere Komponenten für Volkswagen,<br />
Audi, Škoda und Seat her.<br />
Gesellschafter des Hotels „Blauer Engel“<br />
und Küchenchef der Restaurants „St. Andreas“<br />
und „Tausendgüldenstube“ in Aue,<br />
sowie Gunter Bindemann, Geschäftsführer<br />
der VSM GmbH Maschinen- und Anlagenbau<br />
und der LaTeBi Lasertechnologie Bindemann<br />
GmbH in Großrückerswalde. Das<br />
Der 15-millionste VW-Motor wird<br />
im Chemnitzer Werk gefertigt.<br />
Trio reiht sich damit ein in den Kreis von<br />
112 engagierten Persönlichkeiten, die offiziell<br />
als Botschafter der Region gewürdigt<br />
werden. Sie alle wirken mit ihren außergewöhnlichen<br />
Leistungen und ihrem Engagement<br />
für das Erzgebirge als Multiplikatoren<br />
und damit als Fürsprecher für die Region.<br />
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8 | W+M AKTUELL<br />
FRAUNHOFER STARK IM OSTEN<br />
Rostock/Potsdam. Für die Fraunhofer-<br />
Gesellschaft gibt es laut Präsident Reimund<br />
Neugebauer „keine Unterschiede<br />
zwischen Ost und West“. Längst habe<br />
eine ganze Reihe der rund 100 Institutsleiter<br />
ihre Wurzeln im Osten: „Die Herkunft<br />
spielt keine Rolle“, versichert Neugebauer,<br />
der selbst Thüringer ist. Fraunhofer<br />
sei „so etwas wie ein Benchmark<br />
für Ost-West-Integration – im Austausch<br />
von Wissen, Führungskräften, Projekten,<br />
Kompetenzen oder Mitarbeitern“.<br />
So eröffnet die Gesellschaft noch dieses<br />
Jahr ein neues Institut in Rostock<br />
und hebt eine Potsdamer Einrichtung<br />
in den Rang eines Instituts. In Erfurt<br />
entsteht ein Projektzentrum für Mikroelektronik,<br />
das eng mit der regionalen<br />
Wirtschaft zusammenarbeiten wird.<br />
Auch in Sachsen plant Fraunhofer noch<br />
<strong>2017</strong> Investitionen von rund 100 Millionen<br />
Euro allein in Mikroelektronik-Labore.<br />
So baut die Gesellschaft in Dresden<br />
ein Institut zu cyber-physischen Systemen<br />
auf und in Leipzig installiert sie<br />
eine Forschungseinrichtung zum Thema<br />
Cybersicherheit. Mit 21 Einrichtungen<br />
– darunter acht Instituten – startete die<br />
Organisation 1992 ihr Engagement in<br />
Ostdeutschland. Seither verdoppelte<br />
sich die Zahl der Institute und Einrichtungen,<br />
und die Mitarbeiterzahl wuchs<br />
auf das Vierfache. Bei Fraunhofer resultieren<br />
70 Prozent der Erträge aus der<br />
Auftragsforschung für die Wirtschaft<br />
und öffentlich finanzierten Forschungsprojekten.<br />
STABILISATOR BÜRGSCHAFTSBANK<br />
Hamburg. Das Institut für Finanzdienstleistungen<br />
(iff) hat die Wirkung der Arbeit<br />
der Bürgschaftsbanken in den neuen<br />
Bundesländern untersucht und kommt<br />
zu einem deutlichen Fazit: Bürgschaftsbanken<br />
stabilisieren die Wirtschaft, verbessern<br />
die ökonomische Situation von<br />
mittelständischen Unternehmen, schaffen<br />
Arbeitsplätze und steigern den volkswirtschaftlichen<br />
Nutzen. Das iff analysierte<br />
für seine Studie interne Statistiken der<br />
Bürgschaftsbanken Berlin, Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen aus den Jahren 1991<br />
bis 2015. Die Ergebnisse wurden nun<br />
erstmalig veröffentlicht. Seit Aufnahme<br />
ihrer Tätigkeit 1991 hätten die fünf untersuchten<br />
Banken etwa 40.000 Kredite<br />
für 32.000 Unternehmen abgesichert<br />
und dadurch Kredite in Höhe von neun<br />
Milliarden Euro ermöglicht. Dadurch wurden<br />
175.000 Arbeitsplätze geschaffen sowie<br />
eine halbe Million Arbeitsplätze gesichert.<br />
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im Juli <strong>2017</strong><br />
OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT WEITER IM HÖHENFLUG<br />
Nachdem im letzten Monat ein neues Allzeithoch erreicht<br />
wurde, blieb die Stimmung der ostdeutschen Unternehmer<br />
im Juli annähernd auf gleichem Niveau. Der Geschäftsklimaindex<br />
für die gewerbliche Wirtschaft* in Ostdeutschland ging<br />
von 114,7 auf 114,5 Punkte zurück und tendierte damit seitwärts.<br />
Die Befragungsteilnehmer waren mit ihren laufenden Geschäften<br />
zwar nicht mehr ganz so zufrieden wie im Vormonat. Mit Blick auf<br />
die kommenden sechs Monate äußerten sich die Unternehmer<br />
aber etwas zuversichtlicher.<br />
Die Beschäftigungserwartungen der ostdeutschen Unternehmer<br />
stiegen indes spürbar an. Die Betriebe des ostdeutschen Verarbeitenden<br />
Gewerbes erwarteten eine sehr kräftige Ausweitung<br />
der Beschäftigung. Auch im Baugewerbe und im Einzelhandel<br />
hoben die Befragungsteilnehmer ihre Beschäftigungserwartungen<br />
leicht an. Nur im Großhandel ging das Beschäftigungsbarometer<br />
etwas zurück.<br />
Der Geschäftsklimaindex der gewerblichen Wirtschaft in Ostdeutschland<br />
tendierte im Juli auf hohem Niveau seitwärts. Im<br />
Verarbeitenden Gewerbe erreichte die Stimmung ein neues Allzeithoch.<br />
Die befragten Industriebetriebe beurteilten ihre laufenden<br />
Geschäfte so gut wie nie zuvor und ihre Geschäftserwartungen<br />
legten spürbar zu. Im ostdeutschen Baugewerbe sank das<br />
Geschäftsklima dagegen spürbar. Insbesondere die Lageeinschätzungen<br />
der Bauunternehmer gingen im Juli sehr deutlich zurück.<br />
Im ostdeutschen Handel kühlte die Stimmung ebenfalls etwas ab.<br />
Während die Geschäftslage im Großhandel sehr deutlich zurückging,<br />
waren die Geschäftserwartungen der Einzelhändler spürbar<br />
weniger zuversichtlich.<br />
Jannik A. Nauerth und Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
ifo Geschäftsklima<br />
Vormonat 21,4 Juli 21,0<br />
ifo Beschäftigungsbarometer<br />
Vormonat 3,0 Juli 5,6<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
Vormonat 27,3 Juli 30,8<br />
Bauhauptgewerbe<br />
Vormonat 17,2 Juli 13,3<br />
Groß- und Einzelhandel<br />
Vormonat 11,6 Juli 6,0<br />
* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
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dem 30.09.<strong>2017</strong>. Betrag inkl. MwSt. und zusätzlich zur monatlichen Leasingrate. Weitere Einzelheiten zu Konditionen sowie Umfang unter www.bmw.de/serviceinclusive.
10 | W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />
Welche Zukunft hat die<br />
Energiewende in Deutschland?<br />
Das Ostdeutsche Energieforum ist<br />
die wichtigste Denkfabrik zur Energiewende<br />
in den neuen Bundesländern.<br />
Alljährlich treffen sich unter Federführung<br />
der Interessengemeinschaft der<br />
Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin sowie der Industrie- und Handelskammer<br />
Leipzig über 350 Teilnehmer<br />
aus Politik, Energiewirtschaft, Wissenschaft<br />
und ostdeutschem Mittelstand,<br />
um über die Umsetzung der Energiewende<br />
zu diskutieren.<br />
Viele drängende Fragen sollen im Rahmen<br />
des Forums, das am 28. und 29. August<br />
<strong>2017</strong> in Leipzig stattfindet, diskutiert werden:<br />
Wie gelingt die Energiewende? Welche<br />
Voraussetzungen müssen geschaffen<br />
werden und wie können die Lasten gerecht<br />
verteilt werden? Welche Aufgaben müssen<br />
gelöst werden, um das deutsche Stromsystem<br />
fit für die Zukunft zu machen?<br />
Im Vorfeld der Veranstaltung bat<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> einige Referenten<br />
des Forums um eine Stellungnahme<br />
zu folgender Fragestellung: Nach Trumps<br />
Klima-Ausstieg und vor der Bundestagswahl.<br />
Welche Zukunft hat die Energiewende<br />
in Deutschland?<br />
Hartmut Bunsen<br />
Sprecher der Interessengemeinschaft der<br />
Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin sowie Präsident des<br />
Unternehmerverbandes Sachsen e. V.<br />
Der Ausstieg der USA aus dem Weltklimaabkommen ist ein<br />
furchtbares Signal für die internationale Klimapolitik. Wir<br />
können nur hoffen, dass sich dem Beispiel keine weiteren<br />
Staaten anschließen. Umso wichtiger ist es, dass wir den eingeschlagenen<br />
Weg der Energiewende weiter verfolgen.<br />
Dies muss aber mit Augenmaß<br />
geschehen und darf die kleinen und<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
nicht überfordern. Wir brauchen<br />
Versorgungs- und Planungssicherheit<br />
sowie Energiepreise,<br />
die keine Nachteile im nationalen<br />
und internationalen Wettbewerb<br />
bringen. Eine ökologische<br />
und ökonomische Balance<br />
muss bei allen Maßnahmen<br />
gewahrt bleiben. Dass wir ein<br />
erstes Ziel mit der deutschlandweiten<br />
Angleichung der<br />
Netzentgelte durch unsere beharrliche<br />
Forderung auf dem<br />
Ostdeutschen Energieforum<br />
geschafft haben, ist ein erster<br />
Schritt. Nun gilt es, die weiteren<br />
Probleme wie die kostendeckende Energiespeicherung voranzutreiben.<br />
Die Energiewende in<br />
Deutschland steht für<br />
einen tiefgreifenden<br />
gesellschaftlichen Prozess,<br />
der über reine energiepolitische<br />
und -wirtschaftliche Dimensionen<br />
hinausgeht. Als<br />
eine der leistungsfähigsten<br />
Volkswirtschaften stehen wir<br />
dabei besonders im Fokus.<br />
Haben wir Erfolg, werden unser<br />
Know-how und die dazu<br />
passenden Technologien ein<br />
weltweit nachgefragtes Exportgut.<br />
So hat die Energiewende<br />
schon heute vielen<br />
(jungen) Unternehmen eine<br />
Kristian Kirpal<br />
Präsident der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) zu Leipzig und Sprecher<br />
der Landesarbeitsgemeinschaft der<br />
Industrie- und Handelskammern im<br />
Freistaat Sachsen<br />
neue Geschäftsgrundlage gegeben. Fakt ist aber auch, dass etlichen<br />
Firmen die Basis ihres Geschäftsmodells recht schnell entzogen<br />
wurde. Beispielsweise ist der Kraftwerksbau in Deutschland<br />
vollkommen zum Erliegen gekommen. Deshalb muss die<br />
Energiewende gemeinsam mit der Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />
vollzogen werden. Plattformen wie das Ostdeutsche<br />
Energieforum sind daher immens wichtig, um miteinander Erfolgsfaktoren<br />
herauszuarbeiten, Entwicklungspfade festzulegen<br />
und Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.<br />
Fotos: Claudia Koslowski (u. l.), Lutz Zimmermann (u. r.)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
KÖPFE | 11<br />
Fotos: LEAG (links), 50hertz (rechts)<br />
Dr. Helmar Rendez<br />
Vorstandsvorsitzender der Lausitz<br />
Energie Bergbau AG (LEAG)<br />
Sieben Jahre nach<br />
Verabschiedung der<br />
energie- und klimapolitischen<br />
Ziele des „Energiekonzepts<br />
2010“ geht die<br />
Schere zwischen Erwartung<br />
und Wirklichkeit immer<br />
weiter auseinander.<br />
Wir werden einen Großteil<br />
der 2020er-Ziele verfehlen.<br />
Das Ziel einer gleichermaßen<br />
umweltfreundlichen<br />
wie sicheren und bezahlbaren<br />
Energieversorgung<br />
rückt in immer weitere Ferne.<br />
Es ist höchste Zeit, die<br />
realen Entwicklungen nicht<br />
mehr weiter zu ignorieren, sondern die energie- und klimapolitischen<br />
Ziele neu zu bewerten und an diese geänderten Realitäten<br />
anzupassen. Andernfalls werden die immer stärker zu Tage tretenden<br />
negativen Auswirkungen die Akzeptanz für die Energiewende<br />
als Solche gefährden. Es sollte daher die vordringlichste Aufgabe<br />
der neuen Bundesregierung sein, Fehlentwicklungen offen<br />
anzusprechen und die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />
zu schließen – mit Vernunft und Augenmaß.<br />
Die Energiewende bleibt eine der großen Herausforderungen<br />
für Politik und Gesellschaft – auch in der neuen Legislaturperiode.<br />
Ein Blick auf die letzten Jahre zeigt aber auch eine<br />
Erfolgsstory: Erneuerbare Energien sind mit einem Anteil von 30<br />
Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland<br />
längst kein Nischenprodukt mehr. Und in<br />
Ostdeutschland, dem Netzgebiet von<br />
50Hertz, decken die Erneuerbaren<br />
schon zur Hälfte den Verbrauch.<br />
Auch beim Netzausbau kommen<br />
wir voran – weil wir Bürger früh<br />
beteiligen und den meisten Menschen<br />
inzwischen klar ist, dass<br />
Energiewende nicht ohne Netzausbau<br />
zu haben ist. In der kommenden<br />
Wahlperiode wird es vor<br />
allem darum gehen, die Themen<br />
Sektorkopplung und Markt- beziehungsweise<br />
Systemintegration<br />
Boris Schucht<br />
der Erneuerbaren weiter voran-<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
zutreiben. Und bei alldem wird 50Hertz Transmission GmbH<br />
die Politik die Kosten der Energiewende<br />
weiter im Blick behalten müssen. Denn eines ist klar: Die<br />
Akzeptanz der Bevölkerung bleibt nur dann so hoch, wenn die<br />
Kosten nicht aus dem Ruder laufen.<br />
Gewinne können<br />
auch wachsen,<br />
ohne dass die<br />
Natur eingeht. Anzeige<br />
IHK Leipzig<br />
Erstansprechpartner<br />
für Unternehmen zu<br />
Innovation und Umwelt:<br />
• Einstiegsberatung und Information zu<br />
betrieblicher Energieeffizienz, erneuerbaren<br />
Energien, verfügbaren Förderungen<br />
und Finanzierungshilfen<br />
• Unterstützung bei allen abfall- und<br />
immissionsschutzrechtlichen Fragestellungen<br />
• Vermittlung von Beratern und Sachverständigen<br />
• Förderung des Technologietransfers<br />
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft<br />
• Interessenvertretung der Unternehmen<br />
bei innovations-, energie- und umweltpolitischen<br />
Themen<br />
Wie, weiß die<br />
Als Partner der „Mittelstandsinitiative Energiewende<br />
und Klimaschutz“ bietet die IHK zu Leipzig<br />
Informationen und Produkte für mehr Energieeffizienz<br />
und zeigt die nächsten Schritte auf dem Weg<br />
zur persönlichen Energiewende.<br />
wirtschaft-bewegen.de/innovation-umwelt<br />
Weitere Informationen:<br />
www.mittelstand-energiewende.de
12 | W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />
Dr. Frank Büchner<br />
Leitung Energy Management<br />
bei Siemens Deutschland<br />
Eine zuverlässige, finanziell<br />
tragbare Energieversorgung<br />
ist unverzichtbar für<br />
die gesellschaftliche Entwicklung<br />
und den Wohlstand überall<br />
auf der Welt. Viele Nationen<br />
haben darüber hinaus die<br />
Notwendigkeit erkannt, Klimawandel<br />
und Ressourcenverknappung<br />
mit eigenen Maßnahmen zu<br />
begegnen. Wie wir den Umbau unseres<br />
Energiesystems angehen,<br />
wird vom Ausland deshalb genau<br />
beobachtet. Für den Erfolg der Energiewende<br />
ist einerseits ein stabiler<br />
Regulierungsrahmen notwendig,<br />
und ich bin sicher, dass sich auch künftige energiepolitische<br />
Entscheidungen an den langfristigen Klimazielen Deutschlands<br />
orientieren. Andererseits braucht es erhebliche technologische<br />
Fortschritte und Innovationen in allen Bereichen der Energielandschaft,<br />
von der Erzeugung über die Speicherung und Übertragung<br />
bis hin zur Energieeffizienz. Daran arbeiten wir. Siemens<br />
tritt für langfristige, ambitionierte Ziele in der Energiepolitik ein.<br />
Wir respektieren jedoch die politischen Entscheidungen der Regierungen.<br />
Tilo Hacke<br />
Mitglied des Vorstands der<br />
Deutschen Kreditbank AG (DKB)<br />
Die Energiewende ist<br />
die logische Konsequenz<br />
des Klimawandels.<br />
Aufgrund des<br />
klaren Bekenntnisses der<br />
Bundesregierung und aller<br />
im Bundestag vertretenen<br />
Parteien zu den Zielen<br />
des Pariser Klimaabkommens,<br />
gehen wir fest davon<br />
aus, dass die Energiewende<br />
Bestand hat. In Deutschland<br />
ist in den vergangenen Jahren<br />
schon sehr viel passiert.<br />
Daran hat auch die DKB einen<br />
Anteil, die Finanzierungen von<br />
Wind-, Solar-, Wasserkraft- und Biomasseanlagen im Volumen<br />
von mehr als elf Milliarden Euro bereitgestellt hat. Aber auch die<br />
Ziele für die Zukunft sind ambitioniert: Bis zum Jahr 2035 sollen<br />
55 bis 60 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs aus Erneuerbaren<br />
Energien erzeugt werden. Das wichtigste Instrument<br />
dafür ist aus unserer Sicht die Förderung durch das EEG. Wenn<br />
diese bestehen bleibt, werden die deutsche Energiewirtschaft<br />
und die Banken dafür sorgen, dass wir unsere hochgesteckten<br />
Ziele erreichen.<br />
Jahrelang stand die Energiewende unter dem Generalverdacht,<br />
den Standort Deutschland zu gefährden. Inzwischen<br />
wissen wir, dass Klimaschutz die Wirtschaft nicht<br />
bedroht, sondern beflügelt: Kilowattstunden aus neuen Windund<br />
Solarparks sind schon für fünf bis sechs Cent zu haben, im<br />
Sonnengürtel der Erde sogar für nicht mehr als zwei Cent. Es<br />
stimmt zwar, die Förderung von Wind- und Solarstrom war teuer;<br />
aber sie hat die neuen Energien billig gemacht, rund um den<br />
Globus. Deshalb wird jetzt weltweit mehr in erneuerbare als<br />
in fossile Energieanlagen investiert –<br />
ein riesiges Geschäftsfeld auch<br />
für deutsche Unternehmen,<br />
die bei der Integration fluktuierender<br />
Strommengen<br />
ins Netz Erfahrungsvorsprünge<br />
haben. Für die<br />
zweite Phase der Energiewende<br />
gilt: Sie ist<br />
umweltverträglich, wirtschaftlich,<br />
sicher und<br />
europäisch. Die Chance<br />
gilt es zu nutzen –<br />
statt rückwärtsgewandte<br />
Debatten-Rituale zu<br />
pflegen!<br />
Donald Trumps Klima-Ausstieg hat die globale Klimadiskussion<br />
stark geprägt. Gleich welche Bundesregierung<br />
im Herbst gewählt wird: Deutschland wird in Europa noch<br />
mehr Verantwortung für Klimaschutz übernehmen müssen. Damit<br />
bleibt die Energiewende im Fokus!<br />
Der Energieträger Gas hat dabei viele Vorteile: Er punktet durch<br />
deutlich weniger CO 2<br />
- und Feinstaubemissionen gegenüber<br />
seinen fossilen Konkurrenten. Gas kann sogar grün, ist günstig<br />
und sicher verfügbar. Mit Gas lassen sich<br />
die deutschen Klimaschutzziele und<br />
das Erreichen weiterer Zielmarken<br />
auf dem Weg der Dekarbonisierung<br />
erreichen. Und das, ohne<br />
einen Cent für neue Infrastruktur<br />
zu investieren. Ob<br />
wir langfristig sichere Speicher<br />
für volatile Erneuerbare<br />
Energien brauchen oder klimaneutral<br />
Wärme im städtischen<br />
Raum erzeugen wollen:<br />
Gas bringt die dafür<br />
nötige Infrastruktur über<br />
Netze und Speicher schon<br />
mit. Kurzum: Gas kann<br />
Energiewende!<br />
Dr. Patrick Graichen<br />
Direktor Agora Energiewende<br />
Ulf Heitmüller<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Verbundnetz Gas AG (VNG)<br />
Fotos: Siemens, Agora Energiewende (oben), DKB AG, VNG (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
ADVERTORIAL | 13<br />
Maßgeschneidert und zukunftsfähig<br />
Die Energielösungen der Leipziger Stadtwerke<br />
Foto: Stadtwerke Leipzig<br />
Die Energiewende stellt Unternehmer<br />
vor neue Herausforderungen. Energieeffizienz<br />
ist dabei ein Faktor mit<br />
wachsender Bedeutung – im Hinblick auf<br />
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Die<br />
Energielösungen der Leipziger Stadtwerke<br />
setzen genau dort an:<br />
Ob Energiebilanz verbessern oder Prozesse<br />
und Anlagen optimieren, ob Energielieferung,<br />
Metering, Energieeffizienz<br />
und dezentrale Erzeugung: Die Leipziger<br />
Stadtwerke haben maßgeschneiderte<br />
und intelligente Energielösungen im Programm.<br />
Alle Lösungen haben eines gemeinsam:<br />
Sie senken Energieverbrauch<br />
und -kosten, schonen dank optimierter<br />
CO 2<br />
-Bilanz die Umwelt und ermöglichen<br />
Einspareffekte für viele Jahre.<br />
360°-Lösungsansatz für jeden Bedarf<br />
Das Portfolio reicht von der Analyse über<br />
die Optimierung von Heizungs-, Klimaund<br />
Beleuchtungsanlagen bis zur Energieerzeugung,<br />
-beschaffung und -lieferung.<br />
Egal, für welche Lösung ein Auftraggeber<br />
sich entscheidet: Bei den Leipziger<br />
Stadtwerken erhält man sämtliche<br />
Leistungen aus einer Hand, mit einem<br />
persönlichen Ansprechpartner für alles<br />
– von der ersten Analyse über die Entwicklung<br />
der passenden Lösung bis zur<br />
laufenden Betreuung. Ein Spezialistenteam<br />
aus Ingenieuren und Projektmanagern<br />
begleitet den gesamten Energiemanagementprozess.<br />
Die Zauberformel<br />
heißt: sinnvoll delegieren – an erfahrene<br />
Experten.<br />
Die wachsende Effizienz zahlt sich aus:<br />
Mit sinkendem Energieverbrauch steigt<br />
die Wettbewerbsfähigkeit. Umweltfreundliche<br />
Prozesse steigern die Re putation am<br />
Markt und in der Öffentlichkeit. Wann<br />
starten Sie in die Energiezukunft?<br />
Wir machen<br />
Sie stärker.<br />
Energielösungen für<br />
nachhaltigen Erfolg<br />
Wir sorgen dafür, dass Sie sich in Energiefragen zukunftssicher aufstellen. Denn als Ihr<br />
starker Energiepartner haben wir schon heute die Anforderungen der digital vernetzten<br />
Energiewelten von morgen im Blick. Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir die passenden<br />
Lösungen und sind als Impulsgeber gern an Ihrer Seite – heute und in Zukunft.<br />
www.L.de/stadtwerke
14 | W+M OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />
enviaM-Vorstandsvorsitzender Tim Hartmann:<br />
„Wir brauchen das Internet der Energie”<br />
Die Energiewende in Deutschland ist – so scheint es – schon seit Längerem ins Stocken geraten. Im gerade<br />
beginnenden Bundestagswahlkampf steht sie als Thema für Wahlkampfreden nicht gerade auf Platz eins der<br />
Parteien. Und das aus gutem Grund: Die Energieverbraucher klagen über die hohen Kosten. Und auch die<br />
Energieversorger und Netzbetreiber zeigen sich unzufrieden. Sie vermissen ein klares Konzept. Die enviaM-<br />
Gruppe als größter regionaler Energiedienstleister in Ostdeutschland will jetzt das Heft des Handelns in<br />
die Hand nehmen. Das Unternehmen hat ganz konkrete Vorstellungen, wie eine gelungene Energiewende<br />
aussehen muss, wie der enviaM-Vorstandsvorsitzende Tim Hartmann im W+M-Interview betont.<br />
W+M: Herr Hartmann, wo liegen aus Ihrer<br />
Sicht die größten Versäumnisse bei<br />
der bisherigen Umsetzung der Energiewende?<br />
Tim Hartmann: Es gibt zwei große Versäumnisse.<br />
Zum einen sind die Kosten<br />
der Energiewende aus dem Ruder gelaufen.<br />
Die Verbraucher in Deutschland zahlen<br />
allein für die Förderung der Erneuerbaren<br />
Energien jährlich rund 25 Milliarden<br />
Euro. Zum anderen ist die Energiewende<br />
bisher eine reine Stromwende. Der<br />
Wärme- und Verkehrssektor wird sträflich<br />
vernachlässigt. Fest steht aber, dass<br />
die Energiewende ohne Veränderungen<br />
in diesen Bereichen und ohne eine Gesamtbetrachtung<br />
von Strom, Wärme und<br />
Verkehr nicht gelingen wird.<br />
W+M: Können Sie das bitte erläutern?<br />
Tim Hartmann: Die Zahlen sprechen<br />
eine deutliche Sprache: Rund 32 Prozent<br />
des Stromverbrauchs wird in Deutschland<br />
bereits durch Erneuerbare Ener gien<br />
abgedeckt. In unserem Netzgebiet sind<br />
es rein rechnerisch sogar schon mehr als<br />
85 Prozent. Dagegen sind es im Wärmesektor<br />
nur etwa 13 Prozent. Und auch<br />
der Verkehrssektor hinkt mit gerade<br />
einmal fünf Prozent weit hinterher.<br />
Noch deutlicher wird es,<br />
wenn wir uns vergegenwärtigen,<br />
dass es das ursprüngliche<br />
Ziel der Energiewende<br />
enviaM-Vorstandsvorsitzender<br />
Tim Hartmann.<br />
war, den CO 2<br />
-Ausstoß in Größenordnungen<br />
zu senken. Bereits daran sieht man,<br />
dass eine Stromwende allein keine Energiewende<br />
ist, denn von 100 Prozent CO 2<br />
-<br />
Ausstoß in Deutschland entfallen nur 25<br />
Prozent auf den Strom- und 75 Prozent<br />
auf den Wärme- und Verkehrsbereich.<br />
Das heißt: Wir brauchen ein Umdenken.<br />
Wollen wir unsere Klimaschutzzusagen<br />
einhalten, müssen wir künftig verstärkt<br />
mit Strom aus Erneuerbaren Energien<br />
heizen und fahren. Ich bin davon überzeugt,<br />
dass im Jahr 2030 alle Neufahrzeuge<br />
Elektrofahrzeuge sein werden.<br />
Und damit bin ich bei einer weiteren<br />
Notwendigkeit, die wir angehen müssen,<br />
wenn die Energiewende gelingen<br />
soll: Wir müssen Wege finden, um Angebot<br />
und Nachfrage bei den Erneuerbaren<br />
Energien ins Gleichgewicht zu bringen.<br />
Und wir müssen dafür sorgen, dass<br />
diese möglichst dort verbraucht, wo sie<br />
erzeugt werden.<br />
W+M: Wie kann es gelingen, dieses<br />
Gleichgewicht herzustellen?<br />
Tim Hartmann: Mit dem Internet der<br />
Energie, das wir gerade gemeinsam mit<br />
Partnern aus der Region entwickeln. Es<br />
verbindet Energieverbraucher und Energieerzeuger<br />
miteinander und koppelt den<br />
Strom- mit dem Wärme- und Verkehrssektor.<br />
Voraussetzung für das Internet<br />
der Energie sind Daten, die uns Energieerzeuger<br />
und -verbraucher zur Verfügung<br />
stellen. In der Praxis sieht dies am Ende<br />
so aus, dass der Kunde eine App nutzt,<br />
mit der beispielsweise der Ladevorgang<br />
seines Elektrofahrzeugs, das Aufheizen<br />
seines Warmwasserspeichers oder die<br />
Inbetriebnahme seiner elektrischen<br />
Geräte intelligent und kostengünstig<br />
durch seinen<br />
Energieversorger gemanagt<br />
werden.<br />
W+M: Sind die so<br />
genannten intelligenten<br />
Stromzähler,<br />
die ab diesem<br />
Jahr zu den Kun-<br />
Foto: Guido Werner<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
INTERVIEW | 15<br />
Foto: W+M<br />
INTERNET DER ENERGIE<br />
Die Energiewende führt zu einem Wandel<br />
von einer zentralen hin zu einer dezentralen<br />
Energieversorgung. Millionen<br />
von Energieverbrauchern stehen Millionen<br />
von kleinen und kleinsten Energieerzeugern<br />
gegenüber. Das Internet der<br />
Energie verknüpft beide Seiten miteinander<br />
und koppelt zudem den Strommit<br />
dem Wärme- und Verkehrssektor.<br />
Grundlage dafür sind die Daten von<br />
Energieerzeugern und Energieverbrauchern.<br />
Sie werden miteinander verbunden<br />
und ermöglichen so eine intelligente<br />
Steuerung der Energiesysteme. Das<br />
Ergebnis ist eine sichere, wirtschaftliche<br />
und umweltfreundliche Energieversorgung.<br />
Die enviaM-Gruppe entwickelt<br />
gemeinsam mit Partnern aus der<br />
Region das Internet der Energie in Ostdeutschland.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.wir-im-osten.info.<br />
den kommen, ein erster Schritt auf diesem<br />
Weg?<br />
Tim Hartmann: Ja, aber wirklich nur ein<br />
allererster Schritt. Sie legen praktisch den<br />
Grundstein für den Ausbau der Digitalisierung<br />
der Energieversorgung. Das setzt<br />
allerdings voraus, dass sie in der Tat „intelligent“<br />
sind. Ein Stromzähler, der statt<br />
der analogen künftig eine digitale Anzeige<br />
hat, bringt weder den Kunden noch<br />
uns nennenswert voran. Was wir brauchen,<br />
sind durchgängig intelligente Messsysteme,<br />
die – anders als ihre Vorgänger<br />
– kommunizieren können. Sie übertragen<br />
Verbrauchsdaten vom Stromkunden<br />
an den zuständigen Netzbetreiber<br />
und Stromversorger. Das hilft uns, Angebot<br />
und Nachfrage besser zu steuern<br />
und es hilft dem Kunden, seinen Energieverbrauch<br />
einfacher zu kontrollieren.<br />
Mit dem Einbau derartiger intelligenter<br />
Messsysteme werden wir voraussichtlich<br />
in 2018 beginnen.<br />
W+M: Sie sprachen davon, dass Sie derzeit<br />
das Internet der Energie gemeinsam<br />
mit Partnern entwickeln. Wer sind diese<br />
Partner?<br />
Tim Hartmann: Momentan arbeiten wir<br />
vor allem mit Hochschulen und Unternehmen<br />
zusammen. Ihre Zahl<br />
steigt stetig. Das freut uns<br />
sehr. Zu den Unternehmen<br />
zählt etwa die Kiwigrid<br />
GmbH aus Dresden,<br />
die zu den Pionieren der<br />
Digitalisierung der Energiewirtschaft<br />
gehört. Aber<br />
auch andere Energieversorger<br />
sind mit an Bord.<br />
Ein Beispiel ist unsere Anwendergemeinschaft<br />
für<br />
intelligente Messsysteme.<br />
Hier bereiten wir uns<br />
mit mehr als 50 Netzbetreibern<br />
aus Ostdeutschland,<br />
darunter zahlreichen Stadtwerken,<br />
auf die Einführung vor.<br />
W+M: Lassen Sie uns noch einmal kurz<br />
zum Thema Elektromobilität kommen.<br />
Was genau leistet die enviaM-Gruppe<br />
auf diesem Gebiet?<br />
Tim Hartmann: Neben der schrittweisen<br />
Umstellung unserer eigenen Fahrzeugflotte<br />
auf Elektrofahrzeuge ist vor allem die<br />
Ladeinfrastruktur unser Thema. Hier sind<br />
wir dabei, ein eigenes öffentlich zugängliches<br />
Ladeinfrastrukturnetz an all unseren<br />
Standorten zu schaffen. Zudem übernehmen<br />
wir im Rahmen des Bundesprogrammes<br />
zum Aufbau einer flächendeckenden<br />
Ladeinfrastruktur die Antragstellung für<br />
Ladesäulen für inte ressierte Unternehmen,<br />
Kommunen und Stadtwerke aus der<br />
Metropolregion Mitteldeutschland.<br />
W+M: Werden all diese Themen, die wir<br />
jetzt besprochen haben, auch Diskussionsgegenstand<br />
des diesjährigen enviaM-<br />
Energiekonvents im Herbst sein?<br />
Tim Hartmann: Ja, natürlich. Wir werden<br />
uns beim Energiekonvent am 23. Oktober<br />
ausführlich mit dem Internet der Energie<br />
und der Sektorkopplung beschäftigen. Die<br />
Verknüpfung von Strom, Wärme und Verkehr<br />
zu einer ganzheitlichen Energiewende<br />
und die dafür notwendigen Voraussetzungen<br />
werden die Diskussion an diesem<br />
Abend bestimmen. Dazu gehört neben<br />
dem Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren<br />
Energien für den Wärme- und<br />
Verkehrssektor auch die Neuregelung der<br />
Tim Hartmann im Gespräch mit W+M-Autorin Katrin Kleeberg<br />
und W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.).<br />
Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte<br />
für Strom. Sie ist notwendig, um<br />
den Kostenanstieg für die Verbraucher zu<br />
dämpfen und Strom gegenüber anderen<br />
Energieträgern für den Wärme- und Verkehrsbereich<br />
wettbewerbsfähig zu machen.<br />
Wir wollen aber auch über die Rolle<br />
der Verteilnetzbetreiber reden. Über 90<br />
Prozent der Anlagen zur Stromerzeugung<br />
aus Erneuerbaren Energien sind an die<br />
Verteilnetze angeschlossen. Sie spielen<br />
daher eine bedeutende Rolle für das Gelingen<br />
der Sektorkopplung und der Energiewende<br />
insgesamt.<br />
Interview: Frank Nehring<br />
und Katrin Kleeberg<br />
ENVIAM-GRUPPE IN ZAHLEN<br />
Die enviaM-Gruppe ist der führende<br />
regionale Energiedienstleister in Ostdeutschland.<br />
Der Unternehmensverbund<br />
versorgt hier rund 1,4 Millionen<br />
Kunden mit Strom, Gas, Wärme und<br />
Energiedienstleistungen. Im Geschäftsjahr<br />
2016 blieb der Umsatz mit 4,99 Milliarden<br />
Euro im Vergleich zum Vorjahr<br />
konstant. Die Stromabgabe stieg auf<br />
21.111 Gigawattstunden (2015: 19.596).<br />
Die Gasabgabe erhöhte sich auf 17.550<br />
Gigawattstunden (2015: 17.468). 194,6<br />
Millionen Euro, und damit rund zehn<br />
Millionen Euro mehr als im Vorjahr, investierte<br />
der Unternehmensverbund in<br />
2016 – ein Großteil davon floss in den<br />
Ausbau Erneuerbarer Energien. Bei der<br />
enviaM-Gruppe waren 2016 insgesamt<br />
3.513 Mitarbeiter beschäftigt, etwa 40<br />
mehr als im Vorjahr.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
16 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Bereits seit 2013 werden im Bergwerk<br />
Niederschlag bei Oberwiesenthal<br />
mineralische Rohstoffe gewonnen.<br />
Erzgebirge ist wieder<br />
Erzabbaugebirge<br />
Dort, wo in Sachsens Süden einst über Jahrhunderte der Abbau von Silber und anderen Erzen<br />
für Prosperität und Arbeit sorgte, ertönt inzwischen ein neues „Berggeschrey“. Das sächsische<br />
Oberbergamt in Freiberg vergab für das Erzgebirge bereits 18 Erkundungslizenzen. In drei Fällen liegt<br />
auch schon eine Abbaubewilligung vor. Vor allem Zinn, Wolfram, Fluss- und Schwerspat, aber auch<br />
Indium und Lithium werden womöglich bald gehoben. Steigende Weltmarktpreise lohnen den Aufwand.<br />
Von Harald Lachmann<br />
Das Erzgebirge ist wieder Erzabbaugebirge.<br />
Seit die Preise für Rohstoffe<br />
Jahr um Jahr steigen, lohnt es<br />
auch erneut, diese zu heben. So investierte<br />
bereits 2012 die Deutsche Rohstoff AG<br />
drei Millionen Euro in Bohrtests, um frühere<br />
Zinnerkundungen der DDR zu bestätigen.<br />
Denn womöglich birgt der Gottesberg<br />
im sächsischen Vogtland das größte<br />
Zinnerzvorkommen der Welt. Im Jahr darauf<br />
eröffnete nach 40 Jahren Pause wieder<br />
die Grube Niederschlag bei Oberwiesenthal.<br />
Hier baut nun die Erzgebirgische<br />
Fluss- und Schwerspatwerke GmbH (EFS)<br />
die beiden namensgebenden Minerale ab.<br />
Sie dienen als Grundstoff vor allem in der<br />
chemischen Industrie, finden aber auch<br />
bei der Metallverhüttung oder in der Glas-<br />
und optischen Industrie Verwendung. So<br />
werden aus Flussspat (Fluorit) Agrochemikalien<br />
oder Kunststoffe wie Teflon hergestellt.<br />
Schwerspat (Baryt) benötigt man<br />
zur Erzeugung von Farben, Bremsbelägen,<br />
Bodenbelägen oder auch als Schallschutzmasse.<br />
Und nach dieser Initialzündung geht es<br />
nun Schlag auf Schlag. Inzwischen vergab<br />
das sächsische Oberbergamt in Freiberg<br />
bereits 18 Lizenzen zur Erkundung<br />
potenzieller Vorkommen vor allem im Erzgebirge.<br />
In drei Fällen liegt auch schon<br />
eine Abbaubewilligung vor. Die Basis dafür<br />
bilden Steckbriefe zu 139 Bergbaurevieren,<br />
die das sächsische Wirtschaftsministerium<br />
in Auftrag gegeben hatte. Denn<br />
Sachsen wolle einen „profitablen Bergbau<br />
vor allem bei der Gewinnung von Erzen,<br />
Spaten, Zinn, Wolfram und Lithium<br />
etablieren“, versichert Oberberghauptmann<br />
Bernhard Cramer.<br />
Mit jenen Steckbriefen erhalten Interessenten<br />
detailliert Auskunft zur vorhandenen<br />
Infrastruktur, zu Lage, Vorräten und<br />
Geologie. Das erlaubt ihnen damit auch<br />
erste Aussagen zur Wirtschaftlichkeit einer<br />
möglichen Förderung. An der Technischen<br />
Universität (TU) Bergakademie<br />
Freiberg geht man inzwischen aber von<br />
lohnenden Perspektiven aus. Immerhin<br />
war die DDR laut Helmut Mischo – er ist<br />
Professor für Rohstoffabbau und Spezialverfahren<br />
unter Tage am hiesigen Institut<br />
Foto: EFS/Zimmermann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
SACHSEN | 17<br />
für Bergbau und Spezialtiefbau – das „am<br />
besten erkundete Land der Welt“. Diese<br />
Daten habe man nun neu bewertet.<br />
Hinzu kommen die international steigende<br />
Nachfrage nach Bodenschätzen<br />
sowie hohe, wenn auch immer mal<br />
schwankende Weltmarktpreise. Zudem<br />
etablierten sich neue Abbautechniken,<br />
die die Förderung rentabler machen. Zu<br />
den Vorreitern gehört diesbezüglich auch<br />
die Saxony Minerals and Exploration AG<br />
(SME) in Halsbrücke bei Freiberg. Sie<br />
startete im Dezember bei Pöhla die Suche<br />
vor allem nach Wolfram und Zinn.<br />
Gegenwärtig treibt sie einen senkrechten<br />
Erkundungsschacht ins Erdreich. Im<br />
Verlauf des Frühjahrs wurde auch ein<br />
Förderturm für die Hebeanlagen errichtet.<br />
SME will so in einem rund 1.000 Fußballfelder<br />
großen Abbaugebiet drei Erzlager<br />
erschließen, um ab 2019 zunächst<br />
Wolframerz und danach auch Zinnerz zu<br />
heben.<br />
Dass dieses Revier einiges verspricht,<br />
belegen noch Unterlagen der Wismut:<br />
Sie förderte hier allein zwischen 1984<br />
und 1988 rund 8.000 Tonnen Wolframerz<br />
und 4.100 Tonnen Zinnerz. SME plant die<br />
Erzgewinnung nun bereits bis 2037. Denn<br />
die Probebohrungen ab 2014 prognostizieren<br />
hier nicht weniger als 18.000 Tonnen<br />
Wolfram, 30.000 Tonnen Zinn sowie<br />
auch 250 Tonnen des seltenen und deshalb<br />
besonders teuren Metalls Indium. Es<br />
findet sich heute in nahezu jeder LED-Anzeige,<br />
jedem Computer, Handy oder digitalen<br />
Fotoapparat.<br />
auch andere nationale und internationale<br />
Unternehmen Interesse an den Erz- und<br />
Spatvorkommen in Sachsen. So streckt<br />
inzwischen auch im idyllischen Köhlerdorf<br />
Sosa zu Füßen des Auersbergs ein<br />
australisches Miningunternehmen seine<br />
Fühler in die Tiefe aus. Erst zu Jahresbeginn<br />
hatte die Teutonic Exploration PTY,<br />
Ltd. aus Perth vom Oberbergamt die Erlaubnis<br />
für eigene Erkundungen erhalten.<br />
Nicht weniger als 13 verschiedenen Rohstoffen<br />
gilt ihr Begehr – neben Zinn und<br />
Wolfram zum Beispiel auch den Metallen<br />
Molybdän und Zink. Vertreten werden die<br />
Australier durch die ebenfalls in Freiberg<br />
angesiedelte Consultingfirma Beak Consultants<br />
GmbH.<br />
Die Aufsuchungserlaubnis, die sich über<br />
eine Fläche von 121 Quadratkilometern<br />
erstreckt, tangiert damit auch Orte wie<br />
Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt<br />
oder Eibenstock, also ein Gebiet, in dem<br />
vom Mittelalter bis in die 1960er-Jahre hinein<br />
der Bergbau den wichtigsten Broterwerb<br />
gesichert hatte. Nunmehr sollen<br />
hier in fünf bis sieben ausgewählten Bereichen<br />
500 Probebohrungen bis in Tiefen<br />
von 400 Metern erfolgen. Dabei wolle<br />
man erkunden, ob „das, was damals<br />
oberflächennah abgebaut wurde, auch<br />
tiefer liegt“, verrät Beak-Prokurist Thomas<br />
Hertwig.<br />
Auch die Solarworld AG, die in Freiberg<br />
sowie im thüringischen Arnstadt ihre<br />
größten Fertigungsanlagen betreibt,<br />
könnte womöglich <strong>2017</strong> mit dem Abbau<br />
starten. Bereits seit 2011 erkundet sie gemeinsam<br />
mit Experten der TU Bergakademie<br />
die Lithiumvorräte bei Zinnwald im<br />
Osterzgebirge.<br />
Damit sind inzwischen wieder 5.000<br />
Menschen in Sachsen direkt im aktiven<br />
Bergbau beschäftigt – allerdings nicht<br />
nur im Erzgebirge. Das Gros arbeitet<br />
nach wie vor in den Segmenten Braunkohle,<br />
Kaoline, Steine und Erden. Insgesamt<br />
400 Betriebe stehen damit unter<br />
Aufsicht des Oberbergamtes. Von ihnen<br />
sind 210 unmittelbare Produzenten von<br />
Rohstoffen – und zusammen holen sie<br />
jährlich rund 80 Millionen Tonnen aus der<br />
Erde. So bietet nun auch das Berufliche<br />
Schulzentrum „Julius Weisbach“ in Freiberg<br />
ab dem Jahrgang <strong>2017</strong>/18 wieder<br />
die Ausbildung zum staatlich geprüften<br />
Techniker in der Fachrichtung Bergbautechnik<br />
an.<br />
W+M<br />
Für die Förderung kalkuliert das sächsische<br />
Unternehmen derzeit mit rund<br />
25 Millionen Euro. Mit Abbaubeginn im<br />
Jahre 2019 sollen so bis zu 150 neue Arbeitsplätze<br />
im Bergbaubereich entstehen.<br />
Doch eben hier sieht SME-Vorstand<br />
Andreas Reissner auch eines der bisher<br />
noch größten Probleme: Seit einer Generation<br />
sei hier „der Beruf des Bergmanns<br />
fast ausgestorben“.<br />
Foto: Harald Lachmann<br />
Da der Weltmarktpreis für eine Tonne<br />
Zinn – ebenfalls begehrt in der Elektronikindustrie<br />
– allein 2016 um gut 7.000 auf<br />
über 21.000 US-Dollar schnellte, zeigen<br />
Relikte einer einst großen Zeit im Bergwerksort Pöhla, die zugleich für eine neue Zukunft stehen.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
18 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU):<br />
„Wir haben viel dafür getan, die klugen<br />
Menschen im Land zu halten“<br />
W+M: Herr Tillich, Sachsen kann sich auf<br />
milliardenschwere Investitionen freuen.<br />
Der chinesische Automobilzulieferer Beijing<br />
WKW Automotive will in Rothenburg<br />
in der Oberlausitz ein Fahrzeugwerk für<br />
Premium-Elektroautos bauen. 1,13 Milliarden<br />
Euro sollen investiert werden und<br />
1.000 neue Jobs entstehen. Wie weit ist<br />
die Planung dieses Projektes inzwischen<br />
vorangeschritten?<br />
Stanislaw Tillich: Eigentlich ist die übliche<br />
Praxis, dass wir über bevorstehende<br />
Investitionen so lange nicht reden, bevor<br />
sie nicht tatsächlich entschieden sind.<br />
Hier hat der chinesische Investor selbst<br />
einen anderen Weg gewählt und die Öffentlichkeit<br />
über sein Investitionsvorhaben<br />
informiert. Wir haben Gespräche auf<br />
der Ebene der Staatsregierung und des<br />
Landkreises. Und ich kann Ihnen nur sagen,<br />
die chinesischen Investoren meinen<br />
es sehr ernst. Sie sind gegenwärtig dabei,<br />
die notwendigen Flächen nicht nur zu<br />
erwerben, sondern gemeinsam mit dem<br />
Landkreis auch die Voraussetzungen für<br />
die Flächenerschließung zu schaffen.<br />
W+M: Welche Bedeutung hätte solch ein<br />
Werk für die Lausitz?<br />
Stanislaw Tillich: Es ist kein Geheimnis,<br />
dass allein schon die Investition an sich<br />
eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes<br />
Lausitz bedeutet. In einer bisher monostrukturellen<br />
Energieregion werden mehr<br />
und neue Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
eröffnet. Wir haben bisher ein großes Unternehmen<br />
in der Lausitz – die BASF in<br />
Schwarzheide. Jetzt kommt der chinesische<br />
Investor dazu. Es ist davon auszugehen,<br />
dass sich um dieses Automobilwerk<br />
herum weitere Zulieferer ansiedeln werden,<br />
so dass das für die Lausitz und den<br />
Automobilstandort Sachsen<br />
eine weitere Stärkung bedeutet<br />
und den Menschen in der<br />
Region – in Sachsen und Brandenburg<br />
– neue berufliche Perspektiven<br />
eröffnet.<br />
W+M: Es gab offenbar<br />
auch andere<br />
deutsche Bewerber<br />
um diese Investition.<br />
Warum hat am<br />
Ende Rothenburg<br />
die Nase vorn<br />
gehabt?<br />
Stanislaw Tillich:<br />
Das lag sicher an der<br />
grundsätzlichen Wirtschaftsfreundlichkeit,<br />
die in unserem<br />
Land herrscht. Jeder<br />
Investor, der<br />
bei uns anklopft,<br />
wird als potenzieller<br />
Investor empfangen.<br />
Wir haben eine Wirtschaftsfördergesellschaft,<br />
die sich intensiv<br />
um Unternehmen kümmert<br />
und potenzielle Investoren<br />
so lange begleitet,<br />
bis die Investition<br />
in trockenen Tüchern<br />
ist. Darüber hinaus haben<br />
wir eine Automobilkompetenz<br />
und eine hoch entwickelte<br />
Zulieferindustrie<br />
in Sachsen, die es jedem<br />
Investor einfacher macht,<br />
Sachsens<br />
Ministerpräsident<br />
Stanislaw Tillich.<br />
sich für unser Land zu entscheiden.<br />
Nüchtern muss man sagen, andere<br />
Automobilstandorte in Deutschland<br />
sind deutlich teurer, nicht nur<br />
im Bereich der Arbeitskräfte, sondern<br />
auch in Bezug auf verfügbare<br />
Flächen. Einen<br />
Punkt möchte ich nicht<br />
unerwähnt lassen: In<br />
den Gesprächen haben<br />
uns die chinesischen<br />
Investoren<br />
gesagt, dass<br />
unsere Verwaltung<br />
wesentlich<br />
schneller<br />
arbeitet als anderenorts<br />
– auch<br />
mit verbindlichen Zusagen.<br />
Da geht es nicht<br />
um Fördermittel, sondern<br />
um die zügige Planung<br />
und Realisierung<br />
einer Investition.<br />
W+M: Der internationale<br />
Tabakkonzern Philip<br />
Morris will seine Präsenz<br />
in Sachsen ausbauen<br />
und bis 2019 für<br />
320 Millionen US-Dollar<br />
in Dresden ein Hightechwerk<br />
errichten, das dann<br />
Tabaksticks für elektronische<br />
Tabakerhitzer produzieren<br />
wird. Wie kam es zu<br />
diesem Investment?<br />
Stanislaw Tillich: Da Philip<br />
Morris bereits vor Jahren<br />
die Produktion der Zigarettenmarke<br />
„F6“ in<br />
Dresden übernommen hatte,<br />
hatte das Unternehmen<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
SACHSEN | 19<br />
Erfahrungen, was den Standort Sachsen,<br />
die Kompetenz der Mitarbeiter und das<br />
politische Umfeld betrifft. Sachsen hat<br />
sich über die Jahre immer zur „F6“ und<br />
der Zigarettenproduktion bekannt und<br />
sich somit als stabiler Partner für diesen,<br />
in Teilen der Gesellschaft nicht unumstrittenen<br />
Industriezweig erwiesen. Wir haben<br />
uns dafür stark gemacht, dass auch<br />
das neue Produkt in Deutschland einen<br />
Markt bekommt. Das wird mitentscheidend<br />
dafür gewesen sein, dass sich das<br />
Unternehmen letztlich für Dresden entschieden<br />
hat. Wir sind stolz, denn es ist<br />
die größte Investition in der Unternehmensgeschichte<br />
von Philip Morris. Und<br />
die wird nicht in den USA oder Großbritannien<br />
realisiert, sondern in Dresden.<br />
Foto: W+M<br />
W+M: Es gibt weitere große Investments:<br />
Daimler baut demnächst eine moderne<br />
Batteriefabrik in Ihrer Heimatstadt Kamenz,<br />
Bosch errichtet in Dresden eine<br />
Halbleiterfabrik. Verfügt Ihre Regierung<br />
über spezielle wirtschaftliche „Lockstoffe“<br />
oder Fördermöglichkeiten, die es Ihnen<br />
ermöglichen, besonders erfolgreich<br />
Investoren ins Land zu holen?<br />
Stanislaw Tillich: All diese Investitionen<br />
und Ansiedlungen sind ein Ergebnis<br />
von mehr als 25 Jahren kontinuierlicher<br />
Arbeit im Interesse der Wirtschaft.<br />
Wirtschaftspolitik hat in Sachsen immer<br />
Priorität. Weil wir gesagt haben, es gibt<br />
nichts Sozialeres als Arbeit. Wer Arbeit<br />
hat, hat ein Einkommen, kann die Familie<br />
ZUR PERSON<br />
Stanislaw Tillich wurde am 10. April<br />
1959 in Neudörfel bei Kamenz geboren.<br />
An der Technischen Universität Dresden<br />
studierte er Konstruktion und Getriebetechnik.<br />
Bereits zu DDR-Zeiten<br />
trat er der CDU bei. Seine politische<br />
Karriere im geeinten Deutschland startete<br />
Tillich in Brüssel – bis 1994 arbeitete<br />
er als Beobachter im Europaparlament,<br />
danach bis 1999 als Abgeordneter.<br />
Ab 1999 bekleidete er in Sachsen<br />
verschiedene Ministerposten. Seit<br />
2008 ist Stanislaw Tillich sächsischer<br />
Ministerpräsident. Er ist verheiratet, Vater<br />
zweier Kinder und lebt in Dresden.<br />
Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und W+M-<br />
Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.) in der Sächsischen Staatskanzlei.<br />
versorgen, sich um die Kinder kümmern<br />
und auch den Schwachen in der Gesellschaft<br />
helfen. Für mich kann ich sagen,<br />
dass ich als Ministerpräsident jederzeit<br />
ein offenes Ohr für Investoren hatte und<br />
habe und offensiv um neue Investoren<br />
werbe. Ein weiterer wichtiger Punkt ist,<br />
dass wir seit 1990 viel dafür getan haben,<br />
die klugen Menschen im Land zu<br />
halten. Wir haben eine Forschungslandschaft<br />
aufgebaut, die in Ostdeutschland<br />
ihresgleichen sucht. Mit ihr können wir<br />
uns in Deutschland und Europa messen.<br />
Die Unternehmen wissen, dass sie darauf<br />
zurückgreifen können. Insgesamt basiert<br />
unser wirtschaftlicher Erfolg sicher<br />
auch auf unserer Mentalität – dieser Neugier<br />
der Sachsen, dieses Nicht-satt-sein.<br />
W+M: Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise<br />
gab es gerade in Ihrem Land<br />
diverse ausländerfeindliche Aktivitäten.<br />
Seinerzeit gab es auch in der sächsischen<br />
Landespolitik erhebliche Befürchtungen,<br />
dass Pegida und Co. potenzielle Investoren<br />
abschrecken könnten. Wie sieht die<br />
Situation heute aus?<br />
Stanislaw Tillich: Dieser dunkle Fleck<br />
ist immer noch da. Nach wie vor ist Pegida<br />
ein Thema in Deutschland und für<br />
uns auch. Wir tun als Land viel dafür, um<br />
aufzuklären, den Dialog zu führen und die<br />
politische Bildung zu verstärken. Ich bin<br />
stolz darauf, dass diese laute Minderheit<br />
von den Vernünftigen und der großen<br />
Mehrheit der Sachsen immer mehr<br />
isoliert wird.<br />
W+M: Ihr Kabinett hat sich jüngst mit<br />
der Brandenburger Landesregierung in<br />
Großräschen zu gemeinsamen Beratungen<br />
getroffen. Im Mittelpunkt stand<br />
dabei die sogenannte Lausitzstrategie.<br />
Brandenburg und Sachsen fordern vom<br />
Bund für den Zeitraum 2019 bis 2024 zusätzlich<br />
mindestens 1,2 Milliarden Euro,<br />
um die finanziellen Folgen des Ausstiegs<br />
des Lausitzer Energieversorgers LEAG<br />
auszugleichen. Wie optimistisch sind Sie,<br />
dass der Bund tatsächlich zahlt?<br />
Stanislaw Tillich: Es ist ein großer Erfolg,<br />
dass es uns gemeinsam mit meinem<br />
Brandenburger Amtskollegen Dietmar<br />
Woidke gelungen ist, beim „Klimaprogramm<br />
2<strong>05</strong>0“ des Bundes eine<br />
Reihenfolge durchzusetzen, in der ver<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
20 | W+M SCHWERPUNKT SACHSEN<br />
merkt ist, dass Strukturentwicklung erfolgen<br />
muss, bevor man aus der Braunkohle<br />
aussteigt. Wir brauchen erst einmal<br />
eine Perspektive für die Menschen<br />
in dieser Region. Die Größenordnung von<br />
1,2 Milliarden Euro orientiert sich am Auftragsvolumen,<br />
das die LEAG aktuell pro<br />
Jahr an die mittelständische Wirtschaft<br />
in der Region vergibt. Wenn das wegfällt,<br />
benötigen wir eine Kompensation.<br />
Wir brauchen daher einen Lausitzplan,<br />
um jetzt schon festzulegen, was benötigt<br />
die Lausitz an Infrastruktur, an öffentlichen<br />
Einrichtungen, um so attraktiv zu<br />
sein, dass sich künftig Investoren, aber<br />
auch Familien dort ansiedeln. Da ist die<br />
Region mit Tourismus allein nicht abzuspeisen.<br />
Sie braucht auch interessante<br />
Industriearbeitsplätze.<br />
W+M: Wie lange wird die Braunkohle Ihrer<br />
Einschätzung nach noch ein unverzichtbarer<br />
Rohstoff für den Energiemix<br />
in Deutschland sein?<br />
Stanislaw Tillich: Länger, als manch einer<br />
im Moment glaubt. Eine Volkswirtschaft<br />
wie Deutschland kann und wird<br />
es sich nicht leisten können, sich in die<br />
Abhängigkeit von Wind und Sonne zu begeben.<br />
Wir brauchen technische Lösungen,<br />
die eine grundlastfähige Stromversorgung<br />
in hoher Qualität und an 365 Tagen<br />
im Jahr gewährleisten. Ich glaube<br />
nicht, dass es das Privileg allein großer<br />
Unternehmen sein sollte, eigene Stromerzeugungsanlagen<br />
zu haben, während<br />
auf der anderen Seite die Mittelständler<br />
mit Stromausfällen traktiert werden.<br />
Das würde die Gesellschaft nicht akzeptieren.<br />
Wenn man will, dass<br />
die Lasten der Energieversorgung<br />
von allen solidarisch<br />
getragen werden, dann<br />
muss man auch dafür sorgen,<br />
dass alle von einer kontinuierlichen<br />
Stromversorgung<br />
profitieren. Die immer weiter<br />
voranschreitende Technisierung<br />
unserer Wirtschaft ist<br />
darauf angewiesen, dass es<br />
keinerlei Stromschwankungen<br />
oder gar Stromausfälle<br />
gibt. Der Anspruch an die<br />
Qualität des Stroms wird immer<br />
höher werden. Und um diese Qualität<br />
sicherzustellen, werden wir noch<br />
lange auch auf fossile Brennstoffe angewiesen<br />
sein. Ich will nicht ausschließen,<br />
dass es in 20 Jahren noch Leute gibt, die<br />
klüger sind, und die zulassen, dass neue<br />
Tagebaue eröffnet werden.<br />
W+M: Der Brandenburger Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke hat sich jüngst klar<br />
dafür eingesetzt, dass es auch nach der<br />
Bundestagswahl wieder einen Ostbeauftragten<br />
in der Bundesregierung gibt. Die<br />
Bundeskanzlerin scheint diesem Wunsch<br />
aktuell nicht besonders aufgeschlossen<br />
gegenüber zu stehen. Wie ist Ihre Position<br />
zum künftigen Ostbeauftragten?<br />
Stanislaw Tillich: Ich bin eher skeptisch<br />
in Bezug auf einen eigenen Ostbeauftragten.<br />
Wenn wir Fortschritt wollen,<br />
brauchen wir einen Minister, der über ein<br />
eigenes Budget und über Entscheidungsmöglichkeiten<br />
verfügt. Jemand, der lediglich<br />
als Torso dasitzt, sei es als Staatssekretär<br />
im Bundeswirtschaftsministerium<br />
oder sonst wo und einige wenige<br />
kleine Programme verantwortet, hilft da<br />
wenig. Aus meiner Sicht ist es wichtig,<br />
dass sich die Bundesregierung an ihre<br />
Versprechen hält: Dass sie Bundeseinrichtungen<br />
auch im Osten ansiedelt, dass<br />
es weiterhin Strukturentwicklung geben<br />
muss und dass die neuen Länder eine<br />
Unterstützung bei Forschung und Entwicklung<br />
bekommen, die unsere kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen<br />
selbst nicht leisten können.<br />
W+M: Vor einigen Monaten gab es ein<br />
denkwürdiges Treffen dreier ostdeutscher<br />
Ministerpräsidenten in der Andreaskirche<br />
zu Eisleben – der Protestant Dietmar<br />
Woidke führte seine Amtskollegen<br />
Stanislaw Tillich und Reiner Haseloff –<br />
beide katholisch – durch das evangelische<br />
Gotteshaus. Welche Beziehung haben<br />
Sie zu Luther und dem Luther-Gedenkjahr?<br />
Stanislaw Tillich: Ich komme aus einer<br />
Gegend, in der Lessing die Ringparabel<br />
geschrieben hat. Ich weiß, dass Christen<br />
im Osten in der Minderheit sind. Von<br />
daher ist es nichts außergewöhnliches,<br />
wenn man sich als Katholik für das Lutherjahr<br />
engagiert. Für mich ist es besonders<br />
wichtig, in Erinnerung zu rufen,<br />
welch maßgeblichen Einfluss Luther auf<br />
die Entwicklung im europäischen Raum<br />
hatte. Die Trennung von Staat und Kirche<br />
etwa geht auf Luther zurück.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
und Frank Nehring<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
Netze für<br />
neue Energie<br />
E.DIS investiert seit vielen Jahren in moderne<br />
und leistungsstarke Energienetze in Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern. So sichern wir<br />
eine zuverlässige und umweltfreundliche<br />
Energieversorgung in der Region. 2016 ist viel<br />
mehr Grünstrom ins E.DIS-Netz aufgenommen<br />
worden, als hier insgesamt verbraucht wurde.<br />
www.e-dis.de
22 | W+M SCHWERPUNKT SACHSEN<br />
Hightech für<br />
Nervenkliniken<br />
Testgerät zur Diagnose der<br />
elektrischen Aktivität in<br />
Nervensträngen und Muskeln.<br />
Der einzige deutsche Hersteller für klinische<br />
Spezialgeräte zur Funktionsmessung menschlicher<br />
Muskel- und Nervenaktivitäten sitzt im Erzgebirge<br />
– die Sigma Medizin-Technik GmbH in Gelenau.<br />
Ihr Chef Dr. Jochen Schwind entwickelt die<br />
Apparaturen selbst. Von Harald Lachmann<br />
Wenn jemand als blitzgescheit gilt,<br />
hat das einen gewissen Doppelsinn.<br />
Denn was durch unser Gehirn<br />
und ganz allgemein die Nerven zuckt,<br />
sind gewissermaßen Blitze, nämlich elektrische<br />
Impulse. Und deren Aktivität lässt<br />
sich messen. Indes ist die Technik hierfür<br />
so komplex und kompliziert, dass nur<br />
ein einziges deutsches Unternehmen solche<br />
Geräte entwickelt und fertigt – und<br />
das sitzt im Erzgebirge. Hier, am Rande<br />
von Gelenau, ist die Sigma Medizin-Technik<br />
GmbH zu Hause. Nutzer und Insider<br />
kennen den Spezialisten für Instrumente<br />
und Zubehör zur neurologischen Diagnostik<br />
unter der Marke Neurowerk. Mit ihren<br />
Geschäftsführer Dr. Jochen Schwind.<br />
OST<br />
DEUTSCHE<br />
SPITZEN<br />
PRODUKTE<br />
klinischen<br />
Elektroenzephalografen<br />
(EEG) und Elektromyographen<br />
(EMG) können Neurologen<br />
beispielsweise die<br />
elektrische Aktivität in ausgewählten Nervensträngen<br />
und Muskeln analysieren sowie<br />
anhand der Ergebnisse deren Funktion<br />
beurteilen.<br />
Bereits seit 1995 behauptet sich das Team<br />
um Firmengründer und Geschäftsführer<br />
Dr. Jochen Schwind erfolgreich gegenüber<br />
internationalen Mitbewerbern. Der<br />
Unternehmer arbeitete nach dem Medizintechnikstudium<br />
zunächst zehn Jahre in<br />
einem neurologischen Labor an der Friedrich-Schiller-Universität<br />
Jena. Von dort aus<br />
wechselte er 1987 in das Klinikum Aue,<br />
wo er maßgeblich am Aufbau einer neurologischen<br />
Abteilung beteiligt war und<br />
auch erste Messungen zur Diagnose von<br />
Erkrankungen des Nervensystems durchführte.<br />
Die Wende brachte auch für ihn<br />
zunächst einen Bruch: Schwind gründete<br />
ein Handelsunternehmen für neurologische<br />
Medizintechnik. Doch schnell merkte<br />
er, wie ihm auch hier seine fachliche Erfahrung<br />
beim Beraten des Klinikpersonals<br />
zugutekam und wo noch manches besser<br />
zu machen wäre. So gründete er dann<br />
mit einem Partner die heutige Firma und<br />
begann, eigene Diagnosetechnik zu entwickeln.<br />
Damit steigerte der Erzgebirgler<br />
so nachhaltig den Bekanntheitsgrad seiner<br />
Marke Neurowerk, dass das Unternehmen<br />
seit Jahren<br />
kontinuierlich wächst.<br />
Schwind beschäftigt heute<br />
24 Mitarbeiter.<br />
Als Erfolgsgarant hierfür verweist<br />
er auf ihre konsequente Kundenorientierung.<br />
„Dafür haben wir eine verhältnismäßig<br />
große Serviceabteilung“, erzählt<br />
er. „Zudem sind wir durch verschiedene<br />
Standorte und geschulte Partner in jeder<br />
Ecke Deutschlands vertreten, können also<br />
nah am Kunden agieren.“ Ziel sei es, jederzeit<br />
zügig für ihre Abnehmer erreichbar<br />
zu sein. Daneben organisiere man für<br />
die Nutzer ihrer anspruchsvollen Technik<br />
regelmäßige Schulungen. Inzwischen ist<br />
Sigma Medizin-Technik mit seiner Diagnosetechnik<br />
nicht nur flächendeckend in<br />
Deutschland präsent, sondern liefert ein<br />
Drittel der Produkte in gut 40 weitere Länder.<br />
Neben dem arabischen Raum gehören<br />
Vietnam, China und mehrere Staaten<br />
Osteuropas zu den Abnehmern.<br />
Während die Sachsen die Kerntechnik<br />
im eigenen Haus entwickeln und konfektionieren,<br />
lassen sie einzelne Hard- und<br />
Softwareelemente nach ihren Vorgaben<br />
bei Partnern herstellen. „Wir haben einen<br />
hohen Qualitätsanspruch, weshalb wir diese<br />
Komponenten konsequent in Deutschland<br />
fertigen lassen“, so der Experte. Unterm<br />
Strich wären ihre Hightech-Apparaturen<br />
eben deshalb „robust, einfach zu<br />
bedienen sowie für unsere Kunden absolut<br />
alltagstauglich“, versichert Dr. Jochen<br />
Schwind.<br />
W+M<br />
Fotos: Sigma Medizin-Technik GmbH<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
WIR WIRIM IM IMOSTEN<br />
WIR<br />
entwickeln entwickeln WIR IM OSTEN IMdie:<br />
die: OSTEN die:<br />
entwickeln entwickeln die: die:<br />
DIGITALE<br />
REVOLUTIONS<br />
REVOLUTIONS<br />
ENERGIE<br />
ZUKUNFTS<br />
ENTWICKLUNGS<br />
ENTWICKLUNGS<br />
PLATTFORM<br />
…<br />
oder oder<br />
kurz kurz<br />
gesagt:<br />
gesagt:<br />
… oder … oder kurz kurz gesagt: gesagt:<br />
DAS DAS<br />
INTERNET INTERNET<br />
DER DER<br />
ENERGIE.<br />
ENERGIE.<br />
DAS DAS INTERNET DER DER ENERGIE.<br />
Mit Mit der der Energiewende wird wird<br />
Mit der Energiewende wird<br />
die die Stromversorgung dezentraler<br />
Mit die Stromversorgung der Mit Energiewende der Energiewende dezentraler wird wird<br />
und und digitaler. Dafür entwickeln wir wir zusammen mit mit Partnern aus aus<br />
und die digitaler. die Stromversorgung Dafür entwickeln dezentraler dezentraler wir zusammen mit Partnern aus<br />
der der Region leistungsstarke Technologien und und intelligente Programme.<br />
der undRegion digitaler. digitaler. leistungsstarke Dafür entwickeln Dafür entwickeln Technologien wir zusammen wirund zusammen intelligente mit Partnern mitProgramme.<br />
Partnern aus aus<br />
Diese vernetzen Erzeuger und und Verbraucher effizient miteinander.<br />
der Diese Region vernetzen der Region leistungsstarke Erzeuger leistungsstarke und Technologien Verbraucher Technologien und effizient intelligente undmiteinander.<br />
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24 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Höhere Mieten,<br />
weniger Leerstand<br />
In Rostock sind vor allem Gewerbeflächen<br />
im Zentrum und in Uni-Nähe gefragt.<br />
In Berlin werden Büroflächen immer knapper. Wer eine<br />
repräsentative Adresse in Mitte sucht oder urbanes Flair in<br />
Kreuzberg genießen möchte, muss tief in die Tasche greifen.<br />
Doch auch in anderen ostdeutschen Städten ziehen die<br />
Immobilienmärkte an. Von Matthias Salm<br />
Markts: „Ein geringer Leerstand von unter<br />
3,5 Prozent, historisch niedrige Fertigstellungsvolumina<br />
von Büroflächen und<br />
ein kräftiges Wachstum der Bürobeschäftigten<br />
führen auch zukünftig zu einem<br />
überdurchschnittlichen Mietwachstum.“<br />
Wenn in früheren Jahren der ICE<br />
in Berlins Hauptbahnhof einrollte,<br />
wähnte sich der Reisende<br />
eher im Niemandsland, denn in einer<br />
pulsierenden Hauptstadt. Kein Wunder,<br />
schließlich wurde Berlins zentrale Empfangsstation<br />
auf einem brachliegenden<br />
Areal fern der beiden Stadtzentren errichtet.<br />
Doch nun schließt sich Lücke<br />
um Lücke auf den einstigen Freiflächen.<br />
Die Europa-City im Norden des Bahnhofs<br />
wächst beständig. Gerade erst hat<br />
die OVG Real Estate den Startschuss für<br />
das „Grand Central Berlin“ gegeben. Ein<br />
Hightech-Bürogebäude, in dem 26 Firmen<br />
mit bis zu 1.300 Mitarbeitern direkt<br />
in Sichtweite des Bahnhofsgebäudes einziehen<br />
werden.<br />
Doch der Platz für solche ambitionierten<br />
Bauprojekte an der Spree ist mittlerweile<br />
rar gesät. Deshalb gestaltet sich die<br />
Suche nach Büroflächen in Berlin denn<br />
auch zunehmend mühselig. Laut einer<br />
aktuellen Studie der TLG Immobilien AG<br />
wächst die Zahl der Bürobeschäftigten<br />
in Berlin weiter – bis 2020 um 8,7 Prozent.<br />
Dementsprechend, so rechnen die<br />
TLG-Experten hoch, steigt der Büroflächenbedarf<br />
um zusätzliche 1,6 Millionen<br />
Quadratmeter.<br />
Teure Zeiten für Firmengründer<br />
Es sind vor allem Digitalunternehmen und<br />
Start-ups, die die Nachfrage treiben. Niclas<br />
Karoff, Vorstand der TLG Immobilien<br />
AG, benennt das Dilemma des Berliner<br />
Das bestätigt auch eine Standortstudie<br />
der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank<br />
AG (DG HYP). Demnach stiegen<br />
im vergangenen Jahr die Spitzenmieten<br />
um 16 Prozent – in den zurückliegenden<br />
fünf Jahren gar um 30 Prozent. Vom<br />
einstigen Billigheimer reifte Berlin hinter<br />
München und Frankfurt zum drittteuersten<br />
Markt für Büros.<br />
Wenig freundlicher sieht es auf dem<br />
Markt der Handelsimmobilien aus. Hier<br />
explodierten die Mieten mit einem Zuwachs<br />
von über 40 Prozent in den letzten<br />
fünf Jahren. Auch die Preise für Industrie-<br />
und Logistikflächen haben in Berlin<br />
deutlich angezogen. Da mag es nicht<br />
verwundern, dass in der Hauptstadt laut<br />
TLG 2015 so viele Gewerbeimmobilien<br />
wie noch nie in einer deutschen Stadt<br />
Foto: Stadt Rostock/Angelika Heim<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 25<br />
gehandelt wurden. Und <strong>2017</strong> zeichnet<br />
sich ein neuer Rekord ab. Bei Gewerbeflächen<br />
erfreuen sich besonders die innerstädtischen<br />
Bezirke innerhalb des S-<br />
Bahn-Rings und entlang der Stadtautobahn<br />
einer Nachfrage, die das Angebot<br />
übersteigt.<br />
Im hippen Berlin-Mitte müssen Unternehmen<br />
Spitzenmieten einkalkulieren.<br />
Auch Kreuzberg, die City-West, Media-<br />
Spree, Europa-City oder der Technologiepark<br />
Adlershof sind gefragte Adressen.<br />
Noch bezahlbare Ausweichmöglichkeiten:<br />
Lagen außerhalb des S-Bahn-Rings<br />
wie Spandau, Treptow oder Niederschöneweide.<br />
Oder man setzt auf flexible und<br />
zeitlich begrenzte Coworking-Lösungen.<br />
Auch hier ist Berlin mit über 100 Anbietern<br />
Trendsetter.<br />
Potsdamer Markt profitiert von Berlin<br />
Wer ins benachbarte Potsdam ausweichen<br />
möchte, muss sich ebenfalls sputen.<br />
In der ersten Jahreshälfte <strong>2017</strong> wurden<br />
in der brandenburgischen Landeshauptstadt<br />
bereits 25.000 Quadratmeter<br />
Bürofläche neu vermietet, meldet<br />
der Immobilien-Vermittler Engel & Völkers.<br />
Die Spitzenmieten steigen auch im<br />
Schatten von Schloss Sanssouci spürbar.<br />
Zwar liegt bei Büroflächen die Spitzenmiete<br />
(14,50 Euro/Quadratmeter) weit<br />
unter den in Berlin gehandelten Preisen<br />
(27,50 Euro/Quadratmeter). Doch bei einem<br />
Leerstand von nur noch 3,8 Prozent<br />
fällt das Angebot in Potsdam weitaus<br />
schmaler aus als etwa in Leipzig, Magdeburg<br />
oder Rostock.<br />
Aktuell fehlt es in Potsdam insbesondere<br />
an kleineren Büroflächen zwischen<br />
120 und 250 Quadratmetern, warnen die<br />
Analysten von Engel & Völkers. Doch außerhalb<br />
des Zentrums entstehen neue<br />
Gewerbeflächen, vor allem im Wissenschaftspark<br />
Potsdam-Golm, den die<br />
Stadt und private Investoren drastisch<br />
ausbauen wollen.<br />
Massiver Abbau von Leerstand<br />
In Dresden, Leipzig, Rostock oder Erfurt<br />
werden gegenwärtig vorrangig leerstehende<br />
Büroflächen abgebaut, die im allzu<br />
optimistischen Bauboom der frühen<br />
1990er-Jahre aus dem Boden gestampft<br />
worden waren. Zeitweilig lag der Leerstand<br />
in einigen ostdeutschen Städten<br />
bei 20 Prozent. Mittlerweile stehen in<br />
Rostock und Dresden weit weniger als<br />
zehn Prozent der Büroflächen leer – Tendenz<br />
weiter fallend. In Leipzig und Dresden<br />
liegen die Spitzenmieten heute auf<br />
einem ähnlichen Niveau wie zum Beispiel<br />
in Mainz. In Thüringen müssen sich vor<br />
allem in Jena junge Firmen mit einem<br />
knappen Angebot an Geschäftsräumen<br />
plagen.<br />
Bei den Durchschnittsmieten liegt Potsdam<br />
in Ostdeutschland (ohne Berlin) mit<br />
11,50 Euro pro Quadratmeter für Büros<br />
in der Innenstadtlage an der Spitze der<br />
ostdeutschen Zentren. Zum Vergleich: In<br />
Randlagen in Rostock, Dresden oder Erfurt<br />
lassen sich für im Schnitt sechs Euro<br />
pro Quadratmeter noch echte Schnäppchen<br />
anmieten.<br />
Wachsende Bevölkerungszahlen verzeichnete<br />
zuletzt vor allem Leipzig. Das<br />
spiegelt sich nicht nur auf dem Wohnungsmarkt,<br />
sondern auch bei den Gewerbeimmobilien<br />
wider. Dienstleister<br />
und IT-Firmen, vor allem auch junge<br />
Unternehmen, stellen in Leipzig die<br />
stärksten Nachfrager für Büro- und Gewerbeimmobilien.<br />
Weil angesichts hoher<br />
Leerstände lange Zeit nur sehr zurückhaltend<br />
investierte wurde, mangelt<br />
es in Leipzig vor allem an modernen Geschäftsräumen.<br />
Auch bei Handelsimmobilien<br />
bleibt die Nachfrage an der Pleiße<br />
hoch, weil laut der Berliner AENGEVELT<br />
IMMOBILIEN GmbH & Co. KG zahlreiche<br />
Filialisten, internationale Ketten und<br />
Marken den Nachfragedruck in der sächsischen<br />
Metropole hoch halten.<br />
Beim Angebot an Gewerbeflächen ruhen<br />
die Hoffnungen auf dem gegenwärtigen<br />
Leipziger Bauboom. So soll in Nähe des<br />
Bayerischen Bahnhofs ein neues Viertel<br />
mit Gewerbeflächen entstehen. Ohnehin<br />
setzen die Leipziger nicht nur auf Gewerbeflächen<br />
auf der grünen Wiese, sondern<br />
wollen diese auch zentrumsnah entwickeln.<br />
Der Leipziger Projektentwickler<br />
CG-Gruppe etwa investiert in dreistelligem<br />
Millionenbereich im einstigen Industriequartier<br />
Plagwitz. <br />
W+M<br />
Foto: TLG Immobilien AG<br />
Auch am Berliner Alexanderplatz sind<br />
Büroflächen gefragter denn je.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
26 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Das Leipziger BMW-Werk übernahm zum<br />
1. Mai 400 Leiharbeiter, die zuvor per<br />
Werkvertrag beschäftigt waren, in eine<br />
Festanstellung mit entsprechend höherer<br />
Entlohnung. Viele arbeiteten zuvor schon<br />
jahrelang für den Automobilkonzern.<br />
Neue Regelungen<br />
für Leiharbeit<br />
Um den Missbrauch von Personaldienstleistungen zu verhindern,<br />
wurden im Frühjahr entsprechende Gesetze für Werkverträge und<br />
die Überlassungsfristen von Zeitbeschäftigten verschärft. Allerdings<br />
findet die Branche der Arbeitnehmerüberlassung selbst im Osten<br />
immer weniger geeigneten Nachwuchs. Von Harald Lachmann<br />
Ganz im Zeichen der Gewinnung neuer<br />
Mitarbeiter stand der Landeskongress<br />
Ost des Interessenverbandes<br />
Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ)<br />
am 10. Mai in Erfurt. Hierzu eingeladen<br />
hatten die iGZ-Landesbeauftragten Ulrike<br />
Kücker (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen),<br />
Oliver Nazareth (Berlin, Brandenburg,<br />
Schleswig-Holstein) und Karsten Wellnitz<br />
(Mecklenburg-Vorpommern). Das war<br />
umso bemerkenswerter, als jene Personaldienstleister<br />
ja eigentlich entstanden waren,<br />
um wie ein Joker temporär fehlende<br />
Stellen in der Wirtschaft schließen zu helfen.<br />
So soll etwa in Sachsen nach Vorstellung<br />
der Landesarbeitsagentur in Chemnitz<br />
jede dritte der momentan 33.500 freien<br />
Arbeitsstellen durch Arbeitnehmerüberlassung<br />
besetzt werden.<br />
Doch obwohl die 2.279 Betriebsstätten,<br />
die Personaldienstleister im Freistaat unterhalten,<br />
zu Beginn dieses Jahres 1.100<br />
Frauen und Männer mehr beschäftigten<br />
als ein Jahr zuvor – und Sachsen mit einem<br />
Zeitarbeiteranteil von 3,2 Prozent bundesweit<br />
auf Platz drei nach Niedersachsen<br />
(4,7) und Thüringen (4,0) liegt –, mangelt<br />
es ihnen zunehmend selbst an Personal.<br />
Auch bei der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt/Thüringen<br />
in Halle beklagt man, dass<br />
es derzeit im Schnitt 13 Wochen dauert,<br />
ehe eine offene Leiharbeiterstelle wieder<br />
besetzt ist. Noch 2015 wären es gerade<br />
einmal drei Wochen gewesen. Doch inzwischen<br />
kämen fast 40 Prozent aller regionalen<br />
Stellenangebote aus dem Zeitarbeitsbereich.<br />
Engpässe bestehen laut Arbeitsagentur<br />
inzwischen querbeet: von Elektrikern,<br />
Schweißern, Kältetechnikern und<br />
Mechatronikern, über Ingenieure bis zu<br />
Kranken- und Altenpflegern.<br />
Eine Ursache für diesen Nachfrageknick<br />
mag darin liegen, dass der Sektor der Arbeitnehmerüberlassung<br />
traditionell an einer<br />
hohen Fluktuation laboriert. Eine andere<br />
besteht darin, dass inzwischen auch im<br />
Osten die meisten Branchen händeringend<br />
Beschäftigte suchen. So bewerben sich Arbeitslose<br />
gleich direkt hier, statt sich minderbezahlt<br />
bei einem Personaldienstleister<br />
zu verdingen. Denn während hier der Medianlohn<br />
des vollzeitbeschäftigten Leiharbeiters<br />
beispielsweise in Sachsen bei monatlich<br />
1.623 Euro liegt, erreicht er sonst<br />
– über alle Branchen und Berufe hinweg<br />
– deutlich höhere 2.323 Euro. Da in Ostdeutschland<br />
jedoch die Löhne niedriger<br />
sind als im Westen, sei hier der Abstand<br />
immer noch nicht ganz so groß, beobachtet<br />
die Zwickauer Bundestagsabgeordnete<br />
Sabine Zimmermann (Die Linke).<br />
Beim Erfurter iGZ-Kongress verwiesen die<br />
ostdeutschen Landesbeauftragten zwar<br />
darauf, dass „keine andere Branche so umfassende<br />
Erfahrungen in der Akquise von<br />
Mitarbeitern“ habe wie ihre. Doch zugleich<br />
musste man einräumen, dass angesichts<br />
„eines knapper werdenden Erwerbspersonenpotenzials“<br />
die bisher oft reichlich<br />
vorhandenen Personen „in der benötigten<br />
Kombination an Erfahrungen und Fertigkeiten<br />
auf dem Markt schlicht nicht mehr verfügbar“<br />
wären. Also müsse man das Augenmerk<br />
nun verstärkt darauf legen, „Talente<br />
zu identifizieren und diese zu qualifizieren“.<br />
Hierbei gerieten laut Patrick List<br />
von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung<br />
(ThAFF) nun auch Flüchtlinge<br />
verstärkt in den Fokus, um den „Arbeitskräftemangel<br />
in Ostdeutschland zu lösen“.<br />
Dass Personaldienstleister beim Schließen<br />
offener Stellen dennoch überdurchschnittlich<br />
erfolgreich sein können, beweisen gerade<br />
jetzt die steigenden Zahlen von Zeitarbeitern<br />
in den Neubundesländern. In Sachsen-Anhalt,<br />
wo 2016 gut 26.000 von ihnen<br />
an Firmen ausgeliehen wurden, damit<br />
diese flexibel auf Arbeitsspitzen reagieren<br />
können, erhöhte sich ihr Anteil binnen eines<br />
Jahres um 900. Leiharbeiter machen<br />
Foto: BMW<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 27<br />
damit in Sachsen-Anhalt etwa drei Prozent<br />
aller Beschäftigten aus. Besonders häufig<br />
würden sie in den Bereichen Logistik und<br />
Verkehr sowie im Metallbau geordert, so<br />
Landesarbeitsagentur-Chef Kay Senius.<br />
In den drei mitteldeutschen Ländern zusammen<br />
genommen, sind derzeit knapp<br />
125.000 Leiharbeiter beschäftigt – Tendenz<br />
steigend. Rund die Hälfte von ihnen<br />
ist ein Jahr und länger beim selben Verleihbetrieb.<br />
Doch die Kehrseiten dieser Arbeitsmarktflexibilität<br />
sind auch bestens bekannt.<br />
Eine besteht eben darin, dass Leiharbeiter<br />
bis zu 1.300 Euro weniger verdienen<br />
als Festangestellte, womit sie für<br />
Sabine Zimmermann „immer Beschäftigte<br />
zweiter Klasse“ bleiben. Gerade in der Automobilzulieferindustrie<br />
bilden große Gruppen<br />
von Leiharbeitern fast schon die Norm.<br />
Und zum anderen scheint es für eine Reihe<br />
Unternehmer fast schon zum Geschäftsmodell<br />
geworden zu sein, Leiharbeiter für<br />
Lohndumping und Tarifdruck gegenüber<br />
der festangestellten Belegschaft zu instrumentalisieren.<br />
Doch hier gelten seit<br />
April verschärfte Regelungen, um solchem<br />
„Missbrauch bei Leiharbeit und<br />
Werkverträgen einen Riegel vorzuschieben“,<br />
begründet dies Bundesarbeitsministerin<br />
Andrea Nahles (SPD). Ziel sei es,<br />
„die Leiharbeit auf ihre Kernfunktion zurückzuführen“.<br />
Das beinhalte auch, dass<br />
Leiharbeitsbeschäftigte nunmehr schon<br />
nach neun Monaten „genauso bezahlt<br />
werden müssen wie die Stammbelegschaft“.<br />
Abgewichen dürfe davon nur werden,<br />
wenn sich die Tarifpartner einig seien.<br />
Auch eine Höchstüberlassungsdauer<br />
von maximal 18 Monaten, wie sie nun seit<br />
April gilt, soll laut Nahles „missbräuchliche<br />
Leiharbeit als Dauerzustand verhindern“.<br />
Nach dieser Frisst müssten verliehene Beschäftigte<br />
im Einsatzbetrieb übernommen<br />
werden. Aber auch hier sind Ausnahmen<br />
möglich, wenn es die Tarifpartner gemeinsam<br />
vereinbaren. Und solche gibt es in inzwischen<br />
auch. So einigte sich kürzlich die<br />
IG Metall mit den Arbeitgebern der Metallund<br />
Elektroindustrie, dass Leiharbeiter bis<br />
zu vier Jahre beschäftigt werden können.<br />
Indes dürfen Leiharbeiter nicht mehr gezielt<br />
als Streikbrecher dienen, um damit<br />
Tarifverhandlungen zugunsten der Arbeitgeber<br />
zu beeinflussen. Streikt also ein Beschäftigter,<br />
darf seinen Job für diese Zeit<br />
kein externer Mitarbeiter übernehmen. Zudem<br />
wurden nun klarere Regeln für Werkverträge<br />
für Leiharbeiter festgezurrt. Damit<br />
solle verhindert werden, heißt es hierzu<br />
beim Deutschen Gewerkschaftsbund<br />
(DGB), dass über solche Vereinbarungen<br />
Stammbelegschaften gegen niedriger bezahlte<br />
Leihbeschäftigte ausgetauscht oder<br />
Teile der Fertigung fremd vergeben werden.<br />
So sei es in mancher Branche zuletzt<br />
schon Usus gewesen, „ganze Nachtschichten<br />
durch Werkvertragsarbeitnehmer<br />
zu ersetzen“, rügt der Gewerkschaftsbund.<br />
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28 | W+M TITEL<br />
Aufschwung Ost<br />
für Merkel<br />
Harmonisches<br />
Treffen: Angela<br />
Merkel im April<br />
<strong>2017</strong> im Kreise der<br />
Ost-Länderchefs.<br />
Die ostdeutsche Wirtschaft brummt. Geht es rein nach den wirtschaftlichen Zahlen, blickt<br />
Ostdeutschland auf eine erfolgreiche Regierungszeit der Großen Koalition zurück. Doch nicht immer<br />
entscheiden Fakten Wahlen. Von Matthias Salm<br />
Die Hauptstadt macht Pause: Bevor<br />
der Bundestagswahlkampf in seine<br />
heiße Phase startet, hat sich das politische<br />
Berlin erst einmal in die Sommerferien<br />
verabschiedet. Was Ostdeutschland<br />
betrifft, konnte Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel dabei sorgenfrei mit leichtem<br />
Gepäck in die Südtiroler Berge reisen. Denn<br />
an guten wirtschaftlichen Nachrichten aus<br />
dem Osten der Republik mangelt es der<br />
Bundeskanzlerin in ihrem derzeitigen Umfragehoch<br />
nicht.<br />
Zuletzt meldete der ostdeutsche Maschinen-<br />
und Anlagenbau, dass sich der Aufwärtstrend<br />
der Branche im zweiten Quartal<br />
<strong>2017</strong> fortgesetzt habe. Die ostdeutschen<br />
Maschinenbauer investieren wieder mehr<br />
in Maschinen, Forschung und Entwicklung.<br />
„Aufgrund der anhaltenden politischen Krisen<br />
und außenwirtschaftlichen Unsicherheiten<br />
war diese gute Entwicklung nicht unbedingt<br />
zu erwarten”, zeigte sich selbst der<br />
Geschäftsführer des VDMA Ost Reinhard<br />
Pätz überrascht.<br />
Und die Maschinenbauer zwischen Ostsee<br />
und Erzgebirge stehen mit ihrem Optimismus<br />
nicht allein da. Die ostdeutsche Wirtschaft<br />
expandierte laut Leibniz-Institut für<br />
Wirtschaftsforschung Halle im Jahr 2016<br />
um 2,1 Prozent. Damit gelang den Unternehmen<br />
in den neuen Ländern sogar ein leichter<br />
Aufholprozess gegenüber dem Westen.<br />
Arbeitslosenzahlen im Sinkflug<br />
Das spiegelt sich auch in den Arbeitslosenzahlen<br />
wider. Seit der letzten Bundestagswahl<br />
sank die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland<br />
kontinuierlich. Sie lag in allen<br />
Ost-Ländern im Juni <strong>2017</strong> zwischen zwei<br />
bis vier Prozentpunkte unter dem jährlichen<br />
Durchschnitt des Jahres 2013. Die gute<br />
Konjunktur, die laut Prognose der Bundesbank<br />
dank der anhaltend hohen Nachfrage<br />
des Staates, der ausgiebigen Bautätigkeit,<br />
steigender Investitionen der Unternehmen<br />
und der guten Exportzahlen auch bis 2019<br />
anhalten dürfte, spielen der Regierung Merkel<br />
auf dem Arbeitsmarkt in die Karten.<br />
Es profitierten allerdings nicht alle ostdeutschen<br />
Arbeitnehmer. Für die Langzeitarbeitslosen<br />
und Ungelernten auf dem<br />
ostdeutschen Arbeitsmarkt fand die Bundesregierung<br />
auch in den zurückliegenden<br />
vier Jahren keine zufriedenstellende<br />
Lösung. Nach Zahlen der Bundesagentur<br />
für Arbeit lag die Arbeitslosenquote unter<br />
Ungelernten in Ostdeutschland mit 31,7<br />
Prozent im Jahr 2016 deutlich über der in<br />
Westdeutschland mit 18,4 Prozent. Hinzu<br />
kommt, dass die demografische Entwicklung<br />
die ostdeutschen Bundesländer besonders<br />
belastet: Durch den deutlichen<br />
Rückgang an Schulabgängern, Berufsausbildungs-<br />
und Hochschulabsolventen droht<br />
dem Osten ein gravierenderer Facharbeitermangel<br />
als dem Westen.<br />
Foto: Matthias Rietschel/Sächsische Staatskanzlei<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
MERKELS BILANZ | 29<br />
Quelle Grafik: Bundesagentur für Arbeit<br />
Kein Einbruch durch<br />
Mindestlohn<br />
Der positiven Entwicklung<br />
auf dem Arbeitsmarkt<br />
konnte selbst die Einführung<br />
des Mindestlohns –<br />
wie ehedem von einigen<br />
Ost-Parlamentariern befürchtet – keine<br />
ernsthaften Schrammen zufügen. Der lange<br />
von Ökonomen, Wirtschaftsvertretern<br />
und der CDU selbst bekämpfte Mindestlohn<br />
dürfte wohl als das profilierteste Projekt<br />
der Großen Koalition in der abgelaufenen<br />
Legislaturperiode gelten.<br />
DIE<br />
TITEL-<br />
STORY<br />
Doch die SPD, die den Mindestlohn in den<br />
Koalitionsvertrag einbrachte und deren Arbeitsministerin<br />
Andrea Nahles ihre Agenda<br />
besonders emsig abarbeitete, wird hieraus<br />
nur schwerlich einen Wahlkampfschlager<br />
im Osten komponieren können. Obwohl<br />
die Zahlen positiv ausfallen: Seit der Einführung<br />
des Mindestlohns im Januar 2015<br />
sind in den betroffenen Branchen mehr sozialversicherungspflichtige<br />
Jobs entstanden<br />
als in anderen Wirtschaftsbereichen,<br />
meldete jüngst die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen<br />
der Bundesagentur<br />
für Arbeit.<br />
Die Zahl der Minijobs sei demnach bei<br />
Wach- und Sicherheitsdiensten, Callcentern,<br />
Post-Kurierdiensten, in Gastronomie,<br />
Einzelhandel und bei Reinigungsdiensten<br />
deutlich zurückgegangen. Viele Arbeitgeber<br />
hätten Minijobs in sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsverträge umgewandelt,<br />
bei anderen seien Nebenjobs<br />
entstanden. Bei den ostdeutschen<br />
Mittelständlern dürfte<br />
der Mindestlohn allerdings<br />
nicht nur wegen der höheren<br />
Kosten, sondern auch wegen<br />
des enormen bürokratischen<br />
Aufwands auch weiterhin keine Jubelstürme<br />
auslösen.<br />
Abwanderung gestoppt<br />
Selbst das jahrelang drängendste Pro blem<br />
Ostdeutschlands, die Abwanderung vor<br />
allem junger Menschen in den Westen,<br />
hat sich in der letzten Legislaturperiode<br />
deutlich entschärft. Die ostdeutschen Metropolen<br />
Berlin, Jena, Potsdam, Leipzig<br />
oder Dresden üben inzwischen eine große<br />
Strahlkraft auch auf Zuwanderer aus<br />
den westdeutschen Bundesländern aus.<br />
Die Ostbeauftragte der Bundesregierung<br />
Iris Gleicke (SPD) sieht darin „einen Erfolg<br />
der Städtebauförderung und der Investitionen<br />
in den Hochschulstandort Ostdeutschland”.<br />
Doch auch diese Medaille hat eine Kehrseite:<br />
Während die wirtschaftsstarken<br />
Städte den Prognosen zufolge auch in den<br />
kommenden Jahren weiter wachsen, blutet<br />
der Osten in den ländlichen Regionen<br />
nun umso stärker aus. Zumal jenseits der<br />
Zentren auch die Infrastruktur zu wünschen<br />
übrig lässt. Beim Ausbau der Versorgung<br />
mit schnellen Internetverbindungen<br />
etwa hinkt der Osten weiter hinterher<br />
(siehe auch Seite 34).<br />
Arbeitslosenquoten in Ostdeutschland<br />
SCHERE ZUM WESTEN SCHLIESST SICH WIEDER<br />
Auf dem Höhepunkt der ostdeutschen Arbeitslosigkeit lagen mehr als zehn Prozentpunkte<br />
zwischen den Arbeitslosenquoten in West und Ost. Nun schließt sich<br />
die Schere langsam wieder.<br />
2013 2014 2015 2016 <strong>2017</strong><br />
Berlin 11,7 11,1 10,7 9,8 8,8<br />
Brandenburg 9,9 9,4 8,7 8,0 6,7<br />
Mecklenburg-Vorpommern 11,7 11,2 10,4 9,7 8,0<br />
Sachsen 9,4 8,8 8,2 7,5 6,4<br />
Sachsen-Anhalt 11,2 10,7 10,2 9,6 8,1<br />
Thüringen 8,2 7,8 7,4 6,7 5,8<br />
2013-2016: jährlicher Durchschnitt, <strong>2017</strong>: Stand Juni <strong>2017</strong><br />
Fragezeichen ab 2019<br />
Das traditionelle Treffen der Bundeskanzlerin<br />
mit den Ost-Ministerpräsidenten in<br />
Bad Muskau im April <strong>2017</strong> gehörte dennoch<br />
wohl zu den vergleichsweise angenehmeren<br />
Terminen, die Angela Merkel in<br />
diesem Jahr bisher zu absolvieren hatte.<br />
Dort warf Merkel schon einen Blick ins Jahr<br />
2019, wenn der Solidarpakt II ausläuft, und<br />
brachte ein 150-Millionen-Euro-Programm<br />
zur Innovationsförderung auf die Tagesordnung.<br />
Die Mittel sollen bis zum Auslaufen<br />
des Solidarpakts in Kooperationen zwischen<br />
Hochschulen und Forschungsinstituten<br />
mit kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
(KMU) fließen.<br />
Denn das weiß auch Wahlkämpferin Merkel:<br />
Eine endgültige Angleichung der Wirtschaftskraft<br />
zwischen Ost und West findet<br />
aufgrund der Kleinteiligkeit der ostdeutschen<br />
Wirtschaft und der fehlenden<br />
Großkonzerne auch in den kommenden<br />
vier Jahren nicht statt. Forschungsförderung<br />
bleibt ein Ansatz, um die viel zu geringen<br />
Ausgaben ostdeutscher Unternehmen<br />
für Forschung und Entwicklung und damit<br />
für zukunftsfähige Produkte anzukurbeln.<br />
Fakten und Stimmungen<br />
Ob die Einsicht in die Mühen des Angleichungsprozesses<br />
allerdings bei allen Wählern<br />
vorhanden ist, darauf kann sich Angela<br />
Merkel nicht verlassen. Zur Bilanz ihrer<br />
Regierung gehört auch das Erstarken populistischer<br />
Bewegungen und des politischen<br />
Emporkömmlings AfD rechts von<br />
der Union. Beide Phänomene fanden im<br />
Osten besonderen Zulauf. Dies hatte zwar<br />
in der Flüchtlingskrise einen unmittelbaren<br />
Auslöser, aber stieß auf ein bereits offenbar<br />
weit verbreitetes Gefühl der Unzufriedenheit<br />
mit den Entwicklungen in Ostdeutschland.<br />
Und manchmal entscheiden eben auch<br />
Stimmungen die Wahl. Das wissen die<br />
Sozialdemokraten am besten – schließlich<br />
bewahrte die Flutkatastrophe an der Elbe<br />
ihren Kanzler Gerhard Schröder einst vor<br />
einer fast sicheren Niederlage. Auf eine<br />
solche Schützenhilfe aus dem Osten kann<br />
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz diesmal<br />
aber wohl kaum hoffen – trotz des dauerverregneten<br />
Sommers. W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
30 | W+M TITEL<br />
Durchwachsenes Zeugnis für<br />
Merkels Regierung<br />
Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in den neuen Bundesländern und darüber hinaus in ganz<br />
Deutschland verfolgen die Politik der Bundesregierung erfahrungsgemäß besonders aufmerksam. Schließlich<br />
sind sie es, die die Auswirkungen von Gesetzen und Verordnungen als Erste spüren. Kurz vor der Bundestagswahl<br />
bat <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> ausgewählte Unternehmer sowie Präsidenten und Geschäftsführer von<br />
Wirtschafts- und Unternehmerverbänden um ein Arbeitszeugnis für Merkels Kabinett. Die konkrete Fragestellung<br />
lautete: Wie bewerten Sie die Wirtschaftspolitik der scheidenden Bundesregierung und deren Auswirkungen auf<br />
den ostdeutschen Mittelstand und den Wirtschaftsstandort Ostdeutschland?<br />
Dr. Michael Ermrich<br />
Geschäftsführender Präsident des<br />
Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV)<br />
Unter dem Strich bin ich mit der Arbeit der<br />
Bundesregierung zufrieden. Als Ergebnis<br />
ihrer guten Wirtschaftspolitik ist die Arbeitslosigkeit<br />
deutlich zurückgegangen. Zukünftig<br />
erforderlich ist aber, dass die Voraussetzungen für<br />
Investitionen erleichtert werden. Hierbei denke ich vor allem<br />
an die Genehmigungsverfahren für Infrastrukturmaßnahmen.<br />
Aus Sicht der Sparkassen gibt es in der Europapolitik<br />
der Bundesregierung gute Ansätze. Zukünftig sollte sie<br />
jedoch noch energischer in Brüssel das Geschäftsmodell der<br />
lokal engagierten Kreditinstitute vertreten.<br />
Martin Bergner<br />
Vorstandssprecher der<br />
Zentralkonsum eG<br />
Die Bundesregierung bekennt sich<br />
zum Mittelstand als Rückgrat der<br />
Wirtschaft. Oft wird unter dem Deckmantel<br />
von Gerechtigkeit und Arbeitsplatzsicherung<br />
gegen den Mittelstand und<br />
freien Wettbewerb entschieden. Bürokratieabbau wurde nicht<br />
nachhaltig betrieben, dem stehen immer neue Einschränkungen<br />
des unternehmerischen Handelns entgegen. Für Genossenschaften<br />
wünsche ich mir mehr Mut der Regierung, überholte<br />
Gesetzesnormen abzuschaffen und die Zwangsmitgliedschaft<br />
in einem Prüfungsverband aufzuheben.<br />
<br />
Note:<br />
<br />
Note:<br />
Udo Marin<br />
Geschäftsführer des Verbandes Berliner<br />
Kaufleute und Industrieller e. V. (VBKI)<br />
Dr. Burkhardt Greiff<br />
Präsident des Unternehmerverbandes<br />
Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Tatsache ist, dass die Maßnahmen dieser<br />
Bundesregierung die deutsche Wirtschaft<br />
insgesamt eher be- und nicht entlastet haben.<br />
Zu den Belastungen gehört die Einführung der<br />
Rente mit 63, die für viele qualifizierte Fachkräfte den Anreiz<br />
gegeben hat, sich frühzeitig pensionieren zu lassen. Vor allem<br />
in strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands stellt das<br />
eine große Herausforderung dar. Auch der Mindestlohn birgt<br />
das Risiko, bei schlechterer Konjunkturentwicklung für diese<br />
Regionen zu einem großen Problem zu werden.<br />
Note:<br />
(Ost-)Deutschland profitierte vor<br />
allem von früheren Arbeitsmarktreformen<br />
und moderaten Gewerkschaften.<br />
Indessen werden bürokratische Hürden<br />
und Steuern des Bundes immer mehr zu Wachstumshemmnissen.<br />
Eine hohe Belastung für unsere Unternehmen<br />
war die Ungleichheit der Energiepreise, die nun schrittweise<br />
beseitigt wird. Mit der überstürzten Energiewende ist die<br />
Bundesregierung ihrer Verantwortung, den Strukturwandel<br />
in Südbrandenburg zu unterstützen und zu fördern, nur unzureichend<br />
nachgekommen.<br />
Note:<br />
Fotos: OSV, VBKI, Torsten George, UVBB (v. o. l. n. u. r.)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
MERKELS BILANZ | 31<br />
Dr. Andreas Golbs<br />
Geschäftsführer und Vizepräsident des<br />
Unternehmerverbandes Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Mike Klaus Barke<br />
Vizepräsident des Unternehmerverbandes<br />
Sachsen e. V.<br />
Fotos: BME Dr. Golbs und Partner GmbH, Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V., Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e. V. (links v. o.), Claudia Koslowski/UV Sachsen, WITO GmbH, Thomas Imo (rechts v. o.)<br />
Die Bundesregierung hat Prozesse angestoßen,<br />
die grundsätzlich positive Wirkung<br />
zeigen. Die verbesserte Beschäftigungssituation<br />
wirkt sich positiv auf Kaufkraft<br />
und Konsumbereitschaft aus. Ohne die spezifischen<br />
Rahmenbedingungen im Osten zu berücksichtigen ist die Bürokratisierung<br />
weiter fortgeschritten. Man redet über Mittelstand,<br />
ohne die Probleme in der Steuerpolitik und anderen<br />
Bereichen, zu lösen. Entscheidungen, wie die Embargopolitik<br />
gegenüber Russland, haben zusätzlich Probleme geschaffen,<br />
ohne dass wirksam politisch gegengesteuert wurde.<br />
Note:<br />
Frank Haacker<br />
Präsident des Unternehmerverbandes<br />
Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V.<br />
Der Wirtschaftsstandort Deutschland<br />
ist im europäischen Vergleich stark. Die<br />
Zahl der Beschäftigten ist so hoch wie<br />
nie. Trotz vieler positiver Nachrichten müssen<br />
zentrale gesellschaftliche Herausforderungen<br />
mit großem Einfluss auf die Wirtschaft bewältigt werden: Demografische<br />
Entwicklung, In frastruktur und Energieversorgung,<br />
Bildung – sind nur wenige Beispiele. Die wirtschaftliche<br />
Entwicklung Ostdeutschlands muss stärker im Fokus der<br />
Bundesregierung sein: Noch immer liegt die Wirtschaftskraft<br />
je Einwohner hier weit unter dem Niveau der alten Länder.<br />
Noch schlimmer die Aussage von Wirtschaftsspezialisten –<br />
der Aufholprozess sei ins Stocken geraten.<br />
Note:<br />
Rolf Paukstat<br />
Präsident des Unternehmerverbandes<br />
Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />
Die Entscheidungen der Bundesregierung<br />
in der letzten Legislaturperiode haben<br />
die Interessen der Wirtschaft für ganz<br />
Deutschland berücksichtigt. Ausdruck ist die<br />
erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung in vielen Teilen der Bundesrepublik.<br />
Die besonderen Bedingungen in Ostdeutschland,<br />
die durch einen hohen Anteil kleiner Mittelständler geprägt<br />
sind, müssen aber stärkere Beachtung in der Wirtschaftspolitik<br />
der Bundesregierung finden. Nur so kann der<br />
nach wie vor nötige Aufholprozess in Ostdeutschland beschleunigt<br />
werden.<br />
Note:<br />
Resümierend über die letzten vier Jahre<br />
muss man die Arbeit der Großen Koalition<br />
positiv bewerten. Die wirtschaftliche<br />
Entwicklung in Deutschland geht trotz aller<br />
weltpolitischen Wirren bergauf und dies ist nicht<br />
zuletzt ein Verdienst der Bundesregierung. Ostdeutschland<br />
stand dabei nicht immer im Fokus und so gilt es,<br />
beständig die strukturellen Schwächen abzubauen. Die<br />
Sanktionen gegen Russland waren dabei wenig hilfreich.<br />
Die ungeplante Flüchtlingspolitik hat den Gesamteindruck<br />
getrübt.<br />
Note:<br />
Rüdiger Thunemann<br />
Geschäftsführer der WITO Wirtschafts- und<br />
Tourismusentwicklungsgesellschaft mbH Barnim<br />
Die Wirtschaft in Ostbrandenburg boomt.<br />
Die Arbeitslosigkeit ist fundamental zurückgegangen,<br />
die Steuern sprudeln. Doch<br />
steht der Staat den vielen KMU hilfreich zur<br />
Seite? Die Unternehmer der Region sehen das kritisch.<br />
Hohe Energiepreise durch die republikweit höchsten<br />
Netzentgelte, Defizite beim Bürokratieabbau und in der Steuerpolitik<br />
werden genannt. Die Firmen sorgen sich um die infrastrukturelle<br />
Erschießung in den Berlin-fernen Regionen,<br />
um sie für junge Leute und damit die Fachkräfte der Zukunft<br />
attraktiv zu halten. Viel zu lange fehlten Konzepte des Bundes<br />
für die Breitbandversorgung und auch den Umgang mit<br />
Geflüchteten.<br />
Note:<br />
<br />
Mario Ohoven<br />
Präsident des Bundesverbandes mittelständische<br />
Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands e. V.<br />
Die schwarz-rote Bilanz für Ostdeutschland<br />
fällt aus Sicht des Mittelstands enttäuschend<br />
aus. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist vorrangig<br />
der Demografie geschuldet. Selbst starke Ostregionen erreichen<br />
teilweise nur das Niveau schwacher Westregionen. Das<br />
vergleichsweise gute Abschneiden in der Bildung ist der Landespolitik<br />
zu verdanken. Bei den Russland-Sanktionen, unter<br />
denen die ostdeutsche Wirtschaft besonders leidet, blieb die<br />
Bundesregierung untätig.<br />
Note:<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
32 | W+M<br />
TITEL MERKELS BILANZ<br />
RAGNITZ KOMMENTIERT<br />
Was hat die<br />
Große Koalition<br />
für Ostdeutschland gebracht?<br />
Deutschlands Zukunft gestalten“ –<br />
mit diesem Anspruch ist die Große<br />
Koalition im Jahr 2013 gestartet.<br />
Ob dies gelungen ist, wird die Geschichte<br />
weisen; mit Blick auf die gesteckten<br />
Ziele für die weitere wirtschaftliche Entwicklung<br />
in Ostdeutschland ist die Bilanz<br />
allerdings bescheiden: Der entsprechende<br />
Abschnitt im Koalitionsvertrag<br />
2013 war mit einer Seite<br />
(von insgesamt 121<br />
Textseiten) schon äußerst<br />
knapp bemessen,<br />
die dort angekündigten<br />
Vorhaben<br />
gingen über reine<br />
Willenserklärungen<br />
(„wir wollen …“)<br />
nicht hinaus und erschöpften<br />
sich zumeist<br />
in allgemeinen<br />
Floskeln („Die<br />
Erfolgsgeschichte<br />
… wollen wir fortschreiben“).<br />
Und<br />
liest man den damaligen<br />
Koalitionsvertrag aus heutiger<br />
Sicht, so fällt vor allem ins Auge, was alles<br />
nicht umgesetzt wurde. Hat die Koalition<br />
also wirklich nichts für Ostdeutschland<br />
erreicht?<br />
So kritisch muss man nicht sein, denn<br />
eine Bundesregierung muss naturgemäß<br />
das Wohl des gesamten Landes im Blick<br />
haben; für die regionale Wirtschaftsentwicklung<br />
sind primär die Bundesländer<br />
zuständig. Und einige der Baustellen,<br />
bei denen auch im Rahmen gesamtdeutscher<br />
Politik die besonderen Belange der<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
ist Stellvertretender Leiter<br />
des ifo-Instituts Dresden.<br />
ostdeutschen Länder zu berücksichtigen<br />
waren, hat die Bundesregierung ja auch<br />
erfolgreich abgeräumt: Der bundesstaatliche<br />
Finanzausgleich wurde nicht zuletzt<br />
zum Wohle der ostdeutschen Länder neu<br />
geregelt, für die Angleichung der Ostrenten<br />
immerhin ein Zeitplan festgeschrieben,<br />
die Verteilung der Lasten der Energiewende<br />
zumindest in Angriff genommen.<br />
Auch von der Einführung<br />
des Mindestlohns<br />
und der Senkung des<br />
Renteneintrittsalters,<br />
wenngleich nicht unkritisch<br />
zu sehen,<br />
haben vor allem die<br />
Menschen in Ostdeutschland<br />
profitiert.<br />
Es sind zwar<br />
nicht immer die allerbesten<br />
Lösungen, die<br />
dabei gefunden wurden,<br />
aber in einer Koalitionsregierung<br />
zwischen<br />
sehr unterschiedlichen Partnern<br />
ist dies ja auch nicht unbedingt zu erwarten.<br />
Insoweit ist der größte Vorteil<br />
der zu Ende gehenden Legislaturperiode<br />
darin zu sehen, dass für eine Reihe<br />
vormals offener Fragen nunmehr Planungssicherheit<br />
für die Beteiligten geschaffen<br />
wurde – denn kaum etwas ist<br />
schädlicher für eine günstigere Entwicklung<br />
als Unsicherheit über den zukünftigen<br />
Rechtsrahmen, die Investoren lähmt<br />
und zu Ausweichreaktionen Anlass gibt.<br />
Da darf man auch nicht enttäuscht sein,<br />
dass die „Angleichung der Lebensverhältnisse“,<br />
kaum weiter vorangekommen<br />
ist. Dass die fortbestehenden Strukturschwächen<br />
der ostdeutschen Wirtschaft<br />
durch die Politik ohnehin nicht behoben<br />
werden können, sollte ja inzwischen jedem<br />
offensichtlich sein; immerhin ist<br />
auch ein weiteres Zurückfallen bislang<br />
erfolgreich vermieden worden.<br />
Viel wichtiger ist es, nunmehr die kommende<br />
Legislaturperiode in den Blick<br />
zu nehmen und Lösungen für die noch<br />
drängenden Zukunftsprobleme zu finden,<br />
die gerade auch die Entwicklung in<br />
Ostdeutschland behindern können: Maßnahmen<br />
gegen den sich ausbreitenden<br />
Fachkräftemangel, die Bekämpfung von<br />
drohender Altersarmut, die Schaffung lebenswerter<br />
Strukturen auch in den Entleerungsgebieten<br />
der ostdeutschen Provinz,<br />
die Konzipierung einer gesamtdeutschen<br />
Förderpolitik, die auch über 2020<br />
hinaus trägt, die Sicherung der Energieversorgung<br />
auch bei Verzicht auf klimaschädliche<br />
Energieträger und anderes<br />
mehr. Diese Probleme müssen von der<br />
folgenden Bundesregierung in Angriff<br />
genommen werden, unabhängig davon,<br />
welche Parteien sie bilden werden. Um<br />
hier zu Lösungen zu kommen, die auch<br />
im Interesse des Ostens liegen, braucht<br />
der Osten nichts mehr als lautstarke<br />
Fürsprecher – und eine hohe Wahlbeteiligung!<br />
Ansonsten besteht die Gefahr,<br />
dass Ostdeutschland im politischen Prozess<br />
künftig noch mehr als eine zurückgebliebene,<br />
aber ansonsten nicht weiter bedeutsame<br />
Region wahrgenommen wird.<br />
Und das wäre wirklich schade.<br />
<br />
W+M<br />
Foto: ifo Dresden (Mitte)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
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D r e s d e n
34 | W+M TITEL<br />
Der Bund fördert den Ausbau der Breitband-Infrastruktur.<br />
Stau auf der Datenautobahn<br />
42 Prozent der deutschen Unternehmen planen laut einer Studie der KfW Bankengruppe für die<br />
kommenden zwei Jahre Digitalisierungsvorhaben im eigenen Betrieb. Doch vielerorts fehlt es für die<br />
digitale Revolution an ausreichender Internetgeschwindigkeit. Das trifft vor allem den ostdeutschen<br />
Mittelstand. Von Matthias Salm<br />
Ruhig und zuverlässig dreht „Olli“ auf<br />
dem Berliner EUREF-Campus seine<br />
Runden. Manch Besucher muss<br />
denn auch zwei Mal hinschauen, bevor er<br />
erkennt, warum das etwas skurril anmutende<br />
kleine Gefährt hier auf<br />
dem eigentlich eher fußläufigen<br />
Gelände von Haltestelle<br />
zu Haltestelle rollt. Der Elektro-Kleinbus<br />
transportiert seine<br />
Passagiere fahrerlos über<br />
den Forschungscampus – der<br />
hierzulande erste autonom fahrende<br />
Bus im Linienbetrieb.<br />
Getestet wird die „On-demand-Mobilität“,<br />
eine zukünftige<br />
Variante des Öffentlichen<br />
Nahverkehrs.<br />
„Olli“ ist nur ein Beispiel, wie die digitale<br />
Revolution alle Branchen in den kommenden<br />
Jahren erfassen wird – mit neuen Fertigungsprozessen,<br />
Produkten, Services<br />
und Geschäftsmodellen. Und innovative<br />
ostdeutsche Unternehmen setzen dabei<br />
jetzt schon Trends: In Berlin etwa hat die<br />
junge Firma KIWI GmbH schlüssellose<br />
Türöffner für Mehrfamilienhäuser<br />
entwickelt. Per<br />
App können Zugangsberechtigungen,<br />
etwa für die Müllabfuhr<br />
oder die Post, vergeben<br />
werden – ein digitaler Service,<br />
mit dem die Unternehmen der<br />
Wohnungswirtschaft die Attraktivität<br />
ihrer Immobilien steigern<br />
können.<br />
In Dresden hilft das Start-up<br />
„fodjan“ Landwirten, mit einer<br />
cloudbasierten Software jederzeit ortsunabhängig<br />
die besten Futterrationen für<br />
ihre Nutztiere zu ermitteln. Und im brandenburgischen<br />
Wildau hat die Oculyze<br />
GmbH ein Smartphone-Mikroskop entwickelt,<br />
das Flüssigkeiten analysiert und<br />
per Bildanalyse Zellen und Mikroben zählt<br />
– erstes Einsatzgebiet ist die Messung<br />
der Hefekonzentration in Brauereien.<br />
Bei digitalen Innovationen sind ostdeutsche<br />
Unternehmen bereits jetzt vorn dabei.<br />
Sie folgen der Devise „Wer nicht<br />
komplett digitalisiert, verliert“, die jüngst<br />
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt<br />
propagiert hat. Der CSU-Minister,<br />
verantwortlich für die digitale Infrastruktur<br />
im Lande, hat damit zumindest die<br />
Zeichen der Zeit erkannt.<br />
Bedarf zu spät erkannt<br />
Das war nicht immer so in der deutschen<br />
Politik. Als der jüngst verstorbene Alt-<br />
Foto: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
MERKELS BILANZ | 35<br />
kanzler Helmut Kohl 1994 in einer TV-<br />
Sendung gefragt wurde, was er für den<br />
Ausbau der Datenautobahn zu tun gedenke,<br />
beklagte dieser noch das Stop-andgo<br />
auf den hiesigen Straßen. Mag das<br />
Fremdeln der Politik mit dem Internet in<br />
dessen Frühzeit noch verständlich gewesen<br />
sein, so bremst heute der über Jahre<br />
verschleppte Ausbau der Infrastruktur die<br />
digitale Transformation des Mittelstands.<br />
Denn bei Versorgung mit schnellem Internet<br />
ist Deutschland nur internationales<br />
Mittelmaß.<br />
Auch in dieser Legislaturperiode gewinnt<br />
das Thema erst auf der Zielgeraden an<br />
Dynamik. In einem ersten Schritt sollen<br />
bis Ende 2018 alle Haushalte in Deutschland<br />
mit mindestens 50 Mbit/s im Download<br />
ausgestattet sein, in Gewerbegebieten<br />
sind 100 Mbit/s das Ziel. Dann sollen<br />
Hochgeschwindigkeitsnetze vor allem<br />
für Industrie, Telemedizin und autonomes<br />
Fahren geschaffen werden. Bis zum Jahr<br />
2025 will der Bund 100 Milliarden Euro<br />
in den Gigabit-Breitband-Bereich investieren.<br />
Breitband: Ostdeutschland hinkt hinterher<br />
Breitbandversorgung über alle Technologien (Ende 2016)<br />
Mehr als 30 Mbit/s Mehr als 50 Mbit/s<br />
Hamburg 97,5 94,6<br />
Bremen 96,3 93,6<br />
Berlin 95,4 90,2<br />
Nordrhein-Westfalen 87,4 82,2<br />
Hessen 86,3 78,3<br />
Bayern 84,1 72,1<br />
Baden-Württemberg 84,0 77,3<br />
Schleswig-Holstein 83,5 80,0<br />
Rheinland-Pfalz 83,4 75,5<br />
Saarland 83,1 76,5<br />
Niedersachsen 82,6 76,4<br />
Brandenburg 75,2 62,3<br />
Thüringen 69,5 59,4<br />
Sachsen 67,4 57,6<br />
Mecklenburg-Vorpommern 64,8 57,4<br />
Sachsen-Anhalt 57,2 48,4<br />
Dass das erste Ziel erreicht wird, bezweifelt<br />
der Bundesverband Breitbandkommunikation<br />
(BREKO). Noch entscheidender<br />
dürfte sich allerdings auswirken, dass<br />
sich das im Festnetz übertragene Datenvolumen<br />
laut einer BREKO-Studie von<br />
Advertorial<br />
Das mobile Büro<br />
Das Modell IDOL 4 PRO<br />
von Alcatel in Gold.<br />
Quelle Grafik: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
Die Arbeitswelt ist im Wandel: Daten<br />
und Prozesse sind zunehmend<br />
digital; die Anforderungen<br />
an einen mobilen Arbeitsplatz wachsen.<br />
Teams an unterschiedlichen Standorten<br />
rücken zusammen und eine Kommunikation<br />
in Echtzeit wird über Länder hinaus nötig.<br />
Die Digitalisierung macht’s möglich.<br />
Mit dem Smartphone Alcatel IDOL 4<br />
PRO erhalten Business-Nutzer ein zuverlässiges<br />
Gerät, das im Geschäftsumfeld<br />
eine Top-Figur macht. Mit Windows<br />
10 steckt in dem Smartphone ein leistungsstarkes<br />
Betriebssystem, welches<br />
das Arbeiten noch effektiver und flexibler<br />
gestaltet. Mit umfangreichen Business-Features<br />
und mit Cortana verfügt<br />
das Gerät über eine digitale Assistentin,<br />
die aktive Geschäftsleute bei den täglichen<br />
Aufgaben zur Seite steht: egal ob<br />
beim Versenden von E-Mails oder der<br />
Beantwortung von Fragen.<br />
Mit seinem schlanken Design<br />
und dem Fokus auf<br />
maximaler Produktivität ist<br />
es der ideale Begleiter im<br />
Berufsalltag: edle Materialien<br />
und Konzentration<br />
auf optimale Nutzbarkeit.<br />
Continuum – Arbeiten<br />
wie am PC<br />
Diese Funktionen zaubern<br />
ein Lächeln aufs Gesicht:<br />
Office-Anwendungen wie Word<br />
und Excel können mittels Continuum<br />
und einem Display Dock auf einem größeren<br />
Bildschirm dargestellt werden,<br />
während das Telefon wie gewohnt für<br />
Gespräche und Nachrichten nutzbar<br />
bleibt. Mit den entsprechenden Eingabegeräten<br />
mutiert das Alcatel IDOL 4<br />
PRO damit blitzschnell zu einem<br />
vollwertigen PC.<br />
Das Smartphone steht ab sofort<br />
exklusiv bei KOMSA zur<br />
Verfügung. Die KOMSA-Gruppe<br />
mit Sitz im sächsischen Hartmannsdorf<br />
ist bei Umsatz und<br />
Kundenzahl der größte deutsche<br />
Telekommunikationsdistributor.<br />
Durch die enge Zusammenarbeit<br />
konnte KOMSA Alcatel aktiv bei<br />
der Steigerung des Marktauftritts<br />
und der Produktverfügbarkeit im deutschen<br />
Mobilfunkhandel unterstützen.<br />
Ein breiter Marktzugang, Vertrauen und<br />
Zuverlässigkeit machen es möglich. Lernen<br />
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Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />
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www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
36 | W+M TITEL<br />
DIE WICHTIGSTEN HEMMNISSE BEI DIGITALISIERUNGSVORHABEN<br />
Nahezu 28 Prozent der Unternehmen in Deutschland bemängeln laut einer aktuellen<br />
Studie der KfW Bankengruppe die Qualität ihrer Internetverbindung.<br />
Mangelnde<br />
IT-Kompetenzen/<br />
Verfügbarkeit von<br />
IT-Fachkräften<br />
33,4 %<br />
Schwierigkeiten bei der<br />
Anpassung der<br />
Unternehmens- und<br />
Arbeits organisation<br />
31,1 %<br />
28,2 %<br />
Mangelnde Qualität<br />
der Internetverbindung<br />
Anforderungen an<br />
Datensicherheit<br />
und Datenschutz<br />
27,8 %<br />
Mehrfachnennungen möglich.<br />
9,5 Milliarden Gigabyte 2014 auf 11,5 Milliarden<br />
Gigabyte in 2016 erhöht hat. Diese<br />
Werte würden sich bis 2020 fast vervierfachen.<br />
Angesichts der Visionen von<br />
„Industrie 4.0“, des komplett digitalisierten<br />
Unternehmens, und der rasch ansteigenden<br />
Datenmengen wirken die jetzigen<br />
Ausbaupläne des Bundes so bereits<br />
überholt.<br />
Ostdeutschland wird abgehängt<br />
Den ostdeutschen Mittelstand treffen die<br />
Versäumnisse der Vergangenheit besonders<br />
schwer. Denn Ende 2016 lagen die<br />
ostdeutschen Haushalte bei der Versorgung<br />
mit schnellen Internetverbindungen<br />
geschlossen am Ende des Rankings aller<br />
Bundesländer. Nur in Berlin freuen sich 90<br />
Prozent der Haushalte über Übertragungsgeschwindigkeiten<br />
von mehr als 50Mbit/s.<br />
Dementsprechend klagt die Wirtschaft.<br />
Im thüringischen Ilm-Kreis etwa fühlen<br />
sich 22 Prozent der Unternehmen<br />
Digitalisierung<br />
leicht gemacht<br />
Unite-Oberfläche von Mercateo.<br />
Advertorial<br />
Um für den stetig wachsenden digitalen<br />
B2B-Handel optimal aufgestellt<br />
zu sein, stehen vor allem<br />
kleine und mittelständische Unternehmen<br />
vor großen Herausforderungen.<br />
Denn häufig läuft das klassische Geschäft<br />
noch gut, daher herrscht vor allem<br />
im Mittelstand, sowohl auf Anbieter-<br />
als auch auf Einkäuferseite, eine<br />
Kultur des aktiven Nichtauseinandersetzens<br />
mit der Digitalisierung im B2B-<br />
Handel. Der weite Blick nach vorne fehlt<br />
und selten ist eine entsprechende Strategie<br />
in den Unternehmen vorhanden.<br />
Die Gründe für diese Zurückhaltung<br />
sind vielschichtig: Der hohe finanzieller<br />
Aufwand eines eigenen Shop-Projekts,<br />
ein möglicher Verlust der Kundenbeziehung,<br />
Bedenken gegenüber der<br />
Preistransparenz, Verhandelbarkeit der<br />
Konditionen sowie die Angst vor der<br />
Einmischung der Plattformbetreiber in<br />
die 1:1-Beziehung mit dem Kunden.<br />
Damit auch kleine und mittlere Unternehmen<br />
in Zukunft im B2B-Handel<br />
steigende Umsätze erzielen, Bestandskunden<br />
halten und neue Zielgruppen<br />
erschließen können, hat Mercateo,<br />
seit 1999 Betreiber von Europas<br />
führender Beschaffungsplattform,<br />
die B2B-Vernetzungsplattform Unite<br />
(www.unite.eu) ins Leben gerufen. Hier<br />
erhalten Mittelständler einfachsten Zugang<br />
zur Digitalisierung, absolut neutral<br />
und unter Erhaltung der so wichtigen<br />
direkten Beziehung mit dem Kunden.<br />
Über einheitliche Oberflächen und<br />
Prozesse und ohne großen finanziellen<br />
und technischen Aufwand für die Nutzer<br />
können Anbieter und Einkäufer bestehende<br />
Geschäftsbeziehungen digital<br />
pflegen und neue generieren. Der Zugang<br />
zu dieser Plattform ist für alle Unternehmen<br />
möglich, unabhängig davon,<br />
wie stark sie bereits digitalisiert sind.<br />
Foto: Mercateo, Quelle Grafik: KfW Bankengruppe<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
MERKELS BILANZ | 37<br />
durch niedrige Übertragungsgeschwindigkeiten<br />
im Geschäftsprozess behindert,<br />
ergab eine Umfrage der Industrieund<br />
Handelskammer (IHK) Südthüringen.<br />
„Heutige Angebote mit<br />
Übertragungsgeschwindigkeiten<br />
im unteren Mbit/s-Bereich<br />
sind für den vernetzten<br />
Haushalt vielleicht noch passend,<br />
aber für die Wirtschaft<br />
sind sie veraltet und existenzbedrohend“,<br />
warnt Dr. Ralf Pieterwas,<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Südthüringen. Lediglich<br />
zwölf Prozent der Firmen<br />
im Ilm-Kreis verfügen bereits<br />
über einen modernen Internetanschluss<br />
im Gigabit-Bereich.<br />
Mittlerweile erhöht deshalb auch der Freistaat<br />
die Schlagzahl beim Breitbandausbau.<br />
Nahezu alle thüringischen Kommunen<br />
haben Fördermittel des Bundes beantragt,<br />
um künftig mindestens 50 Mbit/s<br />
anbieten zu können. Nicht jedes Unternehmen<br />
wird diese Nachricht beglücken.<br />
Im Ilm-Kreis etwa beanspruchen 33 Prozent<br />
der Unternehmen 500 Mbit/s als Minimum<br />
für ihre Zwecke.<br />
Frankfurt (Oder) rüstet auf<br />
Auch an der östlichen Landesgrenze,<br />
in Frankfurt (Oder), stellten<br />
die Stadtoberen in einer Studie<br />
im Herbst letzten Jahres ernüchtert<br />
fest, dass die Haushalte<br />
und Gewerbetreibenden in der<br />
Oderstadt mit Übertragungsgeschwindigkeiten<br />
von 30 Mbit/s<br />
durchs Internet schleichen. Darunter<br />
litten beispielsweise die<br />
Unternehmen im Technologiepark<br />
rund um das „Business and Innovation<br />
Center“ der Stadt. Nun investieren<br />
die Frankfurter 10,1 Millionen Euro in den<br />
Netzausbau, davon fördern je zur Hälfte<br />
Bund und Land insgesamt 8,8 Millionen<br />
Euro.<br />
Brandenburg liegt zwar im ostdeutschen<br />
Vergleich beim schnellen Internet an der<br />
Spitze, doch weit hinter Ländern wie<br />
Schleswig-Holstein oder dem Saarland.<br />
Gegenwärtig investiert das Land 43 Millionen<br />
Euro in den Breitbandausbau in<br />
Elbe-Elster, Oberhavel, Oberspreewald-<br />
Lausitz, Ostprignitz-Ruppin, der Uckermark<br />
und in Frankfurt (Oder) als Kofinanzierung<br />
zur Förderung des Bundes. Das<br />
bundesweite Schlusslicht bildet seit langem<br />
Sachsen-Anhalt. Mittlerweile reicht<br />
die Landesregierung in Magdeburg fast<br />
im Wochentakt Förderbescheide an Kommunen<br />
aus, die mangels wirtschaftlichen<br />
Interesses der Netzbetreiber an<br />
einem Ausbau auf Fördermittel angewiesen<br />
sind. Dafür stehen in Sachsen-<br />
Anhalt etwa 200 Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Dass das selbst gesteckte Ziel,<br />
flächendeckend bis Ende 2018 allen Bürgern<br />
50Mbit/s anbieten zu können, zu halten<br />
sei, bezweifelt allerdings mittlerweile<br />
auch die Landesregierung. W+M<br />
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38 | W+M POLITIK<br />
Facettenreiches Zauberwort<br />
Digitalisierung – zentrales Thema beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum <strong>2017</strong><br />
Digitalisierung findet allerorten statt,<br />
mancher kann es schon nicht mehr<br />
hören, wird es doch mal als Drohung,<br />
mal als Chance verkündet.<br />
Es gibt mittlerweile mehr<br />
Keynotespeaker, die sich<br />
als „Digitalisierungserschrecker“<br />
profilieren,<br />
als die ewigen<br />
Motivationsgurus,<br />
die über viele Jahre<br />
mit positivem<br />
Denken und Tschaka-Ausrufen<br />
punkten<br />
konnten. Doch<br />
all jenen, die darauf<br />
hoffen, dass<br />
Frank Nehring ist Sprecher der Initiative<br />
Wirtschaft.Wachstum.Zukunft<br />
und Herausgeber von W+M.<br />
die Digitalisierung<br />
irgendwie an ihnen<br />
vorbeigeht, sollte<br />
schon ein Blick auf<br />
das eigene Smartphone<br />
genügen, um zu verstehen, dass es<br />
sich hier um mehr handelt, als eine Mode,<br />
ein neues Projekt oder ähnliches.<br />
Der Begriff Digitalisierung bezeichnet laut<br />
Wikipedia allgemein die Veränderungen<br />
von Prozessen, Objekten und Ereignissen,<br />
die bei einer zunehmenden Nutzung digitaler<br />
Geräte erfolgt. Und das wiederum<br />
hat zur Folge, dass Online-Plattformbetreiber<br />
wie Google, Facebook oder Ebay<br />
zu den wertvollsten Unternehmen werden,<br />
sich rasant entwickeln und maximale<br />
Gewinne einfahren. Die klassischen<br />
Hersteller werden zu Zulieferern und einem<br />
enormen Preisdruck ausgesetzt. Big<br />
Data ermöglicht völlig neue Formen der<br />
Erfassung der Kundeninteressen und vieles<br />
andere mehr. Die Digitalisierung verändert<br />
die Gesellschaft, sie macht nicht vor<br />
einzelnen Branchen oder Bereichen halt,<br />
sie erfasst sie alle. Und das ist für manchen<br />
und manches Unternehmen bedrohlich,<br />
aber es ist zugleich eine unglaubliche<br />
Chance für die Wirtschaft, für Wachstum<br />
und Zukunft.<br />
Wirtschaft.Wachstum.Zukunft lautet der<br />
Name unserer Initiative, die das Ostdeutsche<br />
Wirtschaftsforum veranstaltet. Die<br />
Partner und Teilnehmer stehen mit ihrem<br />
Namen und ihrem Tun dafür.<br />
Deshalb ist das Ostdeutsche<br />
Wirtschaftsforum<br />
mehr als nur das<br />
„Davos des Ostens”,<br />
bei dem sich jährlich<br />
im Herbst namhafte<br />
Vertreter aus Politik,<br />
Wirtschaft und<br />
Wissenschaft treffen,<br />
um über Zukunftsthemen<br />
zu sprechen.<br />
Das OWF.ZUKUNFT<br />
ist eine Plattform für<br />
alle strategisch Interessierten,<br />
die Ideen<br />
einbringen, aber auch<br />
über die Ideen und<br />
Ergebnisse unserer Arbeit informiert<br />
sein wollen.<br />
Wir sind die Initiative Wirtschaft.<br />
Wachstum.Zukunft, die vom Magazin<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> begründet wurde,<br />
einen Think-tank betreibt und das<br />
Thema Ostdeutschlands Wirtschaft in<br />
der Zukunft über Länder- und Parteigrenzen<br />
hinweg auf die Agenda bringt.<br />
Im Folgenden stellen sich drei unterschiedliche<br />
Partner des OWF.ZUKUNFT<br />
dem Thema Digitalisierung. Mehr davon<br />
gibt es am 9. und 10. November <strong>2017</strong> in<br />
Bad Saarow.<br />
<br />
Frank Nehring<br />
Bildung in der digitalen Zeit<br />
Die Digitalisierung stellt unsere Gesellschaft<br />
vor große Herausforderungen.<br />
Wissen verändert sich in unserer Zeit<br />
so rasant, dass die klassische schulische<br />
Bildung nicht mehr ausreicht, um die notwendigen<br />
Kompetenzen für ein nachhaltig<br />
erfolgreiches Berufsleben zu erwerben.<br />
Bildung muss sich in der heutigen<br />
Zeit der Lebens- und Arbeitswelt der<br />
Menschen anpassen, die zunehmend<br />
von der Nutzung digitaler Technologien<br />
geprägt sind. Daher sollte der kompetente<br />
und sichere Umgang mit digitalen<br />
Technologien bereits im Schulunterricht<br />
erlernt werden. Digitale Kompetenz<br />
wird zur Schlüsselkompetenz für die Aneignung<br />
neuen Wissens in der Zukunft.<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel ist<br />
Wissenschaftlicher Institutsdirektor und<br />
CEO des Hasso-Plattner-Instituts.<br />
Zugleich stellt die Ausstattung deutscher<br />
Schulen mit technischer Infrastruktur<br />
Bund, Länder und Kommunen<br />
vor unüberwindbare Schwierigkeiten,<br />
da meist keine ausreichenden Ressourcen<br />
zur Verfügung stehen, um Computerkabinette<br />
oder Schularbeitsplätze<br />
mit hochwertiger und gut gewarteter<br />
Technik auszustatten. Beispiele aus<br />
der Wirtschaft haben gezeigt, dass die<br />
Nutzung von Cloud-Services einen Ausweg<br />
aus dem Fachkräftemangel im IT-<br />
Sektor und den Ausstattungsengpässen<br />
bietet, da Server nicht mehr vor Ort bereitgestellt<br />
und gewartet werden müssen,<br />
sondern nur noch „gemietet“ und<br />
beliebig erweitert werden können. Daher<br />
entwickelt das Hasso-Plattner-Ins-<br />
Fotos: W+M (oben), HPI/Kay Herschelmann (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
POLITIK | 39<br />
Kreativer Hochschulalltag am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.<br />
Fotos: HPI/Kay Herschelmann (oben), ILB/Sabine Engels (unten)<br />
titut seit 2016 in enger Kooperation<br />
mit dem Exzellenznetzwerk<br />
MINT EC und dem Bundesministerium<br />
für Bildung und<br />
Forschung eine „Schul-Cloud“<br />
für Deutschland.<br />
Die Grundidee der Schul-Cloud<br />
besteht darin, Lehrinhalte webbasiert<br />
allen und von überall<br />
aus über verteilte Server in<br />
Rechenzentren verfügbar zu<br />
machen. Dadurch werden der<br />
Zugriff von jedem Ort und der sinnvolle<br />
OWF.PARTNER<br />
HASSO-PLATTNER-INSTITUT (HPI)<br />
Das HPI in Potsdam ist Deutschlands universitäres<br />
Exzellenz-Zentrum für Digital<br />
Engineering. Die gemeinsam mit der Universität<br />
Potsdam gegründete Digital-Engineering-Fakultät<br />
bietet mit dem Bachelorund<br />
Master-Studiengang „IT-Systems Engineering“<br />
ein deutschlandweit einmaliges<br />
und praxisnahes ingenieurwissenschaftliches<br />
Informatikstudium an, das von derzeit<br />
circa 500 Studenten genutzt wird. Bei den<br />
CHE-Hochschulrankings belegt das HPI<br />
Spitzenplätze. Die HPI School of Design<br />
Thinking ist Europas erste Innovationsschule<br />
und bietet jährlich 240 Plätze für ein<br />
Zusatzstudium an. Das HPI ist international<br />
über Forschungsaußenstellen in den USA,<br />
China, Israel und Südafrika vernetzt.<br />
Einsatz im Unterricht erleichtert.<br />
Auf den Anzeigegeräten<br />
der Lehrer und Schüler muss<br />
dann keine Software mehr installiert<br />
und digitale Lerninhalte<br />
können dann so einfach in den<br />
Unterricht eingebaut werden,<br />
wie man eine Smartphone-<br />
App nutzt. Seit <strong>2017</strong> wird die<br />
Schul-Cloud an bundesweit<br />
26 Pilotschulen erprobt. Das<br />
Schul-Cloud-Projekt dient als<br />
Referenzmarke für die Zukunft<br />
digitaler Bildung in Deutschland.<br />
Von der Entwicklung der<br />
Schul-Cloud können<br />
nicht nur deutsche<br />
Schulen profitieren,<br />
sondern auch weitere<br />
Bildungseinrichtungen.<br />
Um lebenslanges<br />
Lernen neben<br />
Beruf und Familie organisieren<br />
zu können,<br />
wird es notwendig<br />
sein, dezentrale und<br />
flexible Bildungsmodelle<br />
zu entwickeln.<br />
Open Educational<br />
Resources (OER)<br />
und EdTechs (Educational Technology)<br />
bieten bereits Bildungsangebote, um sich<br />
in jeder Lebensphase, die notwendigen<br />
Kompetenzen für den beruflichen Erfolg<br />
anzueignen. Ähnlich wie bei der Schul-<br />
Cloud könnten sämtliche digitalen Lernangebote<br />
webbasiert über eine deutschlandweite<br />
qualitätsgesicherte „Bildungscloud“<br />
angeboten werden.<br />
Christoph Meinel<br />
Digitalisierung in<br />
Brandenburg<br />
Tillmann Stenger ist Vorstandsvorsitzender<br />
der Investitionsbank<br />
des Landes Brandenburg (ILB).<br />
Der Beginn des digitalen Informationszeitalters<br />
stellt eine der einschneidendsten<br />
Veränderungen für unsere heutige<br />
Gesellschaft dar. Er betrifft nicht nur<br />
die Art und Weise, wie wir<br />
zum Beispiel Fotos aufnehmen,<br />
Medien rezipieren,<br />
Informationen<br />
teilen, Musik hören,<br />
sondern auch wie<br />
unsere Unternehmen<br />
Produkte produzieren,<br />
Dienstleistungen<br />
anbieten und<br />
Bedarfe erfassen. In<br />
der Konsequenz bietet<br />
die Digitalisierung<br />
in ihren vielfältigen<br />
Ausprägungen<br />
die aktuell größten<br />
Chancen für die Weiterentwicklung<br />
unserer Wirtschaft, stellt<br />
gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung<br />
im Rahmen der Wettbewerbsfähigkeit<br />
dar.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
40 | W+M POLITIK<br />
Estland treibt Digitalisierung<br />
in Europa voran<br />
Estlands Ruf als digitale Gesellschaft hat<br />
sich im allgemeinen Bewusstsein fest<br />
verankert. Wahr ist, dass Estland gerade<br />
im Bereich der e-Verwaltung und digitaler<br />
Dienstleistungen eine Vorreiterrolle<br />
beanspruchen darf, denn diese bedeuten<br />
für die Esten nicht nur eine Alternative zu<br />
den traditionellen Lösungen, sondern bilden<br />
eine Norm für sie.<br />
Estland ist Vorreiter bei der Digitalisierung.<br />
Die Landesregierung Brandenburgs hat daher<br />
im März <strong>2017</strong> den Startschuss für die<br />
Entwicklung einer Strategie zur Digitalisierung<br />
der Brandenburger Wirtschaft gegeben.<br />
Gemeinsam mit den Industrie-<br />
und Handelskammern sowie<br />
den Handwerkskammern des<br />
Landes haben auch bereits erste<br />
Digitalisierungsdialoge stattgefunden,<br />
bei denen sich Unternehmen<br />
aktiv an der Erarbeitung<br />
der Strategie beteiligen konnten.<br />
Einer aktuellen Studie zum Thema<br />
Wirtschaft 4.0 in Brandenburg<br />
zufolge sehen 77 Prozent<br />
der Firmen die notwendigen Investitionen<br />
als größte Herausforderung<br />
bei der Anpassung an die<br />
digitalen Erfordernisse an. Genau dort können<br />
wir als Förderbank des Landes die Unternehmen<br />
zielgerichtet unterstützen.<br />
OWF.PARTNER INVESTITIONSBANK<br />
DES LANDES BRANDENBURG (ILB)<br />
Die ILB ist die Förderbank des Landes<br />
Brandenburg. Ihr Kerngeschäft ist die Förderung<br />
öffentlicher und privater Investitionsvorhaben<br />
in den Bereichen Wirtschaft,<br />
Arbeit, Infrastruktur und Wohnungsbau.<br />
Die ILB gewährt Zuschüsse, zinsgünstige<br />
Darlehen sowie Risiko- und Beteiligungskapital<br />
aus Mitteln des Landes, des Bundes,<br />
der Europäischen Union sowie aus Eigenmitteln.<br />
Mit einem bisherigen Fördervolumen<br />
von knapp 38 Milliarden Euro hat<br />
die ILB Investitionen in Höhe von 76 Milliarden<br />
Euro angeschoben und damit einen<br />
bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen<br />
und sozialen Entwicklung Brandenburgs<br />
geleistet.<br />
So wurde vor Kurzem beispielsweise der<br />
Brandenburgische Innovationsgutschein<br />
neu aufgelegt. Mit diesem Programm<br />
können wir jetzt auch die Vorbereitung<br />
und Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen<br />
mit insgesamt<br />
bis zu 600.000 Euro bezuschussen.<br />
Auch unser Brandenburg-Kredit<br />
innovativ mit<br />
Haftungsfreistellung kann mittlerweile<br />
für die Finanzierung von<br />
Digitalisierungsprojekten genutzt<br />
werden. Personelle Ressourcen<br />
werden häufig als weiteres<br />
Hemmnis bei Digitalisierungsmaßnahmen<br />
angeführt.<br />
Mit dem Programm Brandenburger<br />
Innovationsfachkräfte<br />
können Innovationsassistenten in Unternehmen<br />
beschäftigt werden, wobei bis zu<br />
1.560 Euro an monatlichen Lohnkostenzuschüssen<br />
möglich sind.<br />
Unsere Verantwortung endet aber nicht<br />
bei den Unternehmen. Als modernes Förderinstitut<br />
müssen wir uns auch selbst an<br />
die neuen Erfordernisse anpassen. Daher<br />
haben wir unsere internen Prozesse mittlerweile<br />
konsequent auf die elektronische<br />
Förderakte umgestellt, um das papierlose<br />
Büro voranzutreiben. Außerdem ermöglichen<br />
wir unseren Kunden eine Online-Antragstellung,<br />
die im Laufe dieses Jahres<br />
weiter optimiert und noch benutzerfreundlicher<br />
werden soll. So möchten wir, Hand<br />
in Hand mit den Brandenburger Unternehmen,<br />
die vielfältigen Chancen der Digitalisierung<br />
voll ausnutzen, um das Land noch<br />
wettbewerbsfähiger zu machen und in der<br />
Folge auch die Lebensqualität zu erhöhen.<br />
Tillmann Stenger<br />
Heute kann sich keiner in Estland mehr<br />
vorstellen, für die wichtigen Dinge des<br />
Alltags Zeit, Nerven, Geld oder Papier zu<br />
verschwenden. Das umfangreiche Angebot<br />
an digitalen Dienstleistungen, zusammen<br />
mit der einzigen e-Identität der<br />
Welt, die eine digitale Unterschrift mit<br />
der eigenhändigen gleichsetzt, womit<br />
sich jeder in der e-Verwaltung authentifizieren<br />
kann, macht es möglich. Gerade<br />
weil es so einfach ist und einwandfrei<br />
funktioniert, reicht der Este zum Beispiel<br />
seine Steuererklärung online ein, bewertet<br />
die Schulnoten seiner Kinder in der<br />
e-Schule und nimmt an den e-Wahlen<br />
teil.<br />
Ein digitaler Staat ist aber nie vollkommen<br />
fertig und muss kontinuierlich weiterentwickelt<br />
werden. So hat unser Land<br />
vor ein paar Jahren etwas Einzigartiges<br />
auf den Weg gebracht – es bietet für alle,<br />
die von der bürokratiearmen Verwaltung<br />
in Estland profitieren möchten, die Möglichkeit<br />
an, sich für die e-Residency zu bewerben.<br />
Mit einer e-Residency-Karte ist<br />
man in Estland immer online, ganz gleich,<br />
wo man sich auch befindet. Man kann<br />
zum Beispiel aus jedem Winkel der Welt<br />
Verträge in Estland unterzeichnen, ein<br />
Unternehmen digital gründen und eine<br />
entsprechende Berichterstattung digital<br />
einreichen.<br />
Andererseits ist man in Estland gerade<br />
dabei, proaktive Dienstleistungen für estnische<br />
Staatsbürger zu entwickeln – bekommt<br />
etwa ein Bürger das Anrecht auf<br />
eine Leistung des Staates, muss er selbst<br />
keinen Antrag stellen, denn der Staat informiert<br />
ihn digital über seine Rechte und<br />
Möglichkeiten.<br />
Foto: Botschaft der Republik Estland<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
POLITIK | 41<br />
Foto: Botschaft der Republik Estland<br />
Ab und zu sagen andere<br />
Länder, dass<br />
das alles zwar interessant,<br />
aber ohne<br />
eine flächendeckende<br />
digitale Infrastruktur<br />
nicht realisierbar<br />
sei. Zu der Zeit, als<br />
Estland anfing, die<br />
Informationsgesellschaft<br />
aufzubauen – also vor zwei Jahrzehnten<br />
– gab es kaum Internet und fast<br />
keine Geräte, um das Internet anzuwenden.<br />
Der erste Schritt in Richtung Digitalisierung<br />
war das Online-Banking. Also<br />
ist es durchaus möglich, die unterschiedlichen<br />
Dimensionen parallel auszubauen.<br />
William Mart Laanemäe ist Botschafter<br />
der Republik Estland in Deutschland.<br />
In Estland ist man der Meinung, dass digitale<br />
Lösungen in allen Bereichen hilfreich<br />
sind und eine freie UND geschützte digitale<br />
Welt möglich ist. Estland steht in der<br />
EU an erster Stelle im Bereich von Cybersecurity<br />
und ist zugleich weltführend in Internetfreiheit.<br />
Europa<br />
braucht Mut zur<br />
Digitalisierung, um<br />
mit dem technologischen<br />
Fortschritt<br />
mitzuhalten, der den<br />
Wandel des täglichen<br />
Lebens von Einwohnern,<br />
Unternehmen<br />
und Staaten prägt.<br />
Im zweiten Halbjahr <strong>2017</strong> hat Estland<br />
den Vorsitz im Rat der Europäischen Union<br />
inne und das Land will sein Bestes tun,<br />
um digitale Themen in der Europäischen<br />
Union voranzutreiben.<br />
Auf der EU-Ebene sind insbesondere Themen<br />
aktuell wie der Ausbau des grenzüberschreitenden<br />
digitalen Handels und<br />
der digitalen Dienstleistungen für Verbraucher,<br />
Hersteller und Unternehmen. Im Fokus<br />
stehen auch eine moderne, zugängliche<br />
und sichere europaweite elektronische<br />
Kommunikation, ein Umfeld für das<br />
Anbieten von neuen innovativen Dienstleistungen<br />
sowie grenzüberschreitende<br />
öffentliche digitale Dienstleistungen zur<br />
Erleichterung des alltäglichen Lebens.<br />
William Mart Laanemäe<br />
OWF.PARTNER ESTLAND<br />
Estland ist ein europäisches Land an der<br />
Ostseeküste, das an Lettland und Russland<br />
grenzt und eine Seegrenze mit Schweden<br />
und Finnland besitzt. Von der Fläche her<br />
ist es etwas kleiner als Niedersachsen und<br />
zählt mit 1,3 Millionen Einwohnern etwa so<br />
viele wie München. Die Landessprache ist<br />
Estnisch, welche zu den finno-ugrischen<br />
Sprachen gehört. Die Republik Estland feiert<br />
im kommenden Jahr ihren 100. Geburtstag<br />
und hat sich weltweit einen Namen als<br />
digitaler Vorreiter gemacht. Im Bereich<br />
der Entwicklung von öffentlichen elektronischen<br />
Dienstleistungen steht Estland an<br />
der Weltspitze.<br />
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und Osten Deutschlands sicher und zuverlässig mit Strom. Immer mehr davon stammt aus<br />
erneuerbaren Quellen, die das Klima nicht belasten. Für diese umweltfreundliche Energie<br />
bauen wir unser Stromnetz aus. Dabei nehmen wir Rücksicht auf die Menschen und<br />
minimieren Eingriffe in die Natur durch ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.<br />
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© Jan Pauls
42 | W+M POLITIK<br />
Wie haben sich die Abgeordneten aus<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen um<br />
Unternehmen und Jobs gekümmert?<br />
DIE GROSSE<br />
W+M<br />
BUNDESTAGS<br />
BILANZ<br />
Der Wahltag rückt näher: Am 24. September<br />
<strong>2017</strong> entscheiden die Bundesbürger<br />
darüber, wer in den kommenden<br />
vier Jahren Deutschland führen<br />
wird. Sie sind aufgerufen, ihre Stimmen<br />
für den 19. Bundestag abzugeben. Zum<br />
achten Mal seit 1990 können sich auch<br />
die Ostdeutschen an der Bundestagswahl<br />
beteiligen. Aktuell vertreten 130 der insgesamt<br />
630 Bundestagsabgeordneten die<br />
neuen Bundesländer und Berlin im höchsten<br />
deutschen Parlament.<br />
Das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
zieht seit Jahresbeginn Bilanz. Dazu haben<br />
wir allen Abgeordneten aus Ostdeutschland<br />
und Berlin eine Frage gestellt:<br />
Was haben Sie konkret für die regionale<br />
Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis in<br />
der <strong>2017</strong> zu Ende gehenden Wahlperiode<br />
geleistet?<br />
Lesen Sie im vierten und letzten Teil unserer<br />
Serie, wie sich die Volksvertreter<br />
aus Sachsen-Anhalt und Thüringen um<br />
Unternehmen, Infrastruktur und Jobs in<br />
den insgesamt 17 Wahlkreisen gekümmert<br />
haben.<br />
<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
Fotos: pure-life-pictures (oben),<br />
arborpulchra (unten), beide fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
BUNDESTAGSBILANZ SACHSEN-ANHALT | 43<br />
Manfred Behrens, 60<br />
Börde – Jerichower Land<br />
Heike Brehmer, 54<br />
Harz<br />
Roland Claus, 62<br />
Burgenland – Saalekreis<br />
Fotos: Deutscher Bundestag/Renate Blank, Foto-Objekt-Design Koglin, Bundestagsfraktion Die Linke, Bundestagsfraktion CDU/CSU, Susie Knoll, Bundestagsfraktion Die Linke (v. o. l. n. u. r.)<br />
Eine moderne und bedarfsorientierte Infrastruktur<br />
ist in meinem Flächenwahlkreis<br />
die Basis für eine florierende Wirtschaft.<br />
Die Unterstützung der Region beim zügigen<br />
flächendeckenden Breitbandausbau,<br />
die Baufreigabe für die B71n, die B188<br />
oder der Weiterbau der A14 sind einige<br />
Beispiele, wie ich durch die Schaffung<br />
neuer und Verbesserung bestehender Infrastruktur<br />
die Rahmenbedingungen für<br />
die lokale Wirtschaft verbessert habe. So<br />
konnten bestehende Unternehmen ihre<br />
Wirtschaftlichkeit verbessern und neue<br />
Unternehmen ansiedeln.<br />
Kees de Vries, 61<br />
Anhalt<br />
Ich habe mich wiederholt deutlich für die<br />
Durchführung von Maßnahmen zur weiteren<br />
Schiffbarkeit der Saale ausgesprochen<br />
und bei verschiedenen Stellen für<br />
deren Planung und Umsetzung geworben.<br />
Erste Schritte werden mit der grundhaften<br />
Sanierung von Schleusen in meinem<br />
Wahlkreis nun unternommen. Die<br />
durch Ihr Medium gemachte Beschränkung<br />
der Zeichen macht eine sachliche<br />
Beantwortung der Frage unmöglich. Für<br />
meinen Wahlkreis wurden im Rahmen<br />
von ZIM und IGF 1,8 Millionen Bundesmittel<br />
bereitgestellt.<br />
Meine Unterstützung gilt zahlreichen<br />
lokalen Projekten und Anliegen, darunter<br />
wichtige Verkehrsprojekte im Harzund<br />
Salzlandkreis, Förderung des Breitbandausbaus,<br />
Maßnahmen zur Fachkräftesicherung,<br />
Bürokratieabbau, Erhalt und<br />
Ausbau des Bundeswehrstandorts, Förderung<br />
von Bildungs- und Forschungsprojekten,<br />
Förderung von Kitas zur Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf sowie<br />
Förderung von Denkmalsanierung und<br />
aktive Werbung für unsere Reiseregion<br />
zur Stärkung des wichtigen Wirtschaftszweigs<br />
Tourismus.<br />
Dr. Karamba Diaby, 55<br />
Halle<br />
Als Sozialdemokrat halte ich die Einführung<br />
des Mindestlohns für eine wesentliche<br />
Errungenschaft dieser Legislaturperiode.<br />
Gut bezahlte Mitarbeiter arbeiten<br />
dauerhaft produktiv und schützen effektiv<br />
vor Konkurrenzdruck durch Lohndumping.<br />
Zugunsten der Unternehmen in meinem<br />
Wahlkreis habe ich mich zudem für<br />
die Aufstockung des Zentralen Innovationsprogramms<br />
Mittelstand (ZIM) um<br />
fünf Millionen Euro stark gemacht. Gerade<br />
forschungsintensive Unternehmen<br />
in der Region wie SONOTEC profitieren<br />
davon.<br />
Meine Unterstützung für die regionale<br />
Wirtschaft erfolgte vor allem durch die Arbeit<br />
als Obmann im Haushaltsausschuss.<br />
Hier habe ich mich eingesetzt für: ein Güterverteilzentrum<br />
chemischer Produkte<br />
aus Leuna, den Bau der Ortsumgehungsstraßen<br />
der B91 bei Zeitz, die Förderung<br />
von Südzucker in Zeitz, eine günstige Fernbahnanbindung<br />
von Naumburg, Weißenfels<br />
und Merseburg nach Fertigstellung der<br />
ICE-Trasse und der Erhaltung des Bahnhofs<br />
Weißenfels in kommunaler Hand, die Förderung<br />
des Weinbaus an Saale und Unstrut,<br />
den Zementstandort Karsdorf.<br />
Dr. Rosemarie Hein, 64<br />
Magdeburg<br />
Leider bekommen Vorschläge der Opposition<br />
fast nie die Zustimmung der Koalitionsfraktionen.<br />
Als Bildungspolitikerin<br />
habe ich mich um die bessere Ausbildung<br />
von Fachkräften gekümmert und<br />
für den Erfolg der Assistierten Ausbildung<br />
gekämpft. Dazu wurden mehrere<br />
Gespräche in meinem Wahlkreis mit der<br />
Bundesagentur für Arbeit und der Handwerkskammer<br />
geführt. Ich setzte mich in<br />
Anträgen auch für ihre Verstetigung ein.<br />
Ein zweiter Punkt war die bessere Forschungsförderung<br />
für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
44 | W+M POLITIK<br />
Jörg Hellmuth, 59<br />
Altmark<br />
Marina Kermer, 57<br />
Altmark<br />
Jan Korte, 40<br />
Anhalt<br />
Das wichtigste Vorhaben in dieser Wahlperiode<br />
war für mich die Aufnahme der<br />
A14 in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegplanes.<br />
Damit ist die Finanzierung<br />
der Fortführung des Baus gesichert.<br />
Da sich die Landesregierung und<br />
der BUND e. V. auf einen Vergleich einigten<br />
und der BUND seine Klage beim Bundesverwaltungsgericht<br />
zurücknahm, steht<br />
nun einem zügigen Weiterbau nichts mehr<br />
im Wege. Dadurch wird nicht nur die heimische<br />
Wirtschaft gestärkt, sondern auch<br />
neue Investoren gewonnen.<br />
BUNDESTAGSWAHLKREISE<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
66 Altmark<br />
67 Börde – Jerichower<br />
Land<br />
68 Harz<br />
69 Magdeburg<br />
68<br />
67<br />
66<br />
69<br />
71<br />
74 72<br />
73<br />
70 Dessau –<br />
Wittenberg<br />
71 Anhalt<br />
72 Halle<br />
73 Burgenland-<br />
Saalekreis<br />
74 Mansfeld<br />
70<br />
Die Förderung von Unternehmen und<br />
der Erhalt von Arbeitsplätzen sind wichtige<br />
Ziele meiner Arbeit. Dafür braucht<br />
es eine gute Infrastruktur. Einerseits auf<br />
Straße und Schiene, wofür ich mich im<br />
Bundesverkehrswegeplan 2030 erfolgreich<br />
eingesetzt habe, als auch den gezielten<br />
Breitbandausbau. Überdies setze<br />
ich mich gegen Lohndumping ein. Der<br />
Mindestlohn war ein entscheidender<br />
Schritt in diese Richtung und ich stehe<br />
für faire Energiepreise, etwa durch die<br />
Fortführung der atypischen Netznutzung.<br />
Katrin Kunert, 53<br />
Altmark<br />
Einem Landwirt aus meiner Region habe<br />
ich im Bundestag Gehör verschafft und<br />
die Lösung seines Problems – die nicht<br />
gerechtfertigte steuerliche Einstufung<br />
von Futtermischfahrzeugen – angestoßen.<br />
CDU/CSU und SPD gaben zu,<br />
dass es hier Probleme gibt. Sie folgten<br />
zwar nicht meinem konkreten Vorschlag<br />
zur Änderung des Kfz-Steuergesetzes,<br />
schlugen aber vor, für diese Fahrzeuge<br />
eine andere Fahrzeugklasse zu schaffen,<br />
die sich entsprechend auf die Steuer<br />
auswirke. Damit wäre vielen Landwirten<br />
geholfen.<br />
Als Mitglied im BVMW-Kreisverband<br />
Dessau-Roßlau/Anhalt-Bitterfeld tausche<br />
ich mich regelmäßig über die wirtschaftliche<br />
Lage in der Region aus. Konkret<br />
setze ich mich mit meiner Fraktion<br />
DIE LINKE gegen die Sanktionen gegen<br />
Russland ein, unter denen vor allem Unternehmen<br />
in Ostdeutschland leiden. Erfolglos<br />
waren wir leider in dem Bestreben,<br />
die von der schwarz-roten Bundesregierung<br />
für <strong>2017</strong> angesetzten Kürzungen<br />
bei den Mitteln der Beauftragten für<br />
die neuen Bundesländer zu verhindern.<br />
Steffi Lemke, 49<br />
Dessau – Wittenberg<br />
Die von der Firma KD Elektroniksysteme<br />
GmbH in Zerbst entwickelte dimm-<br />
Light Technologie für Straßenbeleuchtung<br />
senkt die finanziellen Kosten für<br />
Kommunen, reduziert den Energieverbrauch<br />
und spart darüber CO 2<br />
ein. Diese<br />
dimmbare Straßenleuchte verbindet<br />
ökonomische und ökologische Innovation.<br />
Bisher wird diese Technologie nicht<br />
von der Bundesregierung unterstützt. Ich<br />
setze mich dafür ein, dass dimmLight als<br />
Klimaschutztechnologie von der Bundesregierung<br />
anerkannt wird und finanzielle<br />
Unterstützung erhält.<br />
Fotos: Laurence Chaperon, Benno Kraehahn, Bundestagsfraktion Die Linke (2), Bundestagsfraktion Bündnis '90/Die Grünen (v. o. l. n. u. r.), Quelle Schaubild: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
BUNDESTAGSBILANZ SACHSEN-ANHALT | 45<br />
Fotos: Susie Knoll, Bundestagsfraktion CDU/CSU, Bundestagsfraktion Die Linke, Laurence Chaperon, pure-life-pictures, arborpulchra, beide fotolia.com (v. o. l. n. u. r.), Quelle Schaubilder: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (links), Der Bundeswahlleiter (rechts)<br />
Burkhard Lischka, 52<br />
Magdeburg<br />
Ein Unternehmen für Fahrzeugtechnik<br />
aus meinem Wahlkreis hatte Schwierigkeiten,<br />
zwei syrische Flüchtlinge als Kfz-<br />
Elektriker einzustellen. Erst von der Arbeitsagentur<br />
in das Unternehmen vermittelt,<br />
sollten sie sodann ins Erstaufnahmeland<br />
Bulgarien abgeschoben werden.<br />
Einheimische Facharbeiter fand die Firma<br />
nicht, Aufträge blieben liegen. Durch<br />
Nachfragen und Vermittlung bei Arbeitsamt<br />
und Ausländerbehörde konnte ich<br />
dazu beitragen, dass die beiden Syrer<br />
doch in der Firma anfangen konnten.<br />
Tino Sorge, 42<br />
Magdeburg<br />
Als Wahlkreisabgeordneter bin ich Botschafter<br />
für die regionale Wirtschaft. Dabei<br />
liegt mir die Vernetzung von Wirtschaft<br />
und Wissenschaft am Herzen. Ich habe<br />
mich persönlich dafür eingesetzt, dass<br />
der Magdeburger Forschungscampus<br />
STIMULATE für innovative Medizintechnik<br />
eine Förderung von 30 Millionen Euro aus<br />
Bundesmitteln erhält. Zusätzliche Mittel<br />
konnten für den Breitbandausbau in Höhe<br />
von sieben Millionen Euro erstritten werden.<br />
Mit den Pflegegesetzen verbessern<br />
wir das Leben vieler Menschen und stärken<br />
die regionale Gesundheitswirtschaft.<br />
Ulrich Petzold, 65<br />
Dessau – Wittenberg<br />
Über mein Engagement im Ausschuss für<br />
Kultur und Medien konnte ich dazu beitragen,<br />
dass wir für das Reformationsjubiläum<br />
<strong>2017</strong> Investitionen in Millionenhöhe in<br />
die Infrastruktur in Wittenberg, aber auch<br />
in Dessau tätigen konnten. Das fängt beim<br />
Umbau des Hauptbahnhofs an und reicht bis<br />
zu den historischen Bauten in beiden Städten.<br />
Dies wird dieses Jahr viele hunderttausend<br />
Besucher in die Region locken und die<br />
kulturelle Vielfalt Mitteldeutschlands präsentieren.<br />
Das schafft und sichert viele Arbeitsplätze,<br />
auf die wir stolz sein können.<br />
ERGEBNIS DER<br />
BUNDESTAGSWAHL 2013<br />
FÜR SACHSEN-ANHALT<br />
CDU 41,2<br />
DIE LINKE 23,9<br />
SPD 18,2<br />
AFD 4,2<br />
GRÜNE 4,0<br />
FDP 2,6<br />
ANDERE 5,8<br />
Dr. Petra Sitte, 56<br />
Halle<br />
Ich unterstützte seit langem das Technologie-<br />
und Gründerzentrum „Weinberg-<br />
Campus“ in Halle und war dort bis 2014<br />
im Aufsichtsrat tätig. Gemeinsam mit dem<br />
Verband Innovativer Unternehmen (VIU)<br />
konnten wir zudem erreichen, dass das für<br />
KMU in Ostdeutschland wichtige Förderprogramm<br />
INNO-KOM-Ost erhalten und<br />
aufgestockt wird. Seit 2015 begleite ich<br />
als Mitglied des Senats die neu gegründete<br />
Zuse-Gesellschaft, in der sich gemeinnützige<br />
Industrieforschungseinrichtungen<br />
– auch aus Halle – organisieren.<br />
ERGEBNIS DER<br />
BUNDESTAGSWAHL 2013<br />
FÜR THÜRINGEN<br />
CDU 38,8<br />
DIE LINKE 23,4<br />
SPD 16,1<br />
GRÜNE 4,9<br />
FDP 2,6<br />
ANDERE 14,2<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
46 | W+M POLITIK<br />
Iris Gleicke, 52<br />
Suhl – Schmalkalden-Meiningen –<br />
Hildburghausen<br />
Katrin Göring-Eckardt, 50<br />
Gotha – Ilm-Kreis<br />
Mark Hauptmann, 32<br />
Suhl – Schmalkalden-Meiningen –<br />
Hildburghausen<br />
Ich habe mich unter anderem für den<br />
Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die<br />
Verbesserung der Breitbandversorgung<br />
eingesetzt. Als Ost- und Mittelstandsbeauftragte<br />
der Bundesregierung habe<br />
ich viele Unternehmen besucht und bei<br />
zahlreichen Terminen, unter anderem bei<br />
Veranstaltungen an der Fachhochschule<br />
Schmalkalden und bei der IHK Suhl, über<br />
Fördermöglichkeiten informiert und für<br />
Investitionen, Innovationen und Internationalisierung<br />
geworben, um dem Aufholprozess<br />
der ostdeutschen Wirtschaft<br />
neue Impulse zu verleihen.<br />
Christian Hirte, 40<br />
Eisenach – Wartburgkreis<br />
– Unstrut-Hainich-Kreis II<br />
Konkret für Unternehmen meiner Heimat war<br />
besonders wichtig der Weiterbau der Ortsumfahrung<br />
Bad Salzungen (B62). Außerdem<br />
bin ich froh, dass wir Förderprogramme speziell<br />
für kleinere und mittlere Unternehmen<br />
immer weiter ausgebaut haben. Allein in meinem<br />
Wahlkreis haben in den letzten Jahren<br />
über 300 Projekte profitiert, für die knapp<br />
18 Millionen Euro geflossen sind. Außerdem<br />
habe ich mich für eine Beteiligung des Bundes<br />
für das Reformationsjubiläum eingesetzt<br />
– am Ende 42 Millionen Euro. Dieses Geld<br />
war und ist gerade in der Wartburgregion ein<br />
Impuls für die Tourismuswirtschaft.<br />
Thüringen und mein Wahlkreis Gotha<br />
haben von der Windkraftenergie deutlich<br />
profitiert. Grüne Technologien sind<br />
die Zukunft und schaffen Arbeitsplätze.<br />
Deren Ausbau habe ich als Grüne-Fraktionsvorsitzende<br />
von Anfang gefördert.<br />
Für die Zukunft braucht es eine ökologische<br />
Modernisierung der Wirtschaft. Wir<br />
müssen heute schon an morgen denken.<br />
Deshalb hat meine Fraktion Erleichterungen<br />
bei den Unternehmensgründungen,<br />
Investitionen in Breitbandausbau und Bürokratieabbau<br />
durch E-Government beantragt.<br />
Steffen-Claudio Lemme, 52<br />
Kyffäuserkreis – Sömmerda<br />
– Weimarer Land I<br />
Als Hauptberichterstatter für das Umwelt-<br />
und Bauministerium habe ich im<br />
Haushaltsausschuss in den vergangenen<br />
Jahren viele Millionen Euro an Fördermitteln<br />
nach Thüringen holen können.<br />
Beispielsweise sind jüngst insgesamt<br />
acht Millionen Euro in die Sanierung<br />
des Sportzentrums „Am Göldner“<br />
in Sondershausen und das Kyffhäuser-<br />
Gymnasium Bad Frankenhausen geflossen.<br />
Die Gelder kommen unmittelbar der<br />
regionalen Wirtschaft zugute. Vor allem<br />
Handwerk und Einzelhandel profitieren<br />
von diesem Geld.<br />
Durch meine Mittelstandstour stehe ich in<br />
ständigem Austausch mit meiner heimischen<br />
Wirtschaft. Um Innovation und technologischen<br />
Fortschritt zu fördern, habe<br />
ich einen Unternehmerdialog „Digitalisierung<br />
in der Produktion“ initiiert. Von dem<br />
Austausch über digitale Lösungen und Automatisierungsstrategien<br />
kann vor allem<br />
der Mittelstand profitieren, indem neue<br />
Wege zur Effizienzsteigerung aufgezeigt<br />
werden. Zudem unterstütze ich die Unternehmen<br />
bei der Internationalisierung,<br />
durch die neue Arbeitsplätze geschaffen<br />
und Absatzmärkte erschlossen werden.<br />
Ralph Lenkert, 50<br />
Gera – Jena – Saale-Holzland-Kreis<br />
Gute Infrastruktur bringt Arbeit und stärkt<br />
die Wirtschaft. Gemeinsam mit dem<br />
Fernverkehrsbündnis Jena überzeugte<br />
ich die DB AG davon, mit neuen IC-<br />
Linien die ab 2023 wegfallenden ICE in<br />
Ostthüringen halbwegs zu ersetzen. Mit<br />
der Thüringer Landesregierung und geschickten<br />
Anträgen im Bundestag setzten<br />
wir 200 Millionen Euro mehr Regionalisierungsmittel<br />
für Ostdeutschland<br />
durch. Zusammen mit den Haushältern<br />
aller Fraktionen zwangen wir das Wirtschaftsministerium<br />
zur Aufstockung des<br />
Förderprogramms ZIM.<br />
Fotos: spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Bundestagsfraktion Bündnis '90/Die Grünen, Laurence Chaperon, Bundestagsfraktion CDU/CSU, Susie Knoll, Bundestagsfraktion Die Linke (v. o. l. n. u.)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
BUNDESTAGSBILANZ THÜRINGEN | 47<br />
Martina Renner, 50<br />
Gotha – Ilm-Kreis<br />
Tankred Schipanski, 40<br />
Gotha – Ilm-Kreis<br />
Carsten Schneider, 41<br />
Erfurt – Weimar – Weimarer Land II<br />
Fotos: Bundestagsfraktion Die Linke, Michael Reichel, Benno Kraehahn, Deutscher Bundestag/H. J. Müller (v. o. l. n. u.), Quelle Schaubild: www.wahlen.thueringen.de<br />
Als Politikerin habe ich die Beschäftigten<br />
von Bosch Solar und Schmitz Cargo<br />
Bull bei ihren arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen<br />
begleitet. Bei Besuchen<br />
in Berufsschulen erfuhr ich von den beruflichen<br />
Visionen der SchülerInnen, die<br />
ich in Gesprächen den Angestellten der<br />
Agenturen für Arbeit in meinem Wahlkreis<br />
vermittelte. Unter anderem habe<br />
ich den Unternehmen „Brandt“ und<br />
„Oettinger“ meine Unterstützung zugesichert.<br />
Weiteres Augenmerk gilt außerdem<br />
den innovativen Projekten der Technischen<br />
Universität Ilmenau.<br />
Johannes Selle, 61<br />
Kyffhäuserkreis – Sömmerda<br />
– Weimarer Land I<br />
Regelmäßig lade ich mit dem Landrat und<br />
dem Landtagsabgeordneten zum Unternehmerfrühstück<br />
ein. Über dieses Netzwerk<br />
etablierte sich ein reger Austausch<br />
zwischen Politik und Wirtschaft. Es geht<br />
um Verbesserungen der Kinderbetreuung,<br />
der öffentlichen Verkehrsanbindung, der<br />
Nachwuchsgewinnung. Als Mitglied des<br />
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung war es mir ein Anliegen,<br />
regionale Unternehmen mit afrikanischen<br />
Partnern ins Gespräch zu bringen.<br />
Unternehmen habe ich auf Fördermöglichkeiten<br />
der KfW hingewiesen und vermittelt.<br />
Als Forschungspolitiker engagiere ich mich<br />
für die auskömmliche Finanzierung meiner<br />
Heimatuniversität, der Technischen Universität<br />
Ilmenau sowie für mittelständische<br />
Forschungsförderprogramme wie ZIM,<br />
INNO-KOM-Ost, Unternehmen Region oder<br />
KMU innovativ, von denen viele Unternehmen<br />
in meinem Wahlkreis profitieren. Zudem finanziert<br />
der Bund in Ilmenau ein Kompetenzzentrum<br />
Industrie 4.0, wo unsere Unternehmen<br />
künftig praxisnahe Unterstützung erhalten. Im<br />
Digitalausschuss habe ich mich unter anderem<br />
erfolgreich für einen besseren Zugang zu<br />
Wagniskapital für Start-ups eingesetzt.<br />
BUNDESTAGSWAHLKREISE THÜRINGEN (2013)<br />
189 Eichsfeld – Nordhausen –<br />
Unstrut-Hainich-Kreis I<br />
190 Eisenach – Wartburgkreis –<br />
Unstrut-Hainich-Kreis II<br />
190<br />
189<br />
197<br />
192<br />
193<br />
191<br />
196<br />
Die Thüringer Wirtschaft hat sich sehr<br />
gut entwickelt. Allerdings: Die geringe<br />
Quote für Forschung und Entwicklung<br />
sowie die Digitalisierung stellen enorme<br />
Herausforderungen dar. Mein persönliches<br />
Highlight der Legislaturperiode<br />
ist daher, dass es mir mit großem<br />
Aufwand gelungen ist, das Institut für<br />
Big und Smart Data des Deutschen Zentrums<br />
für Luft- und Raumfahrt in Jena<br />
anzusiedeln. Ein Institut mit bis zu 160<br />
Forschungsarbeitsplätzen, welches viele<br />
Entwicklungspotenziale für die Thüringer<br />
Wirtschaft bietet.<br />
191 Kyffhäuserkreis – Sömmerda –<br />
Weimarer Land I<br />
192 Gotha – Ilm-Kreis<br />
193 Erfurt – Weimar – Weimarer Land II<br />
194 Gera – Jena – Saale-Holzland-Kreis<br />
195 Greiz – Altenburger Land<br />
196 Sonneberg – Saalfeld-Rudolstadt –<br />
Saale-Orla-Kreis<br />
197 Suhl – Schmalkalden-Meiningen –<br />
Hildburghausen<br />
194<br />
195<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
48 | W+M POLITIK BUNDESTAGSBILANZ THÜRINGEN<br />
Kersten Steinke, 58<br />
Kyffhäuserkreis – Sömmerda<br />
– Weimarer Land I<br />
Frank Tempel, 48<br />
Greiz – Altenburger Land<br />
Antje Tillmann, 52<br />
Erfurt – Weimar – Weimarer Land II<br />
Als Vorsitzende des Petitionsausschusses<br />
und als Mitglied der Fraktion der Linken<br />
habe ich vorrangig mit den Sorgen<br />
und Nöten der Bürgerinnen und Bürger<br />
zu tun. Im Wahlkreis unterstütze ich vor<br />
allem soziale, kulturelle sowie ehrenamtliche<br />
Projekte und Einrichtungen, wovon<br />
auch die Wirtschaft in meiner Region profitiert.<br />
In diesem Jahr besuchte ich in meinem<br />
Wahlkreis landwirtschaftliche Betriebe.<br />
Dabei zeigte sich, dass die Novellierung<br />
des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />
für eine Agrargenossenschaft ein besonderes<br />
Problem darstellte. Die Betreibung<br />
der genossenschaftseigenen Biogasanlagen<br />
sollte stark eingeschränkt werden.<br />
Diese Informationen aus der Praxis halfen,<br />
in den weiteren Beratungen die Gesetzesvorlage<br />
zu verändern. Nun ist für<br />
die nächsten fünf Jahre der Weiterbetrieb<br />
auch älterer Biogasanlagen gesichert.<br />
Wir verbessern die Eigenkapitalbasis junger<br />
innovativer Unternehmen – in Thüringen<br />
etwa 100 – durch eine für Kapitalgeber<br />
bessere Verlustnutzung. Arbeitsplätze<br />
sichern wir auch durch die mittelständische<br />
Forschungsförderung, von der in<br />
meinem Wahlkreis bisher 400 Firmen<br />
profitiert haben. Wir stellen nun jährlich<br />
85 Millionen Euro mehr bereit als noch<br />
2013. Mit der Neutralisierung der kalten<br />
Progression und der Erhöhung von<br />
Grund- und Kinderfreibetrag entlasten wir<br />
die Steuerzahler zudem mit 25 Milliarden<br />
Euro bis 2018.<br />
Diese Abgeordneten haben<br />
sich nicht geäußert<br />
Dr. Christoph Bergner, 68<br />
CDU, Halle<br />
Volkmar Vogel, 58<br />
Greiz – Altenburger Land<br />
Als Baupolitiker aus Ostthüringen setze<br />
ich mich für lebenswerte Städte und<br />
Gemeinden ein. Das zentrale Instrument<br />
zur Gestaltung dieser attraktiven Wohnund<br />
Arbeitsstätten ist die Städtebauförderung.<br />
Satte 790 Millionen Euro stellt<br />
der Bund <strong>2017</strong> dafür bereit. Allein 75 Millionen<br />
Euro fließen davon in nationale Projekte.<br />
Auch Thüringen profitiert enorm. In<br />
meinem Wahlkreis gehören vor allem Altenburg<br />
und Greiz zu den Hauptbegünstigten<br />
der vom Staat geförderten Stadtplanung.<br />
Dr. Albert Weiler, 51<br />
Gera – Jena – Saale-Holzland-Kreis<br />
Ich bringe Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
mit Regierungsmitgliedern zum Austausch<br />
über arbeitsmarktpolitische Belange<br />
zusammen. Ich schaffe Arbeitsplätze,<br />
indem ich für die Wirtschaft in meinem<br />
Wahlkreis mein weltweit sehr gutes<br />
Netzwerk nutze und so zielgerichtet wirtschaftliche<br />
Kooperationen anstoße und<br />
fördere. Ferner sind durch mein engagiertes<br />
Zutun zum Beispiel Fördermittel des<br />
Bundes über 180 Millionen Euro direkt<br />
und indirekt in die Wirtschaft geflossen,<br />
was unter anderem zu neuen Arbeitsplätzen<br />
führte.<br />
Manfred Grund, 61<br />
CDU, Eichsfeld – Nordhausen –<br />
Unstrut-Hainich-Kreis I<br />
Uda Heller, 65<br />
CDU, Mansfeld<br />
Sigrid Hupach, 48<br />
Die Linke, Eichsfeld – Nordhausen –<br />
Unstrut-Hainich-Kreis I<br />
Carola Stauche, 65<br />
CDU, Sonneberg – Saalfeld-<br />
Rudolstadt – Saale-Orla-Kreis<br />
Dieter Stier, 52<br />
CDU, Burgenland – Saalekreis<br />
Waltraud Wolff, 61<br />
SPD, Börde – Jerichower Land<br />
Fotos: Bundestagsfraktion Die Linke (2), Michael Voigt, Leif Erichsen, Laurence Chaperon (v. o. l. n. u. r.)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
RATGEBER RECHT | 49<br />
Foto: AllebaziB/fotolia.com, Quelle: www.kostenlose-urteile.de<br />
Urteile für Unternehmer<br />
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für Sie zusammengestellt<br />
Marketing<br />
Werbeanzeigen müssen fundierte<br />
Informationen über Anbieter enthalten<br />
Eine Werbeanzeige für Produkte muss Informationen<br />
über deren Anbieter beinhalten,<br />
die eine fundierte Kaufentscheidung<br />
ermöglichen. Dies geht aus einer Entscheidung<br />
des Gerichtshofs der Europäischen<br />
Union (EuGH) hervor.<br />
Im vorliegenden Fall klagte der Verband<br />
Sozialer Wettbewerb (dem vor allem Versandhändler<br />
und Elektronikgeschäfte angehören)<br />
gegen DHL auf Unterlassung der<br />
Veröffentlichung von Werbeanzeigen zum<br />
Erwerb von Produkten über die Verkaufsplattform<br />
von DHL Paket, ohne dabei Firma<br />
und Anschrift des tatsächlichen Anbieters<br />
der Produkte anzugeben. DHL Paket<br />
bot in der Bild am Sonntag Produkte zum<br />
Verkauf an und verwies dabei auf die eigens<br />
betriebene Online-Verkaufsplattform<br />
„MeinPaket.de”. Dort fand der Leser der<br />
Anzeige die Produkte und kam über weitere<br />
Klicks zu deren eigentlichen Anbietern.<br />
Nach der EU-Richtlinie über unlautere<br />
Geschäftspraktiken von 20<strong>05</strong> müssen<br />
dem Verbraucher wesentliche Informationen<br />
zur Verfügung gestellt werden, die er<br />
benötigt, um eine fundierte Kaufentscheidung<br />
treffen zu können. Hierzu gehören<br />
auch Identität und Anschrift des Anbieters.<br />
Der Bundesgerichtshof (BGH) legte dem<br />
EuGH daher die Frage vor, ob diese generell<br />
schon in der Zeitungswerbung angegeben<br />
werden müssen, wenn die Informationen<br />
über den tatsächlichen Händler<br />
auf der dort angegebenen Website zu finden<br />
sind. Der EuGH stellte fest, dass eine<br />
Zeitungsanzeige wie die von DHL Paket<br />
unter Berücksichtigung aller Umstände<br />
(wie etwa Beschränkungen der Anzeigengröße)<br />
grundsätzlich die Informationspflichten<br />
erfüllen kann. Der Bundesgerichtshof<br />
habe im Einzelfall zu prüfen,<br />
ob die jeweiligen Umstände zu einer befriedigenden<br />
Informationserteilung führen.<br />
EuGH, C-146/16<br />
Arbeitsunfähigkeit<br />
Arbeitnehmer muss Wiedererlangung<br />
der Arbeitsfähigkeit beweisen<br />
Nach Ablauf von sechs Wochen hat ein<br />
Arbeitnehmer gemäß § 3 Abs. 1 des Entgeltfortzahlungsgesetzes<br />
(EFZG) kein Anspruch<br />
auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.<br />
Zwar entsteht der Anspruch neu,<br />
wenn der Arbeitnehmer die Arbeitsfähigkeit<br />
wiederlangt hatte und nunmehr erneut<br />
erkrankt ist, dies gilt aber nicht für eine<br />
Fortsetzungserkrankung.<br />
Ein Rohrnetzmonteur litt zum Ende seines<br />
Arbeitsverhältnisses unter diversen gesundheitlichen<br />
Einschränkungen. Er war<br />
bereits über mehrere Monate arbeitsunfähig<br />
krankgeschrieben, als seine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
an einem Freitag<br />
endete. Eine erneute Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
stellte der Hausarzt erst<br />
am Montag aus. Der Rohrnetzmonteur<br />
führte an, dass die erneute Krankschreibung<br />
auf einer neuen Erkrankung beruhe<br />
und verlangte daher ab dem Montag eine<br />
Entgeltfortzahlung. Das Arbeitsgericht<br />
(AG) Siegburg ging davon aus, dass keine<br />
Fortsetzungserkrankung vorgelegen habe.<br />
Das Landesarbeitsgericht (LAG) Köln hingegen<br />
entschied zu Gunsten der Arbeitgeberin<br />
und hob die Vorentscheidung auf.<br />
Dem Arbeitnehmer stehe kein Anspruch<br />
auf Entgeltfortzahlung für den Krankheitsfall<br />
zu, da er an besagtem Montag schon<br />
länger als sechs Wochen krankgeschrieben<br />
gewesen sei. Das Risiko, nicht mehr<br />
feststellen zu können, ob die Arbeitsunfähigkeit<br />
infolge einer bestimmten Krankheit<br />
erst ab dem vom behandelnden Arzt attestierten<br />
Zeitpunkt bestanden habe oder<br />
schon während einer unmittelbar vorangegangenen<br />
sechswöchigen Arbeitsunfähigkeit<br />
aufgrund einer anderen Krankheit<br />
eingetreten sei, treffe den Arbeitnehmer.<br />
LAG Köln, 12 Sa 453/16<br />
Umsatzsteuer<br />
Kopie von Rechnungskopie bei<br />
Umsatzsteuer-Vergütung ausreichend<br />
Die Kopie einer Rechnungskopie ist eine<br />
Kopie der Rechnung. Dies hat der Bundesfinanzhof<br />
(BFH) in seiner Entscheidung<br />
bekanntgegeben. Die Entscheidung betrifft<br />
das sogenannte Vergütungsverfahren,<br />
nach dem im Ausland ansässige Unternehmer<br />
ihre im Inland abziehbaren Vorsteuerbeträge<br />
vergütet erhalten.<br />
Nach einer Neuregelung im Jahr 2010<br />
muss der erforderliche Antrag auf elektronischem<br />
Weg gestellt werden. Diese Form<br />
soll das Verfahren vereinfachen, macht<br />
aber die bis dahin erforderliche Übersendung<br />
von Originalunterlagen unmöglich.<br />
Seit 2010 hat der Antragsteller daher die<br />
Rechnungen, aus denen sich die zu vergütenden<br />
Vorsteuerbeträge ergeben, „auf<br />
elektronischem Weg” in Kopie zu übermitteln.<br />
Im vorliegenden Streitfall hatte<br />
die Klägerin die auf elektronischem Weg<br />
einzureichenden Rechnungskopien nicht<br />
vom Original der Rechnung, sondern von<br />
einer Rechnungskopie, die mit dem Zusatz<br />
„Copy 1” versehen war, angefertigt. Das<br />
Bundeszentralamt für Steuern versagte<br />
deshalb den Vorsteuerabzug. Der hiergegen<br />
eingereichten Klage gab das Finanzgericht<br />
statt. Der BFH bestätigte die Entscheidung<br />
der Vorinstanz. Nach seinem<br />
Urteil handelt es sich bei der Kopie einer<br />
Kopie des Originals mittelbar um eine Kopie<br />
des Originals und damit um eine originalgetreue<br />
Reproduktion. Für ein Erfordernis,<br />
die elektronische Kopie von einer Originalurkunde<br />
anzufertigen, sei kein Sachgrund<br />
ersichtlich. Zu beachten ist, dass<br />
sich die Rechtslage ab 2015 wiederum<br />
geändert hat. Nach dem heute geltenden<br />
Recht müssen eingescannte Originale eingereicht<br />
werden.<br />
BFH, V R 54/16<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
50 | W+M RATGEBER<br />
Eine (Geschäfts-)Reise<br />
in den Burnout und wieder hinaus<br />
Menschen, die Dinge voranbringen<br />
und sich engagieren, die<br />
für ein Projekt, die eigene Firma<br />
oder den ganz eigenen Traum brennen,<br />
sind „Unternehmer/brennende Hamster“<br />
im besten Wortsinne. Sie werfen<br />
sich mit Elan und Enthusiasmus ins tägliche<br />
Hamsterrad und lassen sich nicht<br />
von ihrem Weg abbringen. Erfolgreiche<br />
Menschen, könnte man meinen. Jedoch<br />
geht dieses Engagement oft zu Lasten<br />
der seelischen oder körperlichen Verfassung.<br />
In der Regel nicht sofort. Es passiert<br />
eher schleichend, zunächst oft unbemerkt.<br />
Wie schnell aus Brennen Verbrennen<br />
werden kann, mussten in den<br />
letzten Jahren immer mehr Menschen<br />
erfahren – nicht selten auch die Gruppe<br />
der Selbstständigen und Unternehmer.<br />
Was ist ein Burnout?<br />
Und ist er so plötzlich auf der Bildfläche<br />
erschienen wie der berühmte Springclown<br />
aus der Box? Nein, beileibe nicht.<br />
Das Phänomen permanenter Erschöpfungszustände,<br />
verminderter Leistungsfähigkeit<br />
und depressiver Stimmung<br />
ist bekannt, seitdem Menschen sich mit<br />
der strukturierten Erfassung von Krankheiten<br />
befassen. Bis in die 1970er-Jahre<br />
wurde dieser Zustand, oft begleitet<br />
durch Muskelbeschwerden, Schwindelgefühle,<br />
Kopfschmerzen, Schlafstörungen,<br />
Entspannungsunvermögen,<br />
Reizbarkeit und Verdauungsbeschwerden,<br />
depressive Stimmungslage und<br />
Angstsymptomatik unter dem Namen<br />
Neurasthenie geführt. Wenn man diagnostische<br />
Spitzfindigkeiten und historische<br />
Zusammenhänge beiseitelässt und<br />
sich anschaut, was ein Burnout beim<br />
einzelnen Betroffenen bewirkt, so ist<br />
es wohl am griffigsten, wenn man ihn<br />
als „Entzündung der Seele“ beschreibt,<br />
die sich auf den ganzen Körper auswirkt.<br />
Der Weg in den Burnout<br />
Ein Burnout entsteht durch (unbewältigten)<br />
Stress, garniert mit einer ordentlichen<br />
Prise Frust. Einmaliger Stress ist<br />
dabei kein Problem. Selbst kurzfristiger<br />
hoher Stress ist für Menschen noch gut<br />
zu ertragen. Man reagiert gelegentlich<br />
„gereizt“, kokelt vielleicht etwas, kann<br />
sich in der Regel aber relativ schnell wieder<br />
regenerieren. Fortwährender, sich<br />
selbst potenzierender Stress aber ist<br />
Gift für eine sich im Hamsterrad befindliche<br />
Person. Wenn keine Verarbeitung<br />
(beispielsweise durch regelmäßige Pausen<br />
und andere Ausgleichmechanismen)<br />
stattfindet, kann auch keine Heilung erfolgen.<br />
Findet keine Heilung statt, beginnt<br />
sich das Hamsterrad immer schneller<br />
zu drehen. Irgendwann ist dann die<br />
nächste, die eine stressige Situation, der<br />
Tropfen, der das Fass zum Überlaufen,<br />
das System aus dem Gleichgewicht, den<br />
„Hamster” zum (Aus-)Brennen bringt.<br />
Foto: opticaltech/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
MANAGEMENT | 51<br />
Axel Berger hat zusammen mit Thorsten<br />
Thews das Buch „Die brennenden Hamster“<br />
(schardt Verlag, 19,80 €) veröffentlicht.<br />
Das 270-seitige Werk enthält unterhaltsame<br />
Tipps und Geschichten zum Thema Burnout<br />
aus der Praxis, inklusive Selbsttest und<br />
interessante „Wachmacher“.<br />
Skype, Telefon, et cetera), auf die im Nu<br />
reagiert werden muss. Das Fatale: Man<br />
ist zumindest gezwungen zu entscheiden,<br />
ob man darauf reagieren will oder<br />
nicht. Selbst während man also (nicht)<br />
handelt, muss man sich bereits gedanklich<br />
mit weiteren möglichen Handlungssträngen<br />
beschäftigen. Das Hier und<br />
Jetzt gerät dabei aus dem Fokus, Überforderung<br />
und Stress drohen. Der erste<br />
Tipp lautet daher:<br />
Warnzeichen erkennen!<br />
Achtsamkeit lernen. Sich immer wieder<br />
fragen: Wie geht es mir eigentlich gerade?<br />
Denn, rührt man Stress mit Frust<br />
zusammen und lässt diese langsam köcheln,<br />
dann entsteht ein höllisches Gebräu.<br />
Kocht es über, bricht alles zusammen.<br />
Der Mensch, das Unternehmen<br />
und das erschaffene Lebensgebäude.<br />
Wenn ein (anstehender oder erlebter)<br />
Burnout das Leben verändert hat, ist<br />
da ran nichts mehr zu ändern. Klar ist: Es<br />
wird nie wieder, wie es einmal war. Aber<br />
als achtsamer und aufgeklärter Betroffener<br />
kann man gestärkter, klüger und<br />
weiser den weiteren Unternehmer- und<br />
Lebensweg beschreiten und so das<br />
Schlimmste abwenden.<br />
Axel Berger<br />
8 Tipps gegen Burnout<br />
Foto: privat<br />
Eine einfache Kausalkette – keine große<br />
Wissenschaft.<br />
Der Weg hinaus<br />
Der erste Schritt: Die Akzeptanz und<br />
die Wahrnehmung, dass da etwas nicht<br />
stimmt und sich in eine „falsche” Richtung<br />
entwickelt. Der zweite Schritt: der<br />
Wille zur Veränderung. Logisch: Man<br />
kann nicht ernsthaft andere Ergebnisse<br />
erwarten, wenn man immer weiter so<br />
handelt, wie man es immer schon getan<br />
hat. Erst eine Veränderung bringt<br />
auch veränderte Ergebnisse. Und nur<br />
eine gewollte und zielgerichtete Veränderung<br />
bringt erwünschte, erleichternde,<br />
erstrebenswerte Ergebnisse, wie zum<br />
Beispiel Gesundheit, Freiheit und Spaß<br />
am Leben. Wichtig: Es kann nur dem geholfen<br />
werden, dem geholfen werden<br />
will. Die gute Nachricht lautet: So wie<br />
es war, wird es nicht mehr! Veränderung<br />
ist allgegenwärtig, Veränderung ist natürlich<br />
und Veränderungen sind gestaltbar.<br />
Die eigentliche Arbeit aber kann man<br />
niemandem abnehmen, man kann sich<br />
aber Unterstützung von Freunden, Bekannten<br />
oder einem Therapeuten holen.<br />
In der heutigen Zeit kommen eine Unzahl<br />
an Reizen/Einflüssen auf einen zu<br />
(zum Beispiel E-Mails, SMS, WhatsApp,<br />
Diese kurze Liste kann Impulse<br />
geben, sich auf dem Weg aus<br />
dem Hamsterrad nicht zu verlaufen:<br />
1. Nehmen Sie sich und Ihren<br />
Körper wahr. Hören Sie in sich<br />
hinein, und seien Sie ehrlich.<br />
Was stresst Sie?<br />
2. Prüfen Sie, was Sie (un)glücklich<br />
macht. Arbeit? Beziehung?<br />
Privates? Tipp: Love it or<br />
leave it!<br />
3. Schalten Sie zwei Gänge<br />
zurück. Engagieren Sie sich in<br />
dem einen oder anderen<br />
(mühsamen oder ungeliebten)<br />
Bereich etwas weniger.<br />
4. Gehen Sie unter Leute. Sich<br />
isolieren ist nicht die Lösung.<br />
Genießen Sie Zeit mit<br />
Menschen, die Ihnen guttun.<br />
Meiden Sie Arschlöcher und<br />
Energievampire!<br />
5. Perfektionist, Übervater oder<br />
Herbergsmutter?<br />
Machen Sie sich klar: Sie sind<br />
nicht für alles zuständig und<br />
verantwortlich. Sie müssen<br />
nicht alles selber machen.<br />
Lernen Sie, „Nein!“ zu sagen.<br />
6. Was ist Ihnen wirklich wichtig?<br />
Prüfen Sie Ihre Werte.<br />
(Ja, damit kann auch Besitz<br />
gemeint sein. Drei Häuser und<br />
zehn Oldtimer zu unterhalten,<br />
zu pflegen und zu versichern,<br />
kann auch Druck erzeugen.<br />
Eigentum verpflichtet.)<br />
7. Kümmern Sie sich um Ihren<br />
Körper. Essen Sie gesund und<br />
ausgewogen. Treiben Sie Sport,<br />
gehen Sie regelmäßig zum Arzt<br />
und trinken Sie viel Wasser.<br />
8. Nicht so viel grübeln. Lösen<br />
Sie das Problem und nicht die<br />
Schuldfrage! Lächeln Sie dem<br />
Ärger ins Gesicht, und nehmen<br />
Sie alles und sich selber nicht<br />
zu ernst.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
52 | W+M RATGEBER<br />
Vertrautes Design: der<br />
5er Touring von BMW.<br />
Kombis<br />
Mehr als nur eine große (Heck-)Klappe<br />
Der Begriff Kombi ist die umgangssprachliche<br />
Abkürzung des korrekten<br />
Begriffs „Kombinationskraftwagen“:<br />
Eine Karosseriebauform für Pkw mit<br />
großem Laderaum, die sowohl Personen<br />
wie Lasten transportieren können. Eines<br />
haben alle Kombis gemeinsam: eine große<br />
Heckklappe, die das Be- und Entladen<br />
vereinfacht. Und eine Rückbank, die sich<br />
umklappen lässt, damit eine noch größere,<br />
flache Ladefläche entsteht.<br />
Nirgendwo auf der Welt sind Kombis so beliebt<br />
wie in Deutschland. Seit 2010 entscheiden<br />
sich zwischen 600.000 und 700.000<br />
Kunden pro Jahr für einen neuen Kombi.<br />
Damit ist Deutschland der stärkste Kombimarkt<br />
im internationalen Vergleich. Von diesem<br />
Trend profitieren besonders Hersteller<br />
mit einem umfassenden Angebot an Kombis<br />
in den unterschiedlichen Klassen.<br />
Der erste „Kombinationskraftwagen“ wurde<br />
übrigens vor 101 Jahren in den USA gebaut.<br />
Die Firma Hatfield fertigte den Station<br />
Wagon „Suburban“, der laut offiziellem<br />
Verkaufsprospekt seinerzeit an einen<br />
vierrädrigen Vorgänger anknüpfte – ein von<br />
Pferden gezogener „Station Wagon“, der<br />
durch hochgezogene Seitenwände auffiel<br />
und über ein Dach als Wetterschutz für<br />
Menschen und Waren verfügte.<br />
Liebling der Dienstwagenfahrer<br />
Bei BMW ist man kein Freund von gewagten<br />
Experimenten. So hat auch der aktuelle<br />
5er Touring das vertraute Design. Die<br />
BMW-Kunden schätzen das offensichtlich,<br />
60 Prozent der Käufer der 5er-Reihe in<br />
Deutschland entscheiden sich für den Kombi,<br />
da er als Geschäftswagen ebenso überzeugt<br />
wie als Familienauto. Das Gepäckabteil<br />
bietet Raum für 570 Liter. Die dreigeteilte<br />
Rücksitzbank lässt sich mit zwei im<br />
Kofferraum angebrachten Hebeln elektrisch<br />
umklappen. Dadurch erweitert sich das Ladevolumen<br />
auf 1.700 Liter. In Sachen Automatisierung<br />
stecken im 5er Touring all jene<br />
Assistenzsysteme, die auch die Limousine<br />
Sichtbar aufgefrischt: der Škoda Octavia Combi.<br />
Kombi im Gelände-Outfit: E-Klasse All-Terrain von Mercedes-Benz.<br />
Fotos: BMW AG (oben), Škoda, Daimler AG (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
AUTO | 53<br />
Mit vielen Extras: Mazda 6 Nakama Intense.<br />
bietet: Spurhalteassistent, Querverkehrsund<br />
Vorfahrtswarnung sowie eine aktive<br />
Geschwindigkeitsregelung. Vier Motorisierungen<br />
sind im Angebot, je zwei Benziner<br />
und Diesel und jeweils ein Vierzylinder- und<br />
ein Reihensechszylinder. Die Leistungspalette<br />
reicht von 190 bis 340 PS.<br />
Preis: ab 47.700 Euro<br />
Offroad-Luxuslaster<br />
Mercedes hat sich <strong>2017</strong> auf eine eher ungewöhnliche<br />
Liaison eingelassen. Die E-<br />
Klasse All-Terrain ist ein eleganter Kombi<br />
im Gelände-Outfit. Der Allradantrieb<br />
kommt mit einem speziellen Offroad-<br />
Fahrprogramm. Ziel von Mercedes ist<br />
es, mit der E-Klasse All-Terrain die Lücke<br />
zwischen dem klassischen Kombi<br />
und dem GLE zu füllen. Für die Front gab<br />
es ein wenig Offroad-Schminke im Stil<br />
des GLC inklusive eines Kühlergrills mit<br />
zwei Lamellen und eingebettetem Stern.<br />
Ebenso gibt es einen neuen dreigeteilten<br />
Frontstoßfänger sowie eine Verkleidung<br />
im Unterfahrschutz-Look. In der Seitenansicht<br />
fallen Kotflügelverbreiterungen<br />
aus schwarzem Kunststoff ins Auge. Im<br />
Vergleich zum herkömmlichen T-Modell<br />
steht die E-Klasse All-Terrain im Normalfahrniveau<br />
um 29 Millimeter höher – 14<br />
durch die Reifen, 15 durch die Luftfederung.<br />
Der All-Terrain wurde zum Marktstart<br />
zunächst als E 220 d mit 194-PS-<br />
Vierzylinder-Diesel angeboten. Später<br />
soll ein Sechszylinder-Diesel folgen.<br />
Preis: ab 58.102 Euro<br />
können von der D-<br />
Säule aus fernentriegelt<br />
werden. Der<br />
Mittelplatz kann<br />
nunmehr auch als<br />
solcher genutzt<br />
werden, auch<br />
wenn Porsche seinen<br />
Sport Turismo<br />
als Vier-plus-Eins-Sitzer klassifiziert hat.<br />
Der Laderaum bietet ein Volumen von<br />
515 Litern, das sich auf 1.390 Liter erweitern<br />
lässt. Fünf Motorisierungen stehen<br />
zur Auswahl, vom Drei-Liter-V6-Turbo mit<br />
330 PS bis zum Plug-In-Hybrid mit einer<br />
Systemleistung von 462 PS.<br />
Preis: ab 97.557 Euro<br />
Markantes Vier-Augen-Gesicht<br />
Seit März <strong>2017</strong> ist der spürbar aufgefrischte<br />
Škoda Octavia Combi auf dem<br />
Markt. Besonders markant ist die neue<br />
Frontpartie mit nunmehr vier Scheinwerfern.<br />
Das Vier-Augen-Gesicht gibt es optional<br />
auch mit LED-Scheinwerfern. Neu<br />
ist zudem der Kühlergrill mit breiter Mittelstrebe.<br />
Im aktuellen Modell bietet der<br />
Octavia einen Anhänger-Rangierassistent<br />
und einen vorausschauenden Fußgängerschutz.<br />
Der Parklenkassistent verfügt<br />
über ein Heckradar. Ebenso neu ist<br />
ein personalisierbarer Schlüssel, auf dem<br />
verschiedene Nutzer individuelle Fahrzeugeinstellungen<br />
abspeichern können.<br />
Im Innenraum sorgen neue Bezugsmaterialien,<br />
modifizierte Dekorblenden sowie<br />
ein überarbeitetes Kombiinstrument<br />
für höhere Wertigkeit. Die Motorisierung<br />
beginnt beim 1.2-TSI-Benziner mit 86 PS<br />
und reicht bis zum 2.0-TDI mit bis zu 184<br />
PS (Allradantrieb).<br />
Preis: ab 18.150 Euro<br />
Zuverlässiger Gefährte<br />
„Nakama“ nennen die Japaner einen<br />
besonders zuverlässigen Gefährten, der<br />
sich gerne großzügig zeigt. Diese Eigenschaften<br />
finden sich im Mazda 6 Nakama<br />
Intense zweifellos wieder. In diesem<br />
Sondermodell gibt es nahezu kein Extra,<br />
das es nicht gibt. Vom LED-Licht über Abstandstempomat<br />
und Spurhalteassistent<br />
bis zur Lederausstattung ist einfach alles<br />
an Bord. Dazu kommt geballte Elek tronik<br />
wie etwa ein Head-up-Display, eine Bose-Anlage<br />
mit elf Lautsprechern sowie<br />
eine Navigations- und Infotainmenteinheit,<br />
die per Bluetooth Lieder vom eigenen<br />
Smartphone abspielt. Das aktuelle<br />
Modell weist eine absolute Neuerung<br />
auf, es ist mit „G-Vectoring Control“ ausgerüstet,<br />
einer Technik, die den Wagen<br />
noch rasanter in die Kurve gehen lässt.<br />
Lenkt der Fahrer forsch ein, wird kurz<br />
das Motordrehmoment zurückgenommen.<br />
Dadurch verlagert sich mehr Gewicht<br />
auf die Vorderräder und sie können<br />
höhere Lenkkräfte übertragen.<br />
Preis: ab 39.090 Euro<br />
Karsten Hintzmann<br />
Fotos: Mazda (oben), Porsche AG (unten)<br />
Edel und praktisch zugleich<br />
Beim Panamera Sport Turismo zeigt sich<br />
Porsche – eher ungewohnt – von der praktischen<br />
Seite. Ab Oktober <strong>2017</strong> wird es<br />
den edlen Kombi-Porsche bei den Händlern<br />
geben. Er ist 5,<strong>05</strong> Meter lang, die Ladekante<br />
ist um 143 Millimeter niedriger<br />
als bei der Fließheck-Variante. Die Rücksitzlehnen<br />
sind dreigeteilt umklappbar und<br />
Praktisch und dynamisch: Porsches Panamera Sport Turismo.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
54 | W+M RATGEBER LITERATUR<br />
Wirtschaftsliteratur<br />
Die ostdeutsche<br />
Bestsellerliste<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />
4<br />
Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />
W+M aus den Verkaufszahlen 59 großer<br />
Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />
6<br />
5<br />
JETZT NEU<br />
MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />
Beteiligt haben sich:<br />
Thalia-Filialen in<br />
Bautzen<br />
Berlin (7x)<br />
Bernburg<br />
Brandenburg<br />
Chemnitz (3x)<br />
Cottbus<br />
Dallgow-Döberitz<br />
Leuna<br />
Löbau<br />
Lutherstadt Wittenberg<br />
Magdeburg (2x)<br />
Meißen<br />
Neubrandenburg<br />
Pirna<br />
Dessau<br />
Plauen<br />
Dresden (7x)<br />
Radebeul<br />
Eisenach<br />
Riesa<br />
Eisleben<br />
Röhrsdorf<br />
Freital<br />
Rostock (2x)<br />
Gera<br />
Rudolstadt<br />
7<br />
Görlitz<br />
Gotha<br />
Saalfeld<br />
Schwedt/Oder<br />
Großenhain<br />
Weimar<br />
8<br />
Halle<br />
Hoyerswerda<br />
Jena (2x)<br />
Wildau<br />
Zittau<br />
Zwickau<br />
9<br />
Leipzig (2x)<br />
(www.thalia.de)<br />
sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in<br />
Frankfurt (Oder) (www.hutten-ffo.de).<br />
10<br />
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />
jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine<br />
E-Mail an jp@wirtschaft-markt.de.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
NETZWERK GESELLSCHAFT | 55<br />
13. Sommernachtsball auf Schloss Wackerbarth<br />
Portugiesische Romantik in Sächsischen Weinbergen<br />
Klassische<br />
Roben unter<br />
freiem Himmel<br />
– das ist der<br />
Sommernachtsball<br />
auf Schloss<br />
Wackerbarth.<br />
80 Schüler des Gymnasiums Luisenstift in Radebeul zeigten hochwertigen Service.<br />
Fotos: Schloss Wackerbarth<br />
Radebeul. Am 17. Juni lud Schloss Wackerbarth<br />
gemeinsam mit den Landesbühnen<br />
Sachsen und der Elbland Philharmonie<br />
Sachsen zum alljährlichen Sommernachtsball.<br />
Ganz nach dem Motto<br />
„Portugal romântico“ erlebten mehr als<br />
600 Gäste bei traumhaftem Wetter einen<br />
romantischen Abend in den Radebeuler<br />
Weinbergen. Mit gefühlvoller Musik und<br />
feinster Kulinarik brachten die Gastgeber<br />
ihnen das besondere Lebensgefühl der<br />
Seefahrernation näher. Die Veranstaltung<br />
unter der Schirmherrschaft<br />
des Sächsischen<br />
Ministerpräsidenten<br />
Stanislaw Tillich<br />
findet bereits seit<br />
mehr als zehn<br />
Jahren statt.<br />
Jedes Jahr erleben<br />
die Gäste<br />
eine genussvolle<br />
Entdeckungsreise<br />
durch ein<br />
ausgesuchtes Land.<br />
<br />
W+M<br />
Der Chor der<br />
Landesbühnen<br />
Sachsen begrüßte<br />
die Gäste mit<br />
portugiesischen<br />
Volksweisen.<br />
Das Ballett der<br />
Landesbühnen<br />
Sachsen eröffnete<br />
den Ball.<br />
Mehr als 600 Gäste folgten in diesem Jahr der Einladung zum<br />
Sommernachtsball auf Schloss Wackerbarth.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
56 | W+M NETZWERK<br />
Auch in diesem Jahr verfolgten zahlreiche<br />
Zuschauer das Geschehen mitten am<br />
Strand und dem Alten Strom.<br />
Anmutige Pferde und eine Menge Action: die Ferrari Berlin Beach Polo Masters in Warnemünde.<br />
Ferrari Berlin Beach Polo Masters Warnemünde<br />
Spannender Pferdesport am Ostseestrand<br />
Warnemünde. Das seit Jahren von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> unterstützte<br />
Beach-Polo-Turnier unter der Organisation<br />
von Matthias Ludwig fand nun<br />
schon zum dritten Mal am Warnemünder<br />
Strand statt. Jährlich wächst das<br />
Turnier, das <strong>2017</strong> offiziell Ferrari Berlin<br />
Beach Polo Masters Warnemünde hieß.<br />
Sechs Teams mit insgesamt 18 Spielern<br />
aus sechs Ländern und 56 Polopferden<br />
waren am Start und fanden bei den Zuschauern<br />
rund um das Feld großes Interesse.<br />
Das bewährte Moderatorenteam<br />
mit Jan-Erik Franck, dem unterhaltsamen<br />
Poloexperten, der auch von den großen<br />
Turnieren in St. Moritz, Kitzbühl und Sylt<br />
bekannt ist, und n-tv-Moderatorin Rommy<br />
Arndt sorgten für eine unterhaltsame<br />
Abrundung des sportlichen Ereignisses.<br />
W+M<br />
n-tv-Moderatorin Rommy<br />
Arndt mit Rostocks<br />
Oberbürgermeister<br />
Roland Methling.<br />
Moderator Jan-Erik<br />
Franck kommentierte<br />
das Turnier.<br />
Fotos: Stefan Weidner Fotografie/Holger Martens<br />
W+M-Verleger Frank Nehring mit dem Botschafter Argentiniens in Deutschland S. E. Luis María<br />
Kreckler und dem Veranstalter des Turniers Matthias Ludwig von Polo Riviera (v. l.).<br />
Sechs Teams mit 18 Spielern aus sechs<br />
Ländern traten gegeneinander an.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
GESELLSCHAFT | 57<br />
18. Brandenburgischer Sommerabend<br />
Ein Fest der Sinne<br />
Die Gastgeber Martin Gorholt (l.),<br />
Dr. Dietmar Woidke (M.) und<br />
Dr. Miloš Stefanović (r.)<br />
mit Schauspielern der<br />
Uckermärkischen Bühnen.<br />
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />
begrüßte die Gäste.<br />
Das traditionelle<br />
Feuerwerk.<br />
Fotos: CHL PhotoDesign/Christian Lietzmann<br />
Potsdam. Unter dem Motto „Ein Fest<br />
der Sinne“ fand in diesem Jahr Ende<br />
Juni der traditionelle 18. Brandenburgische<br />
Sommerabend in der Schiffbauergasse<br />
Potsdam statt. Die Gastgeber<br />
Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident<br />
Brandenburgs, Dr. Miloš Stefanović, Präsident<br />
des WirtschaftsForums Brandenburg,<br />
und Martin Gorholt, Bevollmächtigter<br />
des Landes Brandenburg beim Bund,<br />
erlebten mit den etwa 3.000 Besuchern<br />
einen entspannten Sommerabend bei<br />
bestem Wetter und in festlichem Ambiente<br />
am Potsdamer Tiefen See. Zur Begrüßung<br />
erhielten die geladenen Gäste<br />
aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft,<br />
Sport und Kultur saure Spreewaldgurken,<br />
überreicht von rbb-Moderator Attila<br />
Weidmann.<br />
W+M<br />
Die Trommler des Fanfarenzugs Potsdam<br />
gaben während ihres Auftritts den Ton an.<br />
Rund 3.000 Gäste folgten der Einladung<br />
zum 18. Brandenburgischen Sommerabend.<br />
Beim Brandenburgischen Sommerabend würdigte Ministerpräsident Dietmar Woidke (8. v. l.)<br />
die Arbeit der vielen Brandenburgischen Ehrenamtler und warb für die Ehrenamtskarte.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
58 | W+M NETZWERK<br />
Das diesjährige<br />
Sommerfest der ILB<br />
fand im Neubau in<br />
der Babelsberger<br />
Straße in Potsdam<br />
statt.<br />
Brandenburgs<br />
Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke<br />
würdigte die<br />
Arbeit der ILB in<br />
den vergangenen<br />
25 Jahren.<br />
Sommerfest der ILB<br />
Jubiläum an neuem Standort<br />
Potsdam. Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dr. Dietmar Woidke (SPD) und Finanzminister<br />
Christian Görke (SPD) haben die<br />
Verdienste der Investitionsbank des Landes<br />
Brandenburg (ILB) um den Aufbau<br />
des Landes gewürdigt. „Die ILB hat viele<br />
maßgebliche Projekte in den Bereichen<br />
Wirtschaft, Arbeit, Infrastruktur und Wohnungsbau<br />
gefördert und damit die Entwicklung<br />
des Landes stark geprägt“, sagte<br />
Woi d ke beim Sommerfest des Förderinstituts<br />
vor über 400 Gästen am neuen Standort<br />
in der Babelsberger Straße in Potsdam.<br />
Damit feierte die Einrichtung ihr 25-jähriges<br />
Bestehen. Görke, Vorsitzender des<br />
ILB-Verwaltungsrates, betonte, dass die<br />
Bank in den vergangenen 25 Jahren den<br />
Strukturwandel unterstützt habe. W+M<br />
Musikalische Begleitung der Feier.<br />
Die Vorstandsmitglieder der ILB Jacqueline Tag (2. v. l.) und Tillmann<br />
Stenger (r.) sowie Ministerpräsident Dietmar Woidke (3. v. r.)<br />
und Landtagspräsidentin Britta Stark (2. v. r.) schnitten die Torte an.<br />
Das Sommerfest diente auch dem Netzwerken unter den mehr als<br />
400 Gästen.<br />
Fotos: ILB<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
GESELLSCHAFT | 59<br />
6. UV-Business Challenge<br />
Unternehmergolf am Fleesensee<br />
Fleesensee. Die 6. UV-Business Challenge<br />
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlins auf dem Golfplatz Fleesensee<br />
weckte unter den Golfern und den<br />
Teilnehmern des Schupperkurses Ehrgeiz:<br />
Trotz nicht gerade einfacher Wetterbedingungen<br />
wurde um die Plätze und Preise<br />
gekämpft. Am Ende gab es viele zufriedene<br />
Gesichter und einen geselligen Abschluss<br />
mit Siegerehrung beim Barbecue<br />
im Restaurant des Golfclubs Fleesensee.<br />
Bruttosieger wurden Axel Hoffmeister aus<br />
Rostock bei den Herren und Ute Steglich<br />
aus Leipzig bei den Damen. Den ersten<br />
Platz unter den Nettosiegern belegte Karl-<br />
Heinz Garbe vom Unternehmerverband<br />
Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin.<br />
<br />
W+M<br />
Lars Schaller, Manuela Balan, Ute Steglich und Pamela Buggenhagen (v. l.).<br />
Angelika Graf,<br />
Gunnar Baldamus<br />
und Bruttosiegerin<br />
der Damen Ute<br />
Steglich (v. l.).<br />
Bruttosieger der Herren Axel<br />
Hoffmeister mit Manuela Balan<br />
und Pamela Buggenhagen (v. l.).<br />
Fotos: UV Schwerin<br />
Karl-Heinz Garbe und<br />
Wolfgang Schröder (r.)<br />
vom Unternehmerverband<br />
Norddeutschland Mecklenburg-<br />
Schwerin.<br />
Mario Gellert und Sascha Braunstein (r.)<br />
mit Spaß am schönen Spiel.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
60 | W+M NETZWERK<br />
Diskussionsrunde mit Richard Kühnel, Susanna Masson-Wawer,<br />
Dr. Claudia Conen, Holger Schwannecke, Andreas Ebel und Helmut<br />
Scholz (v. l.).<br />
Angeregte Gespräche unter<br />
den Gästen.<br />
17. Hanse Sail Business Forum<br />
Europa im Wandel<br />
Rostock. Mehr als 200 Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />
waren am 10. August der Einladung des Initiativkreises der Wirtschaft,<br />
bestehend aus IHK zu Rostock, der Handwerkskammer<br />
Ostmecklenburg-Vorpommern, dem Enterprise Europe Network<br />
M-V und dem Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg,<br />
zum 17. Hanse Sail Business Forum gefolgt. Die Hanse Sail<br />
zog fast 200 Traditionssegler und mehr als eine Million Gäste aus<br />
aller Welt an, da lag es nahe, sich beim Wirtschaftsforum dem<br />
Thema „Europa im Wandel – Was für die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />
auf dem Spiel steht“ zu widmen. Nach einem<br />
Grußwort von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling folgten<br />
Impulsreferate von Helmut Scholz, Mitglied des Europaparlaments,<br />
Dr. Claudia Conen, Bereichsleiterin Fördergeschäft und<br />
Finanzierung beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands<br />
(VÖB), Susanna Masson-Wawer, Unternehmerin und Vizepräsidentin<br />
der IHK zu Rostock, sowie Richard Kühnel, Leiter der<br />
Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland. W+M<br />
Die Referenten und Veranstalter des 17. Hanse Sail Business Forum<br />
in Rostock.<br />
Mehr als 200 Gäste aus Wirtschaft und Wissenschaft kamen zum<br />
Wirtschaftsforum.<br />
Fotos: Angelika Heim<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
GESELLSCHAFT | 61<br />
2. Sächsisches Fachkräftesymposium<br />
Erfolgsfaktor Personal<br />
Sorgten für<br />
spannende<br />
Impulse: Dr.-Ing.<br />
Andreas Schlegel,<br />
Stefan Kunze,<br />
Prof. Jörg Klukas,<br />
Dr. Iris Henkel,<br />
Prof. Dr. Bernd<br />
Okun und Tim<br />
Feige (v. l.).<br />
Leipzig. Das 2. Sächsische Fachkräftesymposium<br />
„Menschen in Bewegung<br />
– Erfolgsfaktor Personal" rückte Mitte Juni<br />
das Thema Logistik in den Mittelpunkt.<br />
Dabei stellten im Leipziger Kubus des<br />
Helmholtz-Zen trums für Umweltforschung<br />
regionale Logistikunternehmen und Personalexperten<br />
Praxisbeispiele und Lösungen<br />
zur Fachkräftegewinnung vor. Neben<br />
Impulsreferaten bot die gemeinsame Veranstaltung<br />
des Unternehmerverbandes<br />
Sachsen, VEMASinnovativ – Innovationsverbund<br />
Maschinenbau Sachsen und des<br />
Verbandes der Sächsischen Bildungsinstitute<br />
auch sechs von Experten geleitete<br />
Praxisrunden.<br />
W+M<br />
Leitete die Praxisrunde unter blauem<br />
Himmel: Dr. Iris Henkel.<br />
Sommer-Spezial des UV Berlin<br />
Zu Gast bei der HTW<br />
Gastgeber, Referenten und Moderatoren<br />
der Veranstaltung.<br />
Netzwerken an der Spree.<br />
Fotos: Claudia Koslowski (oben), UV Berlin (unten)<br />
Berlin. Zum diesjährigen Sommer-Spezial<br />
des Unternehmerverbands Berlin empfing<br />
Prof. Dr. Klaus Semlinger von der Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft (HTW)<br />
die Teilnehmer gewissermaßen bei sich<br />
zu Hause. Das geschichtsträchtige Gelände<br />
der HTW bot den idealen Rahmen<br />
für das Motto der Veranstaltung: „Nur<br />
für Großunternehmen!? – Die HTW als<br />
Nachwuchsschmiede<br />
und Innovationspartner<br />
für kleine und mittlere<br />
Unternehmen“. Trotz<br />
des recht wechselhaften Wetters<br />
folgten zahlreiche Mitglieder des<br />
Verbands der Einladung nach Oberschöneweide<br />
auf das Gelände der Hochschule,<br />
nahmen an einer Führung über den<br />
Campus teil und konnten<br />
sich über das breite<br />
Angebot informieren,<br />
wie beispielsweise das Institut<br />
für angewandte Forschung<br />
(IFAF), an welches sich Unternehmen<br />
wenden können, um Unterstützung bei<br />
der Lösung betriebsinterner Herausforderungen<br />
zu finden.<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
62 | W+M NETZWERK<br />
Realität: Triebkopfhaube aus GFK.<br />
Prototyp aus Alu-Schaum-Sandwiches.<br />
Innovative Lösungen aus<br />
Aluminiumschaum<br />
Die Triebkopfhaube des ICE könnte aus selbsttragenden Alu miniumschaum-Sandwiches<br />
gefertigt werden. Diese sind formstabil, und<br />
die bei Bauteilen aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) üblichen<br />
Verstrebungen würden entfallen. Das erfuhren die Teilnehmer einer<br />
Exkursion des VBIW bei der Havel metal foam GmbH in Kirchmöser,<br />
einem Ortsteil von Brandenburg an der Havel. Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Kirchmöser. Freundlich wurden die Teilnehmer<br />
der Exkursion von Geschäftsführer<br />
Friedrich Schuller empfangen. Von ihm<br />
erfuhren sie von einem neuen Werkstoff:<br />
Schaum aus Aluminium. Das schon leichte<br />
Aluminium wird durch die beim Schäumen<br />
entstehenden Gaseinschlüsse noch leichter.<br />
Schon seit den 1960er-Jahren experimentierten<br />
Forschungsinstitute mit Metallschäumen,<br />
die Havel metal foam GmbH<br />
wagte jetzt den Schritt in die Serienproduktion.<br />
Aluschaum-Sandwich.<br />
Ausgangsmaterial für den Aluschaum ist<br />
Aluminiumpulver, das andernorts durch<br />
mechanisches Zerkleinern von Aluminium<br />
in Stampfmaschinen, Kugelmühlen oder<br />
Schwingmühlen erzeugt wurde. Das Pulver<br />
wird mit geringen Teilen von Titandihydrid<br />
vermischt, das gewissermaßen als<br />
„Backpulver“ dient. Die Mischung wird in<br />
Infrarot-Öfen geschmolzen. Dabei setzt<br />
das Titandihydrid gasförmigen Wasserstoff<br />
frei, der das Gemenge aufschäumt.<br />
Der Schaum geht eine metallische Bindung<br />
mit den Deckblechen aus Aluminium<br />
oder Stahl ein, Klebstoffe werden nicht<br />
eingesetzt. Die Deckbleche können geschweißt,<br />
gebogen, gebohrt, gefräst oder<br />
beschichtet werden.<br />
Sandwiches aus Metallplatten und Aluminiumschaum<br />
sind formstabil, die Bauteile<br />
weisen eine hohe Crash-Absorption auf,<br />
also Eigenschaften, die sie vor allem für<br />
den Schienenfahrzeug- und Automobilbau<br />
prädestinieren. Eine echte Alternative zu<br />
Faserverbundwerkstoffen, reinem Aluminium,<br />
Stahl und anderen Werkstoffen.<br />
Noch steht der Betrieb am Beginn einer<br />
vermutlich weitergehenden Entwicklung.<br />
Aus Schaum fertigt er zurzeit Lautsprechergehäuse,<br />
Verkleidungen zur Schalldämmung,<br />
Formteile für den Automobilbau.<br />
Dabei könnte er noch mehr. Im Rahmen<br />
einer Projektstudie mit dem Fraunhofer-Institut<br />
für Werkzeugmaschinen<br />
und Umformtechnik IWU sowie anderen<br />
Partnern entstand der Prototyp einer<br />
Triebkopfhaube. Gegenüber der jetzt<br />
angewandten Faserverbundtechnik können<br />
dabei die Verstrebungen im Inneren<br />
der Haube entfallen, da das als Sandwich<br />
gestaltete Teil formstabil ist. Warum die<br />
Bahnindustrie das noch nicht einsetzt?<br />
Geschäftsführer Schuller mutmaßt, die<br />
Bahnindustrie habe viel in die Produktionsmittel<br />
für Faserverbundstoffe investiert.<br />
Diese Investitionen müssten sich<br />
erst einmal amortisieren.<br />
Auch für Bodenplatten und Seitenwände<br />
würden die Sandwichplatten geeignet<br />
sein, schlussfolgerten die Teilnehmer.<br />
Schuller nannte noch weitere Anwendungsgebiete:<br />
den Zivilschutz (die<br />
Sandwiches können Energie aufnehmen,<br />
vor Explosionen und Beschuss<br />
schützen), den Automobilbau (Längsträger,<br />
Aufprallschutz, Stoßstange, Crash-<br />
Absorber), Kühlummantelungen mit eingearbeiteten<br />
Kanälen für Batterien von<br />
Elektroautos, die gleichzeitig vor Steinschlag<br />
schützen, und umgekehrt auch<br />
Anwendungen, bei denen Heizelemente<br />
eingelegt werden. Die Teilnehmer der<br />
Exkursion waren sich einig: Nach einiger<br />
Zeit wollen sie wieder schauen, wohin<br />
diese interessante Entwicklung geführt<br />
hat.<br />
Fotos: Wikimedia Commons/Urmelbeauftragter (oben links), Rudolf Miethig (VBIW, oben rechts), Havel metal foam GmbH (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
VBIW | 63<br />
Vom Rechenbrett zum Megachip<br />
Von Konrad Zuses Sohn Horst nachgebaute Rechenmaschine Z3.<br />
arbeitende Rechenanlage. Er gründete<br />
den Zuse-Apparatebau, ein Ingenieurbüro,<br />
und 1949 die Zuse KG. Gut 15 Jahre<br />
federführend im europäischen Computerbau,<br />
produzierte sie 250 Computer<br />
im Wert von mehr als 100 Millionen D-<br />
Mark. Ausgehend von Zuses bahnbrechender<br />
Erfindung nahm die Entwicklung<br />
von Computern ihren Lauf.<br />
Ich erinnere mich gut an den Vortrag von<br />
Dr. Horst Zuse, dem Sohn des Computer-Vaters<br />
Konrad Zuse, im Jahr 20<strong>05</strong> zur<br />
Jahreshauptversammlung des VBIW unter<br />
dem Titel „Computer – Anfänge und<br />
Blick in die Zukunft“. Horst Zuse hatte<br />
die von seinem Vater konstruierte Z3 originalgetreu<br />
nachgebaut, sie ist seit 2010<br />
im Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld<br />
(Landkreis Fulda) ausgestellt.<br />
Jutta Scheer (VBIW)<br />
Fotos: Wikimedia Commons/Dksen (oben), Wikimedia Commons/Mellebga (unten)<br />
Hoyerswerda. Eine Meldung über die<br />
Neueröffnung des Zuse-Computer-Museums<br />
in Hoyerswerda machte mich<br />
neugierig. Ich folgte der Besichtigungstour<br />
entlang der blauen Linie. „So kommen<br />
Sie an allen herausragenden Exponaten<br />
der Sammlung vorbei“, meinte die<br />
Kuratorin der Ausstellung Juliane Thar.<br />
Im Fokus stehen die schöpferischen<br />
Leistungen des Computervaters Konrad<br />
Zuse und die Entwicklung der Informationstechnologie.<br />
Erstaunt blieb ich vor den Zuse-Rechnern<br />
stehen und erhaschte einen Blick<br />
„Wenn die Computer zu<br />
mächtig werden, dann<br />
zieht den Stecker aus<br />
der Steckdose.“<br />
Konrad Zuse (1910-1995)<br />
in das Innenleben<br />
der Großcomputer.<br />
An den Medienstationen<br />
erfuhr<br />
ich interessante<br />
Details zu<br />
den ausgestellten<br />
Exponaten: Beispielsweise zum Robotron<br />
4201, der die riesigen Abraumförderbrücken,<br />
die Giganten des Lausitzer<br />
Tagebaus, steuerte und zähmte. Großer<br />
Anziehungspunkt war auch eine Mikroskopkamera,<br />
die den Blick auf die 3.510<br />
Transistoren eines aufgebohrten Mikrochips<br />
ermöglicht, dessen Architektur am<br />
ehesten mit einer modernen Großstadt<br />
vergleichbar ist. Man kann dabei Hannelore<br />
Zuses Vortrag über ihren Vater Konrad<br />
Zuse folgen.<br />
Konrad Zuse, geboren am 22. Juni 1910<br />
in Berlin, aufgewachsen in Ostpreußen,<br />
legte sein Abitur 1928 in Hoyerswerda<br />
ab. Er studierte bis 1934 an der Technischen<br />
Hochschule zu Berlin zunächst<br />
Maschinenbau, später Architektur,<br />
schließlich Bauingenieurwesen. Er kündigte<br />
1935 seine aussichtsreiche Stelle<br />
bei den Henschel-Flugzeugwerken in<br />
Berlin und teilte seinen verblüfften Eltern<br />
mit, dass er nun das Wohnzimmer benötige,<br />
um eine vollautomatische Rechenmaschine<br />
zu bauen.<br />
Die Ursache<br />
für seinen spontanen<br />
Beschluss<br />
war nach seiner<br />
eigenen humorvollen<br />
Aussage, dass<br />
er zu faul zum Rechnen war.<br />
Z1, seine erste Konstruktion, ist die erste<br />
programmgesteuerte Rechenmaschine<br />
der Welt, basierend auf der binären<br />
Schaltungslogik und dem binären Gleitkommasystem.<br />
1941 stellte Zuse die<br />
Rechenmaschine Z3 fertig. Er erschuf<br />
hiermit die erste vollautomatische, programmgesteuerte,<br />
frei programmierbare<br />
und in binärer Gleitpunktrechnung<br />
Bildnis Konrad Zuses auf einem<br />
Trafohäuschen in der Berliner Bundesallee.<br />
VBIW – Verein Brandenburgischer<br />
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle:<br />
Fürstenwalder Str. 46,<br />
15234 Frankfurt (Oder)<br />
Tel.: 0170 9856578<br />
E-Mail: vbiw-ev@t-online.de<br />
Internet: www.vbiw-ev.de<br />
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64 | W+M NETZWERK<br />
UV Vorpommern<br />
Usedom braucht Außenhafen<br />
Ende Juni lud der UV Vorpommern zum Wirtschaftsgespräch auf das Segelschiff „Weisse Düne“.<br />
Wolgast. Ende Juni gingen im Hafen Wolgast<br />
50 Unternehmer an Bord des Segelschiffes<br />
„Weisse Düne“. Der Präsident<br />
des Unternehmerverbandes Vorpommern<br />
e. V. Gerold Jürgens hatte Unternehmer<br />
und Politiker der Region sowie die Präsidenten<br />
und Vizepräsidenten der Partnerverbände<br />
aus Schwerin und Rostock zum<br />
Wirtschaftsgespräch mit Stefan Rudolph,<br />
Staatssekretär im Wirtschaftsministerium<br />
des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />
geladen. Die Fahrt auf dem Achterwasser<br />
bei herrlichem Sonnenschein rückte fast<br />
zwangsläufig den Angel- und Segeltourismus<br />
in den Fokus. Beides bereitet derzeit<br />
Sorgen. Die von der EU für Freizeitfischer<br />
festgelegte Fangquote für Dorsch zeige<br />
bereits Auswirkungen. Kutterausfahrten<br />
würden von Anglern weniger nachgefragt.<br />
Gerold Jürgens brachte es auf den Punkt:<br />
„Fünf Dorsche pro Person sind absolut zu<br />
wenig, da sucht sich der Angeltourist andere<br />
Fangparadiese. Das schadet unserem<br />
Tourismus.“ Das Problem sei erkannt,<br />
bestätigte Staatssekretär Rudolph. Er sei<br />
gerade in Brüssel gewesen und habe sich<br />
dafür eingesetzt, das Limit zu überdenken.<br />
Vor allem in der Vor- und Nachsaison<br />
seien Angeltouristen beliebte Gäste,<br />
auf die niemand verzichten möchte. Außerdem<br />
gelte es, die identitätsstiftende<br />
Strandfischerei an der Ostseeküste zu erhalten.<br />
„Unsere Alleinstellungsmerkmale<br />
dürfen nicht abgeschafft, sondern müssen<br />
bewahrt und ausgebaut werden“, so<br />
Rudolph.<br />
Das Problem eines fehlenden Außenhafens<br />
für die Segeltouristen sollte von<br />
den Ostseegemeinden gemeinsam angepackt<br />
und gelöst werden. „Wir brauchen<br />
dringend einen Außenhafen für<br />
Usedom, dann sind wir auch für Segelfans<br />
aus Skandinavien und Polen attraktiv“,<br />
fasste Präsident Jürgens zusammen.<br />
Spätestens 2020 müsse mit dem Bau begonnen<br />
werden.<br />
UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
Fit für 4.0<br />
Schwerin. Mit dem JOBSTARTER-Projekt<br />
„Fit für 4.0“ wollen das Schweriner<br />
Aus- und Weiterbildungszentrum (saz)<br />
und der Unternehmerverband Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin<br />
e. V. die kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen in Westmecklenburg im<br />
Themenfeld Ausbildung für Wirtschaft<br />
und Industrie 4.0 kompetent unterstützen.<br />
Basis ist die Vernetzung in einem regionalen<br />
branchenbezogenen Netzwerk<br />
zum Thema Aus- und Weiterbildung in der<br />
Wirtschaft 4.0. Im Netzwerk erfolgt auch<br />
die Identifikation des Unterstützungsbedarfs<br />
hinsichtlich veränderter Anforderungen<br />
an die betriebliche Aus- und Weiterbildung.<br />
Die Ergebnisse bilden die Grundlage<br />
für die Entwicklung und Erprobung<br />
geeigneter Beratungsangebote zu Ausbildungsfragen<br />
wie die Gestaltung des<br />
Ausbildungsportfolios im Kontext Industrie<br />
4.0. Sie sind auch Ausgangspunkt für<br />
die Angebote zum Ausbildungsmarketing<br />
und zur Bewerbersuche und -auswahl. Ein<br />
weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung<br />
des ausbildenden Fachpersonals<br />
und der Auszubildenden. Eingebettet in<br />
die Verbundausbildung des saz wird den<br />
Auszubildenden unter anderem mit der<br />
Zusatzqualifikation „4.0 – 4U“ die Förderung<br />
der Kompetenz zum selbst gesteuerten<br />
Lernen im Kontext der Digitalisierung<br />
ermöglicht. Außerdem wird das ausbildende<br />
Fachpersonal hinsichtlich der Anforderungen<br />
der Digitalisierung informiert<br />
und qualifiziert. Das JOBSTARTER-plus-<br />
Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung und<br />
des Europäischen Sozialfonds gefördert.<br />
Foto: UV Vorpommern<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65<br />
UV Brandenburg-Berlin<br />
Berliner Gespräche im Konzerthaus<br />
Berlin. Die „Berliner Gespräche“ Anfang<br />
Juli standen dieses Mal ganz im Zeichen<br />
von Musik und Kultur. Der Berliner Repräsentant<br />
des Unternehmerverbands Brandenburg-Berlin,<br />
Rechtsanwalt Friedrich<br />
von Löbbecke, organisierte<br />
einen Besuch<br />
im Konzerthaus am<br />
Gendarmenmarkt. Bereits<br />
vor dem Konzert<br />
empfing der geschäftsführende<br />
Direktor Dr.<br />
Raphael von Hoensbroech<br />
die Verbandsmitglieder<br />
ganz exklusiv<br />
in der Intendantensuite.<br />
Lebhaft und anschaulich<br />
berichtete er<br />
aus der wechselvollen<br />
Geschichte des Konzerthauses<br />
und gab<br />
eine Einführung in das<br />
UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />
bevorstehende Konzert. Zu hören gab<br />
es Werke der russischen Komponisten<br />
Igor Strawinsky, Pjotr Tschaikowski und<br />
Dmitri Schostakowitsch bei ausverkauftem<br />
Haus.<br />
Anfang Juli besuchten Mitglieder des UV Brandenburg-Berlin das<br />
Konzerthaus am Gendarmenmarkt.<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
Unternehmerverband Berlin e. V.<br />
Präsident: Armin Pempe<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />
Tel.: +49 30 9818500<br />
Fax: +49 30 9827239<br />
E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />
Internet: www.uv-berlin.de<br />
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />
Geschäftsführer: Steffen Heller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />
Tel.: +49 331 810306<br />
Fax: +49 331 8170835<br />
E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />
Internet: www.uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 2045990<br />
Fax: +49 30 20959999<br />
E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Cottbus<br />
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />
Tel.: +49 355 22658<br />
Fax: +49 355 22659<br />
E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />
Unternehmerverband Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />
Präsident: Rolf Paukstat<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 569333<br />
Fax: +49 385 568501<br />
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />
Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg e. V.<br />
Präsident: Frank Haacker<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />
Wilhelm-Külz-Platz 4<br />
18<strong>05</strong>5 Rostock<br />
Tel.: +49 381 242580<br />
Fax: +49 381 2425818<br />
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />
Internet: www.uv-mv.de<br />
Sommerfest im miniland<br />
Göldenitz. Das traditionelle Sommerfest<br />
des Unternehmerverbandes Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg e. V. fand in<br />
diesem Jahr im miniland M-V in Göldenitz<br />
statt. Entgegen der meterologischen Ankündigen<br />
konnte die bezaubernde Miniaturwelt<br />
ideale Voraussetzungen für eine<br />
lockere Atmosphäre, gute Laune sowie<br />
Tanz- und Gaumenfreuden bieten. Neben<br />
der Möglichkeit wie Gulliver im Park<br />
durch Mecklenburg-Vorpommern zu reisen,<br />
konnten sich die Gäste unter anderem<br />
auf der „Fitness-Insel“ Rügen Tipps<br />
für ihren Alltag holen, einen Smoothie erradeln<br />
oder sich am Infopavillon zum Rostocker<br />
Stadtjubiläum informieren.<br />
Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />
Präsident: Hartmut Bunsen<br />
Geschäftsführer: Lars Schaller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 52625844<br />
Fax: +49 341 52625833<br />
E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />
Internet: www.uv-sachsen.de<br />
Geschäftsstelle Chemnitz<br />
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />
Tel.: +49 371 49512912<br />
Fax: +49 371 49512916<br />
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />
Geschäftsstelle Dresden<br />
Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />
Tel.: +49 351 8996467<br />
Fax: +49 351 8996749<br />
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Präsident: Jürgen Sperlich<br />
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />
Geschäftsstelle Halle/Saale<br />
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />
Tel.: +49 345 78230924<br />
Fax: +49 345 7823467<br />
Fotos: UVBB (oben), UV Rostock (unten)<br />
Das Sommerfest des UV Rostock fand in diesem Jahr im miniland M-V in Göldenitz statt.<br />
Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />
Präsident: Jens Wenzke<br />
Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz<br />
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />
Tel.: +49 361 4930811<br />
Fax: +49 361 4930826<br />
E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />
Internet: www.uv-thueringen.de<br />
Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />
Präsident: Gerold Jürgens<br />
Geschäftsführer: N. N.<br />
Geschäftsstelle<br />
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />
Tel.: +49 3834 835823<br />
Fax: +49 3834 835825<br />
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />
Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />
Ostdeutschland auf dem Sprung in die digitale Zukunft<br />
In der Titelgeschichte<br />
befassen wir uns umfassend<br />
mit dem Ostdeutschen<br />
Wirtschaftsforum<br />
(OWF), das am 9. und 10. November<br />
<strong>2017</strong> in Bad Saarow<br />
stattfindet. Der von der Initiative<br />
Wirtschaft.Wachstum.<br />
Zukunft unter der Federführung von<br />
unserem Magazin initiierte Gipfel<br />
der ostdeutschen Wirtschaftselite<br />
findet bereits zum zweiten Mal<br />
statt. Im Mittelpunkt der Debatten<br />
stehen die drängendsten Zukunftsfragen,<br />
welche die neuen Bundesländer<br />
umtreiben. Im Vorfeld des<br />
OWF führen wir Interviews mit<br />
allen sechs ostdeutschen Wirtschaftsministern.<br />
Sie sprechen über perspektivreiche<br />
Branchen in ihren Ländern, Pläne zum<br />
Breitbandausbau, Ansätze zur Lösung des<br />
Fachkräfteproblems und Wege zur besseren<br />
Vernetzung von Hochschulen mit kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen. Neben<br />
dem finalen Tagungsprogramm des „Davos<br />
des Ostens“ blicken wir noch einmal zurück<br />
auf die OWF-Premiere im Oktober 2016 –<br />
damals kamen neben den meisten ostdeutschen<br />
Ministerpräsidenten auch der damalige<br />
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel<br />
(SPD), Bundesforschungsministerin Johanna<br />
Wanka (CDU) und die Ostbeauftragte<br />
der Bundesregierung Iris Gleicke (SPD) nach<br />
Bad Saarow.<br />
Im Rahmen eines Länderschwerpunktes<br />
über Thüringen treffen wir uns mit Ministerpräsident<br />
Bodo Ramelow (Die Linke).<br />
Wir reden mit ihm über Investitionen<br />
im Freistaat, Sorgen der heimischen<br />
Automobilwirtschaft und seine Beziehung<br />
zum Vermächtnis von Martin Luther.<br />
Wie gewohnt offerieren wir Ihnen aktuelle<br />
Nachrichten und Reportagen aus den neuen<br />
Ländern, einen umfangreichen Ratgeberteil<br />
und aus aktuellem Anlass eine erste Bewertung<br />
der Ergebnisse der Bundestagswahl.<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
WIRTSCHAFT+ MARKT erscheint am<br />
17. Oktober <strong>2017</strong>.<br />
PERSONENREGISTER<br />
Arndt, Rommy 56<br />
Balan, Manuela 59<br />
Baldamus, Gunnar 59<br />
Barke, Mike Klaus 31<br />
Behrens, Manfred 43<br />
Berger, Axel 50/51<br />
Bergner, Christoph 48<br />
Bergner, Martin 30<br />
Bindemann, Gunter 7<br />
Blome, Frank 6<br />
Braunstein, Sascha 59<br />
Brehmer, Heike 43<br />
Büchner, Frank 12<br />
Buggenhagen, Pamela 59<br />
Bunsen, Hartmut 10<br />
Claus, Roland 43<br />
Cramer, Bernhard 16<br />
Conen, Claudia 60<br />
de Vries, Kees 43<br />
Diaby, Karamba 43<br />
Dobelli, Rolf 54<br />
Dobrindt, Alexander 34<br />
Ebel, Andreas 60<br />
Ermrich, Michael 30<br />
Feige, Tim 61<br />
Ferriss, Timothy 54<br />
Franck, Jan-Erik 56<br />
Friedrich, Marc 54<br />
Gabriel, Sigmar 66<br />
Garbe, Karl-Heinz 59<br />
Gellert, Mario 59<br />
Gleicke, Iris 29, 46, 66<br />
Golbs, Andreas 31<br />
Gorholt, Martin 57<br />
Göring-Eckardt, Katrin 46<br />
Görke, Christian 58<br />
Graf, Angelika 59<br />
Graichen, Patrick 12<br />
Greiff, Burkhardt 30<br />
Grund, Manfred 48<br />
Haacker, Frank 31<br />
Hacke, Tilo 12<br />
Hartmann, Tim 14/15<br />
Haseloff, Reiner 20<br />
Hauptmann, Mark 46<br />
Hein, Rosemarie 43<br />
Heitmüller, Ulf 12<br />
Heller, Uda 48<br />
Hellmuth, Jörg 44<br />
Henkel, Iris 61<br />
Hertwig, Thomas 17<br />
Hirte, Christian 46<br />
Hoffmeister, Axel 59<br />
Hupach, Sigrid 48<br />
Jürgens, Gerold 64<br />
Kahnemann, Daniel 54<br />
Kermer, Marina 44<br />
Karoff, Niklas 24<br />
Kirpal, Kristian 10<br />
Kitz, Volker 54<br />
Kiyosaki, Robert T. 54<br />
Klädtke, Dirk 7<br />
Klang, Klaus 6<br />
Klukas, Jörg 61<br />
Kohl, Helmut 34<br />
Komm, Anatoly 6<br />
Korte, Jan 44<br />
Kraatz, Hans-Joachim 7<br />
Kreckler, Luis María 56<br />
Kücker, Ulrike 26<br />
Kühnel, Richard 60<br />
Kunert, Katrin 44<br />
Kunze, Stefan 61<br />
Laanemäe, William Mart 40/41<br />
Lemke, Steffi 44<br />
Lemme, Steffen-Claudio 46<br />
Lenkert, Ralph 46<br />
Lischka, Burkhard 45<br />
Lißke, Matthias 7<br />
List, Patrick 26<br />
Ludwig, Matthias 56<br />
Maas, Manfred 6<br />
Marin, Udo 30<br />
Masson-Wawer, Susanna 60<br />
Meinel, Christoph 38/39<br />
Merkel, Angela 3, 6, 28/29, 30<br />
Methling, Roland 56, 60<br />
Miller, Markus 54<br />
Mischo, Helmut 16<br />
Nahles, Andrea 27, 29<br />
Nauerth, Jannik A. 8<br />
Nazareth, Oliver 26<br />
Neugebauer, Reimund 8<br />
Ohoven, Mario 31<br />
Okun, Bernd 61<br />
Pätz, Reinhard 28<br />
Paukstat, Rolf 31<br />
Petzold, Ulrich 45<br />
Pieterwas, Ralf 37<br />
Ragnitz, Joachim 8, 32<br />
Ramelow, Bodo 66<br />
Reissner, Andreas 17<br />
Rendez, Helmar 11<br />
Renner, Martina 47<br />
Rudolph, Stefan 64<br />
Schäfer, Bodo 54<br />
Schäfer, Markus 6<br />
Schaller, Lars 59<br />
Schipanski, Tankred 47<br />
Scheer, Jutta 63<br />
Schlegel, Andreas 61<br />
Schneider, Carsten 47<br />
Scholz, Helmut 60<br />
Schröder, Gerhard 29<br />
Schröder, Wolfgang 59<br />
Schucht, Boris 11<br />
Schuller, Friedrich 62<br />
Schulz, Martin 3, 29<br />
Schwannecke, Holger 60<br />
Schwind, Jochen 22<br />
Selle, Johannes 47<br />
Semlinger, Klaus 61<br />
Senius, Kay 27<br />
Sitte, Petra 45<br />
Sorge, Tino 45<br />
Stark, Britta 58<br />
Stauche, Carola 48<br />
Stefanović, Miloš 57<br />
Steglich, Ute 59<br />
Steinke, Kersten 48<br />
Stenger, Tillmann 39/40, 58<br />
Stier, Dieter 48<br />
Strelecky, John 54<br />
Tag, Jacqueline 58<br />
Tempel, Frank 48<br />
Thar, Juliane 63<br />
Thews, Thorsten 51<br />
Thunemann, Rüdiger 31<br />
Tillich, Stanislaw 6, 18-20, 55<br />
Tillmann, Antje 48<br />
Trump, Donald 10, 12<br />
Unger, Benjamin 7<br />
Vogel, Frank 7<br />
Vogel, Volkmar 48<br />
von Hoensbroech, Raphael 65<br />
von Löbbecke, Friedrich 65<br />
Wagenknecht, Sahra 54<br />
Wanka, Johanna 66<br />
Weidmann, Attila 57<br />
Weik, Matthias 54<br />
Weiler, Albert 48<br />
Wellnitz, Karsten 26<br />
Werner, Götz W. 54<br />
Woidke, Dietmar 19/20, 57, 58<br />
Wolff, Waltraud 48<br />
Zetsche, Dieter 6<br />
Zimmermann, Sabine 26/27<br />
Zuse, Hannelore 63<br />
Zuse, Horst 63<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 5/<strong>2017</strong>
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