Cruiser im September 2017
Cruiser im September: Wir haben eine Regenbogenfamilie besucht und nachgefragt, wie einfach oder schwierig sich diese Lebensform gestaltet. Ausserdem: Das grosse Interview mit Richard Gere und: Wie steht es eigentlich um LGBT* Flüchtlinge?
Cruiser im September: Wir haben eine Regenbogenfamilie besucht und nachgefragt, wie einfach oder schwierig sich diese Lebensform gestaltet. Ausserdem: Das grosse Interview mit Richard Gere und: Wie steht es eigentlich um LGBT* Flüchtlinge?
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12<br />
Interview<br />
Richard Gere<br />
Richard Gere und Rebecca Hal <strong>im</strong> neuen Film «The Dinner».<br />
Was fasziniert Sie persönlich am Film «The<br />
Dinner»?<br />
Ich habe die Arbeit mit Oren Moverman<br />
schon in unserem letzten Film («T<strong>im</strong>e Out of<br />
Mind») sehr genossen und ich fand, dass<br />
dies eine sehr interessante und faszinierende<br />
Art von Drama war, die man nicht oft zu<br />
sehen bekommt. Der Film findet auf verschiedenen<br />
Ebenen seinen Nachhall. Einer <br />
seits ist es ein Familiendrama, das sich um<br />
den Konflikt zweier Brüder dreht (gespielt<br />
von Gere und Coogan), und als Spitze des<br />
Eisbergs müssen sie eine Situation lösen,<br />
bei der es um etwas Schreckliches geht, das<br />
ihre Kinder getan haben.<br />
Sie tendieren dazu, bei Independent-Filmen<br />
mitzuwirken – wie bei «The Dinner» und den<br />
meisten Ihrer jüngeren Projekte der letzten<br />
zehn Jahre. Wie kam es dazu?<br />
Ich finde, dass die besten Filme von unabhängigen<br />
Produzenten und Regisseuren gemacht<br />
werden, die mit kleineren Budgets<br />
arbeiten. Wenn mir ein grossartiges Projekt<br />
begegnet, das von einem der grossen<br />
Hollywood-Studios realisiert wird, dann<br />
wäre ich dabei, aber die Branche hat sich<br />
verändert. Die Filme, die ich in den 70ern<br />
und 80ern gedreht habe, wurden von grossen<br />
Studios produziert. Solche Geschichten<br />
werden nun als Low-Budget-Filme umgesetzt<br />
und Sie müssen die Distributoren<br />
förmlich anbetteln, sie zu zeigen.<br />
Ich erinnere mich noch daran, was mir<br />
der Chef eines Hollywood-Studios vor einigen<br />
Jahren gesagt hat, als ich versucht habe,<br />
einen kleinen Film zu realisieren, der mit<br />
geringem Budget gedreht werden sollte und<br />
bei dem die finanziellen Erwartungen und<br />
das Risiko sehr gering ausfielen. Er sagte mir:<br />
«Wir sind keine Branche für kleine Umsätze.»<br />
Für mich ist es also jetzt wichtig, gute<br />
Geschichten zu erzählen. Und das tun zu<br />
können, macht mich glücklich.<br />
Wann haben Sie sich erstmals für Filme interessiert<br />
und angestrebt, das Schauspielern<br />
zum Beruf zu machen?<br />
Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen<br />
und hatte niemals die Möglichkeit, viele<br />
Filme zu sehen. Erst <strong>im</strong> College begann ich,<br />
europäische und asiatische Filme für mich<br />
zu entdecken, was mir eine komplett neue<br />
Welt eröffnet hat. Es war eine ganz andere<br />
Form von Ästhetik – verglichen mit den<br />
standardmässigen Hollywood-Filmen, die<br />
ich zuvor gesehen habe. Und so begann ich,<br />
über das Schauspielern nachzudenken und<br />
ein Teil dieser Welt zu werden.<br />
In der Vergangenheit sagten Sie einmal, dass<br />
Sie Schwierigkeiten damit hatten, mit Ihrem<br />
frühen Erfolg und der Aufmerksamkeit, die der<br />
Hollywood-Ruhm mit sich brachte, zurechtzukommen.<br />
Wie würden Sie diese Zeit mit Ihrer<br />
heutigen Sicht auf die Dinge vergleichen?<br />
Über die Jahre habe ich gelernt, meine Wut<br />
und Frustration zu kontrollieren und in der<br />
Lage zu sein, meine Freude sehr viel leichter<br />
und offener mit anderen zu teilen. Ich frage<br />
mich stets, wie ich auf die Menschen um<br />
mich herum positiv wirken kann – ebenso<br />
wie auf die Menschen, die ich treffe, wo <strong>im</strong>mer<br />
ich gerade bin.<br />
Richard Gere war schon in jungen Jahren in Hollywood<br />
gefragt. Heute sagt er, er sei mit dem frühen<br />
Ruhm kaum zurechtgekommen.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>