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DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG

Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATURGUCKER 32<br />

Ausgabe 32 Sept. / Okt. 2017 Deutschland 3,80 € | Österreich 4,30 € | Schweiz 5,00 CHF | Italien 5,00 €<br />

Das Magazin zur Vogel- und Naturbeobachtung<br />

LURCHI<br />

IN GEFAHR<br />

Die Suche nach dem<br />

schwarzgelben Lurch<br />

WO DIE<br />

WÜSTE LEBT<br />

Der Vogelzug im<br />

Nahen Osten


Liebe Leserinnen<br />

und liebe Leser!<br />

Vom 14. bis 22. Oktober finden zum<br />

neunten Mal die Zugvogeltage im<br />

Nationalpark Niedersächisches<br />

Wattenmeer statt. Zwischen Dollart und<br />

Elbe locken über 200 Exkursionen, Vorträge<br />

und Austellungen, natürlich auch<br />

auf Borkum, Norderney, Juist, Baltrum,<br />

Langeoog, Spiekeroog und Wangeroog<br />

(www.zugvogeltage.de, Telefon 04421-<br />

9110). Da ist für jeden etwas dabei. Solche<br />

Veranstaltunge sind wichtig, denn sie<br />

zeigen unsere große Verantwortung für<br />

Millionen von Vögeln, die in der Deutschen<br />

Bucht überwintern, rasten oder<br />

leben. Sie führen vor Augen, dass Wattvögel<br />

nicht immer Watvögel sind, Möwe<br />

nicht gleich Möwe ist, Seeschwalben<br />

keine Schwalben sind und Alpis kein<br />

Gebirge (»Alpis« meint Alpenstrandläufer)<br />

– und wie wichtig der Schutz des<br />

weltweit einzigartigen Wattenmeeres ist.<br />

»Nur was man kennt, kann man<br />

schützen«, lautet ein kluger Satz. Und er<br />

gilt auch hier. Das Vogelparadies Wattenmeer<br />

ist nämlich durch den Nationalparkstatus<br />

zwar geschützt, aber dennoch<br />

bedroht: Offshore-Windparks<br />

zerschneiden wichtige<br />

Rast- und Überwinterungsgebiete,<br />

Schiffsmotoren verpesten<br />

bei ihrer Schweröl-Verbrennung die Luft,<br />

intensive Fischerei und übertriebene Jagd<br />

nagen bedrohlich nah an den Grenzen<br />

der hochsensiblen Kernzonen des Parks.<br />

Umso wichtiger ist es, dass auch Naturunkundige<br />

erfahren, dass die Natur<br />

nichts Unwichtiges ist, sondern die einzige<br />

Grundlage für unsere eigene Existenz.<br />

Und die ist in Gefahr. Schon heute<br />

leben mehr als 7,6 Milliarden Menschen<br />

auf der Erde, bis 2050 sollen es 9,7 Milliarden<br />

oder mehr werden. Zugleich sind<br />

Bestände der Wirbeltiere weltweit zwischen<br />

1970 und 2012 um knapp 60 Prozent<br />

zurückgegangen. Säugetiere, Fische,<br />

Vögel, Amphibien und Reptilien schwinden<br />

»in beispiellosem Tempo«, wie der<br />

WWF im vergangenem Herbst feststellte.<br />

Den stärksten Rückgang der Tierzahlen<br />

beobachteten die Umweltschützer<br />

in Süßgewässern wie Seen, Flüssen<br />

und Sümpfen. Die Populationen der 881<br />

beobachteten Arten hätten sich in diesen<br />

Lebensräumen zwischen 1970 und<br />

2012 um 81 Prozent verringert. Bis<br />

2020 drohe insgesamt ein weiterer<br />

Rückgang. Vor allem, weil die Lebensräume<br />

immer weiter schwinden oder<br />

sich verschlechtern. Jeder von uns sollte<br />

daher Gelegenheiten nutzen, Mitmenschen<br />

von der Schönheit und der großen<br />

Bedeutung der Natur zu überzeugen.<br />

Einen schönen Spätsommer und<br />

Frühherbst mit vielen tollen (Wat-)vögeln<br />

wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Robert Lücke<br />

Herausgeber<br />

Neue Naturbücher<br />

Das historische Meisterwerk<br />

zu alten Obstsorten: 50 Apfel- und<br />

50 Birnensorten im Porträt.<br />

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und 44 QR-Codes führen zu<br />

den Vogelstimmen.<br />

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ISBN 978-3-258-08021-5<br />

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Blütenpflanzen der Welt:<br />

200 botanische Familien im Porträt.<br />

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Diese Bücher erscheinen<br />

Mitte September 2017.<br />

www.hauptverlag.com


INHALT<br />

INHALT<br />

06 NATUR-SPAZIERGANG<br />

06 Der Strand, den die Vögel lieben<br />

08 NATUR-SAISON<br />

08 Vorsicht, da ist Gift im Wald!<br />

12 NATURWISSEN<br />

12 Grüne Methusalems<br />

18 Lurchi in Gefahr<br />

22 Feige Unholde im Fichtenwald?<br />

26 Spinnenleben im Morgennebel<br />

28 Eintauchen in die Welt der Wunder<br />

17 LESERSEITE<br />

17 Briefe, Fragen & Mails<br />

30 NATURSCHUTZ<br />

30 Zwischen Wald und Wiesentälern<br />

34 Katz‘, du hast den Spatz gestohlen ...<br />

36 Nektartankstelle Bärenklau<br />

38 FOTOTIPP<br />

38 Rehen auf der Fährte<br />

40 NATURREISE<br />

40 Heiliges Vogel-Land<br />

46 Freier Flug für Zugvögel<br />

48 Wo die Wüste lebt<br />

45 NATURGUCKER-RÄTSEL<br />

04<br />

52 NATURGUCKER.DE<br />

52 Plausibilisierung: Werden Daten nur<br />

geprüft oder teilweise auch manipuliert?<br />

54 NATUR- KABINETT<br />

54 Admirale fliegen gen Süden<br />

55 Zehn Minuten in der Wüstensonne<br />

56 NATUR-BESTIMMUNG<br />

56 Von Türken, Turteln, Ringeln und Felsen<br />

61 REZENSIONEN<br />

61 Neuer Lesestoff für Naturfreunde<br />

62 AUSRÜSTUNG<br />

62 Kleiner Riese<br />

64 NATUR-KIND<br />

64 Das faulste Lebewesen der Welt ?<br />

65 KLEINANZEIGEN / VORSCHAU<br />

Titelfoto: Feuersalamander / Wolfram Riech


IMPRESSUM<br />

Unser „kleines“<br />

Meisterstück<br />

VERLAG<br />

Bachstelzen Verlag GbR<br />

Frankenplatz 23<br />

42107 Wuppertal<br />

www.naturgucker-magazin.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Robert Lücke ( V.i.S.d.P.)<br />

robert.luecke@naturgucker-magazin.de<br />

REDAKTION<br />

Roy Fabian, Nicole Lücke,<br />

Robert Lücke, Dieter Schneider, Sebastian Teichmann<br />

redaktion@naturgucker-magazin.de<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Wolfram Riech, Richard Bartz, Martina Berg, Hans-Heiner<br />

Bergmann, Jürgen Borris, Kai Bratke, Roy de Haas, Christopher<br />

Engelhardt, Florian Fraaß, Björn Fritsche, Jürgen Gehne,<br />

Nadine Haase, Manfred Herrmann, Elisabeth Heukenkamp,<br />

Karin Jähne, Sabine Klare-Baltzer, Martin Kraft, Thomas<br />

Krumenacker, Matthias Lenk, Wil Leurs, Rainer Lippert, Rita<br />

Lüder, Stefan Munzinger, Daniele Occhiato, Jan Piecha, Jan<br />

Rose, Andreas Schäfferling, Iris Schaper, Christopher Schmidt,<br />

Andreas Scholz, Gaby Schulemann-Maier, Brian E. Small,<br />

Maik Sommerhage, Jochen Tamm, Markus Varesvuo, Rüdiger<br />

Wehner, L. Werle, Thea Wittmann, Renate Zöller<br />

GRAFIKDESIGN<br />

Christiane Püschel | pueschels.com<br />

ABO-SERVICE<br />

T +49 (0) 211 - 61 08 95 45<br />

Di und Fr 9-12 Uhr<br />

abo@naturgucker-magazin.de<br />

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Bachstelzen Verlag GbR<br />

Sybelstraße 3<br />

40239 Düsseldorf<br />

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PARTNER<br />

www.naturgucker.de<br />

www.birdnet.de<br />

www.birdingtours.de<br />

www.duma-naturreisen.de<br />

Es gelten die Anzeigenkonditionen 2017. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle<br />

ist eine Verwertung, auch auszugsweise, ohne Einwilligung des<br />

Hausgebers nicht gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und<br />

Bildmaterial wird keine Haftung übernommen.<br />

Es war Kowas Ambition, ein ultrakompaktes<br />

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den höchsten Ansprüchen an optischer<br />

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FACHBEIRAT<br />

Feld-Ornithologie | Prof. Dr. Martin Kraft<br />

Vogelzug | Prof. Dr. Peter Berthold<br />

Physiologie der Vögel | Prof. Dr. Roland Prinzinger<br />

Feld-Entomologie | Horst Schlüter<br />

Libellen | Hartwig Stobbe<br />

Allgemeine Botanik, Falter | Dieter Schneider<br />

Orchideen | Dr. Manfred Hennecke<br />

Ökologie, Naturschutz | Dr. Jochen Tamm<br />

Naturschutzverbände | Maik Sommerhage<br />

Botanik, Pflanzenkunde, Pilze | Dr. Rita Lüder<br />

Fotografie | Bruno Dittrich<br />

ISSN 2195-5646<br />

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NATUR-SPAZIERGANG<br />

Der Strand,<br />

DEN DIE VÖGEL LIEBEN<br />

06<br />

Felsklotz und Sandstrand:<br />

Im Herbst ist Helgoland Ziel von allerlei<br />

Reisenden, mit und ohne Federn.<br />

Text und Zeichnungen von Christopher Schmidt<br />

Die Reisenden lieben diesen Strand, sie kommen aus<br />

dem Norden, Westen, Osten und Süden. Sie kommen<br />

alleine, paarweise, in Kleingruppen oder in großen<br />

Mengen. Sie lärmen, rufen, schlafen, rennen, sie putzen sich,<br />

verstecken sich oder präsentieren sich ganz offen und ohne<br />

Scheu. Manche sind auffällig gekleidet, andere unauffällig, einige<br />

zerzaust, weitere ordentlich gepflegt. Einige Zugvögel auf<br />

Helgoland kennen diesen Ort, andere besuchen ihn zum ersten<br />

Mal. Manche haben Tage hier verbracht, ein Teil bleibt nur wenige<br />

Minuten, bevor es weitergeht. Einige sind müde und der<br />

Erschöpfung nahe, andere wach und unruhig. Und fast alle haben<br />

sie nur ein Ziel an diesem Ort: schnell satt zu werden, sich<br />

etwas auszuruhen, um dann schließlich ihrem endgültigen Ziel<br />

entgegen zu streben. Ihr Aufenthaltsort ist äußerst zugig, nasskalt,<br />

unruhig und in schlichten Grau- Braun- und Ockertönen<br />

gefärbt. Gestaltet wird ihr Lebensraum durch Wind und Gezeiten,<br />

durch Sand, Steine, Tang und Algen. Die Gischt entlässt<br />

salzhaltige Feuchtigkeit in die Luft, Sandkörner wirbeln flach<br />

über dieses Fleckchen, das einige Hundert Meter weiter durch<br />

einen roten Felsen begrenzt wird. Kurzum, es ist unwirtlich,<br />

aber überaus bevölkert hier am Nordoststrand der Insel Helgoland.<br />

Bevölkert von Zugvögeln, die mich hierher gelockt haben.<br />

Zwergammern<br />

Spornammer


NATUR-SPAZIERGANG<br />

Anfang Oktober ist eine der besten Zeiten,<br />

um sie zu beobachten, aber auch,<br />

um auf seltene Vogelarten zu treffen.<br />

Und so steht man als Vogelbeobachter<br />

hier vor einer schwierigen Entscheidung:<br />

Entweder rennt man den ganzen Tag<br />

über die Insel, um auf das Unerwartete<br />

zu treffen. Den Goldhähnchen-Laubsänger,<br />

den Waldpieper, den Gerfalken,<br />

die Polarmöwe oder den Steinortolan.<br />

LIMIS <strong>UND</strong> AMMER<br />

Man findet kaum Ruhe, und der entspannte<br />

Beobachtergenuss kommt etwas<br />

zu kurz. Oder aber man positioniert<br />

sich an einem Ort, der aus irgendeinem<br />

Grund lohnend erscheint, und wartet auf<br />

das Unerwartete. Genauso mache ich es.<br />

Mein Spektiv vor mir in den Sand gestellt,<br />

suche ich mir einen weitestgehend<br />

windgeschützten Ort, eine leicht erhöhte<br />

Position und verschaffe mir zunächst<br />

mit dem Fernglas einen Überblick. Viele<br />

Stare rasten hier im Tang, zwischen<br />

ihnen Rot- und Singdrosseln. Den unmittelbaren<br />

Grenzbereich zwischen<br />

Meer und Strand teilen sich Sanderlinge,<br />

Goldregenpfeifer, Sandregenpfeifer,<br />

Alpen- und Zwergstrandläufer, Steinwälzer<br />

und die allgegenwärtigen Möwen.<br />

Einzelne Steinschmätzer, ein<br />

Schwarzkehlchen und drei Feldlerchen<br />

konkurrieren um kleine Fliegen<br />

in meiner unmittelbaren Nähe.<br />

Aber besonders angetan hat es mit<br />

heute ein Vogel, der unauffällig, oft die<br />

Deckung suchend und nicht unähnlich<br />

einer Maus am Strand entlanghuscht<br />

– dort, wo Tang, niedrige Vegetation<br />

und kleine Unebenheiten im Sand sowie<br />

ein Labyrinth aus unterschiedlich<br />

großen Steinen einen Lebensraum<br />

formen, der ideal zum Versteckspielen<br />

ist. Es ist eine männliche Spornammer<br />

im Schlichtkleid. Ein Vogel der kargen<br />

skandinavischen Tundra, der im Winter<br />

in Küstenregionen zieht und in das<br />

osteuropäische Binnenland. Es ist ein<br />

unaufdringlicher Vogel, der einem nicht<br />

exponiert wie ein Steinschmätzer die<br />

Brust entgegenstreckt, der nicht, wie<br />

die Stare, durch markante Rufe auf sich<br />

aufmerksam macht. Er wird interessant<br />

dadurch, dass man ihn finden muss, im<br />

Auge behalten, um dann seine Schönheit<br />

zu erkennen. Einzigartig sind der breite<br />

und cremegelbe Überaugenstreif sowie<br />

der ockerrötliche Nacken und die warm<br />

orangerot gefärbten großen Armdecken.<br />

Auf dem Rücken wird ein ockerfarbener<br />

Rückenstreifen eingerahmt durch<br />

braunschwarze Federzentren, und Brust<br />

und Bauch sind unregelmäßig durchzogen<br />

von schwärzlichen Flecken, die im<br />

Bereich der Brust geschuppt erscheinen.<br />

Die Farben in seinem Gefieder fangen<br />

die Farben seiner Umgebung ein. Sein<br />

auf das Leben am Boden ausgerichtete<br />

Verhalten erfordert alle Konzentration,<br />

ihn nicht aus dem Blickfeld des Spektives<br />

zu verlieren. Mal verschwindet die<br />

Spornammer kurz hinter einem Stein,<br />

in einer Bodensenke, hinter einem Grasbüschel<br />

oder Bewegungen in der unmittelbaren<br />

Umgebung lenken ab. Aber ich<br />

freue mich, wenn der Kopf wieder für<br />

einen kurzen Augenblick sichtbar wird<br />

und mit ihm die wunderschönen pastellfarbenen<br />

Töne. Oder wenn sich in der<br />

Rückenansicht die komplizierte Musterung<br />

zeigt, in der ich ein System zu entdecken<br />

versuche.<br />

SELTENER BESUCHER<br />

So verbringe ich viel Zeit damit, dem<br />

Vogel das Geheimnis seiner Färbung,<br />

seiner Musterung zu entlocken, um sie<br />

dann als Skizzen festzuhalten. Auf dem<br />

Rückweg treffe ich auf eine Gruppe von<br />

Ornithologen, die einen der selteneren<br />

Besucher auf Helgoland entdeckt haben.<br />

Am Küstenabschnitt der Hauptinsel, der<br />

der Düne zugewandt ist, rastet in einem<br />

kleinen Trupp von Rohrammern eine<br />

hübsche Zwergammer. Ihre rötlichen<br />

Wangen, ihr etwas feinerer Schnabel, ihr<br />

anderer Ruf – all dies sind Kennzeichen,<br />

anhand derer man den hochnordischen<br />

Vogel von den bei uns häufigeren Rohrammern<br />

unterscheiden kann. Es war die<br />

richtige Entscheidung, mit Geduld an einer<br />

Stelle zu bleiben, den 400 Metern<br />

Strand vor dem roten Felsen, an dem die<br />

Schönheit der Spornammer und die Seltenheit<br />

der Zwergammer in kondensierter<br />

Form die Geschichten erzählt haben,<br />

die für Helgoland so typisch sind.<br />

Alle Rechte an Text und Bildern<br />

bei Christopher Schmidt.<br />

07<br />

Spornammern<br />

Spornammer


NATUR-SAISON<br />

Warum gibt es eigentlich überhaupt giftige Pilze?<br />

Und kann man sie mit anderen Arten verwechseln? Unser<br />

Autor Christopher Engelhardt berichtet über die<br />

gefährliche Verführung, die in den Wäldern lauert.<br />

08<br />

Den Fliegenpilz kennt jeder. Mit<br />

seinem weiß betupften roten<br />

Hut gilt er als Glückssymbol<br />

und wird in der Pilzkunde auch gerne als<br />

Logo verwendet. Einen festen Platz hat<br />

er seit Jahrhunderten in volkstümlichen<br />

Märchen und Legenden. Aber auch in<br />

neuerer Zeit erfuhr zum Beispiel »Alice<br />

im Wunderland« seine berauschende<br />

Wirkung, als sie dem Rat der Raupe mit<br />

der Wasserpfeife folgte, von dem Pilz zu<br />

essen: »Von der einen Seite wirst du kleiner<br />

und von der anderen größer.« Aber<br />

der Pilz erweist sich als unberechenbar.<br />

Und noch eines weiß jeder über den Fliegenpilz<br />

– nämlich, dass er giftig ist! Wobei<br />

das mit dem Gift so eine Sache ist.<br />

GRENZFALL NEBELKAPPE<br />

Gift ist nicht gleich Gift – manche Tiere<br />

fressen bekanntlich unbeschadet<br />

Substanzen, die für Menschen unbekömmlich<br />

oder gar tödlich sein können,<br />

was daran liegt, dass menschliche und<br />

tierische Organe auf bestimmte Stoffe<br />

durchaus unterschiedlich reagieren.<br />

Aber auch Menschen sind verschieden:<br />

Was von den einen als Speisepilz gesammelt<br />

und geschätzt wird, wird anderswo<br />

als ungenießbar oder gar giftverdächtig<br />

etikettiert. Bekanntes Beispiel ist die<br />

Nebelkappe (Lepista nebularis), die in<br />

manchen Pilzbüchern als essbar gekennzeichnet<br />

ist, aber nachweislich schon zu<br />

schweren Vergiftungsfällen geführt hat.<br />

Und um noch einmal auf den Fliegenpilz<br />

zu kommen: Sein Hauptwirkstoff ist<br />

die sogenannte Ibotensäure, eine unter<br />

bestimmten Umständen psychoaktive<br />

L-Aminosäure, die übrigens auch in anderen<br />

Pilzen aus der Gattung der Wulstlinge<br />

vorkommt. Diese Substanz wurde<br />

schon früher wegen ihrer halluzinogenen<br />

Wirkung als Rauschmittel verwendet. So<br />

sammelten zum Beispiel sibirische Schamanen<br />

den Pilz, um sich damit in Ekstase<br />

zu versetzen. Das klappt aber nicht<br />

immer und führt statt zum ersehnten<br />

Glücksgefühl sehr häufig zu Übelkeit,<br />

Erbrechen und Durchfall. Das Gute daran<br />

ist: Kaum jemand wird nach solch<br />

einem Fliegenpilz-»Genuss« tatsächlich<br />

sterben. Außerdem ist der Fliegenpilz mit<br />

seinem weißen, knolligen, beringten Stiel,<br />

den weißen Lamellen und dem auffälligen,<br />

mit weißen Flocken besetzten, roten<br />

Hut sehr charakteristisch und einmalig<br />

und damit unverwechselbar. Da gibt es<br />

im spätsommerlichen und herbstlichen<br />

Wald ganz andere Kandidaten, die bis<br />

heute vielen Menschen zum Verhängnis<br />

werden, weil sie begehrten und leckeren<br />

Speisepilzen täuschend ähnlich sehen!<br />

Als geradezu klassischer »Todespilz«<br />

berüchtigt ist der Grüne Knollenblätterpilz<br />

(Amanita phalloides), auf<br />

dessen Konto bis heute 90 Prozent aller


NATUR-SAISON<br />

Der Fliegenpilz (oben links / Christiane<br />

Püschel) gilt als der Giftpilz schlechthin. Sein<br />

charakteristisches Erscheinungsbild macht<br />

die Gefahr, ihn mit anderen Pilzen zu verwechseln<br />

äußerst unwahrscheinlich. Schwieriger ist es<br />

mit dem besonders gefährlichen Grünen Knollenblätterpilz<br />

(links und oben). Er ähnelt beliebten<br />

Speisepilzen wie dem Wiesen-Champignon<br />

(oben rechts / Emer1940). Ein Unterscheidungsmerkmal<br />

sind die Lamellen: Beim Knollenblätterpilz<br />

sind sie weiß, beim Champignon bräunlich.<br />

tödlich verlaufenen Pilzvergiftungen<br />

gehen. Schon der Verzehr eines einzigen<br />

Pilzes kann tödlich wirken. Seine Giftstoffe<br />

kann man weder riechen noch<br />

schmecken, und sie lassen sich – anders<br />

als beim Fliegenpilz – durch Kochen<br />

nicht zersetzen. Sie behindern den<br />

Stoffwechsel der Zellen und des gesamten<br />

Körpers, wodurch es bald zu einer<br />

fortschreitenden Zerstörung der Leber<br />

kommt. Die Gifte heißen Amanitin und<br />

Phalloidin; nach letzterem wird diese<br />

Vergiftung als Phalloides-Syndrom bezeichnet.<br />

MERKMAL LAMELLEN<br />

Seit 2014 versuchen Pharmaforscher,<br />

mithilfe von Amanitin einen neuen<br />

Wirkstoff für eine Chemotherapie gegen<br />

bislang resistente Krebszellen zu finden.<br />

Die Gifte finden sich auch im Spitz- oder<br />

Kegelhütigen Knollenblätterpilz (Amanita<br />

virosa) und im Frühlings-Knollenblätterpilz<br />

(Amanita verna), die beide<br />

weiß aussehen und von Unkundigen<br />

leicht mit beliebten Speisepilzen wie<br />

etwa Champignons oder Täublingen<br />

verwechselt werden können. Im Unterschied<br />

zu den braunlamelligen Champignons,<br />

unter denen es nur wenige giftige<br />

Arten gibt, haben Knollenblätterpilze<br />

weiße Lamellen, die frei stehen und sich<br />

leicht vom Stiel lösen lassen. Der Ring<br />

ist oberseits gerieft, der Stiel unterhalb<br />

des Ringes genattert – eine wie bei einer<br />

Natter zickzackförmig horizontal<br />

um den Stiel verlaufende Zeichnung.<br />

Am unteren Ende ist der Ring knollig<br />

verdickt – daher der Name! – und von<br />

einer lappigen Scheide umgeben. Der<br />

09


NATUR-SAISON<br />

Augen auf bei der Pilzsuche: So mancher<br />

Waldbesucher hat statt des genießbaren Stockschwämmchens<br />

(ganz links) den Gift-Häubling<br />

(links) nach Hause gebracht. Der Große<br />

Wulstling (links unten) wiederum ist leicht<br />

mit dem giftigen Pantherpilz zu verwechseln.<br />

Der Karbol-Champignon (unten) ist einer der<br />

wenigen seiner Gattung, die toxisch sind. Sein<br />

Stiel läuft an den Schnittstellen chromgelb<br />

an. Der Falten-Tintling (ganz unten links) ist<br />

jung essbar, allerdings ist er in Verbindung mit<br />

Alkohol giftig.<br />

10<br />

Hut des Grünen Knollenblätterpilzes kann<br />

auch verblassen und wirkt dann ebenfalls<br />

fast weiß. Er wächst meist in der Nähe von<br />

Eichen, was aber kein zuverlässiges Merkmal<br />

ist, denn er wurde auch schon unter<br />

anderen Laubbäumen und sogar Fichten<br />

gefunden. Auf jeden Fall sollte man<br />

sich die Merkmale dieses giftigsten aller<br />

Pilze gut einprägen, bevor man irgendwelche<br />

Speisepilze zu sammeln beginnt!<br />

SCHUPPEN ODER FASERN?<br />

Für besonders heimtückisch könnte man<br />

den Gift-Häubling (Galerina marginata)<br />

halten, den man sehr leicht mit dem<br />

als wertvollen Speisepilz geschätzten<br />

Stockschwämmchen (Kuehneromyces<br />

mutabilis) verwechseln kann. Auch der<br />

Gift-Häubling enthält Amatoxine und ist<br />

genauso tödlich wie der Grüne Knollenblätterpilz.<br />

Er wurde früher wegen seines<br />

bevorzugten Vorkommens auf Tannenund<br />

Fichtenstubben alternativ als Nadelholz-Häubling<br />

bezeichnet. Der Name ist<br />

aber zumindest heute irreführend, denn<br />

dieser Pilz konnte in den letzten Jahrzehnten<br />

seine ökologische Anpassung deutlich<br />

erweitern, sodass man ihn genauso oft auf<br />

Laubholz finden kann. Er gedeiht auf Rindenmulch<br />

und Holzschredder und wächst<br />

sogar auf Buchenstämmen direkt neben<br />

dem Stockschwämmchen. Gift-Häubling<br />

und Stockschwämmchen sind in etwa<br />

gleich groß, haben zwei bis sechs Zentimeter<br />

breite, ocker- bis rotbräunliche,<br />

hygrophane Hüte (hygrophan bedeutet,<br />

dass sie abhängig vom Wassergehalt<br />

die Farbe ändern) mit bräunlichen Lamellen<br />

und dünne, hellbraune Stiele mit<br />

häutigem Ring. Wer für die Pfanne nur<br />

die Pilz-Hüte sammelt, kann sie gleich<br />

wegwerfen, denn zur Unterscheidung<br />

taugt allein der Stiel. Der ist beim Stockschwämmchen<br />

unterhalb des Ringes<br />

dicht mit feinen, manchmal leicht abstehenden<br />

Schüppchen bedeckt, beim Gift-<br />

Häubling dagegen unterhalb des Ringes<br />

blass weißlich überfasert. Manche verweisen<br />

zur Unterscheidung auch auf den<br />

Mehlgeruch, der dem Stockschwämmchen<br />

fehlt, aber dieses Merkmal ist zum<br />

Beispiel bei regennassen oder zu alten<br />

Pilz-Exemplaren und weniger gut ausgeprägtem<br />

Geruchssinn des Sammlers<br />

wenig hilfreich. Wer sich bei der Unterscheidung<br />

nicht hundertprozentig sicher<br />

ist oder die gesammelten Pilze keinem<br />

Pilzberater vorlegen kann, sollte die Finger<br />

davon lassen und sich lieber nur am<br />

Anblick erfreuen. Denn schön anzusehen<br />

und fotogen sind diese Pilze durchaus,<br />

wenn sie frisch und in Büscheln<br />

zusammenstehend einen alten Baumstubben<br />

schmücken.<br />

EXKURSIONEN RATSAM<br />

Ebenfalls sehr schön anzusehen sind<br />

die als Speisepilze beliebten Perlpilze<br />

(Amanita rubescens) und Grauen Wulstlinge<br />

(Amanita excelsa), von denen es<br />

leider ebenfalls einen hochgiftigen Verwechslungspartner<br />

gibt: den Pantherpilz<br />

(Amanita pantherina). Bei diesen Arten


Empfohlen von:<br />

NATUR-SAISON<br />

bleiben – genau wie beim Fliegenpilz –<br />

beim Aufwachsen und Aufschirmen<br />

des Hutes Reste der Gesamthülle als<br />

weiße Flocken zurück, was dem bräunlichen<br />

Hut ein weiß gesprenkeltes Aussehen<br />

verleiht. Im Unterschied zu den<br />

essbaren Arten ist beim Pantherpilz der<br />

Ring oberseits glatt und der Hutrand<br />

im Alter deutlich gerieft. Auch das Pilz-<br />

Fleisch kann Bestimmungshinweise<br />

liefern: Beim Perlpilz verfärbt es sich<br />

bei Verletzung und beim Anschnitt rot,<br />

beim Grauen Wulstling vor allem in der<br />

Stielknolle bräunlich.<br />

Magen-Darm-giftige Pilze, deren<br />

Vergiftungsfolgen weniger gravierend<br />

sind, gibt es viele – und etliche davon<br />

sind ebenfalls mit Speisepilzen verwechselbar.<br />

Sie gehören zu den Schirmlingen<br />

(Lepiota) oder Düngerlingen (Panaeolus),<br />

zu den Rötlingen (Entoloma) oder<br />

Fälblingen (Hebeloma), es gibt sie unter<br />

Täublingen (Russula), Milchlingen (Lactarius)<br />

und etlichen anderen Gattungen.<br />

Sogar giftige Champignons gibt es. Der<br />

Karbol-Champignon (Agaricus xanthoderma)<br />

zum Beispiel verrät sich oft erst<br />

dadurch, dass seine Stielbasis beim Reiben<br />

oder im Schnitt chromgelb anläuft.<br />

Auch Tintlinge wie der häufige Graue<br />

Faltentintling (Coprinus atramentarius)<br />

sind giftig, entfalten ihre Wirkung<br />

aber erst in Verbindung mit Alkohol.<br />

Man spricht dann vom sogenannten Coprinus-Syndrom.<br />

Wer sich neben dem<br />

naturwissenschaftlichen oder einfach<br />

ästhetischen Interesse an Pilzen auch<br />

deren kulinarischer Seite zuwenden<br />

will, sollte sich geführten Pilzexkursionen<br />

anschließen und/oder seine Funde<br />

einem Pilzsachverständigen zur Kontrolle<br />

vorlegen. Es reicht nicht aus, sich<br />

auf ein Pilzbuch oder gar eine Pilz-App<br />

auf dem Smartphone zu verlassen. Gerade<br />

eine App kann dazu verleiten, sich<br />

einer Bestimmung allzu schnell sicher<br />

zu sein – und so sind Pilzvergiftungen<br />

nach schnellen App-Bestimmungen leider<br />

häufiger geworden.<br />

CHEMISCHER SCHUTZ<br />

Aber warum sind Pilze überhaupt giftig?<br />

Die Antwort ist einfach: Das Gift soll sie<br />

vor Fressfeinden schützen. Durch experimentelle<br />

Forschung konnte nachgewiesen<br />

werden, dass pilzfressende Insekten,<br />

wenn sie die Wahl haben, deutlich lieber<br />

auf ungiftige Pilze ausweichen. Pilze<br />

ohne giftige Inhaltsstoffe werden zum<br />

Beispiel von Springschwänzen viel stärker<br />

angefressen als Pilze, die über ein<br />

Abwehr-Arsenal verfügen. Somit haben<br />

Giftpilze als Fraßschutz gewissermaßen<br />

ein chemisches Schutzschild aufgebaut.<br />

Unter diesem Aspekt kann man den<br />

»giftigen Schönheiten« im Wald durchaus<br />

Respekt und Bewunderung zollen<br />

– ihre Giftproduktion ist Zeichen einer<br />

wirkungsvollen Überlebens-Strategie<br />

im Zusammenspiel der anderen Waldbewohner,<br />

was letztendlich einiges über die<br />

Komplexität und die erstaunlichen Anpassungen<br />

der Pilze aussagt. Viel mehr,<br />

als die immer wieder bei Exkursionen<br />

gehörte Frage von »Pilzfreunden«, die<br />

sich letztlich nicht für die Pilze an sich,<br />

sondern nur für den eigenen Bauch interessieren:<br />

»Kann man die denn essen?«<br />

Wer sich vor allem für die kreativen<br />

und ökologischen Facetten der Pilze interessiert,<br />

dem sei die Ausbildung der<br />

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NATURREISE<br />

Wo dieWüste lebt<br />

48<br />

In Eilat auf dem südlichen Sinai<br />

treffen Millionen von Zug- und Rastvögel<br />

aufeinander. Unsere Autorin<br />

Elisabeth Heukenkamp war begeistert.


NATURREISE<br />

Halsbandsittiche, die am weitesten<br />

verbreitete Papageienart der Welt, gibt<br />

es auch in Israel. Der Gelbsteiß-Bülbül<br />

lebt dagegen nur im Nahen Osten. Der<br />

Maskenwürger ist im gesamten östlichen<br />

Mittelmeerraum zu finden, während<br />

der Smaragdspint in einem Gürtel von<br />

der Westküste Afrikas bis nach Vietnam<br />

vorkommt. Der Wüstenfuchs ist gut an<br />

seine Umgebung angepasst und kommt<br />

mit sehr wenig Wasser aus. / Alle Fotos:<br />

Elisabeth Heukenkamp<br />

Wer den Vogelzug liebt und<br />

Tausende seltener Arten<br />

wie etwa den Östlichen<br />

Kaiser- und Schelladler in ihren Winterquartieren<br />

beobachten will, muss<br />

nach Eilat! Die Stadt Eilat selbst ist<br />

in ihrem Zentrum mit den kreuzfahrtschiffsgroßen<br />

Bettenburgen<br />

von beeindruckender Hässlichkeit.<br />

Der Naturreisende kann aber länger<br />

schlafen als an anderen Vogel-Reisezielen.<br />

Denn die wärmeliebenden<br />

Vögel der Wüste und der Dattelhaine<br />

beginnen erst zu fressen und zu<br />

jagen, wenn das Morgenlicht ihnen<br />

die Federn gewärmt hat. Bevor die<br />

Sonne über die jordanischen Berge<br />

geklettert ist, mischt kein Smaragdspind<br />

(Merops orientalis) arglose<br />

Käfer auf. Nur der Jerichonektarvogel<br />

(Cinnyris osea) mit seinem so<br />

anmutig zart gebogenen Schnabel<br />

singt auf dem höchsten Baum sein<br />

zartes, wehmütiges Liedchen. Der<br />

Gelbsteiß-Bülbül (Pycnonotus xanthopygos)<br />

– Bülbül ist das persische<br />

Wort für Nachtigall, obwohl er keine<br />

ist – mit dem namensgebenden leuchtend<br />

gelben Steiß blubbert ihm zur<br />

Begleitung.<br />

BERINGEN AM KIOSK<br />

Von acht bis elf Uhr am Morgen bietet<br />

es sich an, dem Bird Sanctuary einen<br />

Besuch abzustatten, wo man sich<br />

vom Management die besten Vogelbeobachtungsplätze<br />

erklären lässt,<br />

am besten gegen eine kleine Spende.<br />

Der klitzekleine Nationalpark ist im<br />

Flächennutzungsplan als Ersatz für<br />

die Salinen ausgewiesen worden, an<br />

denen die Vögel sich einst auf ihrer<br />

langen Reise von Afrika nach Europa<br />

und umgekehrt labten, bis diese den<br />

Bunkern der Hotelanlagen weichen<br />

mussten. Leider hat der heutige Park<br />

keinen Naturschutzstatus – jedes<br />

Jahr kann er von einer Nutzungsänderung<br />

betroffen sein. Im Kiosk des<br />

Nationalpark-Zentrums beringen<br />

die Mitarbeiter des Parks durchziehende<br />

Vögel. Manche verfangen sich<br />

mehrmals in den Netzen, sie werden<br />

beide Male gewogen: Am Ende ihres<br />

Aufenthalts im Park haben sich die<br />

kleinen Vögel das Doppelte ihres Gewichtes<br />

angefressen, um die nächste<br />

Etappe ihrer Reise nach Europa anzutreten.<br />

Wer sich vorher anmeldet,<br />

darf beim Beringen der Vögel mithelfen,<br />

braucht dafür aber starke Nerven.<br />

Zum Beispiel dann, wenn der<br />

Naturschützer einen Graudrossling<br />

(Turdoides squamiceps) kopfüber in<br />

einen alten Joghurtbecher steckt, um<br />

ihn auf eine Waage stellen zu können.<br />

Eine für einen so eleganten und feinen<br />

Vogel seltsame Behandlung!<br />

Der Manager des Naturparks<br />

pustet dem Graudrossling kräftig<br />

in die Brustfedern. Ja, das Tier hat<br />

Druckstellen vom Brüten. Grausdrosslinge,<br />

die nimmer Stummen,<br />

sind besondere Tiere: Mehrere Paare<br />

brüten in nur einem Nest. Kein<br />

Tier weiß, welche Eier von ihm sind,<br />

und alle ziehen die Küken gemeinsam<br />

groß. Anführer wird nicht der Lauteste,<br />

sondern der, der am meisten für<br />

die Gemeinschaft getan hat. Der Park<br />

selbst besteht aus einem Rundweg,<br />

an dem einige Beobachtungshütten<br />

aufgestellt sind. Von diesen aus kann<br />

man auf Wasserflächen schauen, in<br />

denen Stelzenläufer, Temminck-,<br />

Zwerg- und Alpenstrandläufer,<br />

Fluss-, See- sowie Sandregenpfeifer,<br />

Rotschenkel, Grünschenkel, Wald-,<br />

Bruch- und Flussuferläufer, Kleines<br />

Sumpfhuhn, Rotflügel-Brachschwalbe,<br />

verschiedene Reiherarten und<br />

Braune Sichler nach Krebsen und anderem<br />

stochern und Raubsee-, Flusssee-<br />

und Zwergseeschwalbe fischen.<br />

Der Graufischer (Ceryle rudis), eine<br />

Eisvogelart, lässt sich hier auf der<br />

Jagd nach Fischen ins Wasser platschen.<br />

An den sandigen Wegesrändern<br />

sonnen sich Eidechsen und die<br />

durchs Gelände staksenden Spornkiebitze<br />

(Vanellus spinosus) kündigen<br />

den Besucher leider oft schon<br />

von Weitem an, damit alle Vögel sich<br />

vor Linsen und Objektiven in Sicherheit<br />

bringen können. Den Park sollte<br />

der Reisende mindestens täglich besuchen,<br />

denn der Vogelzug ist sehr<br />

dynamisch, und man kann jeden Tag<br />

neue Arten entdecken.<br />

WEICHES LICHT<br />

Spätestens um elf Uhr vormittags<br />

steht die Sonne so hoch, dass jedes<br />

Fotografieren sinnlos bis unmöglich<br />

wird (»Zwischen zwölf und zwei hat<br />

der Fotograf frei.«). Gegen drei Uhr<br />

nachmittags sollte der Reisende sich<br />

noch einmal zum Bird Sanctuary aufmachen,<br />

diesmal aber für den Weg,<br />

der an der Dattelplantage vorbeiführt,<br />

und mehr Zeit einplanen, um<br />

alle Schätze ausreichend würdigen<br />

zu können. Die Dattelplantage liegt<br />

östlich des Weges und die nun schon<br />

bei den ägyptischen Bergen stehende<br />

Sonne wirft ihr weiches und warmes<br />

Nachmittagslicht in die Bäume. Die<br />

Maskenwürger (Lanius nubicus) sind<br />

aus ihren Überwinterungsgebieten<br />

49


NATURREISE<br />

50<br />

südlich der Sahara eingetroffen. Auf<br />

den Zäunen der Dattelplantage sitzen<br />

sie, um sich auf Heuschrecken<br />

und anderes Kleingetier zu stürzen.<br />

Die Männchen haben eine pfirsichgefärbte<br />

Brust und eine schwarze<br />

Zorro-Maske. Im Flug fangen sie<br />

Libellen und schlagen sie mit dem<br />

Schnabel dreimal gegen die Metallschnur,<br />

bis sie die nun wehrlosen<br />

Insekten fressen können. Manche<br />

werden auch für später auf dem Stacheldraht<br />

aufgespießt.<br />

WINZIGE TAUBEN<br />

Lach- und Palmtauben (Streptopelia<br />

roseogrisea und Spilopelia senegalensis)<br />

bewohnen in treuen Paaren<br />

den Hain. Falkenbussarde (Buteo<br />

vulpinus) streifen lautlos unter den<br />

Datteln hinweg, und einmal sehen<br />

wir auch einen Rallenreiher (Ardeola<br />

ralloides), der sich zur Tarnung zu<br />

einem täuschend echten Schilfrohr<br />

versteift, was insofern eher auffällig<br />

ist, als es im Dattelhain kein einziges<br />

Schilfrohr gibt. Sehr glücklich sind<br />

wir auch, einem Pärchen Kaptäubchen<br />

(Oena capensis), dabei zusehen<br />

zu dürfen, wie es im Gehölz<br />

nach Baumaterial für ihr Nest suchte.<br />

Kaptäubchen sind so klein, dass<br />

sie offiziell den Namen »Täubchen«<br />

tragen. Mit 40 Gramm wiegen sie<br />

nicht viel mehr als ein Sperling (30<br />

Gramm), sind zierlich und zeichnen<br />

sich durch ihren besonders langen<br />

Schwanz aus, der sie im Flug Halsbandsittichen<br />

ähneln lässt. Kaptäubchen<br />

leben vorsichtig und unauffällig<br />

und halten sich, wie auch Lach- und<br />

Palmtauben, immer in der Nähe ihres<br />

Partners. Einzeln sieht man sie nie.<br />

An diesem Nachmittag vermisse ich<br />

die Smaragdspinte, die ich so ins<br />

Herz geschlossen habe, am meisten.<br />

Die zur Familie der Bienenfresser<br />

zählenden Spinte sitzen einzeln oder<br />

mit dem Partner auf Stacheldrähten<br />

und jagen von hier aus im Flug Insekten.<br />

Die hell- bis türkisgrünen Smaragdspinte<br />

mit azurblauem Gesicht,<br />

kräftigen schwarzen Schnabel und<br />

knallroten Augen sind die Vögel der<br />

warmen Wüste, des sonnigen Sandes<br />

und des Orients schlechthin. Wenn<br />

ich an sie denke, fühle ich die flirrende<br />

Hitze. Alles würde ich dafür<br />

geben, sie hier in Deutschland zu haben.<br />

Wie kleine Farbkleckse sitzen<br />

sie auf ausgedorrten braunen Ästen,<br />

und wenn man sich ihnen langsam<br />

und nicht allzu aufdringlich nähert,<br />

akzeptieren sie den Fotografen als<br />

ungefährlichen Zuschauer ihrer<br />

Flugkünste. Sie sind den Europäischen<br />

Bienenfressern sehr ähnlich,<br />

aber kleiner und treten nicht in<br />

Schwärmen auf.<br />

So sehr der kleine Nationalpark<br />

und der Dattelhain einen täglichen<br />

Besuch wert sind, darf der Reisende<br />

auch nicht das Umland Eilats vernachlässigen,<br />

etwa ab Kilometer 20<br />

Wegmarke auf der Landstraße 90,<br />

wo mehrere künstliche Seen von Flamingos,<br />

Löffelenten, Fluss-, Brandund<br />

Weißflügelseeschwalben sowie<br />

Zwergstrandläufern, Stelzenläufern,<br />

Rotschenkeln, Grünschenkeln sowie<br />

Dünnschnabelmöwen dankbar angenommen<br />

werden. Auch die Felder<br />

rund um den Jotwata-Park sollte<br />

man nicht auslassen, hier leben Rotkehlpieper<br />

und Steinschmätzer, Haubenlerchen<br />

und neben Bachstelzen<br />

auch Schafstelzen sowie Maskenschafstelzen,<br />

die in liegengelassenem<br />

Gemüse nach Würmern suchen.<br />

Über ihnen kreisen Turmfalken und<br />

Sperber, und auch Schwarzstörche<br />

im Überflug sehen wir. Ihr weißer<br />

Bauch mit den schwarzen Flügeln<br />

ist unverkennbar, auf den Feldern<br />

stochern Weißstörche nach kleinem<br />

Getier.<br />

TRÜGERISCHE WÜSTE<br />

Die Stadt Eilat liegt am Roten Meer<br />

und schließt das Jordantal im Süden<br />

ab. Wer nach Norden fährt, dem eröffnet<br />

sich das Jordantal in seiner<br />

ganzen Herrlichkeit. Man befindet<br />

sich in einer gänzlich hügellosen und<br />

wüstigen Weite. Der Boden ist von<br />

staubigem Sand und auf den ersten<br />

Blick wirkt alles tot. Doch der Schein<br />

trügt. Jede Akazie, windschief vom<br />

stetigen Nordwind, beheimatet eine<br />

Grasmücke oder einen Bülbül<br />

oder einen Steinschmätzer. Überall<br />

wachsen kleine Büsche und verraten,<br />

wo sich die Wadis befinden, die<br />

einmal im Jahr Wasser führen, wenn<br />

es im Gebirge regnet. An jeder Straße<br />

warnen Schilder den Autofahrer<br />

vor den Fluten, und wenn man durch<br />

die Wüste fährt, dem trockenen Gesträuch<br />

begegnet und durstig nach<br />

seiner Wasserflasche greift, denkt<br />

man kurz darüber nach, ob man hier<br />

auf den Arm genommen wird. Aber<br />

wir haben ihn erlebt, den Regen in<br />

der Wüste!<br />

Der Himmel zog sich am Vormittag<br />

zu und kündigte mit dunklem<br />

Grollen ein Gewitter an. Mittags war<br />

es soweit. Vom Himmel prasselte<br />

ein Platzregen, sofort bildeten sich


NATURREISE<br />

Von links nach rechts: Eine Haubenlerche<br />

setzt im Jotwata-Park zur Landung<br />

an. Im Bird Santuary Eilat wiederum<br />

sonnen sich Eidechsen, während der<br />

Graufischer über dem Wasser auf die<br />

Jagd geht. Auch der Spornkiebitz ist in<br />

dem kleinen Nationalpark zu Hause. Die<br />

majestätischen und stark bedrohten<br />

Oryx-Antilopen sind im nahen Hai-<br />

Bar-Park zu bewundern, wo sie auf ihre<br />

Auswilderung vorbereitet werden.<br />

Rinnsale, die sich, je tiefer man<br />

vom Gebirge ins Tal fuhr, in Minutenschnelle<br />

zu reißenden Strömen<br />

entwickelten. Endlich verstanden<br />

wir die beduinische Weisheit, in der<br />

Wüste Negev seien mehr Menschen<br />

ertrunken als verdurstet. Die trockene<br />

Erde kann so schnell kaum<br />

Wasser aufnehmen und die Wasserströme<br />

rauschen ins Tal, wo sie<br />

sich für einige Tage zu kleinen Oasen<br />

sammeln.<br />

KALTBLÜTIGE JAGD<br />

Nicht weit von Eilat entfernt befindet<br />

sich der Hai-Bar-Park, wo vom<br />

Menschen fast ausgerottete Wüstentiere<br />

wie die Oryx-, Mendes- und<br />

Säbelantilope gezüchtet werden, um<br />

sie auszuwildern. Wie bei einer Safari-Tour<br />

kann man den Park mit<br />

dem Auto durchqueren. Bei dem<br />

lohnenswerten Ausflug kann man<br />

sehen, welche Anpassungskünstler<br />

die Natur geschaffen hat. Einst lebte<br />

die Säbelantilope in großen Herden<br />

in der Sahara und konnte mehrere<br />

Monate ohne Wasser überleben.<br />

Es bedurfte nur der Erfindung des<br />

Autos und des Flugzeuges, um sie<br />

durch rücksichtslose Jagd in wenigen<br />

Jahren auszurotten. Abends<br />

kann man ein Stück am Rande des<br />

Hai-Bar-Parks mitten im Jordantal<br />

entlangspazieren. Es ist ruhig, man<br />

hört nichts weiter als Vogelstimmen,<br />

und die Sonne taucht das ganze Tal<br />

in ein warmes, zärtliches Licht, das<br />

einem Frieden mit der Welt verkündet.<br />

Die Ebene wird beschützt von<br />

den ägyptischen Bergen im Westen<br />

und den jordanischen Bergen im<br />

Osten, die des Abends in oranges<br />

Licht getaucht werden und gleichzeitig<br />

schroff und sanft erscheinen.<br />

Diese Landschaft setzt, wie unsere<br />

Gastgeberin bemerkte, die eigenen<br />

Sorgen und Probleme ins rechte<br />

Verhältnis zur Welt. Hier kann man<br />

Gott begegnen.<br />

Eigentlich Juristin, muss Elisabeth<br />

Heukenkamp doch alle paar<br />

Monate den Schreibtisch und<br />

die Akten fliehen, um die nackten<br />

Füße in weiches Gras zu tauchen<br />

und den süßen Gesang der<br />

Lerche zu hören. Vögel auf ihrer<br />

gefährlichen Reise zu begleiten<br />

und ihre Eleganz und Persönlichkeit<br />

in Bilder zu fassen, das ist ihr<br />

Anliegen. Weitere Fotos aus Israel<br />

zeigt ihre Homepage:<br />

www.birdingart.jimdo.com<br />

51


NATURGUCKER.DE<br />

PLAUSIBILISIERUNG:<br />

WERDEN DATEN NUR GEPRÜFT ODER<br />

TEILWEISE AUCH MANIPULIERT ?<br />

Die Daten von naturgucker.de werden von Artenkennern oft kritisiert,<br />

weil nicht jede Beobachtung plausibilisiert wird. Stefan Munzinger weiß mehr.<br />

Dabei wird aber außer Acht gelassen,<br />

dass die Daten durch eine<br />

Plausibilisierung keineswegs<br />

zwangsläufig »besser« werden. Sollen<br />

Beobachtungsdaten wissenschaftlich genutzt<br />

werden, bevorzugen die Autoren<br />

möglichst »fehlerfreie« Daten. Für eine<br />

»gute« Datensammlung müssen hierbei<br />

nach Ansicht vieler Experten alle Beobachtungen<br />

einer Plausibilisierung unterzogen<br />

werden. Auf naturgucker.de gibt<br />

es keinen zentralen Beobachtungs-TÜV.<br />

Stattdessen existiert innerhalb der Nutzergemeinschaft<br />

ein reger Austausch,<br />

und fragwürdig erscheinende Meldungen<br />

werden häufig in Form von Kommentaren<br />

diskutiert.<br />

Der Grund: Gerade die Annahmen, auf<br />

die sich die Forderung nach einer durchgängigen<br />

Datenplausibilisierung stützt,<br />

sind im Hinblick auf ein einwandfreies<br />

wissenschaftliches Arbeiten unbedingt<br />

kritisch zu hinterfragen. Was bedeutet<br />

Plausibilisieren überhaupt, welche Voraussetzungen<br />

braucht es und welche<br />

negativen Auswirkungen kann es haben?<br />

IST <strong>DAS</strong> GLAUBHAFT ?<br />

Naturbeobachtungen sind in den allermeisten<br />

Fällen »nur« Zeugenaussagen und<br />

damit empirisch nicht widerlegbare Behauptungen.<br />

Denn anders als Laborversuche<br />

können sie zumeist nicht beliebig<br />

oft wiederholt werden. Für ihre Richtigkeit<br />

verbürgen sich stattdessen der oder<br />

die Beobachter. Zudem sind Naturbeobachtungen<br />

aus zahlreichen Gründen mit<br />

nicht einschätzbaren Fehlern behaftet,<br />

die vielfach in jedem menschlichen Gehirn<br />

im Zuge der Informationsverarbeitung<br />

entstehen. Unser Gehirn ist zwar ein<br />

wunderbares Organ, aber kein exakt rechnender<br />

Computer und kein dauerhafter,<br />

das unveränderte Original garantierender<br />

Datenspeicher wie eine DVD. Beobachter<br />

und Plausibilisierer unterliegen zudem<br />

immer sozialen Prozessen wie beispielsweise<br />

der Gruppendynamik, die sie beeinflussen.<br />

Eine Plausibilisierung bringt<br />

deshalb nie eine Aussage dazu hervor, ob<br />

eine Beobachtung richtig oder falsch ist.<br />

52


Eine Plausibilisierung liefert eine individuelle<br />

Abschätzung der Glaubhaftigkeit<br />

im Kontext des jeweiligen Wissens<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt. Es ist<br />

immer schwierig, aktuelle Änderungen<br />

auf Basis von vorhandenem, also<br />

aus der Vergangenheit stammendem<br />

Wissen zu bewerten. Zudem kann niemand<br />

abschätzen, wie groß die Lücken<br />

in unserem Wissen sind. Somit kann<br />

das Ergebnis einer Plausibilisierung nur<br />

lauten: »Diese Beobachtung halte/n ich/<br />

wir jetzt für wahrscheinlich oder nicht.«<br />

Und: Verschiedene Personen können<br />

durchaus zu unterschiedlichen Einschätzungen<br />

kommen. Ein allgemein<br />

gültiges Ergebnis kann es nicht geben.<br />

Hält der Plausibilisierende eine<br />

Beobachtung für falsch oder<br />

unwahrscheinlich, wird er sie »wegplausibilisieren«,<br />

also aus der Datenmenge<br />

ausschließen. Ein Beispiel: Die normalerweise<br />

im Hochmoor vorkommende<br />

Libellenart Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia<br />

dubia) wird fernab dieses<br />

Lebensraums an einem Gartenteich gesichtet.<br />

Ein Plausibilisierer hält das für<br />

unwahrscheinlich oder die Bestimmung<br />

für falsch und würde sie löschen.<br />

Geschieht ein solches »Wegplausibilisieren«<br />

in den Originaldaten, werden<br />

diese unwiederbringlich verändert. Angesichts<br />

der geschilderten Umstände für<br />

Fehler und Fehleinschätzungen ist dies<br />

ein gravierender Umstand – ist er doch<br />

potenziell manipulativ und verfälschend.<br />

Zurück zum Beispiel: Tatsächlich<br />

ist es so, dass gerade Libellen oft sehr<br />

weit umherstreifen und so mitunter auch<br />

an ungewöhnlichen Stellen auftauchen.<br />

Damit ist die Beobachtung wohl nicht<br />

falsch, sondern sie dokumentiert eben<br />

eine besondere Verhaltensweise dieser<br />

einen Libelle. Plausibilisiert man dann<br />

aber solche Beobachtungen allesamt einfach<br />

weg, erfährt man auch nichts Neues<br />

über die Insektenart.<br />

Am 10. Juli 2016 wurde an einem<br />

Gartenteich am Ortsrand von Langenholtensen,<br />

einem Stadtteil von Northeim in Südniedersachsen,<br />

eine männliche Moosjungfer beobachtet<br />

(mittleres Bild). Der Beobachter bestimmte<br />

sie als Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia).<br />

Die Abbildung zeigt den entsprechenden bildbasierten<br />

Plausibilisierungsvergleich der gefundenen<br />

Moosjungfer mit Leucorrhinia rubicunda.<br />

Fotos von links nach rechts: Susanne Wunn,<br />

Stefan Munzinger, Maike Sprengel-Krause. Alle<br />

naturgucker.de<br />

Foto oben rechts:<br />

Wer huscht da durchs Geäst ?<br />

Ist es ein Zilpzalp oder ein Fitis? Schreiben Sie<br />

uns Ihre Einschätzung an presse@naturgucker.de.<br />

Foto: Olav Krüger, naturgucker.de<br />

FAZIT FÜR DIE PRAXIS<br />

Dass die Daten durch eine Plausibilisierung<br />

»besser« werden, ist also sehr stark<br />

von den Bedingungen abhängig und keineswegs<br />

sicher.<br />

Die Herangehensweise beim Plausibilisieren<br />

sollte im Idealfall immer<br />

vorurteilsfrei und unparteiisch sein, wie<br />

dies beispielsweise in unserer Rechtssprechung<br />

ein eherner Grundsatz ist.<br />

Beobachtungen deshalb für plausibel zu<br />

halten, weil man einen Beobachter seit<br />

Jahren gut kennt und er «bislang immer<br />

Recht hatte«, kann keinesfalls ein tragfähiges<br />

Argument sein. Es sollte sich von<br />

selbst verstehen, den Plausibilisierungsprozess<br />

transparent und für jedermann<br />

nachvollziehbar zu dokumentieren. Nur<br />

so kann sich jeder das notwendige, eigene<br />

Urteil bilden.<br />

Im Sinne eines unverfälschten Datenbestandes<br />

wird naturgucker.de auch<br />

weiterhin keine Beobachtungen einer<br />

generellen Plausibilisierung unterziehen.<br />

Dies ist die Aufgabe derer, die die Daten<br />

für eine Auswertung nutzen möchten<br />

und eine Plausibilisierung für erforderlich<br />

halten. Unser Tipp dazu: Lassen<br />

Sie sich als Naturgucker nicht von anderen,<br />

die vielleicht noch nicht einmal<br />

dabei waren, vorschreiben, was Sie angeblich<br />

gesehen beziehungsweise nicht<br />

gesehen haben! Ein bisschen selbstkritische<br />

Reflexion ist allerdings nie schlecht.<br />

Sie möchten noch mehr zu diesem<br />

spannenden Thema lesen? Dann schauen<br />

Sie unter: www.naturwerke.net/<br />

?beitrag=1183. Von dort gibt es auch<br />

einen Zugang zu drei ausführlichen<br />

Fachartikel aus der Zeitschrift »Naturschutz<br />

und Landschaftsplanung«.<br />

Wir zeigen<br />

Ihnen die Natur<br />

VON IHRER<br />

SCHÖNSTEN<br />

SEITE!<br />

Lernen Sie unser Magazin kennen,<br />

und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt,<br />

die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden<br />

Sie bei uns packende Fotos, Reportagen<br />

und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen,<br />

Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder<br />

Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.<br />

Natürlich stellen wir für Sie auch<br />

praktische Tipps zum Beobachten und<br />

Bestimmen zusammen, um Sie auf<br />

Ihrer Entdeckungsreise durch die Natur<br />

zu begleiten.<br />

Als Abo 18 Euro im Jahr innerhalb Deutschlands<br />

(inkl. Porto – ohne Vertragsbindung)<br />

Bestellung online unter:<br />

www.naturgucker-magazin.de/abo<br />

oder per Postkarte an:<br />

Bachstelzen Verlag GbR, Sybelstraße 3<br />

40239 Düsseldorf, Tel. +49 (0) 21-61 08 95 45<br />

www.naturgucker-magazin.de


NATUR-KABINETT<br />

Admirale<br />

FLIEGEN GEN SÜDEN<br />

Ähnlich wie Zugvögel zieht es auch Schmetterlinge im Herbst in den Süden.<br />

Von Hans-Heiner Bergmann<br />

54<br />

Es ist ein warmer und sonniger Tag<br />

Anfang Oktober. Die Schwalben<br />

sind vom Himmel verschwunden,<br />

sie sind bereits in den Süden gereist. Am<br />

blauen Himmel kreisen einige Rotmilane,<br />

und wenn sie genügend Höhe erreicht<br />

haben, nehmen sie ihre Richtung<br />

auf und gleiten gen Südwesten davon,<br />

Reiseziel Spanien. Aber hier unten, über<br />

Wiesen und Äckern, tut sich etwas anderes.<br />

Dunkle Schmetterlinge wandern<br />

niedrig über die Flächen dahin, alle in<br />

dieselbe Richtung. Wenn man einen von<br />

ihnen näher sieht, wird direkt klar: Es ist<br />

ein Admiral. Orangerote Bänder auf Vorder-<br />

und Hinterflügeln kennzeichnen den<br />

schönen Großschmetterling, die Vorderflügel<br />

tragen an der Spitze ein weißes<br />

Fleckenmuster. Einer nach dem anderen<br />

kommt aus dem Tal heraufgewandert<br />

und flattert über die Wiesenflächen<br />

und die schon grünen Winterrapsfelder<br />

dahin – immer in Richtung Südwest. Sie<br />

fliegen in breiter Front. Wenn sie den<br />

Hügel überwunden haben, gleiten sie auf<br />

der anderen Seite abwärts. Da geht es<br />

leichter, sie können streckenweise ohne<br />

Flügelschlag vorwärtskommen.<br />

KLEINE RUHEPAUSE<br />

Neben den dunklen Admiralen sind<br />

weißliche Schmetterlinge unterwegs,<br />

Kohlweißlinge, die keine Vorzugsrichtung<br />

haben, mal in der einen, mal in der<br />

anderen Richtung vorbeiflattern. Sie<br />

sind aber keine Wanderschmetterlinge.<br />

Unten in der Ortschaft merkt man zuerst<br />

nichts von der Schmetterlingswanderung.<br />

Doch am nächsten Tag gegen Mittag<br />

bei warmer Sonne sind sie plötzlich<br />

da: Auf der Fetthenne, die die Kräuterspirale<br />

mit ihrem matten Blütenrot krönt,<br />

sitzt plötzlich einer und saugt Nektar<br />

mit seinem langen Rüssel. Und drüben<br />

an der Gartenmauer, wo der blühende<br />

Efeu sich emporrankt, gibt es neben den<br />

Schwebfliegen und den Bienen mit ihren<br />

Pollenhöschen auch ein halbes Dutzend<br />

Schmetterlinge. Hier haben Admirale<br />

ihre Wanderung unterbrochen, um sich<br />

mit Nektar zu stärken. Manchmal falten<br />

sie die Flügel zusammen und sehen<br />

plötzlich unscheinbar aus. Die Unterseite<br />

ihrer Flügel ist getarnt. Auf dem Hinterflügel<br />

ein verwirrendes Muster, aus<br />

dem die Phantasie Ziffern wie 18 oder<br />

98 herauslesen kann. Hier, am Randecker<br />

Maar in der Schwäbischen Alb,<br />

müssen die Schmetterlinge ebenso wie<br />

die ziehenden Vögel eine Gebirgsschwelle<br />

überqueren.<br />

KÜRZERE WANDERUNG<br />

Liegt unten im Tal schwerer, kalter Nebel,<br />

rasten die Falter unbeweglich im<br />

Verborgenen. Aber in zwei Tagen, wenn<br />

die Sonne den Nebel wieder aufgelöst<br />

hat, dann könnte es passen. Dann geben<br />

sie ihre Ruhephase auf und fliegen<br />

weiter. Wenn sie Südwestdeutschland<br />

oder Ostfrankreich erreicht haben, ist<br />

ihre Wanderung schon zu Ende. Früher<br />

kamen sie im Sommer aus dem Mittelmeergebiet<br />

über die Alpen zu uns und<br />

flogen im Herbst wieder zurück. Heute<br />

genügt ihnen eine kürzere Wanderung.<br />

Im Überwinterungsgebiet angekommen,<br />

hauchen trotzdem viele bei den ersten<br />

Frösten ihr zartes Leben aus. Doch die<br />

Eier, die Larven, selbst die Puppen, die<br />

sie hinterlassen haben, können auf ihre<br />

Weise überwintern und werden uns als<br />

fertige Schmetterlinge im nächsten Sommer<br />

wieder überraschen.


NATUR-KABINETT<br />

Zehn Minuten<br />

IN DER WÜSTENSONNE<br />

Kein anderes Tier auf der Erde hält Hitze besser aus als die Silberameise in der Sahara.<br />

Von Andreas Scholz<br />

In zehn Minuten kann viel passieren.<br />

In 600 Sekunden bewegt sich zum<br />

Beispiel ein Faultier am Boden maximal<br />

20 Meter fort, und das tut es nur, um<br />

dort seine großen Geschäfte zu verrichten.<br />

Etwas actionreicher als beim langsamsten<br />

Landsäugetier der Welt geht es<br />

hingegen beim Radnetzbau der Kreuzspinne<br />

zu: Innerhalb von zehn Minuten<br />

hat die Spinne immerhin knapp fünf<br />

Meter Fäden aus den winzigen Drüsen<br />

am Hinterleib gezogen. Getoppt wird<br />

die Fleißarbeit der Kreuzspinne aber<br />

vom regelrechten »Akkordtempo« eines<br />

kleinen Insekts. Es gibt eine Ameise,<br />

die zehn Minuten bei 60 Grad Celsius in<br />

der prallen Sonne der Sahara umherlaufen<br />

kann. Die Silberameise muss in der<br />

größten Hitze des Tages ihren unterirdischen<br />

Bau verlassen, um die Überreste<br />

toter Insekten in ihren Bau zu schleppen,<br />

bevor sie verbrutzeln. Dank ihrer geriffelten<br />

Haare an der Körperoberfläche<br />

kann sie die Wärme kurzzeitig ableiten.<br />

Für einen kurzen Moment kann die<br />

kleine Silberameise (Cataglyphis bombycina)<br />

diesem Glutofen trotzen. Aber<br />

warum kommt sie nicht frühmorgens<br />

oder spätabends aus ihrem Nest, wenn<br />

es kühler ist?<br />

die Haare abgestrahlt. Zusätzlich produziert<br />

die Silberameise Hitzeschockproteine,<br />

die vereinfacht gesagt andere<br />

körpereigene Proteine unterstützen und<br />

schützen.<br />

VORBILD FÜR FORSCHER<br />

Ähnlich wie europäische Heideschnecken,<br />

die bei brütender Hitze den Boden<br />

meiden und im lahmen Schneckentempo<br />

zu höherliegenden Grashalmen<br />

überwechseln, machen es auch die afrikanischen<br />

Silberameisen. Während der<br />

prallen Mittagssonne halten sie sich für<br />

eine kleine Verschnaufpause auf höherliegenden<br />

Pflanzen auf. Die haarige Körperoberfläche<br />

der Ameise ist thermisch<br />

transparent und speichert die Wärme.<br />

Aber: An einem schattigen Plätzchen<br />

können sie die innere Wärme auch<br />

schneller wieder ableiten. Trotzdem<br />

heißt es spätestens nach zehn Minuten:<br />

zurück in den Bau, bevor die Ameisen in<br />

der Sahara sprichwörtlich wie Spiegeleier<br />

in der Pfanne brutzeln.<br />

Übrigens: Die geriffelten Ameisenhaare<br />

an der Körperoberfläche und ihre Fähigkeit<br />

zur Manipulation von elektromagnetischen<br />

Wellen dienen der Wissenschaft<br />

inzwischen als Testfeld für die Entwicklung<br />

von passiven Kühlungsmechanismen<br />

für Gebäude, Fahrzeuge und sogar<br />

Textilien.<br />

Kleine Verschnaufpause: Trotz Hitzeresistenz<br />

kühlen sich Silberameisen auf höher gelegenen<br />

Pflanzenteilen ab. / Rüdiger Wehner, Uni Zürich<br />

55<br />

REFLEKTION DER HITZE<br />

Die Silberameisen wagen sich aus ihrem<br />

unterirdischen Bau, wenn es ihrem<br />

größten Fressfeind – der Fransenfingereidechse<br />

– bereits zu heiß ist. Dabei<br />

bedient sich das winzige Insekt eines<br />

Überlebenstricks, wie Wissenschaftler<br />

der Universität Zürich um den Schweizer<br />

Zoologen Rüdiger Wehner mittlerweile<br />

herausgefunden haben. Die<br />

geriffelten Haare an der Körperoberfläche<br />

der Ameise reflektieren das Sonnenlicht.<br />

Das haben die Wissenschaftler<br />

bei Tests mit behaarten und unbehaarten<br />

Ameisen entdeckt. Die Haare streuen<br />

den Lichteinfall im Infrarotbereich.<br />

Die Wärme wird als Folge quasi über


NATUR-BESTIMMUNG<br />

Für manche Menschen sind Tauben nichts als »Schädlinge«. Völlig zu Unrecht, findet unser<br />

Autor Martin Kraft und gibt uns hier wertvolle Hinweise zu deren Bestimmung.<br />

56<br />

Die Stammform aller Zuchttauben<br />

und der allbekannten »Straßen-<br />

oder Haustaube« ist die<br />

Felsentaube (Columba livia) mit bis zu<br />

35 Zentimetern Länge und einer Spannweite<br />

von durchschnittlich 65 Zentimetern.<br />

Sie brütet in Großbritannien und<br />

im Mittelmeerraum an felsigen Küsten<br />

und im Bergland, aber nicht in Deutschland.<br />

Sie ist überwiegend grau und<br />

hellgrau gezeichnet, hat einen weißen<br />

Bürzel und zwei durchgehende schwarze<br />

Armflügelbinden. Die irisierenden Farben<br />

der Halsseiten leuchten grün oder<br />

bläulich-violett. Der Schwanz zeigt eine<br />

schwarze, recht breite Endbinde. Die<br />

spitzen Flügel sind unterseits weiß, Iris<br />

und Beine rot, Schnabel dunkel. Bei den<br />

domestizierten Felsentauben, die bei<br />

uns nur als Straßen- oder Haustauben<br />

(Columba livia forma domestica) brüten,<br />

findet sich eine Vielzahl von Rassen und<br />

unterschiedlichen Farben, aber es gibt<br />

auch viele Stadttauben, die im Gefieder<br />

der Felsentaube sehr ähnlich sehen. In<br />

vielen Städten kommen sie in großer<br />

Zahl vor und brüten an Gebäuden aller<br />

Art. Ja selbst in Tiefgaragen sind<br />

sie zu finden. Da ihr Kot zu<br />

Verätzungen an Gebäuden<br />

führen kann, sind sie<br />

vielerorts nicht gerne<br />

gesehen. Oft versucht<br />

man, sie mit allen möglichen<br />

Maßnahmen zu<br />

vergrämen oder gar den<br />

Nachwuchs zu verhindern.<br />

Durch ständige<br />

Fütterungen geht es den<br />

Stadttauben in der Regel<br />

sehr gut, und sie vermehren<br />

sich in vielen Städten<br />

stark. Die hohe Siedlungsdichte hat<br />

aber auch zur Ansiedlung von Habicht,<br />

Sperber, Wanderfalke und Uhu in vielen<br />

Städten geführt, deren Hauptbeute oft<br />

die Stadttauben sind. Selbst Mäusebussarde<br />

haben gelernt, von der hohen Taubendichte<br />

in den Städten zu profitieren.<br />

So hat sich in einigen Städten ein Räuber-Beute-System<br />

entwickelt, welches eine<br />

endlose<br />

Vermehrung<br />

der Tauben<br />

verhindert!<br />

DIE RINGELTAUBE<br />

Die größte einheimische Taube ist<br />

die Ringeltaube (Columba palumbus).<br />

Sie kann bis fast 45 Zentimeter lang<br />

werden und hat eine Spannweite von<br />

durchschnittlich etwa 75 Zentimetern.<br />

Als Baum- oder Buschbrüter findet sie


NATUR-BESTIMMUNG<br />

nicht nur in Wäldern, sondern auch in<br />

Feldgehölzen, Streuobstwiesen, auf<br />

Friedhöfen sowie in Gärten und Parks<br />

unserer Ortschaften sehr gute Lebensbedingungen.<br />

Vor allem im Herbst<br />

ziehen riesige Schwärme aus nördlichen<br />

und nordöstlichen Brutgebieten<br />

bis nach Frankreich und Spanien, aber<br />

inzwischen überwintern auch große<br />

Zahlen bei uns in Deutschland. An<br />

Massenzugtagen können Ringeltauben<br />

in schier endlosen dichten Trupps, die<br />

manchmal wie »Bälle«, ein anderes Mal<br />

wie »Bänder« erscheinen, über Mitteleuropa<br />

ziehen. Im Herbst ist das ab etwa<br />

Mitte Oktober der Fall, im Frühjahr<br />

hauptsächlich von Mitte März bis Anfang<br />

April.<br />

Neben der bedeutenden Größe und<br />

dem recht langen Schwanz mit dunkler<br />

End- und hellgrauer Subterminalbinde<br />

fallen die recht breiten weißen Flügelbinden<br />

sowie ein weißer Fleck an den<br />

Halsseiten besonders auf. Die Grundfarbe<br />

ist grau mit oft grünlich schillernden<br />

Halsseiten, violett getönter Brust,<br />

gelblichem Schnabel und Augen sowie<br />

roten Beinen. Jungvögel sind matter gefärbt<br />

und ohne weißen Halsseitenfleck.<br />

Die Flugsilhouette ist kräftig, mit langem<br />

Schwanz und vorgestrecktem Kopf.<br />

DIE HOHLTAUBE<br />

Die in Baumhöhlen in Wäldern, aber<br />

auch auf Friedhöfen und in Parks, ja sogar<br />

in Kaninchenbauten brütende Hohltaube<br />

(Columba oenas) ähnelt sowohl<br />

der Straßentaube als auch der Ringeltaube.<br />

Sie ist aber merklich kleiner als<br />

die Ringeltaube und nur wenig kleiner<br />

als die Haustaube. Im Vergleich zu letzterer<br />

hat sie etwas rundere Flügelspitzen.<br />

Ihr Gefieder ist überwiegend blaugrau<br />

mit grünlich oder violett schillernden<br />

Halsseiten, hellgrauem Unterrücken und<br />

Bürzelbereich, dunkler Schwanzendbinde<br />

des recht kurzen Schwanzes und<br />

schwarz umrahmten Hand- und Armschwingen,<br />

die vor allem im Flug einen<br />

auffälligen Kontrast zum helleren Grau<br />

der Oberflügel bilden. Im Vergleich zur<br />

ähnlichen Felsen- und Straßentaube<br />

57


NATUR-BESTIMMUNG<br />

Felsentaube<br />

Daniele Occhiato, agami.nl<br />

rote Iris<br />

rötlicher Ring<br />

ums Auge<br />

schwarz-weiße<br />

Abzeichen am Hals<br />

zwei schwarze<br />

Armflügelbinden<br />

Halsseiten leuchtend<br />

grün oder blauviolett<br />

überwiegend graue oder<br />

hellgraue Färbung<br />

schwarz-weiß<br />

gemusterter Schwanz<br />

schwarze Endbinde<br />

am Schwanz<br />

rote Beine<br />

58<br />

Hohltaube<br />

Jürgen Gehnen<br />

Halsseiten grün<br />

oder violett schimmernd<br />

dunkle Iris<br />

Ringeltaube<br />

Fotolia.de<br />

hellgrauer Unterrücken<br />

und Bürzelbereich<br />

Schnabel mit<br />

gelblicher Spitze<br />

überwiegend<br />

blaugraues Gefieder<br />

Schnabel und Iris<br />

gelblich<br />

schmale, schwarze<br />

Armschwingenbänder<br />

violett<br />

getönte Brust<br />

dunkle Schwanzendbinde<br />

schwarz umrahmte<br />

Hand - und Armschwingen


Turteltaube<br />

Daniele Occhiato, agami.nl<br />

rotbraune Flügeldecken<br />

mit dunklen<br />

Zentren<br />

dunkle<br />

Flügelspitzen<br />

NATUR-BESTIMMUNG<br />

Straßentaube<br />

Markus Varesvuo, agami.nl<br />

Straßentauben gibt<br />

es in zahlreichen<br />

Varianten, oft ähnelt<br />

ihr Gefieder dem der<br />

Felsentaube<br />

grünlich<br />

schimmernde<br />

Halsseite<br />

weißer Fleck<br />

am Hals<br />

schwarzer<br />

Schnabel<br />

rote Iris<br />

schwarzer Nackenring<br />

mit weißer Umrandung<br />

Türkentaube<br />

Brian E. Small, agami.nl<br />

hell sandfarbene Grundfärbung<br />

59<br />

graue<br />

Grundfarbe<br />

helle Spitze<br />

am Schwanz<br />

breite,<br />

weiße Flügelbinde<br />

rote Beine


NATUR-BESTIMMUNG<br />

hat sie graue statt weiße Unterflügel<br />

und zwei schwarze, aber recht schmale<br />

Armschwingenbänder, die im Flug kaum<br />

noch auffallen. Die Hohltaube fliegt mit<br />

schnelleren Flügelschlägen als die Ringeltaube,<br />

aber nicht ganz so reißend wie<br />

beispielsweise Brieftauben, die zudem<br />

etwas spitzere Flügel haben. Ihr Schnabel<br />

hat eine gelbliche Spitze, die Iris ist<br />

dunkel, die Beine rötlich. Jungvögel<br />

sind matter gefärbt. Hohltauben haben<br />

in den letzten Jahren glücklicherweise<br />

deutlich zugenommen. Die Einflüge an<br />

bestimmten Schlafplätzen beginnen oft<br />

schon im Juli, und der Hauptzug endet<br />

bereits Ende August bis Anfang September.<br />

Später sind aber immer noch<br />

einzelne Vögel oder kleine Gruppen<br />

in großen Ringeltaubentrupps beigemischt.<br />

In milden Wintern gibt es immer<br />

wieder kleinere Verbände überwinternder<br />

Hohltauben. Der Heimzug setzt bereits<br />

ab etwa Mitte Februar wieder ein.<br />

60<br />

DIE TÜRKENTAUBE<br />

zeigen einen rosa Anflug auf der Brust.<br />

Der zierliche Schnabel ist schwarz, die<br />

Iris rötlich. Jungvögel sind matter gefärbt<br />

und zeigen kein schwarzes Halsband.<br />

DIE TURTELTAUBE<br />

Die noch etwas zierlichere Turteltaube<br />

(Streptopelia turtur) ist ein Langstreckenzieher,<br />

der in Afrika<br />

südlich der Sahara überwintert<br />

und etwa Mitte<br />

April aus<br />

den Winterquartieren bei uns eintrifft.<br />

Sie bewohnt lichte Wälder, Streuobstwiesen,<br />

Hecken- und Feldgehölze, aber<br />

auch Gärten und Parks, Weinberge und<br />

Auwälder. In den letzten Jahren ist ihr<br />

Bestand sehr auffällig zurückgegangen,<br />

aktuell zeigt sich erfreulicherweise eine<br />

leichte Erholung. In der Gestalt der<br />

Türkentaube sehr ähnlich, zeigt sie im<br />

Flug doch ein auffälliges Schwarz-Weiß-<br />

Muster des Schwanzes sowie dunklere<br />

Unterflügel. Die Flügelspitzen sind<br />

dunkel, die Flügeldecken außen grau<br />

und innen rotbräunlich mit dunklen<br />

Zentren. Das Auge wird von einem<br />

rötlichen Augenring umgeben, und an<br />

den Halsseiten finden sich schwarz-weiße<br />

Abzeichen. Ihr Jugendkleid ist matter,<br />

aber mit dem typischen Schwarz-Weiß-<br />

Muster des Schwanzes und fehlenden<br />

schwarz-weißen Halsabzeichen.<br />

Zur Gattung Streptopelia zählen bei uns<br />

die Türkentaube und die Turteltaube.<br />

Die Türkentaube (Streptopelia decaocto)<br />

wanderte in den 1940er Jahren von<br />

Südosten (Balkan) ein und breitete sich<br />

fortan stark nach Norden, Nordwesten<br />

und Nordosten aus. Inzwischen hat sie<br />

weite Teile Europas besiedelt, ist aber<br />

in den letzten Jahren merklich im Bestand<br />

rückläufig. Sie brütet vorwiegend<br />

in Ortschaften, aber manchmal auch in<br />

Einzelgehöften, Scheunen und anderen<br />

Gebäuden außerhalb des Siedlungsbereichs.<br />

Sie ist sehr eng an den Menschen<br />

angeschlossen und zeigt wenig Scheu.<br />

Man kann sie auch im Winter, vor allem<br />

an Getreidemieten oder an den Kornhäusern,<br />

beobachten. Sie ist etwas zierlicher<br />

als eine Haustaube, schlanker und<br />

langschwänziger als diese. Sie ist hell<br />

sandfarben und zeigt am Hals einen<br />

weiß umrahmten, schwarzen<br />

Nackenring. Die Flügelspitzen<br />

sind dunkel,<br />

die Deckfedern<br />

oberseits<br />

außen hell, innen etwas<br />

dunkler. Der lange Schwanz zeigt<br />

helle Spitzen (bei Männchen etwas breiter)<br />

bis auf die zentralen Steuerfedern,<br />

die dunkel sind. Von unten gesehen<br />

ist der Schwanz fast rein weiß.<br />

Manche Individuen (Männchen)<br />

Hilfreiche Links bei<br />

www.naturgucker.de<br />

naturgucker.de/?art=columba_livia<br />

naturgucker.de/?art=columba_palumbus<br />

naturgucker.de/?art=columba_oenas<br />

naturgucker.de/?art=streptopelia_decaocto<br />

naturgucker.de/?art=streptopelia_turtur<br />

naturgucker.de/?art=columba_livia_var._domestica


Neuer Lesestoff<br />

FÜR NATURFRE<strong>UND</strong>E<br />

Unsere Autorin Thea Wittmann gibt hier Tipps zum Kauf von Büchern<br />

rund um das Thema Naturbeobachtung.<br />

REZENSIONEN<br />

VÖGEL IN<br />

DER STADT<br />

Vögel finden Häusermeere<br />

zunehmend<br />

attraktiv. Wie attraktiv,<br />

zeigt uns Biologe<br />

Klaus Richarz, der bis<br />

2013 die Staatliche<br />

Vogelschutzwarte in<br />

Frankfurt leitete. Wie Vögel vom Stadtleben<br />

profitieren, welchen Gefahren sie<br />

ausgesetzt sind und wo sie sich am liebsten<br />

niederlassen, beschreibt der Autor in<br />

seinem Buch mit schönen Zeichnungen<br />

von Konrad Algermissen. Wir treffen<br />

alte Bekannte wie Meise oder Spatz und<br />

Neuankömmlinge wie den Uhu, Steinschmätzer<br />

oder Bachstelze. Und wir<br />

sehen nach der Lektüre auch diejenigen<br />

mit anderen Augen, die in Städten oft als<br />

Plage gelten, weil sie Unrat hinterlassen<br />

und Krach machen: Tauben, Saatkrähen<br />

und Elstern. Was ein Specht an wärmegedämmten<br />

Hausfassaden so interessant<br />

findet, wie Stadtmenschen mit hilflosen<br />

Jungvögeln umgehen sollten, und welche<br />

Nisthilfe für welche Vogelart passt<br />

– steht alles hier drin. Mit Bauanleitung<br />

im Anhang. Für Städter rundum gelungen,<br />

vor allem für Beobachtungsanfänger<br />

ist das Buch gut geeignet.<br />

Vögel in der Stadt, In enger Nachbarschaft<br />

mit Mauerseglern, Spatzen,<br />

Falken und vielen anderen Vogelarten,<br />

von Klaus Richarz, Pala-Verlag, 160<br />

Seiten, 18 Euro.<br />

UNSERE<br />

SPUREN<br />

Mit »Das geheime Leben<br />

der Bäume« hat<br />

sich Peter Wohlleben<br />

einen Platz auf den<br />

Bestsellerlisten gesichert.<br />

Nun zeigt er<br />

uns Spuren im Wald –<br />

nicht die von Tieren, sondern unsere eigenen:<br />

Wie nimmt der Mensch auf das<br />

Erscheinungsbild der Wälder Einfluss?<br />

Wo zerstört er, und wo versucht er,<br />

Schäden wiedergutzumachen? Förster<br />

und Autor Peter Wohlleben verspricht<br />

einen Wandführer der besonderen Art.<br />

Sein fundiertes Wissen über Wald und<br />

Bäume bringt er unterhaltsam an den<br />

Leser. Zahlreiche Bilder machen die<br />

Spuren auch für »Waldanfänger« lesbar:<br />

Beispielweise die Veränderung des<br />

Waldbodens durch Forstmaschinen oder<br />

die Art der Waldnutzung, die sich häufig<br />

an den Holzstapeln und ihren Markierungen<br />

erkennen lässt. Das Buch regt<br />

zum Mitdenken und Einmischen an und<br />

plädiert für mehr naturnahen Wald. Für<br />

den Wanderrucksack besser geeignet als<br />

fürs Bücherregal!<br />

Menschenspuren im Wald. Ein Waldführer<br />

der besonderen Art, von Peter<br />

Wohlleben, Pala-Verlag, 160 Seiten,<br />

18 Euro.<br />

WILDE<br />

GÄRTEN<br />

Ungezähmte Gärten<br />

sind nicht jedermanns<br />

Sache. Ein wenig Unordnung<br />

muss der<br />

Gärtner schon vertragen.<br />

Wer das kann,<br />

findet hier Inspiration<br />

für ein Blütenmeer, das nicht nur toll<br />

aussieht, sondern Artenvielfalt fördert:<br />

Der erfahrene Gärtner Norbert Griebl<br />

stellt in farbenprächtigen, schönen Fotos<br />

die 100 heimischen Pflanzen vor, die<br />

sich am besten verwildern lassen vor –<br />

jede auf zwei Seiten. Er nennt Ausbreitungsstrategien<br />

und Bedürfnisse der<br />

Wildformen. Denn ungezähmt bedeutet<br />

nicht ungepflegt. Die Pflanzen sind<br />

nach ein-, zwei- und mehrjährigen Arten<br />

unterteilt. Zu jeder Wildform liefert eine<br />

Tabelle viele Zusatzinformationen, etwa<br />

zu Standort, passenden Begleitpflanzen,<br />

Verwendung in der Naturküche oder<br />

Nutzen für die Tierwelt. Bezugsquellen<br />

schließen die Pflanzenliste ab. Das Buch<br />

kam beim Deutschen Gartenbuchpreis<br />

2017 als »Bester Ratgeber« auf Platz 3.<br />

Mein ungezähmter Garten. Die 100<br />

besten heimischen Pflanzen zum<br />

Verwildern, von Norbert Griebl,<br />

Haupt-Verlag, 232 Seiten, 29,90 Euro.<br />

61


AUSRÜSTUNG<br />

KLEINER RIESE<br />

Kowa zeigt, wie auch ein Minispektiv hervorragende Leistungen bringen kann.<br />

Von Robert Lücke<br />

62


AUSRÜSTUNG<br />

Das TSN 553 und 554 ist<br />

kompakt und handlich. Wie bei der<br />

TSN-880er-Serie gibt es ein grobes<br />

und ein feines Rad zum Scharfstellen.<br />

Fotos: Kowa Deutschland<br />

Die Zahl der Anbieter für die<br />

weltbesten Spektive ist überschaubar:<br />

Kowa, Leica, Swarovski<br />

und Zeiss (mancher würde noch<br />

Meopta und Optolyth nennen). Bislang<br />

hatte keiner der Top 4 eine überzeugende<br />

Lösung für ein verbreitetes Problem<br />

gefunden – nämlich, dass viele Naturfreunde<br />

im Gelände, insbesondere in<br />

den Bergen, ihr Spektiv nicht mitnehmen,<br />

weil es ihnen zu schwer und zu<br />

sperrig ist. Mit der TSN 550-Serie (das<br />

TSN 553 hat Schräg- und das TSN 554<br />

Geradeinblick) zeigt der japanische Hersteller<br />

Kowa, seit 60 Jahren im Spektivgeschäft,<br />

der deutsch-österreichischen<br />

Konkurrenz, dass auch ein sehr kleines<br />

Spektiv absolut in der Champions League<br />

mitspielen kann.<br />

EIN LEICHTGEWICHT<br />

Auf den ersten Blick sieht das Teleskop<br />

etwas komisch aus: Das Okular erscheint<br />

viel zu groß im Verhältnis zur<br />

Länge von nur 27 (553) oder 29 (554)<br />

Zentimetern. Aber es geht nicht um<br />

Schönheit, sondern um Leistung und<br />

Nutzen. Das mit den aus der Kowa-Topmodell<br />

TSN 880 bekannten Linsen aus<br />

Fluoritkristall gebaute Spektiv wiegt<br />

nämlich gerade mal 800 Gramm. Zu<br />

Recht könnte man erwarten, dass eine<br />

vom Hersteller angestrebte Gewichtsreduzierung<br />

zu Lasten der optischen Qualität<br />

oder Verarbeitung gehen könnte<br />

– aber nichts davon ist passiert. Im Gegenteil,<br />

hat die 550er-Serie eine<br />

dem großen Bruder TSN 880<br />

ebenbürtige Spitzenleistung<br />

bei Helligkeit, Farbechtheit<br />

und klarer Abbildung. Beim<br />

naturgucker-Vorabtest in<br />

den Pyrenäen erbrachte das<br />

Spektiv, das gerade auf der britischen<br />

Birdfair in Rutland offiziell vorgestellt<br />

wurde, großartige Leistungen.<br />

So zeigte es einen gegen einen bedeckten,<br />

weißlichen Himmel fliegenden<br />

Bartgeier ohne jede Farbsäume bis zum<br />

äußersten Rand. Die Naheinstellgrenze<br />

von nur drei Metern ermöglichte die<br />

Beobachtung einer Smaragdeidechse<br />

im Gras. Um dem Naturbeobachter die<br />

»Arbeit« zu erleichtern, sind auch im Minispektiv<br />

die bekannten Fokussierringe<br />

für Grob- und Feineinstellung eingebaut.<br />

Das Okular bietet Vergrößerungen<br />

von 15- bis 45-fach. Abschrauben und<br />

gegen ein anderes Okular auswechseln,<br />

ist allerdings nicht möglich. Offenbar<br />

hielt man das für nicht nötig, und warum<br />

auch? Schließlich ist Kowa mit<br />

dieser Neuheit bislang konkurrenzlos.<br />

Die kleinste Variante aus der ATX-Serie<br />

von Swarovski bringt je nach Geradoder<br />

Schrägeinblick mit um die 1.600<br />

Gramm glatt das Doppelte auf die Wage<br />

und misst knapp 37 oder 34 Zentimeter.<br />

Das kleinere Swarovski CTC<br />

30x75 (1.575 Euro) kommt dem Kowa<br />

mit 31 Zentimetern Länge schon näher,<br />

wiegt aber stolze 1,2 Kilo und erreicht<br />

bei Weitem nicht die optische Brillianz<br />

des Kowa. Ähnlich kleine Spektive bieten<br />

zwar auch Hersteller wie Optolyth<br />

an – 32 Zentimeter beim Compact 80<br />

APO-HDF (1.450 Euro), was aber auch<br />

1,6 Kilo wiegt. Optolyth und auch Vixen<br />

spielen aber im Vergleich eher in einer<br />

anderen Liga.<br />

TEUER, ABER GUT<br />

Und genau das ist der größte Wermutstropfen:<br />

Das TSN 550 kostet 1.800<br />

Euro. Das ist sehr viel Geld. Aber es ist<br />

eben auch sehr gut – Spitzenqualität kostet<br />

eben Spitzenpreise. Demgegenüber<br />

ist das deutlich schwerere und größere<br />

Swarovski ATX 25-60x65 – mit je Anbieter<br />

zwischen 2.600 und 3.000 Euro<br />

– noch teurer. Wer auch auf längeren und<br />

anstrengenden Touren nicht auf kleine<br />

und leichte Weltklasse-Optik verzichten<br />

möchte, hat mit dem KOWA nun eine<br />

Möglichkeit. An Zubehör bietet<br />

Kowa Handy- und Kameraadapter<br />

und Taschen<br />

(folgen<br />

noch)<br />

an. Ein kleines Detail<br />

noch: Das beiliegende Reinigungstuch<br />

ist anders als bei der Konkurrenz<br />

nicht glatt, sondern etwas aufgeraut.<br />

Damit lässt sich das Tuch selbst besser<br />

festhalten und bewegen. Auch hier hat –<br />

wieder – einer nachgedacht.<br />

63


NATUR-KIND<br />

Das faulste<br />

Lebewesen de<br />

64<br />

Sie sehen immer<br />

ein bisschen so<br />

aus, als würden<br />

sie lächeln: Die pelzigen Tiere<br />

mit den weit auseinanderliegenden<br />

Augen und dem runden Gesicht werden<br />

in etwa so groß und schwer wie ein<br />

Dackel oder eine größere Hauskatze.<br />

Gäbe es den Ausdruck »chillen« nicht,<br />

er müsste für das Faultier erfunden<br />

werden. In der Tat sind die Tiere<br />

sehr langsam, bewegen sich hängend<br />

fort und fressen in aller Ruhe Blätter,<br />

manchmal auch Früchte, Insekten<br />

und kleine Tiere. Faultiere schaffen im<br />

Laufe eines Tages meist nicht mehr als<br />

100 Meter. Dabei bewegen sie ihren<br />

Körper ungefähr fünfmal langsamer<br />

als ein Hund. Das kannst Du Dir wie in<br />

Zeitlupe vorstellen. Sie haben wirklich<br />

die Ruhe weg und schlafen zwischen<br />

15 und 20 Stunden am Tag!


Welt?<br />

Ihren Körper hat die Natur perfekt<br />

dafür ausgestattet: Sie haben lange<br />

Arme und vergleichsweise kurze<br />

Beine mit Krallen an den Fingern.<br />

Diese dienen als Haken, mit denen<br />

sie sich an den Ästen ohne großen<br />

Kraftaufwand festhalten können.<br />

Ihren Hals können sie ungewöhnlich<br />

weit drehen und biegen, sodass<br />

sie leicht an ihre Nahrung herankommen.<br />

Sogar ihr Fell ist auf ihre<br />

hängende Lebensweise eingerichtet.<br />

Der Strich verläuft anders als<br />

bei allen anderen Säugetieren vom<br />

Bauch zum Rücken.So kann das Regenwasser<br />

besser ablaufen. Das ist<br />

auch gut so, denn der Lebensraum<br />

der Faultiere sind die Baumkronen<br />

des tropischen Regenwalds Südund<br />

Mittelamerikas, wo es – wie<br />

Du am Namen merkst – immer wieder<br />

wie aus Eimern schüttet. Von<br />

den Forschern haben Faultiere den<br />

schönen wissenschaftlichen Namen<br />

Folivora bekommen. Verwandt sind<br />

sie mit den Gürteltieren und den<br />

Ameisenbären.<br />

Die Tiere tun fast alles im Hängen,<br />

sogar schlafen, sich fortpflanzen<br />

und Kinder gebären! Dabei hält<br />

sich das neugeborene Faultierbaby<br />

am Fell seiner Mama fest und verbringt<br />

dann etwa zwei Monate auf<br />

ihrem Bauch. Die Mutter säugt es,<br />

bis es sich um sich selbst kümmern<br />

kann. Wenn nicht gerade eine Faultiermutter<br />

ihr Junges bei sich hat,<br />

leben Faultiere aber lieber allein.<br />

IM DSCHUNGEL<br />

Und selbst die Verdauung der Faultiere<br />

hat sich auf ihre langsame<br />

Lebensweise eingestellt. Sie müssen<br />

nur etwa einmal in der Woche! Das<br />

liegt daran, dass die Blätter, die sie<br />

hauptsächlich verzehren, so lange<br />

brauchen, um verdaut zu werden.<br />

Der Magen und die Blase sind daher<br />

sehr groß und ihr Stoffwechsel ist<br />

der langsamste von allen Säugetieren.<br />

Das Zweifingerfaultier erledigt<br />

das große Geschäft oft vom Baum<br />

aus und lässt den Kot einfach fallen.<br />

Also Vorsicht, falls Du mal im Regenwald<br />

spazieren gehst! Das Dreifingerfaultier<br />

und manchmal auch<br />

das Zweifingerfaultier begeben<br />

sich dafür aber auf den Waldboden,<br />

was der gefährlichste Moment<br />

ist, denn dann sind sie Fressfeinden<br />

wie dem Jaguar schutzlos ausgeliefert.<br />

Die Faultiere können ja nicht<br />

einfach schnell weglaufen.<br />

Ansonsten hat das Faultier<br />

kaum Feinde. Die größeren Raubtiere<br />

jagen nicht in der schwindelerregenden<br />

Höhe der Urwaldriesen.<br />

Von Zeit zu Zeit sucht sich das<br />

Dreifingerfaultier einen anderen<br />

Baum aus und muss dazu wieder<br />

die Sicherheit seiner Höhen verlassen.<br />

Erstaunlicherweise haben<br />

Forscher beobachtet, dass es zwar<br />

sehr schwerfällig läuft, aber dafür<br />

ein umso besserer Schwimmer ist!<br />

TAKTISCH FAUL<br />

Am gefährlichsten kann ihm der<br />

Mensch werden. Weil große Teile<br />

der Regenwälder gerodet werden,<br />

um Felder anzulegen oder Möbel<br />

aus dem Holz der Bäume zu bauen,<br />

wird der Wohnraum vieler Faultiere<br />

kleiner – und sie können nicht mehr<br />

wie gewohnt ihr langsames Leben<br />

leben. Wenn Faultiere in Gefangenschaft<br />

leben, zum Beispiel in einem<br />

Zoo, können sie über 20 Jahre alt<br />

werden. In freier Wildbahn werden<br />

sie 12 bis 15 Jahre alt.<br />

Aber warum ist das Faultier<br />

überhaupt so langsam? Faulheit<br />

oder Überlebenskunst? Tatsächlich<br />

könnte es sich nicht wie ein Affe<br />

von Baum zu Baum schwingen. Das<br />

liegt daran, dass seine Nahrung, die<br />

Blätter der Regenwaldbäume, dazu<br />

viel zu wenig Energie liefern. Die<br />

Nährstoffe sind vom vielen Regen<br />

einfach ausgewaschen. So teilt es<br />

sich durch seine Langsamkeit seine<br />

Reserven ein und ist damit ein<br />

wahrer Überlebenskünstler!<br />

Bewegungen im Zeitlupentempo<br />

und 15 bis 20 Stunden Schlaf pro<br />

Tag: Das Faultier ist wirklich faul!<br />

??? Unsere<br />

Rätselfrage ???<br />

Wenn Du den Text aufmerksam<br />

durchgelesen hast, kannst Du die<br />

Frage bestimmt beantworten:<br />

Wie oft »muss« das Faultier?<br />

Und das kannst Du gewinnen:<br />

Wir verlosen drei Exemplare des<br />

Bilderbuchs »Als das Faultier mit<br />

seinem Baum verschwand« von<br />

Oliver Scherz. Darin kann man<br />

die Geschichte eines typischen<br />

Faultiers hautnah miterleben.<br />

Auch wenn sie so wahrscheinlich<br />

nie passiert ist …<br />

Schick Deine Antwort an:<br />

kontakt@bachstelzen-verlag oder<br />

Bachstelzen Verlag GbR, Sybelstraße<br />

3, 40239 Düsseldorf.<br />

Lesetipp:<br />

In einem Urwald in einem fernen<br />

Land hängt das Faultier an seinem<br />

Baum, denn ein Faultier verlässt seinen<br />

Baum niemals. Nicht mal,<br />

wenn der Baum gefällt wird.<br />

Zusammen mit dem Faultier<br />

reist er über den Ozean,<br />

kommt in ein Sägewerk<br />

und wird zu einem Stuhl<br />

– an dem kopfüber das<br />

Faultier hängt. Niemals<br />

würde es seinen Baum<br />

verlassen, nichts zu<br />

machen. Nur Paul ahnt, dass es so<br />

nicht weitergehen kann und steckt es,<br />

mit dem Stuhl, in einen Karton: «Bitte<br />

zurück in den Urwald!«<br />

Als das Faultier mit seinem Baum verschwand,<br />

von Oliver Scherz, ab drei<br />

Jahre, Beltz & Gelberg Verlag,<br />

33 Seiten, 12,95 Euro.


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Foto: Ingo Rittscher<br />

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tierschutzgerechte Fütterung.<br />

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Wir beraten Sie gerne<br />

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AM 31. OKTOBER KOMMT DER NEUE NATURGUCKER!<br />

Neues aus der Tier-, Pilz- und Pflanzenwelt, Tipps zum Beobachten, Nachdenkliches<br />

und Merkwürdiges können Sie erfahren und großartige Fotos und Zeichnungen genießen.<br />

UHU-UHU<br />

Die größte Eule der Welt hat bei uns,<br />

nachdem sie in den 1950er Jahren<br />

fast ausgerottet war, wieder nahezu<br />

überall Fuß und Flügel gefasst. Heute<br />

besiedelt der Uhu nicht nur Felsen,<br />

Steinbrüche und Baumhorste anderer<br />

Vögel, sondern sucht sich auch mitten<br />

in Städten Nistplätze. Sogar auf Grabmälern<br />

und Kränen brüten Uhus.<br />

WILDES NAMIBIA<br />

Neben faszinierendem Großwild<br />

hat das Land im südlichen Afrika so<br />

viel mehr zu bieten: farbenfrohe Vögel,<br />

Schmetterlingswolken am Tage<br />

und Nachtfalter in allen erdenklichen<br />

Größen, klopfende Käfer und<br />

ein im Wind wogendes Gräsermeer<br />

lassen sich zum Beispiel in der Kalahari<br />

nach Regenfällen beobachten.<br />

VÖGEL FÜTTERN<br />

Viele Experten raten dazu, Vögel ganzjährig<br />

zu füttern. Aber womit lockt<br />

man welche Vögel an? Und muss je<br />

nach Jahreszeit unterschiedliches Futter<br />

angeboten werden? Was gibt es zu<br />

beachten, damit sich keine Krankheitserreger<br />

im Futterhaus breitmachen?<br />

Der Ornithologe und Fütterungsexperte<br />

Peter Berthold gibt Tipps.<br />

67


ANTARKTIS<br />

Die große Fotoreise (20 Tage)<br />

ISLAND<br />

Feuer, Erde, Eis & Wasser (9 Tage)<br />

SÜDAFRIKA<br />

„Big Five“ und Blütenpracht (16 Tage)<br />

OMAN<br />

Ins Dünenmeer der Rub al-Khali (9 Tage)<br />

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SAMBIA<br />

Naturfotografie in Perfektion (13 Tage)<br />

SPITZBERGEN<br />

Im Eisbärland (8 Tage)<br />

INDONESIEN<br />

Orang-Utans, Drachen, Vulkane (17 Tage)<br />

ÄTHIOPIEN<br />

Semienberge, Dallol & Erta Ale (16 Tage)<br />

BOTSWANA<br />

Safaritraum für Naturfotografen (14 Tage)<br />

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Foto-Streifzüge in den Anden (17 Tage)<br />

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