06.09.2017 Aufrufe

1932 - "die Walz" Wanderschaft von Hans Löhrer mit dem Fahrrad

Hyperinflation zu Ende. Währungsreform. Massenarbeitslosigkeit. 44% Arbeitslose, das traf den 18 jährigen Hans Löhrer sehr bitter. Keine Träume zu realisieren, keine Arbeit zu finden und so machte er sich mit dem Fahrrad auf den Weg. Über 2000 KM bis über die Schweizer Grenze, Bregenz in Österreich, Bodensee, Allgäu, Schwarzwald, Ulm, Augsburg, München, Heidelberg und so viele Städte und Dörfer. Alles dokumentiert und minutiös aufgeschrieben in einem hervorragenden Deutsch, das im 2. Buch in der Sütterlin Schrift vollendet wird. Ein Zeitzeugnis der ganz besonderen Art. Ein junger Mann der eine Alternative gesucht und gefunden hat mit dieser rauen Wirklichkeit umzugehen. Kann man sowas vernichten? Nur, weil er nicht mehr lebt? Sehr genau 85 Jahre sind diese Erlebnisse jetzt her. Und alles mit Original Dokumenten.

Hyperinflation zu Ende. Währungsreform. Massenarbeitslosigkeit. 44% Arbeitslose, das traf den 18 jährigen Hans Löhrer sehr bitter. Keine Träume zu realisieren, keine Arbeit zu finden und so machte er sich mit dem Fahrrad auf den Weg. Über 2000 KM bis über die Schweizer Grenze, Bregenz in Österreich, Bodensee, Allgäu, Schwarzwald, Ulm, Augsburg, München, Heidelberg und so viele Städte und Dörfer. Alles dokumentiert und minutiös aufgeschrieben in einem hervorragenden Deutsch, das im 2. Buch in der Sütterlin Schrift vollendet wird. Ein Zeitzeugnis der ganz besonderen Art. Ein junger Mann der eine Alternative gesucht und gefunden hat mit dieser rauen Wirklichkeit umzugehen. Kann man sowas vernichten? Nur, weil er nicht mehr lebt? Sehr genau 85 Jahre sind diese Erlebnisse jetzt her. Und alles mit Original Dokumenten.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Im Februar <strong>1932</strong><br />

werden im<br />

Deutschen Reich<br />

mehr als sechs<br />

Millionen Arbeitslose<br />

gezählt. Mit einer<br />

Quote <strong>von</strong> rund 44%<br />

der erwerbsfähigen<br />

Bevölkerung<br />

1923 Hyperinflation<br />

und<br />

Massenarbeitslosigkeit <strong>1932</strong>


Aussichtsloses Suchen nach einer Stelle – und immer war man im falschen „Arbeitsamtsbezirk“ oder „keine<br />

Arbeit“ oder einfach keine Kunden <strong>die</strong> in der Lage waren, etwas zu kaufen.<br />

So kam <strong>Hans</strong> <strong>Löhrer</strong> zu <strong>dem</strong> Entschluss, sein <strong>Fahrrad</strong> zu greifen und auf <strong>Wanderschaft</strong> zu gehen wie man<br />

umgangssprachlich <strong>die</strong> „Walz“ auch nennt.<br />

Noch heute wird nach festem Ritual der Gewerke eine <strong>Wanderschaft</strong>, eine „auf der Walz“ beschrieben.<br />

In der Regel muss man 3 Jahre unterwegs sein, weg <strong>von</strong> zu Hause und zu keinem Zeitpunkt näher al 50-60 km<br />

<strong>die</strong>sem Platz nahe kommen. Auch sind <strong>die</strong> Handwerksberufe – Zimmerer und Bauhandwerk – immer in ihrer eigenen<br />

Berufskluft unterwegs.<br />

Sie verdingen sich zu Arbeit und ziehen weiter. Sinn der Unternehmungen war es früher wie heute, <strong>die</strong> jungen<br />

Menschen unabhängig <strong>von</strong> zu Hause zu machen und vor allem durch Hinzulernen <strong>von</strong> überall anders gehandhabten<br />

Abläufen vieles dazu zu lernen und sich für einen anstehende Meisterprüfung das Wissen anzueignen um dann<br />

gefestigt und versiert einen eigenen Betrieb zu führen oder den elterlichen Betrieb zu übernehmen.<br />

<strong>Hans</strong> <strong>Löhrer</strong> hatte einen<br />

Plan und eine feste<br />

Reiseroute im Kopf <strong>die</strong> als<br />

Hauptziel Singen am<br />

Hohentwiel hatte:<br />

Hier lebte eine Tante<br />

(Schwester vom Vater)<br />

<strong>die</strong> <strong>mit</strong> einem Ingenieur<br />

verheiratet war und nach<br />

China beordert wurde.<br />

Letzte Chance für einen<br />

Besuch.


Hier kommt jetzt original der Hangeschriebene Bericht:<br />

Wanderbericht, Start 2. Mai <strong>1932</strong> <strong>von</strong> <strong>Hans</strong> <strong>Löhrer</strong>,<br />

18 Jahre alt.


Im Februar <strong>1932</strong> werden im Deutschen Reich mehr<br />

als sechs Millionen Arbeitslose gezählt. Mit einer<br />

Quote <strong>von</strong> rund 44% der erwerbsfähigen<br />

Bevölkerung. Zu<strong>dem</strong> war kurz nach der<br />

Währungsreform das Geld Mangelware weil es<br />

einfach keinen Wert mehr hatte.<br />

Rohstoffe waren knapp und teuer und Arbeit nicht<br />

zu bekommen.


Und alle Wege immer <strong>mit</strong> einem <strong>Fahrrad</strong><br />

der früheren Zeit. Keine Gangschaltung –<br />

viele Pannen und nicht auf große<br />

Belastung ausgerichtet.<br />

Da galt noch der alte Wahlspruch:<br />

„Wer sein <strong>Fahrrad</strong> liebt,<br />

Der schiebt“.


Aber <strong>die</strong>se Ansichten und Aussichten<br />

entschädigten für Vieles.<br />

Kaum zu glauben:<br />

Einen „Freilauf“ beim <strong>Fahrrad</strong> war<br />

schon ein großer Luxus.<br />

2.124 KM<br />

Betrug <strong>die</strong> gesamte Strecke<br />

<strong>die</strong> <strong>Hans</strong> <strong>Löhrer</strong><br />

Da „abgearbeitet“ hat.


Auch das muss man erst mal können …..<br />

….. Wieder flott machen und wissen, WIE es geht.


Was für ein Schauspiel für<br />

den Jungen aus Preußen.<br />

Den Rhein bei Bonn und<br />

Köln den kennt er als ruhig<br />

dahinfließend <strong>mit</strong> regem<br />

Schiffsverkehr.<br />

Der Rheinfall bei Schaffhausen.<br />

Rüber in <strong>die</strong> Schweiz <strong>mit</strong><br />

<strong>Fahrrad</strong>.<br />

Dafür 25 SFR hinterlegen.<br />

Man könnte ja das <strong>Fahrrad</strong><br />

verkaufen wollen.


Stempel in <strong>dem</strong><br />

Reisepass<br />

Von <strong>Hans</strong> <strong>Löhrer</strong>


Irgendwie verloren gegangenes Bild


Der Allgäu<br />

As Ende des Reiches nach Süden.<br />

Die Berge tun ein Übriges dazu.


Ein Preuße in Bayern:<br />

Mit „frischem“<br />

Reisepass unterwegs<br />

Nr. 103<br />

Bregenz in Österreich<br />

Schaffhausen in der<br />

Schweiz


Und das war schon auf der Rückfahrt.<br />

Noch heute kann man sich kaum eine schönere<br />

Reiseroute zusammenbauen.


Wieder zu Hause in Lechenich<br />

beginnt der „Alltag“ <strong>mit</strong> all‘<br />

seiner Mühsal <strong>von</strong> vorne.<br />

Aber <strong>die</strong> Freunde sind da,<br />

Die kath. Jungmänner,<br />

Die Sturmschar.<br />

Die eigene Gruppe und als<br />

Gruppenführer bei <strong>dem</strong> jungen<br />

Nachwuchs.<br />

Da<strong>von</strong>, und der ROM Pilgerfahrt<br />

der Jungmänner 1935 in einem<br />

anderen Magazin.<br />

Auch hier fehlen wieder 2 Bilder.<br />

Sicher liegen <strong>die</strong> lose irgendwo<br />

dazwischen und werden dann<br />

nachträglich eingearbeitet.


In <strong>die</strong>sen Seiten des Tagebuches hat <strong>Hans</strong><br />

<strong>Löhrer</strong> verschiedenes eingetragen:<br />

• <strong>die</strong> Metadaten der Bilder <strong>die</strong> er machte<br />

• <strong>die</strong> Kosten <strong>die</strong>ser <strong>Wanderschaft</strong><br />

• <strong>die</strong> km Angaben zu den Einzelstrecken<br />

• und gesamte KM Angabe<br />

• <strong>die</strong> Gelder (Groschen und Pfennige) <strong>die</strong> er in<br />

„<strong>die</strong> Hand“ gedrückt bekam


Auch bemerkenswert:<br />

Mit 14 Jahren aus der Schule in einen<br />

Handwerksberuf in <strong>die</strong> Lehre gegangen<br />

– bei der kranken Schwester Anna<br />

reichte einfach das Geld nicht für ein<br />

Gymnasium (keine Krankenkasse nahm<br />

Anna an und alles musste bar bezahlt<br />

werden) - ist es eine erstaunliche<br />

Leistung, <strong>die</strong>se Ausdrucksform bei einer<br />

so grammatikalisch recht sicheren<br />

Schreibweise hin zu bekommen.<br />

Auffallend an <strong>die</strong>sen erhaltenen Aufzeichnungen ist<br />

eines:<br />

Bei Beginn der <strong>Wanderschaft</strong> ist in uns geläufiger<br />

Schrift der Ablauf aufgezeichnet. Dies bis zum „voll<br />

geschrieben“ sein des Heftes.<br />

Das neue Heft beginnt und endet in Sütterlin Schrift.<br />

Schon erstaunlich, dass ein gerade 18 jähriger<br />

junger Mann <strong>die</strong>ser Zeit 2 Schriften beherrschte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!