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RADAR Nr. 2, August 2017

Das Magazin der Christoph Merian Stiftung zum Schwerpunkt Kulturförderung. Wer kann, was soll und auf welche Weise in Basel gefördert werden? Die neuen Strategien der Abteilung Kultur der Christoph Merian Stiftung zeigen wir anhand von drei Beispielen (ManaBar, Holzpark Klybeck, tohuwabohu - Haus für Kosmopolitisches) auf und legen dar, was das noch mit Kultur und dem Zweck der Stiftung zu tun hat. In der News-Beilage des Magazins steht die Entwicklung des Freilagers zum Stadtquartier im Fokus. Drei Protagonisten kommen zu Wort, die den Wandel des Dreispitz Basel und Münchenstein aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt haben und erleben.

Das Magazin der Christoph Merian Stiftung zum Schwerpunkt Kulturförderung. Wer kann, was soll und auf welche Weise in Basel gefördert werden? Die neuen Strategien der Abteilung Kultur der Christoph Merian Stiftung zeigen wir anhand von drei Beispielen (ManaBar, Holzpark Klybeck, tohuwabohu - Haus für Kosmopolitisches) auf und legen dar, was das noch mit Kultur und dem Zweck der Stiftung zu tun hat.

In der News-Beilage des Magazins steht die Entwicklung des Freilagers zum Stadtquartier im Fokus. Drei Protagonisten kommen zu Wort, die den Wandel des Dreispitz Basel und Münchenstein aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt haben und erleben.

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Das Magazin der Christoph Merian Stiftung<br />

Und was hat das<br />

noch mit Kultur zu tun?<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>August</strong> <strong>2017</strong>


Editorial<br />

Inhalt<br />

Was hat<br />

die CMS auf dem<br />

Radar?<br />

Die erste Ausgabe von <strong>RADAR</strong>, dem Magazin der<br />

Christoph Merian Stiftung, ist auf ein erfreuliches<br />

Echo gestossen. Wir haben viele positive Feedbacks<br />

erhalten. Das macht uns Mut, auf dem eingeschlagenen<br />

Weg weiterzugehen, um Ihnen, liebe Leserin,<br />

lieber Leser, aufzuzeigen, was die Christoph Merian<br />

Stiftung aus welchen Gründen tut.<br />

Hatten wir in der ersten Nummer die sozialen<br />

Handlungsfelder mit der Präsentation unserer Bedarfsanalyse<br />

auf dem Radar, geht es heute im<br />

Schwerpunktthema um die Kulturförderung. Wer<br />

kann, was soll und auf welche Weise gefördert<br />

werden – das sind Fragen, die uns täglich beschäftigen<br />

und umtreiben. Nathalie Unternährer und<br />

Christoph Meneghetti legen dar, wie sie versuchen,<br />

bei der Entwicklungs- und Projektförderung im<br />

Bereich Kultur neue Wege zu gehen.<br />

Die CMS operiert stets in zwei Bereichen: einerseits<br />

natürlich im Bereich der Umsetzung des Stiftungszwecks,<br />

d.h. im Förderbereich, andererseits als<br />

Marktteilnehmerin im unternehmerischen Umfeld,<br />

denn die Stiftung muss ihren Gewinn selbst erwirtschaften.<br />

Sie tut letzteres vorab im Liegenschaftsmarkt.<br />

Dabei kommt dem fünfzig Hektaren grossen<br />

Dreispitz ein grosser Stellenwert zu. Über die laufenden,<br />

spannenden Entwicklungen im Transformationsgebiet<br />

informieren wir mit dem ‹Dreispitz-<br />

Info›-Bulletin. Die letzte Ausgabe vom Juni <strong>2017</strong><br />

finden Sie auf der Website www.dreispitz.ch oder<br />

Sie können gedruckte Exemplare bei uns bestellen.<br />

In der jetzigen <strong>RADAR</strong>-Ausgabe geht es für einmal<br />

nicht um den planerischen Blick in die Zukunft,<br />

sondern um einen durchaus selbstkritisch gedachten<br />

Rückblick. Im Mittelpunkt der Reportage von<br />

Tilo Richter steht die Frage, wie der Prozess der<br />

Urbanisierung im Freilager-Quartier vonstattenging<br />

und wie ihn drei Protagonisten hautnah erlebt<br />

haben.<br />

Christoph Niemann<br />

Nachdem wir im <strong>RADAR</strong> <strong>Nr</strong>. 1 Porträts des Fotokünstlers<br />

Claudio Rasano gezeigt haben, steht<br />

diesmal die Kunstform des Cartoons im Vordergrund.<br />

Anlass dafür ist die Ausstellung<br />

‹Christoph Niemann. That's How!› im Cartoonmuseum<br />

Basel, die noch bis zum 29. Oktober<br />

<strong>2017</strong> gezeigt wird.<br />

Der Illustrator, Künstler und Autor Christoph<br />

Niemann ist ein Meister der Metapher, der<br />

Komplexes und Vielschichtiges mit reduzierten,<br />

oft minimalistischen Mitteln in bestechend<br />

klare, elegante, poetische und humorvolle Bilder<br />

giessen kann. Ob flüchtige Skizze oder aufwendige<br />

Illustrationen und Animationen – alle Werke<br />

dieses grossen Zeichners sind unmittelbar packende<br />

Umsetzungen einer brillanten Idee. Zu<br />

den Auftraggebern des gefragten Illustrators<br />

gehören Zeitungen und Zeitschriften wie ‹The<br />

New Yorker›, ‹Time›, ‹Wired› und das ‹The New<br />

York Times Magazine›, aber auch Institutionen<br />

und Firmen, darunter das Museum of Modern<br />

Art, Google und Herman Miller.<br />

Wir danken Christoph Niemann, dass wir<br />

sechs Arbeiten aus der Publikation ‹Sunday<br />

Sketching› auswählen und verwenden durften.<br />

5 Gesellschaftliche Relevanz<br />

ist zentral<br />

Die CMS fördert nicht mehr nach<br />

Sparten, sondern unterstützt<br />

interdisziplinäres Kunstschaffen.<br />

Was heisst das konkret?<br />

7 Was das alles noch mit Kultur<br />

zu tun hat: drei Förderbeispiele<br />

7 Die ManaBar<br />

8 Der Holzpark von Shift Mode<br />

11 Das Projekt ‹tohuwabohu›<br />

12 Aktive Teilhabe am Kulturleben<br />

ist Lebensqualität<br />

Die CMS fördert mit Kultur im Sinne<br />

ihres Stifters das «Wohl der Menschen».<br />

13 Das Freilager-Quartier<br />

als urbanes Experiment<br />

Drei Interviews mit drei Protagonisten.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.<br />

16 Was kreucht, was fleucht da?<br />

Der GEO-Tag in den Merian Gärten.<br />

Dr. Beat von Wartburg, Direktor<br />

16 Wohnen ohne Hindernisse<br />

Im CMV ist ein Buch mit gelungenen<br />

Umbau-Beispielen erschienen.


«… einen Gegenstand auszuwählen und so<br />

lange anzustarren, bis durch einen ungewohnten<br />

Winkel oder speziellen Lichteinfall etc. eine<br />

neue Bedeutung entsteht …»<br />

Christoph Niemann<br />

Aus ‹Sunday Sketching› (Abrams Books / Knesebeck) von Christoph Niemann


Aus ‹Sunday Sketching› (Abrams Books / Knesebeck) von Christoph Niemann


Schwerpunkt<br />

UND WAS HAT DAS<br />

NOCH MIT KULTUR<br />

ZU TUN?<br />

Neue Impulse<br />

für die Kulturförderung<br />

der CMS<br />

NU Die Kulturförderung der Schweiz wurde in den letzten zwanzig<br />

Jahren ausgebaut, professionalisiert und strukturiert. Für jede<br />

Kultursparte, für jeden Lebensabschnitt der Kulturschaffenden und<br />

für jeden gesellschaftlichen Trend wurden und werden unterschiedliche<br />

Fördermöglichkeiten und Fördergefässe geschaffen. Bund,<br />

Kantone, Gemeinden, Pro Helvetia, private Stiftungen und Migros<br />

Kulturprozent ergänzen sich, sprechen sich ab und ermöglichen<br />

damit ein aufeinander abgestimmtes, föderalistisches Fördersystem.<br />

Auch die Förderpolitik der CMS bewegte sich in diesem Kontext. Die<br />

Stiftung vergab staatsähnlich unbefristete Betriebsbeiträge an<br />

Institutionen und unterstützte einzelne Gesuche nach traditionellen<br />

Sparten wie Literatur, Kunst, kulturelles Erbe. Die Frage, ob dies<br />

angesichts der sich stets wandelnden Gesellschaft noch richtig war,<br />

stellte sich immer dringender.<br />

Im Vergleich zum Kanton hat die CMS ein vergleichsweise kleines<br />

Kulturbudget. Der Kanton Basel-Stadt gibt jährlich ca. CHF 130<br />

Mio. aus, die CMS ca. CHF 6 Mio. (inkl. operative Engagements). Die<br />

beschränkten Ressourcen der Stiftung erweisen sich als wertvolle<br />

Chance, da die CMS im Gegensatz zum Staat keine ‹Grundversorgung›<br />

sicherstellen muss, gezielt und mit grösstmöglicher Hebelwirkung in<br />

(befristete) Projekte investieren und damit Akzente setzen kann. Als<br />

unabhängige Stiftung kann sie ihre Kulturförderung ohne politischen<br />

Rechtfertigungsdruck ausüben. Darum ist es ihr auch möglich,<br />

Risiken einzugehen und auf innovative Projekte zu setzen, deren<br />

Ausgang ungewiss ist oder die noch nie erprobte Methoden verwenden.<br />

Mit ihren schlanken Entscheidungsstrukturen kann eine Stiftung<br />

wie die CMS zudem flexibler und schneller reagieren als staatliche<br />

Institutionen.<br />

Das neue Leitbild der CMS 2015 verpflichtet die Stiftung auch zu<br />

einer neuen Kultur-Förderstrategie, die einerseits ihren obengenannten<br />

Stärken und Eigenheiten und andererseits der Entwicklung des<br />

Kulturlebens und seinen Auswirkungen auf die Kulturproduktion<br />

Rechnung trägt. Denn auch die ‹Kultur› und das Kulturverständnis<br />

haben sich in den letzten Jahren verändert. Kulturelle Relevanz entsteht<br />

immer weniger in den klassischen Sparten, sondern in der<br />

interdisziplinären Verflechtung. Bildende Kunst trifft auf Theater,<br />

Kulturschaffende engagieren sich sozial, das Urban-Gardening-<br />

Projekt tut sich mit dem klassischen Orchester zusammen. Die Kulturschaffenden<br />

werden zu Allroundern; es entstehen spartenübergreifende<br />

Projekte, bei denen alle alles machen: die Produktion, die<br />

Werbung und das darüber Schreiben. Auch auf der Publikumsseite<br />

gibt es kein eindimensionales Zielpublikum mehr. Alle interessieren<br />

sich für alles. Am Dienstag ist Klassik angesagt, am Donnerstag<br />

Heavy Metal, und am Samstag wird eine Ausstellung besucht.<br />

Zudem wird das Publikum zu ‹Experten des Alltags› und ist mit<br />

seinem Wissen Teil der Kulturproduktion.<br />

Der schnelle Wandel von Ideen und Strukturen verlangt nach<br />

Projekten und nicht nach Institutionen – in der Folge auch ein Umdenken<br />

auf Förderseite: etwa die Bereitschaft, Fördergelder in ein<br />

Vorhaben zu investieren, das vielleicht nur fünf Jahre lang Bestand<br />

hat. Schliesslich werden Kulturschaffende zunehmend zu Unternehmern;<br />

die Grenzen zwischen reinen Kulturprojekten und Kreativwirtschafts<br />

projekten verschwimmen. Die Kunstschaffenden bewegen<br />

sich weg von institutionalisierten hin zu unternehmerischen Strukturen<br />

und verknüpfen ihre künstlerische Vision mit einer unternehmerischen.<br />

Die stiftungsinterne Analyse hat gezeigt, dass die bisherigen<br />

Fördergefässe der CMS der aktuellen Entwicklung im Kulturbereich<br />

nicht mehr gerecht wurden. Seit Anfang 2016 fördert die CMS deshalb<br />

nach Themen und nicht mehr nach Sparten und hat eine zusätzliche<br />

Entwicklungsförderung initiiert.<br />

Was heisst das konkret? Die CMS unterstützt interdisziplinäres<br />

Kulturschaffen. Nicht per se, sondern abhängig vom Mehrwert,<br />

der entsteht, wenn sich verschiedene Bereiche zusammentun. Die<br />

CMS unterstützt Projekte, die das Publikum miteinbeziehen, die den<br />

Austausch zwischen Amateuren und Professionellen oder zwischen<br />

Publikum und Kulturschaffenden pflegen. Dabei setzt die CMS auf<br />

den Austausch auf Augenhöhe. Die gesellschaftliche Relevanz der<br />

Projekte ist dabei zentral. Die CMS gibt Pionierprojekten, die noch<br />

nicht Erprobtes wagen, eine Chance. Mit der Entwicklungsförderung<br />

unterstützt die Stiftung nicht nur mit Geld, sondern unterstützt<br />

Kulturschaffende auch mit Manpower, durch Coachings, Beratungen,<br />

Projektmanagement etc.<br />

Was das alles noch mit Kultur zu tun hat und was das konkret<br />

bedeutet, zeigen die folgenden drei Beispiele.<br />

5


Aus ‹Sunday Sketching› (Abrams Books / Knesebeck) von Christoph Niemann


Schwerpunkt<br />

ZAUBERENERGIE FÜR DIE SPIELKULTUR<br />

Die ManaBar<br />

In Basel sollen sich spielfreudige Menschen bald nicht nur virtuell begegnen<br />

können. In der ManaBar* soll gemeinsam gegamt, gespielt, gegessen,<br />

getrunken und diskutiert werden. Mit dem Projekt wollen vier junge Männer<br />

die Game-Kultur pflegen, aufklären, informieren und Generationen zusammenbringen.<br />

scy Sie heissen ‹Barlord›, ‹ManaBear›, ‹Ephesus666› und ‹Berry Buh›<br />

in der globalen Gamer-Community. Im realen Leben sind die vier<br />

jungen Männer, alle um die dreissig Jahre alt, hauptberuflich: Gamedesigner<br />

und Leistungssportler (Tom Barylov), Gymnasiallehrer und<br />

in der Gastronomie erfahren (Fernando Studer), selbstständiger<br />

IT-Spezialist und selbsterklärter «Vollblut-Nerd» (Christian Schlauri),<br />

Sozialarbeiter und Medienpädagoge (Maximilian Schäfer). 2015<br />

haben sie den Verein für Aufklärung über Internet und Spielkultur<br />

(VAISk) gegründet und bilden den Vorstand. Der Verein, der heute<br />

schon medienpädagogische Projekte realisiert, beratend für das<br />

Basler Erziehungsdepartement tätig war und erfolgreich Public<br />

Viewings zu internationalen Gamer-Meisterschaften im Gundeldinger<br />

Feld durchgeführt hat, will in Basel etwas ganz Neues wagen.<br />

In ihrer ManaBar mit integriertem Gastrobetrieb soll sich künftig<br />

die regionale Gamer-Community ganz real und nicht nur virtuell<br />

treffen, über die Attraktivität einzelner Spiele diskutieren und Spielwettbewerbe<br />

bestreiten. Hier wollen die vier aber auch medienpädagogische<br />

Projekte mit Jugendlichen durchführen, Symposien, vor<br />

Gefahren im Internet warnen und das Suchtpotenzial ansprechen,<br />

aufklären, älteren Generationen die Faszination von Games erklären<br />

und auch den Quartier-Jassclub integrieren. Denn auch ältere Spielformen<br />

wie Jassen oder die neuen ‹Pen and Paper›-Spiele ohne<br />

Computer gehören für die Initianten zur Spielkultur.<br />

Ähnliche Projekte gibt es bereits im Ausland. Nicht aber diese<br />

spezielle Kombination. Für ihr Projekt ist die Gruppe derzeit auf der<br />

Suche nach geeigneten Lokalitäten. Ihr potenzielles Publikum ist<br />

gross. Aktuelle Schweizer Statistiken gibt es nicht; 2008 ging eine<br />

Untersuchung der Fachhochschule Nordwestschweiz davon aus, dass<br />

in vierzig Prozent der Schweizer Haushalte eine Spielkonsole von<br />

mindestens einer Person genutzt wurde. Allein auf den Kanton Basel-<br />

Stadt heruntergebrochen wären das schon vor zehn Jahren mindestens<br />

40 000 Gamer gewesen (http://www.pegi.info/ch/index/<br />

id/1376/media/pdf/256.pdf). Seither ist die Gamer-Gemeinde<br />

gewachsen. Dazu kommen die ‹Pen and Paper›-Spielenden, traditionelle<br />

Spielfreudige und das Publikumspotenzial der angrenzenden<br />

Region.<br />

Spielen sei eine uralte Kulturtechnik, sagt Fernando Studer, Computerspiele<br />

aber etwas ganz Besonderes. Nicht nur Kultur im weitesten,<br />

sondern sogar Kunst im engeren Sinne: «Für mich sind gute Computerspiele<br />

heute die höchste Kunstform überhaupt.» Sie kombinierten<br />

mit ausgeklügelter IT-Technik geradezu virtuos ganz verschiedene<br />

Kunstformen: das gekonnte Storytelling einer guten Geschichte,<br />

Bilder und Animation, Musik und Geräusche. «Im Gegensatz zu den<br />

traditionellen Kultursparten wird das ‹Publikum› ausserdem interaktiv<br />

und emotional miteinbezogen und wird durch seine Mitwirkung und<br />

den Austausch mit Mitspielenden Teil eines Gesamtkunstwerks, eines<br />

kulturellen Prozesses.»<br />

In den USA und Deutschland sind Computerspiele als Kulturform<br />

längst anerkannt. Seit 2008 schon ist der entsprechende<br />

Verband neben den traditionellen Kunstsparten im Deutschen<br />

Kulturrat vertreten. In der Schweiz hinke man hinterher, sagt<br />

Maximilian Schäfer, der Know-how aus der deutschen Szene mitbringt.<br />

«Vielleicht auch deshalb, weil man hier aus der politischen<br />

Tradition heraus im Zweifel auf Sicherheit und Vertrautes und damit<br />

eher auf die konventionellen Kultursparten setzt.» Umso mehr hat<br />

sich der Verein darüber gefreut, dass die CMS das Projekt als Kulturprojekt<br />

und nicht als soziales Projekt unterstützt, was es darüber<br />

hinaus selbstverständlich auch sei.<br />

Die CMS unterstützt den Verein in der Startphase mit 15 000<br />

Franken. Davon hat sie 6000 Franken an eine Auflage geknüpft, über<br />

welche die vier sehr glücklich sind: Sie erhalten dafür vom ebenfalls<br />

von der CMS unterstützten Basler Verein Startup Academy drei<br />

Jahre lang Ausbildung und Know-how für die Lancierung ihres Projekts<br />

und Unterstützung beim wichtigen Networking. 2018 möchten<br />

die Initianten die ManaBar eröffnen.<br />

Mehr über das Projekt auf www.manabar.ch<br />

* Den Namen für die ManaBar haben die Initianten von jenem ‹Mana› abgeleitet,<br />

das in Computerspielen die ‹Zauberenergie› ist, die Spielende mit Spielpunkten<br />

‹tanken› müssen, um in den Spielen erfolgreich agieren zu können.<br />

«Wir haben die ManaBar unterstützt, weil das Projekt sich mit einem wichtigen<br />

Spektrum der Gegenwartskultur auseinandersetzt: der Spielkultur. Sie lässt sich nicht<br />

in einer einzigen Sparte fassen, und Akteure verschiedener Disziplinen beschäftigen<br />

sich mit dem Thema. Mit Schnittstellen zu Bildender und Darstellender Kunst, Musik, Film<br />

und Soziokultur ist Game-Kultur aber mehr als nur eine interdisziplinäre Modeerscheinung.<br />

Einerseits ist die Game-Kultur mit ihren alten und neuen Ausformungen<br />

in Spiel, Entwicklung und Cosplay eine Kulturtechnik schlechthin. Andererseits<br />

reagiert ManaBar auf eine gesellschaftliche Realität und schafft einen sozialen Raum<br />

für eine Community, die sonst nur allein in den eigenen vier Wänden agiert.»<br />

Nathalie Unternährer, Leiterin der Abteilung Kultur der CMS<br />

7


Schwerpunkt<br />

ZWISCHENNUTZUNGEN SETZEN<br />

ENERGIE UND KREATIVITÄT FREI<br />

Unterstützung für den Holzpark von Shift Mode<br />

Seit die Hafen- und Stadtentwicklung<br />

Klybeck-Kleinhüningen ins Stocken geraten<br />

ist, beleben zahlreiche Gruppen<br />

mit Zwischennutzungen die Brachen<br />

des Hafenareals an der Uferstrasse. Die<br />

CMS unterstützt den Verein Shift Mode<br />

bei der Realisierung von Kulturprojekten<br />

und der Verbesserung der Infrastruktur<br />

in ihrem Holzpark Klybeck auf dem<br />

ehemaligen Migrol-Areal.<br />

scy «Kultur ist mein Leben», sagt die 44-jährige Kommunikationsfachfrau<br />

Katja Reichenstein. Zusammen mit ihrem Mann Tom<br />

Brunner und Kurt Schuwey hat sie seit dem Rückbau des Migrol-<br />

Areals 2014 mit dem gemeinnützigen Verein Shift Mode der Brache<br />

zusammen mit vielen anderen Engagierten Leben eingehaucht.<br />

Nebenberuflich, ohne Lohn, in Tausenden von Freizeitstunden. Die<br />

Zwischennutzung auf Zeit sei genau das Spannende: «Gerade weil<br />

sie nicht für die Ewigkeit ist, setzt sie viel Energie und Kreativität frei.»<br />

Wo einst riesige Tankanlagen standen, finden heute Konzerte,<br />

Theater, Lesungen und Workshops statt. Es gibt Gastronomie, Ateliers<br />

und Werkstätten, Kultur- und Naturprojekte, einen Abenteuer-Spielplatz<br />

für Kinder und eine Boulebahn. Insgesamt fünfzehn Projekte<br />

auf rund 12 500 Quadratmetern, die von Shift Mode verwaltet und<br />

selbst oder von Partnern bewirtschaftet werden. Auf dem ehemaligen<br />

Esso-Areal weiter nördlich tut sich Ähnliches. Dort unterhält der<br />

Verein I_Land die Trendsporthalle, Bars, Begegnungs- und Kulturorte.<br />

Das Nebeneinander verschiedenster Aktivitäten war nicht<br />

immer konfliktfrei und hat im Sommer 2014 nach der polizeilichen<br />

Räumung eines Teils des von Autonomen besetzten Wagenplatzes<br />

zwischen Migrol- und Esso-Areal wochenlange Debatten ausgelöst.<br />

In der Politik, den Medien, zwischen Wagenplatz-Besetzern und Shift<br />

Mode – und bis heute zwischen Shift Mode und ehemaligen<br />

Besetzern der Alten Stadtgärtnerei in der angrenzenden Wohngenossenschaft<br />

Klybeck. Alles in allem ein komplexes Gerangel um<br />

Stadtentwicklung, Gentrifizierung und Freiräume – im Vakuum der<br />

sogenannten 3Land-Planung, die seit Jahren nicht vom Fleck kommt.<br />

Nicht vom Fleck kommt auch, weil zahlreiche Parteien in die Transformation<br />

des ehemaligen Industrieareals involviert sind: drei Länder,<br />

die Schweizerischen Rheinhäfen und der Kanton Basel-Stadt mit<br />

mehreren Departementen.<br />

In diesem Planungsvakuum hat der Kanton den Verein Shift<br />

Mode als wichtigen Kulturveranstalter und Partner längst anerkannt,<br />

mit ihm einen Vertrag abgeschlossen, ihm 2014 eine Starthilfe von<br />

250 000 Franken gewährt und ihn bei der befristeten Vermietung von<br />

Räumen an die Kunstmesse Scope unterstützt. Seither sind drei Jahre<br />

verstrichen und die 3Land-Planung liegt noch in weiter Ferne. Der<br />

Holzpark wird inzwischen ganzjährig bespielt und beherbergt auch<br />

Grossanlässe wie das von Terre des hommes organisierte Kultur-<br />

Festival Imagine letzten Juni – mit 25 000 Besucherinnen und Besuchern<br />

an einem einzigen Wochenende. Der Kanton hat zwar auf<br />

seiner Website stolz auf den Anlass hingewiesen. Weiter engagieren<br />

will er sich aber nicht.<br />

Die CMS hat Shift Mode in diesem Jahr 250 000 Franken für<br />

den Weiterbetrieb zugesprochen. Rund die Hälfte davon ist für die<br />

Verbesserung der Infrastruktur und für Sicherheitsmassnahmen<br />

vorgesehen (Arealbewirtschaftung, bessere Beleuchtung, Sanitäranlagen,<br />

Wege, Begrünung und Wintertauglichkeit); die andere Hälfte<br />

für Kommunikation, Vermittlungsarbeit, Kulturprojekte und das<br />

Hafenradio, das ab Winter <strong>2017</strong> auf Sendung gehen wird. Bis mindestens<br />

2019 ist der Betrieb damit gesichert, und der Verein rechnet<br />

mit Zuwendungen auch von anderen Stiftungen. Was danach<br />

geschieht, ist noch ungewiss. Ende dieses Jahres verhandelt der<br />

Verein mit dem Kanton über eine Verlängerung des Areal-Nutzungsvertrags<br />

bis 2024.<br />

Nicht Teil der Unterstützung durch die CMS sind die von Shift<br />

Mode geplanten Holzhallen, gegen deren Bau die Wohngenossenschaft<br />

Klybeck Einsprache erhoben hat und das Verfahren möglicherweise<br />

bis vor Bundesgericht weiterziehen will.<br />

«Die CMS unterstützt Shift Mode, weil der Holzpark ein imperfekter Ort ist, an<br />

dem Kulturveranstaltungen, Gastronomie, Kreativwirtschaft, Handwerk und Freizeitgestaltung<br />

ihren Platz haben. Das Unfertige, die Praxis des Selbermachens und<br />

der Experimentiercharakter lassen einen Ort entstehen, an dem sich die unterschiedlichsten<br />

Menschen wohlfühlen. Kultur wird hier als Pflege des Lebensraums,<br />

als Beleben und Bewohnbarmachen und als Plattform für Verständigung und<br />

Austausch praktiziert.»<br />

Christoph Meneghetti, Projektleiter der Abteilung Kultur der CMS<br />

8


Aus ‹Sunday Sketching› (Abrams Books / Knesebeck) von Christoph Niemann


Aus ‹Sunday Sketching› (Abrams Books / Knesebeck) von Christoph Niemann


Schwerpunkt<br />

WELT ALS HEIMAT<br />

FÜR ALLE<br />

Das Projekt ‹tohuwabohu›<br />

scy Das 1912 von Rudolf Sandreuter erbaute ehemalige Getreidesilo<br />

wird schon bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. In zwei Jahren<br />

soll das Silo nach einem Umbau zum Mittelpunkt des neuen Stadtviertels<br />

und ein neues soziokulturelles Zentrum werden. Nicht irgendeines,<br />

sondern ein sehr spezielles. Die sechs jungen Leute, die das<br />

Projekt derzeit vorbereiten und auch betreiben werden, nennen sich<br />

Verein für Kosmopolitisches. Der Name ist Programm. «Die Idee des<br />

Kosmopolitischen – die Welt als Heimat für alle – ist unsere Inspiration»,<br />

heisst es in ihrem Positionspapier.<br />

Vordergründig kosmopolitisch ist die im Silo geplante Herberge<br />

für Gäste aus aller Welt. Unter ‹kosmopolitisch› versteht der Verein<br />

aber weit mehr als nur internationale Gäste in einem Hotel: nämlich<br />

«die Vision einer Welt, in der wir alle Gäste sind». Unabhängig von<br />

Herkunft, Sozialisierung, körperlichen und geistigen Fähigkeiten und<br />

materiellem Vermögen sollen im Haus für Kosmopolitisches niederschwellig<br />

möglichst viele am gesellschaftlichen und kulturellen Leben<br />

teilhaben, aktiv mitwirken und sich austauschen können. Inklusion,<br />

die gleichberechtigte Teilhabe an kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Prozessen, ist für die Gruppe denn auch ein zentraler Begriff und ein<br />

grosses Anliegen. Auch deshalb, weil sie bewusst unterschiedliche<br />

Zielgruppen im neuen Quartier ansprechen und in Projekte integrieren<br />

will: Menschen mit Behinderung der abilia-Einrichtungen gleich<br />

nebenan, Kinder der Kitas, Kunstschaffende der Ateliers, junge<br />

Menschen der Wohnungen für Studierende, Mieterinnen und Mieter<br />

der Genossenschaftswohnungen und Flüchtlinge, die im geplanten<br />

Bistro Zur Bleibe und beim Unterhalt des Areals mitwirken werden.<br />

Neben der Herberge und dem Bistro ist ein grosser Offener<br />

Salon geplant: ein öffentliches ‹Wohnzimmer›, in dem auch Quartierfeste,<br />

Kinoabende, Workshops und Ausstellungen stattfinden können.<br />

Erste Ideen gibt es auch für die zahlreichen Projekträume, die<br />

vermietet werden sollen: eine Gemeinschaftswerkstatt, eine Hausbibliothek,<br />

ein Tanzraum, Künstlerateliers, eine Reparaturwerkstatt<br />

für Kinder, ein Secondhand-Kleiderladen und und und. Das alles auf<br />

einer Nutzungsfläche von rund 2000 Quadratmetern.<br />

Auf dem Areal Erlenmatt Ost entsteht<br />

zurzeit ein neues Stadtquartier. Bis 2019<br />

werden dort über 500 Menschen leben.<br />

Im alten Getreidesilo realisiert eine<br />

Gruppe von jungen Leuten das Haus<br />

für Kosmopolitisches, das Projekt ‹tohuwabohu›.<br />

Sie sind als Sieger aus dem<br />

Umnutzungswettbewerb der Stiftung<br />

Habitat hervorgegangen und wollen im<br />

Sommer 2019 ein neues soziokulturelles<br />

Begegnungszentrum eröffnen.<br />

«Bei meinen vielen Reisen hat mich die internationale Hostel-Kultur<br />

inspiriert. Das ‹Daheimsein› auf Zeit an einem interkulturellen<br />

Begegnungsort», sagt Etienne Blatz, einer der sechs im Vereinsvorstand,<br />

alle um die dreissig Jahre alt. Blatz hat wie Livia Matthäus<br />

und Luca Varisco im innovativen Hyperwerk, dem Institute for Postindustrial<br />

Design der Fachhochschule Nordwestschweiz, studiert. Zu<br />

den Studien- und Forschungsprojekten zu kosmopolitischen Fragestellungen<br />

und Gesellschaftsutopien kamen neue Ideen hinzu. Die<br />

Gruppe erweiterte sich um die Soziologin und Sozialarbeiterin Salome<br />

Bay, die soziokulturelle Animatorin Anna Sollberger und den Betriebswirtschaftsstudenten<br />

Nicolai Jakob. Die Gruppe machte sich auf die<br />

Suche nach einem Ort für ihre Vision, gründete einen Verein, bewarb<br />

sich bei der Stiftung Habitat und erhielt den Zuschlag.<br />

Die CMS hat den Verein im Rahmen ihrer Entwicklungsförderung<br />

für die Startphase mit 50 000 Franken unterstützt. Davon können sich<br />

die Vorstandsmitglieder, die in unterschiedlichsten Sparten jobben,<br />

ein minimales Honorar für die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten<br />

auszahlen. Dazu gehören auch Abklärungen bei Fachstellen und<br />

professionelles Know-how, das sich die Gruppe für ihr Projekt bei<br />

externen Beratungsfirmen eingekauft hat.<br />

Mehr über das Projekt ‹tohuwabohu› auf www.thwbh.ch<br />

«Wir unterstützen das Projekt innerhalb unserer Entwicklungsförderung,<br />

d.h. mit Geld und mit einer engen inhaltlichen Begleitung. Uns überzeugt die Zielsetzung<br />

des Projekts: ein vielkultureller und sozialer Begegnungsort, der Raum<br />

für Eigen initiative, Quartieraustausch und eine Plattform für künstlerische und soziale<br />

Initiativen aus der Bevölkerung bietet. Es geht dabei nicht um kuratierte Hochkultur,<br />

sondern um eine Kultur, die in der Begegnung und im Prozess des gemeinsamen<br />

Machens entsteht. Wie man die Vision des Kosmopolitischen realisiert und eine Heimat<br />

schafft, wo alle willkommen sind? Wie die Zusammenarbeit mit den Zielgruppen<br />

und anderen Institutionen gelingen kann? Wir wissen es nicht, wollen es aber mit dem<br />

Verein für Kosmopolitisches herausfinden. Das Projekt ist mehr als ambitioniert,<br />

hat eine utopische Seite und kann auch scheitern, denn wie finanziert man langfristig<br />

so ein Engagement? Aber dieses Risiko nehmen wir in Kauf.»<br />

Nathalie Unternährer, Leiterin der Abteilung Kultur der CMS<br />

11


Schwerpunkt<br />

KULTURFÖRDERUNG<br />

OHNE<br />

SCHUBLADENDENKEN<br />

Wirksame Förderung<br />

ist ein<br />

Lernprozess<br />

cme Nach der alten CMS-Strategie, die verschiedene Kultursparten<br />

förderte, wären die drei hier vorgestellten Projekte nicht unterstützt<br />

worden. Von vielen anderen Kulturstiftungen und -ämtern werden<br />

sie es auch heute noch nicht. Sie fallen zwischen Stuhl und Bank, weil<br />

oftmals die Kulturförderung der Realität hinterherhinkt.<br />

Die traditionellen Kultursparten sind bekannt und deshalb<br />

einfach zu kommunizieren. Sie bieten ein übersichtliches Raster für<br />

Förderentscheide – definierte Sparten mit daraus resultierenden<br />

Produktionen und Produkten, die greifbar, sichtbar, hörbar sind. Doch<br />

Kultur umfasst heute nicht nur Bücher, Theaterstücke und Konzerte,<br />

es gibt unsichtbare, weniger bewusste Aspekte von Kultur, die deshalb<br />

nicht weniger wichtig sind: Werte, Prozesse, Regeln, Kommunikation.<br />

Dieses Spektrum ist schwieriger einzugrenzen und zu fördern.<br />

Wie also auswählen, was gefördert werden soll? Die CMS will<br />

mit ihrer Förderpolitik erreichen, dass möglichst viele Menschen<br />

aktiv an Kultur teilhaben. Denn die Stiftung ist überzeugt davon, dass<br />

dies zur Lebensqualität und zur Orientierung in einer komplexen<br />

Umwelt beiträgt. Die drei hier vorgestellten Projekte besitzen<br />

unabhängig davon, zu welcher Sparte sie gehören, wichtige Qualitäten.<br />

Sie bieten Möglichkeiten zur Teilhabe am kulturellen Leben und<br />

bauen Schwellen ab. Sie bieten Gelegenheiten für identitätsstiftende<br />

und gemeinschaftsbildende Prozesse. Sie beziehen Amateure mit ein,<br />

pflegen den Austausch mit dem Publikum und schaffen so Werke von<br />

besonderer (auch künstlerischer) Qualität. Sie beschäftigen sich mit<br />

gesellschaftlich relevanten Themen und arbeiten interdisziplinär.<br />

Am Aspekt des Einbezugs und Austauschs lässt sich beispielhaft<br />

zeigen, wie sich diese Art von Kulturförderung effektiv niederschlägt.<br />

So zeigen die Teilnehmerzahlen der von der Stiftung im Jahr 2016<br />

geförderten Projekte, dass die CMS mit ihren Beiträgen an Kulturprojekte<br />

und -institutionen Menschen über 17000 Mal eine aktive<br />

Teilhabe am Kulturleben ermöglicht hat. Sie haben Werke erschaffen,<br />

die Kuratierung einer Ausstellung mitgestaltet, mit Künstlern zusammen<br />

einen Roboter programmiert, gemeinsam ein Theaterstück<br />

geschrieben und vieles mehr. Dabei hängt diese neue Teilhabe weniger<br />

von Sparten ab als von den Vermittlungsleistungen und vom Ort: ob<br />

ein Projekt in einem städtischen Entwicklungsgebiet stattfindet und<br />

welche Kooperationen dabei eingegangen werden.<br />

Was hat das alles noch mit Kultur zu tun? Und an welche Kultur<br />

denken wir dabei? Wenn die CMS ihre Förderentscheide nicht mehr<br />

an den traditionellen Kultursparten ausrichtet, verliert sie zwar eine<br />

einfache Möglichkeit, unter den zahlreichen Gesuchen auszuwählen.<br />

Sie eröffnet damit aber auch einen Diskurs darüber, welches Kulturschaffen<br />

welche Wirkung auf die Menschen in Basel hat. Sie ist somit<br />

wieder ganz nah beim Stiftungsgründer und seinem Testament.<br />

Christoph Merian war zwar kein begeisterter Theatergänger, Kunstförderer<br />

oder Konzertbesucher, aber er hat den späteren Sachwaltern<br />

seiner Stiftung mit sorgfältig gewählten Worten («Förderung des<br />

Wohles der Menschen») die Aufgabe übertragen, zu jeder Zeit neu<br />

herauszufinden, was «das Wohl fördern» in der jeweiligen Zeit<br />

bedeutet. Nur wenn eine Förderstiftung offen dafür ist, Unbekanntes<br />

kennenzulernen und Neues zu wagen, passt ihre Förderung zu den<br />

sich verändernden Bedürfnissen der Menschen in der Gegenwart.<br />

12


News<br />

DAS FREILAGER:<br />

VOM PIONIER- ZUM ALLTAGSQUARTIER<br />

Der jüngste<br />

Wandel aus drei<br />

Perspektiven<br />

tri Der Strukturwandel verändert die Bedürfnisse von<br />

Industrie, Logistik und Gewerbe, und damit wandelt<br />

sich auch der Dreispitz. Heute ist er eines der grössten<br />

urbanen Transformationsgebiete der Schweiz. Im<br />

Pionierquartier – im Freilager – sind in Nachbarschaft<br />

zum verdichteten Wirtschaftspark Dreispitz neue<br />

Wohnungen und Bildungseinrichtungen, Kultur-,<br />

Dienstleistungs- und Freizeitangebote entstanden.<br />

Der Prozess von der Pionierbesiedlung zum<br />

Stadtquartier, die Ansiedlung von Gewerbe und<br />

Wohnen, von Kultur und Bildung war ein Wagnis. Denn<br />

vieles lässt sich planen, ein funktionierendes Zusammenleben,<br />

ein konfliktfreies Neben- und Miteinander<br />

aber nur bedingt. Die CMS war sich der Risiken<br />

bewusst, welche die Urbanisierung eines bisherigen<br />

Industrieareals barg. Deshalb betrieb sie in der<br />

Pionierphase die sogenannte Drehscheibe, eine<br />

Anlaufstelle für Mieter und Mieterinnen, Baurechtsnehmer,<br />

Gewerbetreibende, für Kulturschaffende,<br />

Kultur- und Bildungsinstitutionen.<br />

In der Zwischenzeit neigt sich die Pionierphase<br />

ihrem Ende entgegen, im Freilager herrscht Alltag, und<br />

die Nutzerinnen und Nutzer organisieren sich selbst<br />

(in der IG Freilager). Früher durch Tore verschlossen,<br />

ist der Dreispitz mittlerweile flächendeckend geöffnet,<br />

ist zum öffentlichen Raum geworden, und die CMS<br />

kann ihre Allmend-Aufgaben, die anderswo hoheitliche<br />

Aufgaben sind, schrittweise reduzieren. Zeit für einen<br />

Rückblick auf den Urbanisierungsprozess im Freilager.<br />

Im Folgenden kommen drei Dreispitz-Protagonisten<br />

zu Wort, die den Wandel des Areals nicht nur<br />

unterschiedlich lang, sondern vor allem aus denkbar<br />

verschiedenen Perspektiven erlebt haben und erleben.<br />

Dabei haben alle drei ihren ganz eigenen individuellen<br />

Beitrag dazu geleistet, den Dreispitz zu verändern. Die<br />

Gespräche zeigen, wie sich der von der Christoph<br />

Merian Stiftung in Gang gesetzte und von vielen Partnern<br />

getragene Wandel eines Logistik- und Gewerbegebiets<br />

zu einem Stück Stadt im Alltag widerspiegelt.<br />

Mario Felix war bis zu seiner Pensionierung Ende<br />

April vierzig Jahre auf dem Areal tätig – wohl kaum ein<br />

anderer kennt den Dreispitz so gut wie er. Christine<br />

Kämpf war bis April <strong>2017</strong> als CMS-Mitarbeiterin der<br />

‹Drehscheibe› vor Ort Vermittlerin zwischen der Stiftung<br />

und den Nutzerinnen und Nutzern. Und der Bühnenautor<br />

und Schriftsteller Guy Krneta gehört schon seit<br />

einigen Jahren zu jenen Dreispitz-Umnutzern, die<br />

durch ihr Engagement dazu beitragen, diesem Stadtquartier<br />

einen neuen Charakter zu geben.<br />

«Für mich<br />

ist das eine weltoffene<br />

Stadt»<br />

Mario Felix<br />

Mario Felix, Sie sind im April<br />

<strong>2017</strong> in Pension gegangen – nach<br />

vierzig Jahren auf dem Dreispitz.<br />

Erzählen Sie bitte vom Beginn<br />

Ihrer Arbeit hier!<br />

Reingeschlittert bin ich durch eine Ausschreibung<br />

der Basler Freilager AG. Nach sechs Jahren<br />

Ausbildung war ich Heizungsmonteur und Heizungszeichner.<br />

Dann kam 1974 die erste Ölkrise –<br />

für zwei Lehren in dieser Branche eine ganz<br />

schlechte Zeit … Also musste ich jobben: Maler-<br />

und Metallarbeiten, als Handlanger, ich habe<br />

immer etwas gearbeitet. Ende September 1976<br />

kam das Vorstellungsgespräch hier im Freilager,<br />

mit Direktor und Vizedirektor. Sie wollten mir in<br />

zwei, drei Wochen Bescheid geben. Ich aber sagte,<br />

dass ich nur bis zum nächsten Tag auf einen<br />

Bescheid warte. Am nächsten Morgen um 10 Uhr<br />

bekam ich den Anruf – und habe am 4. Oktober<br />

angefangen.<br />

Was war damals Ihre Aufgabe<br />

im Freilager?<br />

Ich war Lagerarbeiter. Jeder Lagerarbeiter der<br />

Freilager AG musste eine Ausbildung haben, da<br />

gab es Maurer und Elektriker oder einen Sanitär,<br />

als Heizungsmensch passte ich gut dazu. Das<br />

Freilager war ja zolltechnisch Ausland, mit Mauer<br />

umgeben. Den Dreispitz kannte man einigermassen,<br />

aber das Zollfreilager war abgeriegelt.<br />

Autoverlad Zollfreilager, 1947<br />

Dreispitzverwaltung mit Lokomotiven, 1926 (an der heutigen Dornacherstrasse 400)<br />

13


News<br />

Terrasse zum Freilager-Platz mit historischem Verladekran, 2014<br />

Mobiler Pocket-Park auf dem Dreispitz, 2013<br />

Stimmt es, dass das Areal eine<br />

Zeit lang von bewaffnetem<br />

Zollpersonal gesichert wurde?<br />

In der ersten Zeit hat es viele Grenzwächter hier<br />

gegeben, und die waren bewaffnet, das habe<br />

ich noch erlebt. Die Leute mussten den Ausweis<br />

zeigen, wenn sie ins Freilager wollten.<br />

Wie sah Ihr erster Arbeitstag<br />

aus?<br />

Am frühen Montagmorgen war meine erste Aufgabe,<br />

an der Florenz-Strasse 7, dort wo jetzt die<br />

Post ist, den Stacheldraht auf der Mauer zu ersetzen.<br />

Wie viele Angestellte beschäftigte<br />

die Freilager AG damals?<br />

Wir waren etwa zwölf Lagerarbeiter, und im Büro<br />

kamen noch sechs Personen hinzu. Doch bald<br />

wurden es weniger. Wir hatten damals viele<br />

eigene Lager, andere waren an Logistikfirmen<br />

und Spediteure vermietet. Unsere Räume waren<br />

immer begehrt, weil bestimmte Unternehmen<br />

hier sein mussten für die Verzollung ihrer Waren.<br />

Wie hat sich Ihre Arbeit dann<br />

verändert?<br />

Nach ungefähr vier Jahren ging unser damaliger<br />

Hofmeister, und ich übernahm seinen Posten.<br />

1989 starb unser Prokurist Herr Egli. Der damalige<br />

Direktor kam auf mich zu und fragte, ob ich ad<br />

interim die Leitung übernehmen könne. Dann<br />

bin ich vom Lager ins Büro gewechselt. Das war<br />

gut für mich, ich weiss nicht, wie ich jetzt aussehen<br />

würde, wenn ich all die Jahre im Lager<br />

geblieben wäre … Der neue Direktor Willy Rüthemann<br />

sagte uns 1990: «Herren, passt auf, ihr<br />

seid alle so um die vierzig Jahre alt. Ihr arbeitet<br />

nicht bis zu eurer Pensionierung im Freilager,<br />

das wird es irgendwann nicht mehr geben.» Er<br />

war der erste Chef, der nicht von den SBB kam –<br />

Rüthemann kam von der Danzas und war an der<br />

Ausarbeitung des neuen Zollgesetzes beteiligt.<br />

Der nächste wichtige Schritt kam am 14. <strong>August</strong><br />

1994, als das Freilager geöffnet wurde.<br />

Sie hatten vor allem mit LKW<br />

zu tun, wie sah es bei der Bahn<br />

aus?<br />

Auch die Bahn brachte immer weniger Waren<br />

ins Freilager. Camions und Container waren auf<br />

dem Vormarsch und die grossen Spediteure<br />

rückten noch näher an die Autobahn, heute<br />

zum Beispiel in Pratteln.<br />

Wie hat sich das Freilager durch<br />

die Öffnung verändert?<br />

Bis dahin kannten wir alle Leute, die hier gearbeitet<br />

haben. Mit der Öffnung wurde der Kreis viel<br />

grösser, Speditionen hatten ihre Mitarbeiter auf<br />

dem Areal und es wurde alles etwas öffentlicher.<br />

Nicht mehr genutzte Räume wurden ab 1994<br />

auch an Künstlerinnen und Künstler vermietet.<br />

Nachdem das Stücki-Areal aufgehoben wurde,<br />

fehlten denen die bezahlbaren Ateliers. Hier<br />

konnten sie zu einem guten Preis einfache Räume<br />

bekommen, nicht perfekt, nicht saniert, dafür<br />

günstig.<br />

Wie wurden die Künstlerinnen<br />

und Künstler in dieser vom<br />

Gewerbe geprägten Umgebung<br />

aufgenommen?<br />

Viele taten sich sehr schwer mit ihnen. Es ist ja<br />

auch ein ‹anderes Völkchen›. Aber ich habe es sehr<br />

gut gehabt mit ihnen. Immer noch! Sie kamen<br />

immer auf mich zu, und wir haben gemeinsam<br />

eine Lösung für ihre Probleme gefunden. Ich<br />

finde es sehr interessant, mit einem Künstler zu<br />

sprechen. Es sind ganz normale Menschen, aber<br />

irgendwann, irgendwie heben die ein wenig ab.<br />

Ich habe dann gesagt, du bist mir zu hoch,<br />

komm wieder runter!<br />

2008 hat die Stiftung das<br />

Areal übernommen. Was waren<br />

die ersten Aktivitäten der<br />

Stiftung?<br />

Die CMS hat früh erkannt, dass sie das Freilager<br />

übernehmen kann, um vorhandene Gebäude zu<br />

erhalten und Platz für neue Gebäude schaffen.<br />

Und die HGK suchte schon damals einen neuen<br />

Standort. So kam das restliche Freilager-Personal<br />

zur CMS – für uns ein Glücksfall. An den Veränderungen,<br />

die ich begleiten durfte, hatte ich<br />

grosse Freude!<br />

Was hat sich am stärksten<br />

verändert?<br />

Früher musste man den Ausweis zeigen, um ins<br />

Freilager zu kommen, und alles stand voller<br />

Container und Camions. Heute sitzen bei schönem<br />

Wetter alle auf dem Platz oder in den Pocket-<br />

Parks und arbeiten am Laptop – eine ganz andere<br />

Welt! Der grosse Platz bekommt ein Gesicht,<br />

und ich hoffe sehr, dass die Leute, die jetzt hier<br />

wohnen, sich einbringen im neuen Quartier.<br />

Im Freilager-Quartier ist die<br />

Transformation am deutlichsten<br />

erkennbar. Wo noch?<br />

Der LKW-Verkehr beim Freilager hat extrem<br />

abgenommen, weil das Freilager und Speditionen<br />

wie Danzas, Lamprecht und Weitnauer nicht<br />

mehr hier sind. Bonatrans ist noch da, auch Fiege<br />

und der Fruchthandel, aber das ist kein Vergleich<br />

mehr zu früher. Zugenommen haben die Fahrten<br />

der Kleintransporter. Ich denke, das pendelt sich<br />

alles ein. Ruhe wie auf dem Land wird man hier<br />

nie haben, es soll ja ein lebendiges Stück Stadt<br />

sein. Was noch fehlt hier ist ein Laden, um am<br />

Samstagmorgen frische Gipfeli und eine Flasche<br />

Milch kaufen zu können.<br />

Ist das Areal anonymer<br />

geworden, weil hier mehr<br />

Menschen zugange sind?<br />

Siebzig Prozent der Leute würden wohl sagen,<br />

es sei anonymer geworden. Aber ich meine, es<br />

kommt immer darauf an, wie man in den Wald<br />

hineinruft. Ich habe mit allen einen Umgang<br />

gefunden, für mich ist das eine weltoffene Stadt.<br />

«Urbanisierung<br />

ist für<br />

alle Neuland»<br />

Christine Kämpf<br />

Christine Kämpf, das Angebot<br />

der ‹Drehscheibe› endete im<br />

April <strong>2017</strong>. Wie haben Sie den Weg<br />

der ‹Drehscheibe› begleitet?<br />

2014 wollte die Abteilung Soziales mit einem<br />

‹Quartierkiosk› vor Ort die Entwicklungen möglichst<br />

eng begleiten. Gemeinsam haben wir die<br />

Idee aufgenommen, und so entstand die ‹Drehscheibe›<br />

im Blechspitz. Für mich hiess dies fünfzig<br />

Prozent Quartierkoordination und fünfzig<br />

Prozent Dreispitz-Marketing. Die wichtigste<br />

Entscheidung war, meinen Arbeitsplatz ins<br />

Quartier zu verlegen. Nur hier konnte ich spüren,<br />

was die Leute bewegt. Wenn es hier Baulärm<br />

gab, dann habe ich das ‹im Auge des Orkans›<br />

selbst mitbekommen.<br />

Wie haben Sie Ihre Aufgabe<br />

auf dem Dreispitz selbst<br />

interpretiert?<br />

Ich habe mich vor allem für die Kommunikation<br />

verantwortlich gefühlt. Zu Beginn war ich die<br />

Schnittstelle für die Entwickler am Hauptsitz<br />

der Stiftung und den Leuten hier auf dem Dreispitz.<br />

Das sind zwei verschiedene Welten, zwei<br />

Sprachen, die da gesprochen werden. Wo ich<br />

zuvor zwischen zwei Parteien vermittelt habe,<br />

musste ich nun zwischen zehn oder mehr<br />

vermitteln. Wichtig war, dass wir als Stiftung,<br />

d.h. als Grundeigentümerin und als Arealbewirtschafterin,<br />

auf dem Areal weiterhin eine<br />

Stimme haben – vor allem neben den neuen<br />

Nutzerinnen und Nutzern. Natürlich gab es<br />

Grabenkämpfe, bevor jeder seine Rolle eingenommen<br />

hat. Mit der Hochschule für Gestaltung<br />

(HGK) gibt es einen starken Player am Freilager-<br />

Platz. Das ist für kleinere Institutionen wie das<br />

Haus der elektronischen Künste (HeK) neben<br />

der Bereicherung auch eine Herausforderung.<br />

14


News<br />

Was heisst das im<br />

Dreispitz-Alltag?<br />

Das HeK hat einen öffentlichen Auftrag und<br />

möchte auf dem Dreispitz gesehen werden.<br />

Also stand die Forderung nach einer eigenen<br />

Signaletik im Raum. Die Zeit der Transitlager-<br />

Baustelle war auch problematisch, weil das HeK<br />

hinter Baucontainern ‹verschwand›. Baupläne<br />

sind eben nur zweidimensional, in der Realität<br />

sieht es dann ganz anders aus.<br />

Ein Problem der verschiedenen<br />

Perspektiven?<br />

Ich habe viel gelernt über die Bedürfnisse<br />

einzelner Nutzer. Auch darüber, wie jemand das<br />

Areal betrachtet, ob er hier wohnt oder hier<br />

arbeitet. Ich habe verschiedene Standpunkte<br />

eingenommen, um Argumente besser nachvollziehen<br />

zu können. In Sitzungen musste ich mitunter<br />

verschiedene Interessen vertreten. Meine<br />

Arbeitgeberin war natürlich die Stiftung. Und<br />

trotzdem habe ich manchmal aus der Perspektive<br />

der Nutzer argumentiert – das war nicht immer<br />

einfach.<br />

Wie sind Sie mit diesen teils<br />

konträren Erwartungshaltungen<br />

umgegangen?<br />

Die Nutzerinnen und Nutzer des Freilagers sahen<br />

in mir eine Ansprechperson für ihre Probleme<br />

auf dem Areal und haben von mir Lösungen<br />

erwartet. Dabei musste ich zuerst wahrnehmen,<br />

wo es Reibungen gibt.<br />

Welche Rolle nehmen die neuen<br />

Nutzer in diesem Dialog ein?<br />

Kaum jemand bringt Erfahrungen mit, wie man<br />

urbanes Leben in Gang bringen soll, es ist für<br />

alle Neuland. Am Anfang waren viele blockiert,<br />

meinten, es sei nichts erlaubt und alle Ideen<br />

würden durch Vorschriften gebodigt, weil bei<br />

jeder etwas lauteren Veranstaltung die Polizei<br />

komme. Aber das Ganze ist ein anhaltender<br />

Lernprozess, in dem sich beide Seiten angenähert<br />

haben.<br />

Und wie steht es um die neuen<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

im Helsinki Dreispitz, im Oslo<br />

Nord, H7 und im Transitlager?<br />

Ich meine, die Mieterinnen und Mieter der rund<br />

150 Wohnungen, die in den letzten zwei Jahren<br />

bezogen wurden, fühlen sich momentan eher<br />

benachteiligt. Sie sind zwar eine grosse Nutzergruppe,<br />

aber ihnen fehlt bisher die Stimme. Ich<br />

habe mich stark für diese neue Klientel engagiert,<br />

und auch von ihrer Seite gibt es jetzt Ideen und<br />

Kraft, das Freilager weiter zu beleben. Natürlich<br />

birgt dieser neue Aspekt auch neues Konfliktpotenzial.<br />

Als es zum Beispiel den Wunsch gab,<br />

einen Basketballkorb auf dem Platz zu montieren<br />

oder eine Bocciabahn anzulegen, erinnerte die<br />

HGK daran, dass es hier um den Campus der<br />

Künste mit grossem Anspruch an Design und<br />

Ästhetik gehe. Das waren genau die Situationen,<br />

in denen das Verhandeln wieder neu beginnen<br />

musste und mir meine Ausbildung zur Mediatorin<br />

zugutekam.<br />

Was bringt dieser<br />

Transformationsprozess<br />

den Beteiligten?<br />

Am Beginn der Transformation war die HGK als<br />

‹flagship› ein wichtiger Katalysator. Inzwischen<br />

profitiert auch sie von ihrem Umfeld. Es kommen<br />

andere Besucher und damit Sichtweisen aufs<br />

Areal. Der Schritt zur Gleichberechtigung aller<br />

Nachbarn ist noch nicht vollzogen. Gerade mit<br />

dem Transitlager hat die HGK jetzt ein neues<br />

Gegenüber erhalten – mit Gewerbe, mit Kultur,<br />

mit Wohnungen – und damit auch neue und<br />

berechtigte Ansprüche an die Nutzung des<br />

Freilager-Platzes. Die bisherige Dominanz der<br />

Künste wird positiv ergänzt.<br />

Die ‹Drehscheibe› wurde<br />

Ende April <strong>2017</strong> geschlossen.<br />

Wer übernimmt künftig<br />

die Moderation?<br />

Einen Teil der administrativen Aufgaben wird der<br />

Betrieb Dreispitz übernehmen, der in der Depotwerkstatt<br />

an der Frankfurt-Strasse domiziliert<br />

ist. Die Schliessung der ‹Drehscheibe› ist auch<br />

ein Zeichen nach aussen: Jetzt müsst ihr euch<br />

selbst organisieren, ihr müsst die neue Nutzung<br />

gestalten und Gemeinsamkeiten finden. Das<br />

wird mit mehr Aufwand verbunden sein als<br />

bisher, aber der Prozess wird sich schnell zum<br />

Guten wenden. In der Zwischenzeit hat sich<br />

bereits eine Interessengemeinschaft gebildet.<br />

Damit können die Nutzerinnen und Nutzer und<br />

die Anwohnerinnen und Anwohner gegenüber<br />

der CMS, der Gemeinde Münchenstein oder<br />

dem Kanton Basel-Stadt gemeinsam Ansprüche<br />

formulieren. Jetzt lenkt die CMS nicht mehr,<br />

sondern die Beteiligten selbst lenken das öffentliche<br />

Leben im Freilager. Unsere Zügel waren am<br />

Anfang sehr straff, vielleicht zu straff, jetzt lassen<br />

wir sie lockerer.<br />

«Mir gefällt es,<br />

wenn die Welten<br />

aufeinanderprallen»<br />

Guy Krneta<br />

Guy Krneta, wie sind Sie aufs<br />

Dreispitz-Areal gekommen?<br />

Ich habe ein Schreibatelier gesucht und bei der<br />

CMS angefragt. Für mich als Autor mit Kindern<br />

ist das Atelier ein wichtiger Arbeits- und Rückzugsort.<br />

Hier schreibe ich vor allem, Organisatorisches<br />

erledige ich von zu Hause aus. Mein<br />

erstes Schreibatelier in Basel war im Hirscheneck,<br />

später fand ich eine Schreibstube im GGG-Atelier<br />

am Rhein, die war zeitlich befristet. Als es dort<br />

zu Ende ging, Anfang 2013, habe ich bei der CMS<br />

angefragt. Zu der Zeit wurde der Blechspitz an<br />

der Oslo-Strasse (heute: Freilager-Platz) frei.<br />

Nebenan, wo heute das Helsinki Dreispitz von<br />

Herzog & de Meuron steht, war eine Brache.<br />

Wenn ich aus dem Fenster schaute, blickte ich<br />

auf eine riesige leere Bühne. Ich schaute zu, wie<br />

gegraben und dann Stock um Stock gebaut<br />

wurde.<br />

Wie sind Sie mit dem Baulärm<br />

ringsum umgegangen?<br />

Baulärm stört mich nicht beim Schreiben,<br />

schwieriger ist es mit Musik, weil die rhythmischen<br />

Strukturen den eigenen Textrhythmus<br />

blockieren. Der Blick aufs entstehende Gebäude<br />

jedenfalls war beeindruckend. Luigi Pirandello<br />

beschreibt im Vorwort zu seinem Theaterstück<br />

‹Sechs Personen suchen einen Autor› eine ähnliche<br />

Situation: Er schreibt sein Stück, und vor<br />

seinem Fenster errichten Bauarbeiter ein Haus.<br />

Er kommt mit dem Stück voran und sie mit dem<br />

Haus ebenso. Bei mir war’s anders, ich hatte<br />

das Gefühl, die bauen sehr schnell und ich<br />

arbeite sehr langsam … Als würden sie mir jeden<br />

Tag beweisen wollen, was man mit seiner Zeit<br />

alles anstellen kann.<br />

Wo haben Sie gearbeitet, als der<br />

Blechspitz umgebaut wurde?<br />

Ich war dann für ein Jahr an der Venedig-Strasse<br />

22/24, zusammen mit der Feuerwehr. Dieses<br />

Haus habe ich mal Nathalie Unternährer von<br />

der CMS gezeigt, weil ich hoffte, man könnte es<br />

vielleicht zum Jugendliteraturlabor umfunktionieren.<br />

Es würde sich sehr gut für Schreib- und<br />

Workshop-Arbeit mit Gruppen eignen. Ausser<br />

donnerstagabends, da trifft sich hier die Feuerwehr.<br />

Einmal, als ich in meinem Schreibraum<br />

sass, drang Rauch herein. Die Feuerwehr machte<br />

eine Brandübung, von der ich nichts wusste,<br />

und nebelte das Gebäude ein! Das war so absurd,<br />

ich mit dem Laptop in diesem Rauch. Das<br />

hätte gleich eine Geschichte geben können. Mir<br />

gefällt es, wenn die Welten aufeinanderprallen.<br />

Sie hatten immer mal wieder<br />

Ideen für neue Literaturorte.<br />

Es gab mal ein Treffen im Literaturhaus, wo<br />

vonseiten der Autoren ein Atelierhaus für Schreibende<br />

gewünscht wurde. Beat von Wartburg<br />

nahm unseren Vorschlag auf, es folgte nach einer<br />

sanften Renovation die Ausschreibung für den<br />

Blechspitz. Doch dann gab es zu wenige Bewerbungen.<br />

Meine Enttäuschung ist, dass ich im<br />

‹Autorenhaus›, das nun anders genutzt wird, nun<br />

doch wieder allein bin, ohne Austausch mit anderen.<br />

Offenbar arbeiten die meisten Schreibenden<br />

zu Hause.<br />

Sie hätten gern beides,<br />

die Ruhe zum Arbeiten und die<br />

Nähe zu anderen?<br />

Ja, Ruhe zum Arbeiten und dann die zufälligen<br />

Begegnungen – sich austauschen, zusammen<br />

etwas ausprobieren, Veranstaltungen planen,<br />

Dinge angehen, die man allein vielleicht nicht<br />

machen würde.<br />

Welche Rolle spielt für Sie<br />

der Austausch mit anderen<br />

Kreativen?<br />

Als Bühnenautor bin ich es gewohnt, mit anderen<br />

Kunstsparten zusammenzuarbeiten, das macht<br />

einen grossen Teil meiner Arbeit aus.<br />

Wie stark wirkt das räumliche<br />

Umfeld auf Ihre Arbeit zurück?<br />

Wenn man schreibt, versucht man immer, sich<br />

zu öffnen. Einerseits öffnet man sich für die<br />

eigenen Erinnerungen, damit die Dinge ‹durchdrücken›.<br />

Andererseits ist man offen für Äusseres<br />

– ich beobachte und reflektiere. Was mich in<br />

dieser Umbauphase faszinierte, waren die unglaublich<br />

schnellen Veränderungen. Man war<br />

wie im Auge des Orkans.<br />

Bekommt Zeit eine andere<br />

Bedeutung durch dieses sich<br />

wandelnde Umfeld?<br />

Ja, die Dynamik ringsum kann aber auch etwas<br />

Bedrückendes haben. Die anderen bringen so<br />

viel zustande …<br />

Oslo Night, 2014<br />

AM 23. SEPTEMBER IST OSLO NIGHT!<br />

Samstag, 23. September, ab 14 Uhr<br />

Kann der Dreispitz Nährboden<br />

für kreatives Arbeiten sein?<br />

Ja, das ist er ja längst. Es gibt vielleicht noch<br />

zu wenige Berührungspunkte zwischen den Akteuren.<br />

Klar, man ist auch verschieden. Das HeK<br />

macht wenig Live-Veranstaltungen. Nachts bin<br />

ich oft der Einzige auf dem Gelände. Doch die<br />

Bildschirme des HeK laufen Tag und Nacht,auch<br />

wenn niemand schaut. Mich befremdet das<br />

manchmal. Schön wäre, wenn es eine Beiz gäbe,<br />

die lange offen hätte und auf den Platz hinaus<br />

stuhlen würde.<br />

Wie beurteilen Sie die Rolle<br />

der grossen Player im Freilager-<br />

Quartier, etwa der Hochschule<br />

für Gestaltung und Kunst?<br />

Für die HGK habe ich grosse Sympathien, auch<br />

wenn wir wenig miteinander zu tun haben. Ich<br />

habe selber ja nie Kunst studiert, aber ich hätte<br />

es mir gewünscht. Ich würde gerne ab und zu mit<br />

Studierenden etwas machen. Bei der Oslo Night<br />

gibt es die beiden Grossen, HeK und HGK. Die<br />

Werbung für den Anlass ist stark von deren Aktivitäten<br />

geprägt, die Literatur ist da ein bisschen<br />

rausgefallen. Womöglich braucht es mehr Zeit,<br />

damit das besser greifen kann.<br />

Worauf hätten Sie denn am<br />

meisten Lust?<br />

Ich habe mir immer vorgestellt, hier eine Literaturreihe<br />

zu machen, Lesungen zu organisieren,<br />

etwa in der Cucina des Atelier Mondial. Es gibt<br />

ja solche Atelier- und Kulturorte, an denen der<br />

Austausch wunderbar funktioniert, etwa im<br />

Berner Kulturzentrum ‹Progr›. Vielleicht gibt es<br />

irgendwann einen interdisziplinären Ort in Basel,<br />

an dem Leute zusammenkommen, nebeneinander<br />

produzieren, miteinander auftreten und<br />

veranstalten, zusammen streiten und sich gegenseitig<br />

aber wertschätzen. Auf dem Kasernenareal<br />

könnte so etwas entstehen und eben auch auf<br />

dem Dreispitz.<br />

An der sechsten Ausgabe der Oslo Night kann man den Dreispitz im Kultur- und Partymodus erleben.<br />

Akteure des Freilager-Quartiers werden sich am 23. September von 14 Uhr bis tief in die Nacht nicht nur<br />

selbst präsentieren, sondern laden alle Gäste zu Ausstellungen, Performances, Lesungen, Workshops,<br />

Kurzfilmen und zum Draisinenrennen ein.<br />

Mehr Informationen unter www.oslonight.ch und www.draisinenrennen.ch<br />

15


News<br />

EINE ZWEI<br />

MILLIMETER GROSSE<br />

SENSATION<br />

Der GEO-Tag<br />

der Natur in den<br />

Merian Gärten<br />

HINDERNISFREI<br />

WOHNEN<br />

Eine neue,<br />

zukunftsweisende<br />

Publikation im CMV<br />

Überraschende Grundwasserbewohner,<br />

ein singender<br />

Südländer, eine zwei Millimeter<br />

grosse Sensation und eine<br />

provisorische Zahl von 1060<br />

gefundenen Tier-, Pflanzen-,<br />

Pilz- und Flechtenarten –<br />

der erste GEO-Tag der Natur<br />

am 16. und 17. Juni in den<br />

Merian Gärten war ein voller<br />

Erfolg.<br />

aba, leg Das erste Staunen liess nicht lange auf<br />

sich warten: Schon beim Eindunkeln am Freitagabend<br />

kündigte ein lautes Zirpen unterhalb der<br />

Villa Merian den ersten aussergewöhnlichen<br />

Fund an und sorgte gleichzeitig für ein wenig<br />

Ferienstimmung. Die Südliche Grille (Eumodicogryllus<br />

bordigalensis) ist nämlich üblicherweise<br />

im Mittelmeerraum zu Hause – und jetzt auch in<br />

den Merian Gärten.<br />

Während die Grille von dem warmen und<br />

trockenen Wetter profitierte, waren andere Tiergruppen<br />

in kühlen Bodenspalten versteckt und<br />

nur schwer auffindbar. Dafür kam das Publikum<br />

bei strahlender Sonne auf seine Kosten. Stündlich<br />

führten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

durch die Gärten und forderten dazu<br />

HERBSTGARTENZEIT<br />

Der Pflanzenmarkt vor dem Winter<br />

Sonntag, 24. September, 10–17 Uhr<br />

auf, sich in die Existenz von Schnecken hineinzuversetzen,<br />

erklärten, wie Fledermäuse jagen,<br />

oder berechneten, wie viel Kilo Ameisen sich in<br />

einem Bau aufhalten.<br />

Daneben widmeten sich die Expertinnen und<br />

Experten ihrer Hauptaufgabe, nämlich mit Fangnetz,<br />

Lupe und Fotoapparat die einheimische<br />

Flora und Fauna aufzuspüren. Neben wohlbekannten<br />

Arten wie Kohlmeise oder Löwenzahn<br />

waren auch zahlreiche besondere Funde dabei.<br />

So zum Beispiel die unscheinbaren Höhlenflohkrebse,<br />

Bewohner von Grundwasser und daher<br />

kaum je zu sehen. Oder der Rüsselkäfer (Amalorynchus<br />

melanarius), der sich von Brunnenkresse<br />

ernährt und im Wassergraben auf der Schafweide<br />

nachgewiesen wurde; ein anderer seltener<br />

Leere Beete im Winter – Fehlanzeige! Der Herbst ist nochmals Pflanzzeit.<br />

ProSpecieRara und die Merian Gärten laden erstmals zum Anlass rund ums Thema<br />

Herbstgärtnern ein. Lassen Sie sich vor Ort inspirieren und holen Sie sich das<br />

nötige Wissen sowie praktische Tipps bei den Fachleuten. Nutzen Sie die Gelegenheit,<br />

sich mit Obstbäumen, Gemüse- und Kräutersetzlingen sowie Beerensträuchern<br />

für Ihren Garten oder Balkon einzudecken.<br />

Programm unter www.herbstgartenzeit.ch<br />

Rüsselkäfer fand sich auf der frisch gefällten<br />

Blutbuche im Englischen Garten. Und nicht<br />

zuletzt die Sensation des Tages, weil erst der<br />

zweite Nachweis in der Schweiz: Xylographus<br />

bostrichoides, der Zahnschienen-Schwammfresser,<br />

ein winziger Käfer (ca. 2 mm lang), der in einem<br />

Baumpilz lebt.<br />

Die vielen Einzeleindrücke liefern wertvolle Erkenntnisse<br />

über die gesamten Gärten. So zeigten<br />

die Funde, dass in den Merian Gärten warme und<br />

trockene Landschaften dominieren. Sensible Arten<br />

in den Trockenwiesen zeugen von der jahrelangen,<br />

fachgerechten Pflege dieser Bereiche.<br />

Gleichzeitig deutet das Fehlen von typischen<br />

Waldarten – zum Beispiel bei Ameisen, Flechten<br />

und Schwebfliegen – darauf hin, dass die Gehölzflächen<br />

keinen richtigen Waldcharakter haben.<br />

Zwar ist dies bei den kleinen Baumbeständen<br />

kaum überraschend, dennoch ein wichtiger Denkanstoss<br />

für den zukünftigen Umgang mit Unterwuchs,<br />

Baumzusammensetzung und Totholz.<br />

Nicht zuletzt hat der GEO-Tag der Natur eindrücklich<br />

gezeigt, wie wichtig kleinste Lebensräume<br />

sind. Der Wassergraben in der Schafweide<br />

stellte sich als wertvolles Habitat heraus, die<br />

kaum beachteten Quellen beherbergen eine<br />

spezialisierte Fauna, sogar ein einzelner Totholzstamm<br />

kann zu einem wertvollen Lebensraum<br />

werden.<br />

Nach anstrengenden 24 Stunden beginnt für<br />

einige Forscherinnen und Forscher die Hauptarbeit<br />

erst jetzt: Viele Arten können nur unter dem<br />

Mikroskop genau bestimmt werden. Ende Sommer<br />

erwarten wir die endgültige Artenliste, welche<br />

weitere wertvolle Erkenntnisse für die Biodiversitätsstrategie<br />

der Merian Gärten liefern wird.<br />

Zukunftsweisend umbauen<br />

Hindernisfrei wohnen<br />

Pro Infirmis, Institut Architektur<br />

der Fachhochschule Nordwestschweiz (Hg.)<br />

200 Seiten,<br />

ca. 140 meist farbige Abbildungen und Pläne,<br />

gebunden, 22 × 29,5 cm<br />

ISBN 978-3-85616-842-1<br />

CHF 38.–/EUR 36.–<br />

erscheint Ende September<br />

nlo Wohnen ist ein Grundbedürfnis aller Menschen.<br />

Die Bereitstellung von hindernisfreien<br />

Wohnbereichen für Menschen, die mit einer<br />

Behinderung leben, gehört somit zu den sozialen<br />

Verpflichtungen unserer Gesellschaft. Um im<br />

Bereich der Wohngestaltung die Inklusion von<br />

Menschen mit einer Behinderung voranzutreiben,<br />

braucht es einen regen Austausch zwischen<br />

Betroffenen und Wohnraumgestaltern. Die Fachorganisation<br />

für Menschen mit einer Behinderung<br />

ProInfirmis hat nun in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut Architektur der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz eine Publikation realisiert, in<br />

welcher konkrete Umbaubeispiele für hindernisfreies<br />

Wohnen detailliert vorgestellt werden.<br />

Die fünfzehn Umbauprojekte aus der ganzen<br />

Schweiz umfassen sowohl historische als auch<br />

neuere Bauten und sind mit Fotos, Steckbrief,<br />

Massnahmenkatalog und Plänen von Fachautoren<br />

vergleichend dokumentiert. Das Buch<br />

möchte anhand konkreter Beispiele mit unterschiedlichen<br />

Ausgangslagen und Lösungswegen<br />

einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über den<br />

nachhaltigen Umgang mit dem Baubestand<br />

leisten. Bereits 2010 ist im Christoph Merian<br />

Verlag unter dem Titel ‹Weiterbauen› ein Buch<br />

über Wohnlösungen für Wohnen im Alter erschienen.<br />

In Kooperation mit der Age Stiftung<br />

wurden bauliche Möglichkeiten, Nutzungsvarianten<br />

und Wohnszenarien für ältere Menschen<br />

an Umbaubeispielen aufgezeigt. Die beiden Publikationen<br />

richten sich an Planerinnen, Architekten,<br />

Baubehörden sowie direkt Betroffene und deren<br />

Umfeld.<br />

Texte: Alexandra Baumeyer, aba (Leiterin Vermittlung & Kommunikation Merian Gärten), Dr. Lisa Eggenschwiler, leg (Leiterin Grundlagen Natur & Gartenkultur<br />

Merian Gärten), Nora Lohner, nlo (Praktikantin Kultur), Christoph Meneghetti, cme (Projektleiter Kultur), Dr. Tilo Richter, tri (Redaktor Basler Stadtbuch),<br />

Nathalie Unternährer, NU (Leiterin Kultur), Dr. Beat von Wartburg (Direktor CMS) sowie Sylvia Scalabrino, scy, Basel<br />

Redaktion: Toni Schürmann, tsc (Stabsstelle Kommunikation)<br />

Gestaltung und Bildredaktion: Beat Keusch Visuelle Kommunikation, Basel — Beat Keusch, Angelina Köpplin-Stützle, Vanessa Serrano<br />

Korrektorat: Dr. Rosmarie Anzenberger, Basel<br />

Bildbearbeitung: mustera, Basel — Andreas Muster<br />

Druck: Gremper AG, Basel/Pratteln<br />

Auflage: 3500 Exemplare; erscheint dreimal jährlich (April, <strong>August</strong>, Dezember)<br />

Bildnachweis: Christoph Niemann (Cover, S. 3 –10), Archiv der Christoph Merian Stiftung (S. 13), Kathrin Schulthess (S. 14, 15, 16), Merian Gärten (S. 16)<br />

St. Alban-Vorstadt 5<br />

Postfach<br />

CH-4002 Basel<br />

T + 41 61 226 33 33<br />

www.cms-basel.ch<br />

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