HIER+JETZT. Impulsmagazin // Ausgabe 01/2017
Das Impulsmagazin Sachsen-Anhalts HIER+JETZT zeigt Erfolgsgeschichten, deckt Potenziale auf, begleitet Anfänge und Durchbrüche und zeichnet Zukunftsszenarien. Der Fokus der insgesamt sechsten Ausgabe liegt auf dem Zukunftsmarkt Gesundheit & Medizin in Sachsen-Anhalt
Das Impulsmagazin Sachsen-Anhalts HIER+JETZT zeigt Erfolgsgeschichten, deckt Potenziale auf, begleitet Anfänge und Durchbrüche und zeichnet Zukunftsszenarien. Der Fokus der insgesamt sechsten Ausgabe liegt auf dem Zukunftsmarkt Gesundheit & Medizin in Sachsen-Anhalt
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IMPULSMAGAZIN
01 /// 2017
www.wirtschaft-in-sachsen-anhalt.de
BEWEGLICHKEIT
DURCH MASSARBEIT
Günther Bionics gibt Patienten
dank innovativer Prothetik
verlorene Freiheiten zurück
EINE ERFOLGSDOSIS
IDT Biologika aus Dessau-Roßlau
versorgt die Welt mit Impfstoffen
INHALT
ZUKUNFTSMARKT
GESUNDHEIT UND MEDIZIN
TITEL: Im Dienst für Mensch und Tier: In Dessau-Roßlau entwickelt
und produziert IDT Biologika Impfstoffe.
3
PROFESSION
EINE ERFOLGSDOSIS
IDT BIOLOGIKA AUS DESSAU-
ROSSLAU VERSORGT DIE WELT
MIT IMPFSTOFFEN
13
ANFANG
IM KLEINEN GESPONNEN,
IM GROSSEN GEDACHT
8
P O T E N Z I A L
BEWEGLICHKEIT DURCH
MASSARBEIT
17
RELATION
EIN ANREGENDER FOKUS
AUF KLEINIGKEITEN
DER FORSCHUNGSCAMPUS
STIMULATE IN MAGDEBURG
SORGT FÜR SICHTBARE
WIRTSCHAFTSEFFEKTE
12
ZUKUNFT
EIN HÄNDCHEN FÜR
DEN FORTSCHRITT
SACHSEN-ANHALTS WISSEN-
SCHAFTLER ZEIGEN GESPÜR
FÜR DIE ANFORDERUNGEN
DER ZUKUNFT
19
EXPORTSCHLAGER
SICHTBAR BESSER –
DANK WECHSELSTROM
2
FUNDAMENTE
„ICH WILL ETWAS BEWEGEN,
NICHT VERWALTEN“
20
MITTEL UND WEGE
DAS FITNESSPROGRAMM FÜR
FACHKRÄFTE
14
DURCHBRUCH
KOPFARBEIT FÜR BESSERE DENKLEISTUNG
MAGDEBURGER WISSENSCHAFTLER
ERFORSCHEN DAS GEDÄCHTNIS
21
22
S I E G E R
INNOVATIVE ERFOLGE
Z U G A B E
15
KENNZAHL
ERFOLG IN ZAHLEN
22
Impressum
16
P O D I U M
KONTAKTE: KOMPETENZ IN FORSCHUNG
UND NETZWERKEN
1 EDITORIAL
HIER
SCHLÄGT DER PULS.
Wohl in kaum einer anderen Branche kommt der Fortschritt den Menschen so
unmittelbar zugute wie in der Gesundheitswirtschaft. Neue Medikamente,
Geräte oder Methoden verbessern die Lebensqualität von Patienten spürbar.
In Sachsen-Anhalt hat der Bereich Life-Science ein starkes Herz. Pharmaindustrie,
Biotechnologie und Medizintechnik geben hier den Puls vor. Ein enges Netzwerk bilden
dabei die Produzenten und Hersteller mit der akademischen und angewandten
Forschung. Auf dem weinberg campus in Halle (Saale), einem Technologiepark,
beschäftigen sich zahlreiche Biotechnologie-Unternehmen sowie Institute mit
der Protein- und Wirkstoffforschung. Im Umfeld der Magdeburger Otto-von-Guericke-
Universität erforschen Unternehmen und das Leibniz-Institut für Neurobiologie mit
dem Nervensystem und erkunden die Mechanismen von Lernen und Gedächtnis.
Nicht nur Aspirin®, die bekannteste Schmerztablette der Welt, kommt aus Sachsen-
Anhalt. IDT Biologika aus Dessau-Roßlau ist ein Global Player, der sich auf die biotechnologische
Herstellung von Impfstoffen und Pharmazeutika spezialisiert hat.
Der Heilung von Alzheimer haben sich Forscher aus Halle verschrieben – mit ihrer
Arbeit sorgen die Probiodrug AG und die Außenstelle Halle für Molekulare Wirkstoffbiochemie
und Therapieentwicklung des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und
Immunologie IZI für internationale Beachtung.
FUNDAMENTE
2
„ICH WILL ETWAS
BEWEGEN, NICHT
VERWALTEN“
Birgit Heine ist Senior Manager bei der
Investitions- und Marketinggesellschaft
Sachsen-Anhalt (IMG). Sie betreut Investoren
und Unternehmen aus der Life-
Science-Branche, die in Sachsen-Anhalt ansässig
werden möchten oder es bereits sind. Ein Gespräch
über Standortfaktoren, Potenziale und die eigene
Motivation.
Life-Science ist ein geflügeltes Wort. Welche
Bereiche fallen in dieses Raster?
BIRGIT HEINE: Die Branche ist sehr breit gefächert.
Sie umfasst Pharmahersteller ebenso wie Medizintechnikunternehmen
und Firmen aus dem Bereich
Biotechnologie. Sie alle sind hochinnovativ und
wachsen gegenwärtig ausnahmslos. Seien es neue
Gebäude, neue Produkte oder effizientere Anlagen.
Life-Science ist eine Querschnittsbranche, die je
nach Produkt Überschneidungen mit der IT-Branche
bis zur Nahrungsmittelproduktion hat.
Was bietet Sachsen-Anhalt Unternehmen, die
rund um das Thema Medizin und Gesundheit tätig
sind?
BIRGIT HEINE: Angefangen vom Start-Up über
Mittelständler bis hin zu Global-Playern haben
wir aus der Branche vielfältige Unternehmen im
Land. Sie alle schätzen drei Dinge: Ideale Standorte
zum Wachsen, gute Schnittstellen zu Forschungseinrichtungen
und das Fach- und Arbeitskräftepotential.
Unternehmer heben auch oft die zügige
Bearbeitung bei Genehmigungsverfahren hervor.
Sachsen-Anhalt ist ein bewährter Pharma- und
Chemiestandort und verfügt zudem über renommierte
ingenieurwissenschaftliche und medizinische
Studiengänge, die für qualifizierte Mitarbeiter
sorgen. In diese etablierten Netzwerke können sich
BIRGIT HEINE
Senior Manager,
Investitions- und
Marketinggesellschaft
Sachsen-
Anhalt (IMG)
Life-Science-Unternehmen gut einflechten und
von diesen Clustern profitieren.
Wie unterstützt die Investitions- und Marketinggesellschaft
die Firmen konkret?
BIRGIT HEINE: Selbst Unternehmen, die sich zunächst
klein ansiedeln, denken bereits in größeren
Maßstäben. Wer einmal hier begonnen hat, bleibt
in der Regel auch hier. Dafür muss jedoch das
Umfeld überzeugen. Wir sind der Scout für Unternehmen,
die in Sachsen-Anhalt eine Niederlassung
gründen wollen und unterstützen beispielsweise
bei der Suche nach Immobilien und Gewerbeflächen,
bei Behördengängen oder beraten in Genehmigungs-
und Fördermittelverfahren. Zudem
pflegen wir die Netzwerke, um Investoren schnell
mit den für sie wichtigen Ansprechpartnern zusammenzubringen.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit, was gibt Ihnen
Motivation?
BIRGIT HEINE: Sachsen-Anhalt ist in Bewegung.
Hier gibt es noch keine Sättigung, wie in einigen
anderen Bundesländern. Dadurch entsteht Raum
zum Gestalten. Genau das mag ich, etwas bewegen
und aufbauen, anstatt bestehende Strukturen
zu verwalten.
Zudem mag ich die Atmosphäre in der Branche.
Diese Unternehmen wollen den Erfolg und wenn
ich dazu meinen Teil beitragen kann, macht mich
das zufrieden.
www.investieren-in-sachsen-anhalt.de/
life-science
3 ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN : PROFESSION
EINE
ERFOLGSDOSIS
IDT BIOLOGIKA AUS
DESSAU-ROSSLAU VERSORGT
DIE WELT MIT IMPFSTOFFEN
Hightech für Hochleistung: Bis zu 60 Millionen
Injektionsflaschen im Jahr kann IDT produzieren.
PROFESSION : ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN
4
Stammsitz mit Tradition: Die
Wurzeln von IDT in Dessau-Roßlau
gehen in das Jahr 1921 zurück.
Im Kampf gegen Epidemien und Krankheiten kommen
Impfstoffe von IDT Biologika weltweit zum Einsatz.
Dank der Präparate aus Dessau-Roßlau konnte 2008 in
Deutschland die Tollwut ausgerottet werden. Das Unternehmen
führte auch den weltweit ersten Salmonellen-
Lebendimpfstoff für Hühner ein und entwickelte einen
wirksamen Impfstoff für die Schweinezucht, der den
umstrittenen Einsatz von Antibiotika überflüssig macht.
DIE WURZELN von IDT Biologika
gehen zurück bis in das Jahr 1921.
Im Bakteriologischen Institut
der Anhaltischen Kreise widmeten
sich Wissenschaftler unter
anderem der Erforschung und
Diagnostik von Tuberkulose. So
wurden damals wichtige Grundlagen
geschaffen, um Impfstoffe
für Mensch und Tier herzustellen.
Heute fertigt IDT Biologika
Impf stoffe im Auftrag von
Unternehmen aus der ganzen
Welt – so lässt beispielsweise ein
japanischer Pharmakonzern seine
Präparate in Dessau-Roßlau herstellen.
Aber auch die Eigenproduktion
von IDT Biologika wächst
ständig. „Unser strategisches Ziel
für die kommenden Jahre ist es,
mehr Umsatz mit eigenen Produkten
zu erreichen als mit der
Auftragsfertigung“, sagt Peter
Kellner, Leiter der Unternehmenskommunikation.
Für das Traditionsunternehmen
arbeiten heute 1.800 Angestellte
– davon 1.600 am Standort
in Dessau-Roßlau. Die Mitarbeiterzahl
wächst jährlich im
zweistelligen Bereich. Seit der
Gründung im Jahr 1993 hat IDT
Biologika etwa 300 Millionen
Euro in den Stammsitz investiert.
So entstand vor zwei Jahren eine
neue Produktionshalle mit modernsten
Anlagen zur Impfstoffherstellung,
in der jährlich bis zu
60 Millionen Injektionsflaschen
hergestellt werden können – das
Vielfache der bisherigen Jahresproduktion.
AUF WACHSTUMSKURS ging
IDT auch bei den Standorten. Mit
ihren eigenen Produkten wie dem
Impfstoff gegen die Ödemkrank-
5 PROFESSION
BIOPHARMAPARK
DESSAU
DIE IM PARK ANSÄSSIGEN UNTERNEHMEN
beschäftigen mehr als 2.000 Menschen und
besitzen ausgeprägte Kompetenzen in der
pharmazeutischen Fertigung und Verpackung
sowie in der Forschung und Entwicklung.
In dem Biopharmaproduktions-Cluster können
Start-ups ebenso wie etablierte Unternehmen
von den Erfahrungen in der Produktentwicklung
bis hin zum Qualitätsmanagement
profitieren und auf eine funktionierende
Produktionsinfrastruktur zurückgreifen. Das
Servicenetzwerk des Biopharmaparks minimiert
nicht nur Kosten und Geschäftsrisiken,
sondern schafft gleichzeitig den Zugang zu
einer weltweiten Markt- und Kundenstruktur.
www.dessau-rosslau-wirtschaft.de
IDT kommt ins Stadtzentrum:
Die ehemalige Brauerei soll ein
Schulungs- und Kongresszentrum
werden.
heit bei Schweinen gründeten die
Dessauer Vertriebsgesellschaften
in Spanien, Frankreich, Dänemark
und den Niederlanden, um den
Vertrieb im Bereich Tiergesundheit
auszubauen. In den USA gibt
es seit 2015 einen IDT-Standort
in Rockville (Maryland), der auf
klinische Prüfmuster spezialisert
ist. In Kanada übernahm IDT
Biologika den Hersteller Gallant
Custom Laboratories für virale
und bakterielle Bestandsimpfstoffe.
In Großbritannien erwarb
IDT im Januar 2017 Ridgeway
Bio logicals, einen Anbieter für
Bestandsimpfstoffe für Tierzüchter
und die Fischzucht.
DAS INTERNATIONALE ENGAGE-
MENT zahlt sich aus und sorgt
für Reputation: So nahm IDT
Biologika kürzlich in New York
den „Life Science Leader CMO
Leadership Award 2017“ in gleich
mehreren Kategorien entgegen.
Die Auszeichnung würdigt Qualität,
Zuverlässigkeit und Kompetenz
ebenso wie Kompatibilität
und Entwicklung.
DAS ZENTRUM des unternehmerischen
Erfolgs ist Dessau-Roßlau
und deshalb investiert die IDT
auch weiterhin in den Stammsitz.
Das Unternehmen hat von der
Stadt Dessau-Roßlau die ehemalige
Schade-Brauerei gekauft.
In dem alten Backsteinbau im
Stadtzentrum soll ein attraktives
Schulungs- und Kongresszentrum
entstehen. „Durch das neue
Konferenz- und Schulungszentrum
erfüllen wir zunächst den
Bedarf unseres Unternehmens
nach Konferenzräumlichkeiten
für Kunden und Partner aus
aller Welt. Auch für die Weiterentwicklung
der wachsenden
Belegschaft werden ausreichend
Räumlichkeiten benötigt“, sagt
Dr. Ralf Pfirmann, CEO der IDT
Biologika. „Mit dem Bau wird die
IDT Biologika in zentraler Lage in
Dessau-Roßlau sichtbar. Die IDT
und die Klocke Holding unterstreichen
ihre Verantwortung für
die Entwicklung der Region. Wir
wollen bewusst dazu beitragen,
das Zentrum der Stadt Dessau-
Roßlau durch diese Maßnahmen
aufzuwerten.“
www.idt-biologika.de
POTENZIAL : ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN
6
BEWEGLICHKEIT
DURCH MASSARBEIT
GÜNTHER BIONICS GIBT PATIENTEN
DANK INNOVATIVER PROTHETIK
VERLORENE FREIHEITEN ZURÜCK
7 POTENZIAL
Auf Schritt und Tritt:
Die Ganganalyse-Software bionicGAIT® ist das
neuste Produkt von Günther Bionics.
POTENZIAL : ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN
8
NACHGEFRAGT ...
MICHAEL GÜNTHER
Geschäftsführer von
Günther Bionics® GmbH
„Für mich war es
immer wichtig,
über den Tellerrand zu
schauen. Aus dieser Perspektive
heraus auf den
Markt, die Mitbewerber
und das eigene Unternehmen
zu blicken, ist
für nachhaltigen Erfolg
von enormer Bedeutung.
Zudem setzen wir auf
hoch innovative Produkte,
um Marktlücken zu
besetzen. Nur so haben
wir eine Chance, gegen
die Großen in unserer
Branche zu bestehen.“
Michael Günther steht an einer Werkbank und feilt
am Gipsabdruck eines Oberschenkelstumpfes. Um ihn
herum haben sich rund 30 Orthopädietechniker aus
ganz Deutschland und der Schweiz aufgestellt und
folgen seinen Erklärungen. Sie sind für eine dreitägige
Schulung in die kleine Ortschaft Parey im Nordosten
Sachsen-Anhalts gekommen.
AM ENDE DER WEITERBILDUNG
werden sie die Lizenz für den
„Milwaukee Schaft®“ mit nach
Hause nehmen – eine Oberschenkelprothese
im Premium-
Segment. Sie verfügt über ein
Ventil system und sorgt dafür,
dass beim Anlegen die Luft entweicht.
Das entstandene Vakuum verschafft
einen deutlich besseren
Halt, sorgt für stabilere Bewegungen
sowie mehr Komfort. Auch
9 POTENZIAL
Täuschend echt:
individuelle
Nachbildungen
von Händen und
Füßen.
HEUTE HAT DAS UNTERNEHMEN
neun Mitarbeiter und neben
Parey einen weiteren Firmensitz
in einem modernen Gebäude im
Magdeburger Yachthafen. Insbesondere
die Nähe zum Fachbereich
Sportwissenschaften der
Otto-von-Guericke- Universität ist
ein Gewinn. Bereits während ihres
Studiums können Studierende
Erfahrungen bei Günther Bionics
sammeln und beispielsweise das
Thema einer Masterarbeit eng
mit dem Profil der Firma verknüpfen.
Zwei Mitarbeiter haben
direkt nach ihrem Studienab-
Eigenentwicklung:
Die
Oberschenkelprothese
„Milwaukee
Schaft®“
war Günthers
erstes Patent.
unangenehme Hautirritationen
an knöchernen Anlageflächen
werden dadurch vermieden.
Bereits vor sechs Jahren entwickelte
Michael Günther diesen
neuartigen Prothesenschaft und
reichte die Idee beim Patentamt
ein. In der Branche machte sich
Günther mit der Entwicklung
einen Namen und sorgte für
Beachtung. Mit dem „Milwaukee
Schaft®“ ging Michael Günther
auch seinen Schritt in die Selbstständigkeit.
„Mein Interesse an der Orthopädie
begann mit der Krankheit
meines Vaters, der auf einen
Rollstuhl angewiesen war. Nach
einem Praktikum in einer Orthopädiewerkstatt
wusste ich, dass
die Prothetik meine Bestimmung
ist“, erzählt der 36-Jährige.
Er begann eine Lehre zum Orthopädietechniker
und ging danach
für mehrere Jahre in die USA
sowie nach Australien, wo er
in verschiedenen Werkstätten
Erfahrungen sammelte. Wieder
zurück in Deutschland holte er
das Abitur nach und studierte
Orthopädietechnik. Nach seinem
Abschluss leitete er die Entwicklungsabteilung
bei einem Prothesenhersteller
in München.
„Eine eigene Firma zu haben, hat
mich immer gereizt. Ich hatte den
Kopf voller Ideen und wollte mein
eigenes Ding machen“, erinnert
sich Michael Günther. Von München
zog er schließlich zurück
in seinen Heimatort Parey und
gründete 2010 in den Räumen
einer ehemaligen Autowerkstatt
die Firma Günther Bionics.
POTENZIAL : ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN
10
Schnell und exakt: Sensoren an
den Beinen übermitteln die Daten
n die Ganganalyse-Software.
CLUSTER MED-TECH
DAS CLUSTER MEDIZIN- UND GESUNDHEITS-
TECHNIK möchte die Wettbewerbsfähigkeit
des Medizintechnikstandortes Sachsen-Anhalt
stärken. Es bündelt medizintechnische Unternehmen
und Forschungseinrichtungen womit
die Entwicklung verbesserter und neuer
Diagnose- und Therapiemethoden, sowie
medizintechnischer Ausrüstung effizienter
vorangebracht werden soll. Schwerpunkte sind
dabei ein intensiverer Wissenstransfer sowie
eine höhere Innovationstätigkeit durch Entwicklungskooperationen
zwischen Unternehmen
und Forschungseinrichtungen. Insbesondere soll
die Integration von Expertenwissen und modernsten
Technologien in regionale Unternehmen
langfristig zur Entwicklung neuer Produkte
führen.
www.medizintechnik-sachsen-anhalt.de
Robust und passgenau:
Hochwertige Gelenke aus Leichtmetall
sorgen für maximale Beweglichkeit.
11 POTENZIAL
schluss bei Michael Günther einen
Arbeitsvertrag unterschrieben.
Auch Phillip Hügen aus Erlangen,
der in Magdeburg Sport und
Technik studiert, arbeitet wäh rend
seines Studiums bei Guenther
Bionics. „Ich kann hier bereits
sehr eigenverantwortlich arbeiten
und es herrscht eine angenehme
familiäre Atmosphäre im Team“,
sagt der 26-Jährige. Er war mit in
die neuste Entwicklung des
Unternehmens eingebunden –
in das Ganganalyse-System
bionicGAIT®, das im Frühjahr 2017
auf den Markt kam. Die Software
ist ein Beispiel dafür, wie die Digitalisierung
auch den Bereich der
Orthopädie verändert.
AUF HERKÖMMLICHE WEISE
beurteilen Orthopädietechniker
mit dem Auge den Gang eines
Patienten. Dies geschieht häufig
über Kameraaufzeichnungen,
die dann im Video ausgewertet
werden. Die Methode ist sehr
subjektiv und basiert häufig auf
Bauchentscheidungen. Bei der
Software bionicGAIT® werden
dem Patienten drei Sensoren
an Fußgelenk, Knie und Oberschenkel
beziehungsweise an der
Prothese angebracht. Die Sensoren
sen den die Messdaten aller
relevanten Gangparameter wie
Bodenabstand, Schwungphasen
oder Fußneigung an den Computer.
Innerhalb von Sekunden liefert
die Software alle relevanten
Daten, aufbereitet auf wissenschaftlichem
Niveau in übersichtlichen
Diagrammen und Tabellen.
Zudem können die Daten für
zukünftige Vergleichsmessungen
hinterlegt werden, so dass
Therapieerfolge leicht zu beurteilen
sind.
„Die Zeitersparnis sowie die Genauigkeit
unserer Ganganalyse-
Software im Vergleich zur herkömmlichen
Methode ist enorm.
Dauert es bei der Videoauswertung
etwa eine Stunde, hat man
mit bionicGAIT® nach wenigen
Minuten exakte Daten. Das ist
schon ein neues Kapitel, was wir
in der Ganganalyse aufgeschlagen
haben“, freut sich Michael
Günther.
MITTELFRISTIG sieht er sein Unternehmen
bei einer Größe von
etwa 20 Mitarbeitern. Schwerpunkt
soll die Entwicklungsarbeit
und die anschließende Vergabe
von Lizenzen an Orthopädietechniker
bleiben. Die damit verbundenen
Schulungen und Weiterbildungen
der Techniker werden für
Günther Bionics zunehmend zu
einer weiteren Umsatzsäule.
Der neuste Mitarbeiterzugang im
Unternehmen ist Abbas Saderi,
ein 27-jähriger Fensterbauer, der
aus dem Iran geflohen ist. Er absolviert
momentan ein Praktikum
und soll danach als Orthopädietechniker
ausgebildet werden.
Gute Ingenieure zu finden, ist für
Michael Günther einfacher als
gute Techniker zu bekommen.
Deshalb möchte er zukünftig
selbst seine Techniker ausbilden.
„Interessenten können bei uns
jederzeit anklopfen. Wer in den
Beruf hineinschnuppern möchte,
dem ermöglichen wir gern ein
Praktikum. Und möglicherweise
wird mehr daraus“, sagt der Geschäftsführer.
Er selbst kann sich nur noch 20
Prozent seiner Zeit den Neuentwicklungen
widmen, den
Rest beanspruchen Verwaltung,
Marketing und Vertrieb. Ein Unternehmen
ist wie eine Prothese.
Wenn alles passt, läuft es gut.
Und mit Prothesen kennt sich
Michael Günther bestens aus.
www.guentherbionics.de
BMD – LIFE SCIENCE AGENTUR SACHSEN-ANHALT
DIE BMD IST EIN ZUSAMMENSCHLUSS von Firmen und Institutionen aus dem Bereich der Biotechnologie.
Die BMD koordiniert die Aktivitäten des Clusters Biotechnologie und Life Sciences
in Sachsen-Anhalt. Die Agentur unterstützt Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei
ihrer nachhaltigen Entwicklung. Dabei vernetzt sie traditionsreiche und junge Unternehmen
sowie Akteure auf wissenschaftlicher und politischer Ebene und fördert den Ausbau von
Synergieeffekten. Zudem veranstaltet die Life Science Agentur Sachsen-Anhalt branchen- und
länderübergreifende Kooperationen in Zusammenarbeit mit Partnern in Mitteldeutschland
und anderen Bioregionen. | www.bmdlifesciences.de
ZUKUNFT : ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN
12
EIN HÄNDCHEN FÜR DEN FORTSCHRITT
SACHSEN-ANHALTS WISSENSCHAFTLER ZEIGEN
GESPÜR FÜR DIE ANFORDERUNGEN DER ZUKUNFT
MEDIGLOVE | www.mediglove.de
Ein Arztbesuch mit Gefühl: Zwei Integrated-Design-Absolventen der Hochschule Anhalt
haben einen Handschuh entwickelt, mit dem Mediziner das Befinden ihrer Patienten per Handauflegen
ermitteln können.
Der „MediGlove“ könnte zukünftig traditionelle Instrumente wie Stethoskop und Thermometer ersetzen.
Der Prototyp des Medizinhandschuhs verfügt über sensible Infrarot- und Temperatur-Sensoren.
Denkbar sind auch akustische Signale, welche die Messergebnisse anzeigen. Der Arzt kann nah
am Patienten und im Gespräch mit ihm bleiben. Die Informationen werden kabellos an eine Datenbank
übertragen, wo sie jederzeit abrufbar sind. Eine einfache Handhabe, die mehr Transparenz und
Vertrauen bringt.
PROTEINZENTRUM | www.uni-halle.de
Auf dem Weinberg Campus in Halle (Saale) wächst Neues: Das Proteinzentrum der Martin-
Luther-Universität Halle-Wittenberg. Noch in diesem Jahr ziehen die ersten Arbeitsgruppen in
das neue Gebäude.
125 Labore und 62 Büros auf 5.400 Quadratmetern, eine Investition von 40 Millionen Euro von Bund
und Land Sachsen-Anhalt: Das neue Flaggschiff der Proteinbiochemie wird den Namen des Wissenschaftlers
Charles Tanford tragen. Zwölf Arbeitsgruppen aus den Naturwissenschaftlichen Fakultäten
I und II sowie der Medizinischen Fakultät können im Proteinzentrum bald unter einem Dach
gemeinsam arbeiten. Bereits heute sind die Molekularen Biowissenschaften ein Forschungsschwerpunkt
der Universität Halle.
NIELSEN TELE MEDICAL GMBH | www.nielsen.com
Hirnströme unkompliziert zu Hause messen, die Daten drahtlos an eine Arztpraxis übertragen
und Spezialisten werten sie dort aus? Klingt nach Zukunftsmusik. Doch in Magdeburg ist es
schon Realität.
„Data for good” lautet das aktuelle Motto des Unternehmens Nielsen, das weltweit in den Bereichen
Marketing und Werbeforschung arbeitet. Unter dem Namen Nielsen Tele Medical GmbH
hat es sich in Magdeburg niedergelassen und testet gemeinsam mit Neurologen des Universitätsklinikums
ein bahnbrechendes EEG-Headset: Die Hirnaktivität von Risikopatienten kann mittels
trockener Elektroden im häuslichen Umfeld gemessen werden. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten
der Überwachung und Diagnose.
13 ZUKUNFTSMARKT LIFE-SCIENCE : ANFANG
IM KLEINEN GESPONNEN, IM GROSSEN GEDACHT
IN SACHSEN-ANHALT WEBT MAN
AN EINEM STARKEN VERBUND
SpinPlant GmbH
„Knochenleim“ nannte man einst den natürlichen
Klebstoff, der auf Basis des tierischen
Strukturproteins Kollagen hergestellt wurde. Eine
bahnbrechende Entdeckung für die regenerative
Medizin nimmt den alten Namen wörtlich.
Nanofasern für den
medizinischen Einsatz.
Die Forscher um das neue Unternehmen SpinPlant
GmbH konnten als erste einen Faden aus Kollagen
spinnen. Bisher ist das Endprodukt aller Versuche
stets Gelatine gewesen. Doch mit einer elektronischen
Spinnmaschine, die im Nanobereich arbeitet,
gelang der Durchbruch. In den nächsten Jahren
rechnet SpinPlant mit der Zulassung für seine biologischen
Nanofasern. Sie unterstützen die Regeneration
von Knochen, Knorpeln, Haut sowie Nerven- und
Muskelgewebe. Weil sie zudem entzündungshemmend
wirken, könnten sie auch bei der Wundheilung
eingesetzt werden. | www.spinplant.de
Der Weinberg in Halle (Saale) bleibt fruchtbar. Hier
können Forschungsideen bis zur Umsetzung gedeihen
– dank des Transfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Das Areal ist heute einer der größten Wissenschafts-
und Technologieparks in Deutschland.
Auf dem weinberg campus befinden sich die naturwissenschaftlichen
Institute sowie der Transfer- und
Gründerservice der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg. Die Universität öffnet alle Türen für
Kooperationen mit ansässigen Unternehmen und
namhaften deutschen Forschungsgesellschaften –
der ideale Nährboden für Unternehmensgründungen.
Aktuell entsteht ein zentraler „Innovation-Hub“:
Wissenschaftler und Gründer können gemeinsam
innovative Geschäftsideen entwickeln und umsetzen.
Die Kontakte vermittelt der landesweite „Investforum
Startup-Service“.
| www.technologiepark-weinberg-campus.de
Technologiepark weinberg campus
Auf dem weinberg campus
gedeihen Forschungsprojekte.
DURCHBRUCH : ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN
14
KOPFARBEIT FÜR BESSERE DENKLEISTUNG
MAGDEBURGER WISSENSCHAFTLER ERFORSCHEN
DAS GEDÄCHTNIS
neotiv
Gedächtnistest per App: neotiv
analysiert die Denkleistung.
Was befördert ein gutes Gedächtnis und welche
Faktoren wirken sich negativ auf die Denkleistung
aus? Das Magdeburger Unternehmen neotiv hat eine
App entwickelt, die durch kurze Gedächtnistests die
Auswirkung des Lebensstils auf die Denkleistung
analysiert.
Die Ergebnisse gehen an das Deutsche Zentrum für
Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und unterstützen
die Forschung der Demenzexperten. Nutzer
der App von neotiv erfahren also nicht nur, wie sich
ihre Gedächtnisleistung durch körperliches Training
und Lebensstilveränderungen verändern lässt, sondern
unterstützen auch die Forschung im Kampf gegen Alzheimer.
Hinter dem Start-up steckt ein kleines Team aus
Wirtschaftsingenieuren, Neurowissenschaftlern sowie
Soft- und Hardwareentwicklern, die vom Transfer- und
Gründerzentrum (TUGZ) der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg unterstützt werden. | www.neotiv.de
Der Standort Magdeburg des Deutschen Zentrums
für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
DZNE
Mit steigender Lebenserwartung erhöht sich auch das
Risiko, an Demenz zu erkranken. Prognosen zufolge
wird es im Jahr 2050 drei Millionen Demenzkranke in
Deutschland geben. Wie gezieltes Training Alzheimer
und andere Demenzkrankheiten vorbeugen kann,
erforschen die Wissenschaftler am DZNE-Standort in
Magdeburg. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass
Herz-Kreislauf-Training und mentale Stimulation bestimmte
Denkleistungen verbessern und – trotz des Verlustes
von Nervenzellen – stabilisieren können. In einem
multidisziplinären Ansatz erforschen die Mitarbeiter am
Standort Magdeburg die Mechanismen und therapeutischen
Perspektiven dieser Stimulation. In vergleichbaren
Tiermodellen untersuchen sie, welche molekularen und
zellulären Veränderungen maßgeblich sind. Zudem laufen
Versuche, um die Frühdiagnostik von demenziellen
Erkrankungen mit neuen bildgebenden Verfahren und
Hirnleistungstests zu verbessern. | www.dzne.de
Forschungsfokus: Lernen durch
elektrische Impulse.
15 ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN : KENNZAHL
ERFOLG
IN ZAHLEN:
WUSSTEN
SIE SCHON?
149.800
Menschen arbeiteten 2016 in Sachsen-Anhalts
Gesundheitswirtschaft.
Dorothea
Christiane Erxleben
aus Quedlinburg
war im Jahr 1754 die
erste promovierte
deutsche Ärztin.
1 Mrd. EUR
wurde seit 1990 in
den weinberg campus
in Halle (Saale)
investiert.
6,5 Mrd. EUR
betrug 2016 die Bruttowertschöpfung
der
Gesundheitswirtschaft
in Sachsen-Anhalt.
Im August 1995
lief bei Bayer
in Bitterfeld die
erste Aspirin®-
Tablette vom
Band.
Im Klinikum
Magdeburg entstand
1863 der erste
Operationssaal mit
abwaschbaren Oberflächen
in Europa.
125
vorwiegend kleine und
mittelständische Unternehmen
aus dem Bereich
Life-Science gibt es im
Land.
1.000 Etwa Menschen
forschen
in Sachsen-Anhalt in der roten Biotechnologie.
PODIUM : ZUKUNFTSMARKT GESUNDHEIT UND MEDIZIN
16
KONTAKTE:
KOMPETENZ IN FORSCHUNG UND NETZWERKEN
HOCHSCHULEN
UND AUSSER-
UNIVERSITÄRE
FORSCHUNGS-
EINRICHTUNGEN
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OvGU),
Medizinische Fakultät,
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU ),
Medizinische Fakultät und Naturwissenschaftliche Fakultät
Hochschule Harz
Hochschule Anhalt
Hochschule Magdeburg-Stendal
Projektgruppe Molekulare Wirkstoffbiochemie und
Therapieentwicklung (IZI-MWT) Halle am Fraunhofer Institut
für Immunologie und Zelltherapie, Leipzig
Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer
technischer Systeme Magdeburg
Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von
Werkstoffen und Systemen
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF)
Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg (LIN )
Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB)
Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und
Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben
www.inf.ovgu.de,
www.med.uni-magdeburg.de,
www.eit.ovgu.de
www.medizin.uni-halle.de,
www.natfak1.uni-halle.de
www.hs-harz.de
www.hs-anhalt.de
www.hs-magdeburg.de
www.izi.fraunhofer.de/de/ueberuns/standorte-und-infrastruktur.
html#Halle
www.mpi-magdeburg.mpg.de
www.imws.fraunhofer.de
www.iff.fraunhofer.de
www.lin-magdeburg.de
www.ipb-halle.de
www.ipk-gatersleben.de
TRANSFER-
UND
FORSCHUNGS-
INFRASTRUK-
TUREN
Forschungscampus „STIMULATE“, OvGU
Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation und
Technologie ZENIT GmbH
Biozentrum Halle
KAT – Kompetenzzentrum Life Science (HS Anhalt)
Interdisziplinäres Zentrum für Altern Halle (IZAH), MLU
BioPharma Translationsinstitut Dessau Forschungs GmbH
www.forschungscampus-stimulate.de
www.zenit-magdeburg.de
www.biozentrum.uni-halle.de
www.hs-anhalt.de/
forschung/kompetenznetzwerk/
kompetenzzentrum-life-sciences
www.izah.uni-halle.de
CLUSTER
UND
NETZWERKE
Cluster Med-Tech Sachsen-Anhalt
Medizin- und Gesundheitstechnik
InnoMed – Netzwerk für Medizintechnik Sachsen-Anhalt e.V.
www.medizintechniksachsen-anhalt.de
www.innomed-magdeburg.de
17 RELATION
EIN ANREGENDER FOKUS
AUF KLEINIGKEITEN
DER FORSCHUNGSCAMPUS STIMULATE
IN MAGDEBURG SORGT FÜR SICHTBARE
WIRTSCHAFTSEFFEKTE
Bildgestützte Medizin:
STIMULATE entwickelt minimalinvasive
Methoden.
RELATION
18
MIT SEINEN AUSFÜHRUNGEN des Wortes „klein"
erläutert der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Georg
Rose den Fokus der Partnerschaften: STIMULATE
steht für neue und innovative Technologien der
bildgeführten minimal-invasiven Methoden in
der Medizin. Mit engem Praxisbezug arbeitet man
daran, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
zu optimieren – indem man die medizinische Bildgebung
verbessert und spezielle Instrumente wie Nadeln
und Katheter entwickelt. Bildgeführte minimalinvasive
Eingriffe sind besonders bei der Therapie
von Schlaganfällen und Tumoren von Bedeutung.
Prof. Dr. Georg Rose
vom Forschungscampus
STIMULATE
„Wenn Sie 'klein' denken, meinen wir noch
viel, viel kleiner", sagt ein Mann, der Großes
bewegt: Prof. Dr. Georg Rose ist der Sprecher
des Forschungscampus STIMULATE. Er steht
für ein großes Netzwerk aus Kooperationen –
zwischen der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg, der Siemens Healthcare GmbH
und vielen anderen Akteuren im Bereich
Medizintechnik.
Die Stichworte „klein" und „groß" beschreiben
auch den neuesten Coup innerhalb des Forschungscampus
treffend: Aus der besonderen Zusammenarbeit
von Wissenschaft und Wirtschaft in Magdeburg
ist das neu gegründete Unternehmen Neoscan
Solutions GmbH entstanden. Es entwickelt MRT-
Geräte, die so klein und kompakt sind, dass sie direkt
auf Kinderstationen eingesetzt werden können. In
Kombination mit Brutkästen stehen sie sogar den
Allerkleinsten zur Verfügung. Bisher muss die komplexe
Technik für Magnetresonanztomographiesysteme
(MRT) in mehreren Räumen fest installiert
werden. „Uns ist es gelungen, die Unterstützung
der lokalen Industrie zu gewinnen", freut sich Prof.
Dr. Georg Rose. „Wir haben also verlässliche Privatinvestoren
gefunden, die den Standort Magdeburg
aus eigenem Interesse weiter voranbringen wollen."
Damit bestehen beste Chancen, die MRT-Geräte in
einigen Jahren auf den Markt zu bringen.
WAS ALLE PARTNER ANTREIBT und stimuliert, ist
eine gemeinsame Vision. STIMULATE will sich zum
„Deutschen Zentrum für bildgestützte Medizin“
etablieren. Rose und seine Mitstreiter malen sich einen
Campus am Magdeburger Wissenschaftshafen
aus: In der Mitte positioniert sich die Universität mit
ihren außergewöhnlich erfolgreichen Studiengängen
Medical Systems Engineering (Master) und Medizintechnik
(Bachelor), deren Bewerberzahlen jährlich
steigen. In direkter Nachbarschaft siedeln sich die
wirtschaftlichen Partner an – Wirtschaft und Wissenschaft
Tür an Tür. Die Entfernungen sind also
klein, die wirtschaftlichen Effekte groß.
www.forschungscampus-stimulate.de
FAKTEN
STIMULATE – „Solution Centre for Image Guided Local
Therapies“ – wird unter anderen vom Bundesministe rium
für Bildung und Forschung und vom Ministerium für
Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes
Sachsen-Anhalt unterstützt.
Die Otto-von-Guericke-Universität, die Siemens Healthcare
GmbH und der STIMULATE-Verein arbeiten auf Augenhöhe in
einer öffentlich-privaten Partnerschaft zusammen.
Im STIMULATE-Verein arbeiten außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,
Hochschulen und Unternehmen aus dem
Bereich Medizintechnik zusammen.
19 EXPORTSCHLAGER
SICHTBAR BESSER –
DANK WECHSELSTROM
Die SAVIR-Methode:
Wechselstrom stimuliert
das Restsehvermögen.
Das Augenlicht gehört zum Kostbarsten,
was der Mensch besitzt. Ein eingeschränktes
Sehvermögen vermindert die Lebensqualität
extrem. Insbesondere nach einem
Schlaganfall sowie einer Erkrankung des
Sehnervs oder der Netzhaut, etwa bei
Grünem Star, leiden Patienten unter teils
starken Beeinträchtigungen.
Das „Sabel Vision Restoration“ (SAVIR)-Zentrum in
Magdeburg bietet diesen Menschen eine innovative
und ganzheitliche Therapie, um die Sehfunktion
wieder zu verbessern. Bei der SAVIR-Wechselstrom-
Stimulation wird die noch vorhandene Fähigkeit des
Restsehvermögens optimal ausgenutzt. "Wir stärken
die noch vorhandenen Sehfähigkeiten, die vom Auge
und Gehirn vernachlässigt und gar unterdrückt wurden.
Wir fokussieren uns nicht auf das, was bereits
verloren ist, sondern aktivieren Restsehleistungen,
die noch vorhanden sind. Das Gehirn kann sich dank
seiner enormen Plastizität und Veränderlichkeit an
Sehverluste anpassen", erklärt Prof. Dr. Bernhard Sabel
vom Savir-Zentrum in Magdeburg.
Die Stimulation mit Wechselstrom ist eine nicht-invasive
Methode zur Aktivierung von Restsehleistungen.
Dabei werden lediglich Elektroden über den Augen
sowie am Handgelenk angebracht, die Wechselstrom-
Impulse von sehr geringer Stärke geben – schwächer
als bei einem Herzschrittmacher. Die Behandlung
erfolgt im Liegen und dauert bis zu einer Dreiviertelstunde
und verursacht nur geringe Nebenwirkungen,
wie Müdigkeit oder Haut-Kribbeln.
Der ganzheitliche Ansatz des SAVIR-Zentrums nimmt
nicht nur das Auge in den Fokus. Ein vermindertes
Sehvermögens ruft häufig Angst vor dem Verlust der
Selbstständigkeit hervor und kann zur Verringerung
von sozialen Kontakten führen. Deshalb werden die
Patienten nicht nur medizinisch behandelt, sondern
bekommen auch psychologische Beratung, wie sie
mit ihrer Krankheit umgehen können.
Für diese spezielle Therapie kommen Patienten aus
der ganzen Welt nach Magdeburg.
Professor Bernhard Sabel entwickelt seit mehr als 30
Jahren Behandlungsmöglichkeiten und diagnostische
Methoden zur Verbesserung des Restsehvermögens.
Seine Forschungen in Deutschland, den USA, Italien,
Indien und China haben zu neuen Therapien geführt,
mit denen die Sehfunktionen auch dann noch verbessert
werden können, wenn die Spontanerholung
bereits abgeschlossen ist.
www.savir-center.com
MITTEL UND WEGE
20
DAS FITNESS-
PROGRAMM FÜR
FACHKRÄFTE
Medizintechnik ist ein hochkomplexes
Berufsfeld. Permanent greifen neue
wissenschaftliche Erkenntnisse direkt
in den Berufsalltag und verändern
Abläufe und Verfahren. Ohne hochqualifizierte
Fachkräfte geht das nicht. Die Investitionsbank
Sachsen-Anhalt hilft dabei, sie dauerhaft fit zu halten:
mit den Förderprogrammen „Sachsen-Anhalt
WEITERBILDUNG DIREKT" und „Sachsen-Anhalt
WEITERBILDUNG BETRIEB".
MARCEL HEROLD: Unabhängig von der Berufsgruppe
fördern wir individuelle Qualifizierungen und
betriebliche Weiterbildungen. Egal, ob es um eine
große Einrichtung geht, ein kleines Unternehmen,
Selbständige oder Auszubildende mit Eigeninitiative:
Die Programme erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
So leistet das Land Sachsen-Anhalt einen
Beitrag, um Arbeitsplätze zu sichern und Fachkräfte
zu halten.
Was genau wird gefördert?
MARCEL HEROLD: Über „Sachsen-Anhalt WEITER-
BILDUNG BETRIEB" fördern wir zum Beispiel Maßnahmen,
mit denen die Kompetenzen der Angestellten
verbessert werden, die für den jeweiligen Betrieb
relevant sind. Dazu zählt nicht nur Fachwissen. Auch
die sozialen Fähigkeiten und die persönliche Entwicklung
sind wichtig. „Sachsen-Anhalt WEITERBILDUNG
DIREKT" richtet sich konkret an Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer als Privatperson. Wenn sie sich
qualifizieren möchten, um sich beruflich weiterzuentwickeln,
unterstützen wir das.
MARCEL HEROLD
Gruppenleiter Bereich Bildung und Arbeit
der Investitionsbank Sachsen-Anhalt
Mit wie viel Unterstützung können
Privatpersonen rechnen?
MARCEL HEROLD: Das richtet sich nach dem eigenen
Einkommen. Wer im Monat durchschnittlich
unter 1.500 Euro brutto verdient, kann zum Beispiel
für eine Weiterbildung einen Zuschuss bis zu 90 Prozent
erhalten. Letztlich können aber alle Berechtigten
mindestens auf 60 Prozent ihrer Ausgaben hoffen.
Wie sieht es bei Unternehmen und Einrichtungen
aus, die Weiterbildungskosten gleich für mehrere
Angestellte aufbringen müssen?
MARCEL HEROLD: Wenn Unternehmen so vorbildlich
sind und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
fördern, dient das am Ende allen. Deshalb unterstützen
wir betriebliche Weiterbildungen – je nach
Größe des Unternehmens – mit Zuschüssen bis zu 60
Prozent. Sobald beispielsweise ältere oder geringfügig
Beschäftigte bedacht werden, fällt der Zuschuss
noch höher aus. Personal- und Organisationsentwicklung
sind bis zu 80 Prozent förderfähig.
Woher weiß ich, welche Richtlinien
auf mich zutreffen?
MARCEL HEROLD: In dieser Frage helfen wir selbstverständlich
gern persönlich weiter. Für die individuelle
Beratung oder nähere Informationen erreichen
Sie uns jederzeit unter der kostenfreien Hotline 0800
5600757 oder unter www.ib-sachsen-anhalt.de.
21 SIEGER
INNOVATIVE ERFOLGE
SIEGER AURA 2014
SERUMWERK BERNBURG AG
THEMA: Botschafter für gutes Unternehmertum in Sachsen-Anhalt
Die Serumwerk Bernburg AG produziert und vertreibt Human- und Veterinärpharmaka.
Bestehende Produkte werden ständig optimiert und neue Wirkstoffe
erforscht und auf den Markt gebracht. Mit diesem Innovationsgeist hat sich das
Unternehmen seit der Gründung 1954 zu einem weltweit agierenden Produzenten
und Lieferanten entwickelt. Die Arzneimittel des Traditionsunternehmens
sind in mehr als 60 Ländern gefragt. |
www.serumwerk.com
TOURISMUSPREIS „VORREITER 2016“
HALBERSTÄDTER WOHNUNGSGESELLSCHAFT MBH
MIT DEM HAWOGE SPIELE-MAGAZIN
THEMA: Barrierefreie Urlaubsangebote
Das HaWoGe Spiele-Magazin ist Deutschlands schönster barrierefreier Indoor-Spielplatz. Die ehemalige
3.000 Quadratmeter Kaserne stand Jahrzehnte leer. Im Jahr 2014 richtete die Halberstädter
Wohnungsgesellschaft in dem Gebäude eine Spielewelt ein, in der Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen
gemeinsam spielen können. So sind alle Ebenen mit einem Fahrstuhl erreichbar. Beleuchtete
Stufen und Türrahmen sowie ein Blindenleitsystem im Außenbereich sorgen für Orientierung.
www.hawoge-spiele-magazin.de
3. PLATZ HUGO JUNKERS INNOVATIONSPREIS 2016
INNOVATIVSTE VORHABEN DER GRUNDLAGENFORSCHUNG
FAKULTÄT FÜR INFORMATIK DER
OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG
THEMA: Blutfluss im Herzen
Herz-Kreislauf-Krankheiten sind für 40 Prozent der Todesfälle in Deutschland
verantwortlich. Ursachen dafür können Verwirbelungen des Blutflusses nahe
den Herzgefäßwänden sein. Das Forscherteam der Fakultät für Informatik der
Otto-von-Guericke-Universität entwickelte in Kooperation mit dem Herzzentrum
Leipzig die Software „Bloodline“, welche mit MRT gemessene Blutflüsse
im Herzen darstellt und Verwirbelungen im Detail analysiert. Ärzten ist es
somit möglich eine präzise Diagnose zu stellen und Krankheitsverläufe besser
zu verstehen. | www.ovgu.de
ZUGABE
HIER KENNT QUERDENKEN
KEINE GRENZEN.
Sachsen-Anhalt ist ein leistungsstarker
Wirtschaftsstandort
zwischen Tradition und Innovation.
In den vergangenen Jahren
hat sich das Land wirtschaftlich
erfolgreich entwickelt. Um unsere
Unternehmen auf dem Weg
zu mehr Wachstum zu unterstützen,
stehen die drei großen I’s im
Fokus: Innovationen, Investitionen
und Internationalisierung.
www.wirtschaft-insachsen-anhalt.de
HIER INVESTIERT
DIE WELT.
Sachsen-Anhalt ist das Land
der leichten Zugänge: Die eng
vernetzte wirtschaftliche und
wissenschaftliche Infrastruktur
garantiert kurze Wege zu Märkten
und Kunden. Unterstützung
im gesamten Ansiedlungsprozess
bietet Ihnen die Investitions- und
Marketinggesellschaft Sachsen-
Anhalt mbH (IMG). Für die
Qualität ihres Investorenservices
wurde die IMG 2016 bereits zum
zweiten Mal infolge mit dem Top
IPA Awards als eine der beiden
besten Wirtschaftsförderungsagenturen
in Westeuropa ausgezeichnet.
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IDEALE.
Sachsen-Anhalt verfügt über
einen kreativen und lebendigen
Mittelstand – er ist Motor für
die wirtschaftliche Entwicklung
des Landes. Sie möchten ein
Unternehmen gründen? Ihr
bereits erfolgreiches Unternehmen
soll wachsen? Hier finden
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Zukunftsmärkte in Sachsen-
Anhalt.
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Ministerium für Wirtschaft,
Wissenschaft und Digitalisierung
des Landes Sachsen-Anhalt
Hasselbachstraße 4
39104 Magdeburg
Tel. +49 391 5674316
www.mw.sachsen-anhalt.de
presse@mw.sachsen-anhalt.de
in Zusammenarbeit mit der
Investitions- und Marketinggesellschaft
Sachsen-Anhalt mbH
Am Alten Theater 6
39104 Magdeburg
Tel. +49 391 56899 - 0
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welcome@img-sachsen-anhalt.de
Konzept, Gestaltung, Grafiken: genese werbeagentur gmbh, Magdeburg /// Text: Textbüro Wortschatz, Genthin /// Redaktionsschluss: August 2017 /// 1. Auflage; Änderungen vorbehalten ///
Druck und Weiterverarbeitung: Stelzig-Druck, Magdeburg /// Bildnachweise: Harald Krieg, IDT Biologika, SpinPlant GmbH, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, DZNE/Volker Lannert, neotiv,
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