Breslau/Wrocław – die ehrgeizige Stadt - Instytut Filologii Germańskiej
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Elixiere 5. Ausgabe Wrocław 2011 AKTUELLES<br />
Gespräch mit Pastor Dawid Mendrok über<br />
<strong>die</strong> aktuelle Situation der deutschen<br />
evangelischen Minderheit in Niederschlesien<br />
Die St. Christophorikirche, in unmitt elbarer Umgebung<br />
des Dominikanerplatzes gelegen, ist <strong>die</strong><br />
einzige Gemeinde in <strong>Breslau</strong>, in der Gott es<strong>die</strong>nste<br />
in deutscher Sprache gehalten werden. Die Kirche<br />
war schon seit Jahrhunderten eine Kirche der<br />
nati onalen Minderheiten, zunächst für Polen im<br />
Deutschen Reich, mitt lerweile für Deutsche in Polen.<br />
Pastor Dawid Mendrok betreut <strong>die</strong>se Kirchengemeinde<br />
seit ein paar Jahren. Mit ihm möchte<br />
ich über sein Leben und seine Aufgaben als Pastor<br />
sprechen.<br />
Elixiere: Wie kamen Sie zu Ihrem Amt als Pastor<br />
einer deutschsprachigen evangelischen Gemeinde<br />
in Niederschlesien?<br />
Dawid Mendrok: Ich habe zuerst Theologie in<br />
Warschau stu<strong>die</strong>rt, an der Christlich-Theologischen<br />
Akademie und danach bin ich Vikar in Masuren,<br />
in Nikolajken, gewesen. Mein Wunsch aber<br />
war Germanisti k zu stu<strong>die</strong>ren und Deutschlehrer<br />
zu werden, es hat sich aber anders ergeben.<br />
Warum wollten Sie gerade Germanisti k stu<strong>die</strong>ren?<br />
Ich hatt e immer Interesse für <strong>die</strong> deutsche Sprache.<br />
Meine Großeltern kommen aus Oberschlesien<br />
und sprechen bis heute zu Hause Deutsch, so hab<br />
ich <strong>die</strong> Sprache gelernt und ich dachte mir, Lehrer<br />
zu sein ist gut, denn man hat jedes Wochenende,<br />
jeden Feiertag, Ferien und Sommerferien frei. Bei<br />
meinem heuti gen Amt ist es völlig anders, ich habe<br />
kein Wochenende frei, <strong>die</strong> Feiertage sind besetzt,<br />
während der Woche sind sowieso Täti gkeiten zu<br />
erledigen, wie Religionsunterricht, Bibelstunden,<br />
Amtshandlungen, Hausbesuche etc. Wie kam ich<br />
aber aus einer polnischsprachigen Gemeinde in<br />
Masuren zu einer deutschsprachigen in <strong>Breslau</strong>?<br />
Mein Kollege, der hier in <strong>Breslau</strong> war, hat sich<br />
nicht so ganz wohl bei der deutschsprachigen Gemeinde<br />
gefühlt und hat gefragt, wer gerne hierher<br />
kommen würde, so habe ich gleich zugesti mmt<br />
und das war vor sieben Jahren.<br />
Muss man Deutscher und evangelisch sein, um<br />
an Ihrem Gott es<strong>die</strong>nst teilnehmen zu können?<br />
Man muss besti mmt Deutsch verstehen, um vom<br />
<strong>die</strong>sen Gott es<strong>die</strong>nst etwas für sich zu haben, <strong>die</strong><br />
Türen der Kirche sind beim Gott es<strong>die</strong>nst für jeden<br />
off en.<br />
Als ich Ihren Gott es<strong>die</strong>nst besucht habe, ist mir<br />
aufgefallen, dass <strong>die</strong> Kirchenmitglieder sehr oft<br />
zum Stehen aufgefordert werden, versuchen Sie<br />
so ihre Mitglieder auf Trab zu halten oder ist das<br />
ein gewisser Ritus, der in der evangelischen Kirche<br />
üblich ist?<br />
Es ist schon eine Übung, damit <strong>die</strong> Menschen<br />
nicht einschlafen, aber <strong>die</strong>se Übungen haben wir<br />
von den Generati onen übernommen, <strong>die</strong> vor uns<br />
waren. Es ist in der evangelischen und katholischen<br />
Kirche üblich, dass man beim Gebet, Glaubensbekenntnis<br />
oder Evangelium steht. Durch<br />
knien oder stehen zeigen wir unsere Demut Gott<br />
gegenüber.<br />
Aus der Internetseite Ihrer Gemeinde htt p://<br />
www.stchristophori.eu/, habe ich entnommen,<br />
dass Sie bis dato Vater von drei Kindern sind.<br />
Treff en Sie hierbei manchmal auf Verwunderung<br />
seitens der polnischen Bevölkerung, für <strong>die</strong> ein<br />
„Pfarrer“ doch im Rahmen des Zölibats keine<br />
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