WeltBlick 1/2017
Schwerpunktthema: Frauen, Reformation und die EINE WELT
Schwerpunktthema: Frauen, Reformation und die EINE WELT
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SÜDKOREA<br />
Die<br />
traditionelle<br />
Frauen in Südkorea kämpfen gegen viele Bedenkenträger –<br />
in Gesellschaft und Kirche<br />
TEXT: CARMEN MOLITOR<br />
FOTOS: JUTTA KLIMMT<br />
In der presbyterianischen Kirche von Südkorea<br />
werden Frauen zwar ordiniert, aber sie verdienen<br />
viel schlechter als Männer und haben keine Chance<br />
auf Leitungsstellen in großen Gemeinden. Ökumene-Referentin<br />
Dr. Min Heui Cheon setzt sich<br />
für Gendergerechtigkeit ein – und ist ihrer Familie<br />
dankbar, dass sie sie auf diesem Weg unterstützt.<br />
W<br />
enn der Vater von Min Heui Cheon früher<br />
anderen Vätern davon erzählte, dass das Älteste<br />
seiner drei Kinder an die Universität gehen und<br />
Theologie studieren werde, erntete er verständnisloses<br />
Kopfschütteln: »Du bist verrückt! Wieso gibst du dein Geld<br />
für die berufliche Karriere deiner Tochter aus? Lass sie<br />
heiraten und spare es lieber für ihre Hochzeit!« hörte er<br />
dann. Doch das beeindruckte ihn nicht. Seine Älteste sollte<br />
eine solide Bildung bekommen und später eine gute Arbeit.<br />
Das hatte er ihr schon von Kindesbeinen an versprochen.<br />
»Meine Eltern waren nicht wie andere Eltern in Korea,<br />
vor allem mein Vater nicht«, erzählt Min Heui Cheon, heute<br />
Ökumene-Referentin der Presbyterian Church of the Repu-<br />
blic of Korea (PROK) in Seoul. Normalerweise habe es in<br />
koreanischen Familien Priorität, die Söhne zu fördern.<br />
Für die Töchter sei dagegen eine traditionelle Rolle vorbestimmt.<br />
»In unserer Gesellschaft heiraten die Frauen und<br />
bekommen Kinder. Tun sie das nicht, gelten sie als nicht<br />
normal.« Die 47-Jährige lacht auf. In ihrer Familie sei das<br />
stets anders gewesen, obwohl sie in einer kleinstädtischen<br />
Umgebung aufwuchs, sagt die Theologin. Ihre Eltern und<br />
ihre beiden jüngeren Brüder hätten sie<br />
immer ermutigt, ihren beruflichen<br />
Weg zu gehen. »Das ist der Grund,<br />
warum ich so weit gekommen<br />
bin.«<br />
Beruflich erfolgreich zu<br />
sein oder überhaupt einen<br />
Arbeitsplatz zu haben, das ist<br />
als Frau in Südkorea nicht<br />
selbstverständlich. Das<br />
Land wird zwar von<br />
einer Frau regiert –<br />
der zurzeit wegen<br />
Korruptionsvorwürfen<br />
höchst<br />
Dr. Min Heui<br />
Cheon setzt sich<br />
für Frauen in<br />
ihrer Kirche ein.<br />
Frauen, Reformation und die EINE WELT<br />
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