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theater<br />
Die offizielle Neueröffnung der Theaterschule Bamberg in der Nürnberger<br />
Straße 93 findet am Samstag, 30. <strong>September</strong>, bei einem Schnuppertag statt.<br />
Alle Infos gibt es unter www.theaterschule-bamberg.de<br />
Ich wollte im Bahnhof eine Zeitung<br />
kaufen. Neben mir am Regal stand<br />
eine wunderschöne Frau, die wirklich<br />
umwerfend wirkte. Bis sie den<br />
Mund öffnete und mit einer Micky<br />
Maus-Stimme sprach. Das tat mir<br />
so leid für diese Frau, weil ich sofort<br />
merkte, wie ich ihr automatisch den<br />
Stempel ‚Barbie-Puppe‘ aufdrückte<br />
und ihr einen niedrigeren IQ zuordnete,<br />
obwohl ich sie überhaupt<br />
nicht kannte. Wenn wir Menschen<br />
einschätzen, achten wir zuerst auf<br />
das Äußere, dann auf den Klang der<br />
Stimme und erst dann kommen die<br />
Inhalte.<br />
Kann man sich eine solche<br />
Micky Maus-Stimme wieder abtrainieren<br />
und zu einer authentischen<br />
Stimme gelangen?<br />
Ja natürlich. Eine Logopädin aus<br />
Erlangen hat mir erzählt, dass die<br />
allerwenigsten Stimmprobleme<br />
angeboren sind. Die meisten werden<br />
im Leben gemacht. Sie sind<br />
sozusagen hausgemacht. Das Gute<br />
daran ist, dass man sie mit einem<br />
guten Training wieder wegbekommt.<br />
Beispielsweise mit einem<br />
Stimmtraining oder bei schwerwiegenden<br />
Problemen durch eine<br />
logopädische Behandlung.<br />
Wie viel Geduld muss man<br />
mitbringen, wenn man seine<br />
Stimme trainieren und verbessern<br />
möchte?<br />
Das ist individuell unterschiedlich.<br />
Je nachdem, wo sich die Person<br />
stimmlich befindet. Prinzipiell gilt<br />
jedoch: Je häufiger du dein Pflänzlein<br />
gießt und dich darum sorgst,<br />
desto besser wächst es. Je öfter<br />
man etwas ausführt und sich bewusst<br />
macht, desto schneller verändert<br />
es sich. Während meiner<br />
Schauspielschulzeit hatte ich jeden<br />
Tag Stimmtraining. Später im Berufsleben<br />
habe ich vor Vorstellungen<br />
und Proben jeweils eine Stunde<br />
meine Stimme aufgewärmt. Das<br />
prägt natürlich eine Stimme nachhaltig,<br />
sodass jetzt meine Stimm-<br />
Warm-Up-Zeiten wesentlich kürzer<br />
ausfallen. Meine Schüler fragen<br />
mich oft, wie viel sie trainieren<br />
sollen. Ein guter Anfang sind fünf<br />
bis zehn Minuten am Tag, um sich<br />
einfach mal bewusst Zeit für den<br />
Atem und die Stimme zu nehmen.<br />
Da ich meinen Schülern individuelle<br />
Übungen gebe, die zu ihrem<br />
Ist-Zustand passen, lässt sich eine<br />
Verbesserung dann meistens schon<br />
recht schnell bemerken.<br />
Zum Abschluss: Welche Fehler<br />
lassen sich beispielsweise bei<br />
einer Rede relativ einfach vermeiden?<br />
Gibt es da auch Tipps<br />
für Leute, die ihre Stimme nicht<br />
trainieren?<br />
Grundlegend wichtig ist der Körper.<br />
Ich kann meine Stimme noch so gut<br />
trainieren, wenn ich keine Grundpräsenz<br />
im Körper habe, bringt mir<br />
das wenig. Besonders wichtig ist ein<br />
guter Stand, bei dem man locker<br />
auf beiden Beinen steht. Natürlich<br />
soll und darf man bei einem Vortrag<br />
herumgehen, aber am Anfang und<br />
Ende einer Rede wirkt es souveräner<br />
und damit auch präsenter, wenn<br />
man auf beiden Beinen steht. Zudem<br />
fliesst der Atem dann weicher<br />
und der Stimmklang ist somit tiefer.<br />
Ein Grundfehler, den viele machen,<br />
ist, dass sie angespannt herumtigern<br />
oder mit durchgedrückten Knien<br />
steif am Platz stehen. Der Atem<br />
kann so nicht entspannt fließen. Die<br />
Stimme wird eng und eventuell sogar<br />
zittrig. Das sind Grundprobleme,<br />
die sich vermeiden lassen.<br />
Frank Gundermann<br />
Ila Stuckenberg<br />
Jede Arbeit an<br />
der Stimme<br />
und am Körper<br />
ist auch immer<br />
eine Arbeit an der<br />
Persönlichkeit.<br />
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