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HISTORY<br />

Torfstechen in<br />

Witzwil, 1916.<br />

Wie ein Oberaargauer<br />

die Strafanstalt Witzwil aufbaute<br />

Witzwil ist allen ein Begriff. Der Name Otto Kellerhals<br />

(1870–1945) ist hingegen weitgehend vergessen.<br />

Die Geschichte des Agrarunternehmers, der als Reformer<br />

des Strafvollzuges internationales Ansehen erlangte.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

V<br />

om Bahnhof Ins erblicken wir<br />

westwärts eine weite Ebene –<br />

und dahinter die Silhouette des<br />

Juras und des Jolimont. Vor 150<br />

Jahren bot diese Gegend einen<br />

ganz anderen Anblick. Um das Lebenswerk<br />

von Otto Kellerhals zu begreifen, müssen wir<br />

uns in jene Zeit zurückversetzen.<br />

VOM MOOSLAND ZUM KULTURLAND<br />

Wo sich heute üppige Fluren, schöne Kornund<br />

Weizenäcker, riesige Kartoffel-, Rübenund<br />

Gemüsefelder ausdehnen, da lag einst<br />

ein grosses Moosland. Niemandsland war<br />

es zur Hauptsache. Denn von Zeit zu Zeit<br />

wurde es heimgesucht von grossen Überschwemmungen,<br />

die vom Murtensee zum<br />

Neuenburgersee und der Zihl entlang bis<br />

hinab zum Bielersee die ganze Ebene mit<br />

einem riesigen, zusammenhängenden See<br />

bedeckten. Aus der Ebene ragten nur einzelne<br />

Bäume oder Baumgruppen empor.<br />

Hatte sich das Wasser wieder verzogen,<br />

dann war das Grosse Moos noch wochenlang<br />

mit Tümpeln und Schlamm bedeckt.<br />

Ein Paradies der Sumpfvögel, der Wildenten,<br />

Störche und Reiher. Der Boden war<br />

bedeckt mit Riedgras und Schilf. Zum Anbau<br />

von Kulturpflanzen und zur Anlage von<br />

Kunstwiesen taugte der saure Boden nicht.<br />

Die Bauern der benachbarten Dörfer Gampelen,<br />

Ins und Müntschemier holten hier im<br />

Sommer ihre Streue. Zu Zeiten der Überschwemmungen<br />

drohte vom Moos her die<br />

Gefahr des gefürchteten Sumpffiebers und<br />

anderer Seuchen. Landvogt Sinner berichtete<br />

der bernischen Regierung, der Grund<br />

der Armut vieler Bauern liege in der verderblichen<br />

Moosweide, in der zwischen-<br />

Fotos: Staatsarchiv des Kantons Bern<br />

20 s’Positive 9 / <strong>2017</strong>

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