Demokratie / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 69 (4/2017)
In zahlreichen Schwerpunktausgaben der letzten Jahre hat dérive gezeigt, wie ein demokratischeres Modell von Stadt aussehen könnte. Es geht dabei um eine Stadt, in der die Bewohner aktive und gleichberechtigte Bürger und Bürgerinnen und keine passiven Konsumenten sind, die sich – je nach Ausstattung mit finanziellem, rechtlichem, kulturellen und sozialem Kapital – ihr Recht auf Stadt leisten können oder eben nicht. dérive 69 (4/2017) mit dem schlichten Titel Demokratie setzt diese Reihe an Heften fort und steuert einige Beiträge bei, deren Fokus sich mit den Stichwörtern Munizipalismus, Selbstverwaltung, Versammlungen, Partizipation sowie Öffentlichkeit und Staat zusammenfassen lassen. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-69 bestellt werden.
In zahlreichen Schwerpunktausgaben der letzten Jahre hat dérive gezeigt, wie ein demokratischeres Modell von Stadt aussehen könnte. Es geht dabei um eine Stadt, in der die Bewohner aktive und gleichberechtigte Bürger und Bürgerinnen und keine passiven Konsumenten sind, die sich – je nach Ausstattung mit finanziellem, rechtlichem, kulturellen und sozialem Kapital – ihr Recht auf Stadt leisten können oder eben nicht. dérive 69 (4/2017) mit dem schlichten Titel Demokratie setzt diese Reihe an Heften fort und steuert einige Beiträge bei, deren Fokus sich mit den Stichwörtern Munizipalismus, Selbstverwaltung, Versammlungen, Partizipation sowie Öffentlichkeit und Staat zusammenfassen lassen. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-69 bestellt werden.
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Okt — Dez 2017
N o 69
Zeitschrift für Stadtforschung
dérive
dérive
ISSN 1608-8131
8 euro
dérive
Editorial
Sieht man sich einige der Themen der letzten urbanize! Festivals
an – Stadt selber machen, Citopia Now oder Do it together
– Perspektiven eines kooperativen Urbanismus –, lässt sich
unschwer erahnen, dass uns ein demokratischeres Modell von
Stadt als das existierende durchaus ein Anliegen ist. Darunter
verstehen wir eine Stadt, in der die Bewohner aktive und
gleichberechtigte Bürger und Bürgerinnen und keine passiven
Konsumenten sind, die sich – je nach Ausstattung mit
finanziellem, rechtlichem, kulturellem und sozialem Kapital –
ihr Recht auf Stadt leisten können oder eben nicht.
Dieses Jahr lautet der Titel von urbanize!, das von 6. bis
15. Oktober im Wiener Architekturzentrum stattfindet,
DEMOCRACitY – Demokratie und Stadt, womit wir uns ein
weiteres Mal mit Aspekten dieses für die Zukunft der urbanen
Gesellschaft zentralen Themas auseinandersetzen. Das erste
urbanize! Festival hat 2010 stattgefunden. Im Zeitraum von
damals bis heute gab es die Occupy-Bewegung, den Arabischen
Frühling, die Gezi Park-Proteste, die Proteste am Syntagma-Platz
in Athen, die Regenschirm-Bewegung in Hongkong,
die Platzbesetzungen der Indignados bzw. die 15M-Bewegung
in Madrid, Barcelona etc., Proteste in vielen brasilianischen
Städten und in jüngster Vergangenheit immer mehr Wahllisten
von Initiativen, die sich als Teil einer munizipalistischen
Bewegung sehen. Unsere wiederkehrende Auseinandersetzung
mit der Thematik hat also durchaus Anknüpfungspunkte
mit der alltäglichen Realität in den Städten weltweit und zeigt:
We are not alone.
Diese dérive-Ausgabe mit dem schlichten Titel
Demokratie stellt sich traditionell dem Festivalthema und steuert
einige Beiträge bei, deren Fokus sich mit den Stichwörtern
Munizipalismus, Selbstverwaltung, Asamblea, Partizipation
sowie Öffentlichkeit und Staat zusammenfassen lassen und im
hauseigenen Einleitungsartikel umrissen werden.
Den Beginn des thematischen Readers zum Festival
macht Juan Subirats, einer der Gründer der BürgerInnen-Plattform
Barcelona En Comú, die 2015 bei ihrem erstmaligen
Antreten die Kommunalwahlen in Barcelona gewonnen hat und
mit Ada Colau seither die Bürgermeisterin stellt. Er skizziert in
seinem Artikel Beginnt der Wandel in den Städten? den neuen
Munizipalismus als Antwort auf ein Europa der Austerität und
der Abschottung und zeichnet die Entwicklung von Barcelona
en Comú seit dem Einzug ins Rathaus nach. Einen Überblick
über die im Entstehen begriffene internationale munizipalistische
Bewegung von Valparaíso über Neapel bis Hongkong
gibt Kate Shea Baird, die ebenfalls Aktivistin bei Barcelona
en Comú ist.
Ein interessierter Beobachter der Entwicklung in den
spanischen Städten ist der Autor und Hamburger Recht auf
Stadt-Aktivist Niels Boeing, den wir kurz nach den G20-
Protesten zum Interview trafen. Im Gespräch erzählt Boeing
jedoch weniger von Robocops und der Stadt als einzigem
Gefahrengebiet, sondern über den erfolgreichen Versuch in
St. Pauli Stadtteilversammlungen einzuführen und sie zu einem
Raum der demokratischen Debatte zu machen. Thema des
Interviews war natürlich auch Boeings letztes Buch VON
WEGEN, dessen Untertitel Überlegungen zur freien Stadt der
Zukunft den Inhalt des Gesprächs gut zusammenfasst.
Das demokratiepolitische Top-down-Angebot für Mitsprache
in Fragen zur Stadtentwicklung und -planung lautet
Partizipation. Über die Probleme, die damit verbunden sind,
war in dérive zuletzt von Sarah Kumnig im Schwerpunktheft
zum Nahrungsraum Stadt zu lesen. Diesmal berichtet Peter
Leeb über die bewundernswert hartnäckige Stadtteilinitiative
FRISCH, die seit fünf Jahren für mehr öffentlichen Freiraum
auf dem Gelände der Schmelz in Wien kämpft. Für eine
grundsätzliche Diskussion der Frage, was Demokratie heißt,
sorgt in diesem Schwerpunkt Mark Purcell, der sich seit Jahren
intensiv damit beschäftigt. Seine Antwort darauf ist ebenso
klar, wie es seine Begründungen und Herleitungen sind.
Demokratie heißt für Purcell, das eigene Leben in die Hand zu
nehmen und die individuellen Potenziale und Fähigkeiten nicht
verkümmern zu lassen, indem man sie an eine übergeordnete
Institution wie den Staat abgibt. Für seine Argumentation und
etymologischen Thesen greift er auf staatspolitische Klassiker
wie Thomas Hobbes oder John Locke ebenso zurück wie auf
die Schriften von Aristoteles und Platon. Dieser historisch weite
Blick in die Vergangenheit ist für die aktuelle Situation
keineswegs unwichtig, haben doch heute wieder höchst aktuelle
demokratische Einrichtungen wie die Stadtteilversammlung
(siehe Barcelona) ihre Ursprünge in der Antike.
Manfred Russos Serie Geschichte der Urbanität
konfrontiert in der aktuellen Folge das Imaginäre bei Jacques
Lacan mit Henri Lefebvres – so die Hypothese – analoger
Dimension des espace vécu (erlebten Raums), »um daraus
einige Erkenntnisse über die Rolle des Imaginären in Bezug auf
Stadt und Raum ableiten zu können«.
Peter Payer hat für den Magazinteil einen Nachruf auf
die im Februar verstorbene Wiener Stadtforscherin Elisabeth
Lichtenberger verfasst. Lichtenberger hat während ihrer
wissenschaftlichen Karriere nicht nur zahlreiche Bücher und
Artikel zu urbanen Themen verfasst hat, sondern zeichnet
auch für die Gründung des Instituts für Stadt- und Regionalentwicklung
an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
ebenso wie für den Studienzweig Raumforschung und
Raumordnung am Institut für Geographie der Universität
Wien verantwortlich.
Der Titel des Kunstinserts von Gabriele Sturm lautet
The Mismeasure of Paradise. Sturm legt – nicht nur mit
dieser Arbeit – den Fokus dabei auf den Warentransfer und
die De- und Neukontextualisierung seiner kulturellen und
inhaltlichen Bedeutung.
urbanize! DEMOCRACitY lädt mit zahlreichen internationalen
Gästen von A wie City Plaza Athen bis zu Z wie Mehr
als Wohnen Zürich ab 6. Oktober ins Festivalwohnzimmer im
Wiener Architekturzentrum ein. Gemeinsam rufen wir dort 10
Tage vor der österreichischen Nationalratswahl die Place
Internationale aus: Einen Ort der Solidarität und nicht der Angst.
Christoph Laimer und Elke Rauth
01
»Bei der
Stadtteilversammlung
herrschte damals ein
Gefühl der Selbstermächtigung.«
Niels Boeing im Interview auf S. 18 in dieser Ausgabe.
ANGEBOT: ABONNEMENT + BUCH*
8 Ausgaben (2 Jahre) dérive um 48,–/68,– Euro (Österr./Europa)
inkl. ein Exemplar von:
Situationistische Internationale
Der Beginn einer Epoche
Einleitung Roberto Ohrt
Hamburg: Edition Nautilus
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David Graeber
Direkte Aktion
Hamburg: Edition Nautilus
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Diesmal stehen zwei Bücher der Edition Nautilus zur Auswahl. David Graebers
Direkte Aktion ist eine »ethnografische Studie der Bewegung für globale Gerechtigkeit«.
Der Beginn einer Epoche versammelt zentrale Texte der Situationistischen Internationale
wie Die Theorie des Umherschweifens oder Formular für einen neuen Urbanismus.
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David Graebers Buch versenden wir aufgrund der
hohen Portokosten nur in Österreich.
dérive
Zeitschrift für Stadtforschung
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Inhalt
01
Editorial
CHRISTOPH LAIMER, ELKE RAUTH
04 — 06
DEMOKRATIE ≠ Demokratie
CHRISTOPH LAIMER, ELKE RAUTH
07 — 14
Beginnt der WANDEL
in den STÄDTEN?
JOAN SUBIRATS
15 — 21
Beharrlich bleiben,
mitmachen, WEITERMACHEN
NIELS BOEING,
CHRISTOPH LAIMER, ELKE RAUTH
22 — 27
»Wir würden ja gerne, allerdings
sind uns von Rechts wegen
die HÄNDE GEBUNDEN.«
PETER LEEB
28 — 31
Eine NEUE INTERNATIONALE
MUNIZIPALISTISCHE
Bewegung ist im Entstehen
KATE SHEA BAIRD
32 —36
Kunstinsert
Gabriele Sturm
The Mismeasure
of Paradise
37 — 47
For Democracy: Planning and
Publics WITHOUT THE STATE
MARK PURCELL
SERIE
48 — 51
Geschichte der Urbanität, Teil 53
Lefebvre. Die Produktion des Raumes IV
Das IMAGINÄTE und das MONUMENTALE
MANFRED RUSSO
52 — 53
ELISABETH LICHTENBERGER
1925–2017
Erinnerung an eine
außergewöhnliche Stadtforscherin
PETER PAYER
54 — 61
BESPRECHUNGEN
Unterwegs mit Schildkröte und Kamera S.54
Wohnraum für Alle!? – Das Ringen
um eine nicht-profitorientierte
Wohnungsversorgung in Deutschland S.55
Von der Bildfläche S.57
Selbstgemacht und glücklich S.60
We can aim at more S.61
68
IMPRESSUM
–
dérive – Radio für Stadtforschung
Jeden 1. Dienstag im Monat von
17.30 bis 18 Uhr in Wien auf ORANGE 94.0
oder als Webstream http://o94.at/live.
Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235
03
DEMOKRATIE ≠
Demokratie
Christoph Laimer, Elke Rauth
»What is to be done, what we all must do together,
is to engage in a collective struggle and perpetual struggle
to democratize our society and to manage our affairs
for ourselves.«
Mark Purcell
Wandel, Austerität, Demokratie,
Barcelona, Asamblea, Städtenetzwerke,
Kommunalwahlen
Stadtteilversammlung Barcelona, 2011
Foto (c) Julien Lagarde
Es ist nicht zu übersehen: Die Demokratie hat ein echtes Problem.
Weit verbreitete Korruption, der überbordende Einfluss von
globalen Unternehmen, partikulare Machtinteressen und Vetternwirtschaft,
post-demokratische Strukturen, eine offensichtliche
Unfähigkeit zum Dialog mit dem Souverän und das
augenscheinliche Unvermögen der Nationalstaaten, den anstehenden
Problemen dieser Welt in adäquater Weise zu begegnen,
lassen immer mehr Menschen an der Funktionsfähigkeit der
herrschenden politischen Klasse und damit auch der Demokratie
an sich zweifeln. Jahrzehnte der Durchsetzung einer neoliberalen
Agenda mit konsequentem Abbau von hart erkämpften
sozialen Rechten und der vorsätzlichen Diskreditierung von
grundlegenden Werten wie Gleichheit und Solidarität haben
unsere Welt in ein schlingerndes Schiff mit ungewissem
Kurs verwandelt.
It’s the inequality, stupid!
In den Städten sind diese Entwicklungen längst angekommen:
Betongold trifft auf Wohnungsnot, Armut und
Obdachlosigkeit; Angstpolitik und umfassende Sicherheitsregime
im öffentlichen Raum auf Abbau von Freiheitsrechten und
Verdrängung; massive Eigentumskonzentrationen auf das
Aussortieren von immer mehr Menschen am Arbeitsmarkt.
»Cities are the places where austerity bites« hat Jamie Peck vor
einigen Jahren in dérive geschrieben – eine Analyse, die immer
mehr Menschen betrifft. Die 99 % dieser Welt bekommen die
frappierende Ungleichheit der neo-feudalistischen Verhältnisse
unter einem von Gier getriebenen, neuen Geldadel in immer
bedrohlicherer Weise im Alltag zu spüren. Was bringt uns also
dazu, einen Schwerpunkt zum Thema Demokratie und Stadt
zu veröffentlichen?
04
dérive N o 69 — Demokratie
Demos und Kratos
Während die abgehängten Klassen sich scheinbar in großen
Zahlen von Angstdiskurs und rechtspopulistischen
Milchmädchen-Rechnungen angezogen fühlen, was weltweit
einen besorgniserregenden Aufstieg von neuen autokratischen
Führerfiguren hervorbringt, wächst auch der Widerstand gegen
Demokratie als hohle Phrase und die Forderung nach einer
umfassenden Demokratisierung von Gesellschaft. Zentrum dieses
Widerstandes sind die Städte. Doch welches Potenzial birgt
das Konzept Demokratie über den bekannten Status Quo hinaus?
Ein möglicher Ansatz verbirgt sich in einer etymologischen
Spurensuche: Die gängigste und einfachste Übersetzung von
Demokratie ist Volksherrschaft. Sie ist grundsätzlich nicht
falsch, meist fällt aber unter den Tisch, dass demos keinesfalls
im völkischen bzw. ethnischen Sinne zu verstehen ist. Dafür
verwendeten die Griechen den Begriff ethnos. Demokratie steht
also keineswegs für ethnische Ausgrenzung zur Verfügung, wie
es die von der wahren Volksherrschaft träumenden Wir-sinddas-Volk-Fraktionen
verlangen.
In seinem Beitrag For Democracy: Planning and Publics
without the State setzt sich Mark Purcell näher mit der Begriffsdeutung
von Demokratie auseinander. Das Ergebnis seiner
demokratietheoretischen und etymologischen Analyse: Demokratie
bedeutet im Kern, dass Menschen ihr angeborenes Potenzial,
ihre Angelegenheiten selbst zu verwalten, so frei als nur
möglich nutzen können sollen. Purcell interpretiert kratos (dt.
Macht, Stärke) nicht als Macht über oder Herrschaft über, sondern
als die Macht oder das Vermögen zu etwas, also als Fähigkeit
Dinge zu bewegen, Entscheidungen zu fällen, Probleme zu
meistern. So wie in der attischen Demokratie die Bürger der
Polis ihre Angelegenheiten in Versammlungen selbst regelten,
fordert Purcell dazu auf, uns die Macht wieder zu eigen zu
machen, die wir in der repräsentativen Demokratie an den Staat
abgegeben haben, und das jedem Menschen innewohnende
Potenzial zu nutzen. Dass diese natürlichen Fähigkeiten bei den
meisten heute eher verkümmert scheinen und wir als Gesellschaft
erst wieder lernen müssen, sie zu entdecken, ist offensichtlich.
Change begins in the city
Die Lust dazu ist in den letzten Jahren auf jeden Fall
spürbar im Steigen begriffen. Das beginnt bei Community-Gärten,
Fab-Labs oder selbstorganisierten Hausprojekten und reicht
bis zu Bestrebungen der politischen Selbstverwaltung, wie wir
sie derzeit beispielsweise bei der kurdischen Bevölkerung in
Rojava und in zahlreichen Städten weltweit beobachten können.
Ähnlich wie David Graeber von »elementarem Kommunismus«
spricht, unter dem er vorrangig alltägliche gegenseitige Hilfe
versteht, ohne die keine Gesellschaft funktionieren kann, deutet
Purcell auf zahlreiche bereits bestehende Initiativen und Aktionen
hin, die heute als Möglichkeitsfenster in eine andere Gesellschaft
den Weg in Richtung einer umfassenderen Demokratie
weisen. Für Purcell ist Demokratie kein Stadium, das irgendwann
in seiner höchsten Vollendung erreicht werden kann, sondern
ein Horizont auf den man sich asymptotisch zubewegt.
Dabei tauchen frühe demokratische Werkzeuge wie etwa die
offene Versammlung immer wieder auf, was ihre Wichtigkeit für
die demokratische Gesellschaft unterstreicht. Am eindrucksvollsten
passiert das derzeit in Städten wie Barcelona, wo die
Stadtteilversammlung (Asamblea) eine wichtige Rolle in der
Stadtpolitik spielt. Dass diese Form der unmittelbaren demokratischen
Auseinandersetzung derzeit für intensives Nachdenken
sorgt, beweist auch die im Oktober erscheinende neue Publikation
von Hardt/Negri unter dem Titel Assembly.
Die Occupy-Bewegung und die weltweiten Platzbesetzungen
der letzten Jahre mögen von vielen als nicht erfolgreich
betrachtet worden sein, aber sie haben gemeinsam mit erfolgreichen
kommunalen Experimenten wie etwa in Porto Alegre
Prozesse in Gang gesetzt und umfassende Lernerfahrungen
ermöglicht. In Summe bilden sämtliche Bestrebungen der
Selbstorganisation fruchtbare Keime einer sich noch unscharf
abzeichnenden, aber durchaus hoffnungsvollen neuen munizipalistischen
Bewegung. In Spanien haben sich die Indignados des
spanischen Movimiento 15-M von 2011 zahlreich in Initiativen
organisiert und sind bei den Kommunalwahlen im Frühjahr
2015 als Bewegungs-Plattformen angetreten. Im Gegensatz zu
populistischen Top-down-Bewegungen, die alten Wein in neuen
Schläuchen verkaufen, sind sie tatsächlich bottom-up entstanden.
Mit ihren Programmen für echten gesellschaftlichen Wandel,
gegen Korruption und soziale Ungleichheit und für eine
offene, solidarische Gesellschaft haben sie in einer Vielzahl von
spanischen Städten aus dem Stand den Wahlsieg davongetragen.
Sie regieren mit Ahora Madrid und seiner neuen Bürgermeisterin
Carmen Carmela sowohl das politische als auch mit Barcelona
en Comú (BComú) und der PAH-Aktivistin 1 Ada Colau das
ökonomische Zentrum Spaniens und arbeiten intensiv an einer
Öffnung der politischen Institutionen und der Entwicklung von
neuen demokratischen Werkzeugen zur Verbindung der Ebene
von Nachbarschaft und Stadtteilversammlung mit der institutionellen
Stadtpolitik.
Radical Cities
Wie kann also eine Demokratie aussehen, die nicht in
der weit verbreiteten Form der repräsentativen Demokratie
erstarrt? Murray Bookchin, der 2006 verstorbene Begründer
eines libertären Kommunalismus, dessen Ideen heute von zahlreichen
politischen Gruppen wieder aufgegriffen werden, verfolgt
in seinem Buch Die Agonie der Stadt (1996) die These,
dass eine lebendige Demokratie nur dann möglich ist, wenn
Menschen auf lokaler Ebene miteinander über ihre Anliegen von
1
PAH – Plataforma de
Afectados por la Hipoteca
ist eine spanienweite,
selbstorganisierte Plattform
gegen Zwangsräumungen und
für das Recht auf Wohnen,
die mit Hilfe von direkten
Aktionen große Erfolge
gegen die Räumungsklagen
der Banken als Folge der
Immobilienkrise erreicht
hat. Ada Colau, die
derzeitige Bürgermeisterin
von Barcelona, war eine der
führenden AktivistInnen
der PAH.
Frank Eckardt — TRUMP on Main Street
05
Angesicht zu Angesicht diskutieren und diesen Prozess nicht an
BerufspolitikerInnen delegieren. Er spricht sich für eine Entprofessionalisierung
von Politik aus, weist aber stets darauf hin,
dass diejenigen die sich in einer Versammlung auf Maßnahmen
einigen, nicht zwangsläufig die sein müssen, die sie auch umsetzen.
Auch der Idee der Städtebünde hat Bookchin viel Aufmerksamkeit
gewidmet und mit zahlreichen Beispielen von der
Antike übers Mittelalter bis in die Gegenwart ihr Potenzial für
eine demokratischere Gesellschaft belegt. Heute spielen Städtenetzwerke
auf vielen Ebenen (wieder) eine wichtige Rolle und
man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass sich ihre
Bedeutung in Zukunft weiter erhöhen wird. Städte sind mit den
Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen tagtäglich und
direkt konfrontiert und können sich nicht in nationalstaatlichen
Realitätsverweigerungen und Inszenierungen ergehen, zumindest
dann nicht, wenn sie als lebendige und lebenswerte Orte für
alle erhalten bleiben wollen. Benjamin Barber hat mit seinem
2013 erschienenen Buch If Mayors Ruled the World: Dysfunctional
Nations, Rising Cities diese Entwicklung auf den Punkt
gebracht.
Bookchins libertärer Kommunalismus hat sich zwar als
Begriff nicht wirklich durchgesetzt, in der aktuellen munizipalistischen
Bewegung stoßen jedoch viele seiner Ideen auf großes
Interesse. Der Begriff des Munizipalismus geht dabei historisch
auf eine Bewegung während der Römischen Republik des 18.
Jahrhunderts zurück, in der einige Kommunen sich in Gänze
vom neuen Staat loszusagen versuchten, mit den Werten Selbstbestimmung
und Autonomie als Kern der Idee. Juan Subirats,
einer der Gründer von Barcelona en Comú, beschreibt in seinem
Beitrag in dieser Ausgabe die Entwicklung der munizipalistischen
Bewegung im heutigen Spanien und die Werte und Ziele,
die in den lokal organisierten Wahlkämpfen im Vordergrund
standen: Die Wiederaneignung der Institutionen im Sinne der
BürgerInnen, die Bekämpfung von sozialer Not und der
Zunahme von Ungleichheit, eine direkte Einbeziehung der BürgerInnen
in öffentliche Entscheidungsprozesse und das Wiedererlangen
einer ethischen, moralischen, politischen Perspektive
nach Jahren der Korruption und privaten Bereicherung an den
öffentlichen Institutionen.
Lessons to learn
So spannend und hoffnungsvoll sich das Projekt der
munizipalistischen Bewegung darstellt, so stellt sich doch die
Frage, ob und wie es langfristig möglich ist, die vorhandenen
Strukturen der Stadtpolitik und Kommunalverwaltung so zu
nutzen, dass am Ende des Tages nicht doch automatisch wieder
nur eine repräsentative Demokratie übrig bleibt. Auch der Hamburger
Autor und Stadtaktivist Niels Boeing weist im Interview
in dieser Ausgabe darauf hin, dass sich die Strukturen der Verwaltung
mitsamt ihrer Beamtenschaft in der Vergangenheit
immer wieder als starke, bewahrende Kräfte erwiesen haben, die
über viel Wissen und Erfahrung und damit über eine nicht zu
unterschätzende Macht verfügen, mit der bei allen Ansätzen
eines grundlegenden Wandels gerechnet werden muss.
Barcelona en Comú arbeitet jedenfalls hart daran, die
Institution der Asambleas (Stadtteilversammlungen) als den Ort
zu institutionalisieren, an dem von der Bevölkerung Themen
aufgeworfen und Fragen diskutiert werden, deren Antworten
schließlich von Politik und Verwaltung aufgegriffen und umgesetzt
werden. Können die komplexen Probleme der urbanen
Gesellschaft mit solchen Modellen tatsächlich gelöst werden? Ist
es also möglich an Demokratie als Projekt einer aktiven Selbstermächtigung
zu arbeiten, anstatt sie nur passiv zu konsumieren?
Die Fragen sind berechtigt, kommen allerdings zu früh, um
sie ernsthaft und umfassend beantworten zu können. Der harte
Pragmatismus (Kate Shea Baird) des neuen Munizipalismus ist
es auf jeden Fall wert, einen genauen Blick darauf zu werfen und
die Entwicklung zu verfolgen.
Dass Barcelona en Comú es tatsächlich ernst meint,
zeigen Bertie Russell, vom Urban Institute der Universität von
Sheffield, und Oscar Reyes, der am Institute for Policy Studies
forscht und in Barcelona lebt, in ihrer Analyse 2 20 Monate nach
der Wahl: Ada Colaus Credo Feminizing Politics setzt auf einen
komplett anderen Politikstil, der Zweifel und Widersprüche
offen thematisiert und gleichzeitig die Rolle der Gemeinschaft
und des Gemeinwohls bei der Lösungsfindung stärkt. Im Mittelpunkt
aller Bestrebungen steht eine Politik der Commons, der
Vergesellschaftung von lebensnotwendigen Infrastrukturen und
gemeinsamen Entwicklung von Stadt. Sein Wahlprogramm entwickelte
BComú auf Stadtteilversammlungen in lokalen Nachbarschaften
und durch technische Online-Werkzeuge
gemeinsam mit tausenden Menschen. Die größten Gewinne hat
BComú in den ärmsten Nachbarschaften erzielt. Nach dem
Wahlsieg installierte die Plattform einen Notfalls-Plan mit Maßnahmen
gegen Zwangsräumungen, Strafen für Banken, die
ihren Immobilienbesitz leer stehen lassen, und Subventionierung
von Transport- und Energiekosten für Arbeitslose und MindesteinkommensbezieherInnen.
Statt rassistischer und xenophober
Angst- und Sündenbockpolitik werden von BComú die
wahren Gründe thematisiert, warum immer mehr Menschen
immer weniger zum Überleben haben, und Maßnahmen zur
Verbesserung der sozialen Lage gesetzt. Soziale Stadtteilprojekte
werden aus einem Fonds unterstützt, den die Abgeordneten von
Barcelona en Comú durch eine selbst auferlegte Gehaltsbeschränkung
von 2200 Euro speisen. Bei aller Lokalität verliert
die Plattform den globalen Rahmen aber nicht aus den Augen:
BComú vernetzt weltweit Städte und hat ein Komitee gegründet,
um die gemachten Erfahrungen international zu diskutieren und
zu teilen. All diese Ansätze verfolgen nicht einfach eine klassische
sozialistische Politik, im Glauben, die besten Lösungen für
das Wahlvolk zu haben. Barcelona en Comú glaubt ganz im
Sinne des Stadt selber Machens daran, dass Menschen ihre
Angelegenheiten gemeinsam und selbstorganisiert am besten
regeln können, und verbindet Alltags- und ExpertInnen-Wissen,
um Lösungen für die tatsächlichen Probleme der Menschen zu
entwickeln.
2
www.opendemocracy.net/
can-europe-make-it/oscarreyes-bertie-russell/eightlessons-from-barcelona-encom-on-how-to-take-bac
06
dérive N o 69 — Demokratie
Joan Subirats
Beginnt der
WANDEL
in den STÄDTEN?
Der neue Munizipalismus als Gegenbeispiel zum Europa der
Austerität und den sich abschottenden Staaten
Munizipalismus, Kommunalwahlen,
Austerität, Solidarität, Barcelona, Pragmatismus,
Städtenetzwerk, Finanzspekulation
Stadtteilversammlung in Barcelona mit Bürgermeisterin Ada Colau, Februar 2017
Alle Fotos (c) Barcelona en Comú
Joan Subirats — Beginnt der WANDEL in den STÄDTEN?
07
Interview: Niels Boeing, Christoph Laimer, Elke Rauth
Beharrlich
bleiben, mitmachen,
WEITERMACHEN
Gespräch über die Notwendigkeit
einer Demokratisierung der Stadt
Selbstverwaltung, Commons, Recht auf Stadt, Demokratie,
Stadtteilversammlungen, St. Pauli/Hamburg
»Wie soll das urbane Zusammenleben der Zukunft organisiert sein?
Wie können wir erreichen, dass alle Menschen, die in unserer Stadt
leben, die selben Möglichkeiten und Rechte haben?« Fragen, die
im Arrivati Park während der G20-Proteste in Hamburg diskutiert
wurden.
Foto (c) Rasande Tyskar
»Überlegungen zur freien Stadt der Zukunft« lautet der Untertitel von Niels
Boeings Buch VON WEGEN, das 2015 in der Edition Nautilus erschienen ist.
Diese Überlegungen drehen sich immer wieder um die Notwendigkeit einer
Demokratisierung der urbanen Gesellschaft, weshalb wir Niels Boeing zu
einem Gespräch für dieses Schwerpunktheft eingeladen haben. Darin geht es
sowohl um die ganz konkreten Erfahrungen, die Niels Boeing in den letzten
Jahren in St. Pauli/Hamburg gemeinsam mit der Recht auf Stadt-Bewegung
und ihren Aktivitäten gemacht hat, als auch um Gedanken über Modelle einer
Versammlungsdemokratie, dem Potenzial von Commons oder den Freuden
der Selbstorganisation. Niels Boeing ist Autor, Journalist und aktiv im Hamburger
Recht auf Stadt-Netzwerk sowie in mehreren urbanen Initiativen wie z.B.
dem Fabulous St. Pauli oder Wohl oder Übel. Das Gespräch führten Elke Rauth
und Christoph Laimer.
Niels Boeing, Christoph Laimer, Elke Rauth — Beharrlich bleiben, mitmachen, WEITERMACHEN
15
Peter Leeb
»Wir würden
ja gerne, allerdings
sind uns von Rechts
wegen die HÄNDE GEBUNDEN.«
Erfahrungen aus 5 Jahren Stadtteilarbeit
der Freirauminitiative FRISCH
Partizipation, Freiraum, Bürokratie, Stadtteilarbeit,
Nachbarschaft, Wien
Ein Spielplatz und der ASKÖ-Sportplatz auf der Schmelz, Wien
Alle Fotos (c) FRISCH
Partizipationsprozesse gehören zum stadtpolitischen Standardrepertoire. Die Kritik an
diesen Prozessen ist ebenso groß wie in den meisten Fällen berechtigt, dienen sie
doch oft zu nichts anderem als Top-down-Politik zu behübschen. Die selbstorganisierte
Freirauminitiative FRISCH versucht seit fünf Jahren auf dem 30 ha großen Gelände
der Schmelz in Wien zu erreichen, dass der Nachbarschaft mehr Raum zur Verfügung
gestellt wird. Darüber wie es ihr mit diesem Bottom-up-Anliegen seither ergangen ist,
schreibt Peter Leeb, einer der Aktivisten von FRISCH, im folgenden Beitrag.
22
dérive N o 69 — Demokratie
Kate Shea Baird
Eine NEUE
INTERNATIONALE
MUNIZIPALISTISCHE
Bewegung ist im Entstehen
Von kleinen Erfolgen zu
einer globalen Alternative
Munizipalismus, Demokratie, Lokalpolitik,
Barcelona, Solidarität, Pragmatismus
Protestkundgebung von Nuit Debout, am 10. April 2016 in Paris
Foto: (c) Olivier Ortelpa
In einer Welt, die zwischen neoliberaler Krise und Autoritarismus feststeckt,
beweist eine neubelebte munizipalistische Bewegung, dass sie ein starkes
Werkzeug ist, um emanzipatorische Alternativen von Grund auf zu gestalten.
Von 9.-11. Juni 2017 haben sich BürgermeisterInnen, StadträtInnen und
AktivistInnen aus über 40 Länder zur internationalen, munizipalistischen
Fearless-Cities-Konferenz in Barcelona getroffen. Die Veranstaltung brachte
erstmals ein Netzwerk munizipalistischer Plattformen zusammen, das sich
im Laufe der letzten Jahre, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen, rund um
die Welt ausgebreitet hat.
28
dérive N o 69 — Demokratie
Kate Shea Baird — Eine NEUE INTERNATIONALE MUNIZIPALISTISCHE Bewegung ist im Entstehen
31
Kunstinsert:
Gabriele Sturm
The Mismeasure
of Paradise
Für the taste of paradise – von einem Ende der Handelskette zum anderen ist Gabriele Sturm im
wahrsten Sinne des Wortes bis an das andere Ende der Welt gelangt: In Bremen entdeckte die
Künstlerin in einer Vitrine im Überseemuseum einen Paradiesvogel, der sie an die Hutfedern
älterer Damen in ihrer Kindheit erinnert hatte. Gabriele Sturm beginnt eine intensive Recherche
der (deutschen) Kolonialzeit auf Papua-Neuguinea und den daraus resultierenden Handelsbeziehungen
zu Deutschland und Österreich. Während sie die intensive Spurensuche startet, sendet
sie eine dieser Federn nach Papua-Neuguinea zurück, die sie dann in die entlegensten Dörfer
Papua-Neuguineas verfolgt. Im Laufe ihrer Recherchen findet sie weitere Stränge, die symptomatisch
für das immer noch koloniale und ressourcenverachtende Handeln unserer Gesellschaft
stehen. Den Fokus legte sie dabei auf den Warentransfer und die De- und Neukontextualisierung
der kulturellen und inhaltlichen Bedeutung.
Gabriele Sturm recherchiert und verknüpft in ihren Arbeiten unterschiedliche zeitliche
und räumliche Ebenen, wobei sie sich nie mit einfachen Antworten zufrieden gibt. Vielmehr
stellt sie diese dann in aktuelle politische und wirtschaftliche Zusammenhänge, wie hier die heutigen
Handelsbeziehungen zwischen der EU und Papua-Neuguinea, die u.a. vom flächendeckenden
Thunfischfang vor den Küsten Papua-Neuguineas und der Ausbeutung des tropischen
Regenwaldes geprägt sind.
Diese konsequente künstlerische und politische Herangehensweise ist auch typisch für
andere Projekte von Gabriele Sturm, in denen sie den Mikrokosmos der jeweiligen Umwelt mit
dem Makrokosmos der globalen Zusammenhänge verbindet. So verfolgte sie persönlich bei
Wie weit ist weit? (2006/07) Tomaten mit einem LKW-Transport aus der Südtürkei bis zum
Großgrünmarkt von Wien Inzersdorf. Während dieser Zeit erhielt die Neue Galerie Graz von
der Künstlerin regelmäßig SMS für die Ausstellung Un/fair Trade mit den genauen Positionen
und Bedingungen der von ihr begleiteten 20 Tonnen Tomaten.
Ob nun eine Feder, eine Tomatenverpackung oder Wetterveränderungen – ihre Projekte
sind geprägt von präzisen Fragestellungen, die sich an Gegenständen oder Situationen entzünden.
Aus den performativen Projekten entstehen unterschiedliche künstlerische Artefakte, die sich
zu einem Geflecht aus Installationen, filmischen Arbeiten, Objekten – bzw. wie für dérive aus
Fotos und Collagen – verdichten (auch wenn die Mittelseite hier nicht in paradiesfarbener
Pracht erstrahlt).
Derzeit arbeitet Gabriele Sturm an einer von ihr gegründeten Handelsplattform am
Nordwestbahnhof im Rahmen von Stadt in Bewegung – zum Abschied eines Logistik-Areals, kuratiert
von Tracing Spaces, bis Anfang November 2017. Weitere neue Arbeiten werden in der
Ausstellung Urgent Perspektives #1, kuratiert von Barbara Holub im Projektraum Viktor Bucher
von 9.11–11.11.2017 zu sehen sein (www.gabrielesturm.net).
Abbildungen
Seite 33:
1 Paradiesvogelfeder
aus einem Hutnachlass,
Wien, 2009
2 & 3 Vogelpräparate,
Archiv des Naturhistorischen
Museums, 2009
Doppelseite:
The Taste of Paradise, 2014,
De-Collage, 220 x 130 cm,
2009/2014
(Collage mit Abbildung der
Paradiesvögel aus dem
Standardwerk der
Naturgeschichte der Tiere
von Jan Jonston (1650/53)
und zwei historischen
Weltkarten von 1895
Fotoarbeiten
Seite 36:
1 Politische Demonstration
in Port Moresby, 2012
2 Thunfisch verarbeitende
Fischfabrik in Wewak, 2012
Paul Rajakovics
32
dérive N o 69 — Demokratie
Mark Purcell
For Democracy:
Planning and Publics
WITHOUT THE STATE
Staat, Öffentlichkeit, Selbstverwaltung, Demokratie,
Elementarer Kommunismus
Versammlung am Plaza Jacinto Benavente in Madrid im Zuge der M15 Proteste, August 2011
Foto (c) Jisakiel
This article argues that planning should develop a robust conception of
»publics without the State.« We should do so because the State is a necessarily
oligarchical arrangement that prevents us from achieving real democracy. We
should explore publics without the State in both theory and practice.
Mark Purcell — For Democracy: Planning and Publics WITHOUT THE STATE
37
Manfred Russo
Geschichte der URBANITÄT, Teil 53
Henri Lefebvre
Teil 9
Die PRODUKTION des
Raumes IV: Das IMAGINÄRE und
das MONUMENTALE
Spiegelstadium, Gesellschaftliche
Kohäsion, der Andere, Lacan, Monument, Imaginäre
Serie
Lacans Spuren bei Lefebvre
Lefebvre hat in seiner großen Geste der Einverleibung von Literatur
zum Raum auch psychoanalytische AutorInnen berücksichtigt.
Neben Sigmund Freud wird auch sein Zeitgenosse
Jacques Lacan gelegentlich erwähnt und es werden vage Bezüge
zu dessen Theorie des Spiegelstadiums vorgelegt. Lefebvres
Vorliebe zum Begriff der Spiegelung durchzieht sein Werk, insbesondere
auch die Produktion des Raumes, ohne allerdings
eine klare Präferenz für eine bestimmte Theorie erkennen zu
lassen, wenn man von der Prämisse der marxistischen Widerspiegelungstheorie
absieht, die von einer Reflexion der Welt in
den Köpfen der Menschen ausgeht. Auch Lacans Ansatz korreliert
mit der materialistischen Theorie, wenngleich auf eine
komplexere Art der Beweisführung.
Ein in diesem Zusammenhang besonders interessanter
Hinweis zum Einfluss Lacans erfolgte durch den Vergleich der
drei Formanten Lefebvres mit dem Borromäischen Knoten bei
Lacan, einem Formprinzip der christlichen Trinitätslehre, das er
als Darstellung für die Topologie seiner Lehre verwendete. Drei
Ringe sind so angeordnet, dass ein Ring die beiden anderen,
die nicht miteinander verbunden sind, verknüpft. Wenn ein Ring
herausgelöst wird, so sind auch die beiden anderen frei. Es
handelt sich bei den Ringen um das Imaginäre, das Symbolische
und das Reale. Diese drei zentralen Elemente bei Lacan könnten,
so ein kurzer Hinweis von Walter Prigge, der von Christian
Schmid (2005, S. 242) weitergegeben wird, den drei Formanten
bei Lefebvre entsprechen. Die Repräsentationen des Raumes
(L’espace conçu, der konzipierte Raum) entsprechen demnach
dem Begriff des Symbolischen bei Lacan. Die Räume der Repräsentation
(L’espace vécu, repräsentierende Räume, gelebter
Raum) entsprechen dem des Imaginären. Die räumliche Praxis
(L’espace perçu, der wahrgenommene Raum) entspricht dem
Realen. Mit dieser Analogiedarstellung erschöpft sich allerdings
der Hinweis, daher wagen wir in einem Versuch eine Interpretation
der Dimension des Lacan’schen Imaginären, wie sie in
der Produktion des Raumes zumindest in Spuren vorhanden ist.
Das Imaginäre bei Lacan
Das Imaginäre ist die Schlüsseldimension bei Lacan, weil sie
den Kern der Theorie bildet, die er in seinem Aufsatz über das
Spiegelstadium veröffentlicht hat (siehe dazu auch Folge 43 in
dérive 55) Wir wollen diese mit Lefebvres analoger Dimension
des espace vécu – so die Hypothese – konfrontieren, um daraus
einige Erkenntnisse über die Rolle des Imaginären in Bezug
auf Stadt und Raum ableiten zu können. Zunächst zu Lacan:
Menschliche Selbstfindung ist durch Narzissmus geprägt,
durch ein mit sich selbst Eins-sein- Wollen, das von einem unerreichbaren
Ideal angeleitet wird, das nicht erreicht werden kann.
Der Ursprung dieses Dramas findet sich im Spiegelstadium.
Der Spiegel bildet nach Lacan nichts Vorhandenes ab, sondern
bewirkt eine Spaltung des Ich, in ein moi und ein je. Durch
das Spiegelbild wird eine Verwandlung ausgelöst, indem sich
das Kleinkind mit seinem imaginären Repräsentanten – also
mit einem Anderen – identifiziert. Das kleine Wesen kommt im
Spiegelbild zu sich und verfehlt sich zugleich, weil es sich mit
einem Ideal-Ich durch jubilatorische Aufnahme 1 gleichsetzt.
Damit wird die Instanz des moi hervorgebracht, das sich durch
den Höchstanspruch an sich definiert, der aber zugleich
niemals erreicht werden kann. Dem zweiten Ich, dem je, obliegt
die schwierige Aufgabe die Nichtübereinstimmung mit der
48
dérive N o 69 — Demokratie
Peter Payer
ELISABETH
LICHTENBERGER
1925–2017
Erinnerung an eine
außergewöhnliche Stadtforscherin
Von der Öffentlichkeit viel zu unbemerkt ist im letzten Spätwinter
die Wiener Stadtforscherin Elisabeth Lichtenberger
gestorben. Von den 1970er Jahren an hat sie – wie wohl wenig
andere in Österreich – für mehr als drei Jahrzehnte die wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit dem Phänomen Stadt
geprägt, dafür nationale und internationale Anerkennung und
zahlreiche hohe Auszeichnungen erhalten. Es soll hier nicht
der Raum sein, Lichtenbergers akademischen Werdegang und
ihre umfangreichen Arbeiten, die sich in zwanzig Monografien
und über 230 wissenschaftlichen Artikeln niederschlugen,
detailliert nachzuzeichnen (auf den Webseiten der Universität
Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
gibt es dazu ausführliche Informationen inklusive benutzerfreundlicher
Download-Links), vielmehr seien einige persönliche
Anmerkungen gestattet.
Als ehemaliger Student von ihr hatte sie meinen beruflichen
Weg mitverfolgt und so durfte ich sie in ihren letzten
Lebensjahren auch privat kennenlernen. Die unglaubliche Vielseitigkeit
ihrer Forschungen, verbunden mit ihrem enormen
Arbeitspensum, war mir erst im Lauf der Jahre bewusst geworden.
Und dabei meine ich gar nicht ihre intensive Beschäftigung
mit Fragen der Physischen Geographie oder Hochgebirgsforschung,
sondern allein den engeren Themenkreis
der Stadtforschung.
Im Jahr 1980 begann ich am Institut für Geographie der
Universität Wien Raumforschung und Raumordnung zu studieren,
ein Studienzweig, der erst acht Jahre zuvor von Elisabeth
Lichtenberger, mit Antritt ihrer ordentlichen Professur, gegründet
worden war. Überzeugend legte sie dar, dass sich all unsere
Aktivitäten immer und überall im Raum abspielen, räumliche
Aspekte somit in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rücken
seien und zwar – im Unterschied zu dem an der TU Wien
gelehrten Studienzweig Raumplanung – nicht nur in planerischtechnischer
Hinsicht, sondern in Form einer breiten sozialund
kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung. Lichtenberger
selbst war dafür das beste Vorbild, hatte sie doch Geographie,
Geologie, Biologie, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften
studiert. Mit professoraler Autorität und – es sei nicht
verschwiegen – Strenge führte sie uns ein in die komplexe Welt
des Städtischen, die von den vielfältigsten Nutzungsansprüchen
geprägt sei. Und dies auch in der Vergangenheit stets war,
wie wir auf zahlreichen Exkursionen durch Wien hautnah und
vor Ort vermittelt bekamen. Diese selbstverständliche Verknüpfung
der historischen Dimension mit der aktuellen Stadtentwicklung
war es dann auch, die mich besonders beeindruckte.
Im mondänen Innenstadtpalais, in den Zinshäusern der ehemaligen
Vorstädte, im Weichbild von Simmering, stets wusste
Elisabeth Lichtenberger Interessantes über die Genese und
Struktur des jeweiligen Ortes zu berichten und mit Anschauungsobjekten
instruktiv zu verknüpfen. Stadtforschung, die
empirisch fundiert war und nicht nur am Schreibtisch stattfand
– das war spannend und ansteckend.
Allmählich lernte ich ihre zahlreichen Bücher kennen,
die sie bereits damals zur Stadtgeschichte von Wien verfasst
hatte: Wien. Bauliche Gestalt und Entwicklung (gem. mit
Hans Bobek, 1966), Wirtschafts- und Sozialstruktur der Wiener
Ringstraße (1970), Die Wiener Altstadt (1977), Stadtgeographischer
Führer (1978). Allesamt zu Standardwerken
geworden, wobei letzteres noch heute ein wertvolles
Vademecum für Wienexpeditionen darstellt.
52 dérive N o 69 — Demokratie
Besprechungen
Unterwegs mit
Schildkröte
und Kamera
Michael Klein
Mit Liebe zur Stadt beschrieb der Historiker
Jacques Le Goff einmal die aktive
Teilhabe im Verhandlungsprozess zwischen
den vielfachen Widersprüchlichkeiten
und Differenzen, die das städtische
Zusammenleben ausmachen. Ich weiß
nicht, ob Le Goff Pate stand bei der
Titelgebung dieses Buches, das sich vorgenommen
hat, einen Teil dieser Widersprüchlichkeiten
sichtbar zu machen. Vermessung
einer Liebe zur Stadt trifft es
aber gut, als dass das Buch anhand einer
Untersuchung der Bilder von der Stadt
den städtischen Wandel Wiens auslotet
und die ihm zugrundeliegenden Prozesse
– die von den sozialen und wirtschaftlichen
Differenzen des städtischen Alltags
zeugen – deutlich macht.
Sechs kurze Essays behandeln das
Bild von Wien. Es sind Texte, die sich
eingehend der eigenen Stadtwahrnehmung
und ihrem Werden widmen, von
einem Urbanisten, der auf diese Weise
die letzten sieben Dekaden Wiens in eigenen
Worten nachzeichnet, Texte über
das Fotografi eren in und von Städten. An
Paris geschult und einer französischen
Theorietradition der Stadtbeschreibung,
nicht zuletzt auch Walter Benjamin verpfl
ichtet, durchstreift Rudolf Kohoutek
Wien und verhandelt Bilder der Stadt jenseits
der gängigen touristischen Klischees,
die Aufschluss geben über die Räume des
Zentrums, der Vorstadt und der Peripherie,
von Hoch-, Sub- und Gegenkultur.
Der weitaus größere Teil des Buches
aber zeigt Fotografi en von Wien: alte
Portale, Erdgeschoßlokale, die leer stehen,
Hausfassaden, von denen der Putz abfällt,
bemalte Schaltkästen und Leitungen, verwaiste
Hinterhöfe und halb fertig gestellte
Miniaturarchitekturen, die fast kleinen
Skulpturen glichen, wären sie welche –
Bilder von einer Stadt, die immer ein wenig
kaputt, ein wenig adaptiert und hergerichtet,
im ständigen Umbau erscheint,
Bilder vom Ȋsthetischen Mehrwert des
Verfalls«. Dem Buch deshalb eine romantisch
verklärte Sehnsucht nach dem
Gestern zuzuschreiben, wäre aber mehr
als fehl am Platz: Denn Kohouteks Bilder
zeigen Ausschnitte von Wien, die ab 2008
aufgenommen wurden, also kurz bevor
und während eine Investitionswelle über
die Stadt rollte, die scheinbar aus jedem
noch so erbärmlichen baulichen Überbleibsel
der Gründerzeit lukrative Mieten
zu schlagen trachtete, nachdem dieses
modernisiert und sein zerbröselndes Antlitz
geglättet wurde; oder dort, wo das nicht
mehr möglich war, durch neue Gebäude
ersetzte. Seine Kritik an den Verhältnissen
wird deutlich in der Wiederholung von
Variationen, an denen sie sich abarbeitet,
sie wird dabei aber nie laut, schreierisch,
sondern bleibt in ihrem Vorgehen vielmehr
klar und präzise. Kohoutek setzt seine
Bilder nur selten und gezielt dynamisch in
Szene, ansonsten ist sein Blick eher der
eines Vermessers: Die Fotos sind Frontalperspektiven,
die, oft parallel zur Fassade
aufgenommen, analytisch abbilden, wie
Haus oder privater Raum der Stadt gegenüberstehen,
in Konfl ikt treten, bisweilen
versuchen, sich gegenseitig einzuverleiben.
Menschen selbst sind nur selten zu sehen,
vielmehr sind es die Spuren von Besitzverhältnissen,
von Zuständigkeiten und Nichtzuständigkeiten,
die sie im genauen Blick
in den Oberfl ächen und Architekturen
abbilden. Im Buch treten sie, geordnet
in die fünf Kategorien Erdgeschoße,
Historismen, Surrealismen, Heterotopien
und Materialien, auf. Eine solche Einteilung
könnte trocken und zwanghaft wirken,
tatsächlich folgt sie im Buch jedoch einer
Unordentlichkeit, die nur die Stadt bieten
kann und aus der das Buch auch seinen
Reiz zieht.
In den 1840er Jahren, schrieb Walter
Benjamin in seiner Schilderung des Flaneurs
im Passagenwerk, sei es vornehm
gewesen, eine Schildkröte mit sich zu
führen, »das gebe einen Begriff vom
Tempo des Flanierens in den Passagen«.
In der Schildkröte zeichnet sich allerdings
nicht nur die Notwendigkeit des Langsamen
ab: Für den Flaneur, der bei Benjamin
immer mehr ist als ein dandyhafter Großstadtspaziergänger,
einer, der dank seiner
Wahrnehmung in der Lage ist, den städtischen
Alltag zu lesen und zu entschlüsseln,
markiert die Schildkröte einen regelrechten
Perspektivenwechsel. Denn Erkenntnis
über die Stadt ist nicht länger den Herrschenden
vorbehalten, jenen, die über
den gottgleichen Blick von oben verfügten,
auf dem auch der Plan aufbaut, sondern
im Blick von unten zu suchen, in den
Niederungen des Alltags. Dieser Perspektivenwechsel
sollte zentral bleiben für sämtliche
Formen des situativen Herumstreifens,
von den Dérives der S.I. bis hin zu den
Wanderungen von Stalker/Osservatorio
Nomade und anderen Stadtstreunerinnen,
in deren Tradition gewissermaßen auch
die Arbeit Kohouteks steht. Auch Wiener
Grund folgt dieser Haltung: es bietet keine
pittoreske Aussicht, keinen Überblick über
Wien, sondern bleibt am Boden – und
zwar in jener Realität, die notwendig ist,
eine Kritik der politischen Ökonomie
der Stadt entlang ihrer Häuserkanten und
Fassaden zu entwerfen. Rudi Kohouteks
Schildkröte und wichtigstes Instrument ist
hier seine Kamera: gehen, warten,
schauen, den Kopf hervorstrecken, denken
– und weitergehen.
–
Rudolf Kohoutek
WIENER GRUND
Vermessung einer Liebe zur Stadt
Fotografi en und Texte
Zürich: Park Books, 2017
225 Seiten, 39 Euro
–
54
dérive N o 69 — Demokratie
BACKISSUES
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Alle Inhaltsverzeichnisse und zahlreiche Texte sind auf der dérive-Website nachzulesen.
dérive Nr. 1 (01/2000)
dérive Nr. 20 (03/2005)
Schwerpunkte: Gürtelsanierung: Sicherheitsdiskurs, Schwerpunkt: Candidates and Hosts
Konzept – und Umsetzungskritik, Transparenzbegriff; dérive Nr. 21/22 (01-02/2006)
Institutionalisierter Rassismus am Beispiel der »Operation
Spring«
dérive Nr. 23 (03/2006) (vergriffen)
Schwerpunkt: Urbane Räume – öffentliche Kunst
dérive Nr. 2 (02/2000)
Schwerpunkt: Visuelle Identität
Schwerpunkte: Wohnsituation von MigrantInnen und dérive Nr. 24 (04/2006)
Kritik des Integrationsbegriffes; Reclaim the Streets/ Schwerpunkt: Sicherheit: Ideologie und Ware
Politik und Straße
dérive Nr. 25 (05/2006) (vergriffen)
dérive Nr. 3 (01/2001) (vergriffen)
Schwerpunkt: Stadt mobil
Schwerpunkt: Spektaktelgesellschaft
dérive Nr. 26 (01/2007)
dérive Nr. 4 (02/2001)
Sampler: Stadtaußenpolitik, Sofi a, Frank Lloyd Wright,
Schwerpunkte: Gentrifi cation, Stadtökologie
Banlieus, Kreative Milieus, Refl exionen der phantastischen
Stadt, Spatial Practices as a Blueprint for
dérive Nr. 5 (03/2001)
Sampler: Salzburger Speckgürtel, Museumsquartier, Human Rights Violations
räumen und gendern, Kulturwissenschaften und Stadtforschung,
Virtual Landscapes, Petrzalka,
Schwerpunkt: Stadt hören
dérive Nr. 27 (02/2007)
Juden/Jüdinnen in Bratislava
dérive Nr. 28 (03/2007)
dérive Nr. 6 (04/2001)
Sampler: Total Living Industry Tokyo, Neoliberale Technokratie
und Stadtpolitik, Planung in der Stadtland-
Schwerpunkt: Argument Kultur
dérive Nr. 7 (01/2002)
schaft, Entzivilisierung und Dämonisierung, Stadt-Beschreibung,
Die Unversöhnten
Sampler: Ökonomie der Aufmerksamkeit, Plattenbauten,
Feministische Stadtplanung,
dérive Nr. 29 (04/2007)
Manchester, Augarten/Hakoah
Schwerpunkt: Transformation der Produktion
dérive Nr. 8 (02/2002)
dérive Nr. 30 (01/2008) (vergriffen)
Sampler: Trznica Arizona, Dresden, Ottakring,
Schwerpunkt: Cinematic Cities – Stadt im Film
Tokio, Antwerpen, Graffi ti
dérive Nr. 31 (02/2008) (vergriffen)
dérive Nr. 9 (03/2002)
Schwerpunkt: Gouvernementalität
Schwerpunkt in Kooperation mit dem
dérive Nr. 32 (03/2008)
Tanzquartier Wien: Wien umgehen
Schwerpunkt: Die Stadt als Stadion
dérive Nr. 10 (04/2002) (vergriffen)
dérive Nr. 33 (04/2008)
Schwerpunkt: Produkt Wohnen
Sampler: Quito, Identität und Kultur des Neuen Kapitalismus,
Pavillonprojekte, Hochschullehre,
dérive Nr. 11 (01/2003)
Schwerpunkt: Adressierung
Altern, Pliensauvorstadt, Istanbul, privater Städtebau,
dérive Nr. 12 (02/2003)
Keller, James Ballard
Schwerpunkt: Angst
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dérive Nr. 13 (03/2003)
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Sampler: Nikepark, Mumbai,
dérive Nr. 35 (02/2009)
Radfahren, Belfast
Schwerpunkt: Stadt und Comic
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dérive Nr. 36 (03/2009)
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Schwerpunkt: Aufwertung
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Schwerpunkt: Rekonstruktion
Hier entsteht, (Un)Sicherheit, Reverse Imagineering, und Dekonstruktion
Ein Ort des Gegen
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Schwerpunkt: Stadterneuerung
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Zwischenstädtische Lebensräume
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Urbanes Labor Ruhr
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Schwerpunkt: Henri Levebvre und das Recht aus Stadt
dérive Nr. 61 (04/2015)
Perspektiven eines kooperativen Urbanismus
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dérive Nr. 64 (03/2016)
Ausgrenzung, Stigmatisierung, Exotisierung
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Judentum und Urbanität
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Nahrungsraum Stadt
dérive Nr. 68 (03/2017)
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von Forschungen und wissenschaftlichen Tätigkeiten zu den
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Fragen. Besondere Berücksichtigung sollen dabei
inter- und transdisziplinäre Ansätze finden.
Grundlegende Richtung:
dérive – Zeitschrift für Stadtforschung versteht sich als
interdisziplinäre Plattform zum Thema Stadtforschung.
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