28.09.2017 Aufrufe

Neue Szene Augsburg_2017-10

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

48<br />

GERILLTES<br />

FRÄULEIN BRECHEISEN<br />

SUPERGRATTLER<br />

(In gute Hände Records)<br />

Mittlerweile hat sich das <strong>Augsburg</strong>er<br />

Jazz-Disco Punk-Ensemble so etwas<br />

wie einen regionalen Legendenstatus<br />

erarbeitet. Man könnte es sich also<br />

locker im eigenen Sound von einer Million<br />

herrlich funkelnder Diskokugeln<br />

gemütlich machen, aber das ist nicht<br />

die Ambition von Fräulein Brecheisen.<br />

Darum haben sich Harald Brecheisen<br />

und David Jahnke zusammen mit dem<br />

<strong>Augsburg</strong>er Filmkomponisten Michael<br />

Kamm ins Studio begeben, um jetzt<br />

eine geniale Neo-Disco-Platte auszuspucken.<br />

Schon das Plattencover sagt mehr<br />

über den Sound aus, als es Worte tun<br />

könnten und wen das Austro-Quartett<br />

„Bilderbuch“ heiß machte, der wird<br />

auch bei Fräulein Brecheisen in wilde<br />

Ekstase geraten. Word! (max)<br />

<br />

CRO<br />

TRU.<br />

(Chimperator Productions/Groove<br />

Attack)<br />

„Tru.“ ist das dritte Album des Deutschpop-Rappers<br />

aus Mutlangen. Mit den<br />

ersten beiden hat er abgeräumt ohne<br />

Ende. Cro macht aber jetzt nicht einfach<br />

so weiter, dudelt seine Songs herunter<br />

und sackt die Kohle ein. Vielmehr<br />

nimmt er wenig Rücksicht auf die Erfolge<br />

und Erwartungen und das ist mutig,<br />

ehrlich, kreativ und gut so. Cro hat sich<br />

nicht neu erfunden, aber er ist definitiv<br />

älter geworden und das spürt man musikalisch<br />

und inhaltlich. Die Songs sind<br />

länger geworden, gehen tiefer und sind<br />

fast schon kleine Kunstwerke. Obwohl<br />

auch Hits auf dem Album sind, werden<br />

Teenies mit „Tru.“ nicht mehr allzu viel<br />

anfangen können und auch das ist gut<br />

so. „Tru.“ ist ein Meisterwerk. (cs)<br />

<br />

LYDIA DAHER<br />

WIR HATTEN GROSSES VOR<br />

(Trikont/Indigo)<br />

Nur das Wort kann auf Dauer auch<br />

ein bisschen langweilig sein. Wenn<br />

das Wort aber durch Musik unterstützt<br />

oder noch besser, wenn das Wort selber<br />

zur Musik wird, sind wir beim neuen<br />

Album von Lydia Daher. Dieses ist ein<br />

wunderbares und starkes Statement<br />

von Lydia, das einfach, gleichzeitig<br />

aber vielschichtig rüberkommt. Die<br />

in sich geschlossenen Songs, die wie<br />

selbstverständlich aus einem Guss<br />

fließen, führen uns tief hinein in ihre<br />

Welt. Soundschubladentechnisch ist<br />

das Ganze irgendwo zwischen Jazz,<br />

Minimal und Avantgarde einzuordnen.<br />

„Wir hatten Großes vor“ ist das kompletteste<br />

Album von Lydia Daher, das<br />

alles was sie denkt, fühlt und bewegt<br />

auf den Punkt bringt. (cs)<br />

<br />

FREDDA<br />

LAND<br />

(Le Pop Musik/Groove Attack)<br />

Die französische Chansonette Fredda<br />

hatte eigentlich schon immer ein Faible<br />

für den Sound, der aus den Staaten<br />

kommt, sei es Blues, Folk oder Pop. Für<br />

ihr neues Album hat sie sich mit den zu<br />

Hause aufgenommenen Songs nach Tuscon/Arizona<br />

unter die Fittiche von Jim<br />

Waters begeben, der den Songs die Weite<br />

der Wüste Arizonas verlieh. Zusammen<br />

mit ihm schafft Fredda die Fusion von<br />

französischem Chanson und amerikanischem<br />

Tex-Mex-Sound. Und das passt<br />

erstaunlicherweise sehr gut zusammen.<br />

Gehauchte französische Chansons mit<br />

Mariachi-Trompeten, Pedal-Steel-Gitarre,<br />

wehmütigen Geigen, viele Songs im<br />

Dreivierteltakt. Fredda hat endlich das<br />

Album aufgenommen, das sie schon<br />

immer machen wollte. (cs)<br />

<br />

CHUCKAMUCK<br />

CHUCKAMUCK<br />

(Staatsakt)<br />

Garage-Punk-Fans aufgepasst! Chuckamuck<br />

um Sänger Oska Wald ist zurück<br />

und lässt uns in ihrem dritten Studioalbum<br />

erneut in frohlockende Tanzstimmung<br />

verfallen. Und doch scheint sich<br />

nicht so viel verändert zu haben, denn die<br />

Stimme des Frontmanns klingt vielleicht<br />

ein wenig schäbiger, verrauchter, vertrunkener<br />

und die Gitarren jangeln auch bei<br />

den neusten Songs gekonnt vor sich hin.<br />

Textlich geht es mal wieder vor allem<br />

um eines, nämlich um Beziehungen.<br />

Möglicher Geheimtipp auf der Scheibe:<br />

„20.000 Meilen “- ein entspannter Sound<br />

der ein bisschen an Element of Crime<br />

erinnert. Herausgekommen ist eine schöne<br />

Platte, die Sonne in den herbstlichen<br />

Alltag bringt. (jk)<br />

<br />

THE LUXEMBOURG SIGNAL<br />

BLUE FIELD<br />

(Shelfield rec./Kleine Untergrund<br />

Schallplatten)<br />

Die Shoegazer bleiben auch mit diesem<br />

Werk ihrem Genre treu, obgleich sie mit<br />

Songs wie „There´s nothing more beautiful<br />

than a well made machine“ die sonst<br />

so sanften Dreampop-Töne durch härtere<br />

Gitarren- und Synthieriffs durchbrechen<br />

können. Da ist trotz allem der wunderbar<br />

zart-harmonische zweistimmige Gesang<br />

von den beiden Frontfrauen Beth Arzy<br />

und Ginny Pitchford, welcher der zauberhaften<br />

Instrumentierung der Songs den<br />

letzten Schliff verleihen kann. Highlight<br />

der Platte: „Fall feeling“, der zusammen<br />

mit Bobby Wratten vom „Sarah Records“-<br />

Klassiker „The Field Mice“ eingesungen<br />

wurde. Blue Field ist ein Insider Tipp, den<br />

es sich zu hören lohnt! (jk)<br />

<br />

ALVVAYS<br />

ANTISOCIALITIES<br />

(Transgressive)<br />

Die zweite LP der kanadischen Indie-<br />

Popper und damit vor allem die Stimme<br />

der Frontfrau Molly Rankins scheint<br />

deutlich hochproduzierter, die Instrumentalisierung<br />

aufwändiger und alles<br />

ist einfach ein wenig cleaner und poppiger.<br />

Aber das tut dem Ganzen keinen<br />

Abbruch, sind doch potentielle Hits<br />

versteckt wie „Hey“, „Dreams tonite“ oder<br />

„In undertow“. Die zehn Stücke, die zwar<br />

von ihrem ursprünglichen Folk-Charme<br />

ein wenig verloren haben, scheinen in<br />

einem homogenen Guss aus Surf und<br />

Indiepop-Gitarren entstanden zu sein,<br />

so sehr gleichen sie sich, ohne dabei je<br />

langweilig zu werden. Ein Album das<br />

musikalisch wie textlich hervorragend<br />

in das Jahr <strong>2017</strong> passt. (jk)<br />

<br />

THE HOWLIN` MAX MESSER<br />

SHOW<br />

S/T<br />

(Off Label Records)<br />

Max Messer ist einer der schillerndsten<br />

Typen der Stadt. Er ist so eine Mischung<br />

aus Voodoo-Priester und Lümmel von<br />

der ersten Bank und authentisch bis<br />

ins Knochenmark. Mit seinen Hokum<br />

Drive-Kumpanen veröffentlichte er<br />

jetzt bei Off Label Records ein Album<br />

mit zehn Song. Es kracht, fiept, jault<br />

und scheppert aus jeder Pore und die<br />

vier Herren laden uns auf eine rasante<br />

und schweißtreibende Geisterbahnfahrt<br />

durch ihre 60ies-Psychedelic-Garage-<br />

Swamp-Rockabilly-Trash-Welt. Schön,<br />

dass Steuermann Messer in den richtigen<br />

Momenten auch mal vom Gas geht und<br />

dem Album damit Soul einhaucht. Rock<br />

& Roll supreme! (ws)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!