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WIRTSCHAFT+MARKT 06/2017

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28. Jahrgang | Heft 6 | November/Dezember <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

Marko F. Selbstständiger:<br />

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28. Jahrgang | Heft 6 | November/Dezember <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

EXKLUSIV<br />

Bodo Ramelow<br />

über die Zukunft des<br />

Verbrennungsmotors<br />

REPORT<br />

Bergbausanierung<br />

kurbelt Mittelstand an<br />

FINANZIERUNG<br />

Vier Alternativen<br />

zum Kredit<br />

AUTO<br />

Neuheiten auf dem<br />

Nutzfahrzeug-Markt<br />

Packt der Osten die<br />

digitale Wende?


WIR IM OSTEN<br />

entwickeln die:<br />

DIGITALE<br />

REVOLUTIONS<br />

ENERGIE<br />

ZUKUNFTS<br />

ENTWICKLUNGS<br />

PLATTFORM<br />

… oder kurz gesagt:<br />

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EDITORIAL | 3<br />

Die Probleme<br />

Ostdeutschlands<br />

ernst nehmen<br />

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im reich der Sinne<br />

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„Sonderedition Himmlisches Prickeln“<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

kh@wirtschaft-markt.de<br />

NEU!<br />

Foto: Torsten George, Titelfotos: koya979/fotolia.com, kran77/fotolia.com<br />

Auch Wochen nach der Bundestagswahl<br />

vom 24. September <strong>2017</strong> sind<br />

die Debatten über den Ausgang dieses<br />

denkwürdigen Urnengangs noch nicht<br />

verstummt. Zu groß war und ist die Überraschung<br />

über den Aufstieg der Alternative<br />

für Deutschland (AfD), das Zerbröseln der<br />

einstigen Volkspartei SPD und den Niedergang<br />

der Kanzlerin-Partei CDU.<br />

Das Erfolgsfundament der AfD ist ihre Dominanz<br />

im Osten. In Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg<br />

wurde sie zweitstärkste politische<br />

Kraft, in Sachsen holte sie gar die Spitzenposition.<br />

Weshalb erhielten die Rechtspopulisten<br />

ausgerechnet zwischen Wismar<br />

und Suhl einen solch starken Zulauf? Sind<br />

die „Ossis“ dumm, undankbar oder gar pathologisch<br />

diktatursüchtig? All diese Punkte<br />

klangen bei diversen Meinungsmachern<br />

an, als sie nach Erklärungen für den Wahlausgang<br />

suchten.<br />

Dabei liegt wohl der Kern dieser Entwicklung<br />

schlicht in den wirtschaftlichen Verhältnissen.<br />

Auch 27 Jahre nach der deutschen<br />

Einheit ist der vielbeschworene Aufholprozess<br />

nicht gelungen. Er stagniert. In<br />

allen wichtigen ökonomischen Kennziffern<br />

liegen die neuen Bundesländer 25 bis 30<br />

Prozent hinter den Alt-Bundesländern. Warum<br />

geht es nicht voran? Weil die Unternehmenslandschaft<br />

im Osten so kleinteilig<br />

ist. Mehr als 90 Prozent der Firmen in Ostdeutschland<br />

haben eine Belegschaftsgröße<br />

von bis zu zehn Mitarbeitern. Großbetriebe<br />

sind Mangelware, von den Dax-Konzernen<br />

ist nicht ein einziger in Ostdeutsch-land mit<br />

seinem Hauptsitz präsent. Kleine Unternehmen<br />

sind krisenanfälliger als Großbetriebe,<br />

sie zahlen meist Löhne unterhalb geltender<br />

Tarife, sie beschäftigen Arbeitnehmer<br />

aus Gründen der eigenen Existenzsicherung<br />

häufig nur befristet. Und somit verwundert<br />

es nicht, dass die von der Politik<br />

versprochene und im Grundgesetz garantierte<br />

Angleichung der Lebensverhältnisse<br />

bis heute nicht vollzogen wurde. Viele Ostdeutsche<br />

fühlen sich abgehängt, verunsichert,<br />

in ihrer Lebensleistung nicht angemessen<br />

gewürdigt.<br />

Sicher, die Landesregierungen in den neuen<br />

Bundesländern sind mehr als nur bemüht,<br />

die regionale Wirtschaft über gezielte<br />

Förderprogramme anzukurbeln. Dadurch<br />

entstanden über die Jahre Leuchttürme<br />

und Zentren, die besonders prosperieren.<br />

Aber das Aufholtempo ist nach wie vor<br />

nicht ausreichend. Das sollte spätestens<br />

jetzt auch die Bundespolitik begriffen haben.<br />

Nach Auslaufen des Solidarpaktes im<br />

Jahr 2019 muss den neuen Bundesländern<br />

weiter gezielt unter die Arme gegriffen werden.<br />

Und selbstverständlich muss sich in<br />

der neuen Bundesregierung ein Bundesminister<br />

um die Fortführung des nationalen<br />

Projektes „Aufbau Ost“ kümmern. Ein<br />

Staatssekretär mit nur symbolischem Budget<br />

und fehlender Durchsetzungskompetenz<br />

reicht dafür nicht aus. Es gilt, die Herausforderungen<br />

dieser offenkundigen Protestwahl<br />

zu erkennen und engagiert anzupacken.<br />

Ansonsten droht in vier Jahren ein<br />

noch größeres Desaster.<br />

Auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum,<br />

das am 9. und 10. November <strong>2017</strong> in Bad<br />

Saarow stattfindet, bietet sich Unternehmern<br />

und Führungskräften des ostdeutschen<br />

Mittelstandes die ideale Möglichkeit,<br />

Bundes- und Landespolitikern diesbezüglich<br />

auf den Zahn zu fühlen. W+M<br />

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4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Packt der Osten<br />

die digitale Wende?..........................28<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 6<br />

Nachrichten ........................................................... 8<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Ostdeutschland:<br />

Bergbausanierung als Mittelstandsmotor ...............12<br />

Berlin: Internet der Energie .....................................14<br />

Sachsen-Anhalt: Dessau –<br />

Bauhausstadt mit Zukunft .......................................16<br />

Sachsen-Anhalt: Erfolgreich am Markt –<br />

IDT Biologica ...........................................................18<br />

Thüringen: Interview mit Ministerpräsident<br />

Bodo Ramelow ........................................................20<br />

Sachsen: Fachkräftesicherung im Erzgebirge .........23<br />

Sachsen: Mehr als eine Vision ................................24<br />

Mecklenburg-Vorpommern: Schiffs- und<br />

Bootsbauer setzen auf Elektroantriebe ...................26<br />

W+M TITELTHEMA:<br />

PACKT DER OSTEN DIE DIGITALE WENDE?<br />

Geburt der ostdeutschen Ideenschmiede in Bad<br />

Saarow ....................................................................28<br />

Packt Ostdeutschland die digitale Wende? ............29<br />

Die Wirtschaftsminister der neuen Länder und<br />

Berlins im Interview: Albrecht Gerber, Wolfgang<br />

Tiefensee, Harry Glawe, Martin Dulig, Armin<br />

Willingmann und Ramona Pop................................ 30<br />

Digitalisierung: Renaissance für Erdgas<br />

plus grüne Gase ..................................................... 36<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 6/<strong>2017</strong><br />

Redaktionsschluss: 04.10.<strong>2017</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 505638-00<br />

Fax: 030 505638-21<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />

fn@wirtschaft-markt.de<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 505638-86, kh@wirtschaft-markt.de<br />

Titel<br />

Ostdeutschlands Wirtschaftsminister sprechen<br />

über Breitbandausbau und Zukunftsprojekte<br />

54<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />

jp@wirtschaft-markt.de<br />

Autoren: Dr. Hans-Ulrich Conrad, Rudolf Miethig,<br />

Matthias Salm<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung: Christiane Schattner,<br />

Tel.: 030 505638-74, cs@wirtschaft-markt.de<br />

Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />

Tel.: 030 505638-72, kw@wirtschaft-markt.de<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />

Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />

(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />

(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional, W+M<br />

Exklusiv und dem Online-Magazin W+M Kompakt)<br />

60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />

30<br />

Ratgeber<br />

Neuheiten auf dem Nutzfahrzeug-Markt<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: W+M (1 – 4), Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Sachsen-Anhalt (5), Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (5) (oben, v. l. o. n. r. u.), Daimler AG (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


W+M INHALT | 5<br />

Die scheidende Ostbeauftragte<br />

Iris Gleicke zieht Bilanz37<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum <strong>2017</strong> –<br />

das Programm 38<br />

Kommentar: Das Bild vom „Jammer-Ossi“<br />

hat ausgedient 40<br />

W+M POLITIK<br />

20<br />

Im Interview<br />

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow über<br />

Weltmarktführer, die Zukunft des Verbrennungsmotors<br />

und Probleme der Kreisreform<br />

BVUK-Chef Michael Reizel bewertet<br />

das vom Bundestag beschlossene<br />

Betriebsrentenstärkungsgesetz41<br />

Bundestagswahl <strong>2017</strong>:<br />

So hat der Osten gewählt42<br />

Erwartungen der Unternehmer aus den<br />

neuen Ländern an die Bundesregierung 43<br />

Pro und Contra: Sollten die Dokumentationspflichten<br />

bei Minijobs abgeschafft werden? 44<br />

W+M RATGEBER<br />

Finanzierung: Vier Alternativen zum Kredit 46<br />

Lifestyle: Zeit für neue Uhren-Trends 48<br />

Präsente: Ideale Weihnachtsgeschenke<br />

für Geschäftskunden und Freunde 50<br />

Steuern: Haftungsfalle bei der Buchhaltung52<br />

12<br />

Länderreport<br />

Bergbausanierung als Mittelstandsmotor<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur............................................ 53<br />

Auto: Neuheiten auf dem Nutzfahrzeug-Markt 54<br />

IT: CRM System – der optimale Begleiter<br />

in der Digitalisierung............................................... 56<br />

W+M NETZWERK<br />

Berlin: Kontaktpflege<br />

im ehemaligen Staatsratsgebäude57<br />

Leipzig: 6. Ostdeutsches Energieforum 58<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein 60<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden 62<br />

Fotos: W+M (oben), LMBV (Mitte), Privat (unten)<br />

Lifestyle<br />

Zeit für neue Uhren-Trends<br />

48<br />

W+M PORTRÄTS<br />

Stefan Fittkau: Umtriebiger Kunstschmied 64<br />

Paul Ingenpass: Erfinder mit Geschmack 65<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister 66<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial 3<br />

Impressum 4<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


6 | W+M AKTUELL<br />

Christian Gräff (39)<br />

Regionalentwickler<br />

Der gelernte Kaufmann gilt als einer<br />

der geschicktesten kommunalen Wirtschaftspolitiker<br />

in Berlin. Zehn Jahre<br />

lang (20<strong>06</strong>-2016) war Gräff Wirtschaftsstadtrat<br />

in Marzahn-Hellersdorf. In dieser<br />

Zeit schossen in seinem Bezirk nicht nur<br />

Hunderte neue kleine und mittelständische<br />

Unternehmen aus dem Boden, der<br />

CDU-Politiker schaffte es auch, mit dem<br />

Cleantech Businesspark die größte Gewerbefläche<br />

für nachhaltige Industrieansiedlungen<br />

in der Bundeshauptstadt zu<br />

entwickeln und an den Start zu bringen.<br />

Darüber hinaus knüpfte er ein weit und<br />

breit einmaliges Gesundheitswirtschaftsnetzwerk,<br />

dem rund 100 Branchenunternehmen<br />

– Kliniken, Bildungsinstitutionen,<br />

Medizintechnikfirmen und Pflegeeinrichtungen<br />

- angehören. Nicht zu vergessen<br />

sein Engagement für die Internationale<br />

Gartenausstellung IGA, die in diesem<br />

Jahr im Bezirk stattfand. Jetzt gründete<br />

er eine Firma, die sich auf Regionalentwicklung<br />

spezialisiert hat. Sein Wissen<br />

über die diversen nationalen und europäischen<br />

Förderwege will er vorrangig in<br />

den neuen Ländern weitergeben.<br />

Ronald Bösche (55)<br />

Innovativer Optiker<br />

Seit nunmehr 30 Jahren betreibt Ronald<br />

Bösche gemeinsam mit Ehefrau Ellen<br />

das Geschäft „Augenoptiker Bösche“ an<br />

der Greifswalder Straße, in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft des Berliner Volksparks<br />

Friedrichshain. Sie führen es in zweiter<br />

Generation. 1955 zog Ronald Bösches<br />

Vater, der Augenoptiker-Meister Siegfried<br />

Bösche, in das Ladenlokal ein und legte<br />

den Grundstein für die Familientradition.<br />

Gerade in letzter Zeit wuchs der Konkurrenzdruck<br />

auf dem Brillen- und Kontaktlinsenmarkt<br />

enorm. Doch die Bösches,<br />

die zu Beginn der 1980er Jahre in Jena<br />

Augenoptik studierten, trotzen als Einzelhändler<br />

erfolgreich den großen Brillen-Filialen<br />

und Internethändlern. Dennoch verschließt<br />

sich Bösche neuen Trends nicht.<br />

Selbstverständlich hat er immer die angesagtesten<br />

Brillen-Modelle im Sortiment.<br />

Darüber hinaus kooperiert er neuerdings<br />

mit dem Internetanbieter „Mister<br />

Spex“ und führt Augenvermessungen<br />

vor Ort durch. Ronald Bösche glaubt fest<br />

an die Zukunft seines Geschäftsmodells:<br />

„Eine Brille kauft man nicht im Vorbeigehen.<br />

Die meisten Kunden wünschen<br />

sich eine fachkundige und fundierte Beratung.<br />

Über diesen Weg gewinnen wir<br />

unsere Stammkunden, die auch weiteste<br />

Wege nicht scheuen, um sich bei uns<br />

ihre nächste Brille zu kaufen.“<br />

Thomas Einsfelder (43)<br />

Oberster Förderer<br />

Seit wenigen Wochen steht Thomas<br />

Einsfelder an der Spitze der Investitionsund<br />

Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt<br />

mbH (IMG). Er gilt als Experte für<br />

Wirtschafts-, Struktur- und Technologieförderung.<br />

Zuletzt leitete er den Bereich<br />

Business Location Center, Förderung<br />

und Finanzierung und Internationale<br />

Services der Berlin Partner für Wirtschaft<br />

und Technologie GmbH, hinter der als Public<br />

Private Partnership sowohl der Senat<br />

des Landes Berlin als auch über 270<br />

Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen<br />

stehen. Der Diplom-Volkswirt verfügt<br />

über eine 14-jährige Erfahrung in den<br />

Bereichen Wirtschaftsförderung und internationaler<br />

Investorenservice. So war<br />

Einsfelder unter anderem als Fachbereichsleiter<br />

Volkswirtschaft, International,<br />

Europa bei der Rostocker Industrieund<br />

Handelskammer tätig. Bei seinem<br />

Amtsantritt zeigte sich der neue IMG-Geschäftsführer<br />

optimistisch, die Ansiedlung<br />

neuer Firmen und deren Betreuung<br />

am Standort Sachsen-Anhalt weiter ankurbeln<br />

und intensivieren zu können.<br />

Axel Ekkernkamp (60)<br />

Klinik-Visionär<br />

Zwei Jubiläen innerhalb weniger Tage<br />

standen für den Gründer und Chef des<br />

Unfallkrankenhauses Berlin (ukb) vor kurzen<br />

im Kalender. Im kleinen privaten Kreis<br />

beging Ekkernkamp zunächst seinen runden<br />

Geburtstag. Zwei Wochen später<br />

feierte er mit 1.700 Gästen – vorrangig<br />

Mitarbeiter aber auch Geschäftspartner<br />

und Wegbegleiter – das 20-jährige Bestehen<br />

des Unfallkrankenhauses. Die Klinik<br />

ist ein hoch spezialisiertes klinisches<br />

Fotos: W+M (links oben), Linn Kleeberg (Mitte oben), IMG mbH (rechts oben), ukb/M.Hübne (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 7<br />

Zentrum zur Behandlung Schwerkranker<br />

und zur Rettung und Rehabilitation<br />

Schwerverletzter aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet. Rund 1.800 Mitarbeiter<br />

kümmern sich in den 25 Fachbereichen<br />

und Abteilungen pro Jahr<br />

um rund 100.000 Patienten. Für den<br />

renommierten Unfallmediziner und Gesundheitsmanager<br />

Ekkernkamp gibt<br />

es auch nach zwei Jahrzehnten keinen<br />

Grund, sich zufrieden zurückzulehnen.<br />

Er arbeitet daran, den ukb-Standort zu<br />

einem Gesundheitscampus auszubauen.<br />

Eine Poliklinik wurde schon eröffnet,<br />

jetzt folgen eine Reha-Klinik, eine<br />

Akut-Geriatrie und ein Haus der Gesundheitswirtschaft,<br />

in dem modernste<br />

Smart-Living-Trends demonstriert<br />

werden sollen.<br />

Der in Schmölln (Oberlausitz) geborene<br />

Maler ist bei Kunstsammlern seit<br />

etlichen Jahren mehr als ein Geheimtipp.<br />

Das liegt sowohl an seiner Vielseitigkeit,<br />

er malt Porträts, große Wandbilder<br />

und fertigt darüber hinaus auch<br />

Plastiken, als auch an seiner künstlerischen<br />

Strahlkraft, die er einst bei Walter<br />

Womacka (1925-2010) erlernte, einem<br />

der bedeutendsten DDR-Künstler.<br />

Nachdem sich Schulze in den vergangenen<br />

20 Jahren auf einem italienischen<br />

Bauernhof mit Ölmühle und Atelier zu<br />

immer neuen Werken inspirieren ließ,<br />

kehrt er jetzt zu seinen künstlerischen<br />

Wurzeln zurück. In Loddin auf Usedom<br />

errichtet er gerade sein neues Refugium.<br />

Nur einen Steinwurf entfernt vom<br />

Anwesen seines Mentors und väterlichen<br />

Freundes Walter Womacka. Einen<br />

ersten Akzent in der neuen Heimat<br />

konnte Schulze, der auch ein Atelier<br />

im Oderbruch hat, schon setzen. Im<br />

Schloss Pudagla war über die Sommermonate<br />

eine kleine aber feine Ausstellung<br />

mit seinen Werken zu besichtigen.<br />

Mit dem Herzen dabei.<br />

Fotos: Uwe Stiehler (links), ILB (rechts)<br />

Harald K. Schulze (65)<br />

Heimkehrender Maler<br />

Kerstin Jöntgen (46)<br />

ILB-Vorstand<br />

Die 1970 in Kleinmachnow geborene<br />

Diplom-Bankbetriebswirtin ist neues<br />

Vorstandsmitglied der Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg (ILB). Im<br />

Sommer trat sie die Nachfolge von Gabriela<br />

Pantring an, die in den Vorstand<br />

der NRW.BANK berufen wurde. Gemeinsam<br />

mit Jacqueline Tag und dem<br />

Vorsitzenden Tillmann Stenger besteht<br />

der ILB-Vorstand damit weiterhin aus<br />

drei Mitgliedern. Jöntgen übte zuvor unterschiedliche<br />

Tätigkeiten bei der Mittelbrandenburgischen<br />

Sparkasse aus,<br />

so war sie zehn Jahre als Marktdirektorin<br />

in Brandenburg an der Havel tätig.<br />

Seit 2009 war sie Vorstandsmitglied bei<br />

der Volksbank Riesa e.G. (Sachsen) und<br />

der Kreissparkasse Stendal (Sachsen-<br />

Anhalt), wo sie 2013 den Vorstandsvorsitz<br />

übernahm. Seit 2014 war sie Vorstandsvorsitzende<br />

der Stadtsparkasse<br />

Blomberg (Nordrhein-Westfalen). Anlässlich<br />

ihres Amtsantrittes sagte sie:<br />

„Als Dezernentin für die Förderbereiche<br />

Wirtschaft und Arbeit möchte ich<br />

mich unter anderem darauf konzentrieren,<br />

den vielfältigen Brandenburger<br />

Mittelstand weiter zu stärken und die<br />

Beschäftigungs- und Qualifizierungsförderung<br />

auszubauen.“<br />

» Geschenke,<br />

die Eindruck<br />

hinterlassen «<br />

Im Jubiläumsjahr: tolle Vorteilspreise,<br />

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www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


8 | W+M AKTUELL<br />

MOBILER ZEHNFINGERSCANNER<br />

Jena. Die JENETRIC GmbH hat auf der<br />

Washingtoner Branchenmesse „Federal<br />

Identity & Homeland Security“ eine<br />

Weltneuheit präsentiert - einen mobilen<br />

Zehnfingerscanner, der zusätzlich das<br />

Scannen von Dokumenten und die Aufnahme<br />

einer elektronischen Unterschrift<br />

ermöglicht.<br />

Die Handlichkeit und das geringe Gewicht<br />

des Gerätes „Livetouch Quattro<br />

Mobile“ wird durch eine neue optische<br />

Technologie ermöglicht. Erstmals können<br />

somit gleichzeitig vier Finger mobil aufgenommen<br />

werden, ohne dass dafür eine<br />

feste Verbindung zu einem Computer erforderlich<br />

ist.<br />

Das Akkubetriebene Gerät kommuniziert<br />

drahtlos mit Tablets oder Laptops und<br />

eignet sich ideal für die Erfassung von<br />

Identitätsdaten im Außeneinsatz. Mögliche<br />

Anwendungsbereiche sind mobile<br />

Grenzkontrollen oder Identitätsprüfungen<br />

bei Großereignissen.<br />

Die JENETRIC GmbH wurde 2014 am<br />

Optikstandort Jena von Ingenieuren mit<br />

langjähriger Erfahrung in der Fingerabdruckaufnahme<br />

gegründet und hat sich<br />

auf die Entwicklung von biometrischen<br />

Aufnahmesystemen spezialisiert.<br />

FILME FÜR DIE JOBWAHL<br />

Dresden. Tagtäglich werden Ausbildungsverträge<br />

vorzeitig aufgelöst. Ein<br />

häufiger Grund sind falsche Vorstellungen<br />

vom jeweiligen Beruf. Um das zu<br />

ändern und auf diese Weise dem Fachkräftemangel<br />

entgegen zu wirken, gibt<br />

es nunmehr ein sachsenweit einzigartiges<br />

Portal: Die Webseite www.berufeeinfach-erklaert.de<br />

bietet mit witzigen Erklärfilmen<br />

einen zeitgemäßen Zugang zu<br />

verschiedenen Berufen. Entwickelt wurde<br />

die Internetseite von den Firmen intersyst<br />

und easyclipr. Arnd Wenzel, Geschäftsführer<br />

von easyclipr: „Viele Berufsbilder<br />

sind in ihren Inhalten und deren<br />

Aufgabenbereichen nur unzulänglich<br />

bekannt sind. Um diese Informationslücke<br />

zu schließen, haben wir für jeden Beruf<br />

einen kurzen Erklärfilm produziert.“<br />

MEHR KREDITE FÜR FIRMEN<br />

Berlin. Das Kreditgeschäft der ostdeutschen<br />

Sparkassen floriert. Die im Ostdeutschen<br />

Sparkassenverband (OSV)<br />

organisierten Sparkassen in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Brandenburg, Sachsen-Anhalt<br />

und Sachsen bewilligten im<br />

ersten Halbjahr neue Kredite in Höhe<br />

von 5,3 Milliarden Euro, davon 2,7 Milliarden<br />

Euro an Unternehmen und Selbständige.<br />

Die OSV-Sparkassen steigerten<br />

ihr Geschäftsvolumen deutlich. Bei der<br />

Präsentation der Halbjahresergebnisse<br />

in Berlin forderte der Geschäftsführende<br />

BERLIN CAPITAL CLUB: BUSINESS-TALK MIT PROMINENTEN GÄSTEN<br />

Im Rahmen der Business-Talk-Veranstaltungen<br />

im Berlin Capital Club –<br />

Germany’s Leading Business Club – werden<br />

regelmäßig Persönlichkeiten aus<br />

Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und<br />

Manfred Gugerel, Stefanie Heuer, Franz-Peter Falke und Andreas<br />

Heuer (v. l.).<br />

Kultur zu Hintergrundgesprächen mit<br />

den Mitgliedern eingeladen. Man trifft<br />

sich dann zum Frühstück mit wunderbarem<br />

Blick über den Gendarmenmarkt<br />

oder am Kamin, verwöhnt mit Köstlichkeiten<br />

aus Küche<br />

und Keller, um Neuigkeiten<br />

zu erfahren<br />

und Antworten auf<br />

persönliche Fragen<br />

zu erhalten.<br />

Kürzlich waren unter<br />

anderem Prof.<br />

Dr. Sebastian Nordmann,<br />

Intendant<br />

vom Konzerthaus<br />

Berlin, und Carsten<br />

Spohr, Vorstandsvorsitzender<br />

der<br />

Deutschen Lufthansa<br />

AG, zu Gast,<br />

um mit den Mitgliedern<br />

zu diskutieren.<br />

„Vom Strumpf<br />

zum Premiumwein“<br />

war das Thema der Veranstaltung mit<br />

Franz-Peter Falke bei einem interessanten<br />

Abend mit dem erfolgreichen Unternehmer.<br />

Am 16. Oktober hat Sebastian Fitzek<br />

bei einer Lesung exklusiv – noch vor Erscheinung<br />

am 25. Oktober <strong>2017</strong> – aus<br />

seinem neuen Werk „Flugangst 7A“ gelesen.<br />

Ein ganz besonderes Highlight für<br />

die Clubmitglieder.<br />

Demnächst werden Dr. Hans-Georg<br />

Maaßen, Präsident vom Bundesamt<br />

für Verfassungsschutz, und Dr. Henning<br />

Brauer, Gruppenleiter Neubau bei<br />

Hapag-Lloyd Cruises, den Mitgliedern<br />

beim Business-Talk Rede und Antwort<br />

stehen.<br />

Der Berlin Capital Club wird von der CCA<br />

Gruppe gemanagt und gehört dem weltweiten<br />

IAC-Netzwerk an, welches den<br />

Mitgliedern Zutritt zu fast 250 Clubs in<br />

den schönsten Metropolen bietet.<br />

www.berlincapitalclub.de<br />

www.iacworldwide.com<br />

Foto: Henry Herrmann/eventpress<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 9<br />

Foto: Semcoglas GmbH<br />

Präsident des OSV, Dr. Michael Ermrich,<br />

zudem den Gesetzgeber auf, bei der Regulierung<br />

stärker zwischen internationalen<br />

Finanzkonzernen und lokalen Instituten<br />

zu differenzieren.<br />

W+M NEWS<br />

AB SOFORT LESEN SIE JEDEN<br />

MITTWOCH DIE AKTUELLSTEN<br />

OSTDEUTSCHEN WIRTSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN IM WOCHEN-<br />

NEU<br />

REPORT VON <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>.<br />

BESTELLEN SIE DIE W+M NEWS UNTER<br />

NEWS@WIRTSCHAFT-MARKT.DE.<br />

SEMCOGLAS MODERNISIERT<br />

Eberswalde. Alles rund ums Glas – von<br />

der Beschichtung bis zur Veredlung,<br />

vom Sicherheitsglas bis zum Isolierglas<br />

– wird bei der Firma Semcoglas GmbH<br />

in Eberswalde produziert. Kunden sind<br />

die Industrie ebenso wie private Bauherren.<br />

Das 25-jährige Bestehen des Unternehmensstandortes<br />

beging die Belegschaft<br />

um Niederlassungsleiter Frank<br />

Elschner im September mit einer komplett<br />

erneuerten Produktionsanlage. Insgesamt<br />

3,1 Millionen Euro wurden dafür<br />

investiert. Herzstück ist eine neue<br />

1,6 Millionen Euro teure Isolierglasanlage.<br />

Die Modernisierung des Standortes<br />

wurde vom Land Brandenburg mit Fördermitteln<br />

unterstützt und von den regionalen<br />

Wirtschaftsförderern begleitet.<br />

Semcoglas ist ein deutschlandweit aufgestelltes<br />

Unternehmen. Den Standort<br />

Eberswalde mit mehr als 50 Mitarbeitern<br />

gibt es seit 1992. Die neuen Anlagen, die<br />

nun den höchsten Anforderungen und<br />

Normen entsprechen, waren dringend<br />

nötig, um weiter im harten europaweiten<br />

Wettbewerb bestehen zu können.<br />

389 36 €<br />

NETTO/MONAT<br />

FÜR GEWERBEKUNDEN<br />

FULL-SERVICE-LEASING<br />

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Abb. zeigt Sonderausstattung<br />

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Leasingsonderzahlung 0,00 €, Überführung und Zulassung separat einmalig Netto 832 €, Angebot gültig bis 30.09.<strong>2017</strong>. In Ausstattung enthalten: Business Paket (Navi, Bluetooth,<br />

PDC vo+hi, Digitale Instrumentierung, AppleCarPlay/AndroidAuto), Licht Paket (VOLL-LED/ Thors Hammer, individuelle Ambientebel., Innen und Außenspiegel mit Abblendautomatik,<br />

LED-Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht), Volleder inkl. Sitzheizung vorn.<br />

Verbrauch: (ECE) Stadt: 6,2l/100km, Land: 4,7l/100km, Durchschnitt: 5,2l/100km, Emission: CO2-Emission: 138 g/km, CO2-Effizienzklasse: A (gem. Hersteller, Abweichungen<br />

möglich) Das Angebot ist freibleibend. Grundlage dieser Kalkulation sind die gültigen Konditionen der Santander Consumer Leasing GmbH. Berücksichtigt sind zurzeit geltenden<br />

Tarife für Kfz-Versicherung. Dieser Tarif wird jährlich überprüft und ggf. angepasst.<br />

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10553 BERLIN-TIERGARTEN, HUTTENSTR. 50, 10245 BERLIN-FRIEDRICHSHAIN, PERSIUSSTR. 7-8<br />

16356 AHRENSFELDE, FELDSTR. 6, 16244 FINOWFURT, FINOWFURTER RING 48 A<br />

15711 KÖNIGS WUSTERHAUSEN, KARL-LIEBKNECHT-STR. 64-65 AUTOSKAUFTMANBEIKOCH.DE


10 | W+M AKTUELL<br />

PREISGEKRÖNTER MITTELSTÄNDLER<br />

THÜRINGER STROMBRÜCKE STEHT<br />

Freiberg. Das Unternehmen Freiberg Instruments,<br />

eine frühere Ausgründung der<br />

Bergakademie Freiberg, ist von der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung mit dem „Großen Preis<br />

des Mittelstandes <strong>2017</strong>“ geehrt worden.<br />

Deutschlandweit waren 400 Firmen für<br />

diese Auszeichnung nominiert worden.<br />

Der Preis wird seit 1995 an herausragende<br />

mittelständische Unternehmen verliehen,<br />

die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich<br />

sind, sondern sich auch durch einen<br />

engagierten Kundenservice, Innovationen,<br />

die Schaffung und Sicherung von<br />

Arbeitsplätzen, ein vorbildliches Betriebsklima<br />

und breite Mitarbeiterweiterbildung<br />

sowie soziales und gesellschaftliches Engagement<br />

auszeichnen. Freiberg Instruments<br />

beschäftigt 30 Mitarbeiter und ist<br />

auf die Entwicklung und Herstellung von<br />

Instrumenten im Bereich Messtechnik<br />

spezialisiert. Die Produkte erfreuen sich<br />

weltweit einer großen Nachfrage.<br />

Berlin. Nach über zehn Jahren Planungs-,<br />

Genehmigungs- und Bauzeit steht die<br />

Südwest-Kuppelleitung von Bad Lauchstädt<br />

(Sachsen-Anhalt) über Erfurt-Vieselbach<br />

und Altenfeld (Thüringen) nach<br />

Redwitz (Bayern) mit der im September<br />

erfolgten Inbetriebnahme des zweiten<br />

Stromkreises vollständig zur Verfügung.<br />

Der erste Stromkreis war bereits im Dezember<br />

2015 in Betrieb genommen worden.<br />

Die auch als Thüringer Strombrücke<br />

bekannte 380-kV-Leitung, von der EU als<br />

europäisches Vorrangprojekt deklariert<br />

und zentraler Bestandteil des Energieleitungsausbaugesetzes,<br />

ist nun die zweite<br />

Verbindungsleitung aus dem Nordosten<br />

Deutschlands nach Bayern und entlastet<br />

so die bisher einzige Verbindung<br />

von Remptendorf (Thüringen) nach Redwitz<br />

(Bayern) in beträchtlichem Umfang.<br />

Die beiden Systeme der insgesamt knapp<br />

200 Kilometer langen Südwest-Kuppelleitung<br />

(161 km im Netzgebiet von 50Hertz,<br />

31 km im Netzgebiet von Tennet) verfügen<br />

nun über eine Übertragungsfähigkeit<br />

von rund 5.000 Megawatt. Das Investitionsvolumen<br />

dieser Höchstspannungsleitung<br />

betrug für den Netzbetreiber 50Hertz<br />

etwa 320 Millionen Euro.<br />

Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

von 50Hertz, sagte am<br />

Tag der Fertigstellung: „Mit dieser Leitung<br />

verbessert sich die Integration des<br />

erneuerbar erzeugten Stroms im Nordosten<br />

Deutschlands beträchtlich. Zudem<br />

wird mit der nun wesentlich höheren<br />

Übertragungskapazität in Richtung Süddeutschland<br />

eine wesentliche Voraussetzung<br />

für den Atomausstieg geschaffen, indem<br />

mehr Strom vom erzeugungsstarken<br />

Nordosten in den verbrauchstarken Süden<br />

Deutschlands transportiert werden kann.“<br />

ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im September <strong>2017</strong><br />

STIMMUNG DER OSTDEUTSCHEN UNTERNEHMER LÄSST NUR LEICHT NACH<br />

Die ostdeutschen Unternehmer sind weiterhin bester Stimmung.<br />

Im September stieg der ifo Geschäftsklimaindex<br />

der gewerblichen Wirtschaft* in Ostdeutschland von 113,9<br />

auf 114,9 Punkte und damit auf einen neuen Rekordwert. Zwar<br />

waren die Befragungsteilnehmer mit ihren laufenden Geschäften<br />

nicht mehr ganz so zufrieden wie im Vormonat. Jedoch korrigierten<br />

sie ihre Geschäftserwartungen für das kommende halbe<br />

Jahr spürbar nach oben.<br />

Zudem liefen die Geschäfte in beiden Handelsstufen und im<br />

Baugewerbe geringfügig besser als im Vormonat. Lediglich die<br />

ostdeutschen Industrieunternehmen waren mit ihren laufenden<br />

Geschäften im September etwas weniger zufrieden.<br />

Dr. Michael Weber und Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

Auch die Beschäftigungserwartungen hellten sich etwas auf.<br />

Insbesondere die ostdeutschen Bauunternehmer schraubten<br />

ihre Personalpläne nach oben, allerdings nahmen auch ihre Klagen<br />

über Arbeitskräftemangel zu. In der ostdeutschen Industrie<br />

verbesserten sich die Beschäftigungsaussichten ebenfalls,<br />

wenn auch nur geringfügig. Die ostdeutschen Groß- und Einzelhändler<br />

äußerten hingegen etwas weniger optimistische Beschäftigungserwartungen<br />

als im August.<br />

Maßgeblich für die allgemeine Stimmungsaufhellung waren<br />

die Geschäftserwartungen, die in allen Teilen der gewerblichen<br />

Wirtschaft Ostdeutschlands nach oben korrigiert wurden. Die<br />

Einzelhändler und die Bauunternehmer äußerten sich spürbar,<br />

Industrie und Großhandel etwas optimistischer als im August.<br />

ifo Geschäftsklima<br />

Vormonat 19,8 September 21,7<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

Vormonat 4,3 September 5,1<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Vormonat 27,6 September 28,2<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Vormonat 18,0 September 20,5<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Vormonat 4,7 September 9,0<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

Foto: 50Hertz Transmission GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


Weltweit<br />

an Ihrer Seite.<br />

Nutzen Sie unsere weltweite Präsenz für Ihren<br />

unternehmerischen Erfolg.<br />

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Die Commerzbank wurde bei den Euromoney Awards for Excellence als „Best Bank in Germany“ ausgezeichnet – für ihre strategische Ausrichtung<br />

als verlässlicher, effizienter und erfolgreicher Finanzpartner in herausfordernden Zeiten im deutschen Bankensektor. Euromoney, Ausgabe 07/<strong>2017</strong>.


12 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Bergbausanierung<br />

als Mittelstandsmotor<br />

Wo früher ein Tagebau war, ist heute der Partwitzer See. Er wird vom<br />

LMBV-Schiff „Klara“ bekalkt, um die Wasserqualität zu verbessern.<br />

Seit 1995 kümmert sich die Lausitzer und Mitteldeutsche<br />

Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) um die Sanierung der<br />

Altlasten der Braunkohleförderung in Ostdeutschland. Das dem<br />

Bundesfinanzministerium unterstellte Unternehmen war seither für<br />

32 Tagebaubereiche, 200 Tagebaurestlöcher, 42 Kraftwerksstandorte<br />

und Liegenschaften mit einer Gesamtfläche von 100.000 Hektar<br />

zuständig. Die Mission der LMBV, von der unzählige regionale<br />

mittelständische Unternehmen profitieren, ist noch lange nicht erfüllt<br />

– seit einigen Wochen ist die Finanzierung für die kommenden Jahre<br />

gesichert. Von Karsten Hintzmann<br />

Kurz vor der Bundestagswahl kündigte<br />

sich hoher Besuch in der Senftenberger<br />

LMBV-Zentrale an – Jens<br />

Spahn (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär<br />

im Bundesfinanzministerium, erschien<br />

zur Chefvisite. In seiner Funktion<br />

als Finanzstaatssekretär war Spahn in der<br />

zu Ende gegangenen Legislaturperiode<br />

quasi der oberste Bergbausanierer, wenn<br />

auch vorrangig im politischen Raum. Dank<br />

seines Verhandlungsgeschicks konnte die<br />

Finanzierung der LMBV für die noch weiter<br />

notwendige Bergbausanierung im Osten<br />

Deutschlands gemeinsam mit den Bundesländern<br />

Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen vertraglich gesichert<br />

werden. Der Bund und die betroffenen<br />

Bundesländer unterzeichneten dazu<br />

das „Ergänzende Verwaltungsabkommen“<br />

(VA VI), das für den Zeitraum von 2018 bis<br />

2022 gilt.<br />

Bei seinem Besuch vor Ort bedankte sich<br />

die LMBV-Führung mit einem zünftigen<br />

Ritual für Spahns Einsatz – sie schlugen<br />

den 37-jährigen CDU-Politiker zum Ehrenbergmann.<br />

Neben einer Urkunde gab es<br />

ein „Arschleder“ und den Steigerstab.<br />

Neben der Ehrung überbrachte LMBV-<br />

Chef Klaus Zschiedrich dem Berliner<br />

Staatssekretär positive Nachrichten:<br />

„Das Jahr 2016 war für die LMBV von einer<br />

kontinuierlichen und qualitätsgerechten<br />

Erfüllung der vorgegebenen Aufgaben<br />

in der Bergbausanierung, Verwahrung<br />

und im Flächenmanagement geprägt.“<br />

Im Vorjahr, so Zschiedrich, seien<br />

in der Braunkohlesanierung Leistungen<br />

in einem Gesamtumfang von 246 Millionen<br />

Euro erbracht worden. Davon entfielen<br />

auf Brandenburg rund 103 Millionen<br />

Euro, auf Sachsen 99 Millionen Euro, auf<br />

Sachsen-Anhalt 40 Millionen Euro und<br />

auf Thüringen knapp vier Millionen Euro.<br />

Fachliche Schwerpunkte bildeten das<br />

Schaffen von tragfähigen Lösungen zur<br />

Herstellung der geotechnischen Sicherheit<br />

von Kippen und die Umsetzung von<br />

Foto: LMBV<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 13<br />

Konzepten zur Behandlung bergbaulich<br />

beeinflusster Fließgewässer. Im Lausitzer<br />

Revier, erläuterte Zschiedrich, habe<br />

man sich auf das Herstellen der geotechnischen<br />

Sicherheit an den Böschungen<br />

und Kippen der Tagebaue fokussiert. Kernelemente<br />

seien dabei die Fortführung<br />

von Verdichtungsmaßnahmen mittels<br />

Rütteldruckverfahren in den Tagebaubereichen<br />

sowie die Fortführung von Tests<br />

zum Verfahren der schonenden Sprengverdichtung<br />

gewesen.<br />

Fotos: LMBV<br />

Zschiedrich: „Entsprechend des erreichten<br />

Sanierungsstandes wurden das Fluten<br />

und die Gewässernachsorge der<br />

Bergbaufolgeseen mit rund 115 Millionen<br />

Kubikmeter Wasser – das waren 27<br />

Millionen Kubikmeter mehr als im Vorjahr<br />

– fortgeführt.“ Dabei wurden etwa<br />

89 Millionen Kubikmeter Wasser Restlöchern<br />

in der Lausitz und rund 26 Millionen<br />

Kubikmeter Restlöchern in Mitteldeutschland<br />

zugeleitet. Eine bemerkenswerte<br />

Leistung, wenn man bedenkt, dass<br />

das im Lausitzer und mitteldeutschen Revier<br />

vorhandene Wasserdefizit von einstmals<br />

12,7 Milliarden Kubikmetern (im<br />

Jahr 1990) auf inzwischen 2,2 Milliarden<br />

Finanzstaatssekretär Jens Spahn (l.) wurde<br />

von LMBV-Chef Klaus Zschiedrich zum<br />

Ehrenbergmann geschlagen.<br />

Die LMBV kümmert sich um die Hinterlassenschaften des Braunkohlebergbaus.<br />

Kubikmeter reduziert werden konnte. Aktuell<br />

fehlen in der Lausitz jetzt noch eine<br />

Milliarde Kubikmeter Wasser, in Mitteldeutschland<br />

sind es 1,2 Milliarden Kubikmeter.<br />

Mit dem LMBV-eigenen Gewässerbehandlungsschiff<br />

„Klara“ verfügt das Unternehmen<br />

seit September 2016 über ein<br />

eigenes Sanierungsschiff, welches die Inlake-Neutralisation<br />

nach dem neuesten<br />

Stand der Technik effizient und nachhaltig<br />

ausführt. Nach erfolgreichem Probebetrieb<br />

befindet sich das Schiff gegenwärtig<br />

auf dem Partwitzer See im Regeleinsatz<br />

und wird in den folgenden Jahren<br />

in der gesamten Restlochkette von<br />

Spreetal bis Großräschen Sanierungsarbeiten<br />

verrichten.<br />

Durchaus stolz zeigte sich Zschiedrich, als<br />

er über die Erfolge bei der Bekämpfung<br />

der Verockerung der Spree und weiterer<br />

Fließgewässer berichtete. Hier sei es insbesondere<br />

gelungen, den Spreewald vor<br />

erhöhten Eisenfrachten zu schützen. Insgesamt<br />

konnte die Eisenkonzentration im<br />

Gesamtverlauf der Spree von der Talsperre<br />

Spremberg bis nach Berlin auf unter<br />

ein Milligramm pro Liter gesenkt werden.<br />

Die vorerst bis 2022 fixierte Planungssicherheit<br />

für die LMBV ist auch ein gutes<br />

Signal für die mittelständische Wirtschaft<br />

in der Region. Denn sie profitiert<br />

seit mehr als einem Vierteljahrhundert<br />

direkt vom Wirken des bundeseigenen<br />

Bergbausanierers. Durch die LMBV werden<br />

jährlich Leistungen für mehr als 200<br />

Millionen Euro in den Revieren der Lausitz<br />

und Mitteldeutschlands zur Ausschreibung<br />

gebracht. Allein im zurückliegenden<br />

Jahr gab es für rund 1.500<br />

Bauverträge über 30.000 Anfragen und<br />

3.000 Angebote. W+M<br />

LMBV<br />

Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft<br />

nahm<br />

1995 ihre Arbeit auf. Sie ist ein Bundesunternehmen,<br />

das vom Bundesfinanzministerium<br />

geführt wird. Die LMBV<br />

mit Hauptsitz in Senftenberg beschäftigt<br />

aktuell 653 aktive Mitarbeiter und<br />

37 Azubis. Seit ihrer Gründung hat die<br />

LMBV Aufträge an Handwerker, Ingenieurbüros,<br />

Dienstleister sowie an diverse<br />

kleine und mittelständische Firmen<br />

in einem Gesamtwert von rund<br />

acht Milliarden Euro vergeben.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


14 | W+M ADVERTORIAL<br />

Internet<br />

der Energie<br />

Immer wenn Strom fließt, müssen<br />

auch Informationen fließen. Im<br />

Rahmen des Projekts WindNODE<br />

entwickeln Unternehmen und<br />

Forschungseinrichtungen aus den<br />

ostdeutschen Ländern und Berlin<br />

Lösungen für die Digitalisierung<br />

der Energiewende.<br />

Leitzentrale des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz in Neuenhagen bei Berlin.<br />

Die deutsche Energiewende geht in<br />

die nächste Phase. Nach schnellem<br />

Ausbau von Wind- und Solarenergie<br />

in den letzten Jahren ist nun die Integration<br />

dieser Erneuerbaren Energien die zentrale<br />

Herausforderung. Ohne ein Internet der<br />

Energie, in dem sowohl Erzeuger als auch<br />

Verbraucher zusammenwirken, würde der<br />

weitere Ausbau ins Leere laufen. Deshalb<br />

haben sich fast 50 Partner zum WindNODE-<br />

Konsortium zusammengeschlossen, um zu<br />

zeigen, wie es funktionieren kann.<br />

BERLIN PARTNER<br />

Als Wirtschaftsförderung ist Berlin<br />

Partner für Wirtschaft und Technologie<br />

Berlins Dienstleister für Ansiedlung und<br />

Expansion – von der Standortsuche bis<br />

zur Förderberatung. Durch Vernetzung<br />

zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Start-up-Szene fördert Berlin Partner<br />

Innovationen aus der Hauptstadt. Mit<br />

unseren umfassenden Service- und<br />

Informationsangeboten unterstützen<br />

wir Unternehmen, die sich in Berlin<br />

gründen, ansiedeln oder am Standort<br />

wachsen wollen.<br />

Fundamentale Transformation<br />

WindNODE zielt auf das Gesamtsystem.<br />

In den Teilprojekten werden innovative<br />

Lösungen für die Integration Erneuerbarer<br />

Energien auf allen Ebenen des Energiesystems<br />

entwickelt.<br />

Das Energienetz von heute ist mit dem<br />

von gestern nicht mehr zu vergleichen.<br />

Millionen kleine Erzeuger sind hinzugekommen.<br />

Viele Stromkunden sind zu sogenannten<br />

„Prosumern“ geworden. Sie<br />

verbrauchen nicht nur Strom, sondern<br />

speisen auch selbst ins Netz ein. Alles<br />

kommt nun darauf an, dass Strom zum<br />

optimalen Zeitpunkt abgegeben oder<br />

verbraucht wird. Deshalb müssen in Zukunft<br />

immer, wenn Strom fließt, auch Informationen<br />

mitfließen. Erzeugung und<br />

Verbrauch müssen in Echtzeit dynamisch<br />

aufeinander abgestimmt werden. Das<br />

kann nur automatisch erfolgen. Kraftwerke,<br />

Netze, Speicher und möglichst viele<br />

elektrisch betriebene Anlagen müssen direkt<br />

miteinander kommunizieren. Daher<br />

der Begriff „Internet der Energie“.<br />

monstration der Energiewende 2.0 auf.<br />

Die Region ist schon heute der bundesweite<br />

Vorreiter – rund die Hälfte des erzeugten<br />

Stroms stammt hier bereits aus<br />

Wind, Sonne und anderen erneuerbaren<br />

Quellen. Hinzu kommt, dass einige<br />

ländlich geprägte Teilregionen einen<br />

deutlichen Überschuss an erneuerbarem<br />

Strom produzieren. Berlin kann als Metropole<br />

mit einem äußerst hohen Strombedarf<br />

im Zentrum dieser Region wiederum<br />

genau diese Überschüsse aufnehmen.<br />

Die über 50 Teilprojekte von WindNODE<br />

decken ein breites Spektrum ab. Neben<br />

der zentralen IT-Infrastruktur sind beispielsweise<br />

Kühltruhen in Lidl-/Kaufland-<br />

Märkten, ein Stahlwerk in Thüringen, eine<br />

Batteriefarm in Sachsen oder Power-to-<br />

Heat-Anlagen in Berlin mit einbezogen.<br />

Das Projekt läuft bis Ende 2020.<br />

Kontakt:<br />

Wolfgang Korek<br />

Bereichsleiter Energietechnik<br />

Stellv. Clustermanager Energietechnik<br />

Tel.: +49 30 46302-577<br />

E-Mail: wolfgang.korek@berlin-partner.de<br />

Web: berlin-partner.de<br />

energietechnik-bb.de<br />

Schaufenster und Vorreiter<br />

WindNODE ist Teil des Förderprogramms<br />

„Schaufenster intelligente Energie – Digitale<br />

Agenda für die Energiewende“<br />

(SINTEG) des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Energie. Nordostdeutschland<br />

weist aufgrund seiner energiewirtschaftlichen<br />

Erzeugungsstruktur ideale<br />

Bedingungen als Reallabor zur De-<br />

Das Schaufenster für intelligente Energie aus<br />

dem Nordosten Deutschlands.<br />

www.windnode.de<br />

Foto: 50Hertz<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


PlATZ eInS<br />

DeR SAuBeRSTen Je BeI AuTo MoToR<br />

unD SPoRT geMeSSenen DIeSel.<br />

DIe BMW 520d lIMouSIne. A<br />

Freude am Fahren<br />

Abbildung ähnlich.<br />

Auch AlS TouRIng eRhälTlIch.<br />

Die von auto motor und sport gemessenen Werte im Realbetrieb sind nur duch die innovative Dieselabgasreinigung<br />

von BMW möglich: Eine einmalige Kombination aus Partikelfilter, NOx-Speicherkat und<br />

AdBlue-Einspritzung.<br />

Darüber hinaus ist der neue BMW 5er Wertmeister in der Kategorie „Oberklasse“ (AUTO BILD, Ausgabe<br />

20/<strong>2017</strong>), „Bestes Connected Car“ 2016 (AUTO BILD, Ausgabe 50/2016 und COMPUTER BILD, Ausgabe<br />

1/<strong>2017</strong>) und mit dem Connected Car Award ausgezeichnet.<br />

Vereinbaren Sie am besten gleich eine Probefahrt bei Ihrem regionalen BMW Partner.<br />

Eine Übersicht finden Sie unter bmw.de/partner<br />

Wir freuen uns auf Ihren Anruf.<br />

Ihre BMW Partner in der Region Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin<br />

und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Kraftstoffverbrauch BMW 520d Limousine mit 8-Gang-Steptronic und BMW 520d Touring in l/100 km<br />

(innerorts/außerorts/kombiniert): 5,6–4,7/4,6–3,8/4,9–4,1; CO 2<br />

-Emission in g/km (kombiniert): 129–108. Die<br />

Verbrauchswerte wurden auf Basis des ECE-Testzyklus ermittelt. Abbildung abweichend.<br />

A<br />

Quelle: auto motor und sport, Ausgabe 17 und 18/<strong>2017</strong>. 28 mg/km NOx-Emission, ermittelt im auto motor und sport-PEMS-Test auf einer definierten Testrunde von<br />

275 km. Getestet wurde die BMW 520d Limousine mit 8-Gang Teptronic (Modelljahr <strong>2017</strong>). Emissionen der weiteren Getriebearten abweichend.


16 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Bauhaus Dessau.<br />

Die Bauhausstadt mit Zukunft<br />

Von der Wiege der modernen Architektur zum erfolgreichen<br />

Wirtschaftszentrum in Mitteldeutschland<br />

Die einstige Fürsten- und Residenzstadt<br />

in Sachsen-Anhalt befindet<br />

sich in Bewegung und hat den<br />

Glanz und die Wirtschaftskraft vergangener<br />

Tage zurückgewonnen. Vom Zentrum<br />

der Aufklärung und Wiege der zivilen<br />

Luftfahrt unter Prof. Hugo Junkers hat<br />

sich Dessau-Roßlau zu einem modernen<br />

Dienstleistungszentrum und biopharmazeutischen<br />

Spitzencluster entwickelt und<br />

gilt mittlerweile als kleine „Perle“ unter<br />

den Oberzentren in Ostdeutschland.<br />

Die positive Entwicklung des Standortes<br />

erkennt man vor allem am Erfolg der ansässigen<br />

Wirtschaft. In Dessau -Roßlau<br />

hat sich ein stabiler und krisenfester mittelständischer<br />

Branchenmix ausgebildet,<br />

welcher mit Weltmarktführern, innovativen<br />

Gründern und Start-ups, dem modernsten<br />

Schienenfahrzeugprüfzentrum<br />

Europas und dem global agierenden Bio-<br />

PharmaPark Dessau ergänzt wird, der unter<br />

anderem hochwirksame Tier- und Humanimpfstoffe<br />

erforscht und produziert.<br />

Der besondere Standortvorteil von Dessau-Roßlau<br />

ist die Kombination der positiven<br />

Standortfaktoren. Dadurch sowie<br />

durch unternehmerisches Engagement<br />

ist es gelungen, aus einst von der Treuhand<br />

als „nicht sanierungsfähig“ eingestuften<br />

Betrieben erfolgreiche Unternehmen<br />

mit internationalen Absatzmärkten<br />

und die größten Arbeitgeber der Region<br />

zu entwickeln.<br />

Diese positive Entwicklung bestätigt<br />

unter anderem Dr. Sybille Werner, Geschäftsführerin<br />

der Octapharma Dessau<br />

GmbH: „Dank umfangreicher Investitionen<br />

gewinnt der Dessauer Standort zunehmend<br />

an Bedeutung und setzt die Tradition<br />

einer Region inmitten Sachsen-Anhalts<br />

fort, in der seit Jahrzehnten innovative<br />

Pharmaunternehmen zu Hause sind.“<br />

Biopharmazeutischer Spitzencluster am Wirtschaftsstandort.<br />

Mit einer Vielzahl von gewerblichen und<br />

touristischen Investitionen in die Infrastruktur,<br />

wie der Errichtung der innerstädtischen<br />

Flaniermeile „Kavalierstraße“,<br />

dem im Bau befindlichen Bauhausmuseum<br />

sowie der Errichtung eines modernen<br />

Tagungs- und Kongresszentrums<br />

in der Innenstadt, werden die Standortbedingungen<br />

bis zum 100-jährigen Bauhausjubiläum<br />

im Jahr 2019 weiter optimiert<br />

und zukunftsfähig gestaltet. Auch aktuelle<br />

Großprojekte, wie die Erweiterung<br />

des Industriehafens Roßlau und der Breitbandausbau<br />

im Stadtgebiet, werden dann<br />

schon abgeschlossen sein und schaffen<br />

Fotos: Stadt Dessau-Roßlau (oben), Octapharma Dessau GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


SACHSEN-ANHALT | 17<br />

weitere Optionen für erfolgreiche Unternehmensansiedlungen<br />

und Erweiterungen.<br />

Die Wirtschaftsförderung Dessau-<br />

Roßlau begleitet Unternehmer und Gründer<br />

als Full-Service-Agentur und erster<br />

Ansprechpartner kompetent und kreativ<br />

auf ihrem Weg. Auch bietet der Standort<br />

noch Kapazitäten für unternehmerische<br />

Entwicklung zu fairen Konditionen und mit<br />

optimalen Fördermöglichkeiten.<br />

Wesentliche Pluspunkte sind die zentrale<br />

Lage von Dessau-Roßlau zwischen<br />

Berlin und Leipzig innerhalb der Europäischen<br />

Metropolregion Mitteldeutschland<br />

sowie eine erstklassige Verkehrsinfrastruktur.<br />

Diese gewährleistet den ansässigen<br />

Unternehmen sowie Berufspendlern<br />

eine optimale Erreichbarkeit. Der<br />

Interkontinentalflughafen Leipzig/Halle ist<br />

von Dessau-Roßlau in kürzester Zeit erreichbar<br />

und ermöglicht einen schnellen,<br />

weltweiten Personen- und Warenverkehr.<br />

Zudem verfügt die Stadt über einen modern<br />

ausgestatteten Verkehrslandeplatz<br />

für Geschäftsreisende und Privatflieger.<br />

Über das „Trimodale Logistikzentrum“ ist<br />

Dessau-Roßlau per Wasserstraßennetz<br />

mit den Überseehäfen Hamburg und Rotterdam<br />

verbunden. Über das bestehende<br />

Universitätsdreieck Halle-Leipzig-Magdeburg<br />

und die ansässige Hochschule Anhalt<br />

können Unternehmen vor Ort schnell ihre<br />

zukünftigen Fachkräfte akquirieren und<br />

finden zugleich Partner für Forschungsund<br />

Entwicklungsvorhaben.<br />

Neben den harten Standortfaktoren, die<br />

für eine Ansiedlung sprechen, bietet Dessau-Roßlau<br />

vor allem eines – einen Ort<br />

der Kultur und Natur. Fachkräften und ihren<br />

Familien werden neben hervorragenden<br />

Bildungs- und Betreuungseinrichtungen<br />

auch facettenreiche Freizeitmöglichkeiten<br />

geboten. Renommierte Kultureinrichtungen<br />

wie das „Anhaltische Theater“<br />

und eine ausgeprägte Vereinslandschaft<br />

bieten Freizeitangebote, die man an anderen<br />

Orten vergeblich sucht. Das Biosphärenreservat<br />

„Mittlere Elbe“ und die Dichte<br />

an UNESCO-Stätten sind europaweit<br />

einzigartig. An keinem anderen Ort der<br />

Welt kann man auf so kurzen Wegen im<br />

Welterbe wandeln – sei es auf den Spuren<br />

der architektonischen Meister, Reformatoren<br />

und der Fürsten zu Anhalt oder<br />

in den idyllischen Elbe- und Muldeauen.<br />

Im Vergleich zu anderen Städten zeichnet<br />

sich Dessau-Roßlau insbesondere durch<br />

ein vielfältiges Angebot an bezahlbarem<br />

Wohnraum sowie beste Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />

aus. Auch bietet die<br />

Stadt im Vergleich zu den anderen Oberzentren<br />

in Mitteldeutschland immer noch<br />

ausreichend Platz für Unternehmen, Investoren,<br />

Existenzgründer und Fachkräfte<br />

sowie deren Familien. Insgesamt präsentiert<br />

sich Dessau-Roßlau als moderner<br />

Wirtschaftsstandort, an dem es sich<br />

lohnt, zu investieren, zu wohnen und zu<br />

arbeiten.<br />

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KOMM IN DIE BAUHAUSSTADT<br />

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18 | W+M ADVERTORIAL<br />

IDT Biologika<br />

Ein Traditionsunternehmen<br />

auf globalem Erfolgskurs<br />

Am 1. Juli 1921 wurde in Dessau das „Bakteriologische Institut der Anhaltischen<br />

Kreise“ gegründet. Fast 100 Jahre später ist aus dem damals gelegten<br />

Grundstein ein international tätiges Unternehmen der Biotechnologie-Branche<br />

geworden: die IDT Biologika mit Stammsitz in Dessau-Tornau. Modernste<br />

Forschungs- und Produktionsanlagen und global über 1.900 Mitarbeiter<br />

machen die IDT zu einem weltweit gefragten Partner in der Pharmabranche.<br />

Im Jahr 1993 wurde das damalige Impfstoffwerk<br />

Dessau-Tornau privatisiert<br />

und durch die Klocke-Gruppe übernommen.<br />

Das Familienunternehmen, bis dahin<br />

auf die Verpackung von Arzneimitteln<br />

und hochwertigen Kosmetika spezialisiert,<br />

erweiterte sein Angebot dadurch um die<br />

Auftragsentwicklung und -herstellung von<br />

Pharmazeutika. Durch hohe und gezielte<br />

Das Gebäude der Impfstoffproduktion wurde<br />

international ausgezeichnet. Hier wird modernste<br />

Isolatortechnologie verwendet, um Impfstoffe<br />

herzustellen.<br />

Investitionen mit Augenmaß, organisches<br />

Wachstum und einen kontinuierlich größer<br />

werdenden, hochqualifizierten Mitarbeiterstamm<br />

wurde die IDT Biologika<br />

innerhalb weniger Jahre zum international<br />

gefragten und geschätzten Partner namhafter<br />

Pharma-Unternehmen. Dabei deckt<br />

die IDT alle Bereiche der Medikamentenherstellung<br />

ab – von der Forschung über<br />

die Produktion für die klinische Erprobungsphase<br />

bis zum fertigen Produkt in<br />

Großmengen, inklusive Etikettierung und<br />

Verpackung.<br />

Tiergesundheit für Heim und Hof<br />

Neben der Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />

in der Humanmedizin im<br />

Kundenauftrag bildet die Entwicklung<br />

und Vermarktung eigener Impfstoffe im<br />

Bereich Tiergesundheit ein zweites wichtiges<br />

Standbein der IDT Biologika. Bereits<br />

heute finden sich Medikamente „Made in<br />

Dessau“ in jeder Tierarztpraxis und versorgen<br />

Hund, Katze oder Kaninchen mit<br />

Arzneimitteln. In der Nutztierhaltung entwickelt<br />

und produziert das Unternehmen<br />

unter anderem für Pferde-, Rinder- und<br />

Schweinezucht.<br />

Aus Dessau in die Welt<br />

Längst schon ist die IDT Biologika nicht<br />

mehr nur in Dessau zu Hause. An einem<br />

zweiten deutschen Standort in Riems<br />

bei Greifswald wird seit 2013 ebenfalls<br />

geforscht und produziert, erst Ende Mai<br />

wurde dort die Einweihung eines neuen<br />

Gebäudes für Forschung und Qualitätskontrolle<br />

gefeiert. Mitte 2015 kam in Rockville,<br />

Maryland, eine erste amerikanische<br />

Niederlassung hinzu. Nur wenige Monate<br />

darauf folgte mit den Gallant Custom Labs<br />

in Cambridge, Ontario, das einzige in Kanada<br />

zugelassene Unternehmen zur Herstellung<br />

von viralen und bakteriellen Impfstoffen.<br />

Anfang des Jahres erwarb die IDT<br />

mit Ridgeway Biologicals außerdem einen<br />

britischen Spezialisten für Bestandsimpfstoffe.<br />

Vertriebsniederlassungen und Landesgesellschaften<br />

hat das Dessauer Unternehmen<br />

unter anderem in Europa und<br />

Asien. Auch mit Auftritten auf Messen<br />

weltweit demonstriert die IDT Biologika<br />

den eingeschlagenen Weg zum „Global<br />

Player“, der durch zahlreiche internationale<br />

Auszeichnungen für Qualität und Innovation<br />

untermauert wird.<br />

Die Zukunft im Blick<br />

Mit der weltweiten Präsenz geht auch<br />

das Ziel einher, zukünftig noch deutlich<br />

stärker als bisher mit Eigenentwicklungen<br />

und dem eigenen Namen am Markt präsent<br />

zu sein. Neben überdurchschnittlich<br />

hohen Investitionen in Infrastruktur und<br />

Forschungsarbeit hat dabei die Aus- und<br />

Weiterbildung der Mitarbeiter höchste<br />

Priorität. Die „IDT-Familie“ will diesem<br />

Anspruch auch in Zukunft und im internationalen<br />

Maßstab gerecht werden.<br />

IDT Biologika<br />

Am Pharmapark<br />

<strong>06</strong>861 Dessau-Roßlau, Deutschland<br />

Tel.: +49(0)34901 885-0<br />

Fax: +49(0)34901 885-5323<br />

Web: www.idt-biologika.com<br />

Foto: IDT Biologika<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


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20 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke):<br />

„Ich lerne dauernd weitere neue<br />

Weltmarktführer kennen“<br />

Seit knapp drei Jahren ist der Linken-<br />

Politiker Bodo Ramelow (61) Ministerpräsident<br />

im Freistaat Thüringen.<br />

Entgegen mancher Unkenrufe entwickelt<br />

sich das Bundesland in der Mitte<br />

Deutschlands unter Ramelows Führung<br />

erfolgreich. Die Wirtschaft brummt, die<br />

Beschäftigung nimmt zu und die Löhne<br />

steigen. Doch aktuell steht die rot-rot-grüne<br />

Erfurter Landesregierung, die sich im<br />

Parlament nur auf die hauchdünne Mehrheit<br />

von einer Stimme stützen kann, vor<br />

ihrer heikelsten Aufgabe – sie will und<br />

muss eine Verwaltungs- und Kreisreform<br />

durchsetzen, die bei Kommunalvertretern<br />

und Bürgern heftig umstritten ist.<br />

Das Interview mit Bodo Ramelow fand<br />

auf dem Erfurter Petersberg statt. Ein Ort,<br />

von dem aus man einen großartigen Blick<br />

über die Thüringer Landeshauptstadt hat<br />

und der den Ministerpräsidenten wegen<br />

seiner wechselhaften Geschichte in den<br />

letzten Jahrhunderten besonders fasziniert.<br />

W+M: Herr Ramelow, Ihre Regierung hat<br />

gut gewirtschaftet und im Landeshaushalt<br />

einen kräftigen Überschuss erzielt. In den<br />

kommenden zwei Jahren wollen Sie einen<br />

großen Teil dieser Summe investieren. Um<br />

wie viel Geld geht es dabei?<br />

Bodo Ramelow: Wenn wir den Gesamthaushalt<br />

betrachten, geht es um eine Investitionssumme<br />

von über 1,5 Milliarden<br />

Euro. Diese Mittel fließen zu einem guten<br />

Teil direkt in den wirtschaftlichen Aufbau.<br />

Darüber hinaus stärken wir wichtige Infrastrukturbereiche,<br />

etwa die städtebauliche<br />

Entwicklung oder das Quartiersmanagement.<br />

Und natürlich nutzen wir diese<br />

Mittel für unsere Bildungsoffensive, zur<br />

Sanierung und zum Neubau von Schulen.<br />

W+M: Welche Projekte sollen konkret gefördert<br />

werden?<br />

Bodo Ramelow: Wir investieren in Forschungseinrichtungen,<br />

den Hochschulbau<br />

und natürlich in den Breitbandausbau. Jena<br />

hat heute schon die höchste Forscherdichte<br />

pro Einwohner in ganz Deutschland. Und<br />

was an Instituten dort dazukommt, löst jedes<br />

Mal Folgeinvestitionen im zweistelligen<br />

Millionenbereich aus. Ein interessantes Projekt<br />

will ich beispielhaft herausgreifen: die<br />

Sanierung der Weidaer Talsperre, die kaputt<br />

ist, die wir aber für die Stärkung des „Zeulenrodaer<br />

Meeres“, einer wichtigen Naturund<br />

Tourismusregion, reaktivieren wollen.<br />

W+M: Im Nachbarland Sachsen freut sich<br />

die Landesregierung gerade über Milliardeninvestitionen<br />

eines chinesischen Autobauers,<br />

von Bosch und vom Tabakkonzern<br />

Philip Morris. Können Sie ähnliche Erfolge<br />

vermelden?<br />

Bodo Ramelow: Wir haben einen dauerhaften<br />

Prozess, der mich sehr zufrieden<br />

stimmt, weil wir inzwischen viele leistungsfähige<br />

Firmen haben, die einen hohen<br />

Teil an Rückinvestitionen in Forschung<br />

und Entwicklung tätigen. Ein Beispiel ist<br />

die Firma Mubea Fahrwerksfedern in Weißensee.<br />

Die haben vor 25 Jahren mit einem<br />

kleinen Betrieb angefangen und sind<br />

seither stetig gewachsen. Ich war dort<br />

kürzlich zum Firmenjubiläum, habe die<br />

Festrede gehalten. Auf meinem Zettel<br />

stand ausdrücklich, ich dürfe nicht darüber<br />

reden, dass eine 100-Millionen-Investition<br />

ansteht. Der Firmenchef sagte mir: „Das<br />

Gute, das möchte ich als Erster meiner<br />

Belegschaft verkünden.“ Ich finde es völlig<br />

richtig, dass eine solche Investition in die<br />

Produktionsanlage für eine neue Generation<br />

von Leichtmetallrädern auf diese Weise<br />

bekanntgegeben wird. Es gibt weitere Firmen,<br />

die investieren werden, wo wir aber<br />

gehalten sind, nicht allzu früh und allzu laut<br />

drüber zu reden. Daher übe ich mich in Zurückhaltung,<br />

freue mich aber über jeden<br />

Standort, der prosperiert. Wir sind nicht<br />

monostrukturiert, wir haben eine breite<br />

Mischung international führender Firmen.<br />

Ministerpräsident Bodo Ramelow im Gespräch mit W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).<br />

W+M: Lassen Sie mich an diesem Punkt<br />

anknüpfen. Vor einem Jahr verwiesen Sie<br />

darauf, dass in Thüringen 60 Unternehmen<br />

arbeiten, die Weltmarktführer in ihren<br />

Branchen sind. Wie geht es diesen<br />

Champions heute?<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


THÜRINGEN | 21<br />

Bodo Ramelow: Es geht ihnen gut und<br />

ich lerne dauernd weitere neue Weltmarktführer<br />

kennen. Bis vor kurzem<br />

wusste ich beispielsweise nicht, dass<br />

es in Waltershausen ein Unternehmen<br />

gibt, das für rund 80 Prozent der Autound<br />

Eisenbahntunnel weltweit die Gummidichtungen<br />

liefert. Ich bin stolz, dass<br />

unser Land im bundesdeutschen Industrieranking<br />

vorn mitspielt. Gerechnet auf<br />

1.000 Einwohner liegen wir bei der Zahl<br />

der Industriearbeitsplätze auf dem vierten<br />

Platz.<br />

W+M: In Ihrem Bundesland hat sich die<br />

Automobil- und Automotivebranche in<br />

den vergangenen Jahren enorm entwickelt.<br />

Sehen Sie Gefahren für diesen<br />

Wirtschaftszweig angesichts der Folgen<br />

des Dieselabgas-Skandals?<br />

Bodo Ramelow: Der Dieselabgas-Skandal<br />

hat zu einer Rufschädigung für die gesamte<br />

deutsche Industrie geführt. Ich<br />

persönlich bin seit Jahrzehnten Dieselfahrer.<br />

Und den Wagen, den ich jetzt fahre,<br />

habe ich auch unter dem Aspekt der<br />

angeblich positiven Abgaswerte gekauft.<br />

Und da fühle ich mich als Verbraucher –<br />

offen gesagt - ziemlich veräppelt. Der<br />

Dieselabgas-Skandal löst aber weitere<br />

Fragen aus: Wie geht es mit der E-Mobilität<br />

und der Dekarbonisierung weiter?<br />

Hier kommt es auf die Strategie und ihre<br />

nachhaltige Wirkung an.<br />

Wir wissen, dass wir in Thüringen<br />

von diesen Fragen massiv<br />

betroffen sind. Ein Drittel<br />

aller Industriearbeitsplätze<br />

im Automotive-Bereich<br />

könnte verlorengehen. Wir<br />

brauchen hier tragfähige Lösungen,<br />

um den Umbau der Produktion langfristig<br />

zu bewältigen.<br />

man auf Parteitagen beschließen sollte,<br />

den Verbrennungsmotor ab 2035 zu verbieten,<br />

halte ich für schlechten Politikstil.<br />

Einfach zu sagen, der Verbrennungsmotor<br />

ist schlecht und wo der Strom für die<br />

E-Autos herkommt, interessiert mich<br />

nicht, bringt uns nicht weiter. Ich bin für<br />

den Umbau unserer Antriebsmobilität,<br />

aber das muss seriös und unter Einbeziehung<br />

aller Mobilitätsfaktoren erfolgen.<br />

Insofern hat Kölleda eine gute Perspektive<br />

für die nächsten Jahre. Parallel muss<br />

überlegt werden, ob dort künftig auch andere<br />

Mercedes-Produkte hergestellt werden<br />

können.<br />

W+M: Sie wollen noch in der laufenden<br />

Legislaturperiode eine Kreisreform durchsetzen,<br />

um die Verwaltungskosten perspektivisch<br />

zu senken. Was hätte der Mittelstand<br />

von einer derartigen Reform?<br />

Bodo Ramelow: Die Frage der Kostenersparnis<br />

ist in der ersten Phase der Reform<br />

von nur untergeordneter Bedeutung.<br />

Zu Einsparungen wird es erst kommen,<br />

wenn die Reform umgesetzt ist und ihre<br />

Wirkungen entfaltet, durch den dann erzielten<br />

Effizienzgewinn. Es geht um etwas<br />

anderes: Wir müssen unsere Verwaltung<br />

zukunftsfähig aufstellen, damit Bürger<br />

und Unternehmen effizient und professionell<br />

betreut werden können. Wer etwa<br />

ein BImSchG-Verfahren (Abkürzung für<br />

Bundes-Immissionsschutzgesetz – Anmerkung<br />

der Redaktion) machen muss,<br />

für den ist wichtig, dass es dafür im Land<br />

leistungsfähige Behörden gibt. Oder: Wer<br />

einen Bauantrag stellt, will in erster Linie<br />

wissen, ob er es mit qualifizierten Planern<br />

zu tun hat, die in kürzester Zeit die Freigabe<br />

sichern und nicht, wie der Landkreis<br />

heißt oder wie groß er ist.<br />

Kein Mitarbeiter in der Verwaltung muss<br />

um seinen Arbeitsplatz fürchten. Aber wir<br />

müssen jetzt die richtigen Entscheidungen<br />

treffen, welche Fachleute wir in Zukunft<br />

in unseren Behörden benötigen und<br />

einstellen müssen.<br />

W+M: Ganz offensichtlich sorgt die Kreisreform-Debatte<br />

für Unmut bei Kommunalvertretern<br />

und für Zwist innerhalb Ih-<br />

W+M: In Kölleda steht eines der modernsten<br />

Automotorenwerke Deutschlands.<br />

Welche Zukunft hat der Verbrennungsmotor<br />

in Thüringen?<br />

Foto: W+M<br />

Bodo Ramelow: In Kölleda wird ein Drittel<br />

aller Mercedes-Motoren gefertigt. Für<br />

Fahrzeugtypen, die dem aktuellen Entwicklungsstand<br />

und dem der nächsten<br />

Generation entsprechen. Die Frage, ob<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


22 | W+M LÄNDERREPORT THÜRINGEN<br />

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow auf dem Erfurter Petersberg.<br />

rer rot-rot-grünen Koalition. Jüngst ist Ihr<br />

SPD-Innenminister zurückgetreten. Das<br />

Verfassungsgericht hat einen Teil des Gesetzes<br />

für nichtig erklärt. Wie wollen Sie<br />

die Menschen und Kommunen noch ins<br />

Boot holen?<br />

Bodo Ramelow: Nun ja, Sie sprechen<br />

vom Vorschaltgesetz, in dem alles korrekt<br />

geregelt war, und einer Panne im Parlament.<br />

Ein Protokoll hat bei der Anhörung<br />

gefehlt. Also: Nicht das Gesetz ist verfassungswidrig,<br />

sondern die formale Entstehung<br />

des Gesetzes. Leider sind uns in<br />

diesem wichtigen Reformvorhaben gerade<br />

diejenigen in den Rücken gefallen, die<br />

die Reformen seinerzeit angestoßen haben<br />

– die Christdemokraten. Es gab eine<br />

Enquetekommission des Landtages, eine<br />

Expertenkommission der CDU geführten<br />

Landesregierung und noch eine Ministerkommission<br />

unter Leitung des damaligen<br />

CDU-Finanzministers. Nur passiert ist danach<br />

so gut wie nichts. Das ist eine Form<br />

unehrlicher Politik, die mir nicht gefällt.<br />

Dabei orientiere ich mich auch heute noch<br />

an den Daten und Fakten meiner Amtsvorgängerin<br />

Christine Lieberknecht von<br />

der CDU, aus denen sich die Notwendigkeit<br />

dieser Reform begründet – einfach<br />

weil sie stimmen. Ich habe einen Eid auf<br />

die Landesverfassung geleistet, ich muss<br />

die Zukunftsfähigkeit Thüringens sichern.<br />

Dafür brauchen wir diese Reform.<br />

W+M: In Niedersachsen ist vor wenigen<br />

Wochen die rot-grüne Regierungskoalition<br />

gescheitert, da sie ihre knappe Stimmenmehrheit<br />

im Parlament einbüßte.<br />

Nun verfügen auch Sie im Erfurter Landtag<br />

nur über eine hauchdünne Mehrheit<br />

von einer Stimme. Glauben Sie, dass Ihre<br />

Koalition bis zum<br />

regulären Ende der<br />

Wahlperiode hält?<br />

Bodo Ramelow:<br />

Ja. Die Koalition<br />

arbeitet gut und<br />

will gemeinsam<br />

den Erfolg für Thüringen.<br />

Außerdem<br />

muss man wissen:<br />

Bei uns kommt<br />

es auf diese eine<br />

Stimme nicht an. Das ist der Unterscheid<br />

zu Niedersachsen. Wenn bei uns ein Abgeordneter<br />

zur CDU wechseln würde, hätte<br />

die CDU noch immer keine Mehrheit.<br />

Die würde erst entstehen, wenn sich die<br />

CDU mit der AfD zusammentut. Angesichts<br />

des AfD-Vorsitzenden Höcke, der<br />

sich geistig offensichtlich im rechtsextremen<br />

Spektrum herumtreibt, muss sich<br />

der CDU-Fraktionschef ganz genau überlegen,<br />

ob er sich solch eine Mehrheit suchen<br />

möchte.<br />

W+M: Kommen wir abschließend zum<br />

Lutherjahr, das auch in Thüringen mit zahlreichen<br />

Höhepunkten begangen wurde.<br />

Was fasziniert den Linken Ramelow am<br />

Protestanten Luther?<br />

ZUR PERSON<br />

Bodo Ramelow wurde am 16. Februar<br />

1956 in Osterholz-Scharmbeck geboren.<br />

Nach dem Hauptschulabschluss<br />

erlernte er den Beruf des Einzelhandelskaufmanns.<br />

Von 1981 bis 1990<br />

war er Gewerkschaftssekretär in Mittelhessen,<br />

von 1990 bis 1999 Landesvorsitzender<br />

der Gewerkschaft HBV<br />

in Thüringen. 1999 trat er der PDS bei<br />

und zog im selben Jahr erstmals in den<br />

Thüringer Landtag ein. 2004 und 2009<br />

nominierte ihn seine Partei jeweils zum<br />

Spitzenkandidaten für die Wahlen in<br />

Thüringen. Seit Dezember 2014 steht<br />

Ramelow als Ministerpräsident an der<br />

Spitze der rot-rot-grünen Landesregierung<br />

im Freistaat. Er ist in dritter Ehe<br />

verheiratet und Vater zweier Söhne.<br />

Bodo Ramelow: Also erst einmal ein Hinweis:<br />

Ich komme aus einer uralten protestantischen<br />

Familie. Meine Vorfahren hießen<br />

Fresenius und waren Pfarrer. Und der<br />

Fresenius von Frankfurt/Main hat Goethes<br />

Eltern getraut und Goethe getauft.<br />

Sie sehen, im Gencode des Linken Ramelow<br />

ist der Protestantismus eingebaut.<br />

Aber ich lege Wert darauf, dass ich zu Beginn<br />

meiner Amtszeit aus dem Lutherjahr<br />

das Reformationsjahr gemacht habe und<br />

aus unserem Luther-Beauftragten einen<br />

Reformations-Beauftragten. Was wir als<br />

Staat hier organisiert haben und umsetzen,<br />

ist das 500. Reformationsgedenken.<br />

Das ist eine ausdrückliche Einladung an<br />

alle Religionen und die unterschiedlichen<br />

Konfessionen. Deshalb haben wir zu all<br />

den Veranstaltungen rund um das Reformationsgedenken<br />

noch ein eigenes Format<br />

entwickelt – die Achava-Festspiele.<br />

Auf Hebräisch heißt das Brüderlichkeit.<br />

Dieses Festival war ein großer Erfolg,<br />

es verzeichnete 19.000 Besucher allein<br />

innerhalb der letzten 14 Tage. Darunter<br />

eine Live-Übertragung aus dem Erfurter<br />

Dom – das Verdi-Requiem, etwas Katholischeres<br />

gibt es überhaupt nicht. Das war<br />

mein besonderer Wunsch. Dieses Stück<br />

sollte in der katholischen Kirche aufgeführt<br />

werden, in der Luther zum Priester<br />

geweiht wurde. Dabei geht es auch<br />

um die Erinnerung an die bösen antisemitischen<br />

Hetzschriften von Martin Luther,<br />

denn dieses Requiem wurde im KZ<br />

Theresienstadt zwei Mal von Häftlingen<br />

eingeübt und zwei Mal sind anschließend<br />

120 Sänger ins Gas gegangen. Wir wollen<br />

und müssen uns auch diesen dunklen Kapiteln<br />

der Vergangenheit stellen. Es geht<br />

nicht einfach nur um ein Reformationsgedenken,<br />

es ist ein Echolot unserer eigenen<br />

Geschichte.<br />

W+M: Sie sind Protestant und Linker zugleich<br />

– ist das nicht in sich ein Widerspruch?<br />

Bodo Ramelow: Mitnichten. Karl Marx<br />

nannte Martin Luther den ersten Nationalökonom<br />

Deutschlands. Weil Luther nicht<br />

nur über die Freiheit eines Christenmenschen<br />

geschrieben hat, sondern auch<br />

über das Verbot von Leerverkäufen. Ein<br />

noch heute hochaktuelles Thema.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


LÄNDERREPORT SACHSEN | 23<br />

Gemeinsam erfolgreich<br />

Authentische Vermarktung: Die mobilen<br />

Werbeträger des Fachkräfteportals<br />

Erzgebirge sind deutschlandweit unterwegs.<br />

Fachkräftesicherung im Erzgebirge<br />

Foto: Regionalmanagement Erzgebirge<br />

Als das Thema Fachkräftesicherung<br />

noch keines war, hat die Wirtschaftsförderung<br />

Erzgebirge GmbH<br />

(WFE) als Unternehmen des Erzgebirgskreises<br />

bereits an Lösungen gearbeitet:<br />

2005 wurde eine Heimkehrerbörse ins Leben<br />

gerufen, die heute als Online-Stellenbörse<br />

„Fachkräfteportal Erzgebirge“ circa<br />

1.000 Jobangebote von über 260 erzgebirgischen<br />

Firmen bündelt und von bis zu<br />

1.500 Nutzern pro Tag aufgerufen wird. Als<br />

Veranstaltungspendant organisiert die WFE<br />

seit 2012 nach Weihnachten die Jobmesse<br />

„Pendleraktionstag“, die potenzielle Mitarbeiter<br />

mit Unternehmen in Kontakt bringt.<br />

Der Erfolg dieser innovativen Maßnahmen<br />

zur Fachkräftesicherung ermöglicht die<br />

Verzahnung der Wirtschaftsförderung als<br />

Dienstleistung für den Mittelstand und der<br />

Standortvermarktung durch das Regionalmanagement<br />

Erzgebirge. Diese Struktur<br />

erleichtert die flexible Gestaltung von<br />

Angeboten, die erzgebirgische Firmen<br />

dort abholt, wo sie aktuell stehen. Die Vermarktung<br />

der Ergebnisse mündet in authentische<br />

Kampagnen, welche die Vorteile<br />

des Wirtschaftsstandorts und der Region<br />

zum Leben in den Mittelpunkt rücken.<br />

Den Mittelstand stärken und<br />

messbare Erfolge liefern<br />

Die Wirtschaftsregion Erzgebirge ist geprägt<br />

von kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen, die aufgrund geografischer<br />

sowie historischer Gegebenheiten<br />

zum Teil natürliche Standortnachteile haben.<br />

Nur durch eine enge, kooperative Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmen können<br />

erfolgreich Synergien entstehen. Projekte<br />

zur Berufsorientierung, zur gesellschaftlichen<br />

Verantwortung von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen (KMU) oder der Aufbau<br />

eines Welcome Centers für zugewanderte<br />

Fachkräfte sind weitere Beispiele,<br />

wie die WFE mit und für Unternehmen arbeitet<br />

und Dienstleistung sowie Vermarktung<br />

verknüpft.<br />

So weist der Erzgebirgskreis trotz der<br />

kleinteiligen Unternehmenslandschaft<br />

aktuell die niedrigste Arbeitslosenquote<br />

in Sachsen auf. Die Beschäftigungsquote<br />

von Frauen beziehungsweise älteren Arbeitnehmern<br />

liegt über dem Bundesdurchschnitt.<br />

Seit 2014 kann der Wegzug junger<br />

Menschen zum Studium durch Rückkehrer<br />

und Zuwanderer ausgeglichen werden.<br />

Nicht ohne Grund kommen aktuell mehrere<br />

Preisträger des sächsischen Innovationspreises<br />

und des Großen Preises des<br />

Mittelstandes aus dem Erzgebirge, denn<br />

der Slogan „ERZGEBIRGE Gedacht. Gemacht.“<br />

ist in den Unternehmen der Region<br />

gelebte Praxis und gilt ebenso für Lösungen<br />

zur Fachkräftesicherung. W+M


24 | W+M ADVERTORIAL Autonom fahrender Prototyp –<br />

unterwegs auf der A4 in Sachsen.<br />

Autonomes Fahren in Sachsen<br />

Mehr als eine Vision<br />

Das „Autoland Sachsen“ sorgt seit<br />

über 100 Jahren für Mobilität und gehört<br />

heute mit fünf Fahrzeug- und<br />

Motorenwerken von Volkswagen, BMW<br />

und Porsche zu den Top fünf der deutschen<br />

Automobilregionen. Bei der Entwicklung<br />

von innovativen Lösungen für hochautomatisiertes<br />

und autonomes Fahren hat<br />

der Standort einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil:<br />

Sachsen ist nicht nur Autoland,<br />

sondern als „Silicon Saxony“ auch<br />

Europas größter Mikroelektronik- /IKT-Cluster<br />

und seit über 150 Jahren ein wichtiges<br />

Zentrum des deutschen Maschinenbaus.<br />

Visionen werden hier entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette entwickelt.<br />

Wenn es um das Fahren der Zukunft geht,<br />

wartet Sachsen daher mit einer geballten<br />

Ladung an Innovationen auf: Sensoren und<br />

Kamerasysteme für teil- und vollautonome<br />

Fahrassistenzsysteme (First Sensor Mobility,<br />

Dresden), Technologien zur drahtlosen<br />

Echtzeitübertragung von großen Datenmengen<br />

(5G Lab Germany, Dresden), Systeme<br />

zur Fahrzeugumfelderkennung (FusionSystems,<br />

Chemnitz), hochgenaue und<br />

satellitengestützte Fahrzeuglokalisation und<br />

-navigation (Naventik, Chemnitz), Kommunikationssysteme<br />

für die vernetzte Mobilität<br />

(Mugler AG, Oberlungwitz), Testwerkzeuge<br />

und -systeme (TraceTronic, Dresden),<br />

um nur einige sächsische Entwicklungen<br />

zu nennen. Zudem arbeiten derzeit<br />

die Porsche Leipzig GmbH, die Volkswagen<br />

Sachsen GmbH, IAV Automotive Engineering<br />

und Schnellecke Logistics sowie das<br />

Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen<br />

(AMZ) im Projekt eJIT an einer Vorreiterrolle<br />

auf dem Gebiet der Elektrifizierung von<br />

Just-in-Time-Logistikverkehren.<br />

Kein Wunder also, dass auch die Bundesregierung<br />

auf die sächsische Kompetenz<br />

aufmerksam geworden ist: Dresden gehört<br />

zu den sechs deutschen Städten, in<br />

denen das Bundesverkehrsministerium<br />

den Aufbau innerstädtischer Testfelder für<br />

hochautomatisiertes Fahren und intelligente<br />

Verkehrssystemsteuerung fördern wird.<br />

Lithium-Ionen-Batterie<br />

aus Sachsen.<br />

Zukunft: Sachsen auf dem<br />

Ostdeutschen Wirtschaftsforum <strong>2017</strong><br />

Auf dem diesjährigen Ostdeutschen Wirtschaftsforum<br />

wird die Sächsische Energieagentur<br />

SAENA den sächsischen Beitrag<br />

zum Ländertag liefern. Die SAENA<br />

gilt in Sachsen als die Kompetenzstelle<br />

für Effiziente Mobilität, intelligente Verkehrssysteme<br />

sowie automatisiertes und<br />

vernetztes Fahren. In Bad Saarow wird<br />

die SAENA also sächsische Lösungen<br />

für Visionen präsentieren. Nutzen Sie die<br />

Gelegenheit: Sachsen fährt vor – steigen<br />

Sie ein!<br />

Übrigens: Sachsen gilt laut EU Regional<br />

Innovation Scoreboard branchenübergreifend<br />

als einer der „Innovationsführer“<br />

in der Europäischen Union. Neben<br />

den strukturbestimmenden Industriebereichen<br />

sind es vor allem die Umwelt- und<br />

Energietechnik, die Life Sciences sowie<br />

die Bahn-, Luft- und Raumfahrttechnik,<br />

die den Wirtschaftsstandort prägen. Die<br />

Region punktet mit einem überdurchschnittlichen<br />

Ausbildungsniveau, einer<br />

guten Infrastruktur sowie einem dichten<br />

Netz aus Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen.<br />

Gute Argumente für alle<br />

Investoren: weltweit und branchenoffen!<br />

Sprechen Sie uns an – Wirtschaftsförderung<br />

Sachsen GmbH!<br />

Fotos: IAV GmbH (oben), Deutsche Accumotive GmbH & Co. KG (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


LÄNDERREPORT SACHSEN | 25<br />

Erfolgreiche Brückenbauer<br />

Die sächsische Landeswirtschaftsfördergesellschaft baut seit über<br />

25 Jahren Brücken: für sächsische Unternehmen auf ihrem Weg in<br />

die Welt und für Investoren auf ihrem Weg in den Freistaat.<br />

Kunden und Partnern in Kontakt zu kommen<br />

und zugleich die regionale Wirtschaft<br />

in den Zielländern kennenzulernen.<br />

Die Wirtschaftsförderung Sachsen<br />

GmbH (WFS) engagiert sich seit<br />

1991 als landeseigenes Unternehmen<br />

für den Freistaat. Sie wirbt national<br />

und international für den Wirtschaftsstandort<br />

Sachsen und berät potenzielle<br />

Investoren von der Idee bis zur Realisierung<br />

eines Ansiedlungsprojektes. Zum<br />

Dienstleistungsspektrum gehören unternehmensbezogene<br />

Standortangebote,<br />

Kontaktvermittlung zu Entscheidungsträgern<br />

von Kommunen und Freistaat, Informationen<br />

zu Fördermöglichkeiten und -programmen.<br />

Der Service der WFS ist umfassend,<br />

maßgeschneidert und kostenfrei.<br />

Bereits in Sachsen ansässige Unternehmen<br />

unterstützt die WFS bei der Anbahnung<br />

von Kooperationen und bei ihren Exportbestrebungen.<br />

Dazu gehört unter anderem<br />

die Organisation von Firmenbeteiligungen<br />

an internationalen Messen sowie<br />

Unternehmer- und Delegationsreisen in<br />

wichtige Zielmärkte weltweit. Damit bietet<br />

die Wirtschaftsförderung sächsischen<br />

Firmen die Chance, direkt mit potenziellen<br />

„Unser Ziel ist es, Sachsens Unternehmen<br />

dabei zu helfen, ihr internationales Geschäft<br />

auszubauen und gleichzeitig Arbeitsplätze<br />

in Sachsen zu schaffen, indem wir potenzielle<br />

Investoren von Sachsens Qualitäten<br />

überzeugen und weitere Firmen in den Freistaat<br />

holen“, so WFS-Geschäftsführer Peter<br />

Nothnagel. Die strategische Ausrichtung<br />

auf Kernbranchen und Schlüsselregionen<br />

hat sich dabei bewährt: Seit dem Jahr 2000<br />

hat die WFS 337 Unternehmensansiedlungen<br />

begleitet, durch die mehr als 33.000 Arbeitsplätze<br />

entstanden sind. Diese Firmen<br />

haben im Freistaat Sachsen bisher über sieben<br />

Milliarden Euro investiert. W+M<br />

Unterwegs<br />

in die Zukunft<br />

Die Mobilität der Zukunft hat im<br />

»Autoland Sachsen« ihr Zuhause.<br />

Über 50 universitäre und außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtungen in<br />

Sachsen beschäftigen sich heute mit<br />

den mobilen Realitäten von morgen.<br />

International tätige Automobilhersteller<br />

und -zulieferer nutzen die sächsische<br />

Forschungslandschaft, die in enger<br />

Verzahnung von Hochschulen,<br />

Laboren und freier Wirtschaft neue<br />

Automobilkonzepte auf den Weg bringt.<br />

Leichtbau, Elektromobilität, autonomes<br />

Fahren und intelligente Verkehrssysteme<br />

sind die Kompetenzen, die<br />

Sachsen heute in das Wissen investiert,<br />

das morgen die Welt bewegen wird.<br />

Und ganz sicher auch Sie.<br />

Foto: www.fotolia.de · Gestaltung: www.sandstein.de<br />

WWW.STANDORT-SACHSEN.DE<br />

Bertolt-Brecht-Allee 22, 01309 Dresden<br />

info@wfs.saxony.de


26 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Das Seminarschiff ist eines der ersten Solar-Hybrid-<br />

Fahrgastschiffe, welches für den ganzjährigen Einsatz<br />

gebaut und speziell für Veranstaltungen konzipiert ist.<br />

Auch in der Berufsschifffahrt stellt der<br />

elektrische Antrieb mittlerweile eine Alternative<br />

zu Verbrennungsmotoren dar. Bereits<br />

seit 2012 baut die in Stralsund ansässige<br />

Formstaal GmbH & Co. KG im Verbund<br />

mit dem Schwesterunternehmen<br />

Ostseestaal GmbH & Co. KG Elektro-Solar-Schiffe,<br />

die explizit auf die vom Kunden<br />

vorgesehene Verwendung zugeschnitten<br />

sind. Ziel der Entwicklungen sind Schiffe,<br />

die dem Zeitgeist entsprechen und gleichzeitig<br />

die Betriebskosten minimieren, damit<br />

der Betrieb im Vergleich zu konventionellen<br />

Schiffen kein Zuschussgeschäft ist.<br />

In Berlin und der Autostadt Wolfsburg sind<br />

bereits Schiffe der Weißen Flotte für bis zu<br />

60 Passagiere im Einsatz. Im August <strong>2017</strong><br />

wurde ein spezielles Seminarschiff für bis<br />

zu 200 Passagiere für den deutschlandweiten<br />

Einsatz auf Binnengewässern ausgeliefert.<br />

Aktuell wird die erste vollelektrische<br />

Auto-/Personenfähre für Binnengewässer<br />

gebaut. Auftraggeber ist die Gemeinde<br />

Oberbillig an der Mosel.<br />

Vorpommerns<br />

Schiffs- und<br />

Bootsbauer setzen<br />

auf Elektroantriebe<br />

Kein Motorengeräusch, kein Dieselgeruch,<br />

Naturerlebnis pur und ein weiterer<br />

Zusatznutzen: Fast auf der Stelle<br />

kann die neue Elektro-Yacht im Hafen<br />

von Greifswald wenden. Möglich macht<br />

das der neuentwickelte „E Motion Rudder<br />

Drive“ der HanseYachts AG aus der Hansestadt.<br />

Gesteuert mit einer einfachen Konsole<br />

ermöglicht der elektrisch angetriebene<br />

und im Ruderblatt integrierte Podmotor<br />

ein einfaches An- und Ablegen in engen<br />

Häfen oder das Wenden auf engstem<br />

Raum. Erst vor kurzem wurde der erste<br />

Elektroantrieb einer Yacht aus dem Serienbau<br />

den Kunden präsentiert. Entwickelt<br />

wurde der Antrieb mit Jefa, einem dänischen<br />

Lieferanten für Ruderanlagen und<br />

dem E-Motoren-Hersteller Torqeedo aus<br />

Süddeutschland. Bislang ist der Antrieb<br />

nur für das Modell „Hanse 315“ verfügbar,<br />

HanseYachts arbeitet aber bereits an<br />

Versionen für größere Modelle.<br />

Diese Produkte spiegeln die heutige Entwicklung<br />

der Anwendung alternativer maritimer<br />

Antriebe wider. Längst sind Umweltfreundlichkeit<br />

und Nachhaltigkeit,<br />

aber auch ein neuer Komfort an Bord bestimmende<br />

Kaufkriterien der Kunden. Die<br />

Fortbewegung mit elektrischen Antrieben<br />

auf dem Wasser ist leise, geruchsneutral<br />

und vermittelt ein völlig neues Fahrgefühl.<br />

Gleichzeitig ist man umweltfreundlich und<br />

naturnah unterwegs. Die Betriebskosten<br />

sinken, und es ergeben sich neue Einsatzmöglichkeiten<br />

in der Ausflugsschifffahrt,<br />

im Sportbootbereich sowie in der Nutzschifffahrt.<br />

Beispielsweise können Nachbauten<br />

traditioneller Holzboote mit Elektromotoren<br />

ausgerüstet werden, um dem<br />

authentischen Segelerlebnis aus Zeiten, in<br />

denen es noch keine Motoren gab, wieder<br />

näher zu kommen.<br />

Eine noch stärkere Befassung der vorpommerschen<br />

Schiffs- und Bootsbaukompetenzen<br />

mit Elektroantriebstechnologien<br />

kann innovative und „grüne“ maritime<br />

Produkte mit guten Marktperspektiven<br />

entstehen lassen, die sowohl in der<br />

Ostseeregion als auch international Absatz<br />

finden. Zu diesem Zweck leitet die<br />

Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpom-<br />

Foto: CIG Ostseestaal<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 27<br />

Foto: HanseYachts AG<br />

Der neuentwickelte Motor „E Motion Rudder Drive” der HanseYachts<br />

AG ermöglicht Bewegungen auf engstem Raum.<br />

mern ein EU-Projekt zur Förderung der<br />

Entwicklung, Produktion und des Vertriebs<br />

von Schiffen und Booten mit Elektroantrieb<br />

im südlichen Ostseeprogramm<br />

mit dem Kurztitel ELMAR, welches mit<br />

einem Gesamtbudget von 1,8 Millionen<br />

Euro<br />

gefördert<br />

wird und Partner<br />

aus Polen, Litauen<br />

und Schweden einschließt.<br />

Ziel des<br />

jüngst gestarteten<br />

Projektes ist es,<br />

Unternehmen aus<br />

dem Schiffs- und<br />

Bootsbau in der<br />

Anwendung neuer<br />

Technologien zu<br />

fördern. Schwerpunkte<br />

sind beispielsweise<br />

die<br />

Erschließung neuer<br />

Absatzmärkte<br />

innerhalb und außerhalb<br />

des Ostseeraums,<br />

die Analyse von internationalen<br />

Lieferketten und der Erfahrungsaustausch<br />

über die Anwendung neuer Technologien<br />

sowie die Durchführung von<br />

Matchmaking-Veranstaltungen für Schiffund<br />

Bootsbaubetriebe, Zulieferer und Anwender.<br />

Darüber hinaus wird ein Unternehmensnetzwerk<br />

der marinen Elektromobilität<br />

in der Region aufgebaut.<br />

Alle interessierten Unternehmen und<br />

Start-ups sind willkommen, sich in das<br />

Projekt und das neu entstehende Netzwerk<br />

einzubringen. Ein erster, kleiner Erfolg<br />

konnte schon erzielt werden: Seit kurzem<br />

ist der Yachtausrüster Wendel & Rados<br />

aus Greifswald Premium-Händler für<br />

Torqeedo. Damit haben Bootsbesitzer aus<br />

Vorpommern nun direkten Zugang zu den<br />

Außen- und Innenbordern sowie Serviceleistungen<br />

des Marktführers mariner Elektroantriebe.<br />

Mit ihrer natürlichen Vielfalt aus offener<br />

See, Küsten- und Binnengewässern sowie<br />

der stark entwickelten Wassersport- und<br />

Tourismusbranche bietet die Region Vorpommern<br />

alle Voraussetzungen, um neue<br />

Produkte und Serviceleistungen rund um<br />

die marine Elektromobilität zu entwickeln,<br />

zu testen und anzubieten. Karl Kuba<br />

Maritime Innovationen hoch im Kurs<br />

auf Deutschlands Sonnendeck<br />

Schiff- und Bootsbau:<br />

Innovative Unternehmen für maritime Elektromobilität<br />

Multimodale Standorte für Vorhaben mit Hafenanbindung<br />

Attraktive Förderkulisse für Investitionen<br />

Leistungsstarkes Kompetenznetzwerk<br />

Spezialisierte Fachkräfte für Schiff- und Bootsbau<br />

Hohe Lebensqualität in einer attraktiven<br />

Wassersportdestination<br />

Foto: HanseYachts<br />

Foto: CIG Ostseestaal<br />

www.wirtschaft-markt.de www.invest-in-vorpommern.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


28 | W+M TITEL<br />

Geburt der<br />

ostdeutschen Ideenschmiede<br />

Wirtschaftskonferenzen werden in Deutschland nahezu immer<br />

und überall durchgeführt. Aber es brauchte nach der deutschen<br />

Wiedervereinigung 26 Jahre, ehe das erste Gipfeltreffen der<br />

ostdeutschen Wirtschaftselite stattfinden konnte. Im Oktober 2016<br />

erlebte das Ostdeutsche Wirtschaftsforum (OWF) in Bad Saarow<br />

seine Geburtsstunde. Zum „Davos des Ostens“ erschienen neben<br />

150 Familienunternehmern und Führungskräften mittelständischer<br />

Unternehmen auch zahlreiche Spitzenpolitiker aus Bund und neuen<br />

Ländern. Von Karsten Hintzmann<br />

Es ist dringend an der Zeit, über die<br />

Zukunft Ostdeutschlands zu reden“,<br />

sagte Frank Nehring, Herausgeber<br />

des Magazins <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> und<br />

Initiator des OWF bei der Eröffnung des<br />

Gipfeltreffens im Oktober 2016. Mit diesem<br />

einen Satz beschrieb er die eigentliche<br />

Mission des OWF, die nach der Auftaktveranstaltung<br />

vor Jahresfrist noch lange<br />

nicht erfüllt ist. Am 9. und 10. November<br />

<strong>2017</strong> wird in Bad Saarow die Zukunft<br />

Ostdeutschlands erneut im Fokus der Öffentlichkeit<br />

stehen.<br />

Der Zuspruch für die OWF-Premiere war<br />

sowohl aus der Unternehmerschaft als<br />

auch aus der Politik enorm. Vizekanzler<br />

und Bundeswirtschaftsminister Sigmar<br />

Gabriel (SPD) nutzte die Bühne in dem<br />

Brandenburger Kurort am Scharmützelsee,<br />

um sich klar zu einer Weiterführung<br />

der Förderung von Regionalentwicklung<br />

in den neuen Bundesländern über das<br />

Jahr 2019 hinaus zu bekennen. Die Bedeutung<br />

der Regionalentwicklung, unterstrich<br />

der SPD-Politiker, werde in Zukunft<br />

weiter steigen. Gabriel: „Preiswertes<br />

Wohnen, schnelles Internet und eine<br />

vielseitige Kulturlandschaft sind die beste<br />

Werbung, um junge Leute in die Region<br />

zu holen.“<br />

Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel (SPD) stellte sich den Medienvertretern<br />

beim OWF 2016 in Bad Saarow.<br />

„Das geht nur durch Kreativität, durch Innovationen.“<br />

Engagiert debattierten die Ministerpräsidenten<br />

von Brandenburg und Sachsen-<br />

Anhalt, Dietmar Woidke und Reiner Haseloff,<br />

Berlins Regierender Bürgermeister<br />

Michael Müller sowie der Infrastrukturminister<br />

Mecklenburg-Vorpommerns,<br />

Christian Pegel darüber, wie die ostdeutschen<br />

Länder fit für die Zukunft gemacht<br />

werden können.<br />

Die Fortsetzung und Konkretisierung dieser<br />

Debatten steht bei der zweiten Auflage<br />

des OWF am 9. und 10. November<br />

<strong>2017</strong> auf der Tagesordnung. W+M<br />

Drei Ministerpräsidenten beim Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum 2016: Reiner Haseloff,<br />

Michael Müller und Dietmar Woidke.<br />

Bundesforschungsministerin Johanna<br />

Wanka appellierte beim OWF 2016 an<br />

die Unternehmen, Kreativität als Wachstumstreiber<br />

zu begreifen. Obwohl in<br />

Deutschland nur rund ein Prozent der<br />

Weltbevölkerung lebe, so die CDU-Politikerin,<br />

sei das Land eine der weltweit<br />

führenden Wirtschaftsnationen. Wanka:<br />

Appellierte an die Kreativität der<br />

ostdeutschen Unternehmer: Bundesforschungsministerin<br />

Johanna Wanka.<br />

Fotos: Ralf Succo<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


TITEL | 29<br />

Packt Ostdeutschland<br />

die digitale Wende?<br />

<strong>2017</strong><br />

Wenn es beim ersten<br />

Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum<br />

noch stark um das Konstatieren<br />

des wirtschaftlichen Rückstands<br />

und die Notwendigkeit, sich mit<br />

der Zukunft stärker zu befassen<br />

ging, wird das diesjährige OWF.<br />

ZUKUNFT seinem Namen in besonderer<br />

Weise gerecht werden.<br />

Ein im Februar <strong>2017</strong> gegründeter<br />

Thinktank, in dem namhafte<br />

Vertreter aus Politik, Wirtschaft<br />

und Wissenschaft vertreten sind,<br />

hat intensiv über die wichtigsten<br />

Handlungsfelder für die Zukunft<br />

der ostdeutschen Wirtschaft diskutiert.<br />

Inspiriert durch die Professoren Christoph<br />

Meinel (HPI), Joachim Ragnitz (ifo) und<br />

Reint E. Gropp (IWH), unterstützt durch<br />

den Digitalisierungsminister von Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Christan Pegel (SPD),<br />

sowie durch die Vorstandsvorsitzenden<br />

von 50Hertz, enviaM, der Brandenburger<br />

Investitionsbank ILB und weiterer kompetenter<br />

Vertreter ist ein Papier entstanden,<br />

das Handlungsfelder für die Politik sowie<br />

Inspirationen für Wirtschaft und Wissenschaft<br />

formuliert. Sie werden auf dem Forum<br />

vorgestellt und mit den Teilnehmern<br />

sowie den Wirtschaftsministern und Ministerpräsidenten<br />

der neuen Länder diskutiert.<br />

Im Grunde geht es um die realen<br />

Chancen, die die digitale Transformation ermöglicht<br />

und zugleich erzwingt. Hier wird<br />

viel geredet, aber es muss noch mehr Konkretes<br />

getan werden. Das Ideenpapier des<br />

Ostdeutschen Wirtschaftsforums im November<br />

wird große Aufmerksamkeit wecken,<br />

weil es ein Bekenntnis zur digitalen<br />

Wende sein wird, das die Attraktivität der<br />

Wirtschaftsregion nachhaltig positiv beeinflussen<br />

kann. Es geht um neue Denkansätze<br />

und anspruchsvolle Ziele. Themen,<br />

die auch die neue Bundesregierung als Beitrag<br />

Ostdeutschlands zur Kenntnis nehmen<br />

sollte.<br />

Auf den folgenden Seiten lesen Sie Interviews<br />

mit allen ostdeutschen Wirtschaftsministern,<br />

die sich explizit zu den Zukunftschancen<br />

ihrer Länder und dem Stand der<br />

digitalen Wende äußern. W+M<br />

Mehr Platz<br />

im Lager, …<br />

… weil Sie als Hersteller Ihren Kunden einen<br />

elektronischen Einkaufsprozess ermöglichen.<br />

… weil Ihre Fachhändler Ihr gesamtes Sortiment<br />

online anbieten.<br />

… weil so der Absatz aller Ihrer Produkte steigt.<br />

Bündeln Sie Ihre Fachhändler jetzt einfach auf einer Online-Plattform. So gestalten Sie Ihren Vertrieb noch effizienter und können<br />

sich auf Ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Das Beste: Für den Start brauchen Sie keine IT-Ressourcen und nur wenig Zeit.<br />

Was Sie mit dem neu gewonnenen Platz im Lager anstellen, bleibt dann Ihnen überlassen …<br />

Mehr Mut zur Digitalisierung: www.digitaler-vertriebsheld.de/w+m


30 | W+M TITEL<br />

„Wir brauchen eine<br />

zukunftsfähige Gigabitstrategie“<br />

Albrecht Gerber (SPD), Minister für Wirtschaft und Energie in Brandenburg<br />

W+M: Herr Gerber, welche Branchen<br />

haben in Ihrem Land besonders vielversprechende<br />

Zukunftschancen?<br />

Albrecht Gerber: Was die Beschäftigtenzahlen<br />

angeht, sind die Gesundheitswirtschaft<br />

sowie der Bereich Verkehr,<br />

Mobilität und Logistik die größten Branchennetzwerke.<br />

Zusammen mit dem<br />

Tourismus haben sich die innovativen Bereiche<br />

dieser beiden Cluster auch am dynamischsten<br />

entwickelt. In Brandenburg<br />

haben wir neun solcher Verbünde von<br />

Unternehmen und Institutionen in wichtigen<br />

Wachstumsfeldern, vier davon gemeinsam<br />

mit Berlin. Alle haben sich sehr<br />

erfreulich entwickelt.<br />

W+M: Was tut Ihre Regierung, damit den<br />

Unternehmen auch in Zukunft ausreichend<br />

Fachkräfte zur Verfügung stehen?<br />

Albrecht Gerber: Die Fachkräftesicherung<br />

liegt vorrangig<br />

in der Verantwortung der<br />

Unternehmen. Aber<br />

wir unterstützen.<br />

Brandenburg ist das<br />

erste deutsche Bundesland<br />

mit einer<br />

integrierten Wirtschafts-<br />

und Arbeitsförderung.<br />

Seit 2014<br />

bieten wir dieses Erfolgsmodell<br />

bei der<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Brandenburg<br />

(WFBB) an. Die Arbeits-Beratung<br />

ist dort die am stärksten<br />

nachgefragte Dienstleistung.<br />

W+M: Wie ist der aktuelle Stand beim<br />

Breitbandausbau und bis wann soll es<br />

flächendeckend Breitband in Ihrem Land<br />

geben?<br />

Wirtschaftsminister<br />

Albrecht Gerber.<br />

Albrecht Gerber: Im Rahmen des aktuellen<br />

Förderprogrammes werden rund<br />

500 Millionen Euro in den kommenden<br />

Jahren in den brandenburgischen Landkreisen<br />

und kreisfreien Städten in den<br />

Breitbandausbau investiert. Damit wird<br />

ein weiterer Meilenstein zu einer nahezu<br />

flächendeckenden Versorgung mit 50<br />

Megabit pro Sekunde erreicht. Gut die<br />

Hälfte kommt vom Bund, 180 Millionen<br />

Euro beträgt die Kofinanzierung des Landes.<br />

Ich erwarte aber vom Bund, dass er<br />

eine zukunftsfähige Gigabitstrategie über<br />

2018 hinaus entwickelt.<br />

W+M: Welche Ihrer Hochschulen sind bereits<br />

unternehmerisch ausgerichtet?<br />

Albrecht Gerber: Alle brandenburgischen<br />

Hochschulen verfügen seit vielen<br />

Jahren über spezielle, auf die Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmen ausgerichtete<br />

Stellen. Auch die universitären<br />

Forschungseinrichtungen<br />

sind Partner für Unternehmen<br />

bei der<br />

Vernetzung in den<br />

Clustern. Förderprogramme<br />

wie die Innovationsgutscheine<br />

unterstützen das.<br />

W+M: Die erste Unternehmergeneration<br />

tritt in diesen<br />

Jahren ab. Wie und<br />

mit welchen Instrumentarien<br />

gelingt es<br />

in Ihrem Land, Unternehmensnachfolgen<br />

erfolgreich zu managen?<br />

Albrecht Gerber: Die Wirtschaftskammern<br />

stehen Übergebenden und Nachfolgenden<br />

kompetent zur Seite. Individuelle<br />

Beratung bieten auch die vom Land<br />

Der Zukunft einen Schritt voraus: Triebwerkfertigung<br />

bei Rolls-Royce in Dahlewitz.<br />

geförderten Lotsendienste der Landkreise<br />

an, die Gründungsservices an den Hochschulen<br />

oder die Wirtschaftsförderung<br />

Brandenburg (WFBB) mit ihrem Projekt<br />

„Innovationen brauchen Mut“. Als Finanzierungsmöglichkeiten<br />

stehen neben Förderungen<br />

des Bundes Landesprogramme<br />

wie der Mikrokredit Brandenburg oder<br />

der Frühphasen- und Wachstumsfonds<br />

zur Verfügung. Besonders wichtig ist es,<br />

dass die erste Unternehmergeneration<br />

den Übergabeprozess rechtzeitig einleitet.<br />

W+M: Wie unterstützt Ihr Ministerium<br />

Weltmarktführer aus dem eigenen Land<br />

bei dem Bemühen, diese Spitzenposition<br />

zu verteidigen und auszubauen?<br />

Albrecht Gerber: Zu den weltweit agierenden<br />

Unternehmen mit Standorten im<br />

Land Brandenburg zählen beispielhaft<br />

Mercedes-Benz in Ludwigsfelde, Rolls-<br />

Royce in Dahlewitz oder die BASF in<br />

Schwarzheide. Der hochattraktive Wissenschafts-<br />

und Forschungsstandort der<br />

Hauptstadtregion ist für sie ein großer<br />

Vorteil. Außerdem bieten wir allen Unternehmen<br />

– großen, mittelständischen<br />

und kleinen – in den Industrieclustern<br />

effektive Plattformen für den Wissens-<br />

Austausch und für gezielte Zusammenarbeit<br />

an.<br />

Fotos: Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG (oben), W+M (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


TITEL | 31<br />

„Wir setzen heute schon stark<br />

auf den Glasfaserausbau“<br />

Wolfgang Tiefensee (SPD), Minister für Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Digitale Gesellschaft in Thüringen<br />

Foto: W+M<br />

W+M: Herr Tiefensee, welche Branchen<br />

haben in Ihrem Land besonders vielversprechende<br />

Zukunftschancen?<br />

Wolfgang Tiefensee: Der Thüringer<br />

Mittelstand ist breit aufgestellt. Auf der<br />

einen Seite stehen traditionelle Wirtschaftsbereiche<br />

wie Optik, Automobilbau,<br />

Maschinenbau und Medizintechnik,<br />

auf der anderen neuere Branchen wie<br />

etwa Mikro- und Nanotechnik, Logistik<br />

oder Energie- und Umwelttechnik. Diese<br />

Diversität ist eine große Stärke der<br />

Thüringer Wirtschaft. Mit unserer Innovationsstrategie<br />

haben wir diese Branchen<br />

in vier zentralen Innovationsfeldern<br />

– „Industrielle Produktion und Systeme“,<br />

„Nachhaltige Mobilität“, „Gesundheitswirtschaft“<br />

und „Nachhaltige Energieund<br />

Ressourcenverwendung“ – sowie<br />

im Querschnittsbereich „Informationsund<br />

Kommunikationstechnik und produktionsnahe<br />

Dienstleistungen“ gebündelt,<br />

die wir dann auch gezielt fördern.<br />

W+M: Wie fördert Ihr Land konkret unternehmerische<br />

Zukunftsprojekte?<br />

Wolfgang Tiefensee: Das ist ein weites<br />

Feld, letztlich ist jede Investition ein unternehmerisches<br />

Zukunftsprojekt. Wenn<br />

sie besonders innovative Vorhaben meinen:<br />

Das Land verfügt über eine differenzierte<br />

Forschungs- und Technologieförderung,<br />

rund 290 Millionen Euro stehen<br />

allein dafür bis 2020 bereit. Dann gibt es<br />

in Thüringen eine Existenzgründerförderung,<br />

die Start-ups in allen Gründungsphasen<br />

– von der ersten Idee bis zur<br />

Wachstumsphase - unterstützt, zum Beispiel<br />

mit der Gründerprämie oder dem<br />

Existenzgründerpass. Und – um auch das<br />

noch zu erwähnen: Thüringen stellt öffentlich<br />

gefördertes Beteiligungskapital<br />

zur Verfügung, mit dem wir insbesondere<br />

junge, technologieintensive Unternehmen<br />

unterstützen. Aktuell sind mehr als<br />

130 Millionen Euro in 59 Beteiligungen<br />

bzw. 40 Unternehmen investiert.<br />

W+M: Wie ist der aktuelle Stand beim<br />

Breitbandausbau und bis wann soll es<br />

flächendeckend Breitband in Ihrem Land<br />

geben?<br />

Wolfgang Tiefensee: Der Breitbandausbau<br />

geht insgesamt zügig voran, auch<br />

wenn wir längst noch nicht am Ziel sind.<br />

In Thüringen verfügen rund 80 Prozent<br />

der Haushalte über eine schnelle Internetverbindung<br />

mit mindestens 50 MBit<br />

pro Sekunde. Bis Ende 2019 könnten wir<br />

das flächendeckend geschafft haben.<br />

Halten die Telekommunikationsunternehmen<br />

ihre Zusagen ein, ist das machbar.<br />

Ich befürchte allerdings, dass fehlende<br />

Baukapazitäten in ganz Deutschland<br />

zum Hemmschuh werden könnten.<br />

Thüringens Wirtschaftsminister<br />

Wolfgang Tiefensee.<br />

Am mangelnden Geld liegt es jedenfalls<br />

nicht. Es ist den Regionen und Landkreisen<br />

in Thüringen gelungen, rund 170 Millionen<br />

Euro aus dem laufenden Breitbandprogramm<br />

des Bundes zu beantragen.<br />

Wir als Land geben weitere 100<br />

Millionen Euro dazu. Damit können Investitionen<br />

von mehr als 400 Millionen Euro<br />

in das Breitbandnetz in Thüringen angeschoben<br />

werden. Das entspricht rund<br />

215.000 Breitbandanschlüssen, die neu<br />

verlegt oder für höhere Übertragungsraten<br />

ertüchtigt werden. Die Arbeit geht<br />

uns aber auch danach nicht aus, weil<br />

künftig Übertragungsraten im Gigabit-<br />

Bereich benötigt werden. Deshalb setzen<br />

wir schon heute sehr stark auf den<br />

Glasfaserausbau.<br />

W+M: Welche Ihrer Hochschulen sind<br />

bereits unternehmerisch ausgerichtet?<br />

Wolfgang Tiefensee: Letztlich alle<br />

Fachhochschulen und Universitäten mit<br />

naturwissenschaftlich-technischen Fachrichtungen.<br />

Es gibt zahlreiche Kooperationen<br />

mit der Wirtschaft, allein in dieser<br />

Förderperiode (2014 - 2020) wurden<br />

in Thüringen bislang mehr als 500 Verbundprojekte<br />

zwischen Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen unterstützt.<br />

Die Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena als größte Hochschule des Landes<br />

hat zuletzt mehr als 70 Millionen Euro<br />

an Drittmitteln eingeworben. Man kann<br />

also sagen, die Hochschulen sind erkennbar<br />

auf die Belange der Wirtschaft ausgerichtet.<br />

Dazu trägt sicherlich auch bei,<br />

dass die Bereiche Wirtschaft und Wissenschaft<br />

seit dieser Legislaturperiode<br />

erstmals in einem Ministerium zusammengeführt<br />

worden sind.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


32 | W+M TITEL<br />

„Durchstarten in M-V“<br />

Harry Glawe (CDU), Minister für Wirtschaft, Arbeit<br />

und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern<br />

W+M: Herr Glawe, welche Branchen haben<br />

in Ihrem Land besonders vielversprechende<br />

Zukunftschancen?<br />

Harry Glawe: Wir setzen traditionell auf<br />

unsere starken Branchen wie Tourismus,<br />

Ernährungswirtschaft, das verarbeitende<br />

Gewerbe, das Handwerk, Maschinenbau<br />

sowie die maritime Industrie. Darüber<br />

hinaus treiben wir die wirtschaftlich<br />

noch jungen Branchen, wie Gesundheitswirtschaft<br />

sowie Forschung, Entwicklung<br />

und Innovation intensiv voran.<br />

W+M: Wie fördert Ihr Ministerium konkret<br />

unternehmerische Zukunftsprojekte?<br />

An der Universität Rostock gibt es ein<br />

Zentrum Entrepreneurship.<br />

Harry Glawe: Im Zentrum steht die Gemeinschaftsaufgabe<br />

„Verbesserung der<br />

regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW).<br />

In Mecklenburg-Vorpommern haben<br />

wir seit dem Jahr 1990 insgesamt über<br />

10.000 Investitionsvorhaben zur Ansiedlung<br />

neuer oder Erweiterung vorhandener<br />

Unternehmen begleitet. Ein besonderes<br />

Augenmerk richten wir auf<br />

unternehmerische Forschungs- und<br />

Entwicklungsprojekte im Verbund Wirtschaft-Wissenschaft.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

haben wir die Mittel im Bereich<br />

Forschung, Entwicklung und Innovation<br />

auf 168 Millionen Euro aufgestockt.<br />

Neben den bereits bestehenden Fördermöglichkeiten<br />

für klassische<br />

Forschungs- und<br />

Entwicklungsvorhaben<br />

konzentrieren<br />

wir uns darüber hinaus<br />

auf Förderprogramme,<br />

die die Einführung<br />

von digitalen<br />

Prozessinnovationen<br />

bei unseren<br />

Unternehmen unterstützen.<br />

W+M: Was tun Sie,<br />

damit den Unternehmen auch in Zukunft<br />

ausreichend Fachkräfte zur Verfügung<br />

stehen?<br />

Harry Glawe: Unsere Wirtschaft läuft<br />

gut. Die Basis dieses Erfolges sind die<br />

Mitarbeiter in den Unternehmen. Die<br />

Fachkräftesicherung und die Fachkräftegewinnung<br />

sind entscheidende Themen.<br />

Deshalb stärken wir systematisch<br />

die Innovationsfähigkeit und erschließen<br />

Wertschöpfungspotenziale der Unternehmen<br />

durch unsere Ansiedlungsund<br />

Investitionspolitik. So entstehen<br />

attraktive Arbeitsplätze im Land. Mit<br />

unserer Fachkräfte-Kampagne „Durchstarten<br />

in M-V“ machen wir noch vor<br />

Ausbildungsbeginn junge Menschen auf<br />

die beruflichen Perspektiven bei uns im<br />

Land aufmerksam. Wir haben ein neues<br />

Förderprogramm zur berufsbegleitenden<br />

Qualifizierung von Beschäftigten<br />

zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

unser Unternehmen aufgelegt.<br />

W+M: Welche Ihrer Hochschulen sind bereits<br />

unternehmerisch ausgerichtet?<br />

Harry Glawe: An allen Hochschulen in<br />

Mecklenburg-Vorpommern sind Zentren<br />

oder Büros eingerichtet, in denen<br />

Fragen der Unternehmensgründung<br />

Wirtschaftsminister<br />

Harry Glawe.<br />

und Unternehmensnachfolge<br />

bearbeitet<br />

werden, Kurse und<br />

Beratungen für Studierende<br />

sowie für<br />

Mitarbeiter stattfinden,<br />

beispielsweise<br />

im Zentrum für<br />

Entrepreneurship<br />

an der Universität<br />

Rostock. Die Einrichtungen<br />

bringen<br />

Ideen und Impulse<br />

auch in die Fachbereiche<br />

der Hochschulen, insbesondere<br />

in die Gestaltung der dort angesiedelten<br />

wirtschaftsaffinen Studiengänge ein. Darüber<br />

hinaus unterstützen wir im Rahmen<br />

der Richtlinie zur Förderung von Entrepreneurship<br />

mit Unterstützung des Europäischen<br />

Sozialfonds (ESF) Projekte insbesondere<br />

im Zusammenhang mit Hochschulen<br />

und Technologiezentren, die das<br />

Klima für wissensbasierte Gründungen<br />

verbessern und zur unternehmerischen<br />

Selbständigkeit anregen sollen.<br />

W+M: Wie unterstützt Ihr Ministerium<br />

Weltmarktführer aus dem eigenen Land<br />

bei dem Bemühen, diese Spitzenposition<br />

zu verteidigen und auszubauen?<br />

Harry Glawe: Das Spektrum reicht von<br />

Investitionszuschüssen über die Technologieförderung<br />

bis hin zur Unterstützung<br />

bei der Markterschließung durch Messeförderung<br />

und Delegationsreisen. Von<br />

besonderem Interesse ist die Förderung<br />

von Forschung, Entwicklung und Innovationen.<br />

Wir setzen dabei auf die verstärkte<br />

Zusammenarbeit von Wirtschaft<br />

und Wissenschaft. Unser Land braucht<br />

mehr marktfähige, innovative Produkte<br />

und Geschäftsideen, sei es im verarbeitenden<br />

Gewerbe, im Handwerk, in der<br />

Gesundheitswirtschaft, im Dienstleistungsbereich<br />

oder im Handel.<br />

Fotos: W+M (oben), Wikipedia (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


TITEL | 33<br />

„Wir verstehen die Breitbandversorgung<br />

als einen unverzichtbaren<br />

Teil der Daseinsvorsorge“<br />

Martin Dulig (SPD), Sächsischer Staatsminister<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />

Fotos: W+M (oben), Infineon Technologies Dresden GmbH (unten)<br />

W+M: Herr Dulig, welche Branchen haben<br />

in Ihrem Land besonders vielversprechende<br />

Zukunftschancen?<br />

Martin Dulig: Mit Automobilindustrie,<br />

Logistik, Elektromobilität, Bahn-, Luftund<br />

Raumfahrttechnik ist Sachsen ein<br />

echtes Mobilitätsland. Zugleich hilft uns<br />

ein leistungsfähiger Maschinen- und Anlagenbau,<br />

die Wettbewerbschancen für<br />

Zukunftsbranchen wie Mikroelektronik,<br />

IKT, Nanotechnologie oder Life Sciences<br />

stetig zu verbessern.<br />

W+M: Wie fördert Ihr Land konkret unternehmerische<br />

Zukunftsprojekte?<br />

Martin Dulig: Wir fördern Gründungen,<br />

Ansiedlungen und Investitionen von Unternehmen,<br />

Unternehmern und denen,<br />

die es werden wollen. Besonders liegt<br />

mir die Unterstützung kluger Ideen am<br />

Herzen. Mit einer breiten Palette – von<br />

der Grundlagenforschung, über Schlüsseltechnologien<br />

bis hin zur Markteinführung<br />

– fördern wir Innovationen und Erfindergeist.<br />

Deshalb investieren wir auch<br />

besonders in Forschung, Entwicklung und<br />

KMU.<br />

W+M: Was tut Ihre Regierung, damit den<br />

Unternehmen auch in Zukunft ausreichend<br />

Fachkräfte zur Verfügung stehen?<br />

Martin Dulig: Die demografische Entwicklung<br />

ist eine große Herausforderung<br />

für die sächsische Wirtschaft. Mit<br />

der „Fachkräfteallianz Sachsen“ bringen<br />

wir die Beteiligten an einen Tisch. Zugleich<br />

stärken wir mit unserer Strategie<br />

„Gute Arbeit für Sachsen“ und den dazu<br />

gehörenden Förderinstrumenten besonders<br />

die Weiterbildung sowie die duale<br />

Ausbildung. Das ist gut für Unternehmer<br />

und Beschäftigte, für Betriebe und Auszubildende.<br />

Zugleich wollen wir Fachkräfte<br />

von außen für Sachsen gewinnen.<br />

W+M: Wie ist der aktuelle Stand beim<br />

Breitbandausbau und bis wann soll es<br />

flächendeckend Breitband in Ihrem Land<br />

geben?<br />

Martin Dulig: Wir verstehen die Breitbandversorgung<br />

als einen unverzichtbaren<br />

Teil der Daseinsvorsorge – für die Bevölkerung<br />

und Unternehmen. Aufgrund<br />

der verbesserten Fördermöglichkeiten gewinnt<br />

der Ausbau an Dynamik. Bis 2018<br />

wollen wir zunächst überall eine Verfügbarkeit<br />

von 50 Mbit/s und mehr. Zugleich<br />

geht der digitale Wandel weit über den<br />

Ausbau der Infrastruktur hinaus. Deshalb<br />

haben wir die Strategie „Sachsen Digital“<br />

beschlossen. Besonders wichtig ist mir,<br />

die größere Bandbreite zukunftsgewandt<br />

zu nutzten. Mit dem DLR-Institut für Softwaremethoden,<br />

dem Smart Systems Hub<br />

in Dresden und Leipzig sowie dem Kompetenzzentrum<br />

Mittelstand 4.0 in Chemnitz<br />

spielen wir dabei eine aktive Rolle.<br />

W+M: Welche Ihrer Hochschulen sind bereits<br />

unternehmerisch ausgerichtet?<br />

Sachsens Wirtschaftsminister<br />

Martin Dulig.<br />

Martin Dulig: Der Transfer von Wissen<br />

und Innovationen in Unternehmen und<br />

Gründungen ist mir wichtig. Die Gründungsinitiativen<br />

der Hochschulen sind<br />

dabei Berater und Antreiber. Sie fördern,<br />

wie etwa der SpinLab-Accelerator in Leipzig,<br />

Mut und Gründergeist. Unsere Innovationsplattform<br />

futureSAX bringt Macher<br />

zusammen. Mit Beteiligungsgesellschaft,<br />

Gründerstipendien und Transferförderung<br />

wollen wir zudem Partner und<br />

Verstärker sein.<br />

W+M: Wie unterstützt Ihr Ministerium<br />

Weltmarktführer aus dem eigenen Land<br />

bei dem Bemühen, diese Spitzenposition<br />

zu verteidigen und auszubauen?<br />

Martin Dulig: Indem wir die Bedingungen<br />

für Unternehmertum und Innovationen<br />

weiter verbessern. Mit guten Standortbedingungen<br />

und Ideenreichtum sind<br />

die Sachsen international erfolgreich. Damit<br />

schaffen sie hier vor Ort Wohlstand<br />

und zukunftsfeste Beschäftigung. Zugleich<br />

braucht Sachsen für einen auch in<br />

Zukunft florierenden Wirtschaftsstandort<br />

Mut, Zuversicht und Offenheit.<br />

Reinraum bei Infineon Dresden.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


34 | W+M TITEL<br />

Die chemische Industrie hat in Sachsen-Anhalt eine gute<br />

Perspektive – hier die Firma Hi-Bis in Wolfen-Bitterfeld.<br />

„Wir setzen alles daran, Unternehmen<br />

und Privathaushalte schnell auf die<br />

Turbo-Datenautobahn zu bringen“<br />

Prof. Armin Willingmann (SPD), Minister für Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt<br />

W+M: Herr Professor Willingmann, welche<br />

Branchen haben in Ihrem Land besonders<br />

vielversprechende Zukunftschancen?<br />

Armin Willingmann: Da gibt es einige,<br />

allen voran die Chemieindustrie, die Ernährungswirtschaft<br />

sowie der Maschinen-<br />

und Anlagenbau. Auch die Bereiche<br />

Automotive, Medizintechnik, IT und Kreativwirtschaft<br />

zählen zu unseren Wachstumsbranchen<br />

und werden daher im Rahmen<br />

unserer Regionalen Innovationsstrategie<br />

besonders unterstützt.<br />

W+M: Wie fördert Ihr Land konkret unternehmerische<br />

Zukunftsprojekte?<br />

Armin Willingmann: Durch Investitionen,<br />

Förderinstrumente und verbesserte<br />

Rahmenbedingungen. Dabei setzen wir<br />

auf enge Vernetzung von Wirtschaft und<br />

Wissenschaft, insbesondere durch innovative<br />

Ausgründungen aus Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen. Zugleich<br />

haben wir eine Offensive für mehr Technologietransfer<br />

gestartet: Bis 2020 investiert<br />

Sachsen-Anhalt 150 Millionen Euro<br />

in zukunftsorientierte Forschungszentren,<br />

u.a. für die Automobil- und die Kunststoffindustrie.<br />

Davon profitiert unsere mittelständisch<br />

geprägte Wirtschaft, die wir zu<br />

engerer Kooperation bei Forschung und<br />

Entwicklung ermutigen.<br />

W+M: Was tut Ihre Regierung, damit den<br />

Unternehmen auch in Zukunft ausreichend<br />

Fachkräfte zur Verfügung stehen?<br />

Armin Willingmann: Auch in Sachsen-<br />

Anhalt konkurrieren Unternehmen zunehmend<br />

um kluge Köpfe – aus der dualen<br />

Ausbildung und aus den Hochschulen. Wir<br />

bieten aktive Unterstützung bei der Fachkräftesicherung<br />

durch Förderung von Qualifizierung<br />

oder individuelle Beratung mittels<br />

Lotsen. Und unsere Ressortzuständigkeit<br />

für Wirtschaft und Wissenschaft<br />

bietet weitere Synergien, etwa bei der Unterstützung<br />

dualer Studiengänge und betrieblicher<br />

Weiterbildung oder bei Stipendienprogrammen<br />

und Stiftungsprofessuren.<br />

W+M: Wie ist der aktuelle Stand beim<br />

Breitbandausbau und bis wann soll es flächendeckend<br />

Breitband in Ihrem Land geben?<br />

Armin Willingmann: Der Breitbandausbau<br />

ist zäh, aber er geht voran. Und bei der<br />

LTE-Versorgung liegen wir in der Spitzengruppe<br />

der Flächenländer. Das ursprüngliche<br />

Ziel, bis Ende 2018 überall in Sachsen-Anhalt<br />

Highspeed-Internet zu haben,<br />

werden wir aber – wie andernorts auch –<br />

nicht erreichen. Das liegt vor allem an bürokratischen<br />

Hemmnissen, der schleppenden<br />

Bewilligung von Bundes-Fördermitteln<br />

und an begrenzten Kapazitäten, auch<br />

der Tiefbaufirmen. Wir setzen aber weiterhin<br />

alles daran, Unternehmen und Privathaushalte<br />

schnell auf die Turbo-Datenautobahn<br />

zu bringen.<br />

W+M: Welche Ihrer Hochschulen sind bereits<br />

unternehmerisch ausgerichtet?<br />

Wirtschaftsminister<br />

Armin Willingmann.<br />

Armin Willingmann: Alle sieben staatlichen<br />

Hochschulen in Sachsen-Anhalt setzen<br />

auf Technologietransfer. Dafür steht<br />

beispielsweise unser Kompetenz-Netzwerk<br />

für angewandte und transferorientierte<br />

Forschung, kurz KAT – hier arbeiten<br />

Wissenschaftler gemeinsam mit Unternehmen<br />

an technischen oder betriebswirtschaftlichen<br />

Lösungen. Auch für Ausgründungen<br />

gibt es an allen Hochschulen feste<br />

Strukturen. Wir werden diese Möglichkeiten<br />

im Rahmen unserer anstehenden<br />

Hochschulgesetz-Novelle weiter ausbauen<br />

und den Hochschulen z.B. Unternehmensbeteiligungen<br />

deutlich erleichtern.<br />

W+M: Wie unterstützt Ihr Ministerium<br />

Weltmarktführer aus dem eigenen Land<br />

bei dem Bemühen, diese Spitzenposition<br />

zu verteidigen und auszubauen?<br />

Armin Willingmann: Trotz unserer sehr<br />

kleinteiligen Wirtschaft gibt es auch in<br />

Sachsen-Anhalt Weltmarktführer. Damit<br />

sie auf internationalen Märkten weiter erfolgreich<br />

sind, bieten wir einen gut gefüllten<br />

Förderbaukasten. Wir unterstützen<br />

etwa Messeteilnahmen oder die Einstellung<br />

von Hochschulabsolventen, die länderspezifische<br />

Marketingstrategien erarbeiten.<br />

Zudem bin ich mit Unternehmen<br />

in anderen Ländern unterwegs, um politisch<br />

Türen zu öffnen, zuletzt Ende August<br />

in Kasachstan.<br />

Fotos: Hi-Bis GmbH (oben), Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Sachsen-Anhalt (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


TITEL | 35<br />

„Die Start-up-Szene und die zahlreichen<br />

Labs und Inkubatoren sind ein treibender<br />

Motor der digitalen Entwicklung“<br />

Ramona Pop (Bündnis 90/ Die Grünen),<br />

Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Berlin<br />

Fotos: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (oben), Bayer Pharma AG (unten)<br />

W+M: Frau Pop, welche Branchen haben<br />

in Ihrem Land besonders vielversprechende<br />

Zukunftschancen?<br />

Ramona Pop: Berlin und Brandenburg<br />

verfolgen eine abgestimmte Innovationspolitik.<br />

Auf Basis vorhandener Stärken haben<br />

wir technologische Zukunftsfelder<br />

definiert und in der Innovationsstrategie<br />

innoBB verankert. Zu den länderübergreifenden<br />

Clustern zählen die Gesundheitswirtschaft,<br />

Energietechnik, Verkehr, Mobilität<br />

und Logistik, IKT, Medien und Kreativwirtschaft<br />

sowie Optik und Photonik.<br />

W+M: Wie fördert Ihr Land konkret unternehmerische<br />

Zukunftsprojekte?<br />

Ramona Pop: Neben der Bereitstellung<br />

von finanziellen Mitteln in Form von Zuschüssen<br />

und Darlehen für die Durchführung<br />

von Innovationsprojekten in Unternehmen<br />

oder VC-Kapital für besonders<br />

wachstumsstarke junge Unternehmen<br />

fördern wir Beratungen, die Gewinnung<br />

von Fachkräften und die Zusammenarbeit<br />

mit den exzellenten Wissenschafts- und<br />

Forschungseinrichtungen Berlins und der<br />

Kreativwirtschaft.<br />

Hochmodern in Berlin aufgestellt – die Bayer<br />

Pharma AG.<br />

W+M: Was tut Ihre Regierung,<br />

damit den Unternehmen<br />

auch in Zukunft<br />

ausreichend<br />

Fachkräfte zur Verfügung<br />

stehen?<br />

Ramona Pop: Die<br />

ausreichende Verfügbarkeit<br />

qualifizierter<br />

Fachkräfte stellt<br />

einen wichtigen<br />

Faktor im Hinblick<br />

auf die Dynamik der<br />

Berliner Wirtschaft<br />

dar. Berlin verfügt über die Universitäten<br />

und Fachhochschulen über ein Fachkräftereservoir.<br />

Zudem kann Berlin aufgrund<br />

seiner Attraktivität als Arbeits- und<br />

Wohnort zahlreiche Fachkräfte aus dem<br />

In- und Ausland für sich gewinnen. Unternehmen,<br />

die mit ihrem Personal aus dem<br />

Ausland zu uns übersiedeln oder zusätzliche<br />

spezielle ausländische Fachkräfte rekrutieren<br />

möchten, können das Business<br />

Immigration Center nutzen. Hier wurde<br />

jüngst in den Räumen der IHK Berlin eine<br />

neue Anlaufstelle eingerichtet.<br />

W+M: Wie ist der aktuelle Stand beim<br />

Breitbandausbau und bis wann soll es<br />

flächendeckend Breitband in Ihrem Land<br />

geben?<br />

Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop.<br />

Ramona Pop: Breitbandnetze sind ein<br />

wichtiger Standortfaktor für den Wirtschaftsstandort<br />

Berlin mit rund 180.000<br />

Unternehmen und Kleinstbetrieben. Bandbreiten<br />

von ≥ 50 Mbit/s reichen jedoch<br />

perspektivisch nicht aus, um die Bedarfe<br />

insbesondere von professionellen Anwendern,<br />

wie Unternehmen<br />

und Betrieben sowie<br />

Selbständigen, zu<br />

erfüllen. Besonders<br />

die Start-up-Szene und<br />

die zahlreichen Labs<br />

und Inkubatoren<br />

sind ein treibender<br />

Motor der digitalen<br />

Entwicklung und erwarten<br />

eine hervorragende<br />

infrastrukturelle<br />

Anbindung.<br />

Eine leistungsfähige<br />

und zukunftssichere<br />

Digital- und Telekommunikationsinfrastruktur<br />

ist Voraussetzung für eine Smart<br />

City. Der Senat wird daher gemeinsam mit<br />

allen am Netzausbau beteiligten Akteuren<br />

ein Konzept erarbeiten und umsetzen, um<br />

den anvisierten Glasfaserausbau mindestens<br />

bis zur Grundstücksgrenze voranzutreiben.<br />

Wir stellen als Senat hierfür sowohl<br />

Mittel für die Beratung als auch Investitionszuschüsse<br />

zur Verfügung.<br />

W+M: Welche Ihrer Hochschulen sind bereits<br />

unternehmerisch ausgerichtet?<br />

Ramona Pop: Die hervorragende Hochschullandschaft<br />

ist Fundament für Berlins<br />

Strategie, den Mittelstand von Morgen<br />

zu entwickeln. Dem stellen sich alle Berliner<br />

Hochschulen mit ihren Gründungsund<br />

Transfer-Services. Seit vielen Jahren<br />

entwickelt das Hochschulnetzwerk<br />

B!GRÜNDET junge Teams und verknüpft<br />

diese mit KMUs. Die Investitionsbank<br />

Berlin und die Senatsverwaltung unterstützen<br />

hier auch finanziell, etwa mit dem<br />

Berliner Startup Stipendium.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


36 | W+M ADVERTORIAL<br />

Schadstoffemissionen im Straßenverkehr senken<br />

Renaissance für Erdgas plus grüne Gase<br />

Jährlich drei Millionen Kilometer nur mit CNG unterwegs: Die<br />

ONTRAS-CNG-Fahrzeugflotte (Auswahl) spart über 100 Tonnen CO 2<br />

.<br />

Deutschland verfehlt die Klimaziele<br />

für 2020 (Agora Energiewende). Ursache<br />

sind unter anderem steigende<br />

Treibhausgas-Emissionen im Verkehrssektor.<br />

In Ballungszentren übersteigen<br />

Feinstaub und NO x<br />

häufig die Grenzwerte,<br />

verursacht, so Experten, durch Dieselfahrzeuge.<br />

Es drohen Fahrverbote für Diesel,<br />

in Stuttgart und anderen Großstädten<br />

schon ab demnächst. Es gilt, rasch zu handeln.<br />

Eine Lösung: CNG-Autos statt Diesel.<br />

CNG ist hochverdichtetes Erdgas, in<br />

Deutschland mit durchschnittlich 20 Prozent<br />

Biomethan. Ein CNG-Auto vermeidet<br />

gegenüber fossilen Flüssigkraftstoffen bis<br />

zu 40 Prozent CO 2<br />

und spart gegenüber<br />

Diesel 90 Prozent der NO x<br />

- und 99 Prozent<br />

der Feinstaub-Emissionen.<br />

In Deutschland vermieden die knapp<br />

100.000 CNG-Fahrzeuge 2016 etwa<br />

323.000 Tonnen CO 2<br />

(DVGW). Obwohl,<br />

mit Ausnahme des ermäßigten Steuersatzes<br />

für CNG, politisch nicht gefördert,<br />

sind CNG-Autos im Markt<br />

bewährt. Sie sind preiswert, es gibt<br />

sie in vielen Marken und Modellen,<br />

das Tanken geht schnell und sie haben<br />

vergleichbare Reichweiten. Mit<br />

etwa 900 CNG-Zapfsäulen besteht<br />

ein akzeptables Tankstellennetz.<br />

Dennoch sind Erdgasfahrzeuge<br />

wenig gefragt. Kein Wunder, denn<br />

während jeder über staatlich geförderte<br />

E-Mobile spricht, obwohl teuer,<br />

kaum Reichweite, fehlende Infrastruktur<br />

und lange Ladezeiten,<br />

ganz zu schweigen von der Batterieproblematik<br />

für die Umwelt, verlieren nur wenige<br />

ein Wort über CNG.<br />

Dabei vermied allein der sächsische Fernleitungsnetzbetreiber<br />

ONTRAS Gastransport<br />

GmbH mit seiner CNG-Flotte 2016 im<br />

Vergleich zu Diesel rund 107 Tonnen CO 2<br />

sowie entsprechende Mengen Feinstaub<br />

und Stickoxide. Die 1<strong>06</strong> CNG-Fahrzeuge<br />

legten dabei etwa drei Millionen Kilometer<br />

zurück und sparten zudem 56.000 Euro an<br />

Spritkosten. Und dank niedriger Kfz-Steuer<br />

für die schadstoffarmen Autos sind die<br />

Leasingraten günstig.<br />

Doch die Renaissance für CNG-Autos<br />

kommt: Die Zulassungszahlen steigen.<br />

Immer mehr Politiker und Experten setzen<br />

auf CNG. Diese Entwicklung will<br />

der VW-Industriekreis CNG mobility beschleunigen.<br />

Die Gemeinschaft von Autoherstellern,<br />

Tankstellenbauern und<br />

CNG tanken ist so einfach wie bei Benzin und Diesel, geht<br />

ebenso schnell und spart obendrein CO 2<br />

und Geld.<br />

-betreibern, Gashändlern und Gasnetzbetreibern<br />

wie ONTRAS will bis 2025<br />

eine Million CNG-Fahrzeuge in Deutschland<br />

erreichen und das CNG-Tankstellennetz<br />

auf 2.000 Zapfsäulen ausbauen<br />

(www.discover-cng.de).<br />

Bei ONTRAS reifen Überlegungen, sich<br />

am Ausbau der CNG-Tankinfrastruktur zu<br />

beteiligen. Die Idee ist, bestehende Anlagen<br />

zu ertüchtigen und zu betreiben sowie<br />

neue CNG-Tankstellen zu bauen. Eine<br />

erste ist für 2018 in Leipzig vorgesehen.<br />

Weitere Standorte sind in der Bewertung.<br />

Auch könnte ONTRAS mit einer 24/7-Betreuung<br />

von CNG-Tankstellen und rascher<br />

Störungsbeseitigung für deren hohe Verfügbarkeit<br />

sorgen.<br />

Damit Erdgas mit steigendem Anteil grüner<br />

Gase keine Vision bleibt, müssen unter<br />

anderem Power-to-Gas-Anlagen, die<br />

auch bei „all Electric“-Szenarios für die<br />

Systemstabilität benötigt werden,<br />

als Energiespeicher und Transformator<br />

von Regenerativstrom anerkannt<br />

und von Verbrauchsabgaben<br />

befreit werden.<br />

ONTRAS ist davon überzeugt,<br />

dass grüne Gase und eine intelligente<br />

Sektorenkopplung unter Einbeziehen<br />

von Power-to-Gas die<br />

Energiewende beschleunigen und<br />

dass die CNG-Mobilität die Emissionen<br />

im Verkehrssektor preiswert<br />

und drastisch reduziert.<br />

Fotos: ONTRAS<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


TITEL | 37<br />

Foto: Büro Gleicke/Sandra Ludewig<br />

„Wir brauchen eine<br />

starke Stimme für<br />

Ostdeutschland“<br />

Die Thüringer SPD-Bundestagsabgeordnete Iris Gleicke (53)<br />

war in der abgelaufenen Legislaturperiode Parlamentarische<br />

Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium und<br />

Ostbeauftragte der Bundesregierung. In <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

zieht sie eine Bilanz ihrer Arbeit. Von Karsten Hintzmann<br />

W+M: Frau Gleicke, wie fällt Ihr Fazit nach<br />

vierjähriger Amtszeit als Ostbeauftrage<br />

der Bundesregierung aus?<br />

Iris Gleicke: Ich bin seit 1990 Mitglied<br />

des Bundestages und war auch schon<br />

mal Staatssekretärin beim Bundesminister<br />

und Ostbeauftragten Manfred Stolpe.<br />

Ich habe also schon ziemlich genau gewusst,<br />

auf was für eine Gratwanderung<br />

ich mich da einlasse. Auf der einen Seite<br />

musste ich immer wieder deutlich machen,<br />

was wir im Osten schon alles erreicht haben,<br />

und gleichzeitig musste ich hartnäckig<br />

und lautstark auf die nach wie vor bestehenden<br />

großen Defizite hinweisen. Da fangen<br />

Sie sich schnell den Ruf ein, entweder<br />

ein Jammerossi oder ein Feigling oder beides<br />

zu sein, wenn Sie nicht aufpassen. Die<br />

Ostdeutschen sind genauso klug und tüchtig<br />

wie die Westdeutschen und der Osten<br />

ist weder ein blühendes Paradies noch ein<br />

ödes Jammertal. Wenn ich das einigermaßen<br />

rübergebracht habe, bin ich zufrieden.<br />

W+M: Welche konkreten Fortschritte gab<br />

es bei der angestrebten schrittweisen<br />

Ost-West-Angleichung von Wirtschaftskraft<br />

und Lebensverhältnissen?<br />

Iris Gleicke: Da haben wir immer so ein<br />

„ja, aber“. Ja, bei der Wirtschaftskraft haben<br />

wir seit 1990 deutlich aufgeholt, aber<br />

sie liegt im Vergleich zu Westdeutschland<br />

heute immer noch bei 73 Prozent. Ja, die<br />

Beschäftigung hat bei uns zugenommen<br />

und die Löhne sind gestiegen, aber die<br />

Arbeitslosigkeit ist immer noch höher<br />

als die im Westen und die Löhne sind<br />

im Durchschnitt um 20 Prozent niedriger.<br />

Stolz bin ich darauf, dass wir<br />

als SPD den gesetzlichen Mindestlohn<br />

durchgesetzt haben,<br />

gut 22 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse<br />

in Ostdeutschland<br />

haben hiervon profitiert.<br />

Das hat vielen<br />

Menschen höhere<br />

Löhne beschert. Ein<br />

sehr wichtiger Fortschritt<br />

ist die beschlossene<br />

Rentenangleichung,<br />

auch<br />

wenn sie erst 2025<br />

kommt, weil die<br />

CDU an dieser Stelle<br />

den Koalitionsvertrag<br />

gebrochen hat. Wirkliche<br />

Gerechtigkeit für die ostdeutschen<br />

Rentner und Beitragszahler<br />

wird es erst mit<br />

einem Bundeskanzler Martin<br />

Schulz und der im SPD-Wahlprogramm<br />

verankerten Solidarrente<br />

geben.<br />

W+M: Wo sehen Sie aktuell den<br />

größten Nachholbedarf in den<br />

Die scheidende Ostbeauftragte der<br />

Bundesregierung, Iris Gleicke.<br />

neuen Bundesländern, was wirtschaftliche<br />

Parameter betrifft?<br />

Iris Gleicke: Das Hauptproblem ist die<br />

bekannte Kleinteiligkeit der ostdeutschen<br />

Wirtschaft, also das Fehlen von Großunternehmen<br />

in Ostdeutschland. Nach wie<br />

vor hat kein Dax-Konzern seinen Sitz im<br />

Osten. Das hat Auswirkungen auf die Innovationskraft,<br />

auf die Produktivität und<br />

auf das Wirtschaftswachstum. Und deshalb<br />

ist dieses Wachstum in Ostdeutschland<br />

immer noch ein ziemlich zartes<br />

Pflänzchen und auch in Zukunft auf flankierende<br />

Maßnahmen durch die Bundesregierung<br />

angewiesen. Jedenfalls dann,<br />

wenn die wirtschaftliche und soziale Angleichung<br />

in einem absehbaren Zeitraum<br />

realisiert werden soll.<br />

W+M: Derzeit deutet einiges darauf<br />

hin, dass Sie die letzte Ostbeauftragte<br />

der Bundesregierung waren.<br />

Ist die Mission dieses Amtes<br />

erfüllt?<br />

Iris Gleicke: Ganz klar nein.<br />

Diese Mission, wie Sie<br />

es nennen, kann ja wohl<br />

erst dann als erfüllt gelten,<br />

wenn wir in Ost- und<br />

Westdeutschland gleichwertige<br />

Lebensverhältnisse<br />

haben. Davon sind<br />

wir leider noch immer<br />

recht weit entfernt.<br />

W+M: Noch einmal<br />

nachgefragt: Sollte es<br />

Ihrer Meinung nach auch<br />

in der neuen Legislaturperiode<br />

einen Ostbeauftragten in<br />

der Bundesregierung geben?<br />

Iris Gleicke: Wir brauchen eine<br />

starke Stimme für Ostdeutschland.<br />

Jedes Kind weiß, dass<br />

eine reine Ostförderung nach<br />

dem Auslaufen des Solidarpaktes<br />

politisch nicht mehr durchsetzbar<br />

wäre. Ich plädiere deshalb<br />

seit Jahren nachdrücklich für ein<br />

Fördersystem zugunsten der strukturschwachen<br />

Regionen in Ost- und<br />

Westdeutschland.<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


38 | W+M TITEL<br />

OWF.Zukunft – Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />

Ein Land für gute Ideen<br />

Wie packt Ostdeutschland die digitale Wende?<br />

DONNERSTAG, 09. NOVEMBER <strong>2017</strong><br />

Dr. Angela Merkel<br />

Iris Gleicke<br />

Shi Mingde<br />

William Mart<br />

Laanemäe<br />

Dr. Reiner Haseloff<br />

Michael Müller<br />

Martin Dulig<br />

Christian Görke<br />

Christian Pegel<br />

Albrecht Gerber<br />

Harry Glawe<br />

Wolfgang Tiefensee<br />

Prof. Armin<br />

Willingmann<br />

Martin Buhl-Wagner<br />

PANEL 1: DIE DIGITALE WENDE<br />

BRAUCHT MUT<br />

• Keynote<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />

• Mutig sein und groß denken<br />

Prof. Joachim Ragnitz – ifo Institut<br />

Prof. Reint E. Gropp – Leibnitz-Institut für<br />

Wirtschaftsforschung Halle<br />

Iris Gleicke – Ostbeauftragte der Bundesregierung<br />

PANEL 2: DIE DIGITALE WENDE<br />

BRAUCHT ZIELE UND VISIONEN<br />

• Brandenburg – Wie attraktiv ist unser<br />

Land?<br />

• Brandenburg/Sachsen – Das Lausitz-<br />

Projekt<br />

• Sachsen – Land der Elektromobilität und<br />

der intelligenten Verkehrssysteme<br />

• Mecklenburg-Vorpommern – Deutschlands<br />

Gesundheitsland<br />

PANEL 3: DIE DIGITALE WENDE<br />

BRAUCHT NEUE ALLIANZEN<br />

• Thüringen – Die neuen Unternehmernetzwerke<br />

• Das Internet der Energie – Neue Formen<br />

der Zusammenarbeit<br />

• WINDNODE – So funktioniert Zukunftsförderung<br />

• Messen als Seismografen künftiger<br />

Entwicklungen<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


TITEL | 39<br />

am 09. und 10. November <strong>2017</strong> in Bad Saarow<br />

PODIUMSDISKUSSION<br />

• Gipfel der ostdeutschen<br />

Wirtschaftsminister<br />

Mit Martin Dulig (Sachsen), Albrecht<br />

Gerber (Brandenburg), Harry Glawe<br />

(Mecklenburg-Vorpommern), Wolfgang<br />

Tiefensee (Thüringen) und Armin<br />

Willingmann (Sachsen-Anhalt)<br />

• OWF-Dinner<br />

Abendveranstaltung mit Filmfestival<br />

„Image Zukunft“<br />

FREITAG, 10. NOVEMBER <strong>2017</strong><br />

Tim Hartmann<br />

Prof. Reint E. Gropp<br />

Tillmann Stenger<br />

Prof. Joachim<br />

Ragnitz<br />

PANEL 4: DIE DIGITALE WENDE<br />

BRAUCHT WELTOFFENHEIT<br />

• Moderne Verwaltung in Estland –<br />

Land der Digitalisierung<br />

• Ostdeutschland im Fokus der<br />

chinesischen Wirtschaft<br />

• Russland und die neuen Bundesländer<br />

PANEL 5: DIE DIGITALE WENDE<br />

BRAUCHT UNTERNEHMERGEIST<br />

• Was der Mittelstand von Start-ups<br />

lernen kann<br />

• Der Plan der Hidden Champions<br />

PANEL 6: DIE DIGITALE WENDE<br />

BRAUCHT KLARE HANDLUNGS-<br />

FELDER<br />

• Das OWF-Memorandum – entwickelt<br />

vom Thinktank OWF.Zukunft<br />

PODIUMSDISKUSSION<br />

• Gipfeltreffen der ostdeutschen Ministerpräsidenten<br />

Hartmut Bunsen<br />

Dr. Helmar Rendez<br />

Dr. Albrecht Bochow<br />

Prof. René Sadowski<br />

Dr. Dirk Biermann<br />

Nils Seger<br />

Andrea Peters<br />

Prof. Jörg Ritter<br />

Bodo Rodestock<br />

Andrea Joras<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


40 | W+M TITEL<br />

RAGNITZ KOMMENTIERT<br />

Das Bild vom<br />

„Jammer-Ossi“<br />

hat ausgedient<br />

Auf den ersten Blick scheint Ostdeutschland<br />

abgehängt: Ein sich<br />

verfestigter Rückstand in der wirtschaftlichen<br />

Leistungskraft, Schwächen<br />

bei Forschung und Innovation insbesondere<br />

in der Wirtschaft, eine sich zunehmend<br />

öffnende Schere zwischen den (wenigen)<br />

Wachstumspolen und der<br />

ländlich geprägten Peripherie,<br />

fehlende Großunternehmen<br />

und manches<br />

mehr. Gerade im<br />

Westen Deutschlands<br />

genießt der<br />

Osten deswegen<br />

keinen guten Ruf<br />

– Dresden, Jena,<br />

Leipzig und Potsdam<br />

mögen Leuchttürme<br />

mit Strahlkraft<br />

sein; der große<br />

Rest gilt jedoch<br />

weiterhin als „Dunkeldeutschland“.<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Stellvertretender Leiter<br />

des ifo-Instituts Dresden.<br />

Aber, es ist wie im Film „Willkommen<br />

bei den Sch’tis“ – lässt man sich auf das<br />

Wagnis genaueren Hinsehens ein, so ist<br />

man überrascht von der positiven Dynamik,<br />

die unter der matten Oberfläche zu<br />

finden ist: Es gibt inzwischen sehr viele<br />

schnellwachsende Firmen, es gibt herausragende<br />

Forschungseinrichtungen,<br />

es gibt eine große Zahl von Unternehmen,<br />

die auf ihren – wenngleich häufig<br />

engen – Märkten Weltmarktführer sind.<br />

Und selbst die unbestreitbaren Defizite<br />

Ostdeutschlands beinhalten bei näherem<br />

Hinsehen auch Chancen: Die rückläufige<br />

Bevölkerung eröffnet Spielräume<br />

für Experimente, die anderswo undenkbar<br />

wären; nur in Ostdeutschland<br />

gibt es den Raum, der für die Verwirklichung<br />

einer CO 2<br />

-armen Energieversorgung<br />

nötig ist; die Wirtschaftsstrukturen<br />

sind noch nicht so verfestigt, dass dadurch<br />

die Entstehung neuer Branchen<br />

verhindert werden könnte.<br />

Im Sinne Schumpeters:<br />

Derzeit scheint sich Ostdeutschland<br />

in einer<br />

Phase „schöpferischer<br />

Zerstörung“ zu<br />

befinden; es bricht<br />

weg, was in den vergangenen<br />

25 Jahren<br />

aus der Not geboren<br />

wurde, und auf diesen<br />

Trümmern entwickelt<br />

sich viel Neues,<br />

das deutlich stärker<br />

und wettbewerbsfähiger<br />

ist als das Alte.<br />

Vor allem Thüringen,<br />

Sachsen und Berlin gehören deshalb inzwischen<br />

zu den wachstumsstärksten<br />

Bundesländern (annähernd gleichauf<br />

mit Bayern und Baden-Württemberg) –<br />

ein später Erfolg der Anstrengungen in<br />

der Vergangenheit, die Wachstumsbedingungen<br />

zu stärken (anstatt knappes<br />

öffentliches Geld für konsumtive Zwecke<br />

einzusetzen). Erste Ansiedlungserfolge<br />

zeigen, dass dies auch bei global<br />

tätigen Unternehmen bemerkt und honoriert<br />

wird. Die Zukunft Ostdeutschlands<br />

dürfte deshalb viel besser werden als es<br />

die Vergangenheit je war.<br />

In Ostdeutschland werden heute – noch<br />

weitgehend unbemerkt von der breiten<br />

Öffentlichkeit – die Antworten auf drängende<br />

gesellschaftliche und politische<br />

Zukunftsfragen entwickelt: Wie lässt<br />

sich die Energiewende bewältigen?<br />

Hierzu wird in Ostdeutschland zum Beispiel<br />

an der Umsetzung neuer Speichertechnologien<br />

gearbeitet. Wie lässt sich<br />

die Mobilität der Zukunft sichern? Hierzu<br />

werden in Ostdeutschland zum Beispiel<br />

neue Halbleitertechnologien entwickelt.<br />

Wie lässt sich die Volkskrankheit<br />

Krebs besser bekämpfen? Auch auf diesem<br />

Gebiet sind Forschungsteams aus<br />

Ostdeutschland weltweit führend. Wie<br />

soll man mit dem demographischen<br />

Wandel umgehen? Erfolgversprechende<br />

Konzepte kann man, wo denn sonst,<br />

am ehesten in Ostdeutschland erproben,<br />

wo Bevölkerungsschrumpfung und -alterung<br />

sehr viel schneller voranschreiten<br />

als anderswo. Diese Liste ließe sich<br />

fortsetzen.<br />

Zusammengenommen: Der Osten<br />

braucht sich nicht länger zu verstecken;<br />

das Bild vom „Jammer-Ossi“ hat lange<br />

ausgedient. Woran es bislang fehlte, ist<br />

jedoch ein Forum zur Entwicklung praktikabler<br />

Lösungsvorschläge für noch bestehende<br />

Probleme, zum Austausch neuer<br />

Ideen zwischen Politik, Wirtschaft und<br />

Wissenschaft – und auch zum „Klappern“,<br />

das ja nun auch zum Handwerk<br />

gehört. Wo ginge dies besser als auf dem<br />

„Davos des Ostens“, dem Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum?<br />

W+M<br />

Foto: ifo Dresden (Mitte), Illustration: freepik.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


POLITIK | 41<br />

„Die Bundesregierung<br />

sollte die betriebliche<br />

Altersvorsorge noch<br />

stärker fördern“<br />

Wenige Wochen vor dem Ende der letzten Legislaturperiode<br />

beschloss der Bundestag das Betriebsrentenstärkungsgesetz.<br />

Erklärtes Ziel des Gesetzes ist es, die Betriebsrente in kleineren<br />

und mittleren Unternehmen zu verbreiten und Geringverdiener<br />

mit Zuschüssen zu unterstützen, die sich für dieses Rentenmodell<br />

zu entscheiden. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach mit Michael<br />

Reizel, dem Gründer und Geschäftsführer der auf betriebliche<br />

Altersvorsorgesysteme spezialisierten BVUK. Gruppe, über seine<br />

Einschätzung des Gesetzes. Von Karsten Hintzmann<br />

W+M: Herr Reizel, wird das Gesetz tatsächlich<br />

dazu führen, dass die betriebliche Altersvorsorge<br />

(bAV) künftig stärker auch in<br />

kleinen und mittleren Unternehmen greift?<br />

Michael Reizel: Kernpunkte des Betriebsrentenstärkungsgesetzes<br />

sind die reine Beitragszusage,<br />

die nicht mehr garantierte Zielrente<br />

sowie die Regelung und Organisation<br />

dieser neuen Form der betrieblichen Altersversorgung<br />

exklusiv durch Tarifverträge. Davon<br />

ausgehend, dass die meisten KMU von<br />

Tarifverträgen nicht erfasst werden, darf bezweifelt<br />

werden, ob die gewollte stärkere<br />

Verbreitung erreicht werden kann. Dies wird<br />

in hohem Maße davon abhängen, wie offen<br />

die Sozialpartner die einschlägigen Tarifverträge<br />

gestalten werden und ob es gelingt,<br />

die Arbeitgeber für zusätzliche Sicherungsbeiträge<br />

zu begeistern und die Arbeitnehmer<br />

von unverbindlichen Zielrenten zu<br />

überzeugen.<br />

W+M: Ist die bAV durch das neue Gesetz<br />

attraktiver für Geringverdiener geworden?<br />

Michael Reizel: Für Arbeitnehmer mit Bruttomonatseinkommen<br />

unter 2.200 Euro gibt<br />

es ab 2018 die Möglichkeit einer zusätzlichen<br />

Leistung des Arbeitgebers in Höhe<br />

von bis zu 480 Euro jährlich, die durch Verrechnung<br />

mit der Lohnsteuer vom Staat mit<br />

30 Prozent oder maximal 144 Euro gefördert<br />

wird. In Kombination mit dem Freibetrag bei<br />

der Grundsicherung sendet damit der Gesetzgeber<br />

das Signal, dass sich zusätzliche<br />

Altersversorgung jedenfalls lohnt. Von daher<br />

ist die bAV auch für Geringverdiener ein<br />

Stück weit attraktiver geworden.<br />

Betriebliche Altersvorsorge<br />

unterstützt einen finanziell<br />

abgesicherten Lebensabend.<br />

nengruppen gibt, in denen die dringend notwendige<br />

betriebliche Altersversorgung nur<br />

schwach oder gar nicht verbreitet ist. Wenn<br />

man zusätzlich fürchtet, dass diese Personen<br />

später der Sozialhilfe anheimfallen, dann<br />

wäre es konsequent gewesen, die bAV noch<br />

weiter zu fördern. Wie etwa die Krankenversicherungsfreiheit<br />

im Rentenbezug.<br />

W+M: Nach wie vor herrscht in Teilen der<br />

Gesellschaft Unwissenheit über den Nutzen<br />

der betrieblichen Altersvorsorge. Worin besteht<br />

der tiefere Sinn der bAV?<br />

Michael Reizel: Das sinkende Rentenniveau<br />

in Folge von Leistungskürzungen,<br />

unregelmäßigen Erwerbsbiografien, kürzeren<br />

Beitrags- oder Ersatzzeiten und längeren<br />

Rentenbezugsdauern zwingen jeden<br />

Arbeitnehmer zur zusätzlichen finanziellen<br />

Vorsorge. Für Arbeitnehmer ist die<br />

staatlich geförderte betriebliche Altersversorgung<br />

das Mittel der Wahl. Die Aufwendungen<br />

zur bAV sind in einem festen Rahmen<br />

zunächst frei von Beiträgen zur Sozialversicherung<br />

und steuerfrei, so dass Brutto<br />

angespart wird. Erst in der Leistungsphase<br />

stehen Abgaben an, die in der Regel geringer<br />

als in der Ansparphase ausfallen. Die<br />

nachgelagerte Abgabenlast, der langfristige<br />

Zinseszinseffekt und die lebenslange<br />

Rentenleistung sind die Renditehebel dieser<br />

zusätzlichen Vorsorge, die kalkulierbar<br />

die gesetzliche Rente in Richtung Lebensstandardsicherung<br />

ergänzt. W+M<br />

BVUK. GRUPPE<br />

Foto: BVUK. GmbH (oben)<br />

BVUK-Geschäftsführer<br />

Michael Reizel.<br />

W+M: Was ist aus Ihrer Sicht die größte<br />

Schwäche des Gesetzes?<br />

Michael Reizel: Die Regierung hat erkannt,<br />

dass es Unternehmensgrößen und Perso-<br />

Hauptgeschäftsstelle:<br />

Ebertsklinge 2a, 97074 Würzburg<br />

Darüber hinaus unterhält die BVUK.<br />

Gruppe Büros in Berlin, Dresden, Hamburg,<br />

Nürnberg und Baden-Baden.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


42 | W+M POLITIK<br />

DIE<br />

LINKE<br />

9,2 %<br />

FDP<br />

10,7 %<br />

GRÜNE<br />

8,9 %<br />

SONSTIGE<br />

5,1 %<br />

CDU<br />

32,9 %<br />

DEU T SCHL A ND *<br />

Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />

Politisches<br />

Beben<br />

AFD<br />

12,6 %<br />

SPD<br />

20,5 %<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN * SACHSEN *<br />

CDU 33,1 %<br />

SPD 15,1 %<br />

AFD 18,6 %<br />

FDP 6,2 %<br />

DIE LINKE 17,8 %<br />

GRÜNE 4,3 %<br />

SONSTIGE 4,9 %<br />

BRANDENBURG * SACHSEN-ANHALT *<br />

CDU 26,7 %<br />

CDU 30,3 %<br />

SPD 17,6 %<br />

SPD 15,2 %<br />

AFD 20,2 %<br />

AFD 19,6 %<br />

FDP 7,1 % FDP 7,8 %<br />

DIE LINKE 17,2 %<br />

DIE LINKE 17,8 %<br />

GRÜNE 5,0 %<br />

SONSTIGE 6,3 %<br />

GRÜNE 3,7 %<br />

SONSTIGE 5,7 %<br />

BERLIN * THÜRINGEN *<br />

CDU 26,9 %<br />

SPD 10,5 %<br />

AFD 27,0 %<br />

FDP 8,2 %<br />

DIE LINKE 16,1 %<br />

GRÜNE 4,6 %<br />

SONSTIGE 6,7 %<br />

Am 24. September, dem wichtigsten<br />

Wahltag dieses Jahres, rieben<br />

sich landauf, landab Politiker, Medienvertreter<br />

und Politikwissenschaftler kurz<br />

nach 18 Uhr ungläubig die Augen. Sie alle<br />

waren Zeugen eines in dieser Form wohl<br />

unerwarteten politischen Bebens geworden.<br />

CDU und CSU hatten bei der Bundestagswahl<br />

8,7 Prozent der Stimmen gegenüber<br />

dem Urnengang vor vier Jahren verloren.<br />

Allerdings blieb die Union mit 32,9<br />

Prozent stärkste Kraft im Bundestag. Die<br />

SPD beklagte einen Verlust von 5,2 Prozent<br />

und kam auf enttäuschende 20,5 Prozent.<br />

Zu einem Höhenflug setzte dagegen die<br />

Alternative für Deutschland (AfD) an, die<br />

mit 12,6 Prozent erstmals in das höchste<br />

deutsche Parlament einzog. Als Sieger<br />

mit Zugewinnen fühlten sich am Ende auch<br />

die FDP, die mit 10,7 Prozent ihr Bundestag-Comeback<br />

feierte, sowie die Linke (9,2<br />

Prozent) und die Grünen (8,9 Prozent).<br />

Ihren Erfolg hat die AfD ganz wesentlich<br />

auch den Wählern in Ostdeutschland zu<br />

verdanken. In Sachsen wurde sie stärkste<br />

Partei (bei den Zweitstimmen), in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Brandenburg, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen eroberte sie den<br />

zweiten Platz.<br />

CDU 22,7 %<br />

CDU 28,8 %<br />

SPD 17,9 %<br />

SPD 13,2 %<br />

AFD 12,0 %<br />

AFD 22,7 %<br />

FDP 8,9 % FDP 7,8 %<br />

DIE LINKE 18,8 %<br />

DIE LINKE 16,9%<br />

GRÜNE 12,6 %<br />

GRÜNE 4,1 %<br />

SONSTIGE 7,0 %<br />

SONSTIGE 6,5 %<br />

* Zweitstimmen-Ergebnisse<br />

Die SPD verliert im Osten immer mehr<br />

den Status einer Volkspartei. In Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen kommt sie im Parteien-Ranking<br />

nur noch auf Platz 4, in Berlin<br />

und Brandenburg auf Platz 3. Fazit: Das<br />

politische Beben vom 24. September hat<br />

neue Bewegung in die ostdeutsche Parteienlandschaft<br />

gebracht.<br />

<br />

Karsten Hint zmann<br />

Quelle Schaubilder: Bundeswahlleiter<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


POLITIK | 43<br />

Unsere Erwartungen an die neue Bundesregierung<br />

Ein Zwischenruf von Hartmut Bunsen, Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin<br />

Foto: UV Sachsen<br />

Unternehmer und Präsident des sächsischen<br />

Unternehmerverbandes: Hartmut Bunsen.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung in<br />

Ostdeutschland ist gut. Die Befragungen<br />

unserer Unternehmen zeigen,<br />

dass die Erwartungen auch für die<br />

kommenden Monate positiv sind. Doch<br />

das darf die Politik mit dem Erreichten<br />

nicht zufrieden stellen. Die von der Bundesregierung<br />

veröffentliche Studie zur<br />

wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands<br />

zeigt die Defizite deutlich auf. 27<br />

Jahre nach der Wiedervereinigung hinkt<br />

Ostdeutschland bei der Wirtschaftskraft<br />

dem Westen weiter hinterher. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

je Einwohner lag 2016<br />

bei 73,2 Prozent des westdeutschen Vergleichswertes.<br />

Ohne Berlin liege der Wert<br />

sogar nur bei 68 Prozent. Die Gründe hierfür<br />

sind vor allem in der Kleinteiligkeit der<br />

ostdeutschen Wirtschaft und dem Fehlen<br />

von Konzernzentralen zu suchen. Die Forschung<br />

und Entwicklung findet fast ausschließlich<br />

in Westdeutschland statt. Die<br />

neue Bundesregierung muss daher die<br />

Förderung Ostdeutschlands wieder verstärkt<br />

in Fokus rücken, gerade weil in der<br />

nächsten Legislaturperiode der Solidarpakt<br />

ausläuft.<br />

Die besonders für ostdeutsche Unternehmen<br />

historisch bedingten Beziehungen<br />

zum russischen Markt wurden durch<br />

die Russland-Sanktionen abrupt beendet.<br />

Die Exporte der ostdeutschen Bundesländer<br />

nach Russland sind durch die<br />

Sanktionen um gut 40 Prozent eingebrochen.<br />

Sie haben aber zu nichts geführt.<br />

Im Gegenteil, sie haben den deutschen<br />

Wirtschaftsinteressen stark geschadet<br />

und in die entstehenden Lücken stoßen<br />

amerikanische und chinesische Unternehmen.<br />

Hier muss die neue Bundesregierung<br />

schnell handeln und gemeinsam<br />

mit der Europäischen Union den Dialog<br />

mit Russland suchen und mit Fortschritt<br />

in den Verhandlungen die Sanktionen<br />

schrittweise abbauen.<br />

Die Energiewende bleibt weiter ungelöst<br />

und stellt Ostdeutschland gerade<br />

beim Strukturwandel in Braunkohlegebieten<br />

vor extreme Herausforderungen.<br />

Wir müssen endlich wieder zum energiepolitischen<br />

Zieldreieck Umweltverträglichkeit,<br />

Versorgungssicherheit und<br />

Wirtschaftlichkeit zurückkehren. Realistische<br />

Zielsetzungen sind umso wichtiger,<br />

da sich trotz des Ausbaus der Erneuerbaren<br />

Energien die CO 2<br />

-Bilanz seit 1990<br />

kaum verbessert hat. Stattdessen haben<br />

wir in Ostdeutschland inzwischen mit die<br />

höchsten Energiepreise Europas, die die<br />

mittelständischen Unternehmer extrem<br />

belasten und zu Wettbewerbsnachteilen<br />

führen. Die neue Bundesregierung muss<br />

die alten ideologischen Positionen über<br />

Bord werfen. Wir brauchen einen Masterplan,<br />

der europäisch abgestimmt ist<br />

und vor allem das ungelöste Speicherproblem<br />

im Visier hat.<br />

Darüber hinaus wird die hiesige Wirtschaft<br />

durch den zunehmenden Fachkräftemangel<br />

geschwächt. Die Bundesregierung<br />

muss Instrumente schaffen, um<br />

eine Stabilisierung der Bildungsstandorte<br />

in Ostdeutschland für den Forschungsnachwuchs<br />

und den qualifizierten Arbeitskräftenachwuchs<br />

des Mittelstandes<br />

zu schaffen. Des Weiteren müssen<br />

für Migranten und Flüchtlinge geeignete<br />

Maßnahmen getroffen werden, um diese<br />

schnell in die Gesellschaft zu integrieren<br />

und in Arbeit zu bringen.<br />

Schlussendlich bleibt das seit jeher bekannte<br />

Problem der Bürokratie. Zunehmende<br />

bürokratische Hürden und die<br />

Steuerpolitik des Bundes werden immer<br />

mehr zu Wachstumshemmnissen.<br />

Stattdessen sehen wir eine Vereinfachung<br />

und Verkürzung von Projektplanungen<br />

sowie steuerpolitische Anreize<br />

für Investitionen als dringlich an, um im<br />

Standortwettbewerb mitzuhalten.<br />

<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


44 | W+M POLITIK<br />

Sollten die aufwendigen Dokumentationspflichten<br />

für Unternehmer bei<br />

Minijobs abgeschafft<br />

werden?<br />

Niklas Graf von Bernstorff<br />

Vizepräsident des<br />

Unternehmerverbands Berlin e. V.<br />

Elke Breitenbach<br />

Senatorin für Integration,<br />

Arbeit und Soziales des Landes Berlin.<br />

„ Ja” „Nein”<br />

Entbürokratisierung insbesondere<br />

zugunsten der<br />

klein- und mittelständischen<br />

Unternehmen (KMU) – dieses Ziel hat sich die<br />

Politik auf die Fahnen geschrieben. Im unternehmerischen<br />

Alltag zeigt sich davon aber wenig,<br />

wie es das Beispiel der Dokumentationspflichten<br />

zum Mindestlohn belegt. Die Beschäftigung von<br />

Minijobbern ist vor allem für KMU von Bedeutung,<br />

wobei diese aber häufig durch den Verwaltungsaufwand<br />

überproportional belastet werden. Zwar<br />

hatte der Gesetzgeber mit einer Anpassung der<br />

Dokumentationspflichten deren Handhabung vereinfacht;<br />

geboten gewesen wäre aber – mindestens<br />

bei den KMU – eine vollständige Abschaffung<br />

dieser Dokumentationspflichten. Die KMU werden<br />

es sich daher weiterhin zweimal überlegen, ob sie<br />

von der vermeintlich flexiblen und kostengünstigen<br />

Möglichkeit des Minijobs Gebrauch machen.<br />

Ebenso negativ wirken sich die Dokumentationspflichten<br />

im Übrigen auch im bei den praktikumsähnlichen<br />

Verhältnissen aus. Bedeutete bereits die<br />

restriktive Definition eines Praktikums das ersatzlose<br />

Aus für eine große Anzahl von Praktikantenverhältnissen,<br />

so hat sich die Motivation, interessierte<br />

Personen wenigstens als „Minijobber“ zunächst<br />

einmal in das eigene Unternehmen hineinschnuppern<br />

zu lassen, nicht dadurch erhöht, dass<br />

zur Vergütungsverpflichtung auch noch erheblicher<br />

Verwaltungsaufwand hinzukommt.<br />

Die Dokumentationspflichten im Bereich der „Minijobs“<br />

bauen daher unnötige Hürden auf – und<br />

wieder einmal wurde eine Chance zum Abbau<br />

von Bürokratie vertan!<br />

Die Dokumentationspflichten<br />

müssen erhalten bleiben.<br />

Der Gesetzgeber<br />

hat sich nämlich etwas dabei gedacht: Minijobberinnen<br />

und Minijobber gehören zu der Gruppe,<br />

deren Stundenlöhne sich durch den Mindestlohn<br />

am stärksten hätten erhöhen müssen. Die Zahl<br />

der Arbeitsstunden ist jetzt begrenzt, wenn der<br />

Status erhalten bleiben soll. Die tatsächlich geleistete<br />

Arbeitszeit ist daher besonders bedeutsam.<br />

Schon deshalb ist Kontrolle nötig. Außerdem<br />

ist belegt, dass gerade Minijobberinnen und<br />

-jobber häufig von Arbeitsrechtsverstößen betroffen<br />

sind und oft besonders wenig verdienen. Altersarmut<br />

ist damit vielfach vorgezeichnet. Im<br />

Grunde müsste man das Privileg für Minijobs abschaffen<br />

und sie vom ersten Euro an sozialversicherungspflichtig<br />

machen. Solange dies nicht erfolgt,<br />

muss alles dafür getan werden, dass Minijobs<br />

wenigstens unter Beachtung des geltenden<br />

Rechts ausgeübt werden.<br />

Dies erfordert zwingend eine Arbeitszeitdokumentation,<br />

die im Übrigen auch nicht neu ist. Es<br />

gibt solche Pflichten nach dem Arbeitszeitgesetz<br />

schon lange. Und wie soll ein Unternehmen eigentlich<br />

wissen, ob eine Lohnabrechnung tatsächlich<br />

die erbrachte Arbeitsleistung widerspiegelt, wenn<br />

die Arbeitsstunden nicht erfasst werden? Für die<br />

Aufzeichnung ist auch keine bestimmte Form vorgeschrieben.<br />

Meiner Meinung nach ist die Kritik an<br />

der Dokumentationspflicht als „Bürokratiemonster“<br />

daher völlig überzogen. Es gilt deshalb auch für Minijobs:<br />

Zur Durchsetzung guter Arbeit sind Dokumentation<br />

und Kontrolle ein wichtiger Schlüssel.<br />

Fotos: UV Berlin (links), SenIAS Berlin (rechts)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


∆Bei uns ist alles vorprogrammiert.<br />

Sogar der Erfolg.<br />

Mit einer KfW-Förderung für Digitalisierung<br />

und Innovation im Mittelstand.<br />

Machen Sie Ihr Unternehmen sicherer, schneller und leistungsfähiger – nutzen Sie die<br />

Digitalisierungsmöglichkeiten oder investieren Sie in die Neu- und Weiterentwicklung von<br />

Produkten, Produktionsverfahren und Dienstleistungen. Die KfW unterstützt Ihr Vorhaben<br />

mit dem ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit zu sehr günstigen Konditionen. Jetzt<br />

Digitalisierung und Innovationen schon ab 1 % eff. p. a.* finanzieren. Mehr Informationen<br />

bei Ihrem Finanzierungspartner** oder unter: www.kfw.de/innovation<br />

* Für einen Kredit über 500.000 EUR, der für die Digitalisierung oder die Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren in Ihrem Unternehmen bestimmt ist, gelten in der Preisklasse B<br />

folgende Konditionen: 1,40 % Sollzins p. a. und 1,41 % Effektivzins p. a. bei 10 Jahren Laufzeit, 2 tilgungsfreien Anlaufjahren und 10-jähriger Zinsbindung (Stand 30.<strong>06</strong>.<strong>2017</strong>).<br />

** Finanzierungspartner sind Geschäftsbanken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Direktbanken.


46 | W+M RATGEBER<br />

Vier Alternativen zum Kredit<br />

Selten waren die Zeiten günstiger, in das eigene Unternehmen zu investieren. Doch trotz historisch<br />

niedriger Zinsen ist der klassische Hausbankkredit nicht der einzige und in manchen Fällen auch nicht der<br />

beste Weg zu frischem Geld. Die wichtigsten Alternativen vom Förderkredit bis zur Finanzierung aus der<br />

Crowd. Von Matthias Salm<br />

Die KfW fördert die Digitalisierung in Unternehmen.<br />

Digital mit der KfW<br />

Der deutsche Mittelstand muss seine<br />

Produkte und Produktionsverfahren digitalisieren,<br />

um künftig wettbewerbsfähig<br />

bleiben zu können. Laut Studien der<br />

KfW-Bankengruppe werden solche Investitionen<br />

in der Mehrzahl aus laufenden<br />

Einnahmen finanziert, Bankkredite<br />

spielen nur in vier Prozent der Vorhaben<br />

eine Rolle – auch deshalb, weil<br />

bei Digitalisierungsvorhaben oft keine<br />

für die Bank verwertbaren Sicherheiten<br />

entstehen.<br />

Deshalb fördert die KfW seit dem 1. Juli<br />

<strong>2017</strong> Investitionen in die Digitalisierung<br />

mit zinsgünstigen Krediten im Rahmen<br />

MEHR INFOS BEI DER KFW:<br />

TIPP<br />

Tel.: 0800/539 9001<br />

kostenfreie Servicenummer:<br />

Montag bis Freitag: 8.00 bis 18.00 Uhr<br />

Web: www.kfw.de/380<br />

des Förderprogramms „ERP-<br />

Digitalisierungs- und Innovationskredit“.<br />

Der Clou: Die<br />

KfW macht den Hausbanken<br />

mit einer Haftungsfreistellung<br />

in Höhe von 70 Prozent<br />

Kredite an kleine und mittlere<br />

Unternehmen schmackhaft.<br />

Damit lassen sich die<br />

Digitalisierung von Produkten<br />

und Produktionsprozessen<br />

sowie eine digitale Ausrichtung<br />

des Unternehmens<br />

zu besonders günstigen Zinssätzen<br />

finanzieren. Bis zu 25<br />

Millionen Euro pro Vorhaben<br />

sind förderfähig. Der Förderkredit<br />

ist über die Hausbank zu<br />

beantragen.<br />

Sicherheiten und<br />

Eigenkapital<br />

Scheitern Hausbankkredite an fehlenden<br />

Sicherheiten, können auch die<br />

Bürgschaftsbanken rettend einspringen.<br />

Bürgschaftsbanken sind Selbsthilfeeinrichtungen<br />

der Wirtschaft. Sie bieten<br />

Ausfallbürgschaften für kurz-, mittel-<br />

und langfristige Kredite aller Art. Die<br />

Bürgschaftsbanken nehmen auf diesem<br />

Wege den Hausbanken bis zu 80 Prozent<br />

des Risikos ab. In der klassischen<br />

Variante der Bürgschaft können so Kredite<br />

der Hausbank bis zu 1,5 Millionen<br />

Euro besichert werden. Die Anträge sind<br />

bei der Hausbank zu stellen. Bei Gründern<br />

hilft das Programm Bürgschaft ohne<br />

Bank. Hier erteilen die Bürgschaftsbanken<br />

Gründern nach Prüfung eine Bürgschaftszusage.<br />

Diese haben dann die<br />

Möglichkeit, innerhalb von drei Monaten<br />

eine geeignete Hausbank zu finden<br />

und die Finanzierung sicher zu stellen.<br />

Über die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften<br />

(MBG) gehen die Bürgschaftsbanken<br />

auch typische stille Beteiligungen<br />

an Unternehmen ein. Besonders<br />

interessant: Die Mikromezzaninfinanzierung<br />

für Kleinunternehmen mit<br />

einer Beteiligungshöhe von 10.000 bis<br />

50.000 Euro.<br />

BÜRGSCHAFTSBANKEN<br />

IN OSTDEUTSCHLAND:<br />

Bürgschaftsbank<br />

Brandenburg GmbH<br />

Tel.: 0331/64963-0<br />

E-Mail: info@BBimWeb.de<br />

Web: www.BBimWeb.de<br />

BBB BÜRGSCHAFTSBANK<br />

zu Berlin-Brandenburg GmbH<br />

Tel.: 030/311004-0<br />

E-Mail:<br />

info@buergschaftsbank-berlin.de<br />

Web:<br />

www.buergschaftsbank-berlin.de/<br />

Bürgschaftsbank<br />

Mecklenburg-Vorpommern GmbH<br />

Tel.: 0385/39555 – 0<br />

E-Mail: info@bbm-v.de<br />

Web: www.buergschaftsbank-mv.de<br />

Bürgschaftsbank Sachsen GmbH<br />

Tel.: 0351/4409-0<br />

E-Mail: info@bbs-sachsen.de<br />

Web: www.bbs-sachsen.de<br />

Bürgschaftsbank<br />

Sachsen-Anhalt GmbH<br />

Tel.: 0391/73752-0<br />

E-Mail: info@bb-mbg.de<br />

Web: www.bb-mbg.de<br />

TIPP<br />

Bürgschaftsbank Thüringen GmbH<br />

Tel.: 0361/2135-0<br />

E-Mail: info@bb-thueringen.de<br />

Web: www.bb-thueringen.de<br />

Foto: KfW-Bildarchiv / Espen Eichhöfer, OSTKREUZ<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


FINANZIERUNG | 47<br />

Kapital aus der Crowd<br />

Mit dem Boom der Fintech-Unternehmen<br />

hat sich die Kreditvergabe zunehmend<br />

auch ins Internet verlagert. 64 Prozent<br />

der Mittelständler, so eine Studie<br />

der TU Darmstadt, wissen mittlerweile<br />

von der Möglichkeit, online Geld von Kreditgebern<br />

einzusammeln. Gefragt sind<br />

die Kreditmarkt-Plattformen vor allem,<br />

wenn die Kreditgesuche für<br />

KAPITAL AUS DER CROWD:<br />

Creditshelf:<br />

Die Frankfurter Plattform geht seit<br />

Ende 2014 einen eigenen Weg und vermittelt<br />

kurzlaufende Kredite von professionellen<br />

Investoren ab 100.000 bis 2,5<br />

Millionen Euro. Hier bieten die Investoren<br />

in einer geschlossenen Auktion um<br />

die Kreditgewährung.<br />

Kontakt:<br />

Tel.: <strong>06</strong>9/3487724-0<br />

E-Mail: info@creditshelf.com<br />

Web: www.creditshelf.com<br />

TIPP<br />

Banken weniger interessant erscheinen<br />

– etwa bei Kreditsummen unter 50.000<br />

Euro. In der Regel prüfen die Plattformen<br />

das Investitionsvorhaben und berechnen<br />

die Ausfallwahrscheinlichkeit für den Kredit.<br />

Dann wird das Vorhaben potentiellen<br />

Kreditgebern online präsentiert – ähnlich<br />

wie bei dem artverwandten Crowdinvesting<br />

(Beteiligungen an Unternehmen) und<br />

Crowdfunding (Projektfinanzierung). Allerdings:<br />

Der Markt der Online-Kreditvermittler<br />

selbst befindet sich noch in der<br />

Konsolidierungsphase – Strategiewechsel<br />

der Anbieter etwa von Verbraucherkrediten<br />

hin zu Firmenkrediten und Übernahmen<br />

kennzeichnen die Branche.<br />

Liquidität durch Factoring<br />

Das Factoring-Geschäft wuchs 2016 laut<br />

Deutschem Factoring-Verband um knapp<br />

vier Prozent. Der Verkauf von Forderungen<br />

gegenüber Kunden an ein Factoringunternehmen<br />

zur Sicherung der eigenen<br />

Liquidität boomt vor allem im wachsenden<br />

Exportgeschäft der KMU. Auch klassische<br />

Leasinganbieter integrieren deshalb<br />

das Factoring-Geschäft vermehrt in<br />

ihr Portfolio. Beispielsweise die von den<br />

Sparkassen getragene Deutsche Leasing<br />

Gruppe. Deren Tochtergesellschaft<br />

Deutsche Factoring Bank bietet Sparkassenkunden<br />

Factoring-Dienstleistungen<br />

ab einem Jahresumsatz von 150.000<br />

Euro an. Kontakt über die jeweilige<br />

Sparkasse. <br />

W+M<br />

DEUTSCHE<br />

LEASING GRUPPE /<br />

DEUTSCHE FACTORING BANK<br />

Mehr Infos unter:<br />

Web: www.deutsche-leasing.com/de/<br />

leistungen/factoring<br />

TIPP<br />

Funding Circle:<br />

Die Briten sind in ihrem Heimatland und<br />

den USA, wo Online-Kredite weiter verbreitet<br />

sind als hierzulande, ein großer<br />

Player. In Deutschland haben sie den<br />

Konkurrenten Zencap geschluckt und<br />

versuchen nun von Berlin aus in der Finanzierung<br />

kleinerer Mittelständler ab<br />

50.000 Euro Umsatz Fuß zu fassen.<br />

Kontakt:<br />

Tel: 030/31198277<br />

E-Mail: unternehmen@fundingcircle.de<br />

Web: www.fundingcircle.com<br />

Finnest:<br />

Die ursprünglich aus Österreich stammende<br />

Plattform vermittelt private Investoren<br />

an ausschließlich mittelständische<br />

Unternehmen. Die Anleger schlagen<br />

auf der Plattform die Höhe ihrer<br />

Verzinsung selbst vor. Das Unternehmen<br />

legt dann einen Zins fest, den es<br />

zahlen möchte, und gleicht es mit den<br />

Angeboten ab. Die Finanzierung ähnelt<br />

einer Unternehmensanleihe.<br />

Foto: Deutsche Leasing<br />

Kontakt:<br />

Tel.: 0043/6645432412<br />

E-Mail: office@finnest.com<br />

Web: www.finnest.com<br />

Die Deutsche Leasing Gruppe setzt verstärkt auch auf Factoring-Angebote.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


48 | W+M RATGEBER<br />

Zeit für neue Trends<br />

Auch im Zeitalter der Smart Watch stellt sich die Frage nach der<br />

Zukunft der mechanischen Uhr. Und die ist schnell beantwortet:<br />

Die mechanische Uhr ist so beliebt wie je zuvor. Einzig die<br />

Ästhetik wandelt sich, wobei keine Zäsur erwartet wird.<br />

Vorhandene Trends werden noch stärker intensiviert.<br />

So steht für das Gesicht einer Uhr, das Zifferblatt, die<br />

Trendfarbe Blau weiterhin im Fokus. Von Ron Uhden<br />

Polarisiert die<br />

Fangemeinde:<br />

Das Modell „Pirat“<br />

von Corum.<br />

Bei der Masterpiece Moon Retrograde<br />

von Maurice Lacroix kommt eine<br />

Reihe von Anzeigen auf dem verwegenen<br />

royal blauen, mit Genfer Streifen<br />

versehenen Zifferblatt besonders gut zur<br />

Geltung. Die bewusst dezentral angeordneten<br />

Zeiger zeugen von einem hochkomplexen<br />

Manufakturuhrwerk und setzen gezielt<br />

auf eine unkonventionelle Anzeige.<br />

Für die Frauenwelt hingegen hat Glashütte<br />

Original einen himmlischen Begleiter geschaffen,<br />

die Panomaticluna mit Mondphase.<br />

Das hellblaue Zifferblatt aus Perlmutt<br />

assoziiert die unendliche Weite und bringt<br />

eine beruhigende Facette in diese technisch<br />

doch so anspruchsvolle Uhr.<br />

Mit der Happy Ocean überrascht Chopard<br />

durch eine ungewöhnliche, aber auch kostbare<br />

Version der so erfolgreichen Happy<br />

Sport Modelle, als perfekten Begleiter für<br />

den stilvollen Landgang oder aber auch<br />

kultivierten Wassersport. So sind die perfekt<br />

eingeschliffenen Saphire eingebettet<br />

in ein Gehäuse aus Weißgold. Und zwischen<br />

den beiden Saphirglasscheiben<br />

über dem Zifferblatt „schwimmen“ fünf<br />

Diamanten fröhlich umher.<br />

LEICHT JUWELIERE<br />

Automatic Dual Time<br />

von Montblanc.<br />

Happy Ocean<br />

von Chopard.<br />

Unter den Linden 77<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030 2290212<br />

E-Mail: Berlin@juwelier-leicht.de<br />

Web: www.juwelier-leicht.de<br />

Fotos: Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


UHREN | 49<br />

Panomaticluna<br />

von Glashütte Original.<br />

Fotos: Privat<br />

Ein weiterer nachhaltiger Trend sind Uhren,<br />

die Geschichten erzählen können.<br />

Und so erfahren Vintage Uhren im Bronzegehäuse<br />

unsere neue Aufmerksamkeit.<br />

Bronze erinnert uns mit seinem Farbton<br />

an eine vorindustrielle Zeit. An eine Zeit<br />

der Segelschiffe und der Entdeckung ganzer<br />

Kontinente. Bronze selbst verändert<br />

sich durch die Oxydation der Kupferanteile<br />

und erhält dadurch seine charakteristische<br />

Patina. Und diese ist sowohl abhängig<br />

von Umwelteinflüssen, als auch vom<br />

Träger selbst. So spiegelt die Oberfläche<br />

des Materials den Lifestyle des Trägers<br />

wider und wird mit der Zeit zu einem vielgeliebten<br />

Unikat. Montblanc offeriert mit<br />

der Automatic Dual Time eine Reisekomplikation<br />

im angesagten Vintagelook. Und<br />

Komplikation ist hier durchaus positiv besetzt,<br />

da sich dahinter eine hochfunktionelle<br />

bidirektionelle Zeit- und Datumseinstellung<br />

verbirgt.<br />

In der heutigen Kommunikation<br />

hören wir häufig vom Diktat<br />

der Zeit. Es wird in festen<br />

Zeitabschnitten<br />

geplant und organisiert.<br />

Auch deshalb<br />

erfreuen sich Chronographen<br />

nicht<br />

nachlassender Beliebtheit.<br />

Die Zeit<br />

festhalten ist ein<br />

ganz ursprünglicher<br />

Wunsch. In<br />

diesem Sinne hat<br />

Ron Uhden ist Niederlassungsleiter von<br />

Juwelier Leicht in Berlin.<br />

Omega seine ikonenhafte<br />

Speedmaster<br />

Professional auf<br />

38 mm verkleinert, um<br />

sie noch attraktiver zu<br />

machen. Für gewöhnlich<br />

sind mit dem Attribut<br />

Verkleinerung Abstriche<br />

irgendeiner Art verbunden.<br />

Hier aber bringt<br />

dies mehr Tragekomfort und<br />

mit einer großen Palette an Zifferblattfarben<br />

und abgestimmten<br />

Metallen eine enorme Variantenvielfalt.<br />

So gibt es Modelle mit weißer Keramik,<br />

Brillant- oder farbigen Aluminiumlünetten.<br />

Wem dies zu bunt wird, der entscheide<br />

sich doch für die klassische Speedmaster.<br />

Diese feiert <strong>2017</strong> ihr 60-jähriges Jubiläum<br />

und ist immer noch mit ihrem ursprünglichen<br />

schwarzen Zifferblatt erhältlich.<br />

Wer es etwas radikaler mag, ist bei Corum<br />

bestens aufgehoben. Die Schweizer Manufaktur<br />

sorgt mit ihrer auffälligsten Kreation<br />

Bubble für Aufsehen. Das Markenzeichen<br />

ist das stark gewölbte Saphirglas<br />

über den unzähligen Möglichkeiten der Zifferblattgestaltung.<br />

Für alle denen die Freibeuter<br />

am Herzen liegen, hat Corum das<br />

Modell „Pirat“ geschaffen und polarisiert<br />

damit auf Anhieb die Fangemeinde. Aber<br />

sie zeigt auch die Vielfältigkeit der Designmöglichkeiten,<br />

an die Möglichkeit für<br />

mehr Individualität. Es gibt nicht mehr<br />

DIE Uhr für alle Gelegenheiten von<br />

sportlich bis elegant – sie darf<br />

auch einmal etwas aus der<br />

Reihe tanzen. W+M<br />

Masterpiece Moon Retrograde<br />

von Maurice Lacroix.<br />

Speedmaster Professional<br />

von Omega.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


50 | W+M RATGEBER<br />

Tipps für besondere Präsente aus der Region<br />

Weihnachten steht vor der Tür.<br />

Es ist Zeit, sich Gedanken zu<br />

machen, wie wir Geschäftspartnern,<br />

Kunden, Familie und Freunden<br />

mit einer besonderen Aufmerksamkeit<br />

eine Freude machen können.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat sich für Sie<br />

auf die Suche gemacht und musste dafür<br />

nicht mal in die Ferne schweifen.<br />

Exklusive Geschenkideen gibt es auch in<br />

Ihrer Region.<br />

Die Pralinenbox „Süße Grüße“ von Halloren<br />

ist in drei verschiedenen Größen erhältlich<br />

(9er, 16er und 25er).<br />

SÜSSE GRÜSSE VON DER SAALE<br />

Das Glüh-Bier ist eine Eigenkreation der<br />

Störtebeker Braumanufaktur.<br />

Feinste, in Hallorens Schokoladenfabrik<br />

„Pralineum“ handgefertigte Pralinen<br />

und Trüffel. Die unter Verwendung nachhaltiger<br />

und exklusiver Rohstoffe hergestellten<br />

Sorten variieren nach Saison: von<br />

Caipirinha-Trüffel, über Marzipan-Creme-<br />

GLÜH-BIER VON DER OSTSEE<br />

Das Glüh-Bier ist eine Eigenkreation<br />

der Störtebeker Braumanufaktur. Als<br />

Brauspezialität für den Winter wird es nur<br />

einmal im Jahr eingebraut. Den besonderen<br />

Charakter und die leuchtend rote Farbe<br />

bekommt es durch den im Sudhaus<br />

mit eingebrauten Holundersaft und die<br />

Töpfen bis Black-Angel-Nougat. Verschiedene<br />

und individualisierbare Banderolen<br />

möglich. Nur im Onlineshop erhältlich.<br />

Preis: ab 9,95 €<br />

www.halloren.de<br />

winterlichen Gewürze. Helles Gerstenmalz<br />

mit Holundersaft, kalt oder warm<br />

zu genießen. 5,0% vol. Alkoholgehalt,<br />

im Geschenkset mit windschiefem Glas.<br />

Preis: 7,95 € zzgl. Pfand<br />

www.stoertebeker.com<br />

Fotos: Halloren (oben), Störtebeker Braumanufaktur GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


Duftkerze „Bouquet of Roses“<br />

aus dem Hause Meissen.<br />

LIFESTYLE | 51<br />

KERZENDUFT AUS MEISSEN<br />

„Bouquet of Rose“ nennt sich das<br />

zarte Seerosenschälchen aus dem<br />

Home-Kollektion der Marke Meissen,<br />

gefüllt mit einer Duftkerze mit Rosenduft.<br />

Nach dem Verbrauch kann das Schälchen, das in einer edlen<br />

Geschenkbox geliefert wird, vielseitig benutzt werden, zum<br />

Beispiel mit einem Teelicht.<br />

Preis: 85 €<br />

www.meissen.com<br />

Preussischer Whisky<br />

Single Malt in der<br />

0,05-Liter-Flasche.<br />

BIRNENLIKÖR AUS DEM ELBETAL<br />

Die Birnen für diesen Likör werden einzeln<br />

per Hand ausgewählt. Nach etwa<br />

vier bis fünf Wochen Gärung wandern die<br />

süßen Früchte in die hauseigene Brennerei<br />

und werden erst zu Birnenbrand und<br />

dann zu Birnenlikör weiterverarbeitet.<br />

Das Besondere an diesem hochwertigen<br />

Likör ist der beigegebene Honig, welcher<br />

aus den Mostobstplantagen rund um die<br />

Schwechower Brennerei stammt.<br />

Preis: 23,68 €<br />

www.schwechower.de<br />

Fotos: MEISSEN® (oben), Cornelia Bohn (Mitte links), Schwechower Obstbrennerei (Mitte rechts), Schloss Wackerbarth (unten)<br />

WHISKY AUS DER UCKERMARK<br />

Dieser Single Malt aus dem Hause Preussischer<br />

Whisky ist fünf Jahre in Erstbelegung<br />

in amerikanischer Weißeiche gereift.<br />

Erdig, kraftvoll, unabhängig und ungezähmt.<br />

Röstmalze und buchenholzgeräucherte<br />

Gerstenmalze, unmittelbar vor<br />

dem Einmaischen geschrotet und im Anschluss<br />

nicht herausgefiltert, verleihen dieser<br />

Rarität aus der Kornkammer Brandenburgs<br />

eine dichte und komplexe Aromenfülle.<br />

Lieferung in edler Geschenkpackung.<br />

Preis: 12,50 €<br />

www.preussischerwhisky.de<br />

WINTER-GENUSS AUS RADEBEUL<br />

Dieses besondere Wintergetränk von<br />

Schloss Wackerbarth wurde nach dem<br />

ältesten bekannten Glühweinrezept<br />

Deutschlands hergestellt. Das historische<br />

Rezept schrieb August Raugraf<br />

von Wackerbarth im Winter 1834 auf<br />

dem Weingut nieder. Stimmen Sie sich<br />

mit „Wackerbarths Weiß & Heiß“ auf die<br />

Weihnachzeit ein oder verschenken Sie<br />

das feinfruchtige Getränk als Präsent mit<br />

exklusiven Glühweintassen.<br />

Preis: 19,90 €<br />

www.schloss-wackerbarth.de<br />

Der Honig-Birnen-Likör von Schwechower ist als<br />

0,5-Liter-Flasche und im edlen Geschenkkarton<br />

erhältlich.<br />

Ob einzeln oder als edles Geschenkset, Wackerbarths<br />

Weiß & Heiß verspricht feinsten Genuss.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


52 | W+M RATGEBER STEUERN<br />

Haftungsfalle bei<br />

der Buchhaltung<br />

Wussten Sie, dass es aus steuerlichen<br />

Gründen erforderlich ist,<br />

eine verbale Beschreibung der<br />

Prozesse der Buchhaltung und Datenspeicherung,<br />

also z.B. des Rechnungseingangs,<br />

des Rechnungsausganges, der Ablage der<br />

Kontoauszüge und Barbelege, wie das also<br />

alles in Ihrer Unternehmung geschieht, zu<br />

besitzen und auf Verlangen einem Betriebsprüfer<br />

des Finanzamtes vorzeigen zum können?<br />

Das wussten Sie nicht? Dann sind Sie in<br />

guter Gesellschaft. Kaum jemand weiß das<br />

und noch weniger haben eine solche Beschreibung,<br />

im amtsdeutsch „Verfahrensdokumentation“<br />

genannt.<br />

Mit der seit 1. Januar 2015 geltenden Verwaltungsanweisung<br />

des Bundesfinanzministeriums<br />

zu den „Grundsätzen zur ordnungsgemäßen<br />

Führung und Aufbewahrung<br />

von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen<br />

in elektronsicher Form sowie zum<br />

Datenzugriff“ (GoBD) hat der Fiskus verschiedene<br />

schon länger geltende Normen<br />

zusammengefasst, ergänzt und auf den<br />

neuesten Stand gebracht. Das 38 Seiten<br />

enthaltende Dokument ist in 13 Abschnitte<br />

(teilweise mit Unterabschnitten) gegliedert<br />

und enthält stolze 184 Textziffern (Tz), die<br />

jeweils eine eigene Rechtsnorm darstellen.<br />

Neben teilweise bewährten Regelungen<br />

wie in Tz 36 „Die Geschäftsvorfälle sind vollzählig<br />

und lückenlos aufzuzeichnen (Grundsatz<br />

der Einzelaufzeichnungspflicht)“ wird<br />

es bei den beiden Forderungen nach einem<br />

innerbetrieblichen Kontrollsystem (Tz 100)<br />

und einer Verfahrensdokumentation (Tz 151<br />

ff) sehr schwierig. Man erkennt unschwer,<br />

dass bei der Erstellung dieser Verwaltungsvorschrift,<br />

wie so häufig in, Deutschland<br />

überwiegend Großbetriebe und Konzerne<br />

im Mittelpunkt standen, üblicherweise haben<br />

diese nämlich genau dies: innerbetriebliche<br />

Kontrollsysteme und Verfahrensdokumentationen.<br />

Bei Betrieben bis 20 oder 50<br />

Mitarbeitern jedoch überwiegen bei Entscheidungen<br />

nicht bürokratische innerbetriebliche<br />

Richtlinien sondern Spontaneität<br />

und flexible Reaktion auf neue Umstände.<br />

An Verfahrensdokumentationen, oder<br />

diese zeitnah anzupassen, denkt dabei<br />

niemand.<br />

Was ist also eine Verfahrensdokumentation?<br />

Hier ein Auszug:<br />

Textziffer 152<br />

„Die Verfahrensdokumentation beschreibt<br />

den organisatorisch und technisch gewollten<br />

Prozess, z. B. bei elektronischen Dokumenten<br />

von der Entstehung der Informationen<br />

über die Indizierung, Verarbeitung<br />

und Speicherung, dem eindeutigen<br />

Wiederfinden und der maschinellen<br />

Auswertbarkeit, der<br />

Absicherung gegen Verlust<br />

und Verfälschung und der<br />

Reproduktion.“<br />

Textziffer 153<br />

„Die Verfahrensdokumentation<br />

besteht in der Regel aus einer<br />

allgemeinen Beschreibung, einer Anwenderdokumentation,<br />

einer technischen<br />

Systemdokumentation und einer Betriebsdokumentation.“<br />

Nun, ich kenne keine Unternehmung, die<br />

eine solche Dokumentation besitzt. Und<br />

selbst wenn doch ein Praktikant es einmal<br />

im Rahmen einer Studienarbeit dokumentiert<br />

hat, dann bestimmt keine „Änderungshistorie“.<br />

Genau das ist aber ein<br />

Problem. Zwar ist es „nur“ eine Verwaltungsanweisung,<br />

an die etwa Richter am<br />

Finanzgericht nicht gebunden sind. Die<br />

Prüfer des Fiskus sind es jedoch sehr<br />

wohl. Sicher gibt es dabei einen Spielraum,<br />

aber wer im Rahmen einer Prüfung<br />

überhaupt keine Verfahrensdokumentation<br />

vorlegen kann, hat den ersten<br />

Teil der Prüfung häufig schon nicht bestanden.<br />

Was ist die Folge, wenn eine solche<br />

Beschreibung fehlt? Im schlimmsten Fall<br />

droht eine Hinzuschätzung beim Umsatz<br />

und beim Gewinn. Beides erhöht also<br />

auch sofort die Umsatzsteuer oder die<br />

Ertragssteuern. Dies kann somit zu nicht<br />

unerheblichen Steuernachzahlungen mit<br />

Zinsen führen.<br />

Das aber kann niemand wollen.<br />

Mein Rat daher: Sprechen<br />

Sie Ihren Steuerberater<br />

auf dieses Problem an<br />

und erstellen Sie eine solche<br />

Dokumentation, auch<br />

wenn es Geld, Zeit und Nerven<br />

kostet.<br />

Ronald K. Haffner ist Steuerberater,<br />

Diplom-Kaufmann und Diplom-<br />

Ingenieur (FH).<br />

www.steuerberater-haffner.de<br />

LINKS:<br />

1. Wortlaut der Verwaltungsanweisung<br />

https://www.steuerberater-haffner.de/links-downloads/amtliche-dokumente/<br />

2. Muster einer Verfahrensdokumentation<br />

https://www.steuerberater-haffner.de/links-downloads/downloads-formulare-vordrucke/<br />

verfahrensdokumentation/<br />

Foto: Ronald Haffner<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


W+M RATGEBER LITERATUR | 53<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

4<br />

Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />

W+M aus den Verkaufszahlen 59 großer<br />

Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />

6<br />

5<br />

JETZT NEU<br />

MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />

Beteiligt haben sich:<br />

Thalia-Filialen in<br />

Bautzen<br />

Berlin (7x)<br />

Bernburg<br />

Brandenburg<br />

Chemnitz (3x)<br />

Cottbus<br />

Dallgow-Döberitz<br />

Leuna<br />

Löbau<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Magdeburg (2x)<br />

Meißen<br />

Neubrandenburg<br />

Pirna<br />

Dessau<br />

Plauen<br />

Dresden (7x)<br />

Radebeul<br />

Eisenach<br />

Riesa<br />

Eisleben<br />

Röhrsdorf<br />

Freital<br />

Rostock (2x)<br />

Gera<br />

Rudolstadt<br />

7<br />

Görlitz<br />

Gotha<br />

Saalfeld<br />

Schwedt/Oder<br />

Großenhain<br />

Weimar<br />

8<br />

Halle<br />

Hoyerswerda<br />

Jena (2x)<br />

Wildau<br />

Zittau<br />

Zwickau<br />

9<br />

Leipzig (2x)<br />

(www.thalia.de)<br />

sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in<br />

Frankfurt (Oder) (www.hutten-ffo.de).<br />

10<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine<br />

E-Mail an jp@wirtschaft-markt.de.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


54 | W+M RATGEBER<br />

Robust und komfortabel:<br />

Mercedes X-Klasse Pickup.<br />

Nutzfahrzeuge für Handwerker und Mittelständler<br />

Langlebige Lastesel<br />

Nutzfahrzeuge sind die modernen Lastesel vieler Handwerker<br />

und Kleinunternehmer. Auch aus dem Geschäftsbetrieb<br />

des Mittelstandes sowie großer Unternehmen sind sie nicht<br />

wegzudenken. Sie sind häufig wesentlich länger Bestanteil einer<br />

Betriebsflotte als Personenkraftwagen. Laufzeiten von mehr als zehn<br />

Jahren sind keine Seltenheit. Schönheitspreise sind mit Liefer- oder<br />

Kastenwagen sicherlich nicht zu gewinnen. Sie müssen vielmehr<br />

praktisch, belastbar, leicht zu bedienen und widerstandsfähig sein.<br />

Die Fahrzeughersteller legen genau darauf ihr Augenmerk, wenn sie<br />

ihre Modellreihen aktualisieren und ergänzen. Von Karsten Hintzmann<br />

Reichweiten-König<br />

Der VW Caddy TGI bietet eine in seiner<br />

Fahrzeugklasse einzigartige Kombination:<br />

einen Erdgas-Antrieb, optional mit einem<br />

komfortablem Sechsgang-DSG ab Werk,<br />

so dass auch Fahrspaß und Komfort nicht<br />

auf der Strecke bleiben. Egal ob als Pkw,<br />

Kastenwagen, mit normalem oder Maxi-<br />

Radstand, ob als Caddy Alltrack, Campingmobil<br />

Beach, Taxi oder Kombi-Version<br />

– der Caddy erfüllt viele Ansprüche und<br />

Kundenwünsche. Ökologisch und vor allem<br />

sparsam ist gerade der angebotene<br />

CNG-Antrieb. Mit einer Reichweite von<br />

rund 610 Kilometern im reinen Gasbetrieb<br />

und sogar 760 Kilometer beim Caddy<br />

Maxi erzielt der Caddy TGI den Bestwert<br />

in seiner Klasse. Die großen Reichweiten<br />

schafft er mit seinem „quasi-monovalenten“<br />

CNG-Antrieb (CNG-Betrieb mit 13-Liter<br />

Benzin-Reserve) dank eines kombinierten<br />

Verbrauchs von nur 4,1 Kilogramm pro<br />

100 Kilometer (4,3 Kilogramm im Caddy<br />

Maxi). Der TGI-Motor mit 1,4 Litern Hubraum<br />

erfüllt die Euro-6-Abgasnorm.<br />

Bruttopreis: ab 24.017 Euro<br />

Van oft he Year<br />

Aus Sicht des Herstellers gibt es etliche<br />

Gründe, sich für den neuen VW Crafter<br />

Kastenwagen zu entscheiden. Auf den<br />

wohl wichtigsten ist die Volkswagen AG<br />

besonders stolz: Noch vor der offiziellen<br />

Markteinführung wurde das Modell als<br />

„International Van of the Year <strong>2017</strong>“ ausgezeichnet.<br />

Entsprechend selbstbewusst<br />

wirbt die VW-Nutzfahrzeugsparte für ihr<br />

neues Produkt: „Wirtschaftlich, funktional<br />

und praxisorientiert überzeugt der<br />

Crafter mit herausragenden Produkteigenschaften<br />

und zahlreichen Innovationen,<br />

die Ihnen den Arbeitsalltag erleichtern.“<br />

Mit einer Öffnungsbreite von 1.311<br />

Millimetern an der Schiebetür, einer Laderaumhöhe<br />

von bis zu 2.196 Quadratmillimetern<br />

und nunmehr mit einer 100<br />

Millimeter niedrigeren Ladekante gehört<br />

der neue Crafter zu den Fahrzeugen mit<br />

der besten Beladbarkeit seiner Klasse.<br />

Für mehr Flexibilität im Laderaum sorgen<br />

der optionale Universalboden und<br />

die serienmäßige karosserieseitige Vorbereitung<br />

für Schrankaufbauten.<br />

Bruttopreis: ab 33.815 Euro<br />

Foto: Daimler AG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


AUTO | 55<br />

Fotos: Volkswagen AG (oben, unten rechts), FCA (Mitte), PSA (unten links)<br />

Bietet Erdgasantrieb und Fahrspaß zugleich: VW Caddy TGI.<br />

Edler Bierkutscher<br />

Aus Sicht von Mercedes-Benz verschiebt<br />

die gerade auf den Markt gebrachte X-<br />

Klasse die Grenzen der klassischen Pickup-Welt:<br />

„Sie bereichert die geschätzten<br />

Stärken eines Midsize-Pickups um die typischen<br />

Mercedes-Benz-Eigenschaften<br />

Fahrdynamik, Komfort, Design, Sicherheit,<br />

Vernetzung und umfassende Individualisierung.“<br />

Die X-Klasse wurde gezielt<br />

auf die sich verändernden Anforderungen<br />

der internationalen Pickup-Märkte entwickelt.<br />

Die Nachfrage nach Midsize-Pickups<br />

mit Pkw-typischen Eigenschaften und<br />

Komfortausstattungen steigt seit Jahren<br />

kontinuierlich. Die X-Klasse stemmt eine<br />

Nutzlast von bis zu 1,1 Tonnen. Das reicht<br />

beispielsweise für den Transport von 17<br />

vollen 50-Liter-Bierfässern auf der Ladefläche.<br />

Mit einer Zugkraft von bis zu 3,5 Tonnen<br />

kann sie einen Anhänger mit drei Pferden<br />

oder eine Acht-Meter-Yacht ziehen.<br />

Das Ladebett ist in der Breite so konzipiert,<br />

dass auch zwischen den Radhäusern eine<br />

Europalette quer verladen werden kann.<br />

Bruttopreis: ab 37.294 Euro<br />

Parkhaustauglicher Kasten<br />

Bereits seit einem Jahr hat der französische<br />

PSA-Konzern (Citroen/Peugeot)<br />

Ideal für Gewerbetreibende in Stadtlagen: Citroen Jumpy.<br />

sein neues leichtes Nutzfahrzeug am<br />

Start. Die weitgehend baugleichen Transporter<br />

heißen in den gewerblichen Varianten<br />

wie gehabt Citroen Jumpy oder Peugeot<br />

Expert. Sie sind als Kasten, Doppelkabine,<br />

Kombi oder reine Plattform<br />

erhältlich. Mit der Kurzvariante haben<br />

die französischen Autobauer Gewerbetreibende<br />

im Visier, die mehr Wert auf<br />

Wendigkeit als auf maximales Ladevolumen<br />

legen. Die 4,60 Meter lange Version<br />

dürfte besonders in Städten zum<br />

Einsatz kommen, wo Parkplätze knapp<br />

sind. Mit der Standardhöhe von 1,90 Metern<br />

passen die Transporter in fast jedes<br />

Parkhaus. Auch das erleichtert die Stellplatzsuche<br />

in der Stadt. Das kurze Modell<br />

verfügt über ein Ladevolumen von<br />

bis zu 5,10 Kubikmetern und kann Gegenstände<br />

bis zur einer Länge von 3,30<br />

Metern laden. Die maximale Nutzlast beträgt<br />

1.400 Kilogramm.<br />

Bruttopreis: ab 27.358 Euro<br />

Vielseitiger Warentransporter<br />

Seit diesem Jahr bietet der italienischamerikanische<br />

Autobauer Fiat-Chrysler<br />

mit dem Ducato einen Transporter, der<br />

mit den aktuellen Motoren die Euro-6-Abgasnorm<br />

erfüllt. Ducato-Fans unter den<br />

Handwerkern und Gewerbetreibenden<br />

erleben auch bei dem neuen Transporter<br />

die gewohnte Robustheit und Schlichtheit,<br />

können dabei jedoch ihr Fahrzeug<br />

nach individuellen Wünschen konfigurieren.<br />

Mit drei verschiedenen Radständen,<br />

fünf Längen, drei Höhen und Nutzlasten<br />

von 880 bis 2115 Kilogramm deckt die Ducato-Modellreihe<br />

vielfältige Transportanforderungen<br />

ab. Zu den interessanten Details<br />

zählt, dass Fiat beim neuen Ducato<br />

die Hecktüren mit einem Öffnungswinkel<br />

von 270 Grad so konzipiert hat, dass im Innenraum<br />

jeder Zentimeter für die Ladung<br />

genutzt werden kann. Noch mehr Platz<br />

bietet der Laderaum dank optimierter<br />

Radkastenabstände, damit auch Regalböden,<br />

Plattformen und Trennwände unkompliziert<br />

angebracht werden können.<br />

Bruttopreis: ab 31.980 Euro W+M<br />

Beim neuen Ducato ist der Laderaum optimal nutzbar.<br />

Lässt sich spielend leicht beladen: VW Crafter Kastenwagen.<br />

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56 | W+M RATGEBER IT<br />

CRM-System – der optimale Begleiter<br />

in der Digitalisierung<br />

Die Digitalisierung hat unser Konsumverhalten verändert. Produkte und Dienstleistungen können von<br />

Kunden ohne großen Zeitaufwand verglichen werden und sind dadurch schneller ersetzbar geworden.<br />

Um sich am Markt durchsetzen zu können, müssen Sie sich durch andere Merkmale von Ihrer Konkurrenz<br />

abheben. Für den langfristigen Unternehmenserfolg sollten Sie hierfür auf zufriedene Kunden setzen –<br />

und genau hier kann Sie eine CRM-Software unterstützen. Von Petra Bond<br />

Customer Relationship Management<br />

ist weit mehr als ein technisches<br />

Werkzeug: CRM ist als eine Unternehmensstrategie<br />

zu verstehen, die den<br />

Kunden in den Mittelpunkt stellt mit dem<br />

Ziel, die Kundenzufriedenheit zu steigern<br />

und ihn dadurch langfristig an das Unternehmen<br />

zu binden. Genau das ist in Zeiten<br />

der Digitalisierung auch zwingend notwendig,<br />

um sich von der Konkurrenz abheben<br />

zu können. Konsumenten verlangen<br />

von Unternehmen heute zunehmend, dass<br />

auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen<br />

eingegangen wird. Werden jedoch<br />

nur abteilungsinterne Excel-Listen geführt,<br />

stehen viele Mitarbeiter vor einer großen<br />

Herausforderung. So weiß der Vertrieb<br />

zum Beispiel oft nicht, über welche Aktionen<br />

der Kunde vom Marketingteam bereits<br />

informiert wurde oder mit welchen<br />

Problemen sich der Kunde an den Support<br />

gewendet hat. Die Gefahr: Der Kunde<br />

ist genervt von langen Wartezeiten,<br />

schlechtem Service oder nicht relevanter<br />

Werbung. Das Resultat: Sie verlieren einen<br />

langjährigen Kunden und somit auch<br />

potenzielle Umsatzchancen.<br />

Durch mobiles CRM hat der Außendienst auch<br />

unterwegs Zugriff auf die Kundendaten.<br />

Mit einem CRM-System<br />

haben Sie eine zentrale Datenbank,<br />

in der alle Mitarbeiter<br />

abteilungsübergreifend<br />

Kundendaten erfassen,<br />

verarbeiten und auch<br />

analysieren können. Es<br />

spielt keine Rolle, ob Sie<br />

im Marketing, im Vertrieb,<br />

im Kundenservice oder in<br />

der Geschäftsführung tätig<br />

sind – die CRM-Software<br />

sollte Sie unterstützen,<br />

Ihre täglichen Arbeiten<br />

effektiv und fehlerfrei<br />

auszuüben. Mithilfe einer Kontakthistorie<br />

können Sie zum Beispiel E-Mails und<br />

Informationen zu jedem Telefonat kundenspezifisch<br />

hinterlegen. Auch die Zuordnung<br />

von Dokumenten ist mit einem<br />

CRM kein Problem, sodass die aufwendige<br />

Suche nach Rechnungen, Verträgen<br />

oder Lieferscheinen Geschichte ist. Mit<br />

wenigen Klicks behalten Sie und auch Ihre<br />

Kollegen einen Überblick darüber, was bereits<br />

vor einigen Monaten mit dem Kunden<br />

besprochen wurde, welche Produkte<br />

er gekauft hat oder welche Reklamationen<br />

es zu einem Produkt gab. So sollte<br />

es möglich sein, zu verhindern, dass ein<br />

Servicefall nicht zu einer Störung der Kundenbeziehung,<br />

sondern zu einer Steigerung<br />

der Kundenzufriedenheit durch die<br />

optimale Abwicklung führt.<br />

Besonders hilfreich ist es, dass der Zugriff<br />

auf die Kundendaten nicht nur auf<br />

das Büro beschränkt ist, sondern auch<br />

mobil erfolgen kann. Somit hat der Außendienst<br />

etwa die Möglichkeit, sich vor<br />

Eine CRM-Lösung ist als Unternehmensstrategie zu verstehen,<br />

die den Kunden in den Mittelpunkt stellt.<br />

einem Termin nochmals über den Kunden<br />

zu informieren oder auch direkt im Gespräch<br />

neue Informationen in die Datenbank<br />

einzutragen. Der Innendienst ist sofort<br />

auf dem aktuellsten Stand und kann<br />

die nächsten Schritte auslösen. Arbeitsprozesse<br />

werden beschleunigt, wovon<br />

auch der Kunde profitiert. Und Ihr Unternehmen<br />

profitiert wiederum von einem<br />

zufriedenen Kunden sowie den einhergehenden<br />

Wiederholungsgeschäften.<br />

Die Vorteile einer CRM-Lösung liegen<br />

auf der Hand. Durch sorgfältig gepflegte<br />

Kundendaten kennen Sie Ihren Kunden<br />

und seine Bedürfnisse: Schneller Service<br />

und personalisierte Angebote werden<br />

zum Kinderspiel. Auch intern profitiert<br />

Ihr Unternehmen von dem Einsatz:<br />

Mitarbeiter behalten Informationen, Dokumente,<br />

Arbeitsprozesse und Termine<br />

immer im Blick und können somit effizienter<br />

arbeiten und Ihr Unternehmen in<br />

Zeiten der Digitalisierung noch schneller<br />

erfolgreich machen. W+M<br />

Fotos: cobra – computer‘s brainware GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


NETZWERK GESELLSCHAFT | 57<br />

Zahlreiche Gäste ließen den Sommer<br />

tanzend ausklingen.<br />

Gastgeber Markus Voigt (r.) und Berlins Regierender Bürgermeister<br />

Michael Müller.<br />

Das Feuerwerk sorgte für viel Applaus.<br />

VBKI-Sommerfest in Berlin<br />

Kontaktpflege im ehemaligen<br />

Staatsratsgebäude<br />

Es war der versöhnliche Abschluss eines<br />

eher gewöhnungsbedürftigen Hauptstadtsommers:<br />

Mehr als 1.300 Entscheider und<br />

Macher Berlins waren der Einladung des<br />

Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller<br />

(VBKI) zum Sommerfest der Wirtschaft<br />

<strong>2017</strong> gefolgt. Die Devise lautete: Gute Gespräche<br />

führen, Kontakte knüpfen und gemeinsam<br />

einen angenehmen Abend verbringen.<br />

Erstmals fand die beliebte VBKI-<br />

Veranstaltung in der European School of<br />

Management and Technology (ESMT) statt,<br />

ehemals Sitz des Staatsrats der DDR. Im<br />

Garten des geschichtsträchtigen Ortes begrüßte<br />

VBKI-Präsident Markus Voigt gemeinsam<br />

mit dem Regierenden Bürgermeister<br />

von Berlin, Michael Müller (SPD),<br />

das versammelte Hauptstadtunternehmertum.<br />

Beide verzichteten auf staatstragende<br />

Reden. Stattdessen streiften sie in einem<br />

launig vorgetragenen Frage-Antwort-Spiel<br />

zahlreiche Punkte der Berliner Agenda – von<br />

der wachsenden Stadt, über die Digitalisierung<br />

und den Wissenschaftsstandort bis<br />

hin zur Zukunft des Flughafens Tegel. W+M<br />

Fotos: VBKI/Wolf Lux/ Dominic Blewett<br />

Rund 1.300 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft kamen zum VBKI-Sommerfest.<br />

Hatten Spaß beim Sommerfest:<br />

Innensenator Andreas Geisel mit<br />

Ehefrau.<br />

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58 | W+M NETZWERK<br />

Mehr als 300 Teilnehmer folgten der Einladung zum 6. Ostdeutschen<br />

Energieforum.<br />

6. Ostdeutsches Energieforum<br />

Kurskorrektur bei<br />

Energiewende gefordert<br />

Dr. Gabriele Werner, Frank Nehring und Christian Pegel (v. l.).<br />

Leipzig. Beim diesjährigen 6. Ostdeutschen Energieforum<br />

stellte die Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin (IUVO) klare Forderungen<br />

an die neue Bundesregierung (lesen Sie dazu<br />

auch den Beitrag auf Seite 43). Erwartet wird eine deutliche<br />

Kurskorrektur bei der Energiewende. „Wir müssen<br />

endlich wieder zu dem energiepolitischen Zieldreieck Umweltverträglichkeit,<br />

Versorgungssicherheit und Wirtschaft-<br />

Stanislaw Tillich, Hubertus Altmann, Hartmut Bunsen und Dr. Dietmar<br />

Woidke (v. l.).<br />

Dr. Reiner Haseloff, Dr. Dietmar Woidke, Wolfgang Tiefensee<br />

und Hartmut Bunsen (v. l.).<br />

Fotos: PIXAPOOL<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


GESELLSCHAFT | 59<br />

Peter Altmaier und Mike Klaus Barke (v. l.).<br />

lichkeit zurückfinden. Eine neue Bundesregierung sollte<br />

hier Pflöcke einschlagen und alte ideologische Positionen<br />

über Bord werfen“, sagte der Sprecher der IUVO,<br />

Hartmut Bunsen. Er verwies darauf, dass realistische<br />

Zielsetzungen umso wichtiger seien, da sich trotz des<br />

Ausbaus der Erneuerbaren Energien die CO 2<br />

-Bilanz<br />

seit 1990 kaum verbessert habe. In Ostdeutschland<br />

sind aktuell die Energiepreise die höchsten in Europa,<br />

was für die mittelständischen Unternehmer zu starken<br />

Belastungen und damit zu Wettbewerbsverzerrungen<br />

führt. „Wenn schon am offenen Herzen operiert wird,<br />

dann mit dem geringsten Risiko für private Verbraucher<br />

und Unternehmen.“ In diesem Zusammenhang sollte<br />

die Politik überlegen, ob der Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien zeitweise gestoppt werde, da die selbst gesteckten<br />

Ziele längst erreicht seien. „Dafür brauchen<br />

wir einen Masterplan, der europäisch abgestimmt sein<br />

muss und vor allem das ungelöste Speicherproblem im<br />

Visier haben sollte“, so der IUVO-Sprecher. W+M<br />

Staatssekretärin und Ostbeauftragte Iris Gleicke zählte<br />

zu den Referenten des Forums.<br />

Die Präsidenten und Geschäftsführer der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin.<br />

Fotos: PIXAPOOL<br />

Das Ostdeutsche Energieforum fand erneut im Hotel The Westin in Leipzig statt.<br />

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60 | W+M NETZWERK<br />

Steht der Verbrennungsmotor<br />

wirklich vor dem Aus?<br />

Aus dem In- und Ausland hören<br />

wir Forderungen nach dem<br />

Aus des Verbrennungsmotors,<br />

es werden gar Jahreszahlen<br />

genannt und beschlossen.<br />

Ist das angesichts neuer<br />

Forschungsergebnisse<br />

gerechtfertigt? Wird der<br />

Elektromotor allein die Zukunft<br />

bestimmen? Ist eine Quote für<br />

E-Autos sinnvoll?<br />

Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Bus mit Wasserstoffmotor.<br />

Die Teilnehmer der Jahrestagung<br />

des Arbeitskreises Verkehrswesen<br />

konnten E-Autos begutachten<br />

und fahren. Sie waren von den Fahreigenschaften<br />

der leisen Flitzer beeindruckt.<br />

Auch zogen sie eine Bilanz über<br />

die erzielten Reichweiten. Die erste Hürde,<br />

300 Kilometer, haben einige Hersteller<br />

schon genommen. 500 Kilometer sind<br />

das nächste Ziel, und wenn 1000 Kilometer<br />

erreicht sein werden, wird sich das E-<br />

Auto endgültig durchsetzen, so hört man<br />

vielfach.<br />

Hyundai ix35 Fuel Cell als Taxi in Paris.<br />

Zur Vergrößerung der Reichweite forscht<br />

zum Beispiel das Fraunhofer-Institut für Keramische<br />

Technologien und Systeme IKTS<br />

in Dresden an der Verdichtung der Batterien,<br />

in dem es die Zellen übereinander stapelt.<br />

Eine metallische Folie, die mit keramischen<br />

Speichermaterialien beidseitig<br />

beschichtet wird, wirkt dabei als Bipolar-<br />

Elektrode. Eine Seite wirkt als Anode, die<br />

andere als Kathode. Es entfallen Leitungen.<br />

So können in einer Batterie bestimmter<br />

Größe mehr Batteriezellen untergebracht<br />

werden.<br />

Ein anderes, phantastisch anmutendes<br />

und von der Fachwelt noch misstrauisch<br />

beäugtes Forschungsergebnis verkündete<br />

die Nanoflowcell AG in Liechtenstein.<br />

Die Digitalausgabe der „Welt“ berichtet<br />

immerhin von einer Probefahrt mit einem<br />

Prototyp, der von Flusszellen angetrieben<br />

wird. In zwei je 95 Liter großen Tanks speichert<br />

der Wagen Elektrolyt-Flüssigkeiten,<br />

die in dem einem Tank positiv, in dem anderen<br />

Tank negativ geladen sind. Durch Ionenaustausch<br />

in einer sogenannten „galvanischen<br />

Zelle” entsteht Strom. Das Betanken<br />

des Fahrzeugs mit den Elektrolyt-<br />

Flüssigkeiten würde einem heute üblichen<br />

Tankvorgang ähneln. Denn die Ladezeit<br />

der E-Autos ist jetzt die Crux, nachdem<br />

das Problem der Reichweiten kurz vor der<br />

Lösung steht. Das Laden ist für Grundstücksbesitzer<br />

und Fahrzeugflotten, die<br />

am Abend zum Ausgangsort zurückkehren,<br />

kein Problem. Die Tagungsteilnehmer<br />

konnten sich aber nicht vorstellen, wie das<br />

Laden in Stadtzentren und Wohngebieten<br />

bewerkstelligt werden soll. Da müssen Ladestationen<br />

außerhalb der Stadt her, bei<br />

denen der Fahrer auf das Schnellladen<br />

wartet, während er einen Kaffee trinkt<br />

oder Einkäufe macht. So die Idee der Protagonisten<br />

von E-Autos. Von 15 Minuten<br />

ist die Rede, die erreicht werden müssten.<br />

Fotos: Wikimedia/StralsundByzantion (oben), Wikimedia/Nbkf (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


VBIW | 61<br />

Aber erinnern wir uns an die Zeit um 1910,<br />

als drei Antriebsarten konkurrierten: das<br />

Dampfauto, inzwischen hochentwickelt,<br />

mit Blitzkessel, der nur 15 Minuten zum<br />

Vorheizen benötigte, das Elektroauto mit<br />

geringer Reichweite und das von Carl Benz<br />

erfundene Benzinauto. Zunächst wurde<br />

das Benzinauto per Handkurbel angeworfen.<br />

Erst als der elektrische Anlasser eingeführt<br />

wurde, begann der Siegeszug des<br />

Benzinautos. Und heute sollen Autofahrer<br />

im günstigsten Fall immer noch 15 Minuten<br />

auf das Aufladen warten? Die menschliche<br />

Bequemlichkeit war schon immer der Ansporn<br />

für neue Entwicklungen gewesen.<br />

Autofahrer werden zu anderen Antriebsformen<br />

greifen, wenn diese die Weiterfahrt<br />

ohne Wartezeiten ermöglichen.<br />

Ein Teil der künftigen Fahrzeugflotte wird<br />

sicherlich aus E-Autos bestehen, doch<br />

wäre es kurzsichtig, sich allein auf diese zu<br />

versteifen. Die E-Autos werden zwar nicht<br />

nur batterieelektrisch fahren, sondern auch<br />

mit Brennstoffzellen, mit der Elektrizität an<br />

Bord erzeugt werden kann. Der Kauf dieser<br />

Autos wird in selber Höhe wie bei batterieelektrischen<br />

Autos staatlich gefördert.<br />

Zwei Fahrzeuge stehen bereits zum Kauf<br />

zur Verfügung: der Hyundai ix35 Fuel Cell<br />

und der Toyota Mirai. Doch muss die Infrastruktur<br />

für das Betanken von verflüssigtem<br />

Wasserstoff erst noch ausgebaut<br />

werden.<br />

Anlage zur Abscheidung von CO 2<br />

aus der Luft.<br />

Der Verbrennungsmotor, hört man, soll<br />

aussterben. Aber betreibt man ihn zum Beispiel<br />

mit Wasserstoff, hätte er null Emissionen,<br />

aus dem Auspuff käme nur Wasserdampf.<br />

Versuchsfahrzeuge mit Wasserstoffmotoren<br />

wurden von BMW, MAN,<br />

Mazda (als Wankelmotor) gebaut und zum<br />

Testen zur Verfügung gestellt und auch im<br />

Nahverkehr eingesetzt. Mag sein, die Nutzung<br />

des Wasserstoffs in der Brennstoffzelle<br />

scheint momentan günstiger. Aber<br />

auch die Forschung am Wasserstoff-Verbrennungsmotor<br />

und anderen klimaneutralen<br />

synthetischen Kraftstoffen wird fortgeführt.<br />

So hat die Firma Sunfire in Dresden<br />

in einer Pilotanlage bereits drei Tonnen des<br />

synthetischen Erdöl-Substituts Blue Crude<br />

produziert. Ausgangsstoff ist das Treibhausgas<br />

CO 2<br />

, das aus der Atmosphäre in<br />

der Nähe von CO 2<br />

-Emittenten eingefangen<br />

wird, wie zum Beispiel mit einer Anlage der<br />

Schweizer Climeworks AG. Daher ist Blue<br />

Crude klimaneutral und ist überdies frei von<br />

Schwefel sowie Aromaten und verbrennt<br />

nahezu rußfrei. Das bei der Synthese entstehende<br />

giftige Kohlenmonoxid kann mittels<br />

des bekannten Fischer-Tropsch-Verfahrens<br />

reduziert werden.<br />

Wir sehen: es wird in vielfältiger Richtung<br />

geforscht. Da erscheint es unklug, sich<br />

auf eine bestimmte Art Antrieb festzulegen.<br />

Als Ziel sollte allgemein das Ende der<br />

Verbrennung fossiler Rohstoffe formuliert<br />

werden, darin ist sich der Arbeitskreis Verkehrswesen<br />

einig.<br />

W+M<br />

Fotos: TRx340 (oben), pixabay (unten)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder)<br />

Tel.: 0170 9856578<br />

E-Mail: vbiw-ev@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

Wie schützt<br />

man sich vor<br />

Cyberangriffen?<br />

Mehrere Ortsvereine haben sich von Kriminalhauptkommissar<br />

Denny Speckhahn (LKA<br />

Brandenburg) über die Gefahren im Internet<br />

und geeignete Abwehrmaßnahmen informieren<br />

lassen. Speckhahn erläuterte in seinem<br />

Vortrag die wesentlichen Infektionswege<br />

von Computerviren, Trojanern und erpresserischer<br />

Schadsoftware. Er erklärte auch, woran<br />

man gefälschte Internetseiten erkennt.<br />

Höhepunkt des Vortrags war eine Demonstration,<br />

wie die digitale Identität eines Hörers<br />

gestohlen und zum Versenden einer gefälschten<br />

E-Mail verwendet werden kann.<br />

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62 | W+M NETZWERK<br />

UV Sachsen<br />

Das Potenzial älterer Arbeitnehmer<br />

Leipzig. Auf großes Interesse stieß Anfang<br />

September die zweite Auflage des<br />

Personaltags, initiiert durch den UV Sachsen<br />

und dem Verbandsmitglied Petersen<br />

Hardraht Pruggmayer Rechtsanwälte<br />

Steuerberater. Im Mittelpunkt stand das<br />

Thema „Arbeiten 50plus – Das Potenzial<br />

älterer Arbeitnehmer“. Nach der Begrüßung<br />

durch UV-Sachsen-Geschäftsführer<br />

Lars Schaller und Dr. Nikolaus Petersen,<br />

Mitglieder des UV Sachsen nutzten die Leipzig Open zum Meinungsaustausch.<br />

Partner der Petersen Hardraht Pruggmayer<br />

Rechtsanwälte Steuerberater, stimmte<br />

Anja Kutzler, Leiterin des Wissens- und<br />

Personalmanagements der GISA GmbH,<br />

mit ihrem Vortrag „Wie führt man vier<br />

Generationen gleichzeitig“ auf die Veranstaltung<br />

ein. Arbeitsrechtsanwältin<br />

Dr. Iris Henkel sprach über die arbeitsund<br />

sozialrechtlichen Aspekte rund um<br />

die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer.<br />

Und im Anschluss an den Impuls<br />

von Dr. Simone Simon, Geschäftsführerin<br />

des Jobcenters Leipzig, diskutierten<br />

mit ihr Anja Kutzler, Wolfgang Dörrenbächer,<br />

Geschäftsführer der Personalberatung<br />

Pillong, Ebert-Roßbach GmbH und<br />

Ute Steglich, Geschäftsführerin der ASL<br />

- Alles Saubere Leistung – GmbH, das<br />

vielschichtige Thema. Moderiert wurde<br />

das Programm von Politikwissenschaftlerin<br />

Gudula Kienemund, Geschäftsführerin<br />

der Leipziger Kulturpaten.<br />

Netzwerken bei den Leipzig Open <strong>2017</strong><br />

Leipzig. Das Leipzig Open <strong>2017</strong> Weltranglistenturnier<br />

für Damen auf der Anlage des<br />

Leipziger Tennisclubs (LTC) ist nicht nur<br />

eine gute Adresse für Top-Spiele, sondern<br />

etabliert sich immer mehr zu einem beliebten<br />

Treffpunkt fürs Networking. Ein erfolgreicher<br />

und starker Wirtschaftsstandort<br />

lebt von einem engen Zusammenspiel<br />

zwischen Wirtschaft, Politik und Sport<br />

und so werden im Rahmen des Turniers<br />

regelmäßig Synergien geschaffen und<br />

aktuelle Themen diskutiert. Mitte August<br />

stand der Abend unter dem Motto „Tennis<br />

und Segeln“. Im Podium nahmen neben<br />

Vereinskapitänen aus Leipzig auch Sportbürgermeister<br />

Heiko Rosenthal und Andreas<br />

Schumann vom Sächsischen Staatsministerium<br />

des Inneren Platz. Gastgeber<br />

Mike Klaus Barke, Geschäftsführer der<br />

Leipzig Open GmbH, begrüßte die Gäste<br />

und hob hervor, dass der Freizeitsport für<br />

den Großraum Leipzig wichtig sei, dabei<br />

spiele gerade der Segelsport mit seinen<br />

attraktiven Möglichkeiten in der Region<br />

eine große Rolle.<br />

Mitglieder des UV Sachsen nutzten die Leipzig Open zum Meinungsaustausch.<br />

Fotos: UV Sachsen/Claudia Koslowski<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />

UV Norddeutschland-Mecklenburg Schwerin<br />

Arbeit der Zukunft<br />

Schwerin. Rund 20 Unternehmer und<br />

Personaler trafen sich am 19. September<br />

im Schweriner Aus- und Weiterbildungszentrum<br />

zum Arbeitskreis Personalwesen<br />

sowie zum neu gegründeten<br />

Arbeitskreis Digitalisierung. UV-Mitglied<br />

Dr. Stefan Birk von der Arbeitslabor<br />

GmbH in Schwerin führte in das Thema<br />

„Arbeit der Zukunft“ ein und verschaffte<br />

den Anwesenden einen Einblick, wie<br />

die Arbeit in Zukunft aussehen<br />

und welche Arbeitsplätze<br />

wegfallen könnten.<br />

Aber nicht nur der Wegfall<br />

von Arbeitsplätzen, auch<br />

die zukünftigen Veränderungen<br />

vieler Arbeitsbereiche<br />

wurden so deutlich.<br />

Im Anschluss stellten Julia<br />

Jenzen vom Unternehmerverband<br />

Schwerin und<br />

Ralf Marohn vom Schweriner<br />

Aus- und Weiterbildungszentrum<br />

den neuen<br />

Arbeitskreis Digitalisierung<br />

und das Projekt „fit für 4.0“ vor. Mit dem<br />

JOBSTARTER-Projekt „fit für 4.0“ wollen<br />

beide Akteure die kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen (KMU) in<br />

Westmecklenburg im Themenfeld Ausbildung<br />

für Wirtschaft und Industrie 4.0<br />

kompetent unterstützen und eine nachhaltige<br />

Veränderung des Umgangs mit<br />

der Digitalisierung in den KMU der Region<br />

anstreben.<br />

Ende September trafen sich Unternehmer und Personaler zum<br />

Arbeitskreis Personalwesen und Digitalisierung.<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 8103<strong>06</strong><br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19<strong>06</strong>1 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Foto: UV Schwerin (oben), UV Berlin (unten)<br />

UV Berlin<br />

Politik für KMU: Parteien auf dem Prüfstand<br />

Podiumsdiskussion des UV Berlin zum Thema KMU im<br />

Bundestagswahlkampf.<br />

Unter dem Thema „KMU – Lieblinge<br />

oder doch Stiefkinder der Politik” diskutierten<br />

Berliner Vertreter von CDU, SPD,<br />

Die Linke, Bündnis ‘90/Die Grünen, FDP<br />

und AfD Mitte September auf einer Podiumsdiskussion<br />

des Unternehmerverbandes<br />

Berlin. Dabei wurde von allen bekräftigt,<br />

dass die kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen (KMU) als Rückgrat<br />

der Wirtschaft einer verstärkten Unterstützung<br />

durch die Politik bedürfen. Im<br />

Hinblick auf die brennendsten Probleme<br />

für KMU (unter anderem Bürokratie,<br />

Fachkräftemangel,<br />

Digitalisierung, steuerlicher<br />

„Mittelstandsbauch“, Mobilität)<br />

ergab die vom W+M-<br />

Herausgeber Frank Nehring<br />

moderierte Diskussion zwar<br />

unterschiedliche, aber nicht<br />

immer befriedigende Antworten<br />

der Parteien. Trotz aller<br />

Bemühungen der Politik bleiben<br />

viele Probleme unverändert<br />

bestehen, die es in der<br />

Zukunft zu lösen gilt.<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01<strong>06</strong>9 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, <strong>06</strong>258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


64 | W+M PORTRÄT<br />

Stefan Fittkau<br />

VISIONÄRE<br />

Umtriebiger Kunstschmied<br />

Eine Kunstschmiede hat wenig mit der<br />

klassischen Dorfschmiede, wenn es<br />

die überhaupt noch gibt, zu tun. Und<br />

so sieht denn auch Stefan Fittkau nicht aus<br />

wie ein Schmied, sondern er ist ein Mann<br />

im Businesslook, Anzug, Hemd mit Krawatte,<br />

sportlich-schlanke Erscheinung.<br />

Mit seinem kritisch-ernsten Blick, macht<br />

er einen etwas gehetzten ersten Eindruck.<br />

Ist man dann darüber hinaus, erkennt man<br />

schnell den sympathisch bedachten Stefan<br />

Fittkau, der genau zuhört und auch gern<br />

Geschichten zum Besten gibt. Mit einem<br />

beachtlichen Gedächtnis für Jahreszahlen<br />

und Namen weiß er zu beeindrucken. Die<br />

Eltern und auch seine Frau, die er schon<br />

aus Kindergartentagen kennt, spielen eine<br />

große Rolle und haben ihn wesentlich geprägt.<br />

STECKBRIEF<br />

Stefan Fittkau ist Jahrgang 1967, geboren<br />

in Berlin und auch heute noch<br />

dort zu Hause. Als bekennender Katholik<br />

war er zu Schulzeiten in der DDR ein<br />

Exot und lernte früh, damit umzugehen.<br />

Als Bausoldat, das waren die Waffenverweigerer<br />

im Rahmen der Wehrpflicht,<br />

erlebte er die Öffnung der Mauer.<br />

Der gelernte Kunstschmied ist heute<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Metallbau + Kunstschmiede GmbH.<br />

Hier begann er auch als Lehrling seine<br />

Ausbildung im Jahr 1983.<br />

Die Entscheidung, Handwerker zu werden,<br />

statt mit seinen tollen Schulnoten<br />

Abitur und Studienplatz anzustreben, ist<br />

aus heutiger Sicht kaum nachzuvollziehen,<br />

doch damals war sie klug und weitsichtig.<br />

Die Idee kam von<br />

den Eltern, selbst Inhaber<br />

einer mechanischen<br />

Werkstatt. Und Fittkau<br />

hat den Rat befolgt.<br />

Kunstschmied beim damaligen<br />

VEB Kunstschmiede<br />

zu werden, war aber auch<br />

etwas Besonderes. Der Beruf<br />

machte Spaß und Stefan Fittkau<br />

engagierte sich stark, besuchte<br />

Abendkurse und hatte Lust darauf, gute<br />

Arbeit zu leisten und wollte immer besser<br />

werden. Heute lässt sich vermuten,<br />

dass es ihm in fast allen Berufen so ergangen<br />

wäre, denn Stefan Fittkau ist ein<br />

proaktiver Mensch. Er will nicht reagieren,<br />

sondern legt vor. Nach der Wende,<br />

wieder angekommen in seinem alten Betrieb,<br />

wird dies erst richtig spürbar. Er<br />

arbeitet nun als Techniker im privatisierten<br />

Betrieb, macht Überstunden, arbeitet<br />

an Wochenenden, macht einen Fernlehrgang<br />

zum Betriebsleiter und erträgt<br />

immer weniger seinen Geschäftsführer.<br />

Er überzeugt die Inhaber davon, dass er<br />

der Geeignetere ist, bis er dann fünf Jahre<br />

später selbst den Inhabern das Angebot<br />

zur Übernahme unterbreitet. Letztlich<br />

gelingt ihm auch das und am 01.01.2002<br />

wird sein ehemaliger Ausbildungsbetrieb<br />

umbenannt in Stefan Fittkau Metallbau +<br />

Kunstschmiede GmbH.<br />

Stefan Fittkau hat im Nachhinein viel<br />

Glück gehabt in seinem Leben, aber<br />

letztlich sind es sein eigener Wille, seine<br />

Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen<br />

und neugierig und offen für Ideen<br />

zu sein, was seinen Werdegang und<br />

seine Persönlichkeit prägt. Als Kind zum<br />

Sonderling gemacht, kann er sich durchsetzen.<br />

Er ist ein Pedant mit seiner Ordnungsliebe<br />

und seinem Fleiß. Ehrlichkeit<br />

ist ihm ein hoher Wert. Wenn es irgendwo<br />

nicht richtig läuft, ist Stefan Fittkau<br />

einer der ersten, die es nicht mehr<br />

aushalten, es ansprechen und es dann,<br />

manchmal notgedrungen, auch selbst in<br />

die Hand nehmen. Wer so gestrickt ist,<br />

hat viele ehrenamtliche Funktionen, doch<br />

darüber zu klagen, kommt ihm nicht in<br />

den Sinn. Er wollte es ja so, ob im Werkbund,<br />

in der Kunstschmiedeinnung, im<br />

Unternehmerverband oder anderswo.<br />

Seine Vision, mit seinem Unternehmen<br />

an die weltberühmten Traditionen des<br />

Berliner Kunstschmiede-Handwerks aus<br />

den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

anzuknüpfen, hat sich schon fast<br />

erfüllt. Sein Unternehmen ist so international<br />

wie auch Berlin. Aber auch für Projekte<br />

im Ausland ist er ein gefragter Partner.<br />

Ob in London, bei Swarowski in Österreich<br />

oder nun sogar im Silicon Valley<br />

in den USA, ist Fittkau am Werk. Man<br />

kann gespannt darauf sein, wo es Fittkau<br />

noch so hintreibt. Die Ideen gehen<br />

ihm garantiert nicht aus.<br />

<br />

Frank Nehring<br />

Foto: Fittkau<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


MACHER<br />

W+M PORTRÄT | 65<br />

Paul Ingenpass<br />

Erfinder mit Geschmack<br />

Foto: Conrad<br />

Gute und bewusste Ernährung ist<br />

ihm wichtig. Das geht nicht nur<br />

mit frischem Obst und Gemüse –<br />

Lebensmittel werden haltbar gemacht<br />

und stehen in den verschiedensten Geschmacksrichtungen<br />

zur Verfügung.<br />

Sie sollen hohe Standards erfüllen, gut<br />

schmecken, appetitlich aussehen und zugleich<br />

technologisch perfekt und kostengünstig<br />

produziert werden. Paul Ingenpass<br />

zählt zu den Großen der Ernährungswirtschaft:<br />

Sein Unternehmen CONDIO<br />

verbessert Lebensmittel im Auftrag<br />

weltbekannter Unternehmen. Seit 1996<br />

gibt es CONDIO in Werder (Havel). Ein<br />

Zufall. In der früheren Pektinfabrik standen<br />

Laborräume leer, er traf Gerhard F.<br />

Fox, den Geschäftsführer des neuen Eigentümers<br />

Herbstreith & Fox, zufällig in<br />

Karlsruhe und nahm sein Angebot an.<br />

„Im Nachhinein war es ein Glücksfall“,<br />

sagt der 66-Jährige. Zunächst sah es allerdings<br />

nicht so aus. Ein viel zu großes<br />

Gebäude mit Büro- und Laborräumen<br />

sowie Top-Technik – umfangreiche Küchenausstattung<br />

sowie Molkerei, Fleischerei<br />

und Bäckerei im Miniformat. Und<br />

mittendrin Paul Ingenpass mit seiner Vision<br />

vom Entwicklungslabor<br />

für die Lebensmittelindustrie.<br />

Mit einem<br />

fünfköpfigen Spezialistenteam<br />

ging CONDIO an<br />

den Start. Ein Vorstand eines<br />

Lebensmittelkonzerns<br />

hat ihm einmal bestätigt: „In<br />

unserem Entwicklungslabor<br />

dauert ein Projekt zwei Jahre und<br />

wird zum Schluss vielleicht noch eingestellt<br />

– bei Euch dauert es weniger als<br />

ein halbes Jahr und ich kann sicher sein,<br />

dass es klappt.“ Mehr Lob geht kaum.<br />

Bei CONDIO ist Erfolg Pflicht, sonst würde<br />

die Firma nicht lange existieren. Paul<br />

Ingenpass hat in den vergangenen 20<br />

Jahren so manchen Wettbewerber vom<br />

Markt verschwinden sehen. „Man darf<br />

sich nicht am Erfolg berauschen“, meint<br />

er. Mit Augenmaß steuern er und sein<br />

Team das Wachstum. Knapp 65 Mitarbeiter<br />

sind inzwischen in Werder tätig,<br />

noch einmal so viele weltweit. In Südafrika<br />

hat CONDIO eine Tochtergesellschaft<br />

und ist durch Repräsentanzen in<br />

Ungarn, Spanien sowie dem Iran vertreten.<br />

Ingenpass nennt auch die Unterstützung<br />

im Land, etwa durch die Bürgschaftsbank<br />

Brandenburg und weitere<br />

Partner. Sie hätten diesen Erfolg mit ermöglicht,<br />

der 2010 mit dem Brandenburger<br />

Zukunftspreis gewürdigt wurde.<br />

Ein wichtiger Termin an jedem Arbeitstag<br />

ist die Verkostung aktueller Projektergebnisse<br />

durch die Mitarbeiter. Dann gibt<br />

es schon mal Mousse au Chocolat ohne<br />

Gelatine für den arabischen Raum oder<br />

eine neue, proteinangereicherte Joghurt-<br />

Kreation. Alle Teilnehmer geben ihre Bewertungen<br />

ab. Es ist Arbeit, die zugleich<br />

den Zusammenhalt stärkt.<br />

Paul Ingenpass hat ursprünglich Metzger<br />

gelernt und dabei seine Stärke entdeckt.<br />

„Ich habe immer Neues ausprobiert“, berichtet<br />

er. „Zum Beispiel Wurst mit allerlei<br />

Gewürzen, die habe ich dann an unserem<br />

Marktstand angeboten.“ In der<br />

nächsten Woche hatte er wieder etwas<br />

anderes dabei, die Leute fragten nach der<br />

Wurst vom letzten Samstag. Der Beginn<br />

einer Erfinder- und Entwicklerkarriere, die<br />

in Werder (Havel) zu ungeahnten Höhen<br />

führte. Hier platzt der Standort aus allen<br />

Nähten, der Umzug in ein neues Firmengebäude<br />

in der Nähe steht bevor. Dann<br />

wird auch der Produktionsstandort aus<br />

Kempen in Nordrhein-Westfalen an die<br />

Havel verlegt. Es ist eine Zäsur, auch persönlich.<br />

Die Söhne Jan und Henrik Ingenpass<br />

werden die Führung der Geschäfte<br />

übernehmen. Doch wer Paul Ingenpass<br />

bei einer Verkostung beobachtet,<br />

der weiß: Er ist und bleibt ein Macher –<br />

mit Geschmack.<br />

<br />

Dr. Ulrich Conrad<br />

STECKBRIEF<br />

Paul Ingenpass wurde am 29. September<br />

1950 in St. Tönis am Niederrhein<br />

geboren. Er absolvierte eine Ausbildung<br />

zum Metzger in der väterlichen<br />

Großschlachterei. Durch die Ausbildung<br />

zum Lebensmitteltechniker beim KIN<br />

in Neumünster und bei der Carl Kühne<br />

KG lernte er die Lebensmitteltechnologie<br />

kennen, ging dann nach England<br />

und Italien. Fast 20 Jahre leitete er ein<br />

Unternehmen in Lübeck. 1996 gründete<br />

Ingenpass mit Christa Sudenfeld die<br />

CONDIO GmbH in Werder (Havel), wo<br />

er auch lebt. Er hat zwei Söhne.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

So schafft der Osten den digitalen Wandel<br />

Am 9. und 10. November <strong>2017</strong> treffen<br />

sich namhafte Politiker, Unternehmer<br />

und Wissenschaftler aus<br />

den neuen Bundesländern zum 2. Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum (OWF) in<br />

Bad Sarow. Im Rahmen dieses ostdeutschen<br />

Gipfeltreffens<br />

wird intensiv über<br />

Zukunftskonzepte<br />

debattiert werden.<br />

Im Mittelpunkt<br />

stehen dabei<br />

die Herausforderungen<br />

der Digitalisierung.<br />

In<br />

unserer<br />

Titelgeschichte berichten wir ausführlich<br />

über die Ergebnisse des „Davos des Ostens“<br />

und stellen detailliert ein OWF-Memorandum<br />

vor, das in den letzten Monaten<br />

von einem Thinktank erarbeitet wurde,<br />

dem renommierte Vertreter aus Politik,<br />

Wirtschaft und Wissenschaft angehören.<br />

In der letzten Ausgabe dieses Jahres ziehen<br />

wir einen Strich unter die Bundestagswahl.<br />

Wir präsentieren alle 152 Frauen<br />

und Männer, die die neuen Bundesländer<br />

in den kommenden vier Jahren in der<br />

Beletage der Berliner Politik vertreten werden.<br />

In der abgelaufenen Legislaturperiode<br />

wurde der Osten der Republik noch von<br />

130 Parlamentariern repräsentiert.<br />

Was hat sich in Berlin wirtschaftlich in den<br />

zurückliegenden 12 Monaten getan, seit<br />

der rot-rot-grüne Senat das Zepter im Roten<br />

Rathaus übernommen hat? Das fragen<br />

wir Berlins Regierenden Bürgermeister Michael<br />

Müller. Darüber hinaus sprechen wir<br />

mit dem SPD-Politiker über den Stand des<br />

Großflughafens BER, möglicherweise drohende<br />

Fahrverbote infolge des Dieselabgasskandals<br />

und das Verkehrskonzept für<br />

die Millionenmetropole.<br />

Neben aktuellen Nachrichten und Reportagen<br />

aus den neuen Bundesländern lesen<br />

Sie wie gewohnt einen facettenreichen<br />

Ratgeberteil mit interessanten Tipps für<br />

Unternehmer und Führungskräfte.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

14. Dezember <strong>2017</strong>.<br />

W+M NEWS<br />

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PERSONENREGISTER<br />

Altmaier, Peter 58<br />

Altmann, Hubertus 58<br />

Barke, Mike Klaus 59, 62<br />

Birk, Stefan 63<br />

Bochow, Albrecht 39<br />

Bösche, Ronald 6<br />

Brauer, Henning 8<br />

Breitenbach, Elke 44<br />

Buhl-Wagner, Martin 39<br />

Bunsen, Hartmut 39, 43, 58<br />

Dobelli, Rolf 53<br />

Dörrenbächer, Wolfgang 62<br />

Dulig, Martin 33, 38<br />

Einsfelder, Thomas 6<br />

Ekkernkamp, Axel 6<br />

Elschner, Frank 9<br />

Ermrich, Michael 9<br />

Falke, Franz-Peter 8<br />

Ferriss, Timothy 53<br />

Fittkau, Stefan 64<br />

Fitzek, Sebastian 8<br />

Gabriel, Sigmar 28<br />

Geisel, Andreas 57<br />

Gerber, Albrecht 30, 38<br />

Glawe, Harry 32, 38<br />

Gleicke, Iris 37, 38, 58<br />

Görke, Christian 38<br />

Gräff, Christian 6<br />

Greiff, Burkhardt 39<br />

Gropp, Reint E. 29, 38, 39<br />

Gugerel, Manfred 8<br />

Haffner, Ronald K. 52<br />

Hartmann, Tim 39<br />

Haseloff, Reiner 28, 38, 58<br />

Henkel, Iris 62<br />

Herrmann, Ulrike 53<br />

Heuer, Andreas 8<br />

Heuer, Stefanie 8<br />

Ingenpass, Paul 65<br />

Jenzen, Julia 63<br />

Jöntgen, Kerstin 7<br />

Joras, Andrea 39<br />

Junkers, Hugo 16<br />

Kahnemann, Daniel 53<br />

Kienemund, Gudula 62<br />

Korek, Wolfgang 14<br />

Korek, Wolfgang 14<br />

Kutzler, Anja 62<br />

Laanemäe, William Mart 38<br />

Lieberknecht, Christine 22<br />

Maaßen, Hans-Georg 8<br />

Marohn, Ralf 63<br />

Meinel, Christoph 29, 39<br />

Merkel, Angela 38<br />

Merkel, Angela 42<br />

Meyer, Jens-Uwe 39<br />

Müller, Michael 28, 38, 57, 66<br />

Nordmann, Sebastian 8<br />

Nothnagel, Peter 25<br />

Pegel, Christian 28, 29, 38 58<br />

Petersen, Nikolaus 62<br />

Pop, Ramona 35<br />

Ragnitz, Joachim 29, 38, 39, 40<br />

Ramelow, Bodo 20-22, 38<br />

Reizel, Michael 41<br />

Rendez, Helmar 39<br />

Rich, Dad 53<br />

Rich, Poor 53<br />

Richter, Claus 8<br />

Rosenthal, Heiko 62<br />

Sadowski, René 39<br />

Schäfer, Bodo 53<br />

Schaller, Lars 62<br />

Schucht, Boris 10, 39<br />

Schulz, Martin 42<br />

Schulze, Harald 7<br />

Schumann, Andreas 62<br />

Shi Mingde 38<br />

Simon, Simone 62<br />

Spahn, Jens 12<br />

Speckhahn, Denny 61<br />

Spohr, Carsten 8<br />

Steglich, Ute 62<br />

Stenger, Tillmann 39<br />

Strelecky, John 53<br />

Tiefensee, Wolfgang 31, 38, 58<br />

Tillich, Stanislaw 58<br />

Uhden, Ron 48<br />

Voigt, Markus 57<br />

von Bernstorff, Niklas Graf 44<br />

Wagenknecht, Sahra 53<br />

Wanka, Johanna 28<br />

Wassermann, Holger 39<br />

Wenzel, Arnd 8<br />

Werner, Gabriele 58<br />

Werner, Sybille 16<br />

Willingmann, Armin 34, 38<br />

Winter, Alexander 39<br />

Woidke, Dietmar 28, 58<br />

Zschiedrich, Klaus 12<br />

Foto: phonlamaiphoto/fotolia.com<br />

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