DIE KOCHLEGENDE MARC HAEBERLIN
Seit 50 Jahren leuchten drei Sterne über der „Auberge de l’ill“, diesem Leuchtturm der französischen Gastronomie und Mekka deutscher Feinschmecker. Heute zelebriert Meisterkoch Marc Haeberlin hier seine persönliche Vision einer zeitgemäßen elsässischen Küche – tief verwurzelt in der Heimat und dennoch inspiriert durch die Küchen der Welt. Für diesen Band wurden 35 der wichtigsten Rezepte von Marc Haeberlin versammelt und In authentischen, großformatigen Fotografien visualisiert, die vermitteln, wie der Gast den jeweiligen Teller in der „Auberge de l’ill“ tatsächlich erlebt. Die Rezepte werden begleitet von kurzen Essays, die die besondere Eigenart der Haeberlin’schen Küche verdeutlichen.
Seit 50 Jahren leuchten drei Sterne über der „Auberge de l’ill“, diesem Leuchtturm der französischen Gastronomie und Mekka deutscher Feinschmecker. Heute zelebriert Meisterkoch Marc Haeberlin hier seine persönliche Vision einer zeitgemäßen elsässischen Küche – tief verwurzelt in der Heimat und dennoch inspiriert durch die Küchen der Welt. Für diesen Band wurden 35 der wichtigsten Rezepte von Marc Haeberlin versammelt und In authentischen, großformatigen Fotografien visualisiert, die vermitteln, wie der Gast den jeweiligen Teller in der „Auberge de l’ill“ tatsächlich erlebt. Die Rezepte werden begleitet von kurzen Essays, die die besondere Eigenart der Haeberlin’schen Küche verdeutlichen.
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6 _ 7 HIER STEHT NACHHER <strong>DIE</strong> BEZEICHNUNG DES GERICHTES
10 _ 11 VORWORT<br />
TRADITIONEN<br />
BEWAHREN<br />
UND TROTZDEM<br />
ZUR LEGENDE<br />
WERDEN<br />
Seit sage und schreibe 50 Jahren leuchten über Marc Haeberlins Restaurant, der „Auberge de l’Ill“ im elsässischen<br />
Illhäusern, drei Michelin-Sterne. Von der Anstrengung, die diese Auszeichnung gekostet hat, gibt vielleicht das<br />
schöne Bonmot eine Idee, nach dem es verteufelt schwer sei, drei Sterne zu erlangen, aber noch wesentlich schwieriger,<br />
sie auch zu behalten. Kein Wunder, dass einzig dem legendären Paul Bocuse diese Ehre noch um zwei Jahre<br />
länger zuteilwurde.<br />
Für uns Deutsche war dies ein einzigartiger Glücksfall. Kriegs- und Nachkriegszeit hatten die deutsche Gastronomie<br />
schwer verwüstet – nicht nur rein physisch, sondern wichtiger noch: auch in ihrer geistigen Substanz. Im grenznahen<br />
und weithin deutschsprachigen Elsass hatte sich dagegen eine traditionelle Küche erhalten, in die viel von der<br />
Raffinesse der französischen Küchenkultur eingeflossen war. In dieser Region wurden die Deutschen von „Grobzu<br />
Feinschmeckern“ (Karl Heinz Götze). Das kulinarische Zentrum der Region aber war unbestritten die „Auberge<br />
de l’Ill“, in der in den 1960er-Jahren mit Paul Haeberlin die jüngste Generation der französischen Haute Cuisine zu<br />
voller Pracht erblühte. Der Wert dessen, was an kulinarisch-pädagogischen Impulsen von Illhäusern in die Bundesrepublik<br />
gelangte, ist kaum benennbar, weder für die Köche (an deren Spitze der junge Eckart Witzigmann) oder<br />
die Gourmetkritiker noch für die vielen begeisterten Gäste.<br />
Das deutsche Küchenwunder, das sich bald darauf ereignen sollte, schlüpfte aus Eierschalen in den Farben der<br />
Trikolore; und von der Familie Haeberlin kann man sagen, dass sie an dessen Wiege stand. Heute ist Marc Haeberlin,<br />
der Sohn von Paul, Chefkoch in der „Auberge de l’Ill“, und er zelebriert hier seine persönliche Vision einer zeitgemäßen<br />
elsässischen Küche. Als Nachfolger seines Vaters steht er in einer großen Tradition und ist doch selbst zu einer<br />
Kochlegende geworden.<br />
In diesem Band haben wir 35 seiner klassischen Rezepte gesammelt − visualisiert in authentischen Fotografien,<br />
die Ihnen zeigen, wie der Gast das jeweilige Gericht in der „Auberge de l‘Ill“ tatsächlich erlebt. Diese Rezepte werden<br />
begleitet von kurzen Essays, die die besondere Eigenart der Haeberlin’schen Küche verdeutlichen und etwas von<br />
dem jedem Gericht zugrunde liegenden kulinarischen Sinn vermitteln: wie ein Gericht aufgebaut ist etwa, weshalb<br />
Marc Haeberlin bestimmte Zutaten kombiniert oder wie das Gericht mit der elsässischen Tradition verbunden ist.<br />
Anders als in einem Kochbuch geht es hierbei weniger um das „Wie“, sondern um die viel elementarere Frage nach<br />
dem „Warum“. Rezepten und Essays vorangestellt sind eine Einleitung sowie ein längeres Interview, in denen Sie<br />
viel erfahren werden über Marc Haeberlin, seine Familie und die große Tradition der „Auberge de l’Ill“. In diesem<br />
Sinn wünschen Ihnen alle an diesem Buch Beteiligten viel Freude und Inspiration.<br />
IHR TRE TORRI VERLAG | IHRE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG EDITION
INHALT<br />
EINLEITUNG & INTERVIEW<br />
16 „IN SPUREN GEHEN“<br />
20 IM GESPRÄCH MIT <strong>MARC</strong> <strong>HAEBERLIN</strong><br />
VORSPEISEN<br />
34 GEMÜSETELLER MIT EISCHNEE<br />
40 SPARGEL IM BLÄTTERTEIG MIT FRISCHEN MORCHELN UND VIN-JAUNE-SAUCE<br />
46 GÄNSESTOPFLEBERTERRINE<br />
50 KUTTELSALAT MIT DICKEN BOHNEN UND GÄNSESTOPFLEBER<br />
56 FROSCHSCHENKEL-VELOUTÉ MIT BRUNNENKRESSE<br />
62 GETRÜFFELTE GÄNSELEBER-BRIOCHE<br />
68 ROSA GEBRATENER THUNFISCH MIT MAISKUCHEN UND GAMBAS IM TEIGMANTEL<br />
74 HUMMER À LA CARBONARA MIT GETROCKNETER SCHWEINEBACKE UND MARINIERTEM EI<br />
80 SARDINENBÜCHSE L’AUBERGE DE L’ILL MIT KAVIAR<br />
86 ZWEIERLEI VOM LACHS MIT KNUSPRIGEM, POCHIERTEM EI<br />
90 HUMMER THERMIDOR MIT KLEINEM CROQUE-MONSIEUR<br />
GERICHTE MIT FISCH, FROSCHSCHENKEL UND KRUSTENTIEREN<br />
96 LACHSSOUFFLÉ AUBERGE DE L’ILL<br />
104 FROSCHSCHENKEL-MOUSSELINE NACH PAUL <strong>HAEBERLIN</strong><br />
110 TASCHENKREBS MIT ZITRUSFRÜCHTEN AUF KREBSGELEE<br />
116 GEBRATENE KAISERGRANATE MIT RICOTTA-RAVIOLI, TOMATENCONFIT UND ZITRONENEMULSION<br />
122 GEBRATENE GÄNSESTOPFLEBER MIT RÄUCHERAAL IN EINEM DASHI VON SCHWARZEM RETTICH<br />
128 KULEBJAK VON ZANDER UND LACHS<br />
134 GEBRATENER STEINBUTT MIT CHAMPAGNERSAUCE UND BLUMENKOHLPÜREE<br />
140 LACKIERTER SEETEUFEL MIT GAMBA-KOHL-RAVIOLI UND EINER ASIATISCHEN BISQUE<br />
146 CROUSTILLANT VON AAL, FRISCH UND GERÄUCHERT, UND SCHNECKEN MIT EINER SAKE-WASABI-EMULSION<br />
152 ILLHAEUSERNER FISCHEINTOPF NACH ART VON TANTE HENRIETTE<br />
GERICHTE MIT FLEISCH, GEFLÜGEL, INNEREIEN UND WILD<br />
158 GEBRATENES KALBSBRIES MIT PARMESAN-RAVIOLI UND SCHWARZER-KNOBLAUCH-EMULSION<br />
164 ENTRECOTE DOUBLE VOM BLACK-ANGUS-RIND MIT „BŒUF-CAROTTES“<br />
170 LEICHT LACKIERTES KARREE VOM SCHWEIN MIT ORANGENPARFÜMIERTER KALBSJUS<br />
176 IN BUCHWEIZEN PANIERTES REHFILET MIT FROMAGE-BLANC-KASKNEPFLE<br />
182 GEBRATENES LAMMKARREE AUS DEM AVEYRON MIT POLENTA UND KICHERERBSENSCHAUM<br />
188 TOURNEDOS VON DER TAUBENBRUST MIT TRÜFFELN UND WIRSING<br />
192 HÜHNCHENBRUSTFILET „MONT BLANC”<br />
198 TRÜFFEL IN KARTOFFELKRUSTE<br />
DESSERTS<br />
202 VACHERIN NACH ART VON OMA <strong>HAEBERLIN</strong><br />
208 PFIRSICH <strong>HAEBERLIN</strong><br />
214 ZITRONENTARTE, NEU INTERPRETIERT<br />
220 EISCHNEE MIT ROTEN FRÜCHTEN UND RHABARBER<br />
224 SOUFFLÉ PARFÜMIERT MIT BERGAMOTTE<br />
228 WINDBEUTEL „PARIS-BREST“<br />
BASISREZEPTE<br />
236 GEMÜSEBRÜHE, GEFLÜGELBRÜHE, FISCHBRÜHE, KRUSTENTIERBRÜHE , WEISSWEINSAUCE,<br />
SAUCE PERIGORD, MEHLBUTTER, DEMI-GLACE, BLÄTTERTEIG<br />
242 IMPRESSIONEN DER LES HARAS BRASSERIE
BRUDER UND SCHWESTER:<br />
<strong>MARC</strong> <strong>HAEBERLIN</strong>, MAÎTRE DE CUISINE<br />
IN VIERTER GENERATION<br />
UND DANIELLE BAUMANN-<strong>HAEBERLIN</strong> –<br />
ALS GARANT FÜR <strong>DIE</strong> WERTE DER FAMILIE<br />
WACHT SIE ÜBER DAS RESTAURANT<br />
DER AUBERGE DE L‘ILL
16 _ 17 EINLEITUNG<br />
IN SPUREN<br />
GEHEN<br />
schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine der wenigen Regionen „dieser immer unwirtlicheren Welt,<br />
wo man die Annehmlichkeiten des Lebens am besten verkosten kann.“ Der Moment, an dem dies nicht nur<br />
den benachbarten Regionen, sondern der Öffentlichkeit in ganz Europa bewusst wurde, fiel nicht zufällig mit<br />
dem Aufstieg des „Grünen Baums“ (oder, je nach politischer Lage: „L’Arbre vert“) und der anschließenden<br />
Gründung der „Auberge de l’Ill“ zusammen. Denn erst mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz und noch<br />
verstärkt mit dem Aufkommen des Automobils und der Schaffung eines Straßenverkehrsnetzes, hatte der<br />
ländliche, regionale Tourismus eigentlich begonnen. Schnell wurde das Elsass beliebtes Naherholungsziel für<br />
gestresste Großstädter zwischen Frankfurt am Main und Paris. Den hungrigen Gästen erschlossen kundige<br />
Wegweiser die Gegend: seit 1900 etwa der jährlich erscheinende Guide Michelin, nicht zufällig herausgegeben<br />
von einem prominenten Reifenhersteller, und in den 1920er-Jahren die verschiedenen Regionalausgaben<br />
von „La France gastronomique“ des bereits genannten Curnonsky. Dieser hatte auch genau erfasst,<br />
was die elsässische Küche im Innersten ausmachte: dass sie nämlich ihren Charakter und ihre lokalen Traditionen<br />
wie nur wenige andere Regionen in Frankreich hatte erhalten können. Dieser Charakter der elsässischen<br />
Küche war freilich doppelgesichtig, je nachdem, von welcher Richtung man auf sie schaute.<br />
IM PARIS DES 19. JAHRHUNDERTS, DORT, WO <strong>DIE</strong> „HAUTE CUISINE“ ERFUNDEN WORDEN WAR, BLICKTE<br />
WARUM BERÜHREN UNS <strong>DIE</strong> STÖRCHE SO SEHR?<br />
Ist es, weil wir uns, während sie im Garten der „Auberge de l’Ill“ über die Wiese stolzieren, ins Traumland<br />
unserer Kindheit versetzt glauben? Wir blicken auf die sanft dahinströmende Ill, am Ufer spaziert eine<br />
Katze durchs Gras. Über ein paar träge Fischerboote fliegen hin und wieder ein paar schnatternde Enten.<br />
Im Schatten der großen Trauerweide diskutieren englische Gäste gedämpft die letzte Rede ihrer Königin.<br />
<strong>DIE</strong> ZEIT SCHEINT STILL ZU STEHEN AN <strong>DIE</strong>SEM MAGISCHEN ORT.<br />
„Der alte Zauber“, heißt es in einem alten Schlagertext, „wirkt immer, weil sich die Welt nie ändern wird.“<br />
Es war ein Glücksgriff des aus der Schweiz stammenden Frédéric Haeberlin, dass er sich vor gut 160 Jahren<br />
gerade an dieser Stelle im Elsass niederließ. Damals gab es hier einfach einen fruchtbaren Boden und ein<br />
fischreiches Flüsschen mit ein paar Häuschen drum herum – die heutige Idylle sollte es erst hundert Jahre<br />
später werden. Aber es war nicht nur der Genius Loci, der unvergleichliche Geist dieses Ortes, der aus der<br />
1882 gegründeten Dorfwirtschaft „Der grüne Baum“ in Illhäusern die berühmte „Auberge de l’Ill“ werden ließ.<br />
Es waren vor allem ein helvetisch-protestantischer Ethos, eine gehörige Portion Familiensinn und ein ganzes<br />
Bündel von Begabungen, die gleich mehrere Generationen auf einmal durchdringen sollte: die Gabe der<br />
Gastfreundschaft, der Sinn für Ästhetik und, natürlich und ganz wesentlich, kulinarisches Genie.<br />
ILLHÄUSERN, DAS WAR NICHT IRGENDEIN ORT IN DER FRANZÖSISCHEN PROVINZ, ES BEDEUTETE: ELSASS.<br />
Wie politisch umstritten die linksrheinische Region auch immer war, für Feinschmecker war sie seit altersher<br />
ein Paradies. „Schon immer“, schrieb der deutsche Geograf Johann Gabriel Doppelmeyer 1734, war das<br />
Elsass der Weinkeller, der Getreidespeicher, die Scheune, die Obstwiese, der Gemüsegarten und die Speisekammer<br />
der umliegenden Regionen.“ Und Maurice Edmond Sailland, genannt Curnonsky, nannte das Elsass<br />
MAN AUFS ELSASS ZUNÄCHST MIT EINER MISCHUNG AUS HERABLASSUNG UND SEHNSUCHT.<br />
Ländlich, deftig, ja derb – aber eben auch schmackhaft und vital war diese Küche mit ihren Würsten, dem<br />
Sauerkraut und dem hellen Bier. Kein Wunder, dass die „Brasseries alsaciennes“ in Paris nach 1871, als sich<br />
nach dem gegen Deutschland verlorenen Krieg heimatlos gewordene Elsässer in Paris niederließen und dort<br />
ihre Lokale eröffneten, einen solchen Erfolg hatten. Aus deutscher Perspektive fand sich in den Küchen des<br />
Elsass sehr viel Eigenes, aber eben verfeinert, mit besseren Produkten, gleichsam „französisiert“. „Elsässisches<br />
Halbfrankreich“ hatte Goethe die Region genannt, und das traf es auch für den Charakter ihrer Küche ziemlich<br />
genau. Aber auch in einer anderen Hinsicht stand das Elsass zwischen Frankreich und Deutschland, denn<br />
in Deutschland, so sagt ein elsässisches Sprichwort, „gibt es viel zu essen, aber es ist nicht gut. In Frankreich<br />
ist es gut, aber zu wenig. Im Elsass schmeckt es gut, und es gibt reichlich.“<br />
EIN GLÜCK FÜR UNS FEINSCHMECKER, DASS DER BLICK DER FAMILIE <strong>HAEBERLIN</strong> NACH WESTEN GING,<br />
NACH PARIS. ODER BESSER, DER BLICK DES JUNGEN PAUL <strong>HAEBERLIN</strong>.<br />
Denn die Frauen, die in der Küche des „Grünen Baums“ das Sagen hatten, die Großmutter Frédérique,<br />
die Mutter Marthe und die Tante Henriette, kultivierten zunächst die Küche der Region, den Fischeintopf<br />
„Matelotte“ etwa, Wildgerichte aus den Vogesen und unterschiedlichste Obsttorten. Aber der junge Paul<br />
ging dann eben bei Éduard Weber in die Lehre, einem der großen Missionare der klassischen französischen<br />
„Haute Cuisine“. Die hatte nach 1900 vor allem Auguste Escoffier zum Standard von Fürstenhäusern, der<br />
wohlhabenden Bourgeoisie und internationalen Grand Hotels gemacht. Und Paul saugte das begierig auf –<br />
wie auch das, was er bei den weiteren Stationen seiner Ausbildung in großen Häusern in Paris lernte. Der<br />
entscheidende Punkt aber war, dass Paul Haeberlin seine kulinarischen Wurzeln nicht vergaß, als er wieder<br />
ins Elsass zurückkehrte und aus dem „Grünen Baum“ die „Auberge de l’Ill“ wurde. Die Rezepte der Region<br />
standen nun neben denen seiner Lehrmeister auf der Speisekarte: der „Hummer Wladimir“ des russischen
DAS TEAM DER<br />
AUBERGE DE L'ILL - EINE<br />
UNION AUS KOMPETENZ,<br />
PERFEKTION, LEIDENSCHAFT<br />
UND HERZLICHKEIT
46 _ 47 GÄNSESTOPFLEBERTERRINE<br />
GÄNSE-<br />
STOPF-<br />
LEBER-<br />
TERRINE
90 _ 91 HUMMER THERMIDOR MIT KLEINEM CROQUE-MONSIEUR<br />
HUMMER<br />
THERMIDOR<br />
MIT<br />
KLEINEM<br />
CROQUE-<br />
MONSIEUR
92 _ 93 HUMMER THERMIDOR MIT KLEINEM CROQUE-MONSIEUR<br />
PARMESANSCHAUM<br />
50 g Parmesan _ 225 ml Sahne _ Salz, weißer Pfeffer _ 1 /2 Blatt Gelatine<br />
TOMATENCONFIT<br />
500 g Tomaten _ Olivenöl _ Salz, weißer Pfeffer _ Olivenöl<br />
Thymian- und Rosmarinzweige _ 3 geschälte Knoblauchzehen<br />
SCHINKENCHIPS<br />
3 dünne Scheiben Jabugo-Schinken<br />
SENF-VINAIGRETTE<br />
10 g scharfer Senf _ 1 TL Senf à l’Ancienne _ 5 ml milder Essig (z. B. Melfor)<br />
20 ml Sonnenblumenöl _ Salz, weißer Pfeffer _ Piment d’Espelette<br />
HUMMER<br />
4 Hummer – Senf-Vinaigrette<br />
CROQUE-MONSIEUR<br />
250 g Hummerfleisch aus den Scheren _ 50 g Tomatenconfit _ 50 g Mozzarella<br />
1 hartgekochtes Ei _ Senf-Vinaigrette nach Belieben _ 10 g geröstete Pinienkerne<br />
6 Toastbrotscheiben _ Butter zum Bestreichen<br />
ANRICHTEN<br />
1 Salatherz (z. B. Romanasalat) _ Senf-Vinaigrette nach Belieben _ Schinkenchips und -streifen<br />
mariniertes Hummerfleisch _ Croque-Monsieurs _ Parmesanschaum _ Rote-Bete-Blätter<br />
PARMESANSCHAUM > Die Sahne aufkochen und den Parmesan einrühren. Die Parmesansahne mit einem Pürierstab<br />
glatt pürieren, durch ein Sieb passieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Gelatine in kaltem Wasser<br />
einweichen, gut ausdrücken und in der warmen Parmesansahne auflösen. Abkühlen lassen und in einen Sahnespender<br />
füllen. Mit 2 Gaskapseln aufschäumen. Den Sahnespender bis zur Verwendung im Kühlschrank kalt stellen.<br />
TOMATENCONFIT > Den Backofen auf 50 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Tomaten in kochendem<br />
Salzwasser blanchieren, herausnehmen und in Eiswasser abschrecken. Tomaten schälen, vierteln und die Kerne<br />
entfernen. Das Fruchtfleisch auf Bleche geben, salzen und pfeffern und mit Olivenöl bedecken. Die Gewürze und<br />
den Knoblauch zugeben und alles etwa 6 Stunden im Backofen garen. Die confierten Tomaten anschließend etwas<br />
auskühlen lassen, in ein sterilisiertes Gefäß geben und mit etwas Öl angießen. Luftdicht verschlossen und kühl lagern.<br />
SCHINKENCHIPS > Für die Schinkenchips den Backofen auf 200 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. Ein<br />
Backblech mit Backpapier belegen und die Schinkenscheiben darauf legen. Mit einer Lage Backpapier abdecken<br />
und einem Blech beschweren. Den Schinken im Backofen etwa 5-7 Minuten knusprig backen. Herausnehmen,<br />
in 4x8 cm große Stücke zerteilen, den Rest in dünne Streifen schneiden und zur Seite stellen.<br />
SENF-VINAIGRETTE > Senf in einen hohen Mixbecher geben, Essig zuschütten und mit einem Mixstab das<br />
Öl nach und nach untermixen. Die Vinaigrette mit Salz, Pfeffer und Piment d’Espelette abschmecken und, falls<br />
nötig, mit etwas Wasser verdünnen.<br />
HUMMER > Den Dampfgarer auf 95 °C vorheizen. Hummer 9 Minuten dämpfen, herausnehmen und in Eiswasser<br />
abschrecken. Etwas abkühlen lassen und das Fleisch vollständig aus den Schalen herauslösen. Das Fleisch aus<br />
den Hummerscheren für den Croque Monsieur zur Seite stellen, die Hummerschwänze etwa 15 Minuten in der<br />
Senf-Vinaigrette marinieren, herausnehmen und abtropfen lassen. Die Vinaigrette auffangen und zur Seite stellen.<br />
CROQUE-MONSIEUR > Für die Hummermasse das Hummerscherenfleisch fein hacken. Tomatenconfit,<br />
Mozzarella und das Ei ebenfalls fein hacken und zum Hummerfleisch geben. Mit Senf-Vinaigrette abschmecken<br />
und die Pinienkerne untermischen. Für 1 Croque-Monsieur die Außenseiten von 2 Toastbrotscheiben mit Butter<br />
bestreichen, die untere Scheibe mit der Hummermasse belegen und die zweite Toastbrotscheibe mit der gebutterten<br />
Seite nach oben darauf legen. Mit den anderen Toastbrotscheiben ebenso verfahren und im Sandwichmaker<br />
goldbraun toasten. Die Sandwiche vierteln und jeweils 2 Viertel mit einem Spieß zusammenstecken.<br />
FÜR 6 PERSONEN<br />
ANRICHTEN > Die äußeren Blätter tropfenförmig zuschneiden. Die Reste in feine Streifen schneiden und mit<br />
der Vinaigrette abschmecken. Die Blätter auf tiefe Schüsseln verteilen, die Schinken- und Salatstreifen darauf<br />
geben und die marinierten Hummerschwänze darauf anrichten. Die Croque-Monsieurs und den Parmesanschaum<br />
daneben geben, mit Rote-Bete-Blättern und Schinkenchips garniert servieren.
164 _ 165 ENTRECOTE DOUBLE VOM BLACK-ANGUS-RIND MIT „BŒUF-CAROTTES“<br />
ENTRECOTE<br />
DOUBLE<br />
VOM<br />
BLACK-<br />
ANGUS-<br />
RIND<br />
MIT „BŒUF-<br />
CAROTTES“
208 _ 209 PFIRSICH <strong>HAEBERLIN</strong><br />
PFIRSICH<br />
<strong>HAEBERLIN</strong>
210 _ 211 PFIRSICH <strong>HAEBERLIN</strong><br />
POCHIERTE PFIRSICHE<br />
Pochierte Pfirsiche _ 300 g Zucker _ 1 Vanilleschote _ 8 Pfirsiche<br />
PISTAZIENEIS<br />
750 ml Milch _ 250 g Sahne _ 250 g Zucker _ 200 g Eigelb _ 100 g Pistazienpaste<br />
CHAMPAGNERSABAYON<br />
325 ml Sahne _ 4 Eigelb _ 75 g Zucker _ 190 ml Champagner<br />
ANRICHTEN<br />
Sabayon _ Pfirsiche _ Pistazieneis<br />
geschlagene Sahne und zerstoßene Pistazienkerne zum Garnieren<br />
FÜR 8 PERSONEN<br />
POCHIERTE PFIRSICHE > Die Vanilleschote der Länge nach halbieren und das Mark auskratzen. 1 l Wasser in<br />
einen Topf geben, Zucker und Vanilleschote zugeben und alles aufkochen, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst<br />
hat. Die Pfirsiche an den Stielansätzen kreuzweise einschneiden, in den Sirup geben und erhitzen. Mit einem<br />
Thermometer die Temperatur kontrollieren, sobald der Sirup 80 °C erreicht hat, den Topf vom Herd nehmen und<br />
die Pfirsiche im Sirup erkalten lassen. Anschließend aus der Flüssigkeit herausnehmen, häuten und zur Seite stellen.<br />
PISTAZIENEIS > Milch und Sahne mit der Hälfte des Zuckers unter Rühren aufkochen. In einem Aufschlagkessel<br />
Eigelb und den restlichen Zucker mit den Rührbesen eines Handrührgeräts schaumig schlagen, bis sich der Zucker<br />
vollständig aufgelöst hat. Nach und nach die Milch-Sahne-Mischung unter die Eigelbmasse rühren und langsam<br />
auf eine Temperatur von etwa 84 °C aufschlagen. Zum Testen der Konsistenz einen Holzlöffel in die Masse tauchen<br />
und darauf pusten. Sobald sich Wellen bilden, hat die Masse ihre ideale Konsistenz erreicht. Da die Wellen auch<br />
an Rosen erinnern, wird dieser Vorgang auch als „zur Rose abziehen“ bezeichnet und findet bei einer Temperatur<br />
zwischen 75-85 °C statt. Die Eismasse vom Herd nehmen, die Pistazienpaste unterrühren, alles durch ein engmaschiges<br />
Sieb geben und im Kühlschrank abkühlen lassen. In eine Eismaschine füllen und frieren.<br />
CHAMPAGNERSABAYON > Die Sahne steif schlagen und etwa 3 Stunden kalt stellen. In einem Aufschlagkessel<br />
Eigelb und Zucker mit den Schneebesen eines Handrührgeräts schaumig schlagen, bis die Mischung hell wird und<br />
der Zucker sich vollständig aufgelöst hat. Dann den Champagner unterrühren. Die Masse im Wasserbad aufschlagen,<br />
bis sie cremig geworden ist und etwa 75-85 °C erreicht hat. Vom Herd nehmen und so lange weiterschlagen, bis<br />
sie sich wieder abgekühlt hat. Dann vorsichtig die geschlagene Sahne unterheben.<br />
ANRICHTEN > Auf tiefe Teller jeweils 1 Kelle Sabayon verteilen. Die Pfirsiche in die restliche Sabayon tauchen<br />
und auf die Teller setzen. Mit einem Eisportionierer das Pistazieneis daneben anrichten und mit geschlagener<br />
Sahne und Pistazie garniert servieren.
212 _ 213 PFIRSICH <strong>HAEBERLIN</strong><br />
ES IST DAS WOHL MEIST BESTELLTE GERICHT IN DER „AUBERGE“.<br />
Fast jeder ihrer Besucher wird es mindestens einmal<br />
probiert haben: den Pfirsich „Haeberlin“. Über eine<br />
Million Mal, so heißt es, sei er bereits serviert worden.<br />
Ein cremiger Dessert-Traum in Pastell!<br />
Man sieht es dem Gericht heute kaum mehr an,<br />
aber wie auch die anderen Mitte der 1960er-Jahre<br />
erschaffenen Klassiker von Paul Haeberlin gehörte<br />
der Pfirsich „Haeberlin“ in die vorderste Front der<br />
Kochinnovationen dieser Epoche. In der Nachkriegszeit<br />
bestanden viele Desserts aus fett- und zuckerschwerer<br />
Konditorei, ebenso butter- wie sahnereich.<br />
Es war der Patissier Gaston Lenôtre, der ab den<br />
1950er-Jahren von Paris aus die Feinbäckerei revolutionieren<br />
sollte, indem er Desserts und Gebäck<br />
mit leichteren Zutaten zubereitete und Früchte ins<br />
Zentrum vieler Kreationen setzte. Dem folgte dieses<br />
Gericht mit dem unübersehbaren ganzen Pfirsich im<br />
Zentrum – aus Gründen der Aromatik (und vermutlich<br />
auch der harmonischeren Farbwirkung) ein weißfleischiger<br />
Pfirsich aus Südfrankreich. Der weiße<br />
Pfirsich grenzt das Rezept aber auch von allen Varianten<br />
des „Pfirsich Melba“ ab, ein Dessert aus halben<br />
pochierten Pfirsichen, Vanilleeis und Himbeerpüree,<br />
das Meisterkoch Auguste Escoffier bereits Ende<br />
des 19. Jahrhunderts erfunden hatte und das so<br />
populär wurde, dass man den Farbnamen Melba<br />
für einen (gelben) Pfirsich-Ton erschuf. Derselbe<br />
Escoffier hatte in seinem epochemachenden „Guide<br />
Culinaire“ auch ein Rezept für Pfirsich „Eugénie“<br />
überliefert, in dem aromatisierte Pfirsiche mit eiskaltem<br />
Champagner-Sabayon überzogen werden.<br />
Das Champagner-Sabayon, das als Zabaglione<br />
vermutlich während der Napoleonischen Kriege<br />
aus Italien nach Frankreich gekommen war, empfahl<br />
Lenôtre wiederum ganz besonders zu Pistazieneis<br />
– und es benötigte nur noch die kombinatorische<br />
Gabe von Paul Haeberlin, die ihn aus diesen Einzelheiten<br />
den Dreiklang „Weißer Pfirsich – Champagner-<br />
Sabayon – Pistazieneis“ erschaffen ließ. Dass es die<br />
Güte der Zutaten ist, die die eigentliche Qualität<br />
der Kreation garantiert (Obst bester Herkunft und<br />
Reife, 1-A-Champagner und erstklassiges Pistazienpüree),<br />
versteht sich von selbst. Heute fügt Marc<br />
Haeberlin der Weinschaumcreme noch geschlagene<br />
Sahne hinzu, weil sie dadurch stabiler wird und er<br />
das Sabayon kalt servieren kann.
<strong>DIE</strong> <strong>KOCHLEGENDE</strong> <strong>MARC</strong> <strong>HAEBERLIN</strong> _ SEIT 50 JAHREN LEUCHTEN DREI STERNE ÜBER DER „AUBERGE DE L’ILL“, <strong>DIE</strong>SEM LEUCHTTURM DER FRAN-<br />
ZÖSISCHEN GASTRONOMIE UND MEKKA DEUTSCHER FEINSCHMECKER. HEUTE ZELEBRIERT MEISTERKOCH <strong>MARC</strong> <strong>HAEBERLIN</strong> HIER SEINE PERSÖNLICHE VISION<br />
EINER ZEITGEMÄSSEN ELSÄSSISCHEN KÜCHE – TIEF VERWURZELT IN DER HEIMAT UND DENNOCH INSPIRIERT DURCH <strong>DIE</strong> KÜCHEN DER WELT. FÜR <strong>DIE</strong>SEN<br />
BAND WURDEN 35 DER WICHTIGSTEN REZEPTE VON <strong>MARC</strong> <strong>HAEBERLIN</strong> VERSAMMELT UND IN AUTHENTISCHEN, GROSSFORMATIGEN FOTOGRAFIEN VISUA-<br />
LISIERT, <strong>DIE</strong> VERMITTELN, WIE DER GAST DEN JEWEILIGEN TELLER IN DER „AUBERGE DE L’ILL“ TATSÄCHLICH ERLEBT. <strong>DIE</strong> REZEPTE WERDEN BEGLEITET VON<br />
KURZEN ESSAYS, <strong>DIE</strong> <strong>DIE</strong> BESONDERE EIGENART DER <strong>HAEBERLIN</strong>’SCHEN KÜCHE VERDEUTLICHEN.