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E d i t o r i a l<br />
Jetzt. Oder nie.<br />
Herbstzeit. Erntezeit.<br />
<strong>Der</strong> Baustofffachhandel hat die Früchte seiner Arbeit leider noch nicht<br />
zur Gänze in der Scheune. Er hofft noch einen milden Spätherbst, der das<br />
Jahr dann rettet. Denn derzeit gilt für ihn das, was man sonst nur aus der Weinwirtschaft<br />
kennt: Menge gut, Qualität schlecht.<br />
Mag. Alois Fröstl<br />
Chefredakteur<br />
Die Baustoffhandels-Weinstöcke sind voller Trauben, die Beeren aber klein und<br />
sauer. Die Menge der Geschäfte <strong>pas</strong>st schon, allein der Ertrag stimmt nicht! Wäre<br />
ja wohl nicht ganz glaubhaft, in Zeiten der Bauhochkonjunktur über schlechte<br />
Umsätze zu klagen. Doch selbst in der aktuellen Boom Phase des Wohnbaus<br />
schlägt das betriebswirtschaftliche Paradoxon der Branche voll zu:<br />
Je besser die Menge, desto schlechter die Preise.<br />
Klar, die sind immer schlecht, die Ergebnisse könnten immer besser sein. Denn wie<br />
sollten sich denn Kaufleute sonst begrüßen. Dass es allerdings auch dann, wenn es<br />
in erster Linie darum geht, das voll ausgelastete Baugewerbe rasch mit der notwendigen<br />
Ware zu versorgen, preislich rasant bergab geht, das überrascht doch.<br />
Na gut, dann verdient sich der Baustofffachhandel eben keine goldene Nase, gut<br />
für die Baupreise, so die falsche Schlussfolgerung. Wohnbau ist so teuer wie noch<br />
nie. Das billigste Material nützt niemandem. Im Gegenteil. Wer die Branche in<br />
den letzten Jahren und Jahrzehnten beobachtet hat stellt fest, dass es längst an die<br />
Substanz geht. Die Marktteilnehmer werden laufend weniger. Den verbleibenden<br />
fällt es immer schwerer, qualifizierter Mitarbeiter zu finden, weil die Preise für<br />
wirklich gute nicht mehr zu verdienen sind. Die Beratungsleistungen im Fachhandel<br />
aufrecht zu erhalten, wird eine der großen Herausforderungen der nächsten<br />
Jahre. Oder auch nur genügend LKW-Fahrer zu finden, die noch ausreichend<br />
Deutsch sprechen.<br />
Es würde den Rahmen sprengen, hier nach den Gründen zu suchen.<br />
Die Verbesserung der Situation ist aber sofort in Angriff zu nehmen. Denn nur in<br />
Zeiten der Bau-Hochkonjunktur besteht eine gewisse Chance, dass in Einzelfällen<br />
Ertragsdenken gegen den Verdrängungswettbewerb gewinnt.<br />
Eben jetzt. Oder nie. Damit hat doch kürzlich jemand sogar eine Wahl gewonnen.<br />
4 | <strong>10</strong> . <strong>2017</strong>