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182 G. Schwarz<br />
Lachen zu bringen. Dies verbessert nicht nur die Atmosphäre, es macht auch den Weg für<br />
Kreativität frei und kann insbesondere hilfreich für Kritiksituationen sein.<br />
Das griechische Wort „krinein“, wovon das Wort Kritik abstammt, heißt ursprünglich<br />
„unterscheiden“ (vgl. Menge 1981, S. 405). Nur wenn es gelingt, zwischen richtig und<br />
falsch zu unterscheiden, kommt man zu guten Entscheidungen. Das Problem ist: vorher<br />
weiß man es nicht. Erst im Laufe einer mehr oder weniger langen und anspruchsvollen<br />
Auseinandersetzung stellt sich das Richtige und Brauchbare heraus. Hier ist das<br />
Eingreifen einer Autorität eher schädlich, denn meist wird vermutet, dass sie wisse, was<br />
die Lösung sei. Der Chef meint tatsächlich sehr oft, der Fachmann für alle Probleme zu<br />
sein. Dies ist aber leider meist eine schädliche Illusion: Denn die Wahrheit ist heute nicht<br />
mehr eine Quasi-Offenbarung einer höheren Instanz, sondern das Resultat eines Konsensfindungsprozesses.<br />
Dazu müssen aber die Betroffenen, die etwas wissen oder zu wissen<br />
meinen, auch in der Lage sein, ihre Meinung vorzubringen und zur Diskussion zu<br />
stellen.<br />
Wir haben sogar Gedankenfreiheit gehabt – insofern wir nämlich die Gedanken bei uns<br />
behalten haben (Nestroy 1981).<br />
Autoritäten sind selten von Kritik oder abweichenden Meinungen begeistert. Die Unterscheidung<br />
von wahr und falsch wird mit der Unterscheidung von loyal und illoyal oder<br />
in noch extremerer Form von gut und böse verwechselt. Eine humorvoll vorgebrachte<br />
Kritik kann da sehr hilfreich sein. Sie lässt offen, ob sie ernst zu nehmen oder ob sie<br />
eben nicht ganz ernst gemeint sei. Und das ist wieder tatsächlich nicht ernst gemeint.<br />
Der Ernst hat eine schauerliche Seite, eine feierliche Seite, eine erhabene Seite, überhaupt<br />
viele Seiten. Aber ein elektrisches Fleckerl hat er immer und da fahren bei gehöriger Reibung<br />
die Funken der Heiterkeit heraus (Nestroy 1981).<br />
Wenn Vorgesetzte meinen, dass Kritik an ihrer Person oder an ihren Entscheidungen<br />
ihre Autorität mindert, dann haben sie damit Recht. Im hierarchischen System wird die<br />
Autorität tatsächlich durch Kritik infrage gestellt. Wir müssen uns daher sowohl in der<br />
Gegenwart als auch in Zukunft mit einem neuen Autoritätsbegriff anfreunden. Autorität<br />
ist nicht automatisch der Chef, der alles weiß und alles kann, sondern Autorität bezeichnet<br />
die Fähigkeit, die einer Gruppe dazu verhilft, gute Entscheidungen zu treffen. Die<br />
Steuerung von Gruppenprozessen tritt daher immer häufiger an die Stelle von einsam<br />
(autoritär) getroffenen Entscheidungen. Die beste und effektivste Steuerung von Gruppenprozessen<br />
gelingt jedoch mit Humor. Der wirkt immer.<br />
4 Formen des Humors<br />
Nicht alle Formen des Humors wirken in gleicher Weise. Ich habe im Laufe meines<br />
Lebens – insbesondere in meiner Karriere als Konfliktmanager – gelernt, die verschiedenen<br />
Formen des Humors auf ihre Wirksamkeit hin zu testen. Den ersten Ansatz dafür