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Altlandkreis Ausgabe November/Dezember 2017 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel

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Der Almabtrieb b erfolgte Mitte September.<br />

<strong>für</strong> Johanna und Stefan sehr traurige<br />

Zwischenfall war auch der<br />

Grund <strong>für</strong> einen schmucklosen<br />

Almabtrieb des Viehs – hinunter<br />

durch Hohenschwangau auf eine<br />

große Wiese unterhalb des Tegelbergs.<br />

Aufgekranzt wer<strong>den</strong> die<br />

Tiere traditionell nur dann, wenn<br />

wirklich alle <strong>den</strong> Almsommer gesund<br />

überstan<strong>den</strong> haben.<br />

Unterstützt bei Auf- und Abtrieb<br />

wur<strong>den</strong> Johanna und Stefan von<br />

20 bis 30 Helfern aus dem Dorf.<br />

Ansonsten aber waren sie auf<br />

sich allein gestellt. Käsekuchen<br />

backte Johanna im alten, jedoch<br />

sehr zuverlässigen Holzofen, der<br />

auch zum Heizen der Hütte diente<br />

– selbst mitten im Hochsommer<br />

hatten die bei<strong>den</strong> bitterkalte<br />

Nächte bei teilweise unter Null<br />

Grad. Strom <strong>für</strong> zwei große Kühlschränke,<br />

Licht, Filteranlage <strong>für</strong><br />

aus dem Berg angezapftes Quellwasser<br />

sowie Küchenmaschinen<br />

lieferte ein mit Benzin betriebenes<br />

Notstromaggregat. Die PV-Anlage<br />

auf dem Hüttendach, vergangenes<br />

Jahr funktionierte sie gar nicht,<br />

sorgte heuer wenigstens bedingt<br />

<strong>für</strong> warmes Duschwasser. Und<br />

ein modernes Radio <strong>für</strong> aktuelle<br />

Nachrichten aus dem Tal – und<br />

stimmungsvolle Musik <strong>für</strong> bessere<br />

Laune, falls die bei<strong>den</strong> mal weniger<br />

gut gelaunt waren.<br />

Beide keine<br />

nachtragen<strong>den</strong> Typen<br />

Wer über drei Monate hinweg Tag<br />

und Nacht „aufeinandersitzt“, der<br />

kriegt sich logischerweise auch<br />

mal in die Haare. „Wobei wir Gott<br />

sei Dank beide keine nachtragen<strong>den</strong><br />

Typen sind“, sagt Johanna.<br />

Nach kurzer, klarer Aussprache<br />

war die Welt zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong><br />

stets sehr schnell wieder in Ordnung.<br />

Zumal <strong>für</strong> längeren Zoff oh-<br />

Kiesbett, abgegraste Wiesen und jede Menge Fichten<br />

prägen das Landschaftsbild um die Jägerhütte.<br />

nehin keine Zeit war. Bis auf Mittwoch,<br />

Ruhetag, an dem sie sich<br />

um Lebensmittelnachschub im Tal<br />

kümmerten, bewirteten sie die Jägerhütte<br />

täglich von elf bis 17 Uhr,<br />

am Dienstag mit „Radlerabend“<br />

sogar bis 22 Uhr. Bei gutem Wetter<br />

warteten die ersten Gäste bereits<br />

am Hütteneingang, als Johanna<br />

und Stefan vom anstrengen<strong>den</strong><br />

Vieh-Marsch zurückkamen. „Es<br />

hat Tage gegeben, da sind wir<br />

erst nachmittags zum Frühstücken<br />

gekommen.“ Wurst- oder Käseplatte<br />

mit Bauernbrot, Schweizer<br />

oder Bayerischer Wurstsalat sowie<br />

selbstgebackene Kuchen servierten<br />

sie <strong>den</strong> Gästen, die in etwa zu<br />

50 Prozent aus der Gegend und<br />

zu 50 Prozent aus dem Ausland<br />

gekommen sind. Auffallend viele<br />

Belgier und Holländer seien laut<br />

Stefan heuer vorbeigewandert.<br />

Knipsende Japaner, von <strong>den</strong>en<br />

es unten im Tal zwischen Königsschlössern<br />

und Alpsee nur so<br />

wimmelt, tauchten an der urigen<br />

Hütte allerdings keine auf. Der<br />

Grund: Auf die Jägerhütte gelangen<br />

Touristen ausschließlich zu<br />

Fuß oder mit dem Rad. „<strong>Das</strong>s zu<br />

uns kein Bus hinauffährt, macht<br />

viel aus“, meint Stefan in Bezug<br />

auf durchwegs freundliche und<br />

bo<strong>den</strong>ständige Kundschaft, die<br />

<strong>den</strong> Jungsennern mit Respekt und<br />

ohne weltfremde Ansprüche begegnet<br />

sind.<br />

<strong>Das</strong>s die Menschen unten im Tal<br />

wesentlich häufiger ihre Ellbogen<br />

<strong>für</strong> mehr Glanz und Glamour ausfahren,<br />

erlebten die bei<strong>den</strong> unmittelbar<br />

nach ihrem Abenteuer<br />

auf der Alm. Nach Monaten der<br />

Einsamkeit und Idylle gaben sich<br />

Stefan Kassebaum und Johanna<br />

Ressle die volle gesellschaftliche<br />

Dröhnung. Sie, hauptberuflich<br />

selbstständige Hauswirtschafterin,<br />

bediente gleich am Tag nach<br />

dem Abtrieb im Hackerzelt auf<br />

dem Münchner Oktoberfest. Er,<br />

Abiturient und Maurergeselle,<br />

begann eine Zweitlehre bei der<br />

Berufsfeuerwehr München. js<br />

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november /dezember <strong>2017</strong> | 5

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