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Fritz + Fränzi

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Dossier<br />

Vegane Ernährung kann bei<br />

fehlendem Fachwissen zu<br />

Hirnschädigungen führen.<br />

>>> Säuglingsmilch anboten, nachdem<br />

das Stillen nicht funktioniert<br />

hatte.<br />

Auch am Ostschweizer Kinderspital<br />

mussten schon Kinder behandelt<br />

werden, bei denen die vegane<br />

Ernährung zu schweren Entwicklungsdefiziten<br />

geführt hatte: «Die<br />

meisten davon waren Babys und<br />

Kleinkinder mit irreversiblen Hirnschädigungen,<br />

ausgelöst durch einen<br />

Mangel an Vitamin B12 der Mutter<br />

während Schwangerschaft und Stillzeit.»<br />

Laimbacher betont allerdings,<br />

dass diese Patienten Einzelfälle darstellten,<br />

von denen er in den letzten<br />

Jahren keine mehr gesehen habe:<br />

«Dies ist vermutlich einer intensiveren<br />

Aufklärung zu verdanken.» Das<br />

Bild der veganen Rabeneltern, das<br />

von den Medien kolportiert werde,<br />

sei überzogen.<br />

Seitan und Bohnen haben mehr<br />

Proteine als Fleisch<br />

Eine rein pflanzliche Kost, sagt<br />

Laimbacher, biete durchaus gewisse<br />

gesundheitliche Vorteile, gerade in<br />

Bezug auf Zivilisationskrankheiten<br />

wie Übergewicht. Trotzdem rät der<br />

Jugendmediziner nicht dazu, Kinder<br />

entsprechend zu ernähren: «Weil die<br />

vegane Ernährung schlicht keine<br />

massentaugliche Empfehlung ist. Sie<br />

setzt ein gutes Fachwissen der Eltern<br />

voraus und die Bereitschaft, dafür<br />

einen höheren zeitlichen Aufwand<br />

zu betreiben.» Dazu gehörten die<br />

Beratung durch eine qualifizierte<br />

Ernährungsfachkraft sowie regelmäs<br />

sige Kontrollen beim Kinderarzt<br />

– inklusive Laboruntersuchungen.<br />

Eltern, die auf Pflanzenkost setzen,<br />

müssen die Ernährung ihrer<br />

Kinder sorgfältig zusammenstellen,<br />

damit diese alle wichtigen Nährstoffe<br />

in der richtigen Menge bekommen.<br />

Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte<br />

und daraus hergestellte Produkte<br />

wie Tofu liefern Eiweiss und Kalzium<br />

und je nach Sorte auch pflanzliches<br />

Eisen. Auch Vollkorngetreide<br />

sind gute Proteinlieferanten. Manche<br />

Bohnen oder das aus Weizenprotein<br />

hergestellte Fleischersatzprodukt<br />

Seitan übertrumpfen mit<br />

ihrem Proteingehalt sogar Fleisch.<br />

In der Kalziumversorgung spielen<br />

zudem etwa grünes Blattgemüse<br />

und kalziumreiches Mineralwasser<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Eisen können Veganer über Ge ­<br />

treideprodukte, Nüsse und Samen,<br />

Trockenobst, Spinat oder Rucola zu<br />

sich nehmen. Bestimmte Säuren wie<br />

Vitamin C helfen unserem Körper<br />

dabei, das Eisen aus Pflanzen besser<br />

absorbieren zu können. Die Bioverfügbarkeit<br />

von Nährstoffen – das,<br />

was der menschliche Körper davon<br />

effektiv aufnehmen kann – ist in<br />

pflanzlichen Quellen geringer als in<br />

tierischen. «Darum sollten vegan<br />

lebende Kinder täglich etwa einen<br />

Viertel mehr Pflanzenprodukte<br />

essen als traditionell ernährte<br />

Altersgenossen», sagt Laimbacher.<br />

B12 aus Tabletten<br />

Das für unsere Gesundheit zentrale<br />

Vitamin B12 kommt fast ausschliesslich<br />

in tierischen Produkten<br />

vor. Veganer kommen nicht umhin,<br />

es in künstlicher Form zu sich zu<br />

nehmen, beispielsweise in Tablettenform.<br />

«Diese Supplemente sind<br />

zwingend notwendig, um gesund zu<br />

bleiben», sagt Laimbacher. «Gut<br />

informierte Eltern wissen das.» Je<br />

nach Versorgungslage seien zudem<br />

weitere Supplemente nötig. «Ich verteufle<br />

den Veganismus nicht», sagt<br />

Kinderarzt Laimbacher. «Fachpersonen<br />

sollten dazu Stellung >>><br />

Fleischlos glücklich<br />

Die vegetarische Ernährung hat<br />

viele Facetten – eine Übersicht:<br />

Ovo-Lacto-Vegetarier essen Eier<br />

und Milchprodukte, aber nichts,<br />

was aus dem getöteten Tier hergestellt<br />

wird – also weder Fleisch<br />

und Fisch noch tierische Fette und<br />

Gelatine.<br />

Lacto-Vegetarier essen Michprodukte,<br />

aber keine Eier.<br />

Ovo-Vegetarier essen Eier, aber<br />

keine Milchprodukte.<br />

Veganer meiden von Fleisch<br />

über Milchprodukte bis hin zu<br />

Honig jegliche Nahrung tierischen<br />

Ursprungs. Viele verzichten auch<br />

auf tierische Produkte in Textilien<br />

oder Kosmetika.<br />

Frutarier essen nur Früchte,<br />

Gemüse, Nüsse und Samen, deren<br />

Ernte die Pflanze, von der sie<br />

stammen, nicht beschädigt. Dazu<br />

gehören Lebensmittel wie Beeren<br />

oder Bohnen, die gepflückt werden<br />

können, ohne die Pflanze zu zerstören.<br />

Tabu sind dagegen Karotten<br />

oder Kohl, weil beim Ernten die<br />

Wurzeln der Pflanzen ausgerissen<br />

werden.<br />

22 November <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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