Die Good Gamba im Manager Magazin 09-17
Crusta Nova - ein erfolgreiches Food-Start-Up auf dem hart umkämpften Markt für Nahrungsmittel.
Crusta Nova - ein erfolgreiches Food-Start-Up auf dem hart umkämpften Markt für Nahrungsmittel.
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WIRTSCHAFT AUS ERSTER HAND<br />
DIE AKTE<br />
STEINHOFF<br />
<strong>Die</strong> Machenschaften<br />
des Ikea-<br />
Rivalen<br />
9/20<strong>17</strong> DE 9,00 EUR<br />
Management<br />
Was Brutalos in der<br />
Chefetage bringen<br />
Walmart<br />
Ein Nerd<br />
soll Amazon<br />
stoppen<br />
Gründe gegen<br />
den Abgesang<br />
auf BMW,<br />
Da<strong>im</strong>ler und Co.<br />
DIE<br />
INSIDER<br />
Wie das Ehepaar ACHLEITNER die<br />
deutsche Wirtschaft lenkt – und für sich nutzt<br />
Österreich EUR 9,80 | Schweiz sfr 14,70<br />
Benelux EUR 10,00 | Frankreich,<br />
Italien, Portugal, Spanien EUR 10,80 |<br />
Spanien Kanaren EUR 11,00
LEBEN<br />
FOOD-START-UPS<br />
Bayerische<br />
Garnelen<br />
& Sushi-Ingwer-<br />
Würstchen<br />
FOOD-START-UPS Klasse statt Masse: Immer mehr Gründer drängen<br />
auf den hart umkämpften Markt für Nahrungsmittel.<br />
Ihre teils wilden Mixturen kommen bei Kunden und Handel gut an.<br />
FOTOS: DANIEL DELANG / CRUSTA NOVA, HELGE KIRCHBERGER / CRUSTA NOVA<br />
Eigentlich drehte sich der<br />
Berufswunsch von Marc<br />
Schlegel (30) und Matthias<br />
Kramer (32) um<br />
Frauen. Dann kam ihnen<br />
etwas in die Quere:<br />
Pizza. Nach ihren Uniabschlüssen tüftelten<br />
die beiden an einer Dating-App. Das große<br />
Vorbild: Tinder. Liebe <strong>im</strong> Internetzeitalter.<br />
Ein Wisch nach rechts für die Chance auf<br />
ein Abenteuer oder ewiges Glück. Zur Präsentation<br />
ihrer Tinder-Kopie Fumaki <strong>im</strong><br />
Freundeskreis servierte Sportfreak Kramer<br />
Pizza mit kalorienarmem Teig aus Lein -<br />
samen. <strong>Die</strong> App fiel durch, die Pizza nicht.<br />
Heute befeuern die Bäcker wider Willen<br />
einen Trend, der sich übers Land ausbreitet<br />
wie Bratensauce auf dem Teller: Rund 1000<br />
Start-ups werkeln an umweltfreundlichen<br />
Knödeln, Sushi-Ingwer-Würstchen oder<br />
Tiefkühlcocktails für den Toaster.<br />
Essen ist die neue Religion. Nach Craft<br />
Beer und Foodtrucks erfasst die Revolution<br />
nun die Nahrungsmittelindustrie. Hand -<br />
gefertigt statt Masse. Daran glaubt inzwischen<br />
sogar der Einzelhandel. Der einst<br />
versperrte Weg in die Regale öffnet sich, in<br />
den USA erreichen erste Jungunternehmen<br />
Milliardenbewertungen.<br />
Ein weißes Reihenhaus aus den 50er<br />
Jahren am Rande der Frankfurter Bürostadt<br />
Niederrad. 1000 Meter von der<br />
Deutschland-Zentrale des Nahrungsmittelgiganten<br />
Nestlé entfernt rollen rechteckige,<br />
braune Teigstücke über ein Förderband,<br />
eine junge Frau klebt die Etiketten<br />
per Hand auf. Alles wirkt ein wenig, als übten<br />
ein paar Studenten für „Deutschland<br />
sucht den Superbäcker“. Ein Stockwerk darüber<br />
sitzt Marc Schlegel in Shorts und<br />
schlägt die Beine übereinander. Einen Tag<br />
nach der missglückten App-Präsentation<br />
wurde aus Fumaki Lizza. Für den Namen,<br />
eine Wortschöpfung aus Low Carb und<br />
P i z z a , b r a u c h te d a s D u o n u r e i n e S t u n d e .<br />
Der Rest ist eine rasante Lernkurve.<br />
Mit 400 über Nacht gefertigten Pizzateigen<br />
geht es auf einen Wochenmarkt.<br />
Schlegel und Kramer wollen ihr Produkt<br />
testen und denken an den Aufbau einer<br />
Franchisekette. Den Kunden aber schmeckt<br />
vor allem der ungewöhnliche Teig, der kalorienarm<br />
ist und glutenfrei dazu. Nächste<br />
Planänderung.<br />
Im Februar 2016 eröffnet das Gespann<br />
einen Onlineshop. Schlegel und Kramer<br />
werden Pizzateigversender. Noch <strong>im</strong> selben<br />
Jahr klettert der Umsatz auf 1,4 Millionen<br />
Euro. Das Unternehmen ist von Beginn<br />
an profitabel. Treue Fans und starke Abverkaufszahlen<br />
überzeugen den Einzelhandel.<br />
Im laufenden Jahr sollen die Erlöse auf fünf<br />
Millionen Euro steigen.<br />
2<br />
108 manager magazin SEPTEMBER 20<strong>17</strong>
GARNELEN<br />
STATT GESETZBUCH<br />
Rechtsanwalt<br />
Fabian Riedel<br />
fischt <strong>Gamba</strong>s aus<br />
Europas größter<br />
Zuchtanlage.<br />
Kilopreis: 79 Euro.<br />
Crusta<br />
Nova<br />
PRODUKT<br />
Weiße<br />
Tigergarnelen<br />
GRÜNDER<br />
Fabian Riedel<br />
SITZ<br />
bei München<br />
INVESTOREN<br />
u. a. Fördermittel<br />
von Bayern<br />
und der EU
LEBEN<br />
FOOD-START-UPS<br />
FOTOS: PR<br />
110<br />
manager magazin SEPTEMBER 20<strong>17</strong><br />
Jetzt übern<strong>im</strong>mt ein Lohnproduzent die<br />
Herstellung, die Minibäckerei <strong>im</strong> Keller<br />
wird zum Labor. <strong>Die</strong> passenden Saucen<br />
zum Pizzateig gibt es schon, aber damit soll<br />
noch lange nicht Schluss sein. Ob Brötchen<br />
oder Pasta: Lizza will so ziemlich alles aus<br />
Leinsamen herstellen. „Wir möchten ein<br />
globales Unternehmen aufbauen“, sagt<br />
Schlegel. „Wir bedienen Megatrends.“<br />
400 Kilometer weiter südlich steht<br />
Fa b i a n R i e d e l ( 3 4 ) d a s Wa s s e r b i s z u d e n<br />
Knien. Seine Karriere klingt wie ein Gag<br />
aus dem „Yps“-Heft. <strong>Die</strong> Hobbykrebszucht<br />
eines Freundes hat den Rechtsanwalt vom<br />
Weg abgebracht und zum Schalentier -<br />
experten gemacht. Statt Mandanten zu beraten,<br />
fischt Riedel seit März 2016 Garnelen<br />
aus Europas größter Aquakulturanlage am<br />
Münchener Stadtrand. 30 Tonnen <strong>im</strong> Jahr.<br />
Kilopreis: 79 Euro.<br />
<strong>Die</strong> Nachfrage aus Gastronomie und<br />
Handel nach den fangfrischen <strong>Gamba</strong>s aus<br />
Bayern ist größer als das Angebot. Crusta-<br />
Nova-Chef Riedel baut bereits an und will<br />
sein Know-how <strong>im</strong> Ausland an Lizenzpartner<br />
vergeben.<br />
Quer durch die Republik stürzen sich<br />
Gründer in die Produktion von Nahrungsmitteln.<br />
Manche, wie die Augsburger Brüder<br />
Denis (36) und Daniel (33) Gibisch,<br />
sind als Suppenmeister erfolgreich und erzielen<br />
mit Little Lunch, ihrer Antwort auf<br />
„Pulversuppen voller Chemieschrott“, inzwischen<br />
zweistellige Millionenumsätze.<br />
Andere wollen die Welt verbessern, wie der<br />
Mediziner Zubin Farahani (33), der mit<br />
Dörrwerk aus nicht verkäuflichem Obst<br />
und Gemüse knuspriges Fruchtpapier und<br />
Tomatenchips macht. Der Architekt Felix<br />
Pfeffer (34) verarbeitet nicht verkauftes<br />
Brot zu ausgefallenen Knödelvarianten und<br />
bietet sie unter der Marke Knödelkult verzehrfertig<br />
<strong>im</strong> Glas an.<br />
Der Hype drängt in den Handel<br />
Oft werden einfach nur Trends aus den<br />
USA adaptiert, so wie von Jan René Fricke<br />
(26), der die Cold-Brew-Kaffeel<strong>im</strong>onade<br />
Caffezza vertreibt. Hoch <strong>im</strong> Kurs stehen<br />
Proteinriegel, Shakes und Chiasamen, mit<br />
denen neben dem Hamburger Start-up Hej<br />
auch die früheren Rocket-Internet-<strong>Manager</strong><br />
Philipp Schrempp (32) und Tobias<br />
Schüle (30) zweistellige Millionenumsätze<br />
bewegen. Selbst gestandene Industrie -<br />
manager wie Ralf van Deest (51) versuchen<br />
ihr Glück als Jungunternehmer. Der langjährige<br />
Bahlsen-Geschäftsführer setzt mit<br />
Vegawell auf vegane Saucen und Gebäck.<br />
Gemeinsam kreieren sie einen Hype,<br />
der aus dem Internet über Szeneviertel und<br />
Hipster-Bars in die Regale des Einzelhandels<br />
drängt.<br />
Sogar Deutschlands größter Krämer<br />
Edeka öffnet dafür die Regalreihen. „Wegen<br />
unserer dezentralen Struktur mit den<br />
selbstständigen Kaufleuten sind wir der<br />
geborene Partner für Start-ups“, hofft Vorstandschef<br />
Markus Mosa. Rund 150 Gründer<br />
haben sich auf der neu eingerichteten<br />
LIZZA STATT LUST<br />
Mit der Dating-<br />
App hat es nicht<br />
geklappt, nun<br />
wollen Marc<br />
Schlegel (r.) und<br />
Matthias Kramer<br />
als Pizzabäcker<br />
durchstarten<br />
Lizza<br />
PRODUKT<br />
Pizzateig,<br />
Saucen<br />
GRÜNDER<br />
Matthias Kramer<br />
und Marc<br />
S c h legel<br />
SITZ<br />
Frankfurt/Main<br />
INVESTOREN<br />
u. a. Frank<br />
Thelen<br />
Plattform Food-Starter registriert. <strong>Die</strong><br />
Metro-Tochter Real hat ein Regal mit dem<br />
Motto „Das erste Mahl“ aufgestellt.<br />
Christian Weiten (46) hat seinen Durchbruch<br />
dem Einkaufschef von dm zu verdanken.<br />
Der Werber wollte schon seit Jahren<br />
sein eigenes Ding machen. Dann kaufte er<br />
20<strong>09</strong> ein paar Gramm Xylit in der Apotheke<br />
und exper<strong>im</strong>entierte damit. Wochen später<br />
bestellte er <strong>im</strong> Internet ein paar Kilo, verpackte<br />
den weitgehend unbekannten Zuckerersatz<br />
in seiner Wohnung in kleine Behälter<br />
und vertickte sie bei Ebay. Mit Xylit<br />
süßen Konzerne wie Wrigley ihre Zahnpflegekaugummis,<br />
sonst nutzt den Stoff kaum<br />
einer, da er zehnmal so teuer ist wie Zucker.<br />
Inzwischen kommen jährlich 500 Tonnen<br />
Xylit und 700 Tonnen des kalorien -<br />
freien Ersatzzuckers Erythrit in Weitens<br />
Lagerhalle <strong>im</strong> Süden Berlins an. Unter der<br />
Marke Xucker lässt der 46-Jährige Schokolade,<br />
Ketchup, Bonbons, Kaugummi, Gummibärchen<br />
und Kakao produzieren. Wichtigster<br />
Handelspartner: dm. Demnächst<br />
folgen Kekse, Müsli und Popcorn. Elf Millionen<br />
Euro will er dieses Jahr umsetzen.<br />
„Wir wollen unsere Chance nutzen, bevor<br />
andere aufwachen“, sagt Weiten.<br />
<strong>Die</strong> neue Konkurrenz und erstaunliche<br />
Erfolge wie Chobani, ein Joghurthersteller,<br />
der innerhalb weniger Jahre den US-Markt<br />
eroberte, haben Spitzenmanager wie Nestlé-Chef<br />
Mark Schneider alarmiert. „Lokale<br />
Marken haben einen Vertrauensbonus.<br />
Marketing und Listungen <strong>im</strong> Einzelhandel<br />
waren früher extrem teuer, heute ist das<br />
online extrem günstig.“<br />
Als Andy Romanowski (31) vor einem<br />
Jahr seinen ersten Facebook-Post auf der<br />
Toilette absetzte, wusste er nicht recht, was<br />
er schreiben sollte. Nun erreicht Kukki mit<br />
selbst gedrehten Videos in einer Woche<br />
über 500 000 Menschen. „Uns haben alle<br />
ausgelacht“, sagt Romanowski.<br />
Man glaubt es sofort. Cocktails in Flaschen<br />
füllen, ein paar Eisstäbchen dazu und<br />
das Ganze als konservierungsstofffreie<br />
Tiefkühlware verkauft – wer braucht das?<br />
Ein Investor fand sich nicht. Doch Romanowski<br />
und seine Mitgründer<br />
Jo s e f K l e m m ( 3 3 ) , e i n M a s c h i -<br />
nenbauingenieur, und der Elektroniker<br />
Saif Hamed (28) ließen<br />
sich nicht entmutigen. Es wurde<br />
getüftelt und geschraubt, bis 100<br />
Patente eine Produktion der<br />
Marke Eigenbau schützten.<br />
<strong>Die</strong> Maschinen dröhnen so<br />
laut in dem alten Gemäuer des<br />
Berliner Goerzwerks, dass vom<br />
Wortschwall der Gründer oft nur
das Dauergrinsen bleibt. Kurz vor<br />
dem Durchbruch <strong>im</strong> August 2016<br />
war Kukki fast pleite. Inzwischen<br />
gibt es die Cocktails für 2,99 Euro bei<br />
Kaufland. Dank eines selbst gebastelten<br />
Toasters steigt die Nachfrage<br />
in der Gastronomie rasant. Das Gerät<br />
taut das Gemisch in 30 Sekunden<br />
auf. Preis: 299 Euro. <strong>Die</strong> Bestellung<br />
des Kreuzfahrtriesen Aida sorgt für<br />
Nachtschichten.<br />
Über studentisches Exper<strong>im</strong>entieren<br />
sind die Essenshandwerker<br />
weit hinaus, Elon Musks Bruder<br />
K<strong>im</strong>bal proklamiert bereits: „Food<br />
ist das neue Internet. <strong>Die</strong> globale<br />
Softwareindustrie, in der ich mein<br />
Geld gemacht habe, ist 400 Milli -<br />
arden Dollar groß. Das entspricht<br />
g e r a d e m a l d e m M a r k t f ü r Me e r e s -<br />
früchte. Der für Lebensmittel ist<br />
fünf Billionen Dollar schwer.“<br />
Kein Wunder also, dass auch<br />
P r i v a t e - E q u i t y - I n v e s t o r e n d a s G e -<br />
schäft für sich entdecken. Der britische<br />
Popcornhersteller Propercorn<br />
etwa gehört einer Beteiligungsgesellschaft.<br />
Start-ups wie der schottische<br />
Craft-Beer-Brauer BrewDog, der US-<br />
Proteinriegelhersteller Quest Nutrition<br />
oder Hampton Creek, ein Produzent<br />
veganer Mayonnaise, der<br />
tierische Rohstoffe in allen Lebensmitteln<br />
ersetzen will, bringen es bereits<br />
auf Milliardenbewertungen.<br />
„<strong>Die</strong> Nahrungsmittelmultis sind<br />
aufgewacht“, sagt Florian Heinemann,<br />
Chef des Berliner Venture-<br />
Capital-Anbieters Projekt A. „Das<br />
Foodgeschäft ist unterdigitalisiert.<br />
Und die Konzerne haben wenig Erfahrung<br />
in der Entwicklung zugkräftiger<br />
Marken für das <strong>im</strong>mer wichtiger<br />
werdende Direktgeschäft.“<br />
Ob Oetker, Katjes oder Nestlé,<br />
fast alle namhaften Hersteller bauen<br />
Beteiligungsfonds auf. Unilever, dem<br />
mit der Eismarke Ben & Jerry’s eine<br />
der bislang wenigen erfolgreichen<br />
Integrationen von Manufakturmarken<br />
in Großkonzerne gelang, hat sich<br />
jüngst das Ketchup-Start-up Sir Kensington’s<br />
einverleibt. Der Brausekonzern<br />
Dr. Pepper hat Bai Brands<br />
geschluckt, einen Hersteller antioxidativer<br />
Getränke. Für 1,7 Milliarden<br />
Dollar.<br />
<strong>Die</strong> Arriviertenliste der hiesigen<br />
Gründerszene ist dagegen bislang<br />
eher kurz: Fritz-Kola, MyMuesli,<br />
True Fruits und Bionade. Seit einigen<br />
Kukki<br />
PRODUKT<br />
Tiefgekühlte<br />
Cocktails<br />
GRÜNDER<br />
Saif Hamed,<br />
Josef Klemm<br />
und Andy<br />
Romanowski<br />
SITZ<br />
Berlin<br />
INVESTOREN<br />
Business-Angels<br />
Xucker<br />
PRODUKT<br />
Zuckerersatzstoffe<br />
Xylit<br />
und Erythrit,<br />
Süßwaren,<br />
Saucen, Gebäck<br />
GRÜNDER<br />
Christian Weiten<br />
SITZ<br />
Berlin<br />
INVESTOREN<br />
Bankkredite<br />
Grillido<br />
PRODUKT<br />
Würste, Saucen,<br />
Gewürze<br />
GRÜNDER<br />
Manuel Stöffler<br />
und Michael<br />
Ziegler<br />
SITZ<br />
München<br />
INVESTOREN<br />
u. a. die Gründer<br />
von Flixbus und<br />
MyMuesli<br />
Monaten gehört Monkey 47 dazu, ein<br />
Gin aus dem Schwarzwald, den der<br />
Spirituosenriese Pernod Ricard nun<br />
zur Weltmarke aufbauen will.<br />
<strong>Die</strong> Gründer der ersten Stunde<br />
gehören zu den Business-Angels der<br />
neuen Generation. Von ihren Er -<br />
fahrungen profitiert auch Michael<br />
Ziegler. Der 29-Jährige klappt seinen<br />
Laptop auf und führt durch eine Präsentation<br />
über Deutschlands Wursttheken.<br />
Durchschnittsalter der Kunden:<br />
50 Jahre, innovative Produkte: 0.<br />
Argumente, mit denen Ziegler<br />
und sein Kompagnon Manuel Stöffler<br />
(29) ein kleines Wunder gelungen<br />
ist. Zwischen Hackfleisch und<br />
Haxe führen <strong>im</strong>mer mehr Einzelhändler<br />
seine Würstchen der Marke<br />
Grillido. Mit dem 80 Jahre alten<br />
Fleischwolf von Opa fing Ende 2014<br />
alles an. Das Ziel: kalorienarme<br />
Würstchen in ausgefallenen Geschmacksrichtungen<br />
wie Sushi-Ingwer,<br />
Spinat-Feta und Guarana.<br />
Landjäger mit Proteinturbo<br />
Schon bald war keine Zeit mehr für<br />
die lukrativen Jobs bei Da<strong>im</strong>ler und<br />
in der Sensorikindustrie. Inzwischen<br />
lassen die Wirtschaftsingenieure ihre<br />
Würstchen bei Großmetzge reien<br />
herstellen. <strong>Die</strong> erste Umsatzmillion<br />
ist erreicht, zwei bis drei peilen die<br />
frisch gekürten Sieger des Deutschen<br />
Gründerpreises für 20<strong>17</strong> an.<br />
Grillido vertreibt auch Saucen und<br />
Gewürze, in Kürze folgen Fleischchips.<br />
Für Fitnessstudios hat das<br />
G e s p a n n L a n d j ä g e r m i t b e sonde rs<br />
hohem Proteingehalt entwickelt. Als<br />
Alternative zum Eiweißshake für<br />
Fleischjunkies.<br />
„Wir wollen<br />
e i n e L i f e s t y l e -<br />
marke mit hohem Qualitätsanspruch<br />
schaffen“, sagt Ziegler. „Doch<br />
mehr als 50 Millionen Euro Umsatz<br />
passen wohl nicht zum Manufakturversprechen.“<br />
Eine Food-Marke zu<br />
gründen, um Milliardär zu werden,<br />
sei verwegen.<br />
Für den Fall, dass der Höhenrausch<br />
mit einem Kater endet, sind<br />
die jungen Lebensmittelproduzenten<br />
ebenfalls gerüstet. Founderholics-Gründer<br />
Christopher Prätsch<br />
(30) hat eine Mischung aus Elektrolyten,<br />
Vitaminen und Pflanzenextrakten<br />
entwickelt, die den Körper<br />
selbst nach übelstem Alkoholmissbrauch<br />
wieder munter machen soll.<br />
One:47 wird gerade an der Uni Mainz<br />
getestet. Online ist der Zaubertrank<br />
schon erhältlich. 1 Martin Mehringer<br />
Gegendarstellung<br />
AUS DER GARAGE<br />
AUF DEN GRILL<br />
Langeweile be<strong>im</strong><br />
Brutzeln trieb<br />
Michael Ziegler<br />
(r.) und Manuel<br />
Stöffler zu<br />
Exper<strong>im</strong>enten<br />
mit Opas<br />
Fleischwolf<br />
zum Beitrag „Das Schweiger-Kartell“<br />
auf Seite 102 ff. des manager magazins,<br />
Ausgabe Juni 20<strong>17</strong>.<br />
Auf Seite 106 des Beitrags heißt es in<br />
einem Schaubild, dass ich eine Spende<br />
zugunsten der Til Schweiger<br />
Foundation geleistet hätte.<br />
Hierzu stelle ich fest: Ich habe keine<br />
Spende zugunsten der Til Schweiger<br />
Foundation geleistet.<br />
Prof. Dr. h. c. mult. Hasso Plattner<br />
Anm. d. Red.: Herr Plattner hat<br />
recht.<br />
FOTOS: PR<br />
SEPTEMBER 20<strong>17</strong> manager magazin<br />
111