30.10.2017 Aufrufe

Blumen für die Kunst 2017, Paul Fleischli u. Flavia Rutishauser

Zerbrochene Gläser, herumliegende Korken, Orchideen in einer mit Orchideen geschmückten Champagnerpyramide – so haben der Zürcher Florist Paul Fleischli und das Nachwuchstalent Flavia Rutishauser die Katerstimmung in Varlins Werk „Ballsaal des Palace Hotels in Montreux“ eingefangen. Teil 9 der Serie "Weil so schön war des Schweizer Fachmagazins "Florist", Heft 14.

Zerbrochene Gläser, herumliegende Korken, Orchideen in einer mit Orchideen geschmückten Champagnerpyramide – so haben der Zürcher Florist Paul Fleischli und das Nachwuchstalent Flavia Rutishauser die Katerstimmung in Varlins Werk „Ballsaal des Palace Hotels in Montreux“ eingefangen.

Teil 9 der Serie "Weil so schön war des Schweizer Fachmagazins "Florist", Heft 14.

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<strong>Blumen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>2017</strong><br />

Von der<br />

Weil‘s so schön<br />

war: Wir werfen mit <strong>die</strong>ser<br />

Serie einen Blick hinter <strong>die</strong><br />

Kulissen der floralen Interpretationen<br />

von «<strong>Blumen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Kunst</strong>»<br />

im Aargauer <strong>Kunst</strong>haus vom<br />

7. bis 12. März <strong>2017</strong>.<br />

Zerbrechlichkeit<br />

des Seins<br />

Das Team von <strong>Blumen</strong> Krämer an der Talstrasse in Zürich verliebte<br />

sich in Willy Guggenheims «Ballsaal des Palace Hotels in Montreux».<br />

Die Katerstimmung nach der dekadenten Party holten sie mit einer<br />

nicht mehr ganz einwandfreien Champagnerpyramide in den Raum.<br />

Text Erika Jüsi<br />

Bilder Peter Moser-Kamm und zVg<br />

Die Kellner und Servicegehilfen stehen etwas verloren herum. Ihre Arbeit ist getan.<br />

Die Gäste sind wieder abgereist. Die gedämpfte Stimmung nach dem Fest hat das<br />

<strong>Blumen</strong>-Krämer-Team mit einer unperfekten Pyramide aus Champagnergläsern<br />

eingefangen. «Das Fragment» nannten <strong>die</strong> Floristen sie. Sie zeugt von Dekadenz,<br />

Reichtum und extravaganter Eleganz, zeigt mit ihren zerbrochenen Gläsern und<br />

den umgestürzten leeren Flaschen aber auch <strong>die</strong> Zerbrechlichkeit unseres Daseins<br />

auf – so wie das der Künstler Willy Guggenheim alias Varlin in etlichen seiner<br />

Gemälde getan hat.<br />

<strong>Kunst</strong> begehbar machen<br />

Während der <strong>Kunst</strong>historiker und der Kurator des Aargauer <strong>Kunst</strong>hauses den «Ballsaal<br />

des Palace Hotels in Montreux» vorstellten, liessen <strong>Paul</strong> <strong>Fleischli</strong> und seine<br />

junge Berufskollegin <strong>Flavia</strong> <strong>Rutishauser</strong> das Bild auf sich wirken: Die alltägliche<br />

Situation, <strong>die</strong> es darstellt, <strong>die</strong> Grösse, <strong>die</strong> Dimensionen, <strong>die</strong> Flucht nach hinten. «Wir<br />

wollten den Raum darin nach vorne öffnen, so dass der Betrachter sich im Bild<br />

wähnt. Begehbare <strong>Kunst</strong> machen», sagt <strong>Fleischli</strong>. Die beiden Floristen und das ganze<br />

Team von <strong>Blumen</strong> Krämer an der Talstrasse in Zürich freuten sich dann sehr, als<br />

ihnen das Bild zugesprochen wurde. Nun ging es ans Ideenfinden. Ihren ersten<br />

Gedanken, einen floralen Kronleuchter, mussten sie wieder verwerfen; er wäre zu<br />

schwer geworden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Decke des <strong>Kunst</strong>hauses. Aber warum den Leuchter nicht<br />

umkehren? Die Pyramide aus Gläsern vor dem grossen Bild des Zürcher Künstlers<br />

nahm Form an. Prickelnd, edel sollte sie sein, aber auch lä<strong>die</strong>rt, unfertig. Orchideen<br />

mussten her, Blattgold und Champagner. Das Fragment war geboren.<br />

Das Unperfekte perfekt inszeniert<br />

So absichtlich unvollkommen <strong>die</strong> Installation des <strong>Blumen</strong>-Krämer-Teams war, so<br />

sorgfältig wurde ihre Vermarktung in Angriff genommen. Das Fragment erhielt eine<br />

eigene Visitenkarte: aus hochwertigem Papier und mit einem in Gold gestanzten,<br />

eigens da<strong>für</strong> kreierten Logo. Diese wurden im Laden den Kunden mitgegeben. Der<br />

Anlass wurde auf <strong>die</strong> Webseite aufgeschaltet. Während des Aufbaus postete das<br />

Krämer-Team <strong>die</strong> Entstehung des Fragments auf Facebook. Rein wirtschaftlich<br />

gesehen entstehe durch das Projekt kein direkter Nutzen, sagt Geschäftsführer<br />

<strong>Fleischli</strong>, aber <strong>die</strong> Floristen könnten damit gegen aussen ein Zeichen setzen. «Wenn<br />

du kreativ bist, kannst du auch als Florist Ungewöhnliches erreichen», sagt er, und<br />

«das tut der Branche gut.» ᴥ<br />

22 FLORIST 14| | <strong>2017</strong><br />

FLORIST 14 | <strong>2017</strong> 23


De la fragilité de l’être<br />

L’équipe de «<strong>Blumen</strong> Krämer» à la Talstrasse à Zurich est tombée amoureuse<br />

du «Ballsaal des Palace Hotels in Montreux» de Willy Guggenheim.<br />

Dans le local, une pyramide désordonnée de verres à champagne suggère<br />

la gueule de bois suite à une fête décadente.<br />

Les sommeliers et les serveurs ont l’air perdus. Leur travail est fait. Les hôtes sont repartis.<br />

Après la fête, l’équipe de «<strong>Blumen</strong> Krämer» a été accueillie dans une ambiance particulière,<br />

créée par une pyramide de verres à champagne imparfaite. Les fleuristes l’ont<br />

appelée «Le fragment». Elle témoigne de décadence, de richesse et d’élégance extravagante,<br />

mais montre également, comme l’a fait l’artiste dans beaucoup d’autres œuvres, avec des<br />

verres cassés et des bouteilles vides renversées la fragilité de l’être.<br />

Rendre l’art accessible<br />

Pendant que l’historien d’art et le curateur du Musée des beaux-arts d’Argovie présentent<br />

le «Ballsaal des Palace Hotels in Montreux» de Willy Guggenheim alias Varlin, <strong>Paul</strong> <strong>Fleischli</strong><br />

et sa jeune collègue, <strong>Flavia</strong> <strong>Rutishauser</strong>, se sont laissé imprégner de l’image: La situation<br />

courante qu’elle représente, la grandeur de la pièce, les dimensions, la fuite en reculant.<br />

«Nous voulons ouvrir le local vers l’avant, afin que le visiteur se sente dans l’image. Réaliser<br />

un art accessible», dit <strong>Paul</strong> <strong>Fleischli</strong>. Les deux fleuristes et toute l’équipe de « <strong>Blumen</strong><br />

Krämer» étaient alors très heureux qu’on leur ait accordé l’image. Il s’agissait dès lors de<br />

trouver des idées. Ils ont dû renoncer à la première, qui consistait en un luminaire floral<br />

en forme de couronne. Il aurait été trop lourd pour le plafond du Musée. Mais pourquoi<br />

ne pas le retourner? La pyramide de verres avec des orchidées, des feuilles d’or et du<br />

champagne devant la grande œuvre de l’artiste zurichois a pris forme. Elle devait être<br />

pétillante et noble mais également imparfaite et inachevée. «Le fragment» était né.<br />

1| Eine runde Plexiglasplatte wurde mit Blattgold beklebt und von unten beleuchtet.<br />

2| Die Orchideen wurden tatsächlich mit Champagner versorgt. Während der Ausstellung<br />

wurden <strong>die</strong> Gläser dann allerdings mit Wasser nachgefüllt.<br />

Mettre parfaitement en scène l’imparfait<br />

Aussi délibérément imparfaite que l’installation de l’équipe de «<strong>Blumen</strong> Krämer» l’était,<br />

aussi minutieusement sa mise sur le marché a été prise en main. «Le fragment» avait sa<br />

propre carte de visite: sur du papier haut de gamme, avec un logo créé spécialement et<br />

un poinçon or. Ces cartes étaient remises aux clients du magasin. L’événement a été posté<br />

sur le site Internet. Pendant la mise en place, l’équipe de Krämer a également posté la<br />

création du «fragment» sur Facebook. «D’un point de vue purement économique, ce projet<br />

n’a pas d’utilité directe - dit le directeur, <strong>Paul</strong> <strong>Fleischli</strong> - mais les fleuristes peuvent mettre<br />

un signe vers l’extérieur. Si tu es créatif, tu peux aussi, en tant que fleuriste, réaliser quelque<br />

chose d’inhabituel – ajoute-t-il – et ça fait du bien à la branche.»<br />

1| Une plaque ronde en plexi a été recouverte de feuilles d’or et éclairée depuis le bas.<br />

2| Les orchidées ont réellement été alimentées avec du champagne. Pendant l’exposition, les verres ont<br />

cependant été remplis d’eau.<br />

3| Où la pyramide doit-elle être placée? Le fleuriste <strong>Paul</strong> <strong>Fleischli</strong> (à gauche) et le responsable de la sécurité du<br />

Musée conseillent sur l’endroit idéal.<br />

4| Près de 300 panicules d’orchidées ont été réparties entre beaucoup d’aides qui les ont mises dans<br />

les 380 verres.<br />

Die QR-Codes führen zu zwei Clips:<br />

3| Wo soll <strong>die</strong> Pyramide stehen? Florist <strong>Paul</strong> <strong>Fleischli</strong><br />

(links) und der Sicherheitszuständige des <strong>Kunst</strong>hauses<br />

beraten über den optimalen Standort.<br />

4| Rund 300 Orchideenrispen wurden von vielen helfenden<br />

Händen geteilt und in <strong>die</strong> 380 Gläser gestellt.<br />

Der Aufbau<br />

(in der 5.<br />

Minute passierts!<br />

...)<br />

Das fertige<br />

Produkt<br />

24 FLORIST 14| <strong>2017</strong><br />

FLORIST 14 | <strong>2017</strong> 25

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