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Pilzgedichte

13 Gedichte und Epigramme

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1) Beweglichkeit<br />

INHALT:<br />

2) In aller Stille<br />

3) Hinweis<br />

4) Die Fichte<br />

5) Heile Welt<br />

6) Zum Trost<br />

7) Hilfsmittel<br />

8) Tiefe Wahrheit<br />

9) Nebenwirkungen<br />

10) Brüder zur Sonne zur Freiheit<br />

11) Tragisch<br />

12) Verstimmt<br />

13) Gesucht wird<br />

14) Mehr nicht!


Prolog<br />

Was tief im Innersten verzweigt<br />

und schließlich öffentlich sich zeigt<br />

sind Pilze die im Waldmoos ranken<br />

oder poetische Gedanken.<br />

Von denen einige erbaulich.<br />

Doch andere höchst unverdaulich.<br />

Jene, die ein mildes Wesen,<br />

wurden hier von Hand verlesen.<br />

Doch ist der Text nicht fehlerfrei<br />

da der Autor selbst Partei.<br />

Jetzt ist der Leser aufgerufen.<br />

Zum Schmunzeln oder<br />

um zu fluchen.


Beweglichkeit<br />

Ein Fußpilz, dem das Ende droht,<br />

macht sich’s im Wanderschuh kommod.<br />

Absichtsvoll, um unter andern,<br />

so rasch wie möglich auszuwandern.


In aller Stille<br />

Wenn die Oktobersonne wärmt<br />

und die letzte Mücke schwärmt.<br />

Wenn junges Laub von alten Buchen<br />

dich oftmals narrt beim Pilze suchen.<br />

Wenn dir im herbstlich bunten Wald<br />

trotz Hirschbrunft nicht ein Echo schallt.<br />

Dann, wenn der erste Pilz gefunden.<br />

Schätzt du das Glück der stillen Stunden.


Hinweis<br />

Einem Waldweg wurde klar,<br />

das er bisher ein Hohlweg war.<br />

In Selbsterkenntnis<br />

und lobenswert ehrlich<br />

stellt er ein Schild auf.<br />

BETRETEN GEFÄHRLICH!


Die Fichte<br />

Erst als sie auf den Holzweg war<br />

schien ihr der Sinn des Daseins klar.<br />

Ihr Lebenswerk war dann im Grunde<br />

als Zahnstocher in aller Munde.


Heile Welt<br />

Ein Steinpilz nebst seiner Verwandtschaft,<br />

gut situiert,<br />

steht in der Landschaft.<br />

In der ein Mensch auf Pilzjagt geht<br />

und nicht entdeckt das er da steht.<br />

Ein Exemplar besonderer Güte.<br />

In seines Lebens voller Blüte.<br />

Muss nicht wie andere seiner Art<br />

sich von der Heimat trennen.<br />

Dieses Los bleibt ihm erspart.<br />

Man darf ihn Glückspilz nennen!


zum Trost<br />

Ein alter welker Pilz macht klar,<br />

das vergehen muss was war.<br />

Neues kann sich nur entfalten<br />

durch Verrottung alles Alten.<br />

Daher sind von Wichtigkeit,<br />

beim Pilze sammeln, Ort und Zeit.<br />

Doch auch manch mageres Ergebnis<br />

ist immerhin noch ein Erlebnis.


Hilfsmittel<br />

Ein Spaltpilz, konstruktiver Sorte,<br />

verzichtet meist auf große Worte.<br />

Seine Wirkung lässt sich zeigen<br />

an Hand betroffen sein und Schweigen.<br />

Doch auch das all zu laute Dröhnen<br />

ist meist kein Zeichen von Versöhnen.<br />

In beiden Fällen lässt sich sagen,<br />

Humor scheint hilfreich beim Ertragen.


Tiefe Wahrheit<br />

Ein Schimmelpilz, der sehr mobil,<br />

reist durch die Welt, ganz ohne Ziel.<br />

Den Zustand will er schnell beenden.<br />

Er träumt von eigenen vier Wänden.<br />

Schon bald erfüllt sich dieser Traum.<br />

Er findet einen Kellerraum.<br />

Dort hockt er nun in einem Eck<br />

und genießt sein Lebenszweck.


Nebenwirkungen<br />

Wenn der Altweibersommer schwindet.<br />

Wenn bunter Blätterregen fällt.<br />

Wenn der Pilz den Sammler findet.<br />

Wird wieder Tee mit Rum bestellt.<br />

Wer aber auf den Rum verzichtet,<br />

weil Alkohol ihn zu sehr schreckt.<br />

Kann sein, wenn er sein Pilzkorb sichtet,<br />

das er ein Substitut entdeckt.


Brüder zur Sonne zur Freiheit!<br />

(Wieder der Zuchtpilzhaltung)<br />

ein Beispiel:<br />

Vom Dunkel hin zum Lichte streben<br />

beginnt ein Champignon sein Leben.<br />

Statt neugieriger Weltentdecker,<br />

landet er beim Pizzabäcker.<br />

Dort wird der Pilz sehr fein geschnitten<br />

und auf der Pizza wohl gelitten.<br />

Damit er gut die Speise würzt<br />

wird ihm das Tageslicht gekürzt.<br />

Durch Ofenglut und kalter Nacht<br />

wird er dann zum Verzehr gebracht.<br />

Noch tief im Bauch, den er beschwert,<br />

hat er sich nach dem Licht verzehrt.


Tragisch<br />

Ein Röhrenpilz fühlt sich gestört,<br />

da er den Hirsch laut röhren hört.<br />

Der Herbstwald, im besagtem Fall,<br />

verstärkt die Laute noch durch Schall.<br />

Dieses tat den Pilz verdrießen<br />

seitdem ist er nicht zu genießen.


Verstimmt<br />

Das Pilzragout war scheinbar schlecht.<br />

Der Speisegast fordert sein Recht<br />

und unter schwenken seiner Gabel<br />

macht er die Sache Justitiabel.<br />

Pro und kontra streiten sich.<br />

Man bringt den Fall vors Pilzgericht.<br />

Die Juristen, sehr versiert,<br />

haben dann hin und her plädiert<br />

Recht wurde leider nicht gesprochen.<br />

Der Fall hat sich von selbst erbrochen.


Gesucht wird ...<br />

Wer Pilze sucht<br />

bemerkt es gleich.<br />

Die Spezies ist Artenreich!<br />

An Jahreszeit und ortsgebunden.<br />

Doch keineswegs sehr leicht gefunden.<br />

Wer krampfhaft sucht,<br />

der findet oft<br />

viel weniger als er erhofft.


Mehr nicht!<br />

Was uns die Pilze lehren?<br />

Man kann sich auch lautlos vermehren!


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