SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben November 2017
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22 | genuss | räucherfisch<br />
Gold aus dem Räucherofen<br />
Malerisch thront das Fischerhaus über dem Westufer des Starnberger Sees. Die Wellen lassen<br />
die Segelboote schaukeln, dahinter, neben dem Dampfersteg, steht eine charmante Fischerhütte<br />
mit Geranien vor dem Sprossenfenster. See-Idylle pur. Hier in Possenhofen betreibt seit<br />
2002 Ludwig Erhard die „Fischerei Gebhardt“. Und hier werden auch Fische geräuchert.<br />
Ludwig Erhard gewährte uns einen Einblick in die Geheimnisse der Fisch-Räucherei.<br />
Text + fotos Miriam Anton<br />
Schon seit Generationen haben in Possenhofen Fischer<br />
gelebt und gearbeitet, früher noch im Auftrag des Königs.<br />
Der 55-jährige Ludwig Erhard hat den Betrieb von<br />
seinem Onkel übernommen und gehört zu den 34 Berufsfischern<br />
am Starnberger See. Mittlerweile unterstützt ihn sein<br />
Sohn Felix (29), den er zum Fischwirt ausbildet. Da die Fischerei<br />
alleine zum Leben nicht ausreicht, vermieteten Erhard und<br />
seine Frau Evi heute die oberen Etagen des Fischerhauses als<br />
Ferienwohnungen.<br />
Im benachbarten Anbau feuert Erhard einmal die Woche seinen<br />
Räucherofen an. Gestern waren es Renken, die Erhard<br />
und Felix gefangen, geschlachtet und ausgenommen haben.<br />
Die warten nun gut gekühlt auf den Räucherofen. „Aale, Forellen,<br />
Renken, Saiblinge, Heringe und Makrelen sind die beliebtesten<br />
Fischarten, die im Ganzen heiß geräuchert werden,<br />
während Lachs meist als Filet im Kalträucherschrank landet.<br />
Aber auch Barsche, Brachsen und Karpfen, Alande und Flundern<br />
lassen sich im heimischen Räucherofen veredeln“, erklärt<br />
der Fischwirtschaftsmeister. Und das funktioniert durch Heißoder<br />
Kalträuchern. „Heiß“ bedeutet Temperaturen von über<br />
80 Grad Celsius und dauert, je nach Größe des Räucherguts,<br />
etwa ein bis zwei Stunden. Kalt geräuchert wird dagegen bei<br />
weniger als 25 Grad Celsius über einen Zeitraum von mehreren<br />
Stunden oder Tagen hinweg. Bevor es in den Ofen geht,<br />
baden die Fische normalerweise ein bis drei Stunden in Salzlake.<br />
Erhard reibt die Fische lieber mit trockenem Salz ein, lässt<br />
es über Nacht einziehen und wäscht es anschließend wieder<br />
ab. Als nächstes befestigt er die Fische am Räucherhaken.<br />
„Damit sie halten, müssen deren Spitzen immer im Bereich des<br />
Fischrückgrats verankert sein.“ Wichtig sei auch, dass die Kiemen<br />
zuvor entfernt werden, damit sie nicht im Ofen ausbluten.<br />
Nachdem die Fische leicht getrocknet sind, hängt Erhard<br />
sie in den 80 Grad warmen Ofen.<br />
Während seine Fische garen, erzählt der Fischer von seinem<br />
außergewöhnlichsten Fang vor drei Jahren. Ein Foto zeigt Erhard<br />
mit einem 1,50 Meter langen Wels. „Das war eine Überra-