Stolpersteine_2017_lowRES
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Biografie von Mathilde Weil geb. Rothschild (1878-1941)<br />
Mathilde Weil geborene<br />
Rothschild wurde am 2. Januar<br />
1878 in Eschenau bei<br />
Heilbronn geboren. Die Familie<br />
Rothschild war dort<br />
alteingesessen und Verwandte<br />
mit dem Namen<br />
Rothschild lebten dort seit<br />
1828. Ihr Vater Max Rothschild<br />
war zweimal verheiratet,<br />
und so hatte Mathilde<br />
einen Bruder Hermann<br />
(1883-?) und die Stiefgeschwister<br />
Hugo (1888-1918,<br />
von Elisa-Marie Lühmann, Klasse 8s<br />
Von links: Julie, Mathilde, Sigmund, davor Cilli und Hermann Weil,<br />
um 1916. Foto: Edith Leuchter<br />
gefallen) und Lina (1896-?), weitere sieben Geschwister starben als Kleinkinder. Mathilde<br />
war verheiratet mit dem Metzger Seligmann Weil, der Sigmund genannt wurde. Dieser<br />
wurde am 21. März 1871 geboren und verstarb am 03.01.1936 in Öhringen. Das Ehepaar<br />
hatte zwei Töchter, deren Namen Julie und Cilli, genannt „Liesel“, waren. Julie war im Jahre<br />
1902 geboren und Cilli im Jahre 1911. Mathilde und Seligmann hatten auch einen Sohn<br />
namens Hermann Weil, der im Jahr 1908 geboren wurde und ebenfalls Metzger wurde.<br />
Die Familie besaß ein Haus mit Scheune in der Poststraße 46 in Öhringen (Ecke zur<br />
Kirchgasse, sehr zentral gelegen) und betrieb dort eine Metzgerei und eine Gastwirtschaft,<br />
in denen das Ehepaar, ihre Kinder und drei bis vier Angestellte volltägig beschäftigt waren.<br />
Die Betriebe hatten eine außerordentliche Beliebtheit in Öhringen, allerdings ging 1933<br />
aufgrund des Boykotts das Geschäft erheblich zurück. Vor 1933 waren Vater und Sohn<br />
in vielen Vereinen integriert, trotzdem wurden sie am 18.03.1933 zusammen mit anderen<br />
Juden und Kommunisten von der SA durch die Stadt getrieben und schikaniert. Laut<br />
ihrer Enkelin, Edith Leuchter, war Mathilde eine lustige, kleine, dünne Frau, die eine gute<br />
Großmutter war. Mathilde war mit Edith sogar vertrauter als Ediths eigener Bruder Heinz.<br />
Mathilde war gern unter Menschen und auch sehr tierlieb. Sie besaß zusammen mit ihrer<br />
Familie sogar ein Pferd. In späteren Jahren war Enkelin Edith oft dort zu Besuch. Am<br />
22.01.1936 verkaufte Mathilde die Geschäfte für 25000 RM, da ihr Mann verstorben war.<br />
Am 16.04.1936 zog Mathilde zusammen mit Tochter Cilli nach Bruchsal in die Huttenstraße<br />
26. Ihre Tochter Julie wohnte zu diesem Zeitpunkt schon mit ihrem Ehemann Max Löb<br />
und ihren Kindern Edith und Heinz in Bruchsal, außerdem stammte Mathildes Schwiegertochter<br />
Emmy Stroh aus Bruchsal. 1938 zog Julie mit ihren Kindern bei Mathilde ein,<br />
denn ihr Ehemann war in die USA gereist, um dort den Weg für die Familie zu ebnen.<br />
Da Mathilde durch den Verkauf des Betriebs genügend Geld zur Verfügung hatte, Julie<br />
jedoch kein Geld hatte, gab vor allem<br />
wohl Cilli, aber auch Mathilde den Ton<br />
an. Heinz verließ kurz darauf Bruchsal.<br />
Mathildes Vermögen bestand hauptsächlich<br />
aus Wertpapieren im Wert von<br />
14000 RM. Diese musste sie bei der Judenvermögensabgabe<br />
zusammen mit<br />
mehreren goldenen Schmuckstücken,<br />
die zum Teil mit Diamanten besetzt<br />
waren, abgeben. Die Einrichtung ihrer<br />
Wohnung, die in der Entschädigungsakte<br />
detailliert aufgeführt wurde, zeugt davon, dass sie sehr gut ausgestattet war. Mathilde<br />
Aus: AUFBAU, Ausgabe vom 23.01.1942<br />
und Cilli beantragten 1938 eine Auswanderung in die USA, die auch genehmigt wurde. Im<br />
Mai 1939 gab Cilli jedoch an, ihren Pass noch nicht abgeholt zu haben, da sich die Ausreise<br />
verzögert habe, jedoch plane sie eine 8 bis 10-tägige Reise zu Verwandten nach Amsterdam<br />
wegen „mündlicher Besprechung einer Heiratsangelegenheit“. Auch diese Reise wurde<br />
genehmigt, aber niemals angetreten. Im August oder September 1939 wanderte Cilli<br />
stattdessen nach England aus und Hermann wanderte nach Israel aus, worüber Mathilde,<br />
laut Enkelin Edith, sehr froh war. Mathilde wohnte bis zum 22.10.1940 in der Huttenstraße<br />
26, dann wurde sie mit Tochter Julie und Enkelin Edith nach Gurs deportiert. Danach<br />
kamen sie in das französische Haftlager Rivesaltes, das bei Perpignan lag. Mathilde blieb<br />
dort vom 16.03.1941 bis zum 02.10.1941 und war dann bis zu ihrem Tod am 23.12.1941 im<br />
Krankenhaus „St. Louis“ in Perpignan, wo sie an einem Herzfehler starb. Ihre Tochter Julie<br />
und Enkelin Edith erfuhren noch im Haftlager von Mathildes Tod, konnten jedoch nicht<br />
zu ihrer Beerdigung gehen. Mathilde wurde auf einem Friedhof in Perpignan beerdigt.<br />
Biografien von Max Löb (1891-1968)<br />
und Julie Löb geb. Weil (1902-1942)<br />
von Lena Gräber, Klasse 8s<br />
Max Löb wurde am 26.03.1891 in Odenheim<br />
geboren. Seine Eltern waren Moses Löb (1866-<br />
1931), welcher einen schwunghaften Tabakhandel<br />
in Odenheim betrieb, und Johanna Löb geb.<br />
Freund (1858-1917). Er hatte eine Schwester namens<br />
Regina Dax geb. Löb, die in Esslingen lebte.<br />
Nach dem Tod des Vaters wurde das Elternhaus<br />
1931 durch Max Löb verkauft.<br />
Wohnhaus Löb am Gaisberg in Odenheim,<br />
damals Hauptstraße 269. Foto: Kurt Fay<br />
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