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dg_10_2017_SPEZIAL_Infrastruktur

Die Oktober-Ausgabe des gemeinderat beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Infrastruktur, z. B. im Bereich Wohnraumversorgung oder Breitbandausbau.

Die Oktober-Ausgabe des gemeinderat beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Infrastruktur, z. B. im Bereich Wohnraumversorgung oder Breitbandausbau.

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Nr. <strong>10</strong>/<strong>2017</strong><br />

8,50 Euro<br />

60. Jahrgang<br />

Das unabhängige Magazin für die kommunale Praxis<br />

www.treffpunkt-kommune.de<br />

KOMMUNALE ZUKUNFT<br />

BRAUCHT LEISTUNGSFÄHIGE<br />

INFRASTRUKTUREN<br />

Stuttgarter Verkehrspolitik: OB Fritz Kuhn im Interview<br />

Mit der DWA die richtige<br />

Hochwasservorsorge treffen. Nähere<br />

Informationen s. Seiten 72/73


Sanierung oder<br />

Neubau?<br />

Wir unterstützen Sie.<br />

Sie treffen im Gemeinderat die Entscheidungen für den Wirtschaftsstandort Kommune:<br />

Ausbau der Bildungseinrichtungen, Stärkung der Wirtschaftsansiedlung oder zukunftsfähige<br />

Angebote für bezahlbaren Wohnraum und die Belebung der Ortszentren. Wir helfen dabei:<br />

mit maßgeschneiderten Wirtschaftlichkeitsvergleichen, Standortanalysen und Entwicklungskonzepten.<br />

Und immer mit dem Blick auf den Haushalt. Schnell, individuell und preiswert.<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

„Ohne Städte ist kein Staat zu machen“ wird der erste deutsche Bundespräsident<br />

Theodor Heuss gern zitiert, wenn es gilt, die besondere Rolle der<br />

Kommunen für das „Funktionieren“ der Demokratie hervorzuheben. Ohne<br />

die Städte und Gemeinden ist aber auch keine erfolgreiche Wirtschaftsnation<br />

zu machen. Denn die kommunale Ebene stellt wesentliche öffentliche Leistungen<br />

und <strong>Infrastruktur</strong>en für ihre Bürger und die Unternehmen bereit – als<br />

unverzichtbare Grundlage für Produktion, Warenverkehr, Handel und das<br />

Erbringen von Dienstleistungen. Wo diese Basis an Wert verliert, weil der<br />

Staat sie verkommen lässt und versäumt, sie an die sich ändernden Anforderungen<br />

anzupassen, sind Wertschöpfung und Wohlstand bedroht. Denn<br />

die Leistungsfähigkeit Deutschlands in einem vom globalen Wettbewerb<br />

bestimmten Wirtschaften wird sinken.<br />

Wenngleich der kommunale Investitionsrückstand in jüngster Zeit um<br />

rund zehn Millionen Euro abgebaut wurde, bleibt aktuell eine Lücke von<br />

126 Milliarden. Diese schließen zu können, dafür stehen die Zeichen gut.<br />

Die Konjunktur brummt, die öffentliche Hand verzeichnet Rekordeinnahmen,<br />

und Wirtschaftsexperten rechnen mit anhaltendem Wachstum. Daher<br />

muss in den Rathäusern jetzt auf Investieren geschaltet werden. Es gilt, mit<br />

der Erneuerung und dem Ausbau der <strong>Infrastruktur</strong> die Zukunftsfähigkeit der<br />

Kommunen und des ganzen Landes zu sichern.<br />

Gute Wirtschaftsdaten allein genügen allerdings nicht, um das „Projekt<br />

Aufbau D“ zum Erfolg zu führen. Auch werden die Städte und Gemeinden<br />

die gewaltige Aufgabe ohne Unterstützung kaum stemmen können. Es ist<br />

die Verantwortung der künftigen Bundesregierung, die Rahmenbedingungen<br />

so zu setzen, dass Investitionen zielgerichtet und mit dem größtmöglichen<br />

Effekt erfolgen. Zudem muss der Bund die Kommunen dort entlasten, wo<br />

gesamtstaatliche Herausforderungen für sie enorme finanzielle Bürden<br />

bedeuten. Dies etwa bei der Integration von Flüchtlingen oder der Unterstützung<br />

sozial schwacher Haushalte.<br />

Kommunale Investitionen unter anderem in den Bereichen Digitalisierung,<br />

Bildung und Mobilität sind auch ein Weg, um Menschen das Gefühl<br />

des Abgehängtseins und die häufig damit verbundenen Zukunftsängste<br />

zu nehmen. Es ist damit auch ein Mittel, der Spaltung der Gesellschaft<br />

entgegenzuwirken. Dieser bedeutende Faktor darf in den Kosten-Nutzen-<br />

Überlegungen zu <strong>Infrastruktur</strong>investitionen keinesfalls außer Acht gelassen<br />

werden (Titel „<strong>Infrastruktur</strong>“, ab S. 18).<br />

Herzlich, Ihr<br />

Online-<br />

Spezial<br />

KONTAKT<br />

Sie haben Anmerkungen,<br />

Wünsche oder Fragen?<br />

Schreiben Sie mir!<br />

wolfram.markus@pro-vs.de<br />

Editorial<br />

SCHUTZ VOR<br />

H0CHWASSER<br />

BETRIFFT ALLE<br />

KOMMUNEN<br />

Know-how, Spezialisten, Produkte unter<br />

www.treffpunkt-kommune.de<br />

Wolfram Markus, Chefredakteur<br />

In der Steele 2, 40599 Düsseldorf • Tel.: +49 211 749022-31 • Fax: +49 211 749022-39<br />

info@dkc-kommunalberatung.de • www.dkc-kommunalberatung.de<br />

Kommunalberatung GmbH<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

3


Inhalt<br />

Inhalt<br />

In diesem Heft:<br />

18<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Mobilität: Radverkehr in den Städten braucht<br />

bessere <strong>Infrastruktur</strong> 44<br />

Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong>: Kommunen sollten die gute<br />

Konjunktur für Strukturreformen nutzen 18<br />

Interview: Sozialwissenschaftler Tim Engartner<br />

sieht Privatisierung nicht als Allheilmittel 22<br />

Bürgerbeteiligung: Großprojekte im Fokus<br />

lebendiger Demokratie 24<br />

Wohnungsbau: Städtetags-Präsidentin<br />

Eva Lohse im Interview 26<br />

Gesundheitsversorgung: Bayerische Landkreise<br />

fordern mehr Mitsprache 28<br />

Informationstechnik: Digitalisierung stellt<br />

Arbeitsprozesse auf den Prüfstand 30<br />

Smart City: Stadtentwicklung im Zeichen<br />

vernetzter Datenströme 34<br />

Stadtbeleuchtung: Intelligente Steuerung<br />

bringt LED-Licht exakt auf die Straße 36<br />

Elektromobilität: Berater Matthias Rohr über<br />

den Ladesäulenausbau in Kommunen 38<br />

Neues aus der Wirtschaft: Software verbessert<br />

den Verkehrsfluss an Kreuzungen 39<br />

<strong>Infrastruktur</strong>politik braucht stabile Finanzen<br />

Die Kommunen spielen beim Erhalt und Ausbau der <strong>Infrastruktur</strong> eine zentrale<br />

Rolle. Die gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigen Investitionen<br />

in Bildung und Verkehr. Zugleich sollten nun die kommunalen Finanzen<br />

für die Zukunft „wetterfest“ gemacht werden, rät KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.<br />

Erwartungen an die neue Bundesregierung 8<br />

Die finanzielle Entlastung der Kommunen ist eine der Hauptaufgaben der neuen<br />

Bundesregierung. Es geht nicht nur um die Übernahme von Kosten für die Integration,<br />

sondern grundsätzlich um die strukturelle Stärkung der kommunalen Finanzierungsbasis.<br />

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dafür sind besser denn je.<br />

Foto: MHP/Fotolia<br />

Foto: Azureus70/Fotolia<br />

Auf zwei Rädern sicher in die Stadt<br />

44<br />

Mehr Fahrradverkehr in den Städten trägt zur Entlastung des Pkw-Verkehrsaufkommens<br />

und zur Verbesserung der Luftqualität bei. Voraussetzung ist der Ausbau<br />

von Parkflächen, Wegweisungen – und vor allem sicheren Radwegen. Denn wer<br />

sich im Stadtverkehr auf zwei Rädern nicht sicher fühlen kann, steigt nicht auf.<br />

Fahrradkommunen: Die Förderung des<br />

Radverkehrs zahlt sich mehrfach aus 46<br />

E-Mobilität: Stadtwerke Schwäbisch Gmünd<br />

entwickeln Geschäftsmodelle 49<br />

Interview: Der Stuttgarter OB Fritz Kuhn über<br />

Verkehrspolitik, Luftreinhaltung und ÖPNV 50<br />

Schülerbeförderung: Software erleichtert<br />

Tourenplanung und Kostenkontrolle 54<br />

Lärmschutz: Sektorale Lärmbetrachtung sollte<br />

überwunden werden 56<br />

Motorradlärm: Dialogdisplays zeigen Wirkung<br />

in Weinstadt 60<br />

Abfallwirtschaft: Kommunen mischen im<br />

Geschäft mit Alttextilien mit 62<br />

Abwasserentsorgung: Kläranlagen können<br />

Akteur am Energiemarkt werden 64<br />

Projekte: Pirmasens ist Pionier der Phosphorrückgewinnung<br />

66<br />

Hochwasserschutz: Risikomanagement in<br />

Gesellschaft und Gemeinden 68<br />

Praxis: Abflusssimulation in Solingen 72<br />

Projektmanagement: <strong>Infrastruktur</strong>vorhaben<br />

erfordern Blick aufs Ganze 42<br />

Politik & Gesellschaft<br />

Bundespolitik: Kommunen haben hohe<br />

Erwartungen an die neue Regierung 8<br />

Integration: Landkreise koordinieren Angebote<br />

im Sprachunterricht für Zuwanderer <strong>10</strong><br />

Wirtschaft & Finanzen<br />

Ländlicher Raum: Perspektiven der medizinischen<br />

und ärztlichen Versorgung 12<br />

Kurort-Marketing: Gütezeichen bieten<br />

Kommunen Chance zur Profilbildung 14<br />

Ärztliche Versorgung auf dem Land sichern 12<br />

Ärzte aufs Land zu holen, ist in vielen Regionen ein Problem. Um die medizinische<br />

Versorgung abseits der Zentren zu sichern, bedarf es struktureller Analysen. Zu den<br />

wesentlichen Einflussfaktoren zählen Einwohnerzahl, Bevölkerungsentwicklung,<br />

geografische Lage und vorhandenes Gesundheits-Cluster.<br />

50<br />

Foto: Stadt Stuttgart<br />

Fritz Kuhn kämpft für<br />

bessere Luft<br />

Stuttgart steht beispielhaft für die Ziele<br />

vieler Städte in der Umwelt- und Verkehrspolitik:<br />

Luftreinhaltung, Gesundheitsschutz,<br />

Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs,<br />

mehr Urbanität mit weniger Autoverkehr.<br />

OB Fritz Kuhn erklärt im Interview,<br />

wie er das alles erreichen will.<br />

Foto Titelseite: Ianrward/Fotolia<br />

Foto: Terex/Fotolia<br />

56<br />

Betroffene fordern effektiven Lärmschutz<br />

Lange Zeit wurden Lärmpegel getrennt nach Verkehrsarten bewertet. Doch diese<br />

sektorale Betrachtung wird den Zielen des Immissionsschutzes nicht gerecht. Das<br />

wird entlang von Schienenstrecken wie etwa im Rheintal besonders deutlich. Die<br />

Betroffenen fordern klare Grenzwerte für die Lärmquellen und Einwirkungsorte.<br />

Gefahr durch Sturzregen und Hochwasser 68<br />

Hochwasserrisiko-Management ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Für die<br />

Kommunen bedeutet das unter anderem, ihre Situation zu analysieren und notwendige<br />

Maßnahmen zum Schutz vor Sturzregen und Überschwemmungen abzuleiten.<br />

Dabei kann ein „Audit Hochwasser“ des Fachverbands DWA Unterstützung bieten.<br />

Rubriken<br />

Editorial 3<br />

Panorama 6<br />

TOP Stellenmarkt 74<br />

Produkte & Dienstleistungen 76<br />

Was? Wann? Wo? 81<br />

Vorschau / Impressum 82<br />

Der Gesamtauflage dieser Ausgabe liegen Prospekte<br />

der Effertz Tore GmbH, Mönchengladbach,<br />

bei. Einer Teilauflage dieser Ausgabe liegen Prospekte<br />

der Hirsch & Wölfl GmbH, Vellberg, der<br />

BayWa AG Technik, München, sowie der Management<br />

Forum Starnberg GmbH, Starnberg, bei.<br />

4 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

5


Panorama<br />

NEUES AUS DEUTSCHLAND<br />

Panorama<br />

KURZ GEMELDET<br />

GIS-Leitfaden<br />

Der aktualisierte Leitfaden „Mobile GIS“<br />

der Arbeitsgruppe Runder Tisch GIS<br />

bietet erstmals Informationen für den<br />

Einsatz von Drohnen. Der Fokus liegt<br />

auf der Beschreibung der Workflows und<br />

der Datenübernahme in vorhandene<br />

GIS-Systeme. Der Leitfaden enthält<br />

außerdem Arbeitshilfen für den Aufbau<br />

mobiler Geodaten-Anwendungen in<br />

Kommunen, Fachverwaltungen und in<br />

Unternehmen. Die Publikation umfasst<br />

rund 250 Seiten und kann kostenlos<br />

als PDF unter www.rundertischgis.de/<br />

publikationen/leitfaeden heruntergeladen<br />

werden.<br />

Papieratlas <strong>2017</strong><br />

Die Städte Solingen, Potsdam, Halle<br />

(Saale) sowie die Universität Osnabrück<br />

und die Hochschule Rhein-Waal sind<br />

im Wettbewerb „Papieratlas <strong>2017</strong>“<br />

für ihren vorbildlichen Einsatz von<br />

Recyclingpapier in der Verwaltung<br />

ausgezeichnet worden. Die Herstellung<br />

von Recyclingpapier spart im Vergleich<br />

zu Frischfaserpapier bis zu 60 Prozent<br />

Energie und bis zu 70 Prozent Wasser. –<br />

www.papieratlas.de<br />

Bemerkenswert, vorbildlich, innovativ?<br />

Teilen Sie der Redaktion mit,<br />

was Ihre Kommune bewegt:<br />

wolfram.markus@pro-vs.de<br />

Stuttgart: Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist stark von Luftschadstoffen aus dem<br />

Verkehr betroffen. Nun soll das Bundesverwaltungsgericht über Fahrverbote entscheiden.<br />

Luftreinhaltung<br />

Fall vor Bundesgericht<br />

Das Land Baden-Württemberg geht<br />

gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts<br />

Stuttgart über die Luftreinhaltung<br />

in der Landeshauptstadt vor.<br />

Die Sprungrevision zum Bundesverwal<br />

tungsgericht soll die Frage von<br />

Fahrverboten für Diesel-Pkw klären.<br />

Die baden-württembergische Landesregierung<br />

will vor dem Bundesverwaltungsgericht<br />

Leipzig das<br />

Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart<br />

über den Luftreinhalteplan für die Landeshauptstadt<br />

anfechten. Das Urteil von<br />

Anfang September forderte unter anderem<br />

Fahrverbote für Dieselfahrzeuge von Januar<br />

2018 an, um die Schadstoffemissionen<br />

in der Stadt wirksam zu reduzieren.<br />

Nun werde das Verkehrsministerium beauftragt,<br />

die Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht<br />

in Leipzig gegen das<br />

Urteil zu beantragen, so Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann und sein Stellvertreter<br />

Innenminister Thomas Strobl. Damit<br />

wird das Urteil nicht rechtskräftig.<br />

Die Landesregierung hofft auf eine baldige<br />

Entscheidung. Das Bundesverwaltungsgericht<br />

hat einen vergleichbaren Fall<br />

des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts für<br />

den 22. Februar 2018 zur Verhandlung terminiert.<br />

Die Richter werden den Stuttgarter<br />

Fall rechtlich entscheiden, aber nicht<br />

mehr sachlich prüfen. Sie müssen klären,<br />

ob das Land anstelle des Bundes zur Einhaltung<br />

der Schadstoffgrenzwerte in Stuttgart<br />

eine sogenannte Blaue Umweltzone<br />

einrichten kann. In diese Zone dürften<br />

nur Fahrzeuge mit einer Blauen Plakette<br />

einfahren, deren Stickoxid-Emissionen unterhalb<br />

der Grenzwerte liegen. Das würde<br />

ein Fahrverbot für viele ältere Diesel-Pkw<br />

bedeuten. Die Bundesregierung lehnt das<br />

Instrument der Blauen Plakette bislang ab.<br />

Zur Luftreinhaltung und Verkehrspolitik<br />

in Stuttgart äußert sich Oberbürgermeister<br />

Fritz Kuhn im Interview in dieser Ausgabe<br />

(S. 50) und auf treffpunkt-kommune.de.<br />

6 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Foto: Tobias/Fotolia<br />

Digitale <strong>Infrastruktur</strong><br />

Rund 82 Prozent der Bundesbürger fordern,<br />

öffentliche Plätze und Gebäude mit<br />

kostenlosen WLAN-Spots auszurüsten.<br />

Das geht aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens<br />

PwC hervor (www.<br />

pwc.de/kernthema-internet). 88 Prozent<br />

der Befragten meinen, jeder Bürger solle<br />

ein Anrecht auf einen bezahlbaren Breitbandanschluss<br />

haben.<br />

Bei der Finanzierung des schnellen Internets<br />

sehen die Bürger die Telekommunikationskonzerne<br />

(66 Prozent) und die öffentliche<br />

Hand (63 Prozent) in der Pflicht.<br />

Dagegen meinen nur 27 Prozent, dass die<br />

Unternehmen, die das World Wide Web<br />

nutzen, auch für die direkten <strong>Infrastruktur</strong>kosten<br />

aufkommen sollen. Laut der Studie<br />

wären 53 Prozent der Bundesbürger<br />

durchaus bereit, für schnelleres Internet<br />

auch mehr Geld zu bezahlen.<br />

PwC-Experte Werner Ballhaus erklärte,<br />

der Ausbau der digitalen <strong>Infrastruktur</strong> sei<br />

nach Ansicht vieler Bürger eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe.<br />

DIE ALL-IN-ONE-<br />

LÖSUNG FÜR IHRE<br />

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Entsorger warnen vor<br />

Rekommunalisierung<br />

Die Handelskammer Bremen und der<br />

Bundesverband Sekundärrohstoffe und<br />

Entsorgung (BVSE) warnen vor einer vollständigen<br />

Rekommunalisierung der Abfallentsorgung<br />

in den Städten Bremen und<br />

Bremerhaven. Die beiden Organisationen<br />

kritisieren den Entwurf des Abfallwirtschaftsplanes<br />

für die beiden Kommunen<br />

in einer gemeinsamen Stellungnahme. Bereits<br />

die Errichtung einer Anstalt öffentlichen<br />

Rechts in Bremen, die sich primär<br />

auf Verwaltungsaufgaben konzentriere<br />

und das operative Geschäft weitestgehend<br />

privaten Entsorgern überträgt, könne zu<br />

nicht unerheblichen Mehrkosten führen.<br />

Allerdings stelle die für den Zeitraum<br />

2018 bis 2028 vorgesehene Partnerschaft<br />

mit privaten Dienstleistern zumindest sicher,<br />

im Betrieb von der Kompetenz und<br />

dem Know-how dieser Entsorger zu profitieren.<br />

Ein ähnliches System werde in<br />

Bremerhaven erfolgreich praktiziert.<br />

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80<br />

Bäder schließen jährlich<br />

Das Bad gehört dazu<br />

In Deutschland gibt es derzeit rund 6500<br />

öffenzliche Bäder. In den vergangenen<br />

17 Jahren sind durchschnittlich jährlich<br />

80 Bäder geschlossen worden. Mit Blick<br />

auf diese Zahlen fordert die Bäderallianz<br />

Deutschland, das „schleichende Bädersterben“<br />

zu beenden. Dieses betrifft demnach<br />

vor allem Frei- und Naturbäder. Für anstehende<br />

Sanierungen werden nach Angaben<br />

des Verbands mindestens 4,5 Milliarden<br />

Euro benötigt. Für den laufenden Unterhaltszuschuss<br />

seien außerdem jährlich rund<br />

drei Milliarden Euro erforderlich.<br />

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Wahlen<br />

Politik & Gesellschaft<br />

VON VERLIERERN<br />

UND SIEGERN<br />

Bei der Bundestagswahl <strong>2017</strong> haben<br />

CDU/CSU und SPD massiv Stimmen<br />

verloren zugunsten von AfD, FDP, Grünen<br />

und Linken. Ihre schwerste Schlappe<br />

erlitt die CDU im einst schwarzen<br />

Sachsen, wo sie beim Ergebnis nach<br />

Zweitstimmen (26,9 %) knapp von der<br />

AfD (27,0 %) geschlagen wurde.<br />

Auch die SPD ist in Sachsen am Boden.<br />

Mit 7,8 Prozent im Wahlkreis Sächsische<br />

Schweiz-Osterzgebirge erzielte<br />

sie dort bundesweit das schlechteste<br />

Zweitstimmenergebnis (AfD 35,5 %).<br />

Die FDP holte ihren bundesweiten<br />

Zweitstimmen-Spitzenwert im Wahlkreis<br />

Düsseldorf I mit 19,7 Prozent, ihren<br />

schlechtesten mit 6,6 Prozent im bayerischen<br />

Schwandorf.<br />

Die Linke kam in Berlin-Lichtenberg auf<br />

29,3 Prozent und erreichte damit dort<br />

bundesweit ihr bestes Zweitstimmen-<br />

Ergebnis. Die Grünen schnitten in Freiburg<br />

am besten ab: 21,2 Prozent.<br />

Sitzreihen im Bundestag: Die Wünsche, welche die Kommunen gegenüber der „großen“ Politik in<br />

der neuen Legislaturperiode haben, sind zahlreich. Die zügige Regierungsbildung zählt dazu.<br />

Bundespolitik<br />

Hohe Erwartungen an<br />

die neue Regierung<br />

Wo wird die neue Bundesregierung die Akzente für die Entwicklung des Landes<br />

setzen? Und: Wie stellt sie sich zu den Anliegen der Gemeinden? Noch ist alles<br />

offen, eine Koalition muss sich erst finden. Fest steht aber: Für eine nachhaltige<br />

Stärkung der Kommunen sind die Rahmenbedingungen besser denn je.<br />

Die größten wirtschaftlichen Fehler<br />

werden in Perioden mit gefüllten<br />

Kassen gemacht.“ – Wer das<br />

sagt, steht nicht im Verdacht, leere Formeln<br />

zu verbreiten. Oliver Holtemöller<br />

ist Vizepräsident des Leibniz-Instituts für<br />

Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Seine<br />

Warnung äußerte er Ende September bei<br />

der Vorlage des Herbstgutachtens <strong>2017</strong><br />

der fünf „Wirtschaftsweisen“, des Sachverständigenrats<br />

zur Begutachtung der<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wie<br />

der Beraterkreis offiziell genannt wird.<br />

Worauf sich Holtemöller bezog, ist das<br />

prognostizierte weitere Wirtschaftswachstum,<br />

demzufolge die öffentliche Hand in<br />

diesem und auch in den kommenden<br />

Jahren mit satten Haushaltsüberschüssen<br />

wird rechnen können. Vor diesem Hintergrund<br />

dürfe die künftige Regierung keine<br />

Selbstzufriedenheit zeigen, mahnte der<br />

Top-Wirtschaftsexperte. Er und seine Kollegen<br />

geben der neuen Bundesregierung<br />

den dringenden Rat, mit Reformen und Investitionen<br />

dafür zu sorgen, dass die gute<br />

wirtschaftliche Entwicklung anhält.<br />

Foto: Mdaake/Fotolia<br />

Denn erste Zeichen einer Anspannung zeigen<br />

sich schon. Der in manchen Branchen<br />

bereits offenkundige Fachkräftemangel<br />

und das für die kommenden Jahre erwartete<br />

Absinken der Erwerbstätigenzahlen –<br />

beides Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels – könnten das Wachstumstempo<br />

drosseln. Den Herausforderungen einer<br />

„vergreisenden“ Gesellschaft wird sich<br />

die neue Bundesregierung also dringend<br />

stellen müssen – wie auch anderen drängenden<br />

Aufgaben.<br />

Mit obenan steht die finanzielle Entlastung<br />

der Kommunen, insbesondere<br />

im Zusammenhang mit den Kosten der<br />

Integration von Flüchtlingen und bei der<br />

Kinderbetreuung sowie grundsätzlich die<br />

nachhaltige strukturelle Stärkung der kommunalen<br />

Finanzierungsbasis. Vor allem<br />

in Nordrhein-Westfalen ächzen die Städte<br />

und Gemeinden unter einer enormen Altschuldenlast<br />

und extrem hohen Sozialausgaben.<br />

Von der dortigen schwarz-gelben<br />

Regierungskoalition unter Ministerpräsident<br />

Armin Laschet (CDU) könnten wichtige<br />

Impulse für die Politikgestaltung eines<br />

Jamaika-Bündnisses in Berlin kommen,<br />

das sich gerade auch der Anliegen und<br />

Nöte der kommunalen Familie ernsthaft<br />

annimmt. Vorausgesetzt, Schwarz, Gelb<br />

und Grün finden sich in Berlin überhaupt<br />

zusammen.<br />

MEHR GELD AUS DER UMSATZSTEUER?<br />

Zu den Forderungen der Städte und Gemeinden<br />

im Zusammenhang mit einer<br />

besseren Finanzausstattung zählen neben<br />

einer höheren Beteiligung an der Umsatzsteuer<br />

der Ausbau der Gewerbesteuer, die<br />

Umsetzung der Grundsteuerreform und<br />

ein dauerhafter kommunaler Investitionsfonds.<br />

Mit dem Wunsch nach einer stärkeren<br />

Beteiligung an der Umsatzsteuer verbindet<br />

sich die Hoffnung, die in der Vergangenheit<br />

gewachsene Abhängigkeit der Gemeinden<br />

von Finanzzuweisungen der Länder und<br />

von Investitionsprogrammen des Bundes<br />

zu reduzieren.<br />

Soweit solche Wünsche mit neuen Belastungen<br />

der privaten Wirtschaft einhergehen,<br />

dürften sie allerdings in einer Regierung<br />

mit FDP-Beteiligung keine großen<br />

Chancen haben. Die Partei tritt für Entlastungen<br />

auf Unternehmerseite ein, will<br />

umfassende Abschreibungsmöglichkeiten<br />

und Steuervergünstigungen.<br />

Andererseits ist den Parteien klar, dass<br />

finanzschwache Städte und Gemeinden<br />

ohne staatliche Hilfen nicht auskommen<br />

werden, sollen freiwillige Leistungen<br />

nicht weiter eingeschränkt werden und<br />

die Qualität von Schulen und Betreuungseinrichtungen<br />

leiden. „Wir wissen, dass<br />

mehr Unterstützung notwendig ist, um die<br />

Probleme zu lösen“, heißt es in den „Regierungsprogramm<br />

<strong>2017</strong>–2021“ genannten<br />

Wahlpositionen der CDU/CSU.<br />

Immerhin sind in den vergangenen vier<br />

Jahren bereits annähernd <strong>10</strong>0 Milliarden<br />

Euro zur Entlastung der Länder und ihrer<br />

Städte und Gemeinden geflossen – möglich<br />

wurde das vor allem wegen des guten<br />

Wirtschaftswachstums und der niedrigen<br />

Zinsen. Für eine weitere Entlastung beziehungsweise<br />

eine stärkere Unterstützung<br />

der Kommunen etwa beim Wohnungsbau<br />

oder der Sanierung von Schulen stehen die<br />

Vorzeichen gut: Für <strong>2017</strong> bis 2019 werden<br />

laut aktueller Herbstprognose gesamtstaatliche<br />

Überschüsse von <strong>10</strong>9 Milliarden Euro<br />

erwartet sowie für 2019 ein Absinken der<br />

Schulden von Bund, Ländern und Gemeinden<br />

unter die Marke von 60 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts.<br />

Es wird in den kommenden Jahren<br />

also einigen Spielraum für mehr Investitionen<br />

in die öffentliche <strong>Infrastruktur</strong> geben.<br />

Der Erneuerungs- und Ausbaubedarf<br />

ist enorm, nicht nur bei Verkehrswegen,<br />

Energienetzen, Schulen und öffentlichen<br />

Gebäuden.<br />

Vor allem auch hinsichtlich einer flächendeckenden<br />

hochwertigen Breitbandversorgung<br />

als Grundlage der umfassenden<br />

Digitalisierung Deutschlands blieb die<br />

alte Regierung weit hinter ihren eigenen<br />

Zielen zurück. Die Breitbandstrategie des<br />

Bundes entspreche dem Ansatz „Pferdekutsche<br />

mit Elektropeitsche“, monierte<br />

jüngst die bekannte Netzaktivistin und<br />

frisch gebackene Bundestagsabgeordnete<br />

Anke Domscheit-Berg (Die Linke).<br />

Ein zentrales Thema wird in der neuen<br />

Legislaturperiode auch sein müssen, wie<br />

die ländlichen Räume als Orte des Lebens<br />

und Arbeitens vorangebracht werden können.<br />

Gerade auf dem Land sind drängende<br />

Aufgaben in den Bereichen Bildung, Digitalisierung<br />

und Mobilität zu lösen. „Dazu<br />

gehören tatkräftige wie gestaltungsstarke<br />

Landkreise und Gemeinden, um Entwicklungs-<br />

und Veränderungsprozesse betreiben<br />

zu können. Wesentlich hierfür ist eine<br />

ausreichende Finanzausstattung“, so der<br />

Präsident des Deutschen Landkreistages<br />

Reinhard Sager, Landrat im Kreis Ostholstein,<br />

in einem Statement seines Verbandes<br />

nach der Bundestagswahl. Ein neu<br />

zu schaffendes Bundesministerium für<br />

die ländliche Entwicklung soll nach den<br />

Vorstellungen des kommunalen Spitzenverbandes<br />

einen Beitrag zur Bündelung<br />

verschiedener Zuständigkeiten leisten<br />

und ein „Wächteramt“ über die Politik des<br />

Bundes mit Auswirkungen auf die ländlichen<br />

Räume wahrnehmen.<br />

CHANCENGLEICHHEIT ALS AUFGABE<br />

In den Blick nehmen müssen wird die<br />

neue Regierung auch die regionalen Unterschiede<br />

bei den Lebensverhältnissen<br />

in der Republik. Vor dem Hintergrund<br />

der wachsenden Disparitäten zwischen<br />

finanziell gut gestellten Kommunen auf<br />

der einen Seite und armen Gemeinden<br />

auf der anderen hängen die Bildungs-, Berufs-<br />

und Einkommensperspektiven junger<br />

Menschen schon heute mit davon ab, wo<br />

sie aufwachsen.<br />

Weite Schulwege, schlecht ausgestattete<br />

Schulen, Lehrermangel, das Ganze einhergehend<br />

auch mit einem überalterten Personalstamm<br />

bei den Pädagogen, sind häufig<br />

in wirtschaftlich darbenden Regionen zu<br />

finden – keine guten Voraussetzungen für<br />

die Ausbildung hoch qualifizierter Fachkräfte,<br />

wie sie die Unternehmen auch des<br />

ländlichen Raums brauchen. Und auch<br />

nicht für zufriedene Menschen. „Mitgestaltung<br />

und Wohlstand sind das beste Mittel<br />

gegen Verunsicherung, Unzufriedenheit<br />

oder das Gefühl des Abgehängtseins in<br />

einigen Teilen der Bevölkerung. Die Bundestagswahl<br />

hat uns mehr als bewusst gemacht,<br />

dass hier viel Engagement notwendig<br />

ist“, schreibt Landkreistags-Präsident<br />

Sager mit Blick auf das gute Abschneiden<br />

der AfD den etablierten Parteien ins<br />

Stammbuch.<br />

Noch ist alles offen in Berlin. Es müssen<br />

sich die Koalitionäre erst finden und es<br />

sind die künftigen Machtstrukturen und<br />

die weiteren Entwicklungslinien für das<br />

Land noch auszuhandeln. Angesichts der<br />

Positionen von CDU, FDP und Grünen in<br />

verschiedenen auch kommunalrelevanten<br />

Fragen – die da unter anderem sind Flüchtlingspolitik,<br />

Innere Sicherheit, Steuerbasis<br />

der Gemeinden, Energiepolitik – steht hinter<br />

manchem Anliegen der Städte und Gemeinden<br />

an die künftige Bundesregierung<br />

ein Fragezeichen. Wolfram Markus<br />

8 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

9


Politik & Gesellschaft<br />

INTEGRATION<br />

und Handelskammer und der Handwerkskammer<br />

zusammen. Neben sieben Sprachförderklassen haben<br />

sich am BSZW drei Sprint-Klassen gebildet. Organisiert<br />

werden diese nicht nach Herkunftssprachen,<br />

sondern nach Leistungsniveau.<br />

Darüber hinaus startete im Herbst 2016 mit „Sprint-<br />

Dual“ ein weiteres Projekt. „Festzustellen war, dass<br />

auch die guten Schüler oft länger als ein Jahr benötigen,<br />

um sie in Betriebe vermitteln zu können“, erklärt<br />

Zumbrägel. Vergangenes Jahr nahmen 32 junge Leute<br />

an dem Projekt teil. Das Ziel war, 50 Prozent der<br />

Teilnehmer in Ausbildung zu bringen. Zumbrägel:<br />

„Tatsächlich waren es 78 Prozent.“<br />

Wir fördern<br />

das Gute in NRW.<br />

KURSANGEBOT FÜR UNTERSCHIEDLICHE BEDARFE<br />

DIE AUTORIN<br />

Michaela Allgeier, Essen, ist Autorin und<br />

Beraterin in den Themenfeldern Demografische<br />

Entwicklung und Gerontologie<br />

sowie Integration (michaela.allgeier@<br />

demografie-allgeier.de)<br />

INTEGRATIONSPROJEKTE IN<br />

DEN LANDKREISEN<br />

Eine Übersicht zu den einzelnen Projekten<br />

unterschiedlicher Ausrichtung bietet<br />

der Deutsche Landkreistag auf seiner<br />

Homepage www.landkreistag.de unter<br />

Themen > Flüchtlinge und Migranten ><br />

Gute Beispiele aus den Landkreisen<br />

ONLINE<br />

Mehr zum Thema sowie die Langfassung<br />

des Beitrags finden Sie<br />

auf www.treffpunkt-kommune.de ><br />

Themen > Politik & Gesellschaft<br />

Sprachkurs-Vorbereitung im Landkreis St. Wendel: Migrations-Coach Barbara Motsch und ihr<br />

Arabisch sprechender Kollege Hajem Mohammad erkunden den Sprachstand der Teilnehmer.<br />

Migranten-Sprachkurse<br />

Die Weichen gestellt für<br />

gelingende Integration<br />

Für eine erfolgreiche Integration sind deutsche Sprachkenntnisse unerlässlich.<br />

Der Bodenseekreis sowie die Landkreise St. Wendel und Osnabrück nehmen<br />

den Sprachunterricht für Zuwanderer selbst in die Hand. Die Arbeit im Rahmen<br />

von Gesamtkonzepten und das Netzwerken kennzeichnet diese Initiativen.<br />

Sprachkenntnisse ebnen den Zugang<br />

zum Arbeitsmarkt, erleichtern die<br />

Verständigung im Alltag und schaffen<br />

die Voraussetzung dafür, am gesellschaftlichen<br />

Leben aktiv teilzunehmen. Entsprechende<br />

Anstrengungen zur Sprachvermittlung<br />

unternehmen nicht nur die Städte,<br />

sondern auch Kommunen im ländlichen<br />

Raum und die Landkreise. Im Folgenden<br />

werden drei Initiativen vorgestellt.<br />

Damit sich die Integrationschancen jugendlicher<br />

Flüchtlinge verbessern, hat das<br />

niedersächsische Kultusministerium das<br />

Modell „SPRINT – Sprach- und Integrationsprojekt<br />

an berufsbildenden Schulen“<br />

entwickelt. „Der große Vorteil gegenüber<br />

den klassischen Sprachförderklassen besteht<br />

darin, dass wir sehr schnell zusätzliches<br />

Personal einstellen konnten“, sagt<br />

Ulf Zumbrägel, Abteilungsleiter für den<br />

Bereich „Berufseinstiegsschule“ beim Berufsschulzentrum<br />

am Westerberg (BSZW)<br />

in Osnabrück.<br />

Das Netzwerk setzt sich unter anderem<br />

aus der Stadt sowie dem Landkreis Osnabrück,<br />

der Arbeitsagentur, der Industrie-<br />

Foto: Landkreis St. Wendel<br />

Zu den Aufgaben in den Kreisverwaltungen zählt<br />

auch die Vermittlung von passenden Sprachkursen.<br />

Wie Thomas Schmidt, Dezernent der Kommunalen<br />

Arbeitsförderung im Landkreis St. Wendel (Saarland),<br />

erklärt, sind in seinem Landkreis alle Aktivitäten<br />

eingebettet in ein Gesamtkonzept.<br />

Jeder anerkannte Flüchtling erhält eine Einladung,<br />

an einer Gruppenveranstaltung teilzunehmen, die<br />

Migrations-Coach Barbara Motsch leitet. Beschäftigt<br />

ist die Sozialpädagogin über das Bundesprogramm<br />

„Landaufschwung“, in dem 13 Modellregionen gefördert<br />

werden. Im Rahmen der Veranstaltung, bei der<br />

Arabisch sprechende Coach-Kollegen anwesend sind,<br />

werden Basisinformationen vermittelt und Kurzprofile<br />

der Teilnehmer erstellt. So lassen sich auch<br />

schnell Fachkräfte mit hohem Integrationspotenzial<br />

identifizieren und dann besonders fördern.<br />

Im Anschluss erfolgt eine Sprachstandsmessung,<br />

um das Sprachniveau festzustellen sowie die Zuweisung<br />

in die Kurse. Deren Koordination übernimmt<br />

ebenfalls Motsch. „Da die Sprachkursträger gezielt<br />

die passenden Teilnehmer zugewiesen bekommen<br />

müssen, spart dies Ressourcen, die für andere Aufgaben<br />

genutzt werden können.“<br />

Der Integrationsbeauftragte für den Bodenseekreis<br />

(Baden-Württemberg), Marvin Arnold, betont, wie<br />

sinnvoll es für alle Beteiligten war, sich zunächst<br />

einen Überblick über das Angebot für unterschiedliche<br />

Bedarfe zu erarbeiten. „Nur so war es möglich,<br />

Lücken zu identifizieren und gegenzusteuern.“<br />

Der Landkreis kooperiert hierbei mit unterschiedlichen<br />

Trägern wie der Volkshochschule und privaten<br />

Sprachkursanbietern.<br />

Einmal pro Quartal finden Netzwerktreffen zur<br />

Sprachvermittlung statt. Sie legen offen, welche<br />

Kurse in welchem Zeitraum starten. „Es ist eine Hilfe<br />

zur Selbsthilfe, der aufgrund des hohen Anteils unterschiedlicher<br />

Akteure nötig ist, um für Transparenz<br />

zu sorgen“, sagt Arnold. Einen besonderen Abstimmungsbedarf<br />

gebe es nicht, dies auch aufgrund der<br />

tragenden Rolle des Ehrenamts, das für die Region<br />

typisch sei.<br />

Michaela Allgeier<br />

Sportanlage Nordwalde, umgesetzt mit der<br />

individuellen Beratung der NRW.BANK.<br />

Wenn es darum geht, ein komplexes Projekt zum Leben zu erwecken,<br />

ist gute Teamarbeit Gold wert. Die NRW.BANK ist Partner rund um<br />

alle kommunalen Fragestellungen. Im Sinne einer fachlich<br />

versierten Unterstützung beraten unsere Spezialisten<br />

unabhängig, individuell und kostenlos. Sprechen<br />

auch Sie mit uns über Ihre kommunalen<br />

Herausforderungen.<br />

0211 91741-4600<br />

www.nrwbank.de/teamarbeit<br />

<strong>10</strong> der gemeinderat <strong>10</strong>/17


Wirtschaft & Finanzen<br />

KOMMUNALENTWICKLUNG<br />

Vorausschauen. Für Ihren Erfolg.<br />

Ärztliche Versorgung auf dem Land<br />

Die Chancen erkennen und nutzen<br />

Ob sich junge Ärzte auf dem Land niederlassen, liegt auch im Einflussbereich<br />

der Kommunen. Was sie hierzu wissen müssen, welche Chancen und möglichen<br />

Ansätze es gibt und welche Kompetenzen erforderlich sind, um abseits der<br />

Zentren die medizinische Versorgung zu sichern, umreißt dieser Beitrag.<br />

Wer das Problem der Arztversorgung<br />

im ländlichen Raum lösen<br />

will, muss dessen Relevanz und<br />

die Dimensionen erkennen. Sie lassen<br />

sich mit den Stichworten „Übergreifender<br />

Entwicklungsprozess“, „Kommunen in<br />

der Pflicht“, „Strukturwandel Hausärztemarkt“<br />

und „Bedarf an innovativen Lösungen“<br />

umschreiben.<br />

Dem Sterben von Landarztpraxen ging<br />

der Rückzug kleiner Einzelhandelsgeschäfte<br />

voraus. Ursache auch hier: der<br />

atomisierte Marktauftritt der „Einzelkämpfer“,<br />

die nie gewohnt waren, mit anderen<br />

zu kooperieren. Hier kommt die Gemeinde<br />

als Akteur ins Spiel. Denn die Entwicklung<br />

der Ärzteversorgung ist von direkt mit ihr<br />

zusammenhängenden Einflussfaktoren geprägt:<br />

etwa Einwohnerzahl, Bevölkerungsentwicklung,<br />

geografische Lage, vorhandenes<br />

Gesundheits-Cluster, Eigendynamik<br />

der Akteure vor Ort sowie Eigeninitiative<br />

von Kommunalpolitik und -verwaltung.<br />

Abhängig von der jeweiligen Konstellation<br />

dieser Faktoren lassen sich die<br />

Kommunen grob kategorisieren: in solche<br />

mit geringer Handlungsperspektive, mit<br />

Chancen zur nachhaltigen Sicherung der<br />

Hausärzteversorgung und mit Potenzial<br />

für den Ausbau der haus- und fachärztlichen<br />

Versorgung.<br />

DER AUTOR<br />

Adrian W. T. Dostal ist Geschäftsführer der<br />

Dostal & Partner Management-Beratung in<br />

Vilsbiburg; er entwickelt gemeinsam mit<br />

Kommunen Konzepte zur Sicherung der<br />

ärztlichen Versorgung und begleitet deren<br />

Umsetzung (a.dostal@dostal-partner.de)<br />

12<br />

Viele Kommunen mit weniger als 2000<br />

Einwohnern (Einwohnerangaben jeweils<br />

nur als Anhaltspunkt) verloren ihren letzten<br />

Hausarzt in den 1960er-Jahren. Bei<br />

statischer Einwohnerzahl ist für sie ein<br />

isoliertes Vorgehen nahezu aussichtslos,<br />

Chancen ergeben sich fast ausschließlich<br />

in einer interkommunalen Zusammenarbeit.<br />

Hiermit können Defizite unter anderem<br />

hinsichtlich des Einzugsgebiets, der<br />

Facharztversorgung und der Finanzen<br />

ausgeglichen werden.<br />

WACHSTUMSKOMMUNEN BEGÜNSTIGT<br />

Für Kommunen mit bis zu 4000 Einwohnern,<br />

mit in der Regel Einzelpraxen, wird<br />

es schwer werden, größere Einheiten zu<br />

bilden. Besonders dann, wenn im Umkreis<br />

von etwa zehn Kilometern größere<br />

Kommunen ab etwa 6000 Einwohner<br />

existieren. Ausgesprochene Wachstumskommunen<br />

bis 4000 Einwohner können<br />

dagegen so agieren, als wären sie doppelt<br />

so groß, wobei die Handlungsperspektiven<br />

aufgrund des im Normalfall begrenzten<br />

Honorarvolumens eingeschränkt sind.<br />

Eigenaktive Kommunen mit bis zu ungefähr<br />

4000 Einwohnern in Insellage (nächst<br />

Dort geht‘s lang: Ärzte in<br />

ländliche Regionen zu<br />

holen, erfordert von der<br />

Kommune Eigeninitiative.<br />

größere Kommune ist mehr als zehn Kilometer<br />

entfernt) haben in der Regel große<br />

Chancen, größere Einheiten auf den Weg<br />

zu bringen. Voraussetzung: Es muss ihnen<br />

gelingen, das potenzielle Einzugsgebiet für<br />

die ärztliche Versorgung auf mindestens<br />

<strong>10</strong> 000 Einwohner auszudehnen.<br />

Kommunen mit über 8000 Einwohnern<br />

befinden sich aufgrund des größeren Einzugsgebiets<br />

und häufig vorhandener Unternehmerärzte<br />

und Investoren auf der „sicheren“<br />

Seite. Durch das breit aufgestellte<br />

Gesundheits-Cluster sind sie in der Regel<br />

bestens für die Zukunft gewappnet. Selbst<br />

bei einer drohenden Klinikschließung<br />

winken Medizinische Versorgungszentren<br />

(MVZ) als interessante Nachfolgemodelle.<br />

Das „Anwerben“ von Ärzten erfordert<br />

aufseiten der Kommunalverwaltung verschiedene<br />

Kompetenzen: inhaltliche Kompetenz<br />

(u. a. Regularien Kassenärztliche<br />

Vereinigungen, Haus- und Fachärzteverbände),<br />

systemische Kompetenz (soziales<br />

Umfeld „junger“ Ärzte und Berufserwartungen),<br />

Moderatoren-Kompetenz (Neutralität<br />

als Schlüssel zum Erfolg), strategischer<br />

Marktüberblick (Was gehört alles<br />

zur „Gesundheit“? Was sind die Marktund<br />

Strukturtrends?). Bei komplexen<br />

Lösungsansätzen – sie beginnen bereits<br />

mit der neutralen und lösungsorientierten<br />

Moderation mehrerer Akteure – sind (insbesondere<br />

kleine) Kommunen überfordert.<br />

Neutrale Dritte zu Rate zu ziehen, kann<br />

weiterhelfen. Adrian W. T. Dostal<br />

Foto: Fälchle/Fotolia<br />

Die besten Karten in der<br />

Flüchtlingsversorgung!<br />

Unsere Gesundheitskarte<br />

für Asylbewerber.<br />

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Zeit und Kosten sparen? Dann nutzen<br />

auch Sie die elektronische Gesundheitskarte<br />

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für eine qualitätsgesicherte Gesundheitsversorgung<br />

Setzen Sie auf die große Erfahrung der<br />

DAK-Gesundheit! Wir beraten Sie gern.<br />

Silke Pagels<br />

Telefon: 040 2396 22 40 (zum Ortstarif)<br />

E-Mail: silke.pagels@dak.de<br />

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Wirtschaft & Finanzen KOMMUNALENTWICKLUNG Anzeige<br />

Advertorial<br />

THALASSO<br />

Thalasso-Therapien (von griech. thalassa<br />

= Meer) bauen auf der Heilkraft<br />

des Meeres auf. Es werden die Wirkstoffe<br />

und Wirkungen von Meerwasser,<br />

Meeresluft, Sonne, Algen, Sand und<br />

Schlick zur Gesundung von Körper und<br />

Seele eingesetzt. Die positiven Einflüsse<br />

dieser Elemente auf das Wohlbefinden<br />

und die Gesundheit des Menschen sind<br />

medizinisch nachgewiesen.<br />

ONLINE<br />

Mehr zum Thema sowie die Langfassung<br />

des Beitrags finden Sie<br />

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Themen > Wirtschaft & Finanzen<br />

DIE AUTOREN<br />

Anne Dorweiler ist Consultant bei<br />

der auf die Bereiche Gesundheit und<br />

Tourismus spezialisierten Beratungsgesellschaft<br />

Project M mit Standorten in<br />

Hamburg, München und Trier<br />

(anne.dorweiler@projectm.de),<br />

Detlef Jarosch ist bei diesem Unternehmen<br />

Senior Consultant und Experte<br />

für kurörtliche <strong>Infrastruktur</strong><br />

Foto: Ednurg/Fotolia<br />

Kurort-Marketing<br />

Siegel mit Sinn<br />

Sind Prädikate für Kurorte angesichts des Wandels in der medizinischen<br />

Versorgung ein Label ohne Wert? Durchaus nicht. Umfassend gelebt, kann ein<br />

solches Gütezeichen nicht nur Wegweiser für Gesundheitstouristen sein. Es<br />

bietet auch die Chance, der Kommune ein unverwechselbares Profil zu geben.<br />

Nordic Walking-Stöcke: Ein wichtiger<br />

Wirtschaftsbereich, in dem ein Prädikat<br />

Nutzen für Kurorte stiften kann, sind<br />

Gesundheitsreisen.<br />

In Deutschland gibt es mehr als 350<br />

hoch prädikatisierte Heilbäder und<br />

Kurorte, und es kommen immer wieder<br />

neue hinzu. Grundlage der Prädikatisierung<br />

bilden die ortsgebundenen<br />

(z. B. Thermalsole, Moor) beziehungsweise<br />

ortstypischen Heilmittel (z. B.<br />

Kneipp-Kuren). Was aber spricht vor dem<br />

Hintergrund, dass die Zahl der verkauften<br />

Kuren massiv zurückgegangen ist, dafür,<br />

die hohen Anforderungen der kurörtlichen<br />

Prädikatisierung zu erfüllen?<br />

Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der<br />

durch das Vorliegen eines Prädikats begünstigt<br />

werden kann, ist der Gesundheitstourismus<br />

– sprich Reisen, bei denen<br />

die Gäste gezielt etwas für ihre Gesundheit<br />

tun. Gesundheitsreisende leisten sich<br />

überdurchschnittliche Ausgaben – bei Tagesausflügen<br />

liegen diese viermal so hoch<br />

wie beim „normalen“ Reisenden.<br />

Aktuelle Marktforschungsdaten belegen,<br />

dass Gesundheitsreisende die<br />

Prädikate als Qualitätssignal verstehen,<br />

dies vor allem hinsichtlich<br />

Ambiente und medizinischtherapeutischer<br />

Kompetenz.<br />

Sie verbinden mit ihnen<br />

das Vorkommen natürlicher<br />

Heilmittel sowie<br />

das Vorhandensein<br />

besonderer Einrichtungen<br />

und<br />

therapeutischer<br />

Dienstleistungen.<br />

Besonders<br />

wichtig sind den<br />

Gesundheitsreisenden<br />

Einrichtungen mit Bezug zu den<br />

örtlichen Heilmitteln, allen voran Bäder<br />

und Thermen, aber auch Grünanlagen<br />

und Kurparks. Klassische kurörtliche<br />

Einrichtungen wie Kurmittelhäuser und<br />

Trinkkur- beziehungsweise Wandelhallen<br />

rücken in der Bedeutung dagegen eher in<br />

den Hintergrund.<br />

Mehr als zwei Drittel der Gesundheitsreisenden<br />

in Heilbädern und Kurorten<br />

gaben in einer repräsentativen Befragung<br />

an, dass ihnen Prädikate sympathisch oder<br />

sehr sympathisch sind. Immerhin für ein<br />

Drittel war das Prädikat relevant bei der<br />

Reiseentscheidung für den jeweiligen Ort.<br />

PRÄDIKATE MÜSSEN „GELEBT“ WERDEN<br />

Das Prädikat allein zieht jedoch die Kunden<br />

noch nicht in die Kommune. Vielmehr<br />

müssen die mit ihm verbundenen „Botschaften“<br />

im Ort möglichst durchgängig<br />

erlebbar sein und in einer hohen Aufenthaltsqualität<br />

sowie in attraktiven Angeboten<br />

und Services zum Ausdruck kommen.<br />

Was hiermit gemeint ist, lässt sich beispielsweise<br />

am Thalasso-Nordseeheilbad<br />

Norderney (rund 6<strong>10</strong>0 Einwohner, Niedersachsen;<br />

www.norderney.de) zeigen: Die<br />

Insel setzt außergewöhnliche Akzente und<br />

unterstreicht deutlich ihre Thalasso-Kompetenz,<br />

etwa mit dem Leitbetrieb Badehaus<br />

Norderney und mit infrastrukturellen<br />

Einrichtungen wie Thalasso-Kurwegen.<br />

Von Prädikaten, die solchermaßen „gelebt“<br />

werden, profitieren nicht nur Gesundheitsreisende.<br />

Vielmehr stiften sie<br />

Nutzen für Gäste und Besucher insgesamt.<br />

Sie sind Qualitätssignal für den Gast über<br />

den Gesundheitstourismus hinaus, roter<br />

Faden zur Erlebbarkeit des Ortes und das<br />

kommunale „Storytelling“ sowie Grundlage<br />

der Gesundheits- und Tourismusmarke.<br />

Anne Dorweiler / Detlef Jarosch<br />

Grafik: BARMER<br />

FITNESS-LOCATIONS: Kommunen in Bewegung<br />

BARMER und Deutscher Turner-Bund (DTB) bringen attraktive Bewegungsangebote in Kommunen<br />

Outdoor-Fitness, Street-Workout und Bodyweight-Training<br />

sind aktuelle Trends in der Welt<br />

des Fitness- und Freizeitsports. Der eigene Körper<br />

wird immer mehr zum persönlichen Fitnessgerät,<br />

das von dem modernen Stadtmenschen<br />

favorisiert in der Natur eingesetzt wird. Die Vorteile<br />

liegen auf der Hand: Man kann dieses Gerät<br />

immer und überall einsetzen, ohne auf kostspieliges<br />

Sportequipment angewiesen zu sein.<br />

Motiviert vom großen Erfolg der weit verbreiteten<br />

öffentlichen Trainingsparks, zum Beispiel<br />

in den USA, und angesichts der unzureichenden<br />

flächendeckenden Versorgung in Deutschland,<br />

entstand die Idee des gemeinsamen Projekts<br />

von BARMER und DTB. Das am 25.07.2015<br />

in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung<br />

und Prävention stellt den<br />

entsprechenden Rahmen. Es ermöglicht die<br />

Umsetzung des vielversprechenden Ansatzes im<br />

Setting Kommune.<br />

DAS BEWEGUNGSKONZEPT<br />

Das wissenschaftlich fundierte und evaluierte<br />

Konzept ist gekennzeichnet durch zwei wählbare<br />

Hauptmodule (Fitness-Trail und Fitness-<br />

HotSpot), die auf öffentlichen Grünflächen<br />

oder in Wohnquartieren errichtet werden. Beim<br />

Trail handelt es sich um eine Laufstrecke mit<br />

integrierten Stationen für Bodyweight-Übungen.<br />

Der HotSpot ist eine festinstallierte Anlage, an<br />

der vielfältiges funktionelles Training mit dem<br />

eigenen Körpergewicht möglich ist. „Unsere<br />

ausgeschilderten, unkomplizierten Trainingsanleitungen<br />

sind nach neuesten sportwissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen konzipiert. Sie sprechen<br />

sowohl Anfänger als auch fortgeschrittene<br />

Fitness-Athleten, Frauen und Männer, Jung und<br />

Alt an“ sagt Pia Pauly, Abteilungsleiterin DTB-<br />

GYMWELT. Zur verletzungsfreien Nutzung der Anlagen<br />

liefert die Stiftung Sicherheit im Sport das<br />

notwendige Sicherheitskonzept.<br />

DAS BESONDERE<br />

Kommunen erhalten kostenlose Beratung und<br />

Knowhow. Bürger sowie ortsansässige Vereine<br />

und Institutionen werden an einen Tisch gebracht<br />

und bei der Entwicklung der Locations<br />

miteinbezogen. Es entstehen bedarfsgerechte,<br />

auf die örtlichen Gegebenheiten abgestimmte,<br />

herstellerungebundene Lösungen. Für die nachhaltige<br />

Nutzung wird durch „Kümmerervereine“<br />

gesorgt. Lokale Turn- und Sportvereine erhalten<br />

die Chance, ihr Portfolio neu auszurichten. Da<br />

die zentrale Projektsteuerung und Vor-Ort-<br />

Koordination über den DTB erfolgt, werden die<br />

Kommunen entlastet und Synergien geschaffen.<br />

Zwei wählbare Module: Bei den Fitness-Locations ist mit dem Fitness-Trail und dem Fitness-Hot-<br />

Spot für jeden etwas dabei.<br />

Letztlich steigert die Kommune ihre Attraktivität<br />

und unterstützt ihre Bürger beim Schritt zu mehr<br />

Bewegung und gesunder Lebensweise.<br />

AKTUELLER STAND<br />

Das Projekt wurde bislang mit sieben Pilotstädten<br />

(Berlin, Potsdam, Leipzig, Gießen,<br />

Frankfurt, Karlsruhe und Schwäbisch Gmünd)<br />

begonnen. Öffentliche Outdoor-Fitnessanlagen<br />

waren überall ein präsenter Themenbereich.<br />

Einige Kommunen haben solche Sportanlagen<br />

bereits in ihre Sportförderprogramme integriert.<br />

Sie begrüßen die professionelle und herstellerungebundene<br />

Beratungsfunktion durch<br />

BARMER und DTB. Aufgrund unterschiedlicher<br />

Haushaltslagen und Verwaltungsstrukturen<br />

schreiten die Umsetzungsprozesse unterschiedlich<br />

schnell voran. Den ersten Erfolg konnte das<br />

Projekt unlängst verzeichnen: Seit Mai <strong>2017</strong><br />

erfreut sich die Stadt Gießen am großartigen<br />

Zuspruch des bundesweit ersten Fitness-Hot-<br />

Spots „Stangenpark Wieseckaue“. In den Jahren<br />

<strong>2017</strong>/2018 werden weitere Städte in das<br />

Projekt aufgenommen.<br />

Klaus Möhlendick, Dipl. Sportwissenschaftler<br />

der BARMER, ist überzeugt: „Das Projekt zeigt,<br />

wie es gelingen kann, dass ein Vorhaben mit<br />

hohem Nutzen für die gesamte Bevölkerung<br />

durch die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen<br />

realisiert werden kann. Die Bereiche<br />

Politik, Stadtverwaltung, Gesundheit und organisierter<br />

Sport agieren im Zusammenspiel mit<br />

freien Sportgruppen und bürgerschaftlichem<br />

Engagement.“<br />

Haben Sie Fragen zum Projekt? Möchte Ihre<br />

Kommune eine Fitness-Location einrichten?<br />

Nehmen Sie unverbindlich mit uns Kontakt auf.<br />

Vitalij Mihailoff<br />

Projektleiter „Fitness-Locations”<br />

Tel. 069/67801 138<br />

E-Mail: vitalij.mihailoff@dtb-online.de<br />

www.dtb-online.de/portal/fitness-locations<br />

14 der gemeinderat <strong>10</strong>/17


Wirtschaft & Finanzen<br />

KOMMUNALENTWICKLUNG<br />

Wirtschaft & Finanzen<br />

Bewegungsparcours<br />

Mit Muskelhypothek<br />

wird’s möglich<br />

Pflanzenpyramiden:<br />

Mobile Stadtbegrünung, attraktives Stadtmobiliar<br />

• In 5 Größen als Stand- und Wandpyramide<br />

• Einfacher Transport – mit Hubwagen, Gabelstapler<br />

• Saisonale Bepflanzung und<br />

vorkultivieren im Gewächshaus<br />

• PYRA Pflanzenwände für die Außengastronomie<br />

Sie werden „Speck-weg-Eck“, „Alla<br />

hopp“ oder nur schlicht „Fitnesspark“<br />

genannt und motivieren Menschen<br />

zum Aktivsein im Freien. Gemeinden,<br />

die ihren Bürgern Gutes tun wollen,<br />

sollten solche Bewegungsparcours<br />

einrichten. Am Geld müssen derartige<br />

Projekte nicht scheitern.<br />

Ganz umsonst ist die gesundheitsfördernde<br />

Bewegung im Freien<br />

nicht zu haben: Schon wer lediglich<br />

wandert, braucht vernünftiges Schuhwerk,<br />

Rucksack sowie Wind-und-Wetterbekleidung.<br />

Soll das alles etwas taugen,<br />

ist mehr hinzulegen als nur ein Spottpreis.<br />

Und wer sich mit dem Fahrrad fit halten<br />

will, hat zunächst die nicht gerade niedrige<br />

finanzielle Hürde zu nehmen, die der<br />

Kauf eines gut ausgestatteten wie auch<br />

robusten „Drahtesels“ bedeutet.<br />

Kommunen, die sich die Gesundheitsförderung<br />

ihrer Bürger auf die Fahnen<br />

geschrieben haben, geht es nicht anders.<br />

Weil der Trimm-Dich-Pfad am Waldrand<br />

niemanden mehr hinter dem Ofen, geschweige<br />

denn zum Sport in der freien<br />

Natur lockt, muss es etwa Attraktiveres<br />

sein: Moderne, mit raffinierten Geräten<br />

ausgestattete Bewegungsparcours bedienen<br />

das Interesse junger wie alter Menschen,<br />

über gezielte körperliche Übungen<br />

einen Ausgleich zu den Belastungen des<br />

beruflichen Alltags zu finden, den Muskelapparat<br />

und das Herz-Kreislauf-System<br />

zu trainieren. Das Ganze, ohne im Fitness-<br />

Bewegungsparcours in Nürnberg-Langwasser:<br />

Fitnessangebote im nahen<br />

Wohnumfeld werden gern angenommen.<br />

Sicherer Schutz · Geringe<br />

Kosten · Schnelle und<br />

einfache Montage · Gut zu<br />

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Koblenzer Straße 18<br />

57072 Siegen<br />

Telefon 0271 4059688<br />

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Foto: Stadt Nürnberg – Sportservice<br />

studio Mitglied werden zu müssen. Die<br />

entsprechende Ausstattung solcher Anlagen<br />

ist allerdings nicht billig. Je nach Art<br />

kosten die Trainingsgeräte durchaus 3000<br />

bis 5000 Euro pro Stück. Das Anlegen des<br />

Platzes eingerechnet können daher schnell<br />

Beträge im mittleren fünfstelligen Bereich<br />

zusammenkommen – selbst bei nicht allzu<br />

üppiger Geräteanzahl.<br />

Doch woher das Geld nehmen, wenn<br />

der Haushalt kaum Spielraum lässt für<br />

solche Ausgaben? Hier empfiehlt sich der<br />

Blick über den kommunalen Gartenzaun.<br />

Städte und Gemeinden deutschlandweit<br />

machen vor, dass die Anlage von Bewegungsparcours<br />

nicht zwangsläufig den<br />

Etat belasten muss oder zumindest ein<br />

Teil der vorgesehenen Ausgaben von Dritten<br />

geleistet werden kann. Ehrenamtliche<br />

Arbeit und Sponsorenschaft sind hier die<br />

Stichworte.<br />

BLAUPAUSE FÜR BÜRGERENGAGEMENT<br />

In der hessischen Stadt Zwingenberg<br />

(rund 7000 Einwohner) beispielsweise<br />

entstand aus privater Initiative heraus im<br />

Ortsteil Rodau ein Bewegungsparcours,<br />

im Volksmund liebevoll-spöttisch „Rorrer<br />

Speck-Weg-Eck“ genannt. Etwa 50 000<br />

Euro kostete die Anlage mit insgesamt elf<br />

Geräten. Die eine Hälfte der Aufwendungen<br />

übernahm die Kommune, die andere<br />

wurde von Sponsoren getragen, darunter<br />

befinden sich eine Krankenkasse, Geldinstitute<br />

und ein kommunales Versorgungsunternehmen.<br />

Ausgaben ließen sich auch deshalb sparen,<br />

weil Ehrenamtliche bei der Anlage des<br />

Platzes mit anpackten. Sie brachten die<br />

„Muskelhypothek“ ein, ohne die solche<br />

Projekte in der Regel um Einiges teurer<br />

wären. „Eine Blaupause für bürgerschaftliches<br />

Engagement“, bringt Rodaus Ortsvorsteher<br />

Horst Hölzel auf den Punkt, was<br />

bei diesem Projekt im Zusammenspiel von<br />

Bürgern und Stadt geleistet wurde.<br />

Im Essener Stadtteil Werden (rund 9700<br />

Einwohner, Nordrhein-Westfalen) können<br />

Anhänger des Trendsports Calisthenics seit<br />

geraumer Zeit im alten Strandbad Löwental<br />

dem Krafttraining, das mit dem eigenen<br />

Körpergewicht arbeitet, frönen. Auch dort<br />

geht der Parcours auf eine private Initiative<br />

zurück. Stolze <strong>10</strong> 000 Euro wurden<br />

aus den Startgeldern von zwei eigens zur<br />

Unterstützung des Projekts ausgerichteten<br />

Sportveranstaltungen von privater Seite<br />

zur Verfügung gestellt, der Stadtbezirk gab<br />

15000 Euro dazu. Das Besondere an der<br />

Anlage, neben den vielen attraktiven Geräten:<br />

sie ist die erste dieser Art in Essen,<br />

deren Benutzung nichts kostet.<br />

Freiwillige Helfer, Sponsoren und Parcours-Paten<br />

– Letztere sind wichtig für die<br />

dauerhafte Betreuung der Anlagen – lassen<br />

sich bei privat initiierten Bewegungsparcours<br />

leichter finden, wenn Kommunalpolitik<br />

und -verwaltung die Suche nach<br />

Unterstützern mit ihren Möglichkeiten<br />

begleiten. Der kurze Draht zu kommunalen<br />

Unternehmen und die Verbindungen<br />

in die lokale Unternehmerschaft hinein<br />

sollten genutzt werden, Gel<strong>dg</strong>eber für die<br />

Projekte zu gewinnen. Wolfram Markus<br />

BEWEGUNG GEZIELT FÖRDERN<br />

Der organisierte Freizeitsport hat seit<br />

Jahren Mobilisierungsprobleme, denn<br />

die sportliche Betätigung erfolgt immer<br />

stärker nach individuellen Vorstellungen.<br />

Hier bieten Bewegungsgeräte im öffentlichen<br />

Raum Chancen, Menschen freie<br />

Angebote zu machen. Experten fordern<br />

daher, in der Grünraumplanung die Bewegungsförderung<br />

als Ziel zu verankern.<br />

EINE WELT BEGINNT VOR ORT<br />

Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) steht Kommunen in Deutschland als<br />

Partner in allen Fragen kommunaler Entwicklungspolitik zur Seite. Dabei beraten, informieren<br />

und fördern wir sie in unseren Zukunftsthemen<br />

Fairer Handel und Faire Beschaffung<br />

Global Nachhaltige Kommune<br />

Kommunale Partnerschaften und internationale Kommunalbeziehungen<br />

Migration und Entwicklung<br />

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16 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) ist Teil von ENGAGEMENT GLOBAL und<br />

arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.<br />

ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH | Service für Entwicklungsinitiativen<br />

Tulpenfeld 7 | 53113 Bonn | www.engagement-global.de<br />

Servicestelle Kommunen in der Einen Welt<br />

www.service-eine-welt.de | info@service-eine-welt.de<br />

Im Auftrag des<br />

17


Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

DER AUTOR<br />

Dr. Jörg Zeuner ist Chefvolkswirt der<br />

KfW-Bankengruppe mit Sitz in Frankfurt<br />

am Main (www.kfw.de)<br />

Achtung, Schleudergefahr:<br />

Der Investitionsrückstand<br />

bei der kommunalen <strong>Infrastruktur</strong><br />

ist ein standortpolitisches<br />

Problem von<br />

gesamtstaatlicher Tragweite.<br />

Investitionen<br />

Chance für strukturelle<br />

Reformen nutzen<br />

Beim Abbau des Investitionsstaus liegt noch ein weiter Weg vor den<br />

Kommunen. Daran ändern die hohen Haushaltsüberschüsse der jüngsten<br />

Zeit kaum etwas. Die aktuelle „Schönwetterperiode“ sollte aber auf jeden Fall<br />

genutzt werden, um die Finanzen „wetterfest“ zu machen und strukturelle<br />

Probleme zu beseitigen, die Investitionen erschweren.<br />

Foto: MHP/Fotolia<br />

Die Kommunen spielen in der öffentlichen<br />

Debatte über den Investitionsstau<br />

eine zentrale Rolle. Sie<br />

tragen laut Statistischem Bundesamt rund<br />

35 Prozent zu den öffentlichen Bruttoinvestitionen<br />

bei und stellen dadurch wesentliche<br />

öffentliche Leistungen und <strong>Infrastruktur</strong>en<br />

für die Bürger bereit. Dabei<br />

stehen Kommunen immer wieder vor gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Herausforderungen,<br />

die sich regional höchst<br />

unterschiedlich auswirken können. Hohe<br />

Schulden und Investitionsrückstände in<br />

vielen Städten und Gemeinden Deutschlands<br />

sind sowohl Ursache als auch Symptom<br />

dieser regionalen Unterschiede.<br />

Die gute Nachricht ist: Die wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen sind gegenwärtig<br />

so gut wie lange nicht mehr. Neben<br />

Rekordeinnahmen entlasten die niedrigen<br />

Zinsen und die gute Konjunktur die öffentlichen<br />

Haushalte. Auch die Kommunen<br />

profitieren davon. Im vergangenen<br />

Jahr betrug der Haushaltsüberschuss der<br />

kommunalen Ebene über fünf Milliarden<br />

Euro. Das ist der höchste Wert seit<br />

der Finanzkrise 2008/2009. Erfreulich ist<br />

auch, dass die kommunalen Investitionen<br />

weiter zunehmen; 2016 wurde (nominal)<br />

der höchste Stand seit über zehn Jahren<br />

erreicht. Und selbst bei der Verschuldung<br />

wurde 2016 erstmals seit Jahren wieder<br />

ein Rückgang verzeichnet, dies sogar bei<br />

den kommunalen Kassenkrediten, die als<br />

finanzpolitischer Problemindikator gelten.<br />

Diese erfreulichen Entwicklungen haben<br />

allerdings zwei wesentliche Schwachpunkte:<br />

Zum Ersten sind die entlastenden<br />

Effekte überwiegend der sehr guten konjunkturellen<br />

Entwicklung geschuldet<br />

und wirken damit lediglich temporär.<br />

Die großen Herausforderungen<br />

(z. B. demografischer Wandel,<br />

ÖPNV-Ausbau) sind dagegen<br />

struktureller Natur. Ihnen<br />

werden sich die Kommunen<br />

also auch unter<br />

deutlich schlechteren<br />

konjunkturellen<br />

Rahmenbedingungen<br />

stellen<br />

müssen.<br />

Zum Zweiten verbirgt die Gesamtentwicklung<br />

enorme regionale Unterschiede. Diese<br />

zeigen sich beispielsweise bei der Investitionstätigkeit<br />

oder der Verschuldung. Die<br />

Folge ist, dass Kommunen teilweise unter<br />

extrem unterschiedlichen Voraussetzungen<br />

ähnliche (Mindest-)Anforderungen<br />

erfüllen müssen. Kommen dann noch außergewöhnliche<br />

Herausforderungen wie<br />

die hohen Flüchtlingszahlen im Jahr 2015<br />

hinzu, stoßen viele Kommunen an ihre<br />

Grenzen. Wichtige Investitionen oder der<br />

Unterhalt der bestehenden Einrichtungen<br />

können dann häufig nicht mehr vollumfänglich<br />

gewährleistet werden.<br />

In der Folge beklagen die Kommunen<br />

im KfW-Kommunalpanel seit Jahren einen<br />

spürbaren Investitionsrückstand. Positiv<br />

ist, dass dieser im Panel <strong>2017</strong> um rund<br />

zehn Milliarden Euro niedriger gegenüber<br />

dem Vorjahr ausfällt. Die zahlreichen<br />

Maßnahmen aller föderalen Ebenen zur<br />

Investitionssteigerung zeigen also erste<br />

Wirkung. Mit rund 126 Milliarden Euro<br />

bleibt der kommunale Investitionsrückstand<br />

aber weiterhin substanziell.<br />

Berücksichtigt man ferner, dass die<br />

größten Rückstände im Schul- und Verkehrsbereich<br />

liegen, ist der Investitionsrückstand<br />

nicht nur ein fiskalisches, sondern<br />

auch ein standortpolitisches Problem<br />

von gesamtstaatlicher Tragweite. Auch<br />

wenn die ersten Schritte in die richtige<br />

Richtung getan sind, liegt somit noch ein<br />

langer Weg vor den Kommunen.<br />

ES GEHT UM PLANUNGSSICHERHEIT<br />

TITEL INFRASTRUKTUR<br />

Weit gespannt – von Fragen des<br />

finanz- und wirtschaftspolitischen<br />

Umfeldes (S. 18–23) bis hin zum<br />

Projektmanagement (S. 42) – ist<br />

der thematische Bogen unseres<br />

26 Seiten umfassenden <strong>Infrastruktur</strong>-Titels.<br />

Es geht unter anderem um<br />

Wohnungsbau (S. 26), Gesundheitsversorgung<br />

(S. 28) und Datennetze<br />

(S. 32). Weitere Beiträge sowie die<br />

Langfassungen von Artikeln finden<br />

Sie auf www.treffpunkt-kommune.de<br />

> Themen.<br />

Lässt sich dieser Weg mit Einmalinvestitionen<br />

oder Hilfs- und Investitionsprogrammen<br />

verkürzen? Nur bedingt!<br />

Bereits jetzt stoßen viele Kommunen an<br />

Kapazitätsgrenzen. Investitionsprojekte<br />

erfordern Personal- und Planungskapazitäten,<br />

die den Kommunen nur begrenzt<br />

zur Verfügung stehen. Auch Preiseffekte<br />

können problematisch sein. Angesichts<br />

der gegenwärtig hohen Auslastung des<br />

Baugewerbes muss bei zusätzlichen Investitionsprojekten<br />

mit Preisaufschlägen<br />

gerechnet werden. Dies bedeutet aber<br />

schlicht höhere Investitionssummen, bei<br />

sonst gleichbleibenden Leistungen.<br />

Investitionsprogramme können natürlich<br />

dabei helfen, Impulse für zusätzliche<br />

Investitionen zu setzen. Mindestens<br />

genauso wichtig ist jedoch, die Planungssicherheit<br />

für die Kommunen zu erhöhen.<br />

Nur wenn sie langfristig planen<br />

können, lassen sich auch langfristig sinnvolle<br />

Projekte effizient umsetzen. Dafür<br />

müssen alle föderalen Ebenen zusammenarbeiten.<br />

Der Bund sollte vor allem<br />

die Konnexität der Finanzierung bei der<br />

Aufgabenverteilung sicherstellen, insbesondere<br />

im Sozialbereich. Die Länder<br />

müssen über ihre jeweiligen Ausgleichssysteme<br />

für eine angemessene Finanzmittelausstattung<br />

ihrer Kommunen sorgen.<br />

Aber auch die Kommunen selber müssen<br />

ihren Beitrag leisten. Dazu gehört eine<br />

realistische Abwägung zwischen Kosten<br />

und Bürgerbedürfnissen, die zu einer sinnvollen<br />

Prioritätensetzung bei der Investitionsplanung<br />

führen muss. Im Hinblick auf<br />

die angespannte Haushaltslage muss dabei<br />

auch auf die Nachhaltigkeit der Investitionsmaßnahme<br />

geachtet werden: Folgekosten<br />

und die Demografiefestigkeit von<br />

Investitionen und öffentlichen Leistungen<br />

sollten immer kritisch hinterfragt werden.<br />

Dies gilt auch für den Personalbestand.<br />

Fehlplanungen an diesen Stellen können<br />

die Haushalte für Jahrzehnte belasten oder<br />

auch überlasten.<br />

Die aktuell gute Gesamtsituation erleichtert<br />

ein Angehen vieler dieser Punkte.<br />

Dies nicht zuletzt, weil genügend finanzielle<br />

Ressourcen zur Verfügung stehen,<br />

um strukturelle Reformen umzusetzen,<br />

vor denen bislang aufgrund der hohen<br />

(politischen) Kosten zurückgeschreckt<br />

wurde. Die aktuelle Schönwetterperiode<br />

sollte in Anbetracht der gegenwärtigen<br />

und absehbaren Herausforderungen deshalb<br />

unbedingt genutzt werden, um die<br />

kommunalen Finanzen für die Zukunft<br />

„wetterfest“ zu machen. Jörg Zeuner<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

19


Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

www.pd‐g.de/ib_g<br />

Straßen-Teilsperrung: Beispiele wie die nur noch eingeschränkt nutzbare A1-Rheinbrücke bei<br />

Leverkusen zeigen die Folgen einer Vernachlässigung zentraler <strong>Infrastruktur</strong>einrichtungen.<br />

Volkswirtschaft<br />

Unterlassung mit Folgen<br />

Öffentliche Investitionen haben eine Hebelwirkung für die gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung. Sie zu unterlassen, wirkt sich hemmend auf die private Investitionstätigkeit<br />

aus. Dieser Effekt lässt sich in Deutschland beobachten. Unternehmen<br />

sehen die marode <strong>Infrastruktur</strong> zunehmend als „Investitions-Blocker“.<br />

Die öffentlichen Investitionen (nur<br />

in Sachanlagen) machen etwa<br />

zehn Prozent aller Investitionen<br />

in Deutschland aus. Im Jahr 2016 wies<br />

die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung<br />

öffentliche Bauinvestitionen von 36,4 Milliarden<br />

Euro auf. Weitere 12,9 Milliarden<br />

Euro entfielen auf Ausrüstungen und etwas<br />

über 17 Milliarden wurde in geistiges<br />

Eigentum investiert. Damit ist der Staat ein<br />

wichtiger Akteur, hat aber verglichen zu<br />

früheren Zeiten deutlich an Gewicht verloren.<br />

Die Investitionstätigkeit der öffentlichen<br />

Hand folgte in der Vergangenheit<br />

einer U-Kurve, die ihren tiefsten Punkt im<br />

Jahr 2005 erreichte. Seither steigt sie wieder<br />

an, liegt aber noch immer unter dem<br />

europäischen Durchschnitt.<br />

Besonders deutlich wird das im kommunalen<br />

Bereich. Hier reichen seit 2003<br />

die Investitionen nicht mehr aus, um die<br />

Abschreibungen auf den Kapitalstock zu<br />

decken, ein recht sicheres Zeichen für eine<br />

zu geringe Investitionstätigkeit.<br />

Es ist aber zu beachten, dass öffentliche<br />

Investitionen anders als private Investitionen<br />

nicht ausschließlich aus dem Grund<br />

getätigt werden, einen unmittelbaren monetären<br />

Ertrag zu generieren. Vielmehr<br />

können sie politische Zielsetzungen verfolgen.<br />

Zumeist werden öffentliche Investitionen<br />

mit zwei Zielen verbunden: der<br />

Konjunktursteuerung und der Verbesserung<br />

der Standortqualität, wodurch private<br />

Investitionen generiert werden sollen.<br />

Gerade in Krisenzeiten ist die Steigerung<br />

öffentlicher Investitionen ein geeignetes<br />

Instrument, um Nachfrageschocks<br />

aufzufangen. Kurzfristig sind öffentliche<br />

Investitionen darüber hinaus aufgrund<br />

ihrer relativ hohen Multiplikatoren konjunkturpolitisch<br />

wirksam.<br />

Foto: Kamasigns/Fotolia<br />

Abseits von Krisensituationen stellen<br />

staatliche Investitionen eine Option dar,<br />

um Wachstumspotenziale zu stärken, zukünftigen<br />

Wohlstand zu sichern und die<br />

Entstehung von Einkommen und Arbeitsplätzen<br />

zu bewirken. Erst durch die öffentlichen<br />

Investitionen in die <strong>Infrastruktur</strong><br />

werden private Investitionen und die<br />

damit verbundenen Wohlfahrtseffekte ermöglicht,<br />

weshalb man auch von einem<br />

Vorleistungscharakter öffentlicher Investitionen<br />

sprechen kann. Mangelt es an diesen,<br />

kann das einen volkswirtschaftlichen<br />

Effekt auslösen, der weit über den Wert einer<br />

unterlassenen Investition hinausgeht.<br />

NEGATIVE EFFEKTE AUF UNTERNEHMEN<br />

Dieser Effekt zu geringer <strong>Infrastruktur</strong>investitionen<br />

kommt auch in Unternehmensbefragungen<br />

des Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft zum Ausdruck. Im Frühjahr<br />

<strong>2017</strong> gaben 21 Prozent aller Unternehmen<br />

an, dass Mängel bei der öffentlichen <strong>Infrastruktur</strong><br />

für sie ein starkes Investitionshemmnis<br />

darstellen, für 32 Prozent der<br />

Firmen zählte dieses Argument nicht.<br />

Im Vergleich mit der Herbstumfrage von<br />

2014 hat sich die Bedeutung einer mangelhaften<br />

<strong>Infrastruktur</strong> als „Investitions-Blocker“<br />

in Deutschland leicht verschärft: Der<br />

Anteil der stark beeinträchtigten Firmen<br />

stieg um zwei Prozentpunkte, der Anteil<br />

der nicht betroffenen Firmen sank dagegen<br />

deutlich von 39 auf 32 Prozent. Mit Blick<br />

auf die Unternehmen werden eher „städtische“<br />

Branchen wie Dienstleistungen<br />

(24 %) und Bau (22 %) stärker von eigenen<br />

Investitionen als Folge von <strong>Infrastruktur</strong>problemen<br />

abgehalten als die Industriebetriebe<br />

(18 %).<br />

Vor diesem Hintergrund ist es Zeit, gegenzusteuern<br />

und Investitionsetats und<br />

die dahinter liegenden Strukturen an die<br />

heutigen Erfordernisse anzupassen.<br />

<br />

Thomas Puls<br />

DER AUTOR<br />

Thomas Puls ist beim Institut der deutschen<br />

Wirtschaft Köln Mitarbeiter im Kompetenzfeld<br />

Umwelt, Energie, <strong>Infrastruktur</strong> (puls@iwkoeln.de)<br />

Wir machen Sie fit<br />

für Ihre Ziele.<br />

Im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen bieten wir allen öffentlichen Auftraggebern<br />

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20 der gemeinderat <strong>10</strong>/17


Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

ZUR PERSON<br />

Der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler<br />

Dr. Tim Engartner<br />

(Jg. 1976) ist Professor für Didaktik der<br />

Sozialwissenschaften am Fachbereich<br />

Gesellschaftswissenschaften der<br />

Goethe-Universität Frankfurt am Main.<br />

Der 2016 gegründeten Gesellschaft für<br />

Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft<br />

(GSÖBW) gehört er als deren<br />

Sprecher an. Engartner (engartner@soz.<br />

uni-frankfurt.de) ist zudem Mitglied der<br />

Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu<br />

Berlin, des Zentrums für Ökonomische<br />

und Soziologische Studien (ZÖSS)<br />

sowie Senior Fellow der Stiftung Neue<br />

Verantwortung. Schon seit seiner Promotion<br />

im Jahr 2008 beschäftigt ihn die<br />

Frage, warum und mit welchen Folgen<br />

für das Gemeinwohl in Deutschland<br />

Privatisierungspolitik betrieben wird.<br />

Interview<br />

„Tafelsilber liegt<br />

unnütz herum“<br />

„Privat kann es besser als der Staat“ lautet das Mantra von Lobbyverbänden<br />

und vielen Politikern. Der Frankfurter Sozialwissenschaftler Tim Engartner aber<br />

warnt davor, die Privatisierung von <strong>Infrastruktur</strong>aufgaben als Allheilmittel zu<br />

sehen. Der Staat sei nicht grundsätzlich der schlechtere Unternehmer.<br />

Herr Prof. Engartner, staatliche Wirtschaftstätigkeit<br />

hat angesichts von Pleiten,<br />

Pech und Pannen, siehe zum Beispiel die<br />

Bayern LB oder den Flughafen BER, ein<br />

schlechtes Image. Versagt der Staat als Unternehmer?<br />

Engartner: In der Tat könnte man den<br />

Eindruck gewinnen, dass der Staat sich<br />

besser nicht unternehmerisch betätigen<br />

sollte. Aber sowohl die Verzehnfachung<br />

„Beim Verfall der <strong>Infrastruktur</strong><br />

ist die chronische<br />

Unterfinanzierung der<br />

öffentlichen Haushalte der<br />

Kern des Problems“<br />

Tim Engartner<br />

der Kosten beim Bau der Hamburger<br />

Elbphilharmonie wie auch der<br />

Konkurs des für den Autobahnbau<br />

zwischen Bremen und Hamburg<br />

verantwortlichen Konsortiums<br />

sind auf das Versagen der Privatunternehmen<br />

zurückzuführen. Und die<br />

in der Öffentlichkeit breit diskutierten<br />

Verfehlungen der Landesbanken nehmen<br />

sich im Vergleich zu denen der privaten<br />

Geschäftsbanken, die während<br />

der Bankenkrise mit Milliarden Euro<br />

Steuergeldern gestützt werden mussten,<br />

regelrecht bescheiden aus.<br />

Tatsache ist, dass Verkehrswege und Gebäude<br />

im öffentlichen Eigentum in den<br />

vergangenen Jahrzehnten heruntergewirtschaftet<br />

wurden ...<br />

Engartner: Kern des Problems ist die chronische<br />

Unterfinanzierung der öffentlichen<br />

Haushalte. Gerade den Kommunen fehlt<br />

das Geld. Sie mussten allein für die Unterkünfte<br />

von Hartz-IV-Empfängern im<br />

vergangenen Jahr 225 Millionen Euro aufbringen.<br />

Ähnlich verhält es sich auf Bundesebene.<br />

Um trotz zu niedriger Steuereinnahmen<br />

in die Straßeninfrastruktur<br />

investieren zu können, setzt auch die<br />

amtierende Bundesregierung auf das vermeintliche<br />

Allheilmittel Privatisierung,<br />

weshalb unter anderem immer mehr Autobahnen<br />

nach Public-Private-Partnership-<br />

Prinzipien privatisiert werden.<br />

Wo liegen hier die Risiken?<br />

Engartner: Die negativen Folgen dieses in<br />

Großbritannien entwickelten Konzessionsmodells<br />

spiegeln sich ja nicht nur in<br />

höheren Gebühren für die WC-Benutzung<br />

an privatisierten Raststätten wider. Das<br />

Desaster des vor der Insolvenz stehenden<br />

privaten Autobahnbetreibers A1 mobil,<br />

der millionenschwere Forderungen an den<br />

Bund richten wird, spricht Bände.<br />

Der wirtschaftliche Erfolg der Bundesrepublik<br />

baut auf dem Leistungsvermögen privater<br />

Unternehmen auf. Könnte die Privatisierung<br />

der öffentlichen <strong>Infrastruktur</strong> am<br />

Ende nicht doch die Probleme lösen, die der<br />

Staat selbst nicht in den Griff bekommt?<br />

Engartner: Lassen Sie mich so antworten:<br />

Die im Kontext von Privatisierungen beliebte<br />

Metapher vom Verkauf des Tafelsilbers<br />

hinkt, denn Tafelsilber liegt unnütz im<br />

Schrank herum. Staatliche Unternehmen<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Foto: privat<br />

hingegen können profitabel arbeiten und<br />

verschaffen der Allgemeinheit laufende<br />

Einnahmen, wenn man sie richtig führt.<br />

Können Sie Beispiele nennen?<br />

Engartner: Die Bundespost ließ dem Staatshaushalt<br />

noch Ende der 1980er-Jahre einen<br />

Jahresüberschuss von mehr als fünf<br />

Milliarden D-Mark zufließen. Mindestens<br />

ebenso beeindruckt die Tatsache, dass der<br />

preußische Staat vor dem Ersten Weltkrieg<br />

nahezu ein Drittel seines Haushaltes durch<br />

die Einnahmen aus dem Bahnbetrieb decken<br />

konnte. Warum nur gerät immer wieder<br />

in Vergessenheit, dass Staatsunternehmen<br />

in der Regel verlässliche Einnahmen<br />

erwirtschaften und private Unternehmen<br />

im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge<br />

meist nur betriebswirtschaftlich und<br />

nicht volkswirtschaftlich erfolgreich sind?<br />

Sie sagen, trotz der an konkreten Beispielen<br />

abzulesenden negativen Folgen haben<br />

in den vergangenen Jahrzehnten die jeweiligen<br />

Bundesregierungen viele Privatisierungen<br />

durchgesetzt und veräußerten<br />

auch Kommunen bedeutende Aufgaben<br />

der Daseinsfürsorge an Private. Ignoriert<br />

die Politik die Risiken?<br />

Engartner: Politiker gleich welcher Couleur<br />

sind meist kurzfristorientiert, sie schauen<br />

auf die Ergebnisse, die sie innerhalb einer<br />

Legislaturperiode erreichen können.<br />

Hohe Einmalinvestitionen scheuen sie und<br />

setzen stattdessen lieber auf langjährige<br />

Mietzahlungen. Dies tun sie, obwohl die<br />

Gesamtkosten in der Regel deutlich höher<br />

ausfallen. Den mit Privatisierungen verbundenen<br />

Schaden erkennen viele nicht.<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Wo zeigt sich dieser?<br />

Engartner: Wenn es an preiswertem Wohnraum<br />

fehlt, ist dies das Ergebnis der Privatisierung<br />

kommunalen Wohneigentums.<br />

Und wenn das Briefporto erhöht, der Zustellungsrhythmus<br />

ausgedünnt und der<br />

Briefkasten um die Ecke demontiert wird,<br />

ist dies das Ergebnis der Postprivatisierung.<br />

Und auch die Fahrpreiserhöhungen<br />

sowie die Zugverspätungen der Deutschen<br />

Bahn sind das Ergebnis der von Kurzfristig-<br />

und Kurzsichtigkeit geprägten Privatisierungslogik.<br />

Die Vermarktlichung öffentlicher Leistungen<br />

kommt die Volkswirtschaft unter dem<br />

Strich zu teuer, sagen Sie. Bitte erklären<br />

Sie das.<br />

Engartner: Schauen Sie sich die Privatisierung<br />

der Bundespost an. Zwar steht<br />

die Deutsche Telekom AG nach ihrer Kapitalprivatisierung<br />

gemessen an den in<br />

der Konzernbilanz ausgewiesenen Größen<br />

nicht schlechter da als zuvor. Aber<br />

während wir als Kunden der Telekom<br />

und konkurrierender Anbieter infolge der<br />

Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes<br />

von insgesamt gesunkenen Tarifen<br />

profitieren, zahlen wir über Steuern<br />

und Sozialversicherungsabgaben für den<br />

Stellenabbau, die Pensionslasten und die<br />

Ausgründung der Beschäftigten in Personalserviceagenturen<br />

wie Vivento. Die auch<br />

in vielen Tages- und Wochenzeitungen<br />

wiederholte Formel, Telefonieren ist billiger<br />

geworden, ist somit schlicht falsch. In<br />

der Gesamtschau stehen Telefonkunden,<br />

die als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

Steuern zahlen, schlechter dar.<br />

<br />

Interview: Wolfram Markus<br />

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Die Langversion des Interviews finden<br />

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Themen > Wirtschaft & Finanzen<br />

BUCHTIPP<br />

Staat im Ausverkauf,<br />

Tim Engartner, Campus<br />

Verlag, Frankfurt am<br />

Main, 2016, 268 S.,<br />

22,95 Euro (ISBN<br />

978-3-593-50612-8)<br />

In der Überzeugung, dass Privatisierungen<br />

Dienstleistungen besser, billiger und<br />

bürgernäher machen, schüttelt „Vater<br />

Staat“ immer mehr Aufgaben ab – wie<br />

ein Baum seine Blätter im Herbst.<br />

Anhand besonders eindrücklicher<br />

Beispiele analysiert Tim Engartner in<br />

sieben Kapiteln – Bildung, Verkehr,<br />

Militär, Post und Telekommunikation,<br />

soziale Sicherung, Gesundheit und<br />

kommunale Versorgung – die Privatisierungen<br />

in Deutschland und ordnet sie<br />

in internationale Zusammenhänge ein.<br />

Er legt dar, dass marode Schulen und<br />

Krankenhäuser, explodierende Mieten<br />

in städtischen Zentren, steigende<br />

Preise für Wasser, Gas und Strom,<br />

geschlossene Filialen der Deutschen<br />

Post, Verspätungen bei der Deutschen<br />

Bahn auch auf den Ausverkauf der<br />

öffentlichen Hand zurückgeht. Er zeigt<br />

auch auf, dass Privatisierungspolitik<br />

nicht alternativlos ist.<br />

Stadt.<br />

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Olgastraße 54<br />

70182 Stuttgart<br />

Telefon 0711/2<strong>10</strong>68-0<br />

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23


<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

Bürgerbeteiligung<br />

Beitrag zur demokratischen Kultur<br />

<strong>Infrastruktur</strong>projekte bergen erfahrungsgemäß einiges Konfliktpotenzial. Die<br />

Bürger daher an solchen Vorhaben frühzeitig zu beteiligen, spart Geld und<br />

kommt dem Anspruch an eine lebendige Demokratie entgegen. Partizipation,<br />

die nachweislich einen Nutzen entfalten soll, braucht jedoch klare Regeln.<br />

Bürgerbeteiligung ist in Mode. Politik<br />

und Verwaltung haben in den letzten<br />

Jahren erkannt, dass frühzeitige<br />

und öffentliche Kommunikation mit<br />

Bürgern (nicht nur) bei <strong>Infrastruktur</strong>projekten<br />

eine gute und sinnvolle Sache ist.<br />

Die „Betroffenen“ bereits in die Vorstufen<br />

der Planung von Projekten systematisch<br />

einzubeziehen, senkt nachweislich das<br />

Konfliktpotenzial. Das spart bares Geld<br />

und sichert politisches Kapital. Beteiligungsprozesse<br />

leisten einen Beitrag zur<br />

Veränderung demokratischer Kultur. In<br />

den Bürgerbeteiligungsprozessen realisiert<br />

sich, könnte man sagen, der Anspruch an<br />

lebendige Demokratie.<br />

Die Inflation von Beteiligung hat aber<br />

auch ihre Kehrseite, wenn Prozesse nur<br />

halbherzig geplant werden, ihre Ergebnisse<br />

für den Papierkorb produziert sind<br />

oder Beteiligungen ergebnislos enden.<br />

Diese Probleme sind vermeidbar, wenn<br />

eine Reihe von wichtigen Punkten beachtet<br />

werden.<br />

Erstens die Ziele und die Tragweite:<br />

Die Initiatoren von Beteiligungsprozessen<br />

fragen sich zu selten ehrlich, wie viel<br />

Mitsprache bei einem Projekt zielführend,<br />

machbar und gewollt ist. Möglich ist zum<br />

Beispiel ein dreistufiges Modell: 1. Information<br />

(Ich spreche über mein Vorhaben),<br />

2. Konsultation (Ich hole Meinungen ein,<br />

fälle die Entscheidung aber selbst) und<br />

3. Kooperation (Ich beteilige andere an der<br />

Entscheidung). Sich vorab klar zu machen,<br />

welche dieser drei Stufen für das jeweilige<br />

Ziel „Mitgestaltung“:<br />

Beteiligungsprozesse<br />

sollten in der vollen<br />

Überzeugung ihres<br />

Nutzens geplant werden<br />

und für die Bürger<br />

erkennbare Ergebnisse<br />

hervorbringen.<br />

Projekt überhaupt möglich oder sinnvoll<br />

ist, gilt als wichtigster Schlüssel zum Erfolg.<br />

Häufig wird zum Beispiel Kooperation<br />

suggeriert, wo eigentlich nur informiert<br />

werden kann – weil beispielsweise<br />

ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren<br />

existiert. So entsteht schnell Frust und es<br />

steht die Glaubwürdigkeit der Akteure auf<br />

dem Spiel. Die Ziele der Beteiligung und<br />

die Grenzen der Mitsprache sollten konkret,<br />

offen und ehrlich markiert werden.<br />

Zweitens die Zielgruppe: Vor der Beteiligung<br />

steht die Frage, wer realistisch für das<br />

Anliegen erreicht werden soll und kann.<br />

Beteiligungsprozesse haben immer eine<br />

soziale Dimension. Ob Bürger beispielsweise<br />

für die Vorstudie zu einem Flächennutzungsplan<br />

interessiert werden können,<br />

hängt von verschiedenen Faktoren ab.<br />

Zuvorderst steht die persönliche Betroffenheit,<br />

der NIMBY-Effekt – „Not In My<br />

Backyard!“, zu Deutsch „Nicht in meinem<br />

Vorgarten!“. Gemeint ist das Phänomen,<br />

dass Bürger häufig kein Interesse für die<br />

24 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Foto: Coloures-Pic/Fotolia<br />

„großen“ Themen zeigen, jedoch schnell<br />

„auf die Barrikaden“ gehen, wenn konkret<br />

das eigene Wohnviertel betroffen ist.<br />

Daneben spielen Alter, Einkommen,<br />

Familienstand, Bildungsniveau und der<br />

Grad der Organisation eine Rolle. Immer<br />

wieder wird die Erfahrung gemacht, dass<br />

professionell organisierte Gruppen Beteiligungsangebote<br />

dominieren.<br />

Es kann nicht darum gehen, diese<br />

Gruppen loszuwerden. Viel wichtiger ist<br />

die Frage, wie Zielgruppen in der Breite<br />

erreicht werden können, und nicht einzelne<br />

Meinungen einen Prozess dominieren.<br />

Hier sind zwei Faktoren entscheidend:<br />

Methoden und Formate. Liegt ein Beteiligungsforum<br />

etwa am Vormittag eines<br />

Wochentags, so ist damit ein großer Teil<br />

möglicherweise relevanter Gruppen (z. B.<br />

Alleinerziehende) ausgeschlossen.<br />

Organisatoren von Beteiligungsformaten<br />

sollten sich gezielt und mit Mut zum<br />

Experiment aus dem Speicher der Moderationsmethoden<br />

und Kreativtechniken<br />

bedienen. Die Schlagworte sind hier Partizipation<br />

und Agilität: Zeit, Ideen und<br />

Aufmerksamkeit der Bürger sind kostbare<br />

Güter, und in diesem Sinne sollten Beteiligungsprozesse<br />

auch gestaltet sein.<br />

Anzeige<br />

Gute Erfahrungen werden mit der Kombination<br />

von Dialogwerkstätten und Online-<br />

Formaten gemacht. Es gilt die einfache<br />

Faustregel: Klare Ziele, konkrete Fragestellungen<br />

und genaue Kenntnis der Zielgruppen<br />

erleichtern die Wahl der Mittel<br />

und Formate. Jede in die Konzeption und<br />

Vorbereitung investierte Minute zahlt sich<br />

später stundenweise aus.<br />

ERGEBNISSE ZÜGIG DOKUMENTIEREN<br />

Der dritte Punkt betrifft die Dokumentation<br />

und den anschließenden Prozess. Ist<br />

ein Beteiligungsverfahren abgeschlossen,<br />

verschwinden die Ergebnisse häufig zunächst<br />

in den Schubladen von Verwaltungen.<br />

Wenn sie dann später, zu Planungen<br />

und Konzepten verarbeitet, wieder hervorgeholt<br />

werden, passiert das oft verdächtig<br />

still. Der Grund dafür ist dann meistens,<br />

dass eben doch noch eine Reihe von Kompromissen<br />

notwendig waren und deshalb<br />

befürchtet wird, dass die „Beteiligten“ ihre<br />

Beiträge schlechterdings nicht wiedererkennen.<br />

Das Gedächtnis der Bürger ist allerdings<br />

nicht zu unterschätzen. Ergebnisse sollten<br />

PŸUR(e) Erfahrung: Tele Columbus Gruppe<br />

als kommunaler Netzpartner<br />

Die börsennotierte Tele Columbus AG (WKN:<br />

TCAG17) ist bundesweit Partner im Glasfaser-<br />

Breitbandausbau. Lokale Versorger und Kommunen<br />

finden in der Tele Columbus Gruppe<br />

einen <strong>Infrastruktur</strong>partner, der sämtliche<br />

Dienstebenen von Planung und Bau, über den<br />

passiven und aktiven Netzbetrieb abdeckt und<br />

künftig mit seiner Marke PŸUR die Produktvermarktung<br />

und den Kundenservice abdeckt.<br />

Seit 2015 wurden auf Grundlage solcher Kooperationen<br />

zahlreiche wegweisende FttH/B<br />

Projekten umgesetzt. Insbesondere im Betreibermodell<br />

auf Grundlage der NGA-Rahmenregelung<br />

entstanden zum Beispiel in Aschheim,<br />

Feldkirchen, Kirchheim, Ismaning, Markt Indersdorf,<br />

Raunheim und in der Samtgemeinde Elbmarsch<br />

modernste GPON-Glasfasernetze.<br />

Mit Unternehmen der Tele Columbus Gruppe<br />

als <strong>Infrastruktur</strong>partner ergeben sich im kommunalen<br />

Breitbandausbau vier maßgebliche<br />

Kooperationsvarianten:<br />

• Der eigenwirtschaftliche Breitbandausbau,<br />

der besonders dann günstig gelingt, wenn<br />

eine Gemeinde bereits auf ein bestehendes<br />

Kabelnetz zurückgreifen kann<br />

• Der Breitbandausbau bei Abdeckung der<br />

Wirtschaftlichkeitslücke durch Fördermittel,<br />

der den Ausbau mit einer FTTC-Glasfaseranbindung<br />

erlaubt<br />

• Das Betreibermodell auf Grundlage der<br />

NGA-Rahmenregelung, aus denen hochleistungsfähige<br />

Glasfasernetze entstehen<br />

können<br />

• Die Kooperation mit kommunalen<br />

Unternehmen<br />

daher zügig, übersichtlich und verständlich<br />

dokumentiert werden. Danach ist es<br />

wichtig, den weiteren Weg transparent<br />

zu machen: Wie werden die Ergebnisse<br />

weiter verarbeitet, steht beispielsweise<br />

ein formelles Verfahren oder ein Ratsbeschluss<br />

an? Wann gibt es die Möglichkeit<br />

für Feedback?<br />

Der vierte und wichtigste Punkt: Wer<br />

beteiligt, sollte dies laut und vernehmbar<br />

kommunizieren! Nichts ist tödlicher für lebendige<br />

Demokratie als ein Beteiligungsprozess,<br />

der quasi im stillen Kämmerlein<br />

erfolgt.<br />

Henning Schulze<br />

DER AUTOR<br />

Henning Schulze ist Berater bei Neuland-<br />

Quartier in Leipzig (henning.schulze@<br />

neulandquartier.de). Das Büro berät bundesweit<br />

Kommunen und kommunale Unternehmen<br />

bei politischer Kommunikation, Bürgerbeteiligung,<br />

Veränderungsprozessen, PR und<br />

Krisenkommunikation<br />

Advertorial<br />

Die Bürger profitieren von einem attraktiven<br />

Produktportfolio, das künftig einheitlich unter<br />

dem Markennamen PŸUR angeboten wird. PŸUR<br />

steht für Einfachheit, Nähe und Menschlichkeit<br />

und erlaubt eine einfache Zusammenstellung<br />

der gewünschten Dienste, perfekt zugeschnitten<br />

auf den persönlichen Bedarf. Das Leistungsspektrum<br />

umfasst Internetanschlüsse mit Bandbreiten<br />

bis 400 Mbit/s im Bereich der hybriden<br />

FttB Kabelnetze und bis zu 1 Gigabit/s in Vollglasfasernetzwerken.<br />

Geschäftskunden stehen<br />

bei Bedarf höher skalierbare Bandbreiten zur<br />

Verfügung.<br />

Kommunale Partner vertrauen auf die jahrzehntelange<br />

Erfahrung der Tele Columbus Gruppe<br />

bei Netzausbau und -Betrieb und sichern<br />

sich mit attraktiven PŸUR-Produkten hohe<br />

Nutzungsquoten.<br />

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Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

ZUR PERSON<br />

Die Juristin Dr. Eva Lohse (Jg. 1956),<br />

Oberbürgermeisterin in Ludwigshafen<br />

am Rhein (rd. 168 000 Einwohner,<br />

Rheinland-Pfalz), ist seit 2015 Präsidentin<br />

des Deutschen Städtetags<br />

(www.staedtetag.de) mit Sitz in Berlin<br />

und Köln. Zugang zum Kommunalen<br />

fand sie 1987 als Verwaltungsjuristin<br />

bei der Kreisverwaltung Bad Dürkheim.<br />

Von 1994 bis 2001 war sie Mitglied des<br />

Ludwigshafener Stadtrates und stellvertretende<br />

Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion.<br />

Im Mai 2001 wurde sie erstmals<br />

zur Oberbürgermeisterin gewählt, 2009<br />

dann im Amt bestätigt. Seit 2006 ist sie<br />

Vorsitzende des Verbands Region Rhein-<br />

Neckar und stellvertretende Vorsitzende<br />

der Initiative Zukunft Metropolregion<br />

Rhein Neckar. Eva Lohse ist verheiratet<br />

und hat zwei Kinder.<br />

„Ein knappes Flächenangebot<br />

und hohe Preise für<br />

angebotene Bauflächen<br />

sind der Flaschenhals beim<br />

Wohnungsbau“<br />

Eva Lohse<br />

Wohnraumversorgung<br />

„Es ist auch der<br />

Bund gefordert“<br />

In den angespannten Märkten haben über die Hälfte der Deutschen Probleme,<br />

eine bezahlbare Wohnung zu finden. der gemeinderat sprach mit Eva Lohse, der<br />

Präsidentin des Deutschen Städtetages, über die Hintergründe des Engpasses,<br />

die Wohnungspolitik der Kommunen und deren Handlungsoptionen in diesem<br />

wichtigen Bereich lokaler <strong>Infrastruktur</strong>politik.<br />

Frau Lohse, lange Zeit wurde der kommunale<br />

Wohnungsbau vernachlässigt, jetzt, in<br />

der Zeit hoher Bauland- und Mietpreise,<br />

fehlen bezahlbare Wohnungen. Warum ist<br />

diese wichtige lokale <strong>Infrastruktur</strong>aufgabe<br />

aus dem Blick geraten?<br />

Lohse: Ich würde nicht von Vernachlässigung<br />

sprechen. Während in den 1990er-<br />

Jahren noch sehr viele Wohnungen gebaut<br />

wurden, galt zu Beginn der 2000er-Jahre<br />

die Wohnungsfrage als gelöst. Sämtliche<br />

Prognosen wiesen eine schrumpfende Bevölkerung<br />

aus. In der Erwartung, künftig<br />

deutlich weniger planen und bauen zu<br />

müssen und wegen deutlich geringerer<br />

Investitionskraft der Kommunen insgesamt<br />

sank in den vergangenen 25 Jahren<br />

in der Folge auch das Personal in<br />

den Wohnungs-, Bau- und Planungsämtern.<br />

Mit derselben<br />

Begründung fuhren Bund<br />

und Länder ihre wohnungsbaupolitischen<br />

Förderinstrumente<br />

stark zurück. Inzwischen<br />

hat sich<br />

die Situation wieder<br />

verändert, der<br />

Wohnungsbedarf<br />

ist aus verschiedenen<br />

Gründen gestiegen.<br />

Der Markt<br />

reagiert darauf.<br />

Seit einigen Jahren<br />

steigt die Zahl der<br />

erteilten Baugenehmigungen<br />

wieder<br />

deutlich<br />

.<br />

Allerdings nicht in dem Maße, um die hohe<br />

Nachfrage zu decken ...<br />

Lohse: Es reicht nicht überall aus, richtig.<br />

Vor allem in Groß- und Universitätsstädten<br />

mit wachsenden Einwohnerzahlen ist es<br />

für viele Menschen schwierig, bezahlbare<br />

Wohnungen zu finden. In anderen Städten<br />

und Regionen dagegen drohen Leerstände<br />

und Preisverfall. Die Städte müssen also<br />

immer wieder auf sehr unterschiedliche<br />

Entwicklungen reagieren. Um zukünftig<br />

dieses Auf und Ab zu vermeiden, setzt sich<br />

der Deutsche Städtetag für eine langfristige<br />

und ressortübergreifende Wohnungs- und<br />

Bodenpolitik ein.<br />

Wie stellt sich Ihr Verband zur Forderung<br />

des Bundes an die Bundesländer und die<br />

Kommunen, sich stärker im Wohnungsbau<br />

zu engagieren und noch aktiver die Baulandentwicklung<br />

voranzubringen?<br />

Lohse: Ein knappes Flächenangebot und<br />

hohe Preise für angebotene Bauflächen<br />

sind der Flaschenhals beim Wohnungsbau.<br />

Viele Kommunen bemühen sich<br />

deshalb um eine aktivere Baulandpolitik.<br />

Sie sind bestrebt, Planungs- und Genehmigungsverfahren<br />

zu optimieren und die<br />

vorhandenen Instrumente des Bau- und<br />

Planungsrechts konsequent anzuwenden.<br />

Sie entwickeln umfassende Baulandstrategien,<br />

setzen auf eine strategische Bodenvorratspolitik<br />

und die konditionierte<br />

preisreduzierte Abgabe von Grundstücken<br />

für bezahlbaren Wohnraum und verankern<br />

Quoten im Rahmen städtebaulicher Verträge.<br />

Der Schlüssel für eine sozial ausgewogene<br />

Stadtentwicklung ist eine aktive,<br />

Foto: Deutscher Städtetag<br />

dem Gemeinwohl verpflichtete Bodenpolitik.<br />

Hier ist der Bund gefordert, den Gemeinwohlgedanken<br />

stärker in die bodenrechtlichen<br />

Bestimmungen einzubinden.<br />

Vielen Kommunen fällt es schwer, die<br />

Flächenpotenziale für Wohnungsbau zu<br />

erschließen. Wo liegen hier die Probleme?<br />

Lohse: Zu der bereits erwähnten Flächenknappheit<br />

vor allem in Ballungszentren<br />

kommt hinzu, dass einfach zu erschließende<br />

Flächen Mangelware sind. Oftmals<br />

hemmen Altlasten, sehr hohe Kosten für<br />

die Erschließung, komplizierte Eigentumsverhältnisse<br />

oder die fehlende Akzeptanz<br />

in der Nachbarschaft die Aktivierung potenzieller<br />

Wohnbauflächen. Vorschriften<br />

des Umweltrechts beeinflussen ebenfalls<br />

die bauliche Nutzbarkeit von Grundstücken.<br />

Hier wäre eine bessere Verzahnung<br />

von Umwelt- und Baurecht hilfreich. Sie<br />

könnte Städten etwa in Gebieten mit gewerblichem<br />

Lärm erlauben, mit Vorgaben<br />

zum passiven Schallschutz, etwa mit besonderen<br />

Fensterkonstruktionen, geringere<br />

Abstände von Wohnen und Gewerbe<br />

zu ermöglichen, ohne dass es zu Konflikten<br />

kommt. Auch im Falle bundeseigener<br />

Grundstücke besteht Nachholbedarf. Der<br />

Bund muss die verbilligte Abgabe seiner<br />

Liegenschaften an Kommunen für sozialen<br />

Wohnungsbau praktikabler gestalteten.<br />

Was müssen die Städte jetzt unternehmen,<br />

um den Wohnungsbedarf vor allem im<br />

preisgünstigen Segment zu decken?<br />

Lohse: Die Situation ist von Stadt zu Stadt<br />

sehr unterschiedlich. Deswegen gilt es,<br />

passgenaue individuelle Lösungen zu<br />

entwickeln. Das kann zum Beispiel bedeuten,<br />

die vorhandenen bauplanungsund<br />

ordnungsrechtlichen Instrumente<br />

zur Bestands- und Milieuschutzsicherung<br />

zu erweitern und zu schärfen. Die Kunst<br />

besteht darin, notwendige Investitionen<br />

für energetische Sanierungen, generationengerechte<br />

Umbauten oder Standardverbesserungen<br />

zu ermöglichen und diese<br />

Erneuerungsprozesse gleichzeitig sozialverträglich<br />

zu gestalten. Das besondere<br />

Städtebaurecht bietet überdies gebietsbezogene<br />

Steuerungsmöglichkeiten. Basis<br />

der hierfür notwendigen integrierten Quartierskonzepte<br />

sollten sozialraumbezogene<br />

Analysen und Strategien sein.<br />

Was erwarten die Kommunen zur Wiederbelebung<br />

des sozialen Wohnungsbaus von<br />

den Ländern und vom Bund?<br />

Lohse: Um mehr Wohnbauflächen aktivieren<br />

und Angebote zur Wohnraumförderung<br />

für breite Schichten entwickeln<br />

zu können, ist der Gemeinwohlgedanke<br />

beim Verkauf von Bundes- und Landesliegenschaften<br />

zu stärken. Dazu gehören die<br />

Prüfung eines angemessen ausgestatteten<br />

Wohnbauland- und Erschließungsfonds<br />

sowie die Einführung einer Tarifoption<br />

bei der Grundsteuer zur Mobilisierung erschlossener,<br />

aber unbebauter Grundstücke.<br />

Bund und Länder müssen ihr Engagement<br />

für mehr Wohnungsbau verstärken<br />

und diesen mittels geeigneter Förderinstrumente<br />

attraktiver gestalten.<br />

Im Zuge der Föderalismusreform wird der<br />

Bund ab 2020 seine jährlichen Überweisungen<br />

an die Länder für die Wohnraumförderung<br />

von derzeit rund 1,5 Milliarden Euro<br />

komplett einstellen. Was bedeutet das für<br />

den sozialen Wohnungsbau?<br />

Lohse: Insgesamt wird die Reform die finanzielle<br />

Situation der Bundesländer deutlich<br />

verbessern. Wir erwarten, dass die Länder<br />

dies auch nutzen, um ihre Kommunen stärker<br />

zu unterstützen. Das gilt auch für den<br />

sozialen Wohnungsbau, denn die aktuelle<br />

Neubautätigkeit reicht nicht aus, um den<br />

anhaltenden Abgang an Sozialwohnungen<br />

zu kompensieren. In den angespannten<br />

Märkten ist die Bezahlbarkeit von Wohnraum<br />

für über die Hälfte der Bevölkerung<br />

eine finanzielle Herausforderung.<br />

Braucht Deutschland eine komplette Neujustierung<br />

der Wohnungspolitik?<br />

Lohse: Lösungen für die aktuelle Entwicklung<br />

kann nur ein ressortübergreifender<br />

Ansatz bieten, der Kommunen, Länder<br />

und den Bund umfasst. Ein Ansatz, der<br />

die Abhängigkeiten zwischen Wohnungsund<br />

Bodenpolitik, Energie- und Umweltrecht,<br />

Verkehrs- und Raumordnungspolitik<br />

stärker berücksichtigt, als dies bislang der<br />

Fall ist. Deshalb müssen Bund und Länder<br />

ihr Engagement für mehr Wohnungsbau<br />

verstärken und ihn über einen geeigneten<br />

Mix von Förderinstrumenten attraktiver<br />

machen. Interview: Wolfram Markus<br />

STADTENTWICKLUNG BRAUCHT<br />

INTEGRIERTE KONZEPTE<br />

Wie kann die Stadtplanung auf den<br />

anhaltenden Trend der Urbanisierung<br />

reagieren? Wie soll sie umgehen mit<br />

demografischen, gesellschaftlichen und<br />

wirtschaftlichen Entwicklungen, deren<br />

Konsequenzen sich unter anderem<br />

zeigen am wachsenden Bedarf an<br />

Betreuungseinrichtungen für Kinder und<br />

alte Menschen, an steigenden Grundstückspreisen<br />

und Mieten, am Bedarf<br />

an neuen Gewerbeflächen, aber auch<br />

am zunehmenden Interesse an einem<br />

städtischen Umfeld, das für Menschen<br />

und nicht für das Auto gedacht ist?<br />

Antworten auf diese Fragen geben<br />

integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte,<br />

die die Zusammenarbeit<br />

zwischen Kommune, Bürgern und<br />

Investoren fördern.<br />

Zur Stärkung der Ortskerne und um zu<br />

verhindern, dass Bürger abwandern,<br />

werden Innenentwicklungspotenziale<br />

genutzt, was gleichzeitig einen erhöhten<br />

Flächenverbrauch vermeidet. Erst wenn<br />

alle innerstädtischen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

ausgeschöpft sind, sollte die<br />

Außenentwicklung in Betracht gezogen<br />

werden. Im Vordergrund steht hier die<br />

Baulandentwicklung insbesondere<br />

zugunsten junger Familien.<br />

Ein Beispiel einer solchen weitsichtigen<br />

Stadtentwicklung ist in Konstanz (rund<br />

85 500 Einwohner, Baden-Württemberg)<br />

zu finden. Mit dem Gebiet „Nördlich<br />

Hafner“ (www.neuer-stadtteil.de) soll,<br />

unterstützt durch die Steg Stadtentwicklung<br />

(Stuttgart), ein neuer Stadtteil<br />

entwickelt werden, der entsprechend<br />

dem Leitbild der Stadt der kurzen Wege<br />

Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Erholung<br />

miteinander verbindet. Red.<br />

ONLINE<br />

Die Langversionen beider Texte auf<br />

dieser Seite finden Sie auf<br />

www.treffpunkt-kommune.de ><br />

Themen > Planen & Bauen<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

27


<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

Seniorin: Wer krank ist,<br />

will gut versorgt sein.<br />

Diesem Grundbedürfnis in<br />

Zukunft auch fernab der<br />

Städte gerecht werden<br />

zu können, ist eine große<br />

Herausforderung für die<br />

Landkreise.<br />

Gesundheitsversorgung<br />

Mitsprache gefordert<br />

Foto: Popov/Fotolia<br />

wurden. Wenn viele Landkreise nicht Geld<br />

aus ihren eigenen kommunalen Mitteln –<br />

also über den Kreishaushalt – zuschießen<br />

würden, müssten noch mehr Krankenhäuser<br />

rote Zahlen schreiben als heute. Nach<br />

Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft<br />

arbeitete 2016 fast die Hälfte<br />

(42 %) der Häuser in Bayern defizitär.<br />

Nachdem sich Deutschland im Gesundheitssystem<br />

der Trägerpluralität verpflichtet<br />

fühlt, haben viele öffentliche Krankenhäuser<br />

auch zusätzlichen Druck durch<br />

private Anbieter. Diese können sich anders<br />

als die Landkreise, die die Grund- und Regelversorgung<br />

gewährleisten müssen, die<br />

gut bezahlten medizinischen Leistungen<br />

herauspicken. Und private Träger können<br />

sich unabhängig von der tatsächlichen Bedarfslage<br />

allein aufgrund der Berufung auf<br />

die freie Berufsausübung (Art. 12 GG) in<br />

den Krankenhausplan einklagen.<br />

Erforderlich ist daher ein Gesetz, das<br />

sich ausschließlich an der Bedarfsgerechtigkeit<br />

orientiert und unabhängig ist von<br />

der Trägerverfasstheit. Der Staat muss<br />

seinen Kommunen Rückendeckung geben.<br />

Möglicherweise wird nicht jedes<br />

Krankenhaus in Zukunft Bestand haben.<br />

Bedarfsnotwendige Häuser müssen aber<br />

auskömmlich finanziert werden. Denn die<br />

Krankenhäuser der Grundversorgung sind<br />

und bleiben schließlich die erste Anlaufstelle<br />

in der akutstationären Versorgung in<br />

der Fläche.<br />

Nicht nur bei den Krankenhäusern,<br />

auch im Bereich der hausärztlichen Versorgung<br />

gibt es schon heute große Engpässe.<br />

Viele Hausarztpraxen schließen, weil der<br />

Nachfolger fehlt. Die bayerischen Landkreise<br />

versuchen über eigene Maßnahmen<br />

hier Abhilfe zu schaffen, etwa indem sie<br />

sich mit ihren Krankenhäusern an Weiterbildungsverbünden<br />

zur Allgemeinmedizin<br />

beteiligen.<br />

UNGENÜGENDE BEDARFSPLANUNG<br />

Die Kassenärztliche Vereinigung muss aber<br />

auch selbst ihrer Verantwortung nachkommen.<br />

Ihre allein an Arzt-Einwohner-Verhältniszahlen<br />

orientierte Bedarfsplanung<br />

ist nicht ausreichend. Genauso wichtig<br />

wäre es den Kommunen, ein echtes Mitspracherecht<br />

in den regionalen Zulassungsausschüssen<br />

zu bekommen, die über<br />

die Arztniederlassung vor Ort entscheiden.<br />

Denn ob formal zuständig oder nicht: In<br />

den Augen der Bürger tragen die Landräte<br />

auch hier Verantwortung.<br />

Zusätzlich müssen die Krankenhäuser<br />

in der Fläche schon heute vielfach Defizite<br />

im niedergelassenen Bereich über<br />

ihre Notfallambulanzen ausgleichen. Und<br />

das, obwohl Notfallbehandlungen durch<br />

die Krankenkassen nicht auskömmlich<br />

finanziert werden. Nicht selten sind die<br />

Notfallambulanzen der Krankenhäuser der<br />

letzte Ankerpunkt für die medizinische<br />

Versorgung in der Fläche.<br />

Der „Patient Medizinische Versorgung“<br />

kann nicht allein durch die Kommunen<br />

geheilt werden, sondern es sind gleichermaßen<br />

der Bund und das Land gefordert.<br />

Damit Versorgung in der Fläche gesichert<br />

werden kann, brauchen die Landkreise die<br />

Unterstützung aller Akteuren. Sobald es<br />

irgendwo hapert, wenden sich die Bürger<br />

zu Recht an ihre Landräte. Das ist richtig,<br />

weil die Kommunen am nächsten dran<br />

sind an der Lebensrealität vor Ort. Dementsprechend<br />

müssen die Landkreise aber<br />

auch im Gesundheitssystem mitentscheiden<br />

können. Christian Bernreiter<br />

DER AUTOR<br />

Christian Bernreiter ist Präsident des<br />

Bayerischen Landkreistags<br />

(www.bay-landkreistag.de) und Landrat<br />

des Landkreises Deggendorf<br />

(Landrat@lra-deg.bayern.de)<br />

Die Kommunen kennen die Bedürfnisse der Bürger am besten. Daher müssen<br />

die Landkreise auch im Gesundheitssystem mitentscheiden können. Zur<br />

Sicherung der medizinischen Versorgung in der Fläche brauchen sie die Unterstützung<br />

von allen Akteuren in Politik und Branche. Ein Blick nach Bayern.<br />

Der Sicherstellungsauftrag zur Errichtung<br />

und Unterhaltung der<br />

Krankenhäuser ist originäre Aufgabe<br />

der bayerischen Landkreise und damit<br />

Teil der kommunalen Daseinsvorsorge.<br />

Allerdings kränkelt das System heute<br />

gleich an verschiedenen Stellen. Denn es<br />

kommen aus Berlin seit Jahren nachteilige<br />

Regelungen.<br />

So verknüpft das Krankenhausstrukturgesetz<br />

mengenbezogene Qualitätsaspekte<br />

mit der Vergütung. Das bedeutet, dass die<br />

Qualität mit der Stückzahl der geleisteten<br />

Fälle gleichgesetzt wird. Dieses Kriterium<br />

trifft die kleinen Häuser der Grund- und<br />

Regelversorgung, die im ländlichen Raum<br />

zwei Drittel der bayerischen Bevölkerung<br />

versorgen sollen, hart und erhöht den vorhandenen<br />

Druck.<br />

Die Krankenhäuser geraten durch die immer<br />

größer werdende sogenannte Kosten-<br />

Erlös-Schere ohnehin bereits in finanzielle<br />

Engpässe. Denn die Bu<strong>dg</strong>ets, die sie von<br />

den Krankenkassen jedes Jahr für ihre<br />

Leistungen erhalten, decken schon lange<br />

nicht mehr die jährlichen Tarifsteigerungen<br />

der Personalausgaben ab. Das neue<br />

Krankenhausstrukturgesetz gibt also genau<br />

dort noch mehr Druck in den Kessel,<br />

wo die Landkreise zur Sicherstellung der<br />

akutstationären Grundversorgung auf die<br />

Aufrechterhaltung der Standorte in der Fläche<br />

angewiesen sind: im ländlichen Raum.<br />

Die finanziellen Korsetts, in denen die<br />

Krankenhäuser stecken, sind in den vergangenen<br />

Jahren immer enger geworden,<br />

vor allem weil die Tarifsteigerungen bei<br />

den Löhnen nicht vollständig ausgeglichen<br />

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29


Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

Informationstechnik<br />

Zeit für neue Sichtweisen<br />

Mit der „Digitalen Revolution“ tritt der Einsatz von Informationstechnik in den<br />

Rathäusern in eine neue Phase. Das erfordert eine andere Zusammenarbeit der<br />

Kommunen und ihrer IT-Dienstleister. Arbeits- und Organisationsprozesse sind<br />

neu zu definieren, weitreichende Kooperation muss selbstverständlich werden.<br />

Die kommunale IT-Landschaft ist<br />

bundesweit heterogen aufgestellt.<br />

Die Strukturen reichen von zentraler<br />

Unterstützung durch große IT-Dienstleister<br />

in Bayern und Hessen bis hin zu<br />

einer Vielzahl kleiner und mittelgroßer<br />

Dienstleister wie im einwohnerstärksten<br />

Bundesland Nordrhein-Westfalen.<br />

Als Anfang der 1970er-Jahre die kommunalen<br />

Rechenzentren entstanden,<br />

waren es vor allem die großen Städte,<br />

Foto: Kjekol/Fotolia<br />

Techniker in einem<br />

Rechenzentrum: IT muss im<br />

Zeichen der weitreichenden<br />

Digitalisierung als Basis<br />

für die organisatorische<br />

Weiterentwicklung der<br />

Kommunalverwaltungen<br />

verstanden werden.<br />

die Datenverarbeitung in eigener Regie<br />

durchführten. Kreise und kreisangehörige<br />

Kommunen begannen früh damit, Gebietsrechenzentren<br />

gemeinsam aufzubauen. So<br />

entstanden erste Beispiele für erfolgreich<br />

praktizierte kommunale Zusammenarbeit<br />

in der Datenverarbeitung.<br />

In einer sich Anfang der 1990er-Jahre<br />

deutlich verändernden IT-Landschaft vom<br />

Großrechner hin zu modernen Client-<br />

Server-Verfahren mussten sich viele Kommunen<br />

und kommunale IT-Dienstleister<br />

neu aufstellen. Die Nutzung lokal installierter<br />

Programme war oftmals einfacher<br />

und flexibler als die damaligen Großrechner-Lösungen.<br />

Erste internet-basierte Dienste gaben<br />

dann den Kommunen mehr Optionen zur<br />

Wahrnehmung ihrer IT-Aufgaben. Dies<br />

führte zu starken Dezentralisierungstendenzen<br />

– weg vom Rechenzentrum, hin zu<br />

einer eigenen IT-<strong>Infrastruktur</strong> im Rathaus<br />

der jeweiligen Kommune.<br />

ARBEITSPROZESSE NEU DEFINIEREN<br />

Heute erfordern jedoch die gravierenden<br />

Veränderungen, vor denen die Kommunen<br />

stehen, eine neue Sicht auf die Informationstechnik.<br />

Als Herausforderungen, die<br />

diesen Blickwechsel erforderlich erscheinen<br />

lassen, sind unter anderem demografische<br />

Faktoren, veränderte Kommunikationsstrukturen<br />

sowie der Wissenserhalt<br />

und -ausbau in den Verwaltungen zu<br />

nennen.<br />

Die „Digitale Revolution“ verändert die<br />

Arbeitswelten und Kommunikation, was<br />

sich sowohl auf die Kommunalverwaltung,<br />

die Kommunalpolitik und auf die Bürger<br />

als auch auf Industrie und Gewerbe auswirkt.<br />

Hier einen zeitgemäßen und zukunftsweisenden<br />

Umgang miteinander zu<br />

finden, erfordert in den Kommunen eine<br />

neue Definition der Arbeitsprozesse.<br />

Es ist an der Zeit, die sektorale und isolierte<br />

Betrachtung einzelner Fachbereiche<br />

aufzugeben. Die Digitalisierung ermöglicht<br />

es, Aufgaben neu zu betrachten und<br />

inhaltliche, organisatorische, fachliche<br />

und finanzielle Aspekte in ihrer Vernetzung<br />

abzubilden. Drei Beispiele seien hier<br />

genannt:<br />

<br />

Die lebensnotwendige Grundversorgung<br />

der Bürger hängt inzwischen von einer<br />

funktionierenden IT ab. Der Aufbau<br />

einer auch im Eintrittsfall belastbaren<br />

kritischen <strong>Infrastruktur</strong> (KRITIS) und<br />

die sichere technische Versorgung der<br />

Rathäuser und Kreishäuser sowie des<br />

Schul- und Leitstellenbereichs stellen<br />

immense Herausforderungen für Kommunen<br />

und kommunale IT-Dienstleister<br />

dar.<br />

<br />

Im Datenschutz- und IT-Sicherheitsbereich<br />

ist es angesichts immer raffinierter<br />

werdender Cyber-Attacken oftmals<br />

nicht länger möglich, vor Ort in den<br />

Verwaltungen aus eigenen Kräften die<br />

notwendigen Schutz- und Abwehrmaßnahmen<br />

zu planen und durchzuführen.<br />

Hier wird es zu einem Zusammenrücken<br />

von staatlichen und kommunalen Verantwortungsträgern<br />

kommen (müssen).<br />

<br />

Der Ausbau einer flächendeckenden<br />

„echten“ Breitbandinfrastruktur via<br />

Glasfaser muss schnellstmöglich vollzogen<br />

werden. Digitale Verwaltungsdienstleistungen<br />

gegenüber Bürgerschaft,<br />

Wirtschaft und Verwaltung, aber auch<br />

die interkommunale Zusammenarbeit<br />

selbst sind für die von den prosperierenden<br />

Ballungsräumen mittlerweile entkoppelten<br />

Flächenregionen existenziell<br />

zur Sicherstellung gleicher Arbeits- und<br />

Lebensbedingungen.<br />

„<br />

Insbesondere die gegebene Trennung zwischen<br />

zentraler Unterstützung durch kommunale<br />

IT-Dienstleister und einer örtlichen<br />

Komplementärlösung ist neu zu betrachten,<br />

dies auch besonders aus wirtschaftlicher<br />

und sicherheitstechnischer Sicht. Die<br />

kommunalen IT-Dienstleister sind heute<br />

technisch und organisatorisch in der Lage,<br />

die komplette <strong>Infrastruktur</strong> einer Vielzahl<br />

kommunaler, bislang in Eigenregie betriebener<br />

Anwendungen, aufzunehmen. Dabei<br />

ist sorgfältig auszuloten, welche Gestaltungs-<br />

und Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

für die Kommunen weiterhin unabdingbar<br />

sind. Diesen Prozess der „Arbeitsteilung<br />

auf Augenhöhe“ gilt es noch weiter voranzutreiben.<br />

Die Bildung von Kompetenzcentern unter<br />

Erhalt der regionalen Betreuungsaufgaben<br />

mit dezentralen Standorten wird<br />

ein entscheidender Faktor sein, um die<br />

kommunale IT gesamtheitlich weiterzuentwickeln.<br />

Der anstehende Paradigmenwechsel erfordert<br />

von allen Beteiligten – sowohl von<br />

der Belegschaft der Kommunen als auch<br />

von den Mitarbeitern der IT-Dienstleister<br />

– eine ausgesprochen hohe Veränderungsbereitschaft.<br />

Neben der technischen und<br />

rechtlichen Expertise müssen zunehmend<br />

Prozess- und Organisationskenntnisse<br />

ausgebaut und miteinander verschmolzen<br />

werden. Informationstechnik muss als<br />

Basis für die organisatorische Weiterentwicklung<br />

der kommunalen Verwaltungen<br />

im Sinne des Gemeinwohls verstanden<br />

werden.<br />

IT-WISSEN ALLEIN REICHT NICHT<br />

Für die kommunalen IT-Dienstleister heißt<br />

das, sich von einem Betreiber kommunaler<br />

Fachverfahren zu einem Digitalisierungspartner<br />

der Kommunen für alle inneren<br />

und äußeren Vorhaben wie zum Beispiel<br />

Bürgerportale, Open Government und<br />

Dokumentenmanagement-Systeme zu<br />

entwickeln. Eine technische und fachliche<br />

IT-Expertise reicht hierfür nicht mehr<br />

aus; die prozessuale und organisatorische<br />

Unterstützung muss aufgebaut beziehungsweise<br />

intensiviert werden. Dieser<br />

Lösungsansatz erfordert von allen Beteiligten<br />

persönlichen Einsatz und auch die<br />

Bereitstellung entsprechender Ressourcen.<br />

Nur zusammen und auf Augenhöhe<br />

kann es Kommunen und kommunalen IT-<br />

Dienstleistern gelingen, die bevorstehenden<br />

Herausforderungen zu bewältigen.<br />

Langfristig ist der gemeinsame Ansatz der<br />

einzig sichere und wirtschaftliche Weg, die<br />

Chancen der Digitalisierung nutzen zu<br />

können. Nur so lassen sich die Aufgaben,<br />

die sich aus den Anforderungen insbesondere<br />

der Bürger, der Zivilgesellschaft, der<br />

Wirtschaft, des Bildungsbereichs sowie<br />

der Wissenschaft und der Medien ergeben,<br />

im Sinne des Gemeinwohls meistern.<br />

<br />

Lars Hoppmann<br />

Überlassen Sie die Besetzung<br />

von Führungspositionen nicht dem Zufall …<br />

“ – Edmund Mastiaux, Inhaber<br />

DIGITAL FIRST<br />

Die Digitalisierung ist für Bürger,<br />

Unternehmen, Verwaltung und die<br />

Gesellschaft insgesamt als Chance zu<br />

sehen. Um sie nutzen zu können und<br />

um zu verhindern, dass Deutschland<br />

den Anschluss an andere EU-Länder<br />

verliert, sind gerade im Bereich der<br />

öffentlichen Verwaltung dringend weitere<br />

Schritte erforderlich. Dies ist die Auffassung<br />

der Bundes-Arbeitsgemeinschaft<br />

der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako,<br />

die jüngst eine Reihe digital-politischer<br />

Forderungen an die Parteien richtete.<br />

Ein zentrales Anliegen ist dabei der<br />

Vorrang für die digitale Verwaltung.<br />

Demnach soll künftig die elektronische<br />

Verfahrensabwicklung der Regelfall,<br />

der Gang des Bürgers aufs Amt die<br />

Ausnahme sein. Durch entsprechende<br />

Änderungen des Verwaltungsverfahrensgesetzes<br />

und des Datenschutzgesetzes<br />

müsse ermöglicht werden, Leistungen<br />

wie zum Beispiel das Kindergeld<br />

proaktiv (statt auf Antrag) zu gewähren,<br />

sobald die Voraussetzungen dafür<br />

vorliegen und der betreffende Bürger<br />

zugestimmt hat, dass dazu Behörden<br />

vorhandene Daten austauschen.<br />

Zum Schutz der Bürgerdaten fordert<br />

Vitako den Aufbau von Kompetenzen für<br />

Informationssicherheit in der Verwaltung<br />

und dazu die Bereitstellung der erforderlichen<br />

Mittel durch Bund Länder.<br />

DER AUTOR<br />

Lars Hoppmann ist stellvertretender<br />

Geschäftsführer des Kommunalen<br />

Rechenzentrums Minden-Ravensberg/<br />

Lippe (KRZ) in Lemgo<br />

(l.hoppmann@krz.de)<br />

30 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

zfm • Seit 25 Jahren Personalberatung für Verwaltungen und kommunale Unternehmen • www.zfm-bonn.de<br />

31


<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

Glasfaser-Verlegung: Ohne den schnellen Ausbau der Telekommunikationsnetze vergibt Deutschland die Chance, im internationalen Wettbewerb<br />

ganz vorne mitzuspielen. Banken und Versicherungen wollen einen Beitrag leisten, die Lücke bei den <strong>Infrastruktur</strong>investitionen zu schließen.<br />

Breitbandausbau<br />

Foto: Deutsche Glasfaser<br />

Das Land droht bei der modernen Datentechnik<br />

auf einem Stand zu verharren, der<br />

schon in fünf Jahren überholt sein wird.<br />

Dies schadet der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

deutschen Wirtschaft.<br />

Die Beteiligung privater Investoren ist<br />

ein Vorteil, den Deutschland bisher noch<br />

wenig nutzt. Hierzulande sind es eher<br />

einzelne Pioniere, die für eine schnellere<br />

Gangart sorgen. Nur sehr wenige Bürgermeister<br />

und Landräte, die ein Highspeed-<br />

Netz schaffen wollen, trauen sich auf die<br />

Eigeninitiative privater Projektbetreiber<br />

zu setzen. Denn das heißt: ausdrücklicher<br />

Verzicht auf Subventionen.<br />

Jordi Nieuwenhuis, Geschäftsführer der<br />

Deutschen Glasfaser in Borken, einem der<br />

führenden privaten Betreiber in Deutschland,<br />

stellt fest: „Wir sind noch nie in den<br />

Genuss von Subventionen gekommen und<br />

sind trotzdem erfolgreich.“ Sein Unternehmen<br />

gehört zu den Pionieren, die mit ihren<br />

Erfahrungen in Lücken stoßen. Es erhielt<br />

kürzlich den FTTH-Award Europe.<br />

Ein anderes Beispiel ist das Telekommunikations-<br />

und Breitbandunternehmen<br />

DNS-Net Internet Service mit Sitz in Berlin.<br />

Die HSH Nordbank hat mit diesem,<br />

wie auch mit der Deutschen Glasfaser,<br />

2016 eine langfristige Finanzierung zum<br />

Ausbau von Glasfasernetzen vereinbart.<br />

DNS-Net betreibt inzwischen mehrere eigene<br />

Glasfaserringe und Rechenzentren<br />

im Raum Berlin-Brandenburg und konzentriert<br />

sich dabei auf „weiße Flecken“<br />

in der Peripherie und unterversorgte ländliche<br />

Gebiete in den angrenzenden Bundesländern.<br />

NEUE NETZE WERDEN JETZT GEBRAUCHT<br />

Solche Unternehmen, die mit Pioniergeist<br />

viel bewegen, sind eine gute Zielgruppe<br />

für Banken und Versicherungen. Denn<br />

für die Datennetze gilt mehr noch als für<br />

sonstige öffentliche Vorhaben: Am Anfang<br />

steht eine große Investition – es kostet viel<br />

Geld, ein Glasfasernetz zu verlegen. Doch<br />

danach halten sich Kosten und Risiken<br />

in Grenzen. Wenn das Leerrohr erst einmal<br />

in der Erde liegt, wird zunächst ein<br />

Kabelbündel „durchgeschossen“. Wächst<br />

der Bedarf, können weitere Kabel problemlos<br />

„nachgeschossen“ werden. Natürlich<br />

kommt es dann auf den Anstieg der<br />

Anschlussquoten der Nutzer an. Sie lassen<br />

die Rendite in die Höhe schnellen.<br />

Sobald deutlich höhere Bandbreiten verfügbar<br />

sind, werden diese auch nachgefragt<br />

und genutzt – vorher gar nicht absehbare,<br />

neue und innovative Anwendungen<br />

entstehen. „Abwarten, bis die Nachfrage<br />

einen lukrativen Massenmarkt entstehen<br />

lässt, hätte fatale Folgen: Wir brauchen die<br />

Netze für die innovativsten Unternehmen<br />

mit den höchsten Qualitätsanforderungen<br />

bereits viel früher, wenn wir von den<br />

Wachstumsbereichen der Digitalisierung<br />

profitieren wollen“, unterstreicht Jürgen<br />

Grützner vom VATM.<br />

Investitionen in die Netzinfrastruktur<br />

kommen der Allgemeinheit zugute, bieten<br />

jenseits aller ökonomischer Kriterien auch<br />

einen Imagegewinn. Banken und Versicherungen<br />

leisten einen Beitrag, die Lücke bei<br />

den öffentlichen <strong>Infrastruktur</strong>investitionen<br />

zu schließen – das heißt: Sie können finanzieren<br />

und Mehrwerte stiften. Damit<br />

die Netz-Schnecke Deutschland in Gang<br />

kommt … Steffen Leiwesmeier<br />

Die Netz-Schnecke in Gang bringen!<br />

<strong>Infrastruktur</strong>programm – hier denken viele an Schlaglochstraßen, marode<br />

Brücken und sanierungsreife Schulen. Dabei geht es auch um den Ausbau der<br />

Datennetze. Schnelle Internet-Zugänge könnten schon viel weiter verbreitet<br />

sein, wenn neben dem Staat auch private Investoren ins Boot geholt würden.<br />

Besonders hart trifft es die mittelständischen<br />

Betriebe, das Rückgrat der<br />

deutschen Wirtschaft, wenn hoch<br />

leistungsfähige Internet-Zugänge fehlen.<br />

Sie können im ländlichen Raum häufig<br />

die Anforderungen von Industrie 4.0 nicht<br />

erfüllen. Im schlimmsten Fall müssen sie<br />

abwandern oder gleich ganz schließen.<br />

DER AUTOR<br />

Steffen Leiwesmeier ist Leiter Breitbandfinanzierung<br />

bei der HSH Nordbank in Hamburg<br />

(steffen.leiwesmeier@hsh-nordbank.com)<br />

Der Staat hält sich bislang bedeckt und<br />

reagiert auf Hilferufe von Bürgermeistern<br />

und Landräten unkoordiniert. Resultat:<br />

Zuschüsse nach dem Gießkannen-Prinzip.<br />

Für die zu geringe öffentliche Aktivität<br />

mag es viele Gründe geben, einer dürfte<br />

sein: Es herrscht in Deutschland ein vergleichsweise<br />

traditionelles Verständnis davon,<br />

wie Investitionen in die <strong>Infrastruktur</strong><br />

realisiert werden sollen. Ob es sich um den<br />

Bau eines Flughafens oder die Sanierung<br />

einer Autobahn handelt – Projekte dieser<br />

Größenordnung im öffentlichen Raum<br />

bleiben bislang meist in staatlicher Hand<br />

oder sollen über Subventionen gelenkt<br />

werden. Nur in Ausnahmefällen sind private<br />

Partner mit an Bord. Dabei könnten<br />

gerade durch das Zusammenspiel von<br />

staatlichen und privaten Partnern zusätzliche<br />

und auch großvolumige Projekte umgesetzt<br />

werden und so die Investitionstätigkeit<br />

insgesamt gesteigert werden.<br />

<strong>Infrastruktur</strong>projekte bieten viel versprechendes<br />

Potenzial, in eine sichere Rendite<br />

zu investieren – sei es in Straßen und<br />

Schienen oder eben in Highspeed-Netze<br />

des Telekommunikationssektors. Der Faktor<br />

Zeit spielt bei letzteren im internationalen<br />

Wettbewerb eine entscheidende<br />

Rolle. „Nur wenn wir jetzt beginnen, die<br />

Netze zu bauen, die wir spätestens in zehn<br />

Jahren zweifelsfrei benötigen, haben wir<br />

eine Chance, diese riesige Aufgabe im <strong>Infrastruktur</strong>ausbau<br />

fristgerecht zu lösen“,<br />

sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des<br />

Verbands der Anbieter von Telekommunikations-<br />

und Mehrwertdiensten (VATM) .<br />

Angesichts der Herausforderungen bei<br />

öffentlichen Investitionen ist eine Professionalisierung<br />

der gesamten Organisation<br />

und des Risikomanagements notwendig.<br />

Das gilt insbesondere auch für den Ausbau<br />

von Breitbandnetzen und Data Centern<br />

in Deutschland. Das Problem dabei:<br />

32 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

A strong company – your reliable partner<br />

Nutzen Sie das GasLINE-Netz als Backbone, Backhaul und<br />

Access, um in Ihrer Gemeinde in der mittelbaren Region<br />

des Netzes den FttX-Ausbau z. B. in Gewerbegebieten zu<br />

unterstützen.<br />

GasLINE zählt im deutschen Markt seit 20 Jahren zu den<br />

leistungsfähigsten <strong>Infrastruktur</strong>anbietern für unbeschaltete<br />

Glasfaser. Das Netz von über 25.000 km Länge –<br />

deutschlandweit – wird weiterhin dynamisch ausgebaut.<br />

In mehr als 150 Städten besteht Anschluss an Telehäuser,<br />

PoPs und Service anbieter-Standorte.<br />

Kontakt: info@gasline.de · www.gasline.de<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Elten<br />

Straelen<br />

Venlo<br />

25.000 km<br />

verfügbar<br />

+ 4.000 km<br />

im Ausbau<br />

Flensburg<br />

Puttgarden<br />

Kiel<br />

Stralsund<br />

Rostock<br />

Greifswald<br />

Lübeck<br />

Bremerhaven<br />

Hamburg<br />

Bunde<br />

Bremen<br />

Oldenburg<br />

Nordhorn<br />

Wolfsburg<br />

Hannover<br />

Osnabrück<br />

Enschede<br />

Braunschweig<br />

Hildesheim<br />

Bielefeld<br />

Münster<br />

Dorsten<br />

Hamm<br />

Duisburg<br />

Essen<br />

Göttingen<br />

Dortmund<br />

Neubrandenburg<br />

Schwedt<br />

Berlin<br />

Potsdam<br />

Frankfurt/<br />

Oder<br />

Magdeburg<br />

Halle<br />

Leipzig<br />

Dresden<br />

Görlitz<br />

Chemnitz<br />

Deutschneudorf<br />

Düsseldorf<br />

Köln<br />

Aachen Bonn<br />

Trier<br />

Remich<br />

Saarbrücken<br />

Hagen<br />

Kassel<br />

Wuppertal<br />

Erfurt<br />

Siegen<br />

Gießen<br />

Wetzlar<br />

Koblenz<br />

Frankfurt<br />

Wiesbaden<br />

Mainz<br />

Darmstadt<br />

Kaisers-<br />

Würzburg<br />

Erlangen<br />

lautern<br />

Mannheim<br />

Nürnberg<br />

Ludwigshafen<br />

Heilbronn<br />

Karlsruhe<br />

Lauterbourg<br />

Stuttgart<br />

Ingolstadt<br />

Pforzheim<br />

Strasbourg<br />

Ulm<br />

Augsburg<br />

München<br />

Freiburg<br />

Schaffhausen<br />

Basel<br />

Schirnding<br />

Waidhaus<br />

Regensburg<br />

Passau<br />

Burghausen<br />

Salzburg<br />

Backbone<br />

Planung<br />

33


Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

Modellhaft vernetzte<br />

Stadt: Die Kommunen sind<br />

gefordert, in Anbetracht<br />

der digitalen Transformation<br />

die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

genauer zu bestimmen.<br />

DIE AUTOREN<br />

Dr. Jens Libbe ist Leiter des Bereichs<br />

<strong>Infrastruktur</strong>, Wirtschaft und Finanzen<br />

beim Deutschen Institut für Urbanistik<br />

in Berlin (libbe@difu.de),<br />

Roman Soike ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter in diesem Forschungsbereich<br />

des Instituts (soike@difu.de)<br />

Smart City<br />

Vernetzung braucht<br />

klare Struktur<br />

Smart City? Das ist Big Data und intelligente Mobilität. Und das ist Energieerzeugung<br />

auf Quartiersebene und neue Dienstleistungen. Grundlegend für<br />

die Zukunft der kommunalen <strong>Infrastruktur</strong> ist der weitere Bedeutungs zuwachs<br />

vernetzter Informations- und Kommunikationstechnologie.<br />

Das Konzept der Smart City hat in<br />

den vergangenen Jahren immer<br />

mehr an Bedeutung gewonnen.<br />

Wenngleich sich bisher keine allgemeingültige<br />

Definition durchgesetzt hat, was<br />

genau eine Smart City ist, so herrscht<br />

doch weitgehende Einigkeit, dass mit dem<br />

Terminus die Nutzung moderner Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie<br />

(IKT) für die Optimierung von Prozessen<br />

in Städten umschrieben wird.<br />

Die Smart City ist eine Stadt, in der durch<br />

den Einsatz innovativer Technologien (vor<br />

allem IKT-Anwendungen), intelligente<br />

Lösungen für ganz unterschiedliche Bereiche<br />

der Stadtentwicklung bereitgestellt<br />

werden. Informations- und Kommunikationssysteme<br />

sind gleichermaßen Träger<br />

wie Treiber einer smarten Stadtentwicklung,<br />

und die rasant voranschreitende Digitalisierung<br />

ermöglicht und aktiviert neue<br />

Möglichkeiten zur Organisation von städtischen<br />

Dienstleistungen.<br />

Smart City meint aber nicht nur technologische<br />

Veränderungen. Der Einsatz<br />

neuer Technologien wird in Verbindung<br />

gebracht mit einem entsprechenden unternehmerischen<br />

Umfeld in den Städten<br />

und einem Wettbewerb zwischen neuartigen<br />

Dienstleistungsangeboten. Die Absicht<br />

ist, die Lebensqualität in den Städten zu<br />

verbessern und ökonomisches Wachstum<br />

zu schaffen.<br />

Ein zentraler Bereich zur Realisierung<br />

der Smart City ist die kommunale <strong>Infrastruktur</strong><br />

und hier insbesondere die Systeme<br />

der Stadttechnik und der Mobilität.<br />

Intelligente „smarte“ Technologien ermöglichen<br />

es beispielsweise, die Bereitstellung<br />

und den Konsum von Energie effektiver zu<br />

steuern und <strong>Infrastruktur</strong>en enger miteinander<br />

zu koppeln. Sowohl die Einspeisung<br />

und Speicherung von Energie als auch der<br />

Verbrauch kann bedarfsgerecht über intelligente<br />

Netze („Smart Grids“) geregelt werden.<br />

Dies ist dann auch die Voraussetzung,<br />

um verschiedene regenerative Energieträger<br />

so miteinander zu kombinieren, dass<br />

die Versorgungssicherheit jederzeit stabil<br />

gewährleistet ist.<br />

Im Bereich der <strong>Infrastruktur</strong>en für Verkehr<br />

und Mobilität sind ebenfalls mas-<br />

Foto: Kwanchaift/Fotolia<br />

Umrüstsatz für<br />

alle Leuchtentypen<br />

sive Umbrüche erkennbar, ohne dass die<br />

künftigen Strukturen eindeutig wären. Die<br />

neuen Möglichkeiten der Vernetzung in<br />

Verbindung mit einer nachlassenden Bedeutung<br />

individuellen Pkw-Besitzes haben<br />

das Potenzial, die Zahl der Fahrzeuge zu<br />

minimieren. Das bedeutet jedoch nicht,<br />

dass auch der Verkehr insgesamt abnimmt.<br />

Derzeit jedenfalls führen veränderte Lieferbeziehungen<br />

beim Online-Handel dazu,<br />

dass Transportweiten und Lieferfrequenzen<br />

eher zunehmen.<br />

Das Thema Smart City ist untrennbar<br />

mit der Entstehung, Erhebung und Verarbeitung<br />

von Daten in großem Umfang,<br />

großer Bandbreite und hoher Geschwindigkeit<br />

verbunden. Sowohl Big Data als<br />

auch Crowd Data als Prozess einer sowohl<br />

passiven wie aktiven Datengenerierung<br />

ist für die Städte von Interesse. Was<br />

dies für die kommunalen <strong>Infrastruktur</strong>en<br />

bedeutet, lässt sich am Beispiel der Wasserversorgung<br />

und Abwasserentsorgung<br />

illustrieren. Die Digitalisierung bietet hier<br />

Chancen für die verbesserte Organisation<br />

und Vernetzung von Prozessen und damit<br />

die Erhöhung der Effizienz des Gesamtsystems,<br />

etwa bei der Kanalnetzsteuerung.<br />

Auch der Energieeinsatz für Transport<br />

und Behandlung sowie Bewirtschaftung<br />

von im Abwasser enthaltenen Ressourcen<br />

lassen sich digital besser bewerkstelligen.<br />

Zugleich steigen aber auch die Risiken<br />

durch eine noch größere Abhängigkeit<br />

von der Stromversorgung und vor allem<br />

durch mögliche Sabotageakte (Stichwort:<br />

IT-Sicherheit). Vor diesem Hintergrund<br />

wird das Thema „Wasser 4.0“ in den kommenden<br />

Jahren stärker auf die Agenda von<br />

Kommunen und deren wasserwirtschaftlichen<br />

<strong>Infrastruktur</strong>betreibern kommen.<br />

Doch nicht nur die betriebswirtschaftliche<br />

Seite ist von Bedeutung. Wasserversorgung<br />

und Abwasserentsorgung sind<br />

elementarer Bestandteil der kommunalen<br />

Daseinsvorsorge, unterliegen gerade deshalb<br />

der öffentlichen Aufmerksamkeit. Die<br />

Kundenbeziehung zu den Bürgern lassen<br />

sich verbessern, wenn Daten zur Ressourceninanspruchnahme,<br />

zu Kosten und Preisen<br />

oder zur individuellen Wassernutzung<br />

bereitgestellt werden.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die rasante<br />

Entwicklung im Bereich der Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien<br />

weiter anhält. Die ehemals mehr oder<br />

weniger separate Telekommunikationsinfrastruktur<br />

ist bereits zu einem von den<br />

übrigen <strong>Infrastruktur</strong>en nicht mehr zu<br />

trennenden System integrierter <strong>Infrastruktur</strong><br />

zusammengewachsen.<br />

Je mehr die Bedeutung „smarter“ Dienstleistungsangebote<br />

ins Bewusstsein rückt,<br />

desto deutlicher wird, dass Geschäftsmodelle<br />

und unternehmerische Strategien bisher<br />

nicht ausreichend darauf ausgerichtet<br />

sind. Die Smart City gehört daher noch<br />

stärker auf die kommunale Agenda. Dies<br />

muss nicht bedeuten, dass sich jede Stadt<br />

ein Smart-City-Konzept gibt. Dies würde<br />

dem Anspruch einer integrierten Stadtentwicklung<br />

vielleicht auch zuwiderlaufen.<br />

Erforderlich ist es aber, in Anbetracht der<br />

rasanten digitalen Transformation die eigenen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten genauer<br />

zu bestimmen. Jens Libbe / Roman Soike<br />

PLATO LED Umrüstsatz<br />

Einbausatz für vorhandene Bestandsleuchten<br />

Vorkonfektionierter LED Umrüstsatz zum Einbau in<br />

vorhandene Bestandsleuchten. Erhaltenswerte Leuchten<br />

können mit unserem Plato LED Umrüstsatz auf den aktuellen<br />

Stand der Technik gebracht werden, ohne das gesamte<br />

Erscheinungsbild der Straße zu ändern. Durch dieses LED<br />

Modul können Sie Ihre Beleuchtungskosten erheblich senken.<br />

In gleichem Maße mindern Sie den CO 2<br />

-Ausstoß.<br />

*<br />

TREIBER FÜR KONZEPTE<br />

DER SMART CITY<br />

Trotz der dynamischen Entwicklung im<br />

Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

befasst sich<br />

derzeit laut einer aktuellen Erhebung<br />

des Deutschen Instituts für Urbanistik<br />

(Difu) von den 200 einwohnerstärksten<br />

Städten Deutschlands nur etwa ein<br />

Drittel intensiver mit dem Konzept der<br />

Smart City. Je größer die Stadt, desto<br />

strategischer ist dabei das Vorgehen.<br />

Ein technologieaffines Umfeld scheint<br />

zudem ein Treiber zu sein. So zeigen<br />

sich mobilitätsbezogene Smart-City-<br />

Initiativen insbesondere in Städten wie<br />

Wolfsburg, Stuttgart oder Ingolstadt.<br />

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass<br />

gerade die kleineren Städte mit größerer<br />

Distanz zu Technologieanbietern noch<br />

erheblichen Nachholbedarf haben.<br />

Vergleichbares gilt für die kommunalen<br />

<strong>Infrastruktur</strong>betreiber.<br />

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Mehr zum Thema sowie die Langfassung<br />

des Beitrags finden Sie<br />

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Themen > Politik & Gesellschaft<br />

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34 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

* erweiterbar auf 8 Jahre<br />

WEEE-Reg.Nr.: DE 971166<strong>10</strong>


Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

Stadtbeleuchtung<br />

Licht nach Maß<br />

Die LED-Technik hat die städtische Beleuchtung revolutioniert. Weit über den<br />

Anspruch bezüglich hoher Energie- und Kosteneffizienz hinaus bringt sie<br />

entscheidende Qualitätsvorteile. Dank intelligenter Steuerung lässt sich das<br />

Straßenlicht jetzt „leuchtengenau“ an die jeweiligen Erfordernisse anpassen.<br />

Umwelt zugute. Denn mithilfe der LED-<br />

Technik lässt sich der mit der Stromerzeugung<br />

verbundene CO 2 -Ausstoß signifikant<br />

verringern.<br />

Um auf moderne LED-Technologie umzusteigen<br />

ist es nicht immer notwendig,<br />

bestehende Leuchten komplett zu ersetzen.<br />

Denn Lichttechnik ist mittlerweile<br />

modular konzipiert. Das heißt, es gibt<br />

LED-Module, die sich in bereits bestehende<br />

Leuchten integrieren lassen – auch<br />

in historische Designleuchten. Das ist ein<br />

wichtiger Punkt für Kommunen, denn eine<br />

Beleuchtungsmodernisierung soll nicht zu<br />

Lasten des Stadtbildes gehen.<br />

Solche innovativen Modullösungen lassen<br />

sich wegen ihrer flexiblen Optiken und<br />

der variablen Lichtverteilung sowohl für<br />

die Beleuchtung von Straßen und Wegen<br />

als auch auf Plätzen und in Parks einsetzen.<br />

Dank des Plug-and-Play-Verfahrens<br />

ist die Umrüstung der Leuchten ohne großen<br />

Aufwand möglich.<br />

Die LED-Technik hat sich in den letzten<br />

Jahren rasant weiterentwickelt. Lebensdauer,<br />

Haltbarkeit, Wetterbeständigkeit<br />

und Wartungsfreundlichkeit wurden wesentlich<br />

verbessert, sodass LEDs konventionellen<br />

Leuchten in jeder Hinsicht überlegen<br />

sind. Durch optimales Thermomanagement<br />

halten moderne LED-Leuchten<br />

heute bis zu <strong>10</strong>0 000 Betriebsstunden.<br />

Auch im Bereich der Lichtsteuerung hat<br />

sich einiges getan. An die Stelle konventioneller<br />

Vorschaltgeräte sind elektronische<br />

Vorschaltgeräte (EVG) getreten. Diese<br />

haben einen deutlich höheren Leistungsfaktor.<br />

Das heißt, die Leuchten erreichen<br />

einen besseren Wirkungsgrad.<br />

DALI STEUERT SELEKTIV<br />

Flexible Module haben oft mehrere Steuerungsschnittstellen.<br />

Die moderne DALI-<br />

Schnittstelle (Digital Addressable Lighting<br />

Interface) ermöglicht es, einzelne Leuchten<br />

oder Leuchtengruppen individuell anzusteuern<br />

und zu dimmen. Damit können<br />

sie exakt an den tatsächlichen Lichtbedarf<br />

angepasst werden. Der Vorteil dieses Ansatzes<br />

besteht nicht nur darin, dass unnötige<br />

„Lichtverschmutzung“ vermieden<br />

wird – eine flexible Dimmung oder die<br />

Nachtabsenkung reduzieren vor allen Dingen<br />

auch die Energiekosten.<br />

Bei der Lichtsteuerung geht der Trend immer<br />

stärker hin zu digitalen Konzepten.<br />

Solche Lichtmanagementsysteme (LMS)<br />

bieten die größtmögliche Flexibilität und<br />

reduzieren die Kosten bei gleichzeitiger<br />

Steigerung der Beleuchtungsqualität. Bei<br />

einem LMS kommunizieren die Leuchten<br />

über integrierte Antennen miteinander und<br />

übermitteln wichtige Informationen, wie<br />

zum Beispiel zur Funktionstüchtigkeit, an<br />

die zentrale Schaltstelle. Dort werden die<br />

Daten übersichtlich in einem Web-Portal<br />

dargestellt. Zustand der Anlage, Wartungsund<br />

Materialbedarf, Stromverbrauch oder<br />

aktuelle Lichtverhältnisse lassen sich so<br />

auf einen Blick erfassen.<br />

Gleichzeitig können die Leuchten über<br />

die digitale Steuerungsanlage flexibel eingestellt<br />

werden. Das ermöglicht maßgeschneiderte<br />

Dimmprofile. Die Steuerung<br />

kann dabei bequem und mobil von allen<br />

internetfähigen Geräten aus erfolgen.<br />

Smarte Beleuchtungstechnik stellt nur<br />

einen Baustein der Entwicklung hin zur<br />

Smart City dar, jedoch einen sehr bedeutenden.<br />

Denn Licht ist im Alltag etwas sehr<br />

Essentielles und erfüllt wichtige Aufgaben<br />

in den Kommunen. Manuel Löppenberg<br />

www.swhd.de<br />

Foto: Lunux<br />

Straßenbeleuchtung im<br />

nordrhein-westfälischen<br />

Neuss: LED-Technik macht<br />

es möglich, modernste<br />

Lichtlösungen auch in<br />

Leuchten mit einem klassischem<br />

Design zu integrieren.<br />

DER AUTOR<br />

Manuel Löppenberg ist Produkt manager<br />

beim Leuchtenhersteller Lunux in<br />

Laatzen und Experte für kommunale<br />

Beleuchtung<br />

(m.loeppenberg@lunux-lighting.com)<br />

Die Daseinsvorsorge als eine wesentliche<br />

kommunale Aufgabe wird<br />

zusehends komplexer. Denn durch<br />

den rasanten technologischen Fortschritt<br />

gibt es ständig Neuerungen im Bereich der<br />

technischen <strong>Infrastruktur</strong>, denen sich die<br />

Kommunen nicht verweigern können. Das<br />

Bereitstellen einer modernen Verkehrsinfrastruktur<br />

in Form von Straßen, Wegen<br />

und Plätzen ist ein wichtiger Aufgabenbereich<br />

innerhalb der Daseinsvorsorge. Dazu<br />

gehört dann, die Verkehrswege ihrer Funktion<br />

entsprechend zu beleuchten.<br />

Gleichzeitig muss der steigende Kostenaufwand<br />

pro Einwohner im Auge behalten<br />

werden. Auch wenn die Städte,<br />

Gemeinden und Landkreise 2016 einen<br />

Überschuss von 4,5 Milliarden Euro erwirtschaftet<br />

haben, zeigt der Finanzreport<br />

<strong>2017</strong> der Bertelsmann-Stiftung, dass<br />

die Kluft zwischen reichen und armen<br />

Kommunen größer wird. Moderne digitale<br />

Technologien haben jedoch das Potenzial,<br />

Städte und Gemeinden bei der Bewältigung<br />

ihrer Aufgaben zu unterstützen und<br />

kostendämpfend zu wirken. Denn Digitalisierung<br />

bedeutet Effizienzsteigerung.<br />

Dies trifft insbesondere auch im Bereich<br />

der öffentlichen Beleuchtung zu, die ja zunächst<br />

eine energie- und kostenintensive<br />

<strong>Infrastruktur</strong> darstellt.<br />

Durch Umrüstung öffentlicher Beleuchtungseinrichtungen<br />

auf die LED-Technik<br />

lassen sich bis zu 80 Prozent der Energie-<br />

und Wartungskosten einsparen, die<br />

von konventionellen Anlagen her bekannt<br />

sind. Viele Kommunen scheuen allerdings<br />

noch die Investition in sparsame Beleuchtungstechnik.<br />

Dabei amortisieren sich die<br />

Kosten für die Modernisierung von Lichtanlagen<br />

oftmals bereits nach wenigen Jahren.<br />

Würde das enorme Einsparpotenzial<br />

ausgeschöpft, käme das nicht nur dem<br />

kommunalen Haushalt, sondern auch der<br />

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36 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

37


Titel<br />

NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />

Titel<br />

Elektromobilität<br />

Ausbau mit IT<br />

statt Bagger<br />

Ohne Ladesäulen keine E-Mobilität. Viele Städte planen nun<br />

den Aufbau der erforderlichen <strong>Infrastruktur</strong>. Energiemarkt-<br />

Experte Matthias Rohr erläutert die Bedeutung des Stromanschlusses<br />

und wie mit intelligenten IT-Netzreglern aufwendiger<br />

Tiefbau im besten Fall vermieden werden kann.<br />

Herr Rohr, Sie kennen die E-Mobilitäts- und<br />

Energiebranche: Wie steht es um das Elektroauto<br />

in Deutschland?<br />

Rohr: Es ist noch kein Jahr her, da war die<br />

Stimmung für Elektromobilität noch eine<br />

ganz andere. Derzeit scheint es sogar nicht<br />

unrealistisch, dass in drei oder vier Jahren<br />

die für das Jahr 2020 prognostizierten eine<br />

Million E-Autos auf Deutschlands Straßen<br />

fahren. Es kann ein exponentielles Wachstum<br />

entstehen, das schnell zu einer hohen<br />

Verbreitung führt.<br />

Wie kommt das?<br />

Rohr: Es gibt derzeit viele Impulse wie<br />

Förderprogramme für Kommunen, der<br />

weltweite Wettbewerb um E-Autos und<br />

Ladetechnik und die Diskussionen um<br />

Fahrverbote und den Klimawandel. Insbesondere<br />

geht es auch beim Aufbau der<br />

<strong>Infrastruktur</strong> voran.<br />

ZUR PERSON<br />

Dr.-Ing. Matthias Rohr ist Business Development<br />

Manager und Management Consultant<br />

bei der Business Technology Consulting (BTC)<br />

in Oldenburg (www.btc-ag.com)<br />

Die Interviewerin<br />

Gabi Visintin, Tübingen, ist Journalistin<br />

Wie gehen die Städte mit der Herausforderung<br />

um, Ladesäulen auszubauen? Und<br />

werden die Stromnetze berücksichtigt?<br />

Rohr: Viele Städte gehen jetzt viel offensiver<br />

den Ladesäulen-Ausbau an, wegen<br />

der Luftverschmutzung oder auch weil<br />

sie die Stadtattraktivität verbessern wollen.<br />

Ein Teil unterschätzt oder ignoriert<br />

die Stromnetze, weil die ersten einzelnen<br />

Ladesäulen scheinbar wenig Probleme<br />

machen. Die Herausforderungen werden<br />

aber schnell sichtbar, wenn ein größerer<br />

Parkplatz mit Ladesäulen ausgestattet<br />

werden soll und, wie üblich, gerade kein<br />

Umspannwerk in der Nachbarschaft liegt.<br />

Es besteht die Sorge, dass für den Ausbau<br />

der <strong>Infrastruktur</strong> die Stromnetze massiv<br />

ertüchtigt werden müssen oder auch, dass<br />

man sie falsch erweitert.<br />

Ist diese Sorge nicht berechtigt?<br />

„Die wenigsten <strong>Infrastruktur</strong>en<br />

sind auf<br />

den Worst-Case dimensioniert,<br />

da sie sonst<br />

unbezahlbar wären“<br />

Matthias Rohr<br />

Rohr: Ja und nein. Die Stromnetze wurden<br />

nie für Elektromobilität ausgelegt. Das<br />

heißt, selbst derzeit übliche Ladepunkte<br />

mit 20 Kilowatt oder bereits verfügbare<br />

Schnellladesäulen mit mehr als <strong>10</strong>0 kW<br />

können die Stromnetze überlasten, zum<br />

Beispiel bei örtlicher Häufung, bei gleichzeitigen<br />

Ladespitzen und hohem sonstigen<br />

Verbrauch. Um dies zu vermeiden,<br />

hatten viele Netzbetreiber traditionell nur<br />

die Möglichkeit, die Netze auf den Worst<br />

Case, also den schlimmsten möglichen<br />

Fall der Gleichzeitigkeit von Lastspitzen,<br />

vorzubereiten und zwar durch einen konventionellen<br />

Leitungs- und Trafoausbau<br />

auf Basis von Kupfer. Doch diese Worst-<br />

Case-Auslegung ist hochgradig ineffizient.<br />

Zudem werden dadurch die Städte ausgebremst,<br />

weil zunächst großflächig Bagger<br />

zum Einsatz kommen, um Leitungen mit<br />

größerem Querschnitt zu verlegen. Dabei<br />

gibt es inzwischen neue Technologien, die<br />

den Netzausbaubedarf erheblich reduzieren,<br />

hinausschieben oder gar vermeiden<br />

können.<br />

Wie ist es möglich, Leitungs- und Trafoausbau<br />

überhaupt zu vermeiden?<br />

Rohr: Es stellt sich zum Beispiel die Frage,<br />

ob es für die meisten Ladepunkte eine<br />

<strong>10</strong>0-prozentige Schnelllade-Garantie geben<br />

muss. Warum sollte es nicht akzeptabel<br />

sein, dass beispielsweise eine zweiprozentige<br />

Chance auf lediglich Normallademodus<br />

bei einer öffentlichen Ladesäule<br />

gilt, wenn dadurch ein Großteil der Netzausbaukosten<br />

und der Baubelästigungen<br />

eingespart werden kann! Im Bereich der<br />

Stromnetze ist dieses Konzept mit einem<br />

Netzregler umsetzbar.<br />

Welche Rolle könnte ein solcher Netzregler<br />

übernehmen?<br />

Rohr: Ein IT-basierter Netzregler für das<br />

Ladesäulen-Strommanagement erkennt<br />

kritische Situationen und greift steuernd<br />

ein, wenn es zu Lastspitzen kommt. Da<br />

das gleichzeitige Auftreten von allen Lasten<br />

im Teilnetz in Verbindung mit Ladesäulen<br />

derzeit noch sehr selten ist, kann<br />

eine mengenmäßig geringe Ladereduktion<br />

um wenige Prozent eine Vervielfachung<br />

der Anschlusskapazität für Ladesäulen<br />

bewirken. Interview: Gabi Visintin<br />

Foto: BTC<br />

Verkehrsproblem<br />

clever gelöst<br />

Das Unternehmen Brenner Bernard Ingenieure<br />

hat für die Gemeinde Weissach im<br />

Tal (Baden-Württemberg) untersucht, wie<br />

das Verhältnis von Verkehrsaufkommen<br />

und -beruhigung bei einer Gemeindeverbindungsstraße<br />

verbessert werden kann.<br />

Die Gemeinde benötigte eine Lösung für<br />

diese Straße, die eine hohe Bedeutung<br />

für den landwirtschaftlichen Verkehr hat.<br />

Das Gutachten berücksichtigte auch die<br />

Aspekte der Verkehrssicherheit.<br />

Auf der Grundlage von Gesprächen<br />

mit Anwohnervertretern und politischen<br />

Gremien wurden von dem Unternehmen<br />

Vorschläge zur Verkehrsregelung und<br />

Parkraumordnung erarbeitet und diese in<br />

Abstimmung mit der Verkehrsbehörde provisorisch<br />

umgesetzt. Sie führten ohne größere<br />

Baumaßnahmen zu einer Verbesserung<br />

der Situation. Nach einer Probephase<br />

wurde die Konzeption übernommen, wobei<br />

nur wenige Anpassungen erforderlich<br />

waren.<br />

Die Beteiligung der Öffentlichkeit führte<br />

dazu, dass mit Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

und versetzt ausgewiesenen Stellplätzen<br />

für alle Nutzer eine akzeptable<br />

Verkehrsregelung gefunden und die Verkehrssicherheit<br />

erhöht wurde. Dies konnte<br />

durch die Straßenverkehrsbehörde messtechnisch<br />

belegt werden.<br />

Brenner Bernard Ingenieure arbeitet unter<br />

anderem in den Bereichen Verkehrsplanung,<br />

-technik und -anlagenbau sowie im<br />

Immissionsschutz. Das Unternehmen hat<br />

deutschlandweit Standorte.<br />

www.brenner-bernard.com/de<br />

Smarte IoT-Digitalisierungslösungen<br />

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Tel.: +49 7191 900-4902<br />

www.telent.de<br />

Ampelsteuerung<br />

Knoten mit Intelligenz<br />

Wartezeiten an Kreuzungen sollen<br />

durch eine innovative Steuerung für<br />

Ampeln verkürzt werden. Bei dem<br />

Verfahren kommunizieren Signalanlage<br />

und Fahrzeuge miteinander.<br />

Das Institut für Verkehrssystemtechnik<br />

(Köln) des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR) hat neue Steuerungsverfahren entwickelt,<br />

mit denen sich die Wartezeiten an<br />

Lichtsignalanlagen, wie Ampeln im Fachjargon<br />

heißen, verkürzen lassen.<br />

Dazu kommunizieren die Anlagen mit<br />

den Fahrzeugen der Verkehrsteilnehmer.<br />

Die Steuerung soll jetzt in Ampeln des<br />

Herstellers Stührenberg (Detmold) eingebaut<br />

werden, um sie im Praxiseinsatz zu<br />

testen. „Mit den neuen Verfahren kann der<br />

Verkehr insbesondere in Städten besser<br />

fließen“, betont Robert Oertel vom DLR.<br />

Schadstoffemissionen ließen sich damit<br />

senken.<br />

Konkret werden bei diesem Steuerverfahren<br />

die Verlustzeiten und Ankunftszeitpunkte<br />

von Verkehrsteilnehmern an<br />

Kreuzungen als Kenngrößen für die Signalanlagenschaltung<br />

genutzt.<br />

Mithilfe der „Car2X-Technologie“ kann<br />

die Verkehrslage durch die Kommunikation<br />

mit den ankommenden Fahrzeugen<br />

erfasst werden. Diese übermitteln Informationen<br />

über Position, Richtung und<br />

Geschwindigkeit.<br />

Foto: Stührenberg<br />

Bei Testläufen haben die Forscher erhebliche<br />

Verkürzungen der Wartezeiten festgestellt.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass es sich<br />

lohnt, auf eine innovative Ampelsteuerung<br />

zu setzen, dies insbesondere beim Einsatz<br />

an Kreuzungen, die von vielen weiteren<br />

Knotenpunkten umgeben sind. So ist es<br />

möglich, den Verkehrsfluss, vor allem in<br />

Städten, so effizient, sicher und umweltschonend<br />

wie möglich zu steuern.<br />

www.stuehrenberg.de<br />

Besiegeln die weitere Zusammenarbeit: von<br />

links Georg Schnittker (Ingenieursunternehmen<br />

Stührenberg), Robert Oertel (Deutsches Zentrum<br />

für Luft- und Raumfahrt), Rainer Jilek<br />

(Stührenberg) und Sten Ruppe (DLR).<br />

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Tel.: +49 7191 904-7901<br />

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38 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

39


Titel<br />

<strong>Infrastruktur</strong><br />

Titel<br />

Entwässerungssysteme<br />

Auftraggeber verlangen Qualität<br />

Um den Zustand der Kanalnetze in Deutschland zu verbessern, bedarf es<br />

strategischer Investitionen. Ulf Michel, Vorstandsvorsitzender der Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau, betont im Interview die Bedeutung der durchgängigen<br />

Qualitätssicherung. Dazu zählt die Eignungsprüfung.<br />

Herr Michel, das öffentliche Kanalnetz<br />

ist elementarer Bestandteil der Entwässerungsinfrastruktur.<br />

Wie ist es um die Substanz<br />

bestellt?<br />

Michel: Das öffentliche Kanalnetz stellt mit<br />

den zugehörigen Kläranlagen, Abwasserpumpwerken<br />

und anderen abwassertechnischen<br />

Anlagen ein enormes Anlagevermögen<br />

dar. Die Wiederbeschaffungskosten<br />

der Einrichtungen der Abwasserentsorgung<br />

übertreffen erheblich den Wiederbeschaffungswert<br />

aller Verkehrsanlagen. Das<br />

dokumentiert den hohen Stellenwert, den<br />

die Instandhaltung dieser Vermögenswerte<br />

einnehmen müsste. Der aktuelle Zustand<br />

dieser Anlagen wird durch die jüngste<br />

Umfrage zum Zustand der Kanalisation in<br />

Deutschland beschrieben, die im Mai 2016<br />

von der DWA, der Deutschen Vereinigung<br />

für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall,<br />

veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse<br />

der Umfrage machen deutlich, dass rund<br />

ein Fünftel aller Kanalhaltungen Schäden<br />

aufweisen, die kurz- bis mittelfristig zu<br />

sanieren sind. Strategische Investitionen<br />

sind nötig, um den Zustand des Kanalnetzes<br />

in Deutschland zu verbessern. Es ist<br />

eine anspruchsvolle Managementaufgabe<br />

der Netzbetreiber, langfristige Szenarien<br />

und Visionen für die Bewirtschaftung der<br />

Netze zu erarbeiten und abzustimmen.<br />

„Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

arbeiten in der<br />

Gütegemeinschaft zusammen<br />

am Thema Qualität“<br />

Ulf Michel<br />

Nachhaltigkeit ist eines der Hauptkriterien<br />

bei der Investitionsplanung. Worauf sollten<br />

Kommunen und Abwasserbetriebe bei der<br />

Auswahl ihrer Baupartner im Kanalbereich<br />

vor allem achten?<br />

Michel: Wenn Investitionen in das Kanalnetz<br />

erfolgreich sein sollen, muss die Ausführungsqualität<br />

stimmen. Qualität ist zu<br />

erwarten, wenn Planung, Ausschreibung,<br />

Ausführung und Bauüberwachung fachgerecht<br />

erfolgen. Dazu braucht der Auftraggeber<br />

in erster Linie qualifizierte Partner.<br />

Hier bietet sich mit der Gütesicherung<br />

Kanalbau RAL-GZ 961 eine unabhängige<br />

Eignungsprüfung von Unternehmen und<br />

Ingenieurbüros. Diese weisen mit Erfüllung<br />

der Anforderungen der Güte- und<br />

Prüfbestimmungen ihre fachtechnische<br />

Qualifikation nach.<br />

Im vergangenen Jahr konnten<br />

Sie den stärksten Mitgliederzuwachs<br />

aus der Gruppe öffentlicher<br />

Auftraggeber seit<br />

Bestehen der Organisation verzeichnen.<br />

Worauf führen Sie das zurück?<br />

Michel: Die Zahl der Mitglieder insgesamt<br />

und insbesondere die der Mitglieder von<br />

Seiten der Auftraggeber wächst seit Gründung<br />

der Gütegemeinschaft, so auch im<br />

vergangenen Jahr. Im Dezember 2016<br />

betrug die Gesamtzahl 3813 Mitglieder,<br />

davon etwa zwei Drittel ausführende<br />

Unternehmen und ein Drittel öffentliche<br />

Auftraggeber und Ingenieurbüros. Der Anstieg<br />

der Mitgliederzahlen in der Gruppe<br />

der öffentlichen Auftraggeber hat verschiedene<br />

Ursachen. Einen hohen Stellenwert<br />

hat die persönliche Einstellung. Mit ihrem<br />

Engagement für die Ziele der Gütesicherung<br />

Kanalbau bekennen diese Mitglieder<br />

sich gemeinsam mit vielen anderen Kommunen<br />

zu ihrer Verantwortung gegenüber<br />

dem Gut unterirdische <strong>Infrastruktur</strong>.<br />

Was bietet die Gütegemeinschaft ihren Mitgliedern?<br />

Michel: Auftraggeber und Ingenieurbüros<br />

profitieren auch vom Dienstleistungspaket<br />

der Gütegemeinschaft. Ein weiterer<br />

Aspekt: RAL-Gütesicherung gewinnt einen<br />

besonderen Wert, wenn neben den Firmen<br />

auch die Auftraggeberseite vertreten ist. So<br />

wird sichergestellt, dass die Eignungsprüfung<br />

auch von denen mitgestaltet wird, denen<br />

das Gütezeichen bei der Vergabe von<br />

Aufträgen eine hilfreiche Aussage liefern<br />

soll.<br />

Mit welchen Angeboten zur Weiterqualifizierung<br />

des Fachpersonals treten Sie an die<br />

öffentlichen Auftraggeber heran?<br />

Michel: Öffentliche Auftraggeber und Ingenieurbüros,<br />

die Mitglied in der Gütegemeinschaft<br />

sind, können auf verschiedene<br />

Angebote zurückgreifen. Erfahrungsgemäß<br />

sind die Angebote zur Qualifizierung<br />

sehr stark nachgefragt, also für Mitglieder<br />

kostenfreie Fachinformationen in Form<br />

von Regelwerkssammlungen, Büchern<br />

Foto: Michel Bau<br />

oder Veranstaltungen. Zum Veranstaltungsangebot<br />

zählen bundesweit jährlich<br />

mehr als 60 Auftraggeber-Fachgespräche.<br />

Hier können die Teilnehmer Kenntnisse in<br />

Bezug auf Gütesicherung, Regelwerk und<br />

Technik erwerben oder vertiefen. Dar über<br />

hinaus werden regionale Erfahrungsaustausche<br />

von Auftraggebern, Ingenieurbüros<br />

und Auftragnehmern angeboten.<br />

Gibt es einen Bereich, der gegenwärtig besonders<br />

nachgefragt wird?<br />

Michel: Einen hohen Stellenwert hat natürlich<br />

die Beratungsleistung der Prüfingenieure.<br />

Sehr stark genutzt wird auch die<br />

Internetseite der Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

www.kanalbau.com. Hier existieren<br />

eine Suchfunktion der Gütezeicheninhaber<br />

und vielfältige, meist frei herunterladbare<br />

Informationen zu technischen Themen.<br />

Die Gewinnung und Bindung von Fachkräften<br />

ist die Voraussetzung, Qualitätsstandards<br />

auch in Zukunft sichern zu können.<br />

Wie ist es in der Branche darum bestellt?<br />

RECHTZEITIG<br />

VORSORGE TREFFEN FÜR<br />

HOCHWASSER &<br />

STURZFLUTEN!<br />

Michel: Auf dem Arbeitsmarkt ist festzustellen,<br />

dass Fachleute und besonders<br />

Ingenieure mit entsprechender Berufserfahrung<br />

im Kanalbau rar sind. In naher<br />

Zukunft wird sich diese Situation eher<br />

noch zuspitzen. Das bedeutet, dass Unternehmen<br />

der Branche bei der Gewinnung<br />

von qualifizierten Mitarbeitern miteinander<br />

konkurrieren und verstärkt Berufsanfänger<br />

und Quereinsteiger auf die<br />

Anforderungen des Berufsalltags selbst<br />

vorbereiten müssen.<br />

Wie reagieren Sie auf diese Situation?<br />

Michel: Die Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

hat in einem ersten Schritt eine Unterstützung<br />

für Gütezeicheninhaber AK<br />

und ABAK bereit gestellt: Die Informations-<br />

und Wissensplattform „Akademie<br />

Kanalbau“ und insbesondere das hierin<br />

enthaltene E-Learning-Modul „Einbau<br />

von Abwasserleitungen und -kanälen in<br />

offener Bauweise“ bietet Ingenieuren,<br />

Technikern und Meistern die Möglichkeit,<br />

das nötige Fachwissen für den Umgang mit<br />

der Kanal infrastruktur zu erlangen oder zu<br />

vertiefen. Mit dem E-Learning-Modul können<br />

sich Berufseinsteiger fachlich auf ihre<br />

zukünftigen Aufgaben vorbereiten. Gütezeicheninhaber<br />

nutzen diesen Service kostenfrei.<br />

Qualifizierungsmöglichkeiten sind<br />

für diese Unternehmen also frei verfügbar.<br />

<br />

Interview: Jörg Benzing<br />

ZUKUNFT DER KLÄRANLAGE<br />

Die Kommunen und Entwässerungsbetriebe<br />

brauchen Konzepte, um ihre<br />

Kanalnetze und Kläranlagen an demografische<br />

Veränderungen anzupassen.<br />

Im ländlichen Raum sollte künftig die<br />

flächendeckende dezentrale Abwasserentsorgung<br />

in Kleinkläranlagen als ein<br />

Mittel der Wahl stärker Berücksichtigung<br />

finden. – Lesen Sie den ganzen Beitrag<br />

über die Perspektiven der Abwasserentsorgung<br />

von Prof. Dr.-Ing. Markus<br />

Schröder, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft<br />

Tuttahs & Meyer, auf unserem<br />

Portal www.treffpunkt-kommune.de<br />

> Themen > Umwelt & Verkehr.<br />

ZUR PERSON<br />

Ulf Michel ist Vorstandsvorsitzender der<br />

Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

(www.kanalbau.com) und Geschäftsführer<br />

der Michel Bau in Neumünster<br />

(ulf.michel@michelbau.de)<br />

Online-Spezial<br />

auf www.treffpunktkommune.de<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

In unserem Hochwasserschutz-Spezial präsentieren sich Unternehmen und Fachverbände<br />

mit ihren Konzepten, Lösungen und Produkten für die kommunale Hochwasserschutzplanung<br />

41<br />

und Sturzflut-Prävention: www.treffpunkt-kommune.de/Hochwasserschutz-Spezial


Titel <strong>Infrastruktur</strong> Anzeige<br />

Advertorial<br />

Projektmanagement<br />

Die Zähmung der Komplexität<br />

<strong>Infrastruktur</strong>projekte stellen für das Rathaus eine Herausforderung dar, auch in<br />

rechtlicher Hinsicht. Die notwendige Verzahnung unter anderem von privatem<br />

Bau- und Architektenrecht, öffentlichem Baurecht, Vergaberecht und Haushaltsund<br />

Zuwendungsrecht erfordert einen Blick für das Ganze und viel Know-how.<br />

Die Reformkommission Großprojekte,<br />

die 2013 vom damaligen<br />

Bundesministerium für Verkehr,<br />

Bau- und Stadtentwicklung ins Leben gerufen<br />

wurde, hat sich mit der Frage beschäftigt,<br />

welche strukturellen Defizite<br />

bei Planung und Realisierung von großen<br />

Bauvorhaben (mit mehr als <strong>10</strong>0 Mio.<br />

Euro Volumen) in Deutschland bestehen.<br />

Ihr im Juni 2015 vorgelegter Endbericht<br />

enthält viele Handlungsempfehlungen, die<br />

auch auf mittelgroße Projekte gerade im<br />

kommunalen Bereich übertragbar sind.<br />

Sie zeigen, dass ein Großteil der Managementaufgaben<br />

bei <strong>Infrastruktur</strong>projekten<br />

rechtlicher Natur ist. Der vorliegende Beitrag<br />

betrifft die spezifischen rechtlichen<br />

Bezüge des Managements kommunaler<br />

Vorhaben und dabei auch solche, die im<br />

Bericht der Reformkommission nicht oder<br />

nur allgemein angesprochen werden.<br />

ORGANISATION UND STEUERUNG<br />

In der Praxis beginnt ein <strong>Infrastruktur</strong>projekt<br />

mit organisatorischen Festlegungen.<br />

Ein erster wesentlicher Punkt ist die Einrichtung<br />

einer Projektleitung. Diese nimmt<br />

die nicht delegierbaren Bauherrenaufgaben<br />

wahr. Für die Projektleitungsfunktion<br />

sollte sich der öffentliche Bauherr kompetent<br />

mit eigenem baufachlichen, alleine<br />

dem öffentlichen Interesse verpflichteten<br />

Sachverstand aufstellen.<br />

Von der Aufgabe der Bauleitung ist die<br />

der Projektsteuerung zu unterscheiden.Sie<br />

unterstützt die Projektleitung organisatorisch<br />

und durch Fachkompetenz. In der<br />

Regel greift der Bauherr zur Projektsteuerung<br />

ganz oder teilweise auf externe personelle<br />

Ressourcen zurück. Dies ist auch<br />

gerechtfertigt, denn ein Mix aus internen<br />

und externen Mitarbeitern trägt zum erfolgreichen<br />

Projektmanagement bei.<br />

Bei der Beauftragung eines externen<br />

Projektsteuerers stellen sich Fragen der<br />

Vertragsgestaltung und des Vergaberechts.<br />

Dies insbesondere dann, wenn das Projekt,<br />

für das ein Projektsteuerer gesucht<br />

wird, nach Art, Umfang und Zeithorizont<br />

noch sehr vage ist. Deshalb ist zu empfehlen,<br />

bereits in dieser frühen Projektphase<br />

spezialisierten juristischen Sachverstand<br />

an Bord zu holen.<br />

Eine der ersten Aufgaben des Projektmanagements<br />

besteht darin, dem Projekt<br />

eine eigenständige, adäquate Ordnung zu<br />

geben. Jede Projektorganisation hat im<br />

Wesentlichen folgende Aufgabenstellungen:<br />

Präzisierung der Projektziele, Festlegung<br />

der Aufbauorganisation und Definition<br />

von Rollen (Wer macht was?) sowie<br />

Entwicklung einer Ablauforganisation, die<br />

auch ordnungsgemäße Dokumentationssysteme<br />

und Informationsflüsse beinhaltet.<br />

Bei großen Projekten erfolgt die Verschriftlichung<br />

in einem Projekthandbuch.<br />

Die Bedeutung der Entwicklung klarer<br />

Projektziele wird von Auftraggebern<br />

oft unterschätzt. Diese sollten aus einer<br />

Bedarfsplanung abgeleitet sein und von<br />

allen Beteiligten des Projekts mitgetragen<br />

werden. Bei den Projektzielen handelt<br />

sich im Wesentlichen um Bauinhaltsziele<br />

(Was soll gebaut werden und mit welcher<br />

Qualität?), Kostenziele (zumeist begrenzt<br />

durch Haushaltsvorgaben)<br />

und Terminziele.<br />

Baustellenbesprechung:<br />

Eine abgestimmte,<br />

schlüssige Planung gilt<br />

als unabdingbare<br />

Voraussetzung<br />

für gute Ergebnisse<br />

bei (großen)<br />

kommunalen<br />

Bauvorhaben.<br />

Ein Bauherr, der noch lediglich vage Vorstellungen<br />

von seinem Projekt hat, wird<br />

möglicherweise schon bei der Bedarfsplanung<br />

auf den baufachlichen Sachverstand<br />

von Architekten zurückgreifen wollen. Mit<br />

Paragraf 650p Abs. 2 wird das Bürgerliche<br />

Gesetzbuch (BGB) ab dem 1. Januar<br />

2018 eine neue Regelung enthalten, die<br />

teilweise als Zielfindungsphase oder als<br />

Leistungsphase 0 bezeichnet wird. Sie<br />

findet dann Anwendung, wenn wesentliche<br />

Planungs- und Überwachungsziele<br />

noch nicht vereinbart sind. In diesem<br />

Fall hat der Architekt zunächst eine „Planungsgrundlage“<br />

zur Ermittlung genau<br />

dieser Ziele zu erstellen. (Die weiteren<br />

Aspekte Planung, Finanzierung, Genehmigung,<br />

Vergabe und Realisierung werden<br />

in der Langfassung des Beitrags auf<br />

www.treffpunkt-kommune.de > Themen<br />

> Bildung & Wissen behandelt.)<br />

<br />

Marc Opitz / Julian Linz<br />

DIE AUTOREN<br />

Dr. Marc Opitz (marc.opitz@kapellmann.<br />

de) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />

für Vergaberecht im Frankfurter Büro<br />

der auf Bauen, Immobilien und Vergabe<br />

spezialisierten Kanzlei Kapellmann<br />

Rechtsanwälte, Dr. Julian Linz (julian.linz@<br />

kapellmann.de) ist dort auf das Bau- und<br />

Vergaberecht spezialisierter Rechtsanwalt<br />

Foto: Seybert/Fotolia<br />

Foto: Tim Reischmann/ Sin Cinema Filmproduktion<br />

Weil wir Filme lieben<br />

Die Filmproduktionfirma Sin Cinema erstellt qualitativ hochwertige und individuelle Imagefilme.<br />

Auch Kommunen können so einen Imagefilm erhalten, der lange begeistert.<br />

Von Beginn an zogen Filme die Menschen in ihren<br />

Bann. Kaum ein anderes Medium transportiert<br />

Emotionen und Botschaften so leichtfüßig<br />

wie ein gutes Video. Tim Reischmann startete<br />

seine Karriere als professioneller Filmmacher<br />

vor 17 Jahren bei Film und Fernsehen. Max<br />

Pfaffinger kann ebenfalls auf viel Erfahrung in<br />

derselben Branche zurückblicken. Vor zehn Jahren<br />

gründeten sie schließlich zusammen die Sin<br />

Cinema Filmproduktion in Augsburg. „Unser Impuls<br />

ist immer der, die beste Leistung zu erbringen.<br />

Wir wollten unsere Erfahrung, die wir mit<br />

hochwertigen Produktionen für das Fernsehen<br />

gemacht haben, auf den Markt der Image- und<br />

Werbefilme bringen“, erklärt Tim Reischmann<br />

den Schritt in die Selbstständigkeit. Die beiden<br />

bieten mit ihrer Filmproduktionsfirma Sin Cinema<br />

Städten und Gemeinden Imagefilme an,<br />

in denen die spannende Geschichte des Ortes<br />

mit ihren touristischen Hot-Spots im Mittelpunkt<br />

stehen. Ihr Ziel ist es stets, den Zuschauer nicht<br />

nur etwas ansehen zu lassen, sondern ihm das<br />

Gefühl des Dabeiseins zu geben. Dazu erstellen<br />

sie zu Beginn das Konzept, übernehmen die Videoproduktion<br />

und kombinieren dies geschickt<br />

mit Bild und Ton.<br />

Bei Sin Cinema ist jeder Kunde einzigartig<br />

und dies sieht man den Filmen an. „Neben<br />

unserem hohen Anspruch an die eigene Arbeit,<br />

steht vor allem der Kundennutzen im Vordergrund.<br />

Deshalb gibt es bei uns keine Filme von<br />

der Stange“, erklärt Max Pfaffinger. Die beiden<br />

verstehen sich als Partner für die Kommunen.<br />

„Wir sind neugierig, wollen die Kunden und ihre<br />

Wünsche, ihre Vorstellungen und auch die Kunden<br />

unserer Kunden kennenlernen – nur so können<br />

wir die richtige Filmsprache finden und entwickeln,<br />

die unser Kunde braucht“, ergänzt Tim<br />

Reischmann ihre Intensionen. Bei Sin Cinema<br />

kommt alles zusammen, was zusammen gehört.<br />

Unterstützt werden die beiden von ihrem Team<br />

und einem breiten Netzwerk an Freelancern, mit<br />

denen sie alle Wünsche abdecken können, die<br />

das Filmherz begehrt.<br />

Nachdem der Film fertig gedreht, geschnitten,<br />

mit den passenden Off-Texten versehen<br />

und der richtigen Musik unterlegt wurde, ist es<br />

mit der Arbeit seitens Sin Cinema noch lange<br />

nicht getan. Sie unterstützen die Gemeinden<br />

auch bei der Verbreitung des Imagevideos auf<br />

den eigenen und den zusätzlich gewünschten<br />

Plattformen wie beispielsweise Youtube.<br />

Schließlich gilt Youtube heute bereits als die<br />

zweitgrößte Suchmaschine im Internet. Wer<br />

in eine neue Stadt ziehen möchte, guckt sich<br />

vorher im Internet nicht nur die Homepage des<br />

Zielortes an, sondern startet eine zielgerichtete<br />

Suche auch bei Youtube. Wer sich hier also zusätzlich<br />

mit einem guten Imagefilm präsentiert,<br />

gibt dem neuen Bewohner bereits im Vorfeld<br />

ein gutes Gefühl und nimmt ihm einen Teil der<br />

Unsicherheit ab, der einem Umzug stets innewohnt.<br />

Mit ein Grund, weshalb man hier darauf<br />

achten sollte, kein Angebot von der Stange zu<br />

wählen, sondern Qualität und Individualität in<br />

den Vordergrund zu setzen. „Wir verstehen uns<br />

hierbei als Partner für Städte und Gemeinden.<br />

Auch nach Jahren reicht bei uns ein Anruf, um<br />

Komprimierungen oder Logoänderungen zu erledigen<br />

– und das oft als reiner Service“, erklärt<br />

Tim Reischmann. Schließlich ist ein Film kein<br />

günstiges Werbemittel und begleitet die Städte<br />

und Gemeinden über Jahre, wenn nicht sogar<br />

mehr als ein Jahrzehnt. Da sollte alles stimmen.<br />

Bei Sin Cinema erhält man genau dies: einen<br />

Imagefilm, der lange begeistert.<br />

Sin Cinema Filmproduktion GbR<br />

Karolinenstraße 12<br />

86150 Augsburg<br />

Tel: 08 21/24 29 96 22<br />

Mail: Info@sin-cinema.de<br />

www.sin-cinema.de<br />

42


Mobilität<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Perspektiven des Stadtverkehrs<br />

Freie Bahn<br />

für Zweiräder<br />

Mehr Fahrradverkehr in den Städten trägt zur Entlastung des<br />

Pkw-Verkehrs aufkommens und zur Verbesserung der Luftqualität bei.<br />

Voraussetzung ist die Schaffung einer sicheren <strong>Infrastruktur</strong>.<br />

Dazu zählen Fahrwege, Parkflächen und Wegweisungen.<br />

Der Bund fördert den Bau von Radschnellwegen.<br />

Wiwili-Brücke in Freiburg:<br />

Mehrere tausend Radfahrer<br />

am Tag nutzen die Verbindung<br />

zwischen Zentrum und<br />

Weststadt in der fahrradfreundlichen<br />

Kommune.<br />

Foto: Azureus70/Fotolia<br />

Schritt für Schritt wurde in den vergangenen<br />

Jahrzehnten der öffentliche<br />

Raum dem motorisierten Individualverkehr<br />

zugeschlagen. Wie es gelingt,<br />

die Stadt wieder als Lebensraum für<br />

Menschen zu erschließen und gleichzeitig<br />

deren Funktionsfähigkeit zu verbessern,<br />

bestimmt den Wettbewerb der Städte und<br />

Regionen – beispielsweise wenn es um die<br />

Attraktivität für Fachkräfte geht.<br />

Mit seinen Vorschlägen und Forderungen<br />

zur Radverkehrsförderung bietet<br />

der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club<br />

(ADFC) einen Baustein zur Lösung. Mehr<br />

Rad- statt Autoverkehr bedeutet für Kommunen<br />

weniger Stickoxide, weniger Stau,<br />

weniger Notwendigkeit zum Ausbau und<br />

Erhalt von Straßen sowie effizientere Nutzung<br />

des vorhandenen Platzes.<br />

DIE MENSCHLICHE DIMENSION<br />

Mit dem Fahrrad und zu Fuß erhält der<br />

Verkehr zudem eine menschliche Dimension<br />

zurück. Das betrifft die Geschwindigkeiten,<br />

aber auch die einfachen Möglichkeiten<br />

zur sozialen Interaktion über Blickkontakte<br />

und kurze Stopps. Menschen, die<br />

sich so bewegen, können das Lebensgefühl<br />

einer Stadt bestimmen. Rad und Fuß<br />

werden zunehmend Lifestyle.<br />

Bei einer geeigneten Radverkehrsinfrastruktur<br />

kann das Fahrrad einen Großteil<br />

der Wege bis zu zehn Kilometer, als Pedelec<br />

leicht bis 15 Kilometer übernehmen.<br />

Alleine die Hälfte der innerstädtischen<br />

Autofahrten ist kürzer als fünf Kilometer.<br />

Viele Beispielkommunen und Studien zeigen,<br />

dass das Rad deshalb ein zentrales<br />

Element einer nachhaltigen Mobilitätskultur<br />

sein muss.<br />

So werden beispielsweise in Münster<br />

(Nordrhein-Westfalen) nur 29 Prozent der<br />

Wege mit dem Auto und schon 40 Prozent<br />

mit dem Fahrrad durchgeführt. In Zeiten,<br />

in denen das Auto seine Zugkraft als Statussymbol<br />

an das Smartphone oder an das<br />

E-Bike abgegeben hat, ist der Umgang mit<br />

Mobilität allgemein vielfältiger und pragmatischer<br />

geworden.<br />

Gute und systematische Förderung des<br />

Radverkehrs besteht vor allem aus dem<br />

Ausbau der <strong>Infrastruktur</strong>. Zu einer guten<br />

Radverkehrsinfrastruktur gehören nicht<br />

nur die Fahrwege, sondern unter anderem<br />

auch Fahrradabstellanlagen, Parkhäuser<br />

an Bahnhöfen und in Innenstädten sowie<br />

Wegweisungen. Diese <strong>Infrastruktur</strong> muss<br />

so umgesetzt sein, dass die Menschen sicher,<br />

komfortabel und zügig fahren können.<br />

Entscheidend ist, dass die Menschen<br />

im Radverkehr nicht nur objektiv sicher<br />

sind, sondern sich auch sicher fühlen.<br />

Eine solche Radverkehrsinfrastruktur ist<br />

die Voraussetzung für eine glaubwürdige<br />

Öffentlichkeitsarbeit, die auf die Möglichkeiten<br />

zum Radfahren hinweist und dafür<br />

wirbt. Eine gute <strong>Infrastruktur</strong> für den Radverkehr<br />

bringt die Menschen dazu, freiwillig<br />

vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen.<br />

Städte wie Freiburg, Kopenhagen (Dänemark)<br />

oder Groningen (Niederlande) zeigen<br />

das deutlich. Die Umwandlung von<br />

Verkehrsflächen für den ruhenden oder<br />

fließenden Autoverkehr in Flächen für den<br />

Radverkehr führt zu einem angenehmeren<br />

Radfahren und auch der verbleibende Autoverkehr<br />

kann zügiger und angenehmer<br />

fahren.<br />

Eine besondere Chance, aber auch Herausforderung<br />

für Städte und Gemeinden<br />

stellt die Entwicklung bei den Pedelecs<br />

(akku-unterstütztes Fahrrad) und E-Bikes<br />

(Fahrrad mit Elektroantrieb und Fahrgeschwindigkeiten<br />

über 25 km/h) dar.<br />

Die Verkaufszahlen von Pedelecs weisen<br />

zweistellige Zuwachsraten auf und lagen<br />

im Jahr 2016 bei über 600 000 Rädern. Bereits<br />

jetzt ist unter den besonders aktiven<br />

Radfahrern mehr als jeder Zehnte mit dem<br />

Pedelec unterwegs. Mit Pedelecs steigen<br />

neue Zielgruppen auf das Rad um, neben<br />

Senioren beispielsweise auch Berufspendler,<br />

die mit eigener Bewegung, aber über<br />

weite Distanzen und ohne Schwitzen zur<br />

Arbeit kommen wollen.<br />

NEUE STÄDTEVERBINDUNGEN<br />

In Verbindung mit den Pedelecs erlangen<br />

auch Radschnellverbindungen für<br />

die Kommunen erhöhte Bedeutung. Die<br />

Schnellwege verbinden Städte untereinander<br />

oder mit dem Umland mit hohem<br />

Fahrkomfort und geringen Verlustzeiten<br />

und können so das Potenzial zur Verlagerung<br />

auch längerer Autofahrten erschließen.<br />

Mittlerweile fördert auch der Bund<br />

Radschnellverbindungen. Weil Pedelecs<br />

schwerer sind, schneller beschleunigen<br />

und so ihre Nutzer leicht überfordern, ist<br />

jedoch auch mit einem steigenden Unfallgeschehen<br />

zu rechnen. Umso mehr sind<br />

die Kommunen gefordert, besonderes Augenmerk<br />

auf die Sicherheit ihrer Fahrradinfrastruktur<br />

zu legen. Lu<strong>dg</strong>er Koopmann<br />

MOBIL IN DER STADT<br />

Angesichts der anhaltend hohen<br />

verkehrsbedingten Luftverschmutzung in<br />

vielen Städten bekommt die Förderung<br />

des Radverkehrs neuen Schwung. In<br />

unserem Titelthema beleuchten wir<br />

die Perspektiven des Stadtverkehrs,<br />

porträtieren Fahrradkommunen und<br />

berichten über Planung und Bau von<br />

Radschnellwegen. Der Stuttgarter<br />

Oberbürgermeister Fritz Kuhn zeigt im<br />

Interview auf, was seine Stadt für die<br />

Luftreinhaltung unternimmt. Weitere<br />

Mobilitäts-Themen in dieser Ausgabe<br />

sind die Elektromobilität, das autonome<br />

Fahren sowie IT-gestützte Verwaltung der<br />

Schülerbeförderung.<br />

FORDERUNGEN DES ADFC<br />

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club<br />

beschreibt in den „Leitlinien des ADFC<br />

für sichere, zukunftsfähige Radverkehrsinfrastruktur“<br />

die konkreten Anforderungen<br />

an die Radverkehrsinfrastruktur<br />

unter der Grundaussage: „Alle Menschen<br />

sollen sicher und komfortabel<br />

Rad fahren können.“ Mit dieser Aussage<br />

will der Verband den Kommunen ein<br />

leicht umzusetzendes Messkriterium an<br />

die Hand geben zur Beurteilung, ob die<br />

Radverkehrsinfrastruktur gut ist: Kann<br />

ich unbesorgt zuschauen, wenn mein<br />

achtjähriges Kind Fahrrad fährt?<br />

DER AUTOR<br />

Lu<strong>dg</strong>er Koopmann ist stellvertretender<br />

Bundesvorsitzender des Allgemeinen<br />

Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) mit<br />

Sitz in Berlin (www.adfc.de)<br />

44<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

45


Umwelt & Verkehr<br />

Mobilität<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Entspannt radeln im Kurpark: Die Stadt Bad Berka im Weimarer Land (Thüringen) investiert in<br />

umweltfreundliche Mobilität. Mit Erfolg: Der Ilm-Radweg wurde vom ADFC ausgezeichnet.<br />

Foto: Stadt Bad Berka<br />

ren auch in der Domstadt Aachen (rund<br />

246 000 Einwohner, Nordrhein-Westfalen).<br />

„Durch seine Lage im Dreiländereck von<br />

Niederlande, Belgien und Deutschland ist<br />

Aachen ein interessanter Ausgangs- und<br />

Endpunkt für Radreisende“, sagt Harald<br />

Beckers vom Presseamt der Stadt. Besonders<br />

die mehrfach ausgezeichnete<br />

Vennbahnroute zwischen Aachen und<br />

Luxemburg ziehe viele Radtouristen an,<br />

so Beckers.<br />

In den vergangenen Monaten wurden<br />

zahlreiche Radverkehrsanlagen im Hauptverkehrsstraßennetz<br />

markiert, um auch<br />

den grenzüberschreitenden Radschnellweg<br />

in Nachbarkommunen voranzutreiben.<br />

Aufgrund der ansteigenden Pedelec-<br />

Nutzung werden rund um Aachen derzeit<br />

weitere Radwegverbindungen ausgebaut.<br />

Die Kampagne „Fahrrad in Aachen“ nutzt<br />

die Stadt unter anderem im Rahmen des<br />

Projekts „Stadtradeln“. „In diesem Jahr<br />

haben die Teilnehmer in der Stadt über<br />

420 000 Kilometer mit dem Fahrrad erradelt“,<br />

freut sich Beckers.<br />

schlämmten Decken mit Asphalt erreicht“<br />

so Schaedel. „Im vergangenen Jahr hat das<br />

Straßenbauamt Mittelthüringen die Querung<br />

einer Bundesstraße gesichert.“<br />

Nachdem die Stadt Bad Berka einen<br />

Fördermittelantrag gestellt hat, sollen in<br />

Kürze nicht nur zwei Ladestationen für<br />

E-Bikes in der Kernstadt ihren Betrieb aufnehmen.<br />

„In jedem Ortsteil soll es eine<br />

Ladestation geben“, bekräftigt Schaedel.<br />

Der Bürgermeister hofft, dass die Bürger<br />

die anspruchsvolle Topografie der sieben<br />

Stadtteile zukünftig verstärkt mit E-Bikes<br />

bewältigen. Die Zentralklinik Bad Berka ist<br />

mit 1700 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber<br />

in der Region, aber sie liegt eben auch<br />

auf einem Berg. Andreas Scholz<br />

DER AUTOR<br />

Andreas Scholz, Schwäbisch Hall, ist<br />

freier Journalist<br />

(scholz@scholz-andreas.info)<br />

Fahrradkommunen<br />

Gute <strong>Infrastruktur</strong> kommt an<br />

Städte und Gemeinden wissen, dass eine fahrradfreundliche <strong>Infrastruktur</strong> den<br />

innerstädtischen Verkehr entlastet und den sanften Tourismus ankurbelt. Dieser<br />

Beitrag beleuchtet die Maßnahmen, mit denen in Aachen und Hannover wie<br />

auch im kleinen Bad Berka die Wege frei gemacht werden für mehr Radverkehr.<br />

Nervige Parkplatzsuche, chronischer<br />

Verkehrslärm und schlechte Luft:<br />

Vor allem während der Stoßzeiten<br />

stellt der Pkw- und Lastwagenverkehr die<br />

Geduld von Verkehrsteilnehmern auf eine<br />

harte Probe. Auch in der niedersächsischen<br />

Landeshauptstadt Hannover (rund 530 000<br />

Einwohner) brummt täglich der Verkehr.<br />

Die Stadt möchte ihn mithilfe einer fahrradfreundlichen<br />

<strong>Infrastruktur</strong> entlasten.<br />

Unter dem Motto „Lust auf Fahrrad“<br />

wurde im Jahr 2016 eine Initiative ins<br />

Leben gerufen, um die Freude am alltäglichen<br />

Radfahren zu steigern. Michaela<br />

Steigerwald, die im Rathaus Hannover für<br />

die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig<br />

ist, hebt die Bedeutung der Fahrradinitiative<br />

hervor: „Der Fokus liegt sowohl<br />

auf der Förderung einer fahrradfreundlichen<br />

<strong>Infrastruktur</strong> als auch auf Themen<br />

wie Sicherheit, Kreativität und Innovationen<br />

rund ums Fahrrad.“ Bis zum Jahr<br />

2025 soll der Anteil des Radverkehrs am<br />

Gesamtverkehr auf mindestens 25 Prozent<br />

gesteigert werden, so Michaela Steigerwald.<br />

Im Rahmen des Aktionsprogramms<br />

„Lust auf Fahrrad“ verwirklicht die Stadt<br />

jährlich mindestens <strong>10</strong>0 Maßnahmen, um<br />

das Radwegenetz zu verbessern.<br />

Dazu zählen auch kleine Maßnahmen<br />

wie beispielsweise Bordabsenkungen,<br />

Markierungslösungen, Überquerungsmöglichkeiten<br />

oder Beschilderungen, die<br />

vorwiegend das komfortable und sichere<br />

Radfahren fördern. „Mit der gleichen<br />

Zielrichtung sind an Ampeln mittlerweile<br />

Haltegriffe und sogenannte Trittbretter installiert<br />

worden, die gut angenommen werden“,<br />

erklärt Steigerwald. Stadtteilverbindende<br />

Radrouten und ein Radschnellwegprojekt<br />

stehen ebenfalls auf der Agenda<br />

in Hannover.<br />

Der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur<br />

soll zudem den zahlreichen Fahrradtouristen<br />

zugute kommen, die vor allem<br />

auf der Nordhannoverschen Moorroute<br />

unterwegs sind. Aufgrund der großen<br />

Nachfrage hat Hannover Marketing und<br />

Tourismus (HMTG) in Kooperation mit<br />

der Region Hannover im Juni <strong>2017</strong> einen<br />

neuen Radwanderführer herausgegeben.<br />

Als Touristenmagnet erweisen sich zunehmend<br />

Stadtführungen auf dem Fahrrad.<br />

Die Premiere des neu konzipierten<br />

Radevents „Jedermann-Radsportler“ rund<br />

um Hannover im Rahmen des traditionellen<br />

Rad-Klassikers „Die Nacht“ vom 29.<br />

bis 30. Juli <strong>2017</strong> fand bei Freizeitradlern<br />

sofort großen Anklang.<br />

Einen Aufschwung erfährt das Radfah-<br />

46 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

VERLEIH VON PEDELECS<br />

Wenn es nach den Stadtverantwortlichen<br />

geht, dann darf der Radverkehr gerne<br />

noch stärker anwachsen. Der Anteil des<br />

Radverkehrs am Gesamtverkehr konnte<br />

in den vergangenen 20 Jahren trotz aller<br />

Bemühungen bisher nur auf elf Prozent<br />

erhöht werden. „Der Anspruch ist deutlich<br />

größer“, sagt Beckers und verweist auf den<br />

Luftreinhalteplan der Stadt. Dort ist das<br />

„Ziel eines Wegeanteils von 20 Prozent<br />

für das Jahr 2020 vorgegeben“. Zusätzlich<br />

zum Ausbau des stationären Pedelec-Verleihsystems<br />

sollen in naher Zukunft auch<br />

Radvorrangrouten zwischen Innenstadt<br />

und Stadtbezirken dazu beitragen, die<br />

Luftqualität zu verbessern und das Verkehrsgeschehen<br />

zu beruhigen.<br />

Die Fahrradinfrastruktur noch weiter<br />

ausbauen will auch die Stadt Bad Berka<br />

(rund 8000 Einwohner, Thüringen) im<br />

Weimarer Land. „Der Fahrradtourismus<br />

hat neben dem Wandern ein zentrale Bedeutung<br />

für die Kurstadt“, betont Bürgermeister<br />

Volker Schaedel. In den vergangenen<br />

Monaten investierte die Kleinstadt<br />

(Slogan: „Das Goethe-Bad im Grünen“)<br />

vor allem in den beliebten Ilmtal-Radweg.<br />

Vier Sterne gab es dafür vom ADFC. „Hier<br />

haben wir weitere Qualitätsverbesserungen<br />

durch den Ausbau von bisher san<strong>dg</strong>e-<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

POLISCAN FM1<br />

Lässt Rasern keine Chance<br />

POLISCAN FM1 setzt Maßstäbe in puncto Präzision und<br />

Effizienz. Dank variabler Messstrecke verfolgt das System<br />

Raser über den gesamten Messbereich und dokumentiert<br />

am perfekten Fotopunkt. Damit erfasst POLISCAN<br />

FM1 deutlich mehr Geschwindigkeitsverstöße – und lässt<br />

Temposündern keine Chance.<br />

www.poliscan.de<br />

47


Umwelt & Verkehr<br />

Mobilität<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Markierter Radweg:<br />

Das Land Baden-Württemberg<br />

will drei Trassen in Ballungsgebieten<br />

zu Schnellwegen für<br />

Pendler ausbauen.<br />

Elektromobilität<br />

Mit Strom im Stauferland unterwegs<br />

FLOTTE FAHRT<br />

Radschnellwegverbindungen sind nach<br />

der Beschreibung der Forschungsgesellschaft<br />

für Straßenverkehrswesen<br />

mindestens fünf Kilometer lang und<br />

erlauben eine Durchschnittsreisegeschwindigkeit<br />

von 20 Stundenkilometern.<br />

Solche Fahrradautobahnen sollten<br />

außerdem so breit ausgebaut sein, dass<br />

zwei Fahrräder nebeneinander verkehren<br />

und ohne Störung durch ein drittes<br />

Fahrrad überholt werden können.<br />

Um schnell voranzukommen, empfehlen<br />

die Experten zudem, die Strecke möglichst<br />

flach zu halten und mit einem<br />

reibungsarmen Belag auszustatten.<br />

Hinsichtlich der Sicherheit sollte<br />

Winterdienst gewährleistet sein, ebenso<br />

Beleuchtung, vor allem in Bereichen<br />

mit wenig sozialer Kontrolle. Ergänzend<br />

dazu erhöhen Servicestationen mit<br />

Unterständen, Radabstellanlagen, Luftpumpen<br />

oder Schlauchstationen den<br />

Komfort für die Radfahrer.<br />

ONLINE<br />

Mehr zum Thema Radschnellwege sowie<br />

die Langfassung dieses Beitrags finden<br />

Sie auf www.treffpunkt-kommune.de ><br />

Themen > Umwelt & Verkehr<br />

DER AUTOR<br />

Dr.-Ing. Volker Mörgenthaler, Öhringen,<br />

ist Vorstandsvorsitzender bei BIT<br />

Ingenieure (Hauptsitz Karlsruhe), Mara<br />

Elisa Sefrin, Öhringen, ist Projektleiterin<br />

(oehringen@bit-ingenieure.de)<br />

Radschnellwege<br />

Direkt in die Stadt<br />

Das Land Baden-Württemberg will das umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />

Fahrrad weiter etablieren. Es fördert deshalb Machbarkeitsstudien für<br />

Radschnellwege und hat grünes Licht für drei Leuchtturmprojekte gegeben.<br />

Das Land Baden-Württemberg hat<br />

mit der Anfang 2016 verabschiedeten<br />

Radstrategie einen Fahrplan für<br />

die Radverkehrsförderung in den nächsten<br />

zehn Jahren vorgelegt. Ein Ziel der Strategie<br />

ist, bis zum Jahr 2025 zehn Radschnellverbindungen<br />

im Land zu realisieren.<br />

Mit einer landesweiten Potenzialanalyse<br />

und der Förderung von regionalen Machbarkeitsstudien<br />

sollen die Planungen zu<br />

Radschnellverbindungen zügig vorangetrieben<br />

werden, um anschließend auch<br />

schnell in die Umsetzung zu kommen.<br />

Inzwischen hat das Land drei Radschnellwege<br />

als Leuchtturmprojekte in eigener<br />

Bauträgerschaft angestoßen: die Strecken<br />

Heidelberg-Mannheim, Esslingen-Stuttgart<br />

und Heilbronn-Neckarsulm-Bad Wimpfen.<br />

Die Entscheidung für den Radschnellweg<br />

Heilbronn-Neckarsulm-Bad Wimpfen<br />

wurde getroffen auf der Grundlage einer<br />

von BIT Ingenieure erstellten Machbarkeitsstudie<br />

im Auftrag des Regierungspräsidiums<br />

Stuttgart. Zwei Alternativen standen<br />

dabei zur Auswahl: Am Neckar entlang<br />

oder parallel der Bundestraße 27 und<br />

längs durch Heilbronn und Neckarsulm.<br />

Die Strecken wurden vor Ort abgefahren<br />

und ihr Zustand sowie die Wegführungen<br />

geprüft. Dabei wurde auch ermittelt, wo<br />

sie wie breit angelegt sind, inwieweit sich<br />

die Radfahrer die Strecken mit Fußgängern<br />

teilen müssen, welche Querungen<br />

es gibt und wie diese gestaltet sind, ob<br />

beispielsweise durch Unterführungen oder<br />

Lichtsignalanlagen, wo es überall Stellen<br />

gibt, welche die Radfahrer zum Halten<br />

zwingen und diese damit nur schleppend<br />

vorankommen.<br />

Im Vergleich der beiden Trassen schneidet<br />

die rund 18 Kilometer lange Trasse<br />

westlich entlang des Neckars deutlich<br />

besser ab als die Trasse entlang der B 27<br />

und durch die beiden Städte.<br />

Aus planerischer Sicht steht im nächsten<br />

Schritt die Detailanalyse an. Im Anschluss<br />

daran können Handlungsmaßnahmen<br />

abgeleitet, Lösungen erarbeitet und<br />

ein Realisierungsplan für eine stufenweise<br />

Umsetzung von Streckenabschnitten aufgestellt<br />

werden. Die Machbarkeitsstudie<br />

schafft damit die Grundlage für weitere,<br />

vertiefende Fachplanungen.<br />

Volker Mörgenthaler / Mara Elisa Sefrin<br />

48 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Foto: Müller<br />

E-Päckle und Wallbox-Päckle – die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd sprechen die<br />

Sprache ihrer Kunden. Seit Jahren ist das Unternehmen auf dem Feld der<br />

Elektromobilität aktiv und hat verschiedene Dienstleitungspakete geschnürt.<br />

Die Stadtwerke Gmünd und die<br />

Verwaltung der alten Stauferstadt<br />

Schwäbisch Gmünd (rund 60 000<br />

Einwohner, Baden-Württemberg) arbeiten<br />

beim Ausbau der Elektromobilität Hand<br />

in Hand. Die Stadt sieht sich bei diesem<br />

Thema als Pionier. Gerade erst im September<br />

diskutierten beim Gmünder Forum für<br />

Elektromobilität zahlreiche Vertreter der<br />

Branche über aktuelle Fragen aus Verkehrspolitik<br />

und -praxis<br />

Die Aktivitäten auf dem Gebiet der<br />

Elektromobilität starteten in Schwäbisch<br />

Gmünd im Jahr 2011, als die ersten Ladesäulen<br />

installiert wurden. Stark profitiert<br />

hat die Stadt in Ostwürttemberg in den<br />

Jahren 2012 bis 2014 von dem Förderprojekt<br />

„Elektromobilität im Stauferland“<br />

(Emis), an dem auch die Stadt Göppingen<br />

beteiligt war. „Das Investitionsvolumen<br />

beläuft sich hier auf rund eine halbe Million<br />

Euro“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer<br />

Rainer Steffens.<br />

Während dieses Projekts wurde unter<br />

anderem der Fahrzeugpool der Stadtwerke<br />

Gmünd zunehmend mit Elektroautos<br />

ausgestattet. „Momentan haben wir in<br />

unserem Fuhrpark sechs rein elektrische<br />

Fahrzeuge, und in Zukunft werden es sicherlich<br />

noch einige mehr“, sagt Steffens.<br />

„Darüber hinaus besitzt die Stadtverwaltung<br />

ein Elektrofahrzeug.“ Im Stadtgebiet<br />

gibt es mittlerweile 27 Ladepunkte, die<br />

sich auf 16 Stationen verteilen.<br />

ALTERNATIVEN ZUM EIGENEN AUTO<br />

Überregionale Aufmerksamkeit erhielt<br />

Schwäbisch Gmünd durch das Projekt<br />

„Nachhaltig mobiler Stadtteil Gmünder<br />

Sonnenhügel“ (Namos). Die dreijährige<br />

Praxisphase läuft seit 2016 und wird von<br />

der Universität Stuttgart wissenschaftlich<br />

begleitet. Es sollen nachhaltige Mobilitätskonzepte<br />

wie E-Carsharing und Pedelec-<br />

Ausleihstationen erprobt werden, um das<br />

Pkw-Aufkommen im motorisierten Individualverkehr<br />

zu senken. „Die Pedelec-<br />

Ausleihstationen werden voraussichtlich<br />

im Frühjahr 2018 aufgestellt“, so Rainer<br />

Steffens.<br />

Mehr Verkehrssicherheit mit Dienstleistungsmodellen. SHARING EXCELLENCE<br />

Die Sicherheit auf Ihren Straßen sollte nicht aus finanziellen Gründen auf der Strecke bleiben. Unsere Dienstleistungsmodelle sind modular aufgebaut und<br />

flexibel anpassbar an die individuellen Anforderungen von Städten und Gemeinden. Verkehrssicherheit ist keine Frage der Kosten. Sondern der Ideen!<br />

JENOPTIK der gemeinderat Traffic Solutions <strong>10</strong>/17 verkehrssicherheit@jenoptik.com | Tel. 02173-3940-0 | www.jenoptik.com/verkehrssicherheit<br />

An Ideen mangelt es den Stadtwerken<br />

nicht, um die Elektromobilität in Schwäbisch<br />

Gmünd weiter zu verankern. Mit<br />

der Initiative „<strong>10</strong>0 Stromer“ sollen in Kooperation<br />

mit lokalen Auto- und Zeitungshäusern<br />

zusätzlich <strong>10</strong>0 Elektrofahrzeuge<br />

auf die Straße gebracht werden. Im Jahr<br />

2016 entwickelten die Stadtwerke erste<br />

Geschäftsmodelle rund um die Elektromobilität.<br />

Sie sollen spätestens von 2022<br />

an Gewinne abwerfen.<br />

Im Fokus stehen dabei unter anderem<br />

Dienstleistungspakete, die „E-Päckle“ und<br />

„Wallbox-Päckle“ heißen. Die Geschäftsführung<br />

ist sich sicher, dass vor allem<br />

die Praktikabilität der Dienstleistungen<br />

die Kunden langfristig überzeugen wird.<br />

„Beide Dienstleistungsangebote bieten<br />

dem Kunden eine sichere Lösung aus einer<br />

Hand“, erläutert Rainer Steffens.<br />

Der Geschäftsführer weiß, dass der Aufbau<br />

öffentlicher Stromladestationen komplex<br />

ist. „Bei der Fülle an Verordnungen,<br />

Förderbedingungen und Voraussetzungen<br />

für die Integration in eine übergeordnete<br />

Ladeinfrastruktur braucht es fundiertes<br />

Know-how und ein Netzwerk“, bekräftigt<br />

Steffens. „Daher bieten wir Dritten an,<br />

Ladestationen für sie aufzubauen oder in<br />

eine bestehende <strong>Infrastruktur</strong> zu integrieren.“<br />

<br />

Andreas Scholz<br />

49


Umwelt & Verkehr<br />

Mobilität<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Interview<br />

„Wir sind nicht in der Sackgasse“<br />

Fritz Kuhn, Oberbürgermeister in Stuttgart, über mögliche Folgen des Urteils<br />

des Stuttgarter Verwaltungsgerichts zum Luftreinhalteplan für die Stadt, die<br />

lokale Umwelt- und Verkehrspolitik, den ÖPNV-Ausbau und das Ziel, mehr<br />

Urbanität mit weniger Autoverkehr zu erreichen.<br />

Herr Oberbürgermeister Kuhn, wie geht es<br />

Ihnen – als grüner Rathauschef der deutschen<br />

Stau-Hauptstadt Stuttgart, jener<br />

Urzelle der automobilen Revolution, der<br />

ein Verwaltungsgericht hinsichtlich des<br />

Gesundheitsschutzes ihrer Bürger den Weg<br />

weisen muss, weil sich die Politik offensichtlich<br />

um die Lösung der drängenden<br />

Feinstaub- und Stickoxidprobleme drückte?<br />

Kuhn: Wen auch immer Sie damit meinen,<br />

ich jedenfalls habe mich nicht vor dem<br />

Thema gedrückt. Im Gegenteil! Seit ich<br />

im Amt bin gilt: Wir kehren nichts unter<br />

den Teppich, denn nur wer die Probleme<br />

beim Namen nennt, kann sie auch lösen.<br />

Deswegen haben wir nach meinem Amtsantritt<br />

das Programm „Nachhaltig mobil<br />

in Stuttgart“ aufgelegt mit einer Vielzahl<br />

von Maßnahmen, die wir sukzessive abarbeiten.<br />

Massiver Ausbau des Nahverkehrs,<br />

mehr Radwege, Investitionen in Elektromobilität<br />

und intelligente Verkehrsverflüssigung,<br />

ein verbilligtes Job-Ticket für den<br />

ÖPNV – das sind nur ein paar Beispiele.<br />

Und den Feinstaubalarm habe ich eingeführt,<br />

um die Schadstoffbelastung senken<br />

zu können. Damit haben wir ein Warnsystem,<br />

auf das sich Autofahrer einstellen<br />

können. Wir sagen ziemlich gut voraus,<br />

wann witterungsbedingt die Grenzwerte<br />

überschritten werden könnten.<br />

Dennoch gibt es ein Urteil, das zeitnahe<br />

Fahrverbote beinhaltet ...<br />

Kuhn: Richtig, aber es ist noch nicht rechtskräftig,<br />

und die Landesregierung als Beklagte<br />

muss erst noch entscheiden, ob sie<br />

das Urteil akzeptiert oder anficht. Richtig<br />

ist aber auch: Der Bund und die Automobilindustrie<br />

sind ebenfalls in der Pflicht<br />

und müssen den Städten bei der Bewältigung<br />

der Schadstoffbelastung helfen.<br />

Hat Sie das Urteil überrascht?<br />

Kuhn: Es war nach der mündlichen Verhandlung<br />

zu erwarten, dass das Gericht<br />

dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung<br />

eine sehr hohe Bedeutung beimessen<br />

würde. Das Urteil des Verwaltungsgerichts,<br />

ob es angefochten wird oder nicht,<br />

bedeutet in jedem Fall eine Stärkung für<br />

den Gesundheitsschutz.<br />

„Wir lassen nichts unversucht,<br />

um die Luftqualität<br />

in Stuttgart zu verbessern“<br />

Fritz Kuhn<br />

Muss sich – neben der Landesregierung –<br />

die Stuttgarter Kommunalpolitik Versäumnisse<br />

vorwerfen lassen? Immerhin werden<br />

in der Stadt seit 20<strong>10</strong> die Luftschadstoffgrenzwerte<br />

überschritten, ohne<br />

dass dieser rechtswidrige Zustand<br />

beendet wurde …<br />

Kuhn: Das Problem haben viele<br />

Städte in Deutschland, in Stuttgart<br />

ist es wegen der Kessellage<br />

in Teilen der Innenstadt nur besonders<br />

groß. Ich kann nur über<br />

die Zeit seit meinem Amtsantritt<br />

2013 sprechen. Und seitdem versuchen<br />

wir, die Belastungen mit Feinstaub und<br />

Stickstoffdioxid zu verringern. Wir sind<br />

in Stuttgart schon deutlich besser geworden,<br />

aber noch nicht am Ziel.<br />

Deshalb gilt, wir lassen<br />

nichts unversucht,<br />

die Luftqualität<br />

zu verbessern.<br />

Dazu zählt, dass wir getestet haben und<br />

nun fortsetzen, hoch belastete Straßen<br />

nass zu reinigen, um die Vorgängerprodukte<br />

von Feinstaub zu entfernen. Und wir<br />

probieren unter realen Bedingungen im<br />

Straßenverkehr aus, ob Moose Feinstaub<br />

absorbieren können – was im Labor immerhin<br />

schon erfolgreich war.<br />

Eines Ihrer Wahlversprechen als OB-Kandidat<br />

lautete 20 Prozent weniger Autos in<br />

Stuttgart. Was haben Sie seit Ihrem Amtsantritt<br />

2013 erreicht?<br />

Kuhn: Ich habe damals formuliert, dass<br />

20 Prozent weniger konventionell motorisierte<br />

Fahrzeuge im Stuttgarter Kessel anzustreben<br />

sind. Daran halte ich fest. Denn<br />

weniger Verkehr bedeutet nicht nur weniger<br />

Schadstoffe, sondern auch weniger<br />

Staus, weniger Stress und weniger Lärm,<br />

also mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität<br />

in der City. Interessant ist doch, dass<br />

die Zahl der Fahrten mit Bus und Bahn<br />

zunimmt, von Jahr zu Jahr, in den ver-<br />

Foto: Stadt Stuttgart<br />

gangenen sechs Jahren um insgesamt 14<br />

Prozent. Mit rund 376 Millionen Fahrten<br />

im Jahr 2016 lag das Wachstum bei 2,6<br />

Prozent im Vergleich zum Vorjahr – das<br />

ist deutlich über dem bundesweiten Trend<br />

von 1,8 Prozent und Rekord in Stuttgart.<br />

Dennoch ist der Anteil des motorisierten<br />

Individualverkehrs hoch. Was ist zu tun?<br />

Kuhn: Für die Stadt Stuttgart haben wir nach<br />

dem aktuellsten uns vorliegenden Modal<br />

Split rund 45 Prozent Pkw-Anteil. Wichtig<br />

ist aber: Wir müssen die Alternativen<br />

zum Auto stärken und, wo sie dies noch<br />

nicht sind, zuverlässiger und leistungsfähiger<br />

machen. Wir werden deshalb unter<br />

anderem den Ausbau des Radverkehrs und<br />

des öffentlichen Nahverkehrs weiter vorantreiben.<br />

Aus Haushaltsüberschüssen des<br />

Jahres 2016 haben wir etwa fast 73 Millionen<br />

Euro für die Stuttgarter Straßenbahn<br />

AG vorgesehen, damit zum Beispiel neue<br />

Fahrzeuge angeschafft werden können.<br />

Wichtig ist auch, dass jeder Einzelne sein<br />

Mobilitätsverhalten hinterfragt: Muss es<br />

bei jeder Fahrt immer das Auto sein? Und:<br />

Kann nicht wenigstens der Zweitwagen ein<br />

E-Mobil sein?<br />

Im bundesweiten Vergleich schneidet der<br />

Stuttgarter ÖPNV nicht besonders gut ab<br />

und die Tickets sind vergleichsweise teuer.<br />

Wurde Verkehrspolitik zugunsten des Autos<br />

gemacht?<br />

Kuhn: Einspruch! Der ÖPNV ist sehr attraktiv,<br />

das belegen ja gerade die deutlich<br />

steigenden Fahrgastzahlen, und zudem ist<br />

die Zufriedenheit mit dem Nahverkehr laut<br />

Bürgerumfragen sehr hoch! Wir haben in<br />

den vergangenen Jahren aber nicht nur<br />

das Jobticket eingeführt, sondern zusätzlich<br />

auch ein Sozialticket und ein Azubiticket.<br />

Damit wir noch besser werden, wird<br />

der Verkehrsverbund in Stuttgart und der<br />

Region mit einer Angebotsoffensive das Ticketsystem<br />

vereinfachen und attraktivere<br />

Angebote für Umsteiger schaffen. Gleichzeitig<br />

geht der Ausbau des Nahverkehrs<br />

weiter: mehr Busse, eine neue Schnellbuslinie,<br />

neue Stadtbahnlinien, längere Züge,<br />

bessere Taktungen. Und eines ist klar, in<br />

einer Phase der Investitionen, in der wir<br />

den ÖPNV massiv ausbauen und attraktiver<br />

für die Bürger machen, können wir<br />

nicht gleichzeitig die Preise senken.<br />

Welche Optionen hat Stuttgart angesichts<br />

dessen, dass ab Anfang 2018 Fahrverbote<br />

drohen?<br />

Kuhn: Es liegt erstmal bei der Landesregierung,<br />

genau zu prüfen, wie sie mit dem<br />

Urteil umgeht. Wir können also Stand<br />

heute nicht sagen, ob und wenn ja, wie<br />

und wann es Fahrverbote geben wird. Der<br />

Stuttgarter Gemeinderat hat sich übrigens<br />

mehrheitlich gegen Fahrverbote ausgesprochen<br />

und der Blauen Plakette ab 2020<br />

einmütig zugestimmt. Sollte es aber doch<br />

zu Fahrverboten kommen, so müssen alle<br />

wissen, dies würde für die Städte gravierende<br />

Probleme mit sich bringen. Es gibt<br />

ja gute Gründe, warum die Oberbürgermeister<br />

in Deutschland gegen Fahrverbote<br />

sind. Stuttgart ist eine wirtschaftlich starke<br />

Metropole mit sehr vielen Arbeitsplätzen<br />

etwa in der Industrie, im Handel und im<br />

Dienstleistungssektor, und wir können<br />

auch nicht den Wirtschaftsverkehr etwa<br />

der Handwerker und Zulieferer lahmlegen.<br />

Ungeachtet der Diskussion um Fahrverbote<br />

werden wir unsere Bemühungen für<br />

bessere Luft fortsetzen. Dazu gehört neben<br />

dem ÖPNV-Ausbau zum Beispiel auch die<br />

Verbesserung des Stadtklimas durch eine<br />

Stärkung der grünen <strong>Infrastruktur</strong>, also<br />

mehr Bäume und mehr Sträucher.<br />

Jede Krise birgt auch eine Chance, heißt es.<br />

Wie lässt sich Ihrer Meinung nach Stuttgart<br />

aus der verkehrs- und umweltpolitischen<br />

Sackgasse herausmanövrieren?<br />

Kuhn: Zunächst, wir sind in keiner Sackgasse,<br />

sondern auf einem sehr anspruchsvollen<br />

und mitunter steinigen Weg, den<br />

wir mit großem Engagement verfolgen.<br />

Wir sind eine Automobilstadt und wollen<br />

Mobilitätsstandort bleiben. Mein Ziel ist<br />

es, aus dem autogerecht aufgebauten Stuttgart<br />

eine Stadt der nachhaltigen Mobilität<br />

zu machen: mehr Urbanität mit weniger<br />

Autoverkehr. Das gelingt nicht von Mittwoch<br />

auf Donnerstag, sondern man muss<br />

in langen Zeiträumen denken. Gleichzeitig<br />

müssen wir das technische Know-how für<br />

die Transformation der Automobilgesellschaft<br />

nutzen und uns um Innovationen<br />

kümmern – zum Beispiel im Bereich der<br />

Elektromobilität. Unsere Region hat technologisch<br />

und ökonomisch die besten<br />

Voraussetzungen, um neue Modelle für<br />

die Mobilität von morgen zu entwickeln.<br />

<br />

Interview: Wolfram Markus<br />

ZUR PERSON<br />

Fritz Kuhn (Jg. 1955) wurde am 21.<br />

Oktober 2012 für acht Jahre zum Oberbürgermeister<br />

der Landeshauptstadt<br />

Stuttgart gewählt. Sein Amt trat er im<br />

Januar 2013 an. In Bad Mergentheim<br />

(Baden-Württemberg) geboren und in<br />

Memmingen im Allgäu (Bayern) aufgewachsen,<br />

studierte er von 1974 bis<br />

1980 Germanistik und Philosophie in<br />

München und Tübingen. Politische Stationen<br />

waren ab 1984 der Landtag von<br />

Baden-Württemberg und der Deutsche<br />

Bundestag sowie der Bundesvorsitz von<br />

Bündnis 90/Die Grünen (2000–2002).<br />

Kuhn ist verheiratet und hat zwei Söhne.<br />

STUTTGART<br />

Die baden-württembergische Landeshauptstadt<br />

Stuttgart ist mit über<br />

620 000 Einwohnern die sechstgrößte<br />

Stadt Deutschlands und Zentrum der<br />

rund 2,7 Millionen Einwohner zählenden<br />

Region Stuttgart sowie Kernstadt<br />

der europäischen Metropolregion<br />

Stuttgart (ca. 5,3 Mio. Einwohner).<br />

Als Wirtschaftsstandort belegt sie in<br />

Deutschland einen Spitzenplatz. Unternehmen<br />

mit Weltruf haben hier ihren<br />

Sitz, so etwa Mercedes, Porsche, Bosch,<br />

Stihl und Kärcher. Stuttgart, wo Gottlieb<br />

Daimler 1886 den motorbetriebenen<br />

Wagen erfand, gilt als Geburtsstätte des<br />

Automobils.<br />

Im Juli <strong>2017</strong> gab das Verwaltungsgericht<br />

Stuttgart einer Klage der<br />

Deutschen Umwelthilfe statt, die gegen<br />

die hohe Stickoxidbelastung in Stuttgart<br />

und den nach ihrer Ansicht unzureichenden<br />

Luftreinhalteplan vorgeht und<br />

Fahrverbote ab Januar 2018 fordert.<br />

50<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

51


Mobilität<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Auf Knopfdruck automobil: Die Städte werden zu Reallaboren des autonomen Fahrens. Es gibt<br />

also Bedarf, den technologischen Wandel des städtischen Verkehrs mitzugestalten.<br />

Foto: BHT2000/Fotolia<br />

ken, deutlich schnellere Zustellung von<br />

Waren oder Zeit für andere Beschäftigungen<br />

während der Fahrt. Zudem bekämen<br />

Menschen Zugang zu Pkws, die derzeit<br />

gar nicht oder nur mit einem Fahrer im<br />

Auto unterwegs sein können, zum Beispiel<br />

mobilitätseingeschränkte Personen. Erste<br />

Studien zeigen, dass die reine Fahrzeit<br />

deutlich sinken könnte.<br />

Aus kommunaler Sicht bietet die Automatisierung<br />

auch Lösungen für Verkehrsprobleme.<br />

Vermutlich wird mit der Technologie<br />

der Verkehr sicherer. Die vorhandene<br />

Kapazität der Straßen und mehr noch der<br />

Straßenkreuzungen könnte deutlich erhöht<br />

werden, insbesondere bei zunehmender<br />

Vernetzung zwischen Fahrzeugen und<br />

<strong>Infrastruktur</strong>en. Mit dem Einsatz von Fahrzeugen<br />

als autonome Taxis, sogenannte<br />

Robotaxis, könnte die Verkehrsnachfrage<br />

zudem mit deutlich weniger Fahrzeugen<br />

bewältigt werden, was den Bedarf an Parkraum<br />

bedeutend verringern könnte.<br />

Erste Analysen der Wirkungen des autonomen<br />

Fahrens zeigen aber auch mögliche<br />

Entwicklungen auf, die aus Sicht der Stadtund<br />

Verkehrsplanung nicht nur positiv zu<br />

beurteilen sind. Eine erhöhte Attraktivität<br />

selbstfahrender Fahrzeuge könnte eine<br />

Zunahme der Pkw-Nutzung (mehr Wege,<br />

längere Wegstrecken) nach sich ziehen,<br />

insbesondere der privat genutzten Fahrzeuge.<br />

Automatisierte Fahrzeuge könnten<br />

Menschen befördern, die keinen Führerschein<br />

besitzen: Kinder zur Schule oder<br />

ältere Menschen.<br />

POTENZIALE FÜR KOMMUNALE AUFGABEN<br />

Wie lassen sich aus Sicht der Kommunen<br />

positive Entwicklungen fördern, insbesondere<br />

in Verbindung mit dem ÖPNV? Wie<br />

kann Automatisierung im städtischen<br />

Wirtschaftsverkehr eingesetzt werden?<br />

Welche Potenziale bieten sich für kommunale<br />

Aufgaben, wie beispielsweise die<br />

Entsorgungswirtschaft? Dies sind Fragen,<br />

denen sich die kommunale Stadt- und<br />

Verkehrsplanung bereits heute zuwenden<br />

sollte. Denn die Autonomisierung des Verkehrs<br />

wird in einem Zeitraum erfolgen, der<br />

innerhalb der Zeithorizonte strategischer<br />

Planungsinstrumente wie Verkehrsentwicklungsplänen<br />

oder Stadtentwicklungskonzepten<br />

liegt.<br />

Es bedarf einer kommunalen Perspektive,<br />

wie das technologische Potenzial sich am<br />

besten für die Ziele der Kommunen nutzen<br />

lässt und welche kommunalen Instrumente<br />

dazu benötigt werden. Die jeweilige<br />

Perspektive sollte in Planungsinstrumenten<br />

verankert, fortgeschrieben und operationalisiert<br />

werden.<br />

Die Umsetzung könnte idealerweise als<br />

lernende Strategie erfolgen. Reallabore<br />

zur Erprobung innovativer Systeme und<br />

Angebote erlauben es, schrittweise Erfahrungen<br />

zu sammeln. Sie können zudem<br />

der Einbindung der komplexen und sicherlich<br />

kontroversen Erwartungen der Bürger<br />

dienen.<br />

Die Umsetzung wird davon profitieren,<br />

dass die Kommunen Partnerschaften pflegen.<br />

Dies betrifft zum Beispiel die Vernetzung<br />

mit Akteuren der Wirtschaft oder die<br />

Kooperation innerhalb der kommunalen<br />

Verwaltung. Besonders wichtig ist das Zusammenwirken<br />

von Verkehrsplanung und<br />

Stadtplanung. Das autonome Fahren wird<br />

nicht nur den Verkehr, sondern auch den<br />

städtischen Raum verändern. Mehr denn<br />

je erfordert dies eine integrierte Stadt- und<br />

Verkehrsplanung. Dirk Heinrichs<br />

Autonomes Fahren<br />

Herausforderung für<br />

die Planung<br />

AirClean ®<br />

ONLINE<br />

Mehr zum Thema sowie die Langfassung<br />

des Beitrags finden Sie<br />

auf www.treffpunkt-kommune.de ><br />

Themen > Umwelt & Verkehr<br />

Das autonome Fahren wird nicht nur den Verkehr, sondern auch den städtischen<br />

Raum verändern – Straßen, Parkflächen, Siedlungsstrukturen. Die<br />

Kommunen sollten sich daher bereits heute mit dem Thema beschäftigen und<br />

als Aufgabe einer integrierte Stadt- und Verkehrsplanung verstehen.<br />

Dicke Luft in Ihrer Stadt?<br />

Muss nicht sein!<br />

DER AUTOR<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Dirk Heinrichs ist<br />

Abteilungsleiter Mobilität und Urbane<br />

Entwicklung im Institut für Verkehrsforschung<br />

des Deutschen Zentrums für<br />

Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin<br />

(dirk.heinrichs@dlr.de)<br />

Die Erwartungen an die Verfügbarkeit<br />

autonomer Pkw und Lkw<br />

haben sich in den letzten Jahren<br />

gewandelt. Nach Aussagen von Technologieunternehmen<br />

und -plattformen sind<br />

selbstfahrende Fahrzeuge schon bald keine<br />

Utopie mehr. Bereits heute verkaufen Hersteller<br />

Fahrzeuge mit hochautomatisierten<br />

Funktionen wie automatisches Bremsen,<br />

Einparkassistenten, Längs- und Querführung<br />

und variabler Geschwindigkeitsregulierung.<br />

Doch das ist nur ein Zwischenschritt.<br />

Mit der wachsenden Verfügbarkeit der<br />

Technologie werden auch in Städten zunehmend<br />

Anwendungen erprobt. Betreiber<br />

von öffentlichen Verkehrsangeboten,<br />

Flughäfen und Häfen haben bereits viel Erfahrung<br />

mit dem Betrieb fahrerloser Züge<br />

auf festen Fahrspuren. In Singapur sind<br />

seit August 2016 fahrerlose Taxis auf einer<br />

Teststrecke im Einsatz. Seit Dezember 2015<br />

sind zwei autonome Elektrobusse in der<br />

Schweizer Stadt Sitten (Sion) unterwegs.<br />

Für Nutzer könnten sich viele Vorteile<br />

ergeben, zum Beispiel einfacheres Par-<br />

AirClean ® -Granulat.<br />

Zukunftsweisend!<br />

Die neueste Entwicklung ist AirClean ® -Granulat, ein<br />

photokatalytisch aktiver Abstreusplitt zur Reduzierung<br />

der NO2-Belastung.<br />

AirClean ® -Granulat kann bei Sanierung und Neubau<br />

in die Asphaltschicht eingebaut werden.<br />

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natürlich dauerhaft aktiv!<br />

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wirken unmittelbar positiv auf Klima und Aufenthaltsqualität<br />

im urbanen Raum.<br />

Wir beraten Sie gerne bei Ihrem Projekt.<br />

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53


Umwelt & Verkehr<br />

Mobilität<br />

NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Behindertenbeförderung: Effiziente Tourenplanung ist Teil des Kostenmanagements der Städte<br />

und Landkreise in diesem Aufgabenbereich.<br />

Schülerbeförderung<br />

Kosten stets im Blick<br />

Die Schüler- und Behindertenbeförderung zur Schule oder Werkstätte fällt in<br />

den Zuständigkeitsbereich der Städte und Landkreise. Mit spezieller Software<br />

lässt sich die Organisation vereinfachen.<br />

Die Schülerbeförderung wie auch die<br />

Beförderung von Kindern und Erwachsenen<br />

mit Behinderung stellt<br />

die Kommunen jedes Jahr vor eine große<br />

Herausforderung. Mittlerweile vertrauen<br />

unter anderem die Landkreise Biberach,<br />

Hildesheim, Oldenburg, Rottweil, Tübingen<br />

und Wolfenbüttel bei der Individualbeförderung<br />

auf eine Software-Lösung.<br />

Das IT-Unternehmen Terraplan (www.<br />

terraplan.com) mit Sitz im badischen<br />

Schallstadt hat die Anwendung „Terra-<br />

Individual“ entwickelt, die mittlerweile<br />

eine Reihe von Landkreisen und Kommunen<br />

im Bundesgebiet nutzt, wie Geschäftsführer<br />

Siegfried Deininger erklärt.<br />

Die Software „organisiert eine effiziente<br />

Tourenplanung zur Beförderung von Kindern,<br />

Jugendlichen und Erwachsenen zur<br />

Schule oder zur beschützenden Werkstätte“,<br />

versichert Deiniger.<br />

Das Programm verwaltet Informationen<br />

wie Schülerdaten, Stunden- und Tourenpläne.<br />

„Die individuellen Ansprüche der<br />

Schüler und eine optimale Auslastung<br />

der Fahrten sollen bei der Tourenplanung<br />

im Fokus stehen“, betont Deininger. Das<br />

Programm bietet einen Überblick über<br />

die zusammenlaufenden Kosten, die für<br />

die Organisation der Schülerbeförderung<br />

jedes Jahr anfallen. Die Gesamtkosten<br />

lassen sich nach den durchschnittlichen<br />

Kosten pro Kilometer und je Verkehrsunternehmen<br />

aufschlüsseln. Die Daten der<br />

Touren umfassen auch Informationen zu<br />

den genutzten Fahrzeugen und lassen sich<br />

in Leistungsbeschreibungen ausgeben.<br />

Eine Kartendarstellung zeigt sowohl den<br />

Foto: Zaschnaus/Fotolia<br />

Schulort sowie den Therapiestandort und<br />

den Wohnort des Schülers an. Die Daten<br />

können in das gängige Tabellenkalkulationsdateiformat<br />

„Excel“ exportiert werden.<br />

In der Web-Lösung bekommen die An -<br />

wender über den Internetbrowser Zugriff<br />

zum passwortgeschützten Bereich. Auch<br />

die Handynummer des Busfahrers wird im<br />

System hinterlegt. „Auf Wunsch können<br />

zusätzliche Abholpunkte oder Sammelpunkte<br />

eingetragen werden“, erklärt Deininger.<br />

Abbildbar sind auch die offiziellen<br />

Haltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs.<br />

„Das Programm erlaubt die<br />

Kombination der Touren mit dem Nahverkehr“,<br />

ergänzt der Softwareexperte.<br />

KÜRZESTER FAHRWEG ERMITTELT<br />

Der Landkreis Rottweil (Baden-Württemberg)<br />

setzt die Software seit Januar<br />

<strong>2017</strong> ein. Dass das Programm den kürzesten<br />

Fahrweg zur Schule ermittelt, ist<br />

für Heike Kopp vom Landratsamt einer<br />

von mehreren Pluspunkten. „Ein Kartenfenster<br />

bietet die Möglichkeit der direkten<br />

optischen Kontrolle der Tour, was vorher<br />

bei uns manuell über einen zusätzlichen<br />

Routenplaner erfolgte“, erläutert die Nahverkehrsamtsleiterin.<br />

Vor der Softwareeinführung plante jede<br />

einzelne Sachbearbeiterin die individuelle<br />

Tourenplanung durch die manuelle<br />

Erfassung der Schülerlisten. „Die eigentliche<br />

Routenplanung erfolgte überwiegend<br />

durch den Verkehrsunternehmer“,<br />

so Kopp. „Im Rahmen der später erteilten<br />

Genehmigung mussten teilweise Touren<br />

umgestellt werden“, skizziert sie die einstigen<br />

Probleme.<br />

Auch der Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen)<br />

will den Arbeitsaufwand zur<br />

Verwaltung der Individualbeförderung in<br />

Verkehrsunternehmen, Schulträgern und<br />

Genehmigungsbehörde überschaubar halten.<br />

Seit Beginn des Schuljahres <strong>2017</strong>/2018<br />

nutzt die Kreisverwaltung die Software<br />

„Terra-Individual“. Gudrun Wollschläger,<br />

die Leiterin der Referate Schule und Sport,<br />

erklärt: „Bislang hatten wir als Schulträger<br />

keinen allumfassenden Überblick über die<br />

tatsächlich gefahrenen Touren. Wir nutzten<br />

zwar ein Programm, um die Schülerdaten<br />

aufzunehmen, dies war aber nicht<br />

an die Bedürfnisse einer Individualbeförderung<br />

angepasst.“ Das bisher benutzte<br />

Programm diente in erster Linie der einfachen<br />

Dateneingabe. Andreas Scholz<br />

54 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Multifunktional filtern<br />

Mooskulturen auf freistehenden vertikalen<br />

Pflanzendisplays, Citytrees genannt, sollen<br />

Schadstoffe aus der Luft filtern. Der<br />

Hersteller Green-City-Solutions nutzt hierfür<br />

das Internet der Dinge (IoT).<br />

Das mehrere Meter hohe Display sammelt<br />

mit Sensoren Daten aus der Umgebung,<br />

steuert die Versorgung der Pflanzen<br />

und überwacht deren Filterleistung. Der<br />

benötigte Strom wird mit Solarpanelen<br />

gewonnen und gespeichert. Ein innenliegender<br />

Wassertank ermöglicht die automatische<br />

Bewässerung des Mooses. Nach<br />

Herstellerangaben verfügt ein Citytree<br />

über die Umweltleistung von bis zu 275<br />

Stadtbäumen. Die Pflanzendisplays bieten<br />

Intelligente Parklösung spart Platz<br />

Das Unternehmen Otto Wöhr hat in Wien<br />

(Österreich) einen „Parksafe“ gebaut.<br />

Diese flächensparende Lösung befindet<br />

sich unter einem Hotel und bietet auf<br />

sieben Ebenen insgesamt 79 Stellplätze.<br />

So kann sie helfen, die Parksituation zu<br />

Parksafe: Fahrzeuge automatisch eingeparkt.<br />

Foto: Green-City-Solutions<br />

Foto: Otto Wöhr<br />

Citytree: Moos filtert Schadstoffe aus der Luft.<br />

zusätzlich Sitzgelegenheiten, Ladestationen<br />

für E-Bikes oder Werbefläche.<br />

www.greencitysolutions.de<br />

verbessern, denn auch Anwohnern steht<br />

die vollautomatisch gesteuerte Einstellmöglichkeit<br />

zur Verfügung.<br />

Mit einer Stellplatzfläche von je 2,7<br />

Quadratmetern ist der Parksafe platzsparend.<br />

Gegenüber einem konventionellen<br />

Parkhaus wurden 60 Prozent Fläche eingespart,<br />

weil keine Rampen und Fahrgassen<br />

notwendig sind. „Mit zwei Liften und vier<br />

Parkreihen ist es ein kompaktes System,<br />

das Fahrzeuge selbstständig umlagert“,<br />

erklärt Geschäftsführer Jens Niepelt. Ein<br />

Vertikallift transportiert die Fahrzeuge auf<br />

Knopfdruck in eine Parkebene und schiebt<br />

sie in das vorgesehene Fach. Die Zugriffszeit<br />

beträgt etwa drei Minuten.<br />

www.woehr.de<br />

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Telefon + 49 89 85602-0 · verkehr@mbbm.com<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Kompetente Erhebung<br />

von Verkehrsdaten<br />

Für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit<br />

und Planung von Verkehrsanlagen werden<br />

je nach Aufgabenstellung verschiedenste<br />

Daten erhoben. Das Unternehmen Brenner<br />

Bernard Ingenieure ermittelt diese<br />

Grundlagendaten mit eigenem Personal<br />

und Gerät.<br />

Neben der Durchführung von Querschnittszählungen<br />

erhebt das Unternehmen<br />

Daten von Verkehrsströmen an<br />

Knotenpunkten, des Radverkehrs und des<br />

ruhenden Verkehrs. Auch Reisezeiten bei<br />

Bussen und Bahnen misst es. Ebenso führt<br />

das Ingenieurbüro Geschwindigkeitsmessungen<br />

und Befragungen in Haushalten<br />

oder Arbeitsstätten durch.<br />

Die technische Ausstattung des Ingenieurunternehmens<br />

umfasst zehn Videoerfassungsgeräte,<br />

sechs Seitenradargeräte,<br />

diverse Kameras und Handzählgeräte. Im<br />

Jahr <strong>2017</strong> hat es über 40 Erhebungen<br />

durchgeführt. In Ingolstadt beispielsweise<br />

nahm es innerhalb von zehn Tagen<br />

37 verschiedene Untersuchungen vor, sowohl<br />

24-Stunden-Erfassungen als auch<br />

Langzeitzählungen. Bei umfangreicheren<br />

Erhebungen nutzt es Frem<strong>dg</strong>eräte.<br />

Da die Nachfrage nach diesen Grundlagendaten<br />

steigt und die Anforderungen<br />

komplexer werden, erweitert das Unternehmen<br />

den Gerätebestand und entwickelt<br />

eigene Produkte. Dazu zählen softwaregesteuerte<br />

Kennzeichenverfolgung,<br />

Aufbau einer appgestützten Datenbank<br />

und der Einsatz von Drohnen.<br />

www.brenner-bernard.com/de<br />

Akustische Beratung – für lebenswerte Städte und Gemeinden<br />

www.MuellerBBM.de<br />

55


Umwelt & Verkehr<br />

Lärmschutz<br />

Umwelt & Verkehr<br />

ONLINE<br />

Mehr zum Thema Lärmschutz sowie die<br />

Langfassungen der Beiträge auf diesen<br />

und den Folgeseiten finden Sie<br />

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Themen > Umwelt & Verkehr<br />

„Ohren zu“! Die Auffassung, Lärmschutz müsse auf Freiwilligkeit beruhen, wird dem Bedürfnis der<br />

Betroffenen nach wirksamen Schutzmaßnahmen nicht gerecht.<br />

Perspektiven<br />

Die Politik steht in der<br />

Pflicht zu handeln<br />

Die gesamte bisherige Lärmschutzpolitik ist nicht wirkungsgerecht, weil der<br />

Schall nicht am Entstehungsort selbst reduziert wird. Effektiver Lärmschutz ist<br />

möglich, wenn sowohl Emissionsgrenzwerte für die Quellen wie auch<br />

Immissionsgrenzwerte für die Einwirkungsorte berücksichtigt werden.<br />

Foto: Herby Me/Fotolia<br />

Beispiel die Festlegung von Grenzwerten<br />

für Fahrzeuge des Schienenverkehrs.<br />

Aus dieser Logik heraus ist dann auch<br />

die sektorale Lärmbetrachtung (getrennt<br />

nach Verkehrsarten) und eine gemittelte<br />

Lärmpegelbewertung entstanden. Diese,<br />

nicht am Schutzziel orientierte Immissionsschutzpolitik<br />

hat dazu beigetragen,<br />

dass der Lärm mit zunehmenden Verkehrsaufkommen<br />

überproportional angewachsen<br />

ist, technisches Gerät und Fahrzeuge<br />

überaltert sind und nicht dem Stand des<br />

Wissens und der Technik entsprechen. Daher<br />

kommt es nicht zu der beabsichtigten<br />

Verbesserung der Gesamtlärmsituation,<br />

sondern die Lärmsituation in Deutschland<br />

erreicht – entgegen der Intension des Immissionsschutzgesetzes<br />

– ein nie gekanntes<br />

Ausmaß.<br />

LÄRM SCHÄDIGT DIE GESUNDHEIT<br />

Die grundrechtliche Schwelle zum Schutz<br />

von Gesundheit und Eigentum ist vielerorts<br />

überschritten. Das kann im Klagefall<br />

dann zu den oft befürchteten Fahrverboten<br />

oder Tempolimits führen und damit den<br />

Verkehr in Deutschland noch tiefer ins<br />

Chaos stürzen. Der Supergau droht aber<br />

aus einem anderen Grund: Die Mediziner<br />

haben nachgewiesen, dass die Lärmbelastungen<br />

in hohem Maße gesundheitsschädigend<br />

sind. An Eisenbahnlinien wie<br />

im Rheintal reicht selbst eine sektorale<br />

Betrachtung für die Überschreitung der<br />

Schwelle zur Gesundheitsgefährdung. Der<br />

überwiegend nächtliche Schienengüterverkehr<br />

liegt selbst unter Zugrundelegung<br />

gemittelter Durchschnittspegel bei über 70<br />

Dezibel (dB(A)), teilweise bis zu 80 dB(A).<br />

Real werden hier nachts bis zu 1<strong>10</strong> dB(A)<br />

L max gemessen.<br />

Werden jetzt noch die akustische Verbindung<br />

beider Rheinseiten sowie zwei Bundesstraßen<br />

und der Rhein als Europas<br />

meistbefahrene Wasserstraße hinzugerechnet,<br />

ist die Schwelle zur Gesundheitsgefährdung<br />

in einem medizinisch nicht<br />

mehr vertretbaren Maße überschritten. So<br />

die Ansicht von Prof. Manfred Spreng von<br />

der Universität Erlangen. Diese Auffassung<br />

teilen inzwischen fast alle Wissenschaftler.<br />

Prof. Göran Pershagen von der Universität<br />

Stockholm hat auf der Konferenz „Lärm in<br />

Europa“ in Brüssel kürzlich noch einmal<br />

verdeutlicht, dass bei mehreren gleichzeitig<br />

auftretenden Lärmquellen das Erkrankungsrisiko<br />

exponenziell ansteigt.<br />

Untermauert wird die Tatsache einer<br />

übermäßigen gesundheitlichen Belastung<br />

im Rheintal durch eine Prognose des Epidemiologen<br />

Prof. Eberhard Greiser sowie<br />

aktuell durch eine Anwohnerbefragung<br />

des Bürgernetzwerks Pro Rheintal. Danach<br />

sind fast alle Befragten von Schlafstörungen<br />

betroffen. Als Krankheiten werden die<br />

für Lärmstress typischen Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen und andere stressbedingte<br />

Krankheiten wie Magen-Darm-Erkrankungen,<br />

Depressionen und Allergien genannt.<br />

Die Befragung findet derzeit auch bundesweit<br />

statt und wird im kommenden Frühjahr<br />

veröffentlicht.<br />

Nach Auffassung der Fachleute und<br />

Lärmschutz-Initiativen ist die gesamte<br />

bisherige Lärmschutzpolitik nicht wirkungsgerecht<br />

und effizient, weil man<br />

versäumt hat, den Schall an der Quelle<br />

zu verhindern. Intensiver Schall, wie<br />

der von Eisenbahnen, schnell fahrenden<br />

Kraftfahrzeugen oder von Flugzeugen,<br />

ist kaum noch aufzuhalten, nachdem er<br />

in der Luft oder im Boden ist. Deshalb<br />

ist die Lärmreduzierung dann auch sehr<br />

viel aufwendiger. Demgegenüber könnte<br />

der Lärm an der Quelle, das heißt an den<br />

Fahrzeugen und Flugzeugen selbst, oft mit<br />

einfachen Maßnahmen um die Hälfte oder<br />

mehr reduziert werden. Deshalb muss sich<br />

ein effektiver Lärmschutz einerseits aus<br />

Emissionsgrenzwerten für die Quellen und<br />

andererseits aus Immissionsgrenzwerten<br />

für die Einwirkungsorte zusammensetzen.<br />

GRENZWERTE GEFORDERT<br />

Der Gesetzgeber sollte als Erstes klare<br />

Grenzwerte für Fahrzeuge, Schiffe und<br />

Flugzeuge festlegen. Eine Übergangszeit<br />

ist nach 40 Jahren Untätigkeit abgelaufen.<br />

Die Vorschriften müssen innerhalb<br />

kürzester Zeit rechtswirksam in Kraft treten<br />

und mit entsprechenden Zuschüssen<br />

und Nachlässen bei Gebühren unterstützt<br />

werden.<br />

Für den Immissionsschutz muss die Berücksichtigung<br />

aller Lärmquellen gelten.<br />

Hierbei müssen die Maximalpegelereignisse<br />

und Schallereignisse mit besonders<br />

störender und aufweckender Charakteristik<br />

(vor allem nachts) zusammen mit<br />

den von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) vorgegebenen Grenzwerten überwacht<br />

werden. Hierzu müssen neben den<br />

Maßnahmen an den Fahrzeugen weitere<br />

Immissionsschutzmaßnahmen getroffen<br />

werden, um den Verkehrsfluss nicht zu gefährden.<br />

Wer nachts dann nicht leiser sein<br />

kann als 45 dB(A), gemessen am Fenster<br />

der Betroffenen, darf in diesem Zeitraum<br />

nicht fahren.<br />

Der Schutz der Gesundheit ist eng verbunden<br />

mit einem technisch und wirtschaftlich<br />

funktionierenden Verkehrssystem.<br />

Es ist die Aufgabe der Politik, durch<br />

entsprechende Vorschriften beides zu gewährleisten.<br />

Frank H. M. Gross<br />

DER AUTOR<br />

Frank H. M. Gross ist Erster Vorsitzender<br />

des Bürgernetzwerks Pro Rheintal mit<br />

Sitz in Boppard (www.pro-rheintal.de)<br />

Durch die zentrale Lage und die boomende<br />

Industrie ist Verkehrslärm<br />

in Deutschland zu einem der wichtigsten<br />

Schutzthemen geworden. Vor allem,<br />

weil Verkehrslärm in diesem Ausmaß<br />

nicht zu sein braucht und so auch noch<br />

nie erlebt wurde. Ähnlich wie die Abgasbelastung,<br />

die viel zu hoch ist, weil Industrie<br />

und Politik offenbar den notwendigen<br />

Schutz von Mensch und Umwelt immer<br />

noch nicht erkannt haben.<br />

Bis heute ist man der Auffassung, dass<br />

Lärmschutz auf Freiwilligkeit beruhen<br />

muss und nur in dem Maße gewährt werden<br />

kann, wie haushaltspolitische Mittel<br />

vorhanden sind. Entsprechend wurden<br />

die Gesetze ausgelegt und Verordnungen<br />

gestaltet oder auch verweigert, wie zum<br />

56 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

57


Lärmschutz<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Schallschutz an Schienenwegen<br />

Lärmschutz hat Nachholbedarf<br />

Auch für den Bahnlärm gilt, dass die effektivsten Maßnahmen der Lärm minderung<br />

direkt an der Quelle ansetzen: Wagenmaterial und Gleise. Doch dieser<br />

Verfahrensweg ist mühsam. Ersatzweise betreibt der Bund Lärmschutz entlang<br />

der Bahnstrecken mit Schallschutzwänden. Diese haben nicht nur Vorteile.<br />

Zwischen sechs und zehn Millionen<br />

Menschen in Deutschland sind<br />

von Lärm an Bahnstrecken betroffen.<br />

Mehr als 300 Bürgerinitiativen gegen<br />

Bahnlärm setzen sich für besseren Lärmschutz<br />

ein. Das sind Fakten. Dennoch ist<br />

die Akzeptanz des Problems bei Nichtbetroffen<br />

gering – im Gegensatz zur Fluglärmproblematik,<br />

die allgemein als kritisch<br />

anerkannt wird.<br />

Die Eisenbahn ist in den vergangenen<br />

Jahrzehnten wirklich sehr viel lauter geworden,<br />

in vielen Bereichen in den letzten<br />

50 Jahren bis 20 Dezibel (dB(A)). Die akzeptablen<br />

Mittelungspegel von 55 dB(A)<br />

werden heute deutlich überschritten, bisweilen<br />

25 dB(A) und mehr.<br />

Güterzug: Um der Diskussion über Schienenlärm eine objektive Basis zu geben, sollen im Auftrag<br />

des Bundesverkehrsministeriums etwa 20 Monitoringstationen bundesweit errichtet werden.<br />

Lärmschutzwände sind heute noch übliches<br />

Mittel der Lärmminderung – mit<br />

allen akustischen und optischen Konsequenzen:<br />

schlechte Wirkung bei tiefen<br />

Frequenzen, Umverteilung des Lärms (vor<br />

allem die oberen Stockwerke auch auf der<br />

Schutzseite erleiden eine Lärmzunahme),<br />

Zerstörung von Sichtachsen, große Investitions-<br />

und Instandhaltungskosten, Imageschädigung<br />

des Verkehrssystems Schiene.<br />

Da es keine Monitoringstationen gibt, fehlt<br />

eine objektive Diskussionsbasis. Glücklicherweise<br />

ändert sich das nun. Das Bundesverkehrsministerium<br />

hat die Errichtung<br />

von etwa 20 Monitoringstationen bundesweit<br />

beauftragt. Die Orte sollen Ende <strong>2017</strong><br />

festgelegt sein.<br />

Aus Gründen der Luftreinhaltung sollte in<br />

nächster Zeit der Schienenverkehr nochmals<br />

deutlich zunehmen. Auf die Lärmbelastung<br />

hat das aber nur geringen Einfluss.<br />

Die Verdoppelung der Verkehrsmenge bei<br />

sonst gleichen Randbedingen erhöht den<br />

Pegel nur um 3 dB. Eine theoretische Halbierung<br />

der Verkehrsmenge würde nur zu<br />

einer Verringerung um drei Dezibel führen.<br />

Das ist nicht die Stellschraube, mit der<br />

das Problem gelöst werden kann.<br />

Seit vielen Jahrzehnten ist bekannt, dass<br />

die Lärmminderung an der Quelle, also die<br />

Lärmvermeidung, sehr viel kostengünstiger<br />

und effizienter ist als die Lärmminderung<br />

am Ausbreitungsweg. Allerdings ist<br />

das sehr viel mühsamer. Meistens sind die<br />

klassischen Maßnahmen der Lärmminderung<br />

am Ausbreitungsweg das Resultat der<br />

Lärmsanierung: Schallschutzfenster und<br />

Lärmschutzwände.<br />

Durch die Auswirkungen des Schienenverkehrslärmschutzgesetzes<br />

wird nicht<br />

Foto: ThKatz/Fotolia<br />

nur der Pegel des Rollgeräusches kleiner,<br />

sondern auch das die Frequenz der dominierenden<br />

Amplituden deutlich abgesenkt.<br />

Dies hat sehr negative Auswirkungen auf<br />

die Schutzwirkung der Lärmschutzwand.<br />

Die ohnehin schon geringen Absorptionseigenschaften<br />

werden weiter verschlechtert<br />

und die Beugungseffekte vergrößert.<br />

Beides reduziert die Schutzwirkung.<br />

GEMEINDE UNTERLIEGT VOR GERICHT<br />

Die EU-Umgebungslärmrichtlinie von 2003<br />

besteht nur aus der formalen Vorschrift,<br />

dass Lärmkarten und Lärmaktionspläne<br />

erstellt werden müssen und die Öffentlichkeit<br />

zu beteiligen ist. Es sind aber keine<br />

Ziele vorgegeben. Diverse Gerichtsurteile<br />

zeigen das Problem auf. So unterlag die<br />

Gemeinde Mahlberg (Baden-Württemberg)<br />

in ihrem Ansinnen, ein besonders<br />

überwachtes Gleis bei der DB Netz einzufordern,<br />

vor dem Verwaltungsgericht<br />

Freiburg (11. August 2016). Nur das Eisenbahnbundesamt<br />

ist gegenüber der DB<br />

Netz forderungsberechtigt, macht das im<br />

akustischen Bereich bei Bestandsstrecken<br />

jedoch nicht.<br />

Das neue Schienenlärmschutzgesetz<br />

(SchLärmSchG, seit 29. Juli <strong>2017</strong> in Kraft)<br />

schreibt vor, dass bis 2020 keine graugussgebremsten<br />

Wagen mehr unterwegs sein<br />

dürfen. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten,<br />

da nun alle Fahrzeuge in etwa<br />

gleich laut sind. Viele Maßnahmen, die<br />

bisher von den lauten Güterwagen überdeckt<br />

wurden, können nun zur Lärmminderung<br />

ergriffen werden.<br />

Das erste Problem sind die Rollgeräusche,<br />

die von Rad, Schiene und Schwelle<br />

abgestrahlt werden. In der „TSI Noise“<br />

(Technische Spezifikation für die Interoperabilität)<br />

werden Emissionsgrenzwerte<br />

definiert, die bei akustisch gutem Gleis<br />

einzuhalten sind. In der Praxis liegt jedoch<br />

nicht immer ein akustisch gutes Gleis vor.<br />

Zudem bestehen überhaupt keine akustischen<br />

Vorgaben für Gleise, nicht einmal<br />

Abnahmevorschriften.<br />

Bis zum Jahr 2020 werden die Minderungsmöglichkeiten<br />

des Bahnlärms an der<br />

Quelle deutlich zunehmen. Insbesondere<br />

der Regionalverkehr hat nun die Chance,<br />

durch tiefe Grenzwerte die Situation zu<br />

verbessern. Standard war bislang, als Minimalziel<br />

die TSI Noise-Werte einzuhalten.<br />

Selbst Vorzeigeprojekte wie der Rheinruhrexpress<br />

(RRX) begnügen sich mit<br />

diesen schlechtesten in Europa erlaubten<br />

Grenzwerten. Einzige Ausnahme bisher<br />

ist die Ausschreibung der S-Bahn Berlin,<br />

die verschärfte Werte verlangt, nämlich als<br />

Stan<strong>dg</strong>eräusch der S-Bahn 60 dB(A) statt<br />

TSI 65 dB(A) sowie für Anfahrt 77 dB(A)<br />

statt TSI 80 dB(A) und Vorbeifahrt 79 dB<br />

(A) statt TSI 80 dB(A).<br />

Leider ist es rechtlich nicht möglich,<br />

dass akustische Qualitätsstandards für<br />

das Gleis gesetzt werden. Aus den Regionalisierungsmitteln<br />

zur Finanzierung des<br />

Schienenverkehrs werden zwar Beiträge<br />

für die Gleisinstandhaltung gezahlt, ohne<br />

dass damit die Entscheidungen der DB-<br />

Netz beeinflussbar sind. Daher ist dringend<br />

die DB-Richtlinie 820 mit akustischen<br />

Kriterien nachzurüsten, auf die dann bei<br />

der Bestellung der Regionalverkehrsleistungen<br />

Einfluss genommen werden kann.<br />

Aktuell kann der Lärm durch Maßnahmen<br />

am Fahrzeug deutlich reduziert<br />

werden. Werden zum Beispiel die<br />

Stromabnehmer auf dem Dach der Loks<br />

abgeschirmt, mindert das den bei hohen<br />

Geschwindigkeiten auftretenden großen<br />

Strömungslärm. Markus Hecht<br />

Planta®<br />

das modulare Bausystem mit<br />

extensiver Begrünung.<br />

LÄRMSANIERUNG AN<br />

BAHNSTRECKEN<br />

In Deutschland gibt es seit 1999 das<br />

freiwillige Lärmsanierungsprogramm<br />

des Bundes, in das heute jährlich<br />

150 Millionen Euro einfließen. Der<br />

Lärmsanierung werden folgende Auslösewerte<br />

(in dB(A)) zugrunde gelegt:<br />

Für Krankenhäuser, Schulen, reine/<br />

allgemeine Wohngebiete gelten am Tag<br />

(6 bis 22 Uhr) 67, in der Nacht 57. Für<br />

Kern-, Dorf- und Mischgebiete gelten<br />

am Tag 69 und in der Nacht 59. Für<br />

Gewerbegebiete liegen die Werte tags<br />

bei 72 und nachts bei 62.<br />

Damit eine Bahnstrecke lärmsaniert<br />

wird, müssen die Anwohner die Maßnahmen<br />

beantragen, es muss Geld<br />

und Planungskapazität vorhanden<br />

sein und die genannten Werte müssen<br />

überschritten sein. Ein Rechtsanspruch<br />

besteht nicht.<br />

DER AUTOR<br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht ist Leiter<br />

des Fachgebiets Schienenfahrzeuge am<br />

Institut für Land- und Seeverkehr der TU<br />

Berlin (markus.hecht@tu-berlin.de)<br />

Konzeption, Planung, Bau<br />

und Pflege von begrünten<br />

Lärmschutzwänden<br />

Telefon: +49 (0) 2573 95804-0<br />

Telefax: +49 (0) 2573 95804-20<br />

www.lbo-laermschutz.de<br />

58 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Kokowall® • Planta® • Soundkiller® • Greenwall® • Bamboowall®<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

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Umwelt & Verkehr<br />

Lärmschutz<br />

NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Foto: Gerd Gropp<br />

DIE AUTOREN<br />

Frank Heidebrunn ist Mitarbeiter des<br />

Beratungsbüros Lärmkontor in Hamburg<br />

(f.heidebrunn@laermkontor.de),<br />

Gerhard Scholl ist Mitarbeiter des<br />

Ministerium für Verkehr<br />

Baden-Württemberg<br />

ONLINE<br />

Der Lärmschutz-Beauftragte der Landesregierung<br />

von Baden-Württemberg, Thomas<br />

Marwein, resümiert die kombinierte<br />

Lautstärkemessung und -displayanzeige<br />

zur Reduzierung des Motorradlärms positiv.<br />

„Die Gerätekombinationen bewirken<br />

eine 40-prozentige Verringerung des<br />

Anteils der Motorräder mit besonders<br />

hohen Schallpegeln“, erklärt er im Interview<br />

mit unserer Redaktion. Lesen Sie<br />

das Interview auf unserem Serviceportal<br />

www.treffpunkt-kommune.de > Themen<br />

> Umwelt & Verkehr: „Mit verschiedenen<br />

Strategien zu weniger Motorradlärm“.<br />

Tempo-Anzeige: Um unvernüftige Biker<br />

zu ermahnen, hat sich die Aufstellung<br />

von Dialogdisplays bewährt.<br />

Motorradlärm<br />

„Langsam! – Danke!“<br />

Was hilft gegen lästigen Motorradlärm? Appelle an die Vernunft zum Beispiel.<br />

In Baden-Württemberg hat sich gezeigt, dass die Aufstellung von Dialogdisplays<br />

durchaus Wirkung bei den Fahrern zeigen.<br />

In Schnait, einem Stadtteil der Kreisstadt<br />

Weinstadt (Baden-Württemberg)<br />

ist untersucht worden, inwieweit sich<br />

das Fahrverhalten von Motorradfahrern<br />

durch eine geschwindigkeits- und schallpegelabhängige<br />

Anzeigetafel beeinflussen<br />

lässt. Mit Dialogdisplays an einer bei Motorradfahrern<br />

beliebten Straße wurde das<br />

Ziel verfolgt, insbesondere die sehr laut<br />

auftretenden Fahrer dazu zu bewegen,<br />

durch angepasstes Fahrverhalten weniger<br />

Lärm zu erzeugen. Insgesamt wurden<br />

mehr als 8600 Motorradvorbeifahrten erfasst<br />

und ausgewertet. Die Aufstellung des<br />

Dialogdisplay bewirkte eine Verringerung<br />

der Durchschnittsgeschwindigkeit von<br />

etwa 3 km/h. Darüber hinaus war eine<br />

Verringerung der mittleren Schallpegel um<br />

1,1 Dezibel (dB) festzustellen.<br />

Die Messung im vergangenen Jahr<br />

wurde intensiv von den Medien begleitet.<br />

Daher dürften viele der Fahrer von der<br />

Aufstellung des Dialogdisplays gewusst<br />

und sich auf die Situation eingestellt haben.<br />

Gleichwohl hat sich gezeigt, dass<br />

die akustische Wirkung der<br />

Displays deutlich über die<br />

reine Reduktion der Geschwindigkeit<br />

hinausgeht.<br />

Die untersuchte Kreisstraße<br />

1865 führt in Fahrtrichtung<br />

Osten in zwei<br />

scharfen Kurven und mit<br />

einer Steigung von etwa<br />

sieben Prozent aus dem<br />

Ort hinaus. Hinter der ersten<br />

Kurve wurde zunächst<br />

die Geschwindigkeit ermittelt,<br />

vor der zweiten<br />

Kurve erfolgte bei einer<br />

Überschreitung des<br />

Tempolimits die Rückmeldung<br />

„Langsam!“<br />

und bei Einhaltung des<br />

Tempolimits die Rückmeldung<br />

„Danke“.<br />

Hinter der zweiten Kurve fand etwa 20<br />

Meter vor dem Ortausgangsschild die<br />

Schallpegelmessung statt. Direkt am Ortsausgang<br />

befindet sich ein analoges Schild<br />

mit der Beschriftung „Danke und gute<br />

Fahrt“. Im Ortsbereich gilt eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 50 km/h wochentags<br />

sowie von 40 km/h an Samstagen, Sonnund<br />

Feiertagen. Nach dem Ortsschild steigt<br />

die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf<br />

70 km/h an. Am Messort kurz vor dem<br />

Ortsausgangsschild wurde unter anderem<br />

der maximale Vorbeifahrtpegel (L AFmax ) des<br />

Fahrzeugs erfasst.<br />

Die Messungen erfolgten im Juni und<br />

Juli 2016 zunächst über fünf Wochen ohne<br />

Dialogdisplay und zugehörige Beschilderung.<br />

In dieser Zeit wurden die Pegel von<br />

3324 auswertbaren Motorrädern erfasst.<br />

Im Anschluss wurde über einen Zeitraum<br />

von elf Wochen die Wirksamkeit der Maßnahmen<br />

untersucht. Für die Auswertung<br />

dieses Zeitraumes konnten 5299 Messungen<br />

herangezogen werden.<br />

Die an Wochenenden und Feiertagen<br />

auf 40 km/h reduzierte zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

führte bei Motorrädern zu<br />

einer 3 km/h geringeren Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

gegenüber den übrigen Wochentagen.<br />

Nach Aufstellung des Displays<br />

wurde eine Verringerung der durchschnittlichen<br />

gefahrenen Geschwindigkeit um<br />

weitere jeweils 3 km/h festgestellt.<br />

Auf einer Versuchsstrecke in Todtmoos<br />

im Südschwarzwald ist ein Dialogdisplay<br />

seit Anfang September 2015 durchgehend<br />

und mit anhaltend hoher Wirksamkeit in<br />

Betrieb. Dort wird auch der Lärm vorbeifahrender<br />

Motorräder durch ein vor dem<br />

Dialog-Display aufgestelltes Leitpfostenzählgerät<br />

gemessen. Wird vom Leitpfostenzählgerät<br />

ein Motorrad erkannt, das<br />

mit überhöhter Lautstärke auf das Dialog-<br />

Display zufährt, erscheint die Aufforderung<br />

„Leiser!“.<br />

Frank Heidebrunn / Gerhard Scholl<br />

Foto: Grömminger<br />

Vertikalbegrünung: Die Lärm- und Sichtschutzwand hat einen Kern aus Pflanzensubstrat. Die integrierte<br />

Bewässerungs- und Düngungslösung sichert die Versorgung.<br />

Grüne Mauer schützt vor Lärm und Blicken<br />

In Großsachsenheim (Baden-Württemberg)<br />

bietet eine begrünte Mauer den<br />

Bewohnern eines Baugebiets Lärm- und<br />

Sichtschutz. Die Bauelemente des Systemanbieters<br />

Helix sind insgesamt <strong>10</strong>0 Meter<br />

lang und 2,60 Meter hoch und bereits<br />

bei Montage zu 50 Prozent bewachsen.<br />

Nach rund sechs Monaten ist der lebendige<br />

Lärmschutz vollständig begrünt. Ein<br />

Kern aus Pflanzensubstrat ist umgeben<br />

von vorkultivierten Pflanzenmatten und<br />

verzinkten Stahlgittermatten. Zudem ist<br />

eine Bewässerung- und Düngungslösung<br />

in die Elemente integriert, das die dauerhafte<br />

Versorgung sichert.<br />

Die Vertikalbegrünung bringt mehrere<br />

Vorteile. Durch die Verdunstung wird<br />

Feuchtigkeit abgegeben und die Luft gekühlt,<br />

zudem binden die Pflanzen Luftschadstoffe<br />

und produzieren Sauerstoff.<br />

Zum Bewässern wird das Dachwasser<br />

von anliegenden Gebäuden genutzt. Die<br />

Schalldämmung ist nach Angaben des<br />

Herstellers besser als bei herkömmlichen<br />

Systemen.<br />

Das Unternehmen aus Kornwestheim<br />

arbeitet mit weiteren Partnern an einem<br />

Stadtentwicklungsprojekt der Universität<br />

Dublin mit. Dieses befasst sich mit der erhöhten<br />

Belastbarkeit und Nachhaltigkeit<br />

von Städten.<br />

www.helix-pflanzen.de<br />

Foto: LBO Lärmschutz<br />

Extensive Bepflanzung<br />

Das Spezialbauunternehmen LBO Lärmschutz<br />

hat in Altenberge (Nordrhein-Westfalen)<br />

eine Lärmschutzwand installiert. Sie<br />

schützt ein Neubaugebiet vor dem Lärm<br />

einer Umgehungsstraße. Das schmale System<br />

Planta Basic ist extensiv begrünt und<br />

somit pflegeleicht. Das spiegelt sich in den<br />

geringen Unterhaltungskosten. Die Schallschutzwand<br />

ist laut Hersteller beidseitig<br />

hochabsorbierend.<br />

Der Aufbau dauerte zwei Wochen. Abschnitt<br />

eins ist etwa 169 Meter lang und<br />

bis zu 5,50 Metern hoch, Abschnitt zwei<br />

ist ungefähr 161 Meter lang und 3,50 Meter<br />

hoch. Nach der Montage der Module begann<br />

die Begrünung der Lärmschutzwand.<br />

Das Unternehmen hat den Auftrag, die<br />

Wand zwei Jahre lang nach Fertigstellung<br />

zu pflegen und zu bewässern. Ab dem dritten<br />

Jahr wird die Lärmschutzwand etwa<br />

zu 85 Prozent begrünt sein.<br />

www.lbo-laermschutz.de<br />

Lärmschutzwand: Ruhe in Altenberge.<br />

So geht Lärmschutz<br />

Mobile<br />

Lärmschutzsysteme<br />

NoiseGard<br />

Wirksamer Schutz<br />

in vielfältigen<br />

Anwendungbereichen<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Lärmschutz<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17Lärmschutz<br />

für Außenanlagen<br />

für Baustellen<br />

Events<br />

und Konzerte<br />

Private<br />

Anwendungsgebiete<br />

noisegard.com<br />

61<br />

bongard-lind.com


Umwelt & Verkehr<br />

ABFALLWIRTSCHAFT<br />

Umwelt & Verkehr<br />

ILLEGAL AUFGESTELLTE<br />

CONTAINER IN DER GEMEINDE<br />

Die illegale Platzierung von Altkleidercontainern<br />

bereitet den Kommunen<br />

zunehmend Probleme. Das Kuriose<br />

daran: Weder Ordnungsamt noch Polizei<br />

sind berechtigt, die Stahlungetüme zu<br />

entfernen. Der Grundstückseigentümer<br />

oder der Nutzungsberechtigte muss sich<br />

selbst um einen Abtransport bemühen.<br />

Für Städte und Gemeinden ist das ein<br />

Ärgernis, da sie es letztlich sind, deren<br />

Lagerkapazitäten durch aus dem Verkehr<br />

gezogene Sammelbehälter belastet<br />

werden. Betroffenen bleibt nur die Möglichkeit,<br />

die Container bei der Kommune<br />

als Fundsache zu melden. Daraufhin<br />

müssen die Behörden reagieren und die<br />

Abholung veranlassen.<br />

DER AUTOR<br />

Till Röcke, Remagen, ist Autor und freier<br />

Journalist (troecke@gehirntext.de)<br />

Sammelcontainer: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2012 hat die Rolle der Kommunen beim<br />

Einsammeln und Verwerten von Alttextilien gestärkt. Sie kontrollieren alle Aktivitäten.<br />

Alttextilien<br />

Der neue Kampf um<br />

alte Kleider<br />

Ob auf der eigenen Entsorgungsinsel oder gleich hinter dem Ortsschild –<br />

kaum eine Stadt und Gemeinde verzichtet heute auf die Container zur<br />

Altkleider sammlung. Mit ihrem wirtschaftlichen Interesse an Alttextilien<br />

treten die Kommunen in Konkurrenz zu privaten Entsorgungsfirmen.<br />

Der Handel mit Alttextilien ist viel<br />

mehr als eine gute Tat. Die Praxis<br />

ist ein knallharter Wettbewerb. Das<br />

schließt den karitativen Gedanken zwar<br />

nicht aus, doch er alleine zählt wenig. An<br />

erster Stelle steht der Gewinn. Auch für die<br />

Kommunen. Die vermieten nicht nur Stellplätze,<br />

sondern mischen ordentlich mit auf<br />

dem Markt für alte Kleider. Dort herrscht<br />

ein raues Klima, wie die Stadt Göttingen<br />

(Niedersachsen) erfahren musste.<br />

Anfang dieses Jahres endete ein spektakulärer<br />

Prozess am Verwaltungsgericht,<br />

aus dem die Kommune mit einem blauen<br />

Auge hervorging (Urteile vom 2. März<br />

<strong>2017</strong> – AZ 4 A 149/14, 4 A 345/15). Bis<br />

zum Urteilsspruch war völlig unklar, ob<br />

das Konzept des eigenständigen Altkleidersammelns<br />

überhaupt wettbewerbskonform<br />

sei. Die Richter entschieden für<br />

die Kommune und deren Container, die<br />

in Göttingen nun ausschließlich bereit<br />

stehen. Zwei privaten Anbietern wurde<br />

das Aufstellen eigener Container untersagt.<br />

Begründung: Deren Vorhaben, 200<br />

Tonnen Alttextilien innerhalb eines Jahres<br />

einsammeln zu wollen, hätte die Wirtschaftlichkeit<br />

der kommunalen Sammlung<br />

gefährdet – und womöglich in der Zukunft<br />

Steuergeld verbrannt.<br />

Damit entschied das Verwaltungsgericht<br />

einen Konkurrenzkampf der besonderen<br />

Foto: Detailfoto/Fotolia<br />

Art, denn die Kommune verfolgt kein anderes<br />

Ziel als die private Konkurrenz: mit<br />

Alttextilien Umsatz machen. Rund 500<br />

Euro Gewinn erzielen die Göttinger Versorgungsbetriebe<br />

GEB mit dem Verkauf<br />

einer Tonne Alttextilien. Exakt 150 Container<br />

stehen im Stadtgebiet zur Verfügung,<br />

die Spendenfreudigkeit der Bürger ist seit<br />

Jahren ungebrochen. Im Schnitt kommen<br />

580 Tonnen jährlich zusammen.<br />

Der Erlös stopft keine Löcher im Stadtsäckel,<br />

ist aber leicht verdientes Geld. Einmal<br />

aufgestellt, werfen die kommunalen<br />

Sammelstellen regelmäßig Gewinne ab.<br />

Eine sichere und planbare Sache, vorausgesetzt,<br />

ein Gericht bestätigt der Stadt ihr<br />

Exklusivrecht. Und genau das ist umstritten.<br />

Hunderte von Prozessen waren und<br />

sind anhängig, in denen private Entsorgungsfirmen<br />

gegen die Entscheidungsmacht<br />

der Kommunen klagen.<br />

GUTES TUN UND GUT VERDIENEN<br />

Die Sache mit der Großzügigkeit hat einen<br />

Haken. Zwar nicht unbedingt einen<br />

juristischen, aber immerhin einen moralischen.<br />

Ob nun Kommune oder Privatanbieter<br />

sammelt, das Gros der Spender<br />

unterstellt einen guten Zweck. Doch das<br />

ist weit gefehlt, unterm Strich bleibt für<br />

die Initiatoren viel mehr übrig als ein kleiner<br />

Unkostenbeitrag. Von karitativen oder<br />

kirchlichen Sammlern einmal abgesehen.<br />

Bei Unternehmen aus der Privatwirtschaft<br />

ist das Gewinnstreben nicht verwunderlich.<br />

Aber auch eine Stadt, die Alttextilien<br />

sammelt, verkauft diese weiter. Dabei unterscheidet<br />

sie sich nicht von einem typischen<br />

Unternehmen.<br />

HANDEL MIT SCHMUDDEL-IMAGE<br />

Seit Inkrafttreten des Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

(KrWG) 2012 ist die Rolle der Akteure<br />

deutlich klarer definiert, was das Einsammeln<br />

und Verwerten von Alttextilien<br />

betrifft. Vor allem die Position der Kommunen<br />

wurde dadurch gestärkt. Sie selber<br />

oder deren Entsorgungsbetrieb agiert auf<br />

dem Markt als Konkurrentin der Privatsammler<br />

und besitzt die Kontrolle über<br />

sämtliche Aktivitäten. Ohne Meldung bei<br />

der zuständigen Stelle im Rathaus erfolgt<br />

keine legale Altkleidersammlung.<br />

Dagegen regt sich seit einigen Jahren<br />

der Unmut privater Anbieter. Der Vorteil<br />

liegt bei den Kommunen: Das KrWG stellt<br />

klare Bedingungen und hat mit einer fünfstufigen<br />

Abfallhierarchie auch bislang offene<br />

Detailfragen in Sachen Arbeitsrecht<br />

und Umweltschutz beantwortet. So dürfen<br />

etwa Subunternehmen aus dem Ausland<br />

eingeschaltet werden, um die Personalkosten<br />

zu reduzieren. Gleichzeitig müssen<br />

beim Aufstellen der Sammelcontainer<br />

hohe Standards eingehalten werden. Das<br />

verantwortliche Unternehmen muss auf<br />

den genutzten Behältern ebenso wie dessen<br />

Kontaktdaten klar erkennbar sein. Und<br />

zu guter Letzt liegt die Erlaubniserteilung<br />

bei der Kommune.<br />

Die Marktteilnehmer stehen unter einem<br />

gewaltigen Kostendruck, und längst nicht<br />

Der beste Ort für alte Schätzchen …<br />

Boer Gruppe – der Partner für eine hochwertige Erfassung, <strong>10</strong>0% Verwertung und<br />

innovative Recyclingprozesse<br />

Part of<br />

alle Anbieter im Textil-Recycling spielen<br />

fair. Um die Aktivitäten der Boom-Branche<br />

transparenter zu gestalten, betreibt<br />

die „Gemeinschaft für textile Zukunft“<br />

(GftZ) eine Aufklärungskampagne. Sie will<br />

beim Handel mit dem jährlich anfallenden<br />

Altkleiderbestand von einer Millionen<br />

Tonne Gerechtigkeit schaffen – ein hehres<br />

Ziel. Denn der Markt steht mächtig unter<br />

Druck. Das wollen die Gesellschafter der<br />

GftZ (http://textile-zukunft.de/) durch<br />

eine strengere Regelauslegung ändern.<br />

Die Lobbyisten sind selber von der entstandenen<br />

Unübersichtlichkeit betroffen,<br />

handelt es sich doch um Unternehmen<br />

aus der Recycling-Branche. Deren Umfeld<br />

ist rauer geworden und vielfältiger. Neben<br />

den gewerblich orientierten Firmen und<br />

denen der Kommunen spielen auch gemeinnützige<br />

Organisationen eine wichtige<br />

Rolle. Deren Interessenverband mit dem<br />

Namen „FairWertung“ (www.fairwertung.<br />

de) vergibt eine entsprechende Plakette,<br />

die Spender und Kommunen über die Hintergründe<br />

der 130 einzelnen Anbieter aufklärt,<br />

die Träger dieser Auszeichnung sind.<br />

Das Befolgen zahlreicher Standards ist die<br />

Voraussetzung. Zwingend muss das Sammeln<br />

und Verteilen einem sozialen Zweck<br />

zukommen.<br />

Das heißt jedoch nicht, dass mit den<br />

eingesammelten Textilien nicht auch Geld<br />

verdient werden kann. Durch die Weitergabe<br />

an Second-Hand-Shops etwa oder<br />

das selbstständige Verkaufen in eigenen<br />

Läden. Solange der Erlös in soziale Strukturen<br />

fließt, stellt das kein Problem dar.<br />

<br />

Till Röcke<br />

62 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

FWS GmbH<br />

Außer der Schleifmühle 65 • D - 28203 Bremen<br />

Telefon: 0421 34 62 50 • Fax: 0421 34 20 79<br />

E-Mail: info@fws.de • www.fws.de<br />

63


ABWASSERENTSORGUNG<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Kläranlagen<br />

Geballte Energie<br />

flexibel nutzen<br />

Kläranlagen können künftig eine Rolle als<br />

Flexibilitätsdienstleister am Energiemarkt einnehmen.<br />

Sie sind technisch in der Lage, ihre Betriebsweise an<br />

interne und externe Anforderungen anzupassen,<br />

ohne den Klärprozess negativ zu beeinflussen.<br />

Das wurde im Forschungsprojekt Arrivee gezeigt.<br />

Faulturm: Kläranlagen sind in der Lage, ihre Betriebsweise zeitlich an externe Anforderungen (Strommärkte, Verteilnetze) sowie interne Erfordernisse<br />

(Lastmanagement) anzupassen.<br />

Foto: Werner/Fotolia<br />

sein. Vielmehr wird gegebenenfalls auch<br />

beim Strombezug ein flexibler Betrieb notwendig<br />

sein, um nicht durch starre Strukturen<br />

und betriebliche Abläufe gegenüber<br />

anderen, flexiblen Marktteilnehmern (finanziell)<br />

im Nachteil zu sein. Potenziale,<br />

die heute noch als unwirtschaftlich gelten,<br />

werden in einem erneuerbaren, nachhaltigen<br />

Energiemarkt künftig größere Bedeutung<br />

haben. Für die Wasserwirtschaft kann<br />

dies mit ihrer Position sowie den Potenzialen<br />

und Möglichkeiten zur Anpassung ein<br />

nicht zu verachtender Vorteil sein, stärker<br />

ressourceneffizient zu agieren.<br />

BEITRAG ZUR SEKTORENKOPPLUNG<br />

Die Projektergebnisse von Arrivee haben<br />

unter anderem gezeigt, dass Kläranlagen<br />

mit geringen Investitionen in die Lage versetzt<br />

werden können, einen Beitrag zur<br />

bedarfsgerechten Entlastung und Stabilisierung<br />

von Stromnetzen zu leisten und<br />

dazu über ein beachtliches Potenzial verfügen.<br />

Mit ihren Flexibilitäten können sie<br />

an neuen Geschäftsmodellen und Produkten<br />

der Energieversorgung teilhaben und<br />

davon profitieren. Auf diese Weise tragen<br />

sie zur Kopplung von Sektoren der Versorgung<br />

und Entsorgung (Wasser/Abwasser<br />

– Energie/Strom/Gas) bei. Diese Sektorenkopplung<br />

kann mittelfristig für Kläranlagen<br />

weiter an Bedeutung gewinnen, denn<br />

Kläranlagen sind auch potenzielle Standorte<br />

für die Power-to-Gas-Technologie. Sie<br />

verfügen sowohl über die erforderlichen<br />

Ressourcen für eine Methanisierung von<br />

Wasserstoff als auch über Verwendungsmöglichkeiten<br />

des bei der Elektrolyse<br />

anfallenden Sauerstoffes. Somit könnten<br />

sie eine wichtige Rolle im Rahmen eines<br />

bundesweiten Speicherkonzeptes für regenerativ<br />

erzeugten, fluktuierenden Überschussstrom<br />

spielen.<br />

Diese vielversprechenden Projektergebnisse<br />

gilt es nun in die Praxis zu überführen.<br />

Die Anlagenkonzepte bieten die<br />

Möglichkeit, dass sich Betreiber schrittweise<br />

mit den Flexibilitätsoptionen auf<br />

der Kläranlage beschäftigen und aktiv an<br />

den entsprechenden Märkten teilnehmen.<br />

Theo G. Schmitt / Michael Schäfer<br />

<br />

Oliver Gretzschel<br />

KRAFTWERK KLÄRANLAGE<br />

Im Forschungsprojekt Arrivee wurde<br />

untersucht, welchen Beitrag Kläranlagen<br />

als Akteure am Markt der erneuerbaren<br />

Energien spielen können. Die Projektergebnisse<br />

sowie weitere Veröffentlichungen<br />

stehen als Download unter<br />

www.erwas-arrivee.de zur Verfügung.<br />

DIE AUTOREN<br />

Prof. Dr.-Ing. Theo G. Schmitt ist Leiter<br />

des Fachgebiets Siedlungswasserwirtschaft<br />

an der TU Kaiserslautern, Michael<br />

Schäfer (michael.schaefer@bauing.<br />

uni-kl.de) und Oliver Gretzschel sind<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter dieses<br />

Fachgebiets<br />

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

nimmt Deutschland international<br />

eine Vorreiterrolle ein. Durch die<br />

Nutzung von Windenergie und Fotovoltaik<br />

schwankt die Stromerzeugung sehr stark<br />

wetterabhängig. Dies stellt unsere Energieversorgung<br />

vor neue Herausforderungen,<br />

da Stromangebot und -verbrauch immer in<br />

Balance gehalten werden müssen.<br />

Eine Lösung stellten Flexibilitätsdienstleistungen<br />

dar, die diese Schwankungen<br />

ausgleichen können. Kläranlagen können<br />

mit ihren flexiblen Stromerzeugungsaggregaten<br />

und Stromverbrauchern einen<br />

bedeutenden Beitrag dazu leisten. Unter<br />

positiver Flexibilität versteht man dabei<br />

das Zuschalten von Stromerzeugern und<br />

Abschalten von Verbrauchern, unter negativer<br />

Flexibilität das Zuschalten von<br />

Verbrauchern und Abschalten der Erzeugungsanlagen.<br />

Auf den ersten Blick bieten sich insbesondere<br />

die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen<br />

(KWK) zur Verwertung des Klärgases<br />

auf Kläranlagen mit Schlammfaulung an.<br />

Bundesweit ist derzeit auf kommunalen<br />

Kläranlagen eine elektrische KWK-Leistung<br />

von rund 215 Megawatt (MWel) installiert.<br />

Die potenzielle Flexibilität des Betriebs ergibt<br />

sich vor allem aus der Kapazität der<br />

Gasspeicher und dessen zeitabhängiger<br />

Bewirtschaftung. Erst die Entkopplung des<br />

kontinuierlichen Gas anfalls vom Betrieb<br />

der KWK-Anlage durch eine Speichereinheit<br />

ermöglicht eine flexible Nutzung und<br />

Stromerzeugung. Die Dauer der möglichen<br />

Leistungserbringung wird maßgebend von<br />

der Speichergröße bestimmt. Im Mittel<br />

können zwischen 34 und 47 Prozent der<br />

Tagesproduktion vorgehalten werden, die<br />

je nach Speicherbewirtschaftung die verschiebbare<br />

Energiemenge (+1,69 GWh/a<br />

bis - 2,15 GWh/a) beeinflusst.<br />

STROM FÜR SENSIBLE EINRICHTUNGEN<br />

Die Einbindung der Netz-Ersatzanlagen<br />

(NEA) auf der Kläranlage in den Energiemarkt<br />

ist eine weitere Option, Flexibilität<br />

bereitzustellen. Als NEA werden Stromerzeugungsanlagen<br />

bezeichnet, die zeitweise<br />

die benötigte elektrische Energie für<br />

sensible Einrichtungen bereitstellen, um<br />

Ausfälle der öffentlichen Stromversorgung<br />

auszugleichen. Vor allem wenn durch die<br />

Regelleistungsabrufe die ohnehin notwendigen<br />

Testläufe der NEA abgedeckt werden<br />

können, ergibt sich ein monetärer Anreiz<br />

ohne großen zusätzlichen Aufwand.<br />

Die ermittelten Potenziale zeigen, dass<br />

Kläranlagen mit ihren Stromerzeugungsanlagen<br />

eine aktive Rolle am Energiemarkt<br />

einnehmen können. Für die Teilnahme am<br />

Regelenergiemarkt bedarf es jedoch entsprechender<br />

Planung und Optimierung<br />

des Gasbewirtschaftungskonzeptes, um<br />

die individuell bestmögliche Flexibilitätsnutzung<br />

für die Kläranlage zu realisieren.<br />

Neben den NEA und KWK-Anlagen<br />

können Kläranlagen Flexibilität auch über<br />

ein Aggregatemanagement bereitstellen.<br />

Dabei passen sie ihre Betriebsweise auf<br />

Grund von internen und externen Anforderungen<br />

zeitlich an, ohne den Klärprozess<br />

negativ zu beeinflussen. Ein Vorgehen zur<br />

Identifizierung, Nutzung und Umsetzung<br />

diesbezüglicher Potenziale wurde im Rahmen<br />

des vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) geförderten<br />

Forschungsprojektes Arrivee entwickelt.<br />

Allerdings wird es ohne direkte wirtschaftliche<br />

Anreize, ohne verbesserte<br />

Rechtssicherheit und ohne ausdrückliche<br />

politische Willensbekundungen schwierig,<br />

die theoretischen Potenziale zu heben.<br />

Individuelle Einzellösungen lassen sich<br />

dennoch unter guten Randbedingungen<br />

umsetzen. Hierzu wurde das Zusammenspiel<br />

von Energiemarkt, Kläranlage und<br />

Stromnetz simuliert und bewertet.<br />

Flexibilität wird in Zukunft nicht nur bei<br />

der Erbringung von Regelenergie gefragt<br />

Selbstnivellierende<br />

Schachtabdeckungen<br />

Das inhabergeführte Familienunternehmen mit über 15 Jahren Erfahrung im Bereich Schachtdeckelsanierung<br />

bietet alles aus einer Hand als zertifizierter BUDAPlan Partnerbetrieb.<br />

Durch die Flexibilität selbstnivellierender Schachtabdeckungen kann die Abdeckung nicht zu<br />

hoch in der Straße liegen, da die Abdeckung einen Spielraum hat, um mit dem Fahrbahnbelag<br />

„mitzuwandern“.<br />

Ebenso kann sie nicht zu tief liegen wegen eines defekten Unterbaus – weil es keinen<br />

Betonunterbau mehr gibt.<br />

Selbstnivellierende Schachtabdeckungen sind aufgrund der o.g. Vorteile besonders für<br />

den Einbau in stark beanspruchten Bereichen geeignet (z.B. Steigungen / Gefälle, vor<br />

Ampeln etc.).<br />

Für weitere Informationen besuchen Sie<br />

unsere Homepage:<br />

www.hiba-online.de<br />

64 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Hiba Schachtsanierung GmbH · Ostkamp 17 · 26203 Wardenburg · Mobil: 01 60 - 97 33 42 77 · Tel.: 0 44 07 – 9 13 71 97<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

65<br />

Fax: 0 44 07 – 9 13 71 98 · Mail: bendig@hiba-online.de · Internet www.hiba-online.de


Umwelt & Verkehr ABWASSERENTSORGUNG Anzeige<br />

Advertorial<br />

Phosphorrückgewinnung<br />

Pirmasens geht innovativ voran<br />

Die Stadt Pirmasens startet die Umsetzung eines innovativen Verfahrens zur<br />

Freisetzung von Phosphor aus Klärschlamm in zwei kommunalen Kläranlagen.<br />

Das Pilotprojekt zielt auf Ressourcenschonung und Energieoptimierung.<br />

Der Abwasserbeseitigungsbetrieb<br />

der Stadt Pirmasens (Rheinland-<br />

Pfalz) und das am Ort ansässige<br />

Prüf- und Forschungsinstitut (PFI) haben<br />

gemeinsam ein Verfahren zur Phosphorrückgewinnung<br />

aus Nassschlamm entwickelt.<br />

Das Pilotprojekt in den Kläranlagen<br />

Felsalbe und Blümeltal zielt auf Ressourcenschonung<br />

und Nährstoffrückgewinnung<br />

von Phosphor und Stickstoff bei<br />

gleichzeitiger Energieoptimierung.<br />

In dem Verfahren lässt sich zum einen<br />

der Energieverbrauch der Kläranlage senken,<br />

zum anderen steigt die Erzeugung<br />

von Eigenenergie. Das Endprodukt kann<br />

als Dünger mit sehr geringer Schwermetallbelastung<br />

für die Landwirtschaft<br />

eingesetzt werden. Im Zuge der Umbaumaßnahme<br />

werden darüber hinaus die<br />

Klärgasgewinnung und -nutzung sowie<br />

die Abwasserbehandlung optimiert.<br />

Im Vergleich zu anderen Methoden der<br />

Phosphorrückgewinnung hat das in Pirmasens<br />

entwickelte Verfahren einen besonders<br />

hohen Wirkungsgrad: Mehr als 60<br />

Prozent des Phosphors im Abwassers können<br />

damit gewonnen werden. Außerdem<br />

ist eine um 15 Prozent höhere Ausbeute an<br />

Biogas im Klärschlamm möglich, während<br />

gleichzeitig der Verbrauch an Fällchemikalien<br />

und Polymeren zur Abwasserbehandlung<br />

voraussichtlich um bis zu 60 Prozent<br />

sinkt. Oberste Priorität bei der Verfahrensoptimierung<br />

hat die Abwasserreinigung.<br />

Der Oberbürgermeister von Pirmasens,<br />

Dr. Bernhard Matheis, bescheinigt dem<br />

Projekt „echten Vorbildcharakter für andere<br />

Kommunen im Land und auch im<br />

Bund, ähnlich wie der überaus effiziente<br />

Einsatz der Thermodruckhydrolyse zur<br />

Impulse aus der Pfalz: Bernhard Matheis,<br />

Oberbürgermeister von Pirmasens (re.) und<br />

Beigeordneter Michael Schieler.<br />

Optimierung der Energieausbeute in unserer<br />

Kläranlage.“ Matheis erklärt, aufgrund<br />

durchweg positiver Labortests rechne man<br />

mit „klaren Vorteilen durch dieses innovative<br />

Verfahren“.<br />

BESSERE ENERGIEAUSBEUTE<br />

Zu diesen Vorteilen für den Kläranlagenbetrieb<br />

zählen die Verringerung der Phosphorablaufwerte<br />

und des Energieeinsatzes<br />

für die Belüftung um 20 Prozent sowie die<br />

Reduktion der Fällmittel um 60 Prozent.<br />

Hinzu kommen die um 20 Prozent höhere<br />

Entwässerung des Klärschlammes nach<br />

der Phosphoreliminierung und der um<br />

ein Viertel niedrigere Einsatz von Entwässerungspolymeren.<br />

Die Gasausbeute soll<br />

sich um 15 Prozent und die Eigenenergieerzeugung<br />

von zehn auf 16 Kilowattstunden<br />

pro Einwohnerwert (EW) steigern.<br />

Die technische Innovation besteht in der<br />

Kombination von Thermodruckhydrolyse<br />

im Teilstromverfahren und zwischengeschalteter<br />

Hochlastfaulung mit anschließender<br />

Fällung von<br />

Magnesiumammoniumphosphat.<br />

Dabei<br />

sollen jährlich<br />

9000 Kubikmeter<br />

Sekundärschlamm<br />

mit dem Ziel<br />

behandelt werden,<br />

250 Tonnen<br />

Magnesiumammoniumphosphat<br />

aus dem<br />

Faulschlamm zurückzugewinnen. Magnesiumammoniumphosphat<br />

kann wegen<br />

seiner guten Pflanzenverfügbarkeit direkt<br />

als Düngemittel eingesetzt werden.<br />

Zusätzlich ist geplant, aus einem Teil<br />

der im Schlamm enthaltenen Stickstofffracht<br />

Flüssigdünger in Form von Ammoniumsulfat<br />

(rund 30 Tonnen pro Jahr) zu<br />

gewinnen, um so die anlageninterne Rückbelastung<br />

mit Ammonium zu verringern.<br />

Das Gesamtinvestitionsvolumen des<br />

Projekts beläuft sich auf 1,6 Millionen<br />

Euro; das rheinland-pfälzische Umweltministerium<br />

fördert es mit 500000 Euro, der<br />

Bund hat sich mit 430 000 Euro beteiligt.<br />

Das Projekt des städtischen Abwasserbeseitigungsbetriebs<br />

mit dem Prüf- und<br />

Forschungsinstitut lenke den Blick auf die<br />

Schätze, die im Klärschlamm stecken, so<br />

Michael Schieler, Beigeordneter der Stadt<br />

Pirmasens. „Mit der Möglichkeit eines<br />

Rückgewinns wichtiger Ressourcen, einem<br />

sinkenden Energieverbrauch, saubererem<br />

Wasser und spürbar weniger Chemikalien,<br />

die in der Kläranlage zum Einsatz<br />

kommen, wird Pirmasens zudem bei der<br />

Entsorgung der Klärschlämme deutlich<br />

unabhängiger.“ <br />

Red.<br />

Fotos: Stadt Pirmasens<br />

Foto: EKO-PLANT GmbH<br />

Machen Sie Ihr Klärschlammmanagement<br />

zukunftssicher und flexibel<br />

Die novellierten Verordnungen zu Düngemittel und Klärschlamm verändern die Rahmenbedingungen<br />

für die Klärschlammverwertung. Zukünftig muss Phosphor aus dem Klärschlamm zurückgewonnen<br />

werden und die Ausbringung als Dünger ist im Wesentlichen auf das Frühjahr begrenzt. Betreiber<br />

von Kläranlagen stehen damit vor neuen Herausforderungen: Geeignete Rückgewinnungsverfahren<br />

müssen etabliert und die gesamte Lagerung des Klärschlamms neu konzipiert werden.<br />

Kläranlage Mölltal mit Klärschlammvererdungsanlage - Baujahr 2000.<br />

Beet statt Beton – Intelligente<br />

Klärschlammlagerung durch Vererdung<br />

Ohne die Möglichkeit Klärschlamm auch im<br />

Herbst auszubringen verdoppelt sich rein rechnerisch<br />

die notwendige Lagerkapazität. Somit<br />

müsste die gesamte in einem Jahr anfallende<br />

Menge im Frühjahr ausgebracht werden. Das ist<br />

meist ohne Investition nicht praktikabel und somit<br />

teuer und unflexibel.<br />

Gegenüber maschineller Entwässerung mit<br />

anschließender direkter Verwertung bietet die<br />

Klärschlammvererdung entscheidende Vorteile:<br />

Das Volumen des Klärschlamms wird durch<br />

Wasserentzug und Masseabbau kontinuierlich<br />

reduziert. Gleichzeitig wird der Schlamm im<br />

Beet der Vererdungsanlage bis zu einer Räumung<br />

gelagert - und das über einen Zeitraum<br />

von <strong>10</strong> Jahren und mehr!<br />

Mit der EKO-PLANT Klärschlammvererdung erfüllen<br />

sie problemlos die neuen gesetzlichen<br />

Vorgaben und erhalten volle Verwertungsflexibilität<br />

in alle Richtungen.<br />

Als Betreiber entscheiden Sie selbst<br />

Bei der Vererdung verringert sich das Volumen<br />

ihres Klärschlamms um 95 %, nicht selten mehr.<br />

Dieser Prozess verläuft kontinuierlich, so dass<br />

die Beete über einen langen Zeitraum Klärschlamm<br />

aufnehmen können. EKO-PLANT Klärschlammvererdung<br />

bietet nicht nur Stapelraum,<br />

sondern Entwässerungsleistung ohne Hilfsmittel<br />

und dies umfänglicher als die mechanische<br />

Entwässerung. Die Beete können in Zeiträumen<br />

von 3 bis 12 Jahren geräumt werden und stehen<br />

nach jeder Räumung wieder mit der vollen Kapazität<br />

zur Verfügung. Als Betreiber gewinnen sie so<br />

weitgehende Selbstbestimmung und Planungssicherheit<br />

bei der Lagerung, Räumung, Abgabe<br />

und Verwertung ihrer Klärschlämme. Für Gemeinden<br />

bis 50.000 EW besteht in den kommenden<br />

12 Jahren daher keine Notwendigkeit, sich in<br />

feste Lieferverträge für Klärschlamm zu begeben,<br />

sondern sie können weiterhin landwirtschaftlich<br />

verwerten. Mit unserer Unterstützung lassen sich<br />

Entwässerungs- und Verwertungssicherheit auch<br />

für Kläranlagen größer 50.000 Einwohnerwerten<br />

über 20 bis 30 Jahre darstellen.<br />

Verwertung in jede Richtung<br />

Neben der Ausbringung in der Landwirtschaft<br />

bietet Ihnen EKO-PLANT auch die Abnahme in<br />

jede andere Verwertung oder Entsorgung. Abnahmevereinbarungen<br />

in die Verbrennung, auch<br />

Monoverbrennung, stellen zusätzliche Planungssicherheit<br />

dar.<br />

Sicher und flexibel – über Jahrzehnte<br />

Eine professionell gesteuerte und betreute Klärschlammvererdungsanlage<br />

hat eine mittlere<br />

Laufzeit von 35 Jahren und mehr. Das bedeutet<br />

für Sie: 35 Jahre Sicherheit für Betriebs- und<br />

Haushaltsplanung, 35 Jahre in denen Sie flexibel<br />

und selbstbestimmt auf Veränderungen<br />

des Marktes und der Gesetzgebung reagieren<br />

können. So entgehen sie explodierenden Verwertungs-<br />

und Entsorgungspreisen.<br />

EKO-PLANT<br />

Ihr Partner für das Klärschlammmanagement:<br />

Nachhaltig, zukunftssicher, flexibel.<br />

Zu allen Themenbereichen bietet Ihnen EKO-<br />

PLANT gern einen individuellen Informationstermin<br />

an. Rufen Sie an – Wir finden eine Lösung.<br />

EKO-PLANT GmbH<br />

Bahnhofstraße 12<br />

37249 Neu-Eichenberg<br />

info@eko-plant.de<br />

www.eko-plant.de<br />

+49 5542 9361-<strong>10</strong><br />

66


Umwelt & Verkehr<br />

Hochwasserschutz<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Risikomanagement<br />

Auf alles vorbereitet<br />

Die Kommunen haben vielfältge Handlungsmöglichkeiten<br />

in der Hochwasser vorsorge. Dazu zählen zum Beispiel<br />

die sachgerechte Raumordnung, Stadtentwicklung<br />

und Bauplanung. Auch die reibungslose<br />

Kommunikation zwischen den Behörden<br />

und mit den Bürgern ist wichtig.<br />

Warnschild: Vorsorgeaspekte gewinnen für Kommunen in einem umfassenden Hochwasserrisiko-Management an Bedeutung.<br />

Bei Hochwasser kommt es regelmäßig<br />

zu immensen Schäden. Noch<br />

während des Ereignisses beginnt<br />

die Suche nach den Schuldigen. Insbesondere<br />

wenn Schutzbauten wie Deiche oder<br />

Hochwasserrückhaltebecken versagen,<br />

stößt dies bei der Bevölkerung oft auf Unverständnis.<br />

Obwohl Fachleute immer wieder<br />

warnen, herrscht in der Öffentlichkeit<br />

nach wie vor die Illusion vor, Hochwasser<br />

sei beherrschbar sei und Schutzanlagen<br />

würden absolute Sicherheit schaffen.<br />

Der technische Hochwasserschutz ist<br />

aber nur eine Komponente in einem umfassenden<br />

Risikomanagement. Vorsorgeaspekte<br />

gewinnen deutlich an Bedeutung.<br />

Mit Erlass der Europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie<br />

(HWRM-RL)<br />

im Jahr 2007 wurde die Rechtsgrundlage<br />

für den Paradigmenwechsel vom Hochwasserschutz<br />

(mit Absolutheitsanspruch)<br />

zum Risikomanagement geschaffen und in<br />

nationales Recht umgesetzt. Hinzu kamen<br />

im Jahr 2013 das Nationale Hochwasserschutzprogramm<br />

der Bundesregierung sowie<br />

das Hochwasserschutzgesetz, dessen<br />

Teil II Anfang Juli <strong>2017</strong> in Kraft trat.<br />

Hochwasserrisiko-Management ist die<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Hochwasserschäden<br />

zu reduzieren (bzw. gering<br />

zu halten) und bedeutet weit mehr als die<br />

Aufstellung von Gefahren- und Risikokarten.<br />

Extremabflüsse können den technischen<br />

Hochwasserschutz in Form von<br />

Deichen oder Objektschutzmaßnahmen<br />

überlasten und müssen daher durch weitere<br />

Maßnahmen flankiert werden. Dazu<br />

zählen unter anderem eine sachgerechte<br />

Raumordnung, Stadtentwicklung und<br />

Bauplanung, aber auch eine reibungslose<br />

Kommunikation zwischen den Behörden<br />

und mit den Bürgern. Dabei kann ein „Audit<br />

Hochwasser“ helfen, das von der Deutschen<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft<br />

Abwasser und Abfall (DWA) entwickelt<br />

wurde und sich mit den konkreten örtlichen<br />

Gegebenheiten befasst.<br />

Nicht zuletzt unter dem Eindruck der<br />

Hochwasserkatastrophen seit 2013 hat die<br />

Bundesregierung umfassende Neuerungen<br />

zur Hochwasservorsorge und zum Hochwasserschutz<br />

eingeführt. Neben wichtigen<br />

Erleichterungen für die Planung und den<br />

Bau von Hochwasserschutzeinrichtungen,<br />

Foto: Sven H/Fotolia<br />

nimmt das Hochwasserschutzgesetz die<br />

Kommunen und die Bürger in die Pflicht,<br />

die Eigenvorsorge zu stärken und die<br />

Hochwassergefahren auf der Planungsebene<br />

systematisch zu berücksichtigen. Im<br />

Folgenden werden drei Aspekte erläutert:<br />

HOCHWASSERENTSTEHUNGSGEBIETE<br />

Als Neuerung wird die Ausweisung von<br />

Hochwasserentstehungsgebieten geregelt.<br />

Dabei handelt es sich um Gebiete, in denen<br />

bei Starkregen oder Schneeschmelze<br />

in kurzer Zeit Hochwasser entstehen können.<br />

In diesen Gebieten sind bestimmte<br />

Vorhaben genehmigungspflichtig, unter<br />

anderem der Bau von Straßen oder großflächige<br />

Bodenversiegelung. In Regionen,<br />

die unter diese Kategorie fallen, sollen verstärkt<br />

Maßnahmen zum Wasserrückhalt in<br />

der Fläche realisiert werden.<br />

NUTZUNGSBESCHRÄNKUNGEN<br />

Bei Überflutungen wurden bis zu 70 Prozent<br />

der Sachschäden an Gebäuden durch<br />

ausgetretenes Heizöl verursacht. Mit<br />

Heizöl belastetes Wasser verbleibt in der<br />

Landschaft und verunreinigt Böden und<br />

Gewässer langfristig. Dringt Öl in Mauerwerk<br />

von Gebäuden ein, können diese nur<br />

aufwendig saniert oder komplett abgebrochen<br />

werden. Deshalb ist es verboten, in<br />

Überschwemmungs- und Risikogebieten<br />

neue Heizölanlagen für Privathaushalte<br />

und Firmen zu bauen. Bestehende Anlagen<br />

müssen in diesen Gebieten innerhalb<br />

von fünf (bzw. 15) Jahren hochwassersicher<br />

nachgerüstet werden. Einschlägige<br />

Normen hierfür sind die Technischen<br />

Richtlinien zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen (TRwS) der DWA.<br />

In Überschwemmungsgebieten im Außenbereich<br />

von Gemeinden dürfen in der<br />

Regel keine Baugebiete mehr ausgewiesen<br />

werden. Auch die Errichtung von Mauern<br />

und Wällen, die den Wasserabfluss behindern,<br />

ist untersagt. Ebenso alle Maßnahmen,<br />

die den Hochwasserschutz behindern<br />

oder Schäden im Hochwasserfall erhöhen.<br />

Darunter wird auch die Umwandlung von<br />

Grünland in Acker verstanden.<br />

EIGENVORSORGE STÄRKEN<br />

Das Wasserhaushaltsgesetz (§ 5 Abs. 2<br />

WHG) regelt die Pflicht zu Eigenvorsorge<br />

für alle potenziell von Hochwassergefahr<br />

betroffenen Personen. Im Rahmen der Daseinsvorsorge<br />

sind Gemeinden gehalten,<br />

ihre Bürger vor vermeidbaren Gefahren,<br />

unter anderem vor Hochwasser, zu bewahren.<br />

Hochwasserrisiko-Management<br />

bedeutet daher auch bestmögliche Information<br />

und Unterstützung der Bevölkerung<br />

bei einer wirksamen Eigenvorsorge.<br />

Wichtige Instrumente dafür sind Alarmund<br />

Einsatzpläne der Hilfsorganisationen<br />

sowie planvolle Hochwasser-Prävention<br />

der Gemeinde.<br />

Die DWA bietet zu diesen Aufgaben mit ihrem<br />

Netzwerk von Hochwasser-Experten<br />

und mit einem umfassenden technischen<br />

Regelwerk eine große Wissensbasis und<br />

konkrete Hilfestellung. Eine Gemeinde<br />

kann im erwähnten DWA-Audit „Hochwasser“<br />

systematisch alle Vorsorgemaßnahmen<br />

von der flächenwirksamen Vorsorge<br />

über die Bauvorsorge, die verhaltenswirksame<br />

Vorsorge und die Risikovorsorge<br />

im Detail prüfen und verbessern. Die<br />

Hochwasser-Experten sind in diesem Prozess<br />

Moderatoren und Ratgeber in einem<br />

gemeinde-internen Austauschprozess. Im<br />

Audit werden neben häufigen und mittleren<br />

Hochwasser-Ereignissen auch die<br />

Extremfälle beleuchtet und Lösungen entwickelt.<br />

Dirk Barion / Christoph Leptien<br />

DWA-HOCHWASSERTAG<br />

Hochwasser-Risikomanagement an Gewässern<br />

und Gefahren durch Starkregen<br />

stehen im Fokus des neunten DWA-<br />

Hochwassertages am 30. November<br />

<strong>2017</strong> in Kassel. Handlungsoptionen<br />

für Gemeinden und Bürger werden<br />

vorgestellt und diskutiert. Im Blickpunkt<br />

stehen die Erstellung und die Funktion<br />

von Hochwassergefahrenkarten und<br />

-risikokarten sowie kommunalen<br />

Managementplänen.<br />

Und zum Vormerken: Auf der Fachmesse<br />

IFAT 2018 in München stellen die DWA<br />

und die kommunalen Spitzenverbände<br />

den „Tag der Kommunen“ am 15. Mai<br />

unter das Motto „Hochwasser- und<br />

Starkregenvorsorge“.<br />

DIE AUTOREN<br />

Dirk Barion ist Fachreferent für Hydrologie<br />

und Wasserbewirtschaftung und<br />

Geschäftsführer der Fachgemeinschaft<br />

Hydrologische Wissenschaften in der<br />

Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall (DWA) in<br />

Hennef, (barion@dwa.de), Christoph<br />

Leptien ist Fachreferent für die Bereiche<br />

Recht und Wirtschaft der DWA<br />

Kocherstraße 27<br />

42369 Wuppertal<br />

Tel.: 0202 24678-0<br />

Fax: 0202 24678-44<br />

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Hochwasserschutz<br />

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Unternehmen, die wissen, was für die<br />

Schadensabwehr und -minimierung zu<br />

tun ist.<br />

Mehr zum Thema Hochwasserschutz,<br />

grafisch gestützte Gefahren- und<br />

Risikomodellierung sowie Vorsorgemaßnahmen<br />

finden Sie auf unserem Portal<br />

unter Themen > Umwelt & Verkehr.<br />

DER AUTOR<br />

Klaus Kubella ist Teamleiter der GVV-<br />

Kommunalversicherung, Köln, im Haftpflichtschadenbereich<br />

und Referent bei<br />

der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall (DWA)<br />

für Haftungsfragen bei der kommunalen<br />

Entwässerung und beim Hochwasserschutz<br />

(klaus.kubella@gvv.de)<br />

Haftungsfragen<br />

Private müssen selbst<br />

Vorsorge treffen<br />

Sind Bürger von Überschwemmungsschäden betroffen, stellen sie die berechtigte<br />

Frage, ob die Kommune für ihre Wasserschäden haftet. Dieser Beitrag<br />

erläutert gerichtlich verhandelte Fälle und gibt den Verantwortlichen im Rathaus<br />

Hinweise aus haftungsrechtlicher Perspektive.<br />

Lang anhaltende ergiebige Regenfälle<br />

hatten in Niedersachsen im Juli <strong>2017</strong><br />

eine Reihe von Überschwemmungsschäden<br />

zur Folge. Diese Niederschläge<br />

können häufig Dimensionen erreichen, die<br />

auch von der Rechtsprechung als Starkregen<br />

angesehen werden. Es stellt sich dann<br />

die Frage der Haftung. Im Fall „höherer<br />

Gewalt“ haftet bekanntlich mangels Verschulden<br />

keiner. Hingegen entsteht bei vorangegangenen<br />

Versäumnissen der Behörden<br />

eine Haftungslage für die Kommune.<br />

Welcher Schutz muss im Hochwasserausbau<br />

geboten werden? Welche Durchlasskapazität<br />

braucht ein Bachlauf, eine<br />

Verrohrung oder ein Durchlass? Wie hoch<br />

Land unter: Die Fälle von Überschwemmungsschäden an Grund und Gebäuden werden zunehmen,<br />

weil klimabedingt künftig häufiger mit urbanen Sturzfluten zu rechnen ist.<br />

Foto: Animaflora/Fotolia<br />

muss ein Deich sein, um effektiven Schutz<br />

vor einem Hochwasserereignis zu bieten?<br />

Grundsätzlich reicht es wohl nicht aus,<br />

wenn ein Gewässerbett, ein Flussdurchlass,<br />

eine Straßenbrücke oder eine Bachverrohrung<br />

lediglich für durchschnittliche<br />

Regenfälle ausreichend bemessen ist (so<br />

z. B. OLG Hamm vom 23. Juli 20<strong>10</strong> – AZ<br />

I-11 U 145/08). In diesem Urteil wird die<br />

Auffassung vertreten, dass die Auslegung<br />

eines Rohrdurchlasses für ein „zehnjähriges“<br />

Hochwasser (HQ<strong>10</strong>) „erkennbar<br />

unzureichend“ gewesen sei. Auch außergewöhnliche<br />

Hochwasserstände müssen<br />

beim Ausbau berücksichtigt werden. Das<br />

Bayerische Oberlandesgericht (Urteil vom<br />

23. November 1993) vertritt die Auffassung,<br />

dass ein Gewässer und ein Durchlass<br />

auf ein Regenereignis mit einer Wiederkehrhäufigkeit<br />

von einmal in <strong>10</strong>0 Jahren<br />

ausgelegt sein muss.<br />

Die Gerichte gehen davon aus, dass<br />

keine Verpflichtung besteht, einen absoluten<br />

Hochwasserschutz zu schaffen, der<br />

den Anlieger vor jedem Hochwasserereignis<br />

schützt. Es kann nur ein zumutbarer<br />

Hochwasserschutz gewährt werden, wobei<br />

auch die finanziellen Aspekte eine<br />

Rolle spielen. Dass ein absoluter Hochwasserschutz<br />

nicht machbar ist, zeigen<br />

auch die Elbe-Hochwässer aus dem Jahr<br />

2002 und dem Mai/Juni 2013. Diese wären<br />

mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand<br />

überhaupt nicht zu verhindern gewesen.<br />

In der Rechtsprechung ist anerkannt,<br />

dass der Hochwasserschutz den zuständigen<br />

Behörden oder Wasserverbänden als<br />

Amtspflicht auch gegenüber den Anliegern<br />

obliegt, wenn diese von Hochwasser bedroht<br />

sind und eine zumutbare Pflicht zum<br />

Einschreiten gegen die Ursachen bejaht<br />

werden kann.<br />

70 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

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Starkregen werden im Zuge des Klimawandels<br />

häufiger. Sie können überall auftreten, enorme<br />

Schäden verursachen und sogar Menschenleben<br />

kosten. Deshalb müssen Kommunen sich<br />

auf diese Gefahrenlagen vorbereiten.<br />

Analyse der Ist-Situation<br />

Datenlage – Gefährdung – Schwerpunkte<br />

Wir bündeln bereits vorliegende Informationen<br />

(Daten und Wissen) und erarbeiten ggf. einen<br />

Überblick über Senken, Fließwege und Risiken.<br />

So erhalten wir einen Überblick über die<br />

Bedingungen und Bedürfnisse Ihrer Kommune<br />

und legen gemeinsam mit Ihnen die<br />

Schwerpunkte aller weiteren Arbeiten fest.<br />

Die Drittbezogenheit der Amtspflicht<br />

wurde vom Bundesgerichtshof im Jahr<br />

2008 bejaht (BGH vom 5. Juni 2008 – AZ<br />

III ZR 137/07). Demnach ist die Amtspflicht<br />

zur Abwehr von Hochwassergefahren<br />

auch dann drittschützend, wenn sie<br />

zu den Aufgaben der Gewässeraufsicht<br />

gehört. Zugleich betont das höchste Gericht,<br />

dass für ein Hochwasser mit einer<br />

Wiederholungszeit von weit über <strong>10</strong>0 Jahren<br />

keine Vorsorge getroffen werden muss.<br />

Auch wenn der Unterhaltungspflichtige<br />

für das Gewässer für <strong>10</strong>0-jährige Hochwasserereignisse<br />

und die Folgen nicht mehr<br />

einzustehen hat, kann eine Haftung dadurch<br />

entstehen, dass er vor Hochwassergefahren<br />

nicht rechtzeitig gewarnt hat.<br />

In solchen Fällen hat es in der Rechtsprechung<br />

schon Verurteilungen gegeben, weil<br />

nicht ausreichend und rechtzeitig vor dem<br />

Hochwasser gewarnt wurde, obwohl dies<br />

möglich war. Eine solche Hochwasserwarnung<br />

ist nur dann notwendig, wenn es sich<br />

um größere Flüsse handelt, auf denen sich<br />

eine Hochwasserwelle gebildet hat.<br />

Der BGH musste sich mit einem Schadenfall<br />

befassen, bei dem es um die Amtspflicht<br />

der Katastrophenschutzbehörde<br />

zur Warnung der Bevölkerung vor einem<br />

drohenden Deichbruch ging (BGH vom 11.<br />

November 2004 – AZ III ZR 200/03). Die<br />

Vorinstanz hat noch die Ansicht vertreten,<br />

dass der Alarmierungspunkt erst dann gegeben<br />

ist, wenn feststeht, dass sich der<br />

Deich nicht mehr halten lässt. Eine frühere<br />

Alarmierung könnte nämlich zu Panik,<br />

Verkehrschaos und Unfällen führen.<br />

ENTSCHÄDIGUNG ZUGESPROCHEN<br />

Der BGH folgt dieser Auffassung nicht und<br />

vertritt den Standpunkt, dass dann gewarnt<br />

werden muss, wenn zwar noch Chancen<br />

für eine Rettung des Deiches bestehen, die<br />

Wahrscheinlichkeit eines Dammbruchs<br />

aber aus Sicht des Einsatzleiters vor Ort<br />

schon deutlich überwiegt und sich deshalb<br />

Zweifel an der Beherrschbarkeit der Lage<br />

aufdrängen müssen.<br />

In einem anderen Fall hatte der BGH<br />

einen Schaden an einer Weidefläche zu<br />

beurteilen (BGH vom 20. Februar 1992<br />

– AZ III ZR 188/90). Die Weide wurde<br />

Niederschlagsportale und Warnsysteme<br />

Web-Portale stellen geprüfte flächenhafte<br />

Niederschlagsdaten in Echtzeit dar und dienen<br />

der Auswertung zurückliegender Zeiträume,<br />

z.B. für Einzugsgebiete oder im Abgleich mit<br />

KOSTRA. Auf Ihre Kommune zugeschnittene<br />

Warnsysteme nutzen verlässliche Kurzzeit-<br />

Vorhersagen und ermöglichen z.B. automatisierte<br />

Warnungen an die Feuerwehr mittels<br />

Stadt- bzw. Ortsteil-spezifischer Warnschwellen<br />

oder Pegelwarnungen (www.wabiha.de).<br />

Kommunikation nach Innen und Außen<br />

Eine frühzeitige Zusammenarbeit zwischen<br />

Ämtern und Zuständigen ermöglicht integrierte<br />

und letztlich günstigere Maßnahmen in Planung<br />

und Bestand. Ein weiterer wesentlicher Punkt<br />

ist die Risiko-Kommunikation gegenüber der<br />

Bevölkerung.<br />

Geodaten-Management<br />

Austausch und Verknüpfung vorhandenen<br />

Wissens erfordern eine übersichtliche Datenhaltung<br />

mit passenden Schnittstellen und zeitgemäßen<br />

Standards.<br />

Gutachten zu Starkregen<br />

Häufig werden Starkregen-Ereignisse in den<br />

verfügbaren Niederschlagsdaten zunächst nur<br />

überschwemmt, weil Gemeindemitarbeiter<br />

zum Schutz eines Wohngebietes einen<br />

Entwässerungsgraben abgesperrt hatten.<br />

Die Überschwemmung des Grundstücks<br />

dauert längere Zeit. Der BGH sprach dem<br />

geschädigten Landwirt eine Entschädigung<br />

vom Grundsatz her zu, wobei er offen<br />

gelassen hat, ob die Behörde bei der<br />

Absperrung sich rechtmäßig oder rechtswidrig<br />

verhalten hat. Diese Entscheidung<br />

ist insofern bedeutsam, da der enteignende<br />

Eingriff oder enteignungsgleiche Eingriff<br />

ausdrücklich vom Haftpflichtversicherungsdeckungsschutz<br />

in der Allgemeinen<br />

Haftpflichtversicherung ausgenommen ist.<br />

Grundsätzlich ist die Mitschuld des Geschädigten<br />

zu prüfen. Dieser kann sich<br />

häufig durch einfache bauliche Maßnahmen<br />

vor dem heranfließenden Wasser<br />

schützen. Wer in Bachlaufnähe siedelt,<br />

muss damit rechnen, dass der Bach einmal<br />

über die Ufer tritt und so sein Anwesen<br />

bedroht. Eine Verwallung um das Grundstück<br />

herum oder das Hochmauern von<br />

Kellerlichtschächten sind Vorkehrungen,<br />

die der Anlieger oft mit einfachsten Mitteln<br />

bewerkstelligen kann. Klaus Kubella<br />

unzureichend abgebildet. Um den zeitlichen<br />

und räumlichen Ablauf und die Mengen verlässlich<br />

und flächendeckend benennen zu können,<br />

ist eine fachgerechte Bewertung und Korrektur<br />

von sowohl Messstations- als auch Wetterradardaten<br />

unerlässlich.<br />

Das Ingenieurbüro hydro&meteo<br />

• langjährige Spezialisten für Korrektur<br />

und Analyse von Niederschlags- und<br />

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Bewältigung von Starkregen und Überflutungen – Gemeinsam finden wir die besten Lösungen für Ihre Kommune


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Hochwasserschutz<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Praxis<br />

Lehren der Natur<br />

Abflusssimulationen ermöglichen die modellhafte Abbildung von Starkregen und<br />

seinen Folgen. So auch in Solingen. Die Kommune nutzt die Karten im Rahmen<br />

ihres Hochwasserschutz-Konzeptes für den Stadtteil Gräfrath.<br />

Gräfrath ist ein denkmalgeschützter<br />

Stadtteil von Solingen (Nordrhein-<br />

Westfalen). Der Altstadtbereich<br />

liegt in einem Tiefpunkt, weitgehend umgeben<br />

von Berghängen. Im August 1999<br />

zog über Gräfrath ein Starkregen mit<br />

einem statistischen 50-jährigen Wiederkehrintervall.<br />

Innerhalb des 45-minütigen<br />

Niederschlags (mit insgesamt 40 Liter pro<br />

Quadratmeter) floss der Altstadt das Zehnfache<br />

seiner eigenen Flächen aus den höher<br />

liegenden Flächen zu. Am Tiefpunkt<br />

der Altstadt kam es zu Überflutungen bis<br />

zu einem Meter.<br />

Um zukünftig die vorhandenen Verrohrungen<br />

besser ausnutzen zu können, wurden<br />

im Jahr 2000 zusätzliche Straßenabläufe<br />

eingebaut. Aufgrund der steilen Topografie<br />

sind diese Maßnahmen in ihrer Wirkung<br />

sehr begrenzt. Die Erfahrungen von diesen<br />

und anderen Starkregenereignissen<br />

führten zu einem Umdenken der Entwässerungsplanung.<br />

Zusammen mit Fachbüros wird in Solingen<br />

seit 2013 die generelle Entwässerungsplanung<br />

umgestellt. Mithilfe von<br />

Forschungsvorhaben und Pilotprojekten<br />

werden neue Werkzeuge wie topografi-<br />

Gräfrath: Die historische Altstadt<br />

(Markierung) befindet sich am topografischen<br />

Tiefpunkt der Ortslage.<br />

Diese Situation ist maßgeblich für die<br />

Hochwasserschutzplanung.<br />

Foto: Technische Betriebe Solingen<br />

sche Analysen und gekoppelte Simulationen<br />

zur Identifikation von Überflutungsschwerpunkten<br />

angewendet. Herausgekommen<br />

sind unter anderem stadtweite<br />

Fließweg- und Senkenkarten sowie erste<br />

gekoppelte Abflusssimulationen.<br />

Mit den vorliegenden Karten wird stadtweit<br />

zum einen nach exponierten Lagen<br />

mit sensibler <strong>Infrastruktur</strong> gesucht. Zum<br />

anderen wird versucht, durch Anpassungen<br />

von Fließwegen, Schaffung von Regenrückhalt<br />

(Retention) in Verkehrs- und<br />

Grünflächen und der weiteren Auslastung<br />

des Kanalnetzes wirksamen Hochwasserschutz<br />

zu schaffen. Im Fokus steht aktuell<br />

der Stadtteil Gräfrath.<br />

Die Kessellage der historischen Altstadt<br />

in Gräfrath ermöglicht im Wesentlichen<br />

die Anwendung zweier Maßnahmenarten:<br />

Die Abflussvermeidung oder -rückhaltung<br />

im Einzugsgebiet und die Abflussführung<br />

im historischen Stadtkern. Zur Rückhaltung<br />

werden derzeit die Flächen Brandteich<br />

(Parkplatzfläche), Gräfrather Heide<br />

(Rückhalteraum im Hauptschluss des Heider<br />

Bachs) und Gerberstraße (Grünfläche)<br />

untersucht.<br />

Wenn die Rückhalteräume gefüllt sind,<br />

muss das zum Ortskern abfließende Wasser<br />

in den Straßen zum Tiefpunkt im Ortskern<br />

geführt werden. Um die umgebende<br />

Bebauung zu schützen, kann stellenweise<br />

eine Neuprofilierung der Straßenoberfläche<br />

nötig sein. An Straßeneinmündungen<br />

vor der Altstadt sind Überhöhungen der<br />

Straße (vergleichbar Verkehrsberuhigungselemente)<br />

sinnvoll, um das Wasser abzubremsen<br />

und über leistungsfähige Straßenabläufe<br />

in die Kanalisation zu bringen.<br />

Tycho Kopperschmidt / Sebastian Arns<br />

DIE AUTOREN<br />

Tycho Kopperschmidt ist Mitarbeiter im Sachgebiet<br />

Wassersensible Planungen bei den Technischen<br />

Betrieben Solingen (t.kopperschmidt@<br />

solingen.de), Sebastian Arns ist Mitarbeiter<br />

beim Ingenieurbüro Reinhard Beck in Wuppertal<br />

(arns@ibbeck.de)<br />

www.dwa.de/audit<br />

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Ergebnisse der 1. Phase<br />

Betrieb von Stauanlagen im Hochwasserfall<br />

am Beispiel von Flüssen im Alpenraum<br />

Starkregen: Erste Erfahrungen mit dem<br />

Frühwarnsystem in Sachsen<br />

Starkregen: Pilotprojekt der Stadt Kassel<br />

Mehr Infos und Anmeldung<br />

www.dwa.de/hochwassertag oder über Angelika Schiffbauer: +49 2242 872-156 · schiffbauer@dwa.de<br />

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Kommune und liest Daten und Leistungen<br />

aus. Daten und Zuständigkeiten im<br />

Webauftritt werden gepflegt und an den<br />

BUS gespiegelt. – www.itebo.de<br />

Neue Homepage<br />

Nora Systems, der Hersteller hochwertiger<br />

Kautschukböden, hat seinen<br />

Internetauftritt erneuert. Kommunalen<br />

Planern und Architekten stehen nun<br />

Bildergalerien, Downloads sowie<br />

interaktive Features zur Verfügung.<br />

www.nora.com/de<br />

Angebot erweitert<br />

Der Olympia-Park München ist um<br />

eine Attraktion reicher. Die AOK Bayern<br />

vervollständigte das sportliche Angebot<br />

um neun Geräte für Kräftigungs- und<br />

Koordinationstraining von Playparc. Sie<br />

lenken den Fokus auf spielerische und<br />

gesundheitsorientierte Bewegungsformen.<br />

– www.playparc.de<br />

Kehrmaschine im Einsatz in Münster: Das vollelektrische Kompaktfahrzeug der Abfallwirtschaftsbetriebe<br />

reinigt die Innenstadt abgasfrei und geräuscharm.<br />

Elektrokehrfahrzeuge<br />

Frei von Emissionen<br />

Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster<br />

(AWM) reinigen die Innenstadt abgasfrei.<br />

Das elektrische Kompaktkehrfahrzeug<br />

von Bucher Municipal wurde<br />

nach dem Testbetrieb übernommen.<br />

In den Bereichen Umweltschutz und erneuerbare<br />

Energien gilt die Stadt Münster<br />

(307 000 Einwohner, Nordrhein-<br />

Westfalen) als Vorzeigestadt. Von nun an<br />

auch bei der Straßenreinigung. Nach erfolgreichem<br />

Testbetrieb haben die Abfallwirtschaftsbetriebe<br />

Münster im Frühjahr<br />

<strong>2017</strong> ein vollelektrisches Kompaktkehrfahrzeug,<br />

die Bucher Municipal City Cat<br />

2020ev, in den Regelbetrieb übernommen.<br />

Der Fachstellenleiter für Sicherheit und<br />

Technik, Hugo Tork, erläutert: „Die Kehrmaschine<br />

erzeugt 75 Prozent weniger Lärm<br />

als ein vergleichbares Dieselfahrzeug, man<br />

hört eigentlich nur den Kehrbesen.“ Über<br />

Nacht wird das Fahrzeug an einem AWM-<br />

Standort mit Ökostrom aufgeladen. Nach<br />

zweieinhalb Stunden Ladezeit ist die Lithium-Ionen-Batterie<br />

voll. Die Batteriekapazität<br />

von 56 Kilowattstunden reicht für<br />

mindestens sechs Stunden Kehreinsatz.<br />

Das Elektrofahrzeug ist mit Breitreifen ausgestattet,<br />

die ein vibrationsarmes Fahren<br />

auf Kopfsteinpflaster ermöglichen und für<br />

geringe Flächenpressung sorgen.<br />

Mit dem schrittweisen Austausch ihrer<br />

Diesel-Kehrfahrzeuge durch Elektromodelle<br />

kann die Stadt Münster ihren Klimazielen<br />

näher kommen. Auch die Bürger sehen<br />

den Einsatz von umweltfreundlichen<br />

Fahrzeugen positiv.<br />

In weiteren deutschen Städten wie<br />

beispielsweise Herne und Freiburg im<br />

Breisgau sind Elektro-Kehrfahrzeuge von<br />

Bucher Municipal bereits im Einsatz. Das<br />

Unternehmen ist auf Kommunalfahrzeuge<br />

spezialisiert. Das Produktangebot umfasst<br />

Kehrmaschinen, Kanalreinigungsfahrzeuge,<br />

Winterdienstausrüstungen und<br />

Müllfahrzeuge.<br />

www.buchermunicipal.com/de<br />

Foto: Bucher Municipal<br />

LED-Beleuchtung<br />

Energiekosten gesenkt<br />

Auf LED-Beleuchtung umgerüstet wurde<br />

eine Badmintonhalle in Dänemark. Die<br />

Leuchten „Sportler“ von Regiolux sind auf<br />

den Einsatz in Sportstätten zugeschnitten<br />

und sparen in der 1<strong>10</strong>0 Quadratmeter großen<br />

Halle 6000 Kilowattstunden Strom ein.<br />

Dadurch reduzieren sich Energieverbrauch<br />

und Stromkosten für die Beleuchtung um<br />

rund 50 Prozent.<br />

Die 56 LED-Leuchten mit breitstrahlender<br />

Optik wurden an den vorhandenen<br />

Tragschienen montiert. Sie erzielen eine<br />

mittlere Beleuchtungsstärke von 580 Lux.<br />

Wegen hoch aufsteigender Bälle kommt<br />

es auf eine Begrenzung der Blendung an.<br />

www.regiolux.de<br />

Wildkrautbekämpfung<br />

Mit Volldampf reinigen<br />

Herbizidfrei Unkraut bekämpfen funktioniert<br />

mit der Schaum- und Heißwassermethode<br />

Foamstream von Weedingtech. Speziell<br />

für öffentliche Anlagen und Einrichtungen<br />

entwickelt, ist sie eine erweiterte<br />

Version der MW-Serie. Ein Touchscreenfeld<br />

und die integrierte Diagnosefunktion<br />

erleichtern die Anwendung. Zudem wurde<br />

die Fertigung qualitativ verbessert. Mit der<br />

kleineren Stellfläche und dem geringeren<br />

Gewicht ist sie anwenderfreundlicher. Das<br />

Gerät wird auch zur Straßenreinigung und<br />

Kaugummibeseitigung eingesetzt.<br />

www.weedingtech.com<br />

Aktuelle Foamstream von Weedingtech: Das<br />

Gerät ist nun noch anwenderfreundlicher.<br />

Foto: Avant<br />

Foto: Weedingtech<br />

E-Geräteträger Avant: Die Anbaugeräte<br />

werden ebenfalls rein elektrisch betrieben.<br />

Kommunaltechnik<br />

Strom für Anbaugeräte<br />

Eine Neuheit hat der finnische Hersteller<br />

Avant in Sachen Elektrofahrzeug vorgestellt.<br />

Bisher diente der Elektroantrieb fast<br />

nur dem Fahren, Anbaugeräte mussten<br />

über einen eigenen Elektroantrieb verfügen.<br />

Die Avant e5 und e6 fahren und arbeiten<br />

nun rein elektrisch. Das ermöglicht ein<br />

zweiter Elektromotor zur Versorgung des<br />

Ladehubarms und der Hydraulik. Er treibt<br />

die Anbaugeräte wie Mäh- und Mulchgeräte,<br />

Kehrmaschinen oder Schneefräsen<br />

an. Einige Geräte an der oberen Leistungsgrenze<br />

bleiben außen vor.<br />

Der Avant e5 hat Bleibatterien, der leistungsstärkere<br />

e6 Lithium-Ionen-Technik.<br />

Letzerer schafft bei einer Stunde Nachladen<br />

sieben Stunden Einsatz, gemessen an<br />

leichter Arbeit.<br />

www.avanttecno.de<br />

Verkehrsüberwachung<br />

Radarsystem geprüft<br />

Das Verkehrsüberwachungssystem Poliscan<br />

FM1 hat die Zulassung von der<br />

Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />

erhalten. Das Messsystem von Vitronic<br />

überwacht Tempolimits, Rotlichtverstöße<br />

oder Durchfahrtsverbote. Es ist stationär,<br />

semistationär oder mobil einsetzbar. Dank<br />

variabler Messstrecke verfolgt es Verstöße<br />

im gesamten Messbereich und dokumentiert<br />

den Fall am bestgeeigneten Fotopunkt.<br />

www.vitronic.de<br />

Foto: Faszinatour<br />

Tourismus<br />

Klettergerüst für<br />

Groß und Klein<br />

Das Konzept „Selbsterfahrung in der<br />

Natur“ setzt der Anbieter von Dienstleistungen<br />

im Outdoorbereich, Faszinatour,<br />

in verschiedenen Bereichen um. In der<br />

Sparte Adventure-Park-Solutions entwickelt<br />

das Unternehmen Erlebnisräume<br />

und errichtet Hochseilgärten, Kletterwälder<br />

und Freizeitanlagen. Beliebte Standorte<br />

für Klettergerüste sind Freizeitparks,<br />

Museen oder auch Landesgartenschauen.<br />

Die Besonderheit der Seilgärten ist<br />

die Weiterentwicklung zu Skytrails. Mit<br />

der platzsparenden und selbsttragenden<br />

Stahlkonstruktion sind diese Freizeitanlagen<br />

gut für hochfrequentierte Standorte<br />

geeignet. Kinder und Erwachsene haben,<br />

permanent gesichert, die Möglichkeit,<br />

sich über Kletterelemente zu bewegen.<br />

Der dadurch bedingte minimale Personalaufwand,<br />

die hohe Kapazität, der Betrieb<br />

ohne Strom und der geringe Wartungsaufwand<br />

zeichnen diese Kletteranlage für Unternehmen<br />

der Freizeitbranche aus. Frei<br />

Klettergerüst im Freien: Verschiedene Routen<br />

bieten Nutzern Spaß und Nervenkitzel.<br />

wählbare Routen mit unterschiedlichen<br />

Schwierigkeitsgraden bieten einer breiten<br />

Zielgruppe Spaß und Nervenkitzel.<br />

Der Outdoorspezialist bietet auch Trainings<br />

an, die bei der Personalentwicklung<br />

und bei Organisations- und Changeprozessen<br />

hilfreich sein können.<br />

www.faszinatour.de<br />

76 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

77


Produkte & Dienstleistungen<br />

ANBIETER<br />

Produkte & Dienstleistungen<br />

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INFORMATIONSTECHNIK<br />

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Marketing im Tourismus<br />

Theorie und Praxis<br />

6. 11. Boppard<br />

Kommunalakademie Rheinland-Pfalz,<br />

Mainz, Tel. 0 61 31/2 39 85 57,<br />

www.akademie-rlp.de<br />

Energieliefer-Contracting<br />

Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />

8. – 11. 11. Hamburg<br />

Verband für Wärmelieferung, Hannover,<br />

Tel. 05 11/36 59 00,<br />

www.energiecontracting.de<br />

Notfall- und Krisenmanagement<br />

Praxisseminar<br />

<strong>10</strong>. 11. Offenbach am Main<br />

Umweltinstitut Offenbach, Tel. 0 69/<br />

81 06 79, www.umweltinstitut.de<br />

Bürgermeisteramt<br />

Tipps für eine Führungsposition<br />

<strong>10</strong>. – 11. 11. Bühl<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung, Wesseling,<br />

Tel. 0 22 36/7 07 44 23, www.kas.de<br />

Mobilität<br />

Die soziale Dimension des Begriffs<br />

13. – 14. 11. Berlin<br />

Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin,<br />

Tel. 0 30/39 00 <strong>10</strong>, www.difu.de<br />

Energie- und Wasserwirtschaft<br />

Steuerpraxis <strong>2017</strong><br />

20. – 22. 11. Wiesbaden<br />

EW Medien und Kongresse, Frankfurt am<br />

Main, Tel. 0 69/7 <strong>10</strong> 46 87-1 48,<br />

www.ew-online.de<br />

Führung und Kommunikation<br />

Soft Skills für Young Professionals<br />

20. – 21. 11. Wuppertal<br />

Technische Akademie Wuppertal,<br />

Tel. 02 02/74 95-0, www.taw.de<br />

Personalwesen<br />

Stellenbeschreibung<br />

22. – 23. 11. Stralsund<br />

Kommunales Studieninstitut Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Malchin,<br />

Tel. 0 39 94/28 01 <strong>10</strong>,<br />

www.studieninstitut-mecklenburg.de<br />

Ehrenamt<br />

Konfliktbearbeitung<br />

24. 11. Nürnberg<br />

Landesnetzwerk bürgerschaftliches<br />

Engagement Bayern, Nürnberg,<br />

Tel. 09 11/81 01 29 18,<br />

www.lbe.bayern.de<br />

Interkommunale<br />

Zusammenarbeit<br />

Formen, Handlungsfelder,<br />

Potenziale<br />

29. 11. Dresden<br />

Bildungswerk für Kommunalpolitik<br />

Sachsen,<br />

Hoyerswerda, Tel. 0 35 71/40 72 17,<br />

www.bks-sachsen.de<br />

Dokumentenmanagement<br />

Seminar für Fach- und Führungskräfte<br />

4. – 5. 12. Frankfurt am Main<br />

Zöller & Partner, Liederbach,<br />

Tel. 0 69/94 94 31 00, www.zoeller.de<br />

KONGRESSE<br />

Fachkonferenz Personalwesen<br />

Dienststellenbewertung<br />

13. – 14. 11. Köln<br />

Kommunale Gemeinschaftsstelle für<br />

Verwaltungsmanagement, Köln,<br />

Tel. 02 21/3 76 89-88, www.kgst.de<br />

6. Niedersächsischer<br />

Kommunalrechtskongress<br />

Sachstände und Tipps<br />

14. 11. Hannover<br />

Niedersächsisches Studieninstitut für<br />

kommunale Verwaltung, Hannover,<br />

Tel. 05 11/16 09-23 97,<br />

www.nds-sti.de<br />

Dena-Kongress<br />

Energiewende<br />

20. – 21. 11. Berlin<br />

Deutsche Energie-Agentur, Berlin,<br />

Tel. 0 30/66 77 70, www.dena.de<br />

Kompetenzforum Parken<br />

E-Mobilität, Parken, Praxis<br />

22. 11. Würzburg<br />

Bundesverband Parken, Köln,<br />

Tel. 02 21/25 71 016, www.parken.de<br />

Zukunftsforum Energiewende<br />

Den Wandel aktiv gestalten<br />

28. – 29. 11. Kassel<br />

Deenet – Kompetenznetzwerk dezentrale<br />

Energietechnologien, Kassel,<br />

Tel. 05 61/78 80 96 <strong>10</strong><br />

www.zukunftsforumenergiewende.de<br />

Bildungseinrichtungen<br />

Fachtagung mit Best<br />

Practices<br />

4. – 5. 12. München<br />

Management-Forum Starnberg,<br />

Tel. 0 81 51/27 19-0,<br />

www.management-forum.de<br />

MESSEN<br />

Hypermotion<br />

Lösungen für Mobilität und Logistik<br />

20. – 22. 11. Frankfurt am Main<br />

Messe Frankfurt, Frankfurt,<br />

www.hypermotionfrankfurt.messefrankfurt.com<br />

Vds-Brandschutz-Tage<br />

Baulicher Brandschutz<br />

6. – 7. 12. Köln<br />

Vds Schadenverhütung, Köln,<br />

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Fachmesse für Straßen- und Tiefbau<br />

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der gemeinderat<br />

Redaktion<br />

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74523 Schwäbisch Hall<br />

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der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

INTERESSE? Dann wenden Sie sich gerne an: Ursula Fantz, Telefon: 0791/95061-17, E-Mail: ursula.fantz@pro-vs.de<br />

der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

81


Vorschau der gemeinderat 11/<strong>2017</strong><br />

Zocken nicht erlaubt!<br />

Auch in Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen gilt für die Kämmerer bei der Geldanlage<br />

der Grundsatz „Sicherheit vor Ertrag“. Doch was sind sichere beziehungsweise riskante<br />

Anlageformen und gibt es solche, die noch rentierlich sind für die Kommunen bei gleichzeitig<br />

hoher Sicherheit? Lesen Sie mehr dazu in der November-Ausgabe.<br />

Service muss sein<br />

Was macht eine attraktive, vor allem auch<br />

auf E-Government-Services ausgerichtete<br />

städtische Homepage aus? Die Redaktion<br />

hat sich kommunale Web-Auftritte angesehen<br />

und dabei Beispiele gefunden, die von<br />

gelungen bis ausbaufähig reichen. Neben<br />

der Analyse gibt es auch Tipps für eine<br />

gute Gestaltung des Internet-Portals von<br />

Städten und Gemeinden.<br />

Foto: Eyetronic/Fotolia<br />

Die nächste<br />

Ausgabe<br />

erscheint am<br />

8. 11.<br />

Dicke Luft im Fuhrpark?<br />

Fahrzeuge im kommunalen Dienst –<br />

Busse, Müllautos, Kehrmaschinen – sind<br />

bei der Abgasbelastung in Städten ein Teil<br />

des Problems. Wir ordnen ein, wo es für<br />

die Flottenbetreiber Handlungsbedarf gibt<br />

und welche Möglichkeiten bestehen, den<br />

Fuhrpark nach- und umzurüsten mit dem<br />

Ziel, in diesem Bereich einen Beitrag zur<br />

Verbesserung der Luftqualität zu leisten.<br />

82 der gemeinderat <strong>10</strong>/17<br />

Foto: Cristovao31/Fotolia<br />

Foto: Niroworld/Fotolia<br />

IMPRESSUM<br />

der gemeinderat<br />

Das unabhängige Magazin für<br />

die kommunale Praxis<br />

Herausgeber<br />

pVS - pro Verlag und Service<br />

GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Marcus Baumann, Tilmann Distelbarth,<br />

Bernd Herzberger<br />

Chefredakteur Wolfram Markus<br />

Redaktion Jörg Benzing,<br />

Alexander Liedtke (Volo.),<br />

Annika Wieland (Volo.)<br />

Layout & Grafik HSt Medienproduktion<br />

Sales Management<br />

Michael Blaser, Ursula Fantz,<br />

Nicola Kowol, Manfred Lober (extern)<br />

Vertrieb Natalie Toth<br />

(natalie.toth@pro-vs.de)<br />

Erscheinungsweise monatlich<br />

Bezugsbedingungen<br />

Der Einzelpreis beträgt 8,50 Euro<br />

zzgl. 7 % MwSt., Porto und Verpackung<br />

Jah res abonnement: 95,50 Euro<br />

inkl. 7 % MwSt., Porto und Verpackung<br />

Es gelten die Mediadaten Nr. 40<br />

vom 1. Januar <strong>2017</strong><br />

Verlags- und Redaktions an schrift<br />

pVS - pro Verlag und Service<br />

GmbH & Co. KG<br />

Stauffenbergstraße 18<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

Tel. 0791 95061-0, Fax 95061-41<br />

info@pro-vs.de<br />

www.treffpunkt-kommune.de<br />

Konto<br />

Sparkasse Schwäbisch Hall–Crailsheim,<br />

IBAN DE91 6225 0030 0005 2553 00<br />

Druck und Herstellung<br />

Möller Druck und Verlag GmbH<br />

Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde<br />

Tel. 030 41909-0, Fax 41909-299<br />

Nachdruck und Vervielfältigung –<br />

auch auszugsweise – nur mit<br />

Genehmigung des Verlages.<br />

Gedruckt auf umweltfreundlichem<br />

UltraMag Plus Silk-Recyclingpapier<br />

aus <strong>10</strong>0% Altpapier, zertifiziert mit den<br />

Umweltsiegeln „Der Blaue Engel“, „EU-<br />

Ecolabel“ sowie FSC- und PEFC-Siegel.<br />

ISSN 0723-8274<br />

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TURBOswiss ist die konsequente Weiterentwicklung<br />

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auf der Website www.turboswiss.ch<br />

TURBOhochwasserschutz AG<br />

Wesemlinstraße 32<br />

6006 Luzern<br />

T 041 361 06 30<br />

bfw@turboswiss.ch<br />

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