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Im Kirchhof von St. Arbogast in Muttenz steht eine der<br />

bedeutendsten Grenzsteinsammlungen in der Schweiz.<br />

Dominiert wird sie von Buntsandsteinen aus südwestdeutschen<br />

Steinbrüchen. Die zwei Steine im Vordergrund mit Pilgerstab<br />

und Pilgermuscheln gehörten dem St. Jakob-Gut. Der<br />

breite Stein links mit Salbenbüchse dem Steinenklostergut.<br />

Steine setzen Grenzen<br />

Gegend mit und verabreichte ihnen vor Ort einen<br />

Satz kräftiger Ohrfeigen, damit sie den Standort<br />

des Steines auch ja nicht vergässen.<br />

ZEUGEN VERGANGENER EPOCHEN<br />

Die Jahrhunderte vom Hochmittelalter bis ins<br />

frühe 19. Jahrhundert waren die grosse Zeit der<br />

Grenzsteine. Mit dem Aufkommen von Katastern<br />

im Zuge der napoleonischen Flurbereinigung wurden<br />

sie zunehmend überflüssig. Heute spielen<br />

Grenzsteine kaum mehr eine Rolle im rechtlichen<br />

Sinn. Dennoch werden sie vielerorts noch immer<br />

gepflegt. So begehen die zuständigen deutschen<br />

und Schweizer Vermessungsämter im Gebiet von<br />

Kreuzlingen/Konstanz in regelmässigen Abständen<br />

gemeinsam ihre Grenzsteine. Für die Zollgrenze<br />

seien die Steine durchaus noch relevant, sagt<br />

Thomas Zehnder, Kommandant der Grenzwachtregion<br />

II. Wie alle neueren Grenzsteine sind die von<br />

Kreuzlingen/Konstanz aus Granit. In moderner<br />

Schlichtheit stehen sie da, in Gärten, an Strassenecken<br />

und im offenen, zaunlosen Gelände am See.<br />

Nach dem letzten Stein am Seeufer löst sich die<br />

Grenze in den Tiefen des Schwäbischen Meers auf.<br />

Das ist kein poetisches Bild, sondern ganz wörtlich<br />

zu verstehen: Der Bodensee ist völkerrechtliches<br />

Niemandsland, hier verläuft die einzige Grenze in<br />

Europa, die nie genau festgelegt wurde.<br />

Ganz anders sieht das in der Region Basel aus.<br />

Immer wieder neu definierte Gemeinde-, Kantons-,<br />

Bistums- und Landesgrenzen haben in dieser<br />

Gegend zu einer aussergewöhnlichen Dichte<br />

an Grenzsteinen geführt. Zu den Hotspots gehört<br />

die Enklave Biel-Benken, die seit 1526 zu Basel gehörte<br />

und vom katholischen Solothurn umschlossen<br />

war. Es gab hier auch eine Gegenreformation,<br />

DER GRENZSTEIN ALS BILDERSCHATZ<br />

Frühe Grenzsteine dienten der nüchternen<br />

Markierung der Hoheitsgebiete, trugen dabei<br />

aber oft eindrucksvoll gestaltete Motive:<br />

Bischofsstäbe, Kronen und Fürsteninsignien,<br />

Steinmetzzeichen, Glocken, Kreise,<br />

Türme, Rosetten, Davidsterne, Halbmonde,<br />

Schwurhände, Schlüssel, Stöcke, Lilien,<br />

Schwerter, Pilgerstäbe, Monstranzen, Salbenbüchsen,<br />

Krücken und natürlich vielerlei<br />

Tiere wie Hirsche, Stiere, Widder, Bären,<br />

Pferde, Fische, Adler und Hähne.<br />

die von Basel unterdrückt wurde und in deren<br />

Folge man an allen Grenzsteinen den Baselstab<br />

einhauen liess. Kein Wunder, wird Biel-Benken<br />

vom Lokalhistoriker O. Gass die «Wetterecke aller<br />

Markstreitigkeiten» genannt. Hier beeindrucken<br />

vor allem die Bistumssteine mit einem Reichtum<br />

an Formen und Wappen. Diese gehen auf die Basler<br />

Fürstbischöfe zurück, die vom 16. Jahrhundert<br />

an in Basel regierten. Es sind in der Regel geviertete<br />

Wappen, die den Bistumsstab mit dem Familienwappen<br />

des jeweiligen Bischofs kombinieren.<br />

SAMMELN, ARCHIVIEREN, SCHÜTZEN<br />

Dass in der Region Basel eine der wichtigsten<br />

Schweizer Grenzsteinsammlungen zu finden ist,<br />

erstaunt da nicht. Der Grenzsteinfriedhof bei der<br />

Kirche St. Arbogast in Muttenz mit 140 Steinen ist<br />

nach einer Idee des Muttenzer Schatzungsbaumeisters<br />

Jakob Eglin entstanden. «Im Verlaufe<br />

der Güterzusammenlegungen verschwinden die<br />

meisten alten Grenzen und damit verlieren die<br />

vielen, zum Teil uralten Gütersteine ihre Daseinsberechtigung.<br />

In die neuen Flurgrenzen dürfen sie<br />

nicht mehr gesetzt werden, da die kantonalen Bestimmungen<br />

für Neuvermarchungen Grenzsteine<br />

aus Granit vorschreiben», begründete Eglin seine<br />

Motivation. Die früheren Grenzsteine der Region<br />

bestehen meist aus Buntsandstein oder Jurakalk-<br />

38 Grenzsteine aus Granit<br />

befinden sich auf der 2,8<br />

Kilometer langen Berührungslinie<br />

zwischen Deutschland<br />

und dem Kanton Thurgau.<br />

Sie werden alle sechs Jahre<br />

von beiden Seiten gemeinsam<br />

überprüft.<br />

05/17<br />

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